Steinkohle – Entstehung und Gewinnung

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Steinkohle – Entstehung und Gewinnung
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Steinkohle – Entstehung und Gewinnung
Lernziele
Am Beispiel Steinkohlenbergbau erkennen, dass sich auf der Basis der Gewinnung eines Rohstoffs eine Industrie entwickelt, ein Ballungsraum entsteht; die Entstehung der Kohle aus
Pflanzen kennen lernen; geologische Prozesse (z. B. Gebirgsbildung) in großen Zeitspannen
(Millionen Jahre), historische Abläufe (Entwicklung des Reviers) und gegenwärtige wirtschaftliche Probleme in kurzen Zeitabläufen kennen und differenzieren lernen; die Methode
des Steinkohlenabbaus und die Arbeitswelt des Bergmanns betrachten; erkennen, dass die
Bergwerksstandorte sich an den geologischen Gegebenheiten orientieren, dass der Bergbau
deshalb „wandert“, weil Lagerstättenteile abgebaut oder unwirtschaftlich sind und neue
Lagerstättenteile erschlossen werden müssen
Kurzbeschreibung
Im Ruhrgebiet leben Millionen von Menschen. Auslöser der Industrialisierung war die Steinkohle. Der Film erklärt im Trick zunächst, wie die Steinkohle entstanden ist. Die Entwicklung
der Kohlengewinnung, von der Entdeckung der Lagerstätte über Stollen, und Schachtbau bis
zum Abbau im Bergwerk heute, wird dargelegt sowie die Wanderung des Bergbaus nach
Norden. Die Aufbereitung der Kohle zur Verwendung in Kraftwerken und Kokereien wird
behandelt sowie die Aufschüttung des Gesteinsmaterials zu Halden, die heute
landschaftsgerecht gestaltet werden und den Bewohnern des Ruhrgebietes als Freizeiträume
dienen. Das Ruhrgebiet steht im Film exemplarisch für andere Reviere, in denen historische
und technische Prozesse ähnlich abgelaufen sind.
Zum Inhalt
Der Film geht von dem unmittelbaren Eindruck aus, den der Schüler bekommt, wenn er sich
mit dem Ruhrrevier befasst: hier haben sich Millionen von Menschen zusammengefunden –
warum?
Bergbau und Hüttenwesen waren Motoren der Industrialisierung und der Verdichtung dieses
Siedlungsraumes. Die Steinkohle war einer der Auslöser. Ein ausführlicher Trickteil stellt im
ersten Teil des Films die Entstehung der Steinkohle dar:
Die Kohle ist aus Pflanzen entstanden, die vor etwa 300 Millionen Jahren in den
Sumpfwäldern des Karbons gewachsen sind. Die Wälder wurden immer wieder vom Meer
überflutet und von Ablagerungen aus Schlamm, Sand und Geröll zugedeckt. In der Tiefe
wurden die Pflanzenreste unter Luftabschluss zusammengepresst und erwärmt. So wandelte
sich das Holz zu Torf, Braunkohle und schließlich Steinkohle um. Immer wieder wuchsen
neue Wälder und der Vorgang wiederholte sich in einem Zeitraum von rund 40 Millionen
Jahren mehr als hundert Mal. So entstanden über 100 Kohleflöze, die später von den Kräften
im Erdinnern zerbrochen gefaltet und gehoben, schließlich von Verwitterung und Abtragung
freigelegt wurden, sodass einige Flöze im südlichen Ruhrgebiet heute sogar an der Erdoberfläche zutage treten.
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Der zweite Teil des Films befasst sich mit der Entwicklung des Bergbaus in der Region. Die
Legende vom Schweinehirten erzählt, wie die Kohle im Muttental bei Witten an der Ruhr
entdeckt wurde.
Zunächst hat man Stollen und dann Schächte gegraben. Schließlich wurden an der Ruhr und
weiter nördlich, jenseits von Emscher und Lippe, Bergwerke errichtet. Die wirtschaftlichen
Umstände haben in den letzten Jahrzehnten zu einer Schrumpfung des Bergbaus auf einige
Großschachtanlagen geführt, die heute alle nördlich der Emscher zu finden sind. Unter-TageAufnahmen zeigen, wie die Kohle heute gewonnen wird. Der anschließende Weg der Kohle
(und des mitgewonnenen Gesteins = Berge) wird vorgestellt: über kilometerlange Strecken
zum Schacht und – über Tage – in die Aufbereitung. Die Kohle wird zu den Kraftwerken und
Kokereien transportiert, die Berge werden zu Halden aufgeschüttet, die heute als Landschaftsbauwerke konzipiert werden und der Naherholung dienen.
Ergänzende Informationen
Für den Wirtschaftsstandort Deutschland waren und sind Energierohstoffe lebenswichtig. Die
Steinkohlenvorkommen haben wesentlichen Anteil daran, dass sich die Industriereviere an
Ruhr und Saar gebildet haben. Auch die anderen kleineren Reviere haben einen hohen
Stellenwert auf lokaler und regionaler Ebene. Heute (1996) kommen über drei Viertel der in
Deutschland geförderten Steinkohle aus dem Ruhrrevier (78%), 16% von der Saar und je 3%
aus dem Aachener und Ibbenbürener Raum. 1997 wurde die letzte Schachtanlage im
Aachener Revier geschlossen.
In allen Revieren wurde die erste Steinkohle an der Oberfläche gefunden, vielleicht durch
einen Schweinehirten, wie es die Legende vom Muttental südlich von Bochum im Ruhrrevier
erzählt. Die Nutzung dieser ersten Kohle blieb zunächst auf den Hausbrand beschränkt.
Bessere Qualitäten wurden als Schmiedekohle eingesetzt. Erst mit der Erfindung der Eisenverhüttung durch Steinkohlenkoks stieg der Bedarf an Steinkohle im 19. Jahrhundert rapide
an. Parallel dazu entwickelte sich mit der Eisenbahn eine revolutionäre Transporttechnik:
Schnell konnten Massengüter über weite Strecken transportiert werden – also auch die Kohle.
Gleichzeitig wurde die Kohle für den Betrieb der Dampflokomotiven benötigt. So stieg die
Steinkohlenförderung an der Ruhr von knapp 1 Million Tonnen in 1840 auf 4,3 Millionen
Tonnen (1860) und 22,4 Millionen Tonnen (1880).
Bis zur Jahrhundertwende war Steinkohlengewinnung reine Handarbeit. Mit dem Abbauhammer, einem pressluftgetriebenen Schlagmeißel, konnte die Abbauleistung steigert werden.
Bis in die Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts war der Abbauhammer das Gewinnungsgerät. Von größter Bedeutung für die Steigerung der Leistung, aber vor allem die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Bergleute, war der in den Sechzigerjahren beginnende Einsatz des hydraulischen Schreitausbaus, der den Arbeitsraum vor herabfallendem
Gestein schützt. Nun konnte Kohle kontinuierlich abgebaut werden, weil keine Stempel vor
der Kohle standen, Die gleichzeitig entwickelten Walzenschrämlader lösten die Kohle und
luden sie direkt auf Förderrinnen. Heute ist die Technik soweit, dass diese Maschinen von
einer Grubenwarte über Tage aus gesteuert werden. Die jüngste Entwicklung ist eine Walze,
die mit Sensoren bestückt, selbsttätig Kohle und Nebengestein unterscheiden kann.
Mit der Einführung von Abbau-Maschinen und der hohen Abbauleistung hat es sich ergeben,
dass der mit geförderte Bergeanteil (= Gesteinsanteil) etwa die Hälfte der Förderung ausmacht. Ein Großteil davon muss über Tage auf Halden abgelagert werden. Waren dies früher
unbegrünte Spitzkegel, so werden heute Landschaftsbauwerke errichtet, die unter landschafts© FWU Institut für Film und Bild / GVST
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gärtnerischen Aspekten geplant werden und eine Vielzahl von Gehölzen, Bodendeckern,
Biotopen usw. einbeziehen. In kürzester Zeit stellt sich eine artenreiche Fauna ein. Die bepflanzten Halden stellen meist schon vor Ende der Aufschüttung ein gern genutztes Freizeitgebiet für die Bürger dar. Um eine möglichst frühe Nutzung zu ermöglichen und die Lärmund Staubbelastung gering zu halten, werden deshalb bereits unmittelbar nach Aufschüttung
die Außenbereiche der Halde begrünt.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte man die Kohle nur oberflächennah gewonnen. Erst
mit der Erfindung der Dampfmaschine und der Entwicklung leistungsfähiger Pumpen konnte
man tiefer dringen. So folgten die Bergleute, nachdem sie am Ruhrtal die obersten Flöze
abgebaut hatten, diesen Flözen nach Norden, wo sie sich in der Tiefe fortsetzten. Heute
befindet sich südlich der Emscher kein Bergwerk mehr. Die Abbaubetriebe sind im Durchschnitt mittlerweile 1000 m tief. Einzelne Schächte gehen über 1500 m tief. Allein über 500
m muss man im nördlichen Ruhrrevier durch die Deckschichten dringen, die über dem Flöz
führenden Karbon liegen. Diese tief liegenden Abbaubetriebe werden unter Tage an die
bestehenden, älteren Bergwerke weiter südlich angeschlossen. Die Schächte im nördlichen
Ruhrrevier sind nur Versorgungsschächte und gewährleisten die Frischluftzufuhr – und damit
auch eine notwendige Kühlung –, Materialtransporte und einen „kurzen“ Anfahrtsweg der
Bergleute, die trotzdem noch bis zu einer Stunde unterwegs sind, bis sie den Abbauort
erreichen. Die Kohle selbst wird weiter südlich auf den bisherigen Bergwerksstandorten
zutage gefördert. Dort sind aus Rationalisierungsgründen benachbarte Bergwerke zu
Verbundbergwerken zusammengeschlossen worden. Solche großen Bergwerke fördern heute
rund 12.000 Tonnen Kohle täglich. Durchschnittlich 5000 Mitarbeiter sind hier beschäftigt.
Die Steinkohlengewinnung in Deutschland ist schwieriger und teurer als in vielen Ländern, in
denen die Kohle im Tagebau gefördert werden kann. Ein hoher Standard in Sicherheit,
Umweltschutz und sozialem Engagement hat auch seinen Preis – der in vielen Ländern nicht
in diesem Umfang bezahlt wird. So sind Konkurrenzenergien aus dem Ausland (Importkohle,
Öl, Gas) billiger. Die öffentliche Hand unterstützt den Absatz deutscher Steinkohle durch
Subventionen, um eine gesicherte Energieversorgung, die teilweise auf heimischen Energien
basiert, zu unterstützen. Allerdings besteht eine intensive Diskussion darüber, wie hoch diese
Subventionen in Zukunft sein sollen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass einmal aufgegebene Lagerstätteneile später nicht mehr zur Verfügung stehen.
Neben dem Nutzen, als heimischer Energieträger jederzeit verfügbar zu sein, bietet die Kohle
einen weiteren wichtigen Vorteil: Die Bergwerke beschäftigen rund 90.000 Menschen in den
Revieren. Weit über eine halbe Million Menschen sind damit direkt und indirekt auf den
Bergbau angewiesen.
Zur Verwendung
Der Film verknüpft mehrere Themenkomplexe und Dimensionen, die je nach Alter der
Schüler einzeln vorbereitet werden sollten. Im Vordergrund steht jeweils die Steinkohle und
deren Gewinnung. Schon bei der geschichtlichen Einordnung muss differenziert werden: in
Jahrmillionen ablaufende Prozesse der Kohle- und Flözentstehung, in Jahrhunderten und
Jahrzehnten sich verändernde Abbaumethoden und die sich wandelnde Region, in der Bergbau eine wichtige aber nicht mehr die alles bestimmende Größe ist. Neben den verschiedenen
Zeitdimensionen, sind es auch Größenvorstellungen, die außerhalb des Films besprochen und
geübt werden sollten: die Flözausdehnung in Hunderten von Kilometern in der Fläche, das
Ruhrrevier in seiner O-W-/N-S-Erstreckung, ein Bergwerk mit seiner Ausdehnung von vielen
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hundert Quadratkilometern und seiner Tiefe von bis zu 1500 m und schließlich ein Streb, der
unterirdische Gang, in dem die Kohle abgebaut wird, mit rund 350 m Länge und vielleicht 2
m Höhe.
Während für die 5. Klasse die Entstehung der Kohle, die Entdeckung durch den Schweinehirten und der Abbau an sich Schwerpunkte sind, sollte in höheren Klassenstufen auch auf die
wirtschaftlichen und technischen Veränderungen hingewiesen werden. Dies verlangt eine
dynamische Betrachtungsweise der letzten vierzig Jahre. Ein erster Exkurs in die
Fragestellung: Was ist Energie? Was bewirkt sie? Wo bekommen wir sie her? kann an die
Bearbeitung des Filmthemas selbst anschließen.
Hinweis
Vertiefende Materialien und aktuelle Daten für Lehrer und Schüler zum Thema Steinkohle
sind erhältlich beim
Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus
Relinghauser Straße 1
45128 Essen
Tel: 0201/177-4333
Weitere Medien
32/42 10316 Das Ruhrgebiet – Eine Industrieregion im Wandel. 16-mm-Film/VHS 15 min, f
10 03213 Strukturwandel im Ruhrgebiet. 12 Dias, f
32/42 10361 Braunkohle. Ein heimischer Energieträger. 16-mm-Film/VHS 15 min, f
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Produktion
Dr. Walter Sigl, München und Conceptfilm GmbH, Aachen,
im Auftrag vom FWU Institut für Film und Bild und Gesamtverband des deutschen
Steinkohlenbergbaus, Essen, 1996
Buch
Dr. Gabriele Thielmann
Regie
Dr. Walter Sigl, Karl Irle
Kamera
Siegfried Breuer, Wolfgang Jo Huschert, Reinhard Lenz, Wolfgang Pahl, Harald Rogall,
Walter Sigl
Animation
GDT Schoschkola
Begleitkarte
Dr. Detlef Riedel
Fachberatung
Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus
Bildnachweis
Dr. Walter Sigl
Graphik: Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus
Pädagogische Referentin im FWU
Dr. Gabriele Thielmann
Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen
Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald
Nur Bildstellen/Medienzentren: ÖV zulässig
Für diese Filmproduktion ist ein FSK-Freigabevermerk
nicht erforderlich
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FWU Institut für Film und Bild
in Wissenschaft und Unterricht
gemeinnützige GmbH
Geiselgasteig
Bavariafilmplatz 3
D-82031 Grünwald
Telefon (089) 6497-1
Telefax (089) 6497-240
E-Mail [email protected]
Internet: http://www.fwu.de
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