Tätigkeitsbericht für 2007

Transcription

Tätigkeitsbericht für 2007
© Greenpeace / Teresa Novotny
Taten statt Worte
Tätigkeitsbericht 2007
Greenpeace in Zentral- und Osteuropa
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Kein neues Kohlekraftwerk für
Neuseeland
Niemand sagt, dass Erfolge leicht zu
erreichen sind. Die Entscheidung von
Neuseelands Regierung, die Pläne für das
Kohlekraftwerk „Marsden B“ ad acta zu
legen, markiert den Endpunkt von vier
Jahren Protest. Ein paar der Maßnahmen:
eine neuntägige Besetzung des KraftwerkAreals, Anzeigen bei Gericht, Demonstrationen, eine Lawine von Protestmails, eine
Piraten-Radiostation, eine Surf-Aktion –
um nur einige zu nennen. Am Ende siegte
die Vernunft – denn wer Kohlekraftwerke
sät, wird den Klimakollaps ernten.
Globalisierter Widerstand
Weltweit schwinden die Wälder. Damit gehen Millionen Arten
unwiederbringlich verloren. Zusätzlich beschleunigt dieser Verlust aber auch den Klimawandel immer weiter. Deshalb widmete
Greenpeace im Jahr 2007 einen großen Teil seiner Kampagnen
dem Urwaldschutz – in vielen Ländern, bei vielen Gelegenheiten,
auf viele Arten.
© Greenpeace / Dean Treml
Das besondere an der Arbeitsweise und dem globalen Wirken
von Greenpeace ist, dass wir die Probleme immer von zwei Seiten
angehen. Wir stellen Unternehmen dort, wo die Wälder zerstört
werden – ein Einsatz, der oft mit erheblichem persönlichem
Risiko verbunden ist. Wir sind aber auch da präsent, wo es um
die Märkte geht, wo die Produkte der Waldzerstörung konsumiert
werden, sei es Holz, Fleisch oder Öl.
Oder Indonesien: Unser Energieexperte Jurrien Westerhof
half zwei Wochen lang auf Sumatra mit, die Umwandlung von
Urwäldern in Palmölplantagen zu verhindern. Das Palmöl wird
als Ersatz für Raps- oder Sojaöl eingesetzt, das zunehmend
in Tanks fließt – bei uns. Greenpeace trägt das Thema in die
Verbraucherländer.
Wenn Umweltzerstörung eine Folge der Globalisierung ist, dann
muss auch der Widerstand dagegen ein globaler sein. Solange Sie
uns dabei unterstützen, garantieren wir, dass das passiert. Danke!
Alexander Egit
Geschäftsführer von Greenpeace in Zentral- und Osteuropa
© Greenpeace / Teresa Novotny
Soeben erreicht uns die Meldung, dass das Sojamoratorium in
Brasilien verlängert wurde. Diesen Einschlagstopp für Sojaplantagen erreichte Greenpeace im Jahr 2006 nach einer langen und
harten Kampagne vor Ort in Südamerika, aber auch in Europa,
wo es gilt, die KonsumentInnen als Verbündete zu gewinnen.
Nun geht es darum, dieses erfolgreiche Instrument auch auf
andere Bereiche wie die Viehzucht auszudehnen.
Kein Piratenfisch bei Norma
Erfolg der Kampagne für ein nachhaltiges
Fischangebot in Österreichs Supermärkten: Als erster Diskonter bietet „Norma“
in Österreich und Deutschland eine
lückenlose Rückverfolgbarkeit seiner
Fischprodukte bis aufs Fangschiff an. Ein
neues Logo kennzeichnet den lateinischen
Artnamen sowie das Gebiet, die Methode
und den Tag des Fanges. Das hilft den
Kunden, bewusster Fisch einzukaufen und
illegal gefangenen Fisch zu vermeiden.
Andere Supermärkte mögen sich ein Beispiel nehmen.
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Greenpeace-Erfolge 2007
Dafür Tiefseefisch im Südpazifik
Nach vier Jahren Greenpeace-Kampagne
gegen die Grundschleppnetzfischerei wird
im Mai in Chile ein Durchbruch erreicht.
Das internationale Abkommen trat noch
2007 in Kraft und soll den Südpazifik
© Greenpeace / Malcolm Pullman
Dafür umweltfreundlicheres Licht
in Irland
Auch kleine Schritte können eine große
Wirkung haben. Irland hat angekündigt,
ab 2009 auf Glühbirnen zu verzichten,
bei denen ein Großteil der Energie für
Wärme verloren geht. Damit ist Irland das
erste EU-Land, das sich zu diesem Schritt
aufraffen konnte. Allein bei der Beleuchtung von Privathäusern sollen auf diese
Art die CO2-Emissionen um jährlich bis
zu 700.000 Tonnen reduziert werden.
Von Irland könnte Umweltminister Pröll
einiges lernen: Die Besteuerung von Plastiksackerln hat dort eine Reduktion um 90
Prozent gebracht.
Dafür eine Ökologisierung in der
Elektronikbranche
Seit einigen Jahren versucht Greenpeace,
Elektronikkonzerne davon zu überzeugen,
auf die gefährlichsten Chemikalien zu
verzichten. Eine regelmäßig erneuerte
Rangliste weist aus, welche Hersteller
sich dafür interessieren, was mit ihren
Produkten passiert, wenn sie das Haus
verlassen – und welche sich darum wenig
kümmern. Im Gegensatz zu Firmen wie
Dell, Nokia oder Samsung weigerte sich
ausgerechnet Apple, die Marke mit dem
grünen, dynamischen Image, die Umweltbilanz seiner Produkte zu verbessern.
Nun steigerte Greenpeace den Druck:
Eine eigens eingerichtete Fake-Homepage
gewann die Internet-Auszeichnung Webby-Award. Jetzt blieb Apple keine Wahl:
Der US-Computerhersteller gab im Mai
bekannt, künftig seine Produkte umweltfreundlicher gestalten und sein RecyclingProgramm ausweiten zu wollen.
Wir gratulieren. Und kontrollieren weiter.
Mehr dazu (in Englisch) unter:
www.greenmyapple.org
Zu Chemie in Elektronik:
http://marktcheck.greenpeace.at/1193.
html
Das aktuelle Elektronik-Ranking:
http://marktcheck.greenpeace.at/4513.
html
© Greenpeace / Kurt Prinz
© Greenpeace / Ludvig Tillman
Kein Urwald im Tank
Nach zweimonatiger Greenpeace-Kampagne erklärt der schwedische Ölkonzern
OKQ8 Ende Oktober, auf die Verwendung von Palmöl als Agrotreibstoff zu
verzichten. Der Mineralölkonzern hatte
ursprünglich geplant, als erste Firma einen
Treibstoff auf Palmölbasis im großen Stil
auf den Markt zu bringen. Ein großer
Erfolg für Greenpeace, und die richtige
Entscheidung für Indonesiens Urwälder.
besser schützen. Die Maßnahmen und
Restriktionen reichen vom Verbot der
Grundschleppnetzfischerei in Bereichen
mit verletzbaren Ökosystemen wie Tiefseebergen über stärkere Kontrollen an Bord
der Fangschiffe bis zu der Pflicht, sich mindestens fünf Seemeilen zu entfernen, wenn
man auf ein empfindliches Ökosystem
stößt (z. B. bei Auffinden von Tiefseekorallen in den Fangnetzen).
© Greenpeace / Martin Maher
© Greenpeace / Vincent Rok
Keine Gentechnik in Frankreich
Der französische Präsident Nicolas
Sarkozy verkündet Ende Oktober einen
Anbaustopp für Gentech-Pflanzen in
Frankreich. Das Verbot gilt zunächst bis
zum Ende der Anbausaison 2008. Bis
dahin sollen neue Sicherheitsmaßnahmen
für den kommerziellen Anbau erarbeitet
sein. Interessant sind die Gründe, die
Sarkozy nennt: Sicherheitsbedenken,
Zweifel am Nutzen der Gentech-Pflanzen
und die Sorge über eine unkontrollierte
Ausbreitung.
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber:
Greenpeace in Zentral- und Osteuropa
Fernkorngasse 10, 1100 Wien
Tel.: 01/545 45 80-0
Redaktion und Text: Roman Kellner
Bildredaktion:
Ingrid Fankhauser, Teresa Novotny
Grafik: „Sieben“
gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
Spendenkonto: P.S.K. 7.707.100
© Greenpeace / Rudi Froese
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Heiße Luft
in Österreich
8. August 2007, Wien: „Klimaschutz
statt heiße Luft“ steht auf einem Transparent vor dem Bundeskanzleramt, in
dem gerade der Ministerrat zum Thema
Klimaschutz tagt. Ein Ballon mit dreieinhalb Metern Durchmesser symbolisiert,
was nach Ansicht der AktivistInnen dabei
herauskommt: heiße Luft. Was Österreich
wirklich braucht, ist eine CO2-Steuer, der
Ausbau von Ökostrom und eine flächendeckende Bemautung.
2. Oktober 2007, Wien: Die Pallas
Athene erwacht zu neuem Leben und
appelliert an die Parlamentarier, für ein
vernünftiges Ökostromgesetz zu sorgen.
War vor kurzem noch davon die Rede,
dem engagierten deutschen Vorbild nachzueifern, so scheinen sich nun wieder
die beharrenden Kräfte durchgesetzt zu
haben. Und das bedeutet: keine Chance,
die Klimaziele zu erreichen.
© Greenpeace / Teresa Novotny
20. Jänner 2007, Kitzbühel: Kurz
darauf fordert ein Greenpeace-Transparent vor einer erbärmlich schneelosen Zieleinfahrt in Kitzbühel: „Ziel: Klimaschutz
jetzt“. Das Hahnenkammrennen wurde
schließlich abgesagt – auf Grund von
Schneemangel. Das, liebe PolitikerInnen,
ist erst der Anfang.
2. März 2007, Linz: Während der
Regierungsklausur protestieren AktivistInnen vor dem Ars-Electronica-Center
gegen das fehlende politische Bekenntnis
der österreichischen Bundesregierung
zum Klimaschutz. Ein großes Transparent
mit der Aufschrift „Ja zum Klimaschutz“
sowie ein Haufen aus vom Orkan Kyrill
entwurzelten Bäumen verdeutlichen die
Forderungen.
© Greenpeace / Andreas Beham
© Greenpeace / Teresa Novotny
12. Jänner 2007, Wien: GreenpeaceAktivistInnen in Badebekleidung appellieren auf dem Ballhausplatz an Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, beim
EU-Gipfel im März für ambitionierte
Klimaschutzziele einzutreten und dafür zu
sorgen, dass die Treibhausgas-Emissionen
in Österreich deutlich gesenkt werden.
© Greenpeace / Teresa Novotny
Wir schreiben das Jahr
2007. Die ganze Welt
ist aufgerüttelt von
den alarmierenden Daten zur globalen Klimaerwärmung. Die ganze
Welt? Nein, ein kleines
Land in Mitten Europas
glaubt, das alles ginge
es nichts an. Zumindest seine PolitikerInnen sehen keinen Grund zum Handeln. Am Vorabend der fünfjährigen
Erfüllungsperiode für das Klimaziel von Kyoto liegt Österreich statt bei minus 13 bei plus 18 Prozent Treibhausgas-Emissionen. Um 31 Prozent zu viel! Aber offenbar noch immer zu wenig, um zu handeln: Hierzulande
gehen die Verantwortlichen lieber vor Lobbys in die Knie, verschenken CO2-Verschmutzungsrechte an Industrie
und Stromkonzerne, tricksen mit allen Mitteln, bringen mit einer absurden Ökostrom-Novelle den Ausbau der
Windkraft zum Erliegen und besteuern weiterhin Arbeit statt Energie. Also wurde 2007 auch für Greenpeace in
Österreich zum Jahr des Klimaschutzes. Hier einige der zahlreichen Aktivitäten:
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Globaler Klimawandel
© Greenpeace / Manuel Citak
Greenpeace ist eine weltweit tätige Organisation. Von Anbeginn hat sie sich globaler Umweltthemen angenommen. Vor dem Klimawandel zum Beispiel warnt Greenpeace schon seit Ende der 80er-Jahre. Dank der Berichte
des UN-Klimarates (IPCC), des Nobelpreises für Al Gore und der zunehmend spürbaren Auswirkungen ist Klimawandeln nun plötzlich in aller Munde. Das heißt aber noch lange nicht, dass auch die Notwendigkeit zu handeln
erkannt wurde. 2007 führte Greenpeace unzählige Aktivitäten auf allen Kontinenten durch. Hier zwei Beispiele:
.....................................................................................
Noahs Arche im Zeichen des Klimawandels
Der osttürkische Ararat gilt als jener Berg,
auf den sich einst Noah mit seiner Arche
rettete. Einige tausend Jahre später drohen
abermals Überschwemmungen biblischen
Ausmaßes – klimabedingt.
Greenpeace baut deshalb am Ararat eine
Arche in 2.400 Metern Höhe, um an die
Verantwortung der Menschheit zu appellieren. Nicht zufällig findet die Aktion
zeitgleich mit dem G8-Treffen der mächtigsten Staatschefs statt. Eine Botschaft
von Gipfel zu Gipfel sozusagen.
© Greenpeace / Manuel Citak
Engagierte Kunst
Und noch eine Gipfelaktion, wenn auch
ganz anderer Art: Gemeinsam mit dem
US-Installationskünstler Spencer Tunick
und 600 Nacktmodellen setzt Greenpeace
© Greenpeace / Ex-Press / Michael Wuertenberg
auf dem Schweizer Aletschgletscher ein
Zeichen gegen den Klimakollaps – oder
eher für mehr Klimaschutz. Die verletzliche Nacktheit der Menschen sensibilisiert für die Vergänglichkeit der Gletscher.
Tatsächlich haben die Alpengletscher in
den vergangenen 150 Jahren ein Drittel
ihrer Fläche und die Hälfte ihrer Masse
verloren. Weltweit sind fast alle Gletscher
am Schwinden.
Noch ist es nicht zu spät.
Die Greenpeace-Studie „Energy-(R)evolution“ zeigt den Weg.
www.greenpeace.at/energierevolution.
html
Broschüre „So retten wir das Klima“:
www.greenpeace.at/7schritte.html
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Waldschutz
© Greenpeace / Kate Davison
Beim Schutz der Wälder geht es längst nicht mehr „nur“ um den Erhalt der Artenvielfalt, sondern auch um die
Stabilität des globalen Klimas. Wer den drohenden Klimakollaps verhindern will, muss zunächst einmal den
Wert der Bäume erkennen. Zwei Beispiele aus der Greenpeace-Arbeit im Jahr 2007:
aufmerksam.
Adrien Sinafasi Makelo, Menschenrechtsaktivist im Zentralafrika, tourte auf
Einladung von Greenpeace gemeinsam
mit dem Umweltaktivisten René Ngongo
Mateso durch Europa und machte auch in
Österreich halt. Bei einer Pressekonferenz
unterstrich er die Bedeutung des Regenwaldschutzes: „Der Welt muss klar sein,
dass unsere Mission nur auf den ersten
Blick eine kongolesische Angelegenheit
ist. In Wirklichkeit geht es um ein Anliegen
von globalem Ausmaß. Wir kämpfen für
die zweite Lunge der Erde, und das betrifft
alle.“
© Greenpeace / Philip Reynaers
chen durchgeführt, um die Verwicklung
von Firmen und die Vergabe fragwürdiger
Einschlagskonzessionen dokumentieren
zu können. Auf Basis dieser Recherchen
konnte Greenpeace die Verantwortung
der Weltbank und der wichtigsten Geberländer politisch thematisieren. Denn für
den Erhalt des kongolesischen Waldes
ist ein deutlich gesteigertes Engagement
der internationalen Staatengemeinschaft
nötig. Da dieses unverständlicherweise
nicht von selbst erfolgt, muss entsprechend nachgeholfen werden. So machten
etwa Greenpeace-AktivistInnen rund um
die letzte Weltbank-Tagung mit Aktionen
in vielen Ländern auf die Situation im
Kongo und die Notwendigkeit zu handeln
© Greenpeace / Teresa Novotny
© Greenpeace / Philip Reynaers
Kongos Juwel
Der Kongo, zweitgrößter tropischer
Wald der Erde, ist in Not. Die Abholzung
schreitet in atemberaubendem Tempo
voran, und sie ist von der sozialen Not
im Land nicht zu trennen. Greenpeace
arbeitet schon seit Jahren im kleineren
Umfang im Kongo. In erster Linie wurden
Kontakte zu lokalen Initiativen aufgebaut und Informationen gesammelt. Ein
stärkeres Engagement war durch den
Krieg und die extrem gefährliche Nachkriegssituation nicht möglich. Auch jetzt
ist die Lage im Kongo gefährlich und
instabil. Doch die Zeit drängt. Deshalb
begann Greenpeace 2007 verstärkt in dem
zentralafrikanischen Land zu arbeiten.
Vor allem wurden systematische Recher-
7
=
© Greenpeace / Oka Budhi
Indonesien ist durch das Abbrennen
dieser besonders kohlenstoffhaltigen
Böden nach den USA und China bereits
zum drittgrößten Produzenten von Treibhausgasen geworden. Vier Prozent des
globalen CO2-Austoßes stammen bereits
aus indonesischen Torfwäldern.
Mitschuld: Die Nachfrage aus Europa.
Das Palmöl ersetzt Rapsöl, das neuerdings
als Agro-Treibstoff Verwendung findet.
Jurrien Westerhof, Klimaexperte von
Greenpeace in Österreich, arbeitete zwei
Wochen vor Ort an der Errichtung mehrerer Dämme mit, die das Austrocknen der
Wälder verhindern sollen. Sein Resümee:
„Die Zeit drängt. Ich merke, wie abgestumpft ich selber gegenüber Warnungen
© Greenpeace / Chedar Anderson
© Greenpeace / Oka Budhi
Klimakiller Palmöl
Ende September begann Greenpeace in
der Provinz Riau im Osten Sumatras eine
Waldrettungsstation aufzubauen. Riau
ist einer der Hauptschauplätze der Zerstörung des tropischen Regenwaldes in
Indonesien. Das Prinzip ist immer gleich:
Unternehmen erwerben, häufig illegal,
eine Lizenz zur Errichtung einer Plantage.
Dann holen Holzfirmen die begehrtesten
Bäume aus dem Wald, anschließend alles,
was zu Zellstoff verarbeitet werden kann.
Schließlich wird der erbärmliche Rest über
Entwässerungskanäle trockengelegt und
anschließend niedergebrannt. Weil es sich
hierbei um Moorwälder handelt, ist das
Abbrennen auch eine sehr CO2-intensive
Sache.
war, dass es in 20 Jahren vielleicht keinen
Regenwald mehr gibt. Wenn man aber
einen Wald, der vor 20 Jahren noch komplett unberührt war, vom Flieger aus nicht
mehr fotografieren kann, ohne Zerstörung
zu fotografieren, dann gibt das schon zu
denken. Man merkt, das geht wirklich
schnell.“
© Greenpeace / Oka Budhi
Klimaschutz
© Greenpeace / Gabor Sioreti
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Schaumschläger
Doch die Firma Boxmark zeigt sich uneinsichtig. Die österreichischen Behörden
wollen von all dem nichts wissen, tun das
Problem als ein ästhetisches ab. Der Unmut
in Ungarn steigt. Gut, dass es Greenpeace
gibt. Bereits im Oktober 2005 ziehen
AktivistInnen erste Proben und findet im
Abwasser von Boxmark das Fünffache der
gesetzlich erlaubten Menge des Tensids
und Schaumbildners Naphtalin-1,5-disulfonat – laut EU eine Risikochemikalie. Bei
späteren Analysen stellt sich heraus, dass
unter anderem auch die Abwasserwerte für
Phosphor, Eisen und halogenorganische
Verbindungen weit jenseits der gesetzlichen
Vorschriften liegen. Besonders auffällig ist
die hohe Salzmenge, die Boxmark in die
Raab entlässt. Herwig Schuster, Chemiker
bei Greenpeace, bringt es auf den Punkt:
„Die Abwässer, die Boxmark in die Raab
leitet, sind schwer illegal und so salzig wie
das Wasser der Ostsee.“
Kurz kommt Bewegung in die Sache. Aber
schon nach kurzer Zeit versinken die steirischen Behörden in einem KompetenzWirrwarr, und Boxmark kann sich abermals untätig zurücklehnen. Die kritischen
Stimmen aus Ungarn werden lauter, erste
Boykottaufrufe sind zu hören.
Jetzt reicht es aber wirklich. Mit einer
gemeinsamen Aktion protestieren Greenpeace Österreich und Greenpeace Ungarn
im Juni vor den Toren des Lederwerks Boxmark in Feldbach. Zwanzig AktivistInnen
schäumen den Eingangsbereich des Werkes
zu. Boxmark-Chef Schmidt schickt die
Werksfeuerwehr. Die richtet ihre Hochdruckwasserschläuche auf den Schaumteppich und die AktivistInnen und setzt
dem Protest damit ein Ende. Kurz darauf
schweißt Boxmark den Entnahmestutzen
des Abwasserrohrs zu. Damit soll verhindert
werden, dass Greenpeace weitere Abwas-
serproben nimmt. Doch diese und einige
andere Aktionen führen schließlich zum
Erfolg und auf politischer wie auf betrieblicher Seite zum Einlenken.
Herwig Schuster ist zufrieden: „Offenbar
tragen unsere Bemühungen zur Säuberung
der Raab nun erste Früchte. Wir werden
die Aktivitäten von Boxmark und vom Land
Steiermark aber weiterhin genau unter
die Lupe nehmen und nötigenfalls weitere Aktionen setzen. Sollten wirklich alle
Maßnahmen wie angekündigt umgesetzt
werden, so wäre das ein schöner Erfolg für
die Umwelt und auch für Greenpeace.“
© Greenpeace / Gabor Sioreti
Die Raab trägt Schaum von Österreich nach
Ungarn. Tests zeigen einen Zusammenhang
zwischen Naphthalinsulfonaten und der
Schaumbildung. Naphtalinsulfonate werden
als Gerbereihilfsstoffe eingesetzt. Gerbereien
gibt es entlang der Raab auf österreichischer
Seite einige, die größte davon – die Firma
Boxmark – im steirischen Feldbach.
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Think global,
act regional
© Greenpeace / Teresa Novotny
Im Jahr 2001 wurde aus Greenpeace in Österreich Greenpeace in Zentral- und Osteuropa. Durch die geographische Nähe hatten österreichische AktivistInnen schon bald nach ihrer Gründung im Jahr 1983 und in den
folgenden Jahren Aktivitäten jenseits des Eisernen Vorhangs gesetzt.
Polen: Idylle statt Autobahn
Es gibt sie noch, die Orte, wo sich Wolf,
Luchs und Elch gute Nacht sagen. Einer
ist das Rospuda-Tal im Nordosten Polens.
Doch ausgerechnet durch diese Idylle
sollte eine Autobahn gebaut werden.
Der Widerstand der Bevölkerung wuchs,
Greenpeace war vorne mit dabei, zum
Beispiel im Februar mit einem Camp
bei minus 20°C. Schließlich forderte
angesichts der Proteste auch die EU, die
zerstörerischen Pläne auf Eis zu legen.
Zunächst gab sich der polnische Premierminister uneinsichtig, doch als die EU mit
finanziellen Sanktionen drohte, änderte
er Anfang August seine Meinung. Nun
hängt alles vom Urteil des Europäischen
Gerichtshofes ab.
© Greenpeace / Karol Grygoruk
Ungarn: Energienachhilfe
Am 1. März 2007 seilen sich AktivistInnen
mit einem 120 m2 großen Transparent
von der Kettenbrücke in Budapest ab. Sie
fordern damit Premierminister Ferenc
Gyurcsany auf, die strikten Klimaschutzmaßnahmen der EU-Kommission beim
bevorstehenden Treffen in Brüssel
zu unterstützen. Tags darauf gibt der
Umweltminister bekannt, dass der Premier den EU-Vorschlag unterstützen wird.
Slowakei: zerstörerischer Uranabbau
Das kanadische Bergbauunternehmen
„Tournigan“ plant in der slowakischen
Ausflugsregion um Jahodna nahe Kosice
gewaltige Uranvorräte abzubauen. Das
Vorhaben würde das Gebiet zerstören und
gefährliche, teils radioaktive Rückstände in
die Umwelt freisetzen. Mit Informationsveranstaltungen für betroffene Bürgermeister, Unterschriftensammlungen und
diversen anderen Aktivitäten machte sich
Greenpeace zur führenden Organisation
im Kampf gegen diese Pläne.
© Greenpeace / Ratislav Prochazka
Rumänien: ohne Gentechnik
Als Greenpeace begann, in Rumänien
zu arbeiten, war das Land ein El Dorado
der Gentech-Industrie. Als einziges Land
erlaubte es den kommerziellen Anbau
gentechnisch veränderter Soja. Das ist
in der EU eigentlich verboten, aber erst
Greenpeace machte auf diese Missstände
aufmerksam und setzte ihnen damit
ein Ende. Schließlich konzentrierte sich
Greenpeace auf den in der EU erlaubten
Gentech-Mais MON 810. Zum Beispiel mit
einer Aktion auf der Donauinsel Braila, die
30 AktivistInnen im September 2007 unter
Quarantäne setzten. Nun hat Rumänien
angekündigt, als eines von sieben EU-Ländern auch den Anbau dieses Produktes zu
verbieten.
© Greenpeace / Teresa Novotny
Heute gehören zu Greenpeace CEE neben dem Sitz in Wien auch Büros in Bratislava (Slowakei), Budapest (Ungarn), Warschau (Polen)
und in Bukarest (Rumänien). Zu tun gibt es genug, etwa im Bereich der Chemie, der Energiepolitik, der Gentechnik oder im Verkehrswesen. Das Geld für diese Kampagnen kommt zu einem großen Teil von UnterstützerInnen aus Österreich. Vier Beispiele, dass Ihr
Geld hier gut investiert ist:
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Aktiv sein mit Greenpeace
© Greenpeace / Paul Hilton
Greenpeace gäbe es nicht ohne seine SpenderInnen. Doch wem Spenden allein zu wenig ist, der kann Greenpeace und vor allem die Anliegen, für die die Umweltorganisation kämpft, auch auf anderen Wegen unterstützen.
• Als AktivistIn von einem Atommeiler abseilen? Oder vielleicht
anfangs besser Flugblätter verteilen, Tee kochen und im Vorfeld
einer Aktion Banner malen?
• Sich als Mitglied einer Kampagnengruppe regelmäßig treffen,
an Umweltthemen arbeiten, kleinere Aktionen planen und Spaß
haben?
• Als MarktaktivistIn die Möglichkeiten ausschöpfen, die mündige KonsumentInnen leider viel zu selten wahrnehmen?
• Als PraktikantIn ein bisschen Büroluft schnuppern und
etwas vom weniger bekannten Teil der Greenpeace-Arbeit
mitbekommen?
Wenn da was dabei war, dann melde dich doch ganz einfach an
unter:
http://www.greenpeace.at/take-action
DANKE für Ihre großartige Hilfe!
Ihre Unterstützung macht unsere Umweltarbeit erst möglich! Da Greenpeace keine Spenden von Firmen, Staat oder Politik annimmt,
sind wir auf alle privaten SpenderInnen angewiesen. Jede Spende zählt für uns! DANKESCHÖN!
Im Jahr 2007 unterstützten 173.692 Spenderinnen und Spender* die Arbeit von Greenpeace CEE, darunter …
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17.322 BaumpatInnen
9.604 WalpatInnen
1.583 FrontlinerInnen
92.387 regelmäßige VertragsspenderInnen
31.495 ErlagscheinspenderInnen
41 Personen, die uns in ihrem Testament bedenken wollen und
11.428 SpenderInnen in Ungarn
3.241 SpenderInnen in der Slowakei
3.824 SpenderInnen in Polen
* Kalkulation basierend auf den SpenderInnen der letzten zwölf Monate
33.083 Personen bezogen unseren elektronischen Newsletter und 12.212
Menschen engagierten sich als MarktaktivistInnen
(www.marktcheck.at).
Ein Danke auch an alle Freiwilligen und AktivistInnen
(2007 über 40 Aktionen in den Greenpeace-CEE-Ländern)!
Haben Sie Fragen?
Hat sich Ihre Adresse geändert?
Oder wollen Sie uns schreiben?
Unser SpenderInnen-Service wird sich um Sie
bemühen!
Unsere Kontaktdaten:
Tel.: 01/545 45 80-80, Fax.: 01/545 45 88
E-Mail: [email protected]
Adresse: Fernkorngase 10, 1100 Wien
Weitere Informationen unter www.greenpeace.at
Möchten Sie regelmäßig über unsere Themen informiert
werden? Dann bestellen Sie unseren Newsletter unter:
http://www.greenpeace.at/newsletter.html
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Einnahmen des Vereins
Greenpeace in Zentralund Osteuropa 2007
Einnahmen 2007
Verlassenschaften, Legate
Regelmäßige Unterstützung
Spenden
GPI-Zuschuss
Zinsen
sonstige Erträge (Aufl. v. Rückst.)
34.171,19 €
6.636.524,97 €
1.276.979,04 €
527.000,04 €
97.560,22 €
69.287,48 €
8.641.522,94 €
Gesamteinnahmen
Aufwand 2007
Kampagnenaufwände
Fundraising
Medienarbeit
Unterstützung u. Betreung von Freiwilligen
SpenderInnen-Betreuung
Verwaltung/Geschäftsführung
Fond für den Aufbau Osteuropas
Auflösung von Rückstellungen aus Vorjahr
Gesamtaufwand
Summe Sachaufwand
Summe Personalaufwand
4.062.098,32 €
2.599.252,02 €
735.331,50 €
136.365,60 €
197.010,38 €
494.824,36 €
400.000,00 €
-265.317,48 €
8.359.564,69 €
6.287.130,86 €
2.072.433,83 €
Überschuß
281.958,25 €
davon Beitrag für globale Kampagnen:
Und was tun wir damit?
1.851.999,67 €
Klima und
Energie
Chemie, Dauergifte
Allgemeine
Kampagnenarbeit;
Aktionen
Wer entscheidet, was mit den Einnahmen geschieht?
Internationale Aktivitäten beschließt das Board von GPI. Da
in solche internationalen Kampagnen auch Geld von österreichischen bzw. SpenderInnen aus anderen Ländern der Region
von Greenpeace in Zentral- und Osteuropa einfließt, ist GPCEE
mit einem Sitz und einer Stimme in diesem Board vertreten.
Die Verwendung von Mitteln innerhalb der Region des Vereins
GPCEE wird durch den Vorstand von GPCEE beschlossen.
Die Kontrolle der Mittelverwendungen durch GPI und GPCEE
erfolgt durch die Vorstände und Generalversammlungen der
Vereine.
WHO’S WHO bei Greenpeace?
Vorstand: Willi Haas (Vereinsvorsitzender),
Andreas Bernstorff, Judit Kalovits, Albin Keuc, Heinz Reindl,
Jasna Sonne, Annemarie Weber
Geschäftsführung: Alexander Egit
Allgemeine Informationen: Irmi Oberhauser: 01/545 45 80
Freiwillige Mitarbeit und ehrenamtliche
Kampagnen-Teams: Sylvia Ehrenreich und Claudia Rusch:
01/545 45 80 DW 27 bzw. 55
Spenden und Adressänderung:
Evelyn Salber: 01/545 45 80 DW 80
Erbschaftsspenden:
Annabella Priester: 01/545 45 80 DW 32
Verantwortlich für Spendenwerbung:
Andreas Sax: 01/545 45 80 DW 77
Verantwortlich für Datenschutz:
Rufus Erös: 01/545 45 80 DW 53
Verantwortlicher für Spendenverwendung:
Alexander Egit: 01/545 45 80 DW 25
Wie ist Greenpeace strukturiert?
Meere
Stichting Greenpeace Council
Internationale Dachorganisation mit Sitz in Amsterdam, Niederlande
Greenpeace in
Central and Eastern Europe, Argentinien, Australien, .........UK, USA
Vor Ort in 40 Ländern
Sonstiges
(Marktcheck, Footprint)
Gegen Gentechnik
Wald
Spendengarantie:
Greenpeace bietet den Spenderinnen und Spendern
eine einzigartige Garantie: Wer nach einem Jahr mit
unserer Arbeit nicht zufrieden ist, erhält die Spende zurück.
Spendengütesiegel:
Greenpeace garantiert den ordnungsgemäßen
Umgang mit Spendengeldern für den
Umweltschutz.
Die Kammer der Wirtschaftstreuhänder
bestätigt, dass Greenpeace die strengen
Kriterien des Spendengütesiegels erfüllt.
GREENPEACE IN CENTRAL AND EASTERN EUROPE
Verein Greenpeace in Zentral- und Osteuropa mit Sitz in Wien:
Hauptsitz in Wien: 42 Vollzeitstellen
Vereine in Bratislava/Slowakei und Budapest/Ungarn, Stiftungen in Warschau/Polen und Bukarest/Rumänien. In diesen Ländern insgesamt: 29
Vollzeitstellen.
Generalversammlung
Mitgliederversammlung: wählt und entlastet den Vorstand
Vorstand
Strategische Gesamtverantwortung, entscheidet über die Aufnahme
neuer Mitglieder der Generalversammlung
Geschäftsführung
Operative Gesamtverantwortung
Kampagnen
Aktionen; Medienarbeit; Gruppenkoordination;
Greenteambetreuung
Öffentlichkeitsarbeit
Verwaltung
und Finanzen
Spendenbetreuung
Internet; PR
Von Greenpeace betreute Themen
Atom; Energie und Klima; Chemie; Gentechnik; Meere; Wald
Unabhängig … Unbestechlich … Konfrontativ … Gewaltfrei
Greenpeace ...
© Martin Jehnichen / Greenpeace
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ist eine internationale Umweltschutzorganisation, die mit friedlichen Mitteln
globale Umweltprobleme aufdeckt, die Verantwortlichen beim Namen
nennt und Änderungen durchsetzt.
Greenpeace nimmt keine Spenden an, die an Bedingungen geknüpft
sind, und akzeptiert auch keine Gelder von Industrie, Staat oder
politischen Parteien. Greenpeace wird ausschließlich von privaten
Förderern getragen und kann dadurch eigenständig und kompromisslos agieren.
Ziel des in Österreich seit 1983 aktiven Vereins ist es, solidarische, friedliche und gerechte Lebensformen, die die Grundlagen für die Vielfalt aller Lebewesen erhalten, zu unterstützen.
Greenpeace
Fernkorngasse 10
A-1100 Wien
Tel: 01/545 45 80-0
Fax: 01/545 45 80-98
E-Mail: [email protected]
Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier
www.greenpeace.at