Tätigkeitsbericht für 2007
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Tätigkeitsbericht für 2007
© Greenpeace / Teresa Novotny Taten statt Worte Tätigkeitsbericht 2007 Greenpeace in Zentral- und Osteuropa 2 Kein neues Kohlekraftwerk für Neuseeland Niemand sagt, dass Erfolge leicht zu erreichen sind. Die Entscheidung von Neuseelands Regierung, die Pläne für das Kohlekraftwerk „Marsden B“ ad acta zu legen, markiert den Endpunkt von vier Jahren Protest. Ein paar der Maßnahmen: eine neuntägige Besetzung des KraftwerkAreals, Anzeigen bei Gericht, Demonstrationen, eine Lawine von Protestmails, eine Piraten-Radiostation, eine Surf-Aktion – um nur einige zu nennen. Am Ende siegte die Vernunft – denn wer Kohlekraftwerke sät, wird den Klimakollaps ernten. Globalisierter Widerstand Weltweit schwinden die Wälder. Damit gehen Millionen Arten unwiederbringlich verloren. Zusätzlich beschleunigt dieser Verlust aber auch den Klimawandel immer weiter. Deshalb widmete Greenpeace im Jahr 2007 einen großen Teil seiner Kampagnen dem Urwaldschutz – in vielen Ländern, bei vielen Gelegenheiten, auf viele Arten. © Greenpeace / Dean Treml Das besondere an der Arbeitsweise und dem globalen Wirken von Greenpeace ist, dass wir die Probleme immer von zwei Seiten angehen. Wir stellen Unternehmen dort, wo die Wälder zerstört werden – ein Einsatz, der oft mit erheblichem persönlichem Risiko verbunden ist. Wir sind aber auch da präsent, wo es um die Märkte geht, wo die Produkte der Waldzerstörung konsumiert werden, sei es Holz, Fleisch oder Öl. Oder Indonesien: Unser Energieexperte Jurrien Westerhof half zwei Wochen lang auf Sumatra mit, die Umwandlung von Urwäldern in Palmölplantagen zu verhindern. Das Palmöl wird als Ersatz für Raps- oder Sojaöl eingesetzt, das zunehmend in Tanks fließt – bei uns. Greenpeace trägt das Thema in die Verbraucherländer. Wenn Umweltzerstörung eine Folge der Globalisierung ist, dann muss auch der Widerstand dagegen ein globaler sein. Solange Sie uns dabei unterstützen, garantieren wir, dass das passiert. Danke! Alexander Egit Geschäftsführer von Greenpeace in Zentral- und Osteuropa © Greenpeace / Teresa Novotny Soeben erreicht uns die Meldung, dass das Sojamoratorium in Brasilien verlängert wurde. Diesen Einschlagstopp für Sojaplantagen erreichte Greenpeace im Jahr 2006 nach einer langen und harten Kampagne vor Ort in Südamerika, aber auch in Europa, wo es gilt, die KonsumentInnen als Verbündete zu gewinnen. Nun geht es darum, dieses erfolgreiche Instrument auch auf andere Bereiche wie die Viehzucht auszudehnen. Kein Piratenfisch bei Norma Erfolg der Kampagne für ein nachhaltiges Fischangebot in Österreichs Supermärkten: Als erster Diskonter bietet „Norma“ in Österreich und Deutschland eine lückenlose Rückverfolgbarkeit seiner Fischprodukte bis aufs Fangschiff an. Ein neues Logo kennzeichnet den lateinischen Artnamen sowie das Gebiet, die Methode und den Tag des Fanges. Das hilft den Kunden, bewusster Fisch einzukaufen und illegal gefangenen Fisch zu vermeiden. Andere Supermärkte mögen sich ein Beispiel nehmen. 3 Greenpeace-Erfolge 2007 Dafür Tiefseefisch im Südpazifik Nach vier Jahren Greenpeace-Kampagne gegen die Grundschleppnetzfischerei wird im Mai in Chile ein Durchbruch erreicht. Das internationale Abkommen trat noch 2007 in Kraft und soll den Südpazifik © Greenpeace / Malcolm Pullman Dafür umweltfreundlicheres Licht in Irland Auch kleine Schritte können eine große Wirkung haben. Irland hat angekündigt, ab 2009 auf Glühbirnen zu verzichten, bei denen ein Großteil der Energie für Wärme verloren geht. Damit ist Irland das erste EU-Land, das sich zu diesem Schritt aufraffen konnte. Allein bei der Beleuchtung von Privathäusern sollen auf diese Art die CO2-Emissionen um jährlich bis zu 700.000 Tonnen reduziert werden. Von Irland könnte Umweltminister Pröll einiges lernen: Die Besteuerung von Plastiksackerln hat dort eine Reduktion um 90 Prozent gebracht. Dafür eine Ökologisierung in der Elektronikbranche Seit einigen Jahren versucht Greenpeace, Elektronikkonzerne davon zu überzeugen, auf die gefährlichsten Chemikalien zu verzichten. Eine regelmäßig erneuerte Rangliste weist aus, welche Hersteller sich dafür interessieren, was mit ihren Produkten passiert, wenn sie das Haus verlassen – und welche sich darum wenig kümmern. Im Gegensatz zu Firmen wie Dell, Nokia oder Samsung weigerte sich ausgerechnet Apple, die Marke mit dem grünen, dynamischen Image, die Umweltbilanz seiner Produkte zu verbessern. Nun steigerte Greenpeace den Druck: Eine eigens eingerichtete Fake-Homepage gewann die Internet-Auszeichnung Webby-Award. Jetzt blieb Apple keine Wahl: Der US-Computerhersteller gab im Mai bekannt, künftig seine Produkte umweltfreundlicher gestalten und sein RecyclingProgramm ausweiten zu wollen. Wir gratulieren. Und kontrollieren weiter. Mehr dazu (in Englisch) unter: www.greenmyapple.org Zu Chemie in Elektronik: http://marktcheck.greenpeace.at/1193. html Das aktuelle Elektronik-Ranking: http://marktcheck.greenpeace.at/4513. html © Greenpeace / Kurt Prinz © Greenpeace / Ludvig Tillman Kein Urwald im Tank Nach zweimonatiger Greenpeace-Kampagne erklärt der schwedische Ölkonzern OKQ8 Ende Oktober, auf die Verwendung von Palmöl als Agrotreibstoff zu verzichten. Der Mineralölkonzern hatte ursprünglich geplant, als erste Firma einen Treibstoff auf Palmölbasis im großen Stil auf den Markt zu bringen. Ein großer Erfolg für Greenpeace, und die richtige Entscheidung für Indonesiens Urwälder. besser schützen. Die Maßnahmen und Restriktionen reichen vom Verbot der Grundschleppnetzfischerei in Bereichen mit verletzbaren Ökosystemen wie Tiefseebergen über stärkere Kontrollen an Bord der Fangschiffe bis zu der Pflicht, sich mindestens fünf Seemeilen zu entfernen, wenn man auf ein empfindliches Ökosystem stößt (z. B. bei Auffinden von Tiefseekorallen in den Fangnetzen). © Greenpeace / Martin Maher © Greenpeace / Vincent Rok Keine Gentechnik in Frankreich Der französische Präsident Nicolas Sarkozy verkündet Ende Oktober einen Anbaustopp für Gentech-Pflanzen in Frankreich. Das Verbot gilt zunächst bis zum Ende der Anbausaison 2008. Bis dahin sollen neue Sicherheitsmaßnahmen für den kommerziellen Anbau erarbeitet sein. Interessant sind die Gründe, die Sarkozy nennt: Sicherheitsbedenken, Zweifel am Nutzen der Gentech-Pflanzen und die Sorge über eine unkontrollierte Ausbreitung. Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Greenpeace in Zentral- und Osteuropa Fernkorngasse 10, 1100 Wien Tel.: 01/545 45 80-0 Redaktion und Text: Roman Kellner Bildredaktion: Ingrid Fankhauser, Teresa Novotny Grafik: „Sieben“ gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Spendenkonto: P.S.K. 7.707.100 © Greenpeace / Rudi Froese 4 Heiße Luft in Österreich 8. August 2007, Wien: „Klimaschutz statt heiße Luft“ steht auf einem Transparent vor dem Bundeskanzleramt, in dem gerade der Ministerrat zum Thema Klimaschutz tagt. Ein Ballon mit dreieinhalb Metern Durchmesser symbolisiert, was nach Ansicht der AktivistInnen dabei herauskommt: heiße Luft. Was Österreich wirklich braucht, ist eine CO2-Steuer, der Ausbau von Ökostrom und eine flächendeckende Bemautung. 2. Oktober 2007, Wien: Die Pallas Athene erwacht zu neuem Leben und appelliert an die Parlamentarier, für ein vernünftiges Ökostromgesetz zu sorgen. War vor kurzem noch davon die Rede, dem engagierten deutschen Vorbild nachzueifern, so scheinen sich nun wieder die beharrenden Kräfte durchgesetzt zu haben. Und das bedeutet: keine Chance, die Klimaziele zu erreichen. © Greenpeace / Teresa Novotny 20. Jänner 2007, Kitzbühel: Kurz darauf fordert ein Greenpeace-Transparent vor einer erbärmlich schneelosen Zieleinfahrt in Kitzbühel: „Ziel: Klimaschutz jetzt“. Das Hahnenkammrennen wurde schließlich abgesagt – auf Grund von Schneemangel. Das, liebe PolitikerInnen, ist erst der Anfang. 2. März 2007, Linz: Während der Regierungsklausur protestieren AktivistInnen vor dem Ars-Electronica-Center gegen das fehlende politische Bekenntnis der österreichischen Bundesregierung zum Klimaschutz. Ein großes Transparent mit der Aufschrift „Ja zum Klimaschutz“ sowie ein Haufen aus vom Orkan Kyrill entwurzelten Bäumen verdeutlichen die Forderungen. © Greenpeace / Andreas Beham © Greenpeace / Teresa Novotny 12. Jänner 2007, Wien: GreenpeaceAktivistInnen in Badebekleidung appellieren auf dem Ballhausplatz an Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, beim EU-Gipfel im März für ambitionierte Klimaschutzziele einzutreten und dafür zu sorgen, dass die Treibhausgas-Emissionen in Österreich deutlich gesenkt werden. © Greenpeace / Teresa Novotny Wir schreiben das Jahr 2007. Die ganze Welt ist aufgerüttelt von den alarmierenden Daten zur globalen Klimaerwärmung. Die ganze Welt? Nein, ein kleines Land in Mitten Europas glaubt, das alles ginge es nichts an. Zumindest seine PolitikerInnen sehen keinen Grund zum Handeln. Am Vorabend der fünfjährigen Erfüllungsperiode für das Klimaziel von Kyoto liegt Österreich statt bei minus 13 bei plus 18 Prozent Treibhausgas-Emissionen. Um 31 Prozent zu viel! Aber offenbar noch immer zu wenig, um zu handeln: Hierzulande gehen die Verantwortlichen lieber vor Lobbys in die Knie, verschenken CO2-Verschmutzungsrechte an Industrie und Stromkonzerne, tricksen mit allen Mitteln, bringen mit einer absurden Ökostrom-Novelle den Ausbau der Windkraft zum Erliegen und besteuern weiterhin Arbeit statt Energie. Also wurde 2007 auch für Greenpeace in Österreich zum Jahr des Klimaschutzes. Hier einige der zahlreichen Aktivitäten: 5 Globaler Klimawandel © Greenpeace / Manuel Citak Greenpeace ist eine weltweit tätige Organisation. Von Anbeginn hat sie sich globaler Umweltthemen angenommen. Vor dem Klimawandel zum Beispiel warnt Greenpeace schon seit Ende der 80er-Jahre. Dank der Berichte des UN-Klimarates (IPCC), des Nobelpreises für Al Gore und der zunehmend spürbaren Auswirkungen ist Klimawandeln nun plötzlich in aller Munde. Das heißt aber noch lange nicht, dass auch die Notwendigkeit zu handeln erkannt wurde. 2007 führte Greenpeace unzählige Aktivitäten auf allen Kontinenten durch. Hier zwei Beispiele: ..................................................................................... Noahs Arche im Zeichen des Klimawandels Der osttürkische Ararat gilt als jener Berg, auf den sich einst Noah mit seiner Arche rettete. Einige tausend Jahre später drohen abermals Überschwemmungen biblischen Ausmaßes – klimabedingt. Greenpeace baut deshalb am Ararat eine Arche in 2.400 Metern Höhe, um an die Verantwortung der Menschheit zu appellieren. Nicht zufällig findet die Aktion zeitgleich mit dem G8-Treffen der mächtigsten Staatschefs statt. Eine Botschaft von Gipfel zu Gipfel sozusagen. © Greenpeace / Manuel Citak Engagierte Kunst Und noch eine Gipfelaktion, wenn auch ganz anderer Art: Gemeinsam mit dem US-Installationskünstler Spencer Tunick und 600 Nacktmodellen setzt Greenpeace © Greenpeace / Ex-Press / Michael Wuertenberg auf dem Schweizer Aletschgletscher ein Zeichen gegen den Klimakollaps – oder eher für mehr Klimaschutz. Die verletzliche Nacktheit der Menschen sensibilisiert für die Vergänglichkeit der Gletscher. Tatsächlich haben die Alpengletscher in den vergangenen 150 Jahren ein Drittel ihrer Fläche und die Hälfte ihrer Masse verloren. Weltweit sind fast alle Gletscher am Schwinden. Noch ist es nicht zu spät. Die Greenpeace-Studie „Energy-(R)evolution“ zeigt den Weg. www.greenpeace.at/energierevolution. html Broschüre „So retten wir das Klima“: www.greenpeace.at/7schritte.html 6 Waldschutz © Greenpeace / Kate Davison Beim Schutz der Wälder geht es längst nicht mehr „nur“ um den Erhalt der Artenvielfalt, sondern auch um die Stabilität des globalen Klimas. Wer den drohenden Klimakollaps verhindern will, muss zunächst einmal den Wert der Bäume erkennen. Zwei Beispiele aus der Greenpeace-Arbeit im Jahr 2007: aufmerksam. Adrien Sinafasi Makelo, Menschenrechtsaktivist im Zentralafrika, tourte auf Einladung von Greenpeace gemeinsam mit dem Umweltaktivisten René Ngongo Mateso durch Europa und machte auch in Österreich halt. Bei einer Pressekonferenz unterstrich er die Bedeutung des Regenwaldschutzes: „Der Welt muss klar sein, dass unsere Mission nur auf den ersten Blick eine kongolesische Angelegenheit ist. In Wirklichkeit geht es um ein Anliegen von globalem Ausmaß. Wir kämpfen für die zweite Lunge der Erde, und das betrifft alle.“ © Greenpeace / Philip Reynaers chen durchgeführt, um die Verwicklung von Firmen und die Vergabe fragwürdiger Einschlagskonzessionen dokumentieren zu können. Auf Basis dieser Recherchen konnte Greenpeace die Verantwortung der Weltbank und der wichtigsten Geberländer politisch thematisieren. Denn für den Erhalt des kongolesischen Waldes ist ein deutlich gesteigertes Engagement der internationalen Staatengemeinschaft nötig. Da dieses unverständlicherweise nicht von selbst erfolgt, muss entsprechend nachgeholfen werden. So machten etwa Greenpeace-AktivistInnen rund um die letzte Weltbank-Tagung mit Aktionen in vielen Ländern auf die Situation im Kongo und die Notwendigkeit zu handeln © Greenpeace / Teresa Novotny © Greenpeace / Philip Reynaers Kongos Juwel Der Kongo, zweitgrößter tropischer Wald der Erde, ist in Not. Die Abholzung schreitet in atemberaubendem Tempo voran, und sie ist von der sozialen Not im Land nicht zu trennen. Greenpeace arbeitet schon seit Jahren im kleineren Umfang im Kongo. In erster Linie wurden Kontakte zu lokalen Initiativen aufgebaut und Informationen gesammelt. Ein stärkeres Engagement war durch den Krieg und die extrem gefährliche Nachkriegssituation nicht möglich. Auch jetzt ist die Lage im Kongo gefährlich und instabil. Doch die Zeit drängt. Deshalb begann Greenpeace 2007 verstärkt in dem zentralafrikanischen Land zu arbeiten. Vor allem wurden systematische Recher- 7 = © Greenpeace / Oka Budhi Indonesien ist durch das Abbrennen dieser besonders kohlenstoffhaltigen Böden nach den USA und China bereits zum drittgrößten Produzenten von Treibhausgasen geworden. Vier Prozent des globalen CO2-Austoßes stammen bereits aus indonesischen Torfwäldern. Mitschuld: Die Nachfrage aus Europa. Das Palmöl ersetzt Rapsöl, das neuerdings als Agro-Treibstoff Verwendung findet. Jurrien Westerhof, Klimaexperte von Greenpeace in Österreich, arbeitete zwei Wochen vor Ort an der Errichtung mehrerer Dämme mit, die das Austrocknen der Wälder verhindern sollen. Sein Resümee: „Die Zeit drängt. Ich merke, wie abgestumpft ich selber gegenüber Warnungen © Greenpeace / Chedar Anderson © Greenpeace / Oka Budhi Klimakiller Palmöl Ende September begann Greenpeace in der Provinz Riau im Osten Sumatras eine Waldrettungsstation aufzubauen. Riau ist einer der Hauptschauplätze der Zerstörung des tropischen Regenwaldes in Indonesien. Das Prinzip ist immer gleich: Unternehmen erwerben, häufig illegal, eine Lizenz zur Errichtung einer Plantage. Dann holen Holzfirmen die begehrtesten Bäume aus dem Wald, anschließend alles, was zu Zellstoff verarbeitet werden kann. Schließlich wird der erbärmliche Rest über Entwässerungskanäle trockengelegt und anschließend niedergebrannt. Weil es sich hierbei um Moorwälder handelt, ist das Abbrennen auch eine sehr CO2-intensive Sache. war, dass es in 20 Jahren vielleicht keinen Regenwald mehr gibt. Wenn man aber einen Wald, der vor 20 Jahren noch komplett unberührt war, vom Flieger aus nicht mehr fotografieren kann, ohne Zerstörung zu fotografieren, dann gibt das schon zu denken. Man merkt, das geht wirklich schnell.“ © Greenpeace / Oka Budhi Klimaschutz © Greenpeace / Gabor Sioreti 8 Schaumschläger Doch die Firma Boxmark zeigt sich uneinsichtig. Die österreichischen Behörden wollen von all dem nichts wissen, tun das Problem als ein ästhetisches ab. Der Unmut in Ungarn steigt. Gut, dass es Greenpeace gibt. Bereits im Oktober 2005 ziehen AktivistInnen erste Proben und findet im Abwasser von Boxmark das Fünffache der gesetzlich erlaubten Menge des Tensids und Schaumbildners Naphtalin-1,5-disulfonat – laut EU eine Risikochemikalie. Bei späteren Analysen stellt sich heraus, dass unter anderem auch die Abwasserwerte für Phosphor, Eisen und halogenorganische Verbindungen weit jenseits der gesetzlichen Vorschriften liegen. Besonders auffällig ist die hohe Salzmenge, die Boxmark in die Raab entlässt. Herwig Schuster, Chemiker bei Greenpeace, bringt es auf den Punkt: „Die Abwässer, die Boxmark in die Raab leitet, sind schwer illegal und so salzig wie das Wasser der Ostsee.“ Kurz kommt Bewegung in die Sache. Aber schon nach kurzer Zeit versinken die steirischen Behörden in einem KompetenzWirrwarr, und Boxmark kann sich abermals untätig zurücklehnen. Die kritischen Stimmen aus Ungarn werden lauter, erste Boykottaufrufe sind zu hören. Jetzt reicht es aber wirklich. Mit einer gemeinsamen Aktion protestieren Greenpeace Österreich und Greenpeace Ungarn im Juni vor den Toren des Lederwerks Boxmark in Feldbach. Zwanzig AktivistInnen schäumen den Eingangsbereich des Werkes zu. Boxmark-Chef Schmidt schickt die Werksfeuerwehr. Die richtet ihre Hochdruckwasserschläuche auf den Schaumteppich und die AktivistInnen und setzt dem Protest damit ein Ende. Kurz darauf schweißt Boxmark den Entnahmestutzen des Abwasserrohrs zu. Damit soll verhindert werden, dass Greenpeace weitere Abwas- serproben nimmt. Doch diese und einige andere Aktionen führen schließlich zum Erfolg und auf politischer wie auf betrieblicher Seite zum Einlenken. Herwig Schuster ist zufrieden: „Offenbar tragen unsere Bemühungen zur Säuberung der Raab nun erste Früchte. Wir werden die Aktivitäten von Boxmark und vom Land Steiermark aber weiterhin genau unter die Lupe nehmen und nötigenfalls weitere Aktionen setzen. Sollten wirklich alle Maßnahmen wie angekündigt umgesetzt werden, so wäre das ein schöner Erfolg für die Umwelt und auch für Greenpeace.“ © Greenpeace / Gabor Sioreti Die Raab trägt Schaum von Österreich nach Ungarn. Tests zeigen einen Zusammenhang zwischen Naphthalinsulfonaten und der Schaumbildung. Naphtalinsulfonate werden als Gerbereihilfsstoffe eingesetzt. Gerbereien gibt es entlang der Raab auf österreichischer Seite einige, die größte davon – die Firma Boxmark – im steirischen Feldbach. 9 Think global, act regional © Greenpeace / Teresa Novotny Im Jahr 2001 wurde aus Greenpeace in Österreich Greenpeace in Zentral- und Osteuropa. Durch die geographische Nähe hatten österreichische AktivistInnen schon bald nach ihrer Gründung im Jahr 1983 und in den folgenden Jahren Aktivitäten jenseits des Eisernen Vorhangs gesetzt. Polen: Idylle statt Autobahn Es gibt sie noch, die Orte, wo sich Wolf, Luchs und Elch gute Nacht sagen. Einer ist das Rospuda-Tal im Nordosten Polens. Doch ausgerechnet durch diese Idylle sollte eine Autobahn gebaut werden. Der Widerstand der Bevölkerung wuchs, Greenpeace war vorne mit dabei, zum Beispiel im Februar mit einem Camp bei minus 20°C. Schließlich forderte angesichts der Proteste auch die EU, die zerstörerischen Pläne auf Eis zu legen. Zunächst gab sich der polnische Premierminister uneinsichtig, doch als die EU mit finanziellen Sanktionen drohte, änderte er Anfang August seine Meinung. Nun hängt alles vom Urteil des Europäischen Gerichtshofes ab. © Greenpeace / Karol Grygoruk Ungarn: Energienachhilfe Am 1. März 2007 seilen sich AktivistInnen mit einem 120 m2 großen Transparent von der Kettenbrücke in Budapest ab. Sie fordern damit Premierminister Ferenc Gyurcsany auf, die strikten Klimaschutzmaßnahmen der EU-Kommission beim bevorstehenden Treffen in Brüssel zu unterstützen. Tags darauf gibt der Umweltminister bekannt, dass der Premier den EU-Vorschlag unterstützen wird. Slowakei: zerstörerischer Uranabbau Das kanadische Bergbauunternehmen „Tournigan“ plant in der slowakischen Ausflugsregion um Jahodna nahe Kosice gewaltige Uranvorräte abzubauen. Das Vorhaben würde das Gebiet zerstören und gefährliche, teils radioaktive Rückstände in die Umwelt freisetzen. Mit Informationsveranstaltungen für betroffene Bürgermeister, Unterschriftensammlungen und diversen anderen Aktivitäten machte sich Greenpeace zur führenden Organisation im Kampf gegen diese Pläne. © Greenpeace / Ratislav Prochazka Rumänien: ohne Gentechnik Als Greenpeace begann, in Rumänien zu arbeiten, war das Land ein El Dorado der Gentech-Industrie. Als einziges Land erlaubte es den kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Soja. Das ist in der EU eigentlich verboten, aber erst Greenpeace machte auf diese Missstände aufmerksam und setzte ihnen damit ein Ende. Schließlich konzentrierte sich Greenpeace auf den in der EU erlaubten Gentech-Mais MON 810. Zum Beispiel mit einer Aktion auf der Donauinsel Braila, die 30 AktivistInnen im September 2007 unter Quarantäne setzten. Nun hat Rumänien angekündigt, als eines von sieben EU-Ländern auch den Anbau dieses Produktes zu verbieten. © Greenpeace / Teresa Novotny Heute gehören zu Greenpeace CEE neben dem Sitz in Wien auch Büros in Bratislava (Slowakei), Budapest (Ungarn), Warschau (Polen) und in Bukarest (Rumänien). Zu tun gibt es genug, etwa im Bereich der Chemie, der Energiepolitik, der Gentechnik oder im Verkehrswesen. Das Geld für diese Kampagnen kommt zu einem großen Teil von UnterstützerInnen aus Österreich. Vier Beispiele, dass Ihr Geld hier gut investiert ist: 10 Aktiv sein mit Greenpeace © Greenpeace / Paul Hilton Greenpeace gäbe es nicht ohne seine SpenderInnen. Doch wem Spenden allein zu wenig ist, der kann Greenpeace und vor allem die Anliegen, für die die Umweltorganisation kämpft, auch auf anderen Wegen unterstützen. • Als AktivistIn von einem Atommeiler abseilen? Oder vielleicht anfangs besser Flugblätter verteilen, Tee kochen und im Vorfeld einer Aktion Banner malen? • Sich als Mitglied einer Kampagnengruppe regelmäßig treffen, an Umweltthemen arbeiten, kleinere Aktionen planen und Spaß haben? • Als MarktaktivistIn die Möglichkeiten ausschöpfen, die mündige KonsumentInnen leider viel zu selten wahrnehmen? • Als PraktikantIn ein bisschen Büroluft schnuppern und etwas vom weniger bekannten Teil der Greenpeace-Arbeit mitbekommen? Wenn da was dabei war, dann melde dich doch ganz einfach an unter: http://www.greenpeace.at/take-action DANKE für Ihre großartige Hilfe! Ihre Unterstützung macht unsere Umweltarbeit erst möglich! Da Greenpeace keine Spenden von Firmen, Staat oder Politik annimmt, sind wir auf alle privaten SpenderInnen angewiesen. Jede Spende zählt für uns! DANKESCHÖN! Im Jahr 2007 unterstützten 173.692 Spenderinnen und Spender* die Arbeit von Greenpeace CEE, darunter … • • • • • • • • • 17.322 BaumpatInnen 9.604 WalpatInnen 1.583 FrontlinerInnen 92.387 regelmäßige VertragsspenderInnen 31.495 ErlagscheinspenderInnen 41 Personen, die uns in ihrem Testament bedenken wollen und 11.428 SpenderInnen in Ungarn 3.241 SpenderInnen in der Slowakei 3.824 SpenderInnen in Polen * Kalkulation basierend auf den SpenderInnen der letzten zwölf Monate 33.083 Personen bezogen unseren elektronischen Newsletter und 12.212 Menschen engagierten sich als MarktaktivistInnen (www.marktcheck.at). Ein Danke auch an alle Freiwilligen und AktivistInnen (2007 über 40 Aktionen in den Greenpeace-CEE-Ländern)! Haben Sie Fragen? Hat sich Ihre Adresse geändert? Oder wollen Sie uns schreiben? Unser SpenderInnen-Service wird sich um Sie bemühen! Unsere Kontaktdaten: Tel.: 01/545 45 80-80, Fax.: 01/545 45 88 E-Mail: [email protected] Adresse: Fernkorngase 10, 1100 Wien Weitere Informationen unter www.greenpeace.at Möchten Sie regelmäßig über unsere Themen informiert werden? Dann bestellen Sie unseren Newsletter unter: http://www.greenpeace.at/newsletter.html 11 Einnahmen des Vereins Greenpeace in Zentralund Osteuropa 2007 Einnahmen 2007 Verlassenschaften, Legate Regelmäßige Unterstützung Spenden GPI-Zuschuss Zinsen sonstige Erträge (Aufl. v. Rückst.) 34.171,19 € 6.636.524,97 € 1.276.979,04 € 527.000,04 € 97.560,22 € 69.287,48 € 8.641.522,94 € Gesamteinnahmen Aufwand 2007 Kampagnenaufwände Fundraising Medienarbeit Unterstützung u. Betreung von Freiwilligen SpenderInnen-Betreuung Verwaltung/Geschäftsführung Fond für den Aufbau Osteuropas Auflösung von Rückstellungen aus Vorjahr Gesamtaufwand Summe Sachaufwand Summe Personalaufwand 4.062.098,32 € 2.599.252,02 € 735.331,50 € 136.365,60 € 197.010,38 € 494.824,36 € 400.000,00 € -265.317,48 € 8.359.564,69 € 6.287.130,86 € 2.072.433,83 € Überschuß 281.958,25 € davon Beitrag für globale Kampagnen: Und was tun wir damit? 1.851.999,67 € Klima und Energie Chemie, Dauergifte Allgemeine Kampagnenarbeit; Aktionen Wer entscheidet, was mit den Einnahmen geschieht? Internationale Aktivitäten beschließt das Board von GPI. Da in solche internationalen Kampagnen auch Geld von österreichischen bzw. SpenderInnen aus anderen Ländern der Region von Greenpeace in Zentral- und Osteuropa einfließt, ist GPCEE mit einem Sitz und einer Stimme in diesem Board vertreten. Die Verwendung von Mitteln innerhalb der Region des Vereins GPCEE wird durch den Vorstand von GPCEE beschlossen. Die Kontrolle der Mittelverwendungen durch GPI und GPCEE erfolgt durch die Vorstände und Generalversammlungen der Vereine. WHO’S WHO bei Greenpeace? Vorstand: Willi Haas (Vereinsvorsitzender), Andreas Bernstorff, Judit Kalovits, Albin Keuc, Heinz Reindl, Jasna Sonne, Annemarie Weber Geschäftsführung: Alexander Egit Allgemeine Informationen: Irmi Oberhauser: 01/545 45 80 Freiwillige Mitarbeit und ehrenamtliche Kampagnen-Teams: Sylvia Ehrenreich und Claudia Rusch: 01/545 45 80 DW 27 bzw. 55 Spenden und Adressänderung: Evelyn Salber: 01/545 45 80 DW 80 Erbschaftsspenden: Annabella Priester: 01/545 45 80 DW 32 Verantwortlich für Spendenwerbung: Andreas Sax: 01/545 45 80 DW 77 Verantwortlich für Datenschutz: Rufus Erös: 01/545 45 80 DW 53 Verantwortlicher für Spendenverwendung: Alexander Egit: 01/545 45 80 DW 25 Wie ist Greenpeace strukturiert? Meere Stichting Greenpeace Council Internationale Dachorganisation mit Sitz in Amsterdam, Niederlande Greenpeace in Central and Eastern Europe, Argentinien, Australien, .........UK, USA Vor Ort in 40 Ländern Sonstiges (Marktcheck, Footprint) Gegen Gentechnik Wald Spendengarantie: Greenpeace bietet den Spenderinnen und Spendern eine einzigartige Garantie: Wer nach einem Jahr mit unserer Arbeit nicht zufrieden ist, erhält die Spende zurück. Spendengütesiegel: Greenpeace garantiert den ordnungsgemäßen Umgang mit Spendengeldern für den Umweltschutz. Die Kammer der Wirtschaftstreuhänder bestätigt, dass Greenpeace die strengen Kriterien des Spendengütesiegels erfüllt. GREENPEACE IN CENTRAL AND EASTERN EUROPE Verein Greenpeace in Zentral- und Osteuropa mit Sitz in Wien: Hauptsitz in Wien: 42 Vollzeitstellen Vereine in Bratislava/Slowakei und Budapest/Ungarn, Stiftungen in Warschau/Polen und Bukarest/Rumänien. In diesen Ländern insgesamt: 29 Vollzeitstellen. Generalversammlung Mitgliederversammlung: wählt und entlastet den Vorstand Vorstand Strategische Gesamtverantwortung, entscheidet über die Aufnahme neuer Mitglieder der Generalversammlung Geschäftsführung Operative Gesamtverantwortung Kampagnen Aktionen; Medienarbeit; Gruppenkoordination; Greenteambetreuung Öffentlichkeitsarbeit Verwaltung und Finanzen Spendenbetreuung Internet; PR Von Greenpeace betreute Themen Atom; Energie und Klima; Chemie; Gentechnik; Meere; Wald Unabhängig … Unbestechlich … Konfrontativ … Gewaltfrei Greenpeace ... © Martin Jehnichen / Greenpeace 12 ist eine internationale Umweltschutzorganisation, die mit friedlichen Mitteln globale Umweltprobleme aufdeckt, die Verantwortlichen beim Namen nennt und Änderungen durchsetzt. Greenpeace nimmt keine Spenden an, die an Bedingungen geknüpft sind, und akzeptiert auch keine Gelder von Industrie, Staat oder politischen Parteien. Greenpeace wird ausschließlich von privaten Förderern getragen und kann dadurch eigenständig und kompromisslos agieren. Ziel des in Österreich seit 1983 aktiven Vereins ist es, solidarische, friedliche und gerechte Lebensformen, die die Grundlagen für die Vielfalt aller Lebewesen erhalten, zu unterstützen. Greenpeace Fernkorngasse 10 A-1100 Wien Tel: 01/545 45 80-0 Fax: 01/545 45 80-98 E-Mail: [email protected] Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier www.greenpeace.at