Zwischenbericht Nizza 06/07 - Medizinische Fakultät Studiendekanat
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Zwischenbericht Nizza 06/07 - Medizinische Fakultät Studiendekanat
Nizza 06/07 Dunja Temerinac 1 Zwischenbericht Nizza 06/07 Dunja Temerinac 1. Vorbereitung Motivation: Bevor man sich entscheidet ein Auslandsjahr zu machen, sollte man sich schon genau überlegen warum man das möchte um spätere Enttäuschungen zu vermeiden. Ich wollte ausgerechnet ein Auslandsjahr in Frankreich verbringen, weil dort das Medizinstudium viel näher mit dem Klinikalltag verbunden ist als in Deutschland. Dieses hat sich auch wirklich bewahrheitet, denn ich verbringe jetzt sehr viel Zeit in der Klinik und habe als Student feste Aufgaben in der Krankenversorgung (man sieht den Patienten auch häufig als aller erster, so dass man die Gelegenheit bekommt selber zu überlegen was die Symptome bedeuten könnten). An zweiter Stelle stand für mich das Erlernen der französischen Sprache und ich kann bestätigen, dass es wirklich wahre Wunder bewirkt in einem Land zu leben. Obwohl beide meiner Erwartungen sich eigentlich erfüllt haben, möchte ich nur darauf hinweisen, dass es auch immer einige Rückschläge gibt. Wie bei uns auch gibt es im Krankenhaus mehr oder weniger engagierte Ärzte und es ist wichtig selber immer aktiv zu bleiben. Man darf nicht erwarten, dass alles immer gut organisiert ist, aber wenn man sich selber engagiert, kann man sehr viel lernen und von dem Aufenthalt profitieren. Ich glaube, dass das zumindest in Frankreich überall zutrifft. Auf die Vor- und Nachteile von speziell Nizza gehe ich dann noch einmal im Abschlussteil ein. Nach meinen eigenen Erfahrungen und Unterhaltungen mit vielen anderen Erasmusstudenten hat sich auch herauskristallisiert, dass einige enttäuscht über die fehlende Integration in dem jeweiligen Land und gerade in Frankreich waren. Ich denke, da ist es wichtig, sich einmal bevor man geht dir Realität klar zu machen. Natürlich gibt es in allen Erasmusstädten auch andere ausländische Studierende und bei der Reiselustigkeit von Deutschen, wird man mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auf nicht nur einen anderen deutsche Studenten treffen. Das bringt mit sich, dass man für die französischen Studenten nicht unbedingt ein Exot ist und man nicht automatisch, weil man deutsch ist, alle Neugierde auf sich zieht. Zweitens wird man dadurch eben doch einige Male Deutsch sprechen. Da muss man sich eben überlegen wie man aus der Situation das Beste machen kann. Andere ausländische Studenten komplett zu vermeiden, halte ich für unrealistisch und auch sehr schade, denn man kann viel über andere Länder erfahren oder auch enge Freundschaften schließen. Trotzdem sollte man versuchen selber ein bisschen kreativ zu sein, wie man mehr Franzosen kennen lernen könnte. Das klingt jetzt ein bisschen berechnend, aber es hat sich als wirklich wichtig gezeigt, gerade weil man im Medizinstudium die französischen Studenten eher schwierig kennen lernt. Man kann aber wirklich durch ein bisschen eigene Initiative viele nette Franzosen treffen, sei es über Sport, Uni-Wanderungen oder das Mitspielen oder -singen in Chören und Orchestern. Die Motivation für ein Auslandsjahr ist in meinen Augen sehr wichtig, denn in Freiburg zu bleiben ist auf jeden Fall die einfachste und für ein schnelles Studium die beste Lösung. Bevor man also doch einigen Aufwand auf sich nimmt, sollte man genau überlegen, warum möchte ich genau in dieses Land und was erhoffe ich mir von diesem Jahr. Formulare Relativ bald nach den Auswahlgesprächen in Freiburg muss man diverse Formulare ausfüllen. Manche von dem Erasmusbüro in Freiburg, manche aus Nizza. Frau Görtz kann einem bei allen Fragen bezüglich der Erasmusformulare für Deutschland weiterhelfen. Die Formulare aus Nizza sind etwas verwirrend, aber man wird immer Nizza 06/07 Dunja Temerinac 2 benachrichtigt wenn was fehlt. An die medizinische Fakultät in Nizza soll man so weit ich mich erinnern kann, eigentlich nur die Kurswahl vorausschicken. Dieses ist aber nicht sehr bindend, denn erst wenn die französischen Studenten gewählt haben (zweite Woche im September) können die Erasmusstudenten ihre Fächer endgültig wählen. Gebraucht hat man irgendwann eine Bescheinigung über Französischkenntnisse und eine Bescheinigung, dass man in Deutschland für das 4. bzw. 5. Studienjahr zugelassen ist (wurde uns ausgestellt von Fr.Goertz). Bis Ende Juli sollte man auf jeden Fall alles Formelle erledigt haben, denn im August ist die gesamte Uni zu und kein Ansprechpartner da. Falls man irgendwelche Fragen hat, sollte man sich telefonisch an die Zuständigen in Nizza wenden (E-Mails werden wirklich selten beantwortet!). Zimmersuche Falls man einen Wohnheimsplatz möchte, muss man die dazugehörigen Unterlagen abschicken und darauf achten, dass diese nicht nur an die medizinische Fakultät (Mme SIMON leitet wirklich nichts weiter!), sondern auch an das CROUS (Mme RASSE) geschickt wurden!! Es gab einige, die in Nizza ankamen und dachten sie hätten einen Wohnheimsplatz, was eben nicht so war. Ich war nicht im Wohnheim und auch keiner den ich näher kenne, von daher kann ich nicht viel dazu sagen. Das Wohnheim Montebello ist am besten gelegen und sieht auch ganz schön aus. Die anderen sind relativ weit abseits. Ich habe von meiner Vorgängerin ihre Wohnung empfohlen bekommen und bin damit sehr zufrieden. Es ist eine WG mit vier Zimmern, sehr ruhig gelegen für Nizza-Verhältnisse und nicht weit von Zentrum und Altstadt entfernt. Falls jemand Interesse hat, gebe ich gerne die Kontaktdaten vom Vermieter weiter. Die Wohnheimspreise sind sehr günstig (ich glaube um 150 Euro). Zimmer in WGs fangen ab 300 Euro warm an und gehen bis sicher 450 Euro. Ich zahle für mein Zimmer 350 Euro, bekomme aber einiges an CAF (Wohnhilfe vom französischen Staat) zurück. Viele haben in den ersten zwei Wochen erst eine Wohnung gesucht (zum Teil auch wegen der Wohnheimspanne) und haben währenddessen in der Jugendherberge gewohnt. Bei der Wohnungssuche vor Ort sollte man als aller erster zum CROUS gehen, da die auch eine Datenbank für Wohnungsanzeigen haben. Ansonsten muss man in Zeitungen wie der kostenlosen „06“ schauen. Alle die ich kenne haben relativ schnell etwas Gutes gefunden (man sieht aber natürlich auch viele grauenhafte Zimmer für 400 Euro dazwischen). Sprache Ich habe mehrere Sprachkurse am SLI belegt. Die sind zwar sehr günstig und auch ganz nett, aber nicht sehr effektiv, das sie nur einmal die Woche stattfinden. Falls man noch nicht gut Französisch spricht, würde ich empfehlen einen Intensivsprachkurs im August in Frankreich zu machen. Solche Intensivsprachkurse sind ziemlich teuer und deshalb hatte ich mich nach Stipendien umgeschaut. Zum einen gibt es in Freiburg von dem International Office jedes Jahr ein Ausschreiben für einen Französischkurs in Grenoble (www.studium.uni-freiburg.de/de/international/outgoing/program.html#4.2). Man bekommt den Sprachkurs zwar bezahlt, muss aber die Unterkunft selber organisieren. Ich wollte ursprünglich diesen Kurs machen, hatte dann aber wegen Terminüberschneidungen doch keine Zeit. Das Programm ist nicht sehr gut organisiert (man muss hundert Mal nachfragen in Freiburg und Grenoble, bevor man etwas erfährt), aber es ist halt kostenlos. Die zweite Möglichkeit ist ein Stipendium vom französischen Jugendwerk zu beantragen (www.dfjw.org). Man muss zwar noch etwas für einen Kurs dazu zahlen, aber insgesamt sind die Kosten wesentlich kleiner, als wenn man den Kurs komplett selber zahlen müsste. In Nizza selber gibt es wie ich auf Nizza 06/07 Dunja Temerinac 3 der Uni-Homepage (www.unice.fr/UIE) gesehen habe auch einen Sprachkurs im Sommer, denn man aber komplett selber bezahlen muss. Als ich diesen Kurs gesehen habe, war die Anmeldefrist aber leider schon abgelaufen. Dieses Jahr gab es keinen Französischkurs für Mediziner von EMSA. Dafür hatte ich einen im Centre culturel franco-allemand gefunden (www.kultur-frankreich.de), der sehr hilfreich ist, wenn man schon ganz gut die Alltagssprache beherrscht. In Nizza selber gibt es ganz am Anfang des Semesters einen einwöchigen kostenlosen Intensivsprachkurs für alle Erasmusstudenten. Man muss aber auf einer ominösen Namensliste stehen um da rein zu kommen. Am besten geht man gleich am Anfang im CROUS vorbei und fragt nach ob man da schon draufsteht (die Mediziner meistens nicht, weil Mme SIMON keine Daten weiterleitet). Wenn nicht kann man sich da draufschreiben lassen. Danach gibt es einen dreimonatigen Intensivsprachkurs der bis zu den Weihnachtsferien geht (4 mal die Woche 1 ½ h abends). Ich habe diesen Kurs gemacht, da ich noch nicht so gut Französisch konnte (seit der 10. Klasse kein Französisch mehr gehabt und dann 2 SLI Kurse). Der Kurs hat sich insgesamt für mich auf jeden Fall gelohnt. Er kostet 250 Euro und wir waren nur 15 Leute in der Gruppe (meistens war die Hälfte anwesend). Von daher kam man schon oft dran und konnte alle möglichen Fragen stellen. Ein Problem ist, dass es abhängig von der Teilnehmerzahl ist, wie viele verschiedene Stufen zu Stande kommen. So gab es dieses Jahr nur zwei Stufen. Ich war schon in der höheren und da war das Niveau trotzdem noch relativ niedrig. Für mich war die Wiederholung der gesamten Grammatik zwar sehr hilfreich, aber für jemanden der Französisch schon als LK in der Schule hatte, wäre der Kurs viel zu einfach gewesen. Der Kurs wird vom CUEFLE organisiert, die wie ich erst nach 3 Monaten herausgefunden habe, mehrere Kurse anbieten (auch welche zu speziellen Themen wie französische Literatur). Der einzige wirklich große Nachteil am CUEFLE ist die Lage an der Faculté de lettre (liegt ziemlich weit im Westen auf einem Berg). Jeden Abend dort hinfahren nimmt wirklich sehr viel Zeit weg. 2. Anreise Ich bin am Anfang mit dem Auto gekommen um gleich meine ganzen Sachen wie Fahrrad und Skier mitnehmen zu können. Ansonsten gibt es sehr günstige easyjetFlüge von Freiburg aus (ab 50 Euro Rundflug). Dieses Jahr ist die Lufthansa für 99 Euro ab München auch sehr billig geflogen. Die dba fliegt auch ab München oder Stuttgart (da muss man aber wesentlich früher buchen als bei easyjet). Der Flughafen in Nizza ist sehr nah bei der Stadt. Taxis sind sehr teuer (um 30 Euro bis in Stadtmitte). Es gibt Busse, die bis spät in die Nacht zum Flughafen fahren. Die 98 bzw. 99 (die kriegt man immer angedreht, wenn man in Nizza selber fragt) kosten 4 Euro (das Ticket ist aber noch den ganzen Tag gültig) und gehen direkt zum Gare routière (Busbahnhof) bzw. SNCF Gare (Hauptbahnhof). Der Bus 23 (fährt nur ab Terminal 1, es gibt aber einen kostenlosen Shuttle zwischen Terminal 1 und 2) kostet nur 1.30 Euro und man muss bei Magnan umsteigen wenn man in die Stadtmitte bzw. zu den Bahnhöfen will. 3. Vor Ort Allgemeine Anmerkung Nicht ärgern! Das mag jetzt überspitzt klingen, aber die französische Bürokratiemaschinerie mit einem gewissen südländische Touch, kann einen schon etwas aus der Bahn bringen. Wenn man dann auch am Anfang nur etwa die Hälfte des Gesagten versteht und nicht die gängigen Namen für Girokonto, Hausratsversicherung Nizza 06/07 Dunja Temerinac 4 und DSL-Flatrate kennt, können die ersten Tage leichte Frustration mit sich bringen. Aber seid beruhigt, alle vor euch haben es auch schon geschafft und der französische Wortschatz verdoppelt sich innerhalb einer Woche. Es kann durchaus passieren, dass man schon zwei Mal da war und trotzdem beim dritten Mal neue Informationen bekommt, Unterlagen doppelt eingereicht werden müssen, da sie auf wundersame Weise verschwunden sind und dass man sehr lange Warteschlagen in Kauf nehmen muss. Also ruhig bleiben, viel Zeit mitbringen und viele Badepausen am Meer einlegen! Uni-Anmeldung Gleich hier fängt der Spaß an. Hat man sich durch die am Anfang etwas unübersichtlichen Straßen von Nizza geschlagen und das Krankenhaus Pasteur gefunden, steht nur noch ein kleiner senkrechter Spaziergang (etwa 200m) vor einem, bis man dann an der medizinischen Fakultät angelangt ist. Da wir trotz mehrmaligem Anfragen nicht herausfinden konnten, wann man eigentlich in Nizza da sein sollte, bin ich schon am 2. September dort gewesen, da ich die Wohnung eh schon ab da hatte. Zuerst habe ich den Zuständigen an der medizinischen Fakultät aufgesucht: Pierre MARTY (ihn habe ich noch nie gesehen), also seine Sekretärin Danièle SIMON (Faculté de médecine, 28 Avenue de Valombrose, Erdgeschoss, Bus Nr.4 Haltestelle Hopital Pasteur). Mme Simon ist etwas problematisch. Sie kann sehr unfreundlich sein oder wenn man Glück hat neutral, jede andere Beschreibung wäre viel zu positiv. Sie ist zwar für die ausländischen Studenten zuständig, kann einem aber nicht viele Auskünfte geben (und Unterschriften schon gar nicht!). Sie hat meine Einschreibeformulare entgegengenommen (ich habe mich wirklich bemüht diese Formulare richtig auszufüllen, obwohl sie eigentlich für Neueinschreibungen an der Uni Nizza gedacht waren und so die ganzen Fragen nicht wirklich auf mich zutrafen). Mme Simon hat sich nichts durchgelesen, meinte „toll ist ja alles vollständig“ und hat den Stapel Blätter, so wie ich ihn ihr in die Hand gegeben hatte in eine Akte gelegt. Sie hat mich nicht nach meiner Krankenversicherung, Haftpflicht- oder Berufshaftpflichtversicherung gefragt. Normalerweise muss man für diese auch ein Blatt Papier haben. Für die Krankenversicherung habe ich mir von meiner Krankenkasse die Europakarte geholt und keine zusätzliche abgeschlossen. Haftpflichtversichert ist man meistens eh über seine Eltern (idealerweise sollte man etwas auf französisch haben, dass dies bestätigt, falls man dann doch irgendwo danach gefragt wird). Eine Berufshaftpflichtversicherung würde ich mir in Deutschland holen, da diese meist auch fürs Ausland gelten und noch eine Haftpflichtversicherung mit drin haben. Es kann eben auch passieren, dass man danach gar nicht gefragt wird (wie bei mir), aber es ist auch für einen selber beruhigender zu wissen, dass man versichert ist. Wichtig ist Mme Simon nach dem Studentenausweis (dieser dauert immer einige Tage) und deshalb nach einem Blatt Papier auf dem steht, dass man in Nizza Student ist, zu fragen. Wenn man es schafft so ein Blatt gleich mitzubekommen, kann man gleich noch einige andere Probleme lösen. Mme Simon ist dann mit mir in das Büro gegenüber zur stages-Wahl (Service de scolarité DCEM) gegangen. Auch dort kann es einem durchaus passieren, dass die Mitarbeiter unfreundlich sind, aber hier gibt es auch die Steigerung zur absoluten Freundlichkeit. Bei mir war das leider nicht der Fall. Mme Simon wurde angemotzt, dass sie allen Erasmusstudenten sagen soll, dass man am 18. September zurückkommt, da vorher die französischen Studenten noch nicht gewählt haben. So hatte ich also volle 16 Tage um in Nizza heimisch zu werden und wusste noch immer nicht welche Fächer ich jetzt dort wählen darf. Nach zwei Wochen kehrte ich also wieder und hatte in der Zwischenzeit Verstärkung bekommen (alle Erasmusstudenten, die schon bei Mme Simon waren, hatten ähnliche Erfahrungen Nizza 06/07 Dunja Temerinac 5 gesammelt und von daher war die Motivation groß dieses Mal in der Gruppe aufzutreten). Die Dame im DCEM Büro war zwar ganz freundlich, aber es hieß, man darf nur Kurse aus dem Studienjahr wählen in dem man auch in Deutschland ist. Auch wenn wir auf die höflichste Weise versucht haben zu erklären, dass das keinen Sinn macht, da das Studium in Deutschland anders aufgebaut ist, stießen wir auf kein Verständnis. Es kam noch eine Dame aus dem Büro neben an dazu und meinte wenn uns das nicht passen würde, wie das in Nizza wäre, dann können wir ja wieder nach Hause fahren. Ich finde es sehr schade, dass die medizinische Fakultät in Nizza am Erasmusprogramm teilnimmt (in dem es ja darum geht Studieren in Europa einfacher zu machen) und absolut nicht bereit ist uns entgegenzukommen. Von den Kursen, die im 4. Studienjahr vorgesehen sind, durften wir frei wählen und jeder bekam das was er wollte. Für mich aus Freiburg ist es so auch OK, aber die Studenten aus anderen Städten können sich teilweise fast keine dieser Praktika in Deutschland anrechnen lassen. Ich habe für das erste Semester die stages (=Krankenhauspraktika) dérmatologie, urgence medicale und chirurgie vasculaire gewählt. Die Themen der Vorlesungen konnte man sich auch dort in dem DCEM Büro (aber erst 2 Wochen später) ausgedruckt holen. Jetzt im Januar werde ich wieder hinmüssen um mir meine bisherigen stages zu bescheinigen und die stages für das Sommersemester zu wählen. Vielleicht werden sie ja mit der Zeit freundlicher. Sprachkurs Weil ich mich für den kostenlosen Sprachkurs anmelden wollte, bin ich zu Isabelle RASSE und ihre Kollegen vom CALIOPPE (im Gebäude vom CROUS, 18 Avenue des fleurs) gegangen. Hier sind sie wirklich sehr freundlich, aber manchmal etwas uninformiert (Mme RASSE ist super, aber die anderen nicht immer). Hier kann man sich dann auch später für den Semestersprachkurs anmelden (man braucht aber einen Scheck!). Es ist auch nicht schlecht, wenn man noch einmal seinen Namen und E-Mail Adresse da lässt, da es manchmal Ausflüge für Erasmusstudenten gibt und man kriegt dann vielleicht sogar eine E-Mail. Bank Wenn man dann eh schon im CROUS ist (18, Avenue des fleurs) kann man gleich hier bei einem der Bankstände ein Konto abschließen. Jede größere Bank hat hier einen Stand und versucht einen als Kunde zu gewinnen. Ich hatte mich für Le Crédit Lyonnais entschieden, da man hier eine Hausratsversicherung kostenlos dazu bekommen hat. Insgesamt waren aber die positivsten Erfahrungen bei der BNP Parisbas, da es dort am schnellsten ging bis man die Karte und das Scheckheft hatte, eine günstige Hausratsversicherung auch dabei war und noch etwas Geld (ca. 70 Euro) als Studentenbonus geschenkt wurde. Die Angebote können sich aber bis nächstes Jahr etwas ändern. Um ein Konto zu eröffnen braucht man Kopie des Ausweises, Kopie des französischen Studentenausweises oder ähnliches, Kopie des Mietvertrages. Man kann diese Unterlagen gleich mehrmals kopieren, da man sie häufiger braucht. Bis das Konto eröffnet ist, die Karte und das Scheckheft eingetroffen sind, kann es aus unerklärlichen Gründen zwischen 1 Woche und 8 Wochen dauern. Willkommen im Süden! Die wichtigste Bankunterlage in Frankreich ist der RIB (ein Papier auf dem der Name, Kontonummer etc. draufsteht). Vorsichtshalber sollte man extra sagen, wenn man das Konto eröffnet, das sie einem auch gleich mehrere RIBs bestellen sollen (normalerweise wird es automatisch gemacht, aber man weiß nie). Ich habe es so geregelt, dass ich von meinem deutschen Konto per Online-Banking Geld auf mein französisches Konto überweise. Europaüberweisungen sind bei der Sparkasse kostenlos (bei den anderen deutschen Banken glaube ich auch). Nizza 06/07 Dunja Temerinac 6 Bus Das einzige öffentliche Verkehrsmittel in Nizza selber ist bis jetzt der Bus. Sie bauen schon an der Straßenbahn seit 3 Jahren, welche ab Sommer 2007 fahren soll. Sie haben es geschafft die ganzen Hauptsstraßen gleichzeitig aufzureißen und so die Stadt in ein absolutes Verkehrschaos zu stürzen. Die Busse wäre eigentlich ganz zuverlässig, wenn wegen der Bauarbeiten nicht wieder Mal Stau herrschen würde. Von daher sind die Busse zur Zeit eingeschränkt empfehlenswert. Die einfach Busfahrt kostet 1.30 Euro (kleiner Scherz: man darf nur einmal umsteigen, ansonsten muss man sich eine neue Karte kaufen) und die Monatskarte 20 Euro (man braucht die üblichen drei Papiere: Ausweis, Studentenausweis und Mietvertrag). Das Busbüro mit allen Fahrplänen befindet sich am Place Massena Nr.3 (www.lignedazur.com ). Handy Die französischen Handytarife sind sehr verwirrend und unüberschaubar. Da ich kein Vertrag abschließen wollte aus dem man dann nach 10 Monaten nicht rauskommt, habe ich mir die Prepaidkarten angeguckt. Das größte Problem ist, dass in Frankreich bei fast allen Anbietern die Guthaben nach einer gewissen Zeit verfallen (teilweise nach ein oder zwei Wochen!). Da wir bis jetzt nur einen einzigen Anbieter gefunden haben, wo das nicht so ist (und die Minutenpreise ähnlich wie bei den anderen sind), kann ich nur Virgin (www.virginmobile.fr) wärmstens empfehlen. Erhältlich zum Beispiel im FNAC (Avenue Jean Medecin) oder im PhoneHouse (Centre commerciel TNL oder Nice Etoile). Telefon Wenn man nicht im Wohnheim wohnt und sich selber um ein Telefon kümmern muss, gibt es folgende Möglichkeiten: 1. einfache Telefonverbindung: bei France Telecom, 15 Euro im Monat (+ einmalige Anmeldegebühr 60 Euro) 2. einfache Telefonverbindung mit Internet über Modem von France Telecom (ich weiß die genauen Kosten nicht) 3. Internet und Telefonflatrate: Falls man in einer WG wohnt lohnt sich so ein Gesamtpaket auf jeden Fall. Die verschiedenen Anbieter sind alle relativ nah aneinander vom Preis her. Man sollte darauf achten, wo man noch einen Grundanschluss (15 Euro) zusätzlich braucht, wie lang die Laufzeit des Vertrages ist, ob es Abmeldegebühren gibt und ob die Telefonflatrate auch für Europa gilt. Die Angebote von der France Telecom sind in der Regel am teuersten, aber dafür kann man in die Filiale vor Ort falls man Hilfe braucht. Alle anderen Anbieter kann man nur über das Internet oder telefonisch erreichen. Livebox von France Telecom www.orange.fr Neuf-Box www.neuf.com Free-Box www.free.fr Alice-Box www.aliceadsl.fr In Frankreich gibt es keine Billigvorwahlnummern, aber man kann sich eine Karte kaufen mit der man dann sehr günstig nach Deutschland telefoniert. CAF Nizza 06/07 Dunja Temerinac 7 In Frankreich bekommt jeder Student, der in Frankreich studiert und einen Mietvertrag über länger als 3 Monate hat, Wohngeld (genannt CAF). Um den CAF zu beantragen kann man sich das Formular schon in Deutschland im Internet unter www.caf.fr ausdrucken und dann mit den üblichen drei Formularen (Ausweis, Studentenausweis, Mietvertrag) plus den RIB zu einem der Büros gehen. Ich empfehle da das Büro im Centre Commercial TNL. Man sollte möglichst schnell hingehen, da man ansonsten die erste zwei Monate verliert. Man bekommt im Schnitt etwa 30 % der Miete zurück. 4. Studieren in Nizza Aufbau des Medizinstudiums in Nizza Ab dem vierten Studienjahr ist das Studium folgendermaßen aufgebaut: Jeden Vormittag verbringt man im stage zwischen 8-12 Uhr in der Klinik (jeweils 2 Monate in einer Abteilung). Zwischen 14-18 Uhr gibt es fast jeden Tag Vorlesungen, die aber nicht nach Fächern sondern in modules aufgebaut sind (z.B. module cancerologie, module immunopathologie et réaction inflammatoire, etc.). Die beste Vorlesung finde ich den pôle (immer montags) in dem man einen Überblick über die großen Krankheiten und Syndrome bekommt. Im Rahmen des stage gibt es je nach Abteilung manchmal Seminare (ARC genannt) oder Abteilungstreffen (staff). Wie die jeweils aussehen und wie oft sie statt finden, hängt wirklich stark von der jeweiligen Abteilung ab. Die stages sind verteilt auf die vier Uni-Kliniken (CHU = Centre Hospitalier Universitaire): Hôpital Pasteur (bei der medizinischen Fakultät im Osten der Stadt), Hôpital St Roch (im Zentrum), Hôpital Cimiez, Hôpital Archet (ganz im Westen der Stadt, bei der Faculté de lettre). Die Vorlesungen sind immer an der medizinischen Fakultät (wenn man im Hôpital Archet ist, hat man es ziemlich weit zur medizinischen Fakultät, mit dem Fahrrad über 1 h). Meine stage-Wahl Dérmatologie (Archet II) In der Dermatologie kann man als Student entweder auf die normale Station oder in die Tagesklinik. Ich war in der Tagesklinik und würde auch eher empfehlen da hinzugehen. In der Tagesklinik hat man Patienten jeden Alters und die Bandbreite der Krankheiten ist sehr groß (von lokalen dermatologischen Problemen, Autoimmunkrankheiten bis hin zu schweren Krebsfällen). Als Student (=externe) hat man die Aufgabe die Akte des Patienten durchzuschauen, den Patienten selbständig zu befragen und zu untersuchen und dann dem Assistenzarzt (=interne) vorzustellen. Man soll auch immer in der Akte notieren, was man untersucht hat und ob es Auffälligkeiten gab. Die Biopsien werden hauptsächlich von den Studenten ausgeführt (mir hat das viel Spaß gemacht, da man selbstständig eine lokale Anästhesie gibt, Gewebsproben entnimmt und die Stelle noch mit einem Stich zunäht). Natürlich muss man auch ab und zu Befunde in Akten einsortieren, aber das kam nicht so oft vor und ich fand es jetzt auch nicht so schlimm. Sowohl die Krankenschwestern als auch die Ärzte waren sehr nett in der Tagesklinik, aber es wird schon von einem erwartet, dass man bei der Arbeit mithilft. Bei mir war das so, dass wir erst gehen durften, wenn alle Patienten von uns untersucht wurden. Das ging meisten bis 13 Uhr, aber oft auch 14 Uhr. So hatte man keine Mittagspause und kam eine Stunde zu spät zur Vorlesung (ich bin deswegen in diesem stage eher selten zur Vorlesung, die französischen Studenten hatten es da schon schwerer). Trotzdem finde ich, dass man sehr viel lernt in der Dermatologie, nicht nur aus dem Fach sondern auch ein Anamnesegespräch zu führen Nizza 06/07 Dunja Temerinac 8 und eine allgemeine Untersuchung zu machen (das wurde bei jedem Patienten vollständig erwartet, nur auf die Haut schauen hat den Ärzten auf keinen Fall gereicht). Jede Woche gab es am Mittwoch und Donnerstag einen staff oder ein ARC. Die staffs waren nicht so hilfreich, da man nur zweiter Reihe saß und die Ärzte sehr schnell und leise unter sich geredet haben. Die ARCs dagegen waren meistens richtig gut. Eine Woche hat jeder Student noch in der Sprechstunde (=consultation) verbracht, wo man eher wenig selber gemacht hat, aber dafür sehr viel über Arztgespräch lernen konnte und auch sehr viel erklärt bekommen hat. Sehr freundliche und engagierte Ärzte in der Dermatologie waren Herr Prof. Lacour und Frau Dr. Angeli (Chef de clinique). Urgences médicales et chirurgicales (St. Roch) Meinen zweiten stage habe ich in der Notaufnahme verbracht und kann diesen stage nur wärmstens empfehlen. Insgesamt ist man mit etwas 6 Studenten eingeteilt für die Notaufnahme der Inneren und Chirurgie und einer Kurzzeitstation (wie eine normale Innere Station aufgebaut). Man spricht sich untereinander ab und kann dann je nach dem was man am besten findet, viel Zeit in der Inneren oder Chirurgie verbringen. Der Alltag in diesem stage sieht so aus, dass man die neuen Patienten aufnimmt, untersucht und eine observation schreibt, die man dem Arzt präsentiert. In der Inneren sieht man viele Patienten, die in Ohnmacht gefallen sind, einen Schlaganfall hatten, Vergiftungen, Dyspnoe, Herzbeschwerden oder auch plötzlich auftretende Ödeme haben. Das Tolle hier ist, dass man selber überlegen kann welches Krankheitsbild hinter den Symptomen steht, dass man klinisch sieht. Die Ärzte wechseln ständig, aber fast alle sind sehr nett und immer bereit etwas zu erklären. Man wird sehr im selbstständigen Denken gefördert und man muss oft sagen, welche Zusatzuntersuchung sinnvoll wäre und warum. Das tolle an der Notaufnahme ist, dass man den Patienten klinisch untersucht und in einer Stunde auch die Laborergebnisse und Bilder in der Hand hat. So erhält man ein sehr einheitliches Bild von der Krankheit. Auf der chirurgischen Seite hat man mehr Unfälle, Knochenbrüche und Wunden. Die Wunden werden meistens von den Studenten genäht. Was das praktische Arbeiten angeht ist die Notaufnahme wirklich super, da man immer das Pflegepersonal oder die Ärzte fragen kann, einem etwas zu zeigen. So kann man Zugänge legen, Blut abnehmen, arteriell punktieren, nähen, viele EKGs schreiben und vielleicht auch einen Urinkatheter legen. Ich habe in diesem Praktikum wirklich sehr viel gelernt und fühle mich in der klinischen Untersuchung (vor allem dem Abhören) viel sicherer als vorher. Jeden Donnerstag gab es einen staff, der immer interessant und gut verständlich war. Diesen stage würde ich nicht als ersten stage empfehlen, da man schon sprachlich ziemlich gefordert ist. Man redet sehr viel mit den Patienten und muss auch mal mit schwierigeren Patienten umgehen können. Klausuren Klausuren schreibe ich keine in Nizza, da sie mir für Freiburg nichts bringen würden. Im Wintersemester schreibe ich in Freiburg die Innere- und Chirurgie-Klausur mit. 5. Freizeit Nizza Nizza ist wirklich eine wunderschöne Stadt!!! Die Freizeit kommt auf keinen Fall zu kurz und die entspannte mediterrane Atmosphäre ist wirklich einzigartig. Schon alleine das Meer ist einfach umwerfend (sehr sauber, selbst am Stadtstrand in Nizza), das Licht (besonders im Winter) unvergesslich, die italienische Altstadt immer schön Nizza 06/07 Dunja Temerinac 9 für einen Spaziergang und das kulturelle Angebot macht Langeweile unmöglich. Empfehlungen in Nizza (www.nice.fr): 1. Strand (ich finde den Stadtstrand trotz der Steine super!) 2. Altstadt!!(besonders auch der morgendliche Markt) 3. Cimiez (reichstes Viertel der Stadt mit einem schönen Olivenbaumpark) 4. Colline du Château (Schlossberg über der Altstadt, schöner Ausblick über die Stadt) 5. Kino: www.allocine.fr/salle/salleparcodepostal_gen_codepostal=06000,063 00.html Cinematheque (www.cinematheque-nice.com), in der Akropolis, zeigt alte Filme für 1,50 Euro Mercury (am Place Garibaldi, alternatives Programm) Pathé Massena und Pathé Paris, Standardkino Rialto, zeigt Filme im Original 6. Oper (www.opera-nice.org): für Studenten nur 5 Euro, toller Saal 7. Konzerte: es gibt ständig klassische Konzerte (besonders zu empfehlen sind die Kammerkonzerte im Musée Chagall für 4 Euro) 8. Theater für Studenten nur 7,50 Euro 9. Stadtbücherei (Bibliothèque Louis Nucéra) : Mitgliedschaft ist kostenlos (man braucht übliche drei Dokumente zur Anmeldung) und es gibt sehr viele Bücher, CDs und DVDs 10. Museen (besonders da Musée Matisse, Musée Chagall und Théâtre de la Photographie) : Jeden 1. und 3. Sonntag im Monat kostenlos Uni-Sport Für 22 Euro kann man Mitglied beim Uni-Sport werden (Anmeldung in der Rue Valrose, bei der Faculté de Science). Vom Uni-Sport werden unzählige Kurse angeboten. Manche sind kostenlos wie freie Spielzeiten in allen Mannschaftsportarten, oder auch afrikanischer Tanz und manchmal gibt es eine Kursgebühr wie z.B. beim Tauchen oder Klettern. Der Uni-Sport organisiert auch jeden Monat eine Wanderung (sowohl eintägige als auch zweitägige). Die Wanderungen sind ganz, ganz toll!!! Auf jeden Fall diese Möglichkeit nutzen die Alpen zu entdecken und viele nette Leute kennen zu lernen. Busse und Züge in Umgebung Die Busse in die Umgebung kosten auch nur 1,30 Euro und fahren sehr regelmäßig ab dem Busbahnhof (Gare routière). Mit Zug kann man die Umgebung noch schneller erreichen, wobei der Buspreis nicht zu toppen ist. Interessante Orte sind: Villefranche, Wanderung um das Cap Ferrat, Eze, St-Paul de Vence, Grasse, Antibes, Cannes, Monaco und viele, viele mehr ! 6. Zusammenfassung Nizza Nachteile o man kann nicht zwischen allen Praktika auswählen, sondern darf nur aus seinem eigenen Studienjahr Kurse belegen o die Praktika gehen 2 Monate und die Fakultät ist nicht sehr kooperativ o Fakultäten sind über die Stadt verstreut, kein Campusleben Nizza 06/07 Dunja Temerinac 10 Vorteile o man verbringt viel Zeit im Krankenhaus und sieht sehr viele Patienten o im Krankenhaus geht man meistens alleine zu den Patienten und arbeitet selbstständig o Nizza ist wirklich eine tolle Stadt zum Leben in der fast immer die Sonne scheint o Umgebung bietet von Meer bis Berge alles was das Herz begehrt Unabhängig von so einer Liste, muss ich sagen, dass ich meine Auswahl nicht bereue und meine Zeit hier in Nizza wirklich genieße! Ich konnte jetzt trotz der Auswahleinschränkung Kurse machen, die mir auch in Freiburg anerkannt werden und möchte im Juli, wenn die Uni hier in Nizza zu Ende ist, noch 6 Wochen Kurse in Freiburg mitmachen (geht wenn man sich nicht beurlauben lässt). Dadurch bin ich wenn alles klappt im 9. Semesters bis auf zwei kleine Scheine wieder regulär in meinem alten Semester. Das außeruniversitäre Leben ist hier wirklich ein Traum und ich freue mich noch ein Semester hier zu verbringen!