"Wie erkläre ich meinen Kindern das Wunder der Sexualität"
Transcription
"Wie erkläre ich meinen Kindern das Wunder der Sexualität"
Wie erkläre ich meinen Kindern DAS WUNDER UNSERER SEXUALITÄT Dr. UND Mrs. Jack C. Willke Übersetzung: Dr. Alexandra& Dr. Markus Schwarz Dieses Buch ist eine Übersetzung des Buches: “How to Teach Children the Wonder of Sex“ von Dr. und Mrs. J.C. Willke. 1. Ausgabe, October 1964 Herausgegeben von Dr. Alexandra und Dr. Markus Schwarz, Gesellschaft für Familienorientierung (GFO) Als Herausgeber möchten wir uns besonders bei Frau Assunta Mensdorff-Pouilly, Frau Dipl. Ing. Elisabeth Edelbacher, Familie Rita und Norbert Kollmann und Frau Berta-Maria Bonelli für die Hilfe bei der Editierung dieses Buches bedanken. Copyright © der englischen Originalausgabe (1964): Dr. and Mrs. J.C. Willke © (1983) Hayes Publishing Co., Cincinnati, Ohio 45224 ISBN 0-910728-17-8 (revised edition) © der deutschen Übersetzung (1998): Gesellschaft für Familienorientierung (GFO), Landstraßer Hauptstraße 4/10, 1030 Wien. GFO Gesellschaft für Familienorientierung 3 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort der Übersetzer 7 Vorwort zur englischen Ausgabe 9 Vorwort zur zweiten englischen Ausgabe 11 I. Wer sagt es 13 Unsere Aufklärung hat auch gereicht! • Sex-gesättigte Welt • Man muß es ihnen sagen • Unwissenheit oder Unschuldigkeit? • Erste Eindrücke • Wer klärt auf? • Von den Lippen der Eltern • Soll die Schule aufklären? • Warum erklären wir so ungern? • Was, wenn wir es versäumt haben? II. „Aufklärungstechniken" 19 Zögern? • Stufenweise – Einfach • Wissen Sie genug? • Nennen Sie das Kind beim Namen! • Kleine Leute sind neugierig • Sollten die Kinder uns nackt sehen? • Spiel mit dem Penis • Aber, Mami, es kitzelt! • Die erste Frage • Keine Fragen Ihrer Kinder? • Seien Sie ehrlich • Scham • Adoption • Und noch einmal Liebe • Erziehung durch Beispiel III. Wie man Fragen beantwortet Der Anfang • Die erste Frage • Ein neues Baby • Die nächsten Fragen • Wie pflanzt Papi den Samen? • Zeitungsgeschichten • Zum Beispiel – Vergewaltigung • „Und was ist Abtreibung?” • Mädchen reifen früher als Buben • Menstruation – die ersten Erklärungen • Menstruation – spätere Einzelheiten • Menstruation ist etwas Normales • Filme über Menstruation • Susi soll es von ihrer Mutter erfahren • Wer erklärt es dem Buben? • Von Mann zu Mann • Nasse Träume • Masturbation • Ein hilfreiches Beispiel • Die ersten Rendezvous • Für Mädchen • Für Burschen • Petting • Liebe GFO Gesellschaft für Familienorientierung 27 4 Das Wunder unserer Sexualität IV. Haltungen 37 Unser Durcheinander von vererbten Haltungen zur Sexualität • Die Pflicht der Frau • Sexualität ist heilig • Wer hat Sie verheiratet? • Christen glauben • Freude über Sexualität • Freude des Frauseins und des Mannseins • Das Stillen • Vor dem Sohn? • Warum Stillen? • Ein sorgloses, zufriedenes Kind • Unser Körper ist heilig V. Liebe 45 Was ist Liebe? • Liebe Deinen Nächsten? • Liebe zu Gott • Liebe Deinen Mann / Deine Frau • Verkehrte Welt! • Also, was ist Liebe – wirklich? • Liebe ist Geben • Niemals eigennützig • Aber jeder sagt doch • Träumerei • Wacht auf! • Schlüssel • Lehren Sie Ihre Kinder • Vor den Kindern? • Zeigen Sie es • Bemüht sie sich, … • Bemüht er sich, … • Bemühen beide sich, … • Wo bleibt die Sexualität? • In einem parkenden Auto? • Schützen Sie Ihre Kinder VI. Heirat unter Jugendlichen 55 Frühe Heirat oder Bildung • Heirat von Jugendlichen – Welche Chancen auf Glück? • Ihr guter Rat • Frühere Beziehungen – mehr uneheliche Kinder • Wieso passiert all das? VII. Bausteine 59 Warum Jugendliche sexuell verkehren • Auswirkungen von sozialen Gewohnheiten • Spielzeug ist ein guter Lehrer • Kleider der Mutter • Haarpracht • Strumpfhosen und Absätze • Tanzveranstaltungen • Die Mädchen früher als die Buben • Liebeleien in der Volksschule • Der nächste logische Schritt - Sex! • Schmusen! • Wir haben es begonnen! • Beliebt? • Wie eine Blume VIII. Was sollen wir tun? Wie können wir den Drang in das verfrühte Erwachsensein stoppen? • Verschaffen Sie den Kindern konstruktive Aktivitäten • Sport • Andere konstruktive Aktivitäten • Psychosexuelle Identität 65 Inhaltsverzeichnis IX. Erste Bekanntschaften? 5 69 Wann dürfen sie ausgehen? • Feste Beziehungen • Kino • Fernsehen • Alkohol • Autofahren • Kleidung • Späte Stunden • Eislaufen, Sportveranstaltungen, etc. • Übernachtungsparties • Das bedeutet Sie alleine X. Selbstbeherrschung 75 Selbstbeherrschung heute • Die Natur des Menschen • Wann beginnen? • Konsequent • Weisen Sie Kinder alleine zurecht • Wert der Dinge • Spielsachen • Bewußte Entziehung • Geld • Teenager zurechtweisen? • Und letztlich, Selbstbeherrschung • Nachdem sie verheiratet sind XI. Antworten Ein liebevolles Zuhause • Schauen Sie auf sich selbst • Kommunikation • Religiöse Überzeugung • Wir müssen wachsen! • Familiengruppen • Organisieren Sie sich – die Kinder sind es bereits • Tun Sie etwas 81 7 VORWORT DER ÜBERSETZER Es ist nun schon über fünf Jahre her, daß wir überrascht wurden von einem Besuch eines amerikanischen Ehepaares, der für den Rest unseres Lebens einen tiefen Eindruck hinterlassen wird. Das Ehepaar Willke aus Cincinnati im US Bundesstaat Ohio hat uns vor allem durch eines beeindruckt: jedes Wort aus ihrem Mund war getragen von einem unerschöpflichen Schatz an Erfahrungen und Herzensbildung, die jede Diskussion überflüssig machte, da die Antwort auf alle Fragen schon durch ihre Austrahlung gegeben wurde. Eines der Hinterlassenschaften des damaligen Besuches war dieses Buch über ein Problem, das sicherlich nicht das erste und wichtigste Problem in unserem Erziehungsalltag ist, aber das unser Geschäft als Eltern in vielem erleichtern und auf eine solide Basis stellen kann. In diesem Sinn ist die Sexualerziehung auch Grundlage der Erziehung, da ihr Fehlen wahrlich verheerende Folgen zeitigen kann. Eine klare und einfache Sexualerziehung ist aber auch Voraussetzung, um das Leben unserer Kinder auf die einzig wahre Basis menschlicher Existenz stellen zu können: auf das Fundament der Liebe. Durch das Größerwerden unserer eigenen Kinder und die damit entstehende Sorge auch um ihre und ihrer Freunde Entwicklung, sahen wir uns gedrängt, dieses Buch, das im Original in Englisch geschrieben ist, auch ins Deutsche zu übertragen und damit dazu beizutragen, daß auch in Zukunft, in den Familien unserer Kinder das Zusammenleben auf diesem Fundament der Liebe gegründet sein kann. An dieser Stelle bleibt uns nur noch, uns für all die Impulse, die uns vom Ehepaar Willke in der so kurzen wie auch intensiven Zeit ihres Besuches gegeben wurden, zu bedanken. Es sind nicht zuletzt Freunde wie diese, die gerade in uns jungen Eltern die Hoffnung und die Freude an der großen Aufgabe der Erziehung unserer Kinder aufrecht erhalten. Und dieses Buch soll dazu beitragem daß uns diese Freude auch in einer Umwelt, die die Erziehungsarbeit immer schwieriger gestaltet, nicht verloren geht. Alexandra und Markus Schwarz GFO Gesellschaft für Familienorientierung 9 VORWORT ZUR ENGLISCHEN AUSGABE Dürfen wir uns vorstellen – wir sind ein glücklicher Mann und eine glückliche Frau, Eltern von sechs gesunden Kindern und nennen Cincinnati, Ohio unser Zuhause. Wir führen ein interessantes Leben. Dazu gehören eine medizinische Praxis, sowie die Erziehung und Sorge um unsere Kinder und die Beteiligung an vielen außerordentlichen Verpflichtungen in den Bereichen Medizin, Familie und Lebensschutz. Aus einer Menge von Gründen wurden wir in den letzten Jahren immer häufiger darum gebeten, vor Gruppen von Studenten, Eltern, Lehrern und Erziehern über das Thema Sexualität, seine herausragende Würde und die richtige Erziehung von Kindern in diesen äußerst wichtigen Fragen zu sprechen. Es wurde uns sehr bald klar, daß wir nach Diskussionen mit Eltern gerne irgendein Buch weiterempfohlen hätten, das das Wissen vertieft und zum eigenen Anwenden anregt. Während der letzten paar Jahre haben wir also eine – wie wir meinen – intensive Suche veranstaltet, um so ein Buch zu finden, das auch für Eltern geeignet ist. Unsere Suche und die dabei erhaltene Literatur hat uns sicherlich geholfen, unser Wissen in diesem Bereich zu erweitern und wir sind den zahlreichen Autoren zutiefst dankbar. Jedoch war jedes Buch entweder zu lang oder zu kurz, zu technisch oder zu kindisch, zu prüde oder zu ehrfurchtsvoll, zu klerikal oder zu säkular, zu mechanisch, zu medizinisch, zu psychologisch oder einfach zu teuer. Wir glauben, daß wir praktische, durchschnittliche Eltern sind, die zufällig auch ein medizinisches und psychologisches Wissen besitzen, und die darüber hinaus sich der Gegenwart Gottes in ihrem Leben bewußt sind. Wir wollten etwas Praktisches für normale Familiensituationen. Wir sind davon überzeugt, daß die Sexualerziehung Aufgabe der Eltern ist, aber wir wissen, daß es nicht leicht ist, diese Aufgabe zu erfüllen. Es ist ja auch nicht einfach alles in richtiger Weise darzustellen und in konstruktiver und erbauender Art anzuwenden, wenn die Kinder in ihre Jugendjahre kommen. Unsere Botschaft will keine religiösen oder sozialen Grenzen setzen, denn es geht um unser allgemeines Menschsein. Wir hoffen also, daß dieses Buch – zumindest teilweise – eine Antwort auf Fragen ist, die unserer Meinung nach wichtig sind. Unsere wichtigsten Qualifikationen als Experten? Wir sind Eltern. – Wir sorgen uns. – Wir lieben einander sehr. GFO Gesellschaft für Familienorientierung Jack und Barbara Willke 11 VORWORT ZUR ZWEITEN ENGLISCHEN AUSGABE Beinahe zwanzig Jahre sind seit der Veröffentlichung dieses Buches vergangen. Seither hat sich sehr vieles in der Welt, in unserem Land und in unserer Familie verändert. Grundsätzlich haben sich die Menschen aber nicht geändert. Als Individuen haben wir immer noch das Bedürfnis geliebt zu werden, uns sicher zu fühlen, angenommen zu sein, Genuß und Freude zu verspüren und glücklich zu sein. Viele sprechen von einer sexuellen Revolution, die in den letzten beiden Jahrzehnten stattgefunden hat, und tatsächlich gab es eine Reihe von Veränderungen, gute und schlechte. Die Steigerung der Häufigkeit von vor- und außerehelichem Sex, von Scheidungsraten und von Familienentzweiungen ist jedem offensichtlich. Viele ignorieren, daß beinahe in jeder westlichen Nation die Geburtenrate gefallen ist und seit über einem Jahrzehnt unter der notwendigen Rate liegt, die benötigt wird, um die Bevölkerung auf dem jetzigen Stand zu halten, mit dem Resultat, daß die Bevölkerung überaltert ist. Abtreibung ist erlaubt, breitet sich weiter aus und kostet heutzutage beinahe jedem dritten Kind in den Vereinigten Staaten das Leben. Homosexualität hat sich von einem Verbrechen, das bestraft wurde, zu einer Krankheit, die behandelt werden muß, zu einer Abnormität, die toleriert werden muß, zu einer Variante, die akzeptiert werden muß, zu einem alternativen Lebensstil, zu einem glorifizierten Lebensstil, zu einer aggressiven und militanten sozialen und politischen Bewegung gewandelt. Die feministische Bewegung, mit all ihren gerechtfertigten und längst überfälligen Forderungen nach Gleichberechtigung, fand sich unter radikaler Führung weit über die Ziele der großen Mehrheit der amerikanischen Frauen hinausgetrieben, wurde beinahe kontraproduktiv und hat damit begonnen, ihre Ziele neu zu stecken. Sexualerziehung, vormals die exklusive Aufgabe von Familie und Kirche, wurde in Schulen eingeführt. Das in öffentlichen Spitälern propagierte „Planned Parenthood” Programm * konnte, trotz großer Förderungsmittel, den Anstieg von unehelichen Schwangerschaften, Abtreibung und Geschlechtskrankheiten nicht stoppen. Dieser Fehler ist so offensichtlich, daß sich bereits viele * Planned Parenthood: »Geplante Elternschaft« – Internationaler Verein, der unter dem Vorwand der sexuellen Befreiung und dem Schutz der Frauen (Eltern), Schwangerschaftsverhütung und Abtreibung als Form der Geburtenkontrolle propagiert. GFO Gesellschaft für Familienorientierung 12 Das Wunder unserer Sexualität fragen, ob nicht gerade dieser Weg der Problemlösung schon zu einem Teil des Problems geworden ist. Liegt die Familie, so wie wir sie kennen, im Sterben? Wir glauben nicht. Der Verfall scheint offensichtlich, aber noch immer leben 67 Prozent aller kleinen Kinder mit ihren biologischen Eltern, dreizehn Prozent mit einem biologischen und einem Stiefelternteil und weitere siebzehn Prozent mit einem alleinerziehenden Elternteil * . Wir glauben, daß die Familie lebendig ist und ihre Beständigkeit unter diesen neuen Herausforderungen bestätigen wird. Die Menschen setzen immer noch auf Liebe und Hingabe, Partnerschaft und Sicherheit, die Freude und die Erfüllung, die nur in der liebevollen Vereinigung in einer guten Ehe gefunden wird. Werden auch unsere Kinder dies finden? Können wir ihnen dabei helfen, den erhofften, einzig treuen Partner zu finden? Können wir unsere Kinder so bilden, daß sie sich selbst uneigennützig hingeben können und auch die Liebe und Unterstützung, die jeder benötigt, empfangen können? Werden unsere Kinder zu Beginn klug wählen und danach die Liebe über die Jahre festigen, sodaß sie wachsen und reifen kann? Viel hängt von uns ab und welches Beispiel wir unseren Kindern geben, indem wir ihnen zeigen, was Ehe bedeutet und was sie sein soll. Wir können ihnen helfen. Wir können ihnen den Weg zeigen. Darum soll es in diesem Buch gehen. Inzwischen sind vier unserer Kinder schon verheiratet (wir sind bereits Großeltern) und zwei weitere an der Universität. Unsere Mädchen? Eine Ärztin, eine Anwältin und eine Krankenschwester. Unsere Buben? Ein Flugpilot, ein angehender Lehrer und ein Student. Jeder ist so unterschiedlich wie die Nacht vom Tag. Jeder war ein unbezahlbarer Schatz. Wir sind stolz auf unsere drei Schwiegersöhne und unsere Schwiegertochter. Aber vor allem durften wir beide 35 Jahre lang zusammen sein –all dafür danken wir Gott. Also zwanzig Jahre später, nach vielem Studium, viel Schreibarbeit, vielen Reisen und Vorträgen, blieb unsere Hauptqualifikation weiterhin: Wir sind Eltern. – Wir sorgen uns. – Wir lieben einander täglich mehr. Jack und Barbara Willke * Washington Times, 23. Oktober 1982, AP Analyse. 13 I. WER SAGT ES Unsere Aufklärung hat auch gereicht! Als erstes müssen wir uns die Frage stellen: Ist die Sexualerziehung die Sie oder Ihre Eltern oder Ihre Großeltern bekommen haben, heute gut genug für unsere Kinder? Doch lassen Sie sich nicht täuschen; vor fünfzig Jahren wäre es vielleicht für ein Mädchen möglich gewesen, die Vorgänge bei der Entstehung des Lebens nicht zu kennen und unter Umständen trotzdem eine einigermaßen glückliche Verbindung einzugehen. Heutzutage ist das einfach nicht mehr vorstellbar. Denken Sie nur einen Moment an die Sitten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wenn ein achtzehn Jahre altes Mädchen abends ausging, hatte es wahrscheinlich eine Anstandsdame bei sich und mußte bald wieder zu Hause sein. Heute gehen vierzehnjährige Mädchen alleine und oft auch bis frühmorgens aus. Aber die menschliche Natur ändert sich nicht. Unsere Großeltern und auch unsere Vorfahren hatten dieselben Gefühle, die wir heute verspüren. Männer und Frauen fühlten sich immer auf die gleiche Weise zueinander hingezogen. Unsere Ideen, unsere Vorlieben, unsere Abneigungen, unsere Leidenschaften sind dieselben, die sie immer gewesen sind. Also haben nicht wir uns verändert, sondern die Zeiten, in denen wir leben, sind anders. Auch wenn einige von Ihnen nicht oder zu spät über die Entstehung des Lebens unterrichtet worden sind, klären Sie aber bitte Ihre Kinder rechtzeitig und angemessen auf. Sex-gesättigte Welt Wir leben in einer von Sex übersättigten Welt. Lesen Sie nur die Kinoanzeigen und schauen Sie sich die Photos der Magazine an. Im Fernsehen, im Radio, auf Anschlagtafeln, in Tageszeitungen, Magazinen und Büchern werden wir andauernd an das Thema Sex erinnert. Offensichtlich können nicht einmal mehr Putzmittel ohne eine kurvige Blondine an den „Mann” gebracht werden. Man kann sich nicht einmal mehr umdrehen ohne nicht in der einen oder anderen Form mit Sex beworfen zu werden. Und was ist die unaufhörliche Botschaft, die uns über Sex vermittelt wird? Ganz einfach – Sex macht Spaß. Es ist etwas Angenehmes, das letzte und einzige Ziel alles Lebendigen, etwas das nicht unbedingt in irgendeiner Beziehung zu Ehe und Liebe steht, aber etwas Wünschens- und Erstrebenswertes, etwas, das Befriedigung und Genuß erzeugt und es ist wichtiger als alles andere. Unsere Kinder können nicht daran vorbeigehen. Sie hören, sehen und lesen es und entwickeln viel zu früh sehr krumme Ideen, wenn wir nicht mit unsere Erziehung zuvorkommen. Eine Fünfzehnjährige GFO Gesellschaft für Familienorientierung 14 Das Wunder unserer Sexualität aus einem Heim für unverheiratete Mütter sagte „Ich wurde in dem Glauben erzogen, glücklich zu sein, wenn ich nur die richtigen Designerjeans tragen würde", illustriert auf eindrucksvolle Weise unser heutiges Problem. Man muß es ihnen sagen Sie müssen Ihren Kindern über die Entstehung des Lebens erzählen. Sie müssen es ihnen erzählen. Sie dürfen sich nicht täuschen lassen und warten. Zu viele von uns warten. Das durchschnittliche Kind lernt über den Geschlechtsverkehr von seinen Eltern erst fünf Jahre nachdem es darüber von anderswo gehört hat. Die durchschnittlichen Eltern kommen bei uns fünf Jahre zu spät. Wie viele Kinder hören diese Tatsachen zum ersten Mal von ihren Eltern? Eines von zehn! Neun von zehn hören sie zum ersten Mal auf der Straße, im Fernsehen, im Kino oder aus Zeitschriften – am falschen Ort, auf falsche Weise, zur falschen Zeit, von der falschen Person, und normalerweise auch inhaltlich falsch. Schockierend? Deshalb haben wir dieses Buch geschrieben: um Sie zu bestärken und Ihnen zu helfen, das Beste für Ihre Kinder zu tun. Unwissenheit oder Unschuldigkeit? Vermischen Sie nicht Unschuldigkeit mit Unwissenheit. „Sie ist doch so ein süßes, unschuldiges Ding; stört sie doch nicht in ihrer kleinen Welt.” Lächerlich! Es gibt keine Verbindung zwischen Unschuldigkeit und Unwissenheit. Unschuldigkeit heißt, ein reines Herz zu haben und frei von jeder Falschheit zu sein. Unwissenheit bedeutet Fehlen von Information oder Falschinformation. Vor kurzer Zeit ersuchte uns der Direktor einer Schule zu seinen Schülern zu sprechen. „Ich werde nicht noch so einen Sommer wie letztes Jahr mitmachen – zwei Mädchen aus der dritten Klasse wurden schwanger." Das ist, würden wir sagen, pure, tragische Unwissenheit, aber steht in keiner Beziehung zu der „Unschuldigkeit” , die manche Eltern mit ihrem Kopf im Sand als Entschuldigung gebrauchen, um die Erziehung ihrer Kinder zu vernachlässigen. Wenn wir die Unschuldigkeit unserer Kinder bewahren wollen, müssen wir sie aufklären, – früh genug – so ausführlich wie möglich. Erste Eindrücke Die ersten Eindrücke bleiben. Wenn unsere Kinder über Sexualität auf der Straße aufgeklärt werden, werden Sie es sehr schwer haben, die verworrene Haltung, die sich in den Köpfen Ihrer Kinder durch den ersten Eindruck festgesetzt hat, zu korrigieren. Nehmen Sie sich einmal eine Sekunde Zeit und überlegen Sie: „Wie, wann, wo, von wem und mit wem fand ich zum ersten Mal heraus und wurde mir vollkommen bewußt, was Geschlechtsverkehr eigentlich meint, und daß meine I. Wer sagt es? 15 Eltern das miteinander tun?” Erinnern Sie sich gerne daran? Sie waren überrascht, ja, aber fühlten zugleich Erstaunen und Bewunderung über das Wissen, daß Gott in dieser Weise Ihren Eltern die Möglichkeit gegeben hat, „ich liebe dich” zu sagen. Oder war Ihre Reaktion erfüllt von Schmutz, Abneigung, Ekel oder gar Schuld? Betrachteten Sie Ihre Eltern oder andere verheiratete Paare noch lange danach mit Unbehagen und dachten: „Machen die das auch?” Und dachten Sie irgendwie schlechter über sie? Die ersten Eindrücke der Sexualität können auf Ihre Meinung darüber für den Rest Ihres Lebens abfärben und Sie beeinflussen. Wenn Sie Ihre Kinder lieben, müssen Sie sie als Erste aufklären. Wer klärt auf? Nun zu einer zentralen Frage. Was glauben Sie ist Ihre erste und wichtigste Pflicht als Eltern? Haben Sie jemals darüber nachgedacht, was Ihre wichtigste Aufgabe in der Beziehung zu Ihren Kindern ist? Sie zu füttern, ihnen ein Zuhause zu geben, sie zu kleiden? Diese grundlegenden Notwendigkeiten müssen erfüllt sein, aber Ihr wichtigster Aufgabenbereich ist die Erziehung selbst. Das ist das Ziel der Ehe: die Kinder in die Welt hinauszuführen und sie zu erziehen. Unsere Aufgabe ist es also, zu Lehrern unserer Kinder im weitesten Sinn zu werden. Das schließt auch die wichtigen Dinge des Lebens und der Liebe ein. "Würden Sie Ihrem Kind eine Tetanusimpfung verweigern?” Selten würden Eltern in dieser essentiellen Sorge um ihre Jüngsten nachlässig sein. Normalerweise ist es umgekehrt – überängstliche Mütter stürmen mit ihren Kindern zum Arzt, um sicher zu gehen, daß sie jeden möglichen Schutz bekommen. Und warum all diese Aufregung? Ihre physische Gesundheit steht auf dem Spiel. Und was ist mit ihrer geistigen und mentalen Gesundheit? Haben Sie Ihr Kind früh genug gegen die filzigen und verzerrten Geschichten geimpft, die es über das wundervolle Geschenk gibt, das Gott uns Eltern gegeben hat, um neues Leben entstehen zu lassen? Dieser Schutz ist viel wichtiger als eine Tetanusimpfung, denn es betrifft die Gesundheit ihrer Seele. Wir Eltern wollen ganz sicherlich das Beste für unsere Kinder tun, aber allzu oft vergessen wir, ihnen diese grundlegenden Informationen zu geben. Von den Lippen der Eltern Die wunderbare Geschichte über Gottes Liebe zu uns Menschen sollen unsere Kinder idealerweise von unseren Lippen und – noch viel wichtiger – aus unserer Sicht hören. Und doch entwickeln viele von uns eine mentale Blockade und fühlen sich höchst unwohl, wenn sie ihren Kindern die Sexualität erklären sollen. Ein Universitätsprofessor erzählte uns einmal: „Jede Mutter zögert anfänglich, wenn sie ihrem Kind Fragen der Sexualität erklären soll, aber wenn sie nur die erste 16 Das Wunder unserer Sexualität Frage bezüglich dieses Themas beantworten kann, ist sie am richtigen Weg.” Also bereiten Sie sich vor. Nachdem ihr erstes Baby auf die Welt gekommen ist und Sie wieder einmal die Teppiche saugen, machen Sie es sich zur Gewohnheit unter dem Schutz des Staubsaugerlärms, sich selber zu wiederholen: „Babys kommen aus Mamis Bauch. Babys kommen aus Mamis Bauch.” Sie üben einfach, um auf die erste Frage – ohne die Augen zu verdrehen, zu stottern, zu erröten oder in ein Flüstern zu verfallen – zu antworten: „Babys kommen aus dem Bauch von Mami.", und sogleich mit ihrer gewöhnlichen Arbeit fortzufahren. Wenn Sie über diese erste Hürde ohne Aufregung und Gemurmel wie „Oh, frag´ doch Papi” (Er will die Frage genauso wenig beantworten) hinwegkommen, haben Sie schon einen guten Start und die nächsten Fragen werden viel einfacher zu beantworten sein. Soll die Schule aufklären? "Aber, die Schule wird das schon für uns erledigen. Warten wir noch ein bißchen und dann wird man ihnen alles erzählen, was sie brauchen.” Aber dann ist es zu spät! Erwarten Sie von der Schule, daß sie Ihren Kindern beibringt, wie sie sich die Hände waschen sollen, sich anziehen sollen oder essen sollen? Dieses grundlegende Wissen bekommt Ihr Kind schon lange vor der Schule. Dasselbe gilt für die Sexualität – Grundlagen lernt man bereits zu Hause. Der Gedanke, daß Mami und Papi einander lieben und durch ihre Liebe sogar Kinder in die Welt setzen können, ist ein so wunderbares Wissen, das Ihre Kinder schon zu Beginn der Schule besitzen sollten. Das Verständnis von dieser wundersamen Geschichte über die Liebe und Gott und die Eltern muß von Ihnen als Eltern in einer sehr persönlichen vermittelt werden. Das kann so niemals in einem unpersönlichen Klassenzimmer passieren. Es muß immer auf der Basis von Mensch zu Mensch geschehen unter Bedachtnahme auf das jeweilige Kind – und wie unterschiedlich reagiert jedes einzelne Kind! Eines wird sagen: „Oh, Mami, ist das nicht wunderbar!” , und ein anderes: „Aha, ach so, kann ich jetzt spielen gehen?” Deshalb ist es so wichtig, daß Sie es selbst Ihrem Kind erzählen. Sie haben nicht einfach alle dieselben Bedürfnisse und dieselbe Auffassungsgabe. Wenn die Schule Ihrem Kind all das erzählen muß, haben Sie als Eltern etwas versäumt. Es handelt sich dann um kalte und klinische Tatsachen, wenn sie inmitten eines Klassenzimmers oder mit Hilfe eines Filmes erzählt werden, die niemals die wahre Bedeutung von Liebe erfassen können. Liebe ist ein Tun, eine Einstellung, eine Lebensweise, die das Kind zu Hause sehen und aufnehmen kann. Worte und Bilder in einem Klassenzimmer sind ein ungeeigneter Ersatz dafür. Die ideale Aufgabe der Schule ist vielmehr das Wissen und die Einstellungen, die zu Hause erlernt wurden, zu ergänzen und in Erinnerung zu rufen. I. Wer sagt es? 17 Warum erklären wir so ungern? Lassen Sie uns überlegen, warum es so vielen von uns schwer fällt, unseren Kindern über Sexualität zu erzählen. Sie kennen alle einen Grund: Weil wir uns dabei unwohl fühlen. Aber warum fühlen wir uns so, wenn wir unseren Kindern über Sexualität erzählen sollen? Vorausgeschickt sei, daß wir Erwachsenen, Frauen und Männer, eine von Gott gewollte Beziehung zu einander besitzen. Sie ist völlig normal und natürlich. Wenn wir über das Wetter oder Fußball oder das Weltall sprechen, befinden sich die Vernunft und die Gefühle auf einer Ebene. Aber sobald Sexualität auf die Bühne tritt, ändert sich irgend etwas. Wir richten uns ein bißchen mehr auf, wir hören ein bißchen aufmerksamer zu und unser Blutdruck steigert sich um einige Einheiten. Es verändert sich die Stimmung, weil unsere Gefühle einbezogen werden. Deshalb fühlen wir uns ein bißchen unwohl, sobald unsere Kinder diese Fragen stellen. Wir neigen dazu ein wenig zu stottern, ein bißchen zu erröten und etwas verlegen zu werden. Aber bedenken Sie: Ihr Kind kennt diese Reaktionen nicht. Für ein Kind sind die Fragen: „Woher kommen die Kinder?” oder „Wie kommen sie da hinein?” oder „Was gibt es zum Essen?” auf der völlig gleichen Ebene – und „Was gibt es zum Essen?” ist wahrscheinlich die wichtigste davon! Also müssen wir diese Fragen mit dergleichen gefühlsmäßigen Leichtigkeit beantworten, mit der sie gestellt werden. Antworten Sie nur, was gefragt ist. Antworten Sie ohne Verlegenheit, einfach, ehrlich und kurz und setzen Sie Ihre normale Arbeit fort. Wenn wir uns darauf einlassen, von etwas Besonderem zu sprechen, werden sie es sofort merken und neugierig werden. Sie bekommen die Botschaft: „Das ist irgendwie anders!" Was, wenn wir es versäumt haben? Wenn die Kinder klein sind, sind ihre Fragen einfach, leicht, ehrlich und geradlinig. Aber was passiert, wenn Sie ihre Fragen umgangen haben, oder ihnen nicht alles erzählt haben und sie schon die letzten Jahren der Grundschule absolvieren? Oder was passiert, wenn sie bereits auf Zehn zugehen und sie noch immer nicht gefragt haben oder Sie es ihnen noch immer nicht erzählt haben? Wenn sie bis dahin noch keine Fragen gestellt haben, ist es Ihre Sache, darüber zu sprechen. Sie müssen das Thema auf den Tisch bringen. Kinder in der Volksschule – und Mädchen früher als Burschen – fangen mit ihren Klassen- und Spielkameraden über Sexualität zu sprechen an. Sie schauen fern, lesen Zeitungen und Bücher und gehen ins Kino. Sie hören und lesen Wörter wie: Geburtenkontrolle, Abtreibung, Vergewaltigung, Homosexualität oder Verhütung, etc., die ihre Neugierde anspornen. Sie wundern sich über diese Dinge und, wenn Sie es vermieden haben, darüber mit ihnen zu sprechen, wundern sie sich, warum Sie nie darüber etwas gesagt haben. Sie wissen nicht, daß Sie eigentlich nur zu verlegen waren. Sie werden glauben, daß Sie nur deshalb nicht darüber gesprochen haben, weil etwas Falsches, Schlechtes oder Schmutziges an all diesen 18 Das Wunder unserer Sexualität Dingen hängt. Sie wundern sich, ob Sie irgendwelche Schuldgefühle haben, die Sie verstecken. „Warum sprechen Mami und Papi nicht darüber? Genieren sie sich über diesen Teil ihres Lebens? Auf alle Fälle können sie nicht sehr stolz darauf sein. Machen sie da etwas Schlechtes?” Und damit werden Ihre Kinder aufgrund Ihres Schweigens spätestens in der Mittelschule eine ungesunde und verdrehte Einstellung zur Sexualität gewinnen. 19 II. »AUFKLÄRUNGSTECHNIKEN« Zögern? Obwohl wir Eltern die Fakten über Sexualerziehung sehr gut kennen, zögern wir immer noch und legen den Retourgang ein. Es ist wie der Gang zum Zahnarzt. Wir wissen, was passieren kann, aber trotzdem wollen wir nicht hingehen. Und doch gehen wir zum Zahnarzt – es ist Teil unseres Lebens – es ist notwendig. Das gleiche gilt für die Weitergabe dieser überaus wichtigen Information an unsere Kinder. Es ist Teil unseres Lebens und Teil unserer Aufgabe als Eltern. Von noch größerer Bedeutung als die einfachen Fakten sind aber die Einstellungen, die wir gemeinsam mit den Fakten vermitteln. Lassen Sie uns zuerst einige Ideen überlegen, die Ihnen helfen können, die Geschichte unserer Sexualität Ihren Kindern näherzubringen, wenn sie noch sehr klein sind. Stufenweise – Einfach Die Information muß stufenweise gegeben werden. Vom Kleinkindalter beginnend wird sie schrittweise bis hinein ins Erwachsenenalter vermittelt. Man kann sein Kind nicht einfach an einem sonnigen Nachmittag im Alter von etwa zwölf Jahren beiseite nehmen und ihm die ganze „story” erzählen. Natürlich nicht. So funktioniert unser Leben einfach nicht. Wahrscheinlich beginnen sie mit drei oder vier Jahren Fragen zu stellen wie: „Woher kommen eigentlich die Babys, Mami?” Und das ist alles, was sie wissen wollen. Für ein Kleinkind ist die Dauer der Aufmerksamkeit etwa 30 Sekunden – für Erwachsene können es Stunden sein, wenn es um das Thema Sexualität geht. Unsere Kinder wollen keinen Studienkurs in Sexualität – nur eine punktuelle Antwort – nur die Tatsachen, meine Damen und Herren! Die Regel für kleine Kinder ist, die Antworten so einfach wie möglich zu geben. Wenn sie mehr wissen wollen, lassen Sie sie ein zweites Mal fragen. Geben Sie Ihrem Kind nur soviel Information, wie gerade notwendig ist. Darauf können Sie in den folgenden Monaten und Jahren aufbauen. Zu viele Details gleich zu Beginn würde sie nur verwirren. Es ist wie in der Geschichte von dem kleinen Buben, der zu seinem Vater kam und fragte: „Sag einmal, Papa, woher komme ich eigentlich?” Der gewissenhafte Vater raffte sich auf, führte den Buben in ein privates Zimmer und erklärte ihm alle Details über die Entstehung des Lebens. Nachdem er geendet hatte und sich über seine Augenbrauen gestrichen hatte, fragte er seinen Sohn, ob er noch irgendwelche Fragen hätte. Hansi antwortete aufgeweckt: „Ja, Papi, ich wollte nur wissen, woher ich komme, weil unser Nachbar Peter gesagt hat, er kommt aus Salzburg. Woher komme denn ich!" GFO Gesellschaft für Familienorientierung 20 Das Wunder unserer Sexualität Wissen Sie genug? Welche Mutter kennt schon den genauen Mechanismus, der eine Rakete ins All starten läßt? Wenn aber Ihr kleiner Bub fragt: „Mama, wie kann eine Rakete ins All fliegen?", werden dann viele Mütter sagen: 'Das muß ich erst in den Büchern nachlesen.' oder 'Warte bis Papi nach Hause kommt.'? Natürlich nicht! Sie stürzen sich einfach darauf und erzählen dem Kind, soviel Sie darüber wissen. Sie erzählen ihm von dem großen Countdown, dem Abheben der Rakete, den Monitoren und vieles mehr. Tatsächlich wissen Sie nicht sehr viel darüber, aber Sie verhelfen ihm zu einem guten Start, auf den es dann in der Zukunft aufbauen kann. Das Gleiche gilt für die Frage nach dem Leben und der Liebe und der Art und Weise, wie Gott uns geschaffen hat. Die Antwort muß genauso spontan sein, ohne zu stottern oder zu zögern. Denn sehr wohl kennen Sie die Fakten, Sie leben dieses Leben, Sie können vieles darüber erzählen. Ihre Antwort sollte direkt, kurz und ehrlich sein, ohne Rücksicht darauf, wer gerade anwesend ist. Wie viele von Ihnen wissen, entstehen diese Fragen am häufigsten bei Tisch oder, wenn Besuch zugegen ist. Nennen Sie das Kind beim Namen! Verwenden Sie von Anfang an die richtigen anatomischen Ausdrücke. Genauso wie Sie Ihren Ellbogen einen Ellbogen nennen und Ihre Schulter eine Schulter und keine Kosenamen dafür verwenden. Machen Sie es genauso, wenn Sie von der Brust, dem Glied oder der Brustwarze sprechen. Welchen Teil Ihres Körpers Sie auch meinen, verwenden Sie die richtige Bezeichnung! Wenn die Kinder älter werden, müssen Sie das richtige Vokabular verwenden, um mit Ihnen zu sprechenWenn Sie sich selbst nicht ganz sicher sind, schlagen Sie die Begriffe nach und üben Sie deren Gebrauch. Sehr kleine Kinder lernen schon Wörter wie: Alligator, Dinosaurier oder Bazooka. Genauso können Sie von Anfang an die richtigen Bezeichnungen ihrer Körperteile lernen. Aber bitte übertreiben Sie auch nicht. Das Baby wächst nicht in Mamas „Bäuchlein” heran (dorthin verschwinden bestenfalls die Erbsen und Karotten). Aber sollen wir deshalb den kalten, klinischen Ausdruck „Gebärmutter” gebrauchen? Manchmal können wir und sollen wir, aber das Wort „Schoß” ist weicher, zutreffend und beschreibt die Geborgenheit und Liebe, die Sie vielleicht vermitteln wollen. Oder können Sie sich vorstellen, Ihrem Kind zu sagen: „Mein Liebling, ein Fötus wächst in meinem Uterus heran"? Sicherlich nicht. Wir glauben, „Baby in meinem Schoß” ist besser. Dasselbe gilt ja für jede Tätigkeit. Was immer der korrekte Ausdruck für eine Sache ist, der sie nicht entstellt – benutzen Sie ihn! Sie erfinden auch keine neuen Wörter für „Weinen” oder „Kauen". II. "Aufklärungstechniken" 21 Kleine Leute sind neugierig Ein kleines Kind hat größtes Interesse an allen Dingen seiner Umgebung. Viele Eltern sind besorgt, wenn sich diese Neugier auch gegen den eigenen Körper mit seinen Funktionen richtet. Sie sollten natürlich nicht besorgt sein. Denn so agieren Vorschulkinder. Sie geben sich nicht damit zufrieden, ein Flugzeug fliegen zu sehen. Sie wollen Dutzende davon sehen. Sie beobachten alles und jedes viele, viele Male. Das ist Teil ihrer Entwicklung. Dasselbe gilt, wenn sie anderen Kindern auf der Toilette zusehen, oder in der Badewanne, beim Anziehen oder beim Windelwechseln, etc. Sie müssen nur nachsehen, mit welcher Ausstattung die anderen auf die Welt kamen. Das ist der normale Prozeß ihres Erwachsenwerdens und in keiner Weise abnormal. Schon Vorschulkinder sollten wissen, daß Gott Buben und Mädchen unterschiedlich erschaffen hat. „Er hat zwei Arten von uns gemacht. Buben haben ein Glied und Mädchen eine Scheide. Hat er das nicht gut gemacht?" Gemeinsames Schlafen, Ankleiden und Baden von Buben und Mädchen ist ein einzuplanender Teil ihrer Erziehung und kann normalerweise solange praktiziert werden, bis sie sich alleine baden können. Sollten die Kinder uns nackt sehen? Vorschulkinder sind ebenso neugierig, wie denn die Körper der Erwachsenen aussehen und wie sie sich von ihren eigenen unterscheiden. Innerhalb gewisser Grenzen können sie Sie auch nackt sehen, aber wir sollten einige Grenzlinien setzen. Zuerst einmal sollten Eltern ihren Kindern niemals den Eindruck geben, daß sie sich für ihren Körper genieren würden. Wenn Sie das Kleine fragt, warum Sie gewisse Teile Ihres Körpers bedecken, ist das nur, weil es „besondere Teile” sind. Wenn sie Sie aber völlig nackt sehen, beim Ankleiden, im Badezimmer oder sonst wo, sollten Sie gelassen und natürlich reagieren, aber sich möglichst bald bedecken. Wir wissen, daß es darüber sehr viele verschiedene Meinungen gibt, aber wenige werden bestreiten, daß kleine Mädchen nur möglichst wenig von Vaters Penis sehen sollten, da dies (ebenso wie das Dabeisein beim eigentlichen Geschlechtsverkehr) für die psychologische Entwicklung des Kindes äußerst gefährlich sein kann. Wir würden auch die „liberale” Einstellung bestimmter Eltern ablehnen, die sich nackt vor ihren Kinder zur Schau stellen, weil dies „Teil ihrer Erziehung” sei. Das wäre weit entfernt von einer natürlichen und fallweisen Entblößung, wie sie sich manchmal im Familienbereich ergibt. Für Kinder in jedem Alter ist es jedoch wunderbar, ihrer Mutter beim Stillen zuzusehen oder ihren Eltern, die sich herzen und umarmen. Aber niemals sollten Kinder zugegen sein, wenn man sich leidenschaftlich näherkommt. 22 Das Wunder unserer Sexualität Spiel mit dem Penis Was ist mit Kindern, die mit sich selbst spielen? Wenn ein kleiner Bub im Vorschulalter mit seinem Penis spielt, sollten die Eltern genauso reagieren, wie wenn er sich an seinem Ohr ziehen oder einen Bleistift hineinstoßen würde. Sie sollten Ihrem Kind einfach sagen: „Michael, hör auf an Deinem Ohr zu ziehen, sonst wird es weh tun", oder „Nimm den Bleistift aus Deinem Ohr, sonst wirst Du Dich verletzen! Du wirst Dein Ohr noch brauchen, also paß' ein bißchen darauf auf.” Dasselbe machen Sie, wenn er mit seinem Penis spielt: „Dein Glied brauchst Du, um auf das Klo gehen zu können. Laß es in Ruhe oder es wird Dir weh tun.” Sagen Sie das im gleichen Tonfall wie jede andere Zurechtweisung auch. Dann wird es auch in derselben Weise akzeptiert werden. Genauso verfahren sie mit kleinen Mädchen. Manchmal reiben sich kleine Mädchen die Schamlippen, weil die Haut irritiert ist. Dann kann am einfachsten ein Bad oder eine Creme helfen. Aber, Mami, es kitzelt! Man muß sich jedoch klar sein, daß auch schon Vorschulkinder eine Art von infantilem sexuellem Erlebnis haben, wenn sie mit sich selbst spielen. Es ist sehr wichtig, in diesem Alter keine Art von Schuld bei diesem Spiel aufkommen zu lassen. Sie können und sollten Ihrem Kind ganz einfach mehr Aufmerksamkeit schenken und dieses Spiel ein wenig ignorieren, oder das Kind ablenken, indem Sie es anziehen oder zum Spielen hinausschicken, etc. Wenn das Kind allerdings sehr viel Zeit mit diesem Spiel verbringt, dann braucht es unter Umständen professionelle Hilfe, die man ihm auch zukommen lassen sollte. Der Grund für dieses Selbst-Spiel oder die übertriebene Eigenliebe ist oft nur ein Mangel an genügender elterlicher Liebe und Sorge. Es ist ebenfalls bekannt, daß in einem gewissen Stadium viele Kinder ihren Vater oder ihre Mutter heiraten wollen. Das kann sogar soweit gehen, daß sie Eifersucht gegenüber ihren „Rivalen” entwickeln. So zeigt zum Beispiel ein kleines Mädchen Abneigung gegenüber den Zärtlichkeiten, die ihr Vater ihrer Mutter schenkt. Gewöhnlich müssen sich Eltern nicht weiter darüber sorgen oder sich in die Psychologie vertiefen. Es ist alleine notwendig, natürliche und liebevolle Eltern zu sein. Diese frühen sexuellen Vorstellungen und Gefühle der kleinen Kinder sind eine natürliche Phase im Heranwachsen. Normalerweise verschwinden sie aus dem Bewußtsein, wenn das Kind mit der Schule beginnt. Gewöhnlich treten die Kinder danach in eine ruhigere Phase zwischen ungefähr sechs und zehn Jahren, während derer sie an diesen Dingen ziemlich uninteressiert sind. Das Erwachen dieser Gefühle kehrt jedoch in der jungen Adoleszenz zurück, wenn sie nicht schon zuvor durch zu starke sexuelle Betonung im Fernsehen, im Kino oder in Magazinen stimuliert wurden. II. "Aufklärungstechniken" 23 Die erste Frage Vorschulkinder fragen eine Fülle von Fragen über alles Mögliche und Sexualität bildet darin keine Ausnahme. Wenn Ihre ersten Antworten sind: „Oh, ich bin zu beschäftigt", oder „Stell´ nicht solche Fragen!” oder noch schlimmer: „Sprich nicht über diese schmutzigen Sachen!", dann wird die nächste Frage vielleicht nicht an Sie gerichtet sein. Stattdessen werden sie irgendeinen Freund befragen und die Information auf die falsche Weise erlangen. Sie sollten sofort antworten, direkt, aber nur das beantworten, was auch gefragt ist. Keine Fragen Ihrer Kinder? Wenn Ihr Kind noch keine der üblichen Fragen gestellt hat, sich aber schon anschickt, mit der Volksschule zu beginnen, sollten Sie selbst einige Fragen stellen. „Ist das nicht nett, daß Tante Heidi ein Baby bekommt?” „Mh hm.” „Hast Du dich schon einmal gefragt, woher die Babys kommen?” „Hm mh.” Mit ein wenig Zurückhaltung können Sie herausfinden, was sie schon wissen und was nicht, und können ihnen die Informationen geben, die Sie wollen. Auch wenn das Kind nicht interessiert scheint, sollten Sie ein paar Sätze über die Entstehung des Babys und das Wachstum im Schoß der Mutter, etc. verlieren. Seien Sie ehrlich Es gibt noch ein Problem, das eine zögernde Mutter mit dem Erfinden von Geschichten hervorrufen kann. Eine verbreitete Geschichte ist es, das Spital als einen Supermarkt darzustellen, in dem man die Gänge auf und ab geht und sich sein gewünschtes Baby aussucht. Wenn Sie diese oder ähnliche Geschichten erzählt haben, sollten sie diese besser noch heute berichtigen, denn wenn Ihr Kind eines Tages herausfindet, daß Sie gelogen haben, wird es Ihnen auch bei weiteren Fragen nicht vertrauen. Dieses Vertrauen ist aber besonders wichtig, wenn es in die Teenagerjahre kommt. Dann werden Sie alle früheren Fehler verwünschen, die dieses Vertrauen zerstört haben. Wenn Sie schon irgendwelche Geschichten erzählt haben oder vielleicht unabsichtlich Dinge erzählten, die nicht so ganz stimmen, dann sagen Sie einfach: „Bis jetzt, mein Schatz, dachte ich Du seist noch nicht alt genug, um gewisse Dinge zu wissen. Aber jetzt – da Du alt genug bist – werde ich Dir diese Dinge erklären." Scham Mit dem Beginn der Grundschule sollten die Kinder den Gedanken, daß Gott ihren Körper erschaffen hat und sie etwas ganz Besonderes sind, verstanden haben. 24 Das Wunder unserer Sexualität Mit ein wenig Anleitung sollten die Kinder Respekt und Ehrfurcht für ihren Körper und ein wachsendes Bewußtsein von Scham entwickeln. Bei Mädchen entwickelt sich dieses Schamgefühl gewöhnlich früher und ausgeprägter als bei Buben. Prüderie sollte vermieden werden, jedoch sollte das Recht der Kinder auf ihre Privatsphäre geachtet werden. Indem Sie Ihre Kinder dazu erziehen, die besonderen Teile ihres Körpers zu bedecken und niemals zu entblößen oder andere Personen diese Teile berühren zu lassen, schützen Sie Ihre Kleinen auch vor möglichen Verletzungen von sexuell Perversen. Adoption Wie läßt sich das Gesagte auf adoptierte Kinder anwenden? Wahrscheinlich nicht eins zu eins, da allgemeine Regeln im Einzelfall nicht anwendbar sind – Alter und Umstände variieren zu stark. Aber machen wir einen Versuch. Im allgemeinen sollte zumindest die Geschichte der Sexualität und der Herkunft genauso an Ihre adoptierten Kinder weitergegeben werden wie an Ihre biologischen Kinder, genauso wie ihre Liebe und Ihre Zuneigung zu Ihren adoptierten Kindern sich in nichts von der zu Ihren biologischen Kindern unterscheiden sollte. Sie müssen wissen, daß sie adoptiert wurden und müssen mit diesem Wissen aufwachsen. Dazu gibt es nur wenige Ausnahmen. Es ist natürlich viel einfacher in dieser Gewißheit aufzuwachsen, als es im jungen Erwachsenenalter erzählt zu bekommen. Die unausweichlichen Fragen über ihre wahren Eltern werden in verschiedenem Alter unterschiedlich beantwortet. Mehrere Gedanken sind in die Antworten auf solche Fragen verwoben: … Sie wissen nicht, wer die wahren Eltern sind und es ist unmöglich, dies herauszufinden. … Sie wissen nicht einmal, ob diese noch leben. … Diese waren bestimmt gute Menschen, die aber wußten, daß sie ihr Kind nicht aufziehen konnten und gaben es her, um ihm zwei gute Eltern und ein gutes Heim zu geben (Ältere Kinder, die von der Möglichkeit einer Abtreibung wissen, werden verstehen, daß sie eine gute Mutter hatten – sie trug ihr Kind aus, hat es geboren und erst dann hergeben müssen) … Sie haben ihr neues Kind natürlich ganz besonders ausgewählt. Und schließlich fragen Sie Ihr Kind, was denn dies alles für eine Bedeutung hat? Denn, was wirklich zählt, ist, daß Sie es lieben, wollten, hart dafür gearbeitet haben, es zu bekommen, und in allem bis auf eine Kleinigkeit ihre wirklichen und vollkommenen Eltern sind. Und noch einmal Liebe Das wichtigste Thema in der gesamten Erziehung ist Ihre eigenen Einstellung. Es geht nicht so sehr darum, was Sie ihren Kindern erzählen, sondern vielmehr, wie Sie es erzählen und welches II. "Aufklärungstechniken" 25 Beispiel Sie dazu geben. Wenn Sie ihnen zeigen, daß sich ihre Mutter und ihr Vater sehr lieben und dies Gott so wollte und er manchmal diese Liebe mit Kindern segnet, dann geben Sie ihren Kindern ein Geschenk, das ihnen sonst niemand geben kann. Normalerweise werden Ihre Kinder so aufwachsen, wie Sie es ihnen vorleben, wie Sie selbst gelebt und geliebt haben, nicht wie man ihnen erzählt hat, daß sie leben sollen. Wenn Ihr Heim ein glückliches, liebevolles, großzügiges, sicheres Nest gewesen ist, dann werden die kleinen Leute, die Gott Ihnen anvertraut hat, Ihnen alle Ehre machen und eines Tages ähnlich liebevolle Heime für ihre Familien schaffen. Die beste Erziehung besteht in den vielen Minuten, die Sie gemeinsam mit Ihren Kindern verbringen, in denen sie Vorstellungen, Meinungen und Handlungsweisen aufsaugen, Eigensucht oder Uneigennutz, Nächstenliebe oder Nächstenhaß, Vorurteile, Toleranz für andere, Recht oder Unrecht, Selbstdisziplin oder Sich-gehen-lassen und Respekt vor Autoritäten erfahren und vieles mehr an Ideen und Vorstellungen, die Sie ihnen – meistens ohne zu denken – weitergeben. 27 III. WIE MAN FRAGEN BEANTWORTET Der Anfang In den ersten Lebenswochen und -monaten Ihres Säuglings lehren Sie ihn schon eine Menge, ob Sie es bemerken oder nicht. Wie Sie Ihr Kleines tragen, wie Sie es lieben, auf seine Schreie antworten und so weiter, vermittelt schon ein großes Maß an Liebe und Vertrauen in andere Personen. Die normale Alltagsarbeit des Badens und Windelwechselns, des Fütterns und Anziehens zeigt ihm schon klar, daß alle körperlichen Funktionen und jede Körperpflege notwendig, normal und gut sind. Das spätere Töpfchengehen sollte genauso mit ein wenig Lob für seine Mithilfe belohnt werden (aber nur keine Bestechungen), aber nie und nimmer Bestrafungen für seine Mißgeschicke nach sich ziehenHeutzutage weiß man, daß das Nervensystem, das die Blase und den Darm kontrolliert, bei Kindern zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausgereift ist und daß manche Kinder keine Kontrolle über ihre Blase und ihren Darm entwickeln bis sie drei Jahre alt sind oder sogar später. Die meisten Eltern wissen daher schon, daß ein zu früher Zwang zum Töpfchengehen für das Kind schwere psychologische Folgen haben kann. Sie müssen behutsam, aber bestimmt den etwaigen, gut meinenden Großmüttern widerstehen, die das Saubersein zu früh erzwingen wollen, wie es ihre Generation sehr oft getan hat. Die erste Frage Wenn Ihr Kind in das Alter von drei, vier oder vielleicht fünf Jahren kommt, wird es sich anderer Leute bewußt und beginnt nachforschende Gedanken anzustellen, um eines Tages zu sagen: „Mami, woher kommen die Babys?” Sie sagen einfach: „Aus Mamis Bauch. Das Baby wächst dort unter ihrem Herzen, wo es sicher und warm ist.” Vielleicht sagt es noch: „Wieso?” „So hat es Gott einfach gemacht.” Für die ganz Kleinen ist dies wahrscheinlich alles, was sie jetzt wirklich wissen wollen. Die gleichen Fragen werden noch einmal kommen und sollten mit der gleichen Selbstverständlichkeit beantwortet werden. Ein neues Baby Wenn Sie ein neues Baby erwarten, sagen Sie es Ihren Kindern schon im voraus und lassen Sie es die Bewegungen an Ihrem Bauch spüren. Die Freude der Erwartung eines neuen Babys, die Sie während der Monate Ihrer Schwangerschaft zeigen, ist ein machtvoller Lehrer, nicht mit Worten, GFO Gesellschaft für Familienorientierung 28 Das Wunder unserer Sexualität sondern durch die Einstellung zu diesem neuen Leben, das in Ihnen heranwächst. Vergessen Sie nicht: Sie können genauso eine sehr ungesunde Einstellung zur Schwangerschaft bei Ihren Kindern hervorrufen, wenn Sie sich ständig über Ihre „Umstände” beschweren, sich selber leid tun und zu müde und gereizt sind, um irgend jemandem liebevoll zu begegnen. Es könnte sich den Kinders stark einprägen, daß eine Mutter während der Schwangerschaft krank sein muß, ja daß sie selbst vielleicht sogar nicht richtig gewollt waren. Diese frühe Erfahrung könnte zu der Formung einer eigennützigen, frigiden Frau beitragen, die eine Schwangerschaft fürchtet und überhaupt ihre Rolle als Frau in ihrem Leben zurückweist, wie dies manche Frauen tragischerweise tun. Manchmal ist eine Frau natürlich während der Schwangerschaft tatsächlich physisch krank. In diesem Fall sollte man den Kindern erklären, daß dies normalerweise nicht so ist, sondern daß die Schwangerschaft eine normale Funktion des mütterlichen Körpers ist. Aber sogar, wenn sie physische Beschwerden haben, sollte eine Mutter trotzdem eine fröhliche und gesunde emotionelle Einstellung zu der Schwangerschaft und dem erwarteten Kind besitzen. Die nächsten Fragen Die nächste Frage könnte sein: „Mami, wie kommt das Baby da heraus?” – „Wenn das Baby groß genug ist, um außerhalb von Mamis Bauch leben zu können, geht Mami ins Spital und der Doktor hilft dem Baby herauszukommen.” „Wo kommt es heraus?” „Da gibt es eine spezielle Öffnung zwischen Mamis Beinen. Dort hilft der Doktor dem Baby herauszukommen." Wenn die Frage kommt: „Wie groß ist die Öffnung?” könnten Sie sagen: „Also, mein Schatz, Du kennst doch einen Ballon. Wenn man ihn aufbläst wird er dick, und wenn man die Luft wieder herausläßt wird er wieder kleiner. So ist es auch mit Mamis Öffnung. Die wird groß, wenn das Baby herauskommt und danach schließt sie sich wieder.” – „Laß mich das sehen!” – (jetzt ruhig bleiben!) – „Nein, mein Kind, das ist einer dieser speziellen Teile von Mamis Körper, den sie niemandem zeigt." Wenn nicht gleich, werden Sie etwas später mit folgender Frage konfrontiert sein: „Tut das weh, wenn das Baby herauskommt?” Sagen Sie nicht: „Aber ja, schrecklich!", sondern eher: „Nun, es tut schon weh, aber man kann lernen, wie man gut mithilft und der Arzt und die Schwester helfen der Mutter. Und dann, wenn das Baby da ist, bist Du so glücklich, ein neues Baby zu haben, das Du nach Hause bringen kannst, daß Du auf all das vergißt. Man freut sich nur noch, ein neues Baby zu haben, das man lieben kann". Wieder betonen Sie die Liebe und das Positive des Ganzen. Eine andere frühe Frage wird sein: „Wie fängt so ein Baby an?” oder „Wie kommt das Baby da hinein?” Für ganz junge Kinder ist die folgende Antwort wahrscheinlich ausreichend: „Wenn der liebe Gott Mami und Papi ein neues Baby schenken will, beginnt es im Bauch von Mami zu wachsen.” Später wird das Kind vielleicht fragen: „Aber wie kommt es da hinein?” „Papi pflanzt einen Samen in III. Wie man Fragen beantwortet 29 Mamis Bauch, der mit ihrem Ei verschmilzt und zu einem Baby heranwächst.” Das wird fürs erste genügen oder es kommen sofort neue Fragen: „Aber, wie pflanzt Papi diesen Samen?" Wie pflanzt Papi den Samen? Zu diesem Zeitpunkt wird das Kind am ehesten in der ersten Klasse der Volksschule angelangt sein. „Weißt Du, wie sich Mami und Papi lieben?” „Ja!” Denn sie haben gesehen, wie Sie sich umarmen und küssen und sich gegenseitig Ihre Liebe zeigen. „Du weißt wie sich Mami und Papi umarmen und küssen?” „Mh hm.” „Also, manchmal in der Nacht, wenn sich Mami und Papi ganz besonders lieben, gehen einige Samen von Papis Körper in den Körper von Mami, und, wenn Gott es will, fängt ein neues Baby an zu wachsen. Siehst Du, es braucht also Mami, Papi und den lieben Gott, um einem neuen Baby auf die Welt zu helfen. … Und so bist auch Du gekommen. Das ist schön, nicht?" Wenn Ihr Kind schon etwas älter ist, sollte Ihre Antwort ein bißchen detaillierter sein: „Manchmal in der Nacht, wenn sich Mami und Papi ganz stark lieben (Dies ist der Schlüssel, wenn Sie sich lieben und einander Ihre Liebe zeigen), geht der Penis von Papa in die Scheide von Mami und der Same von Papa wird dorthin gepflanzt, wo er sich vielleicht mit dem Ei von Mami vereinigt, und, wenn Gott es so will, ein neues Baby zu wachsen anfängt.” Wiederum haben Sie die wichtigsten Dinge ohne viele Extras erzählt. In den ersten Jahren benötigen Ihre Kinder nur die grundlegenden Begriffe. „Gott muß uns wirklich sehr gerne haben, wenn er das so toll ausgearbeitet hat.” „Wirklich Mami, das glaube ich auch.", oder ähnliche Anzeichen des Erstaunens und Wunderns können folgen und zeigen, wie die Information von Ihrem Kind aufgenommen wurde. Die Frage der Lust beim ehelichen Akt kommt den Kinder normalerweise in diesem Alter nicht in den Sinn, aber wenn, könnte Ihre Antwort sein: „Ja, es ist sehr schön, genauso wie sich Mami und Papi gerne küssen und umarmen.” Weitere Ausführungen über dieses Thema folgen erst, wenn Ihre Kinder älter sind. Zeitungsgeschichten Lassen Sie sich über Zeitungsartikel aushorchen, die Wörter wie „Abtreibung, „Vergewaltigung", „uneheliche Kinder", etc. enthalten. Jedes Kind, das fernsieht, ins Kino geht oder Zeitschriften und Zeitungen liest, sieht diese Wörter und speichert sie, um dafür eine Erklärung zu bekommen – entweder von Ihnen oder von jemand anderem. Es ist viel besser Ihren Kindern die Bedeutungen dieser Wörter zu erklären, als falsche Erklärungen von fremden Personen zu riskieren. Geben Sie Ihnen die einfachste Antwort, die möglich ist, in der Gewißheit, daß sie den Rest schon noch dazulernen werden. 30 Das Wunder unserer Sexualität Zum Beispiel – Vergewaltigung Wenn sie zum Beispiel mir Ihrer Tochter ungestört sind (oder dafür gesorgt haben), könnten sie fragen: „War es nicht sehr traurig, was über das kleine Mädchen, das vergewaltigt wurde, in der Zeitung stand? Anna, Du weißt doch, was Vergewaltigung bedeutet?” „Also, ja, irgendwie – schon – aber nicht so richtig, glaube ich.” Und dann antworten Sie einfach mit den Worten, die ihr am besten entsprechen: „Anna, leider sind nicht alle Menschen auf dieser Welt gut. Einige rauben Banken aus, andere fahren wie verrückt mit ihrem Auto und verletzen oder töten dabei andere, etc. Und genauso ist es mit sexuellen Dingen. Gott hat uns so weit geliebt, daß er uns einen freien Willen gab und wir können entweder 'Ja' oder 'Nein' dazu sagen, wie er unser Leben gestalten will. Er gab verheirateten Leuten die Möglichkeit einander ihre Liebe zu zeigen durch die Vereinigung ihrer beiden Körper im Geschlechtsverkehr. Jedoch gibt es andere Menschen, die dies außerhalb der Ehe betreiben wollen. Vergewaltigung sagt man, wenn ein Mann ein Mädchen oder eine Frau dazu zwingt, mit ihm sexuellen Verkehr zu haben, wenn sie es nicht will. Dieser Mann ist sehr egoistisch und denkt nur an das, was er will.” „Aber Mama, das ist ja schrecklich.” „Ja, das ist es, mein Liebes, und deshalb wollen wir nicht, daß Du abends zu spät nach Hause kommst." "Und was ist Abtreibung?" "Und was ist Abtreibung, Mami?” „Du weißt, wie das Baby wächst und sich im Bauch der Mutter entwickelt?” „Ja.” „Manche Mütter wollen kein neues Kind, nachdem es schon in ihrem Körper zu wachsen begonnen hat. Also lassen Sie eine Operation vornehmen, die das Baby tötet. Aber, nur Gott kann dieses Leben schaffen und wir dürfen dieses Leben nicht zerstören. Ein ungeborenes Kind zu töten, ist eine schreckliche Sache.” „Aber Mami, warum will eine Mutter ihr Kind nicht?” „Weißt Du, wir können nicht die Gründe anderer Leute beurteilen, aber normalerweise sind es egoistische. Wenn Du älter wirst, wirst Du entdecken, daß es nicht immer leicht ist, das Richtige zu tun.” „Ok, Mami. Danke.” „Wenn Du irgendwelche dieser Dinge nicht verstehst, dann frag' mich bitte immer." Mädchen reifen früher als Buben Veränderungen, die ein junges Mädchen auf ihr Frausein vorbereiten, beginnen üblicherweise mit neun, zehn oder elf Jahren, während Buben zwei oder drei Jahre später reif werden. Das Mädchen, das in einer Klasse als erste die Regel bekommt, mag erst acht oder neun Jahre alt sein. Das scheint ziemlich jung zu sein, und tatsächlich beginnt bei den Mädchen im Durchschnitt die Menstruation bereits zwei Jahre früher als noch vor fünfzig Jahren. Das heißt, Sie müssen Ihre Tochter über ihre bevorstehende Pubertät im Alter von acht oder spätestens neun aufklären. Sie sollte über die Menstruation Bescheid wissen, wenn das erste Mädchen in ihrer Klasse oder ihrer Gruppe zum ersten III. Wie man Fragen beantwortet 31 Mal die Regel hat. Mädchen geben solche Dinge gerne ihren Freundinnen weiter und, wenn Sie es nicht schon vorher ihrer Tochter erzählt haben, wird sie sich wundern, warum Sie das nicht getan haben. Menstruation – die ersten Erklärungen Wenn Sie zum ersten Mal die Menstruation erwähnen, machen Sie es kurz und einfach; da Ihre Tochter es noch nicht selbst erlebt hat, wird sie sich keine Details merken. Zu diesem Zeitpunkt benötigt sie nur die einfachen Fakten, sodaß sie, wenn sie die erste Regel bekommt, nicht schockiert, verwirrt oder verängstigt ist. Erzählen Sie ihr nur: „Du wirst bald zu einer richtigen, jungen Frau heranwachsen. Wenn Du groß genug bist, bereitet sich Dein Körper einmal im Monat auf ein Baby vor – und wenn kein Baby entsteht, wird das vorbereitete Gewebe abgestoßen und dann kommt Blut aus Deiner Scheide. Man nennt das Regel oder Menstruation und man kann entweder eine Binde oder ein Tampon tragen, damit das Blut aufgefangen wird (und erklären Sie was das ist). Wenn es soweit ist oder wenn Du irgendwelche Fragen hast, komm zu mir!" Menstruation – spätere Einzelheiten Spätere Erklärungen werden etwa so ausfallen: „Judith, Dein Körper verändert sich und Du wirst erwachsen. Du bist kein 'kleines Kind' mehr. Es ist schön erwachsen und eine junge Frau zu werden. Gott hat in Deinen und in den Körper jeder Frau die Möglichkeit gelegt, Kinder zu bekommen. Eines Tages wirst Du erwachsen sein und vielleicht selbst eine Mutter. Damit das eines Tages wirklich passieren kann, hast Du spezielle Organe in Deinem Körper, die sogenannten weiblichen Geschlechtsorgane. Dazu gehören die Gebärmutter, die Eileiter, die Eierstöcke und die Scheide, die alle in Deinem Becken untergebracht sind. Die Gebärmutter ist ein hohles, birnenförmiges Organ, das wie ein Nest für das Baby ist, das neun Monate lang in der Mutter heranwächst. Es gibt zwei kleine Röhren, die auf beiden Seiten von der Gebärmutter weggehen. Durch diese Röhren bewegt sich das Ei von den Eierstöcken, das sind kleine, mandelförmige Gebilde am Ende dieser Eileiter. Gewöhnlich wird nur jedes Monat ein Ei von einem Eierstock freigelassen und es beginnt seine Reise vom Eileiter in die Gebärmutter. Wenn sich der Same des Vaters (das Sperma) mit dem Ei der Mutter vereinigt, wird sich ein Baby im Bauch der Mutter entwickeln. Wenn sich aber kein Baby in die Gebärmutter einpflanzt, dann stößt die Gebärmutter die Nahrungs- und Versorgungsschichten, die sie für das Baby bereitgehalten hat, ab. Diese Blutung wird Regel oder Menstruation genannt und dauert zwischen drei bis sieben Tagen und kommt einmal pro Monat vor. Diese Menstruationsblutung fließt durch die Scheide, die die Verbindung der Gebärmutter zur Außenwelt darstellt, und während dieser Zeit muß man eine Binde oder ein Tampon tragen, um den 32 Das Wunder unserer Sexualität Fluß aufzufangen. Dieser Zyklus funktioniert wie ein perfektes Uhrwerk, an dem niemand herumdrehen oder aufziehen muß." Vergessen Sie danach nicht, Sie zu befragen, um zu sehen, ob sie auch wirklich zumindest die grundlegenden Dinge verstanden hat. Menstruation ist etwas Normales Es ist eine absolut normale Sache, also vermeiden Sie Wörter wie „der Fluch” oder „Monatsbeschwerden", etc. Die Einstellung, die Sie ihrer Tochter weitergeben, wird sie für ihr Leben behalten. Wenn ein Mädchen die Regel zum ersten Mal bekommt, treten normalerweise keine Krämpfe auf, also beunruhigen Sie ihre Tochter deswegen nicht gleich. Zeigen Sie ihr Binden und Tampons und betonen Sie die besondere Sorgfalt, mit der sie mit ihrem Körper, der für so großartige Dinge geschaffen ist, umgehen muß. Ermutigen Sie sie, mit jeder Frage und jedem Problem zu Ihnen zu kommen. Wenn Mutter und Tochter die tieferen Begriffe der Schöpfung und des Lebens miteinander teilen, wird sich das Band der Treue und des Vertrauens stärken. Nachdem Sie ihrer Tochter die grundlegenden Fakten erklärt haben, und ihre erste Regel bereits bevorsteht oder schon vorbei ist, geben sie ihr vielleicht ein einfaches Buch über Menstruation zu lesen. Filme über Menstruation Warum soll man dem Mädchen nicht einen Film über Menstruation zeigen? Exzellent! Für Mittelschülerinnen. Manche Gruppen zeigen detaillierte Filme über dieses Thema schon in Volksschulen. Das ist abzulehnen. Eine unpersönliche Präsentation der Fakten in allen Einzelheiten ist einfach zu viel. Diese Filme sollte man vielmehr den Müttern der Volksschülerinnen zeigen, um sie besser auf das Gespräch mit ihrer Tochter vorbereiten zu können. Am besten sollte man diese Filme den Mädchen erst zeigen, wenn alle schon mit ihrer Mutter darüber gesprochen haben und einige schon persönliche Erfahrungen damit gemacht haben. Erst in der zweiten oder dritten Klasse Mittelschule haben alle Mädchen die erste Regel hinter sich. Kleinen Mädchen schon detaillierte klinische Fakten über die Menstruation in öffentlichen Gruppen zu lehren, ist ein Fehler, auf den moderne Mütter völlig unbemerkt und mit den besten Absichten hereingefallen sind. Eine einfache Frage könnte helfen, dies in das richtige Lot zu rücken. „Zeigen Sie Filme über die detaillierte Funktion des Verdauungssystems in der Volksschule?” „Nein – viel zu früh!” Zu früh also auch für einen detaillierten Film über die Menstruation. Laßt den Kleinen ihren Frieden. Ermutigt die Mütter eher dazu, skizzenhafte Erklärungen über die grundlegenden Funktionen ihres Körpers zu geben. Die III. Wie man Fragen beantwortet 33 vollständigen Erklärungen sollten später kommen, wenn sie sich kurz vor oder bereits nach ihrer ersten Menstruation befinden und diese Information viel besser auf sich selbst anwenden können. Susi soll es von ihrer Mutter erfahren Ein Wort der Warnung an ihre Tochter zu diesem Zeitpunkt: „Nun, Susis Mutter wird ihr dieselben Dinge erklären wollen, wie ich es eben getan habe. Du mußt es ihr also nicht erzählen.” Dies ist besonders wichtig für Mädchen, denn sie tendieren dazu, mehr zu erzählen und ereifern sich darin, Neuigkeiten zu verbreiten. Wenn es keine Mutter zu Hause gibt oder keine Tante oder nahe Freundin, die dieses Vertrauen mit dem Kind herstellen kann – oder wenn die Mutter aufgrund ungenügender geistiger Fähigkeiten oder Alkoholismus, etc. nicht dazu fähig ist – sollte es eine vertraute Person sein, die dem Kind diese grundlegenden Dinge beibringt. Wer erklärt es dem Buben? Es ist sehr wichtig, daß der Vater mit seinem Sohn über die Änderungen, die bei ihm auftreten werden, spricht. Es gehört normalerweise nicht zu den Pflichten einer Mutter, ihrem Sohn die Fakten über sein kommendes Mannesalter zu erklären. Wenn unglücklicherweise kein Vater im Haus ist, ist es meist besser, ein Onkel oder ein enger Freund (eine Vaterfigur) klärt den Buben auf. Dieses Gespräch von Mann zu Mann wird wahrscheinlich im Alter von elf, zwölf oder dreizehn Jahren begonnen, da die Burschen etwa zwei Jahre nach den Mädchen zu pubertieren beginnen. Ausgenommen von Muskeln und Körperkraft geben sich Burschen zu diesem Zeitpunkt oft desinteressiert an ihrem Körper und sprechen viel weniger miteinander über allgemeine sexuelle Fragen des Erwachsenwerdens als dies Mädchen tun. Doch wenn ein Bub zu pubertieren beginnt, kann er auch darüber sprechen. Und es ist wichtig, daß der Vater schon ein bißchen auf Details eingeht, bevor diese wirklich passiert sind. Von Mann zu Mann Des Vaters Erklärungen werden wirksam sein wegen Ihrer Aufrichtigkeit und Autorität, auch wenn sie nicht bis in alle Details technisch ausgefeilt sind. Vielleicht beginnen Sie etwa so: „Du wirst erwachsen und bald ein junger Mann sein. Dein Körper beginnt sich zu verändern und vielleicht sollten wir uns zusammensetzen und das Ganze besprechen.” Und dann erzählen Sie ihm über die Veränderungen. Sein Penis wird länger werden, sein Hodensack wird wachsen und er wird Erektionen haben, etc. 34 Das Wunder unserer Sexualität Nasse Träume Erklären Sie ihm, daß sich schon bald in seinen Hoden Samen oder Spermien bilden werden. „Wenn Du heiratest, wird das der Same sein, den Du Deiner Frau schenken wirst. Jetzt brauchst Du diesen Samen noch nicht und deshalb speichert Dein Körper ihn einstweilen und manchmal passiert es, daß in der Nacht, während Du schläfst, etwas davon herausfließt. So etwas nennt man nächtliche Ergüsse. Gewöhnlich wirst Du einen ziemlich lebhaften Traum haben und schließlich fühlst Du ein sehr angenehmes Gefühl im Penis. Du wirst mit einem klebrig, nassen Pyjama aufwachen, der von einer milchig, schleimigen Flüssigkeit aus Deinem Penis naß ist.” Versichern Sie ihn, daß das ganz normal und in keiner Weise etwas Falsches ist. Masturbation Mit zunehmendem Alter sollte es öfter Gespräche zwischen Vater und Sohn über Dinge geben, die die fortschreitenden körperlichen und emotionellen Änderungen zum Thema haben. Wenn Ihnen die Zeit reif erscheint, stellen Sie sich der Frage, daß die meisten Buben mit dem Beginn ihrer Pubertät zu masturbieren anfangen. Das ist wiederum keine Sache für Mama – es gehört zu Papas Pflichten. Es ist meistens unwahrscheinlich schwierig für den Vater sich diesen Fragen zu stellen, da er allzu oft Schuldgefühle über die Masturbation aus seiner eigenen Jugend mit sich trägt. Dennoch sind diese Gespräche wichtig, denn niemand kann darüber so wirksam sprechen wie der eigene Vater. Sie sollten ihm erklären, daß seine sexuelle Kraft einen ganz bestimmten Zweck hat, den man nicht mißbrauchen soll. Der starke und reife Mann wird lernen, seine Kräfte als ein Geschenk für die Frau aufzuheben, die er eines Tages heiraten wird. Ein hilfreiches Beispiel Als eine Hilfe, um Ihrem Sohn (oder Ihrer Tochter) die Würde der Sexualität zu vermitteln, könnten sie folgendes Beispiel benutzen: "Weißt Du, unsere Freunde leben jetzt zusammen, aber das ist nicht richtig. – Weißt Du auch warum? – Ja, alle sexuellen Handlungen vor der Ehe sind nicht erlaubt, weil sie die körperliche Hingabe zum Ziel haben und dafür ist eine wirkliche dokumentierte, vor der Kirche und der Gesellschaft bestätigte Entscheidung nötig.” „Noch mehr, Tommi. Das gleiche, was vor der Hochzeit verboten war, ist danach nicht nur erlaubt, sondern sehr gut. Die ehelichen Akte, wenn sie als ein Ausdruck der gegenseitigen Zuneigung geschehen, sind ausdrücklich gut und geheiligt, während sie vor der Ehe falsch sind. Und bedenke, das gilt nicht nur für den Sexualakt. Du kennst vielleicht das Wort petting – das sind einleitende Handlungen, die eine Vorbereitung für den Geschlechtsverkehr III. Wie man Fragen beantwortet 35 darstellen. Diese intimen Handlungen werden auch durch die Ehe geheiligt und sollten nicht mißbraucht oder billig aneinander vor der Ehe verkauft werden." Die ersten Rendezvous Wir wollen hoffen, daß Beziehungen nicht vor dem Alter von 12 Jahren beginnen (siehe Kapitel 6 und 13). Weitere offene Worte sollten dem bereits Gesagten in diesem Fall folgen. Meistens ist es zu diesem Zeitpunkt von Vorteil, wenn beide Eltern mit dem Kind sprechen. Da geht es um persönliche Dinge zwischen Eltern und Kind. Der richtige Zeitpunkt richtet sich nach der Reife des Bubens oder des Mädchens, an den vorherrschenden Ausgehgewohnheiten, etc. Lassen Sie uns kurz einige Bereiche, die im besonderen diskutiert werden sollen, besprechen: Für Mädchen Ihr muß man speziell erklären, dafl ihre Keuschheit in ihren eigenen Händen liegt. „Das Mädchen muß die Grenzen setzen, wenn der Bub keine Grenzen setzen will.” Die Burschen nehmen sich mit wenigen Ausnahmen die Freiheiten, zu denen sie verleitet werden und die das Mädchen dann erlaubt. Geben Sie ihr die ganze Verantwortung. Erklären Sie ihr, daß ihr Körper genau den Wert besitzt, den sie ihm zuerkennt. Wenn sie ihn billig verschenkt, dann ist er auch billig. Es ist Aufgabe des Mädchens, keine Versuchung darzustellen. Erklären sie ihr, daß eine Umarmung für sie nur ein angenehmes Gefühl ist. Die gleiche Umarmung könnte für den Burschen der Grund von tiefer, sexueller Aufwühlung sein. Was für sie völlig normal ist, könnte für ihn ein starker sexueller Reiz sein. Sprechen Sie mit ihr darüber, was enge Sweater, kurze Röcke, Stretchhosen, enge Jeans, durchscheinende Kleider und ähnliches bei Burschen auslösen können. Sagen Sie ihr, daß ein Bekannter, der hier Forderungen stellt, kein Freund für die Zukunft ist, weil ihm die Achtung vor ihrer Person fehlt. Für Burschen Erklären Sie ihm, daß er die Initiative hält und es von ihm abhängt, was bei einer Verabredung passiert. Ermutigen Sie ihn höflich, galant und respektvoll zu seiner Freundin zu sein. Erklären Sie ihm, daß nur ein schwacher Mann auf Befriedigung aus ist und nur ein starker Mann sich selbst unter Kontrolle hat. Geben Sie ihm die ganze Verantwortung. Sagen Sie ihm, daß ein Mädchen, das sich anbietet, keine Freundschaft wert ist, weil sie sich so billig hergiebt, daß es besser ist, solche Kontakte zu meiden, ohne deshalb den Menschen zu verachten. 36 Das Wunder unserer Sexualität Petting Jeder versteht unter diesem Wort etwas anderes. Wenn Sie es bei Ihren Erklärungen verwenden, sagen Sie dazu, was Sie meinen. Petting bedeutet, daß die intimen Bereiche des anderen Körpers mit den Händen berührt werden. Eigentlich ist das Wort schon nicht schön. Diese körperlichen Zärtlichkeiten sind Vorbereitung zum Geschlechtsverkehr. Es außerhalb der Ehe zu tun, stellt eine schwere Verfehlung dar. Liebe Liebe ist mehr als Leidenschaft und Sex (siehe Kapitel 5). Es bedeutet, das Beste für den anderen zu wollen und zu tun. Es geht darum, Anstrengungen, Gedanken, Zeit und geistige Geschenke dem Geliebten für sein Glücklichsein zu schenken, ohne notwendigerweise ein Geschenk zurückzuerwarten. Hören wir einem jungen, unverheirateten Paar zu. Er verspricht ihr seine Liebe – eine Liebe, die so groß ist, daß er sich Privilegien über ihren Körper herausnimmt. Dieses Lied ist so alt wie die Menschheit und Ihre Kinder werden es ebenso zu hören bekommen. Erzählen Sie Ihren Kindern diese Geschichte und schenken Sie ihr ein bißchen mehr Aufmerksamkeit. Fragen Sie Ihre Kinder, ob er sie wirklich liebt. Ob das wahre Liebe ist. Will er ihr Bestes? Ist das wirkliche Sorge um das Wohlergehen und Glück seiner Geliebten? Liebt er sie? – oder nur sich? Will er vielleicht nur ihren Körper? Wir werden später auf dieses Paar zurückkommen, nachdem wir Liebe und Sex ein wenig genauer betrachtet haben. Wenn „Liebe” egozentrisch, selbstsüchtig, ein Nehmen statt ein Geben wird, hört sie auf, irgend etwas mit Liebe zu tun zu haben. Liebe ist nichts, wenn es sich nicht um ein freiwilliges Geschenk handelt. Ein Geschenk, um den Geliebten zu einer besseren, glücklicheren, selbstsichereren, zufriedeneren und heiligeren Person zu machen. Der Geber erwartet von der Liebe nichts als das Glück des Geliebten. Schauen wir uns ein bißchen genauer unsere Einstellung zur Sexualität an … 37 IV. HALTUNGEN Unser Durcheinander an geerbten Haltungen zur Sexualität Wir können nichts weitergeben, was wir nicht selbst bekommen haben. Wenn unsere Einstellung zur Sexualität krumm, unvollständig oder einfach falsch ist, tendieren wir dazu, diese an unsere Kinder weiterzugeben. Viele von uns kommen aus einem Durcheinander von vererbten Haltungen, zumindest soweit es die Sexualität angeht. Es gibt noch immer die Einstellung zur Sexualität, die von einer prüden, viktorianischen Mentalität geprägt ist. Das viktorianische Zeitalter betrachtete die Sexualität als etwas, worüber nicht gesprochen wird. Sexualität mußte versteckt werden, war in der Ehe toleriert – man mußte dafür das Licht ausmachen – und etwas, das von „anständigen” Leuten einfach nicht diskutiert wird. Diese Denkweise ist noch immer in das Denken vieler Leute eingraviert. Vergleichen Sie das mit unserer sex-gesättigten Welt. Völlige sexuelle Freiheit ist sowohl von Frauen als auch von Männern in weiten Kreisen akzeptiert – Freiheit, so zu sprechen und zu handeln, wie es einem beliebt, Ablehnung eines moralischen Gut oder Böse. Die Pflicht der Frau Eine Frau hat ihre Pflicht gegenüber ihrem Mann. Und es gibt auch eine Pflicht des Mannes gegenüber der Frau! Das stimmt – aber welche verdrehten Assoziationen sind manchmal damit verbunden! Es ist unsere Pflicht, zu essen, um unser Leben zu erhalten. Aber bedeutet das ein lustloses, ständig sich wiederholendes Nahrungsaufnehmen? Natürlich nicht. Essen bedeutet Freude und Befriedigung und wir sollen unser Essen auch genießen (solange wir unseren Appetit zügeln und uns vor Völlerei und Trunksucht hüten). Das gleiche gilt für die Sexualität. Sexualität ist heilig Wir sollten unsere Sexualität mit Ehrfurcht und Staunen, mit Stolz und Dankbarkeit anerkennen. Gott hätte Kinder auch dadurch entstehen lassen können, daß er sie auf Bäumen wachsen ließe, aber er tat es nicht. Er wählte den Weg, den jeder von uns kennt. Er entschied sich dafür, die Dinge so zu arrangieren, daß eine Frau und ein Mann in einem Akt der Liebe ihre Körper vereinigen dürfen (diesen Akt segnet er manchmal mit neuem Leben). Das Buch Genesis erzählt uns: „Gott erschuf die Menschen. Als Mann und Frau erschuf er sie." GFO Gesellschaft für Familienorientierung 38 Das Wunder unserer Sexualität Das Alte Testament bezieht sich immer wieder auf Gott und Israel – Israel, die Braut Gottes, die, obwohl sie oftmals untreu ist, immer von Gott geliebt wird und jederzeit zu ihrem Bräutigam zurückkehren kann, wenn sie sich bekehrt. Auch das Neue Testament spricht in ehelichen Dimensionen von Christus, dem Bräutigam und seiner Braut, der Kirche. Der Hl. Paulus vergleicht die Einheit von Mann und Frau mit der Einheit von Christus und seiner Kirche. Diese Begriffe wurden nicht zufällig gebraucht. Gott hat die Ehe gesegnet. Der Akt der Liebe, den wir in der Ehe vollziehen, ist ein heiliger Akt. Wir müssen das begreifen. Wenn es auf dieser Erde keine Sünde gegeben hätte, wann würde dann der eheliche Akt vollzogen werden? Er würde nur zwischen einem liebenden Mann und einer Frau stattfinden, in der Ehe, um einander ihre selbstlose Liebe zu bekennen, um dem Anderen Freude und Glück zu schenken und, wenn Gott es will, ein Kind. Viele haben die Sexualität mißbraucht, aber das ändert nichts an der Schönheit der Sexualität, genauso wenig wie der Alkoholismus das Trinken schlecht macht. Wer hat Sie verheiratet? Nicht der Priester hat Sie verheiratet. Sondern Ihr offizielles und feierliches, gegenseitiges Versprechen hat Sie einander verheiratet, als Mann und Frau, in guten und in bösen Tagen für das ganze Leben. Der Priester ist nur der offizielle Zeuge der Kirche. Wurden Sie an einem Altar getraut? Wenn sie beide zu diesem Zeitpunkt auseinander gegangen wären und nie miteinander gelebt hätten, wäre ihre Ehe nicht gültig. Es wäre gar keine richtige Ehe gewesen. Die Ehe wurde erst zur wirklichen Ehe als Sie beide, als Ausdruck Ihrer Liebe zueinander, Ihre Körper vereinigten. Erst dann, in diesem Moment waren Sie komplett verheiratet und die Ehe vollzogen. Christen glauben Durch das Ehesakrament und die Gnaden, die es vermittelt, nimmt Christus noch tiefer an unserem Leben teil. Die Gnade kommt auf uns herab, bereichert unser Leben, erfüllt unsere Seelen, nicht als ein momentanes Geschehen am Tag unserer Hochzeit, sondern als ein ständiger Strom während unseres ganzen Ehelebens. Jedes Mal, wenn die Frau und der Mann einander die Selbstlosigkeit ihrer Liebe erweisen – sei es das Bereiten einer wohlschmeckenden Mahlzeit oder der liebevolle Anruf des Mannes, wenn er zu spät zum Abendessen kommen wird, oder sei es die völlige Hingabe aneinander im Ehebett – wird dadurch die Liebe Christi verstärkt. Die christliche Liebe macht das Ehebett zu einem heiligen Ort, aber wieviele Christen betrachten es auf diese Weise? IV. Haltungen 39 Freude über Sexualität Sie müssen Ihren Kindern mit dem Leben, das Sie führen, beweisen, daß jeder Teil Ihres Körpers gut und heilig ist, nicht nur das Gehirn oder das Herz. Auch Ihre Geschlechtsorgane sind heilig. Jeder Teil wurde aus gutem Grund geschaffen. Indem Sie jeden Teil und jede Funktion Ihres Körpers auf die Weise benutzen, die Gott ihnen zugeteilt hat, erfüllen Sie Gottes Willen, und mit Hilfe dieses Planes erreichen Sie in der Folge das „höchste Maß irdischen Glücks". Freude des Frauseins und des Mannseins Jeder Elternteil sollte stolz auf sein Frausein oder auf sein Mannsein weisen und sich dementsprechend verhalten. Der Mann sollte seine Männlichkeit einsetzen als Beschützer, Ernährer und Herr des Hauses. Die Frau ihre Weiblichkeit als eine liebevolle Mutter und Ehefrau, als das eigentliche Herz der Familie, gleichgültig ob sie ihre ganze Zeit der Familie widmet oder auch einer Arbeit außerhalb der Familie nachgeht. Dann wird diese Einstellung der Freude und die bewußte Annahme der eigenen Geschlechtlichkeit wie selbstverständlich von Ihren Kindern übernommen werden. Das Stillen Es gibt kein besseres Beispiel für die verwirrten Einstellungen zur Sexualität als die Fragen des Stillens. Was denkt die Welt heute über den Busen der Frau? Er wird hinaufgeschnallt, hervorgehoben, der Stoff herum wird weggeschnitten und für das Gesicht jedes Mannes als ein sexuelles Begierdeobjekt zur Schau gestellt. Ist das der Grund, weshalb Frauen einen Busen besitzen? Um sich selbst den Männern attraktiv zu machen? Frauen haben ihren Busen auch aus Gründen der Sexualität. Das ist ein guter Grund, wenn er nicht mißbraucht wird. Das ist aber sicherlich der zweitrangige Grund. Der primäre Grund, weshalb Frauen Brüste haben, ist, um Babys zu füttern. Und doch fühlen sich viele Leute, die den Mißbrauch der Sexualität in der Werbung etc. akzeptieren, durch eine stillende Mutter irritiert! Es ist z. B. durchaus passend und angemessen in der Gegenwart der Familie oder enger Freunde, das Baby trinken zu lassen. Letztendlich wollen auch wir gemeinsam mit unserer Familie und unseren Freunden essen. Warum sollten wir uns also schämen, einem unschuldigen Kind die Speise zu geben, die Gott für es vorgesehen hat? Das ist der völlig normale und natürliche Weg, ein Baby zu füttern. Unsere Kultur ist einzigartig auf der ganzen Welt für diese Prüderie. Auch läßt es die moderne Kleidung zu, ein Baby vor anderen zu stillen und man wird es vielleicht nicht einmal merken, da man glaubt, Sie liebkosen Ihr Kind. 40 Das Wunder unserer Sexualität Vor dem Sohn? Vor kurzem fragte ich eine Frau im Spital, ob sie ihr Baby auch stillen wolle wie ihre vorigen. Sie antwortete: „Ich glaube nicht, daß ich dieses Kleine stillen sollte, denn ich habe jetzt schon einen erwachsenen Sohn.” Ich tadelte sie vorsichtig: „Gerade deswegen solltest Du es stillen.” „Aber er würde mich dabei sehen!", gab sie zur Antwort. „Genau richtig. Und das soll er ruhig. Dein Sohn wird schon bald mit Mädchen ausgehen, er wird mit ihnen tanzen und sie ganz nahe halten und dabei auch ihre Brüste spüren. Er wird sich wundern und sie anschauen und berühren wollen. Er bekommt die Botschaft: 'Der Busen ist ein Spielzeug, verboten aber lustig.' Wenn er Dich aber stillen sieht, wird er erkennen, wozu die Brust eigentlich gut ist. Er wird Deine mütterliche Liebe bemerken, die Du Deinem Kind durch das Stillen gibst, und er wird sehr viel mehr Respekt vor Dir als Frau bekommen, vor seiner zukünftigen Freundin als Frau und er wird eher dazu fähig sein, auch ihre Brüste zu respektieren.” Wir müssen Kinder dazu erziehen, ihren Körper hoch zu bewerten. Bedenken Sie, daß die Reaktion eines erwachsenen Mannes, der einer Frau beim Stillen zusieht, beinahe immer frei von jeder sexuellen Stimulierung ist. Dieses Madonnen-Bild erzeugt in ihm eher ein Gefühl der Wärme und Zartheit, des Respekts und der Güte, und ein Vater realisiert viel mehr die schützende Verantwortung für diese liebende Zweisamkeit. Warum Stillen? Gott sei Dank wird Stillen wieder mehr respektiert. Die Mehrheit der neuen Mütter pocht auf ihr Recht nach der Geburt und stillt wieder. Sie erkennen die irrige Ansicht der puritanischen und feministischen Zurückweisung der wahren Fraulichkeit. Sie kommen auf Ihre eigentliche Tätigkeit als Mutter zurück. Lassen Sie uns aber zuerst einige Mißverständnisse zerstreuen: 1. Es gibt keine schlechte Muttermilch. Sie haben entweder genug davon oder nicht. Die vorhandene Milch ist mit wenigen Ausnahmen gut. Es kommt zwar vor, daß zuwenig Milch produziert wird, aber das ist auch eine Frage der Stilltechnik. Stillkreise können hier eine gute Hilfe anbieten. 2. Dünne, wäßrige Brustmilch ist Muttermilch, reichhaltig und stark. Es ist keine Kuhmilch und wir sollten auch nicht glauben, daß sie wie Kuhmilch aussieht. 3. Sehr kleine und sehr große Brüste können ausreichend Milch für ein Baby erzeugen. Die Größe des Busens sagt nichts über die Fähigkeit einer Mutter zu Stillen aus. IV. Haltungen 41 4. Sie werden nicht Ihre Figur durch das Stillen verlieren. Die Schwangerschaft kann die Größe und die Form der Brust verändern, aber Stillen, mit den richtigen unterstützenden Büstenhaltern wird keine weiteren Änderungen hervorrufen. Vorteile des Stillens Für die Mutter: 1. Eine Mutter, die gestillt hat, hat eine geringere Wahrscheinlichkeit Brustkrebs oder Zysten zu bekommen. 2. Voll zu stillen verhindert normalerweise den Eisprung und die Menstruation und die Empfängnis eines neuen Kindes. Dazu muß die Mutter das Kind ausschließlich mit ihrer eigenen Milch ernähren und darf keine zusätzliche Milch oder anderes Essen zufüttern. Diese natürliche Methode, den Abstand zwischen den Kindern zu erhöhen, funktioniert oft nicht, wenn das Baby zusätzlich Flaschenmilch oder Brei erhält. 3. Das Band der Liebe und Einheit, das eine stillende Mutter zu ihrem Kind fühlt, wird ein beinahe unbeschreibliches Gefühl von Erfüllung und Freude für die Mutter darstellen. 4. Es ist praktisch. Sie müssen keine Milch kaufen, keine Fläschchen bereiten, sterilisieren und aufwärmen. Sie können Ihr Kind immer mitnehmen und von Zuhause wegbleiben, solange Sie wollen. Für das Kind: 1. Gutgestillte Babys sind glücklicher. 2. Das Kind kann auf die Muttermilch nicht allergisch reagieren. Daher haben gestillte Kinder seltener Ekzeme oder andere allergische Probleme, die bei Kindern, die mit Flaschenmilch aufgezogen wurden, häufig auftreten, da diese fast ausschließlich aus Kuhmilch besteht. 3. Es gibt weniger Koliken, und Verdauungsprobleme sind seltener als bei Flaschenkindern. 4. Sie haben selten Verstopfung. 5. Brustkinder haben seltener als Flaschenkinder wunde Gesäße. 42 Das Wunder unserer Sexualität 6. Sie bekommen durch die Muttermilch einen umfassenden Schutz vor Infektionen. Für den Vater: 1. Es ist billiger. 2. Sie müssen nachts nicht aufstehen. 3. Sie fühlen sich niemals mehr als Mann und von Stolz erfüllt als beim Anblick ihrer stillenden Frau und erkennen, daß es an Ihnen liegt, für diese zu sorgen, sie zu unterstützen und zu beschützen – sie werden gebraucht. Ein sorgloses, zufriedenes Kind Es wird wieder anerkannt, daß ein gestilltes Kind sich wohler fühlt. Sie können mit einer Glasflasche und einem Gummischnuller einfach nicht dieselbe Intimität und Sicherheit, dieselbe tiefe Liebe und dasselbe Sicherheitsgefühl vermitteln, das Sie mit dem Mund Ihres Kindes an Ihrer warmen Brust erlangen können und mit seinem Ohr an ihrem Körper, das Ihrem Herzschlag lauscht. Unter Umständen müssen Sie durch das Stillen mehr Zeit mit Ihrem Kind verbringen. Und wenn das Stillen ein bißchen länger dauert, dann deshalb, weil Ihr Baby seine Mutter ein bißchen länger braucht. Kann niemand sonst Ihr Kind füttern? Das stimmt. Das Baby braucht Sie, nicht ihre Schwiegermutter, Ihren Mann oder den Babysitter. Behalten wir aber eine ausgewogene Einstellung zum Stillen. Einige Mütter können einfach nicht Stillen, auch wenn Sie noch so intensiv probieren. Jedoch könnte eine kleine Überbetonung der positivien Werte des Stillens vielleicht die Ablehnung durch die Generation unserer Eltern berichtigen. Unser Körper ist heilig Vor allem sollen unsere Kinder die Würde und den wahren Wert ihrer Körper erkennen. Nach Gottes unendlicher Weisheit sind unsere Körper so gemacht, wie sie sind. Unsere Geschlechtsorgane und der Genuß, den sie beim Geschlechtsverkehr vermitteln können, sind genau nach Gottes Plan. Er verlangt einzig, daß diese Kräfte auch nach seinem Plan genützt werden. Dann sind alle Tätigkeiten gut und heilig. Sexualität – für sich genommen – ist niemals Liebe. Es ist nur ein Ausdruck der Liebe, der vollkommenste körperliche Weg, einander die Liebe zu zeigen. Genauso wie ein Kuß ein Ausdruck der Liebe ist, eine Art „Ich liebe Dich” zu sagen, aber nicht schon Liebe an sich, so ist es mit dem Geschlechtsverkehr. Natürlich ist es der vollkommenste, ausdrücklichste und ganze Weg, um unter Menschen zu sagen: „Ich liebe Dich", aber er ist auch nicht die Liebe an sich, nur ein Weg, diese Liebe zu zeigen und auszudrücken. Wenn es ein ehrlicher Ausdruck ist, muß es ein großzügiges, IV. Haltungen 43 ständig uneigennütziges Geschenk seiner selbst an den Geliebten sein. Wenn Ihre Kinder dieses Geheimnis von Ihnen, ihrer Mutter und ihrem Vater, mitbekommen, werden sie glücklich sein! 45 V. LIEBE Was ist Liebe? Viele von uns haben keinen klaren Begriff von Liebe, die Kinder am wenigsten! Wir sprechen alle über die Liebe, denken an die Liebe, und doch gebrauchen wir das Wort „Liebe” auf die unterschiedlichste Weise. Liebe bedeutet für viele gewöhnlich sexuelle Liebe zwischen Frau und Mann. Jedoch manchmal scheint doch noch etwas mehr dazu zu gehören. Wie steht es um die Sorge einer alten Frau um ihren kranken Mann; auch das ist Liebe, oder? Was ist mit einem Kind, das seine Mutter liebt? Diese Arten von Liebe scheinen doch ein wenig anders zu sein. Aber gehen wir weiter. Die Bibel mahnt uns, unseren Nächsten zu lieben. Meint sie damit wirklich Liebe, oder ist das nur eine schlechte Übersetzung? Was sagen Sie zur Gottesliebe? Das kann ja nun nicht die gleiche Art von Liebe sein wie zwischen zwei Verliebten! Wir gebrauchen sogar Redewendungen wie: 'Ich liebe es, zu schwimmen.' oder 'Ich würde liebend gerne auf dieses Konzert gehen.' Also ist 'Ich mag Dich' das gleiche, oder vielleicht ein bißchen weniger, als 'Ich liebe Dich'? Was ist dann an der Geschichte mit der Liebe zu unseren Feinden dran? Das gibt uns nun wirklich den Rest. Meinen wir tatsächlich alle etwas anderes, wenn wir sagen, daß wir bestimmte Leute lieben? Lehrt uns die Religion eine Art von Liebe, unser Körper eine andere und schließlich unser Geist eine dritte? Es schaut wirklich so aus, als seien die meisten von uns was Liebe anbelangt ziemlich verwirrt. Und es stellt sich die Frage, wenn wir nicht einmal wissen, was Liebe bedeutet, wie in aller Welt sollen wir überhaupt wissen, ob wir nun verliebt sind, oder lieben, oder geliebt werden? Wie können wir unseren Kindern beibringen, was wir selber nicht wissen? Liebe Deinen Nächsten? „Liebe Deinen Nächsten". Klingt ziemlich nach Religion. Vielleicht eine spezielle Art von Liebe? Die Herablassung von Nächstenliebe zu Weihnachten oder eine Spende an die Caritas? Für die meisten ist Nächstenliebe eine sehr selektive Angelegenheit und wir reservieren uns das Recht zu wählen, wen, wann und wieviel wir lieben. GFO Gesellschaft für Familienorientierung 46 Das Wunder unserer Sexualität Liebe zu Gott Natürlich, wir alle lieben Gott, oder wir sollten, oder wir würden gern. Aber was bedeutet das? Nun, Sie wissen schon. Ich bete manchmal, spende in der Kirche, halte die meisten Gebote die meiste Zeit. Natürlich liebe ich Gott, aber es ist schon schwer , jemanden zu lieben, den man weder sieht noch hört. Diese Liebe ist oft in einem kleinen Abteil einer Ecke unseres Denkens abgelegt, die wir am Sonntag aus der Schublade ziehen, um sie für den Rest der Woche vergessen zu können. Liebe Deinen Mann / Deine Frau Oder Deinen Freund? Deine Freundin? Nun, das ist etwas anderes! Besonders vor der Heirat. Dabei geht es um Sex, mit einem großen Verlangen, einem tiefen Wunsch beisammen zu sein, meinen Partner zu besitzen. Es muß einfach befriedigt werden, eine Erregung, die gesucht wird, eine Leidenschaft, ein Genußgefühl, eine Selbst-Erfüllung, eine Selbst-Genugtuung. Es ist auch Romantik. Mondlicht, Träume, Schönheit, Reichtum, Erfolg und Glück für immer und ewig! So oder ähnlich will es uns Hollywood weismachen. Das Komische dabei ist nur, daß diese berühmten Akteure von Bühne und Film, der Gesellschaft und des Reichtums, die alle diese Dinge besitzen, oft nicht sehr glücklich aussehen. De facto sterben sie manchmal an ihrer Alkohosucht oder begehen Selbstmord, um ihrem verpatzten Leben zu entfliehen. Und dann treffen wir ein ganz gewöhnliches Paar, nicht sehr hübsch, nicht sehr klug oder sehr erfolgreich. Aber sie lieben einander und sind offensichtlich glücklich! Verkehrte Welt! Sie haben schon den Spruch gehört: „Geld macht nicht glücklich, aber es erlaubt einem, jedes denkbare Unglück anzustreben!” Eine ziemlich grundlegende Wahrheit. Vielleicht kann uns die Heilige Schrift einige Ideen dazu beisteuern, um unser Denken anzukurbeln. „Was bringt es jemandem, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele verliert?” oder „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr * , als ein Reicher in das Himmelreich eingeht." Wir haben das schon gehört, aber irgendwie kann das doch nicht auf uns angewendet werden. Oder doch? Außerdem, was hat das überhaupt mit Liebe zu tun? Also, was ist Liebe – wirklich? Eines wissen wir auf alle Fälle. Gott ist Liebe. Gott erschuf die Welt aus Liebe. Alles auf dieser Welt, was Liebe ausmacht, reflektiert Gott, und überall, wo Haß und Eigenliebe regieren, wird Gott * Ein sehr enger, niedriger Durchgang im Nahen Osten. V. Liebe 47 ignoriert und verneint. Er ist Liebe. Daher kann er uns auch alles über die Liebe sagen. Wenn wir ein wenig über seine Worte nachdenken, werden wir etwas sehr Interessantes herausfinden. Diejenigen, die Gott verdammt, sind Leute die (obwohl sie in dieser Welt erfolgreich sind) nicht lieben konnten. Ihr Leben war bestimmt vom NEHMEN, von Eigenliebe. Gottes Ideal von Liebe ist offensichtlich in einem Wort zusammengefaßt – GEBEN – ein uneigennütziges, spontanes, unentgeltliches Geben seiner Selbst ohne Gedanken an Rückzahlung. Liebe ist Geben Das ist es nun! Das ist das Kernwort – GEBEN – das ist Liebe. Liebe ist nicht nur ein Tagtraum, ein Gedanke, ein Wunsch. Liebe ist eine Tat, eine Aktivität, ein Tun. Aber es besteht im Tun für einander, für mein Liebstes, um sie glücklich zu machen, um ihn glücklich zu machen. Es besteht im Gutes Tun für sie, gut für ihren Geist, ihr Herz, ihre Seele. Liebe ist einander Gutes tun. Es ist das Geschenk ihrer Zeit, ihrer Arbeit, ihrer Gedanken, ihres Lebens, ihres Körpers an ihren Ehepartner. Wirkliche und wahre eheliche Liebe ist ein komplettes Geschenk, eine totale Hingabe, ein immerwährendes Geschenk. Es meint nicht nur einfach dies zu geben und jenes zu erwarten. Es bedeutet ein komplett freiwilliges Geschenk seiner selbst ohne den Gedanken an eine Rückerstattung. Warum? Weil ich Dich liebe. Das ist der ausreichende Grund. Liebe ist Dankbarkeit. Alleine weil Du alles bist, was Du eben bist und ich das Privileg habe, Dich zu lieben. Niemals eigennützig Liebe ist niemals egozentrisch oder eigennützig. Ab dem Moment hört es auf, ein freiwillig gegebenes Geschenk zu sein und wird zu so etwas wie „Ich will” – „Ich brauche” – „Meine Befriedigung” – „mein Weg” – „mein” – „mein” – „Ich” – „Ich”; wenn sie egoistisch wird, dann hört Liebe auf, richtige Liebe zu sein und eigentlich wird sie zum genauen Gegenteil. Aber jeder sagt doch Verrückt, wie Liebe verdreht wird! Unsere allzu oft gottlose Gesellschaft, unsere sex-gesättigte Welt erzählt uns nichts als eine Lüge! Sie erzählte uns, daß Liebe für „mich” sei, eine Befriedigung des Sexus. Sie lehrt uns einen Code für Eigennützigkeit und Egoismus, der genau das Gegenteil richtiger Liebe ist. Sie lügt uns an und trompetet immer noch ihre Lügen von den Leinwänden, Fernsehschirmen, Radioapparaten und Zeitungen. Leider, traurigerweise, glauben viel zu viele dieser Botschaft. 48 Das Wunder unserer Sexualität Liebe wird mit persönlicher Erfüllung gleichgesetzt, sexueller Befriedigung, persönlichen Vorlieben und so weiter. Wir wurden hinters Licht geführt. Wir haben einander hinters Licht geführt. Und wir und unsere Kinder müssen die Konsequenzen tragen. Träumerei Folgen Sie uns in die Privatsphäre eines Heimes, in dem wahre Liebe existiert. Betreten wir die Gedanken einer Frau und eines Mannes, die einen Augenblick innehalten und erwägen, was Ihre Liebe bedeutet: Jeden Bereich unseres Lebens gemeinsam teilen. Interessiert an der Arbeit des Anderen sein. Unser Leben und unsere Liebe in zartfühlender Nähe verbringen, mit einem warmen Kuß, im Gespräch mit unseren Kindern, in Gesprächen über unsere Arbeit, die Probleme unserer Kinder, unserer Arbeit, mit unseren Problemen. Völlig vertrauend auf die Liebe unseres Partners und auf das Gebrauchtwerden durch den anderen. Immer neu anzufangen einander und unsere Kinder lieben und dabei herauszufinden, daß Nächstenliebe einfach das natürliche Überfließen, ein kleiner Schritt ist, um uns selbst näher bei Gott zu finden. Sicher und zufrieden ob des Wissens, daß ich ganz Dir und Du ganz mir gehören willst; glücklich, daß weder ich noch Du das anders wollten. Der Versuch mich ganz Dir zu schenken und Du Dich mir während des ganzen Tages, während unserer ganzen Arbeit, in unseren Gedanken und unseren Taten, und manchmal auch des nachts im Ehebett. Beschäftigt, manchmal angespannt, jede Minute unseres Lebens angefüllt, aber wir arbeiten gemeinsam, sind ein Team. Glücklich, am Abend nach Hause zu kommen, auch nur, um beisammen zu sein. Dankbar, daß wir ganz unverdient einander gefunden haben. Dankbar – weil Du so bist, wie Du bist und mein bist. Gebet – Gott möge uns ein langes, gemeinsames Leben schenken. Sich freuen – an unseren Kindern, unserem Erfolg, aber mit dem Willen, daß, was immer für Rückschläge, Dummheiten oder Tragödien auch passieren, wir immer zueinander stehen werden und dies entscheidend ist. Unsere Liebe in der von Gott gewollten Weise auszudrücken, die er uns geschenkt hat, in der ungebundenen Intimität der Vereinigung unserer Körper. V. Liebe 49 Wacht auf! Zurück ins wirkliche Leben. Ist das etwa nicht das richtige Leben? Ist es Ihr Leben? Nun, es könnte es sein – darum bemühen wir uns und viele unserer Freunde. Das ist, was die Ehe sein könnte, sein sollte, sein müßte. An einer guten Ehe muß jeder arbeiten, damit die Liebe wächst und die Beziehung immer schöner wird. Schlüssel Und worin liegt der Schlüssel, um dieses Glück zu finden? Erlauben Sie uns zu vermuten, daß es um das Verständnis von Liebe geht und darum, wirklich zu lieben. Es verlangt ein Leben lang an Übung. Es bedeutet auf ein ganzes Jahr zurückzublicken und zu sagen: „Unsere Liebe ist gewachsen” trotz zeitweiliger Rückschläge. Liebe ist, wie Sie sehen, nichts anderes für Eltern oder für den Nächsten, für Gott oder den Ehepartner oder den Verlobten. Liebe ist das Gleiche für jeden von Ihnen. Liebe heißt, das Beste für den anderen zu wollen. Liebe ist Schenken. Wir sind keine Theologen, aber für uns, als verheiratete Menschen, ist es klar, daß unsere Fähigkeit, unser Verlangen und unsere Motivation, andere zu lieben, und durch andere Gott zu lieben, ein direktes Ergebnis unserer Befähigung ist, uns als Mann und Frau zu lieben. Das kleine Kind, der Teenager und sehr oft der ungeliebte und nicht liebende Erwachsene stellen sich die Frage: „Was gibt mir das Leben eigentlich? Was hat es mir zu bieten?” Der reife Erwachsene, sicher in der Kenntnis der Liebe sollte dazu fähig sein, sein Leben zu betrachten und zu fragen: „Was gebe ich von mir? Was kann ich beitragen? Wie kann ich anderen helfen?” Lehren Sie Ihre Kinder Deshalb haben wir dieses Buch geschrieben. Und hier sind wir nun und sprechen über Liebe. Den Faden verloren? Nicht eine Minute lang. Das ist das Herz und die Seele und der Kern jeder Sexualerziehung. Sie lehren durch Ihr Leben, durch Beispiel, durch Tun – nicht durch viele Worte. Wenn Eltern einander lieben, dann werden Sie dazu fähig sein, ihre Kinder wirklich zu lieben. Sie werden ihre Kinder erziehen, indem Sie Ihnen in Ihrem Zuhause zeigen, was wahre Liebe ist, indem Sie ein Leben der Rücksichtnahme und Liebe füreinander leben. Albert Schweizer sagte: „Das Beispiel ist nicht nur das beste Mittel, um Kinder zu erziehen, es ist das einzige Mittel.” Vor den Kindern? Zeigen Sie Ihren Kindern, daß Sie einander lieben. Woher sollen sie es wissen, wenn Sie niemals irgendwelche Regungen zeigen? Wir denken, es ist sehr wichtig, daß sich Eltern vor ihren Kindern 50 Das Wunder unserer Sexualität küssen und umarmen und ihre Freude daran zeigen. Zeigen Sie ihnen, daß Küsse und Umarmungen zur Ehe gehören und dort ihren Platz haben und, daß sie gut sind. Nichts erfüllt das Herz eines Teenagers mit mehr Stolz, als wenn er weiß, daß sich seine Eltern immer noch lieben. Verstehen Sie uns jetzt nicht falsch: Wir meinen keine Berührungen, Entblößungen oder leidenschaftliche Verrenkungen vor den Kindern. Wir meinen einfache Küsse und Umarmungen. (Gewöhnlich können Sie ohnedies nicht zu weit gehen, da eine oder einer der Kleinen versucht, sich zwischen Sie zu drängen, um auch seinen Teil an Liebkosungen abzubekommen.) Zeigen Sie es Wie sollen wir noch unsere Liebe zeigen? In Dutzenden verschiedenen Weisen, den ganzen Tag lang. Bemüht sie sich, … … früher aufzustehen als sie müßte, um sicher zu gehen, daß er einen Kaffee und ein gutes Frühstück am Beginn des Tages bekommt? … Ihren Kindern zu erzählen, daß ihr Vater der beste Mensch auf der Welt ist, und handelt sie auch danach, indem sie die Kinder zur Tür bringt, um ihn mit einem Kuß zu begrüßen? … dieses besondere Essen zu bereiten (obwohl sie selbst nicht so begeistert davon ist), nur weil es ihm schmeckt? … seinen Kragen steif zu bügeln, weil er es gerne so hat, wobei sie es aber unnötig findet? … diesen kleinen Nachmittagsschlaf zu bekommen, um eine bessere Frau und Mutter am Abend zu sein? … mit ihm ins Kino zu gehen, oder zu Hause zu bleiben, oder mit ihm zu sprechen oder nicht mit ihm zu sprechen, sondern nur bei ihm zu sein, weil er es gern hat? … ihm manchmal eine spontane Bekundung ihrer Zuneigung zu schenken – einen Kuß, eine Zärtlichkeit, ein Streicheln, wenn er es nicht erwartet – auch vor den Kindern? … für ihn Zucker in die Erbsen zu tun. … um echte Sorge wegen seiner Abwesenheit, seiner Müdigkeit, etc.? … ihm oftmals Ermunterungen in seinen Zweifeln, Schwächen und Fehlern zu geben (bitte nörgeln Sie nie!)? … ein bißchen netter auszusehen, wenn sie weiß, daß er bald nach Hause kommt? Bemüht er sich, … … ihr die ständigen Zärtlichkeiten zu erweisen, die sie so gerne hat? V. Liebe 51 … ihr zu sagen, daß er sie liebt? … ihr zu sagen, wie toll er sie findet? … anzurufen, wenn er später zum Abendessen kommt? … kleine Aufmerksamkeiten mitzubringen – und sei es ein Säckchen Erdnüsse – , um ihr zu zeigen, daß er an sie gedacht hat? … über seine Arbeit zu erzählen, seine Zielvorstellungen zu beschreiben, seine Hoffnungen, Sorgen, Erfolge und Mißerfolge mit ihr zu teilen? … ihr zuzuhören (auch wenn er nicht gerade sehr interessiert daran ist und oftmals einer Erinnerung bedarf: „Hör zu, mein Schatz, das ist jetzt wichtig!”)? … ihr zumindest bei den „männlichen” Arbeiten im Haus zu helfen? … ihr mit seinem Teil bei der Hausarbeit zu helfen, wenn sie nicht zu Hause arbeitet, nicht nur bei den „männlichen” Arbeiten – und ohne gefragt zu werden. … Komplimente zu machen, über ihren neuen Haarschnitt, das Kleid, das Essen, das saubere Haus, den klugen Rat oder was immer angebracht ist – aber nehmen Sie es nicht als selbstverständlich an. … manchmal mit ihr auszugehen, weil sie einfach Veränderung braucht, auch wenn er einfach nur zu Hause sitzen möchte. … vor allem sich so zu verhalten, daß seine Liebesakte in der Nacht ein Ausdruck seiner Liebe sind, die er schon den ganzen Tag lang gezeigt hat. Viel zu viele Männer können nicht verstehen, warum ihre Frau, nachdem sie den ganzen Tag und den ganzen Abend ignoriert wurde, sich am Abend nicht plötzlich in eine Liebesblume verwandelt. Männer können tatsächlich ihr Leben und ihre Liebe aufteilen, aber Frauen sind da anders. Sie müssen den ganzen Tag lang ein bißchen geliebt werden, um es am Abend leicht zu finden, leidenschaftlich zu lieben. Bemühen beide sich, … … einander vor den Kindern zu bestärken? … einfache und gerechte Spielregeln auszumachen, sie einzuhalten und ihre Kinder danach zu beurteilen? … Autoritäten auch außerhalb des Hauses zu akzeptieren, wie Lehrer, Polizei, Beamte, gewählte Vertreter, etc.? … mit den Kindern gemeinsam zu beten? … Streit und Zank vor den Kindern zu vermeiden und Zwistigkeiten untereinander (nachdem die Kinder im Bett sind) zu bereinigen? 52 Das Wunder unserer Sexualität … mit einem Wort, jeden Tag und den ganzen Tag lang miteinander liebevoll umzugehen, weil sie erfreut und glücklich sind, die andere Hälfte dieser Ehe zu sein, und ständig daran zu arbeiten, es noch besser zu machen? Wo bleibt die Sexualität? Alle diese Beispiele handeln von Liebe, aber nur wenige betreffen auch den sexuellen Ausdruck von Liebe. Alle zeigen jedoch Sorge und Mitgefühl für das Wohlergehen und Glück des Geliebten. Laßt unseren Teenagern mehr über dieses wahre Konzept von Liebe zeigen, was sie wirklich ist – daß sie niemals eigennützig ist – daß sie sich immer hingibt – und daß sie ein Leben lang freudiger Dienst als Frau und Mann ist. In einem parkenden Auto? Noch ein Beispiel. Lassen Sie uns in ein parkendes Auto blicken. Ein junger Mann hat ein Mädchen in seinem Arm. Er sagt ihr, daß er sie liebt. Diese Liebe ist offensichtlich die größte Liebe, die die Welt je gesehen hat. Sie ist so groß, daß er möchte, daß sie ihren Körper preisgibt, damit er ihr seine Liebe beweisen kann. Sie sind nicht verheiratet. Liebt er sie wirklich? Was will er eigentlich von ihr? Dieses wunderbare Geschenk, daß sie eines Tages für ihren Mann bereithalten wird, einfach billig herzugeben – ihre Tugend, ihre Jungfräulichkeit. Möglicherweise Ihre Beziehung zu ihrem zukünftigen Mann aufgrund von Schuldgefühlen und Gewohnheiten wegen dieser versteckten Affäre zu verderben. Sie einer möglichen unehelichen Schwangerschaft aussetzen. Möglicherweise sie zu bitten, ihre tiefsitzenden moralischen Überzeugungen zu verraten, ihren Gott zu verraten. Liebt er sie wirklich? Ist er nicht nur einfach verwirrt über den Begriff „Liebe“? Oder will er nur seine eigene Befriedigung und gebraucht das Mädchen, um sie zu bekommen? Ist er nicht nur einfach egoistisch, egozentrisch und eigennützig? Verletzt er sie nicht nur, verletzt er nicht ihre Seele und ihren Körper? Gebraucht er sie nicht nur? Liebt er nicht nur sich selbst? Das gleiche gilt natürlich, wenn der Schuh am anderen Fuß sitzt und sie die Verführerin ist, indem sie ihn anstachelt, von der verbotenen Frucht zu essen. Das Mädchen kann genauso schuld sein wie der Bursche. Schützen Sie Ihre Kinder Wie können wir unseren Kindern den Unterschied zwischen Liebe und eigennütziger sexueller Befriedigung erklären? Indem wir es Ihnen zeigen, und nicht nur sagen, was Liebe ist. Indem wir V. Liebe 53 dieses Leben des Dienstes, der Großzügigkeit, der Uneigennützigkeit, der Hingabe und des Glücks leben. Wenn wir ihnen wahre Liebe zeigen, dann werden sie verstehen – dann werden sie nicht von den modernen, falschen Propheten getäuscht werden. Dann werden sie selbst nicht weniger suchen, sich für nicht weniger aufheben und unter Umständen sich mit nicht weniger zufrieden geben, als Sie ihnen in Ihrem Zuhause gezeigt haben. Erinnern Sie sich, Liebe ist Hingabe! 55 VI. HEIRAT UNTER JUGENDLICHEN Als wir die erste Ausgabe dieses Buches vor beinahe zwanzig Jahren geschrieben haben, war Abtreibung in allen fünfzig Bundesstaaten der USA illegal außer zur Rettung des Lebens der Mutter. Folglich war die Wahl, die ein Mädchen, das unverheiratet schwanger wurde, hatte, entweder zu heiraten oder ein uneheliches Kind zu bekommen. Obwohl es Abtreibungen gab, waren sie selten verfügbar und gewollt. Viele dieser jungen Mütter gaben ihre Babys zur Adoption frei. Einige heirateten nicht und behielten ihr Baby. Ein große Zahl jedoch heiratete, nur weil sie schwanger waren. Die Zeiten haben sich geändert. Abtreibung wurde legalisiert, ist leicht verfügbar, ist zumindest um das Zehnfache angestiegen und zerstört beinahe jedes dritte Baby, das in den Vereinigten Staaten empfangen wird. Offensichtlich hat ein uneheliches Kind sein Stigma verloren. Die Zahl der Adoptionen ging drastisch zurück, nicht nur aufgrund der Abtreibungen, sondern auch weil neunzig Prozent der unverheirateten Frauen ihre Kinder heutzutage behalten. Hochzeiten unter Jugendlichen sind wegen dieser Entwicklungen viel seltener als noch vor zwei Jahrzehnten. Es gibt sie aber immer noch häufig und deshalb ist es eine Möglichkeit, die beachtet werden soll. Was sind die Vor- und Nachteile einer Heirat unter Jugendlichen? Wie stehen die Chance für eine dauerhafte und treue Ehe? Frühe Heirat oder Bildung Wir leben nicht gerade in einer guten Zeit für Jugendliche. In unserer Zeit wird Bildung mehr benötigt als je zuvor. Wissen Sie, wer den Großteil unserer Arbeitslosen ausmachen? Da gibt es einige sechzigjährige Frauen und Männer und einige vierzig- und fünfzigjährige, aber der große Anteil der Arbeitslosen ist unter 25 Jahre alt. In manchen amerikanischen Städten sind zwanzig Prozent aller arbeitslosen Männer gesunde, junge, starke Männer unter zwanzig Jahren! Das sind die Burschen, die von der Schule gegangen sind, oftmals, um zu heiraten. Sie bekamen eine Arbeit bei der Eisenbahn, bekamen ihr Baby, wurden gekündigt und leben nun von der Arbeitslosenversicherung. Sie bekamen keinen Schulabschluß, keine Arbeitseinschulung, sind nun arbeitslos und werden für den Rest ihrer Tage hin und wieder der Gesellschaft zur Last fallen. Sie werden neue Armenviertel eröffnen, die nur allzu oft neue Armut, Unbildung, Unmoral und Kriminalität hervorbringen. Das sind die Burschen und Mädchen, die weitermachen hätten sollen. Sie GFO Gesellschaft für Familienorientierung 56 Das Wunder unserer Sexualität hätten zumindest ihre Schule beenden sollen. Sie hätten ein Lehre beginnen oder irgendwie für die mehr und mehr komplexe Welt vorbereitet werden sollen. Und noch immer bekommen eine Vielzahl von Burschen und Mädchen zuwenig Ausbildung, weil sie zu jung heiraten. Heirat von Jugendlichen – Welche Chancen auf Glück? Wie stehen die Chancen für eine Heirat unter Jugendlichen heute? Manche Studien zeigen uns, daß 75% aller Ehen unter Jugendlichen schließlich zerbrechen. Ihr Kind hätte vielleicht nur eine Chance von eins zu vier, um seine Ehe intakt zu halten. Wenn es noch dazu ein „Blitz”heirat ist, sinken die Chancen auf eins zu fünf. Eine weitreichende Studie unter Jugendlichen zeigte, daß 50% dieser Jugendlichen schon fünf Jahre nach ihrer Heirat in andere Beziehungen verstrickt waren. Wenn nur so wenig dieser Ehen überhaupt überleben, wieviele, glauben Sie, werden dann überhaupt glücklich sein? Einer der größten amerikanischen Anthropologen sprach davon, daß nur zehn Prozent der Ehen die von Jugendlichen geschlossen wurden, glücklich seien. Nur zehn Prozent sind glücklich! Und das sind jene außergewöhnlichen, seltenen Menschen – die, hätten sie ihre Ausbildung weiterverfolgt, zu Führern unserer Nation hätten werden können. Aber jetzt werden sie niemanden führen. Sie werden es nur schaffen, weil sie eben außergewöhnliche Menschen sind. Ihr guter Rat Sie könnten vielleicht eines Tages gefragt werden, ob ein junges Paar heiraten solle oder nicht, vielleicht, weil eine Schwangerschaft vorliegt. Überlegen Sie lange und gut, bevor Sie zu einer Heirat unter Jugendlichen raten. Die Karten stehen beinahe unüberwindlich schlecht. Das einzige Kriterium, daß Sie in diesem Fall heranziehen können, ist Ihre feste Überzeugung, daß sie eine gute, liebevolle und erfolgreiche Ehe führen können. Die Fragen des „Anstandes”, der „Ehre”, des „dem Kind einen Namen geben” und das „Verhüten eines Skandals” sind niemals ausreichende Gründe und sollten einfach nie in Betracht gezogen werden. Wir leben ein langes Leben und die falsche Entscheidung zu einer schlechten Ehe kann das ganze Leben ruinieren, nicht nur das Leben des jungen Paares, sondern auch das Leben ihrer Kinder und Enkelkinder. Wenn es irgendwelche Zweifel gibt, die eine gute, solide, glückliche und andauernde Ehe verhindern könnten, dann sollte nicht geheiratet werden. Wenn sie schwanger ist, raten Sie ihr, wegzugehen, das Kind zu bekommen und das Baby in ein liebevolles Zuhause zur Adoption freizugeben. Danach soll sie zurückkommen und ein zweites, besseres Mal ihr Glück versuchen. Auch wenn eine mögliche Heirat unter Jugendlichen aller Wahrscheinlichkeit nach gut ausgeht (ohne das Problem einer unehelichen Schwangerschaft), bedenken Sie eines – die Wahrscheinlichkeit VI. Heirat unter Jugendlichen 57 wäre noch viel größer, wenn sie ein, zwei oder drei Jahre warten könnten. Wenn ihre Liebe wirklich ernst gemeint ist, sollten sie nur das beste für ihren Partner, ihre Ehe und ihre Kinder wollen. Wenn man ihnen zeigen kann, daß mehr Bildung, mehr Zeit, um als Mann und als Frau zu reifen, mehr Verantwortungsgefühl und Selbstdisziplin in ihrem Leben zu einer besseren Ehe führen werden, dann sind das wahrscheinlich die außergewöhnlichen Menschen, von denen wir soeben sprachen. Frühere Beziehungen – mehr uneheliche Kinder Beziehungen unter Jugendlichen beginnen heutzutage früher als sie jemals in der Geschichte begonnen haben. Das früher für Studenten akzeptierte Ausmaß an sozialen Kontakten zwischen Burschen und Mädchen wird nun schon in der Mittelschule praktiziert. Was früher in der Oberstufe zum Alltag gehörte, wird heute schon in der Unterstufe propagiert. Feste Beziehungen, die einmal ausschließlich als Vorbereitung zur Ehe gedacht waren, sind heute offensichtlich die Norm in der Mittelschule, in der 60% aller Mädchen eine feste Beziehung haben. Ungewollte Schwangerschaften sind oftmals der Grund für Abgänge von Mittelschulen Mehr als die Hälfte der unehelichen Kinder werden von Jugendlichen geboren. Eine von sechs Bräuten ist schon schwanger, wenn sie vor den Altar schreitet. Will noch irgend jemand raten, wieviel Prozent der Burschen und Mädchen jungfräulich sind, wenn sie heiraten? Wir wissen, daß immer mehr geredet wird als getan, aber soviel getan wie heute wurde sicherlich noch nie zuvor. Wieso passiert all das? Welche Chancen haben all diese Ehen von Jugendlichen, welche Chancen auf Glück, auf wahre Liebe und Frieden, auf gute Kinder, auf ein langes und glückliches Leben? Warum passiert all das? Wieso haben wir dieses massive Ansteigen von sexuellen Aktivitäten, von ungewollten Schwangerschaften, von Abtreibungen, von Unzufriedenheit? 59 VII. BAUSTEINE Warum Jugendliche sexuell verkehren Werfen wir einen allgemeinen Blick auf die derzeitigen sozialen Gepflogenheiten unserer Gesellschaft. Was zeigen wir – Sie und ich – unseren Kindern und was tun wir mit unseren Kindern, daß es ihnen erlaubt oder sie sogar dazu ermuntert früher und früher mit sexuellen Aktivitäten zu beginnen? Wir haben schon einiges besprochen: Viele der Einstellungen und Gepflogenheiten in unserem Land in bezug auf die sexuelle Moral, oder das Fehlen dieser Moral, die uns selbst und unsere Kinder beeinflussen. Die dringliche Notwendigkeit für eine angemessene, frühe und ehrfurchtsvolle Sexualerziehung unserer Kinder. Der Bedarf an Eltern, die danach handeln, was sie predigen, und das Leben der Liebe leben, das eine Ehe verlangt. Auswirkungen von sozialen Gewohnheiten Wir wollen die ausgesprochene Notwendigkeit des bisher Gesagten auf keinen Fall schmälern. Aber lassen Sie uns nun zu etwas kommen, was jeden Elternteil und jeden Lehrer in diesem Land betrifft, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Glaube und sozialer Schicht. Wir wollen die derzeitigen sozialen Gewohnheiten und Praktiken unserer Kinder genauer betrachten und erwägen, inwieweit irgendwelche davon zur Ausweitung der sexuellen Aktivität unter Jugendlichen beitragen. Es gibt viele Arten, wie wir die Promiskuität unter Jugendlichen fördern. Oftmals geschieht dies durch Gewohnheiten, die für sich genommen nicht schlecht, eigentlich harmlos, oder manchmal sogar – wenn man sie isoliert betrachtet – gut sind. Aber vieles an der Art wie wir heutzutage Kinder großziehen ist Teil eines logischen und fortschreitenden Musters der Erziehung und Formung unserer Kinder, das sie für eine Verwicklung in die Sexualität in einer Form, die wir so sehr mißbilligen, vorbereitet oder manchmal sogar hineinpreßt. Lassen Sie uns diese Praktiken „Bausteine” nennen. Jede dieser Gewohnheiten formt einen Teil des gesamten Gebäudes des Charakters ihres Kindes, den es in seiner Entwicklung zu einem Erwachsenen bekommt. Wenn wir dieses Gebäude erbauen, werden Sie bemerken, daß wir heute alles früher und früher beginnen, als wir selbst es gewohnt waren. GFO Gesellschaft für Familienorientierung 60 Das Wunder unserer Sexualität Wir könnten sagen, daß jedes Kind eine Leiter besteigt, die mit Ausgehen und Parties beginnt und Sprosse für Sprosse bis zu einer eventuellen Heirat führt. Für die meisten Kinder scheint dies einfach zu lange zu dauern und je früher sie beginnen, umso früher werden sie den Gipfel erreicht haben. Wenn sie die Besteigung in der Mitte oder gegen Ende der Mittelschule beginnen, werden sie den Gipfel erreicht haben, wenn sie gerade zwanzig geworden sind. Wenn sie diese Leiter der BurschenMädchen Beziehungen schon in der Unterstufe beginnen, werden viele den Gipfel schon in den Teenager Jahren erreichen und mit 14 oder 16 Jahren sexuelle Beziehungen knüpfen. Spielzeug ist ein guter Lehrer Beginnen wir mit einem der ersten Bausteine – Spielzeug. Erinnern Sie sich an die Puppen, die Kinder früher hatten? Es waren kleine Baby-Puppen. Und kleine Mädchen liebten ihre Püppchen. Das war schon irgendwie mütterliche Liebe! Die Puppen weinten, sagten „Ma-ma", und die Mädchen waren ihre kleinen Mütter, gaben ihnen ihr Fläschchen und sorgten sich um sie. Diese kindliche Spielwelt von Mami und Papi war eine gesunde Sache, emotionell gesprochen, denn dieses frühe kindliche Spiel lehrte bereits, daß das Ziel der Erwachsenen darin bestand, einmal eine Familie zu gründen und für Babys und kleine Kinder zu sorgen. Es war gut, diese Einstellung zu Liebe und das Akzeptieren der Frau-Mutter und der Mann-Vater Rolle schon in diesem frühen Alter in die Gehirne der Kinder zu pflanzen. Aber mit welcher Art von Puppen spielen kleine Mädchen heutzutage? Ausgewachsenen „glamour” Puppen. Sie kennen solche Puppen. Das sind Puppen mit hohen Absätzen, Nylonstrümpfen, sexy Körper und großen Brüsten – sexuell attraktive Spielmädchen. Dazu gibt es einen männlichen Teil, ein Auto (als Cabrio natürlich!) und Unmengen von Kleidern, die man dieser erwachsenen, weiblichen Figur anlegen kann. Ihre kleine Tochter bekommt davon natürlich keinen sofortigen sexuellen Stimulus, aber Sie beginnen damit schon sehr effektiv Ihrem Kind zu erklären, daß das Ziel ihres Lebens darin besteht, ein „playgirl” zu sein, das einen Liebhaber besitzt – keinen „Papi"! Sie beginnt den Wert und die Zielsetzung von vielen, attraktiven Kleidern zu schätzen und die Wichtigkeit eines (sexuell) attraktiven Körpers zu erfahren. Kleider der Mutter Was geschieht noch heutzutage? Mädchen werden mit Kleidern angezogen, die nichts mehr mit den praktischen und funktionellen Kleidern zu tun haben. Sie sehen viel eher nach den Kleidern ihrer Mutter aus. Das ist völlig unwichtig, solange sie klein sind, aber es ist schon viel entscheidender, wenn das im Erwachsenen-Schnitt gehaltene Kleid wie das Kleid der Mutter ganz leicht die sprossenden Brüste der 12-Jährigen hervorhebt. Auch dieses unreife Mädchen bekommt damit schon einen Sinn VII. Bausteine 61 für die Hervorhebung von persönlichen körperlichen Reizen, die normalerweise in diesem Alter völlig unbekannt sind. Haarpracht Als nächstes bekommen sie eine Dauerwelle. Es ist überhaupt nichts Falsches an einer Dauerwelle, aber vor dreißig Jahren gab es sehr vereinzelt Dauerwellen in den ersten Klassen. Heutzutage gibt es ganz vereinzelt wenige, die keine besitzen. Gut, die Haare mögen einfacher zu kämen sein und es sieht nett aus. Ohne Zweifel jedoch machen Sie Ihr Kind mit dem Bewußtsein von Haarstil und persönlicher Schönheit bekannt, das wächst und sich entwickelt. Zu Beginn der Oberstufe findet man in den Schulen kaum einen freien Platz vor einem Spiegel. Viele Mädchen haben in diesem Alter ein frühreifes Bewußtsein für ihr Haar entwickelt, mit dem einzigen Ziel, anziehend zu sein (für die Burschen). Das wird oftmals schon vor der Schule grundgelegt, mit Mutters tatkräftiger Hilfe. Es ist ein wenig paradox, daß gegen Ende der Teenager Jahre der Haarstil sich oft in lange glatte Haare verwandelt. Strumpfhosen und Absätze Was ist der nächste Baustein? Normalerweise sind es Nylonstrumpfhosen und Absätze. Wie bald? Fragen Sie sich selber - Ende der Volksschule? Etwas später? Kürzlich haben wir uns einen Bus mit Schülerinnen der zweiten Klasse Mittelschule angesehen, die zu einem Symphoniekonzert gefahren wurden. Von dreißig Mädchen hatten nur zwei keine Nylonstrumpfhosen und Absätze getragen. Warum geben wir unseren Töchtern Strümpfe und Absätze? Nun, warum tragen sie erwachsene Frauen? Sind sie praktisch, angenehm zu tragen, billig? Natürlich nicht. Erwachsene Frauen tragen sie, weil Männer gerne nach schönen und attraktiven Beinen sehen. Mit einem Wort, sie sind sexy! Sie werden getragen, um Männern zu gefallen und Männer anzuziehen. Also, sollten schon Zweitklassler Nylonstrümpfe tragen? Tanzveranstaltungen Wie steht es mit Tanz für die Kinder? Hier treffen wir auf große Unterschiede der Meinungen. Die Befürworter betonen die Entwicklung von sicherem Auftreten, der Fähigkeit zu kommunizieren, von Höflichkeit und dem Umgang mit Damen und Herren des anderen Geschlechts. Diese Entwicklungen des gesellschaftlichen Anstandes sind sehr zu begrüßen. Wir wollen dazu nur sagen: Ist die Unterstufe dafür bereits der richtige Ort und die richtige Zeit? Oder ist es nicht zu früh? Wäre nicht eine Zeit gegen Ende der Pubertät, zwischen 16 und 18 besser? Zu frühes Tanzen bringt einen körperlichen und emotionellen Kontakt zwischen Burschen und Mädchen mit sich, der in diesem Alter 62 Das Wunder unserer Sexualität nicht natürlich ist. Ein zwölfjähriger Bursche in einer Disco, wenn man ihn seinen eigenen Wünschen überläßt, würde die Mädchen eher wie eine Plage meiden und mit seinen Freunden in einer Ecke des Lokals Tischfußball oder ähnliches spielen. Die Mädchen früher als die Buben Der Körper eines Mädchens entwickelt sich gewöhnlich zwei bis drei Jahre früher als der Körper eines Burschen. Der durchschnittliche Junge, wenn er relativ unberührt von dem sozial-sexuellen Druck seiner Umgebung bleibt, wird von selbst nicht vor dem dreizehnten oder vierzehnten Lebensjahr ein Interesse an Mädchen zeigen. Ein Mädchen, obwohl sich ihr Körper früher entwickelt, wird trotzdem nicht vor dem elften oder zwölften Lebensjahr einen unwiderstehlichen Drang danach verspüren, mit Burschen zu tanzen oder auszugehen. Das stimmt allerdings nur, wenn sie nicht von gutmeinenden Jugendgruppen oder progressiven Freundinnen zu diesen Aktivitäten gedrängt werden. Diese frühen Gefühle der Anziehung zum anderen Geschlecht sind durchaus legitim und positiv und tragen zur reifen Entwicklung eines selbstsicheren Erwachsenen bei, wenn sie richtig kanalisiert werden und es ihnen nicht erlaubt wird, zu früh in ihrem körperlichen Ausdruck erwachsen zu werden. Liebeleien in der Volksschule Die völlige Unnatürlichkeit von Liebesfreundschaften vor der Mittelschule ist allen bis auf wenigen völlig verbildeten Eltern offensichtlich und soll hier keines Kommentars bedürfen. Und doch ist dies keine seltene Praxis in einigen Gegenden. Und es werden von einigen peniblen Eltern große Anstrengungen unternommen, um kleine Buben und Mädchen zum Beziehungsspiel in der Volksschule zu „verführen” (wie dies ein prominenter Psychologe nennt). Der nächste logische Schritt - Sex! Zu Beginn der Mittelschule fängt der Druck der Mütter (und manchmal der Väter) an, ihre Kinder beliebt zu machen (übersetzt heißt das „zu früh erwachsen zu werden"), Früchte zu zeigen. Die Jugendlichen betreten eine Phase in ihrer Entwicklung mit ziemlich konfusen und rebellischen Zeiten in ihrem Leben, die aber jetzt – teils durch ihr genossenes „Training” – sogar noch turbulenter und manchmal auch verheerend werden. Wir sehen, daß sich ernsthafte Burschen-Mädchen Beziehungen schon zwei bis vier Jahre früher entwickeln, als sie normalerweise entstanden wären. Warum? Natürlich, weil sie darauf hin trainiert wurden. Wenn sie durch all ihre Kindheitsjahre hindurch dazu ermuntert wurden, sich wie Erwachsene zu benehmen, zu kleiden und zu verkehren, werden viele sich auch körperlich (d.h. sexuell) wie Erwachsene betätigen, sobald ihr Körper ausreichend dazu entwickelt ist. VII. Bausteine 63 Schmusen! Einmal, irgendwo wird jeder Bub, wird jedes Mädchen entdecken, wie schön es ist, dem anderen nahe zu sein, anziehend zu sein, zu wollen! Da sie darauf trainiert wurden, darauf zu warten, danach zu verlangen, zu experimentieren, werden Millionen unserer Kinder heutzutage das Erwachen ihrer sexuellen Wünsche und Bedürfnisse Jahre früher entdecken, bevor sie natürlicherweise Bekanntschaften mit dem anderen Geschlecht gesucht hätten. Mit dem Ende der Schule (wenn sie überhaupt so lange warten) haben schon viel zu viele sexuelle Erfahrungen gemacht, manche hatten bereits Babys, viele mehr hatten bereits Abtreibungen und manche haben geheiratet. Aber ebenso viele sind bereit für ein aktives Sexleben (innerhalb oder außerhalb einer Ehe) in seiner vollsten körperlichen Ausprägung, denn alles andere haben sie bereits probiert. Andere geraten unter intensivsten Druck, weil „jeder andere es schon getan hat", und können und wollen nicht länger warten. Das frühreife Erwachsenwerden ist DER WICHTIGSTE Grund für die frühe sexuelle Aktivität unter Jugendlichen. Wir haben es begonnen! Sobald die Kinder einmal die Erregung von sexuellem Kontakt kennengelernt haben (und sei es nur ein Kuß), haben sie viel von Ihrer Kontrolle über sich verloren; und oftmals liegen die Wurzeln viel weiter zurück. Die Zeit, in der sexuelle Promiskuität unter Jugendlichen gestoppt werden kann, beginnt, wie wir glauben, bereits beim Kauf der ersten Spielzeuge und Kleider. Der Versuch, sich diesen Problemen zu stellen, wenn die Kinder schon in jugendlichem Alter sind, ist meistens aussichtslos. Der einzige Weg, eine solche Entwicklung zu stoppen, ist, sie nicht zu früh beginnen zu lassen. Beliebt? In gewisser Weise bedauern wir die Buben oder Mädchen, die zu schnell beliebt sind. Sie haben normalerweise als erste Liebschaften, heiraten als erste und lassen sich als erste wieder scheiden. Denken Sie an Ihre eigene Schulzeit zurück. Welche Mädchen oder Burschen waren die ersten, die in die Disco gingen, die mit dem anderen Geschlecht ausgingen? Wer hatte das hübscheste Gesicht, die beste Figur, die tollsten Haare und Kleider? Wer waren die wirklich gewandten Leute? Wer hat als erster geküßt? Wer bekam als erster ein Auto? Wer trank als erster Bier, wer rauchte als erster? Wer erzählte die „lustigen” Witze? Was haben diese beliebten Burschen und Mädchen als Erwachsene erreicht? Der eine oder der andere möge die Ausnahme sein, aber was geschah mit den meisten von Ihnen? Wir würden als 64 Das Wunder unserer Sexualität erstes wetten, daß sie nicht alle mit Ihrer ersten Bekanntschaft verheiratet sind. Wie viele von Ihnen studierten oder waren erfolgreich, finanziell, gesellschaftlich oder sonst wie? Wie viele sind glücklich verheiratet? Wie viele sind erfolgreich nach Gottes Maßstab? Ziehen Sie ihre eigenen Schlußfolgerungen. Wollen Sie wirklich, daß Ihre Kinder früh beliebt sind? Drängen Sie Ihre Kinder? Oder erlauben Sie zu viel zu früh? Wie eine Mutter sagte: „Ich will nicht, daß meine Tochter mit sechzehn eine ausgebrannte Frau ist." Wie eine Blume Ein Barbarazweig, der schon zu Weihnachten in eine frühreife Blüte gezwungen wird, wird viel zu früh verwelken und eingehen. Genauso ist es mit unseren Kindern. Sie wurden von Gott geschaffen, um langsam zu wachsen und sich körperlich, geistig, gefühlsmäßig und spirituell bis zum Erwachsenen zu entwickeln. Jedes ist wie eine Blume, oder wie eine Frucht eines Baumes, die am Baum bleiben muß, um sich vollständig in mehreren Phasen zu entwickeln. Unsere Kinder müssen sozusagen am Baum hängenbleiben, in Stufen wachsen und sich entwickeln, gesichert und umsorgt, langsam; indem ihr Körper, ihr Denken, ihre Gefühle, ihr Wille und ihre Seele reift; indem sie ein wenig länger „hängenbleiben", um wirklich ausgereift zu sein, gut vorbereitete Erwachsene; sicher und ihrer selbst mächtig, klug und selbstsicher, dazu fähig, selbst zu wählen, und sich danach ganz und voll in einer reifen, vollständigen und opfervollen Liebe an ihren Partner ein Leben lang in der Ehe hinzugeben. 65 VIII. WAS SOLLEN WIR TUN? Wie können wir den Drang in das verfrühte Erwachsensein stoppen? Es gibt viele Antworten – und wir geben sicherlich nicht vor, alle zu kennen, aber wir wollen Ihnen zumindest diejenigen nennen, die wir kennen. Zuerst gibt es viele, viele Dinge, die man beginnen muß, und viele, die man lassen sollte. Untersuchen wir zunächst die Vorschläge, die frühreife sexuelle Aktivitäten unter Jugendlichen vorbeugen können. Verschaffen Sie den Kindern konstruktive Aktivitäten Überlegen Sie sich ein paar konstruktive Aktivitäten, die Ihren Kindern dabei helfen, zu reifen und stabile Erwachsene zu werden. Sport Sportliche Aktivitäten sind für die Entwicklung eines Buben zu einem normalen Mann und eines Mädchens zu einer gesunden Frau sehr wichtig. Idealerweise sollten junge Buben einfach ihrem eigenen Spiel überlassen werden und nicht von übereifrigen Müttern und Vätern organisiert und unterbrochen werden. Diese frühen, ziellosen Jahre sollten dabei belassen werden, ziellos zu sein, denn der kleine Mann erforscht seine Umwelt und wächst langsam zum Manne heran. Die Zeit für richtige athletische Wettkämpfe kommt im Laufe der Mittelschule. Dann ist es ein wünschenswerter, wichtiger und sogar wesentlicher Teil in der Entwicklung des normalen männlichen Tatendrangs und der Unabhängigkeit, die Teil eines erwachsenen Mannes sein sollte. Doch leider werden in vielen Gegenden die Zehn- oder Elfjährigen zu Zuschauern degradiert und nur die wenigen guten Athleten verbleiben als Spieler. Wir sollten uns bemühen, bei allen Burschen in der Mittelschule ein Interesse am Sport zu erwecken oder es zu erhalten. Es sollte eine Art von Teilnahme für alle Buben geben, unabhängig von ihrem sportlichen Talent. In diesen Jahren sollten die Väter tatsächlich alles geben, um Ihren Sohn anzuspornen und ihm zu helfen, sei es in einer Spitzenmannschaft oder im unorganisierten Freizeitspiel. Sport sollte den Willen zum Siegen trainieren, aber auch den Respekt vor anderen und für Spielregeln und Sportlichkeit. Er soll helfen, Selbstbeherrschung von Geist und Körper zu erlernen GFO Gesellschaft für Familienorientierung 66 Das Wunder unserer Sexualität und vor allem die Anerkennung der eigenen Person als unabhängig und wertvoll, selbstsicher in der eigenen Wertschätzung und Männlichkeit. Wir können gar nicht genug Gutes über Sport, Kooperation und Engagement von Vätern in Sportprogrammen sagen. Aber halten Sie sich eines in Erinnerung: Kleine Buben sollen kleine Buben bleiben. Beginnen Sie mit Sport zu Beginn oder Mitte der Mittelschule und helfen Sie dann Ihren Buben zu einem fortschreitend besseren Teamgeist und Wettkampfgeist, wenn sie älter werden. Beziehen Sie alle Burschen mit ein. Väter sollen helfen, nicht dominieren. Andere konstruktive Aktivitäten Es gibt viele exzellente Gruppenaktivitäten. Pfadfinder und Pfadfinderinnen, Jungschargruppen, Ministrantengruppen, Jugendclubs, eine große Zahl von Sportvereinen und viele, viele mehr. Diese sollten eine wichtige Rolle in den Jugendjahren in der Stadt, in den Vorstädten und auf dem Land einnehmen. Dieses Denken sollte auf alle und jede organisierte Aktivität für Jugendliche angewendet werden. Die Kindheitsjahre sollen aber niemals überorganisiert werden. In diesen Jahren liegt die ganze Welt den Kindern zu Füßen und sie soll von jedem einzelnen Kind auf seine Art und in seinem Tempo erforscht werden. Es gibt sehr viel Positives in der scheinbaren Ziellosigkeit dieser frühen Jahre. Wir können ihnen nur schaden, wenn wir unser erwachsenes Selbst in ihr junges Leben einfügen, indem wir ihre Aktivitäten organisieren und dominieren. Sobald Kinder ein Interesse an Kunst, Maschinen, Hobbys oder Musik zeigen, oder leicht dazu bewegt werden können, sobald sie die Natur, Kochen, Nähen oder jede andere erweiternde und erzieherische Aktivität kennenlernen möchten, dann sollen wir natürlich alles daransetzen, ihnen dabei zu helfen und sie zu ermuntern. Ihr Heim sollte selbstverständlich ein Brennpunkt der Kindheits- und Jugendaktivitäten Ihrer Kinder sein, meistens spontan und formlos. Psychosexuelle Identität Mädchen können nur von anderen Mädchen und Frauen lernen, Frau zu sein. Sie können es nicht von Buben oder Männern lernen. Man muß ihnen Zeit geben, ihre eigene sexuelle Identität zu erlernen, sonst wird ihre psychosexuelle Identität verkümmern und sie werden unfähig sein, in ihrem späteren Leben reife Verbindungen mit dem anderen Geschlecht einzugehen. VIII. Was sollen wir tun? 67 Buben können nur von anderen Buben und Männern lernen, Mann zu sein. Sie können es nicht von Mädchen und Frauen lernen. Man muß ihnen Zeit geben, ihre eigene sexuelle Identität zu erlernen, sonst wird ihre psychosexuelle Identität verkümmern und sie werden unfähig sein, in ihrem späteren Leben reife Verbindungen mit dem anderen Geschlecht einzugehen. Im allgemeinen sind unsere wichtigsten Vorschläge für alle jugendlichen Aktivitäten: Organisieren Sie nicht zu früh zu viel. Kleine Kinder sollen kleine Kinder bleiben. Bringen sie ältere Buben zu Burschenaktivitäten und ältere Mädchen zu Mädchenaktivitäten in der Mittelschule. Erlauben sie keine wirklichen Erwachsenenaktivitäten vor den letzten Jahren der Mittelschule. 69 IX. ERSTE BEKANNTSCHAFTEN? Wann dürfen sie ausgehen? Mit fünfzehn und sechzehn sollte Jugendlichen nur das Ausgehen in Gruppen erlaubt werden. Zum Beispiel könnte eine Mutter eine Gruppe Mädchen zu einer Party führen und sie danach wieder abholen. Wenn sie paarweise nach Hause gehen, ist es schon kein Ausgehen in der Gruppe mehr, sondern bereits individuelle Treffen. Zu dieser Zeit werden sie sich bei Ihnen zu Hause treffen oder sie werden sich vielleicht bei bestimmten Jugendclubs, in der Schule und bei Veranstaltungen treffen. Abhängig von seinem Alter und seiner Reife wird ein Junge aus der fünften oder sechsten Klasse Mittelschule noch nicht sehr an diesen gemischten Aktivitäten interessiert sein. Drängen sie ihn bitte nicht dazu! Sie sollten wissen, wie es bei diesen Gruppentreffen zugeht. Die Zeit nach den Sperrstunden ist besonders sensibel. Eltern sollten die Mädchen in Gruppen nach Hause bringen und auch die Burschen sollten in getrennten Gruppen heimkommen. In den letzten beiden Klassen der Oberstufe kann man Treffen unter jeweils zwei Freunden und Freundinnen erlauben. Verabredungen unter einzelnen Paaren sollten idealerweise nicht vor dem Abschluß der Oberstufe erlaubt werden. In der letzten Klasse könnte man in Einzelfällen solche Verabredungen erlauben, aber nicht als Selbstverständlichkeit. Feste Beziehungen Was sind feste Beziehungen? Lassen Sie es uns ab dem Verabreden mit nur einer einzigen Person definieren, vielleicht einmal oder zweimal pro Woche für einige Monate oder länger. Wann soll es erlaubt werden? In richtigem Sinne ist es Brautwerbung, es ist die Vorbereitung für die Ehe, die Erwägung eines Partners, mit dem eine Heirat in vielleicht sechs oder zwölf Monaten vernünftig erscheint und ein mögliches Ziel darstellt. Wenn eine Heirat in absehbarer Zeit nicht möglich ist, sollten zwei Menschen keine feste Beziehung eingehen. Wenn die Begriffe „feste Beziehung” und „Brautwerbung” als ein und dasselbe benutzt würden, würden die Dinge wahrscheinlich klarer erkannt werden, als es heute passiert. Lassen sie uns sogleich hinzufügen, daß es nur weil „es jeder tut", noch nicht richtig ist. Es ist sicherlich oft schwieriger, anders zu sein. Aber richtiges Tun und Moral werden nicht durch das Tun von „jedem anderen” verändert. GFO Gesellschaft für Familienorientierung 70 Das Wunder unserer Sexualität Feste Beziehungen sind moralisch gefährlich. Das wurde schon mehrmals gesagt, aber wir glauben wirklich, daß sich Eltern oftmals dessen nicht dessen bewußt sind. Es gibt natürlich immer Ausnahmen, aber die Mehrheit der Jugendlichen ertappt sich selbst dabei, in einer festen Beziehungen jedesmal „ein wenig weiter” zu gehen, und es wäre ein seltenes junges Paar, das nicht früher oder später zu sexuellen Intimitäten voranschreitet, von Küssen zu Berührungen, zu … . Eltern, die ihren jugendlichen Kindern feste Beziehungen erlauben, müssen sich darüber im klaren sein, daß Ihre Tochter bzw. Ihr Sohn mit ernsten sexuellen Versuchungen konfrontiert ist, und daß alle Zeichen danach stehen, daß sie früher oder später körperlich intim werden. Wir glauben, daß diese Eltern ihren Teil an Verantwortung daran tragen, was auch immer passiert. Feste Beziehungen schränken den Freundeskreis ein. Es behindert den gemeinsamen Sport, die breite Offenheit, den Spaß der Clique; es verhindert mit einem Wort die volle Reifung eines jungen Mannes oder einer jungen Frau. Beide, Mädchen und Bursche, bleiben in dieser Situation in ihrem erhofften Erklimmen einer unabhängigen, reifen, erwachsenen männlichen oder weiblichen Stellung stecken. Der Bub wird oder bleibt unreif und weichlich, eine Position, die ihn späterhin logischerweise dazu verdammt, nur der älteste „Junge” der Familie zu sein, unter der unnatürlichen Dominanz einer maskulinen Frau, die ihre Weiblichkeit nicht richtig entwickeln konnte. Während der Jugendjahre sollte die junge Person wachsen, lernen, sich zu formen und sich für das Erwachsensein vorbereiten. Er oder sie sollte viele Menschen treffen, beobachten, lernen, Verantwortung zu übertragen und auf sich zu nehmen, lernen zu urteilen, bevor man handelt, viele Entscheidungen des Lebens im voraus zu bedenken. Jede junge Frau sollte danach trachten, jemand wertvoller zu werden. Was wird sie eines Tages ihrem Mann schenken können, was wird sie in ihre Ehe mitbringen? Wird sie Talente, Bildung, Fähigkeiten mitbringen? Wird sie sich in der Musik, der Kunst, der Hausarbeit auskennen? Wird sie ein Mensch sein, der mit vielen spricht, seine Gedanken teilt? Oder wird sie nichts weiter als ihren Körper mit in die Ehe bringen, wendig vielleicht nur in Sachen Sex. Wenn das so ist, können wir eigentlich nur von einem „armen Mädchen” sprechen. Weiß sie denn nicht, daß das einzige, was uns allen gemeinsam ist, unser Körper und seine Fähigkeit, mit seinem Gegenüber sexuelle Befriedigung zu finden, ist? Ihr Körper ist daher jederzeit durch den Körper einer anderen Frau ersetzbar. Nur sie, sie selbst, ihre Person – ihr einzigartiges, individuelles, unterschiedliches und besonderes Herz und Gemüt – ist unersetzbar. Darum geht es in Wirklichkeit, wenn man sich für das Leben zusammenfindet. Wir benützen unseren Körper nach Gottes Plan, um einander unsere Liebe auszudrücken, aber er ist nicht absolut essentiell für diese Liebe. Was wir wirklich lieben, ist eine andere Person, nicht ihren oder seinen Körper. IX. Erste Bekanntschaften? 71 Also erklären wir unseren Kindern, daß sie das Wachstum ihres Gemüts und ihrer Gefühle nicht durch eine vorzeitige Betonung ihres Körpers und durch zu frühe feste Beziehungen gefährden sollen. Spornen wir sie an, sowohl Mädchen als auch Burschen, zuerst vollständig jene einzigartige, individuelle Person zu entfalten, die jeder von ihnen ist oder sein sollte; Und erst wenn sie diese vollständige Persönlichkeit mit Wertvorstellungen entwickelt haben, sollten sie feste Beziehungen anstreben, die sie dazu befähigen werden, klug ihren Partner für das Leben auszuwählen. Kino Hier gibt es ein wirkliches Problem. Wieviele Filme gibt es heute noch, in denen keine Bettszene vorkommt (natürlich unter nicht Verheirateten)? Wie oft hört man eine Sprache, die einem die Röte ins Gesicht treiben würde? Werden vorehelicher Sex, Ehebruch und Homosexualität für selbstverständlich gehalten? Was ist auch mit der Gewalt? Leider wird all das Genannte heute ständig gezeigt und Jugendliche werden laufend damit konfrontiert, wenn Sie diesen Bereich nicht wirklich beachten. Fernsehen Und was ist mit Fernsehen? Was ist mit den Abenden, an denen Sie nicht zu Hause sind? Der Schaden, den man damit bei Kindern anrichten kann, kann ernst sein. Aber sogar manche der staatlichen Fernsehsender sind ausreichend, um den knospenden jungen Blüten, die Sie aufziehen, zu schaden. Als erstes sollte der gesamte Fernsehkonsum stark reduziert werden, auch wenn die Noten Ihrer Kinder gut sind, und noch mehr, wenn sie schlecht sind. Und dann informieren Sie sich, was Ihre Kinder ansehen. Eine Riesenarbeit? Natürlich ist es das, aber es zahlt sich aus. Und planen Sie schließlich gute Sendungen für gemeinsames Ansehen, dazu zählen Sport, aber natürlich auch erzieherische Programme, und spezielle Dokumentationen. Alkohol Es ist schon schwer genug für Jugendliche, keusch zu leben ohne ihr Bewußtsein und ihre moralische und körperliche Kontrolle durch Alkohol zu beeinträchtigen. Jugendliche brauchen die Anerkennung der Gruppe viel mehr als Erwachsene und haben ein stärkeres Verlangen, Teil der Gruppe zu sein. Sie geben viel leichter etwas vor, nur um zu beweisen, daß sie zur „gang” gehören. Aber schon wenige Flaschen Bier können das vernünftige, moralische Urteilsvermögen auflösen und Tragödien können daraus entstehen. 72 Das Wunder unserer Sexualität Autofahren In vielen Bereichen unserer heutigen Gesellschaft ist es verbreitet, daß schon Jugendliche Autos besitzen. Wir wollen hier ganz deutlich sein. Ein Auto zu besitzen, ist ein Privileg, kein Recht. Autofahrvorrechte sollten schnellstens entzogen werden beim Brechen Ihrer Regeln wie überhöhte Geschwindigkeit, rücksichtsloses Fahren, betrunkenes Fahren, Überladen, zu langes Ausbleiben am Abend, etc. Es ist auch wichtig, Sie daran zu erinnern, daß der typische Jugendliche eine ganze Note schlechter wird, sobald er ein Auto besitzt. Eine Versicherungsgesellschaft konnte in einem Bericht feststellen, daß fünfzig Prozent aller Jugendliche, die ein Auto besitzen, im untersten Viertel ihrer Klassenleistungen aufscheinen. Wir wissen alle, wie viele Mädchen und Burschen in Autounfälle verwickelt sind und auch jedes Jahr sterben. Vielleicht sollten wir Eltern viel intensiver und dann auch zweimal und ein drittes Mal überlegen, bevor wir ihnen erlauben, ein Auto zu fahren. Ein sehr respektierter und allgemein bekannter Jugendrichter, der uns bekannt ist, hat das sehr deutlich ausgedrückt: „Der Besitz von Autos unter Jugendlichen ist einer der Hauptgründe für die Jugendkriminalität in unserem Land.” Wir können nicht viel mehr tun, als ihn in seiner starken Überzeugung zu bestätigen. Eltern sollten sehr ernste Überlegungen anstellen, ob einem Jugendlichen erlaubt werden soll, ein Auto zu besitzen oder es unbeschränkt zur Verfügung zu haben – unter welchen Umständen auch immer. Der Umgang mit dem Familienauto lehrt den Respekt vor den Wünschen der anderen ebenso wie Verantwortung und Kooperation und hält die Jüngsten davon ab, jeden Schilling in die Erhaltung ihres Autos zu stecken. Vor nicht allzu langer Zeit kam ein Mann nach einem Vortrag an einer Schule auf uns zu und sagte: „Ich bin Polizist. Doktor, Sie haben hier nichts von Autos erzählt.” Wir hatten tatsächlich nichts darüber gesagt. „Bitte, Doktor, erzählen Sie denen mehr über Autos, nicht nur in den anderen Schulen, auch unseren Kindern! Wenn diese Eltern wüßten, was ihre Kinder in Autos alles machen, wären sie entsetzt. Bitte, Doktor, erzählen Sie Ihnen von Autos." Kleidung Und noch einmal: gehen wir nicht mit der Masse. Jemand kann modisch, nett und attraktiv gekleidet sein, ohne sexuell provozierend zu wirken. Bedenken Sie, daß kurze Röcke, enge, busenbetonende Sweater, enge Jeans und „kein BH", um schon nicht diverse Badeanzüge oder Oben Ohne Gewohnheiten zu erwähnen, ziemlich sicher sexuelle Wünsche anregen. Wenn Sie ihrer Tochter erlauben, ihre „Waren auszustellen", offen zur Schau zu stellen, seien Sie nicht überrascht, IX. Erste Bekanntschaften? 73 wenn irgendein Bursche dieses Angebot annimmt. Alles, was so toll angepriesen wird, wird sicher eher billig und leicht zu bekommen sein, wird er sich denken, und Ihre Tochter wird dabei zum Verlierer. Hier ist ein Vater unbezahlbar. Oftmals kann eine Mutter mit ihrer Tochter darüber sprechen, sie zurechtweisen und sogar anschreien, sich ein wenig dezenter anzuziehen und sie wird nicht darauf hören wollen. Wie eine Mutter sagte: „Man kann sie nur noch 'Auf Wiedersehen' rufen hören.” Wenn aber der Vater (nicht zuletzt ein Mann) nur einfach sagt: „Also Liebling, Deine Kleidung ist einfach unpassend. Zieh doch 'was anderes an!", wird die ganze Geschichte erledigt sein. (Diese Probleme können jedoch von Anfang an vermieden werden, wenn solche Kleidungsstücke gar nicht erst gekauft werden.) Späte Stunden Hier wird ein wenig Kooperation benötigt – irgendeine Art von Eltern-, Schul- oder Pfarrgruppe sollte eine vernünftige und einheitliche Sperrstunde für die verschiedenen Altersgruppen festlegen. Es ist schwierig in dieser Hinsicht ein Einzelgänger zu sein, viel mehr noch als bei anderen Dingen. Auf alle Fälle muß der Trend in unserer Gesellschaft zu immer späteren Zeiten für das Nachhausekommen nach Disco, Parties und Verabredungen ernsthaft überdacht werden. Läuft nicht heutzutage eine Tanzveranstaltung für Jugendliche von neun bis eins oder noch schlimmer von zehn bis zwei Uhr früh? Sollte es nicht eher acht bis elf oder acht bis zwölf Uhr sein? Wir wollen ein wenig altmodisch sein und die Jugendlichen dazu anhalten gleich nach dem Ball nach Hause zu kommen (von jedem Ort!) ohne ihnen ein, zwei oder drei Stunden für das Trinken, Rennfahren, Rauchen oder bei Zweisamkeiten zu erlauben. Unser Zuhause sollte für sie offen sein. Unsere Kinder und ihre Freunde sollten immer willkommen sein und sich zu Hause „zu Hause” fühlen. Wenn wir sie lieben, sollten wir ihnen nicht diese Versuchungen der späten gemeinsamen Stunden in ihrem so jungen Leben erlauben. Was geschieht, wenn er sie nach Hause bringt. Geht sie durch ein offenes Tor in ein leeres Wohnzimmer, ein stilles Haus mit bereits schlafenden Eltern und Blick frei auf ein einladendes? Glauben Sie wirklich, Sie lieben Ihre Kinder, wenn Sie ihnen diese Versuchung zumuten? Noch einmal, wir glauben Sie tragen auch hier einen Teil der Verantwortung für das, was passiert. Unter Umständen muß die alte Idee des Wartens auf die Tochter (und den Sohn) neu überdacht werden. Eines ist jedenfalls sicher: wenn Sie damit beginnen, auf ihre Kinder zu warten, werden sie viel vernünftigere Stunden für das Nachhausekommen festsetzen und werden eher auf das Einhalten dieser bestehen! 74 Das Wunder unserer Sexualität Eislaufen, Sportveranstaltungen, etc. Wunderbar! Eine Gruppenaktivität. Kommen und Gehen in Gruppen oder in Paaren zu zweit, wenn sie schon älter sind. Buben und Mädchen mischen sich, während sie dort sind oder danach in einem Eissalon. Das ist ein gutes, gesundes Heranwachsen. Übernachtungsparties Bestens in der Mittelschule. Nur Mädchen natürlich und eine angemessene, aber sehr bestimmte Zeit für „Licht aus". Die Mütter müssen anwesend sein und kein – wir meinen kein einziger – Bub sollte dabei sein. Das bedeutet Sie alleine Wir könnten noch weitermachen – genau wie Sie – und jede einzelne Burschen-Mädchen Aktivität unserer Tage untersuchen. Wir haben all das hauptsächlich von der Warte einer Mittelklasse-Familie betrachtet, da der Großteil unserer Leser aus dieser Schicht kommt. Die allgemeinen Prinzipien sind aber genauso gültig für Prinzen wie Bettler und wir bitten Sie, diese Prinzipien auf Ihre konkrete Situation, Religion, Bildung, Arbeit und wirtschaftliche Situation anzuwenden. Wenn wir uns mit der normalen natürlichen schrittweisen Entwicklung abfinden und eine oder mehrere Aktivitäten zu früh in das Leben unserer Kinder einfügen, erlauben oder aufzwingen, werden sie früher oder später mit sozialem, psychologischem oder ehelichem Kummer den Preis zu zahlen haben. 75 X. SELBSTBEHERRSCHUNG Selbstbeherrschung heute Selbstbeherrschung ist eine unpopuläre Phrase heutzutage. Die Betonung liegt heute auf Selbstverwirklichung. Keine Frustration. Alles ist richtig, solange man niemanden verletzt, und sogar das wird manchmal in Frage gestellt. „Ich habe mich auf die Erfüllung meiner sexuellen Wünsche verlegt, was auch immer meine spätere Position im Leben sein wird. Das ist mein gutes Recht." Diese Haltung ist eine Mischung aus Halbwahrheiten, Wunschdenken, verschütteter Moral und verdrehter Logik. Wir wollen entschieden dieses „befreite” Denken zurückweisen. Selbstverständlich haben zu manchen Zeiten die Menschen die Selbstbeherrschung überbetont, aber ohne Zweifel glauben wir, daß die jüngste Abwertung der Selbstkontrolle ein schwerer Fehler war. Es gibt keinen Arzt oder Psychologen, der sich nicht der Schuldgefühle, Frustrationen und Unterdrückungen bewußt ist, die er im Gespräch mit anderen Leuten und in der Hilfestellung für andere erfährt. Das sind wirkliche Probleme und oftmals sehr schwierige. Sie müssen behandelt und vorgebeugt werden. Jedoch vermeiden wir Frustrationen nicht einfach durch eine Haltung totaler Permissivität, denn das wird nur zu weiteren, zukünftigen, tieferen und noch lähmenderen Frustrationen führen. Die Natur des Menschen Sie haben sicher schon gehört: „Gott verzeiht immer. Menschen verzeihen manchmal. Die Natur verzeiht niemals.” Es ist die Natur des Tieres, keinen freien Willen zu besitzen und daher handelt ein Tier natürlich, wenn es sich nach seinen Instinkten verhält. Der Mensch hat allerdings von seiner Natur her und von Gott die Möglichkeit, freie Entscheidungen zu treffen – über seine bloßen Triebe, seine körperlichen und geistigen Bedürfnisse und Instinkte hinaus. Diese größere Macht und dieses Privileg von Geist und Wille bringt die Verantwortung mit sich und bedarf des richtigen Gebrauchs dieser Fähigkeiten nach einem höheren Plan als bei den Tieren. Wir haben die Möglichkeit und die Macht der Selbstkontrolle und sind am menschlichsten, wenn wir sie richtig einsetzen, und am tierischsten, wenn wir das nicht tun. GFO Gesellschaft für Familienorientierung 76 Das Wunder unserer Sexualität Wann beginnen? Die Zeitpunkt, um mit dem Kind die Selbstbeherrschung zu trainieren, ist schon sehr früh. Für den Krabbler ist es am besten, das Haus einfach krabbelsicher zu machen und ihn laufen zu lassen. Im Vorschulalter benötigen Sie schon einige Regeln – einfach, klar, entschlossen –, zu denen Sie stehen müssen. Es sollte wenige, aber absolute Regeln geben. Zum Beispiel haben wir in unserem Haus ein absolutes Verbot, irgend jemanden zu beißen. Das zieht eine sofortige Bestrafung nach sich. Es macht dann auch nichts, wenn ihn sein Freund gerade mit dem Spielzeugauto geschlagen hat. Beißen ist ein absolutes Nein! Es ist niemals eine akzeptierbare Art der Vergeltung. Er lernt sehr früh ein wenig Selbstkontrolle. Sie können entscheiden, ob möglicherweise Messer, Streichhölzer, auf die Straße laufen oder andere Aktionen auch ein absolutes Nein! bedeuten, aber schaffen Sie nicht zu viele. Auch für Erwachsene gibt es das, besonders in sexuellen, rechtlichen und geschäftlichen Beziehungen zu anderen, und manche davon muß man schon sehr früh lernen. Erlauben Sie Kreativität und Freiraum in vielen Dingen, solange sie nicht die Rechte anderer beeinträchtigen. Solange Ihre Kinder klein sind, verwenden Sie einfache, kurze Sätze für Ihre Erklärungen und Richtlinien, damit Sie eindeutig verstanden werden können. Geben Sie ihnen eine Chance zu wählen, auch wenn es nur die Farbe der Eiscreme ist. Freiheit der Entscheidung und Selbstbeherrschung sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Konsequent Seien Sie konsequent. Wenn etwas heute ok. ist, soll es auch morgen ok. sein. Mann und Frau sollen eine gemeinsame Linie in Angelegenheiten der Erziehung und der Bestrafung vertreten und sollten sich nicht in Gegenwart der Kinder widersprechen. Ein Heim, in dem Konsequenz vorherrscht (zum Beispiel, daß beide Eltern streng sind, oder daß beide Eltern mild sind) bringt normalerweise sehr ausgeglichene Kinder zutage. Wenn jedoch Konflikt und Streit unter den Autoritäten vorherrscht, wo der Vater sagt „komm” und die Mutter sagt „geh", wo ein Elternteil sich mit dem Kind gegen den anderen Elternteil verbündet, kommen oft neurotische Kinder zum Vorschein. Weisen Sie Kinder alleine zurecht Wenn sie zurechtweisen, sollte die Bestrafung entschlossen, ehrlich, direkt, vernünftig und sofort geschehen. Wir müssen Bitterkeit und psychische Bestrafungen vermeiden. Die Bestrafung durch Schweigen ist schadet und sollte niemals angewendet werden. Erinnern Sie sich immer daran, die kleinen Racker zu bestrafen, aber weiterhin zu lieben. Entziehen Sie niemals ihre Liebe: Sie verabscheuen nur die Handlung, das Vergehen, nicht das Kind. Versuchen Sie niemals zornig mit X. Selbstbeherrschung 77 Ihrem kleinen Kind zu werden, denn wenn Sie im Zorn bestrafen, ist die Strafe eine Rechtfertigung und nicht konstruktiv, und das Kleine lernt nicht, sein Verhalten zu ändern. Versichern Sie es Ihrer Liebe und Sorge. Erklären Sie, daß Sie sich bemühen, sie zu guten Erwachsenen zu erziehen und daß es Ihre Gott gegebene Pflicht ist, sie anzuhalten, sich zu benehmen. Bestrafen, wenn es nötig ist, aber aus Liebe und das müssen Sie ihnen ausdrücklich sagen, sonst werden sie es nicht wissen. Wert der Dinge Ihr Kind sollte den Wert der materiellen Dinge lernen. Geld, Kleidung und Autos wachsen nicht einfach auf Bäumen und Kindern sollte die Verantwortung im Gebrauch mit den Dingen dieser Welt erläutert werden. Wenn ein Kind ein Spielzeug zerbricht und ein neues will, was soll man dann tun? War es ein Unfall? Wenn es einer war, ersetzen Sie es einfach, aber erst nach einiger Zeit. Lassen Sie es ein klein wenig das Verlangen danach verspüren, damit es das nächste Mal ein bißchen vorsichtiger sein wird. Wurde es vorsätzlich zerstört? Dann wird es lange kein neues bekommen. Spielsachen Um fair zu den Kindern zu sein, lassen Sie ihnen bitte nicht die billigen und fragilen oder die komplizierten und teuren Spiele zukommen. Geben Sie ihnen die einfachen, unzerbrechlichen, kreativen Holz- oder Metallspielzeuge. Die vielleicht am meisten verwendeten und brauchbarsten Spielzeuge, die wir je unseren Kindern gekauft haben, waren ein Satz von handgemachten Blocksteinen. Wir kauften fünf normale 2 x 4 Latten, drei Meter lang. Danach verwendeten wir die Breite als Maßeinheit und mit einer Säge (und einer Menge Sägearbeit) und Papis und seiner Helfer großen Hilfe schnitten wir einen ganzen Satz von unterschiedlichen Größen und Formen von Blocksteinen. Diese erwiesen sich als unzerstörbar und wurden beinahe täglich verwendet. Die Kinder zeigten unvorstellbare Phantasie und bauten Städte, Häuser, Flotten, Kasernen, Dinosaurier, Autowaschanlagen, Armeen, etc. Oft genug ließen die Nachbarskinder ihr übertechnisiertes Spielzeug zu Hause und kamen zu uns, um mit den einfachen Bausteinen zu spielen, mit denen sie spielen, arbeiten, träumen und schaffen konnten. Bewußte Entziehung Geben Sie ihrer Tochter nicht mehr Kleidung als sie anziehen kann. Geben Sie nicht immer dem Wunsch ihrer Kinder nach Süßigkeiten, Eiscreme oder Münzen nach. Lehren Sie sie den Wert der Dinge. Lassen Sie sie an Ihren Spenden an Bedürftige teilhaben. Im Advent könnten Sie es zur 78 Das Wunder unserer Sexualität Gewohnheit ihrer Kinder (und ihrer selbst) machen, ein wertvolles Spielzeug, Kleidungsstück oder etwas anderes Wertvolles an „arme Kinder", die Mission oder andere Organisationen zu spenden. Erklären Sie Ihren Kindern, daß ihr hübsches Gesicht oder ihre überragende Intelligenz nicht von ihnen selbst kommt. Gott gab uns diese Gaben, und wenn er manchen von uns mehr gegeben hat als anderen, erwartet er auch mehr von uns. Geld Geld sollte niemals der Maßstab für Glück sein. Es sollte nie als Ziel für sich selbst betrachtet werden, sondern immer als ein Mittel zu einem Ziel. Lassen Sie uns deshalb möglichst einfach leben und nicht protzig unser Hab und Gut darstellen. Das Heim, die Einrichtung und die Kleidung sollten einfache, solide und ehrliche Werte und Geschmack repräsentieren. Vermeiden Sie auffallende, äußerliche Show und Fassade, die nur zu oft ein unsicheres oder sogar dekadentes Inneres maskieren. Heute tragen wir die Verantwortung, denen zu helfen, die weniger Glück hatten als wir, auch wenn unser Besitz schon durch Einkommenssteuer, Familienbedürfnisse und Anderes belastet ist. Also vergessen Sie nicht, Gott (oder seinen Geschöpfen) einen Teil von dem zurückzugeben, was er Ihnen erlaubt hat, zu verdienen. Erklären Sie Ihren Kindern den wahren Stellenwert von Geld und materiellen Gütern in Gottes Plan. Leiten Sie Ihre Kinder dazu an, das, was ihnen gehört oder geschenkt wurde, richtig zu gebrauchen, darauf aufzupassen und es zu teilen. Teenager zurechtweisen? Viele Eltern in unserer modernen Gesellschaft sind sich oft unsicher, wie weit sie mit dem Durchsetzen von Bestrafungen und der Einhaltung von Regeln bei ihren jugendlichen Kindern gehen können. Diese Kinder rebellieren natürlich und protestieren heftigst gegen jede Art von Einschränkung ihrer Freiheit. Die wirklich entscheidende Frage ist deshalb, ob es nun hilfreich oder nur verletzend ist, Jugendliche unter eine strikte Disziplinierung und Autorität zu stellen. Das Konzept der freien Selbstentwicklung hat definitiv hohen Wert und Wichtigkeit, doch sollte es nicht allein regieren. Die Existenz von definitiven elterlichen Regeln in sozialem und moralischem Verhalten ist notwendig und wichtig für die Aufrechterhaltung und Entwicklung eines grundlegenden Sinnes für Sicherheit und Identität im Verlauf der langsamen Entfaltung einer erwachsenen Persönlichkeit. Jugendliche werden sehr oft die elterliche Autorität hinterfragen, sie heraussfordern und sich ihr oft widersetzen, aber tief in ihrem Inneren erkennen sie die Notwendigkeit und die Sicherheit einer Person, die sie führt, und sie sind wirklich verloren, unglücklich und unsicher, wenn man ihnen komplette Freiheit gewährt. X. Selbstbeherrschung 79 Wie immer ist der kluge Führer (Eltern) kein Diktator. Sie werden ein paar endgültige Regeln für wichtige Dinge aufstellen, die unbedingt eingehalten werden müssen, und dann werden sie ein erhebliches Maß an Freiheit gewähren, das jedem Kind viele kleinere Entscheidungen selbst überläßt, und an die Verantwortlichkeit apelliert. Und letztlich, Selbstbeherrschung Eines Tages wird jedes Kind in eine Situation kommen, in der es eine freie Entscheidung treffen muß, die sein Leben und das Leben anderer Personen beeinflußen wird. Jedes Kind wird auch – einmal oder viele Male – in die Situation einer sexuellen Versuchung allein oder mit einem anderen kommen. Die Entscheidung, ob etwas falsch oder richtig ist, ist die Entscheidung des eigenen Denkens, der eigenen Moral und des eigenen religiösen Glaubens. Wenn jedoch jemand weiß, daß eine bestimmte Sache falsch ist, sie aber trotzdem tun will, dann kommt die Frage der Selbstkontrolle und der Selbstbeherrschung ins Spiel. Hat ein Kind zu diesem Zeitpunkt die Selbstbeherrschung, die so wichtig ist, schon erlernt? Es wird sich nicht einfach aus dem Nichts heraus beherrschen. Nein, Selbstbeherrschung in dieser Situation ist das Ergebnis von hunderten und tausenden von kleinen Akten der Selbstbeherrschung, die es im Laufe seines Heranwachsens geübt hat. Kinder werden dazu erzogen, sich selbst zu beherrschen, durch den gesamten Ablauf von Regeln, Liebe, Haltungen, Disziplin, Ordnung und Autorität in ihrem Zuhause. Wenn es bis dahin in seinem Leben noch nie dazu angehalten wurde, auf ein Zuckerl, ein Kleid, ein Spielzeug, Essen oder jede andere Selbstverwöhnung zu verzichten, wie und warum sollte diese junge Person einer sexuellen Verwöhnung widerstehen, die sie gerade jetzt so sehr begehrt? Sein unerlaubtes Vergnügen und möglicherweise ihre uneheliche Schwangerschaft sind auch manchmal der Verwöhnung durch die Eltern und dem Fehler, Selbstbeherrschung zu lehren, zuzuschreiben. Nachdem sie verheiratet sind Gibt es dann keine Selbstbeherrschung mehr? Doch, aber oft genug denken Jugendliche heutzutage ganz anders. Es gibt heute eine erhebliche Anzahl von Menschen, die denken, daß innerhalb der Ehe eine uneingeschränkte Freiheit der sexuellen Ausdrucksweise herrscht. Aber das ist einfach nicht so. Es gibt Grenzen der Ausdrucksweise. Aus den unterschiedlichsten Gründen gibt es Zeiten, in denen eine Vereinigung nicht möglich ist. Zu diesen Zeiten muß man sich selbst beherrschen und warten. Also ist die Kunst der Selbstbeherrschung ein ständiges Faktum durch unser gesamtes Leben hindurch – nicht nur auf sexuellem Gebiet, sondern in allen Lebenslagen. 80 Das Wunder unserer Sexualität Das müssen junge Menschen wissen. Die Heirat löst zwar einige Probleme, aber neue entstehen, und jede Person bleibt dieselbe Person, die zu Beginn „Ich will” gesagt hat. Von Anfang an müssen Kinder lernen, in ihrer Selbstbeherrschung zu wachsen. Es ist nicht leicht – aber hören Sie niemals damit auf, es weiterhin zu versuchen! 81 XI. ANTWORTEN Ein liebevolles Zuhause Die Grundlage ist wahre Liebe, die durch ein glückliches und zufriedenes Zuhause pulsiert. Ein Zuhause mit der Atmosphäre des Friedens, des Zuvorkommens, der Großzügigkeit und Hingabe von Mann und Frau bringt Kinder hervor, die selbst einmal in ihrer eigenen Ehe ein ähnliches Zuhause schaffen. Beinahe kein Ausmaß an Training und Bildung kann eine Persönlichkeit ausbügeln, die durch Unruhe, Mangel an Liebe, Zwist und Streitigkeit geformt wurde. Andererseits können Krisen im Laufe eines Lebens, oder enormer Druck und menschliche Probleme, die innere Sicherheit eines Menschen, die Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden nicht zerstören, wenn er in einem liebevollen Zuhause geformt wurde. Schauen Sie auf sich selbst Ihre erste Aufgabe ist daher, liebe Eltern, sich selbst und Ihre Ehe zu verbessern. Schauen Sie tief in sich hinein und fragen Sie sich, was Sie an Ihrer Ehe verbessern können. Die erste Person, die sich ändern muß, sind Sie und nicht der Partner! Fragen Sie sich selbst: „Was kann ich dazu beitragen, damit unsere Ehe besser wird? War ich ausreichend selbstlos? Habe ich mich wirklich hingegeben?” Und natürlich muß sich auch jeder Partner auf diese Erforschung seines Gewissens begeben. Kommunikation Mann und Frau müssen miteinander über das Leben und die Liebe, die Arbeit und das Spiel, Gott und die Kinder, Geld und Verwandte, Sexualität und Politik, und alle Dinge des täglichen Lebens, die sie eigentlich einander näher bringen sollten, aber allzu oft nur entzweien, sprechen. Langsam, respektvoll und freundlich sollten Sie Ihre Übereinstimmungen und Unstimmigkeiten kennenlernen und jeder muß ein bißchen von seinem Standpunkt „hergeben", und danach noch ein bißchen und schließlich noch ein bißchen mehr. Das ist nicht leicht. Es braucht Zeit. Es bedeutet Opfer, das manchmal einfach schmerzhaft sein kann. Aber Friede und Freude sind nur in einer uneigennützigen Liebe zu finden. Lieben heißt geben und dieses Geben kann zur Freude werden, wenn wir es richtig angehen, denn tatsächlich empfangen wir durch das Geben. Bedenken Sie, daß nichts aus einer Diskussion kommen kann, wenn der eine oder der andere zu stur, zu rechthaberisch, zu eingenommen von seiner Meinung ist. Streiten und Schreien machen GFO Gesellschaft für Familienorientierung 82 Das Wunder unserer Sexualität gewöhnlich jede Chance für das Finden einer Lösung zunichte. Tränen helfen nur selten. Genausowenig hilft es, das Thema einfach zu vermeiden. Zur Lösung eines Mißverständnisses zwischen Mann und Frau genügt, einzusehen, daß normalerweise keiner gewinnen kann. Die gemeinsame Basis ist normalerweise ein Kompromiß. Jeder steckt ein wenig zurück, nicht unwillig, sonder großzügig, denn: „Ich liebe Dich!" Religiöse Überzeugung Einige von Ihnen mögen vielleicht glauben, daß wir zu oft von Gott gesprochen haben. Wir waren ganz einfach ehrlich. Gott ist eine immerwährende Realität in unserem Leben. Wir sind uns zutiefst unserer eigenen Schwächen, Unzulänglichkeiten und wiederholten Fehlschläge bewußt, aber wir hoffen auch, daß Gott eines Tages wenigstens mit unserem Bemühen zufrieden sein wird. Unser Glaube war für uns – und wir hoffen auch für unsere Kinder – eine ständige Quelle der Stärke und Freude. Wir hoffen, daß der Glaube unseren Kindern in ihren Jugendjahren zwischen Freundschaften, Beziehungen,Verlobungen und Heirat Stärke, Trost und Hilfe schenken kann, wie er es auch für uns bedeutet hat. Was auch immer Ihr Glaube ist, so sind wir uns sicher, daß die Mehrheit unserer Leser unseren Wunsch nach vorehelicher Zurückhaltung, ehelicher Treue und einem glücklichen Leben unserer Kinder teilt. Davon sind wir zutiefst überzeugt. Erzählen wir unseren Kinder mehr von Gott. Das gehört zum Menschen und der Glaube vertieft dieses Wissen wesentlich, daß Gott unser Vater im Himmel ist, der uns unendlich liebt. Geben Sie ihnen Argumente für die Würde des Menschen. Zeigen Sie ihnen den Wert von persönlichen Tugenden, den Wert ihres eigenen Körpers. Handeln Sie zu Hause den ganzen Tag lang, die ganze Woche lang wie gottesfürchtige Menschen, nicht nur am Sonntag oder wenn es uns gerade gefällt. Beweisen Sie ihnen mit Ihrem Leben, daß das Befolgen von Gottes Gesetzen keine unangenehme Pflicht ist, die erledigt werden muß, sondern ein wirkliches Privileg und eine Freude. Zeigen Sie ihnen, daß richtiges Handeln Freude und Friede mit sich bringt, und schlechtes Handeln Chaos, Neid und Unglück zeitigen. Zeigen Sie es ihnen! Wir müssen wachsen! Wir Eltern müssen die vielen Möglichkeiten ergreifen, uns zu verbessern, um so auch unseren Kindern besser helfen zu können, sich zu verbessern. Wie? Nun, zuerst ist einmal das Lesen von Büchern ein sehr wichtiges Instrument, sich zu entwickeln und zu verbessern. Sie haben dieses Buch beinahe zu Ende gelesen. Sehr gut. Jetzt fahren Sie fort mit dem nächsten, und dem nächsten. Wir XI. Antworten 83 haben einige gute Bücher, die unser Thema betreffen in der Bibliographie angeführt und es gibt noch Dutzende mehr davon. Fahren Sie fort, zu lesen … . Familiengruppen Eine ständig wachsende Bewegung der Bildung und Information breitet sich rapide aus und birgt in sich ein expolosionsartiges Potential, Gutes in unserer Gesellschaft zu bewirken. Diejenigen von Ihnen, die bereits die Freude einer wahren Liebe erfahren haben, und die die Möglichkeit besitzen, anderen davon zu erzählen, ersuchen wir, ihr Licht nicht unter einen Scheffel zu stellen, sondern es mit anderen zu teilen. Sie werden sehen, daß Sie persönlich sehr davon profitieren, wie weit auch immer Sie anderen damit geholfen haben. Organisieren Sie sich – die Kinder sind es bereits Als Eltern sehen wir uns viel zu oft alleine mit einem Problem konfrontiert und entscheiden alleine, während die Kinder schon lange vorher entschieden haben, was sie wollen. Wir sollten als Eltern zusammenstehen. Stellen wir uns gemeinsam den Problemen, ehrlich, diskutieren wir sie, verstehen wir sie. Und dann, als Gruppen von Eltern stellen wir bestimmte Regeln auf, einige Richtlinien, die unseren Kindern zugute kommen, so wie es unserer Zeit, unserer Religion und unserer Gemeinschaft entspricht. Diese elterliche Zusammenarbeit könnte so offiziell wie ein Gemeinderecht sein, unter Umständen gesponsert von einem ortsansässigen Klub. Es könnte aber auch ein Elternverein oder eine Pfarrgemeinde organisieren. Es könnten die Eltern einer Klasse sein. Oder es könnten die Paare einer Studiergruppe sein. Es könnten sich genau die Eltern jener fünf Mädchen zusammentun, um über die Grenzen des Ausgehens ihrer Töchter zu entscheiden. Tun Sie etwas Das wichtigste dabei ist – tun Sie etwas! Schwimmen Sie nicht einfach mit den heutigen Trends mit, sonst könnte mit den kommenden Trends das Leben Ihres Kindes und die Chance auf ein glückliches Leben weggeschwemmt werden. Erinnern Sie sich daran, daß Sie und Ihre Kinder anders sein müssen! Das war schon oftmals so. Die Masse ist nur zu oft am falschen Weg. Unsere Aufgabe wird aber leichter und erfolgreicher sein, wenn wir nicht als Einzelgänger dastehen; wenn wir eine kleine Gruppe Gleichgesinnter versammeln können;wenn unser Kind eine ähnliche Gruppe hat, mit der es sich identifizieren kann, in der sie sich gegenseitig helfen können, dann wird es viel einfacher. 84 Das Wunder unserer Sexualität Es braucht nur wenige, die einander beistehen, um unsere Kinder auf den rechten Pfad zu führen. Das ist alles was wir brauchen – ein paar gute Leute, die zusammenarbeiten, um die Veränderungen einzuleiten – plus ein wenig Hilfe von IHM. GFO Gesellschaft für Familienorientierung