Steinkohle – Entstehung und Gewinnung
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Steinkohle – Entstehung und Gewinnung
55 00087 Steinkohle - Entstehung und Gewinnung Seite 1 Onlinevideo 55 00087 15 min Steinkohle – Entstehung und Gewinnung Lernziele Am Beispiel Steinkohlenbergbau erkennen, dass sich auf der Basis der Gewinnung eines Rohstoffs eine Industrie entwickelt, ein Ballungsraum entsteht; die Entstehung der Kohle aus Pflanzen kennen lernen; geologische Prozesse (z. B. Gebirgsbildung) in großen Zeitspannen (Millionen Jahre), historische Abläufe (Entwicklung des Reviers) und gegenwärtige wirtschaftliche Probleme in kurzen Zeitabläufen kennen und differenzieren lernen; die Methode des Steinkohlenabbaus und die Arbeitswelt des Bergmanns betrachten; erkennen, dass die Bergwerksstandorte sich an den geologischen Gegebenheiten orientieren, dass der Bergbau deshalb „wandert“, weil Lagerstättenteile abgebaut oder unwirtschaftlich sind und neue Lagerstättenteile erschlossen werden müssen Kurzbeschreibung Im Ruhrgebiet leben Millionen von Menschen. Auslöser der Industrialisierung war die Steinkohle. Der Film erklärt im Trick zunächst, wie die Steinkohle entstanden ist. Die Entwicklung der Kohlengewinnung, von der Entdeckung der Lagerstätte über Stollen, und Schachtbau bis zum Abbau im Bergwerk heute, wird dargelegt sowie die Wanderung des Bergbaus nach Norden. Die Aufbereitung der Kohle zur Verwendung in Kraftwerken und Kokereien wird behandelt sowie die Aufschüttung des Gesteinsmaterials zu Halden, die heute landschaftsgerecht gestaltet werden und den Bewohnern des Ruhrgebietes als Freizeiträume dienen. Das Ruhrgebiet steht im Film exemplarisch für andere Reviere, in denen historische und technische Prozesse ähnlich abgelaufen sind. Zum Inhalt Der Film geht von dem unmittelbaren Eindruck aus, den der Schüler bekommt, wenn er sich mit dem Ruhrrevier befasst: hier haben sich Millionen von Menschen zusammengefunden – warum? Bergbau und Hüttenwesen waren Motoren der Industrialisierung und der Verdichtung dieses Siedlungsraumes. Die Steinkohle war einer der Auslöser. Ein ausführlicher Trickteil stellt im ersten Teil des Films die Entstehung der Steinkohle dar: Die Kohle ist aus Pflanzen entstanden, die vor etwa 300 Millionen Jahren in den Sumpfwäldern des Karbons gewachsen sind. Die Wälder wurden immer wieder vom Meer überflutet und von Ablagerungen aus Schlamm, Sand und Geröll zugedeckt. In der Tiefe wurden die Pflanzenreste unter Luftabschluss zusammengepresst und erwärmt. So wandelte sich das Holz zu Torf, Braunkohle und schließlich Steinkohle um. Immer wieder wuchsen neue Wälder und der Vorgang wiederholte sich in einem Zeitraum von rund 40 Millionen Jahren mehr als hundert Mal. So entstanden über 100 Kohleflöze, die später von den Kräften im Erdinnern zerbrochen gefaltet und gehoben, schließlich von Verwitterung und Abtragung freigelegt wurden, sodass einige Flöze im südlichen Ruhrgebiet heute sogar an der Erdoberfläche zutage treten. © FWU Institut für Film und Bild / GVST 55 00087 Steinkohle - Entstehung und Gewinnung Seite 2 Der zweite Teil des Films befasst sich mit der Entwicklung des Bergbaus in der Region. Die Legende vom Schweinehirten erzählt, wie die Kohle im Muttental bei Witten an der Ruhr entdeckt wurde. Zunächst hat man Stollen und dann Schächte gegraben. Schließlich wurden an der Ruhr und weiter nördlich, jenseits von Emscher und Lippe, Bergwerke errichtet. Die wirtschaftlichen Umstände haben in den letzten Jahrzehnten zu einer Schrumpfung des Bergbaus auf einige Großschachtanlagen geführt, die heute alle nördlich der Emscher zu finden sind. Unter-TageAufnahmen zeigen, wie die Kohle heute gewonnen wird. Der anschließende Weg der Kohle (und des mitgewonnenen Gesteins = Berge) wird vorgestellt: über kilometerlange Strecken zum Schacht und – über Tage – in die Aufbereitung. Die Kohle wird zu den Kraftwerken und Kokereien transportiert, die Berge werden zu Halden aufgeschüttet, die heute als Landschaftsbauwerke konzipiert werden und der Naherholung dienen. Ergänzende Informationen Für den Wirtschaftsstandort Deutschland waren und sind Energierohstoffe lebenswichtig. Die Steinkohlenvorkommen haben wesentlichen Anteil daran, dass sich die Industriereviere an Ruhr und Saar gebildet haben. Auch die anderen kleineren Reviere haben einen hohen Stellenwert auf lokaler und regionaler Ebene. Heute (1996) kommen über drei Viertel der in Deutschland geförderten Steinkohle aus dem Ruhrrevier (78%), 16% von der Saar und je 3% aus dem Aachener und Ibbenbürener Raum. 1997 wurde die letzte Schachtanlage im Aachener Revier geschlossen. In allen Revieren wurde die erste Steinkohle an der Oberfläche gefunden, vielleicht durch einen Schweinehirten, wie es die Legende vom Muttental südlich von Bochum im Ruhrrevier erzählt. Die Nutzung dieser ersten Kohle blieb zunächst auf den Hausbrand beschränkt. Bessere Qualitäten wurden als Schmiedekohle eingesetzt. Erst mit der Erfindung der Eisenverhüttung durch Steinkohlenkoks stieg der Bedarf an Steinkohle im 19. Jahrhundert rapide an. Parallel dazu entwickelte sich mit der Eisenbahn eine revolutionäre Transporttechnik: Schnell konnten Massengüter über weite Strecken transportiert werden – also auch die Kohle. Gleichzeitig wurde die Kohle für den Betrieb der Dampflokomotiven benötigt. So stieg die Steinkohlenförderung an der Ruhr von knapp 1 Million Tonnen in 1840 auf 4,3 Millionen Tonnen (1860) und 22,4 Millionen Tonnen (1880). Bis zur Jahrhundertwende war Steinkohlengewinnung reine Handarbeit. Mit dem Abbauhammer, einem pressluftgetriebenen Schlagmeißel, konnte die Abbauleistung steigert werden. Bis in die Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts war der Abbauhammer das Gewinnungsgerät. Von größter Bedeutung für die Steigerung der Leistung, aber vor allem die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Bergleute, war der in den Sechzigerjahren beginnende Einsatz des hydraulischen Schreitausbaus, der den Arbeitsraum vor herabfallendem Gestein schützt. Nun konnte Kohle kontinuierlich abgebaut werden, weil keine Stempel vor der Kohle standen, Die gleichzeitig entwickelten Walzenschrämlader lösten die Kohle und luden sie direkt auf Förderrinnen. Heute ist die Technik soweit, dass diese Maschinen von einer Grubenwarte über Tage aus gesteuert werden. Die jüngste Entwicklung ist eine Walze, die mit Sensoren bestückt, selbsttätig Kohle und Nebengestein unterscheiden kann. Mit der Einführung von Abbau-Maschinen und der hohen Abbauleistung hat es sich ergeben, dass der mit geförderte Bergeanteil (= Gesteinsanteil) etwa die Hälfte der Förderung ausmacht. Ein Großteil davon muss über Tage auf Halden abgelagert werden. Waren dies früher unbegrünte Spitzkegel, so werden heute Landschaftsbauwerke errichtet, die unter landschafts© FWU Institut für Film und Bild / GVST 55 00087 Steinkohle - Entstehung und Gewinnung Seite 3 gärtnerischen Aspekten geplant werden und eine Vielzahl von Gehölzen, Bodendeckern, Biotopen usw. einbeziehen. In kürzester Zeit stellt sich eine artenreiche Fauna ein. Die bepflanzten Halden stellen meist schon vor Ende der Aufschüttung ein gern genutztes Freizeitgebiet für die Bürger dar. Um eine möglichst frühe Nutzung zu ermöglichen und die Lärmund Staubbelastung gering zu halten, werden deshalb bereits unmittelbar nach Aufschüttung die Außenbereiche der Halde begrünt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte man die Kohle nur oberflächennah gewonnen. Erst mit der Erfindung der Dampfmaschine und der Entwicklung leistungsfähiger Pumpen konnte man tiefer dringen. So folgten die Bergleute, nachdem sie am Ruhrtal die obersten Flöze abgebaut hatten, diesen Flözen nach Norden, wo sie sich in der Tiefe fortsetzten. Heute befindet sich südlich der Emscher kein Bergwerk mehr. Die Abbaubetriebe sind im Durchschnitt mittlerweile 1000 m tief. Einzelne Schächte gehen über 1500 m tief. Allein über 500 m muss man im nördlichen Ruhrrevier durch die Deckschichten dringen, die über dem Flöz führenden Karbon liegen. Diese tief liegenden Abbaubetriebe werden unter Tage an die bestehenden, älteren Bergwerke weiter südlich angeschlossen. Die Schächte im nördlichen Ruhrrevier sind nur Versorgungsschächte und gewährleisten die Frischluftzufuhr – und damit auch eine notwendige Kühlung –, Materialtransporte und einen „kurzen“ Anfahrtsweg der Bergleute, die trotzdem noch bis zu einer Stunde unterwegs sind, bis sie den Abbauort erreichen. Die Kohle selbst wird weiter südlich auf den bisherigen Bergwerksstandorten zutage gefördert. Dort sind aus Rationalisierungsgründen benachbarte Bergwerke zu Verbundbergwerken zusammengeschlossen worden. Solche großen Bergwerke fördern heute rund 12.000 Tonnen Kohle täglich. Durchschnittlich 5000 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Die Steinkohlengewinnung in Deutschland ist schwieriger und teurer als in vielen Ländern, in denen die Kohle im Tagebau gefördert werden kann. Ein hoher Standard in Sicherheit, Umweltschutz und sozialem Engagement hat auch seinen Preis – der in vielen Ländern nicht in diesem Umfang bezahlt wird. So sind Konkurrenzenergien aus dem Ausland (Importkohle, Öl, Gas) billiger. Die öffentliche Hand unterstützt den Absatz deutscher Steinkohle durch Subventionen, um eine gesicherte Energieversorgung, die teilweise auf heimischen Energien basiert, zu unterstützen. Allerdings besteht eine intensive Diskussion darüber, wie hoch diese Subventionen in Zukunft sein sollen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass einmal aufgegebene Lagerstätteneile später nicht mehr zur Verfügung stehen. Neben dem Nutzen, als heimischer Energieträger jederzeit verfügbar zu sein, bietet die Kohle einen weiteren wichtigen Vorteil: Die Bergwerke beschäftigen rund 90.000 Menschen in den Revieren. Weit über eine halbe Million Menschen sind damit direkt und indirekt auf den Bergbau angewiesen. Zur Verwendung Der Film verknüpft mehrere Themenkomplexe und Dimensionen, die je nach Alter der Schüler einzeln vorbereitet werden sollten. Im Vordergrund steht jeweils die Steinkohle und deren Gewinnung. Schon bei der geschichtlichen Einordnung muss differenziert werden: in Jahrmillionen ablaufende Prozesse der Kohle- und Flözentstehung, in Jahrhunderten und Jahrzehnten sich verändernde Abbaumethoden und die sich wandelnde Region, in der Bergbau eine wichtige aber nicht mehr die alles bestimmende Größe ist. Neben den verschiedenen Zeitdimensionen, sind es auch Größenvorstellungen, die außerhalb des Films besprochen und geübt werden sollten: die Flözausdehnung in Hunderten von Kilometern in der Fläche, das Ruhrrevier in seiner O-W-/N-S-Erstreckung, ein Bergwerk mit seiner Ausdehnung von vielen © FWU Institut für Film und Bild / GVST 55 00087 Steinkohle - Entstehung und Gewinnung Seite 4 hundert Quadratkilometern und seiner Tiefe von bis zu 1500 m und schließlich ein Streb, der unterirdische Gang, in dem die Kohle abgebaut wird, mit rund 350 m Länge und vielleicht 2 m Höhe. Während für die 5. Klasse die Entstehung der Kohle, die Entdeckung durch den Schweinehirten und der Abbau an sich Schwerpunkte sind, sollte in höheren Klassenstufen auch auf die wirtschaftlichen und technischen Veränderungen hingewiesen werden. Dies verlangt eine dynamische Betrachtungsweise der letzten vierzig Jahre. Ein erster Exkurs in die Fragestellung: Was ist Energie? Was bewirkt sie? Wo bekommen wir sie her? kann an die Bearbeitung des Filmthemas selbst anschließen. Hinweis Vertiefende Materialien und aktuelle Daten für Lehrer und Schüler zum Thema Steinkohle sind erhältlich beim Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus Relinghauser Straße 1 45128 Essen Tel: 0201/177-4333 Weitere Medien 32/42 10316 Das Ruhrgebiet – Eine Industrieregion im Wandel. 16-mm-Film/VHS 15 min, f 10 03213 Strukturwandel im Ruhrgebiet. 12 Dias, f 32/42 10361 Braunkohle. Ein heimischer Energieträger. 16-mm-Film/VHS 15 min, f © FWU Institut für Film und Bild / GVST 55 00087 Steinkohle - Entstehung und Gewinnung Seite 5 Produktion Dr. Walter Sigl, München und Conceptfilm GmbH, Aachen, im Auftrag vom FWU Institut für Film und Bild und Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus, Essen, 1996 Buch Dr. Gabriele Thielmann Regie Dr. Walter Sigl, Karl Irle Kamera Siegfried Breuer, Wolfgang Jo Huschert, Reinhard Lenz, Wolfgang Pahl, Harald Rogall, Walter Sigl Animation GDT Schoschkola Begleitkarte Dr. Detlef Riedel Fachberatung Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus Bildnachweis Dr. Walter Sigl Graphik: Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus Pädagogische Referentin im FWU Dr. Gabriele Thielmann Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald Nur Bildstellen/Medienzentren: ÖV zulässig Für diese Filmproduktion ist ein FSK-Freigabevermerk nicht erforderlich © 1996 FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D-82031 Grünwald Telefon (089) 6497-1 Telefax (089) 6497-240 E-Mail [email protected] Internet: http://www.fwu.de © FWU Institut für Film und Bild / GVST