Ein millionenschwerer Schuhmacher
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Ein millionenschwerer Schuhmacher
10 | UNTERNEHMEN KMU-PORTRÄT HANDELSZEITUNG | Nr. 29 | 21.—27. Juli 2010 Ein millionenschwerer Schuhmacher Iris Muhl K arl Müller, das Kind eines Schweizers und einer Kore anerin, ist erstaunt über sei nen Erfolg. Vor einem Jahr machte er mit dem Verkauf seiner Schuhe einen Gewinn im siebenstelligen Bereich. Der junge Mann ist Sohn eines Unternehmers. Auf ein In vestment des Vaters hat er jedoch verzichtet. Darauf ist er stolz. Die Idee für den Schuh namens Joya hatte er vor rund zwei Jahren. Er wollte ein Lifestyle-Produkt pro duzieren, das gleichzeitig die Ge sundheit fördert. Jetzt ist er mit einem weichen Schuh für junge Leute schon seit über einem Jahr auf dem Markt. Preis pro Paar rund 250 Fr. Letztes Jahr verkaufte er Schuhe im Wert von 50 Mio Fr. Produziert wird in Korea, weil die Qualität hervorragend sei und die Behandlung und Bezahlung der Fabrikmitarbeiter sehr gut. Deshalb jettet Müller regelmässig in die Millionenstadt Seoul. Er sagt von sich, er sei ehrgeizig und er folgsorientiert. Genauso wie sein gleichnamiger Vater, der vor eini gen Jahren den Gesundheitsschuh MBT erfand und damit den Welt markt eroberte. Der Junior wollte aber ein ästhetisches Produkt für junge Leute vermarkten, die noch keine gesundheitlichen Beschwer den haben. Träger des Joya spre chen von einem federleichten Ge hen. Der Schuh ist eleganter und elastischer als der MBT. Das Geschäft läuft glänzend. Der Schuhentwickler besucht alle Fachmessen der Welt, stellt seine Schuhe vor und sucht internatio nale Geschäftspartner. Seine Mails beantwortet er praktisch nur im Flugzeug. Telefonisch ist er kaum zu erreichen. An den zermür benden Jetlag hat er sich bereits gewöhnt. Schliesslich ist er sechs Monate im Jahr unterwegs. Kürz lich flog er in die Metropole Syd ney, um einen Werbefilm zu drehen. Ein Team eines Fern sehsenders war mit dabei. Der Jungunternehmer ist gefragt. Es begann alles katastrophal «Ich lege Wert darauf, dass ich jeden einzelnen Kunden wie einen König behandle.» Aus diesem Grund ist sich Mül ler nicht zu schade, an Fach messen vor Kunden zu knien und ihnen die Schuhe zu «Ich lege Wert darauf, dass ich jeden einzelnen Kunden wie einen König behandle.» Karl Müller Joya Schuhe ZVG Joya Der 24-jährige Karl Müller arbeitet an einem Weltkonzern. Inzwischen hat er 300 000 Paar Lifestyle-Schuhe verkauft. zubinden. Das Produkt Oba ma, ein elegantes Ledermo del in braun, verkauft sich zurzeit besonders gut. Ein Renner ist auch Müllers farben froher Kinderschuh mit dem Na men Joyssy, der vor wenigen Mo naten auf den Markt kam. Dabei begann alles katas trophal. Müller, der fliessend Koreanisch spricht, schmiss mit 20 Jahren sein Wirt schaftsstudium und koppelte sich zwei Jahre ab von seiner Familie im thurgauischen Roggwil, mit der er sich zerstritt. Er hatte die Nase voll von den Vorschriften der Eltern. In Seoul, seiner zweiten Heimat, fei erte er jede Nacht durch und baute tagsüber einen Schönheitssalon mit 35 Mitarbeitern auf, drehte schräge Dokumentarfilme und lebte verschwenderisch. Gleich zeitig führte er mit Mathias Müller Kleidung von Korea in die Schweiz ein. Das Label Royal Sunday, das nun sein 20-jähriger Bruder in Korea führt, entwickelte sich zu einem international starken Mo de-Brand für die Upper Class. Als Müller nach zwei Jahren müde und ausgelaugt ins stille Dörfchen Roggwil zurückkehrte, präsentierte sich die neue Idee: Joya. Das gleiche Durchsetzungs vermögen wie mit dem ModeBrand und dem Schönheitssalon legte Müller bei seinem neuen Werk an den Tag. Entwicklung der luftig weichen Sohle: Zwölf Mona te. Entwicklung des Schuhdesigns: Fünf Monate. Entwicklung des Me dienkonzeptes: Zwei Wochen. Marketing und Kommunika tion überliess er Claudio Minder (30), mit dem er schon Jahre be freundet ist. Der ehemalige Mister Schweiz ist heute Co-CEO des KMU. Verkaufte Paare in den ers ten zwei Monaten: 20 000. Nach einem Jahr: 200 000. Stand heute: Mehr als 300 000. Karl Müller hob ab: «Ich hatte damals keinen na türlichen Bezug mehr zum Geld. 1000 Fr. bedeuteten mir nichts mehr. Ich war gierig nach Geld.» Das Geschäft lief aber nicht im mer gleich. Müller investierte fast sein ganzes Vermögen in Börsen titel in Korea und verbrannte sich dabei die Finger. Beim grossen Crash verlor er einen achtstelligen Betrag. Der junge Geschäftsmann wurde ernüchtert und war am Bo den zerstört. Die Niederlage setzte dem Erfolgsverwöhnten, der im mer viel Geld verdient hatte, zu. Ei ne Zeit der Ausnüchterung folgte. Den Umsatz mehr als verdoppeln Mit Joya begann er wieder von vorn und ist bereits wieder erfolg reich. Heute legt er dasselbe Tem po vor. Soeben verzeichnete Mül ler einen Rekordmonat. Seine Ent scheidungen sind aber überlegter. Zurzeit kämpft er um Verkaufster rain in der ganzen Welt. Der Absatz läuft unter anderem in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Spani en, Portugal oder in den USA. Ins gesamt arbeitet der umtriebige Er finder in 21 Ländern weltweit. Karl Müller strahlt mit seinen 24 Jahren eine grosse Reife aus. Seine Abende verbringt er im Kreis der Familie in Roggwil, mit der er sich wieder versöhnte, trinkt gerne ein Glas Wein und bespricht die wichtigsten geschäftlichen Schritte mit seinem Vater. Den Umsatz von Joya möchte er von 2009 auf 2010 mehr als verdoppeln: Waren es letztes Jahr 8,4 Mio Fr., sollen es dieses Jahr 18,0 Mio Fr. werden. Für 2011 erwartet er 32 Mio Fr. FIRMENPROFIL Name: Joya Schuhe AG, Roggwil TG Gründung: 2008 Führung: Karl Müller, Claudio Minder Umsatz: 8,4 Mio Fr. (2009) Beschäftigte: 29 Produkte: Lifestyle-Schuhe Joya und Joyssy (Kinder) Internet: www.joyaschuhe.ch Anzeige Büchertipps der «Handelszeitung» Die Vollwert Texterei Swiss Private Banking Guide 2010 www.handelszeitung.ch/bookshop werteorientiert kommunizieren und schreiben Die Vollwert Texterei ist eine Aufforderung zu einem grundlegenden Bewusstsein für Werte, ein Wegweiser zu deren Umsetzung in der Kommunikation und eine Anleitung für stimmige Texte im Alltag. Die Vollwert Texterei inspiriert Text-Interessierte und bestärkt Grundlegend-Denkerinnen und -Denker. Sie bewegt aber auch Kommunikations-Fachleute hin zur Durchgängigkeit, poliert die Weitsicht moderner Führungskräfte und sie lässt Geniesser die Zeit vergessen. Bestellcoupon(keine Ansichtssendungen) Der «Swiss Private Banking Guide» ist ein praxisorientiertes Nachschlagewerk über die Schweizer Private-Banking-Anbieter und zeigt exklusive Anlagevorschläge für typische Kundenprofile auf. 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Auch Marketing steht in der Krise auf dem Prüfstand. Die Verunsicherung ist gross. Was ist jetzt relevant und funktioniert? Was ist nie mehr, wie es einmal war? Was bleibt? Das sind die Kernfragen des Autorenteams der Universität St. Gallen; fern von einem Lamento über immer neue Bedrohungen. Krisenmanagement im Marketing bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem sofort wirksamen Anpacken (Kostensenkung und Bremsweg, Fokus, Konzentration auf verkaufswirksames Marketing) und der Vorbereitung für eine bessere Zukunft (strategische Weichen und Marketinginnovation). Diese Schrift richtet sich an Professionals im Marketing, die sich selbst in der aktuellen Diskussion des Marketing bewegen. Christian Bezl, Sven Reinecke, Michael Reinhold, Christian Schmitz, Marcus Schögel, Dirk Zupancic. 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