Sprachliche Höflichkeit - Deutsches Seminar

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Sprachliche Höflichkeit - Deutsches Seminar
Universität Zürich
HS 2013
Deutsches Seminar
Modul: Seminar / Lizentiat
Prof. Dr. Christa Dürscheid
Von der Sprachwissenschaft zur Sprachdidaktik
Sprachliche Höflichkeit
Exemplarische Untersuchungen zu „verbaler Gewalt“ und
„(Un-)Höflichkeit“
Robert Horvat
Abgabedatum:15.02.2014
Universität Zürich
Robert Horvat
Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG ................................................................................................................................... 1 2 FORSCHUNGSEINBLICK .............................................................................................................. 2 2.1 GEWALT IM GESPRÄCH. VERBALE GEWALT IN POLITISCHEN FERNSEHDISKUSSIONEN AM BEISPIEL DER „ARENA“ VON MARTIN LUGINBÜHL (1999) ........................................................................................... 3 2.2 POLITENESS. SOME UNIVERSALS IN LANGUAGE USAGE VON PENELOPE BROWN UND STEPHEN C. LEVINSON (1987) ................................................................................................................................................. 5 2.3 KRITIK AN BROWN UND LEVINSONS THEORIEKONZEPT .................................................................... 8 3 UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND ............................................................................................. 9 3.1 „5 JAHRE TELEBLOCHER – MIT ROGER SCHAWINSKI, 12.09.2012“ ............................................... 9 3.1.1 Sendekonzept „Teleblocher“ ....................................................................................................... 10 3.1.2 Christoph Blocher ........................................................................................................................... 10 3.1.3 Roger Schawinski ............................................................................................................................ 10 3.1.4 Matthias Ackeret ............................................................................................................................. 11 3.2 „AESCHBACHER. EIN TICK ANDERS“ ..................................................................................................... 11 3.2.1 Sendekonzept „Aeschbacher“ ..................................................................................................... 11 3.2.2 Kurt Aeschbacher ............................................................................................................................ 12 3.2.3 Dario Cologna ................................................................................................................................... 12 4 UNTERSUCHUNGSMETHODE ................................................................................................. 12 5 ANALYSE DER TRANSKRIPTE ............................................................................................... 13 5.1 „TELEBLOCHER“: „JUBELVERASTALTIG“ .............................................................................................. 13 5.2 „TELEBLOCHER“: „NÜNZG PROZENT SPROCHANTEIL“ ..................................................................... 15 5.3 „TELEBLOCHER“: „ICH HAN GMEINT SI LUEGET JO KEI FERNSEH?“ ................................................ 16 5.4 „TELEBLOCHER“: „DAS ISCH EIFACH AN ANDERI SPROCHREGELIG.“ ............................................. 18 5.5 „TELEBLOCHER“: „ICH SÄGS JETZ ZUM DRITTA MOL.“ ....................................................................... 19 5.6 „TELEBLOCHER“: „WIESO MÖND SI EIGENTLICH SO LANGI FROGA STELLA DO?“ ........................ 20 5.7 „AESCHBACHER“: „UND DAS SCHLOT NID UF’S GMÜAT […]?“ ......................................................... 20 Universität Zürich
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5.8 „AESCHBACHER“: „[…] NID SO COOL GSI ODER […]?“ ....................................................................... 21 6 FAZIT ............................................................................................................................................. 22 7 BIBLIOGRAFIE ............................................................................................................................ 25 8 APPENDIX .................................................................................................................................... 27 8.1 APPENDIX I: TRANSKRIPT „5 JAHRE TELEBLOCHER -­‐ MIT ROGER SCHAWINSKI, 12.09.2012“ ... ..................................................................................................................................................................... 27 8.2 APPENDIX II: TRANSKRIPT: „AESCHBACHER. EIN TICK ANDERS“ .................................................. 40 Universität Zürich
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1 Einleitung Um mit einem Zitat von Arthur Schopenhauer einzuleiten: „Sonach ist die Höflichkeit
beim Menschen, was die Wärme dem Wachs.“ (vgl. Lüger 2011, 14). Dass diese Vorstellung von der Wirksamkeit der Höflichkeit im zwischenmenschlichen Bereich wohl
jedem schnell einleuchtet, bedeutet nicht, dass in allen Alltagssituationen nach diesem
Prinzip verfahren wird. Auch das scheint einleuchtend. So wird bei verbalen Auseinandersetzungen ab einem gewissen Intensivierungsgrad Höflichkeit schnell zweitrangig.
Und es scheint so, dass in gewissen Bereichen Unhöflichkeit geradezu funktionalisiert
und institutionalisiert wird und die dominante Gesprächsstruktur bildet, nach der sich
die beteiligten Interaktanten mehr oder weniger stark richten. Kennzeichnend hierfür ist
das politische (Streit-)Gespräch, welches in öffentlichen Fernsehsendungen ausgetragen
wird (vgl. Luginbühl 1999, 11). Die vorliegende Seminararbeit untersucht sprachwissenschaftlich das Merkmal der Höflichkeit bei diesem Gesprächstypus.
Die These lautet: Das primäre Ziel in politischen (medial ausgetragenen) Diskussionen
ist, und dies kann sowohl für Politiker-Politiker1-Interaktionen als auch für PolitikerInterviewer-Interaktionen gelten, die „Diskreditierung“ (vgl. Luginbühl 1999, 241) des
Gegenübers mittels „Akte verbaler Gewalt“ (vgl. Luginbühl 1999, 11); dabei stehen die
Angriffe mittels „‚face-threatening acts’ or FTAs“ (vgl. Brown und Levinson 1987, 25)
auf das „positive face“ (vgl. Brown und Levinson 1999, 62) der Interaktanten im Vordergrund; Anwendungen von wiedergutmachenden „positive politeness“- und „negative
politeness“-Strategien (vgl. Brown und Levinson 1999, 69f.) kommen kaum zur Anwendung; dies im Vergleich zu nicht politischen, dem Alltagssprachgebrauch ähnlich
geleiteten Diskussionssendungen.
Die These soll anhand einer „Teleblocher“-Sonderaufzeichnung und einem Ausschnitt
aus einer „Aeschbacher“-Sendung verifiziert werden, d.h. anhand zweier Schweizer
Sendungen mit Schweizer Gesprächsteilnehmern. Dabei soll in einem ersten Schritt ein
Transkript der Sendungen erstellt werden, anhand dessen dann in einem zweiten Schritt
exemplarisch an interessanten Transkriptpassagen die Unterschiede in der Gesprächsführung der Interaktanten aufgezeigt werden sollen. Es ist dabei notwendig, entspre-
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In dieser Arbeit werden der Einfachheit halber männliche Personenbezeichnungen verwendet. Weibliche Personenbezeichnungen sind selbstverständlich miteingeschlossen.
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chende Begriffe wie „verbale Gewalt“ und „(Un-)Höflichkeit“ im Vorfeld zu definieren.
So soll deshalb in Kapitel 2 ein Einblick in den aktuellen Forschungsstand gegeben
werden. Wie angedeutet, stützt sich die vorliegende Untersuchung vorwiegend auf Ergebnisse aus Martin Luginbühls umfangreicher Untersuchung zu „verbaler Gewalt“
(1999, 11). Auch die in der Höflichkeitsforschung omnipräsente „FTA“-Theorie der
Sprachforscher Penelope Brown und Stephen C. Levinson (1987) soll in der Untersuchung Anwendung finden, obwohl viele Forscher auch Kritik an der Brown und Levinson Theorie üben; so beispielsweise Miriam Locher (vgl. Locher 2004). In Kapitel 3
werden die für die Untersuchung ausgewählten Sendungen und das ihr zugrundeliegende Sendekonzept sowie die Gesprächsteilnehmer kurz vorgestellt. Anschliessend wird
in Kapitel 4 anhand eines Beispiels die Methodik, nach welcher die Transkriptpassagen
analysiert werden, aufgezeigt. In Kapitel 5 wird die Analyse der ausgewählten Sendungssequenzen ausgeführt. Die Ergebnisse und die daraus gewonnenen Erkenntnisse
werden schliesslich im Schlusskapitel 6 zusammengetragen. Die Bibliografie ist unter
Punkt 7, die Transkripte sind als Anhänge unter Punkt 8 aufgeführt.
2 Forschungseinblick In diesem Abschnitt soll ein kurzer Überblick über einige der Theorien zum Thema
(Un-)Höflichkeit gegeben werden, auf welche die vorliegende Untersuchung direkt oder
indirekt zugreift. Da der Umgang mit Menschen auch immer unter dem Aspekt der Höflichkeit stattfindet, verwundert es nicht, dass sich auch die Sprachwissenschaft intensiv
mit ihr auseinandergesetzt hat und dies fortwährend tut. Es finden sich umfangreiche
theoretische Ansätze in der Forschung, um Höflichkeit zu untersuchen, d.h. ihre Funktionsweise zu verstehen und ihre Musterhaftigkeit zu beschreiben (vgl. Locher und Bousfield 2008, 1). Beispielsweise widmet sich die Ausgabe 2/2011 der Zeitschrift „Der
Deutschunterricht“ mit dem Titel „Sprachliche Höflichkeit“ ganz diesem Thema. Eine
Beschreibung von Höflichkeit bzw. Unhöflichkeit, wie sie etwa die Dudenredaktion
(Duden 2013a; 2013b) trifft, scheint für eine Analyse wenig brauchbar, greift sie doch
zum Mittel der Umschreibung durch Synonyme, was wenig hilft. Überhaupt scheint der
Begriff der Höflichkeit auch für Linguisten schwierig zu fassen zu sein. Cherubim verortet die „Höflichkeit zwischen Respekt und Distanz“ und spricht von der „Vielgestaltigkeit von Höflichkeit“ (2011, 4). Lüger meint: „Ein Konsens scheint diesbezüglich
wohl am ehesten erreichbar, wenn man sich darüber verständigt, was Höflichkeit nicht
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sein soll“ (2011, 13). Auch Ehrhardt ist der Meinung: „Wer über Höflichkeit spricht,
thematisiert meistens auch ihr Gegenteil: [...]“ (2011, 23). Ob Höflichkeit überhaupt
definiert werden kann, bezweifelt Watts (2010); er fasst zusammen:
Attempts to define the term fail for the simple reason that politeness is not an essential
quality or feature of forms of human behaviour that can be objectively isolated. Instead, individual interlocutors decide for themselves whether certain forms of behaviour can be labelled ‚polite’. (50)
Im Rahmen dieser Seminararbeit kann die ganze Palette der Höflichkeitsforschung nicht
berücksichtigt respektive eingebunden werden und auch eine Antwort auf die Frage,
was nun (Un-)Höflichkeit ist, kann nicht gegeben werden. Die für diese Untersuchung
zugrundeliegenden Forschungen werden mit ihren wesentlichen Forschungsergebnissen
nachfolgend erläutert.
2.1 Gewalt im Gespräch. Verbale Gewalt in politischen Fernsehdiskussi-­‐
onen am Beispiel der „Arena“ von Martin Luginbühl (1999) In seiner 1999 herausgegebenen Dissertation hat sich Martin Luginbühl eingehend mit
„Gewalt im Gespräch“ auseinandergesetzt. Der Untersuchungsgegenstand seiner Arbeit
ist die „Sendung ‚Arena’ des Schweizer Fernsehens DRS“, anhand derer er den „Aspekt“ der „verbale[n] Gewalt“ untersucht, welcher „als durchgehendes GesprächsPrinzip“ eine zum Zeitpunkt der Untersuchung aufkommende Erscheinung in „politischen Fernsehdiskussionen“ ist (vgl. Luginbühl 1999, 11).
Zunächst stellt Luginbühl fest, „[...] dass Fernsehgespräche nicht einfach natürliche, d.h.
alltägliche Gespräche im Fernsehen sind, sondern sie sind stark durch mediale Aspekte,
also durch aussersprachliche Faktoren geprägt“ (1999, 15f.). So scheint wichtig zu erkennen, dass „[d]ie Präsentation des Gesprächs vor einem Publikum [es zulässt], dass
die Teilnehmenden kommunikative Ziele verfolgen können, die über die Binnenkommunikation der Sendung oder der Veranstaltung [...] hinausgehen und die primär die
ZuschauerInnen als AdressatInnen haben“ (vgl. Luginbühl 1999, 16f.). Das heisst, es
entsteht „[e]ine trialogische Kommunikationssituation“ berücksichtigt man das Studiopublikum, eine „‚tetralogisch[e]’ Kommunikationssituation“ berücksichtigt man auch
die Fernsehzuschauer (vgl. Luginbühl, 16, 18). Bei der Untersuchung von Fernsehdiskussionen sind aber viele weitere Aspekte zu berücksichtigen, unter anderem die Hierarchie der Gesprächsteilnehmer; beispielsweise nimmt der Moderator eine Sonderrolle
gegenüber den Sendegästen ein, denn er muss „[...] mehrere Rollen ‚spielen’, z. B. die
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strukturelle Rolle der Gesprächsführung, die situative Rolle der Gastgeberin oder des
Gastgebers, die Vertretung der RezipientInnen, die Vertretung der Institution Fernsehen
u. a.“ (vgl. Luginbühl 1999, 34). Besonders wichtig scheint dabei die „[...] institutionelle Bedingung: der Zwang zur Unterhaltung“ (vgl. Luginbühl 1999, 38).
Für seine Analyse definiert Luginbühl „verbale Gewalt“ wie folgt:
Ein Akt verbaler Gewalt liegt dann vor, wenn eine Person eine Sprechhandlung vollzieht,
die, sei es intentional und feindlich oder nicht, eine am Gespräch teilnehmende Person in
deren durch die Textsorte gewährtem konversationellem Spielraum in einer dramatischen
Weise einschränkt und so diese Person in ihrer Integrität, ihren Einflussmöglichkeiten und
ihrer sprachlichen ‚Funktionsfähigkeit’ schädigt, einschränkt oder gefährdet, wobei eine
Gefährdung infolge der trialogischen Kommunikationssituation relevant sein dürfte.
Sind Sprechhandlungen mit derartigen Folgen durch Sprachnormen oder durch konversationelle Rechte und Möglichkeiten einer Rolle begründet oder – wenigstens vordergründig – legitimiert, so liegt strukturelle verbale Gewalt vor. Personale Gewalt liegt dann vor,
wenn eine am Gespräch teilnehmende Person derartige Sprechhandlungen vollzieht, dabei
aber die Rechte und Pflichten ihrer Rolle klar überschreitet. (1999, 83)
Luginbühl führt weiter aus, dass „[d]iese Definition [...] auf Mediengespräche zugeschnitten“ ist und „die Grenzen verbaler Gewalt“ (1999, 83) „willkürlich gesetzt werden
[müssen]“ (1999, 84). Er geht auch der Frage nach, inwiefern die „verbale Gewalt“ „inszeniert“ ist und stellt fest:
Inszenierte verbale Gewalt ist durch eine Rolle in einem kommunikativen Spiel bedingt
und primär auf ein Publikum hin funktionalisiert, dem nicht bewusst werden darf, dass die
Gewalt inszeniert ist. Authentische verbale Gewalt ist hingegen Gewalt, die in erster Linie
darauf abzielt, ein Opfer einzuschränken.
Der Unterschied zwischen inszenierter und authentischer verbaler Gewalt ist – wie derjenige zwischen personaler und struktureller Gewalt – vage. (1999, 296f.)
Konkrete Realisierungen „verbaler Gewalt“ werden von Luginbühl sowohl bei Moderatoren als auch Politikern aufgeführt. Der Moderator unterbricht, d.h. er „kürzt oft die
Voten seiner Gäste“ (vgl. Luginbühl 1999, 181). Dies geschieht auf unterschiedliche
Art und aus unterschiedlichen Beweggründen heraus; so finden Unterbrechungen beispielsweise durch „‚silent interruption’ unter thematischem Vorwand [...]“ statt oder es
gibt „Unterbrechung[en] vor einem ‚transition-relevance place’ (TRP) unter thematischem Vorwand [...], dem Vorwand der Sendezeit [...] oder der vor der Sendung getroffenen Abmachungen [...]“, aber auch „Unterbrechungen vor einem TRP, Drängen zu
Kürze durch übertriebene Höflichkeit [...] oder im Befehlston [...]“ (vgl. Luginbühl
1999, 181f.). Dann übt er aber auch „verbale Gewalt“ über gezielte „[t]hematische
Steuerung“ (vgl. Luginbühl 1999, 182) aus; konkrete Anwendungen solcher Art sind,
„systematische Unterbrechungen und Wiederholen der Frage“ oder „systematische Unterbrechungen, Formulierung von Gegenargumenten“ oder „systematisches Unterbre-
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chungen, metakommunikativer Kommentar mit übertriebener Höflichkeit [...] oder im
Befehlston [...]“ (vgl. Luginbühl 1999, 184). Auch durch die „Zuweisung bzw. Verweigerung der SprecherInnenrolle übt der Moderator [...] verbale Gewalt aus, [...]“ (vgl.
Luginbühl 1999, 184). Der Moderator berücksichtigt aber auch die „sozial[e] Rolle des
Gastes: Je höher die soziale Position eines Gastes, desto grösser ist seine oder ihre
Chance, von Akten verbaler Gewalt nicht eingeschränkt zu werden, [...]“ (1999, 184).
Abschliessend kann gesagt werden, die vom Moderator ausgeführten „Akte verbaler
Gewalt“ können meist auf die Ausübung von „struktureller Gewalt“ zurückgeführt werden (1999, 182, 184).
Hingegen sind „Akte verbaler Gewalt“ bei Politikern grundsätzlich anders motiviert. Sie
„unterstellen sich oft gegenseitig Inkompetenz“ (vgl. Luginbühl 1999, 241); dies geschieht beispielsweise durch „Fragen stellen [...]“ oder „Ratschläge erteilen [...] oder
Vermutungen anstellen [...]“ (vgl. Luginbühl 1999, 242). Dazu ist „[e]in weiteres häufiges Muster zur Diskreditierung der Gegnerinnen und Gegner [...] das Unterstellen von
Unaufrichtigkeit“ (vgl. Luginbühl 1999, 243); dies findet beispielsweise statt, indem die
Politiker „allgemeine Erfordernisse der Situation formulieren [...], Aussagen über den
Wissensstand der gegnerischen Person machen [...] oder nicht erfüllte Bedingungen
hinsichtlich der Ehrlichkeit der gegnerischen Person benennen [...][,]“ oder auch „[den]
Vorwurf, vom Thema abzulenken, [...]“ thematisieren (vgl. Luginbühl 1999, 243). Darüber hinaus ist die „Zuschreibung von negativen Wesens- und Verhaltenszügen“ auf
vielfältige Weise immer ein Versuch der Politiker sich gegenseitig zu diskreditieren
(vgl. Luginbühl 1999, 243). Das „Unterbrechen um zu widersprechen und um zu diskreditieren“ (vgl. Luginbühl 1999, 244) ist ebenfalls eine Methode der Politiker. So
scheint die Diskreditierung des Gegners das oberste Ziel des Politikers zu sein.
Das Studiopublikum wird von Luginbühl auch kurz thematisiert, wird aber in der vorliegenden Untersuchung nur am Rande berücksichtigt.
2.2 Politeness. Some universals in language usage von Penelope Brown und Stephen C. Levinson (1987) Die Linguisten Penelope Brown und Stephen C. Levinson gehen in ihrem 1987 veröffentlichten Buch, welches zum Grossteil bereits als Aufsatz zehn Jahre zuvor erschienen
ist, davon aus, dass Höflichkeit ein zentraler Aspekt ist, damit soziales Leben überhaupt
funktionieren kann, und dass Phänomene von Höflichkeit deshalb universale Prinzipien
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sind (vgl. Brown und Levinson 1987, xiii). Diese Universalität prüfen sie anhand dreier
Sprachen: Englisch, Tzeltal und Tamil (vgl. Brown und Levinson 1987, 59). Ihre Theorie berücksichtigt die Kooperationsmaximen von Grice – vor allem im 1978 erschienen
Aufsatz als korrekt und Grundlage angesehen (vgl. Brown und Levinson 1987, 3) –,
wobei sie in den Prinzipen der Höflichkeit einen klaren Unterschied zu den Kooperationsmaximen sehen, da die Prinzipien der Höflichkeit bewusste Abweichungen zu den
Kooperationsmaximen sind (vgl. Brown und Levinson 1987, 5); „[d]ieser für die Höflichkeitsforschung sehr einflussreiche Ansatz regte eine fruchtbare Diskussion an, [...]“
(vgl. Linke et al. 2004, 229). Hingegen ist für Brown und Levinson eine weitere Kommunikationsannahme von Grice wichtig, nämlich dass die Absichten von Handelnden,
von Beobachtern oder Empfängern rekonstruierbar sind in Bezug auf deren Handlungen
(vgl. Brown und Levinson 1987, 7, teilweise übersetzt aus dem Englischen). Die andere
wichtige Voraussetzung, auf welche ihre Theorie zurückgreift, ist das Konzept des „’
face’ “ (Gesicht) von „Goffman (1967)“ (vgl. Brown und Levinson 1987, 61). Dieses
Konzept entwickeln Brown und Levinson weiter und sie treffen eine Grundannahme:
Nach der haben alle erwachsenen Mitglieder einer Gesellschaft (1987, 61)
(i)
(ii)
‚face’, the public self-image that every member wants to claim for himself,
consisting in two related aspects:
(a)
negative face: the basic claim to territories, personal preserves, rights to
non-distraction – i.e. to freedom of action and freedom from imposition
(b)
positive face: the positive consistent self-image or ‚personality’ (crucially including the desire that this self-image be appreciated and approved of) claimed by interactants
certain rational capacities, in particular consistent modes of reasoning from ends
to the means that will achieve those ends. (vgl. Brown und Levinson 1987, 61)
Diese Grundannahme des „negative face“ und „positive face“, welches jedes Mitglied
einfordert, modifizieren sie jedoch im Verlauf der Argumentation zu „wants“ (Bedürfnisse), da die Einhaltung der Forderung nicht immer berücksichtigt werden muss und je
nachdem auch absichtlich nicht erfüllt wird (vgl. Brown und Levinson 1987, 62). Angriffe auf das „negative face“ oder „positive face“ werden als „face-threatening acts“
oder kurz „FTAs“ (im Weiteren auch als Gesichtsbedrohungen) bezeichnet (vgl. Brown
und Levinson 1987, 60). Die Palette der „FTAs“ ist sehr gross und kann in dieser Arbeit
nicht ausgeführt werden. Das Theoriekonzept von Brown und Levinson lässt sich
schliesslich im Kern auf das nachfolgende Schema kondensieren:
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(Brown und Levinson 1987, 60)
Aus dem Schema lassen sich die Strategiemöglichkeiten herauslesen, die eine Person
anwenden kann. Dabei ist linker Hand die Richtung zur Abschätzung des Bedrohungsgrades eines „FTA“ angegeben. Diese steht in direktem Bezug zur Nummerierung im
Schema. So könnte bei keiner oder sehr kleiner Bedrohung beispielsweise die Strategie
1 gewählt werden, bei sehr hoher Bedrohung würde beispielsweise eher die Strategie 5
gewählt. Zunächst muss sich eine Person entscheiden, ob sie einen „FTA“ tun will oder
nicht. Dies kann sie sowohl verbal als auch nonverbal tun (vgl. Brown und Levinson
1987, 65). Möchte sie eine „FTA“ ausführen, so kann die Person dies „on record“ oder
„off record“ tun. Führt sie einen „off record“ „FTA“ aus – Strategie 4 –, so kann der
Angegriffene einen „FTA“ kaum nachweisen, weshalb diese Strategie für eine Person
relativ sicher ist (vgl. Brown und Levinson 1987, 69). Führt eine Person einen „on record“ „FTA“ aus, so kann sie diese mit – Strategie 2 und 3 – oder ohne – Strategie 1 –
Wiedergutmachung tun respektive mit oder ohne Abmilderung des „FTA“ (vgl. Brown
und Levinson 1987, 69). Somit bedeutet die Strategie 1 die direkteste Art, einen „FTA“
auszuführen, weshalb der oder die Betroffene der Gesichtsbedrohung einen solchen Akt
mit grosser Wahrscheinlichkeit als unhöflich empfinden wird. Für einen „FTA“ mit
Wiedergutmachung gibt es zwei Strategien; Strategie 2 ist eine Wiedergutmachung
durch Stützung des „positive face“; Strategie 3 ist eine Wiedergutmachung durch Stützung des „negative face“ (vgl. Brown und Levinson 1987, 69f.). Brown und Levinson
erachten die drei in der Mitte liegenden Höflichkeitsstrategien, 2, 3 und 4, als die
Hauptstrategien (Brown und Levinson 1987, 2). Die Bewertung der Intensität einer Gesichtsbedrohung machen sie anhand dreier „Variablen“ fest; erstens, anhand der sozialen Distanz (D) von Sprecher und Empfänger, zweitens, anhand des jeweiligen Machtgefälles (P) zwischen Sprecher und Empfänger und drittens, anhand der allgemeingülti-
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gen Rangierung (R) von Aufzwingungen innerhalb einer bestimmten Kultur (vgl.
Brown und Levinson 1987, 74). Aus diesen drei „Variablen“ entwickeln sie die Formel
„Wx = D(S,H) + P(H,S) + Rx“ aus der schliesslich die Gewichtung einer Gesichtsbedrohung zu berechnen ist (vgl. Brown und Levinson 1987, 76); ein, so scheint es, komplexer Prozess.
2.3 Kritik an Brown und Levinsons Theoriekonzept Wird (Un-)Höflichkeit wissenschaftlich untersucht, so ist am oben skizzierten Werk von
Brown und Levinson kein Vorbeikommen, ist es doch ein zentrales Werk in diesem
Forschungsbereich (vgl. Locher 2004, 68; Locher und Bousfield 2008, 3). Doch, so oft
Brown und Levinson zitiert werden, so oft, scheint es, wird auch Kritik an ihrer Arbeit
geübt (vgl. Jucker 2012, 176) und so entwickelten und entwickeln Forscher neue Herangehensweisen, um (Un-)Höflichkeit zu definieren (vgl. Locher 2004, 68). Es kann im
Rahmen dieser Arbeit nicht das ganze Spektrum der Kritiken und Gegenentwürfe aufgeführt werden. Einen sehr guten Überblick findet sich bei Watts (2010). Hier sollen deshalb nur einzelne Beiträge erwähnt werden.
Miriam Locher hat sich in ihrer Arbeit Power and Politeness in Action. Disagreements
in Oral Communication (2004), welche bereits 2001 als Dissertation unter dem Titel
The Interface of Power and Politeness in Disagreements: An Analysis of Three Speech
Situations erschienen ist, eingehend mit dem Konzept von Brown und Levinson auseinandergesetzt und seither weiter zu diesem Thema publiziert. Locher stellt zunächst
fest, dass Brown und Levinson (1987) trotz Kritik auch zehn Jahre nach der Veröffentlichung ihres Aufsatzes im Wesentlichen an ihrem Theoriegerüst festhalten (vgl. Locher
2004, 68). Zunächst stellt sie die Gültigkeit der Rangierung der von Brown und Levinson aufgestellten Höflichkeitsstrategien in Frage, da diese auf der Annahme beruht, Indirektheit führe zu Höflichkeit (Locher 2004, 68):
Indirectness [...] does not simply equal politeness, but can in fact turn out to be impolite if
the speaker misjudged the appropriate form called for by the speech situation. The same
comment can be made for strategy 5 (don’t do the FTA).... Again, the context will play a
crucial role to decide on appropriateness and the level of politeness. (Locher 2004, 69)
In der Kritik stehen auch die drei zur Gewichtung einer Gesichtsbedrohung zu ermittelnden Faktoren, die „variables P, D and R“, welche, wie andere Forscher behaupten,
schwierig oder gar unmöglich zu ermitteln seien und zudem eine allzu starke Vereinfachung im jeweiligen Situationskontext seien, jedoch anerkennt Locher grundsätzlich
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den Einfluss dieser Faktoren auf die Realisation von Höflichkeit (vgl. Locher 2004, 69,
teilweise übersetzt aus dem Englischen). Kritisiert wird auch die ungenügende Berücksichtigung der dynamischen Prozesse, die sich während einer Kommunikation abspielen, und dass Strategien zur Wiederherstellung nach erfolgter Gesichtsbedrohung nicht
berücksichtigt werden; so meint Locher: „[...] Brown and Levinson neglect the prosocial side of politeness in their discussion of data“ (vgl. Locher 2004, 69f.). Trotz ihrer
Kritik anerkennt Locher den Wert und die Wichtigkeit der Arbeit von Brown und Levinson und wendet deren Theoriekonzept auch in ihrer Arbeit an (vgl. Locher 2004, 70).
Bei Locher und Bousfield (2008), welche den Blick auf „impoliteness“ richten, wird
ebenfalls Kritik am Konzept von Brown und Levinson geübt. So wird unter anderem
darauf hingewiesen, dass viele Forscher die einseitige Zweiteilung auf höfliches und
unhöfliches Verhalten kritisieren sowie die Nichtberücksichtigung der Wahrnehmung
der Beteiligten; schliesslich wird eine Annäherung von theoretischen Betrachtungen wie
die von Brown und Levinson (1987), also „second order theory“, zu „first order concepts“ („a lay-person’s understanding of the concept“), zumindest bezogen auf „impoliteness“-Betrachtungen gefordert (vgl. Locher und Bousfield 2008, 5-7, teilweise aus
dem Englischen übersetzt).
Trotz vieler Kritik soll die von Brown und Levinson (1987) entwickelte „politeness“Theorie in ihrer ursprünglichen Konzeptionierung für die vorliegende Untersuchung
Anwendung finden.
3 Untersuchungsgegenstand Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Untersuchung sind die Sendung „5 Jahre
Teleblocher - mit Roger Schawinski, 12.09.2012“ (vgl. BlocherTV 2013) und ein Ausschnitt aus „Aeschbacher. Ein Tick anders“ (12.09.2013). Um das Sprachverhalten der
Diskussionsteilnehmer analysieren zu können, wird von beiden Sendungen ein Transkript erstellt.
3.1 „5 Jahre Teleblocher – mit Roger Schawinski, 12.09.2012“ Die zur Untersuchung ausgewählte „Teleblocher“-Sendung vom 12. September 2012 ist
eine Sonderaufzeichnung, welche anschliessend zur regulären „Aufzeichnung der 264.
Sendung“ (vgl. Liebenberg 2012, Par. 4) aufgezeichnet wurde. Die Sendung scheint für
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das Untersuchungsthema besonders geeignet, da es sich bei den darin vorkommenden
Interaktanten um zwei populäre sowie in den Medien oft präsente Akteure handelt –
Christoph Blocher und Roger Schawinski –, welche eine lebhafte Interaktion führen
oder wie in den „Schaffhauser Nachrichten“ nachzulesen war: „Der Schlagabtausch war
nicht ohne Schärfe, wirkte aber ungemein erheiternd auf das Publikum“ (vgl. Liebenberg 2012, Par. 5).
3.1.1 Sendekonzept „Teleblocher“ „Teleblocher“ startete „am 14. September 2007“ und wird vom „Schaffhauser Fernsehen“ produziert (vgl. Liebenberg 2012, Par. 1-2). In der Sendung wird jeweils Altbundesrat Christoph Blocher von Matthias Ackeret zu politischen Themen befragt.
3.1.2 Christoph Blocher Altbundesrat Christoph Blocher (SVP-Politiker) vorzustellen erscheint infolge seines
Bekanntheitsgrades in der Schweiz überflüssig. Zu seinem Auftreten und seinem
Sprachgebrauch finden sich jedoch interessante Angaben in der Werbung zum Buch
„Das Blocher-Prinzip“ von Matthias Ackeret (vgl. Teleblocher 2012):
Man fragt sich, ob einem [das fröhliche Blocher-Smiley] die Angst vor diesem hart und kalt
wirkenden Machtmenschen genommen werden soll. Ein Mann, bei dem die Sache immer
über der Person steht und der nach Eigenaussage kaum je einen Mitarbeiter lobt, [...]. Aber
wer genau hinschaut, findet in Blochers trockenen bis knallharten Aussagen viele einfache
und offenbar Erfolg versprechende Führungsgrundsätze.... Doch weil Blocher so einfach
und deutlich spricht, wie es seine Grundsätze sind, liest sich das Gespräch in Buchform
überaus flüssig [...]. (vgl. Teleblocher 2012).
Greift man das einleitende Zitat von Schopenhauer wieder auf, so lassen die Attribute
„hart und kalt“ auf einen Menschen schliessen, bei dem grosse Höflichkeiten nicht zu
erwarten sind. Auch Roth und Dürscheid (2010, 7) weisen in ihren Forschungsvorschlägen mit der Frage, „[...] ob das Erstarken der von Christoph Blocher geprägten
Schweizerischen Volkspartei (SVP) zur Herausbildung eines neuen, aggressiveren politischen Sprachstils geführt hat“, implizit auf Blochers Sprachstil hin.
3.1.3 Roger Schawinski Erfolgssendungen wie der „Kassensturz“, die Gründung des „erste[n] Privatradio[s] der
Schweiz“ sowie des „erste[n] private[n] Fernsehen für die deutschsprachige Schweiz“
sind nur einige der Stationen, die Roger Schawinski in der Medienlandschaft bekannt
gemacht haben (vgl. Spring 1999, 185-188). Schawinskis Erfolg dürfte Folge seines
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Moderationsstils sein; bei diesem Stil geht es natürlich um die Art und Weise, wie
Schawinski mit seinen Sendegästen umgeht, d.h. primär geht es dabei um die sprachliche Realisierung. Sein Moderationsstil ist umstritten. Die von 1999 stammenden Userkommentare zu „Tele 24“, Kommentare wie sie wohl auch heute noch in dieser Art vorzufinden sind, bewerteten Schawinskis Moderationsstil vornehmlich negativ; so sei er
respektlos, ein Wortemacher, rechthaberisch, ein Selbstdarsteller, Provokateur, ohne
Anstand, unfair und vieles mehr (vgl. Spring 1999, 189-195); also ein idealer BlocherInterviewer.
3.1.4 Matthias Ackeret Seit fünf Jahren interviewt Matthias Ackeret Christoph Blocher in der wöchentlichen
„Teleblocher“-Sendung. Ackeret „ist promovierter Jurist, er arbeitet als Bundeshauskorrespondent für diverse Schweizer Fernsehsender, schreibt Bücher und ist Chefredakteur
der Schweizer Kommunikationszeitschrift Persönlich“ (vgl. Das Blocher-Prinzip 2012),
d.h. er ist ein geübter Redner und medienerfahren. Ackeret gilt zudem als „SchawinskiFan der ersten Stunde“ (vgl. Spring 1999, 58).
3.2 „Aeschbacher. Ein Tick anders“ Der Sendeausschnitt mit dem vergleichsweise ruhigen Gesprächsablauf der beiden Gesprächsteilnehmer – Moderator Aeschbacher und Langlaufsportler Dario Cologna – soll
als Kontrast zur obigen „Teleblocher“-Sendung gesehen werden.
3.2.1 Sendekonzept „Aeschbacher“ Auf der SRF-Homepage ist folgendes nachzulesen:
Gepflegte Gesprächskultur ohne Schnickschnack. Bei ‚Aeschbacher’ stehen Menschen und
ihre Geschichten im Vordergrund. Die Gäste sind illuster, aber nicht unbedingt prominent,
auch Menschen ‚wie du und ich’ erzählen in ‚Aeschbacher’ Bewegendes, Heiteres und Allzumenschliches.... ‚Aeschbacher’ ist der wöchentliche Late-Night-Talk am Donnerstagabend.... Seit Januar 2001 moderiert [Kurt Aeschbacher] die wöchentliche Late-Talkshow
‚Aeschbacher’. (SRG Deutschschweiz 2012b)
Wie aus dem Beschrieb hervorgeht, handelt es sich um ein Sendeformat, das auf eine
ungezwungene Unterhaltung setzt, wie auch die Bezeichnung „Late-Night-Talk“ nahelegt, wobei die „[g]epflegte Gesprächskultur“ an gehobene, vielleicht auch förmlich
geführte Gespräche denken lässt, hingegen „ohne Schnickschnack“ an eher nachlässige,
informelle Gespräche. Der einleitende Slogan birgt einen Widerspruch in sich, so
scheint es zumindest.
11
Universität Zürich
Robert Horvat
Die Sendung wird jeweils am „Donnerstag, 22.25 Uhr, SRF1“ gesendet, wobei sie in
der „Labor-Bar“ in „Zürich West“ (SRG Deutschschweiz 2012b) eine Stunde zuvor
aufgezeichnet wird (SRG Deutschschweiz 2012a) und somit Live-Charakter aufweist.
3.2.2 Kurt Aeschbacher Kurt Aeschbacher kann mit seinen „mehr als 1000 Livesendungen“ (SRF Deutschschweiz 2012b) zurecht als ein erfahrener Moderator bezeichnet werden. Sein Auftreten
wirkt souverän und entspannt, dementsprechend ist auch sein Moderationsstil von einer
gewissen Ruhe geprägt.
3.2.3 Dario Cologna Von Aeschbacher wird Dario Cologna als „dä Kaiser vom Langlauf“ angekündigt (vgl.
Transkript, Minute 42:31). Colognas Medienauftreten kommentiert Aeschbacher so: „I
han s’Gfühl dir sig so a cuula?“ (Ich habe das Gefühl ihr seid so ein Cooler?) (vgl.
Transkript, Minute 49:22). Cologna wird trotz seiner sportlichen Erfolge und Medienpräsenz hinsichtlich seines Sprachgebrauchs hier als Nicht-Medienprofi eingestuft.
4 Untersuchungsmethode Da es sich hier nicht um eine umfangreiche, empirische Gesprächsanalyse handelt, ist
der Anspruch auf eine vollständige Analyse der Quellen nicht gegeben. Vielmehr soll
die Analyse der ausgesuchten Transkriptauszüge exemplarisch die These belegen oder
widerlegen. Die von Luginbühl herausgearbeiteten „Akte verbaler Gewalt“ sowie die
von Penelope Brown und Stephen C. Levinson zur Höflichkeit erarbeitete Theorie der
„face-threatening acts“ bilden die Basis für die Untersuchung der Transkripte.
Die Transkriptionsregeln folgen prinzipiell den Transkriptionsregeln von Luginbühl
(1999, 309f.), wobei kein Anspruch auf exakte Anwendung dieser Regeln sowie generell kein Anspruch für eine exakte Transkription der Beiträge erhoben werden kann. Es
wird davon ausgegangen, dass für den Gegenstand der Untersuchung die vorliegende
Transkription zweckmässig ist. Ergänzungen und Abweichungen zu Luginbühls Transkriptionsregeln sind: In regelmässigen Abständen wird der Zeitstand des Clips eines
jeweiligen Redebeitrags (Beginn der Rede) am rechten Rand festgehalten. Kommas
werden für Kleinst-Sprechpausen verwendet, wie sie beispielsweise beim Einatmen
entstehen; sie werden also nicht nach den üblichen Kommaregeln gesetzt. Das Einset 12
Universität Zürich
Robert Horvat
zen von Publikumslachen und andere einsetzende Publikumsgeräusche werden angegeben, sofern sie für die Analyse von Bedeutung erscheinen. Hingegen wird die Dauer des
Lachens (oder der Geräusche) nicht vollständig wiedergegeben, da der Zeitpunkt des
Einsetzens massgeblich von Interesse ist.
Nachfolgend eine Beispiel-Sequenz aus dem „Teleblocher“-Transkript mit anschliessender Teilanalyse:
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
Si gsehnd warum si nid in Frog chömand. Mir wäret fertig mit da Sendig
bevor i chan antworta.
Nei [isch guet aber?]
Si händ immer öpa nünzg/ wenn ich vorher/ wenn
[LACHEN...]
SCHAWINSKI:
ich vorher ghört han händ si nünzg Prozent Sprochanteil. Das isch
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
wohrschinlich so ihra Durchschnitt mit däm si läba chönd. Alles drunter
[Jo?]
[UNVERST.]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
isch nöd guet.
Es heisst/ es heisst nid Teleackerer, es heisst Teleblocher.
02:21
Im obigen Beispiel sind Merkmale wie Parallelsprechen, Unterbrechungen und Metasprache festzustellen. Die Aussage Blochers, „Si gsehnd warum si nid in Frog chömand.
Mir wäret fertig mit da Sendig bevor i chan antworta“, ist ein „FTA“ auf das „positive
face“ von Schawinski. Die Analyse dieser Sequenz wird in Kapitel 5 detaillierter ausgeführt.
Das Schweizerdeutsche wird aus Platzgründen nicht übersetzt; im Einzelfall kann es
jedoch übersetzt sein. Es wird davon ausgegangen, dass auch für Standardsprechende
aus dem deutschen Sprachraum die Transkripte genügend verständlich sind oder zumindest mit der Analyse zusammen genügend verständlich werden.
5 Analyse der Transkripte Nachfolgend werden sechs Sequenzen aus der „Teleblocher“- und zwei Sequenzen aus
der „Aeschbacher“-Sendung analysiert.
5.1 „Teleblocher“: „Jubelverastaltig“ Beginn der Sendung:
SCHAWINSKI:
Glaubed si, warum hät ma mich jetz do uufbota, a dära Jubelverastaltig si
z’interviua?
00:00
BLOCHER:
Also ich nima ah erstens well si zuagseit händ?
00:06
13
Universität Zürich
DIVERSE:
Robert Horvat
[LACHT...]
[LACHEN...]
Schawinskis einleitende Frage – „Glaubed si, warum hät ma mich jetz do uufbota, a
dära Jubelverastaltig si z’interviua?“ – erscheint auf den ersten Blick recht harmlos zu
sein. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass „Jubelverastaltig“ eine abwertende
Bezeichnung ist. „Jubiläumsveranstaltung“ wäre wohl die passende, neutrale oder positive Bezeichnung. D.h. Schawinski setzt den Wert der Besonderheit der Veranstaltung –
„5 Jahre Teleblocher“ – gleich zu Beginn der Sendung bewusst herab, was hier als starker „face-threatening act“ auf das „positive face“ von Blocher respektive der Veranstalter aufgefasst werden muss. Zugleich streicht Schawinski die Bedeutung seiner Person –
„mich“ – heraus, wodurch er den Fokus von der Veranstaltung auf seine Person verschiebt. Dies verschärft die Gesichtsbedrohung auf das „positive face“ erheblich. Unterstrichen wird das Ganze durch Schawinskis Intonationsweise. Die gleichzeitige Stützung des „positive face“ (Strategie 2 nach Brown und Levinson) Blochers mit der
zweimaligen Höflichkeitsanrede „Sie“ erweist sich hierbei als irrelevant. Aus dieser
Erkenntnis scheint die Kritik am Konzept von Brown und Levinson, wonach die
Schwere einer Gesichtsbedrohung in direkter Abhängigkeit zur Strategiewahl steht,
berechtigt zu sein; denn beim vorliegenden Fall wird argumentiert, der „FTA“ Angriff
wiege schwer, was eine hochnummerierte Höflichkeitsstrategie (bspw. Strategie 5) zur
Folge haben müsste; es wurde jedoch eine vergleichsweise tiefnummerierte Strategie
gewählt. Da Schawinski als Gastinterviewer hier auftritt, agiert er in dieser Sendung aus
zwei Rollen heraus, als Gast und als Interviewer. Eine „strukturelle Gewalt“ ist hier
nicht erkennbar, sodass man von „personaler Gewalt“ sprechen kann im Sinne einer
Schädigung der „Integrität“ (vgl. Luginbühl 1999, 83) Blochers, was das „kommunikative Zie[l]“ Schawinskis zu sein scheint, um im Rahmen der „trialogische[n] Kommunikationssituation“ (vgl. Luginbühl 1999, 16) vor dem Publikum für sich zu Punkten. Der
Konfliktverlauf des Gesprächs zeichnet sich somit ab. Blocher erkennt Schawinskis
Intention und kontert mit einer rhetorischen Frage ironischen Gehalts. Er zieht das ganze ins Lächerliche, was einem Angriff auf das „positive face“ gleichkommt, und heimst
so die ersten Publikumslacher für sich ein. Beiderseits findet also ein Angriff auf das
„positive face“ statt mit dem Ziel der Diskreditierung des Gesprächspartners.
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Universität Zürich
Robert Horvat
5.2 „Teleblocher“: „nünzg Prozent Sprochanteil“ Die folgende Analyse bezieht sich auf die in Kapitel 4 vorgestellte Gesprächssequenz
(ab Sendeminute 02:21).
Blocher – „Si gsehnd warum si nid in Frog chömand.“ – beginnt mit einem „facethreatening act“ auf das „positive face“ von Schawinski; es findet eine „negative evaluation“ (Brown und Levinson 1987, 66) statt. Blochers anschliessender Satz – „Mir
wäret fertig mit da Sendig bevor i chan antworta.“ – ist als Kritik zu verstehen und deshalb ebenfalls ein Angriff auf das „positive face“. Zugleich ist die Aussage ein „Akt
verbaler Gewalt“ nach Luginbühl, da sie das Gespräch auf die Metaebene verschiebt
und so darauf abzielt, Schawinskis „konversationelle[n] Spielraum“ zu begrenzen, d.h.
so dessen „sprachlich[e] ‘Funktionsfähigkeit’ „ (vgl. Luginbühl 1999, 83) einengt. Hier
wird auch implizit der Vorwurf der Wortemacherei sowie sich in den Mittelpunkt zu
stellen an Schawinski gemacht, wie weiter oben bereits vor über zehn Jahren von den
Tele 24 Userkommentaren thematisiert wurde. Schawinski gibt die Vorwürfe zurück –
„Si händ immer öpa [...] nünzg Prozent Sprochanteil. Das isch wohrschinlich so ihra
Durchschnitt mit däm si läba chönd. Alles drunter isch nöd guet.“ –. Sein Konter greift
in gleicher Weise das „positive face“ an. Schawinski versucht durch die metasprachliche Thematisierung seinerseits die Redefreiheit von Blocher einzuschränken; dabei
stellt sich hier die Frage, ob „strukturelle Gewalt“ oder „personale Gewalt“ vorliegt.
Hier kann ein Vorteil, wenn man von Vor- und Nachteilen sprechen will, in der Sonderrolle des Moderators gesehen werden, denn „böswillige Intentionen zuzuschreiben“
(Luginbühl 1999, 121) ist schwierig, kann sich der Moderator doch meist hinter dem
Deckmantel der Notwendigkeit zur Ausübung „struktureller Gewalt“ verstecken. Im
vorliegenden Fall ist kaum nachzuweisen, dass Böswilligkeit vorliege oder dass der
Moderator „die Rechte und Pflichten ihrer Rolle klar“ (vgl. Luginbühl 1999, 83) übertrete; dies weil Schawinski ja die Länge der Sprechakte nicht als Erster, sondern als
Zweiter thematisiert. Blocher fällt schliesslich Schawinski ins Wort – „Es heisst/ es
heisst nid Teleackerer, es heisst Teleblocher.“ –, d.h. indem er „disruptively interrupting“ (Brown und Levinson 1987, 67) wiederum einen „FTA“ auf das „positive
face“ begeht, versucht er seinerseits hier über „strukturelle Gewalt“ die Berechtigung
für lange Sprechakte durchzusetzen. Somit hat Blocher, da die Sendung sich ja um seine
Person respektive seine politischen Ansichten dreht, eine Sonderrolle und ähnliche
Rechte wie der Interviewer Schawinski. Dies wird durch das Sendekonzept vorgegeben,
15
Universität Zürich
Robert Horvat
das bedeutet, dass hier eine Spezialsituation gegeben ist. Es kann argumentiert werden,
dass Blocher in seiner Sendung gegenüber anderen in anderen Sendungen im Fernsehen
auftretenden Politikern mehr Machtspielraum hat. Zum Verhältnis Politiker-Journalist
erläutert Roth (2004) in seiner Dissertation Politische Sprachberatung als Symbiose von
Linguistik und Sprachkritik. Zu Theorie und Praxis einer kooperativ-kritischen Sprachwissenschaft wie folgt:
Zum einen ist seine Position zumindest dann, wenn er überhaupt zum Kreis der medial ‚gefragten’ Politiker gehört in der Regel keineswegs die schwächere gegenüber den betreffenden Journalisten. Dies bedeutet auch seine prinzipielle Verantwortlichkeit für das, was
‚über den Äther geht’. Zum anderen kann angesichts der auf Grund empirischer Untersuchungen stark zu relativierenden Medienwirkung zumindest dem einzelnen Medienauftritt
keineswegs ein solches Gewicht zugeschrieben werden, dass die Unterwerfung unter die
Logik des Mediums einem gleichsam systemimmanenten Zwang gleichkäme. Und auch
wenn dessen primäre Leistungsfähigkeit im Bereich der ‚Imagearbeit’ liegt, müssen sich
die Medienauftritte der Politiker keineswegs auf diese beschränken. (132)
Abschliessend kann gesagt werden, dass hier „[...] das Gesprächsverhalten des Gegenübers thematisiert [wird], um so die gegnerische Person zu diskreditieren“ (vgl. Luginbühl 1999, 244). Dies geschieht in Kombination mit Gesichtsbedrohungen auf das „positive face“ der Interaktanten.
5.3 „Teleblocher“: „Ich han gmeint si lueget jo kei Fernseh?“ Die nachfolgende Sequenz ist ein gutes Beispiel für das „unterstellen [...] gegenseitig[er] Inkompetenz“ und „das Unterstellen von Unaufrichtigkeit“ mit der Absicht „zur
Diskreditierung der [...] Gegner“ (vgl. Luginbühl 1999, 241, 243).
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Aber das isch a/
Wenn ich/ wenn ich bi ina luaga stoht immer Schawinski
[HEBT ARM HOCH UND FÜHRT
UNTERSTREICHENDE GESTIK AUS]
BLOCHER:
Schawinski Schawinski.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Ich han gmeint si lueget jo kei Fernseh?
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Nei, aber ich liesa/
ich liesa Zitig und ida Ziitig gesehn
(Aber si wüssed immer allefalls?)
[UNVERST.]
BLOCHER:
ich s’Bild vo ihrer Sendig und döt stoht oba Schawinski.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Aber das isch doch/
Aber Herr
Säg ich wüssat denn das d’Lüt no nid dass si so heissed.
SCHAWINSKI:
Blocher. Aber Herr Blocher, warum tönd si sich nöd - selber informiera?
Immer us zweiter Hand will si wüssed immer was am Fernseh cho ischt.
Lueget sälber nöd. Das ischt nöda so/ was söll ich nöd so
Jo
BLOCHER:
Si lueget jo nie.
Nei, aber/ [UNVERST.]
02:43
02:48
02:58
16
Universität Zürich
Robert Horvat
SCHAWINSKI:
fliessig und au nöd, a so suverän wema sich do irgendwelchi Lüt, haltet
wo eim Sache kolportiered.
BLOCHER:
Jo. Also zerscht a mol si hämer doch a Frog gstellt, dia händ si scho
wieder vergessa wägm Herr Benini?
03:18
Zunächst greift Blocher Schawinskis „positive face“ an – „Wenn ich/ wenn ich bi ina
luaga stoht immer Schawinski Schawinski Schawinski.“ –, indem er Schawinski ein
übertriebenes Bedürfnis nach Stützung des „positive face“ unterstellt; wenn man die
abmildernde Höflichkeitsform „ina“ vernachlässigt, so kann hier von einer „baldly, without redress“ (vgl. Brown und Levinson 1987, 69) Gesichtsbedrohung gesprochen werden, die etwas später in gleicher Weise – „Säg ich wüssat denn das d’Lüt no nid dass si
so heissed.“ – wiederholt wird. Blocher bedroht zudem mit nonverbaler Gestik, „expressions of violent (out-of-control) emotions“ (vgl. Brown und Levinson 1987, 66),
ebenfalls das „positive face“ und steigert dabei die Intensität des Angriffs. Blochers
Aussagen sind insbesondere unter der Berücksichtigung „der trialogischen Kommunikationssituation relevant“ (vgl. Luginbühl 1999, 83) und deshalb als Akte „verbaler Gewalt“ einzustufen, da hierdurch eine Diskreditierung Schawinskis vor dem Publikum
stattfindet. Bereits nach dem ersten Angriff Blochers versucht Schawinski mit dem
Vorwurf von Unehrlichkeit – „Ich han gmeint si lueget jo kei Fernseh? Si lueget jo nie.“
–, Blochers Behauptung zu widerlegen und ihn so seinerseits zu diskreditieren; Schawinski verübt dabei einen Angriff auf das „positive face“ Blochers im Sinne von „contradictions or disagreements, challanges (S indicates that he thinks H is wrong or misguided or unreasonable about some issue, such wrongness being associated with disapproval)“ nach Brown und Levinson (1987, 66) und übt damit seinerseits „verbale Gewalt“ aus. Nach dem zweiten Gesichtsbedrohungsangriff greift Schawinski zum Mittel
der „Inkompetenz-Unterstellun[g]“ (vgl. Luginbühl 1999, 242) – „Aber Herr Blocher.
Aber Herr Blocher, warum tönd si sich nöd – selber informiera? Immer us zweiter Hand
[...]. Das isch nöda so/ [...] fliessig und au nöd, a so suverän [...].“ –. Hier wird also
wieder „verbale Gewalt“ ausgeübt mit der Absicht zu diskreditieren. Nichtsdestotrotz,
mit der Wiederholung der höflichen Anrede – „Aber Herr Blocher“ – stützt Schawinski
das „positive face“; auch anerkennt er Blochers Wissen – „[...] si wüsset immer was am
Fernseh cho ischt.“ –, wobei er ebenfalls das „positive face“ Blochers stützt, jedoch nur
um gleich darauf den Wert dieses Wissens in Frage zu stellen, wodurch sich diese Höflichkeitsstrategie in einen Angriff auf das „positive face“ umwandelt. Blocher kontert
wiederum, indem er Schawinski Vergesslichkeit nachweist – „Jo. Also zerscht a mol si
17
Universität Zürich
Robert Horvat
hämer doch a Frog gstellt, dia händ si scho wieder vergessa [...]“ –, d.h. er ignoriert
Schawinskis Frage und stellt somit Schawinskis Autorität und die „Vorrechte des Moderators“ (vgl. Luginbühl 1999, 87) in Frage was einem „FTA“ auf das „positive face“
gleichkommt. Zudem verfolgt Blocher mit dieser Strategie auch die Diskreditierung
Schawinskis durch Anzeigen von „Inkompetenz“; von „verbaler Gewalt“ kann deshalb
auch hier die Rede sein.
5.4 „Teleblocher“: „Das isch eifach an anderi Sprochregelig.“ Die nächste Sequenz ist ein Beispiel dafür, wie Interaktanten auch Metasprache einsetzen, um als Sieger aus der verbalen Auseinandersetzung hervorzugehen.
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
gömmer mol a das würd stimma, dass ich füfzäh Milliona ina Posions
kassa zahla würd. Da/
Das chämed ihna/ chämed ihna nid in
[ZEIGT MIT DAUMEN AUF SCHAWINSKI]
Säged si jo oder nei.
BLOCHER:
Sinn, hä die gmeinnützige Tat. Aber mir scho.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Jo moment a mol. Jetzt a [UNVERST.] mol. Vo ihna/ I mim Unternehma
[UNVERST.]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
isch mis Unternehma. Si händ üch das unter dä Nagel grissa. Und händ
[UNVERST.]
Jo.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
gwüsst ka/
Jo die Basler Zitig.
Und händ
Was han ich unter dä Nagel grissa?
Ah guat.
[LEHNT SICH RICHTUNG SCHAWINSKI VOR]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
gwüsst ka, da/
[UNVERST.]
Nei es isch än Sanierigsfall
Si händs kauft und ich unter da Nagel grissa. Guet, jawohl, ja.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
händ si gwüsst ka.
Guat, okey. Also.
Das ischt eifach an anderi Sprochreglig.
Jo, das isch
04:06
Nach einer vorgängigen Unterstellung Blochers – „Das chämed ihna/ chämed ihna nid
in Sinn, hä die gmeinnützig Tat. Aber mir scho.“ –, mit dem Ziel der Herabsetzung
Schawinskis und der eigenen Aufwertung, d.h. nach einem nach Strategie 1 („without,
redressive action, baldly“) ausgeführten Angriff auf das „positive face“ folgt Schawinskis Gegenschlag – „Si händ üch das unter dä Nagel grissa.“ –; er verwendet die
gleiche Angriffsstrategie. Es stellt sich die Frage, ob Schawinski hier auf Jugendsprache
zurückgreift, bei der „[...] ‚Übertreibung’ nicht nur erlaubt, sondern sogar erforderlich
[ist], um einen Redebeitrag zweckmäßig zu gestalten[,] [und] [g]eschickt eingesetzte
Intensivierungen [...] den Hörer zum Lachen bringen und metasprachliche Kommentare
hervorrufen, [...] also zum Interaktionsspiel [gehören]“ (Androutsopoulos 1998, 361).
Auf die Anschuldigung reagiert Blocher sogleich und fordert zunächst Klarheit über den
18
Universität Zürich
Robert Horvat
Anschuldigungsgegenstand – „Was han ich unter dä Nagel grissa?“ –, worauf Schawinski gezwungen ist zu präzisieren – „Jo die Basler Zitig.“ –, daraufhin greift Blocher
metasprachlich ein – „Si händs kauft und ich unter da Nagel grissa. Guet, jawohl, ja.
Das ischt eifach an anderi Sprochreglig.“ –, d.h. er reagiert wie bei der Jugendsprache
dargestellt, worauf Schawinski zurückstecken muss – „Guat, okey. Also.“ –, „[d]ies
zeigt, dass Metakommunikation, die sich an den Moderator richtet, ein nützliches Mittel
sein kann, um sich gegen Akte verbaler Gewalt zu wehren“ (Luginbühl 1999, 269).
Auch in dieser Sequenz stehen Angriffe auf das „positive face“ mit Diskreditierungsabsichten im Vordergrund.
5.5 „Teleblocher“: „Ich sägs jetz zum dritta mol.“ Nachfolgend zwei kurz aufeinander folgende Ausschnitte. Erster Ausschnitt:
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
wüssed si [HERR BÜRGI?]
Nei aber nomol. Chömer nomol eifach än Antwort ha. - Si
[BERÜHRT BLOCHER AM ARM]
Zweiter Ausschnitt:
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
hand vo vier Zürcher. Und jetz isch eifach d’Frog, eifach d’Frog ar Stell.
Und dä Filippo hät gseit. Ich sägs jetz zum dritta mol. Und vilicht giz
jetz an Antwort und suscht gömar zum nöchschta. Nödamol s’Gegateil
Jo
Schawinski fordert Blocher wiederholt auf, Stellung zu beziehen. In der ersten Sequenz
geschieht dies durch einen Angriff auf das „negative face“, – „Chömer nomol eifach än
Antwort ha.“ –, d.h. er schränkt Blocher in seiner Redefreiheit ein durch eine als Frage
gestaltete Aufforderung und übt so „verbale Gewalt“ aus. Der Angriff auf das „negative
face“ wird insbesondere klar durch die nonverbale Handlung, die Berührung des Armes;
ein klarer Verstoss gegen das „negative face“ Bedürfnis, „the basic claim to territories“
(vgl. Brown und Levinson 1987, 61). In der zweiten Sequenz wird die Forderung zur
Stellungnahme wiederholt und immer vehementer, gar penetrant wird eine Antwort verlangt – „Ich sägs jetzt zum dritta mol.“ –, schliesslich mit Androhung des Themenwechsels – „Und vilicht giz jetz an Antwort und suscht gömer zum nöchschta.“ –. Hier wird
„strukturelle Gewalt“ ausgeübt, denn „[Schawinski] versucht hier [...] durch verbale
Gewalt, sein[en] [Gast] zu [einer] ganz bestimmten Stellungnahme zu bringen“ indem
er eine „Einschränkung auf die Beantwortung einer bestimmten Frage“ macht (vgl.
Luginbühl 1999, 144f.). Es könnte hier argumentiert werden, dass durch die wiederholte
Aufforderung eine bestimmte Frage zu beantworten ein Angriff auf das „positive face“
19
Universität Zürich
Robert Horvat
des Befragten geschieht, denn das Nichtbeantworten der Frage führt ja zur Imageschädigung respektive drängt den Befragten in die Rolle des Unaufrichtigen, was ihn diskreditiert. Im vorliegenden Fall wird deshalb, infolge der Aufdringlichkeit von Schawinski
„[...] personale Gewalt [...] in Verbindung mit struktureller Gewalt [...]“ ausgeübt (vgl.
Luginbühl 1999, 184).
5.6 „Teleblocher“: „Wieso mönd si eigentlich so langi Froga stella do?“ Gegen „strukturelle Gewalt“, wie am obigen Beispiel gezeigt, „[e]rfolgreich wehren
können sich die Gäste nur mit Gegengewalt (unbeirrt weitersprechen oder selbst wieder
unterbrechen) oder durch metakommunikatives Einfordern ihrer Rechte“ (vgl. Luginbühl 1999, 183). Dies tut Blocher in den beiden nachfolgenden Auszügen. Erster Auszug:
BLOCHER:
DIVERSE:
Wieso mönd si eigentlich so langi Froga stella do? – Zersch eima so viel
[LACHEN]
08:14
Zweiter Auszug:
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Uftrag. Und s’isch denn kei klari Antwort übercho. [UNVERST.]
Wia lang fröget
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
si no wia lang do? Huara lang do.
Aber/
chönd si mir/ chönd si mir oder eus
[LACHEN]
18:03
18:06
Indem Blocher auf die metasprachliche Ebene wechselt – „Wieso mönd si eigentlich so
langi Froga stella do? [....] Wia lang fröget si no wia lang do? Huara lang do.“ –, greift
er einerseits durch Unterbrechung im zweiten Fall ein, d.h. durch einen Angriff auf das
„negative face“, im ersten Fall indem er „vor einem TRP“ (vgl. Luginbühl 1999, 182)
eingreift. Bei beiden Sequenzen folgen Publikumslacher, was daraufhin deutet, dass
Blocher die Wirkung seiner Einwände vorausahnend einsetzt, d.h. dass sein Ziel das
Lächerlich machen von Schawinski ist, um dadurch eine Schädigung des „positive face“
zu erreichen und die Diskreditierung. Ganz anders verhalten sich die Interaktanten bei
„Aeschbacher“.
5.7 „Aeschbacher“: „Und das schlot nid uf’s Gmüat […]?“ Dario Cologna wird von Kurt Aeschbacher zu Beginn der Sendung mit viel Lobpreisungen, also durch Stützung des „positive face“ dem Publikum vorgestellt. Nach etwa
zwei Minuten Gesprächszeit folgt diese Sequenz:
AESCHBACHER:
Und das
44:10
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Universität Zürich
COLOGNA:
Robert Horvat
[UNVERST.]
AESCHBACHER:
Momol.
[LACHT]
schlot nid uf’s Gmüat wema do so da liab lang Tag imana sona Tunnel
AESCHBACHER:
DIVERSE:
COLOGNA:
ina hockt? Ha?
[LACHEN]
Mol, es goht öppa einahalb Stund zwei Stunda gohts
Aeschbacher greift hier das „positive face“ von Cologna an – „Und das schlot nid uf’s
Gmüat wema do so da liab lang Tag imana sona Tunnel ina hockt? Ha?“ -, indem er
hier nach Brown und Levinson „the want of every member that his wants be desirable to
at least some others“ (1987, 62) in Frage stellt. Cologna reagiert darauf mit einer Bestätigung – „Mol“ -, d.h. er akzeptiert diese Gesichtsbedrohung und dass sein Bedürfnis
(in einem Tunnel zu trainieren) von anderen nicht geteilt wird. Hier wird sofort klar,
dass die Art der Gesprächsführung eine ganz andere ist als in der untersuchten „Teleblocher“-Sendung. Während Blocher und Schawinski „[…] eine Konfrontation […]
inszenieren, die mit der diskutierten Sache nur noch wenig zu tun hat, es aber erlaubt,
[ihre] ‚verbale Kampffähigkeit‘ vor grossem Publikum unter Beweis zu stellen“ (vgl.
Luginbühl 1999, 241), ist bei Aeschbacher und Cologna dieses Gesprächsmuster nicht
zu beobachten, denn es scheint ihnen wirklich um die Sache zu gehen; Fragen und Antworten werden gegeben nicht um zu diskreditieren, sondern um des Inhalts Willen. Von
einer ernsthaften Schädigung von Colognas „positive face“ kann nicht ausgegangen
werden, nachdem sein „positive face“ zu Beginn der Sendung von Aeschbacher ausreichend gestützt wurde. Das heisst, es gibt eine Abhängigkeit zur Qualität des vorangegangenen Gesprächsverlaufs. Eine Schädigung und somit „verbale Gewalt“ kann hier
nicht der Fall sein. Dazu ein zweites Beispiel.
5.8 „Aeschbacher“: „[…] nid so cool gsi oder […]?“ Auch in der folgenden Sequenz beginnt Aeschbacher einen klaren Angriff auf Colognas
„positive face“:
AESCHBACHER:
(Jo?) es isch
45:46
Jo-ho, es isch nid eba so cool gsi wia/ wia Fuassball oder ä anderi
Sportarata aber, i bin döt dri gwachsa und miar häts/ häts Spass gmacht
sich dussa z’bewega und ä, au mit andernä Chind aso, es isch/ s’Träning
chan au würkli Spass mache wenn, wenn es au richtig gleitet wird jo.
45:51
jo damals nid so wahnsinnig cool gsi oder Langlauf?
COLOGNA:
Auch hier reagiert Cologna nicht mit einem Gegenangriff auf Aeschbachers „positive
face“, sondern er gibt Aeschbacher stattdessen Recht – „Jo-ho, es isch nid so cool gsi
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Universität Zürich
Robert Horvat
[…].“ - und liefert eine Erklärung. Die Frage stellt sich, ob hier Aeschbacher die Absicht zu diskreditieren vorgeworfen werden kann. Im Prinzip kann dies rein aus der isolierten Sequenz heraus nicht entschieden werden, wie auch im ersten Ausschnitt dies
nicht entschieden werden kann. Vielmehr ist es so, dass der ganze Gesprächsverlauf,
wie er sich bis zum Ereignis der Gesichtsbedrohung abspielt, zu berücksichtigen ist.
Vielleicht kann sogar erst nach Gesprächsbeendigung die Qualität der Gesichtsbedrohung beurteilt werden. Das Gesprächsmuster von gelegentlichen Angriffen Aeschbachers auf das „positive face“ Colognas, beispielsweise bei Minute 47:13- „Ir heit noch
dr Matur vo Afang a uf a Sport gsetzt. Nüt rächts glehrt.“ - oder Minute 48:13 –
„Wenn ich eu Langläufer zualuaga dänn dänki dass sind alles Masochischta.“ -, welcher jeweils den Angriff akzeptiert und eine Erklärung respektive Rechtfertigung abliefert, setzt sich im Gesprächsverlauf fort. Dennoch kann hier von Diskreditierungsversuchen Aeschbachers nicht die Rede sein. Vielmehr ist es so, dass durch die am Gesprächsbeginn stattfindende massive Stützung des „positive face“ alle folgenden Angriffe auf das „positive face“ der gleichen Person nicht als Bedrohung erscheinen können, sondern eine ironische Komponente erhalten, die wiederum das „positive face“ der
gleichen Person stützen.
6 Fazit Die Analyse der Quellentexte hat gezeigt, dass die Gesprächsführung in den beiden untersuchten Sendungen von ganz unterschiedlicher Art ist; der Grund hierfür liegt darin,
dass die Interaktanten unterschiedliche Gesprächsziele verfolgen. So wurde bei der untersuchten Sendung „5 Jahre Teleblocher - mit Roger Schawinski, 12.09.2012“ festgestellt, dass Schawinski zwar offiziell die Rolle des Moderators einnimmt, faktisch sich
aber von der Gesprächsführung her dem Politiker annähert. Dies kann begründet werden durch seine permanenten Versuche Christoph Blocher zu diskreditieren, indem er
Angriffe auf dessen „positive face“ durchführt, dabei „Inkompetenz“ oder „Unehrlichkeit“ unterstellt, also indem er „verbale Gewalt“ ausübt. Blocher versucht seinerseits,
Schawinskis „positive face“ zu zerstören, indem er diesem unter anderem Selbstdarstellung vorwirft. Gegen Schawinskis Gesichtsbedrohungsangriffe verwendet Blocher des
Öfteren erfolgreich die Strategie, mittels Metasprache Schawinski lächerlich zu machen,
wodurch er Schawinskis „positive face“ angreift und ihn diskreditiert, also ebenfalls
„verbale Gewalt“ ausübt. Die untersuchten Transkriptsequenzen scheinen die These zu
22
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Robert Horvat
bestätigen, wonach bei politischen, medial ausgetragenen Diskussionssendungen vorwiegend Angriffe auf das „positive face“, mit dem Ziel der gegnerischen „Diskreditierung“, zum Tragen kommen; d.h. „verbale Gewalt“, sowohl „strukturelle“ als auch
„personale“, ist ein „durchgehendes Gesprächs-Prinzip“ (vgl. Luginbühl 1999, 11) solcher Sendungen; Höflichkeitsstrategien werden kaum eingesetzt. Wenn man nicht ausdrücklich von unhöflichen Gesprächen sprechen will, so kann zumindest die generelle
Abwesenheit von Höflichkeit in solchen Gesprächen festgestellt werden. Es geht nicht
um die Sache, es geht um die Darstellung der eigenen Überlegenheit vor einem Publikum. So kann Folgendes bestätigt werden:
Schließlich gehört die Vorstellung, dass Politik vom Konflikt unterschiedlicher Interessen
geprägt ist, dass die Aufwertung der eigenen sowie die Abwertung der gegnerischen Position zu den Basisstrategien der politischen Kommunikation gehören, dass Wörter also in diesem Sinne als Waffen gebraucht werden, zu ihren Grundvoraussetzungen (vgl. Klein 1998).
(Roth und Dürscheid 2010, 2)
Sei es „Talkshow“ (Minute 24:09), wie Mathias Ackeret meint, „Verlutbarigsjornalismus“, wie Schawinski meint oder schlicht „Talk“, wie Blocher sie definiert, auch wenn
„Bezeichnungskämpfe“ (vgl. Nussbaumer 2010, 316) wichtig scheinen, im Gegensatz
zur politischen Sendung ist die Gesprächsführung in einer der Alltagssprache nahen
Sendung, wie im Format „Aeschbacher. Ein Tick anders“, anders geortet. So wird über
die massive Stützung des „positive face“ des Gesprächspartners, wohl in der Regel vom
Moderator ausgeführt, im Vornherein nachfolgende Gesichtsbedrohungen auf das „positive face“ neutralisiert, wenn nicht gar wieder in eine Stützung umgewandelt. Dadurch
kann der vom Angriff Betroffene dann auch schadlos die Gesichtsbedrohung akzeptieren und auf einen Gegenangriff verzichten, stattdessen Erklärungen abgeben und sachlich vorgehen, d.h. es findet keine „verbale Gewalt“ statt. Das Gespräch wirkt dadurch
höflich. Hier liegt also der Unterschied zur politischen Diskussion.
Die exemplarischen Untersuchungen können nur als Stichproben gesehen werden; die
gewonnenen Ergebnisse sind also nicht hieb- und stichfest. Viele Aspekte müssten für
die Untersuchung noch einbezogen werden, wie beispielsweise die „[s]ociological variables“ (vgl. Brown und Levinson 1987, 74) oder auch das nonverbale Verhalten und die
Emotionalität der Gesprächsführung. Abschliessend kann gesagt werden: Die in Luginbühls Arbeit zur „Arena“ herausgearbeiteten Gesprächsstrategien seitens des Moderators und der Politiker konnten auch in der untersuchten „Teleblocher“-Sendung
grossteils erkannt werden, wobei eindeutige Strategiezuteilungen auf Interviewer und
Interviewter nicht gegeben sind, vielmehr Überschneidungen in den Strategieanwen 23
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Robert Horvat
dungen stattfinden. Auch wurde festgestellt, dass die Theorie von Brown und Levinson
nicht auf isolierte Sequenzen allein angewendet werden kann, sondern eine ganzheitliche Betrachtung des stattfindenden Gesprächs, von Anfang bis Ende, angestrebt werden
muss, um effektiv entscheiden zu können, welches Ausmass eine Gesichtsbedrohung
hat. Diese Feststellung entspricht auch der Forderung Lochers:
My definition of politeness calls for a qualitative approach to data that takes the dynamics
of an interaction into account. Politeness cannot be investigated without looking in detail at
the context, the speakers the situation and the evoked norms. (2004, 91)
D.h. auch, die Abhängigkeit der Rangierung der Strategien zur Intensität der Gesichtsbedrohung muss in Frage gestellt werden. Somit scheint die Kritik von Locher und anderen Linguisten am „face-saving-Konzept“ (vgl. Lüger 2011, 14) von Brown und Levinson (1987) in der Tat berechtigt zu sein.
24
Universität Zürich
Robert Horvat
7 Bibliografie Aeschbacher. Ein Tick anders. Fernsehsendung, ausgestrahlt auf SRF1, 12.09.2013.
Androutsopoulos, Jannis K. (1998): Deutsche Jugendsprache. Untersuchungen zu ihren
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unter: http://www.youtube.com/watch?v=cOzN0LmKfz8&list=HL1388777389.
<20.12.2013>.
Brown, Penelope/Levinson, Stephen C. (1987): Politeness. Some universals in language
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rechtschreibung/Hoeflichkeit. <31.12.2013>.
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Ehrhardt, Claus (2011): Unhöflichkeit in TV-Talkshows?. In: Der Deutschunterricht 2,
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Westdeutscher Verlag, S. 376-395.
Liebenberg, Mark (2012): Blocher vs. Schawinski im Zunftsaal. Schaffhauser Nachrichten Donnerstag 13. September 2012. http://www.rhetorik.ch/Aktuell/12/09_14/
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Linke, Angelika/Nussbaumer, Markus/Portmann, Paul R. (2004): Studienbuch Linguistik. 5., erw. Auflage. Tübingen: Niemeyer (= Reihe germanistische Linguistik 121).
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Locher, Miriam A. (2001): The Interface of Power and Politeness in Disagreements: An
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language. In: Bousfield, Derek/Locher Miriam A. (Hrsg.): Impoliteness in Language.
Studies on ist Interplay with Power in Theory and Practice. Berlin, New York: Mouton de Gruyter (= Language, Power and Social Process 21), S. 1-13.
Lüger, Heinz-Helmut (2011): Höflichkeitsstile im Vergleich. In: Der Deutschunterricht
2, S. 13-22.
25
Universität Zürich
Robert Horvat
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das Fingerspitzengefühl“. In: Roth, Kersten Sven/Dürscheid, Christa (Hrsg.): Wahl
der Wörter – Wahl der Waffen? Sprache und Politik in der Schweiz. Bremen: Hempen Verlag (= Sprache – Politik – Gesellschaft 4), S. 315-321.
Roth, Kersten Sven (2004): Politische Sprachberatung als Symbiose von Linguistik und
Sprachkritik. Zu Theorie und Praxis einer kooperativ-kritischen Sprachwissenschaft.
Tübingen: Max Niemeyer Verlag (= Reihe germanistische Linguistik 249).
Roth, Kersten Sven/Dürscheid, Christa (2010): Sprache und Politik in der Schweiz.
Umrisse eines Forschungsfelds. In: Roth, Kersten Sven/Dürscheid, Christa (Hrsg.):
Wahl der Wörter – Wahl der Waffen? Sprache und Politik in der Schweiz. Bremen:
Hempen Verlag (= Sprache – Politik – Gesellschaft 4), S. 1-11.
Spring, Roy (1999): Einer gegen Alle. Das andere Gesicht des Roger Schawinski. Zürich: Weltwoche-ABC-Verlag.
SRG Deutschschweiz (2012a): Making of „Aeschbacher“ - „Mit Herz und Humor“.
Online unter: http://www.srf.ch/unterhaltung/events-shows/making-of-aeschbachermit-herz-und-humor. <07.01.2014>.
SRG Deutschschweiz (2012b):
Sendungsporträt. Online unter: http://www.srf.
ch/sendungen/aeschbacher/sendungsportraet. <07.01.2014>.
Teleblocher (2012): Das Blocher-Prinzip. Online unter: http://www.teleblocher.ch/buch.
<08.01.2014>.
Watts, Richard J. (2010): Linguistic politeness theory and its aftermath: Recent research
trails. In: Locher, Miriam A./Graham, Sage L. (Hrsg.): Interpersonal Pragmatics.
Berlin, New York: De Gruyter Mouton (= Handbooks of Pragmatics 6), S. 43-70.
26
Universität Zürich
Robert Horvat
8 Appendix 8.1 Appendix I: Transkript „5 Jahre Teleblocher -­‐ mit Roger Schawinski, 12.09.2012“ Nachfolgend liegt eine vollständige Transkription der Sendung „5 Jahre Teleblocher –
mit Roger Schawinski, 12.09.2012“ (vgl. BlocherTV 2013) vor. Die angewandten
Transkribierungsregeln sind unter Punkt 4 beschrieben.
SCHAWINSKI:
Glaubed si, warum hät ma mich jetz do uufbota, a dära Jubelverastaltig si
z’interviua?
00:00
BLOCHER:
00:06
DIVERSE:
Also ich nima ah erstens well si zuagseit händ?
[LACHT...]
[LACHEN...]
SCHAWINSKI:
Das isch aber nochher cho. - Wieso hät ma mich agfröget?
00:10
BLOCHER:
DIVERSE:
Ma hät agnoh si säged zue. – Zweitens – ich ha wärt druf gleit
[LACHEN...]
00:13
BLOCHER:
[UNVERSTÄNDLICH] hät jo gseit ma mached das. – Ladet möglichscht vil Kritiker ii, ladet möglischt viel i wo/ wo eigentlich immer gäga
mich schriebe und si khörend zu däna, und do wot ich ihna gratuliere wo
eigentlich am meischte gega mich schriebt und sendet.
SCHAWINSKI:
Also noch feuif Johr endlich s’erschte richtige Interviu ich glauba das
[KLATSCHT IN EINMAL IN DIE HÄNDE]
händ si verdient. Noch all dära Zit mitm Mathias Ackeret. Was findet
[SCHAUT KURZ AUF EINE
NOTIZ?]
[LACHEN...]
DIVERSE:
00:35
SCHAWINSKI:
si vo ihm, warum meinet si, dass er geignet ischt, ihna jeda wucha, äh die
Froga stella und dass si deta ihri Sache so wie mas jetz khört hend eifach
ungfilteret chönd durageh.
BLOCHER:
Jo, - will, wema wot zu än Journalischt wo nid vorallem wot sich selber
khöra. Denn sind si dr falsch. [UNVERST.] FALSCH oder? Er isch eina
[ZEIGT MIT FINGER MEHRMALS AUF SCHAW.]
wo Froga stellt und wot ussa ne und aschiinend, - i dem Teleblocher wird
das gschätzt. Etz dä wos nid schätzt muass jo nid luaga.
00:53
SCHAWINSKI:
Genau. Aber warum macht jetzt da Norbert (Neininger?) das müand eus
überlega, är finanziert das. Was choscht das Norbert?
[UNVERSTÄNDLICH. ANTWORTET AUS DEM PUBLIKUM. IST
NICHT IM BILD.]
01:17
? (NEININGER?):
SCHAWINSKI:
Was choscht das? Alles in allem? Du finanzirsch das. Ich mein, das isch
[BERÜHRT BLOCHER AM ARM]
jetz öpis wo si glaub nöd finanziera/ [UNVERST.] Finanziera Basler
Zitig. Si mached jedi Wucha sit zäh Johr an Inserat id/ ida Wältwucha.
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BLOCHER:
Robert Horvat
Nei halt halt stimmt/ stimmt -
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Si mached [UNVERST..............................]
aber stim/ aber stimmt [UNVERST.] Au do za/ au do finanzier ich.
SCHAWINSKI:
Ah, da finanziered si au. Ok.
[DREHT SICH WIE ÜBERRASCHT ZUM PUBLIKUM HIN UND
HEBT DIE HÄNDE ZU EINER ENTSCHULDIGUNGSGESTE
HOCH.]
01:40
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Wüssat si warum? – [Chum?] immer gratis. [Chum?] immer gratis. Jo
Ich het/ Ich het mi au überrascht wenn’s nöd so wär. Genau. - Jo, das
[LACHT]
isch guat.
01:42
BLOCHER:
wenn ich do min Lohn würd rechna chönt jo das gar nid zahla.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Eba. Do müassted si sich sälber zahla. Da müassted si sich sälber zahla.
[LACHT]
01:49
SCHAWINSKI:
Aber blieba mr doch no rasch bi da Basler Zitig. Si händ voraher da Herr
Benini agsprocha. Dä hät letschta Wuchanend gschrieba si müand wiiteri
füfzäh Milliona, id Pensionskasse, ina gäh. Dä Filippo Leutenegger hät
gseit nöda mol s’Gegateil, isch wohr. Was isch jetz do richtig? – Will
s’letschtmol, das isch woma do glaub am laufa gsi sind, da isch glaub ich
noch da zähtusigschta Sendig Teleblocher gsi, händ si gseit ka, si händ
nüt z’tue äh mit da Basler Zitig. Das hät sich jo mitlerwila veränderet au
offiziell. Aso was isch jetzt mit däna füfzäh Milliona?
01:52
BLOCHER:
02:21
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
Si gsehnd warum si nid in Frog chömand. Mir wäret fertig mit da Sendig
bevor i chan antworta.
Nei [isch guet aber?]
Si händ immer öpa nünzg/ wenn ich vorher/ wenn
[LACHEN...]
SCHAWINSKI:
ich vorher ghört han händ si nünzg Prozent Sprochanteil. Das isch
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
wohrschinlich so ihra Durchschnitt mit däm si läba chönd. Alles drunter
[Jo?]
[UNVERST.]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
isch nöd guet.
Es heisst/ es heisst nid Teleackerer, es heisst Teleblocher.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Ah.
Ihres heisst Tele Schawinski do bini überzügt.
[LAUT. ZEIGT MIT FINGER AUF SCHAWINSKI.]
[LACHEN]
02:40
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Aber das isch a/
Wenn ich/ wenn ich bi ina luaga stoht immer Schawinski
[HEBT ARM HOCH UND FÜHRT
UNTERSTREICHENDE GESTIK AUS]
02:43
BLOCHER:
Schawinski Schawinski.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Ich han gmeint si lueget jo kei Fernseh?
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Nei, aber ich liesa/
ich liesa Zitig und ida Ziitig gesehn
(Aber si wüssed immer allefalls?)
[UNVERST.]
DIVERSE:
Si lueget jo nie.
Nei, aber/ [UNVERST.]
02:48
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Robert Horvat
BLOCHER:
ich s’Bild vo ihrer Sendig und döt stoht oba Schawinski.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Aber das isch doch/
Aber Herr
Säg ich wüssat denn das d’Lüt no nid dass si so heissed.
SCHAWINSKI:
Blocher. Aber Herr Blocher, warum tönd si sich nöd - selber informiera?
Immer us zweiter Hand will si wüssed immer was am Fernseh cho ischt.
Lueget sälber nöd. Das ischt nöda so/ was söll ich nöd so
Jo
BLOCHER:
02:58
SCHAWINSKI:
fliessig und au nöd, a so suverän wema sich do irgendwelchi Lüt, haltet
wo eim Sache kolportiered.
BLOCHER:
Jo. Also zerscht a mol si hämer doch a Frog gstellt, dia händ si scho
wieder vergessa wägm Herr Benini?
03:18
SCHAWEINSKI:
BLOCHER:
Nei si händ eifach nöd gantwortet.
(Si händ erscht gred?) Jawohl, i chuma scho no.
03:23
BLOCHER:
[Mitm?] Teleblocher cha ma sehr schön ziit neh.
[SCHMUNZELT]
03:27
SCHAWINSKI:
Da isch da
Da isch etz/
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
wo d’Lüt eba schätzed. Ich bi/ Ich muess jetz ihna säga. Ich ha am
JAWOHL
[LEGT HAND VOR DEN MUND]
BLOCHER:
Mäntig hät mr mir das gschickt do dä, Sermon woner hät Herr Benini
muan ich säga das ischt an führsorglicha Mensch. - Dä kümeret sich ob
ich wo was zahla. Stellat sich mol vor. Chönt an nid brucha als Buachhalter wills nid ganz richtig
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
ischt, ich bruch a Buachhaltig/ Aber immerhin sorget er sich. Und jetzig,
Aber
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
gömmer mol a das würd stimma, dass ich füfzäh Milliona ina Posions
kassa zahla würd. Da/
Das chämed ihna/ chämed ihna nid in
[ZEIGT MIT DAUMEN AUF SCHAWINSKI]
Säged si jo oder nei.
BLOCHER:
Sinn, hä die gmeinnützige Tat. Aber mir scho.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Jo moment a mol. Jetzt a [UNVERST.] mol. Vo ihna/ I mim Unternehma
[UNVERST.]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
isch mis Unternehma. Si händ üch das unter dä Nagel grissa. Und händ
[UNVERST.]
Jo.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
gwüsst ka/
Jo die Basler Zitig.
Und händ
Was han ich unter dä Nagel grissa?
Ah guat.
[LEHNT SICH RICHTUNG SCHAWINSKI VOR]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
gwüsst ka, da/
[UNVERST.]
Nei es isch än Sanierigsfall
Si händs kauft und ich unter da Nagel grissa. Guet, jawohl, ja.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
händ si gwüsst ka.
Guat, okey. Also.
Das ischt eifach an anderi Sprochreglig.
Jo, das isch
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
än Sanierigsfall. Sanierigsfäll chama unter dä Nagel riissa.
Also guet [UNVERST.]
Si händs jo übernoh.
04:06
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Robert Horvat
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Jo jo ich/ ich han jo nid klagt.
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Ich han nid klagt. - Über mini Verantwortig.
Eba aber stimmts oder stimmts nöd? Well da Filippo
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Leutenegger ihra CEO hät gseit nödamol s’Gegateil isch richtig.
Luaget si
es isch a/
Loset si sisch a so.
BLOCHER:
Dia Kassa isch a Posionskassa, isch sanieret gsi, wia alli Kassa und wär
mua dia saniere? Dr Arbeitgeber. Und wär isch dr Arbeitgeber? Basler
Zitig. Und [UNVERST.] dr wüssat bi dr Basler Zitig, wenni abmacha
mit da Nationära. Erstens, - für dia Defizit wo das git i däm Sanierigsfall
falls äs git. - Das müand si au mir überloh. Stand ich. Und zweitens, ich
wot aber au mitreda wia si saniert wird, wenn ich muass s’Risiko träga.
04:39
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Und was mached mir? Ich weiss nöd was dia Sanierig vo dära Kassa
Chöma mr zum Punkt.
05:14
BLOCHER:
schlussendlich choschtet. Und wenn si choschtet, muan ich ihna doch kei
Rächaschaft ablega. Und am Herr Benini au nid. Där wo dia Zitig gärn
[WIRD LAUT UND
SPRICHT MIT HOHER STIMME]
wet muas jo schriba wia himmeltrurig dia Zitig ischt und die isch jetz
voram Untergang. Än Tag spöter schribt dia gliche Zitig hocherstaunlich
Basler Zitig häg meh Läser als vorama Johr. Säg ich das isch jetzt interessant. Di/ Die journalistische Substanz wird bezahlt. Isch au neui Erschinig. Etz stigt dia. - Ich ha mit vil grössara Verluscht grechnat.
Wenn’s inara Zitig, und das/
Das isch jo gloga, das isch jo gloga. Dia Zahla sind
[OHNE MIKROPHON. AUS DEM PUBLIKUM. PERSON NICHT
GEZEIGT]
XM:
04:27
Also guat. – Was klagt?
XM:
gloga Herr Blocher si wüsseds doch au.
BLOCHER:
Aso loset si. I cha jo nid uf dia Zahla stamma jo nid vo mir. Es isch klar
wenns duruf goht isches gloga und wenns durab gönd stimmends. Da
[LAUT]
wüssed si [HERR BÜRGI?]
Nei aber nomol. Chömer nomol eifach än Antwort ha. - Si
[BERÜHRT BLOCHER AM ARM]
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
händ a so chli im Konditionalis gred. Stimmt das das si/ will, ira CEO,
ich mein Basler Zitig moma no säga wird jetz dominiert jetzt alles vo
Zürcher dr Christoph Blocher zahlt. Dä CEO/ Dä Präsident isch dä Philippo Leutenegger, dä CEO isch dr Rolf Bollmann dä Chefredaktor dr
Markus Somm usm Argau. Das händ Basler wahnsinnig gärn, oder.
[ah?]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Cha ma sich vorstella. Well mir Zürcher sind bsunders beliabt bi Basel.
Da isch fascht wia s’Fä/
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Fascht wias Schwiizerfernseh das händ dia Berner Saugärn dass si
Genau.
BLOCHER:
Zürcher sind und dr [UNVERST.] und [UNVERST.]
[LACHT]
Genau
Also, aber jetz isch das voll i da
SCHAWINSKI:
04:30
05:56
06:33
30
Universität Zürich
SCHAWINSKI:
Robert Horvat
BLOCHER:
hand vo vier Zürcher. Und jetz isch eifach d’Frog, eifach d’Frog ar Stell.
Und dä Filippo hät gseit. Ich sägs jetz zum dritta mol. Und vilicht giz
jetz an Antwort und suscht gömar zum nöchschta. Nödamol s’Gegateil
Jo
SCHAWINSKI:
isch richtig. Was isch richtig?
BLOCHER:
Was är gseit hät weiss ich nöd. Ich säg am Herr Benini. I würdi nöd a so
[RICHTET SICH AN HERR
BENINI IM PUBLIKUM?]
Züg schriba. Aber si hämer jo gschriba und ich ha ihna kei Antwort geh
well ich säga, was i dära Firma isch und wievil was wo choscht und wär
BLOCHER:
[„?(BENINI?)“]
was zahlt säged mir nöd.
BLOCHER:
Zitig. Aber mir fröged si eba au nid drum müand sis nöd säga und wema
s’würdi fröga, stimtis nöd.
[„?(BENINI?)“]
Si händs aber [ane?] Fachzitschrift bestätiget.
BLOCHER:
Was? – Da isch jo klar. Wenn a Kassa saniert wird über d’Basler Zitig,
und ich - - s’Defizit träg und wenn’s eis git, denn isch jo klar wär’s
schlussendlich zahlt.
[LÄSST HAND GERÄUSCHVOLL AUF TISCH FALLEN]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Also, denn stimmt. Denn wet ich no fröga stimmt das
Aber ich muass ihna säga, da
gsehn si – was das heisst, eina wo a Zitig überninnt mit Verantwortig.
07:32
SCHAWINSKI:
Aber warum mached si das. Si händ vorig gseit wäga Unabhängigkeit.
Mä hät jetz gmerkt ka so unabhängig isches jo nöd will dr Markus
Nöd?
07:42
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Mir säged immer no chli meh als Züri
[Si händ?... UNVERST.]
BLOCHER:
Somm hät gseit är seg dr Stadthalter vom Christoph Blocher. Aso, das
tönt nöd sehr unabhängig, tönt au nid sehr journalistisch. Äh, - Frog
hö
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
isch jetzig, das isch eba än Sanierigsfall nebat allem andere. Äh, es hät
[UNV.]
SCHAWINSKI:
gheissa und das hani au chöna läsa noch da Wahla wärdi dän, dr Kahlschlag cho. Dr Rolf Bollmann, wo jetz ina chunt vom Tagesanzeiger das
isch dr Eisenfuss gsi scho im Fuassball. Dä macht das relativ locker.
Chama mit däm rechna mitama grossa Kahlschlag.
BLOCHER:
DIVERSE:
Wieso mönd si eigentlich so langi Froga stella do? – Zersch eima so viel
[LACHEN]
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Züg undarschiaba halbpatzig dä hät gseit dä säb hät gseit wenn si fertig
[MACHT EINE AUSHOLENDE HANDBEWEGUNG]
sind, ich bin jetz än alta Ma, ich weiss doch nüma was si mir scho alles
unterschoba händ jetz nur i däna/
Nur a F/ Nei, nid ei
[ERHEBT ZEIGEFINGER]
Isch nur a Frog, gsi. [UNV.] Frog isch
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
klar. - Gits, noch da Wahla, grösseri Entlassiga bi da Basler Zitig?
[UNV.] Was?
Aso jetz
05:59
07:15
08:14
31
Universität Zürich
Robert Horvat
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
muass ich ihna säga d’Wahla/
d’Wahla spiland a kei Rolla. Ich säg
Well si wend jo kei/ keis
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
ihna nomol wie dia Basler Zitig STOHT, HERR SCHAWINSKI. Si
[NICKT NACHDRÜCKLICH]
Jo
wüssets. Und er weisses au.
Züri Zitig weiss es no besser. Si häts
[ZEIGT AUF BENINI?]
Was?
BLOCHER:
jo wella chaufa. Dia Basler Zitig isch bstoht nöd ussara Zitig – das
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
meinend alli. Na/ Ned säge si wüssi si händ gfrögat müand si nid säga si
[LAUT. ZEIGT AUF SCHAWINSKI]
Nei mir wüssends [UNVERST.]
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
wüssets. Sus müand si jo nid a Frog stella wo si scho wüssed.
[UNVERST.]
Ich han
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
öpis anders gfrögat.
Und dia Basler Zitig isch fascht a chlina Konzern. Dia hät Broker. Da hät
BLOCHER:
[Birkhüser?] das isch Spezialfirma. Dia hät, a eigeni Druckerei i dä ganze Schwiz gits vil z’grossi Druckkapazitäta. Das/ Züri Zitig hät letscht
gschlossa. D’Tagesazeiger hät gschlossa. - Dia Zit/ Dia Druckerei muass
inera Zämaarbeit, - uf Damm brocht wärda. Welli [UNVERST.] Druckereia wo gschlossa werda weiss ich nöd, ob ma dia tuat. Si isch sehr modern, hät ä grossa Vorteil. - Das isch jetzt nöd s’Hauptproblem. Si hät
Grundstück, risigi Grundstück wo si nöd brucht. Si hät ä z’grossi Verschuldig. Si hät viel Zinsa. Und wüssat si. Ich ha meh Firmana
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
erfolgrich saniert als si.
BLOCHER:
wo/ und jetzt mua ma dia aluega. Und jetz wend ali scho wüssa, was
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
macha dr denn?
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Bollmann - Dä hät ma kholt. Well dä chunt/ Dä verstoht öpis vomana
Jo
BLOCHER:
Verlag, vonara Zitig. Dä cha ma au säb Problem drah neh. Da hät ma bis
jetz nid gross dra gno. Zweitens, dä het im Tagesazeiger glehrt wia mr
Zitiga und än Verlag saniert. Und dä isch jetz dr starchi ma döt duna.
Und f/ sehr ä guata Ma dä verfolg i scho sid johra scho bim zwänzg
Minuta. Isch hüt di gröschti Zitig i dä Schwitz. Hät där ufbaut. Ich ha dä
guat verfolgt für/ für d’Norwega. Das sind Lüt wo mir passed. Därigi wo
dri gönd. Wüssat si. Und nur d’Sach gsehn und suscht gar nüt. Aso si
[BALLT DIE FAUST]
Ok.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Das isch richtig.
09:02
Also. Und das isch a wiitere
Und was heisst das?
Wü/ Wüssa mr nöd.
Aber dr Herr
Guat. Si mr/ hämer das
Guat.
chönt i nid brucha. Nei, äh - Nei
Aber – es is/ Aber Herr Blocher, aber Herr
[LAUT. HEBT DIE ARME]
[LACHEN]
Blocher warum - immer wenn si kritisiert wärdet wärdet si irgend amna
Punkt unflätig. Wieso müand si das macha?
Das
Wa isch das unflätig?
10:03
10:44
10:47
10:57
32
Universität Zürich
Robert Horvat
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
isch unflätig jo. Nei,
nei ich muassa säga ich/ ich muass mis Liacht
[UNV.] Jo aso bi ihna nöd.
Jetz wäred si scho verruckt?
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
nid unter dr Scheffel stella. Au nid als Unternehma. Und ich beleidige
Nei
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
si au nöd.
aber für/ Aber ich chönt mit ihna nid a Firma saniera. Das chämt nid
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
guat. - Nei
Jo aber glich, si müand/ wieso isches immer wennd si i da Defensiva
11:10
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
wärda, den verlürad si Kontenos. Das söted si doch, i ihrem Alter
Guat. Also
11:16
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
[UNV.]
Guat, also.
Denn simar wieder mitanand fründlich.
Was händ si susch no
BLOCHER:
DIVERSE:
SCHAWINSKI:
fründlichs?
[LACHEN]
Guat. - Si händ vorhär gseit ka immer wend SVP agriffa wird
den händ sis gfühl jo eba ma ligad richtig. Aber jetz tüand jo d SVPler
d’SVP agrifa. Dä Toni Bortoluzzi, hät d’SVP kritisiert. Dän aber au no
dr Bruno Zuppiger hät heftig d’SVP kritisiert hät gseit, im Härza blib ich
n SVPler das heisst, hät dr Ustrit geh und so. Das isch doch neu.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Mi/ Das isch ä neus Phänomen.
SCHAWINSKI:
Bortoluzzi, das isch dr bravi Partisolat/ d äh Soldat. Toni Bortoluzzi dä
hets eifacht irgend [UNV.] nüma usghalta, mit däm Stil vor allem vo
däm Mörgali. Das wür mir etzig ä wen ich si wär. Si händ das ganzi
ufbaut, würd mir jetz Sorga macha, wür nid eifach wegwüscha.
BLOCHER:
[UNV.] sind si än andere Typ. - - Glaubet si doch nid dass das öpis abnormals isch. Herga ich ha i dr Afangszita bi dr SVP Ustrit ka will mir –
gseit händ das goht nöd, das macht ma nöd so. Und zweitens, da isch a
Zeicha vo da Läbendigkeit inara Partei wo sonig Usanandersetziga sind.
Jetz sind das menschlichi Regiga wen eina - find dr Ander häti nöd sölla
Deligierteversammlig chera. Und dr Ander find, är heti nöd sölla dia
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Vorlag vertreta. Das isch Alltag.
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Jo und jetz [UNV.] er isch jo nid uf d’SVP los är hät gseit, loset ir
und öffentlich
Jo aber
BLOCHER:
Zürcher i dära Deligierteversammlig hetidr/ heted ir gar nid sölla reda.
Han ich zum Toni Bortoluzzi gseit, das goht nöd. Dia mönd Gegner
BLOCHER:
bringa.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
11:06
11:22
Das wichtigste, ich mein dr Toni
Nei
[LEISE]
Jo aber dass är denn uf d’SVP losgoht
Dr Fähler isch amna andere Ort passirt. Wend si än Fähler
[HEBT ZEIGEFINGER]
12:04
12:38
12:40
12:54
Also
wond ghöra. Där interessiert si vilicht nid. - Da isch immer s’glich i da
Parteia wend Fähler passiara. Immer d Ussanandersetziga usm wäg goh.
I da FRAKTION ischr passiert. Ich bin dina gsässa. Ha döt kei Stimmrecht ka, welli nöd im Nationalrot gsi bi. - Jetz chunt dia Vorlag Mana-
33
Universität Zürich
Robert Horvat
ged Care. - Han ich gseit dia isch scho gstorba bevor ma öpis säged. - A
Gsundheitsvorlag mitm Titel Managed Care, das cha nu verrecka. Wär
ad Gsundheit dänkt wo kein Mänädjer isch bsundrs inere Zit wo’s vo da
Mänädjer vor allem ad Abzocker denkt. Zweitens, - dr Toni Bertoluzzi
hät allei referiert. - Niamert isch rächt drus cho und dän hät ma gfröget,
also dän stimma ma däm zua. Do han ich doch gmerkt wia dia zuastimmed. Eina hät grüaft, also somna Seich stimm ich sicher nöd zua.
Där hät ma au nöd behandlet. - Und nochane goht ma ussa vor Deligiertaversammlig und den fanget sich Politiker a mit dr Vorlag beschäftiga.
Und dän kipats. I dr Abstimmig [UNV.] wen dia, ich weiss jo au nöd
[ZEIGT MIT FINGER AUF SCHAWINSKI]
dr Herr [Mörgali?] würd säga stimmt au widr nöd. Cha si. Es wird gseit,
[ZEIGT INS PUBLIKUM]
d’SVP Ahänger häged zu feufadachzprozent gäga dia Managed Care
Vorlag gschtuma. I nima’s ah wen das stimmt gsehn si s’lit nöd so
schlächt. Und jetzig, gits Beleidigunga. Toni Bortoluzzi, das stimmt. Das
isch ä ganz n guata Gsundheitspolitiker, aber do, hätr das i dära Kommission sich so chli, füahra loh UND – nochana hät ma kein Gegner i dr
Fraktion kah und das hät mr au für ihn leid tua will/ will ich begrif cha
säga jetz händr mr zua gstimmt. Döt isch dr Fähler gläga aber nid das do
zwei a chli und jetzi, dr Herr Zuppiger säg öpis gäga d’Partai. [UNV.]
gfunda d’Partai söll säga er söll bliba. Si mönd halt das säga, meinet si
[LAUT. MIT HOHER STIMMLAGE]
wen ich/ ich bin Unternehmer gsi. Meinet si mini Mitarbeiter häged bi
jedera Aktion gseit das isch toll wo mir mached. Häts därig kah dr Blocher dä spinnt jo wa ma do macht. Wenn’s guat ussa chunt sind’s sinds
all da bi gsi.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Also, sit irer Abwahl zweitusigsiba goht’s eigentlich s’Loch ab.
D’Wahla zweitusigelf denn Ständerotswahla ecetera. Und jetz i däm
Klima, chömad eba so Lüt wia Bortoluzzi, oder äh, dänn au eba dr Herr
Zuppiger, wo äh irgendwia sich kritisch üsseret. D’Yvette Estermann
verlürt ira Doktortitel will si dä nöd hät. Und dä, Christoph Mörgeli, ich
ha dr Bricht übrigens khört vo da Uni isch hüt obig ussa cho. Es goht nöd
in ersta Linia um Ehrverletziga sondern, es isch bestätigat,
und
Nei [UNV.] Persönlichkeit
15:04
SCHAWINSKI:
es goht au nid um Persönli/ es isch bestätiget, dass das eifach, nöd ufm
wisseschaftlicha Standard i/ und das zäma i dä Kombination, isch doch
für iri Partai wo si gross gmacht händ, eifach verheerend.
BLOCHER:
Nöd verheerend aber unagnehm. - - Isch halt ma hät kei Partai [UNV.]
wem bim Herr Schawinski sim Unternehma öpis isch, und jeda seit jetz
macha mr vom Morga bis z’Obig gömr go luaga ob ma no öpis findend - und das schriband wärdet si verruckt und säged isch ä Sauerei. S’isch
nöd verheerend für ires Unter/ wenn sis guat mached isch nöd verheerend.
15:45
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Eba aber es isch nid guat.
Aber [UNVERST.]
Nei isch nöd verheerend. Si mönds eifach düra
stoh. E isch nid guat natü/ drum mached sis jo au. Si macheds jo sicher
nid wenn’s guat wär.
16:09
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Nei es isch eifach dia hüfig vo däm ganza. Ich han mit irem Brüader.
Si au
16:18
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
dä ganz/ ganz Obig redet si/ wia wenn Politik i dä Schwiz us däm wür
Guat.
BLOCHER:
bestoh. Si händ nid drüber gred dass mir das Land sind, wo am meischta
34
Universität Zürich
Robert Horvat
so äh, Asylmissbruch hät, dass do oba nüt goht, dass mir a hufa Kriminelli händ. Das ma das nid umsetzt. Das sind Themana. Und nid ob
[HEBT
STIMME, ARME UND SCHULTERN AN UND TANZT?]
dä Herr Bortoluzzi öpis gseit hät gäga dä Herr Mörgeli und dä hät öpis
gseit hät gega d’Partai. Das machets/ redets nöd well si i däna Misständ
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
dina, entwedr verflochta sind oder au nüt wänd macha.
Au/ Au bin i au verflochta? Händ si au
16:53
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
kein Bewis [UNV.]
Wiso redet si nöd drüber das
Jo wiso/ wiso redet si denn nid do drübär?
16:55
SCHAWINSKI:
d’Schwiz das Land ischt wo am beschta do stoht am wenigschta
Arbeitslosigkeit hät. Ä am wenigschta Verschuldig hät. [UNV.] Will si
Jo Wüsset si warum? Wüsset si warum?
[ZEIGT AUF SCHAWINSKI]
BLOCHER:
17:01
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
das/ Will si das ihna nöd passt. Aber will’s ihna nöd passt hät.
Will ma nöd i dr EU sind.
Will ma nöd i dr
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
EU sind Herr Schawinski. Und döt han ich meh bitreit als si. Tuat mr
Jo.
Jo
Das stimmt.
[LACHEN]
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
leid. Hä
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
über dä EWR gsi. Si [UNV.] immer no verze/ Aber ich han mit irem
Nei jo jo jetz chunt no das no
SCHAWINSKI:
Brüader jo vor zwei drü Wucha, es Interviu gmacht am Fernseh und ha
dän a chli mich, mit dä Familia Blocher und au ira Denkwelt han ich
mich a chli befasst. Well ich wet das gärn verstoh. Und denn bin ich druf
Jo was.
Jo
17:28
BLOCHER:
cho dass ira Brüader mol gseit hät, was er eigentlich weti wär, än kalvinistischa Gottesstaat hät er mol gseit ka. Und das erinneret mich, sehr
starch, a das wo mr i andere Länder händ, äh wo sötigi Gottesstaate git
und drum frög ich, händ si, persönlich Sympathia für so Länder zum
Bispiel oder für so Bewegiga wia, äh, Taliban wo eifach säged das isch
richtig und das isch falsch. Und das im Zämahang au mit däm wo si
säged mitm Uftrag oder, ich ha jo versuacht ussa z’finda wär git dä
Uftrag. Und s’isch denn kei klari Antwort übercho. [UNVERST.]
Wia lang fröget
18:03
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
si no wia lang do? Huara lang do.
Aber/
chönd si mir/ chönd si mir oder eus
[LACHEN]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
erlütara, wia das ganze, z’verstoh isch.
Jo. Ich weiss nid was än
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
kalvinischtischa Gottesstaat isch
[UNV.] Jo aber [UNV.] Jetz händ si
Ich au nöd.
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
doch gseit wia schlimm dass das seg da seg ma bi da Taliban und jetz
Nei.
[LACHEN]
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Si händ gra/ Es hät gar nia än Abstimmig über d’EU geh es isch
17:06
17:14
18:06
18:12
35
Universität Zürich
Robert Horvat
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
säget si si wüsseds au nöd. Ich chan ihna kei Antwort geh. Ich weiss nid
[Also?]
Ich weiss was
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
was än kalvinistischa Gottesstaat isch.
was dr Kalvin gmacht hät in Genf. Äh, cha ma no läsa
SCHAWINSKI:
gschichtlich. Sind alli wo nöd genau das gmacht händ, sind usgränzt
worda.
Aso do muan ich jetz ihna säga, a chli besser kenn i dä Kalvin
Jo.
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
18:24
18:31
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
jetz scho no als si.
BLOCHER:
Nei, was si jetz verzellt händ. Do weiss ich sogar dass das, also a so a
18:37
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
primitivi Uffassig ischt.
Dä Kalvi/ Dä Kalvinin isch/ Dä Kalvin isch
Also erkläred si’s eus.
18:43
BLOCHER:
eina vo da ganz grossa Theologa gsi. Vo da ganz/ mitara unglaublicha
Weltwürkig. - Das isch s’Zentrum und das interessiert mich au. Aber ich
weiss nöd was än kalvinischischa Gottesstaat isch, und ob min Brüader
das gseit hät [UNV.] ihra Fernsehsendiga nid luaga, weiss ich nid. I
chas nöd glauba. I chas nöd glauba.
XM:
BLOCHER:
[UNVERST. gar nid wohr?]
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
denkt jo nöd a so.
BLOCHER:
Also - isches falsch. Und wenn jetzt än Jornalischt zu mir chunt und sait
loset si, ihra Brüader hät mir, do chömend jo vil, ä ira Brüader hät gsait i
bi für än kalvinistischa Gottesstaat, - wüsset si wan ich denn säga? Mir
hät ers nöd gseit. Säged s’äm er söll do ana cho.
Und denn cha ma
mhm
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Das bin ich überzügt.
Ah eba. I chas nid glauba. Will/ will er
Er dänkt überhaupt im staatlicha Berich nöd a so.
SCHAWINSKI:
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
gstellt.
Also. Mir sind eigentli am änd
zu dä Frog wo bedi wüssed was äs isch.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
vo dära Sendig. Ich hana no ä n’Antwort eigentlich erwartet aber, ich
glaub ma händ etz hüt scho gnuag ghört. Zwei Sendiga. Dia eint wird
Jo
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
[UNVERST.]
Nei/
nei, das isch a
klar si antworted au wenn si’s nid wüssed da isch jo klar aber
SCHAWINSKI:
Frog gsi. Well ich wet gärn und Schwiz frögt sich und das bedü/ zeigt jo
d’Bedütig vo ina und ira Familia. Was isch s’Fundament vom
blocherischa Dänka. Oder, und, a das wet ma jo ana cho.
Jo. Also - Ich ha
nüt dagäga wenn dr das ergründet. Ich wet’s denn au wüssa. Aber -
19:07
19:08
mhm
drübr reda. Will das märk ich so vil und i has au allna mina kollega gsait.
Gänd nia Antwort wenn eina chunt, dä hät das gsait dä hät säb gseit dä
hät das gsait säged mir hät er’s nöd gsait. - Jo aber mir hät er’s gsait säg i
aber mir nöd do chan ich kai Antwort geh. Si gsehn wia etz das jetz isch,
a kalvinischtischa Gottesstaat. Und ich söt d’Antwort geh? Ich
weiss nöd was isch, und si wüssets a nid was isch
Also gömer
Drum han ich d’Frog
BLOCHER:
18:36
19:16
19:58
20:01
20:08
20:12
20:24
36
Universität Zürich
Robert Horvat
DIVERSE:
[LEISE
LACHEN]
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
jo ich kenna das au nöd.
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
Fundament?
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
einigermassä.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
wo döt dina stoht i däm Uftrag. Si händs jo formuliert ich has nid
Jo, jawohl
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
formuliert.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
irgendwie, stoh bliba w/
BLOCHER:
Vertraua für si als Unternämer.
[LACHT. BERÜHRT SCHAWINSKI
AM ARM]
Das isch a sehr/ a sehr a tüfgründigi
[LACHEN]
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
SCHAWINSKI:
Nei.
Kenned si ihres
Si känneds nöd? Da isch aber überraschend.
Hä, kenned si das?
Jo, aso [UNV.]
[DREHT SICH WEG VON BLOCHER] Jo ich glaub scho
Ä jo guat.
Aber si händ eba a Speziells. S’Blocher-Prinzip
Si wüsset alles.
Ich has nogläsa si ich bi eifachd
Jo jo, jo das chönd si noläsa si.
[Ja] isch guat.
abama gwüssa Punkt.
Also wenn si das gläsa händ, denn han ich au
BLOCHER:
Antwort zum Schluss. Danka vil mol. Isch jetz vilicht a chli andersch gsi
[LACHT]
als Teleblocher susch. Ich mein dr Mathias isch würklich, än netta
Mensch är stoht a chli uf älteri Herra, uf dä Walser uf dä Blocher zum
Teil au uf mich, und äh, findet das wunderbar drum ischer eigentlich für
Also
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
di nächschta zähtusig Teleblocher Sändig [UNV.]
tschuldigung dä isch denn also/
Dä isch denn also meh als nur
BLOCHER:
nett hä.
SCHAWINSKI:
Jawohl jo. - Er isch än Mänsch wo sehr guat cha
[HEBT ZEIGEFINGER]
Dä/ Was ischer denn?
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
losa.
BLOCHER:
das er sich immer muass selbschtdarstella. Und da han ich drum gärn.
[ZEIGT KURZ AUF SCHAWINSKI]
Guat.
Also är isch än ganz än guata Fründ vo mir drum chan i do nur zua
stimma. D’Frog isch nur, warum macht är das? Ich weiss er macht
natürli gärn Fernseh. Sit är do, bi TeleZüri nüma däbi isch das
verstohn ich nimmt är viles in kauf, aber, ä WARUM macht är das will
[LEISE LACHEN]
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
SCHAWINSKI:
Sehr guat cha denka. Än Gwundrfiz wo guat cha froga, ohni
Jo
BLOCHER:
är wird natürlich a verschidänä Orte wird är kritisiert, und däbi weiss ich
är isch gar kein Blocher politisch Fän,
sondern är isch eifacht än
Nei jo
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
netta neugiriga, vilicht sogar unpolitischa Mensch.
Nei än interessierta Typ.
Jo. Jetz gsehn si was da für
20:33
20:37
20:40
20:45
20:47
20:51
20:55
21:14
21:18
21:25
21:33
21:58
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Universität Zürich
Robert Horvat
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
än [weiba?] Kerl isch. Dä macht das. Wird immer kritisiert dä muass
Aber villicht chan är öpis dazua säga, chum doch
[WINKT HERAN]
BLOCHER:
bea/
SCHAWINSKI:
WINSKI]
do füra chum doch do füra jo.
22:03
wird immer kritisiert. Si meäched das nöd will
[ZEIGT AUF SCHA-
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
si zv/ will si händ nid gärn Kritik.
Nei f/ feuf Johr lang zweihundertfüfzg mol dä glich interviua [MATTHIAS ACKERET KOMMT HINZU]
SCHAWINSKI:
würd i nia mache. Nei das muass ich säga do bin ich a chli, aspruchsvoll.
BLOCHER:
22:11
Jo
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
denn würd i aber au nid zäh Johr lang jedi Wucha zwe Artikel gega mich
[GRINST UND GREIFT AN ACKERETS ARM, ACKERET LACHT
MIT]
BLOCHER:
schriba.
22:18
[JETZT LACHEN ALLE DREI]
SCHAWINSKI:
ACKERET:
SCHAWINSKI:
ACKERET:
SCHAWINSKI:
A/ Alles falsch aber mua ma
[ERHÄLT MIKROPHON]
nöd ko/ mua ma nöd korrigiera. Also Mathias.
[GREIFT AN ACKERETS ARM]
Wia isch d’Frog gsi?
[LACHT]
BLOCHER:
ACKERET:
Wia isch d’Frog gsi? Eba das du dich däm ussetzisch dass ma s’gfühl
hät du segsch äs Blocher-Grupi, aber im Prinzip, bisch du eigentlich
politisch gar nid det dahai.
Gar nid so schlimm. [LACHT]
Ja,
Aso ich mach das
ACKERET:
SCHAWINSKI:
eigentlich numa wäga dir. Will noch jedara Sendig seisch du zu mir oder
Jo [UNV. LACHT]
ACKERET:
lütisch mir a und seisch, häschen scho gfröget obr i mini Sändig chunt.
[ALLE DREI LACHEN INKL. PUBLIKUM]
SCHAWINSKI:
Guati Antwort, aber/ aber es goht am Thema verbi oder? Chasches
[HEBT ZEIGEFINGER GEGEN ACKERET]
[D’Musik?]
BLOCHER:
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
ACKERET:
stimmt [jo?]
nomol säga? Wa/ Was bezieht sich’s uf dich?
ACKERET:
SCHAWINSKI:
[UNV.] ä unend/
[Das?] häts in Kuba geh. Dä Castro hät amigs vierstündigi Red jedi
Wucha ka. Dr Chàvez macht jedi Wucha. Übrigens dr Chàvez macht jedi
[ZEIGEFINGER KURZ AUF
22:25
Nei, aber ma mua jo glich
säga, miar händ jo agfanga mit/ ma mua nomol Gschicht zruck goh wo
dä Norbert dia Idee ka hät, - es isch jo öpis Neus das häts jo gar no nia
geh. Dr umstrittändschti, Schwiizer säg i jetz a mol oder dä
umstrittändschti Politiker, vo dä Schwiz. Jedi Wucha a halb Stund, aso ä
22:29
22:39
22:40
22:56
23:03
23:21
38
Universität Zürich
Robert Horvat
BLOCHERS ARM]
Wucha vier Stund über Venezuela.
BLOCHER:
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
ACKERET:
ACKERET:
SCHAWINSKI:
Wämer [mol gschwind] sini Antwort
ghöra, zwüschatdina.
Guat
Nu zum säga es gits no nianat.
[BERÜHRT ACKERET AM ARM]
[LACHEN]
23:30
Das gits eba niana,
Das isch au/ aso dä/ dä nochfolger vom Toni Blair, hät das kopiert ka
Wia är Teleblocher a mol ghört hät dass das gäbi und hät denn das in
England kopiert. Und für mich isch das ä Herusforderig und, miar händ
jo einigi mol, [wema] ehrlich säga, nocha ma Johr hämer wella ufhöra.
Da hämer jo so abgmacht ka mit ihna wo si no Bundesrot gsi sind, und ä,
denn isch dia Abwahl gis und jedes mol wema händ wölla wieder ufhöra,
isch irgend öpis Wahnsinigs passiert. Also ich ha jetz ha mittlerwiila ä
usgrechnet ka, i jedara füfta Teleblocher Sendig passiert irgend än Knaller. Jetzt Da Philipp Müller isch passiert, dä ganzi Fall Hildebrandt isch
natürli grossartig gsi, und ich muass säga es tuat dir weh Roger wenn ich
[WECHSELT MIKROPHON IN DIE ANDERE HAND DAMIT ER DIE HAND GEGEN SCHAWINSKI RICHTEN KANN]
das säga. Es isch halt dia meischt zitierti Talkshow i dä Schwiz. Darum
Es
SCHAWINSKI:
isch doch kei Talkshow. Es isch doch kei Talkshow. Es isch eifach
[BLOCHER UND ACKERET LACHEN]
SCHAWINSKI:
ACKERET:
Verlutbarigsjornalismus
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
Schwiz, wo unwidersprocha sini, wia wür das dä Herr Mörgeli säga?
Dräcklereia macht wia gega dä Herr M/ ä Müller, wo si Nei, si händ rächt
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
isch a/ isch a kei Talkshow s’isch a Talk, das isch dr Unterschid.
ohni/ ohni Bewis – o/ ja ja –
o/ wo ohni Bewis
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
händ si ihn/ händ si kan Bewis aber ä är
Nei jetz müand si nid widr alles s’glich
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
chönti Konkurränt werda vo ihna? A chli ä d nochm [Beili?] wo niamert
[UNVERST.]
[hö]
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
hät verstanda hät jetz d’FDP eina [UNV.]
Guat.
Jo aber äs wär jetz glich no interessant warum är
BLOCHER:
SCHAWINSKI:
ACKERET:
das macht.
23:28
vo/ vo da wichtigschti politischi Figur vo da
Nei
Jo.
Jo, und es/ as ich find eifach immar ä, ma hät jo denn dia
Resonanz vom Publikum und/ und das tribt jo eim irgendwo a. Und ich
ha jetz khört ich mua jetz glich zwei Lüt zitiera wo dia Sendig immer
gluaget händ. Das isch dr Kurt Felix gsi wo leider verstorba isch. Dä hät
das/ hät ma jedi Wucha äs Email gschickt, ä und hät gschriba ka än
chlina Kommentar öpm d’Sendig gfalla hät oder nid, und di ander Person
wo ma hüt Obig gärn iglada hätent isch dä Oswald Sigg. Dä Oswald
Sigg ä, isch än Linka oder? Aso gar nid im SVP Lager. Und dä hät mir
gsait ka höred nid uf mit dära Sendig. Är luagi das jedi Wucha. Und är
luagis us eim Grund will irgendwenn amol i füfzg oder i hundert Johr,
23:32
24:09
24:14
24:19
24:28
24:35
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24:47
24:47
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Universität Zürich
Robert Horvat
seg das glich äs Dokument, wa i dä Schwiz, i däm Moment passiert ischt.
Und/ und ich glauba, ä das isch au a chli dä Aspruch vo da Teleblocher
Sendig dass si irgendwo, oder irgendwenn und das hoff i und ich glaubs
au dass so si wird, än historischa Aspruch hät.
SCHAWINSKI:
BLOCHER:
DIVERSE:
SCHAWINSKI:
DIVERSE:
Ou, das sind grossi Wort. I füfzg Johr werda ma checka öp das stimmt
oder? Macha ma das?
Jo
[BERÜHRT BLOCHER UND ACKERET AM ARM]
A füfzg Johr luaga mr obs vo ihna no redet. [LACHT]
[LACHEN]
25:37
[LACHT] Wüsset si was Herr Blocher? Im Gägasatz zu ihna isch mir
das schnorz. Danke vil mola. Merci.
[ZUM PUBLIKUM, GEHT SCHNELL AB, ACKERET
AUCH]
[LACHEN, APPLAUS]
25:45
25:42
8.2 Appendix II: Transkript: „Aeschbacher. Ein Tick anders“ Nachfolgend liegt eine Transkription eines Ausschnitts aus der „Aeschbacher“-Sendung
„Ein Tick anders“ (12.09.2013) vor. Die angewandten Transkribierungsregeln sind unter Punkt 4 beschrieben.
AESCHBACHER:
Jetz chuman i zu mim letschta Gascht und da a hufa Wort z’verlüra
muass i säga da wär Wasser i Rii trait. Ich cha churz um säga, är isch
dä Bescht uf sira Sportart, vor Wält und är isch historisch gseh dr Bescht
wo d’Schwiz i dära Sportart je ka het und das bewisad dia Bilder wo ma
jetz grad gsehnd.
[ES WERDEN SPORTAUFZEICHNUNGEN ABGESPIELT]
41:57
MODERATOR
(CLIP):
Dario Cologna gewinnt für die Schweiz. Überhaupt in der Geschichte,
die erste WM-Goldmedaille im Langlauf. Dario Cologna ist Sieger im
(Skiatlon?).
42:19
AESCHBACHER:
Ja und da ischr, dä Kaiser vom Langlauf Olympiasiger Weltmaischter
und Schweizer des Jahres. Dario Cologna.
[ZEIGT AUF DEN EINGANG]
[APPLAUS]
42:31
Dario, ganz härzlich willkomma.
[HÄNDESCHÜTTELN MIT COLOGNA. BERÜHRT IHN AM ARM]
[UNVERST.]
42:45
(Das khört dir dä?) Applaus.
[KLATSCHT]
Danke.
[SIE SETZTEN SICH]
42:50
Schön, oder?
42:56
DIVERSE:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
42:51
Sehr schön, jo.
[HEBT DIE HAND ZUM GRUSS ANS PUBLIKUM.
40
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Robert Horvat
LACHT]
AESCHBACHER:
[UNVERST.] immer was macht a Winterschportler wenn är i dä Spitza
wot mitmache im Summer Feria?
Genau, jo. Das khört ma immer widr.
[EINE BEDIENUNG KOMMT]
mhm
Aber dia sind leider sehr churz. Meischtens im April gad noch dä
Säso. - Und nochärä afangs Mai fot d’Vorbereitig für di neu Säso a und
jetz isch ma voll/ voll im Träning. Und ä, d’Langläufer werden im
Summer (gmacht?) aso do muass ma würkli träniera Basis legga, damit
ma denn im Winter a dia Erfolg cha fiira.
43:02
Aber wo tränierd ir denn jetza? Aso uf da Gletschr wird’s immer
schwiriger und, im Schnee au.
Jo.
Mir sind relativ wenig uf Schnee
[INSERT: DARIO COLOGNA. WELTBESTER LANGLÄUFER &
SCHWEIZER DES JAHRES]
im Summr also mir nützens im Juni no wo’s no gnua Schnee hät vom
Winter. Denn [UNV.] gömmer ä uf dr Gletscher. Letscht Wucha bin i
z’Dütschland gsi im a, Schitunnel oder a Schihalle gsi.
43:28
AESCHBACHER:
COLOGNA:
Ima Schituennel?
43:45
COLOGNA:
AESCHBACHER:
a Halla odr. Isch a biz moderner aber ä, [UNV.]
aha
Und wia lang isch das oder
AESCHBACHER:
COLOGNA:
gönder da hundert Meter fürschi und widr hinderschi?
(Nei isch meh?) Hia und zruck sind’s
COLOGNA:
zwei Kilometer.
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
Was (muass ma?) sich das vorstella?
Jo [UNV.]
Das isch meh
43:12
Aber isch natürli nid sehr spannend und äh, aber isch
[GRINST]
Ok.
43:57
AESCHBACHER:
a guati Möglichkeit zum träniera, d’Verhältnis sind immer glich,
Temperatur isch immer minus vier Grad, und ä jo das sind (eich?)
optimali Bedingiga zum träniera und so chömer au im Summer,
Und das
44:10
COLOGNA:
[UNVERST.]
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
Momol.
[LACHT]
schlot nid uf’s Gmüat wema do so da liab lang Tag imana sona Tunnel
AESCHBACHER:
DIVERSE:
COLOGNA:
ina hockt? Ha?
[LACHEN]
Mol, es goht öppa einahalb Stund zwei Stunda gohts
COLOGNA:
AESCHBACHER:
aber äh, jo es isch [UNV.] mir träniern jo vil, ä usserhalb eba vom
COLOGNA:
AESCHBACHER:
Tunnel ä, Langlauf mir gönd vil uf d’Rollschi
sind dia spezielli Schi
Würklich verussa
mhm
COLOGNA:
wo ma bruchand sind vil z’Fuass unterwegs also seckla, ä Kraftträning,
COLOGNA:
AESCHBACHER:
(im Früahlig?) au Velo isch’s Thema und ä, sehr vil [UNV.]/ vilsitig.
Wema zrück
luaget jetza i eui kariera ir hätted eigentlich au chöna schüttalar werda,
44:37
41
Universität Zürich
Robert Horvat
AESCHBACHER
COLOGNA:
oder?
AESCHBACHER:
Aber das isch so dr Traum ka Schutschtar z’wärda das ä isch scho irgend
wo im Chopf vo euch uma.
Jo scho no präsent gsi [UNV.] eba wia
gsait als chlina Buab ä mit Fuassball agfange und d’träumt glaub i jeda
zum ä grossa Star wärda. Und bi mir isch es würkli än Fuassballer gsi
und kei Langläufer will i ersch, denn ä spöter umgstiga bin.
Was hät dä
Kick gäh uf ä Langlauf umstiga?
Jo, es isch schwirig aso i han vil/ vil
usprobiert, ä, han sicher gmerkt dass ich gwüsses Talent au für/ für
ä Usdursport han. Und ä, jo es isch vilicht a bzili z’langwilig worda, ä
Zach liaber sälb i d’Hand gnoh oder?
Im Fuassball ä, isch ma druf
[LACHT]
[UNV.] dä Wunsch.
COLOGNA:
AESCHBACHER:
CLOLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
Jo-ho. Also i han tschuttet jo aso eigentlich, Schialpin agfanga
nochher hani lang tschuttet, das isch sicher mini, gross Lidäschaft gsi als/
als chlina Buab eigentlich, wia vil anderi au aber, wia wiit das i cho wär
ä jo das/ das weiss i nit.
agwisa, jo, genau. Und ä, jo, d’uf dia Herusforderig än harta Sport und
natürlit, wachst ma chli dri es isch als Chind ä, jo hani nid [UNVERST.]
(Jo?) es isch
jo damals nid so wahnsinnig cool gsi oder Langlauf?
44:55
45:02
45:15
45:19
45:35
45:46
Jo-ho, es isch nid eba so cool gsi wia/ wia Fuassball oder ä anderi
Sportarata aber, i bin döt dri gwachsa und miar häts/ häts Spass gmacht
sich dussa z’bewega und ä, au mit andernä Chind aso, es isch/ s’Träning
chan au würkli Spass mache wenn, wenn es au richtig gleitet wird jo.
Di sid im Münstertal, würklich so a dr Grenza zum Südtirol ufgwachsa,
(i?) hät eigentlich zwei Päss au [UNV.] anders, än italiänischa Pass
näbam schwizer. Eueri Eltära hei denn alli drü Chind id Sportgymnasium
gschickt. Wi wichtig isch das gsi, jetz au für euch und für eui
sportlichi Laufbahn?
45:51
Also s’Gymnasium oder ä, jo.
Ja das d’Eltära da Muat ka hei und gsait
händ aso dir gönd jetz uf (Dan?) und/ und mir zahle das und ähm und das
Jo.
46:28
46:07
AESCHBACHER:
COLOGNA:
isch a Teil vo eura Usbildig.
Jo also eba für üsiri Eltära isch d’Usbildig
eigentlich z’Wichtigschte gsi, und si händ au [UNV.] unbedingt (üs?) das
[INSERT: DARIO COLOGNA. LANGLAUFSTAR, WELTMEISTER & OLYMPIASIEGER]
wella ermöglicha. [UNV.] (drü?) rächt guati Schual gsi, und ä
46:37
AESCHBACHER:
COLOGNA:
Dia händ vil Opfer müassa bringa oder für das?
46:48
46:51
AESCHBACHER:
DIVERSE:
Ir heit noch dr Matur vo Afang a uf a Sport gsetzt. Nüt rächts glehrt.
[LACHEN]
Jo-ho, isch natürli drü
Chind ä alli müand is Internat aso im Münstertal sälber git’s jo kei
Möglichkeit zum ä, is Gymnasium ä, z’bsuacha do muass m auswärts,
wohna essa das isch eigentlich nid so än günstiga Spass i dä Schwiz aber,
ä, jo es isch/ es isch eigentli gange und ä, dänk äs hät sich, uszahlt und
für mi isch sicher än guata Wäg gsi, has no guat chöna mitm Sport ver
binda und ä, äs hät mir sicher sehr vil brocht.
47:13
42
Universität Zürich
Robert Horvat
COLOGNA:
AESCHBACHER:
[LACHT] Jo s/ cha ma/
Isch no schwirig oder? Aso ma setzt ufana Charta wo ma
nid weiss ob ma, döt dä Joker ziat oder eigentlich immer a chli hina
nocha springt.
47:20
COLOGNA:
Jo, aso, guat. D’Matura isch immerhin hät ma öpis im Hintergrund, denk
i chan, immer no go studiera oder öpis mache. Das lot sich/ Uf das lot
mhm
47:29
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
sich immerhin ufbaua und ä. Früaner/ Aso anderi händ scho früahner
abbrocha, und ä. Jo es isch aber ä, ich han gmerkt dass i/ dass öpis
möglich isch und ä [UNV.] probiera. Und im Spitzasport isch denn au
schwirig zum Kompromiss mache. Denn han i würklich uf d’Charta
mhm
COLOGNA:
AESCHBACHER:
Sport gsetzt oder
(Ir?) hät jo au immer a euch glaubt.
47:53
COLOGNA:
47:56
AESCHBACHER:
Jo scho. Es sind au/ i han immer chöna [UNV.] Fortschritt gmacht oder
das isch sicher wichtig.
Han das gseh und ä. - Jo, und gseit jo jetz
mhm
COLOGNA:
AESCHBACHER:
mach’s a mol zwei drü Johr, luaga wia wit dass i chuma, und (isch?)
Und denn scho
AESCHBACHER:
COLOGNA:
dr Engadiner Marathon gwunna als Jüngschta.
Jo.
Denn isch eigentlich
alles/ alles schneller cho als/ als ma denkt hät oder i sälber au jo.
AESCHBACHER:
Wenn ich eu Langläufer zualuaga dänn dänki dass sind alles
Masochischta. Füfzg Kilometer dür d’Landschaft seckla, und aso
[LACHT]
[LACHEN]
COLOGNA:
DIVERSE:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
würklich Zunga fasch am Boda ähm, ischä so chli Lida Teil vo dära
Sportart?
Jo es chört eigentli scho vil, dazua s’Lida ma muass ä, nid nur
im Wettkampf das muass ma au im Träning muass ma ad Grenza goh
und das isch, jo im Renna, (wett?) ma so schnell wia möglich vo A noch
COLOGNA:
AESCHBACHER:
B.
AESCHBACHER:
Aber dr inner Sauhund seit mir jetz hör uf.
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
48:07
48:13
48:27
Und do ohni Lida goht das nid oder dass ma wemr schnell wit si.
mhm
mhm
[LACHT]
S’chunt au vor jo.
Und äh,
klar, dr inner Sauhund oder dä wet eigentlich scho aber denn [UNV.]
mol villicht weniger oder so und denn s’git scho Täg wo’s eifach nid/
nüma vorwärts goht und ä/ ä jo wo ma di andere eifach nüma folga chan
jo.
A Tick anders sit ir aso [UNV.] dr Bescht sit aber ähm, brucht’s do
gwüssi Charaktereigäschafta?
Jo, s’brucht sicher sehr ä, vil Disziplin.
Und, ma muass eifach an das glauba - ja wo ma/ wo ma wet erreicha a
d’Lidaschaft für das ufbringa muass würkli gärn macha dass han i/ jo.
48:42
I han s’Gfühl dir sig so a cuula?
49:22
49:25
Jo ich denka dass isch au ä, biz ä
Charakterzug vo mir aso än, endr än ruhiga cuula Typ und i nim’s
49:01
49:09
43
Universität Zürich
Robert Horvat
eigentli glasse und ä, jo, so chan ich mi eifach guat uf/ uf d’Wettkämpf
vorbereita und au, bi da wichtiga Renna, jo bin immer no rächt ruhig
und dass/ dass isch sicher än Vorteil, jo.
AESCHBACHER:
Jetz müassed de ganz ruhig si mit Sotschi? - Hoffniga sind extrem,
gross. Wird’s au schwiriger wema, scho all dia Trophäa im Rucksack
[COLOGNA STREICHT MIT DER HAND ÜBER DAS AUGE]
hät?
49:42
49:54
AESCHBACHER:
COLOGNA:
Jo dä Druck stigt sicher immer a biz oder. Vor allem au Olympia
wird - wird vil vo einem erwartet oder ä ma kämpft eigentli für ä/ für ä
Nation. Ma redet vo Medailla und ä, jo (sich?) i minäm Fall ä wird fascht
erwartet und ä
(Das?) isch jo furchtbar oder aso, alli/
(Es?) isch nid schlimm.
AESCHBACHER:
COLOGNA:
Nid?
Aso sölla
Aso es khört dazua und ä, i han gärn a biz Druck aso, i/ i sälber
COLOGNA:
AESCHBACHER:
DIVERSE:
setza au Druck uf
jo jo (keis Problem?)
Jo jo
ma no chli Druck mache
dass ma dia Medailla würklich holä.
[LACHEN]
COLOGNA:
[UNV. COLOGNA STREICHT MIT DER HAND ÜBER DAS AUGE
UND LACHT]
Villicht chunt jo sogar no eua Bruader mit oder?
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
DIVERSE:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
COLOGNA:
AESCHBACHER:
50:09
50:11
50:16
50:21
Jo. Das wär natürli schön. Aso er isch au, guat dra. Au im/ im A-Kader.
Und ä, jo let/ letscht Johr sächst gsi im Wältcöp und ä, denkä hät sicher
guati Möglichkeit zum sich au qualifiziera [UNV.]
Hilft das au? Ir wohnänd
zäma, dass ma jetz mit öparam vor Familia au, dä glich Sport betribt?
50:23
Jo, dass isch sicher schön jo, (dass?) ma dä Ustusch hät und ä. Klar ir
Familia, k/ kennend sich alli über Langlauf us und ä, dass isch sicher,
dass macht ma gärn. Ma cha zäma träniera, ma isch zäma unterwägs,
mhm
50:44
denk är chan sicher au vo mir profitiera, aber i au vo ihm aso, är isch a
biz jünger und ä. Jo i wärda nüm jünger aso denn [UNV.] Im träning ä,
[LACHT]
mhm
werd i immer meh vo ihm gforderet und dass isch sicher ä guati
Konstellation bi üs jo.
I ha das Gspräch jetz extrem gnossa. Dia gältend
jo immer so a chli als Trochniga, und ä, wo eher zrückhaltend isch und
[LACHEN]
jetz heimär da druf los (pluderet?) Es git also no ä ganz ä anderi Sita
vom Dario Cologna. Härzlicha Dank.
Und, mir drücked
Jo.
Danke au.
51:11
51:24
ganz fäscht dä Duma.
Danke vil mol.
[DRÜCKT DEN DAUMEN]
(Merci?)
(Danke?)
[SPRICHT ZUM PUBLIKUM. NIMMT FALSCHEN BART AB.
AESCHBACHER UND COLOGNA BLEIBEN SITZEN.]
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