region - HTV-Life ®

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region - HTV-Life ®
VEREIN DES MONATS
Die Trachtengruppe der SKG Zell
und das Bensheimer Hessentagspaar
왘 REGION, Seite 10
Mittwoch 31. OKTOBER 2012 / Seite 9
BÜRGERHAUS-DEBATTE
REGION
Kommunalaufsicht bewertet das
Bürgerbegehren positiv
왘 BENSHEIM, Seite 11
www.bergstraesser-anzeiger.de
BA
Wirtschaftsunternehmen: HTV vergibt Zertifikate für Elektro- und Elektronikgeräte ohne eingebaute „Sollbruchstelle“
VIER FRAGEN
Ein Prüfsiegel aus Bensheim soll
Verbraucher vor einer Unsitte schützen
Von unserem Redaktionsmitglied
Karl-Heinz Schlitt
BENSHEIM/BERGSTRASSE.
Wer
kennt das nicht? Mal steht die Kühltruhe unter Wasser, mal zieht die
Strumpfhose Maschen, dann versagt die Waschmaschine ihren
Dienst. Nur eine Pechsträhne, die
vorübergeht? Kann sein. Nicht selten
steckt aber auch System dahinter.
Der Fachbegriff dafür heißt „geplante Obsoleszenz“. Das Fremdwort beschreibt die Unsitte von Herstellern, in ihre Produkte gezielt Sollbruchstellen einzubauen, die dafür
sorgen, dass zum Beispiel elektrische Geräte, aber auch Konsumgüter wie Kleidungsstücke oder Schuhe
in ihrer Lebensdauer begrenzt werden. Die Zeche zahlt der Kunde. Für
die Industrie ist geplante Obsoleszenz der geheime Wachstumsmotor
unserer Konsumgesellschaft.
bietet vom 13. bis 16. November die
publikumswirksame Bühne für die
Präsentation des Gütesiegels „HTVLife“, das sich das Bensheimer Testhaus hat schützen lassen. Grote hegt
keinen Zweifel daran, dass sein Unternehmen mit der in Bensheim entwickelten Zertifizierung einen Paukenschlag erzielen wird.
Schwarze Schafe am Pranger
Frau Sturm, eine erfreuliche
Meldung in der eher verhaltenen Oktober-Statistik ist der
Rückgang bei den arbeitslosen
Jugendlichen unter 25 Jahren.
Judith Sturm: Diese Entwicklung
ist zwar saisonal gesehen normal,
aber trotzdem ein gutes Zeichen:
Junge Leute finden nach der Ausbildung eine Beschäftigung. Natürlich muss man auch die Jugendlichen dazuzählen, die ein
Studium aufnehmen oder eine
Alternative suchen wie zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales
Jahr. Für uns macht diese Entwicklung aber auch deutlich, dass
es der Wirtschaft in Südhessen
weniger schlecht geht, als es
scheint: Der Arbeitsmarkt ist
noch offen für junge Fachkräfte,
trotz nachlassender wirtschaftlicher Dynamik.
Auch Holger Krumme hält das Potenzial des Prüfsiegels für grenzenlos. In der Tat verspüren die schwarzen Schafe der Konsumgüter-Industrie einen gewaltigen Druck von gehörnten Verbrauchern, die sich
schon lange nicht mehr alles gefallen
lassen. In sozialen Netzwerken wie
dem Internet-Blog „Murks – nein
danke“ verschaffen sie ihrem Ärger
Luft – und drehen damit den Spieß
um: Kein Hersteller kann es sich auf
Dauer leisten, öffentlich an den
Pranger gestellt zu werden.
Murks – nein danke
Die Protest-Gemeinde wächst rasant, die Mängelliste wird lang und
länger. Umso sicherer ist man bei
HTV, dass das Geschäft mit der eingebauten „Kaputt-Garantie“ kurze
Beine hat.
Das HTV-Life-Prüfzertifikat soll
helfen, die Spreu vom Weizen zu
trennen. Geht der Businessplan der
Macher aus Bensheim auf, dann
wird ihr Prüfsiegel schon bald zum
Markenzeichen für solide Qualitätsarbeit – wie früher einmal das weltweit geschätzte „Made in Germany“.
Mit weißer Weste gegen schwarze Schafe: Das Bensheimer Testhaus HTV will mit einem Prüfsiegel mehr Transparenz für
BILD: NEU
Verbraucher schaffen, v. l. Annemarie Maletic, Edbill Grote, Holger Krumme, Laura Wieland, Thilo Tröller.
direkt neben den Kühlkörper montieren lassen, der dafür sorgt, dass
der Mikroprozessor als Herzstück
von Kollege Computer nicht heiß
läuft.
Computer geben den Geist auf
i WELTWEIT EINZIGARTIG
HTV baut für fünf Millionen Euro
an der Stubenwaldallee
Das Geschäft boomt, und HTV baut.
An der Stubenwaldallee im Bensheimer Industriegebiet entstehen
für eine Investitionssumme von
mehr als fünf Millionen Euro zwei
weitere Blocks für die Langzeitkonservierung elektronischer
Bauteile und Geräte. Mit einem
weltweit einmaligen Verfahren
sichert das 1986 als Drei-MannBetrieb gegründete und inzwischen
auf 220 Mitarbeiter angewachsene
Test- und Programmierhaus für
große Industriekunden die Ersatzteilversorgung. Es handelt sich
um ein Standbein von vielen. Die
Zauberformel lautet TAB. Das Kürzel steht fürthermisch-absorptive
Begasung. Mit dem Verfahren ist
HTV seit 2005 am Markt. Die Nachfrage ist riesig. Mit dem Neubau
wird die Kapazität verdreifacht. sl
Judith Sturm, Agentur für Arbeit
in Darmstadt, zum Rückgang der
Jugendarbeitslosigkeit im Monat
Oktober.
In Südhessen waren in diesem
Monat 2442 Jugendliche unter 25
Jahren arbeitslos gemeldet – und
damit im Vergleich zum Vormonat 8,4 Prozent weniger. Die Arbeitslosenquote in der Altersgruppe liegt aktuell bei 4,2 Prozent, im Vormonat waren es 4,6
Prozent.
Knalleffekt bei der Electronica
Dem soll nun von Bensheim aus ein
Riegel vorgeschoben werden. Edbill
Grote, zusammen mit seinem Partner Thilo Tröller geschäftsführender
Gesellschafter der Halbleiter-Testund Vertriebs GmbH (HTV), spricht
von einer „Seuche“, der die Ideenschmiede an der Robert-Bosch-Straße mit einer innovativen Idee zu Leibe rücken will.
Wie das funktionieren soll, will
die HTV-Führungscrew um Grote,
Tröller sowie Holger Krumme und
Annemarie Maletic bei der Electronica in München vorstellen. Diese
größte Elektronikmesse der Welt
„Die Wirtschaft
zeigt Zuversicht“
Dass dies bitter nötig ist, erfuhr HTV
im unfreiwilligen Selbstversuch.
Nach weniger als drei Jahren waren
gleich mehrere Firmencomputer
ohne Vorwarnung gleichzeitig in die
Knie gegangen. Bei der Ursachenforschung wurden die Ingenieure und
Techniker des Testhauses immer an
der gleichen Stelle fündig: Einen Teil
der für den Betrieb des Rechners
notwendigen Kondensatoren hatten
findige „Sollbruchstellen-Erzeuger“
Verkaufen für die Müllhalde
Ein Nebeneffekt besteht allerdings
darin, dass zu nah am „Kühlhaus“
installierte Bauteile zu viel Hitze abbekommen und deshalb ihren Geist
aufgeben – im speziellen Fall gleich
reihenweise kurz nach Ablauf der
Garantie. Für die HTV-Experten liegt
auf der Hand: Genau das ist ganz im
Sinne des Erfinders: Verkaufen für
die Müllhalde gehört für nicht wenige Hersteller zum Geschäftsmodell.
„Jeder regt sich darüber auf, aber
keiner hat bisher wirklich etwas dagegen unternommen“, ärgert sich
Grote nicht nur über eine gigantische Vernichtung von Werten, sondern auch über die damit einhergehende Umweltverschmutzung. Viele der ausgemusterten „Altgeräte“
werden in Entwicklungsländern zu
Billigstlöhnen – nicht selten in Kinderarbeit – als Rohstoffe ausgeschlachtet, bevor der größere Rest
als Elektroschrott und Giftmüll auf
der Halde landet.
Den Teufelskreis durchbrechen
Mit dem HTV-Life-Zertifikat soll der
Teufelskreis durchbrochen werden.
Das Gütesiegel erhält nur, wer seine
Produkte auf Herz und Nieren prüfen lässt. Die Bensheimer Chip-Tester verfügen aus 26-jähriger Erfahrung über die notwendigen Kernkompetenzen dafür. Ihr Spektrum
reicht von Lebensdauerprüfungen
über Alterungsuntersuchungen von
elektronischen Bauteilen bis zur
Analyse von Fehlerquellen sowie
elektrischen und mechanischen
Tests – selbstverständlich mit einem
hochmodernen Equipment.
w
www.murks-nein-danke.de;
www.htv-gmbh.de
왘 Weltweit einzigartig; Stichwort
Stichwort: Geplante Obsoleszenz
쮿 Mit der Glühbirne fing alles an.
Mitte der 1920-er Jahre verständigte
sich ein Kartell der international führenden Glühlampenhersteller darauf,
die Brenndauer auf höchstens tausend Stunden zu begrenzen, um den
Verkauf anzukurbeln. Mit dieser
„Strategie“ füllten sich die Firmen
nachweislich zwei Jahrzehnte lang
die Taschen – zum Schaden der Verbraucher.
쮿 Für eine Reihe von Herstellern
gehört es heute mehr denn je zur Produktstrategie, bewusst Schwachstellen einzubauen oder minderwertige Materialien zu verwenden, die zu
gravierenden Betriebsstörungen bis
zum Komplettausfall von Geräten führen.
Verbraucher mit der Vergabe eines
Gütesiegels davor schützen. Voraussetzung für den Erwerb des Zertifikats
ist eine intensive Prüfung von elektrischen und elektronischen Geräten
und Bauteilen auf ihre Verschleißanfälligkeit.
쮿 Das Test- und Programmierhaus im
쮿 Der Fachbegriff dafür lautet
쮿 Zudem verlangt HTV vom Hersteller
쮿 Gewinner sind neben den Verbrau-
eine eidesstattliche Erklärung, dass
sich keinerlei geplante, die Lebensdauer begrenzenden Sollbruchstellen
im geprüften Produkt befinden.
chern auch die Hersteller von langlebigen Produkten, indem sie sich von
Produzenten von Schrottware
abgrenzen können. sl
„geplante Obsoleszenz“. Das Fatale
dabei: Eine Reparatur lohnt sich für
den gehörnten Kunden häufig nicht.
쮿 Die Bensheimer Firma HTV will die
Bensheimer Gewerbegebiet überwacht die Einhaltung der Kriterien
und bietet auf einem Internetportal
die Möglichkeit, Produktauffälligkeiten und geplante Obsoleszenzen
zu melden.
Arbeitsmarkt: Im Oktober zeigen die Quoten für ganz Südhessen eine Abschwächung der Herbstbelebung / Agentur spricht weiterhin von „stabiler Situation“
Bezieht sich das auf alle Branchen?
Sturm: Generell ja, Ausnahmen
sind die Automobilbranche und
die Zulieferer. Die Zahlen der
Neueinstellungen bei jungen
Leuten zeigen, dass die Wirtschaft mit einer gewissen Zuversicht in die Zukunft schaut.
Wie groß ist der Anteil qualifizierter Jobs in dieser Statistik?
Sturm: Die ausgebildeten Jugendlichen gehen tatsächlich
überwiegend als Fachkräfte in die
Betriebe. Die Zahl der Berufseinsteiger in Hilfsberufen ist zurückgegangen. Die jungen Fachkräfte
werden vielleicht nicht immer
vom eigenen Ausbildungsbetrieb
übernommen, aber sie finden relativ schnell eine adäquate Arbeitsstelle.
Ein kleiner Positivtrend ist
auch der Rückgang um 0,1 Prozent bei den arbeitslosen Frauen im Vergleich zum Vormonat
– demgegenüber ist die Arbeitslosenquote bei den Männern
um 0,4 Prozent gestiegen. Woran liegt das?
Sturm: Die Wirtschaft verzeichnet zurzeit ein gutes Konsumklima. Die Menschen investieren
ihr Geld. Frauen profitieren von
diesem Trend besonders, da sie
häufig im Dienstleistungsgewerbe arbeiten. Dem konnten auch
die Insolvenzen von Neckermann und Schlecker keinen Abbruch tun.
han
An der Bergstraße mehr Menschen ohne Arbeit
BERGSTRASSE. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Oktober in Südhessen
nahezu unverändert geblieben – im
Bereich der Geschäftsstelle Bensheim gab es allerdings rund 50 Arbeitslose mehr als im Vormonat. Damit sind im Bezirk Bensheim, zu
dem auch Einhausen, Heppenheim,
Lautertal, Lindenfels, Lorsch und
Zwingenberg zählen, 2209 Menschen ohne Job. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent gegenüber 4 Prozent im September.
Befristete Verträge laufen aus
Die Agentur für Darmstadt sieht den
Arbeitsmarkt in Südhessen aber weiterhin als stabil an. Von den neu gemeldeten Arbeitslosen entfallen
demnach nur acht Personen auf den
SGB III-Bereich der Agentur für Arbeit. 44 Arbeitslose sind aus dem Bereich des Jobcenters dazugekommen: Auch diese Zahl sei nicht überzubewerten, so Judith Sturm von der
Agentur für Arbeit in Darmstadt.
Vielmehr seien Arbeitsverträge in
diesem Bereich häufig befristet und
laufen somit automatisch aus.
Trotz aktueller Stagnation bewege sich der Arbeitsmarkt im Bezirk
Bensheim nach wie vor auf einem
hohen Niveau – ebenso wie die Region Südhessen insgesamt.
In ganz Südhessen waren im Oktober 26 868 Menschen arbeitslos.
Das entspricht einer Quote von
5 Prozent – ohne Veränderung zum
Vormonat. Nach einem deutlichen
Rückgang der Arbeitslosigkeit im
September habe sich dieser Trend
nun abgeschwächt, sagte Birgit Förster, Vorsitzende der Agentur für Arbeit Darmstadt, gestern. Die Herbstbelebung sei „verhaltener“ geworden. Nun müsse man abwarten, wie
sich „neben der wirtschaftlichen Dynamik eventuelle saisonale Einflüsse
in den kommenden Wintermonaten
auf dem regionalen Arbeitsmarkt
auswirken“. Erfreulich sei der weitere Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit, betonte Förster weiter. Arbeitgeber setzten auf junge, gut ausgebildete Mitarbeiter, um den Fachkräftebedarf zu decken.
seg
왘 VIER FRAGEN: „Die Wirtschaft
zeigt Zuversicht“
왘 POLITIK, Seite 1
HESSEN, Seite 4
Europa-Union
Zentralbank als
Spielball der Politik?
BERGSTRASSE. Ist die Europäische
Zentralbank unabhängig wie einst
die Bundesbank oder ist sie ein Spielball der Politik? Um diese Frage geht
es in einem Referat von Staatssekretärin Dr. Breier am 12. November gegen 19 Uhr in Bensheim im Hotel Felix. Die Politikerin aus dem Wiesbadener Ministerium für Europa-Angelegenheiten spricht nach der Mitgliederversammlung der überparteilichen Europa-Union, die dort um 18
Uhr eröffnet wird. Im Rahmen dieses
Treffens wird unter anderem der Vorstand neu gewählt.
red