zum Multichannel

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P.b.b., GZ 02Z032321 M, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner FeldstraSSe 45, 2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, 20. November 2014
© Eider
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22/14
E-Commerce:
LANGER WEG
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Walter Moser GmbH, Industriegebiet 2, 4863 Seewalchen, Phone: +43/7662/31 75-0, E-Mail: [email protected]
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I N S TA G R A M , FA C E B O O K & P I N T E R E S T !
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inhalt
14
16 22
© 08: Toni Rappersberger, 10: picturedesk, 12: Wilfried, 14: bolero, 16: fotolia, 22: fotolia
business
messe kongress
studie 05 Neuer chef bei bestseller
07 Profitbringer outlet-stores
08Bringt’s Berlin?
12der kunde hat das Kommando
15stationär schlägt online
handel 16herbstdepression
it&logistik
20the winner takes it all
marken
handel mode aktuell Society
24 Unterschätzter Webauftritt
28surround-shopping
32airfield hebt ab
34mode nach maß
36 60 jahre sioux
39zweites leben für fell
40alles Walzer!
12
Mit dem Smartphone
im Bett …
Glauben Sie (allen) Studien? Ich auch nicht. Je
nach Auftraggeber kann ja im Prinzip alles so
befragt werden, dass die Antwort mehr oder
weniger wunsch- und auftragskonform ausfällt.
Nein, ich rede jetzt nicht von der K-Frage, denn
wer bei Direktwahl am kommenden Sonntag
zum Kanzler gewählt werden würde, interessiert
ja so was von niemanden. Ich rede von den
zahllosen Umfragen und Studien zum Thema
Onlinehandel, mit denen wir derzeit überflutet
werden. Klar, das Thema bewegt, wie die
TZ-Redaktion bei den Recherchen dieses
Schwerpunkts der aktuellen Ausgabe zur Kenntnis nehmen musste. Aber die Bandbreite ist
allzu groß. Eine Studie will uns weismachen,
dass der stationäre Handel veraltet, gestrig und
out ist. Das Ergebnis der nächsten Studie lautet,
dass Mode noch immer viel lieber im Laden als
im Netz gekauft wird. Die dritte gibt auch den
Läden eine Chance, wenn sie sich »komplett
neu erfinden«. Bleiben wir bei den Fakten: Technologiekonzerne (nicht etwa Mode- oder Lifestyle-Unternehmen) sahnen derzeit knapp über
10 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes ab,
die Unterschiede zwischen den Branchen sind
enorm. Mittelfristig wird dieser Wert auf 20 %
steigen – das wird so manches stationäre Konzept aus dem Markt kippen. Und ja: S­ martphones
sind die Treiber einer Entwicklung, die kaum
aufgehalten werden kann. Apropos Smartphone,
auch dazu eine Umfrage, über die man zumindest schmunzeln kann: 50 % der Österreicher
schlafen ohne Partner. Aber nur 20 % ohne
Smartphone. Was soll man da noch sagen?
VON BRIGITTE PFEIFER-MEDLIN
© Breneis
10
editorial
08
TZ 22 2014 3
business news
Auhof-
© Picturedesk
© Picturedesk
Erweiterung
eröffnet
Mariahilfer
Straße ist fertig
S
eit 14. November ist die wichtigste Einkaufsstraße des Landes, die
Wiener Mariahilfer Straße, so richtig Fußgängerzone. Die Umbauarbeiten wurden rechtzeitig vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts fertiggestellt.
Als wichtigste Maßnahmen wurden die unterschiedlichen Niveaus von
Fahrbahn und Gehsteigen angeglichen, und die Autobuslinie 13A wurde
ebenso aus der Fußgängerzone verbannt wie Radwege. Abgeschlossen
sind nun die Arbeiten im Kernbereich, der Fußgängerzone, sowie im o­ beren
Bereich der Mariahilfer Straße (bis zur Kaiserstraße), der zur Begegnungszone umgestaltet wurde. Im untersten Bereich, dem ca. 750 m langen
Abschnitt zwischen Kirchengasse und Getreidemarkt, werden die Umgestaltungsarbeiten zur Begegnungszone nächstes Jahr (Februar bis Juli)
fortgesetzt. Die Gesamtkosten liegen bei rund 25 Mio. €.
Statistik Austria
Gute Branchenentwicklung
D
ie offizielle Umsatzstatistik der Statistik Austria meldet für den Einzelhandel mit Bekleidung und Schuhen durchaus erfreuliche Zahlen.
Laut den Zahlen, die sich auf die Umsatzsteuervoranmeldungen der
Unternehmen stützen, lagen die Umsätze im Zeitraum Jänner bis September 2014 nominell um 1,9 % über jenen des Vergleichszeitraumes 2013.
Real (also inflationsbereinigt) betrug das Wachstum sogar 2,5 %. Damit
liegt der Handel mit Bekleidung und Schuhen deutlich vor allen anderen
Branchen. Für den Einzelhandel insgesamt wird ein Umsatzwachstum von
nominell 1,5 % (real: +0,3 %) angegeben. Im Unterschied zu den Daten
der WKO, die von der KMU Forschung Austria im Rahmen von Unternehmensbefragungen erhoben werden (siehe auch ÖTZ 21/14), umfassen die
Zahlen der Statistik Austria auch den Versand- bzw. Onlinehandel und
sind nicht flächenbereinigt.
4 TZ 22 2014
H
eimlich, still und leise hat sich das Auhof Center im Westen
Wiens unter die größten Einkaufszentren des Landes nach vor
manövriert. Zum sechsten Mal wurde das Center, das immer noch
zu 100 % im Besitz des Gründers Peter Schaider steht, nun ausgebaut. Gleichzeitig wurden dringend notwendige Adaptionen am
Bestand durchgeführt. Die Verkaufsfläche konnte so um 10.000 m2
erweitert werden. Von den 40 neuen Shops entfällt der Großteil auf
Modeanbieter. Neu an Bord sind u. a. Zara (mit mehr als 2.500 m2
die laut Schaider größten Filiale Wiens), Desigual, Camp David,
Intimissimi, Calzedonia, Name it, Humanic, Delka, CCC und Deichmann. Die F. Haanl GmbH, die schon bisher einen Marc-O’PoloStore im Auhof Center betrieb, eröffnete zusätzlich den zweiten
Store ihres Multilabel-Konzepts [Schrankraum], das sich auf die
Marken s.Oliver, Comma und Mexx stützt. Am 27. November folgt
Mango, und auch für nächstes Jahr stehen bereits einige Neu­
mieter fest: Im März 2015 ziehen die beiden schwedischen Marken
Bik Bok und Dressmann ein.
Auch bestehende Mieter wie C&A, Orsay, Bonita, Blaumax, Northland und Esprit nutzten den Centerumbau dazu, ihre eigenen Shops
zu vergrößern, umzusiedeln bzw. auf die jeweils aktuellsten Ladenbau-Generationen umzurüsten. Das Cineplexx-Kino wurde ebenfalls
renoviert. In Summe bietet das Auhof Center nun 140 Geschäfts­
lokale auf 48.000 m2 Geschäftsfläche. Im neuen Parkhaus (der bisherige Außenparkplatz fiel der Erweiterung zum Opfer) kann zwei Stunden lang gratis geparkt werden. »Mit dem vielfältigen Modeangebot
ist das Auhof Center nun eine absolute Topadresse«, sagt Peter
Schaider, der rund 35 Mio. € in den Umbau investiert hat. Im Vorjahr
wurden im Auhof Center rund 135 Mio. € umgesetzt. Die Arbeiten
am Center (ganz im wörtlichen Sinn) gehen jedoch weiter: Auf dem
Dach des Einkaufszentrums entstehen derzeit 71 geförderte Wohnungen, errichtet vom Bauträger WBV-GPA. Das Pilotprojekt zur Verdichtung des städtischen Raums soll zeigen, dass durch Erweiterung
bisher gewerblich genutzter Immobilien wertvoller Grünraum erhalten werden kann. Das Modell, vorhandene Gebäude für moderne
Wohnbebauung zu nutzen, ist laut Wiens Wohnbaustadtrat Michael
Ludwig bisher etwa bei ehemaligen Remisen angewandt worden.
Man erreiche damit außerdem eine Durchmischung einer bisher
monofunktional für den Handel genutzten Baustruktur.
© Bestseller
top
NEWS
Bestseller: Joosten
folgt Korosec
Sven Hugo Joosten ist ab sofort neuer
­Country Manager für Österreich bei der Bestseller-Gruppe. Der 40-Jährige verantwortet in
­seiner neuen Position die Aktivitäten aller
Bestseller-Marken in Österreich und allen
weiteren mittel- und osteuropäischen Märkten, die Bestseller von Österreich aus betreut
(Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien,
Kroatien, Bosnien Herzegowina, Serbien,
Montenegro, Kosovo, Albanien, Makedonien,
Polen, Bulgarien, Rumänien). Der gebürtige
Niederländer folgt auf Alexander Korosec,
der sich neuen Herausforderungen außerhalb
des dänischen Konzerns widmet. Sven Hugo
Joosten lebt seit 17 Jahren in Wien und
bringt langjährige Erfahrung in den Bereichen
Sales und Marketing mit. Zuletzt war er
Sales & Marketing Director bei der Magda
Rose GmbH & Co. KG (Jones). Davor war
Joosten in Marketing- und Vertriebspositionen u. a. bei Don Gil und Philips tätig. »Wir
sind froh, dass wir mit Sven eine außergewöhnliche und charismatische Führungskraft
für Bestseller gewinnen konnten. Mit seiner
Kenntnis des Marktes und seinem internationalen Background wissen wir Österreich und
die CEE-Region in guten Händen«, äußert
sich Lars Pedersen, Country Director von
Bestseller, zur Personalie.
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nicht auf Kraft.
Setzen Sie auf Technik.
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EuroShop
© Jack Wolfskin
Jack Wolfskin unter neuer
Führung
M
elody Harris-Jensbach ist ab sofort CEO des deutschen
Outdoor-Herstellers Jack Wolfskin. Die 53-Jährige war
zuletzt (bis Oktober 2013) im Vorstand von Esprit für Produkt
und Design verantwortlich und davor (2008 bis 2011) bei
Puma in ähnlicher Funktion im Vorstand tätig. Bei Jack Wolfskin folgt sie auf Michael Rupp, der das Unternehmen nach
zweieinhalb Jahren verlässt. Rupp hatte Jack Wolfskin in einer schwierigen Phase
übernommen, kurz nachdem Gründer Manfred Hell seine Sportmarke an den
Finanzinvestor Blackstone verkauft hatte. Doch die Expansions- und Internationalisierungsbemühungen von Rupp waren vergeblich: Seit dem Rekordjahr 2011
sind die Umsätze rückläufig, und noch immer werden 70 % der Erlöse (zuletzt
324 Mio. €) im deutschsprachigen Raum erzielt. Blackstone hatte sich die Übernahme der bekannten Marke mit der Tatze im Logo rund 700 Mio. € kosten lassen.
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E u roC IS
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Tom Tailor senkt PrognosE
schreibt
weniger Gewinn
Adidas
P
ute und schlechte Nachrichten von der deutschen Modegruppe
Tom Tailor: Die Hamburger kehren wieder in die Gewinnzone
­zurück, jedoch musste der Vorstand eingestehen, dass die prognos­
tizierten Wachstumsziele nicht erreicht werden können. Wie
­gemeldet, steigerte der Konzern seinen Umsatz in den ersten neun
Monaten des Jahres um 3,5 % auf 679 Mio. €. Das Periodenergebnis
drehte nach zwei Jahren wieder ins Plus und kam bei +1,8 Mio. €
(VJ.: −13,9 Mio. €) zu liegen. Das ist zwar ein deutlicher Fortschritt,
doch kein so großer wie erhofft. Das dritte Quartal sei »witterungsbedingt stark beeinträchtigt« gewesen und das vierte »verhalten«
gestartet, heißt es von Konzernseite. Statt des angestrebten Umsatzziels von 950 Mio. € für das Gesamtjahr scheinen deshalb nur noch
rund 930 Mio. € realistisch. Auch die bereinigte EBITDA-Marge wird
mit rund 9,5 % unter den angestrebten 10 % zu liegen kommen.
Wichtigster Wachstumstreiber war im bisherigen Jahresverlauf der
Wholesale von Tom Tailor. Er wuchs mit 9,9 % auf 249,3 Mio. €
deutlich stärker als der eigene Retail (inkl. E-Commerce) mit +7,8 %
auf 188,6 Mio. €. Der Umsatz von Bonita war abermals deutlich
rückläufig (flächenbereinigt −8,8 %), dafür konnte die Rohertragsmarge spürbar verbessert werden, indem Promotionen stark
­zurückgefahren und die Beschaffungskosten gesenkt wurden.
robleme im Golfsport-Geschäft und die Russlandkrise führten bei Adidas trotz steigender Umsätze (+6 % auf 4,1 Mrd. €) zu einem Rückgang des Gewinns im abge­
laufenen dritten Quartal. Auch Währungsschwankungen kosteten dem deutschen
Sportartikelriesen einigen Profit. Der Überschuss schrumpfte um 11 % auf 282 Mio. €.
Damit fiel der Rückgang weniger deutlich aus als von Branchenanalysten befürchtet.
Die Aktie hatte in den letzten zwölf Monaten rund 30 % an Wert verloren, konnte nach
diesen jüngsten Zahlen jedoch wieder etwas aufholen. Drastisch zurückfahren will
Vorstandschef Herbert Hainer nun vor allem die Expansion in Russland: War ursprünglich geplant, dort 150 neue Läden pro Jahr zu eröffnen, wurde dieses Ziel nun zumindest
für kommendes Jahr auf 30 Geschäfte heruntergefahren. Auch 2014 gehen in Summe
nicht mehr als 30 neue Standorte in Russland ans Netz. Derzeit betreibt Adidas dort
bereits 1.100 eigene Läden, es ist der drittwichtigste Markt für den Konzern.
short
cuts
+++PRIMARK STEIGERT GEWINN DEUTLICH+++ Der irisch-britische Modediskonter blickt auf ein hervorragen-
des Geschäftsjahr 2013/14 (per September) zurück. Der Umsatz konnte um 17 % auf 4,95 Mrd. Pfund, der operative Gewinn um
30 % auf 662 Mio. Pfund gesteigert werden. Flächenbereinigt lag das Umsatzplus bei 4 %. In den Zahlen enthalten ist u. a. auch
der neue Store in der Wiener SCS. Netto wuchs das Filialnetz um 21 Standorte auf 278 Geschäfte. +++ADLER STEIGERT
SICH KRÄFTIG+++ Die Adler Modemärkte AG konnte ihre Umsätze in den ersten neun Monaten 2014 um 3 % auf
377,9 Mio. € steigern. Das operative Ergebnis EBIT konnte sogar auf 6,8 Mio. € verfünffacht werden. Das Konzernergebnis drehte
von −1,9 Mio. € (2013) auf +1,4 Mio. €. Die Verbesserung passierte bei gleichbleibender Filialzahl. +++HUGO BOSS
SENKT PROGNOSE+++ Trotz solider Wachstumszahlen (siehe TZ 21/14) hat der deutsche Modehersteller Hugo Boss seine
Umsatz- und Ergebnisprognose für das gesamte Jahr nach unten korrigiert. Hatte man ursprünglich mit einem Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich
gerechnet, wird nun ein Umsatzplus von rund 7 % bzw. ein Ergebniswachstum (EBITDA) von rund 6 % prognostiziert. Gründe für die Rücknahme sind »die
schwache Branchenentwicklung in Europa und die Unsicherheit in Asien«, so Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs. +++ABERCROMBIE HAT WEITER
PROBLEME+++ Die US-Modekette Abercrombie & Fitch meldet für das abgelaufene Quartal noch schwächere Geschäftszahlen als erwartet. Im dritten
Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 (August bis Oktober) brachen die Umsätze um 12 % ein. Flächenbereinigt schrumpften die Umsätze in den USA um 10 %,
in Europa sogar um 15 %. Die vergleichsweise billige Linie Hollister traf es dabei noch ärger als die Stammmarke Abercrombie & Fitch. +++INTERSPORT
BESCHENKT EYBL-KUNDEN+++ Gegen Abgabe der auslaufenden Eybl-Vorteilskarte erhalten Kunden eine neue Intersport-Kundenkarte und dazu
einen Rabatt von 50 € für ihren nächsten Einkauf. +++HALLHUBER HAT ERÖFFNET+++ Die Münchner DOB-Marke Hallhuber hat am 6. November ihren neuen Flagship-Store in der Kärntner Straße 39/Ecke Annagasse in Wien eröffnet. Der neue, 300 m2 große Flagship-Store in dem denkmalgeschützten
Gebäude mit historischer, stuckbesetzter Decke geht über zwei Etagen. Hallhuber ist damit mit fünf Stores im Großraum Wien vertreten.
6 TZ 22 2014
© Picturedesk
© Picturedesk
G
business news
Lenzing verbessert sich
N
D
as dritte Quartal brachte
für den Faserhersteller
Lenzing zum ersten Mal seit
zwei Jahren eine Steigerung
des Ergebnisses gegenüber
dem Vorjahresquartal. Grund
dafür ist, dass nun die Kosteneinsparungen greifen. Trotzdem kämpft der oberösterreichische Konzern weiterhin mit
den extrem volatilen Faserpreisen. In den letzten zwölf
Monaten sind die Preise für Viskose um 15 US-Cent
gesunken – und jeder Cent kostet Lenzing 10 Mio. Dollar.
Der Konzernumsatz sank deshalb in den ersten neun
Monaten um 6,2 % auf 1,36 Mrd. €, der Periodengewinn
ging von 65,7 auf 44,3 Mio. € zurück. Betrachtet man
alleine das dritte Quartal, stagnierte der Umsatz bei
457,7 Mio. €, das EBIT verbesserte sich auf 37,1 (nach
33,4) Mio. €. Weitere Kosteneinsparungen sind vorgesehen. Aber auch vertriebsseitig will man bei Lenzing
Gas geben. Unter anderem im Denimmarkt sieht
der Konzern für die Premiumfaser Tencel noch gute
Wachstumschancen.
Profitbringer
O
utlet-Stores sind für Markenhersteller der profitabelste Absatzkanal – deutlich profitabler als
eigene Marken-Stores. Das ist eines der bemerkens­
werten Ergebnisse des »Factory Outlet Center Performance Report 2014« des deutschen, auf FOCs
spezialisierten Beratungsunternehmens Ecostra.
»Es besteht kein Zweifel: Aus den Fabrikabverkaufsläden mit der Funktion als Ventil zum kontrollierten
Abfluss von zweiter Wahl, Restanten und Retouren
sind für die Markenhersteller ›Profit Center‹
ge­worden. Dort wird zwischenzeitlich richtig Geld
verdient«, sagt Ecostra-Chef Joachim Will. »In der
­Distributionsstrategie der Hersteller hat dieser
­Vertriebskanal somit ein ganz neues Gewicht.« Für
die Studie wurden 85 internationale Hersteller mit
einem Portfolio von rund 120 verschiedenen Marken
zu ihren Erfahrungen in europäischen Factory Outlet
Centers befragt. Eine absolute Mehrheit von 59 %
dieser Markenhersteller gab an, dass ihre OutletStores profitabler seien als eigene Marken-Stores in
Innenstädten – während nur 7 % feststellen, dass
die Innenstadtstandorte besser laufen. Auch gegenüber den viel gepriesenen Internetshops schneiden
Stores in professionell gemanagten Fabriksverkaufs-
zentren besser ab: Jeder dritte Hersteller verzeichnet in den Outlets eine merklich bessere Ertragssituation, während nur knapp jeder fünfte Hersteller
angibt, online besser zu verdienen als im Outlet.
Entsprechend hat sich auch die Expansionsaktivität
erhöht: Im Durchschnitt wollen die Markenhersteller
im kommenden Jahr europaweit vier bis fünf Outlet
Stores eröffnen. 15 % der Marken geben dabei auch
Österreich als interessantes Expansionsziel an.
Kern der Untersuchung war aber das Ranking der
ökonomisch erfolgreichsten Outlet-Center Europas.
Dabei schaffte es das Designer Outlet Center Parndorf (Bild) immerhin auf Rang vier. Die Mieter verliehen dem Center bzw. den Betreibern von McArthur­
Glen eine Durchschnittsnote von 2,0 (nach dem
Schulnotensystem). Als Europas bestes Outlet-­
Center wurde »La Vallée Village« östlich von Paris
(Note 1,33) gewählt, das sich auf hochpreisige
­Designermarken spezialisiert hat. Das zweite österreichische Outlet-Center, jenes in Salzburg, kam
nicht in die top 20, ebenso wenig eines der grenz­
nahen Center in Tschechien oder Südtirol. Als bester
FOC-Betreiber wurde wie in den Vorjahren der
­europäische Marktführer McArthurGlen gewählt.
Outlet-Stores
© McArthurGlen
© Gerry Weber
ach dem Ausscheiden von
Gründer und Vorstandschef
Gerhard Weber per 31. Oktober
2014 war die erste Amtshandlung der neuen Geschäftsführung keine erfreuliche: Das
­Vorstandstrio, bestehend aus
Ralf Weber, David Frink und
Arnd Buchardt, musste bekannt
geben, dass der deutsche DOBHersteller seine selbst gesteckten Umsatz- und Ergebnisziele im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr (per 31. Oktober) nicht erreicht hat.
Die sommerlichen Temperaturen im September und Oktober hätten
den Verkauf der Herbst/Winter-Kollektionen erschwert, heißt es von
Unternehmensseite. Das Umsatzziel von 900 Mio. € (nach 852 Mio. €
im Geschäftsjahr 2012/13) sei deshalb »deutlich« verfehlt worden.
Die Profitabilität der Gruppe habe sich jedoch verbessert. Die EBITMarge liege über jener des Vorjahres (12,4 %). An der mittelfristigen
Wachstumsstrategie wird deshalb nicht gerüttelt. Die Devise heißt
nach wie vor: internationale Expansion mit eigenem Retail. »Der
­Vertikalisierungsgrad soll langfristig bei mindestens 80 % liegen«,
heißt es in einer Pressemitteilung. Ein Wachstum durch Akquisitionen
wird dabei »explizit nicht ausgeschlossen«.
© Picturedesk
Gerry Weber
verfehlt Ziele
TZ 22 2014 7
handel
© Toni Rappersberger
Ein Jahr nachdem die
Neueröffnung der
Shopping City Süd
gefeiert wurde, ziehen
die Betreiber Bilanz.
Stolze Bilanz
E
s war ein enormes Vorhaben, das das
­französisch-niederländische Immobilien­
unternehmen Unibail-Rodamco, Betreiber
der Shopping City Süd, da realisiert hat. Zwei
Jahre Bauzeit und 150 Mio. € investierte man in
den Totalumbau der SCS, um endlich den angestaubten 70er-Jahre-Look loszuwerden. Das Projekt gelang und die SCS präsentiert sich heute als
modernes, lichtdurchflutetes und einladendes
Shoppingcenter. Neue Durchbrüche zwischen
Ober- und Erdgeschoß sorgen für viel mehr Licht,
die Gliederung in Garden und Water Plaza sowie
Light Mall ist optisch ansprechend umgesetzt
­worden und auch die Fassade wirkt im neuen Kleid
äußerst modern. Einer der letzten Schritte, der
Anfang Oktober realisiert wurde, war der neue
Durchgang zwischen SCS, Ikea und der Light Mall,
dem ehemaligen Multiplex. Nun erwartet die
­Kunden ein wetterunabhängiges Einkaufserlebnis
auf insgesamt 1,6 km von der Interspar-Fläche bis
in die Light Mall.
Als man vor einem Jahr Neueröffnung feierte,
verkündete Centermanager Anton Cech: »Wir
erwarten 2014 eine Frequenzsteigerung von rund
10 % und daraus folgend auch eine entsprechende
Umsatzsteigerung.« Heute weiß er, dass man
­dieses nicht gerade niedrig gesteckte Ziel sogar
noch übertroffen hat: »Prognostiziert bis Ende des
Jahres erwarten wir für das Jahr 2014 ein Plus von
1,2 Mio. Besuchern.« Im Vorjahr durfte die SCS
insgesamt 23,2 Mio. Besucher begrüßen. Auch der
Umsatz hat sich entsprechend entwickelt, wie
8 TZ 22 2014
Cech erklärt, und wird heuer zweistellig wachsen.
Die Gründe für das Wachstum sieht Thomas
­Heidenhofer, seit Mai 2014 neuer Country Manager von Unibail-Rodamco Österreich, vor allem im
klaren Bekenntnis zu Qualität. Denn: Dass die
­Entwicklung der Einkaufszentren in Österreich den
Zenit erreicht hat, ist schon länger bekannt. Nun
geht es darum, sich von anderen abzuheben. Und
das will man bei Unibail-Rodamco mit einer
­Positionierung als Premium-Shoppingcenter erreichen – sowohl in der SCS als auch im ebenfalls im
Unternehmensportfolio befindlichen Donau Zen­
trum, das schon vor der SCS umgebaut und erweitert wurde. Dieser Premiumanspruch und ein internationales Markenumfeld sind für Heidenhofer
die Schlüssel zum Erfolg, auch in wirtschaftlich
schwierigen Zeiten.
Premieren und Neueröffnungen. Seit dem Start
der Umbauarbeiten konnte die SCS zahlreiche Neuzugänge unter den Mietern verzeichnen. Außerdem
sind einige Stores auf neue Flächen innerhalb des
Centers übersiedelt. Zu den jüngsten Eröffnungen
zählen der Store von More & More sowie der erste
heimische Laden des italienischen Labels Alcott.
Nike eröffnete einen Flagship und das türkische
Herrenlabel Lufian wählte die SCS als Standort für
seinen zweiten Österreich-Store. Auch sonst hat
sich im letzten Jahr viel am Marken­portfolio in der
SCS gedreht. Im ersten heimischen MonobrandStore von Michael Kors setzt man auf Accessoires
und Lizenzprodukte, und mit einem eigenständigen
Clockhouse-Store positionierte sich das junge
K­ onzept von C&A in der Nachbarschaft von einem
der wichtigsten Neuzugänge im letzten Jahr. Denn
der irisch-britische Anbieter Primark bezog im
Dezember letzten Jahres gigantische 5.000 m2
­Verkaufsfläche in der SCS und ist damit sicher
einer der größten Frequenzbringer. Auch der heimische Boardsport- und Lifestyle-Spezialist Blue
Tomato ist nun vertreten, ebenso wie die britische
Marke Superdry, die polnische Schuhkette CCC und
das Accessoires-Label George Gina & Lucy. Aber
auch abseits des Modeangebots gibt es prominente Neuzugänge, darunter ein Store von Lego
und einer vom Hi-Fi-Spezialisten Bose, der Wohnaccessoires-Anbieter Depot sowie der größte DMDrogeriemarkt Österreichs inklusive Kinderbe­
kleidung. Im Dezember wird das Angebot noch um
einen Shop von Nespresso erweitert, ­derzeit sind
die begehrten Kaffeekapseln schon in einer Popup-Boutique erhältlich. Im Donau ­Zen­trum besteht
bereits ein regulärer Nespresso-Store. Dass bei
einer so hohen Investition in die Zukunftstauglichkeit eines Shoppingcenters auch die Mietpreise
mitziehen werden, liegt auf der Hand. Um wie viel
die Mieten gestiegen sind, will Heidenhofer nicht
genau sagen, aber »das Miet­niveau ist angestiegen. Wir haben ja nicht erweitert, sondern umgebaut – dadurch hat sich auch der Druck erhöht. Und
es gibt auch noch immer Marken, die in nächster
Zeit nach Österreich wollen.« Und Centermanager
Cech fügt erklärend hinzu, dass man heute im
­Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt 10 % mehr
Umsatz pro Quadratmeter erzielt.
Dem Weihnachtsgeschäft sehen die beiden Manager äußerst positiv entgegen, hat doch eine von
Unibail-Rodamco bei der Karmasin Motivforschung
in Auftrag gegebene Studie gerade ergeben, dass
47 % der Befragten ihre Weihnachtseinkäufe in
Einkaufszentren erledigen werden. Spannendes
Detail: Bei den Befragten unter 30 Jahren liegen
die EKZ sogar bei 61 % und damit weit vor dem
Onlinehandel, der 55 % erreicht. Außerdem gaben
47 % an, Gutscheine verschenken zu wollen. Ein
österreichischer Trend, wie Cech im Vergleich mit
Unibail-Rodamco-Centern in anderen Ländern
sagen kann. Mit der »Shopping Card de Luxe«, die
in SCS und DZ angeboten wird, macht das Unternehmen 20 Mio. € Umsatz im Jahr. Gute Vorzeichen
also für das Dezembergeschäft.
BN
handel
»Zauberstab«
Smartphone
© quelle / FOTOLIA
H
Der Versandhändler Unito
(Otto, Universal,
Quelle) zählt zu
den Gewinnern
der „digitalen
Revolution“
im Einzelhandel.
90 % der
Umsätze finden
online statt, auch
zu Weihnachten
will man satt
zulegen.
arald Gutschi schwenkt mit einem QuelleKatalog: »Das war der letzte Katalog vor der
Quelle-Insolvenz, 1.400 Seiten stark. Erst
fünf Jahre her, wirkt aber wie ein Relikt aus einem
anderen Jahrhundert.« Der Sprecher der Geschäftsführung des Österreich-Ablegers der zum Otto-­
Konzern gehörenden Unito-Gruppe kann leicht
schmunzeln über aus der Mode gekommene
Geschäftsmodelle. Das Unternehmen hat sich schnell
und konsequent vom Kataloghändler zu einem, wie
Gutschi sagt, »modernen Technologieunternehmen« entwickelt. 2 Mio. Haushalte (von insgesamt 3,5 Mio.) kaufen
bei Unito ein, sagenhafte 90 % dieser
Verkäufe finden bereits online statt.
»Wir haben unsere ›final destination‹
erreicht, wir sind echte Onlinehändler
geworden.« Wie weit die Technologie
des Versenders fortgeschritten ist,
zeigt Gutschi live: Via Beamer wird die
aktuelle Web-Situation um zehn Uhr
vormittags mitverfolgt, »mitgetrackt«,
wie das jetzt heißt. 2.700 Besucher, 840 Warenkörbe,
89 Bestellungen. Eine halbe Stunde später werden
es deutlich mehr sein. Dennoch: »Vormittag ist nicht
unsere beste Zeit. Nach dem Abendessen erreichen
wir unsere Spitzenwerte.«
Der Unito-Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb spricht von einer digitalen Revolution, wenn er
die aktuelle Situation im österreichischen Einzelhandel analysiert. Das Online-Business sei längst grenzüberschreitend – und damit ist nicht die Grenze zwischen Deutschland und Österreich gemeint: Immer
mehr Onlinekäufer in der Region D-A-CH würden direkt in den USA und mittlerweile auch in China einkaufen. Was Wunder, dass Gutschi (wie so viele andere auch) die stationären Einzelhändler aufruft, ihr
Geschäftsmodell zu überdenken. Denn: Die Technologie sei der zentrale »Enabler«, sprich: Ermöglicher
des Einzelhandels, die zunehmende Sortimentsvielfalt sei für den Kunden immer mehr nur online zu
bewältigen. Markenbildung hält Gutschi für einen
der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Handel – und das
gelte offline ebenso wie online. »Es irrt, wer glaubt,
Onlinekäufer suchen ausschließlich den besten Preis.
Wir stellen fest, dass auch beim Onlinekauf Qualität
zählt – und Markenprodukte gesucht und gekauft
werden.« Unito hat offenbar alles richtig gemacht: In
den letzten vier Jahren verzeichnete das Unternehmen ein Wachstum von durchschnittlich 16 % im
Jahr, im Geschäftsjahr 2013/14 durfte man sich mit
312,2 Mio. € über den höchsten Österreich-Umsatz in
der Unternehmensgeschichte freuen. Auch im Geschäftsjahr 2014/15 hat die Otto-Gruppe ihre Basis
in Österreich verbreitert: Aufgelaufen bis Ende Oktober weist die Bilanz ein Wachstum von 7,3 % im
Vergleich zum Vorjahr auf. Treiber dieses Zuwachses
ist einmal mehr E-Commerce: Der eigene Onlinehandel wuchs um 17,7 %, aktuell (im November) wird der
Onlineumsatzanteil erstmals mit 90 % beziffert.
Und die Spitze sei immer noch nicht erreicht: »Wir
bemerken, dass immer mehr Kunden mit Smartphone
bestellen, wir rechnen damit, dass 2017 80 % der
Onlineumsätze via Smartphone getätigt werden.«
Und weiter: »Smartphones sind der Zauberstab des
digitalen Einzelhandels.«
Stark sei E-Commerce in den Bereichen Elektronik,
Medien und Spielwaren, am Anfang der Digitalisierung stehe man bei Health und Beauty und im FoodBereich. Zufrieden zeigt sich Gutschi mit der Entwicklung im Bereich Fashion: Schon jetzt sei die
Otto-Gruppe in der D-A-CH-Region der größte Modehändler, Fashion und Lifestyle zählen zu den absoluten
Wachtums- und Hoffnungsgebieten des Versenders.
Aber Online kostet auch Geld, 15 Mio. € werden
aktuell in eine Optimierung des Systems gesteckt,
der Unito-Geschäftsführer stellt drei Maßnahmen
heraus: Ab 75 € Bestellwert werde man an der Versandkostenfreiheit festhalten. Trotz unterschiedlich
hoher Mehrwertsteuersätze würden die Deutschland-Preise eins zu eins auf Österreich übertragen.
Und drittens wird Unito »dynamische Preise« ein­
führen. Stündlich – und automatisiert – werden sich
die Preise für ein Produkt je nach Marktgegebenheit
und Bestandssituation verändern. Gutschi erklärt das
so: »Ein Pulli kostet zu Beginn der Woche 29 €, dann
wird er auf 24 € reduziert. Wenn sich der Bestand
verändert, kann der Preis am Ende der Woche wieder
auf 27 € erhöht werden.« Auch das Forcieren der
Liefergeschwindigkeit und eine Sortimentens­
offensive bei Textil und Living kündigt Gutschi
an, denn: »Die Textilmarken sind die wichtigsten
­Umsatztreiber.«
BPM
TZ 22 2014 9
© Picturedesk
messen
7.000 leuchtende Ballons
stiegen am 9. November in
Berlin auf, um das Jubiläum
des Mauerfalls vor 25 Jahren
zu feiern. Die Hauptstadt
bleibt für Überraschungen gut –
auch, was die Modeszene
betrifft. Nur Düsseldorf bleibt
offenbar, was es ist.
Was bringt Berlin?
E
igentlich hätte alles ganz anders sein
­sollen. Internationale Kunden (immer noch
mit deutlichem Schwerpunkt aus der
Region D-A-CH) hätten im kommenden Jänner die
spanische Wintersonne genießen sollen. Barcelona statt B­ erlin – Karl-Heinz Müller wollte es
wieder einmal wissen und wurde erstmals von
seinen Freunden, Fans und Followers im Stich
gelassen. Seitdem gibt sich der Messemacher
kleinlaut: 250 Labels, mehr werden auf der Bread
& Butter von 19. bis 21. Jänner nicht zu sehen
sein. Der Markt habe sich verändert, jetzt sei halt
auch seine Veran­staltung kleiner als gewohnt, aus
Müllers Motto »Always the sun« wurde »Small in
Berlin«.
Nein, dem Modemarkt ging es in den letzten zwölf
Monaten nicht gut. Schwache Verkaufszahlen,
weniger Kunden und eine Markterosion, die längst
nicht mehr nur auf bestimmte Marktsegmente
­eingegrenzt werden kann. In München sperren
anspruchsvolle Premiumkonzepte zu (z. B. das Flip),
in Wien lassen Filialisten prestigeträchtige Standorte auf, dazwischen kränkeln Platzhirsche, Einkaufszentren und Diskonter. Was bedeutet das für
die Messeszene – für die deutsche, aber auch für
jene in Österreich?
Die gute Nachricht zuerst: Der Standort Salzburg
erscheint gut abgesichert, die Brandboxx, Österreichs größtes Modegroßhandelscenter, ist zu
98 % vermietet, 225 fixe Mieter präsentieren
10 TZ 22 2014
i­nsgesamt 600 Marken – selbst den Abgang der
Gerry-Weber-Gruppe ins Gusswerk konnte man
verkraften. Auch in den umliegenden FashionHäusern in und um Bergheim gibt es kaum Leerstand, im Gegenteil: qualitativ hochwertige
­Showrooms werden nach wie vor gesucht.
So klein, so übersichtlich. Ganz anders zeigt sich
die aktuelle Situation in der deutschen Messeszene.
Denn neben nach wie vor sehr gut funktionierenden
Modecentern wird zwischen den einzelnen Messen
und den dazugehörigen Standorten wieder kräftig
herumgeschoben. Am meisten dürfte davon die Berliner Premium profitieren, die sich immer mehr zur
Nummer eins im Berliner Messe­zirkus entwickelt.
Mit einem Flächenzuwachs von 17 % bietet die Premium nun 27.000 m2, was modetechnisch 1.000
Labels oder 1.800 (!) Kollektionen entspricht. In einer
neu gebauten Halle, die erst Ende Oktober fertiggestellt wurde, wird man zum ersten Mal im Jänner
Luxusmarken sowie inter­nationale Newcomer und
prämierte Nachwuchs­designer in Showroom-ähnlicher Atmosphäre zeigen. Die neue Halle zieht natürlich Neuzugänge mit sich, wie z. B. Set aus München
oder Marc O’Polo Pure. »Kühlhaus« heißt das neue
Gebäude, das für Premium-Macherin Anita Tillmann
der Schlüssel zur Erweiterung der Messe ist: »Das
Feedback der ­Branche zum neuen Konzept ist durchwegs positiv. Der Markenmix in der neuen Hülle,
dem Kühlhaus, kommt gut an und weckt das Interesse der A
­ ussteller. Wir folgen mit der Erweiterung
der aktuellen E­ ntwicklung im Handel.« Optimistisch
bis kämpferisch gibt man sich auch ein paar Kilometer weiter, auf der Panorama. Zu Recht: Die Panorama, im eher drögen Messegelände unter dem
Funkturm, ist ausgebucht, mehr noch, Messeleiter
Jörg Wichmann kann bereits auf eine beachtliche
Warteliste verweisen. Deutsche Einzelhändler, vor
allem jene aus dem Mainstream-Bereich, erreicht
man am effizientesten auf der Panorama – diese
Meinung scheint sich mittlerweile in der deutschen
Bekleidungsindustrie fest durchgesetzt zu haben.
Und Düsseldorf? Zu befürchten ist, dass die Mode
am Rhein nochmals an Bedeutung verliert. Inter­
nationale Einkäufer aus Russland, der Ukraine oder
dem Nahen Osten haben noch mehr Gründe, der
Orderplattform fernzubleiben, als in der vergangenen
Saison. Keiner der damaligen Krisenherde zeigt Entspannung, eher im Gegenteil. Und dass The G
­ allery
wieder einmal das Konzept erneuert und die Location umstrukturiert, wird auch wenig zu einem Comeback von Düsseldorf helfen.
Und schließlich ist auch München gerade dabei,
ein bis vor Kurzem funktionierendes Konzept ins
­Wanken zu bringen. Die Premium Order Munich und
die Supreme werden nicht mehr zeitgleich statt­
finden, aber zweimal werden die Kunden wohl
kaum nach München fahren.
Ja, wo fahren die Kunden überhaupt hin nach einer
ziemlich verkorksten Saison? Leider nicht der Sonne
nach! BPM
kongress
Der Kunde
hat das
Kommando
Multichanneling, Marketing, exzellente Mitarbeiter, Kommunikationsideen –
mit diesen Maßnahmen will die Textilindustrie gegen die Krise vorgehen. Das
wurde beim Deutschen Modehandelskongress deutlich vor Augen geführt.
D
er Kunde entscheidet,
wann, wo und wie er kauft,
wo er sich informiert, wessen Empfehlungen er folgt und
­welche Ware er zu welchem Zeitpunkt haben möchte. Daunenjacken
bei 15 Grad eben nicht, das neue
iPhone 6 hat sein verfügbares Einkommen ohnehin drastisch gesenkt,
also surfen wir mal auf der Coach,
was es sonst noch gibt. »Wir müssen die Kunden für Mode wieder
begeistern«, meint Reiner Pichler, CEO von s.Oliver, der dafür 100 Mio. Marketingbudget in den nächsten drei Jahren unter anderem auch im Fern­sehen
ausgeben wird, um den Modekonzern mit seinen Marken s.Oliver, Comma,
Triangle und Liebeskind nach vorne zu bringen. Eine antizyklisch denkende
Eigentümerfamilie Freier macht es möglich. Doch Marktoffensive sollte für
alle Marktteilnehmer das Gebot der Stunde sein.
Die Änderung der Lebensstile, verbunden mit deutlicher Werteänderung, verschärft von einer immer extremer werdenden Wettersituation,
macht dem textilen Einzelhandel deutlich zu schaffen. »Der Schock ist groß,
wenn man erstmals über acht Wochen hinweg zweistellig im Minus liegt«,
sagt Modehändler Sebastian Proft auf dem Deutschen Modehandelskongress in Düsseldorf, der von der TextilWirtschaft und dem BTE zum Thema
»Aufbruch 2015« organisiert wurde. »Hätten wir geahnt, wie angespannt
die Umsatzsituation ist, hätten wir das thematisch mehr berücksichtigt«,
entschuldigt sich TW-Chefredakteur Michael Werner bei den Teilnehmern.
Doch das Thema hing trotzdem ständig in der Luft. »Die Entscheidung zwischen modischem Outfit und Smartphone muss endlich wieder für das
modische Outfit ausgehen«, meinte Pichler treffend. Der CEO von Tommy
Hilfiger, Daniel Grieder, hingegen freut sich über die Größe des neuen
iPhone 6, mit dem man auf den Onlineplattformen nach Herzenslust ­shoppen
kann. Wenn man diese Kanäle bespielt, was Unternehmen wie Hunke­
möller, Hilfiger, s.Oliver und Deichmann natürlich tun, was sich stationäre
Einzelhändler jedoch erst reiflich überlegen müssen. »Vor fünf Jahren hat
sich ein Händler innovativ gefühlt, der eine Homepage mit seinen Öffnungszeiten hatte«, sagt Marcus Schönhart, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Katag. »Die Kundenbedürfnisse ändern sich ständig«, weiß Christian
Hackel, Marketingleiter von Deichmann. »Wir müssen daher viel öfter mit
12 TZ 22 2014
03
01 Daniel Grieder,
Tommy Hilfiger
03 Rund 300
Teilnehmer kamen
zum Deutschen
Modehandelskongress.
04 Klaus Harnack,
Hachmeister + ­Partner
05 Christian
Hackel, Deichmann
04
05
ihnen sprechen. Denn wer da zu spät ist, hat
­verloren.« Klaus Harnack, Partner der Unternehmensberatung Hachmeister + Partner, sieht im
»Community Building« das Gebot der Stunde. »Vor
allem, um möglichst viel über die Kunden und ihre
Vorlieben zu erfahren.« Modehändler Marc
Ramelow ist nachdenklich geworden. Bis jetzt
waren in seinen sieben Geschäften Mobiltelefone
für die Mitarbeiter verboten. Doch seit ein findiger Mitarbeiter mit 40 Kunden eine WhatsAppGruppe gebildet hat, mit der er regelmäßig über
Sortimente und Neuanlieferungen in Kontakt
steht, fragt sich Ramelow, warum man die schon
vorhandenen Geräte nicht nutzen soll. Für Unternehmensberater Harnack sind Touchscreens im
Laden, über die auf den Onlineshop zugegriffen
werden kann, eine digitale Grundausrüstung.
kongress
01
02
Alle bilder © Wilfried
02 Reiner Pichler,
s.Oliver
06 Thomas Huber,
Zukunftsinstitut
06
Andere Dienstleistungen sind Click and Collect,
Mobile Payment, Same Day Delivery und die
­Rückgabe der Onlineretouren im Laden. Damit hat
Hunkemöller gute Erfahrungen gemacht. Rund
6 % seines Umsatzes erwirtschaftet der Wäsche­
spezialist im Netz, 60 % der Retouren werden
direkt in der Filiale zurückgeben. »Und die Hälfte
der Kundinnen kauft dann vor Ort gleich was
Neues«, erzählt Philip Mountford, CEO bei Hunke­
möller. Die Unternehmens-App mit integrierter
Kundenkarte kann alle Kundeninformationen
­speichern, sei es die gekaufte Größe, das Modell
oder die Farbe. Mittels Geo-Push wird die Kundin
auf Schritt und Tritt begleitet, nicht immer zur
Freude der derart massiv Angesprochenen. Aber
52.800 Mal wurde die App schon heruntergela­
den. Auf Twitter folgen 27.300 Nutzer dem nieder­
ländischen Wäscheanbieter.
Die aktuelle Weihnachtskollektion wurde per
Tweet angekündigt, nach 24 Stunden konnte
das Unternehmen einen Umsatz jenseits der
­Millionen-Euro-Grenze verbuchen. Beachtliche
50 Mio. € investiert Hunkemöller, der zuletzt
400 Mio. € Umsatz erzielt hat, in Marketing­
aktivitäten. Neue Wege geht Hunkemöller auch im
Personalrecruiting: Verkäuferinnen werden gerne
aus dem Hotelgewerbe angeworben, denn sie
»verfügen über einen hervorragenden Service­
gedanken«. Mitarbeiter first, heißt es auch bei
Tommy Hilfiger. Grieder: »Sie sind unser höchstes
Gut.« Für die Zukunft sieht Grieder vor allem zwei
Haupttrends: die Digitalisierung und die Konzen­
tration auf Megastädte. Städte wie Tokio und
Schanghai machen mehr Umsatz als ganze Länder.
Sein Onlineshop sei mit 75 Mio. Besuchern »unser
weltweit größtes Flaggschiff«.
Stars im Mainstream. Für die Branche von wach­
sender Bedeutung sind die sich ständig verän­
dernden Lebensstile, deren Fragmentierung weiter
voranschreitet. Thomas Huber, Geschäftsführer des
Zukunftsinstituts in München, hat in einer Studie
neue Lebensstil-Typen herausgefiltert, die richtung­
weisend für die kommenden Jahre sein sollen:
Sinn-Karrieristen, Mainstream-Stars, Tiger-Women,
Superdaddys, Business-Freestyler, Proll-Professio­
nals, Gutbürger, Creativiteens, Silver­preneure und
Forever Youngster zeigen, wo es lang geht. »Den
vorprogrammierten Lebenslauf gibt es nicht mehr.
Menschen wechseln ihre Jobs und ihre Karriere­
wege mehrmals, durchlaufen verschiedene Pha­
sen.« Über alledem steht die Individualisierung, die
hohe Scheidungsrate bringt mehr Patchwork-Fami­
lien, Scheidungen werden wie Hochzeiten gefeiert,
neue Werte dominieren. Die genaue Kenntnis sol­
cher Trends hilft bei der eigenen Positionierung der
Mode und der Läden. Huber rät daher: »Bleiben Sie
offen und beobachten Sie genau.«
Das tut auch Christian Hackel, für die Marketing­
aktivitäten bei Deichmann verantwortlich. Das
Unternehmen betreibt konsequentes Multichanne­
ling, ist in 24 Ländern mit 35.000 Mitarbeitern und
3.500 Läden unterwegs und erzielt einen Umsatz
von 4,6 Mrd. €. »Die Mediennutzung hat sich
­radikal geändert«, weiß Hackel. »Der Kunde ent­
scheidet sich täglich neu für Online oder Offline,
das heißt, unsere Filialen müssen genauso attrak­
tiv sein wie unser Onlineangebot, denn die Kunden
springen.« Um die Frequenz in den Läden zu erhö­
hen, setzt Deichmann auf Events, die natürlich
auch online beworben werden. Wichtig sei aber,
dass sich die »Kanalverknüpfung natürlich anfüh­
len muss«. Dazu braucht es nicht unbedingt Größe.
Wie sich Serviceanspruch und eine gewisse
p­ersönliche Note auch auf das MultichannelGeschäft übertragen lassen, zeigt der vor einem
Jahr gestartete Onlineshop von Zumnorde. »Wir
können uns nicht mit einem Zalando messen, des­
halb sehen wir unsere Chance in der Nische. Wir
sind bewusst anders und zeigen das, indem wir
zum Beispiel jedes Paar Schuhe in Geschenkpapier
einpacken und die Rechnung in einem Kuvert bei­
legen«, erklärt der Unternehmer Thomas ­Zumnorde.
Marketingmann Hackel ist sicher, dass im nächs­
ten Jahr »Dinge auf uns zukommen werden, die wir
heute noch nicht mal ansatzweise andenken«. Für
Reiner Pichler steht es außer Frage, dass sich der
Markt weiter fundamental verändern wird. »Was
passiert mit Banken und Kreditkartenfirmen, wenn
Apple Pay wirklich kommt?« Für die Branche sei es
jetzt einmal wichtig, dem Frequenzverlust einer­
seits und der Begehrlichkeit des Diskonts anderer­
seits entgegenzuwirken. »Wir wollen einzigartig
werden«, steckt sich Pichler die Ziele hoch. »Das
bedeutet Premiumanspruch zu demokratischen
Preisen.« Trotz hoher Marketingausgaben denkt
Pichler daher nicht im Traum daran, an den End­
verbraucherpreisen zu drehen. »Das wäre jetzt
der falsche Zeitpunkt.« Außerdem sei es jetzt
»Zeit für die Leistung, nicht für die große Klappe«.
Das Gros der rund 300 Teilnehmer sah das ü­ brigens
genauso.DL
TZ 22 2014 13
handel
30 Jahre Bolero
Mode in Salzburg.
Inhaberin Daniela
Tometschek gewährt
einen ehrlichen und
offenen Einblick in drei
bewegte Dekaden als
Modehändlerin.
14 TZ 22 2014
Take a
chance
gigantisch, berichtet die Unternehmerin. Heute
sei die Marke zu breit gestreut. Mitbewerber in
unmittelbarer Nähe, hohe Präsenz in Kaufhäusern, ein Outlet in Salzburg, ein Onlineshop –
alles zusammen nage am Umsatz der Boutique
und an der Begehrlichkeit auf Kundenseite. Dennoch: »Ich stehe nach wie vor absolut hinter dieser tollen Marke«, betont Tometschek. Kollektionen von Laurèl, Luisa Cerano, Ana Alcazar und
Ivko ergänzen das Angebot. Im Frühjahr 2015
kommen Lena Hoschek, Sara Roka und Uli Schneider dazu.
Verdrehte Liefertermine. »Das wechselnde
Sortiment wird von unseren Kundinnen sehr dankbar angenommen«, freut sich Tometschek und
fügt hinzu: »Trotzdem befinden wir uns in einer
ordent­lichen Krise.« Die Umsätze seien von Tag zu
Tag unberechenbar, erzählt sie. Als allgemeines
P­ ro­blem in der Textilbranche verortet Daniela
­Tometschek die »total verdrehten und an der
­Realität vorbeigehenden Lieferzeiten«. Mit dicken
Pelzjacken im August und Sommerkleidern in der
Weihnachtsauslage könne man keine Konsumentin mehr ködern. Auch nicht im Premiumbereich.
Tometschek kauft nun in der Vororder vorsichtiger
und selektiver ein. Im August schaltet die Händlerin überhaupt auf Sparflamme. Grund dafür ist
die Altstadtsperre im Festspielmonat. Eigentlich
ein Todesurteil für den Handel. »Diese Sperre kam
unangekündigt und war im ersten Jahr beinahe
existenzgefährdend.« Minus 39 % im Umsatz!
Heute ordert sie für diesen Zeitraum weniger und
versucht so die geringe Frequenz abzufedern.
Trotz aller Widrigkeiten bauen Daniela Tometschek und ihr Team auf die Zukunft: neues EDVSystem, neue Damenbüsten, neue LED-Beleuchtung. Sie lassen Taten sprechen, statt (jammernde)
Worte. SA
Von links: Lehrling und Nichte Philippa
Tometschek, Inhaberin Daniela Tometschek und Verkäuferin Sonja Tschepp
Alle Bilder © Bolero
C
hancen wahrnehmen – und sie dann auch
nützen. Und Chancen erkennen, wenn die
Aussicht auf ebensolche eigentlich gering
ist. Daniela Tometschek hat in den 30 Jahren als
Einzelhändlerin genau diese Fähigkeit perfektioniert. Flexibilität – und »viel Liebe zur Mode und zu
den Menschen« gehören dazu, um in angespannten
Phasen wie heute »mit Zuversicht und Freude dabei
zu sein«, berichtet die erfahrene Händlerin. Im
­Oktober 1984 sah die Welt für Modehändler noch
wesentlich rosiger aus. Nachdem Tometschek eine
Vertriebsagentur im Salzburger Modecenter für die
Marken Hirsch, Bianca u. a. erfolgreich aufgebaut
und geführt hatte, verschlug es sie nach Mondsee.
Vom Groß- in den Einzelhandel. Auf 35 m2 startete
sie mit Herrenmode – »es war die ›Miami Vice‹Zeit«, schreibt sie in ihrem Jubiläumsschreiben an
die Stammkunden. Lange währte der Fokus auf
HAKA nicht, denn die zugehörigen Damen forderten
ihre eigene Mode ein. Daniela Tometschek bot kurz
darauf auch Damenmode aus Italien und Frankreich
im kleinen Bolero am Mondsee an. In Salzburg
erhielt sie schließlich die Gelegenheit, das 80 m2
große Kurzwarengeschäft einer alten Dame zu
­übernehmen – zunächst zur Untermiete, heute ist
Tometschek längst Hauptmieterin. Ganze zwei
Jahre pendelte die Händlerin zwischen ihren
Geschäften in Mondsee und der Salzburger Niederlassung am Mirabellplatz, bis sie sich entschloss,
nur noch den Standort in Salzburg zu betreiben.
Aus Platzmangel musste dann auch noch die Herrenmode weichen. »Lustige Zeit damals – man
kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen –, es
gab noch keine Massenware, keine Kaufhausketten und schon gar keine Outlets. Textildiscounter
waren hierzulande noch unbekannt – ebenso das
Internet.«
Die engagierte Händlerin ging damals eine Partnerschaft ein, die ihr Geschäft maßgeblich beeinflusste: »Die interessanteste Zeit für mich war
der erfolg­reiche und rasante Aufstieg meines
Hauptliefe­ranten Marc Cain, den ich in den letzten
26 Saisonen miterleben durfte.« Die erste Zeit war
studie
Stationär schlägt Online
Eine neue Studie bescheinigt, dass die Deutschen nach
wie vor lieber im Laden als im Internet Mode kaufen,
und liefert weitere Ergebnisse, die auch für Österreich
interessant sind.
D
© FotoLia
as Einkaufsverhalten der lieben Nachbarn
unterscheidet sich oft nicht allzu sehr von
jenem der Österreicher. Daher ist die neue
Verbraucheranalyse, die die Managementberatung
Porsche Consulting GmbH beim Forschungsinstitut
Forsa in Auftrag gegeben hat, auch für heimische
Händler durchaus interessant. Denn die 1.000
Frauen und Männer ab 18 Jahren, die dafür befragt
wurden, lieferten ein klares Ergebnis: Der stationäre
Modehandel hat gegenüber dem Onlinehandel
(noch) die Nase vorne. Und zwar eindeutig, denn
rund 90 % der Befragten gaben an, Kleidung und
Schuhe »ausschließlich« (49 %) oder »überwiegend«
(41 %) in stationären Läden statt in Webshops zu
kaufen. Damit das auch so bleibt, hat die Studie
auch nach Ursachen und Verbesserungspotenzial
gefragt. So bevorzugen die Kunden etwa Geschäfte,
die das gewünschte Produkt jederzeit in der benötigten Größe und der gewünschten Farbe bereithalten oder es schnell liefern können. Das sind eigentlich genau die Vorteile, die man dem E-Commerce
zuschreibt. Ein wirkliches Plus des stationären
­Handels sehen die Kunden einerseits darin, dass
sie Schuhe und Kleidung dort direkt begutachten,
anprobieren und mitnehmen können, wie neun von
zehn Befragten angeben. Andererseits gefällt ihnen
individuelle, fachlich fundierte Beratung und persönlicher Service. So wollen etwa 67 % der Befragten informiert werden, ob und wie schnell ein
Schuh besorgt werden kann, der gerade nicht in der
passenden Größe auf Lager liegt. Vor allem die
Altersgruppe ab 60 Jahren schätzt die Hilfe von gut
geschultem Verkaufspersonal. Gleiches gilt auch für
besondere Serviceleistungen. Denn wenn bei der
Kleidung etwas geändert werden muss, möchte
jeder Zweite aus der Gruppe der über 60-Jährigen
das direkt im Geschäft erledigen lassen können.
Nicht außer Acht zu lassen sind auch klassische
Kundenbindungstools. Denn 51 % der Frauen und
41 % der Männer begrüßen Leistungen wie Treueprogramme, Sonderangebote für Stammkunden und
Kundenkarten.
In puncto Kundenzufriedenheit liegt der stationäre Handel haushoch vorne. Um diese zu analysieren, hat man danach gefragt, wie oft Kunden ihre
Einkäufe bereuen. Im stationären Modehandel sind
es nur 9 %, die »manchmal« einen Kauf bedauern,
und gar nur ein Prozent, dessen Einkauf sich im
Nachhinein »häufig« als Fehler erweist. Im Onlinehandel sieht das ganz anders aus. Hier geben satte
40 % der Kunden an, ihren Kauf zu bereuen oder
wieder zurückzusenden. Dabei neigen Frauen öfter
zu Fehlbestellungen als Männer. 48 % der Kundinnen sagen, dass sie »häufig« oder »manchmal«
unzufrieden sind, bei den Männern sind es i­ mmerhin
noch 32 %.
Vorteile nutzen. Die Studie zeichnet also ein
wesentlich weniger düsteres Bild als oft befürchtet.
Und sie zeigt Chancen auf, die dem stationären
Handel auch in Zukunft einen Vorsprung gegenüber
dem E-Commerce verschaffen können. Gleichzeitig
veranschaulicht sie aber auch, was die Voraussetzungen für diesen Vorsprung sind. Dabei stehen die
Investition in die Beraterqualität des Verkaufs­
personals, exzellenter Service und hohe Waren­
verfügbarkeit an erster Stelle. Eberhard Weiblen,
Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche
Consulting, bringt es auf den Punkt: »Fachpersonal
gehört zu den größten Kostenfaktoren im Einzel­
handel. Aus unserer Sicht darf daran nicht gespart
werden.« Auch an anderen Stellen ortet er Handlungsbedarf: »Effizientere Lagerhaltung und Distribution senken die Kosten, erhöhen die Verfügbarkeit
und erlauben, im Wettbewerb mit den Onlinehändlern auf Dauer zu bestehen.« Er plädiert etwa für ein
zentrales Lager, von dem aus gerade zum Saisonstart
ein Teil der Nachlieferung schnell und flexibel
­erledigt werden kann – und das
zusätzlich noch Kosten für die
kleinen, dezentralen Lager spart.
Nach Einschätzung von Porsche
Consulting birgt diese Maßnahme ein Einsparungspotenzial
von 30 %. Das Beratungsunternehmen ist eine Tochtergesellschaft der Porsche AG, und so
ist es nicht ganz verwunderlich,
dass man den Modehändlern zu
Methoden rät, die aus der Automobilindustrie kommen. Etwa
das Personal von beratungs­
fremden Tätigkeiten zu entlasten,
damit es mehr Zeit für die Kundenbetreuung hat. Mit dieser
Maßnahme erzielte man bei einer
Handelskette eine um 1 bis 2 %
höhere Kaufrate, und die Kunden
gaben um 6 % mehr aus.
BN
TZ 22 2014 15
musterseite
handel
Herbst-
Depression
Das Geschäft im Modehandel
kommt diesen Herbst nicht in
die Gänge. Warum stottert der
Wirtschaftsmotor Konsum?
Die ÖTZ hat Händler befragt –
die sich kämpferisch bis leicht
deprimiert geben.
16 TZ 22 2014
M
ariahilfer Straße – an einem Freitag im November. Die Eröffnung der Fußgängerzone wird grad gefeiert, man bestaunt die neuen Sitzmöbel, wundert sich, wie breit
die Straße tatsächlich ist – und sucht verzweifelt Menschen mit prallen Einkaufssackerln. Nein, die Frequenz am neuen Boulevard ist es nicht, die Anlass zur Sorge gibt – eher
jene in den Läden. Wandern die Kunden nun immer spürbarer ins Online-Business ab? Dabei
bestätigen immer neue Studien, dass die Kunden Mode noch immer lieber im Laden kaufen
als im Internet (siehe Seite 15). Andererseits: 2017 soll ein Fünftel der Mode online gekauft
werden – aber wie auf ein Fünftel des Umsatzes, wie auf 20 % der Kunden verzichten?
Wir wollten es von der heimischen Händlerschaft konkret hören. Im ersten Teil der Händlerbefragung zeigt sich, dass zwischen dem Burgenland und Vorarlberg wenig Unterschiede
herrschen. Noch will man die Saison nicht abschreiben, noch weigert man sich gegen umfassende Rabattaktionen. Noch hofft man auf Wintereinbruch und ein halbwegs akzeptables
Weihnachtsgeschäft. Aber gerade bei den Warengruppen, die gut oder unbefriedigend laufen,
zeigt sich: Intelligenter Einkauf, flexible Lieferanten und Überraschungseffekte im Laden
können eine Saison retten, die im Grunde unrettbar erscheint. AS, CD, BN, BPM
!
Gottfried Steinecker
Steinecker Moden, Randegg
Die Herbstsaison ist verhalten. Wir regen uns ja
immer über das Wetter auf, aber die sehr warmen
Tage inklusive jener im November sind schon besonders
schwierig. Es hätte schöne und spannende Modethemen gegeben,
aber da hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Ich befürchte jetzt, dass relativ schnell an der Rabattschraube gedreht
werden wird, denn die Läger sind alle voll. Die Stadt Amstetten hat
zum Beispiel zweistellige Frequenzrückgänge gemessen. In dieser
Situation muss man auf jeden Fall versuchen, mehr an jeden Kunden
zu verkaufen.
Wenn man rundherum nur schlechte Nachrichten hört, wie etwa von
gestiegenen Lebenshaltungskosten oder hohen Arbeitslosenzahlen,
dann ist die Risikofreude beim Konsum natürlich nicht besonders hoch.
Im Herren- und im Damenbereich zählen die Jacken eindeutig zu den
Verlierern. Das liegt zum einen an den Temperaturen, die einfach noch
nicht zum Kauf einer schweren Jacke anregen. Zum anderen liegt es
aber auch an der modischen Aussage, es fehlt ein wenig an Neuheiten.
Die Leichtdaune ist bei den Lieferanten nach wie vor ein Thema, aber
mittlerweile hat sie wahrscheinlich jeder Österreicher schon dreimal
im Kleiderschrank. Gut vorstellen könnte ich mir das Thema Woll­
mäntel. Im Anlassbereich geht es weg von den Kombis und hin zur
­Einzelteiligkeit. Die Anlässe für schwere Konfektion bei den Herren
werden auch weniger. Bei den Damen merken wir, speziell was kurze,
junge Ballkleider angeht, mittlerweile den Wettbewerb, vor allem an
den Stückzahlen.
!
Kathrin Roth und Rainer
Rauch, Modehaus Roth, Gnas
Der Oktober war ebenso wie der September schwierig für uns. Eines der größten Probleme war auf jeden
Fall das Wetter. Bei der Frequenz muss man klar unterscheiden: Unsere Stammkunden sind nicht ausgeblieben, aber
bei der Laufkundschaft hat man den Rückgang schon gemerkt – und
zwar an allen Standorten. Die Frequenz hat auf jeden Fall nachge­
lassen. Aber die Kunden, die zu uns kommen, die kaufen umso mehr.
Und die werden dann bei uns auch richtig verwöhnt.
Der Onlinehandel ist hier immer ein Thema und wird es auch noch
immer mehr werden. Aber darüber, wie wir dem etwas entgegensetzen
können, diskutieren wir jetzt schon seit drei oder vier Jahren. Wir setzen
hier auf gute Mitarbeiter und eine Atmosphäre zum Wohlfühlen.
Verloren haben wirklich nur die schweren Jacken. Mit leichteren
Modellen etwa aus Babydaune sind wir zufrieden. Beim Strick gilt das
Gleiche, schwere, dicke Rollis bleiben liegen. Gewonnen haben in
jedem Fall Jeans in jeder Variation, die sich sehr stabil und sogar mit
einem kleinen Plus entwickelt haben. Denn Jeans kann ich immer
anziehen, egal ob warm oder kalt.
!
Christian Kutsam
Kutsam, Bad Hall
!
Wir sind der Einäugige unter den Blinden. Auch wir
haben im September stark gelitten. Trotzdem konnten
wir mit den Fussl-Filialen gesamt ein Plus erzielen, flächenbereinigt war es ein einstelliges Minus. Allerdings hatten
wir auch im Vorjahr ein schönes Plus. Im Oktober haben wir es auch
flächenbereinigt auf ein sehr, sehr kleines Plus geschafft. Wenn man
die Monate August, September und Oktober zusammennimmt, dann
haben wir aber ein klares Plus erwirtschaftet, auch flächenbereinigt,
und das, ohne um einen einzigen Cent reduziert zu haben. Angesichts
dessen, dass alle im tiefsten Jammertal sind, glaube ich, wir können
sehr zufrieden sein. Ich denke, die Menschen hatten nach dem total
verregneten Sommer jetzt einfach Lust, das schöne Herbstwetter
­draußen zu nutzen – und nicht shoppen zu gehen. Denn ich denke auf
keinen Fall, dass die Konsumenten von heute auf morgen die Lust auf
Mode verloren haben. Ich glaube auch nicht, dass Preisreduktionen
dabei helfen können.
Richtig gut laufen Parkas – nur die teuren nicht. Eines muss man schon
sagen: Vor allem in den großen Häusern merken wir, dass die Luft bei
den Jacken über 200 € schon sehr dünn wird. Jacken um 150 € gehen
gut, die drüber waren in diesem Herbst schwierig.
© Hersteller / Fotolia
Karl Mayr, Fussl Modestraße
Ort im Innviertel
Wir haben gerade 55 Jahre Kutsam gefeiert, dadurch
ist die Stimmung im Haus gut. Mit unseren Aktionen
konnten wir im letzten Monat ein Plus erzielen, aufge­
laufen ist’s ein Pari. Natürlich verfolgten wir auch die Umsatzentwicklung in Deutschland, viele Kollegen haben mir das Minus
(gemeint sind die TW-Zahlen von −9 % im September und −10 % im
Oktober, Anm.) bestätigt. In Österreich gibt’s unterschiedliche Rück­
meldungen, aber auch da ist’s meistens so, dass viele hinten bis kräftig
hinten sind. Eine Euphorie gibt’s weit und breit nicht …
Die einfachste Erklärung für die Konsumzurückhaltung wäre, dass das
frei verfügbare Einkommen sich nicht vermehrt, weil der Staat fleißig
abschöpft. Neben der Inflation drückt auch – wie bei uns im Raum
Steyr –, dass viele Betriebe Kurzarbeit fahren. Von den »Bad News« in
den Tageszeitungen bis zum Blick auf den Kontoauszug – all das macht
die Menschen vorsichtig. Kunden mögen gute Ware zum guten Preis –
und dann möglichst auch noch auf kompetente Leute im Verkauf treffen,
bei denen man spürt, dass sie Freude am Beruf haben. Ein besonders
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hatten wir in den Mittelpunkt unseres
55-Jahr-Jubiläums gestellt. Bezüglich unseres Einkaufs werden wir
jeden Tag schlauer und haben wieder einiges gelernt. Wo Modelabels
unter den irrwitzigsten Begriffen wie »Mid-Season Sale« ihre Ware in
den eigenen Outlets oder online verramschen, überall dort machen wir
ein dickes Fragezeichen.
TZ 22 2014 17
handel
!
Bernd Lederer,
Textil Lederer, Saalfelden
Eine Saison zum Vergessen? Das kann man nicht so
pauschalieren. Wir hatten einen sehr guten September
mit immerhin 5 % plus im gesamten Haus – auch im Vor­
jahr war dieser Monat gut. Der Oktober hingegen war die reinste
Katastrophe. Für Oktober müssen wir die gleichen Zahlen wie unsere
deutschen Kollegen ausweisen: ein fast zweistelliges Minus. Das hat
das gute Sommerergebnis zunichtegemacht – sowohl bei Herren wie
bei Damen. Von Rotstiftaktionen und Mid-Season Sales der Mitbe­
werber lasse ich mich nicht mehr beeinflussen. Der Konsument hat ja
überhaupt nicht mehr den Überblick, welche Aktionen gerade wer
anbietet. Das Entscheidende ist doch: Wenn die Leute nicht kaufen
wollen, dann kaufen sie nicht – Prozente hin oder her!
Mit dem Einkauf auf die Entwicklung reagieren ist schwierig. Freilich
haben wir uns vorgenommen, noch konzentrierter und fokussierter zu
ordern. Aber sich auf Promptangebote zu verlassen, ist ein zweischnei­
diges Schwert. Da kann man bei der Industrie noch so benzen: Bei allen
Versprechungen wird man das, was man benötigt, sowieso nicht mehr
bekommen. Im Sommer war’s nicht möglich, weiße Blusen aufzutreiben.
Aber wer ordert schon weiße Blusen vor? Da fühlt man sich einiger­
maßen im Stich gelassen … Eine extrem schlechte Auslieferung zu
­dieser Herbstsaison hat sich bei allen Lieferanten durchgezogen. Bis
heute habe ich keine Erklärung dafür bekommen. Glück war, dass wir
die Ware eh nicht gebraucht haben, weil es halt so lange so warm war.
!
Ingrid Garzon,
Garzon, Dornbirn/Feldkirch
Noch gibt es keine Veranlassung, Gedanken darüber
zu verschwenden, ob der aktuelle Saisonverlauf Einfluss
auf die kommende Orderrunde hat. Sollten jedoch Waren­
bereiche nicht so abfließen, müssen natürlich die Vororders
­entsprechend angepasst werden. Die Stimmung an der Verkaufsfront
ist gut, auch die Kunden sind gut drauf, allerdings dürfte die Frequenz –
speziell unter der Woche – mehr sein. Mitte September wurde in Dorn­
birn 25 Jahre Fußgängerzone gefeiert. Obwohl nicht unmittelbar in der
Fußgängerzone ansässig, haben wir diese, heute schon geschichtsträch­
tige, Situation zum Anlass genommen, mit einem Direct Mailing unsere
­Kunden zu hausinternen Events einzuladen. Der Erfolg blieb nicht aus!
Leider wird auch in unserer Branche mehr denn je das Heil über Reduzie­
rungen – mittlerweile mehr oder weniger übers ganze Jahr – gesucht.
Welche Notwendigkeit dahinter steht, kann man nur erahnen …
Die Erwartungshaltung an die bevorstehende Orderrunde ist wie immer
groß. Vor allem, dass die Lieferanten in der Entwicklung ihrer Kollek­
tionen nicht innehalten. Bekanntlich ist Stillstand gleichbedeutend mit
Rückschritt – und wer will das schon? Für uns ist es nichts Neues,
bekommt aber zunehmend mehr Gewicht: zur richtigen Zeit die richtige
Ware im Geschäft zu haben.
!
Barbara Schwetz-Penz,
Penz Mode, Linz
!
Nina Stift, Stift Mode, Tulln
Es darf keine zu frühen Rabattschlachten geben!
Das verbiegt die Kunden, die so oder so nur das kaufen,
was sie sich vorgenommen haben. Wenn es kalt wird, wird
gekauft. Auch ohne Reduktionen. Damit drücken wir nur unsere
Margen und Spannen. Wenn schon Reduktionen, dann sehr selektiv.
Die Oktober-Umsätze waren nicht gut, der November ist bis dato erträg­
lich, aber die Frequenz ist unfassbar gering. Das Wetter ist zwar eine
müßige Ausrede, aber gestern hatte es 17 Grad! Wer will da schon
dicke Jacken kaufen? Es ist aber nicht nur das Wetter – die Medien
predigen, wie schlecht es uns allen geht, und die Leute bleiben auf
ihrem Geld sitzen. Außerdem gibt es keine brauchbaren neuen Mode­
trends für die Masse, und der Onlinehandel nimmt uns nach wie vor
Anteile weg. Hinzu kommt der vorherrschende Flächenwahnsinn:
Absurd viele Einkaufszentren saugen Frequenz aus den Innenstädten
ab, mit dem Ergebnis, dass nirgendwo genügend Frequenz ist.
Ich bin selbst überrascht, aber wir verkaufen momentan Basics am
­besten. Trendteile sind im September gut gegangen, jetzt gar nicht
mehr. Zusatzverkäufe sind sowieso extrem schwierig geworden – der
Kundin geht es um jedes einzelne Teil.
Durchhalten ist die Devise! Wir werden es schaffen, die Umsätze zu
halten. Genaue Prognosen für das Weihnachtsgeschäft möchte ich aber
nicht abgeben, dazu ist die Lage zu angespannt. An eine Steigerung
gegenüber dem Vorjahr glaube ich nicht, aber schlechter darf es auch
nicht werden. Daher gilt die Parole: die Umsätze des Vorjahres halten!
18 TZ 22 2014
Bis August war die Kundenfrequenz steigend und sehr
positiv. Seit September ist ein Einbruch zu bemerken,
und auch im Oktober zeigt sich die Unlust der Leute, ein­
kaufen zu gehen. Die Medien befeuern diese Stimmung noch zusätzlich
und sind sicherlich mit Schuld daran, dass die Shoppingfreude der
­Konsumenten verhalten ist. Dabei haben die Leute Geld – allein es fehlt
an der Lust, es auszugeben. Bei den Herren verzeichnen wir bessere
Umsätze als bei den Damen. Offenbar scheint hier die Shoppinglust
größer zu sein. Hinzu kommt, dass wir bei den Damen früher immer
komplette Outfits verkauft haben. Heute will die Kundin nur noch
­einzelne Teile – die dürfen dann aber durchaus mehr kosten. Wir
­beobachten, dass weniger, dafür teurer eingekauft wird.
In Zeiten, in denen Umsätze zurückgehen, ist es noch wichtiger, den
Kunden persönlich anzusprechen. Wir führen ehrliche Beratungsge­
spräche und rufen unsere Stammkunden persönlich an, wenn neue
Ware eingetroffen ist. Wir setzen auf top Merchandising, gestalten
jede Woche unsere Fläche neu und bieten Aktionen wie die CashmereWoche an, wobei es hier nicht um Vergünstigungen geht, sondern um
attraktive Ware, die in den Fokus gestellt wird. Als Geschenk erhält die
Kundin dann ein kleines Give-away wie einen Schal oder ein Armband.
Wir halten uns bei Prozenten sehr zurück, denn ich bin der Meinung,
dass zu frühe Abschriften den Markt komplett ruinieren.
Unsere Stimmung ist optimistisch und wir erwarten uns ein gutes
Weihnachtsgeschäft. Zum Saisonende hoffen wir, dass wir die Umsätze
vom letzten Jahr erreichen, wobei die beiden Jahre nur schwer
­vergleichbar sind. 2013 hatten wir unser 60-Jahre-Jubiläum.
!
Christoph Miessgang,
Façona Fashion, Hörbranz
Wir beobachten, dass es eine Verschiebung des
­ inters nach hinten gibt und dass die Phase des VerW
kaufs von Winterware immer kürzer wird. Dementsprechend müssen wir die zukünftigen Liefertermine anpassen. Wir
brauchen die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt – im Mai brauche
ich keine dicken Strickpullover mehr! Bei verschiedenen Lieferanten
werden wir die Bremse ziehen und auf neue Partner umsteigen müssen,
die die Liefertermine besser setzen.
Bei unserem Mango-Franchise-Store sehen wir, wie gut es laufen kann.
Wir haben 2013 umgebaut und sind seitdem extrem erfolgreich – jeden
Monat geht’s mit dem Umsatz bergauf. Hier kommen Daunenjacken,
wenn es kalt ist. Die Saison ist nicht mehr entscheidend.
Bis Ende August konnten wir aufgelaufen ein Umsatzplus von 5 % verzeichnen, im September und Oktober haben die Umsätze leider v­ erloren.
Jetzt liegen wir auf +2,7 % aufgelaufen. Von der Saison erwarte ich
mir ein starkes Finale! Die Herren kommen noch einkaufen und die
Reduzierungen werden noch viel Frequenz bringen.
Die meisten unserer Lieferanten bestätigen, dass wir mit unseren
Umsätzen im Vergleich zum Durchschnitt sehr zufrieden sein können.
Mit Jeans und Sportswear haben wir Glück, die laufen gut. Ebenso
die Anzüge im Baukastensystem. Basic-Teile sind stabil, doch die
­Großkonfektion mit Mänteln, Jacken und Sakkos ist schwach.
Man muss als Händler sein Lager radikal räumen: Unsere Altware
­wandert zum Sonderverkauf, so können wir unser Sortiment immer
frisch halten. Ein Überwintern von alter Ware darf es nicht geben.
!
Eine Händlerin aus dem
Burgenland, die anonym
bleiben will
!
Wir sind jeden Monat im Plus, auch aufgelaufen. Nur
jetzt, Anfang November, bleibt der männliche Bedarfskunde
aus, ich hoffe aber trotzdem auf einen guten Ausgang.
Wir können die Frequenzschwäche damit kompensieren, dass wir
ordentlich am Kunden arbeiten, um ihn zum Wiederkommen und zum
Weiterempfehlen zu bewegen. Stammkunden, die auch aus den Großstädten zu uns kommen, schätzen unsere Art und Weise, den Menschen
in den Mittelpunkt zu stellen. Wir fahren eine sehr hohe Servicekomponente, nehmen uns Spezialwünsche sehr zu Herzen – zum Beispiel mit
Einzelbestellungen und dem ganzen Maßkonfektionsbereich. Gerade
bei den Herren wird das Thema Einkaufsstättentreue viel größer
geschrieben. Bei den Damen hat uns hingegen sehr die Neugestaltung
des Geschäfts im Vorjahr geholfen – das war ein guter Impuls.
»Dresscode-Beratung« ist für uns ein sehr wichtiges Schlagwort geworden: Wir verkaufen dem Kunden nicht das, was er will, sondern das, was
er braucht. Wir helfen ihm, dass er seine Persönlichkeit für den entsprechenden Anlass perfekt zur Geltung bringt. Wie wir das machen, ist unser
Job. Man muss sich als Unternehmer auch in Zeiten, die rundherum
nicht leicht sind, gewisse Felder suchen, wo man eine Chance sieht.
© Hersteller / Fotolia
Jochen Forstinger, GF
Forstinger Mode,
Gmunden/Bad Ischl
Die totale Unberechenbarkeit der Umsätze macht das
Geschäft sehr schwierig. Wir hatten einen extrem starken
Samstag und heute ist wieder ein Cut da – keine Frequenz. Die Vorausschaubarkeit des Geschäfts geht gegen null. Dazu kommt eine starke
Unentschlossenheit aufseiten der Konsumenten. Die ersten Leute haben
mich sogar schon nach dem Winter-Sale gefragt. Meine Antwort: Der
Winter ist doch noch gar nicht da! Es ist aber kein Wunder, dass die
­Kunden danach fragen, denn sie sind durch unzählige Schnäppchen­
aktionen verwöhnt, die das komplette Einkaufsverhalten beeinflussen.
Strick war und ist gut, Shirts und Jersey ebenso. Auch Hosen und
Denim funktionieren bei uns gut, weil sie sehr beratungsintensiv sind.
Outdoor allerdings geht sehr schleppend – das war schon im letzten
Winter so, und im Frühjahr ist Outdoor sowieso tot. Wir haben deshalb
keinen reinen Jackenspezialisten mehr im Sortiment.
Wenn wir ohne verfrühte Reduktionen auskommen, dann versuchen wir
uns der Preisschlacht nicht zu beugen. Aber die Rechnungen bei den
Lieferanten sind fällig, und dann kann es durchaus sein, dass wir bei
den Prozentaktionen mitgehen müssen – auch wenn wir es gar nicht
wollen. Eigene Events oder Aktionen wie unsere Made-to-MeasureTage für Herren stärken spürbar die Frequenz und helfen uns über
schwierigere Phasen. Grundsätzlich ist zu vermerken, dass das Damengeschäft schwächelt und die Herren heuer aktiver einkaufen.
Der persönliche Kontakt zum Kunden ist sehr wichtig, aber es ist ein
schmaler Grat. Man darf dem Kunden auf keinen Fall lästig werden,
schließlich wird er sowieso schon täglich mit diversen Aktionen etwa
aus dem Lebensmittelhandel penetriert. Wir informieren unsere
­Kunden, wenn wir Neuware bekommen – halten uns aber sonst zurück,
damit es nicht »too much« wird.
Unsere Umsatzentwicklung ist bei Damen und Herren sehr ungleich. Im
Oktober haben wir bei Damen ein Minus von 25 %, dafür bei Herren ein
Plus von 20 % verzeichnet. Die Erfahrung zeigt, dass ein Sortiment immer
stärker ist als das andere. Dass beide Sortimente steil nach oben gehen,
ist unwahrscheinlich. Aufgelaufen sind wir 10 % hinter dem Vorjahr.
E-Commerce hat im textilen Bereich extrem zugenommen und ist im
stationären Einzelhandel bereits spürbar. Unsere Kunden beklagen sich
immer, dass sie zu wenig Zeit zum Shoppen haben – aber sie hocken
stundenlang vor dem Internet und merken es nicht einmal.
Unsere Stimmung: Wir nehmen es so, wie es ist, aber momentan ist es
schon wirklich hart an der Grenze.
TZ 22 2014 19
Alle Bilder © Picturedesk
it&logistik
The winner
takes it all
01
02
Der Internethandel ist ein Tummelplatz
für internationale Marken und große
Versandkonzerne. Für Spezialisten ist es
schwer, Fuß zu fassen. Doch eine
professionelle Präsenz ist online Pflicht.
V
or zwanzig Jahren, im Juli 1994, gründete Jeff Bezos Amazon. Ein
Unternehmen, das die Handelswelt veränderte und praktisch vom
Stand weg Marktführer im Onlinehandel wurde. Heute liegt der Umsatz
von Amazon bei 74,5 Mrd. US-Dollar, das sind umgerechnet 60 Mrd. €. Ein
globaler Riese. Doch um die Kirche im Dorf zu lassen: Das größte Handels­
unternehmen der Welt, Walmart, erzielte zuletzt einen Umsatz von 473 Mrd.
US-Dollar – also in etwa siebenmal so viel wie Amazon. Und auch europäische
Megahandelskonzerne wie Carrefour, Tesco oder Metro – Letzterer mit
64 Mrd. € Umsatz das größte deutsche Handelsunternehmen – sind immer noch
deutlich größer als Amazon. Und in die Liste der 100 umsatzstärksten Unternehmen der Welt hat es der Internethandelsriese immer noch nicht geschafft.
Trotzdem: Wer heute von Onlinehandel spricht, spricht immer noch in erster
Linie von diesem einen Unternehmen mit Sitz in Seattle (wo übrigens auch die
Weltkonzerne Microsoft und Starbucks beheimatet sind). Das ist in Österreich
genauso wie anderswo. Hierzulande haben die 100 größten Onlineshops im
Jahr 2013 insgesamt 1,6 Mrd. € umgesetzt. (Alle Zahlen laut EHI Retail Institute/
Statista.) Davon flossen alleine 384,1 Mio. € in die Taschen von Amazon. Das
entspricht einem Marktanteil von 24 %. Der zweitplatzierte, die Versandhandelsgruppe Unito, erzielte mit ihren Marken Universal, Otto und Quelle 2013
einen E-Commerce-Umsatz von 194,2 Mio. € (Marktanteil: 12 %). Bereits weit
abgeschlagen vervollständigt Zalando mit 80,1 Mio. € Umsatz (MA: 5 %) die top
drei. Das bedeutet: Die drei größten Anbieter vereinen damit mehr als 40 % des
Marktvolumens auf sich. Und dahinter kommt lange nichts. »The winner takes
it all«, zitiert Peter Schnedlitz, Professor am Institut für Handel & Marketing an
der WU Wien, den alten ABBA-Schlager. Übersetzt in die Sprache des Handels
heißt das: Neben den Großen haben die vielen anderen gar keine Chance,
überhaupt wahrgenommen zu werden. »Das Internet ist ein Tummelplatz für
internationale Marken und große Versandhändler«, so Schnedlitz weiter. »Diese
kaufen sich zum Teil den Umsatz auf Kosten des Ertrags. Da bleibt wenig Platz
für kleine Anbieter, die sich das nicht leisten können.« Zahlen gefällig? 2013
20 TZ 22 2014
01 Jeff Bezos,
Gründer und CEO
von Amazon
02 Das Logistiklager, die Einkaufsstraße der
Zukunft?
schrieb Zalando einen Verlust von 117 Mio. €. Das Jahr davor waren es
85 Mio. €, 2011 60 Mio. € Miese. Seit Unternehmensgründung gab es genau
ein einziges Quartal, das positiv lief – zufällig ausgerechnet jenes, in dem der
Börsengang verkündet wurde. Gegen Amazon ist das freilich noch gar nichts:
Dem US-Konzern gelang es, alleine im diesjährigen dritten Quartal 437 Mio.
US-Dollar zu versenken. Doch in Zeiten der Null-Prozent-Zinssätze ist billiges
Geld für Internetunternehmen mit »Wachstumsfantasie« leicht zu haben.
Keine österreichischen Erfolgsstorys. Zurück auf das weitaus kleinere
Spielfeld Österreich: Zieht man vom genannten Gesamt-Onlineumsatz von
1,6 Mrd. € Amazon, Unito und Zalando ab, bleiben für die restlichen 97 Topunter­
nehmen nur mehr rund 940 Mio. € übrig. Gegen diese »großen drei« verblasst
selbst ein Branchenführer wie H&M. Laut EHI/Statista setzte der Marktführer im
stationären Modehandel im Vorjahr in Österreich 32,6 Mio. € online um. Das sind
zwar immerhin beachtliche 7 % seines Österreich-Umsatzes – entspricht aber
nicht einmal der Hälfte des Volumens von Zalando. Esprit kommt laut derselben
Statistik auf ebenfalls achtenswerte 15,2 Onlinemillionen, gefolgt von – als
einzigem österreichischen Unternehmen im Ranking – Palmers mit 14,6 Mio. €.
TEXTILZEITUNGS
APP
neu im iTunes Store
© Fotolia
BIS JA
ZUM K HRESEND
E
OSTEN
LOSEN
DOWN
LOAD
it&logistik
Alle Bilder © Picturedesk
»Es gibt bis heute keine wirkliche österreichische Erfolgsstory im Onlinehandel«, Internet fortsetzen – wo man ohne entsprechende Marketing-Power nicht mehr
berichtet Peter Schnedlitz, dessen Institut soeben für die Wirtschaftskammer ist als die berühmte Stecknadel im Heuhaufen. Jutta Pemsel, Bundesobfrau des
(Bundesgremium Handel mit Mode und Freizeitartikeln) eine Studie zum Thema Handels mit Mode und Freizeitartikeln, ergänzt: »Trotzdem müssen wir die
verfasst hat. »Vor allem nicht im Modehandel. Nur eine Handvoll von Anbietern Entwicklung in Richtung Online ernst nehmen. Die Kundinnen und Kunden
schafft den Sprung über eine Umsatzschwelle von 3 Mio. €.« Dazu gehören erwarten heute mehr denn je eine professionelle Präsenz im Internet – auch
neben den bereits Genannten der Sportartikelhändler Hervis (8,7 Mio. € Umsatz), wenn das nicht zwingend bedeuten muss, dass online mit Ware gehandelt
Blue Tomato (4,6 Mio. €) und Humanic (4,1 Mio. €). Hervis hat immerhin die wird.« Auch für KMUs gelte es, die Kundinnen und Kunden mit modernen
Methoden in die Geschäfte zu bringen. Der
Finanzkraft der gesamten Spar-Gruppe im
Sinn der Unternehmens-Homepages, die zurRücken. Blue Tomato wurde – nicht zuletzt
zeit nicht selten im Internet verstauben, sollte
vor dem Hintergrund des vergleichsweise
ja in erster Linie die Aktivierung der Kunden
großen Erfolgs im Internet – vom Schladsein. Eine professionelle und regelmäßig
minger Unternehmensgründer Gerfried
gewartete Homepage ist längst mehr als eine
Schuller im Jahr 2012 an den gut zehnmal
bloße Visitenkarte: Gutscheine, Aktionen und
so großen US-Mitbewerber Zumiez verNeuigkeiten bringen Traffic auf die Seite –
kauft. Schon damals war aus Schladming
und Frequenz ins Geschäft. Auch Socialzu hören, als Mittelständler sei man ohne
Media-Kanäle wie Facebook lassen sich dazu
große Kapitalausstattung im Hintergrund
hervorragend nutzen.
auf verlorenem Posten, wenn man im
Online-Business weiter wachsen wolle.
Wobei eine Website heute längst nicht
Humanic wiederum hat die Online-Expanmehr nur den Computer meint: Laut Google
sion bisher zwar einigen Umsatz, nicht aber
nutzen 79 % aller Smartphone-Besitzer auch
den gewünschten betriebswirtschaftlichen
dieses Gerät zu Shoppingzwecken. Eine
Erfolg gebracht. Denn die massive Wer»Die Kundinnen und Kunden erwarten
Homepage muss daher auch für mobile
bung für den Online-Store ging in erster
Geräte (Smartphones und Tablets) tauglich
Linie zulasten der Umsätze in den statio­
heute mehr denn je eine professionelle
sein. Und vor dem viel beschworenen »Beranären Filialen, nicht aber zulasten des MitPräsenz im Internet – auch wenn das
bewerbers Zalando, ist von Personen, die
nicht zwingend bedeuten muss, dass die tungsdiebstahl« sollte man als Händler
keine Angst haben, rät Professor Schnedlitz:
dem Konzern nahestehen, immer wieder
Ware online gehandelt wird.«
Zwar kämen 24 % der Modekäufer zuerst in
zu hören. Der Aufbau der Versandlogistik
Jutta Pemsel, WK-Bundesgremialobfrau
ein Geschäft und kauften anschließend
wiederum kostete den Grazern enorm
­
Modehandel
online. Doch noch mehr, nämlich 27 %, wähviel Geld, das sie in Zeiten der hereinbre­
len den umgekehrten Weg: Sie recherchiechenden Krise gut auch anderswo hätten
ren im Internet und kaufen anschließend im
gebrauchen können.
Geschäft. »Der stationäre Handel profitiert
vom Einkaufserlebnis und davon, dass die
Onlineshop nein, Homepage ja. Wer als
Ware sofort verfügbar ist«, so der StudienMittelständler bisher auf einen eigenen
autor. Branchensprecherin Jutta Pemsel
Onlineshop verzichtet hat, hat deshalb laut
stimmt auch hier zu: »Stationäre Geschäfte
Schnedlitz eine weise Entscheidung getrofpunkten oft mit b­ esonderem Service. Das
fen. »Die kleinen und mittelständischen
sollte der Händler auch online herausstelModehändler haben sich viel Geld erspart«,
len. Die Händler ärgern sich zu Recht über
rechnet der Handelsprofessor vor: »Ein
Beratungsdiebstahl. Trotzdem ist es auch
nationaler Onlineshop braucht im Modeeine Chance, denn viele Käufe werden nach
handel zumindest 1 Mio. € Umsatz und
einer Beratung tatsächlich im Geschäft –
einen Werbeetat von 100.000 €.« Für interund nicht online – abgeschlossen«, so Pemnationale Auftritte gehe es sofort in zweisel. D
­ arüber hinaus müsse man den Kunden
stellige Millionenbeträge. Die weitaus
den Nutzen lokaler Händler besser vermitmeisten österreichischen Onlineanbieter
teln: »Bei ausländischen Internethändlern
würden sich selbst nach jahrelanger Auf»Die kleinen und mittelständischen
fließen Wertschöpfung, Steuergelder und
bauarbeit immer noch in fünfstelligen
Modehändler haben sich viel Geld
vor allem Arbeitsplätze ins Ausland ab.
Umsatzdimensionen bewegen. Darüber
erspart, weil sie im letzten Jahrzehnt
Außerdem sind Bestellungen bei Onlinehinaus ist ein eigener E-Commerce für alle
nicht mehr in Onlineshops investiert
händlern mit Standort im Ausland schon
Händler auch aus anderem Grund nicht
haben. Sie hätten damit mit
alleine aus ökologischen Gründen problema­realistisch: In Österreich gibt es derzeit rund
tisch – wenn etwa Retouren über große
40.000 aktive Handelsunternehmen. Man
hoher Wahrscheinlichkeit bis jetzt
Distanzen verschickt werden.«
stelle sich vor, jeder davon wollte einen
keinen Gewinn erzielt.«
Die Studie »Online-Handel mit Mode
eigenen Onlineshop eröffnen. Wenn HändPeter Schnedlitz, Professor am Institut
und Freizeitartikeln« ist beim Bundesler schon heute im stationären Geschäft
für Handel und Marketing, WU Wien
gremium für den Handel mit Mode und
über mangelnde Frequenz klagen, würde
Freizeitartikeln erhältlich. sich das in Zukunft wohl eins zu eins im
MF
22 TZ 22 2014
it&logistik
© Wolfgang Silveri
Von den
Besten lernen
Die WKO suchte die beste Homepage
im Modehandel. Die Gewinner
schaffen es, die Kunden zu
Mitgestaltern der Seite zu machen.
E
s war eine Premiere – und eine höchst erfolgreiche noch dazu: Die
»Beste Homepage im Handel mit Mode und Freizeitartikeln« wurde in
einem Wettbewerb vom WKO-Bundesgremium Handel mit Mode und
Freizeitartikeln gesucht. Bei den Organisatoren war man vom großen Feedback auf die Aktion überwältigt: In der Kategorie »Betriebe ab elf Mitarbeitern« gab es 34 Einreichungen, in der Kategorie »bis inklusive zehn Mitar­
beiter« sogar 125. »Dass die Onlinepräsenz für Händler wichtig ist, war uns
klar. Aber mit einem so großen Interesse hatten wir nicht gerechnet«, freut
sich Initiatorin und Gremialobfrau Jutta Pemsel. In der Jury saßen neben
Vertretern der Wirtschaftskammer auch Modebloggerinnen, Webdesigne­
rinnen, Labelbetreiber, Professor Peter Schnedlitz von der WU Wien (siehe
auch Seiten 20 bis 22) und die Textil Zeitung.
Alton Premium Board Store. Zum Sieger in der Kategorie »ab elf Mitarbeitern« wurde der Alton Premium Board Store in Feldkirch (altonpremiumstore.
com) gewählt. Die Seite ist Blog-artig aufgemacht und bietet der Zielgruppe,
allen Boardsport-Interessierten, vielerlei Informationen, einerseits über die
Produktneuheiten im Store, aber auch News mit Unterhaltungswert sind
reichlich vertreten. Vorgestellt werden nicht nur die Mitarbeiter des Shops
und das Team hinter dem Handelsunternehmen, sondern auch – und das ist
außergewöhnlich – die Kunden. Diese können auf der Alton-Seite z. B. Videos
von sich in Aktion online stellen, ihre besten Tricks beschreiben oder
© Alton
Alton Premium
Board Store in
Feldkirch bietet
seiner Zielgruppe
online eine Vielzahl interessanter
Angebote.
Auf der Website
von Dörte Kaufmann können
zufriedene Kunden Bilder hochladen, die sie mit
den KaufmannProdukten im
Einsatz zeigen.
s­pektakuläre Fotos veröffentlichen. Ebenfalls außergewöhnlich für einen
Modeanbieter: Auf altonpremiumstore.com findet die Boarder-Community
auch einen Veranstaltungskalender, wo auf Konzerte und Clubbings in der
Region ebenso verwiesen wird wie auf sportliche Events. Auf Facebook ist
Alton ebenfalls aktiv, ein Newsletter wird regelmäßig verschickt, und in der
Rubrik »Product of the week« wird wöchentlich ein besonderes Produktangebot herausgestellt. »Trotz dieser Fülle an Inhalten wirkt die Seite kompakt und
optisch einladend. Sie ist übersichtlich gegliedert und besticht mit sehr gutem
Bildmaterial«, sagt eine der Jurorinnen, die Bloggerin und Betreiberin mehrerer Onlineplattformen Katharina Schmalzl. »Präsentiert wird nicht nur die
Ware, sondern auch die Philosophie des Unternehmens.«
Dörte Kaufmann. Angesichts der 125 Einreichungen fiel die Entscheidung in
der Kategorie der Kleinbetriebe schwer. Durchsetzen konnte sich schließlich
die Wiener Designerin Dörte Kaufmann (doertekaufmann.com). Kaufmann
stellt handgefertigte Strickaccessoires aus hochwertigen Naturmaterialien
sowie eine kleine Modekollektion her, die sie in ihrem eigenen Showroom in
der Kettenbrückengasse, auf Verkaufsmessen, aber auch in mehreren Boutiquen in Wien, Innsbruck und einigen deutschen Städten verkauft. »Diese
ansprechend gestaltete und übersichtliche Website punktet mit einem außergewöhnlichen Design, das an die Struktur von Blogs erinnert«, sagt Jurorin
Slava Kranewitter, Grafik- und Webdesignerin sowie Betreiberin des Labels
Hug-Bag. »Die Texte sind verständlich und sympathisch.« Auch Kaufmann
bindet ihre Zielgruppe geschickt in die Seite ein: Sie fordert zufriedene Kundinnen und Kunden auf, Bilder von sich mit den eigenen Produkten hochzu­
laden. Diese Bilder werden auf einer eigenen Unterseite (»Fanseite«) gekonnt
in Szene gesetzt. Da ist dann eine Mütze von Dörte Kaufmann vor dem
Moskauer Kreml zu sehen oder ein weiterer Kopfschmuck, der eine Braut am
Standesamt ziert. Auch ein Onlineshop ist in die Seite integriert, auf Facebook
ist das Ein-Frau-Unternehmen Dörte Kaufmann ebenfalls sehr aktiv. MF
TZ 22 2014 23
© amicis
© popp&kretschmer
© einwaller
© gruener
Unterschätzter
Webauftritt
E
s ist nicht schwer, die inhaltlichen Anforderungen an eine Website zu
wissen. Jeder ist einmal Kunde und informiert sich vor dem Kauf im
Internet über das Angebot. So viel zur Theorie. Faktisch geht der Webauftritt österreichischer Modehändler allerdings oft am Kundenbedürfnis vorbei.
Es muss nicht jeder eine Website im Stil von Selfridges & Co. haben. Aber oft
fehlen grundlegende Informationen. In vielen Fällen wäre Optimierung angebracht. Laut einer Epoq-Studie 2014 entstehen 80 % der Umsätze im stationären
Handel durch eine vorangegangene Informationssuche im Internet.
24 TZ 22 2014
Die Anforderungen an die
Website eines Modehändlers
variieren mit Art und Größe des
Geschäfts. Zumindest soll sie
aber als erweiterte Visitenkarte
fungieren. Zehn Händler-Websites
im Test.
Um die folgenden Bewertungen der Websites nachvollziehbar zu machen,
wurden die Kategorien Aktualität, Vollständigkeit, Struktur, Aktivierung,
­Vernetzung und Ästhetik zugrunde gelegt.
Aktualität: Das Internet bietet Information in Echtzeit – allerdings nur, wenn
diese Option von den Website-Betreibern auch wahrgenommen wird. Tatsächlich werden Besucher oft von Überholtem in die Irre geführt. Abgesehen von der
Aktualisierung faktischer Informationen wie z. B. Öffnungszeiten, ist im Modehandel die Abbildung des saisonalen Wechsels geradezu verpflichtend.
Vollständigkeit: Im Sinne einer erweiterten Visitenkarte sollten zumindest
Adresse, Telefonnummer, Standort(e) und Öffnungszeiten sowie Informationen
zu Service und Sortiment enthalten sein. Der minimale Anspruch an ein
it&logistik
S­ ortimentsprofil ist die Nennung von Marken, Kleidungskategorien und Größen. ­enthält, sondern auch Pressetexte und Store-Fotos zum Download. Die elektroJe bekannter eine Marke, desto klarer die Erwartungshaltung des Kunden. Die nische Visitenkarte wird schon auf der Startseite geliefert. Ein Fakt, der eiligen
Visualisierung des Angebots sollte trotzdem zu den Basics einer Website zählen. Besuchern entgegenkommt. Gleichzeitig werden auf der Startseite auch schon
Weil sie der Visitenkarte eine Art Schaufenster hinzufügt. Fotos geben Auf- ausgesuchte Inhalte zu Designern und Kollektionen angerissen. Der Menüpunkt
schluss über den Stil einer Marke und sind Inspiration zugleich. Von Vorteil ist »Designer« ist ausführlichen Designerporträts gewidmet und der Menüpunkt
darüber hinaus das Bewusstsein, dass nicht nur bestehende und zukünftige »Journal« wird mit blogähnlichen Inhalten befüllt, also Sale, Umbau, Gutschein,
Diashows einzelner Kollektionen, Bekleidungskategorien etc.
Kunden die Website besuchen, sondern auch Konkurrenz und Presse.
Struktur: Selbst wenn eine Website vollständig und aktuell ist, gibt es noch die Der Store ist an eine kunstaffine, individualistische Zielgruppe gerichtet und
Hürde der Auffindbarkeit von Informationen. Die Struktur sollte sowohl der Pri- handelt mit Kollektionen neueren Datums, deren Bekanntheit auf gut informierte Kreise limitiert ist. Umso wichtiger sind umfassende Präsentationen.
orität als auch der Relevanz der Informationen entsprechen und geleitet sein von
Durch die in der Modeindustrie eher unübliche Art der Schwarz-Weiß-­
den Fragen: Wofür steht der Store und was sucht der Kunde auf der Website?
Aktivierung: Das Instrument der Aktivierung wird selten beherrscht. Es braucht Darstellung ist der Website auch ein hoher Wiedererkennungswert sicher.
in der Regel Marketingtalent, um dem AIDA-Modell gerecht zu werden, d. h. die Minimalistisch und sophisticated nimmt die Website von Park, einem etabliervier Stufen zur Kaufentscheidung – Attention, Interest, Desire und vor allem ten Concept Store in Wien, Mondscheingasse, dem Besucher nicht viel Zeit und
Action – beim Kunden auszulösen. Ansprechende Visualisierung kann inspirie- liefert dennoch die wesentlichen Informationen. Mit viel Weißfläche spiegelt
rend und aktivierend wirken. Auch ein Blog kann das leisten. Zu bedenken ist, das Design die Innenarchitektur des vollkommen in Weiß gehaltenen statio­
nären Stores und bietet zugleich einen effektvollen Hintergrund für die umfasdass Bilder grundsätzlich Worte und Worte Bilder brauchen.
Vernetzung: Eine Website macht im weltweiten Netz sichtbar, zumindest sende Produktpräsentation. Text wird sehr reduziert eingesetzt, es sind die
theoretisch. Um wirklich und von möglichst vielen gefunden zu werden, ist Produkte, die sprechen: Zu jeder Marke ist eine ausgesuchte Modellauswahl
abrufbar. Dazu muss gesagt werden, dass der Aufwand der umfassenden
Vernetzung ein gutes Mittel. Via Social-Media-Plug-ins haben Seitenbesucher
die Möglichkeit, ihren Freunden mitzuteilen, dass ihnen die Website oder ein ­Produktabbildung aufgrund des in die Website integrierten Onlineshops ohnehin
Inhalt daraus gefällt, oder Inhalte zu teilen. Newsletter sind die konventio­ verpflichtend ist. Auch dass hier eine der raren Größentabellen geführt wird, ist
nellere Art, die Seitenzugriffe zu steigern. Beide Varianten sollten vorhanden wohl auf diesen Fakt zurückzuführen.
sein, weil Nutzervorlieben verschieden sind.
Action Sports: Emotionalisierend. Der
Ästhetik: Last but not least zählt in der
Vorteil, den Händler aus dem SportartikelBewertung der Website die Qualität der
Oft fehlen auf Websites grundlegende
sektor gegenüber Modehändlern haben,
­Darstellung, d. h. das Corporate Design, Fotos
Informationen. In vielen Fällen wäre
ist jener der Emotionalisierung über den
und Sprache.
Optimierung angebracht.
Sport. Action-Sports-Händler wie Alton
Premium Store haben in der Regel ein
Independent Stores: Sophisticated. In der
Team aus Pros und sind selbst Veranstalter
Regel haben junge Unternehmen ein höheres
Marketingbewusstsein. Dazu kommt, dass die unter 30-Jährigen zu den Digital von Contests. Dieses Engagement fließt in die Websites in Form von Pro-­
Natives zählen, d. h. mit dem Internet aufgewachsen sind und eine demgemäß Porträts sowie Actionfotos und -videos ein. Die Website von Alton, einem
hohe Affinität aufweisen. Überdies kommen sie oft selbst aus der Kreativindus- Snow-­Surf-Skate-Store in Feldkirch, überzeugt durch ihre klare Gliederung. Der
trie, arbeiten in Netzwerken und lassen ihre Websites von ähnlich gesinnten Blog ist nicht wie üblich über das Datum organisiert, sondern wird übersichtlich
Webdesignern gestalten. Ein Beispiel dafür ist Eigensinnig, ein Indie-Store in in Themen angeboten. Store-Impressionen sind in einer Diashow verfügbar.
Wien, 7. Bezirk, der von einem Streetlife-Fotografen und einer Modedesignerin Besucherfreundlich ist auch die Installation einer seitlichen Informationsleiste,
gegründet wurde. Die Website erfüllt alle Kriterien und bietet darüber hinaus die beim Durchklicken der Sites unverändert sichtbar bleibt. Darauf werden die
einen Pressebereich, der nicht nur Veröffentlichungen in diversen Medien Öffnungszeiten via Pop-up, aktuelle Termine aus Club- und Contest-Szene sowie
Professionelle Textil-Logistik
Kollektionstransporte zu Fix-Terminen
Just-in-time-Service mit geregelten Laufzeiten in Europa und transparenter
Kostenstruktur
automatische Erfassung der Textilien mittels Barcode – lückenlose
Sendungsverfolgung
professionelle Aufbereitung der Kleidungsstücke im Logistik-Center FashionFinish mit anschließendem Kommissionieren, Etikettieren und Umpacken
© ingimage
SEIT
1992
Professionelle
Textil-Logistik
FASHIONET-AUSTRIA Textilspedition GesmbH
Arbeitergasse 50, 2333 Leopoldsdorf
Tel. +43 (0 22 35) 47 8 38, Fax +43 (0 22 35) 43 8 39
[email protected], www.fashionet.co.at
© Alton PRemium Store
it&logistik
aktuell »the jacket of the week« publik gemacht. Was Alton seinen Seitenbesuchern allerdings vorenthält, das sind nähere Informationen zum Sortiment …
Pilotto muss man vor Besuch der Website kennen. Die Informationen reichen
nicht aus, um dem Unkundigen Aufschluss zu geben. Texte sind rar und erst bei
eingehendem Studium ist in der Fußleiste die Definition »Skate – Snow – Surf
Shop Wörgl« zu entdecken. Eigentlich sind alle Informationen vorhanden,
allerdings in impliziter Form. Auf der Suche nach der Rubrik »Über uns« ist ein
Besuch der Facebook-Seite des Stores unerlässlich. Wie generell alle Aktivitäten auf der Website auf das soziale Netzwerk hin orientiert sind. Auf der
Startseite kann man die aktuellsten Facebook-Postings durchscrollen. Themen
sind neue Produkte und Events. Wäre da etwas mehr Text, hätte die Seite also
eher Blog-Charakter. Der einzig vorhandene Text ist der Pilotto-Kunden-App
bzw. dem damit verbundenen Prozedere gewidmet. Der in der Menüleiste
geführte Onlineshop dürfte in der Aufbauphase sein. Produkte sind darin kaum
zu finden.
überdurchschnittlich vielen Fotos präsentiert. Gleich darunter werden zwei
Videos angeboten, die – mit cooler Musik unterlegt – durch die Stores führen
und dabei Stile und Brands fokussieren. Die notwendigsten Informationen sind
vorhanden und werden ansprechend präsentiert. Es entsteht lediglich der
Wunsch nach etwas mehr Information. Text wird sehr reduziert eingesetzt. Eine
ausgesuchte Auswahl an aktuellen Produkten offenbart sich beim Klick auf den
News-Button, wobei anzumerken ist, dass die Bezeichnung »News« nicht eindeutig auf Produkte hinweist und es nicht besonders viele Produkte sind. Die
Menschen hinter dem Unternehmen werden nicht gezeigt. Die Rubrik »Über uns«
ist zwar vorhanden, stellt allerdings lediglich die Erläuterung des Shop­profils dar.
Die Website von Popp & Kretschmer bietet, was die vorangehenden zwei
vermissen lassen: umfassende Information, persönlichen Charakter und Text.
Das Gros der Website bietet saisonale Aktualität: Trend-News, Kollektionsfotos,
Designerporträts, VIP-Storys und Videos. Von länger währender Aktualität sind
lediglich die Informationen zur Geschichte des Hauses in der Wiener Kärntner
Straße und den im Unternehmen tätigen Familienmitgliedern. Insgesamt steckt
also viel Arbeit in der Website. Aus ästhetischer Sicht überzeugen das zurück­
haltende Design und die Ausgewogenheit von Grafik, Fotos, Schrift und Weißflächen. Cool die Facebook-Postings, die aus dem Kanon der etablierten Mode­
sprache ausbrechen und in der Regel auf stilbezogenen Zitaten berühmter
Persönlichkeiten aufgebaut oder aber auf andere Art pointiert sind.
Traditionshäuser: Faktor Sympathie. Eine auf Bildern basierende Form der
Ansprache hat Springer’s Sporting Club auf seiner Website gewählt. Das
Store-Profil wird auf der Startseite in Form einer Diashow vermittelt. Die
­Bildsprache macht dem Besucher klar, dass er sich auf der Website eines
­traditionellen Unternehmens befindet. Der Sortimentsfokus liegt auf einem
naturverbundenen, englisch inspirierten Lifestyle, der Bekleidung, Accessoires
und Living umfasst. Der Charme der Website liegt in sympathischen Bildern,
die meistens Produkte zeigen. Die umfassende Produktpräsentation leidet
jedoch an einer undeutlichen Struktur, die durch Grafik und Text stärker herausgearbeitet werden könnte. Erstaunlich, mit wie wenig Text die Website
auskommt. Etwas Firmenkultur wird dennoch unter dem Menüpunkt »News«
vermittelt. Hier lernt man en passant den Inhaber des Stores und seinen Sohn
kennen und wird über Events und Aktivitäten informiert. Adresse und Öffnungszeiten sucht man vergeblich. Über Google ist herauszufinden, dass Springer’s
Sporting Club am Hohen Markt die jüngste der drei Filialen des Flagship-Stores
Premium und Luxus: Anonym und markenorientiert. Die Website von Joh. Springer’s Erben in der Weihburggasse 27 ist … Auf der Seite des StammEinwaller, der sechs Stores in Innsbruck hat, entspricht strukturell der Erwar- hauses sind dann auch die notwendigen zusätzlichen Informationen zu
tungshaltung bestehender und potenzieller Kunden. Der Store steht für Mode Springer’s Sporting Club zu finden.
im Premium- und Luxussegment und definiert sich über Brands seiner Kate- Ähnlich wie Springer kann auch das Unternehmen Ferdinand Grüner auf eine
gorie. Demgemäß wird der Besucher auf der Startseite in einem dynamischen lange Tradition verweisen. Das Unternehmen führt drei Stores in Klagenfurt und
Bild mit Marken geflutet. Auch auf dem folgenden statischen Bild stehen einen Onlineshop. Die Historie ist allerdings nicht auf das Firmenlogo reduziert,
Marken im Vordergrund. Hier wird der schriftlichen Aufzählung eine Diashow wie bei Springer’s Sporting Club, sondern ausführlich erläutert und mit Bildern
illustriert. Außerdem werden auch die Menhinzugefügt. Zusätzlich sind in der Menü­
schen hinter dem Unternehmen präsentiert.
leiste zwei von acht Punkten den Marken
Der saisonale Wandel wird auf den
Es gibt sowohl Fotos von der Unternehmergewidmet. Es sind jeweils Aufzählungen,
Websites in der Regel unzureichend
familie als auch Fotos von den Mitarbeitern.
sowohl alphabetisch geordnet als auch nach
abgebildet, vermutlich, um den Aufwand
Dringend zu empfehlen wäre allerdings der
Kategorien. Zwar werden alle Anforderundeutliche Hinweis auf die stationären
gen an eine Website abgedeckt, aber insgeder Aktualisierung klein zu halten.
Stores. Diese sollten schon in der Menü­
samt gibt es außer den Markennamen und
leiste angeführt sein. Bei Grüner entdeckt
der Aneinanderreihung von Fakten wenig
Text. Ein zusätzlicher Menüpunkt »Über uns« würde der Website einen man die stationären Stores lediglich in der Firmengeschichte und in der Fußzeile
etwas persönlicheren Charakter geben. Aus ästhetischer Sicht wirkt die Seite unter »Öffnungszeiten«. Dem eiligen Besucher wird diese Information also
etwas überladen – ein Eindruck, der durch den Einsatz starker Farben noch verborgen bleiben.
Ein Aspekt, der übrigens auch auf anderen Websites vernachlässigt wird.
verstärkt wird.
Ähnlich wie Park beherrscht auch Amicis die Kunst des Minimalismus. Das Beispiel dafür ist Mondial in Wien, Freisingergasse, das in der Rubrik »Über
Unternehmen führt zwei Stores in den exklusiven Tuchlauben in Wien. Die uns« den stationären Store zwar erwähnt, aber weder Adresse noch ÖffnungsStores mit ihrer luxuriösen Innenarchitektur werden gleich auf der Startseite in zeiten nennt. HS
26 TZ 22 2014
© Serviceplan Gruppe
Der
POS
IT Solutions
für den
Einzelhandel
von morgen
Ihr kompetenter Partner
für den Einzelhandel
Der weShop verbindet die
besten Verkaufsstrategien
aus Online und Offline in
einem neuen Konzept.
D
ie Unternehmen der Vitrashop Gruppe
Visplay, Ansorg und Vizone sowie die
Serviceplan Gruppe haben in einer
­
gemeinsamen Initiative ihre Version des POS von
morgen realisiert. Im Oktober wurde in München
der »weShop« vorgestellt, der erste begehbare
E-Commerce-Shop. Mit diesem setzt man auf die
Vernetzung von stationären Elementen wie Ladenbau und Lichtgestaltung mit dem Komfort eines
digitalen Einkaufs. Ziel ist es, die Grenzen zwischen den beiden Welten zu überwinden und
damit Online- und Offline-Kauferlebnisse als eine
einheitliche Customer Journey zu gestalten. Und
diese Reise beginnt schon vor dem Laden. Denn
wenn Menschen mit aktivierter digitaler Kundenkarte am Smartphone vor dem Geschäft auftauchen, erscheinen auf den Schaufensterdisplays
auf den Benutzer abgestimmte Angebote. Ganz
nach dem aus den Webshops bekannten Muster
»Das könnte Sie auch interessieren«. Ist der Kunde
dann neugierig geworden und hat den Laden
betreten, bringt ihn ein Leitsystem direkt zur
gewünschten Ware. Tablets an den Regalen
machen es möglich – und können noch viel mehr.
Denn sie zeigen Produkte in allen verfügbaren
­Farben, Größen und Varianten. Falls etwas im stationären Shop nicht verfügbar ist (oder man vielleicht keine Lust hat, genau jetzt etwas zu kaufen
oder zu probieren), kann man sich die Einkaufsliste
mittels QR-Code auf sein Smartphone holen und
darauf weitershoppen. Begibt man sich aber doch
mit einem Produkt in die Umkleidekabine, erkennt
der dortige Wandhaken durch den in der Kleidung
angebrachten RFID-Chip (radio-frequency identification) das Modell. Ein Touchscreen in der Wand
zeigt, welche Größen, Farben und Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Produkten es noch gibt.
Mit einem Klick auf den Button »Mirror« erscheinen diese am großen Wandspiegel und man kann
sich einen Eindruck verschaffen, wie man in der
Kombination aussehen würde.
Aber der weShop bietet noch weitere Tools, die
dem Händler wichtige Informationen über seine
Kunden liefern. So kann man durch die Ortung der
im und vor dem Laden befindlichen Smartphones
über WLAN die Laufwege, Interessen und die
Wiederholrate erfassen – also Daten, mit denen
Webshops schon lange arbeiten und die vor allem
für Zusatzverkäufe dienen und Verbesserungs­
potenzial aufzeigen können.
BN
Warenwirtschaft
Hardwarelösungen
Kundenfrequenzzählung
Kundenkarten usw…
Concorde Business Park 1/E1/12
A - 2320 Schwechat
Telefon: +43 (0)1 70612560
Fax: +43 (0)1 706125641
Internet: www.service4work.com
E-Mail: [email protected]
it&logistik
Shopping
© Zalando PhotoSearch Application/ Fotolia
Surround
Der Kunde kauft wann, wie und wo er will
ein. Der Handel muss auf Digitalisierung
setzen. Die Industrie auf innovative digitale
Tech-Entwicklungen wie Apps, die Mode
erkennen und Kaufvorschläge anbieten.
S
urround-Sound. Raumklang also. Mehrere Lautsprecher, die in einem Raum platziert sind,
sorgen für das ultimative Klangerlebnis. Und jetzt stellen Sie sich dieses System übertragen
auf das Shoppingerlebnis für den Kunden vor. Heraus kommt: Surround-Shopping. Kein
anerkannter Fachbegriff, aber eine Metapher für das umfassende Einkaufserlebnis, das sich jeder
Konsument mittlerweile nicht mehr nur wünscht, sondern erwartet. Statt der multiplen Lautsprecher
nutzt der Endverbraucher seine digitalen Devices. Smartphone, Tablet, Laptop, PC. Diese Geräte
platziert er um sich herum, mit ihnen hat er sich sein persönliches digitales Universum aufgebaut.
Sein digitales Surround-Shopping-System. Und mit diesen Endgeräten sorgt er nun für ein möglichst
informiertes, hürdenfreies und rasches Einkaufen.
Mobile first. Viele Modeunternehmen haben diesen Wandel im Einkaufsverhalten der Kunden
rechtzeitig registriert und entsprechend gehandelt. Sie bauen ihre Websites im Responsive Design
auf, um für ihren Kunden auf jedem Display perfekt les- und nutzbar zu sein, sie investieren in
Hightech-Apps und eine zielgruppengerechte Kommunikation auf Social-Media-Plattformen, die
nicht der Absatz-, sondern der Kundenbindungsförderung dient. Dass Online längst Realität ist,
belegen auch die jüngsten Zahlen: »Zwei von drei Österreichern über 15 Jahren kaufen online ein.
Diesen Wert haben wir erstmals 2012 erreicht, 2013 bleibt er stabil«, so Patricia Mussi, karenzierte
Geschäftsführerin des Handelsverbands. Dabei sind die genannten mobilen Endgeräte vor allem in der
28 TZ 22 2014
jungen Zielgruppe »exponentiell wichtiger« geworden. Retail, das Magazin für den österreichischen
Handel, berichtet, dass bereits 40 % aller Such­
anfragen über diese Devices laufen. Klar ist, dass im
Mobile-Bereich – also auch beim Mobile Shopping – der Nutzen vor der Kreativität steht. »Die paar
Sekunden, die ein User auf das Smartphone-Display
blickt, sollten besser mit Information gefüllt werden«, bestätigt Autorin Elisabeth Oberndorfer in
einem Artikel des Fachmagazins Update. Setzt ein
Modeunternehmen also auf digitale Aktivitäten wie
etwa Apps, sollte der Kundennutzen Priorität haben.
Was nur chic aussieht, wird trotz aller digitalen
Bemühungen des Unternehmens langfristig keinen
Erfolg beim Kunden haben.
Digitale Kundenbindung. In Apps oder Geräten
wie den Beacons liegt die Zukunft des Handels –
wenn das Unternehmen richtig damit umzugehen
weiß. Beacons sind kleine Bluetooth-Empfangs­
geräte, die es ermöglichen, Informationen auf das
Smartphone z. B. eines Kunden zu schicken. Digitalexpertin Oberndorfer berichtet in der aktuellen
Update-Ausgabe, dass Apple bereits an einem eigenen Beacon arbeitet. Sind iPhones in der Lage, die
Signale eines Beacon zu empfangen, ist der Schritt
zum Massenphänomen nicht mehr weit. Für einen
Händler wäre dann folgendes Szenario denkbar:
Kommt der Kunden in den Bluetooth-Bereich seines
Stores, können Informationen über Aktionen, Gutscheine oder Ähnliches direkt an den Konsumenten
versandt werden. Eine andere Strategie: Direkte
Einkaufsmöglichkeiten über Print zu schaffen – also
zum Beispiel über das Kundenmagazin einer Marke
oder eines Händlers. Funktioniert mittels integrierten Übertragungschips und ist in dieser Form noch
Zukunftsmusik, aber: C&A hat das System bereits
ausprobiert, um Print und Facebook zu verbinden.
Über den Chip konnte ein Like vergeben werden,
ohne ein Endgerät benützen zu müssen.
Sogenannte Touchpoints zum Kunden können aber
nicht nur mittels Social Media, sondern auch über
Apps aufgebaut werden. In diesem Fall wird die App
zum Kundenbindungstool. Und die Wahrscheinlich-
Zalando: Fotosuche. Mobile Shopping und die
Funktion der Fotosuche via App seien für Zalando
deshalb »ein spannendes Thema«, bestätigt Kristin
Dolgner, Zalando Kommunikation. Seit Ende Oktober
befindet sich die Fotosuche des deutschen Onlineriesen im Testlauf und ist für Kunden mit der neuesten Version von iOS und Android als Funktion innerhalb der Zalando-App verfügbar. Die Idee: Foto des
begehrten Kleidungsstücks machen oder ein bestehendes Foto hochladen, den Produktausschnitt
eingrenzen, die gewünschte Produktkategorie
­
an­klicken, und schon liefert die App passende
­Kaufvorschläge. Ein Praxistest des Magazins WirtschaftsWoche ergab allerdings, dass noch nicht alle
vorgeschlagenen Produkte wirklich relevant sind.
Wer nach einem grün-weiß gestreiften Pulli sucht,
will vermutlich keinen Pullover mit roten Sternen
kaufen. Oder doch? »Work in progress« lautet die
Devise. »Im ersten Schritt schauen wir jetzt vor
allem, ob und wie unsere Kunden die Fotosuche
nutzen. Einerseits stellt sie neben der Textsuche
sowie dem Barcode-Scanner eine neue Möglichkeit
für unsere Kunden dar, ein konkretes Produkt möglichst einfach und schnell zu finden. Andererseits
wird die Funktion aber sicherlich auch dazu verwendet, um tolle Farben oder interessante Muster zu
fotografieren und sich dann von unseren passenden
Produkten inspirieren zu lassen«, so Dolgner. In
Österreich luden seit dem Launch der Zalando-App
Hunkemöller: Digitale Kundenkarte. Auch der
niederländische Wäschehersteller und Retailer
Hunkemöller setzt auf eine eigene App. Immerhin
52.800 Mal wurde die Applikation schon heruntergeladen, berichtete CEO Philip Mountford im Rahmen des Deutschen Modehandelskongresses. In
die App ist eine klassische Kundenkarte integriert,
die sämtliche Kundeninformationen wie gekaufte
Größe, Modell oder Farbe speichert. Hinter der App
steckt die Geo-Push-Technologie, die den Standort
des Endgeräts erkennt und zur richtigen Zeit –
in diesem Fall in der Nähe eines HunkemöllerLadens – Informationen an das Smartphone verschickt. Beschwerden gebe es regelmäßig, berichtete Mountford. Aber der Nutzen sei größer als die
Negativkritik. SA
Fashion-Apps beschäftigen die Branche.
Das ist nicht zuletzt an Rankings in Hochglanz-Magazinen wie Cosmopolitan,
Harper‘s Bazaar und Forbes sowie einflussreichen Zeitungen wie The Guardian
und Financial Times sichtbar. Mit der App
Pose lassen sich Lieblingslooks fotografieren, kommentieren und liken. Bei
Stylebook steht die Organisation des
eigenen Kleiderschranks im Vordergrund:
Favorisierte Teile können fotografiert und
in Kollagen angeordnet werden, um Outfits auszuprobieren. Auch bei Cloth steht
die Organisation im Vordergrund: Mit dieser App können Lieblingslooks fotografiert, kommentiert, verschlagwortet und
archiviert werden, damit keine Lieblingskombi vergessen werden kann. Mit der
App Keep Shopping kann das komplette
Netz durchsurft und in jedem Online-Shop
eingekauft werden. Der Vorteil: Jedes
geklickte Produkt wandert in den smarten
Einkaufskorb von Keep Shopping und
erleichtert so den Zahlungsvorgang. Bei
The Hunt wird die Community-Power ins
Zentrum gerückt. Wer schon immer wissen wollte, wo ein bestimmtes Kleidungsstück her ist, stellt seine »Beute« ins
Forum und hofft auf die Hilfe der Community, die direkte Shopping-Links oder Links
zu alternativen Looks posten kann. Die
App The Cut liefert eine Art Tinder für
Mode: Mit einer »Hit or miss«-Funktion
können Laufsteg-Looks bewertet und
anschließend mit den Bewertungen der
anderen User verglichen werden. Inspo
funktioniert auf einem ähnlichen Prinzip
wie die Fotosuche-Funktion der ZalandoApp. Lieblingslooks fotografieren, hochladen und auf eine möglichst gute Auswahl
an Kaufvorschlägen hoffen. Auch die App
Asap54 bedient sich dieses Systems. Im
Angebot sind 1, 5 Mio. Produkte von Harrods, Topshop oder J.Crew. Wunschoutfit
scannen, hochladen und aus dem vorgeschlagenen Sortiment auswählen. Mit
Lyst können User eigene Boards gestalten
– ähnlich den Moodboards, die oft von
Bloggern erstellt werden. Unter einem
Thema werden die Lieblingsstücke zusammengefasst und präsentiert. Auf Lyst
posten aber auch Moderedakteure oder
andere einflussreiche Player wie Net-APorter ihre »Liste« und sind so Inspirationsquelle für die User.
BEST-OF APPS
keit, dass der Kunde mit einer App interagiert, ist
aufgrund der steigenden Multiscreen-Nutzung überproportional hoch. Eine Studie von MindTake belegt,
dass ein Screen allein den Österreichern nicht reicht.
Sie nutzen lieber mehrere parallel. Bei der Kombi
aus Fernseher und Smartphone gewinnt das »kluge«
Handy, während bei der Parallelnutzung von Smartphone und Laptop noch der Laptop die Nase vorn
hat. Eine erstaunliche Erkenntnis dieser Studie: Drei
von vier Leuten benutzen das Smartphone den
­ganzen Tag über. Einer von drei sogar nachts. Das
Generieren von Kaufimpulsen auf mobilen Endge­
räten – allen voran Smartphones – wird durch Apps
entscheidend vorangetrieben.
im Juni bereits 125.000 Konsumfreudige die Applikation herunter. 38 % der Österreicher griffen im
zweiten Quartal 2014 bereits mit einem mobilen
Gerät auf den Zalando-Shop zu. Wie viele dieser
User die Fotosuche schon ausprobiert und infolgedessen im Onlineshop gekauft haben, könne noch
nicht gesagt werden, meint Dolgner. Was aber
schon festgestellt wurde: Kunden, die dieses Feature nutzen, beschäftigen sich deutlich länger mit
den Produkten und sind stärker involviert. Dies
könne einerseits am Feature, andererseits am
­Kundentyp, der dieses Feature ausprobiert, liegen,
fügt Kristin Dolgner hinzu.
© fotolia
© Zalando PhotoSearch Application
it&logistik
TZ 22 2014 29
© EuroCIS
it&logistik
Flächenrekord
für EuroCIS
Post: Innovationen
auf der letzten Meile
E
iner der allerwichtigsten Punkte des Online-Shopping-Erlebnisses liegt
außerhalb der direkten Zugriffsmöglichkeit des Shopbetreibers: die Zustellung. »Eine rasche und sichere Zustellung, Flexibilität und auch ein dichtes
Netz an Abholmöglichkeiten erhöhen die Chance, dass wieder gekauft wird,
enorm«, ist sich Stefan Heiglauer, Leitung Paketlogistik Österreich (Bild) bei der
Österreichischen Post AG, dieser Verantwortung bewusst. Darum arbeitet die
Paketlogistik der Post auch permanent an Innovationen auf der »letzten Meile«.
Neu ist etwa die Möglichkeit, dass Kunden ein Paket noch nach der Bestellung
an eine andere Adresse als ursprünglich angegeben umleiten können. Da es
immer schwieriger wird, die Kunden an ihrer Wohnadresse anzutreffen, bieten
mehrere Onlineshops inzwischen auch schon beim Bestellvorgang die Zustellung an eine Wunsch-Postfiliale oder eine Wunsch-Abholstation (an der man
Pakete auch außerhalb der regulären Post-Öffnungszeiten abholen kann) an.
»Auf Wunsch schicken wir den Kunden auch ein Zustellaviso per SMS oder
E-Mail«, berichtet Heiglauer. »Ab 2015 können wir auch ein Zeitfenster für die
Zustellung bekannt geben. Und ebenfalls ab 2015 wird es möglich sein, dass
die K­ unden einen Wunschtag für die Zustellung bekannt geben.«
Stolz ist Heiglauer auch auf die Post-App, die heuer gelauncht wurde. Mit
­dieser können Kunden ganz unkompliziert per Smartphone Pakete umleiten,
auch wenn sie schon unterwegs sind – entweder in eine nahe gelegene Filiale
oder Abholstation, oder auch zu einem Nachbarn oder an einen anderen Ort.
Nach der erfolgten Zustellung wird der Kunde sofort benachrichtigt. »Die
­Empfänger sind immer mobiler und möchten flexibler sein, und schneller soll es
auch gehen«, erklärt Heiglauer. Diesem Anspruch will man mit diesen Innovationen gerecht werden. Auch bei den Empfangsboxen, die auf Wunsch österreichweit in Hauseingängen installiert werden, gibt es Fortschritte zu vermelden. Bis Jahresende sind 8.000 dieser Boxen installiert, bis Ende 2015 sollen es
12.000 sein. Schon derzeit werden diese monatlich mit 30.000 Paketen beliefert. Für Post wie Kunden ist es die einfachste Zustellmöglichkeit: Der Weg zur
Filiale entfällt, es gibt k­ eine Wartezeiten, und das System ist unabhängig von
Öffnungszeiten und ­persönlicher Anwesenheit des Abholers. Für die Paketlogistik hat es in jedem Fall oberste Priorität, dass die Zustellung so schnell und
unkompliziert wie m
­ öglich klappt. »Denn fast jedes Paket ist ein Geschenk, das
sehnsüchtig erwartet wird«, so Heiglauer.
30 TZ 22 2014
© beigestellt
© RegioPlan
E
uropas größte Fachmesse für Technologie im
Handel wird nächstes Jahr erstmals zwei Hallen
am Düsseldorfer Messegelände bespielen.
Bereits fünf Monate vor der Veranstaltung war mit
über 7.000 m2 mehr Standfläche gebucht als zur heurigen EuroCIS. Zur nächsten Auflage, die von 24. bis
26. Februar 2015 über die Bühne gehen wird, werden
somit rund 250 Aussteller aus 25 Ländern erwartet.
»Die Verknüpfung von Offline und Online, von stationärem Handel und E-Commerce wird auf der EuroCIS
2015 noch breiteren Raum einnehmen als bisher«,
heißt es von Veranstalterseite. »Will der Handel nicht
auf wertvolle Umsätze verzichten, so muss er seine
Kunden über alle Kanäle hinweg ansprechen.« Daneben spiegelt die EuroCIS weiterhin die gesamte Angebotspalette von Kassensoftware-Paketen über Personaleinsatzplanungs-Software oder Digitalmarketing
bis zu Diebstahlsicherungssystemen und SupplyChain-Management-Lösungen wider. Begleitet wird
die Messe wie immer von einem exzellenten Rahmenund Vortragsprogramm. Erwartet werden mehr als
7.000 Besucher.
Service4work zieht um
Die service4work IT Solutions GmbH ist weiter auf Expansionskurs und wird
im kommenden Jahr neue, größere und modernere Büroräumlichkeiten in
Schwechat beziehen. »Wir haben dann auch eigene Schulungsräume zur
Verfügung, in denen wir dann wieder Seminare und auch Webseminare
anbieten werden«, berichtet Geschäftsführer Marius Giovanelli. Auch auf
Produktseite gibt es Neuigkeiten. »Wir haben nun zu unserem sehr gut vom
Markt aufgenommenen Kundenfrequenzzählungssystem ab sofort eine
Weboberfläche zur Verfügung, mit der man seine Kundenfrequenzkameras
in den einzelnen Filialen einfach verwalten und auswerten kann«, erklärt
Giovanelli. »Es ist außerdem möglich, zusätzlich die POS-Daten aus dem
Warenwirtschaftssystem in die Weboberfläche zu laden, um so einen
­direkten Vergleich zwischen Kundenfrequenz und Umsatzzahlen zu haben.«
it&logistik
Onlineshop, schlüsselfertig
ACL versteht sich als Umsetzungspartner, der die stationäre mit der digitalen
Handelswelt verbindet. Gewichtige Referenzen aus der Modebranche vertrauen
auf das Know-how aus Bärnbach bei Graz.
Neben den EDV-Programmen für Onlineshops bietet ACL unterschiedliche Dienstleistungen als Outsourcing-Partner an.
Bitte nennen Sie Praxisbeispiele.
Das kann Kundenservice in Form einer Hotline zur
Online-Bestellabwicklung sein. Oder das Debitorenmanagement – eine Task, die so gut wie alle
unsere Kunden in Anspruch nehmen: Steuerung
der Zahlungsflüsse aufgrund der unterschiedlichsten Zahlarten, die in einem Onlineshop angeboten
werden, Begutschriftungen, Mahnungen sowie
Aufbereitung der Daten für die Finanzbuchhaltung. Zum Block des Auftragsmanagements
ge­hören Prüfroutinen wie die Kontrolle der Postadresse, um Irrläufer zu vermeiden. Risikomanagement samt Bonitäts- und Dublettenprüfung
dient auch dazu, Spaßbesteller und Betrügereien
möglichst auszuschließen. Auch wenn wir selbst
kein Logistiker sind, können wir mit spezialisierten Partnern zusammenarbeiten und vom Lagern,
Verpacken, Versenden bis zur Retourenannahme
den Warenfluss auch physisch handeln. Vielfach
übernehmen wir von bekannten Handelshäusern
sozusagen die Generalunternehmerrolle in
Sachen Onlineshop.
Was sind häufige Fehler, die Einzelhändlern
beim Aufbau eines Onlineshops passieren?
Wir sind weit davon entfernt, dass es reicht, Produkte online zu stellen, die sich dann automatisiert verkaufen. Wenn sich ein Händler nicht über
seine Positionierung und Kundenansprache im
Klaren ist, funktioniert es nicht. Oft gehen Unternehmen die Geschichte an, ohne tatsächlich
­vernetzt über alle Disziplinen zu denken. E-Commerce als zusätzlicher Kanal greift in viele Kerngeschäftsprozesse ein und bringt neue Spielarten
ins Unternehmen. Dazu bedarf es einer gewissen
Lernbereitschaft der Gesamtorganisation. Sobald
man über einen Webauftritt verkauft, geht die
Sache weit über ein Marketingprojekt hinaus.
Sich so etwas von null weg selbst aufzubauen
und die Anforderungen in allen einzelnen Disziplinen zu lernen, sind Zeit- und Ressourcenfaktoren,
die sich niemand leisten kann.
Wie steht’s um die Faktoren Zeit, Größe und
Geld bei einer Zusammenarbeit mit ACL?
Wenn sich alle bewusst sind, wo die Reise hingeht, dann ist man mit drei bis sechs Monaten
Projektdurchlaufzeit gut unterwegs. Unterhalb
geplanten mehreren Hundert Onlinebestellungen
im Monat macht das Outsourcing keinen Sinn,
denn dann ist der Abstimmungsaufwand größer
als das tatsächliche Einsparungspotenzial. Und
für die Bezahlung unserer Dienstleistung gibt’s
verschiedene Modelle: von Pauschalen über eine
Abrechnung nach Anzahl der Transaktionen bis
zur Beteiligung am online erzielten Nettoumsatz.
Unsere Philosophie ist die langfristige
Zusammen­arbeit und die gemeinsame positive
Entwicklung mit unseren Kunden. Daher ist es
Grundsatz, eine Erfolgskomponente in der
Abrechnung zu haben – ganz im Sinne von Partizipieren am kollektiven Geschäftserfolg.
Von vielen Seiten wird dem Modefachhandel ausgerichtet, dass er sich fürs Über­
leben »multichannelmäßig« aufzustellen
hat. Wie stehen Sie dazu?
Welche Produkt-,
Dienst- oder Serviceleistungen lassen den Kunden
ausgerechnet bei
mir einkaufen? Was
macht mich einzigartig? Diese Fragen
sind nicht neu und
Antworten darauf
die Haus­aufgabe
jedes Modehändlers. Neu ist, dass
die Fragen durch die
digitalen Kanäle noch einmal an Brisanz gewinnen. Sieht man sich die heran­wachsende Generation und deren Affinität zu den unterschiedlichen Medienzugängen an, muss man sich auch
als Modeanbieter der Herausforderung stellen.
Reine Onlinehändler überlegen, wie sie physisch
näher an ihre Kunden kommen – z. B. mittels
Pop-up Stores. Stationäre Händler sollten sich
hingegen überlegen, wie sie ihre Kunden mit
einem attraktiven Leistungsversprechen erreichen, und alle diese Kanäle auch entsprechend
bespielen.
© ACL
K
astner & Öhler, Charles Vögele, Adler,
NKD, Olsen, Daniel Hechter, Intersport,
Hervis – sie alle nutzen die Kompetenzen
der ACL advanced commerce labs GmbH. Mit Firmengründung bereits 1999 gilt man als erfahrener Pionier im Onlinehandel, die D-A-CH-Region
ist das Tätigkeitsfeld. Auf drei Säulen baut das
Unternehmen mit in Summe rund 100 Mitarbeitern. Einerseits die »schlüsselfertige« E-Commerce-Software »Market professional«, andererseits die Rolle als flexibler Fulfillment-Partner für
den Onlinehandel. Dazu gesellt sich die Tochterfirma ACL Retail (beheimatet in Thalheim bei
Wels), die sowohl maßgeschneiderte Software­
lösungen für den s­ tationären Handel als auch
eine eigene Unit für Training und Personalentwicklung bietet. Seit zwei Jahren obliegt Andreas
Pesenhofer die Geschäftsführung.
Ihr Resümee?
Beim Thema Multichannel geht es darum, die
unterschiedlichen digitalen und analogen Kanäle
so weit zu verknüpfen, dass es dem Kunden
einen Mehrwert bringt – und dem Händler im
Endeffekt höhere Erträge als zuvor. Aktive stationäre Modehändler verlinken ihre Homepage mit
den sozialen Netzen, bieten Personal Shopping
und Stilberatung mit Online-Terminvereinbarung,
ermöglichen komfortable Gutscheinbestellungen
und verkaufen hier und da auch zusätzlich ihre
Produkte übers Internet. Wenn man so will: Der
große Nachteil der digitalen Welt ist die Trans­
parenz. Wenn ein Händler die Erwartungshaltung
des Kunden nicht erfüllt, dann tut’s ein anderer.
Und dieser Mitbewerber ist nicht etliche Kilo­
meter, sondern nur einen Klick weit entfernt. CD
TZ 22 2014 31
industrie
»Airfield hebt ab«
E
r hat es als einer der Ersten erkannt: Um Mode zu verkaufen, muss
man nicht nur Modernität, Qualität und Verlässlichkeit ­liefern –
sondern dem »Kind auch einen Namen geben«: vor genau 20 Jahren
kippte Firmenchef Walter Moser sen. die Herrenlinie aus dem Programm
und lancierte »Airfield for Ladys only«. Längst führt der Sohn, Walter Moser,
den Premiumanbieter, der sich zu einer der größten Modemarken im Lande
entwickelt hat und mittlerweile auf ein beachtliches Maß an Internationalität verweisen kann. Knapp vor Abflug zum »Jubiläums-Shooting« nach
Paris, wo die Kollektion Herbst/Winter 2015/16 frisch und modernisiert in
Szene gesetzt werden soll, b­ eantwortet Walter Moser die Fragen der ÖTZRedaktion.
20 Jahre Airfield – gibt es eine große Party?
Nein, das Jubiläum ist vielmehr eine Aufforderung an uns, konsequent
weiterzuarbeiten. Der Markt kennt uns ja schon viel länger als 20 Jahre.
Aber genau vor 20 Jahren fiel die Entscheidung, aus einer UnisexJacken- eine Kombikollektion für Frauen zu machen. Sportive Teile mit
figurbetonter Silhouette, mit femininen Schnittformen, das gab es damals
noch nicht. Airfield sollte sportlich UND sexy sein. Dass danach viele
Trittbrettfahrer kamen – das ist eine Tatsache. Nur gute Dinge werden
kopiert.
Es gab in den letzten Jahren allerdings auch Durststrecken …
Es gibt keine Kollektion, die das nicht hat. Wir waren eine Zeit lang zu
klassisch aufgestellt. Damals haben wir mit Claudia Schiffer geworben,
irgendwie gerieten die Teile dann zu elegant, zu weit weg von unserer
Zielgruppe. Wenn man sich das Segment ansieht, in dem wir vor
20 ­Jahren gestartet sind, muss man sagen: Von den Anfangszeiten gibt
es nicht mehr viele. Eingesessene Brands haben sich komplett vom
Markt verabschiedet, bei anderen ist ein Investor eingestiegen.
Ist ein Investor bei Airfield ein Thema?
Nein, momentan nicht.
Der Modehandel befindet sich seit Monaten im Dauertief. Haben
Sie Sorge, dass einige Ihrer Vertriebspartner aufgeben werden?
Natürlich macht man sich Sorgen. Vor allem wenn man weiß, was eigene
Stores, was eigene Flächen kosten. Ich sehe diese Zeit aber eher als
­Herausforderung. Wir müssen nach vorne schauen und unser Produkt noch
weiter optimieren.
Menswear, Kindermode, Outdoor:
Die Seewalchener Unternehmerfamilie
Moser hat schon vieles in der Mode
gemacht. Der große Durchbruch gelang
mit Airfield, einem Label, das sich seit
exakt 20 Jahren am Markt bewährt.
32 TZ 22 2014
Was heißt das konkret?
Die Outdoor läuft in dieser Saison extrem schlecht – und das nicht zum
ersten Mal. Und Blazer, einstmals ein großes Airfield-Thema, sind auch
nicht mehr angesagt. Das kann nur heißen, dass wir die Anteiligkeiten in
den Produktgruppen neu ordnen und den Kurs der Erneuerung auch hier
entsprechend fortsetzen.
Natürlich haben wir uns auch im Design erneuert. Wir haben Schmücker
weggelassen, weil sie uns nicht mehr zeitgemäß erschienen. Noch vor ein
paar Jahren waren viele unserer Kundinnen zwischen 70 und 75 Jahre alt.
Heute bedienen wir immer mehr jüngere Frauen. Mutter und Tochter
industrie
k­ ommen in den Laden und kaufen beide ein – das
war und ist das Ziel unserer Modernisierung. Aber
dieser Prozess kann nicht von heute auf morgen
umgesetzt werden.
Airfield ist ein Familienunternehmen. Zählt
das immer noch als Vorteil gegenüber
­Konzernmarken?
Ich denke schon. Weil die Entscheidungswege kurz
gehalten werden. Mein Vater wird 75, mischt noch
immer im Design mit, weil er die Sprache von Airfield spricht. Das ist schon ein großer Vorteil. Ich
sage immer: Kein Mitarbeiter steht jemals so loyal
zum Unternehmen wie der eigene Vater.
Alle bilder © Airfield
Zu »Airfield neu« gehört auch eine eigene
Bildsprache. Lässt sich diese beschreiben?
Wir werben mit frischen, modernen Frauen – und
natürlich werben wir auf neuen Wegen. Unser
Magazin, das wir 2013 lanciert haben, ist dabei
ein wichtiges Tool. Wir zeigen unsere Kollektion,
aber auch, wie man sie kombiniert, und betten
die Styles in ein redaktionelles Umfeld ein.
Jetzt, zum 20-Jahr-Jubiläum, veröffentlichen wir
z. B. Glückwünsche von Händlern, Kunden oder
­Medienpartnern, die uns extrem gefreut haben.
Apropos Händler: Wie sehr hat sich das
­Airfield-Vertriebsnetz in den letzten ver­
ändert?
Da steckt schon sehr viel Veränderung drin. Wir
haben ganz klar gesehen, dass wir in Häusern
gut funktionieren, in denen Beratung und Service
geboten werden, am besten fahren wir klarerweise mit eigenem Personal. In großen, anonymen
Häusern bleiben wir hinter unseren eigenen
Erwartungen zurück. Insgesamt stellen sich erfolgreiche Modehändler neu auf: gesichtslose Kombikollektionen raus, immer gleiche Shop-in-ShopSysteme raus. Stattdessen implementiert man
atmende Themenflächen, auf denen man auf
geänderte Marktgegebenheiten schnell und flexibel reagieren kann. Auf der einen Seite gibt es
auf den Flächen ein paar fixe Größen, bei denen
das Thema Passform eine große Rolle spielt, auf
der anderen Seite gibt es eine Vielzahl kleinerer
Labels, die kommen und gehen. Auf starre
­Systeme wird der Handel komplett verzichten.
Wie verändert das Online-Business das
Geschäft mit der Mode?
Mittelfristig wird Online wichtiger werden. Mode
hat noch nie auf so viele Arten stattgefunden wie
jetzt, weil zum Geschehen im Laden vollkommen
andere Informationsquellen kommen. Man informiert sich auf Internetportalen, kauft schließlich
im Onlineshop, schlendert ab und zu aber auch
durch Einkaufsstraßen. Wir denken das Thema
Multichannel ernsthaft an wie viele andere auch.
Letztlich brauchen wir ein System, bei dem
unsere Einzelhandelspartner mitpartizipieren
­können. Diese Modelle existieren, einfach umzusetzen sind sie derzeit aber noch nicht. Andererseits: Das gesamte Business ist nicht gerade
­einfacher geworden. Das Industrieunternehmen,
das produziert, ausliefert – und dann den Händler
weitermachen lässt, existiert so schon lange
nicht mehr. Heute agiert ein Modehersteller als
Retailer, als Onliner, als Multichannler, als
­Immobilienmarkler …
Wird es zum Herbst/Winter 2015/16 so
etwas wie eine Jubiläumskollektion
geben?
Nein, dafür ist nicht die richtige Zeit. Aber wir
haben die neue Kollektion so konzipiert, dass
wir dem Händler in puncto Themen, Teile und
Termine noch näher rücken. Wir haben viele
Dinge an der Kollektion verändert, auch, was die
Anteile von Ober- und Unterteilen betrifft. Wir
glauben, damit eine gute Basis für die nächsten
Jahre gelegt zu haben. Bei aller Notwendigkeit
zur Veränderung darf man sich aber auch nicht
zu weit von der Stammkundin entfernen. Das
haben wir 2008 versucht – und das hat uns nicht
gut getan. BPM
TZ 22 2014 33
haka
Maßkonfektion erfüllt Kundenwünsche, die nicht »von der Stange«
sind. Und sie kann Geschäftsidee,
Sortimentsergänzung, Marketing-Tool
und Lückenfüller sein.
italienische Stoffweber und Edelkonfektionär die
Vertretung im deutschen Raum – mit Showrooms
in Wien und München – wegrationalisierte. Seit
acht Jahren ist Pressl nun selbstständiger Agenturchef mit Spezialisierung auf Maßkonfektion und
einer ausgeprägten Leidenschaft fürs Thema.
Passt wie
maßgeschneidert
H
einz Pressl war einst Lehrling bei Gerngross: »Dort habe ich Stoffe gerollt, Lampen gewechselt, Sportboote aufgepumpt. Schlussendlich kam die Herrenkonfektion dran – und die hat
meinen Lebensweg geprägt.« Ein weiteres Schlüsselerlebnis war der Dienstantritt bei Willi
Silbernagl, damals eine Herrenausstatter-Institution an der Wiener Kärntner Straße: »Sie können mich
alles fragen, nur eines sag ich Ihnen gleich: Einen Absteckmeister haben wir hier nicht«, waren die
Begrüßungsworte des Chefs. Während der nächsten sieben Jahre schärfte der Jungverkäufer folglich
seinen Blick für guten Sitz der Bekleidung und eignete sich den Umgang mit Maßband und Nadeln an.
Dann kam der Seitenwechsel: Reisender im Dienste Ermenegildo Zegnas – 20 Jahre lang, bis der
34 TZ 22 2014
Der Missionar. Es war ein genialer Schachzug von
Zegna gegenüber den damals marktbeherrschenden
englischen Webern, auch Coupons statt ganzer
­Ballen zu liefern. Der Schneider musste sich kein
Stofflager mehr herlegen, sondern konnte seinem
Kunden eine Auswahl in Form von Stoffbündeln –
den sogenannten Bunches – zeigen. Und dann die
Kleinmetragen für z. B. nur einen Anzug zur kurzfristigen Lieferung bestellen. »Damals revolutionär
in der Maßschneiderei«, erinnert sich Heinz Pressl
und schüttelt im gleichen Atemzug den Kopf: »Und
was machen Herrenmodenhändler noch heute?
Sich das Lager anfüllen! Klar, sie müssen Auswahl
bieten. Aber dann bleibt Ware liegen und fließt in
den Abverkauf – alles unlogisch. Es geht auch
anders – vorausgesetzt, man ist bereit, sich von
Altem und Vertrautem zu lösen …« Mit dem System »Corpus Line« (aus dem Hause Wilvorst,
einem Unternehmen der Bugatti Holding Brinkmann) bietet seine Agentur den Einstieg ins Business mit industriell, aber dennoch nach individu­
ellen Kundenwünschen und -maßen gefertigten
Anzügen und Sakkos. Für Maßkonfektion braucht
es zumindest einen Satz Schlupfgrößen sowie
einen Bunch zur Stoffauswahl. Und ein Formular
zur Übermittlung an den Produzenten, auf dem
Artikelnummer, Grundgröße, Maßabweichungen
und Extras in Bezug auf Schnitt, Verarbeitung und
Details notiert werden. Eine gewisse Anfertigungszeit später – bei »Corpus Line« in rund drei
Wochen, gegen Expresszuschlag sogar innerhalb
einer Woche – wird ausgeliefert. Für ein »Passt
wie maßgeschneidert« sollte der Anzugträger
bereit sein, ab 500 € aufwärts zu zahlen.
Die Passion. Gute Argumente pro Maßkonfektion
zu liefern, ist die Passion des Heinz Pressl: »Jeder,
der ein bisschen Geld hat, kauft sich doch auch
nicht sein Fahrzeug so, wie es in der Auslage
Die Geschäftsideen. »Freilich gibt es viele
Anbieter, wo das Wörtchen Maß irreführend verwendet wird. Ein Anzug um 299 € in individueller
Einzelanfertigung – das geht einfach nicht«, ist
Pressl überzeugt. Auch bei »echter« Maßkonfektion ist unter verschiedenen Qualitätsstufen zu
unterscheiden – wie eine (industriell) geklebte
oder (handwerklich) geheftete Frontfixierung.
Ganz wichtig ist die deutliche Abgrenzung zu
»echter« Maßbekleidung, bei der ein Schneider
oft 60 oder mehr Stunden vom Zuschnitt bis zum
Knopflochnähen zubringt. Und die dem Auftraggeber des Anzuges zugunsten totaler Perfektion
und Einzigartigkeit mehrere Anproben und einige
Tausend Euro abverlangt. Das Business mit
Maßkonfektion eignet sich hingegen für Neugründer, die nicht das Handwerk von der Pike auf
gelernt haben. »Es braucht auch kein Geschäft in
der Fußgängerzone, oft ist eine B-Lage ausreichend oder ein Studio in einem Obergeschoß«,
weiß Pressl. Liebe zur Konfektion und gelebte
Kundenzuwendung sollten freilich zu den Grundtalenten gehören. Stark ansteigend ist das
­Interesse etablierter Herrenausstatter, die mit
Maßkonfektion ihr Geschäftsfeld erweitern
­wollen – ob im eigenen Laden oder zusätzlich
aus dem Koffer heraus.
Bernhard Roetzel, Jahrgang 1966,
ist Buchautor, Journalist, Referent
und einer der besten Kenner des
Gentleman-Stils in Europa. Sein vor
15 Jahren erschienener Bestseller
»Der Gentleman. Handbuch der
klassischen Herrenmode« wurde in
20 Sprachen übersetzt und gilt als
anerkanntes Standardwerk. 2012
und 2013 erschienen im h.f.ullmann
Verlag »Mode Guide für Männer«
und »Schuh Guide für Männer«.
Nun legt der oft als Modepapst
titulierte Stilspezialist einen reich
bebilderten, 1,7 Kilo schweren
Prachtband vor: »Der Gentleman
nach Maß«. Vorgestellt werden die
unterschiedlichen Schneidertraditionen Englands, Italiens und des
deutschsprachigen Raums. Zu den
besuchten Orten zählen Webereien, Stoffhandlungen, Werkstätten, Ateliers und Salons. Roetzel
steigt mit profunden Kenntnissen
tief in die Materie ein und beleuchtet von der Warenkunde bis zu den
besonderen Kniffen des Handwerks
alle Aspekte. Ein Kapitel widmet
sich auch der Maßkonfektion im
höchsten Qualitätslevel. Liebevoll
werden Menschen und Familien
porträtiert, die ihrer Leidenschaft
frönen und den Beruf leben. Auch
Institutionen aus Wien sind dabei:
die Maßschneider Knize und
Netousek, Maßhemdenmacher
Gino Venturini und die Traditionsstoffhandlung Wilhelm Jungmann & Neffe.
BUCHTIPP
steht. ›Konfigurieren Sie sich Ihren Traumwagen‹ –
diese Aufforderung zur Individualität ist bei jeder
Automarken-Homepage gang und gäbe. Warum
soll so etwas nicht auch in der Mode funktio­
nieren?« Oder: »Die Wünsche der Kunden sind
so individuell, dass man das als Händler gar
nicht bevorraten kann. Sucht ein Mann heute ein
braunes Sakko auf drei Knöpfe, wird er wohl
kaum fündig und weggeschickt. Der Kunde ist
doch König – warum soll man ihm nicht das
bieten, was er will?« Weiters: »Jetzt steht der
Multibrand-Händler auch noch mit den Internet­
anbietern in Konflikt. Viele müssen den Einkauf
drosseln, um wirtschaftlich zu bleiben. Und wo
werden dann Gegenmaßnahmen gesetzt, um
nicht an Exklusivität zu verlieren?« Die Zeit
arbeitet für die Maßkonfektion – da ist sich der
Agent sicher.
Der Vorreiter. Nach Wanderjahren quer durchs
Land und einer letzten Station als Substitut in der
Anzugabteilung von P&C Mariahilfer Straße hat sich
Peter Straub selbstständig gemacht. In seinem
­kleinen Geschäft an der Lange Gasse begann er vor
fünf Jahren mit Krawatten und italienischen Maßhemden unter eigenem Label. Später konnte er die
Verkaufsfläche verdoppeln, es gesellten sich Anzüge
von J.Philipp dazu. Da nach der Übernahme von
Marke und Produktion durch Clinton/Camp David der
Fortbestand unsicher schien, entschied sich Straub
vor einem Jahr für »Corpus Line«. Seit September ist
er der erste Händler Österreichs, der mit der haus­
eigenen Visualisierungssoftware »Styleprofiler«
arbeitet. Hierbei werden die Stoffdessins, die
Schnitte und die Extraoptionen wie gewohnt fest­
gelegt, aber zusätzlich an einem Avatar digital dargestellt. Dabei braucht die Kundschaft nicht über die
Schulter auf ein Notebook zu schielen, sondern
bekommt ihre gemeinsam mit dem Verkäufer erarbeitete Auswahl auf einem Monitor in XL-Größe
präsentiert. Was beim Launch anlässlich der Panorama vergangenen Jänner in Berlin noch ein paar
Tausend Euro Investition in die Software erforderte
und nicht frei von Kinderkrankheiten war, gibt’s nun
stabil laufend zu jährlichen Support-Kosten von insgesamt 399 €. »Die Programmführung ist nach kurzer
Einschulung selbsterklärend, nur für die kabellose
Verbindung zum möglichst großen Bildschirm und für
die ruckelfreie 3D-Darstellung des Avatars braucht’s
eine gute Rechnerleistung«, betont Straub. Nicht die
Problemfiguren, sondern die Individualisten sind
seine Klientel, die je nach Stoffeinsatz zwischen 700
und 1.300 € für einen Anzug zahlen, auch für maßkonfektionierte Sakkos gibt’s Liebhaber. Besonders
an Knopf und Knopflöchern wird gefeilt, auch Stickereien vom Monogramm bis zum Hochzeitsdatum sind
beliebte Optionen. Ganz traut Straub der elektronischen Erfassung und Weiterleitung aller Bestell­
daten nicht, sicherheitshalber wird noch hand­
schriftlich mitnotiert. Auch auf das »Corpus Line«-­
Stoffsortiment alleine will er sich nicht verlassen.
Aber kein Problem: Der neapolitanische Stoffgroßhändler Caccioppoli als weiterer Partner schickt den
per Mail bestellten Coupon umgehend zu Wilvorst
nach Northeim zur weiteren Verarbeitung. Auch
­Kunden, die mit eigenem Stoff kommen, können
bedient werden und zahlen nur einen Grundpreis für
die Anfertigung. »Ich bediene eine Altersgruppe von
17 bis 70, darunter viele Anwälte. In Wirklichkeit ist
meine Maßkonfektion ja nicht teurer als ein geho­
bener Markenanzug von der Stange«, argumentiert
Peter Straub. Und wie sind die ersten Erfahrungen
mit dem Styleprofiler? »Gerade bei karierten Stoffen
kann sich der Kunde die Wirkung nun vorstellen, da
ist die Visualisierung eine echte Erleichterung.
Auch das Einbeziehen und Mitgestalten klappt viel
besser. Man kann sagen, das Programm hebt mein
Geschäftsmodell auf eine neue Stufe.« CD
© h.f.ullmann
Alle bilder © Corpus Line
haka
TZ 22 2014 35
© Sioux
Sioux
Grashüpfer
feiert
Geburtstag
D
ROY ROBSON
JACKENAVISO
V
om Konfektionär zum Komplett-Outfitter: Bei Roy Robson
gewinnt die Produktgruppe Jacke zunehmend an Bedeu­
tung. Zur Saison Herbst/Winter 2015/16 werden kom­
merzielle Lightweight-Themen kreativ interpretiert und in
­spannenden neuen Formen (wie z. B. einem reversiblen Parka)
umgesetzt. Interessante Looks entstehen bei Mix-and-MatchStyles, wo Wollstoffoptiken im Kontrast zu Teddyfell und PULederdetails stehen. Die Grenzen zwischen Strick und techni­
schen Jacken verwischen zunehmend – insbesondere bei einer
Serie von Hybridformen, bestehend aus Jakkos und Blousons
mit Strickeinsätzen. Besonders cool und modern präsentieren
sich die gewachsten, sportlich-kurzen Modelle mit markanten
Steppungen in Bikerformen und Cabans. Ihren Ausbau erfahren
die erfolgreich lancierten »Blue Series«-Jacken mit thermo­
regulierender Membran, wind- und wasserabweisender Verar­
beitung, Reflektordetails und wärmender Hightech-Ausstattung
für einen Temperaturbereich bis zu minus 25 °C.
36 TZ 22 2014
© Roy Robson
as Label Sioux kann dieses Jahr gleich zwei Jubiläen
begehen. Zum einen feiert die Marke selbst ihren
60. Geburtstag, zum anderen wird das Kultmodell »Gras­
hopper« heuer 50 Jahre alt. Das feiert man einerseits mit einer
Jubiläumsversion: Der Kultklassiker kommt in neuer Interpreta­
tion in aktuellen Trendfarben, mit original Kreppsohle, kontrast­
farbigen Mokassinnähten und Schnürsenkeln für Damen und
Herren. Auf der anderen Seite hat man sich eine neue MicroSite gegönnt, die ebenso wie die Facebook-Page auch eine
jüngere Zielgruppe ansprechen soll. Dort sind unter anderem
die Ergebnisse und ein Making-of-Video des Streetstyle-Shoo­
tings in Berlin zu sehen, mit dem die neue, jüngere Bildsprache
von »Grashopper« unterstrichen wird. Für den POS versendet
Sioux zudem ein attraktives Display für Sonderdekorationen.
mode aktuell
Herbst/Winter-Kollektion 2014 besonders prominent in seinen Auslagen in Szene
gesetzt. Das speziell entwickelte Design zeigt die Highlight-Looks der Saison auf
Figurinen vor einer hellen Wand mit schlichten Stuckrahmen. Großzügige Kronleuchter an filigranen Metallträgern sowie antike Stühle bringen die stilvolle
­Präsentation auf den Punkt. Die Inszenierung der Stuttgarter Modeeinzelhandelsinstitution rückt zusätzlich mit Originalkleidungsstücken aus dem Archiv des
berühmten Créateurs das Schaffen Pierre Cardins in den Vordergrund.
PIERRE CARDIN
APPARTEMENT FRANÇAIS
© Pierre Cardin
D
ie Ahlers AG stellt ganz bewusst die französische Heritage ihrer Pierre-­
Cardin-Kollektion in den Mittelpunkt: In Anlehnung an ein Pariser Stadt­
appartement werden klassische und moderne Designelemente fusioniert.
Erstmalig präsentiert wurde das Konzept zum neuen Markenauftritt auf der Messeplattform Panorama in Berlin. Nun fand es im Rahmen einer großen Schaufensteraktion bei rund 30 Einzelhandelspartnern in Deutschland und Österreich
eine Fortsetzung. Breuninger hat die moderne und frankophile Philosophie der
Crestyle
V
or knapp 20 Jahren kaufte Armin Lustenberger die Firma Pannoncent Kft, aus der die heutige Crestyle Kft. hervorging. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Produk­tion von funktioneller Sportund Freizeitkleidung wie Funktionsunter­wäsche oder leichte
Fleece-Qualitäten. Das Besondere in diesem Umfeld: Crestyle setzt auf
eine ökologisch nachhaltige und sozial verträgliche Produktion. So wird
etwa der benötigte Strom zur Gänze mit dem eigenen Fotovoltaikkleinkraftwerk erzeugt und der Betrieb arbeitet CO2-neutral. Ein Thema, das
Geschäftsführer Armin Lustenberger am Herzen lag: »In unserem Betrieb
war der Energielieferant einer der größten CO2-Verur­sacher, also haben
wir nach Alternativen gesucht.« Auf Sonnenenergie
zu setzen, war der geografisch logische Schritt, denn: »Hier im Süden von
Ungarn sind wir mit sehr vielen Sonnenstunden für diese Energieform
begünstigt.« Vom früheren reinen Lohnbetrieb hat sich das Unternehmen
heute in Zusammenarbeit mit der Partnerfirma Crestyle Schweiz AG zu
einem Komplettanbieter von Produktentwicklung über Beschaffung, Entwicklung des Verpackungs- und Labelkonzepts bis zur Einbringung von
Umweltlabels und der individuellen Logistik entwickelt. Damit ist man
auch für einen breiten Kundenkreis zugänglich. Warenhäuser, Großver­
teiler und Textilketten gehören ebenso zur Kundschaft wie öffentliche
­Institutionen wie Post, Bahn und Militär. Nun möchte das Unternehmen,
das 500.000 Stück im Jahr produziert, noch weitere potenzielle Kunden
auf sich aufmerksam machen. Denn diese will man wissen lassen, so
Lustenberger, dass es in Europa die Möglichkeit gibt, grüne Produktion
unter sozial verträglichen Bedingungen preiswert einzukaufen.
CODELLO MEN
FÜR DENIMUND NATURLIEBHABER
© Codello
Grüne Produktion
Z
wei Kollektionsthemen für Männer hält der
Lifestyle-Accessoires-Spezialist vom bayerischen
Ammersee mit Lieferzeit ab Mitte Dezember bzw.
Jänner bereit. Für alle, die den Casual-Look lieben, ist
»Denim is a man’s best friend« geschaffen. Hier zeigt Codello
Blau als Fokusfarbe in sämtlichen Schattierungen, verfeinert
mit Effekten von cool-wässrig über stonewashed bis dip-dyed.
Dazu: sommerliche Akzentfarben in Rot, Orange und Lime. Die
Bandbreite an Styles reicht von lässigen Baumwoll-Bandanas,
Karos, gewebt oder gedruckt, bis hin zu Paisley-Prints und
Camouflage-Designs. Tonangebend im Thema »Back to
nature« sind erdige, naturnahe Farbgebungen wie Beige,
Grau, Oliv und Rost in Kombination mit Blaufärbungen und knalligen
Effekten in Orangerot. Ebenfalls neu am Start und passend zur Outdoor-­
Thematik: Wood-Prints. Zurück im Modezirkus sind lässige Pali-Styles:
Als Loops und Schals, gewebt, in Patch- oder Printoptik – so weiß der
an Palästinensertücher angelehnte Halsschmuck auch hierzulande zu
gefallen. Ein weiteres Highlight: Beanies zum Wenden.
TZ 22 2014 37
© Huntsman
mode aktuell
HUNTSMAN
SAVILE ROW & KOHLMARKT
S
eit 1849 betreut Huntsman eine sehr anspruchsvolle Kundschaft und zählt
damit zu den ältesten Herrenschneidern auf Londons Maßschneidermeile
Savile Row. Am Beginn stand Jagdbekleidung für Königin V­ ictoria und
Edward VII, es folgten Einkleidungen u. a. von Hollywood-Stars und Staatsoberhäuptern. Ende 2012 wurde Huntsman vom belgischen Unternehmer Pierre Lagrange und dem Designer Roubi L’Roubi übernommen. Vor knapp einem Jahr
stieß Sven Ley als Partner und Geschäftsführer zum Unternehmen. Er kümmert
sich um den strategischen Auf- und Ausbau der neu eingeführten Ready-towear-Kollektion. Diese Linie umfasst alles, was ein moderner Mann in seiner
Garderobe benötigt – bis hin zum Huntsman-Poloteam-Shirt in großer Farbauswahl. Ab sofort sind die exklusiven Kreationen auch in Wien im House of Gentlemen am Kohlmarkt erhältlich.
Giesswein
PremiumLabel
38 TZ 22 2014
© Giesswein
I
n der neuen Premiumkollektion setzt der heimische Spezialist Giesswein
ganz auf das Trendthema Wolle. Dabei kommen die unterschiedlichsten
Strukturen zum Einsatz: Von superfeinem bis hin zu grobem Strick, von glatt
gestrickt über großzügiges Ajourmuster bis zu sehr groben Zöpfen spannt
sich der Bogen. Für Tragekomfort sorgen Wollmischungen mit Cashmere,
Alpaka und Mohair. Die Formenvielfalt ist groß, bei den Jacken umfasst sie
sportive, federleichte Walkjacken mit Nylonstepp, klassisch moderne Formen
in etwas gröberer Strickoptik und lässige, kastige Bikerjacken. Zu den Walkjacken lassen sich passende Shiftkleider oder leicht ausgestellte, knielange
Röcke kombinieren. Das Angebot an Feinstrickpullovern lässt ebenfalls keine
Wünsche offen: Eng anliegende Modelle finden sich hier ebenso wie kürzere
und ausgestellte Varianten sowie kastige und oversized Kreationen. Dazu
passen Shiftröcke in Kunstfelloptik und Shirts in weichem Viskosejersey.
Komplettiert wird der Strick-Look mit Mützen, Schals und Loops, Dreiecks­
tüchern und Ponchos. Farblich spielen vor allem Noncolours, edles Grau und
Camel, aber auch Nachtblau, Grün und Lipstick-Rot die Hauptrollen. Die
­Giesswein-Handschrift lässt sich in den neuen Modellen in Form von offen
verarbeiteten Kanten und Nähten erkennen. Kurze Fransenkanten an Vorderteilen und Ärmeln sorgen für Modernität. Swarovski-Kristalle, Metallnieten
und Lurexplattierungen auf den Strickteilen sowie Steinbroschen auf Jacken,
Mänteln und Kleidern werten die Modelle zusätzlich auf.
DOB: Orderstart &
Trendticker H/W 2015/16
Nurage
Zweites Leben
für Fell
in der ÖTZ 02/2015
D
© Nurage
ie deutsche Accessoires-Marke
Nurage setzt in der laufenden
Herbst/Winter-Kollektion sowie
der kommenden Frühjahr/Sommer-Saison ein Zeichen für Nachhaltigkeit. Denn
Friedemann von Stein, der kreative Kopf
hinter der Marke, wollte zwar in den
neuen Kollektionen nicht auf Fell verzichten, suchte aber dennoch nach einer nachhaltigen Lösung. Fündig wurde er in ­Indien,
wo Felle jeglicher Art weltweit aufgekauft,
überarbeitet und wiederverwertet werden.
Dieses recycelte Fell kommt als Verbrämung für die Modelle der »Nurage
Second Life«-Linie zum Einsatz. Die
Ware für die Cashmere-Schals
stammt direkt aus kleinen
Webereien in Kaschmir.
Machen Sie den
österreichischen
Modehandel aufmerksam auf
Ihre neue Kollektion!
Wir freuen uns
über Ihren Anruf!
Erscheinungstermin:
26.01.2015
Druckunterlagen-Schluss:
09.01.2015
Mag. Claudia Jordan
[email protected]
Tel.: +43/1/866 48 DW 212
Mag. (FH) Stefanie Stradel
[email protected]
Ceceba
Tel.: +43/1/866 48 DW 222
WaidmannsUnterwäsche
Herbst
Winter
2015/16
© MARC AUREL
© Ceceba
D
ie Wäschemarke Ceceba bringt mit ihrer Functional-BodywearSerie ein NOS-Programm auf den Markt, mit dem alle Jäger
und Outdoor-Sportschützen bestens gerüstet sind. Drei Linien
sorgen für wohlige Wärme je nach Wetterbedingung. Bei Temperaturen bis zu minus 5 °C eignet sich die atmungsaktive Baumwoll-Linie
»Dunova« mit eng anliegenden Kurzarm- und
Langarmshirts im Frackschnitt mit weichen, dehnbaren Nähten sowie langer Hose und Sturmhaube. Wenn
es ein wenig kälter ist, greift
man zur Linie »Thermo Function«
aus vielseitigem Hightech-Gewebe. Bei Hose, Langarm- und Kurzarmshirt leitet eine Polyamid-Innenschicht Körperfeuchtigkeit in die
äußere Baumwollschicht ab, wo sie
verdunsten kann. Das doppelflächige
Gestrick sorgt für ideale Wärme­
regulierung und Klima bis zu minus
10 °C. Für sehr frostige Tage bietet
sich »Thermal Control« an. Diese
Linie aus qualitativ hochwertig verarbeitetem
Microfleece hält bei Temperaturen bis zu minus 20 °C
warm. Besonders funktional ist das Langarmshirt mit Rollkragen,­
­Zipper und Daumenloch. Alle Modelle der neuen Serie sind in
­waidmannsgerechtem Olivgrün gehalten.
Alle Bilder © Philipp Hutter
DESIGNERGIPFELTREFFEN
(v. l.): Inge Cecka,
Simon Barth, Alex
Wulff und Natalie
Stando, Eva
Poleschinski und
Katrin Kafka
MÄNNER DES
ABENDS:
Designer Jürgen
Hörl und der quirligsympathische
Runway-Inhaber
Alexis Fernández
González
COUTURE SALON
OPERNBALL
MAL DREI:
Zeremonienmeister
Roman E. Svabek,
Organisatorin
Desirée TreichlStürgkh und P&CGastdesigner Atil
Kutoglu
HAHN IM KORB:
Die Dancing Stars
Kathrin Menzinger
(l.) und Roxanne
Rapp an Daniel
Serafins Seite
DESIGNERINNEN
UNTER SICH (v.l.):
Sabine Karner,
Natalie Stando und
Katrin Kafka
LADY’S NIGHT:
Die Schauspielerinnen
Nicole Beutler (l.) und
Michou Friesz nehmen
Sopranistin Daniela
Fally in ihre Mitte.
ALLES WALZER!
Wer? P&C und Atil Kutoglu Wo? Weltstadthaus Kärntner Straße, Wien Was? Pünktlich
zum Beginn der Faschings- und Ballsaison feierte P&C am 11. November eine »Alles
Walzer«-Nacht. Der Einladung von Geschäftsleiter Peter Cserny folgten über 500 Gäste,
darunter Promis wie Opernballorganisatorin Desirée Treichl-Stürgkh, Opern- und Ballett­
stars Daniela Fally, Olga Esina und Kirill Kourlaev, die »Dancing Stars« Roxanne Rapp,
Kathrin Menzinger und Sänger Daniel Serafin sowie die Schauspielerinnen Nicole Beutler
und Michou Friesz. Roman E. Svabek, der Zeremonienmeister des Opernballs, eröffnete
den Abend mit einem »Alles Walzer, alles Mode«. Walzer tanzen im Store mehr als
erwünscht! Die eigentlichen Stars des Abends waren aber die Roben, die Designer Atil
Kutoglu für P&C designte: »Ich ließ mich von meinen drei Lieblingsstädten Wien, New York
und Istanbul inspirieren.« Verkaufsstart der vierteiligen Kollektion ist am 13. Dezember.
40 TZ 22 2014
BESTE
HALTUNGSNOTEN:
Die Ballettstars Olga
Esina und Kirill
Kourlaev
Alle Bilder © Peek & Cloppenburg
Wer? Eva Poleschinski, Simon Barth, Zoe by Inge Cecka, Jchoerl, Natalie Rox Wo?
Runway, Wien Was? Runway-Inhaber Alexis Fernández González lud zum Couture Salon
in seinen Modestore. Mitten im Herzen der Wiener Innenstadt zeigten Models die
unglaublich aufwendigen und liebevoll gefertigten Roben der österreichischen Designer
Eva Poleschinski, Simon Barth, Inge Cecka (Zoe by Inge Cecka) und Jchoerl. Wenn die
Kleider umwerfend sind, müssen es die Schuhe auch sein: das Label Natalie Rox
präsentierte edle Ballschuhe. Ganz im Stil früherer Couture Salons – also exklusiver
Modeschauen vor ausgewählten Gästen – begeisterte der Event u. a. die Designerinnen
Sabine Karner und Katrin Kafka, die Society-Ladys Cathy Zimmermann und Kathi Stumpf
sowie Designer La Hong. Die edlen Roben können – rechtzeitig zur Ballsaison – bei
Runway bestaunt, probiert und gekauft werden.
society
AM CATWALK:
Wollig-felliger
Lagenlook für
kalte Tage
Wer? Stift Mode Wo? Donauhalle,
Messegelände Tulln Was? Dafür
ist Familie Stift weit über die Tullner
Stadtgrenze hinaus bekannt:
Jedes Jahr im Oktober veranstaltet
der Traditionshändler eine riesige
Fashion-Show! Mit dem »Fashion
Event 2014« ging bereits die
15. Modenschau über die Bühne.
Zwanzig Models präsentierten die
aktuelle Herbst- und Wintermode
für 2014/15. Dabei ist der Bogen
von Freizeit- über Businessmode
bis hin zu kleinem Schwarzen
und großer Robe weit gespannt.
Zwanzig Meter Catwalk, 260
Outfits für Damen und Herren,
2.000 Besucher. So weit die Hard
Facts. Dass der Abend nicht nur
modisch, sondern auch witzig war,
dafür sorgte Moderator Frenkie
Schinkels. Der ehemalige Fußballer
und beliebte TV-Kommentator
führte durch die Veranstaltung.
Niederösterreich von seiner
modischsten Seite!
XXL-FASHION-SHOW
GROSSER AUFTRITT:
Nachtblau
und bodenlang
Alle Bilder © Stift Mode
DIE GASTGEBER:
Moderator Frenkie
Schinkels
mit Nina Stift (2. v. r.)
und Models
Alle Bilder © Harald Artner
DIE SCHÖNSTE
DES ABENDS:
Miss Austria
Julia Furdea
im Prinzessinnenparadies
FASHION-PARTY:
Schauspielerin
Barbara Kaudelka,
Gottfried und Petra
Steinecker und
Mode-Afficionado
Adi Weiss
SCHENKELKLOPFER:
Fotograf Sepp
Gallauer und Tänzerin
Roswitha Wieland lachen
um die Wette.
MARRY ME!
Wer? Steinecker Wo? Hochzeitshaus, Wien Was? Gottfried Steinecker strahlt. Mit dem Opening
seines Hochzeitshauses an der Wiener Ringstraße erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch des
Modehändlers. »Steinecker ist nun in Wien angekommen. Endlich können wir anspruchsvolle Bräute
auch in der Bundeshauptstadt bestens bedienen.« Auf 500 m2 gibt es nun alles, was eine Braut an
ihrem wichtigen Tag strahlen lässt. Mit über 2.000 verkauften Brautkleidern pro Saison und dem
neuen Wiener Hochzeitshaus sei Steinecker österreichischer Marktführer im Hochzeitssegment,
erzählt der Geschäftsführer in vierten Generation bei der Eröffnungsrede. Die Besichtigung des
Shops, der in hellem Weiß und Grau gehalten ist, ließen sich u. a. Ex-Miss Tanja Duhovich, Fotograf
Sepp Gallauer, Fly-Niki-Marketingchefin Milene Platzer, die amtierende Miss Austria, Julia Furdea, und
Schauspielerin Barbara Kaudelka nicht entgehen. Auf zwei Etagen findet sich u. a. Brautmode von
Sposa Toscana, Rosa Clará, Marylise und Jesús Peiró.
TZ 22 2014 41
firmen&personen
Das Denimlabel Diesel ist mit seinem Wiener
Showroom und dem PR-Büro übersiedelt. Früher
am Franz-Josefs-Kai im ersten Bezirk behei­
matet, hat die Marke nun Anfang November ihr
neues Quartier in der Saileräckergasse 39 in
Wien-Döbling bezogen. Auch der Salzburger
Showroom ist umgezogen. Dieser ist nun am
Gusswerk-Areal in der Söllheimer Straße 16
im Gebäude 5B zu finden.
INTERSPORT DEUTSCHLAND:
JOST GEHT
Klaus Jost, der bisherige Intersport-Vorstand,
verlässt nach internen Differenzen den deutschen Sporthandelsverbund. Ursache ist die
Ernennung von Kim Roether zum Vorstands­
vorsitzenden, wodurch Jost Vertriebsvorstand
­werden sollte. Jost sieht hierin einen Verstoß
gegen die Satzung von Intersport, welche vorsieht, dass zwei oder mehr Vorstände gleich­
rangig nebeneinander eingesetzt sind. Er habe
am Landgericht Heilbronn bereits Klage eingereicht, berichtet die APA. Wer die Nachfolge
von Jost antreten wird, ist derzeit noch unklar.
»Die grundsätzliche Meinungsverschiedenheit
über die Neuausrichtung unserer Verbundgruppe
war letztlich nicht mehr zu kitten«, zitiert die
APA den Aufsichtsratsvorsitzenden Knud
­Hansen in einer Aussendung. Die neue Organisationsstruktur bei Intersport wurde Anfang
Oktober vorgestellt.
STEINECKER: AUSGEZEICHNETE
AUSBILDUNG
Das Modehaus Steinecker gehört seit Neuestem
zum Kreis der »staatlich ausgezeichneten Ausbildungsbetriebe«. Vergeben wird diese Auszeichnung vom Bundesministerium für Wissenschaft,
Forschung und Wirtschaft an Lehrbetriebe, die
besondere Leistungen in der Lehrlingsausbildung
erbringen. Derzeit beschäftigt Steinecker
20 motivierte Lehrlinge und ist immer auf der
Suche nach neuen Talenten.
42 TZ 22 2014
WOLFORD:
NEUE KREATIVDIREKTORIN
Mit Grit Seymour konnte die Wolford AG eine
erfahrene Designerin
als neue Kreativdirektorin gewinnen. Diese
Position wurde im Rahmen der strategischen Refokussierung des
Unternehmens neu geschaffen, um die Marke systematisch weiterzuentwickeln. Denn
neben dem Design kommender Kollektionen
wird Seymour auch beratende Tätigkeiten
für den gesamten Markenauftritt von Wolford übernehmen. Grit Seymour hat als
Designerin unter anderem für Donna Karan
und Max Mara gearbeitet, Ende der 1990erJahre war sie als künstlerische Direktorin
bei Daniel Hechter tätig und hat danach für
Hugo Boss die erste Damenkollek­tion entworfen. Zudem hat sie viele Mode­marken
beratend begleitet und auch ihre eigene
Produktlinie »Tape« entwickelt. Zuletzt war
sie an der Berliner Universität der Künste
als Professorin für experimentelles Bekleidungs- und Textildesign angestellt.
RENÉ LEZARD:
NEUE STRUKTUREN
Bei René Lezard hat man intern die Strukturen
verändert. So wurden die Bereiche Vertrieb,
Marketing und Design sowie Administration
mit Anfang Oktober in neue Verantwortungs­
bereiche zusammengefasst. Im Rahmen einer
erweiterten Geschäftsführung sind nun Oliver
Berger als Chief Sales Officer (Wholesale,
Retail, FOC, E-Commerce), Thomas Hill als
Chief Brand Officer (Design, Marketing) und
Alexander Amend als Chief Financial Officer
(Finance, Human Resources, IT).
Oliver Berger ist seit August bei René Lezard.
Zuvor war er von 2005 bis 2011 als Sales
Director bei Luisa Cerano, von 2011 bis 2014
als Sales Director und Management Board
Member bei Dorothee Schumacher. Thomas
Hill, der zuletzt als selbstständiger Designer
tätig war, ist seit Februar dieses Jahres im
Unternehmen. Seine Laufbahn umfasst Sta­
tionen als Head of Design Formalwear bei
Cinque (1993 bis 2005), als Head of Creative
Management bei Joop! sowie als Head of
Design bei Marc O’Polo International. Alexander
Amend ist bereits seit 2011 bei René Lezard.
Davor war er neben kaufmännischen Leitungsaufgaben bei mittelständischen Unternehmen
Leiter des Group Functions Controlling der
Adidas Group. Berger, Hill und Amend berichten direkt an CEO Heinz Hackl, Thomas
­Schaefer verantwortet weiterhin als Geschäftsführer und Firmengründer die Bereiche
Beschaffung, Produktion und Qualität.
DEUTSCHER FACHVERLAG: POWERBRIEFING-BUCH
Das Autorenduo Andrea
Grudda und Hans-Jürgen
Hartauer stellt mit dem
Buch »Power Briefing für
den Modehandel«, erschienen im Deutschen Fachverlag (ISBN 978-3-86641-302-3), einen Leitfaden
vor, wie man Verkaufsmitarbeiter richtig
schult, motiviert und führt, und das bei minimalem Zeitaufwand. Praxisnah und Schritt für
Schritt wird erklärt, wie man sein Verkaufs­
team mit täglichen dreiminütigen Briefings
nicht nur informiert, sondern auch für seine
Arbeit und das eigene Produkt begeistert.
Das Buch soll sich sowohl für kleine, inhaber­
geführte Läden als auch für große Häuser mit
mehreren Abteilungen eignen.
© Grudda/DFV
DIESEL: NEUE SHOWROOMS
Die Idee der saisonalen
Roadshow besteht aus
drei strategischen Säulen: Brand Awareness
dort schaffen, wo Hartwich in kaufkräftigen
Regionen nicht permanent stationär vertreten ist, temporärer Sonderverkauf des aktuellen Sortiments auf Flächen eines lokalen Partners, der nicht
zwingend ein Herrenmodehändler sein muss,
sowie die persönliche Anwesenheit der Designerin Doris Hartwich, die es liebt, direktes
Feedback zur Kollektion zu generieren. Diesen
Herbst waren es ein langjähriger Handelspartner in Esslingen, eine Maßschneiderei in
Kassel und eine Künstlergalerie in München,
die sich erfolgreich auf das Experiment einließen. Anfragen
für Roadshow-Termine aus Österreich, von
der Insel Sylt und aus Hamburg bestätigen
weiteres ­Interesse an solch einem Verkaufsevent »der anderen Art« – eine Idee, die 2015
ganz sicher eine Fortsetzung findet.
© Hartwich
Kontakt: [email protected]
Tel.: +491775960911
HARTWICH:
ROADSHOW
© Wolford
Mittelständische Import-Export/
Vertriebs-Gesellschaft aus den Bereichen Textil, Schuhe, Lederware sowie
Trachtenbereich zu kaufen gesucht.
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HANDELSVERBAND:
WILL ERSETZT
MUSSI
NKD: GESCHÄFTSFÜHRER
KOMMT VON KARSTADT
C&A: NACHHALTIGKEITSKONZEPT
Mitte November veröffentlichte der Konzern seinen Corporate Responsibility Report 2014 – nicht
zuletzt, um das bereits seit der Gründung vor über
170 Jahren gültige Unternehmensziel sicherzu­
stellen, einer positiven Kraft in der Gesellschaft zu
entsprechen. So hat sich C&A u. a. als langfristiges Ziel gesetzt, bis 2020 die gesamte Baumwollkollektion aus nachhaltiger P­ roduktion zu beziehen.
Ebenso soll das Liefernetzwerk vollständig auf das
»Zero-Discharge-Prinzip« (bezogen auf Gefahren-
Mit Anfang November hat
Rainer Will die Geschäftsführung des österreichischen Handelsverbands
übernommen. Er folgte
damit auf Patricia Mussi,
die die Geschäftsführung seit 2012 innehatte und
sich jetzt in Elternkarenz befindet. Mussi wird
danach als Generalsekretärin in den Verband
zurückkehren. Rainer Will war zuletzt im Kabinett
von Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold
Mitterlehner als wirtschaftspolitischer Berater
mit Fokus auf die Bereiche Unternehmensfinanzierung, Innovation und Technologie tätig. Davor
hatte der heute 35-Jährige unterschiedliche strategische und operative Funktionen beim Austria
Wirtschaftsservice inne. Außerdem war er in der
Privatwirtschaft tätig, unter anderem am Institute
for International Research und bei der Bene AG.
Berufsbegleitend studierte er zudem Betriebswirtschaft an der WU Wien sowie der London
School of Economics.
© Handelsverband
Seit Anfang November ist Rüdiger Hartmann
als neuer Finanzgeschäftsführer bei NKD
in Bindlach tätig. Damit erweitert er die
Geschäftsleitung rund um CEO Frank Beeck,
Einkaufsgeschäftsführer Bernhard Beck und
Vertriebsgeschäftsführer Christian Welles.
Von Dezember 2012 bis August 2014 war
­Hartmann Mitglied der Karstadt-Geschäfts­
führung. Als Chief Operating Officer zeichnete
er für die Bereiche IT, Supply Chain, Real
­Estate und Strategieentwicklung verantwortlich. Zudem war er in dieser Position auch
Geschäftsführer der Karstadt-Gastronomie­
gesellschaft LeBuffet Restaurant und Café
GmbH. Bei NKD ist der 47-Jährige nun neben
dem kaufmännischen Bereich auch für die
Ressorts IT, Logistik, Recht, Revision und Compliance verantwortlich. NKD wurde im November 2013 von der Daun-Unternehmensgruppe
an die britische Private-Equity-Gesellschaft
OpCapita verkauft und betreibt knapp 2.000
Filialen in Österreich, Deutschland, Italien,
Slowenien und Kroatien.
stoffe) ausgerichtet werden. »Als führendes und
renommiertes Handelsunternehmen bemühen wir
uns um die Verbesserung der Nachhaltigkeits­
standards in unserer Branche«, so Hans Ploos van
Amstel, Co-CEO von C&A Europe. Biobaumwolle
hat im Unternehmen schon heute 38 % Anteil am
Gesamtumsatz bei Baumwollprodukten. C&A Europe, unter dem Dach der Cofra Holding AG, unterhält aktuell 1.575 Filialen mit mehr als 35.000 Mitarbeitern in 21 europäischen Ländern, weiters ist
man in Brasilien, Mexiko und China präsent.
impressum
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