Unser Ehrenmitglied Max Bruch

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Unser Ehrenmitglied Max Bruch
Unser Ehrenmitglied Max Bruch
Von Gerhard Ball
Sein Wollen und Wirken
Über seine Lehrer Ferdinand Hiller und Carl Reinecke kam er mit der Ästhetik der Romantiker (Felix
Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann) in Berührung. Gemeinsam mit Reinecke, Rheinberger,
Herzogenberg und teilweise Brahms bildete er die Opposition zu den „Neudeutschen“.
Seine Ideale: Klassisch-romantisches Ideal einer absoluten Musik, Kantabilität, Melodienreichtum,
Schlichtheit, Bewahrung und Perfektion des Vorhandenen. Im Volkslied fand Bruch die Gesanglichkeit, Schlichtheit, Ursprünglichkeit und eine Melodie.
In einem Brief an den Verleger Simrock schreibt er 1884: „In der Regel ist eine gute Volksmelodie
mehr Wert als 200 Kunstmelodien. Ich hätte es nie in der Welt zu etwas gebracht, wenn ich nicht seit
meinem 24. Jahr mit Ernst und Ausdauer und nie endendem Interesse die Volksmusik aller Nationen
studiert hätte. Denn an Innigkeit, Kraft, Originalität, Schönheit ist nichts dem Volkslied zu vergleichen. Es lässt sich auch im Einzelnen nachweisen, dass alle Melodien unserer wahren Meister, welche
die Welt erobert haben, von fast volksliedhafter Einfachheit sind. Auf diesem Wege soll man weitergehen, - hier ist Rettung in dieser melodielosen Zeit!“
Er hasste Wagners Opern, Liszts A-Dur-Konzert nannte er „das schlechteste Klavierkonzert der Welt“,
„Guntram“ von Richard Strauss war für ihn „der neueste Mist“, die Kompositionen Regers bezeichnete
er als „scheußlichste Unmusik und Antimusik des größten Kunstverderbers unserer Zeit“.
Im Überwinden der Tradition durch Komponisten wie Wagner, Strauss, Pfitzner, Reger sah er nicht
bloß eine Gefährdung der Kunst, sondern sämtlicher patriotischen Ideale.
Seine größten Triumphe, das Violinkonzert in g-moll, die Oper „Loreley“ und die Kantate „Odysseus“
feierte er vor 1885. Er vereinsamte auf Grund seiner Einstellung zusehends, galt als Konservativer,
wenn nicht als Reaktionär, und im 20. Jahrhundert war er nur noch Relikt einer vergangenen Epoche.
Bruch ließ sich in seinen Instrumental- und großen Vokalwerken von Volksliedern inspirieren, machte
sie in Einzelfällen, zum Beispiel in der „Schottischen Phantasie“ op. 46, zum Träger der musikalischen
Hauptgedanken. Er bearbeitete vielfach Volksliedmelodien für Chor und Solostimme und suchte auch
in eigenen Liedern und Chorsätzen die Annäherung an das Volksliedideal. Über den von ihm vertonten
Texten dominieren solche, deren schlichtes Äußere den Volkston nachahmten. Seine bevorzugten
Dichter waren Emmanuel Geibel und Viktor von Scheffel. Zum Teil griff er auch auf altdeutsche Texte zurück.
Einige seiner bekanntesten Werke
1858
1863
1868
1876
1877
1880
„Scherz, List und Rache“ (nach Goethe), op. 1
„Loreley“, op. 16
Oper, deren Libretto von Emmanuel Geibel stammt, welches ursprünglich zur Vertonung Felix
Mendelssohn-Bartholdy zugedacht war.
Violinkonzert Nr. 1 in g, op. 26
Bis zur endgültigen Fassung mehrfach umgearbeitet, Joseph Joachim gewidmet.
„Odysseus“, Kantate
Sieben schottische Lieder
Violinkonzert Nr. 2 in d, op. 44
Pablo de Sarasate gewidmet.
Schottische Phantasie, op. 46
1888
1891
1891
1901
1901
1910
1911
1912
1912
„Das Feuerkreuz“, op. 52
Dramatische Kantate.
Adagio nach keltischen Melodien für Cello und Orchester, op. 56
Violinkonzert Nr. 3 in d, op. 58
Serenade für Violine und Orchester, op. 75
Zwölf walisische Lieder
Acht Stücke für Klarinette, Bratsche und Klavier, op. 83
Konzert für Klarinette, Bratsche und Orchester in e, op. 88
Romanze für Bratsche und Orchester in F, op. 85
Sechs Lieder für gemischten Chor, op. 86
Konzert für zwei Klaviere und Orchester, op. 88a
Hörbeispiele / Aufnahmen seiner Werke
Alle als Hörbeispiele gebrachten Musikstücke sind in folgenden CD’s enthalten:

„Bruch – The Complete Violin Concerts, Scottish Fantasy“, Salvatore Accardo, Gewandhausorchester Leipzig, Kurt Masur, PHILIPS Classics 462 167-2

“Bruch – Werke für Klarinette und Viola”, Paul Meyer, Gérard Caussé, Francois-René Duchable, Orchestre de l’Opera de Lyon, Kent Nagano, ERATO 2292-45483-2

“Max Bruch – Lieder für gemischten Chor a cappella (Vol. 2)“, Konzertchor Darmstadt, Wolfgang Seeliger, CHR 77211.