Praktikumsbericht Shanghai(2)

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Praktikumsbericht Shanghai(2)
1. Einleitung
Ich studiere Medizintechnik im Bachelor und ein Industriepraktikum ist vorgeschrieben. Schon
längere Zeit plante ich ein Praktikum im Ausland. Ich entschied mich für mein Heimatland China und
bekam dort, zusammen mit meiner Freundin, eine Praktikumsstelle im Medizintechnikbereich bei
einem namhaften deutschen Technologiekonzern in Shanghai. Durch ein Praktikum außerhalb
Europas und der USA erhoffte ich mir einen Einblick in eine völlig andere Kultur und Arbeitsweise. Es
birgt gewisse Schwierigkeiten sich im asiatischen Raum zu bewerben, umso froher waren wir dann,
als wir die Zusage für ein dreimonatiges Praktikum bekamen.
2. Vorbereitung
2.1. Flug
Nach meiner Zusage für die Praktikumsstelle informierte ich mich im Internet über die aktuellen
Preise der Flugairlines. Da ich noch reichlich Zeit hatte bis zum Antritt meines Praktikums, wartete ich
noch mit dem Kauf des Tickets. Es lohnt sich auf jeden Fall, regelmäßig die Preise nachzuschauen und
auf Angebote zu warten. Oft variiert der Preis auch sehr stark wenn man nur ein bestimmtes Abflugbzw. Rückflugdatum wählt. Ich empfehle möglichst flexibel zu bleiben und möglichst viele
verschiedene Reisezeiträume durchzuprobieren. Letztendlich entschied ich mich für einen Flug mit
Lufthansa, auch weil es der einzige Direktflug nach Shanghai war in meiner näheren Umgebung. Die
Flugzeit betrug etwa 10 Stunden plus eine Zeitverschiebung von +6 Stunden, woraufhin ich nach
etwa 16 Stunden in Shanghai Pudong Airport (PVG) landete.
2.2. Reisepass und Visum
Ich besaß noch einen gültigen Reisepass und musste mich nur um ein Visum kümmern. Ich
beantragte ein Businessvisum mit dreimonatiger Gültigkeit welches ich in China dann nochmal um 3
Monate verlängerte. Da in meiner näheren Umgebung keine chinesische Botschaft bzw. Konsulat ist,
beanspruchte ich den Service einer Visaagentur (VisumCentrale: www.visumcentrale.de). Benötigt
werden ein gültiger Reisepass, ein Passfoto, ein Einladungsbrief des Praktikumunternehmens (Letter
of Invitation) und ein ausgefüllter Visumantrag. Nach Einreichen der erforderlichen Daten bekam ich
dann innerhalb einer Woche meinen Reisepass mit gültigem Visum zurückgeschickt. Zu beachten ist,
dass das Visum ab dem Tag der Beantragung gültig ist, nicht ab dem Tag der Einreise. Das sollte man
bedenken wenn man die Visumdauer wählt. Gegebenenfalls muss man das Visum im Praktikumsland
nochmal verlängern.
2.3. Impfungen
Vor Antritt der Reise sollte man seinen Hausarzt kontaktieren und die angebotenen Impfungen
durchgehen bzw. selber checken gegen was man bereits geimpft ist und welche Impfungen
empfohlen werden. Informationen dazu und auch zu anderen Themen die zu beachten sind, gibt es
auf der Website des Auswärtigen Amts (http://www.auswaertigesamt.de/sid_CB6626B57B488358E351F2606E5F8463/DE/Laenderinformationen/00SiHi/Nodes/ChinaSicherheit_node.html). Empfohlen werden in jedem Falle die Standardimpfungen
gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Polio, Mumps, Masern, Röteln und Influenza. Außerdem
werden Impfungen gegen Hepatitis A und B empfohlen. Wenn man sich in ländlicheren Regionen
aufhält, würde ich außerdem eine Impfung gegen Tollwut empfehlen.
2.4. Kreditkarte
Ich empfehle vor Reiseantritt eine Kreditkarte zu beantragen. Es gibt Unternehmen bei denen keine
Gebühren bei Auslandsabhebungen anfallen. Außerdem sollte man sicher gehen, dass die beantragte
Karte im Zielland akzeptiert wird.
2.5. Reisekrankenversicherung
Ich empfehle eine Reisekrankenversicherung abzuschließen für die Dauer des Aufenthalts,
vorausgesetzt man besitzt keine. Meine Auslandsversicherung kostete für Studenten 29 Euro im
Monat und deckt das Meiste ab. Man kann optional noch einen Premium-Tarif wählen der noch
mehr Kosten deckt, was aus meiner Sicht aber überflüssig ist. Es gibt in Shanghai einige
internationale Krankenhäuser (z.B. United Family Healthcare - http://www.ufh.com.cn/en/ , andere
Krankenhäuser und ärztliche Versorgen siehe hier:
http://www.china.diplo.de/contentblob/3478890/Daten/2503063/medeinrichtungenshanghaidd.pdf
), diese haben den Vorteil dass das Personal sehr gut Englisch spricht (in den chinesischen
Krankenhäusern eher die Ausnahme) und dass man nicht so lange warten muss da deutlich weniger
Patienten da sind (weil es auch deutlich teurer ist, aber die Reisekrankenversicherung beinhaltet das
ja). Diese Krankenhäuser entsprechen auch den westlichen Standards und bieten meist alle gängigen
Vorsorge- und Behandlungstherapien an. Hausärzte oder kleinere private Praxen wie in Deutschland
gibt es übrigens nicht, man geht immer direkt ins Krankenhaus.
2.6. Wohnungssuche
Bekannte vor Ort konnten bei der Wohnungssuche helfen. Die Wohnungssuche gestaltet sich sehr
kurzfristig, es ist eher nicht üblich, lange im Voraus eine Wohnung zu suchen und den Vertrag zu
unterschreiben. Die Preise sind sehr vielfältig, im zentralen Shanghai steigen die Mietpreise aber
rapide an und man muss teils mit deutlich höheren Mieten als in deutschen Städten rechnen. Ich
hatte das Glück zusammen mit meiner Freundin eine Wohnung zu suchen, dadurch halten sich die
Mietkosten noch in Grenzen. Wir fanden schließlich eine 2-Zimmer Wohnung im zentralen Pudong,
im 15. Stock eines Wohnhauses. Der Mietpreis für die 50qm-Wohnung betrug knapp 700 Euro und
beinhaltete Wasserkosten. Zusätzlich fielen noch Gaskosten (Gasherd in der Küche), Stromkosten
und Internetkosten an. Diese sind jedoch im Vergleich zu Deutschland sehr niedrig, insgesamt unter
20 Euro im Monat trotz fast durchgehend laufender Klimaanlage in den Sommermonaten. Die
Wohnung war nicht eingerichtet, ich hatte jedoch das Glück, dass Bekannte vor Ort noch Sachen
übrig hatten die sie zur Verfügung stellten (Teller, Besteck etc.). Die nötigsten Sachen mussten aber
noch gekauft werden. (Bettwäsche, Putzsachen usw.). In unserer Umgebung befand sich ein
Carrefour und etwas weiter weg (Nahe Linie 4 Station Indoor Stadium) befand sich ein Ikea. Dort
ließen sich die allermeisten Sachen auffinden.
3. Praktikumsstelle
3.1. Informationen zum Unternehmen
Die Firma in der ich das Praktikum absolvierte ist ein großer deutscher Technologiekonzern der unter
anderem Medizintechnikprodukte entwickelt. Ein großer Standort davon ist in Shanghai Pudong.
Auf Grund meines Medizintechnikstudiums bot sich das Unternehmen sehr an. Durch das Praktikum
dort erhoffte ich mir bereits gelerntes zu vertiefen und vor allem praktische Erfahrungen zu erlangen.
Der Standort in Shanghai beschäftigt mittlerweile etwa 1000 Angestellte.
Die Firma befindet sich im Süd-Osten von Shanghai in einem Industriegebiet in dem auch viele
andere große internationale Firmen ihren Sitz haben.
In der Firma selbst gab es zwei Kantinen die für die Verpflegung verantwortlich waren. Das Essen ist
verhältnismäßig günstig und man bekommt ein Mittagessen für etwa 2 bis 4 Euro.
Außerdem wurden Shuttlebusse zur Verfügung gestellt, die morgens die Angestellten aus ganz
Shanghai abholten und abends wieder zurückfuhren. Mein Bus fuhr morgens um etwa 7:35 ab und
ich benötigte noch etwa 15-20 Minuten für den Fußweg von der Wohnung bis zur Bushaltestelle.
Abends fuhr der Bus um 17:00 von der Firma ab. Für Hin- und Rückweg benötigte der Bus je etwa 4560 Minuten, abhängig von der Verkehrslage. Montagmorgen und Freitagabend ist der Verkehr
verständlicherweise etwas schleppender als sonst.
3.2. Arbeitsverhältnisse und Erfahrungen
Per Vertrag war eine 40-Stunden-Woche festgelegt, dies wurde auch strikt eingehalten da man ja an
die Busfahrzeiten gebunden war. Bei Bedarf konnte man jedoch auch länger bleiben da es auch
spätere Busse gab die jede volle Stunde fuhren, jedoch nur ein Bus der nur an einigen wenigen
Stationen hielt.
Eigenständiges Arbeiten ist meiner Erfahrung nach sehr wichtig in China, oft haben die Mentoren
oder Vorgesetzten keine Zeit konkrete Instruktionen zu erteilen. Das Arbeitsklima war sehr gut und
die Kollegen sehr hilfsbereit und offen, man half bei allerlei Problemen sowohl im Alltag als auch auf
Arbeit. Es gab Mitarbeiter aus vielen verschiedenen Nationen und die Arbeitssprache war, wie so oft
in internationalen Konzernen, Englisch. Man wurde gefordert, aber nicht überfordert, und
Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Studium konnten hergestellt werden. Ich bekam für die Dauer
meines Praktikums ein Projekt anvertraut, in welchem ich zusammen mit einem Kollegen Versuche
durchführte und auswertete. Die Praktikumsdauer war leider zu kurz um das komplette Projekt
mitzuerleben, trotzdem war es mir möglich viele neue Dinge zu lernen, aber auch Studieninhalte
praktisch anzuwenden.
4. Stadtprofil
4.1. Verkehrsmittel
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr gut ausgebaut in Shanghai, es ist zu jeder Tageszeit
mögliche schnell von A nach B zu kommen, und das für einen sehr geringen Preis im Vergleich zu
Deutschland. Allgemein gibt es immer englische Beschilderungen beziehungsweise Beschilderungen
mit Lautschrift, wodurch es auch Nichtsprechern der Sprache möglich ist sich zu orientieren.
4.1.1.U-Bahn
Das U-Bahn-Netz in Shanghai besitzt derzeit 12 Linien. Pläne gibt es an jeder Metrostation oder auch
kostenlos im Internet zu finden. Eine Fahrt kostet abhängig von der Anzahl der Stationen die man
fährt, beträgt aber zwischen 2 bis 4 RMB (ca. 0,25€ bis 0,50€). Ich empfehle eine „Shanghai Public
Transportation Card“ zu kaufen, diese kann man in jeder Metrostation erwerben und auch Guthaben
aufladen. Mit dieser Karte kann man Die öffentlichen Verkehrsmittel in Shanghai nutzen ohne jedes
Mal mit Bargeld zahlen zu müssen, dies erspart einem das Gesuche und im Gedränge erspart es
einem auch einiges an Stress. Beim Betreten der Metrostation lässt man kurz die Karte scannen und
beim Verlassen einer anderen Station wird automatisch der fällige Betrag abgezogen. Diese Karten
kosten 20RMB „Pfand“ (Man kann die Karten nicht wieder zurückgeben) und man kann damit die
Metro, die Busse, die Fähren über den Fluss und auch manche Taxis benutzen (Die „Expo-Taxis“, jene
Taxis die zur Expo eingeführt wurden). Man kann natürlich auch mit Bargeld zahlen, hierzu gibt es in
jeder Metrostation Automaten mit Touchscreen an denen man auswählen kann von wo bis wo man
fahren will. Die Metrolinien fangen so ab 4 bis 5 Uhr morgens an zu fahren und fahren abends nur bis
etwa 22 bis maximal 23 Uhr, man sollte sich informieren wann die letzte Bahn fährt.
4.1.2.Busse
Bus fahren ist für Leute die kein Chinesisch können leider nicht so leicht, obwohl ich persönlich diese
Art der Fortbewegung gegen Ende des Praktikums eigentlich fast als die komfortabelste empfand.
Busstationen gibt es fast überall und das Netz ist dadurch natürlich deutlicher dichter als das
Metronetz, außerdem kostet eine Fahrt pauschal immer nur 2RMB, wenn man in den letzten 30
Minuten ein anderes öffentliches Verkehrsmittel genutzt hat, kostet es sogar nur 1RMB mit der
Public Transportation Card. Ungemein hilfreich für das Busfahren sind Google Maps oder das
chinesische Pendant dazu, Baidu Maps. Man wählt seine Route aus und hat die Möglichkeit sich auch
öffentliche Verkehrsmittel anzeigen zu lassen. Man bekommt verschiedene Möglichkeiten
vorgeschlagen und es wird auch konkret dargestellt, mit welcher Linie man wie viele Stationen fahren
muss. Die Busse sind zum allergrößten Teil klimatisiert. Man sollte jedoch immer genau darauf
achten bis wann die Busse fahren, viele Linien fahren nicht mehr nach 19 Uhr, wodurch man dann
schon mal ewig warten kann und sich frägt wo der Bus eigentlich bleibt. Allgemein fangen die
öffentlichen Verkehrsmittel in China eher zu einer früheren Uhrzeit an zu fahren aber beenden ihren
Dienst auch relativ früh am Abend, wenn man sich nach 22 oder 23 Uhr fortbewegen möchte, ist man
eigentlich gezwungen ein Taxi zu nehmen.
4.1.3.Taxis
Taxis sind im Vergleich zu westlichen Standards immer noch sehr günstig. Eine Fahrt fängt je nach
Taxi und Uhrzeit bei etwa 14RMB bzw. 16RMB (nachts) an. Die ersten drei Kilometer sind inklusive,
danach zahlt man für jeden weiteren Kilometer 2,40RMB. Man bekommt auf Wunsch eine Quittung
am Ende der Fahrt, ich empfehle diese immer mitzunehmen für den Fall dass man etwas im Auto
liegen lässt, nur mit Hilfe der Quittung kann man noch nachträglich herausfinden in welchem Taxi
genau das war. Man sollte darauf achten immer nur Taxis von offiziellen Taxiunternehmen zu
benutzen. In der Regel gibt es keine Betrüger und ich habe selber auch noch nie Betrug erlebt oder
habe auch noch nie von anderen Ähnliches gehört, die Geschichten dass Taxifahrer mit Absicht große
Umwege fahren halte ich für übertrieben da es sich einerseits gar nicht unbedingt lohnt und
andererseits da die Registriernummer des Taxifahrer immer gut sichtbar angebracht ist und man sich
jederzeit beim Taxiunternehmen beschweren kann.
Vorsichtig sollte man jedoch bei den Schwarztaxis sein, dies sind Privatleute die einen gegen einen
Wucherpreis fahren wollen. Sie stehen an allen Orten an denen auch viele Touristen sind, also zum
Beispiel an Flughäfen oder Sehenswürdigkeiten. Ich persönlich würde diese Taxis nicht nehmen da es
zum einen genug offizielle Taxis gibt, die Schwarztaxis viel zu viel Geld verlangen und man außerdem
nicht versichert ist in Schwarztaxis im Falle eines Unfalls.
Man sollte allgemein darauf achten dass Taxifahrer immer das Taxameter einschalten um Betrug zu
vermeiden. Allerdings schalten viele Taxifahrer aus Gewohnheit das Taxameter nicht direkt, sondern
erst nach ein paar Metern an, also sollte man auch nicht direkt das Beschweren anfangen. ;-)
Zur Rush Hour ist es oft schwer ein Taxi zu kriegen und die Fahrt dauert auch deutlich länger durch
den dichten Verkehr, da empfehle ich die Metro zu nehmen auch wenn diese oft mal sehr voll ist.
4.2. Klima
Ich war von Mitte April bis Ende Juli in Shanghai, die Monate April und Mai gelten mit den
Herbstmonaten als die angenehmsten Monate, Die Temperaturen lagen im Schnitt bei etwa 20°C.
Tagsüber betrugen die Temperaturen etwa 15° bis 25°, nachts sanken sie auf etwa 10° bis 15°.
Allgemein ein sehr angenehmes Wetter. Die Sommermonate hingegen waren sehr heiß, vor allem da
ich das Glück hatte den wärmsten Juli seit Anbeginn der Temeperaturaufzeichnung zu erwischen.
Tagsüber betrug die Temperatur 38°-40°, nachts sank sie auch nur selten unter 30°. Die einzigen
kühlen Perioden sind nach den gewitterartigen Regenfällen die in den Sommermonaten häufig
auftreten. In den Sommermonaten gibt es drei ausgeprägte Regenperioden: Der „Frühlingsregen“,
der „Pflaumenregen“ und der Herbstregen. Während dieser Zeit kommt es überdurchschnittlich oft
zu starken Regenfällen. Als ich jedoch in Shanghai war, regnete es relativ wenig, ich persönlich würde
es nicht unbedingt „Regenperiode“ nennen, der Niederschlag war gefühlt auch nicht mehr als in
Deutschland. Alles in allem war der Aufenthalt in Shanghai sehr heiß, während der heißen
Sommermonate war es kaum möglich längere Zeit im Freien Aktivitäten nachzugehen. Die
Frühlingsmonate und Herbstmonate sind jedoch sehr angenehm. Die Wintermonate habe ich selbst
nicht miterlebt, sie sollen aber sehr kalt sein. Hinzu kommt dass es keine Heizungen gibt in Shanghai
(in China allgemein), „geheizt“ wird mit den Klimaanlagen die natürlich an Leistung zu wünschen
übrig lassen. Die allermeisten Wohnungen sowie fast alle öffentlichen Einrichtungen sowie Autos,
Taxis, Busse und die Metro sind klimatisiert.
5. Leben in Shanghai/China
5.1. Die chinesische Sprache
Ich habe das Glück das meine Eltern beide Chinesen sind und ich zweisprachig aufgewachsen bin.
Lesen und Schreiben beherrsche ich zwar nicht perfekt, für das Nötigste reicht es aber. Außerdem
reicht es in den allermeisten Situationen auch wenn man Chinesisch reden kann. Mein Chinesisch
wurde definitiv besser in den Monaten in denen ich dort war, die Umgebung ist eben doch das
allerwichtigste wenn man eine Sprache lernen will.
Meine Erfahrung ist, dass viele Chinesen zwar Englisch sehr gut in Schrift beherrschen, nicht jedoch
so gut im Gesprochenen. Meine Freundin, die auch mit dabei war, tat sich manchmal schwer mit
Kollegen oder auch mit Fremden auf Englisch zu kommunizieren. Dies liegt natürlich mitunter an dem
chinesischen Englischakzent, an den man sich aber recht schnell gewöhnt. Wenn jemand die Sprache
lernen will bevor er einen längeren Aufenthalt dort plant, dem empfehle ich einen etwas
intensiveren Kurs der über die Basics hinausgeht. Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass
viele Ausländer, mit denen ich geredet habe und die nur einen Crashkurs besucht haben, schnell das
Gelernte wieder vergessen haben und das Gelernte auch nie zum Einsatz kommt. Man braucht in der
chinesischen Sprache meiner Meinung nach relativ lange (im Gegensatz zu Deutsch oder Englisch
z.B.) bis man das Gelernte auch wirklich anwenden kann, am Anfang wird erst Mal viel Zeit damit
verbracht die Lautschrift zu lernen. Letzten Endes hängt das natürlich von jedem individuell ab, je
nachdem wie schnell man lernt und wie sehr man sich dafür interessiert.
Taxifahrer sprechen kein Englisch (bis auf einige sehr seltene Ausnahmen), man sollte die Zieladresse
also am besten auf Chinesisch auf einem Stück Papier oder auf dem Handy vorzeigen können.
Straßenschilder und Metrostationen sind immer noch zusätzlich mit Pinyin-Lautschrift bzw. Englisch
beschriftet.
5.2. Essen
Das chinesische Essen ist sehr vielfältig, es bietet sehr viele Variationen und unterschiedlichste
Facetten. Da China so ein unglaublich großes Land ist, hat jede Region oder auch teilweise große
Städte ihr eigenen Geschmacksrichtungen und Spezialitäten. In Shanghai sowie in ganz China ist
Essen und Essen gehen eine der größten Attraktionen und ein fester Teil der chinesischen Kultur.
Essen ist ein sehr wichtiges Ereignis in China und auch ein wichtiges familiäres Ereignis. Die Märkte
sind auf jeden Fall sehr sehenswert, es gibt eigentlich überall in Shanghai verstreut kleinere und
größere Märkte wo die Einheimischen ihre Zutaten kaufen. Wenn man selber kochen möchte kann
man natürlich auch selbst gerne zuschlagen, man sollte nur immer auf die Hygiene achten.
Gerade in Shanghai findet man so ziemlich jede Spezialität aus jeder Ecke Chinas und auch der Welt.
Es gibt einige deutsche Restaurants (z.B. Paulaner Brauhaus) für jene die nicht auf die deutsche
Küche verzichten können. Das Essen ist gut aber etwas überteuert und das Bier ist um ein vielfaches
teurer als in Deutschland. Es gibt einige gute und auch recht preiswerte italienische, japanische,
thailändische, indische und koreanische Restaurants, im Grunde genommen findet man aber wie
gesagt jede Geschmacksrichtung die man sich vorstellen kann. Fast-Food-Ketten gibt es natürlich
auch an jeder Ecke, vor allem McDonalds und KFC. Die Preise sind um Einiges niedriger als in den
deutschen Pendants.
Ich werde keine konkreten Restaurants nennen da diese kommen und gehen, allein in der Zeit in der
ich dort war, fand sich manches Restaurant schon nicht wieder und ein Nachfolger war schon drin.
Ich empfehle allgemein immer in einem aktuellen Reiseführer zu schauen oder auf Bewertungsseiten
wie tripadvisor (www.tripadvisor.de) zu schauen und nach aktuellen Rezensionen zu schauen.
Außerdem kann ich für aktuelle Restaurantbewertungen (und auch Bewertungen von Bars, Clubs und
allgemein Informationen zu Veranstaltungen und Ereignissen in und um Shanghai) folgende
Webseiten empfehlen:
http://www.cityweekend.com.cn/shanghai/
http://www.smartshanghai.com/
http://www.timeoutshanghai.com/index.html
Auf diesen Seiten gibt es allgemein nicht nur Tipps und Bewertungen zu Restaurants, sondern auch
zu Bars, Clubs, aktuellen Veranstaltungen und Ausstellungen, Shopping und allem Rund um das
Leben in Shanghai. Diese Seiten sind auf Englisch und sie bringen auch meistens monatlich eine
gedruckte Version an. Diese findet man kostenfrei in vielen Restaurants oder anderen
kooperierenden Einrichtungen im Eingangsbereich. Man kann alternativ auch ein recht
preisgünstiges Kurzabo abschließen.
Allgemein gibt es in großen Einkaufsmalls immer in den untersten oder in den oberen Etagen eine
große Auswahl an verschiedenen Restaurants, einfach ausprobieren! Chinesen gehen allgemein
früher essen (und auch andere Aktivitäten wie abends weggehen), um 12 wird spätestens zu Mittag
gegessen und das Abendessen wird im Schnitt noch vor 18 Uhr eingenommen. Viele Restaurants
schließen auch schon um 21 Uhr. Will man den Menschenmassen entkommen, geht man einfach
etwas später Essen und schon sind die Menschenschlangen vor den Restaurants verschwunden.
Wenn man zu den Stoßzeiten in populäre Restaurants gehen will, kann es schon gut sein dass man
bis zu einer Stunde Wartezeit haben kann (als größere Gruppe durchaus auch länger), es findet sich
meistens jedoch immer auch noch ein gutes Restaurant was nicht so überfüllt ist.
In Shanghai sagt man wird relativ „süß“ gegessen, es gibt viel Reis (allgemein im Süden Chinas), Fisch
und Meeresfrüchte. Schwein, Rind, Huhn und Ente gibt es natürlich auch. Es wird allgemein viel Öl,
Sojasoße und Reiswein benutzt, die Gerichte sind auch öfters mal süßsauer zubereitet. Im Sommer
und im Winter werden oft verschiedene Sachen gegessen, im Winter gibt es viele Sachen die den
Körper von innen wärmen sollen (z.B. Hotpot bzw. Feuertopf, eine Art Fleischfondue) die laut
traditioneller Empfehlung im Sommer eher vermieden werden sollen um den Körper nicht zu
„überhitzen“. Im Sommer trink man gerne mal einen frisch gepressten Melonensaft (xigua zhi) oder
ein Tsingtao-Bier, Chinas bekanntestes Bier. Das Bier ist allgemein relativ leicht in China, wer was
Stärkeres sucht kann einen chinesischen Maotai-Schnaps probieren, ein heller und sehr
hochprozentiger Schnaps.
Nordchinesische Küche ist allgemein etwas intensiver, also kalorien- und knoblauchreicher. Es gibt
außerdem auch mehr Getreidebeilagen wie Nudeln oder herzhafte Pfannkuchen wohingegen im
Süden eher Reise als Beilage serviert wird. In der südchinesischen Küche wird „feiner“ gekocht, die
kantonesische Küche mit ihren dim sum (jiaozi, baozi etc.) gilt als eine der besten. Im Westen von
China, vor allem in der Region Sichuan wird sehr scharf gegessen, jedes Gericht besteht zu einem
Großteil aus Sichuan-Pfeffer und scharfen roten Chilis. Auch wenn ich in Deutschland gerne mal
etwas schärfer esse, die Sichuan-Küche ist mir doch etwas zu viel des Guten.
Ein paar abschließende Tipps noch zu den Verhaltensregeln bei Tisch (wenn man eingeladen wird):
Man sollte immer einen kleinen Happen übrig lassen, isst man den ganzen Teller leer denkt der
Gastgeber man habe noch Hunger und bestellt nach. Reis wird oftmals erst am Ende vom Essen
serviert, quasi als Sattmacher. Die Tischsitten in China sind etwas anders als in Deutschland, es geht
deutlich lauter zu als in deutschen Restaurants und es wird geschlürft, geschmatzt, gerülpst und
gespuckt. Der Tisch sieht danach oft aus wie ein kleines Schlachtfeld. Dies ist oft auch nötig da Fleisch
und Fisch immer noch mit Knochen und Gräten serviert werden, das Abtrennen wird direkt im Mund
erledigt.
Wer mutig ist kann Straßenimbisse ausprobieren, man sollte jedoch immer schauen dass auch viele
andere Menschen dort essen, das ist meist ein Zeichen dass frische Zutaten benutzt werden.
Außerdem sollte man dann nicht zu zimperlich sein was Hygiene etc. angeht.
Ein paar Gerichte die ich auf jeden Fall empfehlen kann:
Dim sum allgemein (also jiaozi, baozi…): Gefüllte Teigtaschen mit Fleisch, Shrimps, Gemüse etc.
doufu: Tofu, es gibt mehr Zubereitungsarten in China von Tofu als man sich vorstellen kann!
gongbao jiding: Kungpao Chicken, ist vielen vielleicht ein Begriff und wird vor allem von Ausländern
gerne gegessen, Chinesen selber mögen das Gericht gar nicht so sehr. Gibt es aber auch in sehr vielen
verschiedenen Zubereitungsarten.
hongshao rou: Schweine- oder Rindfleisch was in schwarzer Sojasoße gekocht wird, eine Shanghaier
Spezialität, ist aber sehr fettig!
mantou: Dampfnudeln ohne Füllung, werden als Beilage gegessen
songshu guiyu: Süßsaurer Fisch, Pekinger Spezialität
xiaolong bao: Gehört zu den dim sum, ist aber Shanghaier Spezialität und überall zu finden
huoguo: Hotpot, Fleischfondue mit allen mögliche Zutaten
Dies ist nur eine kleine Auswahl, ich empfehle einfach immer was neues auszuprobieren. ;-)
5.3. Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in und um Shanghai
Shanghai ist eine sehr junge Stadt und teils sehr von ehemaligen westlichen Großmächten Geprägt.
Es gibt nicht die Fülle an Sehenswürdigkeiten wie in Peking zum Beispiel, aber Shanghai besitzt seine
eigene Mischung und einen eigenen Charme. Zu den Top-Attraktionen zählt der Bund. Der Bund ist
eigentliche eine Uferpromenade entlang des Huangpu-Flusses, inmitten des Zentrums. Viele
ehemalige französische Kolonialbauten reihen sich hier auf und werden nachts sehr schön
beleuchtet. Mittlerweile sind hauptsächlich Banken und einige Luxusläden in den Bauten beherbergt.
Auf der anderen Seite des Bunds ist Shanghai-Downtown, Lujiazui, wo die Wolkenkratzer von
Shanghai stehen. Dort befinden sich dann unter anderem der Fernsehturm, ein Wahrzeichen
Shanghais, der Jinmao-Tower und das Shanghai World Financial Center, die drei höchsten Gebäude
Shanghais. (Bald eröffnet jedoch das neue Shanghai Center welches dann das höchste Gebäude
Shanghais ist, es steht auch in Lujiazui) Auf der Seite westliche des Huangpu, in Puxi, finden sich viele
große Einkaufsstraßen, die drei größten sind die Nanjing Road, die Huaihai Lu und die Sichuan Street.
Die Nanjing Road ist die größte mit allen erdenklichen Läden und auch allen westlichen Marken. Die
Huaihai Lu beherbergt viele teure Luxusläden wohingegen die Sichuan Street eher einheimische und
günstigere Marken vertritt, hier gehen viele Bewohner Shanghais einkaufen.
Als weitere Sehenswürdigkeiten kann ich definitiv einen Tagesausflug in die französische Konzession
empfehlen und an schlechten Tagen auch einen Abstecher in einen der großen Museen Shanghais
(Shanghai Museum oder Shanghai Urban Planning Exhibition z.B.). Den Yu Yuan Garten sollte man
gesehen haben wenn man in Shanghai ist, auch wenn dieser oft sehr überlaufen ist. Sehr nett ist
auch ein Ausflug ins Tianzifang, ein kleiner Häuserblock mit vielen kleinen Läden und Restaurants.
Sehr interessant fand ich auch einen Besuch des 1933 Old Millfun-Gebäudes, eine alte Schlachterei in
der jetzt ein paar kleine Cafes und Restaurants sind. Außerdem empfehle ich einen Abstecher in das
Moganshan M50 Künstlerviertel, ein kleines Viertel voll mit Ateliers namhafter und aktuell
erfolgreicher chinesischer Künstler. Sehr gemütlich ist auch in Besuch des Konfuziustempels, dieser
war bei beiden meiner Besuche sehr leer und ruhig, eine schöne Abwechslung zum Rest der Stadt.
Die Gegend außen rum ist auch sehr zu empfehlen für eine kleiner Tour, hier sieht man noch wie die
Shanghaier ursprünglich lebten. Wenn man Zeit hat sollte man in die sogenannten kleinen
„Wasserstädte“ um Shanghai rum fahren, kleine nette Dörfer mit vielen Flüssen und Brücken. Gerade
an Wochenenden sind diese aber sehr überlaufen von Touristen. Wenn man einen Tempel besuchen
will empfehle ich den Jing’an Tempel, nicht wie überall angeprisen den Jade Buddha Tempel. Der
Jing’an Tempel ist bei weitem nicht so überlaufen und meiner Meinung nach genauso schön und
interessant.
Wenn man ein paar Tage mehr Zeit hat oder einen Tagesausflug plant, empfehle ich auf jeden Fall
mal einen Trip nach Suzhou und Hangzhou zu machen. Für Suzhou reicht ein Tagestrip da man mit
dem Schnellzug nur etwa eine halbe Stunde braucht. Beide Städte sind sehr schön und man
bekommt vieles zu sehen. Wenn man etwas mehr Zeit hat empfehle ich noch nach Nanjing zu fahren.
Wenn man dann noch etwas länger Zeit hat sollte man nach Peking fahren. Das Schnellbahnnetz in
China ist sehr gut ausgebaut mittlerweile und man reist meiner Meinung nach oft deutlich schneller
und komfortabler mit dem Schnellzug als mit dem Flugzeug (Man braucht für die knapp 1.300km
lange Strecke von Shanghai nach Peking nur knapp 5 Stunden mit dem Schnellzug). Man kann die
Tickets online auf 12306.cn kaufen wenn man der chinesischen Sprache mächtig ist oder man sucht
einen der zahlreichen offiziellen Ticketläden auf. Natürlich kann das Ticket auch direkt am Bahnhof
erst gekauft werden, allerdings kann dann nicht garantiert werden ob noch Plätze vorhanden sind,
ich empfehle daher immer die Tickets vorher schon zu kaufen. Auf ctrip.com (Eine von Chinas
größten Reiseseiten) kann man sich übrigens auch Tickets kaufen und für ein kleines Entgelt direkt
zum Wohnort bringen lassen, ein Service der gerade für Ausländer sehr praktisch ist. Auf ctrip.com
kann man dann außerdem noch Hotels buchen und auch Flugtickets kaufen.
6. Fazit
Ich bin sehr froh dass ich mein Praktikum in Shanghai verbracht habe, es war eine Erfahrung die ich
definitiv nie vergessen werde und die mir auch sehr viel gebracht hat. Auch wenn es am Anfang
etwas holprig war sich auf das Leben dort einzustellen, gewöhnt man sich aber schon sehr schnell
dort und beginnt das Leben in Shanghai zu genießen. Der Mix aus westlicher und chinesischer Kultur
und die völlig andere Umgebung bietet eine Menge Neues zu entdecken.
Ich persönlich kann jedem nur empfehlen eine Zeit lang in China zu bleiben, es ist eine völlig andere
Welt und eine Erfahrung die man mit Sicherheit nicht bereuen wird. Auch wenn es natürlich vieles
gibt was einem Kopfschütteln bereiten wird, überwiegt doch denke ich die Anzahl der Sachen die
man interessant und schön findet. Man bekommt dort Einblicke in eine fremde Kultur die man
nirgendwo anders bekommt.
Auch wenn ich zwar nicht für längere Zeit dort leben will, werde ich definitiv noch einige Male
dorthin zurückkehren und ich wünsche allen, die einen Aufenthalt in China planen, viel Spaß und
Erfolg!