Das Ende der Larmoyanz

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Das Ende der Larmoyanz
Das Ende der Larmoyanz
Schreib lauter: Ostberliner Autoren und Musiker
Robert Mießner
»Du müsstest eigentlich etwas anderes machen als schreiben?«
1
(Bert Papenfuß im Interview mit Egmont Hesse, 1987)
Ostberlin war nicht London, Prenzlauer Berg jedoch Ladbroke Grove. Damit das ein für allemal klar ist.
Zwischen den mythischen Orten finden sich deutliche Parallelen. Ladbroke Grove, eigentlich eine
oberirdische Station der Londoner Tube in Kensington und Chelsea, wurde Ende der Sechziger,
Anfang der Siebziger zum Refugium derer, die gründlich an der Weltenesche sägten: Anarchisten,
Künstler, Musiker, Drogenhändler, Kunden und Kundige, schlicht Drop-outs aller Couleur machten die
Gegend am Westrand der Londoner Innenstadt zum Epizentrum des britischen Underground.2
Ladbroke Grove, das waren Protopunks wie die Deviants und die Pink Fairies. Dann natürlich die
beherzt radikalen und multimedialen Weltraumrocker Hawkwind, die mit dem Science-Fiction-Autor
Michael Moorcock auftraten. In der Nachbarschaft gründeten sich 1976 The Clash. Und Rough Trade,
der legendäre Punk- und Waveladen wie das Plattenlabel, hatte seinen Sitz in Ladbroke Grove.3 Eine
Gegend, von der Bert Papenfuß meint, ihre Geschichte hätte ihm viel mehr bedeutet »als das
Gehampel der Stones im Westen und vergleichbarer Pampel im Osten«.4 Die Ecke ist heute fest in
Geldes Hand.5
In Ostberlin, speziell Prenzlauer Berg, dem es wie Ladbroke Grove geht, arbeiteten von 1979 bis 1989
Autoren und Musiker an sperrigen und zündenden Kombinationen von Text und Klang. Sie
veranstalteten Lesungen als Konzerte und Konzerte als Lesungen, veröffentlichten in Kleinstauflagen
Kassetten mit handgefertigten Covern, sorgten trotz (oder dank) Bockbier und Fliegenpilz6 für
leidenschaftliche Vernunft. Humor war kein Fremdwort, doch blödelten sie nicht herum. Anstatt an der
Oberfläche zu kleben, wurden sie existentiell. Sie rückten Sprache und Musik auf den Leib, das
Resultat war ein nicht selten körperlich hör- und spürbarer Anschlag. Besondere Umstände verlangten
besonderen Ausdruck. »Schlechte Zeiten für Liedermacher« seien die späten Siebziger, die ganzen
Achtziger in Ostberlin gewesen, erinnerte sich 1992 der Musiker und Dichter Leonhard Lorek, einer
der Dabeigewesenen. Er meinte das nicht nur politisch, sondern auch ausdrücklich ästhetisch: »Das
Larmoyante in der Poesie blieb aus. Es gab nichts mehr zu bedauern«.7 1976 hatte sich die DDR von
Wolf Biermann, dem Idol der älteren Protestgeneration, getrennt. Ausgerechnet im selben Jahr ging
im Londoner 100 Club das erste Punkfestival lautstark und folgenschwer über die Bühne.8 Ein Virus,
der über den Äther, speziell John Peel (1939 – 2004), nach Ostberlin kam und in den frühen
Achtzigern die Staatsmacht massiv auf den Plan rief.9 Das waren die Umstände.
Lorek, er selbst kein ausgesprochener Punkfan10, beschreibt rückblickend nichts anderes als eine
Punkhaltung, begriffen als Selbstermächtigung und Ausdruck: »Der Prenzlauer Berg bot sich als
brauchbares Biotop für autonome Existenzen an. Das Leben passierte nicht mehr auf Schienen.
Schnittmusterbögen für bürgerliche Existenzen und Burda-Mode hatten für uns in etwa denselben
Charme. Wir waren für jede Vermassung untauglich. Wir konnten nicht mehr das Leben nacherzählen.
Wir haben nichts breit Konsumierbares, passiv Rezepierbares mehr anrichten können. Wir wollten
nicht mehr dazu beitragen, Zuschauende zu produzieren. Wir wollten nicht mehr eigentlich sein; nicht
mehr stellvertreten. Wir wollten nicht mehr protestieren. Die Leute sollten sich selbst leben. Und Politik
sollten die Leute selber machen, anstatt uns zu ihren Kaspern zu bestellen«.11
Das anarchische, dadaistische und surreale Treiben fand im abgezirkelten Rahmen der DDR statt.
Provinziell war es nicht. Wenn Herbst in Peking ihren Namen von Boris Vian borgten oder
flanzendörfer (Frank Lanzendörfer, 1962 - 1988) sich auf die Stranglers bezog12, dann hatte das
Wechselspiel von Literatur und Musik seine westliche Entsprechung. Soft Machine bedienten sich bei
William S. Burroughs. The Fall hatten Albert Camus, Pere Ubu Alfred Jarry, The Birthday Party
Dostojewski zum Taufvater. Sage niemand, Punk habe bedeutet, seinen Kopf an der Garderobe
abzugeben. Der echte Punk las. Sebastian Horsley, exzentrischer Künstler und Dandy: »Johnny
Rotten war der in Finsbury Park wiedergeborene Rimbaud.«13 Anders allerdings als bei vergleichbaren
Szenen im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet14 ist das Ostberliner Material schwer zugänglich, nur
wenig davon nach 1989 »offiziell« auf Vinyl oder CD erschienen. Für einen ersten Überblick, und der
kann sprachlos machen, empfiehlt sich die 2006 von Bernd Jestram, Bo Kondren, Ronald Lippok und
Bert Papenfuß kompilierte Doppel-CD zu dem vom Greifswalder Magazin Zonic, der Pommerschen
Literaturgesellschaft e.V., dem Verbrecher Verlag Berlin und ZickZack Hamburg veröffentlichten Band
»Spannung. Leistung. Widerstand.« Darauf finden sich Aufnahmen von Der Schwarze Kanal, Etzel in
Mecklenburg, ScHappy, Rosa Extra, Klick & Aus, teurer denn je, Ornament & Verbrechen, Aufruhr zur
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Liebe, Frigitte Hodenhorst Mundschenk und Zwitschermaschine. Schon die Namen zogen einen
deutlichen Trennstrich. Aber wie klang das?
»spiel mit«15 von Der Schwarze Kanal16, mit dem der Sampler beginnt, ist zwei Minuten langer,
schönster Lo-Fi-Charme. Der Text, geschrieben von Bert Papenfuß, jongliert sarkastisch-ernst mit der
DDR-Medienwelt und ihren Slogans: »spiel mit / fühl mit / spiel mit fühl mit / mach mit / bleib fett /
mach mit bleib fett / herzkrämpfe / kostenlos / herzkrämpfe kostenlos / guter rat / ist teuer / guter rat ist
teuer / neues leben / für dich / neues leben für dich / jederzeit / neue zeit / jederzeit neue zeit / neue
zeit / seid bereit / neue zeit seid bereit / immer bereit usw usf«.17 Der Schwarze Kanal setzte die
Papenfußsche Definition eines dekadenten Phänomens in die Tat um: »Punk Rock - (engl.) stark
verwittertes, auch: hinfälliges, abschüssiges Gestein«.18 Seine war eine Ostberliner Geschichte, die in
Sachsen begann: Im Sommer 1979 fuhren Sascha Anderson, Stefan Döring, Ralf Kerbach, Bert
Papenfuß, Cornelia Schleime und Mitstreiter in das Anwesen des Dresdner Malers und Graphikers
Eberhard Göschel19, in den Bergen südlich von Dresden.20 Es traf sich, dass in Göschels Haus
Instrumente der Verwendung harrten. Die einen wollten Penckschen Free Jazz machen, die anderen
Punk.21 Gesagt, getan. »Irgendwie an Patti Smith und den Ramones orientiert« sei das ganze
gewesen, sollte sich Papenfuß erinnern.22 Patti Smith: Die Frau, deren erste B-Seite »Piss Factory«23
auf einem ihrer Gedichte beruhte. Die Ramones: Die Band, bei der kürzeste Songs, spartanische Riffs
und aberwitzige Kurztexte aufeinandertrafen. Aus dem Dresdner Destruktivkommando wurde Der
Schwarze Kanal, bei dem Papenfuß sogar für Bernd Jestram24, der in Schwerin eine Lehre
absolvierte, Bass spielte. Papenfuß räumt ein, er habe Probleme mit dem Tempo gehabt: »Ich war
kein Instrumentalist«.25 Die gesammelten Werke der Band finden sich auf »Leistungsverweigerung«
einem Kassettensampler, den Mario Mentrup 1989 zusammenstellte.26
Texte von Bert Papenfuß und Stefan Döring waren auch bei Rosa Extra und Aufruhr zur Liebe zu
hören. Rosa Extra, 1980 aus dem Schwarzen Kanal hervorgegangen (Schlagzeuger Günther Spalda
fand den Namen zu heikel; Rosa Extra war allerdings auch kaum radio- und einstufungstauglich)27 und
bis 1984 aktiv, traten auch mit beiden Dichtern auf und verwendeten Texte Sascha Andersons und
Paul Scheerbarts.28 Eine Band, die in Kirchen spielte, der Kanzel keine Freude bereitete und dafür so
etwas wie die Kaderschmiede kommender Projekte war. Es spielten: Volker Zimmermann
(Keyboards), Bernd Jestram (Gitarre, Gesang), Anette Schuster (Gesang, Bassgitarre), Sven Rose
(Schlagzeug, Gesang), Günther Spalda (Schlagzeug), Ronald Lippok (Schlagzeug), Stephan
Hachtmann (Gitarre), Ralf Lepsch (Saxofon). Leonhard Lorek erinnert sich29, dass Michael Dubach
(z.art, teurer denn je, fett und la deutsche vita) eine hinreißende Version von »sowjetfrau für dich«
nach Papenfuß’ »mithin zugegeben«30 sang. Rosa Extra vertonten Stefan Dörings »was mir deine
schleuder ist dir meine waschmaschine«.31 Günther Spaldas Nachfolgeband Hard Pop blieb das
Kunststück vorbehalten, vor dem Erscheinen von Stefan Dörings »heutmorgestern« sein Gedicht
»grau« leicht gekürzt auf einer AMIGA-Platte unterzubringen: »grau bröckelt ab / stürzt ein wird wand /
grau legt sich leicht / beim applaudieren auf die hand // grau ist der farbe schatten / grau macht den
ton / das schwarzweiss fernsehn / ist graus sohn // grau fährt zur see / entdeckt den neuen kontinent /
grau nimmt die farbige parade ab / grau sticht keine farbe aus / ist untergrund / in träumen graus ist
grau bunt«.32
Gerade mal ein Jahr nach dem ersten Rosa-Extra-Konzert las Papenfuß im Atelier von Volker Henze
in der Sredzkistraße, Berlin-Prenzlauer Berg, Lutz Heyler spielte dazu eine sägende Gitarre. Der
Auftritt vom 06. Dezember 1981 wurde von Thomas Plenert gefilmt, der Ton von Stefan Edler
mitgeschnitten und liegt als B-Seite der Kassette »O.T.O.B. - UMFUGS BEGINNENS
VERRICHTUNG33« unter dem programmatischen Titel »WERTSCHMELZ« vor. Der Zusatz verspricht
nicht weniger als: »„Die Auferstehung der Nacht“. Die leider abrupt endende Aufnahme dokumentiert
frühe Texte, darunter die moderne Moritat »hinrichtung als raeuberfeindbild«: »auf kumpane / es gibt
noch ein fassblut zu saufen / & noch ist eine hochnaesige ins stroh zu knallen / noch gibt’s hier & da
eine schulter dich auszuweinen / & noch ist da & dort ein ueberfluessig haupt zu fellen«.34
»WERTSCHMELZ« ist schon deutlich anders als die Aufnahmen des Schwarzen Kanals oder Rosa
Extras. Mehr Performance, weniger Rock. Was nicht heißt, es sei körperlose Kunst. Noch wesentlich
weiter ging es auf einer nächtlichen Session, die Papenfuß, Bernd Jestram (Gitarre, Gesang) und
Ronald Lippok (Drums, Gesang) am 10. und 11. Oktober 1984 im Underground-Studio von Thorsten
Philipp in Berlin-Mahlsdorf veranstalteten. Sie ist auf der A-Seite der »O.T.O.B«-Kassette zu hören.
Auszüge daraus wie »STERNHAGEL - UMFUGS PROGRESSES VERRICHTUNG« von 1985, als
das O.T.O.B.-Trio mit Stephan Hachtmann (Gitarre) zum Quartett wurde, sind auf der CD zur
Veröffentlichung der »Ation-Aganda«-Sammlung veröffentlicht.
2
Aufruhr zur Liebe gründeten sich 1983. Bis 1986 spielten bei ihnen: Bernd Jestram (Gesang, Gitarre),
Norbert Jackschenties (Bassgitarre), Alexander Kriening und Martin Leeder (beide Drums). Hinweise
über ihr Woher und Wohin gibt eine Band auch über ihre Coverversionen. Bei Aufruhr zur Liebe waren
das: T. Rex’ »Children Of The Revolution«, »Sweet Home Under White Clouds« der Virgin Prunes und
»One Chord Wonders« von den Adverts. 1984 spielten Aufruhr zur Liebe »Mit’m Bock auf nichts« ein.
Vorlage war ein leicht modifiziertes, kurzes Gedicht Stefan Dörings. Eine einzelne Zeile wurde zum
Titel und mehrmals wiederholten, von der Snaredrum betonten Refrain: »die anöde hinauf / in die
einöde hinein / im bann der verachtung / voll knast gefressen / mitm bock auf nichts / freiwildes brunst
/ gleichgültig allem / zaumzahmer kälte / im freilauf bergab / die ebene im rücken«.35 Das ist bis heute
einmalig. Auch von Döring ist das bissige »sicherheit«36, von Papenfuß kam »entliebung«37, »geile
scheiße auf’n tomaten«38, das großartige »halt mich steil«39, das die gleichnamige Kassette von 1985
eröffnet und »auf dieser seite des grabes«40. Konsequent verwegen ist »Irish Folk und andere
Schlechtigkeiten« (siehe Abbildung), Live im Keller, im Sophienclub (Berlin-Mitte) und im Ballsaal der
Hönower Kneipe »Im Mittelpunkt der Erde« aufgenommen.41 Papenfuß und Döring schrieben nach
dem als denkwürdig beschriebenem Konzert zwei längere Texte: »aufruhr zur liebe im mit- / telpunkt
der erde 13. 4. 85«42 und »east days in lost berlin«.43
Das Bandprojekt, an dem Kategorisierungen versagen und versagten, waren von 1983 bis in die
neunziger Jahre Ornament & Verbrechen. Ein italienisches Magazin beschrieb einen ihrer Auftritte als
»Opera Pop wie aus einer Werkhalle von Krupp«.44 Die Brüder Ronald Lippok (Schlagzeug, Gesang,
Keyboards, Sampler) und Robert Lippok (Gesang, Saxofon, Klarinette, Keyboards, Sampler und
selbstgebaute Instrumente) spielten mit diversen Musikern noch wesentlich mehr: Wave, Elektronik,
Noise und Jazz. Wobei sie alle diese Stile sehr eigen angingen, die einzige Konstante nach Robert
Lippok war: »Uns hat nur der Moment interessiert«. Ornament & Verbrechen beteiligten sich mit
Happy Straps, Der Demokratische Konsum und Aufruhr zur Liebe an »Live In Paradise« (Good Noise
Records, Westberlin 1985) und veröffentlichten eines der faszinierendsten Momente des Ostberliner
Untergrunds: Die »Rotmaul«-Kassette45 vom Sommer 1988 enthält Musik, die ständig im Fluß ist, die
noch weitergeht, wenn die Tracks längst vorbei sind. Einer der Texte stammt von William Blake
(»Jesus«), zwei andere vom irischen Dichter Paul Durcan (»The Death By Heroin Of Sid Vicious« und
(»Sally«). Ein Instrumental, ganze vier Texte gehen auf Bert Papenfuß zurück: »Torture«, »Surety«,
»When I Am I Am Not«46 und das unsentimental-melancholische »s geudet vielen die zeit nur«47, von
Detlef Pegelow gesungen.
Für Ostberlin ebenso wichtig waren Zwitschermaschine, die Dresdner Gründung der Kunststudenten
Ralf Kerbach (Gitarre) und Cornelia Schleime (Gesang), mit Michael Rom (1957 – 199148, Gesang),
Sascha Anderson (Gesang, Texte), Matthias Zeidler (Bassgitarre), Wolfgang Großmann (Drums),
Volker Palma (Posaune, Violine) und Lothar Fiedler (Gitarre). 1979 aus der Taufe gehoben,
veröffentlichten sie mit Schleim-Keim (als Sau-Kerle) »DDR von unten (eNDe)« (Westberlin 1983),
das erste Album des Ost-Untergrunds im Westen. Schleim-Keim kamen für Rosa Extra und Aufruhr
zur Liebe auf die Platte, da die Stasi, von Anderson über das Projekt informiert, massiven Druck auf
beide Bands ausübte.49 »eNDe«, Kerbach, 1982 nach Westberlin übergesiedelt, mochte das »DDR«
im Titel nicht, ist eine heute schwer vorstellbare Mischung. Auf der einen Seite der artifizielle Punk der
Zwitschermaschine, bei dem mehr als einmal Don Van Vliet alias Captain Beefheart durchklingt, auf
der anderen die direkten, rohen Aufnahmen von Otze Ehrlich und seinen Mitstreitern. Allerdings sagt
Cornelia Schleime, dass hohe Literatur auch keinesfalls das Anliegen der Zwitschermaschine war:
»Es ging um die Aura, darum, Aggression zu transportieren. Es ging natürlich auch um Form, aber
nicht um Textmaterial, das sozusagen vermusikalisiert wurde«.50 »Über’n Fluß«51, einen mächtigen,
suggestiv-psychedelischen Track, hat sie geschrieben. Sascha Anderson führte Zwitschermaschine in
Ostberlin als Factory beziehungsweise Fabrik mit seinen Texten weiter, die Musik ging da schon
deutlich in Richtung Funk und Jazz.52
Jazz hieß dabei nicht, klingende Tapeten zu produzieren. 1984 veröffentlichten Klick & Aus »AIDS
delikat«. Der Titel allein war schon Zumutung, die Musik nicht minder. Am ehesten vielleicht mit einer
Truppe wie Ted Miltons Blurt vergleichbar, spielten Klick & Aus von 1983 – 1985 eine aberwitzige
Mischung aus Free Style aller Art, Punk und Jazz. Die Bandmitglieder wählten Pseudonyme: »Sala
Seil« (Saxofon und Gesang), »Evolinum« (Violine, Fanfare), »Tohm di Roes« (Schlagzeug, Gesang),
»Pjotr Schwert« (Gesang) und »ToRo Klick« (Gitarre, Bassgitarre). Erster Sänger bei Klick & Aus war
Florian Günther.53 Hinter »Tohm di Roes« verbarg sich Thomas Roesler. Mit 21 Jahren ein Frühwerk
namens »Befleckte Empfängnis« vorgelegt, 1982 dann »ICHS APOKALYPTUS – eine
autobiographische Weltgeschichte«: Die Apokalypse im Titel kann man getrost wörtlich nehmen, der
Text selbst lies sich waage- wie senkrecht lesen und war in drei nebeneinanderstehenden Blöcken
gedruckt.54 Das Schreiben war Roesler nicht der Endzweck, rückschauend sagt er: »Die Art Texte, die
3
ich schrieb, hatten sich immer nach einer weiteren Verarbeitungsstufe gesehnt.«55 Und die sollte Klick
& Aus werden. Ein vergleichsweise ruhiger Track ist »systeme rasten ein«.56 Harmlos ist er nicht.
Lauter, aber genauso gefährlich schlingernd klingen »Einzelkämpfer« oder, ein Bacchanal angesichts
des Untergangs: »Der Vergnügungsdampfer sinkt / »Der Vergnügungsdampfer sinkt / Flammen
schlagen übers Deck / Wasser flutet durch das Leck / Laßt ihn absaufen / den ganzen Haufen.«57
Text und Terz machten auch z.art, teurer denn je, fett und la deutsche vita, Bands um Leonhard
Lorek58 (Texte, Gesang) und Michael Dubach (vormals Zickert, Gitarre, Bass, Gesang). Die vier
unterschiedlichen Projekte ließen von Mitte der Achtziger bis 1988 deutsches Kunstlied, Schlager und
Chanson mit einem Sound kollidieren, der nach Punk klang, zum Pogo aber nicht mehr einlud. z.art
taten etwas eigentlich völlig naheliegendes: Sie holten Arthur Rimbaud aus dem Bücherregal auf die
Konzertbühnen und verwandelten sein »Le Cœur volé« in einen direkten und unverblümten Track:
Die Nachdichtung hatte Lorek selbst besorgt. »Le Cœur volé« spielte auch die Nachfolgeband teurer
denn je. Neben Lorek und Dubach dabei waren: Bert Wrede (Gitarre, Bass, Gesang), Ulf Wrede
(Keyboards), Christoph Tannert (Gesang), Jörg Beilfuß (Schlagzeug), Falk Breitkreuz (Saxofon),
Sabine Fiebig (Gesang), Nino Sandow (Gesang) und Even Haussmann (Posaune, Keyboards), Peter
Stojanow (Bass). Norbert Grandl (Schlagzeug) war gerade 17 Jahre alt, als er bei teurer denn je
einstieg.59 »Jamais vu«60, ist fast eine Ballade. teurer denn je gelang es auch, mit Loreks
»libanonsong« den Ostberliner Blick nach Beirut zu weiten. Lorek erinnert sich, dass sie das innere
Exil in Kirchengemeinden mit einem Lehrstück in Sachen christlicher Fanatismus konterkarieren
wollten61: »mutter gottes / wir geloben / treue dir auf alle zeit // deine schuetzen stehn bereit /
medaillons an den revers / die barmherzigkeit marschiert / & der naechste.«62 Ganz groß ist das
»sonntagsattentat«, das Lorek und Zickert 1994 (für »Musik wird niemals langsam«, darauf Max
Goldt, mit dem sie bereits in Ostberlin auftraten, Nino Sandow und Norbert Grandl) neu aufnahmen:
»die sonne legt schmale fensterkreuzschatten / selbst flaggen auf halbmast stören nicht mehr / der
himmel läßt seine sonntage sein / dazwischen kommen die tauben daher // mit der trommelfabrik // im
lichtraster regt sich gefallener staub / die tauben haben den dachstuhl bewohnt / ich habe hier ganz
und gar nichts verloren / ich wohne woanders und bin geschont // für die trommelfabrik«.63
1988, als sich die DDR Loreks »als ortsansässiges Problem«64 entledigte, erschien die Kassette
»Urknall·Horde·Mensch«65 von Der Expander des Fortschritts, am Schlagzeug Jörg Beilfuß vormals
teurer denn je und Factory / Fabrik. Die Musik des Expanders, zugange von 1986 bis 1990, war eine
eigentümliche Montage aus Rock, Improvisation und Elektronik, den britischen Stil- und
Grenzenüberschreitern This Heat nicht unähnlich. Mitglieder waren: Uwe Baumgartner (Gesang,
Tapes), Eckehard Binas (Keyboards, Gitarre, Saxofon), Susanne Binas (Saxofon, Flöte, Keyboards)
und Mario Persch (Texte, Gitarre), dann Norbert Grandl (Schlagzeug, auch er von f.ett und teurer
denn je), ab 1989 Stefan Schüler (Bassgitarre) und Thomas Görsch (Schlagzeug). Sie bedienten sich
für ihre Songcollagen bei Christoph Hein66 und Stephen Crane67 genauso wie bei Verordnungen aus
Ärtztevorzimmern und den berühmten Vogelstimmenaufnahmen von ETERNA.68 Dann aber hatten sie
mit Mario Persch einen sehr eigenen, sehr seltenen Texter, der die Ostberliner Endzeit der späten
Achtziger genau festhalten konnte. »Stadtbus (Blicktransplantate)« ist eines seiner Gedichte, datiert
vom September 198869 aus dem beim Expander »ButtercremeSchnitte« wurde, erschienen auf ihrer
zweiten LP »ad acta«70 (1990). Die Platte kontrastiert Endzeit-Verse aus der Edda mit einem HeinerMüller-Sample vom Herbst 1989. Ihr heute schwer gesuchtes Debüt veröffentlichten Der Expander
des Fortschritts in dem Jahr, als sich die DDR in Richtung Westen leerte, auf Chris Cutlers
Recommended Records. Die Platte ist die bessere, weil rauere der beiden. Und auf ihr ist »Spätherbst
/ Abseits«, wieder von Persch. Er war nicht der einzige, der sich gefragt hat: »Was tun mit dem
angebrochnen Jahrhundert? / Bier schießt aus Kellern ins vorletzte Glas / Ich wünsch mich bei
jemandem den ich nicht kenne / Im Metrum der Schneefälle Weihnachtsmusik.«71
Kaum Fragen mehr, zumindest nicht in seinen Texten, stellte »Matthias« BAADER Holst. »ich
begrüße Sie im club der barmherzigkeit / im Namen einer verlorenen Generation und wünsche ihnen
viel spaß auf der titanic«72, so beginnt »zwischen bunt und bestialisch: all die toten albanier meines
surfbretts«, eine im Mai 1988 aufgenommene Kassette73, auf der BAADER Holst spricht, Bernd
Fraedrich Schlagzeug und Bassgitarre und Heinz Havemeister Gitarre spielt. Der
Vergnügungsdampfer bewegte sich längst mit voller Kraft voraus in Richtung Eisberg. BAADER Holst,
weniger Martin Luther, mehr Thomas Müntzer74, machte aus exzessiver Lektüre moderner Literatur,
nicht selten aus dem Giftschrank, und exzessivem Leben mäandernde Slogans wie »wir sind hier
nicht im herzen europas sondern in / einer entziehungsanstalt für erlebnisschwangere«: »robin hood
seit 1221 in dunkelhaft / schneeweißchen jetzt küchenbullin beim ku klux klan abt / teilung reisfleisch
ja drei punkte und reisfleisch ja ja ja ja ja ja 1, 80 jeden Montag und IM NU bis zum abwinken.«75 In
Quedlinburg geboren, hatte er in Halle Performances (von Auftritten zu reden wäre eine
4
Verharmlosung) mit den Letzten Recken (Jan Möser, Robert Hieber und Markus Staufenberg)
absolviert und war 1988 nach Ostberlin gekommen. Peter Wawerzinek, genannt ScHappy,
schreibender Arbeiter im NARVA-Glühlampenwerk, war von BAADERs Textkaskaden so angetan,
dass er ihn in die Hauptstadt der DDR holte. Beide wurden zum unheiligen Schrecken auf
Künstlerpartys und Buchpräsentationen. BAADER präsentierte gemeinsam mit Flake Lorenz (Feeling
B) und Bo Kondren (Ornament & Verbrechen) seine Texte zu Musik. Das Unternehmen trägt den nicht
zu kommentierenden Namen Frigitte Hodenhorst Mundschenk.76 Am 23. Juni 1990 wurde BAADER
an der Ecke Oranienburger Straße - Friedrichstraße von einer Straßenbahn angefahren. Er starb in
der Nacht der Währungsunion unerkannt in der Charite. »manche legen die hand aufs knie andere
drücken ab keiner entkommt«77 heißt es auf »zwischen bunt und bestialisch«. BAADER schrieb aber
auch: »hab keine angst vor deiner freiheit! du kannst dich rühren / ich bin nicht: / zeichen«.78
1
Egmont Hesse (Hrsg.), Sprache & Antwort. Stimmen und Texte einer anderen Literatur aus der DDR. Mit Fotos von Thomas
Florschuetz, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 220.
2
Nigel Cross, Cries From The Midnight Circus: Ladbroke Grove 1967 – 78. An Essay, Juli 2007, in: Cries from the Midnight
Circus - Ladbroke Grove 1967-78, 2 CDs, Sanctuary Records 2007 (Text auch:
http://www.terrascope.co.uk/Features/LadbrokeGrove.htm).
3
Jacquie Hughes und Todd Austin, Do It Yourself - The Story Of Rough Trade (Dokumentation), BBC 4 2009.
4
Bert Papenfuß, Abend über Dächern - Get Out Of Bed You Dirty Red, in: Rumbalotte Continua, Verlag Peter Engstler,
Ostheim / Rhön, 2008, S. 17. Ebenso in: Zonic. Kulturelle Randstandsblicke und Involvierungsmomente, No. 14 – 17,
Greifswald 2009, S. 6. Papenfuß spricht von Ladbroke Grove als »Prenzlauer Berg Londons«.
5
Nigel Cross, Cries From The Midnight Circus, a.a.o.
6
Bert Papenfuß, Ation-Aganda, Gedichte 1983 / 1990. Mit Zeichnungen von Ronald Lippok (inkl. CD: Bert Papenfuß mit Bernd
Jestram, Ronald Lippok und Stephan Hachtmann), Urs Engeler Editor, Basel / Weil am Rhein 2008, S. 168.
7
Leonhard Lorek, Ciao! Von der Anspruchslosigkeit der Kapitulationen, in: Peter Böthig und Klaus Michael (Hrsg.),
MachtSpiele. Literatur und Staatssicherheit im Fokus Prenzlauer Berg, Reclam, Leipzig 1993, S. 112 – 125, zit. nach:
Manuskript Leonhard Lorek.
8
Jon Savage, England’s Dreaming. Anarchie, Sex Pistols, Punk Rock, Edition TIAMAT, Verlag Klaus Bittermann, Berlin 2001,
S. 199 – 204.
9
Michael Boehlke und Henryk Gericke (Hrsg.), too much future – Punk in der DDR, Verbrecher Verlag, Berlin 2007.
10
Leonhard Lorek, Poesie. Akademie. Prosodie. Alles was knirscht, in: Alexander Pehlemann und Ronald Galenza (Hrsg.),
Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979 – 1990, Verbrecher Verlag, Berlin 2006, S. 130 und im
Gespräch am 23. Juni 2009.
11
Ders., Ciao, a.a.o.
12
Flanzendörfer, achrach kuckbuck (1986), aus: unmöglich es leben, hrsg. von Peter Böthig und Klaus Michael, Gerhard Wolf
janus press, Berlin 1992, S. 86 – 88. Flanzendörfer beging im August 1988 Selbstmord. Er sprang von einem Feuerwehrturm
bei Marienwerder. Vgl. Peter Böthig, leib eigen und fremd. Frank Lanzendörfer 1962 – 1988 (Nachwort), in: unmöglich es leben,
a.a.o., S. 184.
13
Sebastian Horsley, Dandy in der Unterwelt, Blumenbar Verlag, München 2009, S. 98.
14
Cross, Hughes und Austin, a.a.o. sowie Christoph Dreher und Ellen El Malki, No Wave. Underground ’80 Berlin – New York
(Dokumentation), arte 2009.
15
Spannung. Leistung. Widerstand, a.a.o., CD 1, Track 1.
16
Ein Ostname mit Bedeutung: Der Schwarze Kanal war eine politische Kommentarsendung mit Karl-Eduard von Schnitzler
(1918 - 2001), die jeden Montag im DDR-Fernsehen lief. Die Titelmelodie, eine dissonante Version der westdeutschen
Nationalhymne, war übrigens nicht schlecht.
17
Bert Papenfuß, der schwarze kanal. Texte für die Kapelle »Rosa Extra«, in: TrakTat zum ABER (Gesammelte Texte 5),
Gerhard Wolf Janus press, Berlin 1996, S. 65. Mach mit, Mach’s nach, Mach’s besser: Sportsendung für Kinder im DDRFernsehen mit Gerhard Adolph (=Adi), sonntagmorgens ausgestrahlt. Herzklopfen kostenlos: Talentshow im DDR-Fernsehen
mit Heinz Quermann (1921 – 2003), gesendet 1959 – 1973 und als Alternativname für Der Schwarze Kanal im Gespräch. Guter
Rat: Frauenzeitschrift und Verbrauchermagazin, 1945 gegründet, immer noch aktiv, Neues Leben: Jugendmagazin, auf jeden
Fall anspruchsvoller als die BRAVO, nach 1990 eingegangen, Neue Zeit: Zentralorgan der CDU in der DDR, 1945 - 1994. Seid
bereit – Immer bereit: Gruß der Pionierorganisation Ernst Thälmann.
18
Ders., Profanisierung einiger verzückter Wörter, aus: der tanz ums dasein (milizlyrik 1983 / 1990), in: Ation-Aganda, a.a.o., S.
46.
19
Göschel, gebürtiger Bayer, gehört zu den wenigen Künstlern, die aus der BRD in die DDR übersiedelten.
20
Bert Papenfuß, Übern Fluß, das Andre suchen… Gespräch mit Cornelia Schleime und Ralf Kerbach, in: Zonic 14 – 17 a.a.o.,
S. 102, Anm. 1.
21
Ders. im Gespräch am 13. August 2009.
22
Provokation, Paranoia und Parties. Interview mit Bert Papenfuß, Aljoscha Rompe (Feeling B), Ronald Lippok (Ornament &
Verbrechen), Bernd Jestram (Rosa Extra, Aufruhr zur Liebe), in: Ronald Galenza und Heinz Havemeister (Hrsg.) Wir wollen
immer artig sein. Punk, New Wave, Hip Hop und Independent-Szene in der DDR von 1980 bis 1990, Schwarzkopf &
Schwarzkopf, Berlin 2005 (Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe), S. 93f.
23
Patti Smith, Piss Factory, geschrieben 1970, veröffentlicht als B-Seite zu Hey Joe (1974) und in Early Work: 1970-1979, W.W.
Norton & Co., New York City 1995.
24
Seit 1995 mit Ronald Lippok bei Tarwater.
25
Bert Papenfuß im Gespräch am 30. Juni 2009.
26
Ders. im Gespräch am 04. Juli 2009. Ebenfalls auf der Kassette: Etzel in Mecklenburg (auch auf Spannung. Leistung.
Widerstand, CD 1), Bernie & Bert allein im Keller, Sternckombo, The Dead Lefts, O.T., O.B., O.J., O.N., The Local Moon,
Ornament & Verbrechen. Die Sternckombo waren: Bert Papenfuß und Sascha Anderson mit Bernd Jestram (Hackbrett), Lothar
Fiedler (Maschinen, Gitarre), Lars Rudolph (Keyboards) und Diana Mavroleon (Klarinette), Live At The Doelen in Rotterdam am
3. Juni 1987 im Rahmen eines Poesiefestivals, auf dem Papenfuß Paul Durcan kennenlernte. Siehe auch Ornament &
Verbrechen.
5
27
Provokation, Paranoia, Parties, a.a.o., ebd. und Bert Papenfuß im Gespräch am 30. Juni 2009. Rosa Extra war der Name
einer DDR-Damenbinde.
Undatierte Kassette. Tracklist: Auf dieser Seite des Grabes (Bert Papenfuß), Morgenstunde (Sascha Anderson), You’ve got to
hide your love away, Schrei nur mein Liebchen, schrei ( = Paul Scheerbart, Abschiedslied).
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Bert Papenfuß im Gespräch am 23. Juni 2009.
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Ders., TrakTat zum Aber, a.a.o., S. 29.
31
Stefan Döring, Heutmorgestern, Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1989. S. 30. und Spannung. Leistung. Widerstand, a.a.o.,
CD 1, Track 8. Heutmorgestern erschien in Gerhard Wolfs Serie Aufbau - Außer der Reihe, die der subversiven Literatur der
DDR ein spätes Podium bot.
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Ders, Heutmorgestern, a.a.o., S. 7.
33
O.T.O.B. - UMFUGS BEGINNENS VERRICHTUNG. Eine „oben auß, nirgends an“-ÖKSÖKÜLECH-ÖRGÖN-Produktion. Aus
dem Kollaboratorium füir drastische sophistikalische Artisteneien, Schrazien-Klingenfetz, Deklamation & Schallerei, Berlin 1984,
Auflage ca. 20 Expl., anlässlich der Präsentation von Spannung. Leistung. Widerstand in der Volksbühne Berlin 2006
remastered und dort erhältlich gewesen.
34
Bert Papenfuß, harm. arkdichtung 77, KultUhr Verlag, Norbert Tefelski, Berlin 1985, S. 50 und dreizehntanz, Aufbau Verlag,
Berlin und Weimar 1988, S. 74. Ebenfalls aus Aufbau – Außer der Reihe.
35
Stefan Döring, I/1, aus: Zehn. Mit Fotoarbeiten von Thomas Florschuetz, Edition Galrev, Berlin 1990, S. 7.
36
Ders., Heutmorgestern, a.a.o., S. 16.
37
Bert Papenfuß, dreizehntanz, a.a.o., S. 109 und Ation-Aganda, a.a.o., CD, Titel 27 (Bonustrack).
38
Ders., neo-romantikker übeldruß, in: TrakTat zum Aber, a.a.o., S. 21. Alle Aufruhr zur Liebe-Tracks bis hier von einer
gleichnamigen Kassette, Tracklist in Maschinenschrift auf dem BASF-Cover.
39
Ders., Der Cklärungen einzelner Sachverhalte 1ter, in: Ation-Aganda, a.a.o., S. 74. Halt mich steil war Nr. VI der
Kassettenedition Assorted Nuts von Bernd Jestram und Ronald Lippok.
40
Ders. Was abkriegen, in: TrakTat zum Aber, a.a.o., S. 67.
41
Aufruhr zur Liebe, Irish-Folk & Andere Schlechtigkeiten, Kassette, Asssorted Nuts IV.
42
Ders., Spannung. Leistung. Widerstand, a.a.o., S. 107 und Ation-Aganda, a.a.o., S. 103.
43
Stefan Döring, Heutmorgestern, a.a.o., S. 78.
44
Bert Papenfuß, Fratelli Lippok. The Story of Ornament & Verbrechen, in: Spannung. Leistung. Widerstand, a.a.o., S. 115,
Anm. 49.
45
Rotmaul, Kassette, Auflage: 50 (real: 30 Exemplare). Ornament & Verbrechen auf dieser Aufnahme: Bo Kondren (Emax
Traktor, Mix, Balalaika), Robert Lippok (Klarinette, Saxofon, Sequenzen), Ronald Lippok (Gesang, Perkussion, Sequenzen),
Detlef Pegelow (Gesang), Bob Schunke (Trompete).
46
Spannung. Leistung. Widerstand., a.a.o., CD 2, Track 13.
47
Bert Papenfuß, s geudet vielen die zeit nur, in: dreizehntanz, a.a.o., S. 10.
48
Michael Rom wurde bei seiner Arbeit als Nachtportier in einem Berliner Hotel erschossen. Die Tat ist bis heute nicht
aufgeklärt. Vgl.: Bert Papenfuß, Übern Fluß, das Andre suchen… Gespräch mit Cornelia Schleime und Ralf Kerbach, a.a.o., in:
Zonic 14 – 17, a.a.o., S. 101.
49
Ebd., S. 102, Anm. 1., S. 98.
50
Ebd., S. 99.
51
Spannung. Leistung. Widerstand., a.a.o., CD 2, Track 21.
52
Sascha Anderson, Fabrik & Zwitschermaschine, alles geld der welt kostet geld. Sechsunddreißig Gedichte aus »jeder satellit
hat einen killersatelliten« und vierzehn bisher ungedruckte Gedichte aus der Zeit des Killersatelliten. Ralf Kerbach, Sieben der
Zeichnungen aus »haben und soll«. Neue, um vierzehn Gedichte aus den Jahren 1970 bis 1980 ergänzte, mit einer CD und
einem als achtseitigem Druckboden eingelegten biografischen Essay erweiterte Auflage, edition QWERT ZUI OPÜ, Druckhaus
Galrev, Berlin 1998.
53
Achim Wendel, Interview mit Florian Günther (unveröffentlicht), Februar 2007 und Ronald Klein, Libus (o.D., siehe:
http://www.edition-luekk-noesens.de/). Günter schreibt seit Beginn der achtziger Jahre, veröffentlicht seit 1993 mehrere
Lyrikbände und Hörbücher über das Berlin, das noch nicht merkantil verblödet ist (zuletzt: Mir kann keiner. 62 Gedichte, Edition
Lükk Nösens, Berlin 2009) und ist seit 2007 kooptiertes Redaktionsmitglied der kunstpolitischen Zeitschrift floppy myriapoda.
54
Thomas Roesler, ICHs Apokalyptus, in: Spannung. Leistung. Widerstand., a.a.o., S. 53.
55
Poesie der Durchschlagskraft. Interview mit Thomas Roesler (Klick & Aus), in: Wir wollen immer artig sein, a.a.o.; S. 395.
56
Spannung. Leistung. Widerstand, a.a.o., CD 1, Track 15.
57
Zit. nach: Peter Böthig, Im Bärenfell am Arsch der Welt. Ostberliner Poeten und Musiker, in: Wir wollen immer artig sein,
a.a.o.; S. 447.
58
2009 erscheint im Verbrecher Verlag, Berlin: Daneben Liegen, eine Sammlung von Gedichten und poetischen Prosatexten
Loreks.
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Grandl spielt jetzt bei Mendelsson, einem experimentellen Pop-Projekt, zusammen mit Lorek, Sandro Chiesura und Evgenij
Dvorkin.
60
Spannung. Leistung. Widerstand., a.a.o., CD 1, Track 23.
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Leonhard Lorek im Gespräch am 23. Juni 2009.
62
Zit. nach: Archiv Leonhard Lorek
63
Ebd.
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Leonhard Lorek, Ciao! Von der Anspruchslosigkeit der Kapitulationen, a.a.o.
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Schon wieder ein Ostname mit Bedeutung: Weltall Erde Mensch war bis 1975 das Buchgeschenk in der 8. Klasse der
Polytechnischen Oberschule zur Jugendweihe.
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Konkret ist das: Der fremde Freund, auf Urknall·Horde·Mensch. Der Expander verwendete den Schlussmonolog (»Mir geht es
gut«) der gleichnamigen Novelle. Vgl. Christoph Hein, Der fremde Freund, Aufbau Verlag, Berlin und Weimar, 1982, S. 211f.
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Für Mond, ebenfalls auf Urknall·Horde·Mensch und der Debüt-LP, zitierte Der Expander: »Ein Mann erklärte einst dem All: /
„Herr, mich gibt es!“ / „Wie dem auch sei“, sagte das All, / „Der Umstand hat in mir kein Gefühl / Für Verpflichtung geweckt“.«
Vgl. Stephen Crane, Schwarze Reiter. Ausgewählte Gedichte (Zweisprachig), Insel-Verlag, Leipzig 1985, S. 76-77.
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Plattenlabel des staatlichen DDR-Tonträgerproduzenten VEB Deutsche Schallplatten Berlin für klassische Musik, Opern,
Operetten, politische Lieder (Arbeiterlieder) sowie Volkslieder, Jazz und Kirchenmusik.
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Fluchtfreuden Bierdurst. Letzte Gedichte aus der DDR, Herausgegeben von Dorothea Oehme. Mit einer Vorbemerkung von
Fritz Rudolf Fries, Unabhängige Verlagsbuchhandlung Ackerstraße (UVA), Berlin 1990, S. 60. Der empfehlenswerte Band
versammelt neben Mario Persch noch Volker Dietzel, »Matthias« BAADER Holst, Jörn Hühnerbein, Ina Kutulas, Andreas
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Lehmann; Jörg Schieke, Lutz Seiler, Franz Ullmann und Susanne Venker. Ebenfalls bei der UVA erschienen u.a. Adolf Endler
(1930 – 2009), Cittateria & Zackendullst. Notizen Fragmente Zitate. Mit Vignetten von Horst Hussel, Berlin 1990 und Peter
Wawerzineks sehr schönes Es war einmal… Parodien zur DDR-Literatur. Mit einem Comic von Bernd Fraedrich, Berlin 1990.
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ad acta war Katalognummer 2770 01 des AMIGA (VEB Deutsche Schallplatten)-Sprößlings Zong.
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Auch auf ad acta, zit. danach.
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Zit. nach der Kassette, Zoneton 8 / Edition LIANE.
73
Ebd.
74
Heinz Havemeister im Gespräch am 2. Juli 2009.
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zwischen bunt und bestialisch…, a.a.o. (Kassette), auch: Text-Grafik-Buch mit Bildern und Fotos von Moritz Götze und einem
Foto von Andre Geßner, Auflage: 200 Exemplare, Hase-Verlag, o.O., o. J.
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Spannung. Leistung. Widerstand., a.a.o., CD 2, Track 10. Weitere Audio-Veröffentlichungen BAADERs waren: Almdurtriefend
(Kassette, Beilage zum Entwerter/Oder, Heft 34 – Musik, 1989), koitusbonzen rotzen, mit Bogo Liebentron (=Bo Kondren,
Kassette, Auflage: 20 Exemplare, Musikverlag Bleibeil, Verlag Warnke & Maas, Berlin 1991) und Leiv Mai 1989 in der
Moritzbastei Leipzig zusammen mit Peter Wawerzinek – Mai 1988 zwischen bunt und bestialisch all die toten albanier meines
surfbretts (LP, Hasen Verlag, Hrsg. Moritz Götze, Halle 1992).
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Der vollständige Text: in deiner handtasche: berijas abitur, in: Edition LIANE 3 / 1988, o.S. Dort erscheint auch: Varieté de
Poetica. Mitschnitt vom 6. August 1988 im Hirschhof, Prenzlauer Berg. Mit »Matthias« BAADER Holst, Peter Wawerzinek u.a.,
Auflage: 20 Exemplare, Berlin 2009. Bei der Anti-Lesung ebenfalls zugange waren Bernd Fraedrich (Gitarrre) und Dirk
Pflughaupt (alias Flugzeug, Sampling, Collagen), auch Soundarbeiter bei Der Expander des Fortschritts.
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»Matthias« BAADER Holst, traurig wie hans moser im sperma weinholds. texte, Produzenten-Verlag Warnke & Maas, Berlin
1990, o.S. (todesschweiß wirft hanteln: süßlich, 12). Die Zeilen beschließen auch den Band.
(Die Addition der Differenzen. Die Literaten- und Künstlerszene Ostberlins 1979 bis 1989,
Hrsg. Uwe Warnke und Ingeborg Quaas, Verbrecher Verlag, Berlin 2009, S. 292 - 305.)
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