Von der Subkultur zum Mainstream Die Ausstellung

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Von der Subkultur zum Mainstream Die Ausstellung
Workshops
Samstag, 6. Mai 2006, 12–18 Uhr im Aktsaal der hgkz
Workshop «Drag Kings»
Verwandlung zum Drag King mit King Romeo Koyote
Rosen und King Christian, Expertinnen des Sündikats
Nur für Frauen; Platzzahl beschränkt
Voranmeldung unter +41 (0)43 446 67 10 oder
[email protected]
Samstag, 27. Mai 2006, 10–17 Uhr, Foyer
Workshop «Gay Chic-Hairstyling»
mit Ivo Aeschlimann (Hairstylist, «ghel», Zürich)
Gratis Haarschnitt und Beratung durch die trendigen
Hairstylisten von «ghel»
Ohne Voranmeldung; Platzzahl beschränkt
Samstag, 10. Juni 2006, 14–17 Uhr in der Ausstellung
«Schwul macht cool»
Styling-Workshop mit Clifford Lilley
(Styling-Experte, Zürich)
Platzzahl beschränkt
Voranmeldung unter +41 (0)43 446 67 10 oder
[email protected]
Gespräche und Führungen in der Ausstellung
Dienstag, 23. Mai 2006, 18.30 Uhr
Gespräch und Führung
mit Clifford Lilley (Styling-Experte, Zürich)
und Cynthia Gavranić, (Kuratorin Museum für
­Gestaltung Zürich)
Dienstag, 6. Juni 2006, 18.30 Uhr
Gespräch und Führung
mit Patrick Rohr (Moderator «Quer», SF, Zürich)
und Urs Küenzi (Co-Kurator «Gay Chic»)
Dienstag, 11. Juli 2006, 18.30 Uhr
Gespräch und Führung
mit Brigitte Röösli (Lesben-Organisation Schweiz,
LOS) und Marion Strunk
(Leiterin NDS Cultural/Gender Studies, hgkz)
Dienstag, 11. Juli 2006, 20 Uhr
«The Gay Look: Schwul, Lesbisch, Hetero, Bi, Transgender, Queer. Eine Frage des Stils?»
Podiumsgespräch mit Ida Gut (Modedesignerin, rundum, Zürich), ­Jacqueline Otten (Leiterin Department
Design hgkz), Clifford Lilley (Styling-Experte, Zürich)
Moderation: Urs Küenzi (Co-Kurator «Gay Chic»)
Öffentliche Führungen
Jeweils Dienstag, 18.30 Uhr
Informationen zu den Führungen:
www.museum-gestaltung.ch
Workshops für Schulklassen sowie Spezialführungen:
Tel +41 (0)43 446 67 10 oder [email protected]
Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60, CH-8005 Zürich
Tel +41 (0)43 446 67 67, Tram 4 und 13,
Haltestelle Museum für Gestaltung
Öffnungszeiten
Dienstag–Donnerstag 10–20 Uhr,
Freitag–Sonntag 10–17 Uhr, montags geschlossen
Tag der Arbeit 1. Mai geschlossen
Auffahrts-Mittwoch 24. Mai 10–16 Uhr
Auffahrt Donnerstag 25. Mai 10–17 Uhr
Pfingstsonntag 4. Juni geschlossen
Pfingstmontag 5. Juni 10–17 Uhr
Von der Subkultur zum Mainstream
Die Ausstellung verfolgt in den fünf Themenbereichen
Werbung, Mode, Film, Partykultur und Popmusik, wie
der Stil aus der Subkultur der Schwulen und Lesben
in den visuellen Alltag der Heterosexuellen transferiert
wird und dort neue Impulse gibt. Voraussetzungen für
den aktuellen Trend sind unter anderem die veränderte
soziale Wahrnehmung von Schwulen und Lesben, die
wechselseitige Beeinflussung homosexueller und heterosexueller Lebensstile und die postmoderne Lust am
Spiel mit Rollenbildern von Mann und Frau.
«Gay Chic» – ein heterosexueller Trend?
Der Umgang mit dem eigenen Körper und seinem
Styling hat sich insbesondere bei den heterosexuellen
Männern verändert. Diverse Pflegeprodukte, Haarentfernung und aufbauendes Muskeltraining gehören
ebenso zum Repertoire wie ein ausgesuchtes Styling.
Während sich heterosexuelle Männer betont bis übertrieben gepflegt geben, ist bei homosexuellen Männern
heute Brusthaar, Bart und nachlässiges Erscheinungsbild, also eine teilweise gegenläufige Stilentwickung
«in». Bei heterosexuellen Frauen ist der «Gay Chic»
mehr auf ein Verhalten denn auf Stilmerkmale bezogen. Gerade im Kontrast von femininem Äusseren und
lesbischer Pose liegt der Reiz: Frauen küssen sich auf
Parties, wie es Madonna und Britney Spears bei der
Verleihung der MTV Awards 2003 vorgemacht haben.
Weitere Veranstaltungen zum Thema
Lesbisch-schwules Kulturfestival «warmer mai»
1. – 31. Mai 2006
www.warmermai.ch
Leuchte
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Discokugel
Mit freundlicher Unterstützung von
Fonds RESPECT / Herren Globus und Globus Zürich /
Lang, Gysi und Knoll, Bern / NETWORK / Pro Helvetia /
Stiftung Stonewall
Von den Vorbildern zur eigenen Identität
Neben Beispielen aus der Alltagskultur sind in der
Ausstellung zahlreiche Arbeiten von Künstlerinnen und
Künstlern zu sehen: stilprägende Arbeiten von Robert
Mapplethorpe, Pierre et Gilles, Walter Pfeiffer sowie
Leuchtkästen von Judith Schönenberger und eine
Diaprojektion von Karin Erni. Drag (kurz für: «dressed as
guys») Kings geben mit einer Raum-Installation Einblick in ihre subkulturelle Szene. Stil-Ikonen wie David
Beckham, der Ur-Dandy Beau Brummell und Marlene
Dietrich (die Diva als Garçonne) sind weitere Themen in
der Ausstellung. Klischees und Stereotypen zum Thema
werden in interaktiven Arbeiten zur Diskussion gestellt.
Letztlich geht es auch um die Frage nach der eigenen
Identität in einer Zeit, in der sich äusserliche Unterscheidungsmerkmale zunehmend verwischen: «Metrosexuell», «übersexuell» oder das englische «queer»
lauten die aktuellen Schlagwörter.
Filme
TV
LOUNGE
Hörstation
Puppen
PAR
TY
Pos. 2
Empfang
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Donnerstag, 8. Juni 2006, 17–20 Uhr, Vortragssaal
Kolloquium in Kooperation mit dem Institut Cultural
Studies in Art, Media and Design (ICS) im Rahmen
der Ringvorlesung der Hochschule für ­Gestaltung und
Kunst Zürich (hgkz)
«Un/Sichtbarkeit und Queerness.
Politiken des Sehens und Aussehens»
Mit Ines Doujak (Künstlerin, Wien), Sabine Fuchs
(Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Hamburg),
Cristina Nord (Filmkritikerin, Berlin), Sigrid Schade
(Leiterin ICS, hgkz), Marc Siegel (Filmwissenschaftler,
Berlin), Marion Strunk (Leiterin NDS Cultural/Gender
Studies, hgkz)
Moderation: Sigrid Adorf (Wissenschaftliche
­Mitarbeiterin Leitung ICS, hgkz)
Detailprogramm: www.museum-gestaltung.ch/Ausstellungen/Programm.html
Dienstag, 27. Juni 2006, 18.30 Uhr
Gespräch und Führung
mit Frédéric Dedelley (Produkt- und Ausstellungs­
gestalter, Zürich) und Cynthia Gavranić, (Kuratorin
Museum für Gestaltung Zürich)
TIT
EL
Begleitprogramm
Pos. 3
The true mystery of the world is the visible,
not the invisible. (Oscar Wilde)
Das Geheimnis der Welt liegt im Sichtbaren, nicht
im Unsichtbaren
In der Mode – Medium der Selbstdarstellung und
Identifikation schlechthin – zeigt sich der Gay Chic am
ausgeprägtesten. Homosexuelle werden als Trendsetter
angesehen und haben die Hetero-Garderobe um körperbetonte Shirts, Army-Hosen, Leder-Accessoires etc.
erweitert. Mit sicherem Gespür orientieren sie sich auch
an heterosexuellen Strömungen. So gilt Marlon Brando
als Symbolfigur des engen weissen T-Shirts, während
dank Mark Wahlberg Calvin Klein-Unterwäsche zum
Muss wurde. David Beckham machte mit seiner Frisur,
seinem Schmuck und der Designermode den Gay Chic
populär. Verfolgt man diesen Trend in der Geschichte
zurück, trifft man auf den Dandy und die Garçonne.
Während er sich mit seinem ausgeprägten Modebewusstsein anfänglich zum Gespött machte, verlieh sie
in männlich anmutender Mode ihrer Unabhängigkeit
Ausdruck. Avantgardistische Damencouture ist bis heute von der Männer- und Sportmode beeinflusst.
I am a deeply superficial person. (Andy Warhol)
Ich bin eine zutiefst oberflächliche Person
Die Partykultur ist ein wichtiges Verbreitungsfeld der
homosexuellen Kultur und Ästhetik. Schwule waren die
treibende Kraft der Tanz-Szene und dienten Heterosexuellen als Vorbild. Disco wurde dank der Gay-Community populär und die House-Musik ist im Umfeld der
New Yorker Drag Queen-Szene entstanden. Selbst die
Streetparade kann als Mainstream-Version der schwulen Christopher Street Day-Paraden betrachtet werden.
Seit den 1990er Jahren gilt es als chic, an Schwulenpartys zu gehen. Diese Öffnung ermöglichte auch einen
Modetransfer.
Partys sind der glamouröse Ausgleich zum langweiligbiederen Büroalltag. In der Partyszene entfaltet sich das
Rollenspiel von Mann und Frau am stärksten. Frei nach
dem Motto «Jeder mit Jedem und Jede mit Jeder».
Entsprechend trifft man in den Partytempeln oder auf
Party-Sites im Internet auf puren Gay Chic.
The true mystery of
Gay sells
Mit Gay Chic macht man Kasse
the world is the ­visible,
Werbung ist ein sicherer Trend-Indikator, da sie sofort
auf aktuelle Strömungen reagiert. Die Werbeästhetik
setzt unter dem Motto «Sex sells» auf eine Erotik, die
direkt aus der homosexuellen Subkultur zu stammen
scheint. «Gay sells» müsste der aktuelle Slogan lauten.
Gay Chic wird in der Werbung eingesetzt, um einem
Produkt ein trendiges, exotisches Image zu verleihen,
das ein junges Publikum anspricht – Schwule und
Lesben eingeschlossen. Sie sind nicht nur Werbeträger
sondern auch kaufkräftige Zielgruppe. So testet man im
«Gay Marketing» das Potenzial eines Produktes zuerst
in der Gay-Community.
Der Stil der Kampagnen von Veet for Men, Balisto-Müsliriegel oder der Schweizer Telecom kann direkt auf die
Ästhetik von Bruce Weber, Robert Mapplethorpe, Pierre
et Gilles oder Ugo Rondinone zurückgeführt werden.
Die Werbewelt reagiert auch darauf, wie Frauen mit lesbischem Chic kokettieren – sich küssende Frauen sind
nun auch in zahlreichen Kampagnen en vogue.
not the invisible
I am a deeply
superficial person
Hollywood, that great maker of myths, taught
straight people what to think about gays and gay
people what to think about themselves.
(aus: Vito Russo, The Celluloid Closet)
Hollywood, grossartige Mythenmaschine, brachte
Heterosexuellen bei, was sie über Gays denken
sollen und Gays, was sie über sich selbst zu
­denken haben.
Die TV Sendung «Schwul macht cool» liefert den Beweis, dass Homosexuelle in Sachen Geschmack den
Heteros überlegen sind. Im deutschen Fernsehformat
auf RTL II stylen sie ungepflegte Heteromänner zu
chicen Typen auf, nach denen sich Frau (und Mann)
umdrehen. In der amerikanischen Lesben-Serie «The
L Word» wird mit den attraktiven Protagonistinnen ein
neues Image verbreitet, das auch Hetero-Frauen anziehend finden.
Die Geschichte Hollywoods kann ebenso als Geschichte der Homosexuellen und des Gay Chic gelesen werden. Marlene Dietrich, Greta Garbo, James Dean oder
Rock Hudson sind nur einige Beispiele von Stars mit
offenen oder versteckten homosexuellen Neigungen.
Aktuelle Kinofilme wie «Brokeback Mountain» und
«Capote», zeigen, dass schwule Themen auch beim
Mainstream ankommen. Seit «Bound» und «Fucking
Amal» gelangen regelmässig auch Filme mit lesbischen
Themen ins Kino. Homosexuelle Regisseure wie ­Pedro
Almodovar oder François Ozon waren früher nur
einem Insider-Publikum bekannt, heute sind ihre Filme
­Kassenschlager. Schwule und Lesben steigen von ­
Neben- zu Hauptfiguren auf und verbreiten als Vorbilder
den Gay Chic.
Hollywood, that great maker of myths,
Girls who are boys
Who like boys to be girls
Who do boys like they’re girls
Who do girls like they’re boys
Always should be someone you really love
(Blur, Girls and Boys)
Musik ist der kulturelle Bereich, der die wildesten Stars
hervorbringt und eine schier grenzenlose Narrenfreiheit
geniesst. Popmusik beeinflusst sämtliche Lebensbereiche. MTV und Viva sind mit ihren Stars die Hauptmedien der Jugendkultur und Vorbild für ihren Lebensstil.
Gay Chic war schon in der Popmusik der 1980er Jahre
präsent, als Stars wie Boy George, Freddy Mercury und
«WHAM» ihre grössten Erfolge feierten und gleichzeitig
stilprägend waren. Die lesbische Sängerin K.D. Lang
wurde 1993 für das Cover von «Vanity Fair» mit Supermodel Cindy Crawford in erotischer Pose inszeniert.
2003 sorgte Madonna, die an der Verleihung der MTV
Awards Britney Spears und Christina Aguilera küsste,
für einen weiteren Auftrieb des Lesben Chic. Später
gaben die beiden Sängerinnen von «t.a.t.u.» aus reinen
Imagegründen an, lesbisch zu sein. Selbst bei jüngsten
Popstars, wie etwa der deutschen Boygroup «Tokio
Hotel», dominiert der Gay Chic das Styling.
Neue Impulse gibt auch hier die Subkultur. Tonangebend sind derzeit MusikerInnen wie «CocoRosie»,
­«Anthony and the Johnsons», «Lesbians on E» oder
«Näd Mika», allesamt aus der «queeren» Szene.
Gay sells
taught straight people what to think
Girls who are boys
Who like boys to be girls
Who do boys like they’re girls
Who do girls like they’re boys
Always should be someone you really love
about gays and gay people what to think
about themselves