Wirtschaft und Raum Weißer Salzberg. Mahnmal eines

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Wirtschaft und Raum Weißer Salzberg. Mahnmal eines
Wirtschaft und Raum
Weißer Salzberg. Mahnmal eines Industriezweiges (Salzbergbau an Werra und Weser)
Der weiße Salzberg an der hessisch-thüringischen Grenze ist 150 Millionen Tonnen schwer
und 200 Meter hoch. Der Regen wird 1.000 Jahre brauchen, bis er die Abraumhalde
weggespült hat. Und mit jedem Regenschauer werden Salzabwässer in den Untergrund
geschwemmt. Der Boom des weißen Goldes ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits
steigert Kali die landwirtschaftlichen Erträge. Andererseits ist die Produktion des Salzes eine
massive Umweltbelastung. Seit über 100 Jahren wird in der Region Kali abgebaut. Die
Wertstoffe, die auf die Halde und in die Abwässer gelangen, setzen der Natur zu. Walter
Hötzel, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft der Werra-Weser-Anrainerkonferenz und
der Gewässerökologe Ulrich Braukmann untersuchen die Auswirkungen der
Kalisalzförderung auf die Umwelt. Sie entnehmen Wasserproben aus der Werra. Oberhalb
der Abwässereinleitung aus der Kali-Industrie ist die Werra ein normales, lebendiges
Gewässer. Unterhalb ist sie ökologisch fast tot. Die Werra ist der am stärksten mit Salz
belastete Fluss Deutschlands. Das zeigen auch die Wasserproben der Umweltschützer:
Salzwasserkrebse im Süßwasserfluss. Ulrich Braukmann, Gewässerökologe: „Also wir
sehen jetzt hier in dieser Probe eigentlich nur eine Art. Das ist ein salzwasserverträglicher
kleiner Krebs, der heißt der getigerte Flohkrebs Gamerus Tigrinus, der originär im
Brackwasser an der Meeresküste lebt und sich hier in diesen Verhältnissen aber sehr wohl
fühlt. Er hat keine Konkurrenten, er ist so zusagen allein auf weiter Flur und kann aus dem
Vollen schöpfen, weil alle anderen Tiere hier an dieser sehr stark salzigen Stelle an der
Werra keine Chance haben wegen der doch immer noch zwar erlaubten, aber sehr hohen
Salzkonzentration.“ Die Natur vor den salzigen Abwässern schützen soll ein neues
elektrostatisches Trennverfahren, das eine trockene Trennung der Salze ermöglicht, bei der
keine Abwässer anfallen. Das Rohsalz wird elektrostatisch aufgeladen. Dabei bekommen
Steinsalz und Kaliumsalz durch streng geheime chemische Zusätze unterschiedliche
Ladungen. Die Mineralien werden durch ein Hochspannungsfeld in einen so genannten
Freifallscheider geführt. Dabei werden das Steinsalz vom Minuspol und das Kalisalz vom
Pluspol angezogen. Jost Götte, Produktionsleitung Kali + Salz: „Wir haben durch die ESTA
Verfahren zwei ganz gravierende Vorteile. Das eine ist Energiesparen und das Zweite ist
Abwasserreduzierung. Es ist so, dass wir, wenn wir Steinsalz jetzt zur Halde bringen und
trocken abtrennen, pro Tonne Steinsalz die wir hier hochbringen, etwa 4 m3 Abwasser
vermeiden können.“ Doch auch das neue Verfahren kann bislang die Umweltproblematik
nicht lösen – denn es ist noch nicht so effizient wie herkömmliche Methoden und wird
dadurch auch nur bedingt eingesetzt. Der Abbau des weißen Goldes bleibt eine salzige
Belastung für die Natur.
Der Hafen der Zukunft (Hamburg) Moderne Technik für den wachsenden Transport im
Hafen
Die Hamburg Express, eines der größten Containerschiffe der Welt, fährt in ihren
Heimathafen. Acht Wochen war sie unterwegs, von Hamburg nach Shanghai und wieder
zurück. Mit 15 Stunden Verspätung legt der 320 Meter lange Containerriese an der Kaimauer
an. Waren aus China, Japan und Singapur werden schon direkt nach der Ankunft gelöscht.
Alles muss schnell gehen, Zeit ist Geld. Das Containerterminal Altenwerder, kurz CTA, ist
das modernste seiner Art in der Welt. So sieht der Hafen der Zukunft aus. „Unsere Vision
war, ein Terminal zu bauen, das, mit der Technik die heute verfügbar ist, auch in den
nächsten 15, 20, 25 Jahren in Hamburg den Containerumschlag sichert und uns auch in die
Lage versetzt, mit dem Wachstum fertig zu werden, was wir in den letzten Jahren hier in
Hamburg, durchweg zweistellig, hier erlebt haben.“ Automatisierung und Rationalisierung
sind hier die entscheidenden Stichworte. Obwohl auch hier noch so Manches von Hand
gemacht werden muss. Die Containerbrücken schweben in fast 50 Metern Höhe über das
Schiff. Aus ihren gläsernen Kanzeln können die Brückenfahrer bis zu 22 Containerreihen
bearbeiten. Allerdings sollte man für diesen Beruf schon schwindelfrei sein. Mit Joysticks
lenkt ein Brückenfahrer die stählernen Greifarme. Ein Computerbildschirm hilft ihm dabei,
nicht den Überblick zu verlieren. Allerdings ist der Entladevorgang nur teilweise automatisiert
und größtenteils weiterhin Handarbeit. Das geht einfach schneller. In anderen Teilen des
Hafens von Morgen haben die Maschinen die Kontrolle übernommen. Der Mensch würde
hier einfach zu viele Fehler machen. Führerlose Fahrzeuge zum Beispiel sind für den
Transport der Container auf dem Hafengelände zuständig. Gelenkt werden sie über
tausende von Transpondern, die im Boden eingelassen sind. „Eine solche Marke wird vom
Fahrzeug im Vorbeifahren gelesen und die trägt im Wesentlichen zwei Informationen,
nämlich erstens eine Nummer und zweitens, das ist viel wichtiger, eine Koordinate, die x und
y Koordinate des Punktes, an dem sie ausgelegt ist. Die Fahrzeuge lesen im Vorbeifahren
diese Marken, und zwar immer gleichzeitig ein Pärchen, eine vorne eine hinten, und können
auf diese Art sehr genau ausrechnen, wo sie in der Anlage stehen und auch wie sie in der
Anlage stehen.“ Die führerlosen Kraftwagen kamen auch schon im Hafen von Rotterdam
zum Einsatz. Dort haben sie allerdings ihre festgelegten Bahnen, während sie hier flexibel
reagieren können. Jedes Fahrzeug sucht sich selbständig den kürzesten Weg zum nächsten
Auftrag, weicht Hindernissen aus und überholt langsamere Fahrzeuge. Eine ganz besondere
Software, kurz TLS, sorgt für den reibungslosen Ablauf des Warenverkehrs. „TLS ist unsere
zentrale Komponente zur Steuerung des Automatikbereiches. Die TLS sorgt dafür, dass die
einzelnen Fahraufträge für die Umschlaggeräte in der richtigen Reihenfolge und zum
richtigen Zeitpunkt bei den Maschinen oder bei den Umschlagsgeräten ankommen, überprüft
die Rückmeldung von diesen Geräten und entscheidet dann, wie der nächste Arbeitsschritt,
der nächste Transportvorgang zu gehen hat.“ Die TlS ist das Gehirn des Terminals. Doch die
Software ist so komplex, dass sie eigens für das Terminal entwickelt werden musste. Zwei
Jahre haben 65 IT Spezialisten an dieser Software getüftelt, bis sie für den Hafen der
Zukunft maßgeschneidert vorlag. Der Schiffsplaner ist für das reibungslose Be- und Entladen
der Schiffe zuständig. Mit einem speziellen Logistikprogramm wird eine grafische Darstellung
des jeweils zu be- oder entladenden Schiffes erstellt. Die zur Verschiffung angemeldeten
Container werden je nach Zielhäfen farblich markiert. So werden Zeit und geldaufwändige
Umstapelaktionen in den Zielhäfen nach Möglichkeit vermieden. Das computergesteuerte
Terminal von Altenwerder setzt Maßstäbe für den Hafen der Zukunft. In nur 42 Stunden hat
die Hafencrew die Hamburg-Express abgefertigt. Gut 4000 Container mussten dafür bewegt
werden. Dabei konnten 13 der 15 Stunden Verspätung wieder aufgeholt werden. In acht
Wochen wird sie wieder hier sein. Dann hoffentlich pünktlich.
Hafen Rotterdam - das Versorgungstor für ganz Europa
Von hier aus wird der Kontinent versorgt. Rotterdam – der größte Seehafen Europas und
einer der größten der Welt. Der Hafen liegt an der Rhein-Maas-Delta-Mündung, dort wo der
Rhein in die Nordsee fließt. 40 Kilometer ist er lang, über 10500 Hektar breitet er sich aus.
Noch. Denn die Globalisierung fordert Platz. Der Rotterdamer Hafen stößt an seine Grenzen.
Es muss erneut erweitert werden, immer mehr Land wird dem Meer abgerungen. Für 1,5
Milliarden Euro wurden 280 Millionen Tonnen Land im Meer aufgeschüttet. Sein großes
Ansehen verdankt der Hafen von Rotterdam hauptsächlich seiner besonderen
geographischen Lage. Die größten Schiffe der Welt können hier direkt vom Meer in den
Hafen einlaufen. Schiffe bis 24 Meter Tiefgang fahren hier ein. Rotterdam ist mit Abstand der
wichtigste Handelspunkt für Erdöl in Europa. Millionen Tonnen Öl kommen hier jedes Jahr
an. Die Hälfte etwa wird ins Ruhrgebiet und nach Antwerpen weitergeleitet, die andere Hälfte
wird direkt im Hafen verarbeitet. Fast alle Ölmultis haben ihre Raffinerien im Hafen,
Großabnehmer wie der Frankfurter Flughafen oder die BASF sind durch eigene Pipelines
direkt mit Rotterdam verbunden. Die Mineralöle und die Chemikalien lassen den Hafen von
Rotterdam gleichzeitig zu einem der gefährlichsten Plätze Europas werden. Strengste
Sicherheitsvorkehrungen sollen das Schlimmste verhindern. Denn: 1,2 Millionen Menschen
wohnen in unmittelbarer Hafennähe. Der Hafen von Rotterdam: Europas Tor zur Welt. Ohne
ihn wäre das heutige Europa, ohne ihn wäre Globalisierung kaum denkbar.
Das Übermorgenland. Dubai - ein Land, in dem alles möglich scheint
Einfahrt nach Dubai. In die Stadt der Superlative: Hier steht der höchste Turm der Welt, das
nobelste Hotel der Erde. Dubai ist die am schnellsten wachsende Stadt unseres Planeten.
Die Herrscherfamilie des Al-Maktoum-Clans hat sich das Ziel gesetzt, für die Zeit nach dem
Öl gerüstet zu sein. Sie haben Dubai stetiges Wachstum verordnet und ein Übermorgenland
geschaffen, in dem alles möglich scheint. Erst seit 1971 sind die Vereinigten Arabischen
Emirate unabhängig. Die Hochhäuser sind im Zeitraffer gewachsen. Das Ziel: Dubai soll die
führende Metropole des 21. Jahrhunderts werden. Größenwahn oder realistische
Einschätzung? Eckart Woertz, Ökonom: „Natürlich ist es schon alles etwas überdreht. Wenn
man jede Woche eine neue Ankündigung braucht, neues Real Estate Projekt, dass
ausgerollt wird. Das hatte schon einen gewissen Zwanghaften Charakter, einen
übertriebenen Charakter. Es war schon eine ganz massive Strategie da immer neue Leute
auch mit rein zu bekommen. Dadurch natürlich auch die Obsession mit Superlativen. Ja, der
höchste Turm, die größte künstlich aufgeschüttete Insel, das einzige 7-Sterne-Hotel der
Welt. Das diente dazu, mehr Leute herein zu bringen. Das war ja auch sehr wichtig als
Geschäftsmodell. Also insofern, wenn diese Bewegung sich mal ausläuft, wird man es schon
mit einer starken abkühlenden wirtschaftlichen Dynamik zu tun haben. Und das zeichnet sich
jetzt schon ab. Also ich sage mal so, Märkte, wie diese, die korrigieren nicht. Da hat es keine
gesunden Korrekturen, da hat es schon immer so ein Crash-Szenario.“ Dubais Stadtplaner
denken nicht an Wirtschaftskrisen oder Crash-Szenarien. Die These ist: Baut und sie werden
kommen. Das gilt auch für ein neues gigantisches Projekt. Am Rande Dubais soll der größte
Passagierflughafen der Welt entstehen. Er soll so groß werden wie London Heathrow und
Chicago O'Hare zusammen. Paul Griffiths, Generaldirektor Dubai Airports: „Nur wenn sie
anhalten, erlauben sie anderen Wettbewerbern sie einzuholen. Wir versuchen deshalb die
weltweite Nachfrage des Flugverkehrs zu schätzen und natürlich zu bestimmen, welche
Rolle Dubai in diesem Wachstum spielen wird. Die Vision ist eindeutig und es gibt nichts,
was uns aufhalten kann. Deshalb bin ich froh, dass wir hier in Dubai Kapazitäten bauen,
bevor sie tatsächlich gebraucht werden, anstatt uns später damit abzumühen.“ Noch mutet
es an wie eine Fata Morgana in der Wüste. Doch eines Tages sollen die Flugzeuge hier auf
sechs parallelen Bahnen starten und landen. Ob die avisierten 120 Millionen Passagiere
aber auch wirklich kommen werden, bleibt abzuwarten.
Wirtschaftsstandort Hongkong. Der Chinesische Traum vom Wohlstand
Eine Reise nach Hongkong ist wie eine Reise in Chinas Zukunft. Eine der schönsten
Skylines dieser Welt und dennoch ständig im Wandel: Es wird hier mehr gebaut als je zuvor.
Über 170 Banken sind in Hongkong ansässig, die Immobilienpreise explodieren. Alle wollen
mit dabei sein – beim großen Monopoly. 1997 wurde die britische Kolonie Hongkong an
China zurückgegeben. Entstanden ist eine Sonderverwaltungszone. Wirtschaft und Handel
haben hier Priorität. Für das kommunistische China ist Hongkong eine Art Laborversuch.
Ekkehard Goetting, Präsident Deutsche Handelskammer Hongkong: „Die Chinesen haben
ihre Versprechen komplett eingehalten. Das Gesamtsystem Hongkong – also das zweite
System sozusagen innerhalb Chinas – ist voll erhalten geblieben. Rechtssicherheit,
selbständige Wirtschaftsrahmenbedingungen, Selbständigkeit bei Wirtschaftsabkommen,
Mitgliedschaft in der WTO. Alles ist Hongkong-eigenständig.“ An die Zeit unter britischem
Regiment erinnert vieles: Die Straßenbahnen sind geblieben. Die Oxford Street, der
Linksverkehr, aber auch die Währung. Das Rechtssystem blieb erhalten. Viele der
demokratischen Freiheiten wurden nicht beschnitten. Hongkong gehört jetzt zu China. Es ist
ein Land, aber mit zwei völlig unterschiedlichen Systemen. Chinesische Touristen träumen
hier den Traum vom Reichtum. Ganze Busladungen werden täglich durch den Goldpalast
geführt. Eine clevere Idee der Werbeexperten von Hongkongs Goldbörse. Touristin: „Hier ist
es ganz anders als bei uns zu Hause. Wir haben viele Geschäfte besucht und kräftig
eingekauft. Zum Beispiel Uhren. Bei uns in China gibt es diese große Auswahl leider noch
nicht.“ Börse Hongkong. Die Kunden stehen Schlange am wichtigsten Finanzplatz Asiens.
Immer mehr chinesische Staatsbetriebe wagen in Hongkong den Börsengang. Auch deshalb
sieht der Börsenchef den Finanzplatz Hongkong in einer Liga mit London und New York.
Ron Arculli, Präsident Börse Hongkong: „Firmen vom Festland China, die hier in der Region
oder in Übersee, Amerika oder Europa investieren wollen, nutzen Hongkong als Plattform.“
2006 wurde hier die größte chinesische Staatsbank kapitalisiert. 16,8 Milliarden Euro. Es war
der größte Börsengang, den es jemals gegeben hatte, weltweit. Man macht Geschäfte in
Hongkong, man macht Urlaub in Hongkong und man heiratet in Hongkong. Über 10
Milliarden Dollar haben Besucher aus dem chinesischen Mutterland im letzten Jahr hier
ausgegeben. Alles dreht sich ums Geld. Auch auf der Rennbahn. Eine Million Euro Preisgeld
bei diesem Rennen. Der Sieger heißt „Morgenröte“. Sein Besitzer ist Chinese und kommt
aus Peking. Der chinesische Traum vom Wohlstand. In Hongkong ist er wahr geworden.
Shenzen
Shenzhen, in China. Kaum eine andere Stadt wächst so schnell wie diese. Letzter
Zwischenstand: Rund 13 Millionen Einwohner. Die sind jünger als anderswo in China und
haben mehr Geld. Innerhalb von drei Jahrzehnten entwickelte sich aus Reisfeldern und
kleinen Dörfern die Sonderwirtschaftszone Shenzhen. Eigentlich war alles seine Idee: Deng
Xhiao Ping brachte vor 30 Jahren die KP-Führung dazu, in Sichtweite des damals britischen
Hongkong den Kapitalismus zu erproben. Mr. Wang zeigt uns im Heimatmuseum einen Plan
von seinem Geburtsort, dem Dorf Schuschu, das komplett von der Stadt Shenzhen
verschlungen wurde. Ein letztes Haus ist noch übrig. Es ist ein Tempel für die Urahnen der
Familie Wang. Shenzhen hat sie alle reich gemacht. Sie können jetzt die Mieten kassieren,
von den vielen neuen Wohnblocks, die auf ihren Reisfeldern in die Höhe schossen. Die
Säulen der Wirtschaft in Boomtown Shenzhen bilden die Unterhaltungs- und
Telekommunikationsindustrie. Billige Arbeiter bauen hier alles zusammen, was die Welt an
elektronischem Spielzeug liebt, vom Handy bis zum iPod. Bei der Jahreshauptversammlung
der Immobilien GmbH von Schuschu treffen wir die Reisbauern von früher. Sie feiern die
gute Rendite ihrer Häuser im vergangenen Jahr. Der Boom lässt die Mieten steigen. Sorgen
machen sich die Alten nur um die Jungen, die nicht mehr lernen, hart zu arbeiten, denn das
Geld liegt ja auf der Bank. Shenzhen ist zu einer der bedeutendsten Großstädte Chinas
gewachsen. Und auch für ausländische Investoren gewinnt die Megacity mehr und mehr an
Bedeutung.
Silicon Valley
Trends, Lifestyle, Fortschritte, das alles findet man in Kalifornien. Doch das Tal der Ideen,
der eigentliche Taktgeber für Amerika ist das Silicon Valley. Claus Kleber: „Das hier, ist die
Golden Gate-Brücke, hier ist die berühmte Skyline von San Francisco. Und hier, am
Flughafen vorbei, dann schließt sich direkt das Gebiet an, das als Silicon Valley weltberühmt
geworden ist.“ Aus Silicon Valley kamen der Mikrochip, der Personal-Computer, das Internet
für alle. Der neueste Trend sind Umweltbewusstsein und Technologie. San Jose, die
Hauptstadt von Silicon Valley. Mehr Einwohner als San Francisco. Ein Häusermeer, das sich
in die Weite wälzt ohne Zentrum, ohne Seele. Das soll anders werden. Der Stadtrat hat ein
spektakuläres Rathaus dahin gesetzt, wo er die Mitte haben will. Die Hightech-Industrie
steuert Millionen bei. Das wahre Herz des Silicon Valley liegt aber woanders. In einem
Gasthaus im Wald ist der Umschlagplatz für Ideen und Kapital. Morgens um 7 Uhr geht es in
Bucks Restaurant schon richtig zur Sache. Zwischen Rührei und Avocadosalat verkuppelt
Hausherr James alle, die ihm interessant vorkommen. Und sein Lokal ist voller interessanter
Leute. In Bucks Restaurant suchen Ideen nach Dollars und umgekehrt. Die Gewinne von
damals brauchen neue Verwendung und strömen in grüne Technologie. Bill Ryker,
Unternehmer: „Leute, die mit Software ein Vermögen verdient haben, klopfen auf alle
Büsche. Die suchen händeringend gute Ideen und gute Wissenschaftler. Irgendjemanden,
der eine Ahnung hat, wie er die Welt verändern kann.“ Zwischen Bankern und Bauern hält
der Hausherr James Hof. Er führt Neuankömmlinge von Tisch zu Tisch, macht die ersten
Kontakte, bringt einander ins Gespräch. Die Leute hier haben aufgehört, verrückte Ideen erst
mal abzulehnen, dafür ist zu viel Unglaubliches passiert. James, Inhaber von Bucks
Restaurant: „Einer an dem Tisch hier hatte die Idee, E-Mail umsonst. Wurde Hotmail daraus.
Hat er für vierhundert Millionen verkauft. In den Neunzigern, als wir noch dachten, das sei
viel Geld. Heute staunt keiner mehr über weniger als 2 Milliarden. Die Jungs von Yahoo sind
hier abgeblitzt, 2x beim selben Investor. Der beißt sich heute noch in den Hintern. Jetzt
machen alle in Solarenergie. Faszinierende Sache.“ Die ersten Apple-Computer kamen auch
aus einer Garage im Silicon Valley. Heute ist Apple eine Weltmarke. Ihre Gründer eine
Legende: Steve Jobs und Steve Wozniak. Den erwischen wir beim Segway-Polo, noch so
eine Erfindung von ihm. Die Hightech-Besen sollten eigentlich den Stadtverkehr
revolutionieren, aber so was macht noch mehr Spaß. Wozniak kann von seinen Millionen
leben, aber Trends hat er immer noch im Blick. Steve Wozniack: „Wir haben im Silicon Valley
so viele Erfolge erlebt, das wir uns was trauen. Wir erkennen gute Ideen, dann wird auch
investiert. Deshalb kommen sie alle zu uns. Auch die Gen-Technologie zum Beispiel. Die
könnte viel größer werden als die ganze Elektronik.“ Silicon Valley. Ein Tal der Erfindungen
und verrückten Ideen. Mit Menschen, die sich auf diese neuen Herausforderungen freuen.
Umweltzerstörer Ölsandindustrie (Ölsandindustrie in Alberta)
Unmengen an Energie frisst der Moloch Ölsandindustrie in sich hinein. Und spuckt sie als
Treibhausgase wieder aus. Fünfmal so viel wie bei der herkömmlichen Ölproduktion.
Trotzdem schlagen die kanadischen Ölmultis einen immer schnelleren Arbeitstakt an.
Jennifer Grant vom renommierten Pembina Institut aus Calgary sieht die Entwicklung mit
Schrecken: „Die Ölsandindustrie hat den höchsten Anstieg an Treibhausgasen in Kanada.
Innerhalb der nächsten 10 Jahre wird sie sich verdoppeln, was dazu führen könnte, dass
Kanada die Kyoto-Auflagen nicht erfüllen kann. Und während andere Industrien ihren CO2Ausstoß reduzieren, expandiert die Ölsandindustrie.“ Regelmäßig geht die Umweltexpertin
den Schäden nach, die durch den Ölsandabbau entstehen. Das in der kanadischen Erde
große Mengen Öl lagern, weiß man schon lange. Aber erst, seit vor wenigen Jahren der
Ölpreis explodierte, wurde der Ölsandabbau rentabel. Auf Kosten einer nahezu unberührten
Natur: Jennifer Grant, Pembina Institut Calgary: „In dem Wald gibt es über 600 verschiedene
Pflanzen und 300 Tierarten. Fauna und Flora werden komplett zerstört wenn der Abbau
beginnt. Es fängt mit dem Kahlschlag der Wälder an. Die Feuchtgebiete werden trocken
gelegt und danach die oberste Erdschicht abgetragen.“ Mit der Rodung der Nadelwälder und
der Trockenlegung der Sumpfgebiete und Moore verschwinden Füchse, wildlebende Bisons,
Bären und seltene Vögel. Ursprüngliche Natur verwandelt sich in großflächige
Mondlandschaften. Insgesamt gewinnen die Firmen aus dem Sand jeden Tag 1,3 Millionen
Barrel Öl und genau darin sieht die Umweltexpertin das Problem: Denn in Fort McMurray,
sprudeln keine Ölquellen wie im Wüstensand. Der Ölsand ist ein Gemisch aus Sand, Lehm
und etwa acht bis zwölf Prozent Bitumen. Um ein Barrel Öl aus dem Gemisch zu gewinnen,
verbraucht die Industrie zwischen 3 und 6 Barrel Wasser. Schon jetzt verschlingen die
Raffinerien doppelt so viel Wasser wie die Millionen Stadt Calgary. Und der Ölsandboom hat
gerade erst begonnen. Wächst die Industrie weiter so rasant, droht irgendwann der
Wassernotstand. Der Athabasca, einer der längsten Flüsse Kanadas, im Winter meterdick
gefroren, dient der Ölsandindustrie als Hauptwasserquelle. Rund um die Uhr wird er
angezapft. Jennifer Grant, Pembina Institut Calgary: „Im Winter führt der Athabasca nur 10
Prozent seiner normalen Wassermenge und dennoch darf die Industrie ungehindert Wasser
entnehmen. Das ist eine enorme Gefahr für das Ökosystem des Flusses, für Pflanzen und
Fische. Es bedarf unbedingt einer Alternative für diesen ungehemmten Wasserverbrauch.“
Jennifer Grant wird die Ergebnisse ihrer Inspektion zusammenfassen. Seit Jahren berät sie
Politik und Wirtschaft in Umweltfragen. Auch wenn die Folgen für die Natur abzusehen sind,
kommt sie gegen die Ölmultis nur schwer an. Denn die Ölsand-Produktion kennt keinen
Stillstand.
Ölkatastrophe Nigeria
Es sieht aus wie die Kulisse eines Hollywoodfilms, zerstörte Wälder, dunkle
Rauchschwaden, Feuer überall. Doch das hier ist keine Fiktion. Im Nigerdelta herrscht seit
Jahrzehnten eine Ölpest. Marode Pipelines und auch Sabotage sind die Gründe dafür.
Celestine Akpobari, Menschenrechtsaktivist: „Hier standen früher Mangrovenwälder, mit
riesigen Krabbenschwärmen, mit Fischen, das alles gibt es seit ein paar Jahren nicht mehr,
wegen der Ölpest. Alles verseucht, schaut euch die Farben auf dem Wasser an.“ Das
Wasser stinkt nach Benzin, hunderte Quadratkilometer sind verseucht. Rund 6000 Kilometer
Ölpipelines verlaufen durch das Nigerdelta, die meisten sind völlig veraltet. In den
Sumpfkanälen stehen hunderte alte Bohrköpfe, die Betreiber haben sie zurück gelassen, die
Anlagen vergammeln. Aktivisten sprechen von der größten Ölkatastrophe weltweit. Celestine
Akpobari, Menschenrechtsaktivist: „Die Bohrköpfe sind das Hauptproblem, sie stehen immer
noch unter Druck und manchmal platzen die Leitungen und dann schießt das Öl heraus, das
hier sind die Stellen, von wo die Jungs ihren Nachschub holen.“ Die Jungs betreiben illegale
Kleinraffinerien. Ein Geschäft für viele Seiten. Dumadi Baribo: „Wir zahlen der
Wasserschutzpolizei Schmiergelder, dann lassen sie uns in Ruhe hier arbeiten.“ Eine Arbeit,
die lebensgefährlich ist und zu einer massiven Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser
führt. Damit die improvisierten Anlagen nicht überhitzen und explodieren, werden sie mit
Wasser gekühlt. Zwischenfälle passieren aber trotzdem immer wieder. Letztes Jahr sind hier
6 Männer bei einer Explosion ums Leben gekommen. Trotzdem gibt es die illegalen
Raffinerien zu hunderten im Nigerdelta. Hier wird aus dem abgezapften Öl Benzin, dann
Kerosin und zum Schluss Diesel gewonnen - Sprit für den Schwarzmarkt. Die Männer
verdienen 150 Dollar pro Fass, das meiste geht für die Bestechung der Polizei drauf. Den
Männern bleiben am Ende nur 20 Dollar übrig.