Marktbericht Bauwirtschaft - Vereinigte Arabische Emirate
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Marktbericht Bauwirtschaft - Vereinigte Arabische Emirate
Bau- und Baustoffmaschinen Vereinigte Arabische Emirate Konjunkturbericht Bauindustrie Oktober 2010 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de Marktbericht Bauwirtschaft - Vereinigte Arabische Emirate Dubai (gtai) - Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bleiben der mit Abstand größte Markt der Bauwirtschaft auf der Arabischen Halbinsel. Sie haben eine stattliche Zahl aktiver Großprojekte, importieren fast doppelt so viel wie Saudi-Arabien und haben mit Abstand den größten Know-how-Vorsprung. Auch wenn in Dubai nicht mehr alles rund läuft, ist die herausragende Logistikstellung des Emirats ungebrochen. Das an Einfluss gewinnende Abu Dhabi besitzt derweil ausreichende finanzielle Muskeln, um neue industrielle Akzente zu setzen. Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise hat die einzelnen Emirate und die verschiedenen Branchen unterschiedlich getroffen. In Dubai ist der Immobilienmarkt eingebrochen, Einzelhandel und Tourismus leiden. Abu Dhabi hingegen kann geplante Investitionen in beachtlichem Umfang fortsetzen. Das große Geschäft der nächsten Jahre sind in den VAE, insgesamt gesehen, weiterhin Bau-, Infrastruktur- und Industrieprojekte. Für deutsche Unternehmen zunehmend interessant dürfte der Ausbau der Strom- und Wasserversorgung und des Schienenverkehrs sein. Hinzu kommen weiterhin umfangreiche Vorhaben der Ölindustrie, deren Rohstoffe künftig vermehrt in eigenen Petrochemie-Werken verarbeitet werden sollen. Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der VAE dürfte 2010 um 2 bis 3% wachsen und im Folgejahr um einen Prozentpunkt mehr. Die Talsohle der Krise ist damit durchschritten, die Probleme sind aber noch nicht vom Tisch. Die Umstrukturierung des Immobiliensektors von Dubai ist eingeleitet, die Verhandlungen mit den größten Gläubigern haben zu einer Einigung geführt, das abschließende Urteil steht unterdessen noch aus. Was hinter verschlossenen Türen zwischen Dubai und seinem zur Hilfe geeilten Nachbarn Abu Dhabi vereinbart wird, bleibt unklar. www.gtai.de 2 Wirtschaftliche Eckdaten 2009 bis 2011*) (Veränderungen in %) BIP (real) Wareneinfuhr (fob, US$) Warenausfuhr (fob, US$) 2009 2010 2011 -2,7 -18,0 -27,0 2,6 6,0 12,0 3,5 8,1 8,3 *) Schätzungen beziehungsweise Prognosen Quelle: Economist Intelligence Unit, September 2010 Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise hatte den Herrschern der sieben Emirate einen Reality Check ihrer großen Visionen aufgezwungen. Die Bauindustrie muss sich auf eine härtere Wirklichkeit einstellen, der Dienstleistungssektor mit geringeren Margen auskommen. Insgesamt geht es aber wieder langsam aufwärts, und die Krise könnte die Sinne für die Herausforderungen der Zukunft geschärft haben. Die aktuelle Bestandsaufnahme fällt von Emirat zu Emirat unterschiedlich aus. Abu Dhabi hat seine Immobilienprojekte abgebremst und rechnet noch einmal alles sorgfältiger durch. Selbst das Vorzeigeprojekt Masdar, die CO2-freie Öko-Stadt, ist nicht mehr heilig. Wurde sie einst vornehmlich als teure PR-Aktion geplant, soll sie nun auf einmal Geld verdienen - ein Konzeptwandel, der die weitere großzügige Finanzierung in Frage stellt. Mehr Geld gibt es stattdessen für neue ambitionierte Industrieprojekte, die qualitativ hochwertige Arbeitsplätze schaffen sollen. Dubai bleibt angeschlagen, sucht händeringend Kunden für seine Aktiva und wird wohl noch auf viele Jahre hinaus bei Gläubigern anstehen - eine ungeübte Tätigkeit. Gleichzeitig aber wird an vielen begonnenen Projekten langsam, zum Teil auch sehr langsam, weitergebaut und sogar mit einem neuen Großvorhaben begonnen, dem 4 Mrd. US$ teuren Luxus-Bau "Dubai Pearl". Auch wenn "Dubai Inc.", wie das Emirat gerne genannt wird, knapp bei Kasse ist, gilt dies nicht für andere Investoren in der Region. Sie bleiben vom Geschäftsmodell Dubais fasziniert und wittern nun ihre Chance, günstig zum Zuge zu kommen. Das kleine Emirat Ras al Chaima ganz im Norden hat sich mit seiner gleichnamigen Freizone erfolgreich einen Nischenplatz erkämpft. Die anderen nördlichen Emirate hingegen verharren eher in Lethargie und sind zunehmend auf das Wohlwollen von Abu Dhabi angewiesen. In die gemeinsame föderale Budget-Kasse zahlen dem Vernehmen nach ohnehin nur noch Dubai (marginal) und Abu Dhabi (substanziell) ein. Das direkt neben Dubai gelegene Emirat Schardscha leidet auch 2010 unter der unerträglichen Sommerhitze, weil es an Gas und Diesel für seine Kraftwerke und damit an Strom für die Klimageräte fehlt. Dies erinnert mehr an arme Länder als an das Über-Morgenland, das noch vor wenigen Jahren umjubelt wurde. Für deutsche Unternehmen bleiben die VAE dennoch, zum Teil auch gerade wegen der Schwachstellen, weiterhin ein sehr attraktiver Partner - zumindest solange es noch in Abu Dhabi und insgesamt auf der arabischen Halbinsel viele Petro-Dollars gibt. Vor allem die vielen großen Infrastrukturprojekte - Straßen und Eisenbahnen, Flug- und Seehäfen, Strom- und Wasserversorgung, Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen - bieten Beteiligungschancen. Gleichzeitig bleiben der Flughafen von Dubai und der Hafen Jebel Ali mit seiner angrenzenden Freizone bis auf Weiteres der attraktivste Hub der Region. Zu Recht sitzt die große Mehrheit der in der Region vertretenen internationalen Unternehmen in Dubai und regiert von dort ihre www.gtai.de 3 Handelsreiche, die zum Teil bis weit nach Zentralasien, Südostasien und die afrikanische Ostküste herunter bis Kapstadt reichen. Entwicklung der Kaufkraft Aufgrund der internationalen Finanzkrise und der auch hausgemachten Immobilienkrise haben viele Arbeitnehmer das Land verlassen, und auch den Touristen sitzt das Geld nicht mehr so locker. Die Immobiliennachfrage ist differenziert zu sehen. Es gibt weiterhin eine sehr reiche einheimische Oberschicht, die sich nahezu alles leisten kann. Gleichzeitig werden unverändert gut bezahlte Spezialisten im Land gebraucht, die für ihre angemieteten Wohnungen und Häuser inzwischen zwar ein Viertel, ein Drittel oder noch weniger zahlen müssen als in den BoomZeiten, von preiswertem Wohnraum aber kann weiterhin nicht die Rede sein. Mangels Alternativen kostet ein Reihenhäuschen mit drei Schlafzimmern in Dubai in guter Lage weiterhin schnell 3.000 Euro im Monat und ein kleines Einraum-Apartment (Studio) 1.000 Euro. Und auch die billigen Arbeitskräfte aus Asien müssen für ihre zum Teil menschenunwürdigen Behausungen satte Preise bezahlen. Die überzogenen Renditeerwartungen und eine kurzfristige Betrachtungsweise beeinträchtigen weiterhin die Nachfrage nach Qualität, die sich unter Umständen erst langfristig rechnet. Wenn das Geld nicht mehr ganz so locker sitzt, wird gespart. Wo in den Immobilienburgen früher teurer Marmor verbaut wurde, erfüllt heute chinesische Billigware mitunter den gleichen Zweck. Bei Maschinen und anderen technischen Einsatzmitteln ist es ähnlich. Lieferanten von Qualitätstechnik, wie Deutschland sie herstellt, werden unter dieser Entwicklung 2010 und 2011 besonders zu leiden haben, glauben Beobachter, während Billiglieferanten ihren Vormarsch fortsetzen dürften. Konjunktur der Bauwirtschaft Vor der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers summierten sich in Dubai alle vorstellbaren Bauprojekte auf über eine Billion US-Dollar. Wurden in den VAE 2008 noch Bauaufträge in Höhe von 50 Mrd. $ vergeben, waren es ein Jahr später nur noch 15 Mrd. $, hat die Fachzeitschrift MEED nachgerechnet. Alleine in Dubai wurden Vorhaben in einer Größenordnung von 300 Mrd. $ auf Eis gelegt oder storniert. Obwohl viele Arbeiter und Fachkräfte ihre Koffer packen und etliche Firmen ihre Baukräne verkaufen mussten, blieb der befürchtete Zusammenbruch des Bausektors aus. Wer in Dubai nichts mehr zu tun hatte, zog weiter nach Abu Dhabi, nach Saudi-Arabien und Katar. Wer keine Häuser mehr baute, sattelte auf Straßenbau um. Der Gesamtwert aller in den GCC-Staaten vergebenen Projektaufträge - vom Hoch- und Tiefbau über Kraftwerke bis hin zu Ölanlagen - summierte sich 2009 auf 161 Mrd. $, sagt MEED, 7% mehr als im Jahr zuvor. Nach Einschätzung von ProLeads, einem Project Tracker in Dubai, der ähnlich wie MEED regelmäßig alle Projekte verfolgt und auflistet, addieren sich die aktiven Projekte in den VAE in den drei Jahren 2010 bis 2012 weiterhin auf beeindruckende 392 Mrd. $. Davon sind vier Fünftel im Hoch- und Tiefbau. Auch wenn davon erfahrungsgemäß noch deutliche Abstriche www.gtai.de 4 gemacht und die Projekte zum Teil sehr in die Länge gezogen werden, passiert auch bei konservativer Schätzung immer noch sehr viel. Dies gilt insbesondere für das an Öl überaus reiche Abu Dhabi, das erst mit Verspätung mit der Modernisierung seiner Wirtschaft begonnen hat. Gemessen an den eigenen Ansprüchen ist noch auf Jahrzehnte hinweg viel zu tun: Große neue Stadtgebiete werden aus der Wüste gestampft, moderne Infrastrukturen geschaffen und riesige Industrieprojekte angeschoben. Das von der geplatzten Immobilienblase betroffene Dubai will zumindest weit fortgeschrittene Vorhaben noch fertigstellen, und das alleine ist noch beachtlich viel. Gleichzeitig müssen landesweit umfangreiche Infrastrukturvorhaben vor allem im Bereich Strom und Wasser fortgesetzt werden. Dubai wird wegen Gigantomanie und mangelhaftem Umgang mit seiner Zahlungskrise in der internationalen Presse gescholten, die Schwarz-Weiß-Malerei in manchen deutschen Publikationen trifft aber oft nicht den Punkt. Aktive Bauprojekte in den VAE 2010 bis 2012 (in Mrd. US$) *) Sektor 2010 Hoch- und Tiefbau ..Gebäude ....Geschäftsbauten ....Bildungssektor ....Gesundheitssektor ....Hotels ....gemischte Nutzung ....Wohnungen ....Einzelhandel ..Infrastruktur (Wasserwege, Kais, künstliche Inselgewinnung) ..Freizeitanlagen ..Transport (Flughäfen, Eisenbahnen, Straßen) Strom Wasser Öl Gas Petrochemie Industrie Gesamt 144,4 127,5 4,4 1,6 0,6 1,3 104,0 14,0 0,6 6,4 4,3 5,7 5,6 4,4 4,4 1,7 0,5 5,7 166,7 2010 bis 2012 322,2 276,7 7,1 2,7 2,8 2,8 232,3 25,4 0,7 13,3 12,0 19,7 19,7 8,1 16,6 10,8 4,4 9,7 391,6 *) Summen-Abweichungen sind rundungsbedingt Quelle: ProLeads, Stand 17.9.10 Innerhalb der GCC-Staatengemeinschaft haben die VAE weiterhin das höchste Projekt-Budget bei den aktiven Vorhaben. Auf dem zweiten Platz folgt Saudi-Arabien (2010 bis 2012: 273 Mrd. $), dann Katar (70 Mrd.), Kuwait (47 Mrd.) und Oman (34 Mrd.). Wie zukunftsfähig all die Megaprojekte sind, muss sich zeigen, Zweifel sind berechtigt. Wer gedacht hatte, die VAE und insbesondere Dubai würden nach der Krise deutlich zurückhaltender auftreten oder mehr auf Nachhaltigkeit setzen, hat sich getäuscht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen setzen die VAE weiterhin auf ungezügelte Expansion. "Sparen" ist in einheimischen Kreisen ein Unwort schlechthin: Benzinschluckende Großfahrzeuge oder zylinderreiche Sportwagen haben den höchsten Prestigewert. Bei Gebäuden stehen riesige, kaum isolierfähige Glasfassaden weiterhin hoch im Kurs, und selbst bei "sparsamsten" Empfängen biegen sich die Tische vor Überfluss, der nachher den Vorschriften entsprechend weggeworfen werden muss. www.gtai.de 5 Mit Leichtigkeit könnten die VAE - rein technisch gesehen - riesige Mengen Strom und (entsalztes) Wasser sparen, könnten über höhere Preise die Verschwendung ihrer Ölreserven begrenzen. Ernsthafte Anstrengungen aber gibt es bislang nicht. Lieber werden vier neue Atomkraftwerke bestellt, den Auftragnehmern kann es recht sein. Wer sich dagegen mit der Weltklimaproblematik beschäftigt und über eine globale Nachhaltigkeit nachdenkt, wundert sich zumal im Islam grobe Verschwendung, "haram", also verboten, ist. VAE-Bauprojekte beziehungsweise -Ausschreibungspakete im Überblick *) Zahl 581 63 46 21 4 714 400 62 1.176 Status Budget in Mrd. US$ Durchführung Ausschreibung Design Geplant Studie Zwischensumme Gestoppt Storniert Gesamt 538,3 59,6 41,4 65,9 13,3 718,5 478,6 18,2 1.215,3 *) Hoch- und Tiefbau; ohne Chemie-, Industrie-, Öl-, Gas-, Wasser- und Stromprojekte Quelle: ProLeads, Stand 22.9.10 Die größten Bauprojekte der VAE (Budget in Mrd. US$) Projekt Developer Status Jumeirah Gardens Development - Masterplan Meraas Development Gestoppt Budget 95,0 Dubailand - Bawadi Development Project Masterplan Tatweer Durchführung 54,0 Mohammed Bin Rashid Gardens City Masterplan Dubai Properties Gestoppt 54,0 The Palm Deira Development - Masterplan Nakheel Gestoppt 40,0 New Capital City - Khalifa City - Abu Dhabi Abu Dhabi Urban Planning Council Geplant 40,0 Yas Island Development - Abu Dhabi Masterplan Aldar Properties PJSC Durchführung 38,8 Nakheel Harbour & Tower Development (Al Burj Tower) Nakheel Gestoppt 38,0 Al Maktoum International Airport - Dubai World Central Project - Jebel Ali - Residential City Masterplan Dubai Department of Civil Aviation Ausschreibun g 33,0 Dubai World Central Project (vormals bekannt als Jebel Ali Airport City Project) - Commercial City - Masterplan Dubai Department of Civil Aviation Gestoppt 30,0 White Bay Development - Umm Al Quwain Masterplan Al-Murjan Real Estate Durchführung 29,6 Saadiyat Island Development - Masterplan Tourism Development and Investment Company (TDIC) Durchführung 22,9 Masdar City - Abu Dhabi - Masterplan Masdar Durchführung 22,0 Dubailand - Downtown - Universal City Dubailand - Masterplan Tatweer Gestoppt 22,0 Dubailand - Sports & Outdoor World - Motorcity - Masterplan Union Properties PJSC Durchführung 19,0 www.gtai.de 6 La Ville Contemporaire Development - Lagoon Project (vormals Seven Pearls) - Masterplan Sama Dubai Gestoppt 17,7 Dubai Waterfront Development - Masterplan Nakheel Durchführung 14,5 Al-Zorah Development - Masterplan Solidere - Ajman Government JV Design 13,6 Al-Raha Beach Complex - Masterplan Aldar Properties PJSC Durchführung 13,2 Culture Village Project (vormals Arabian Bays) Masterplan Dubai Properties Durchführung 13,1 Port Rashid Redevelopment - Dubai - Masterplan Nakheel Durchführung 12,0 Downtown Jebel Ali - Masterplan Limitless Durchführung 12,0 Dubailand - Downtown - Mudon Development Masterplan Dubai Properties Durchführung 11,0 Dubai Waterfront Development - Arabian Canal Masterplan Limitless Durchführung 10,0 Ghantoot Green City - Masterplan International Capital Trading (ICT) Gestoppt 10,0 Arzanah Development - Abu Dhabi - Masterplan Capitala Durchführung 9,0 Al-Reem Island Development (Abu Shuoom Island Development - Emirates Pearl) - Najmat Project - Masterplan Reem Investments Durchführung 7,8 Sheikh Mohammed Bin Zayed City - Masterplan Abu Dhabi Department of Municipalities & Agriculture (DMA) Durchführung 6,5 Al-Reem Island Development (Abu Shuoom Island Development - Emirates Pearl) - Shams Masterplan Sorouh Real EstateCompany Durchführung 6,4 Dubailand - Eco-Tourism World - Al Barari Development - Masterplan Abwab Real Estate - Green Works Durchführung 6,4 Business Bay Development - Masterplan Dubai Properties Durchführung 6,0 Jebel Jais Mountain Resort Development - Ras Al Khaimah - Masterplan Rakeen Development PJSC Gestoppt 5,5 Dubailand - Arjan Project - Masterplan Mizin Gestoppt 5,5 Al Ghadeer - Abu Dhabi - Masterplan Sorouh Real EstateCompany Durchführung 5,4 Mixed-Use Development - Dubai Technology & Media Free Zone (Tecom) - Masterplan Capital Partners Durchführung 5,0 Dubai Investment Park - The Palisades Project Pearl Properties Gestoppt 5,0 Arzanah Development - Shopping Mall & Hotels Mubadala Development Company Majid Al Futtaim Group JV Geplant 5,0 Al Ain Rail Network Abu Dhabi Department of Transport Studie 5,0 Nujoom Development - Masterplan Al-Hanoo Holding Company Durchführung 4,9 Baniyas City - Abu Dhabi - Masterplan Emirates International Investment Company (EIIC) Durchführung 4,5 Dubai World Trade Centre (DWTC) Redevelopment Scheme - Masterplan Dubai World Trade Centre Durchführung 4,4 Dubailand - Downtown - Majan Development Masterplan Dubai Properties Gestoppt 4,1 Sharjah Marina Burooj Properties Studie 4,1 www.gtai.de 7 Porto Dubai Development - Umm Suqeim Masterplan Zabeel Investments Durchführung 4,1 Berjal City Development - Ajman Berjal Real Estate Geplant 4,1 Dubai Technology & Media Free Zone (Tecom) Dubai Pearl Development Pearl Dubai FZ LLC Durchführung 4,0 Desert Snow Village - Masterplan Al Salama International Trading & Marketing Establishment Gestoppt 4,0 South of Shamkha Development - Abu Dhabi Masterplan Abu Dhabi Municipality Ausschreibun g 4,0 UAE Railway UAE Federal Government Geplant 3,9 Al Tallah City - Masterplan Ajman Oasis Gestoppt 3,5 Khor Qurm Beach Development - Port of Arabia Project (Mina al-Arab) - Masterplan RAK (Ras Al Khaimah) Properties Durchführung 3,5 The Universe Development - Masterplan Nakheel Gestoppt 3,4 Umm al Quwain Marina Project - Masterplan Umm al Quwain Government - Emaar Middle East Durchführung 3,3 Ajman International Airport - Main Construction Package Ajman Government Durchführung 3,3 Dubailand - Dubai Studio City (DSC) Masterplan Dubai Properties Durchführung 3,3 Emirates City Development - Masterplan R Holdings Durchführung 3,1 Academic City Development - Masterplan Dubai Education Council Durchführung 3,0 Al-Suwwa Island Development - Masterplan Abu Dhabi Government Durchführung 3,0 Presidential Palace - Ras Al Akhdar Area - Abu Dhabi Abu Dhabi Department of Presidential Affairs Ausschreibun g 3,0 Dubai Light Rail Transport (LRT) Project - Phase 4 Dubai Roads & Transport Authority (RTA) Geplant 3,0 Abu Dhabi Light Rail Project - Masterplan Abu Dhabi Department of Transport Studie 3,0 Khalifa Port & Industrial Zone (vormals bekannt als Mina Zayed Port) - MGM Grand Abu Dhabi Mubadala Development Company Design 3,0 Ajman Marina - Masterplan Tanmiyat Group Durchführung 3,0 Dubai Waterfront Development - Madinat Al Arab Nakheel (Phase 1) - Masterplan Durchführung 3,0 The World Development Masterplan New Capital City - Khalifa City - Infrastructure Nakheel Gestoppt 3,0 Abu Dhabi Urban Planning Council Geplant 3,0 Motor World - Abu Dhabi Aldar Properties PJSC Design 3,0 Quelle: ProLeads, 19.09.10 Die vorstehende Liste ist zweifellos beeindruckend und nach offizieller Lesart auch realistisch. "Dubai ist zurück im Geschäft und die Vision des Emirats ist unverändert", sagte Scheich Mohammad bin Rashid Al Maktoum, Vizepräsident und Premierminister der VAE und Herrscher von Dubai, dem Fernsehsender Bloomberg Ende September 2010. Alle Projekte, die es gebe, würden realisiert. Einige würden sich allerdings um sechs bis zwölf Monate verzögern. Zeitgleich gab die Regierung von Dubai ein neues internationales Anleihen-Programm in US-Dollar bekannt. www.gtai.de 8 Ausländische Beobachter sind weniger zuversichtlich: Viele der in der Boom-Phase entwickelten Projekte ergäben ökonomisch keinen Sinn. Nach dem Absturz gehe es nicht U- oder V-förmig weiter, sondern wie bei einem "L" - angesagt sei also kein steiler Aufschwung, sondern eine lange Konsolidierungsphase. Anders als beim Herrscher von Dubai scheint es unter den Machthabern in Abu Dhabi einen Sinneswandel zu geben. Sie hatten einst sehr lange gezögert, bis sie nach dem Vorbild von Dubai eine Reihe von medienwirksamen Prestigeprojekten ankündigten: Louvre- und Guggenheim-Museen, die Öko-Stadt Masdar, die Petrochemie-Stadt Chemaweyaat und gleich mehrere städtebauliche Vorhaben der Superlative. Jetzt scheinen sie auf die Bremse zu treten. Die Vergabe von neuen Aufträgen stagniert, bei Masdar mehren sich die Fragezeichen, bei Chemaweyaat gibt es endlose Verzögerungen und auch bei vielen anderen städtebaulichen Vorhaben sind die Terminpläne längst Makulatur. Beobachter glauben, dass einst der internationale Prestigewert den Ausschlag gab, heute aber ein spitzer Bleistift regiere und man nun zu der Einsicht komme, dass sich viele der Vorhaben auch bei optimistischen Annahmen nicht rechneten. Wie die Diskussion hinter den Fassaden ablaufen, werden Außenstehende kaum erfahren. Ein großes Projekt anzukündigen, hebt das Prestige. Das Eingeständnis, nun kleinere Brötchen backen zu müssen oder gar Fehler begangen zu haben, wäre unter den Machthabern am Golf ein Novum. Wohnungs- und Gewerbebau Der Wohnungsmarkt ist uneinheitlich: In Abu Dhabi ist Wohnraum äußerst knapp und sehr teuer, in Dubai gibt es hohe Leerstände und der Mietzins sinkt - wenn auch auf hohem Niveau. Gemessen an der Nachfrage baut Abu Dhabi eher zu wenig und Dubai immer noch viel zu viel. In Dubai wird das Preisniveau zum Teil künstlich hochgehalten. Vermögende Eigentümer können es sich offensichtlich weiterhin leisten, ihre Objekte leer stehen zu lassen. So mancher Vermieter ist noch an Renditen von zum Teil weit über 20% pro Jahr gewöhnt und verzichtet lieber auf eine Einnahme, als seine Wohnung "unter Wert" zu vermieten. So gibt es reihenweise Hochhäuser, deren Wohnungen nicht auf den Markt kommen, weil dies die Preise verderben würde. Neue Objekte werden mitunter auch erst nach großer Verspätung an die Stromund Wasserversorgung angeschlossen, ohne dass die Gründe ausreichend transparent wären. Zudem könnten nach Ansicht von Marktkennern bis zu 90% des Immobilienmarktes von Dubai unter der direkten oder indirekten Kontrolle des Herrscherhauses und der befreundeten Großfamilien stehen. Dies würde erklären, warum der Mechanismus von Angebot und Nachfrage nicht richtig funktioniert. Innerhalb der VAE gibt es ein großes Preisgefälle: Abu Dhabi hat einen akuten Wohnungs- und Büromangel und erzielt deshalb die höchsten Mietpreise. Wer sich als Arbeitnehmer diese nicht leisten kann (und wem Abu Dhabi zu langweilig ist), lebt in Dubai und pendelt jeden Tag die etwa 150 km lange Autobahnstrecke. In Dubai wiederum arbeiten viele Menschen, die sich Dubai nicht leisten können und deshalb im nördlich angrenzenden Emirat Schardscha wohnen. www.gtai.de 9 Ähnlich verhält es sich bei Gewerbeobjekten: Abu Dhabi ist am teuersten, Dubai liegt in der Mitte und die kleinen nördlichen Emirate Ras al Chaima, Fudschaira, Umm al Kaiwain und Adschman sind am billigsten. Für deutsche Unternehmen, die in den VAE eine gewerbliche Immobilie suchen, kommt von den kleinen nördlichen Emiraten vermutlich nur das gut organisierte Ras al Chaima mit seiner RAK Free Zone in Frage. Im Dubai International Finance Centre (DIFC) kostet der Quadratmeter etwa 90 $ im Monat, in anderen Büros in der Nachbarschaft 60 $, im Dubai-Durchschnitt lediglich 38 $. Das Beraterunternehmen Landmark Advisory rechnet für 2011 mit Büroleerständen von 53% und für 2014 sogar mit 58%. Insgesamt werden die Preise in Dubai nach Ansicht von Beobachtern wegen der fortgesetzten Bautätigkeit weiter sinken. Von allen Regeln und Durchschnittspreisen gibt es allerdings auch Ausnahmen und markante Abweichungen. So stehen Spitzenobjekte unverändert hoch im Kurs: Im DIFC und in anderen Top-Adressen an der Sheik Zayed Road gibt es weder Leerstände noch Preisnachlässe. Bei Wohnungen erwartet Landmark Advisory 2012 einen Höchst-Leerstand von 25 bis 28%. In Abu Dhabi dürfte derweil in den nächsten zwölf bis 36 Monaten eine Reihe von Wohnungs- und Bürogebäuden fertiggestellt werden und die überhöhten Mieten nach unten drücken. Mietpreise und Leerstand in ausgewählten MENA-Ländern Abu Dhabi Doha Kuwait Stadt Manama Dubai Riyadh Muskat Jeddah Amman Kairo Durchschnittl. mtl. Büromiete (in US$/qm) Gewerblicher Leerstand (in %) Durchschnittl. mtl. Wohnungsmiete (in US$) 51 50 42 24 38 33 23 25 16 39 3) 3 20 40 10 38 20 5 10 10 0 3.500 3.000 2.000 2.000 1.900 1.500 1.100 1.000 800 800 1) Grade-A-Immobilie; 2) hochwertige Wohnung mit zwei Schlafzimmern; 3) Innenstadt von Kairo, Miete für weitere Gebiete: 24 bis 35 $/qm Quelle: MEED, 24-30 Sept. 2010 Kraftwerksbau/Wasserversorgung Damit all die neuen Wohngebiete auch mit Strom und Wasser versorgt werden können, bedarf es größter Anstrengungen, neue Kraftwerke und Wasserentsalzungsanlagen zu bauen. In den nördlichen Emiraten reicht die Stromversorgung schon jetzt nicht mehr aus. In Dubais Nachbaremirat Schardscha sind wiederholt die Lichter ausgegangen. Ausgerechnet in der heißesten Jahreszeit konnte die Stromerzeugung nicht mehr Schritt halten. Wochenlang gab es täglich bis zu zwölf Stunden unangekündigte Abschaltungen. Betroffen war immerhin ein Fünftel der VAE-Bevölkerung. In den eng belegten Arbeitersiedlungen mussten viele Bewohner auf der Straße schlafen, weil es dort nachts kühler ist. www.gtai.de 10 Die größten Stromprojekte beziehungsweise -Ausschreibungspakete der VAE (in Mrd. US$) *) Projekt Entwickler/Träger Status Budge t Nuclear Power Plant in Abu Dhabi ENEC Durchführung Coal-fired Power Plant in Dubai DEWA Studie 5,0 Hassyan Power Plant (Station P) - Phase 3 DEWA Storniert 4,0 Hydrogen Power and Desalination Plant - Ras Hassyan DEWA Durchführung 3,0 Hassyan IWPP - Power DEWA Design 3,0 Hamriya Power & Desalination Plant - Phase 3 - Power SEWA Gestoppt 2,7 Hassyan Power & Desalination Plant (Station Q) - Phase 1 Power DEWA Storniert 2,6 Hydrogen Power Plant in Abu Dhabi Design 2,2 Coal Fired Power Plant Hydrogen Power Abu Dhabi Ajman Government Durchführung 2,0 Coal Fired Power Plants - UAE DEWA Storniert 2,0 Shuweihat IWPP S3 - Power ADWEA Geplant 2,0 Fujairah IWPP 2 - Power ADWEA Durchführung 2,0 Abu Dhabi IWPP - Power ADWEA Geplant 1,5 Shuweihat IWPP S2 - Power ADWEA Durchführung 1,5 Taweelah C IWPP - Power ADWEA Studie 1,2 Al Wasit Power Station Conversion SEWA Studie 1,1 Coal Fired Power Plant in Abu Dhabi Taqa Studie 1,0 Jebel Ali Station M Phase 1 - Power DEWA Durchführung 1,0 15,0 *) Abkürzungen: ADWEA = Abu Dhabi Water and Electricity Authority; DEWA = Dubai Electricity and Water Authority; ENEC = Emirates Nuclear Energy Corporation; FEED = FrontEnd Engineering and Design; IWPP = Independent Water and Power Project; SEWA = Sharjah Electricity and Water Authority; Taqa = Abu Dhabi National Energy Company Quelle: ProLeads, Stand 19.9.10 Die größten Wasserprojekte beziehungsweise -Ausschreibungspakete (in Mrd. US$) *) Projekt Entwickler/Träger Status GCC Water Grid GCCIA Planung 3,9 Hassyan Power & Desalination Plant (Station Q) Phase 1 - Entsalzung DEWA Storniert 1,4 Hassyan IWPP - Wasser DEWA Design 1,0 Shuweihat IWPP S2 - Entsalzung ADWEA Durchführung 1,0 Shuweihat IWPP S3 - Entsalzung ADWEA Planung 1,0 www.gtai.de Budget 11 Hamriya Power & Desalination Plant - Phase 3 Entsalzung SEWA Gestoppt 1,0 Jebel Ali STP Phasen 2 bis 4 Dubai Municipality Design 1,0 Abu Dhabi Emirate Sewage Upgrade - Mafraq & Zakher STPs ADSSC Durchführung 0,9 2 Wastewater Plants in Abu Dhabi und Al Ain ADWEA Durchführung 0,8 Fujairah IWPP 2 - Entsalzung ADWEA Durchführung 0,8 Jebel Ali Station M Phase 1 - Entsalzung DEWA Durchführung 0,8 Abu Dhabi IWPP - Entsalzung ADEWA Planung 0,7 Fujairah Al Ain Water Pipeline Abu Dhabi Transmission and Despatch Company (Transco) Durchführung 0,6 Strategic Tunnel Enhancement Program (STEP) Pumpstationen ADSSC Ausschreibung 0,6 Abu Dhabi Emirate Sewage Upgrade - Wathba & Saad STPs ADSSC Durchführung 0,6 Water & Wastewater Utilities JAFZA Gestoppt 0,6 Umm Al Quwain Entsalzungsanlage Imdad Gestoppt 0,6 Umm Al Quwain Water Transmission & Distribution Imdad Gestoppt 0,6 Ajman Two Entsalzungsanlage FEWA Durchführung 0,5 Hassyan Seawater Intake and Outfall System DEWA Storniert 0,5 Hassyan Power & Desalination Plant (Station P) Phase 2 - Entsalzung DEWA Storniert 0,5 *) Abkürzungen: ADSSC = Abu Dhabi Sewerage Services Company; ADWEA = Abu Dhabi Water and Electricity Authority; DEWA = Dubai Electricity and Water Authority; FEWA = Federal Electricity and Water Authority; GCCIA = GCC Interconnection Authority (Partner: Oman, Saudi-Arabien, VAE); IWPP = Independent Water and Power Project; JAFZA = Jebel Ali Free Zone Authority; SEWA = Sharjah Electricity and Water Authority Quelle: ProLeads, Stand 22.09.10 www.gtai.de 12 Transportinfrastruktur Während die Boom-Phasen des Immobiliensektors der Vergangenheit angehören, wird der Infrastrukturbau vorangetrieben. Dubai besinnt sich wieder seiner eigentlichen Stärke, dem Handel, und forciert den Ausbau und die Anbindung seines neuen Riesenflughafens an den Hafen und die Freihandelszone Jebel Ali. Gleichzeitig wird der Ausbau des Metro-Netzes - wenn auch verlangsamt - fortgesetzt, des ersten größeren Projekts des öffentlichen Nahverkehrs am Golf überhaupt. Bei weiteren Vorhaben denkt Dubai über privat-öffentliche Gemeinschaftsprojekte nach. Abu Dhabi hat begonnen, die verstopften Straßen seiner Innenstadt durch neue Tunnelbauten zu entlasten, und setzt gleichzeitig auf den Ausbau eines schienengebundenen öffentlichen Nahverkehrssystems. Mit der Errichtung eines neuen Großhafens zwischen Dubai und Abu Dhabi sowie einer angrenzenden Freihandelszone wurde begonnen. Beobachter sprechen allerdings von deutlichen Verzögerungen. Baufirmen und Zulieferer Die VAE haben mit vielen Projekten technisches Neuland betreten, ob es nun eine künstliche Insel ist aus verdichtetem Sand oder das höchste Bauwerk der Welt, für das ein deutsches Unternehmen gekühlten Flüssigbeton in nie dagewesene Höhen pumpen musste. Bei all diesen architektonisch und bautechnisch anspruchsvollen Projekten sind die Emirate in hohem Maße auf ausländisches Know-how und ausländische Zulieferung angewiesen. Wegen des insgesamt hohen Bedarfs hat sich aber auch eine einheimische Bau- und Zulieferbranche entwickelt, die mittlerweile auf hohem Niveau arbeitet und in den vergangenen Jahren so viel dazu gelernt hat, dass sie nun im Ausland Aufträge gewinnt. Für ausländische Zulieferer und Dienstleister sind die VAE mittlerweile ein beruhigter, aber weiter höchst interessanter Markt. Wer in Dubai etwas vorzeigen kann, der hat für die Nachbaremirate und -länder die richtigen Referenzen. Dies gilt vor allem mit Blick auf Saudi-Arabien, das mit neuen Mega-Stadtprojekten ein neues Kapitel in der Landesentwicklung aufschlägt. Einheimische Baufirmen führen größere Bauvorhaben oft in Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen durch. Das gilt besonders für die anspruchsvolleren Projekte. Britische Firmen haben unter den Ausländern in den VAE den größten Marktanteil. Das hat teilweise historische Gründe, weil Großbritannien bis 1971 Protektoratsmacht in den Emiraten war. Hinzu kommt der Faktor Bildung: Die Entscheidungsträger in den VAE haben oft im Vereinigten Königreich oder in den USA studiert und sind mit diesen Ländern besser vertraut. Umweltschutz und nachhaltiges Bauen Charakteristisch für den Bausektor der VAE ist die auf kurzfristige Gewinne ausgerichtete Strategie der Investoren. Die hohen Preissteigerungen in der Vergangenheit hatten die Rendi- www.gtai.de 13 teerwartungen explodieren lassen. Diese hohen Erwartungen nun auf ein Normalmaß zurückzuführen will bislang nicht gelingen. Langfristige Überlegungen, etwa über den wirtschaftlichen und energieeffizienten Betrieb von Gebäuden, haben deshalb noch nicht die Bedeutung, die sie verdienen. Es wird erwartet, dass eine Immobilie innerhalb weniger Jahre die Investitionskosten wieder einfährt. Bei billig hochgezogenen Wohnungsbauten ist der in wenigen Jahren bevorstehende Abriss mit einkalkuliert. Bei dem Gros der Gebäude sind die aktuellen Baukosten entscheidend, nicht die langfristigen Betriebs- und Sanierungskosten. Viele Immobilien - ob Wohnungen, Bürobauten, ShoppingMalls oder Hotels - haben im internationalen Vergleich weiterhin extrem hohe Betriebs- und Wartungskosten. Dank subventionierter Preise sind Energie- und Wasserverschwendung unverändert an der Tagesordnung. Offen bleibt die Frage, wann die VAE die Kurve zu mehr Energieeffizienz und erneuerbaren Energien bekommen. Das CO2-freie Öko-Vorzeigeprojekt Masdar muss erst noch zeigen, ob es eine Stadt der Zukunft werden kann oder nur ein Potemkinsches Dorf. Der Energiesektor setzt mit vier geplanten Atomkraftwerken fragwürdige Signale, hat gleichzeitig aber auch einen Versuchsballon gestartet: ein erstes 100-MW-Solarkraftwerk, dessen Strom später massiv subventioniert wird. Im Bausektor gibt es erste Stimmen, die von "grünem Bauen" und besserer Isolierung reden, die Realitäten aber sehen immer noch anders aus. Viel mehr als ein wassersparender Duschkopf ist erst einmal nicht drin. Wenn es einmal ein Umdenken gibt, sagen Beobachter, dann weniger aus ökologischer Einsicht als aus knallharter Kostenkalkulation. Solange aber die gesamte Wirtschaft von den billigen Energiepreisen gestützt wird - der Begriff Subvention ist verpönt -, wird es kaum zu einem Sinneswandel kommen. Entwicklung in verschiedenen Zulieferbranchen In den Bauzulieferbranchen gab es in den letzten Jahren ein kräftiges Auf und Ab. Vor allem Mitte 2008 erreichte die Nachfrage einen Höhepunkt, wo dem, der schnell liefern konnte, kräftige Extra-Gewinne winkten. Ein Jahr später kam es dann zu einem Einbruch, von dem sich die Branche aber bislang einigermaßen gut erholt hat; 2010 verspricht wieder ein "normales" Jahr zu werden mit Importen, die schon wieder an das Niveau von 2007 anknüpften. Ausgewählte VAE-Importe von Baumaterialien und baurelevanten Produkten (in Mio. US$) *) SITC-Code/Waren/Lieferland 2007 2008 2009 24 Kork und Holz ..Malaysia ..Deutschland ..Rumänien ..Neuseeland 533 Pigmente, Farben, Lacke ..Saudi-Arabien ..Spanien ..USA ..Belgien ..Deutschland 405,7 61,4 19,1 59,4 29,0 440,7 81,3 42,8 33,0 28,3 38,8 424,5 72,2 52,9 51,5 35,1 487,4 88,5 37,0 45,7 30,3 47,0 258,1 44,5 39,8 27,0 22,1 395,3 70,3 49,2 33,4 29,2 29,2 www.gtai.de 14 ..Italien ..Niederlande ..Vereinigtes Königreich 63 Kork- u. Holzwaren (ohne Möbel) ..VR China ..Malaysia ..Indonesien ..Deutschland ..Indien ..Österreich 661 Kalk, Zement, bearbeitete Baustoffe ..VR China ..Indien ..Italien ..Japan ..Thailand ..Frankreich 662 Baumaterial aus keramischen und feuerfesten Stoffen ..VR China ..Italien ..Spanien ..Deutschland 664 Glas ..VR China ..USA ..Indien ..Japan ..Kuwait ..Saudi-Arabien 67 Eisen und Stahl ..Türkei ..Korea (Rep.) ..VR China ..Indien ..Ukraine ..Japan ..Katar ..Saudi-Arabien ..Frankreich ..Deutschland 723 Bergbau- und Baumaschinen ..USA ..Japan ..Deutschland ..Vereinigtes Königreich ..Italien 741 Klimaanlagen, Teile ..USA ..Deutschland ..Korea (Rep.) ..VR China ..Thailand ..Italien 38,2 27,2 43,7 738,8 183,7 101,1 142,0 30,9 32,0 19,4 963,3 209,3 140,8 75,9 9,5 67,8 7,5 299,6 35,7 34,9 37,7 869,2 238,3 107,9 144,2 51,4 36,4 44,0 1.182,4 284,7 207,0 81,8 34,1 81,2 18,3 388,7 28,6 26,5 24,7 563,1 185,6 57,6 57,5 33,0 18,5 16,6 795,7 131,3 114,0 83,2 60,8 39,9 32,4 328,9 95,6 47,6 35,5 15,0 394,9 60,2 61,3 23,5 4,2 0,7 23,1 7.482,5 1.759,5 354,9 1.054,2 437,2 501,4 721,1 220,9 276,7 155,7 173,0 2.137,8 557,0 322,4 222,6 177,7 147,1 1.469,2 229,3 80,7 135,1 136,8 151,3 157,5 128,7 56,7 55,3 20,0 486,1 88,3 77,3 27,6 7,2 35,5 46,1 15.316,2 5.891,7 591,4 2.593,0 856,4 886,0 755,6 264,6 321,1 389,3 243,6 3.227,4 923,5 575,6 282,0 276,5 242,5 1.930,8 267,1 240,1 120,1 211,6 169,4 210,8 118,5 43,0 34,3 17,5 490,5 107,8 66,6 48,7 45,4 38,2 28,2 5.819,5 900,2 753,6 523,8 484,4 461,9 432,8 237,8 230,9 201,1 194,5 2.057,6 673,6 225,1 206,1 164,0 110,4 2.102,9 272,9 221,0 212,3 206,0 171,4 166,4 *) Anmerkung: Die VAE haben kein ausgeprägtes Statistikwesen. Die systematische Erhebung von Handelsdaten ist erst im Aufbau. Statistiken über die VAE sind deshalb mit Vorsicht zu genießen. Quelle: UN Comtrade www.gtai.de 15 Innenausbau und Bauschreinerarbeiten Häuser und Wohntürme werden grundsätzlich mit Einbauküche und Einbauschränken verkauft und vermietet. Von sehr wenigen Luxusobjekten abgesehen, ist der Ausbau meist billig. Es ist nicht unüblich, dass sich in der Küche nach wenigen Jahren das Furnier löst, die Schrankscharniere defekt sind oder die Griffe abfallen. Deutsche Anbieter haben eine Chance bislang nur im Luxussegment, das klein aber fein ist. Büroräume werden dagegen in der Regel "core and shell" vermietet, das heißt im Rohbauzustand. Der Mieter muss sich dann selbst um Fußboden, Decke, Zwischenwände, Elektrik und IT-Verbindungen kümmern. Der Vermieter bestimmt meist die zu wählende InnenausbauFirma und die Telefongesellschaft. Der Vermieter verspricht sich davon ein einheitliches Niveau im Gebäude; gut möglich, dass solche Regeln für den Vermieter noch andere Vorteile haben. Zieht der Mieter aus, können Vermieter oder Nachmieter verlangen, dass jeglicher Innenausbau zu Lasten des Mieters beseitigt wird. Diese Praxis ist für Mieter - insbesondere für kurzfristige Mieter - ein sehr teures Vergnügen. Konsequenz sind Innenausbauten, bei denen zwar das Aussehen wichtig ist, an deren Qualität aber gerne gespart wird. Es gibt allerdings auch Qualitätsnischen: Wer in schwierigen Zeiten mit einem neuen Hotel auf den Markt will, muss optisch etwas bieten - und zwar nicht nur von außen. Das Gleiche gilt für Unternehmen, die längerfristig in ein neues Büro investieren und ihre Kunden beeindrucken wollen. Da kann das Motto "Hauptsache gut und teuer" leicht ins Extrem gehen. Deutschland lieferte 2009 für 17,4 Mio. Euro Waren für Bauschreinereiarbeiten (SITC 6353) in die VAE. Fenster und Türen aus Eisen und Stahl In den glitzernden Hochhauspalästen der VAE sind moderne Fenster und Türen aus Eisen und Stahl beliebt. Deutschland lieferte 2009 entsprechenden Waren (SITC 69113) für 8,0 Mio. Euro. Glas Bei den großen Bauvorhaben der VAE wird seit vielen Jahren in großem Umfang auf Glasfassaden gesetzt - beste Voraussetzungen für den Aufbau einer eigenen Glasindustrie. Deren dominierender Vertreter ist die Glas LLC mit den Töchtern Emirates Glass und Emirates Float Glass. Beide Unternehmen haben ihre Kapazitäten in den letzten Jahren vervielfacht und exportieren mittlerweile in großem Umfang in die Region und darüber hinaus. Als großer Erfolg gilt die Energiesparmarke "EmiCool", die auch in Afrika, Asien und Europa vertrieben wird. Klempnerbedarf und Sanitärkeramik Bei Klempnerbedarf und Sanitärkeramik gibt es einen langsamen Trendwechsel. Noch vor wenigen Jahren wurde selbst in teuren Luxushotels billigste Standardware eingebaut, weil die www.gtai.de 16 Auftraggeber den Unterschied zwischen teurer Markenware und billigen Imitaten nicht unterscheiden konnten und lediglich der Preis zählte. Inzwischen haben alle Beteiligte dazugelernt und sind nun eher bereit, auch für ein modernes Design mehr Geld auszugeben - zumindest in prestigeträchtigen Gebäuden. Die VAE verfügen über eine eigene nennenswerte und vergleichsweise gute Produktion von Klempnerbedarf und Sanitärkeramik. Das Unternehmen RAK Ceramics ist ein international bekannter Branchenteilnehmer. Die entsprechenden deutschen Exporte (SITC 812) in die VAE beliefen sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 2009 auf 6,0 Mio. Euro. Aluminium und Kupfer Die VAE verfügen mit Emirates Aluminium über einen Weltproduzenten von Aluminium. Dem nachgelagert ist eine Reihe von Weiterverarbeitern, welche die lokale Nachfrage nahezu vollständig decken können. Aluminium ist ein bevorzugtes Material der VAE-Bauindustrie und wird zum Beispiel für Tür- und Fensterrahmen verwendet. Dabei hat es Holz zum großen Teil verdrängt. Kupferrohre müssen bislang importiert werden. In Taweelah, im Emirat Abu Dhabi, soll allerdings die erste Kupferrohrfabrik der Region gebaut werden. Baustahl Die Eisen- und Stahlpreise in den VAE erinnerten in der Vergangenheit oft an Achterbahnfahrten. Dabei verstärkt Spekulation häufig die normalen Schwankungen von Angebot und Nachfrage. Im Frühjahr 2010 gab es einen starken Anstieg der Preise, im Sommer mit dem sich anschließenden Fastenmonat Ramadan folgte dann eine Stabilisierung und es mehrten sich die Anzeichen für spürbar fallende Preise. Die Nachfrage ist in dieser Jahreszeit üblicherweise schwach, die Lager sind gefüllt und es gibt einen Angebotsüberhang. In den Boom-Zeiten waren hohe Produktionskapazitäten aufgebaut worden, die nun ausländische Absatzmärkte suchen müssen. Lokale Händler sprechen zudem von einem Überangebot aus der VR China, der Türkei und Osteuropa "zu Dumpingpreisen". Vertreter dieser Länder sehen dies anders: Es seien die arabischen Golfländer, deren Produktionskosten viel zu hoch seien - trotz der stark subventionierten Energiepreise. Zement Die VAE haben mehrere große Zementfabriken, welche die nationale Nachfrage mehr als befriedigen können. Einige Einsatzstoffe müssen zum Teil importiert werden. Die inländische Nachfrage nach Zement dürfte 2010 um 30% niedriger sein als 2009 und 45% niedriger als im Boom-Jahr 2008. Produktionsüberschüsse sollen exportiert werden. Die Netto-Margen der Branche liegen mit derzeit etwa 40% weiterhin über dem internationalen Mittel. Für die indi- www.gtai.de 17 sche Firma Ultratech Cement war dies kürzlich der Hauptgrund, sich mit 80% an der ETA Star Cement Co. zu beteiligen und dadurch einen Fuß in die Türe des GCC-Marktes zu bekommen. Marmor und Granit Fußböden sind in den VAE nahezu ausschließlich aus Stein. Teppichboden war in der Vergangenheit gefragt, ist nun aber deutlich auf dem Rückzug. Auch Linoleum, Vinyl und Holz sind als Fußbodenbelag nicht sonderlich populär. Steinmosaike und keramische Platten werden in großem Stil verwendet, haben aber den Ruf einer Billiglösung. Steine für Fußböden werden nahezu ausschließlich fertig poliert importiert. Klimatechnik Wegen der Hitze in den VAE ist dort ein Leben ohne Klimatechnik nicht mehr vorstellbar. Die Bauweise hat sich bislang nicht sonderlich den klimatischen Gegebenheiten angepasst. Von der alten arabischen Architektur mit ihren kühlen und Schatten spendenden Innenhöfen ist nichts zu sehen. Gebäude müssen deshalb das ganze Jahr über gekühlt werden. Der Energieaufwand ist im internationalen Vergleich extrem hoch. Typischerweise verdoppelt sich in den VAE die Spitzenlast in den Sommermonaten gegenüber dem Winter, was allein auf die Klimatisierung zurückzuführen ist. Beim Pro-Kopf-Elektrizitätsverbrauch liegen die VAE mit an der Weltspitze. Ein monatlicher Elektrizitätsverbrauch von 3.000 kWh und mehr für einzelne Häuser ist die Regel, was grob dem Jahresverbrauch eines Haushalts in Deutschland entspricht. Aus der Sicht der Verbraucher ist dieser enorme Verbrauch nur tragbar, weil Strom und Wasser - noch - hoch subventioniert werden. Die Kilowattstunde kostet in den VAE je nach Emirat umgerechnet zwischen drei bis vier Eurocent. Bei einem europäischen Preisniveau für Elektrizität wäre das Gros der VAE-Gebäude unwirtschaftlich. Übergreifender Trend auf dem Klimatisierungsmarkt ist der Vormarsch von Fernkälte (District Cooler). Namhafte Marktteilnehmer sind unter anderem die National Central Cooling Company (Tabreed), die Emirates Central Cooling Systems Corporation (Empower), Palm District Cooling, CityCool, Emaar District Cooling und die Emirates District Cooling Company. Fernkälte benötigt deutlich weniger Energie als individuelle Klimageräte. Ende September 2010 waren in den VAE fünf Cooling Plants mit einem Gesamtbudget von 1,4 Mrd. $ im Bau. Kräne und Baumaschinen Im Boom-Jahr 2008 importierten die VAE Turmdrehkräne (SITC 74434) im Wert von 517 Mio. $, soviel wie kein anderes Land der Welt. Davon kam nach VAE-Angaben ein Fünftel aus Deutschland. Ein Jahr später ist das Geschäft auf nahezu Null abgesackt. Nach deutschen Angaben (VAE-Zahlen liegen noch nicht vor) wurden 2009 lediglich für 0,4 Mio. $ Turmdrehkräne in die VAE geliefert - "vielleicht ein paar Ersatzteile", sagen Händler. www.gtai.de 18 Tot ist das Geschäft mit Baumaschinen (SITC 723) allerdings nicht. Zwar werden derzeit keine Kräne mehr gebraucht, wohl aber Maschinen für Infrastrukturprojekte. Während in Dubai viele Straßenprojekte und die erste Metrolinie fertiggestellt sind und sich auf den verbliebenen Infrastrukturbaustellen aus Geldmangel nur noch wenig tut, hat das reiche Abu Dhabi erst losgelegt und Teile der Innenstadt in eine Großbaustelle verwandelt. Chancen für deutsche Unternehmen Die Lieferchancen für deutsche Unternehmen waren auch in Boom-Zeiten nie so gut, wie es auf den ersten Blick schien. Allen Prestigebauten zum Trotz verlangen die VAE mehr Masse als Klasse. Die Visionen der Herrscher mögen bis in die Zukunft reichen, die der Entwicklungsgesellschaften gehen oft nur bis zum Projektabschluss. Oberstes Ziel, so scheint es, ist die kurzfristige Rendite. An Folgekosten und späteren Sanierungsbedarf dachte anfänglich kaum jemand. Weil alles schnell gebaut werden musste und qualifizierte Facharbeiter auch gar nicht zur Verfügung standen, ließen sich Qualitätsvergleiche häufiger mit Indien als mit Europa ziehen - der südasiatische Hilfsarbeiter bekommt schließlich keinen westlichen Lohn, sondern eher "indische" 5 Euro am Tag. Schon nach 15 Jahren, so lautete die alte Faustregel in Dubai, war ein Haus reif für eine Kernsanierung und nach 25 Jahren für den Abriss. Mittlerweile ist die Bauqualität im Schnitt etwas besser geworden, die Bandbreite aber ist groß. Noch immer gibt es Billigbauten wie vom Fließband, die nur dann länger halten, wenn in ihre Unterhaltung laufend kräftig investiert wird. Sehr viel besser sind dagegen die neuen Prestigebauten geworden, die neuen Luxushotels oder die Vorzeige-Malls. Was sich in den vergangenen Jahren nicht sonderlich verändert hat, ist der Stellenwert der Funktionalität. Das Erscheinungsbild eines Gebäudes ist wichtig, mitunter auch nur das erste Erscheinungsbild am Tag der Fertigstellung, weniger aber die Praktikabilität. Es gibt einst toll aussehende Glastürme mit vorgesetzten Sonnenblenden, die eigentlich nur von ausgesuchten Fassadenkletterern gesäubert werden könnten und deshalb einfach nicht gereinigt werden. Aus dem Inneren ist der einst tolle Blick durch bis zum Boden reichende Glasscheiben so mehr als getrübt. Selbst das neue Vorzeigeprojekt, der 828 Meter hohe Burj Khalifa, ist auf teure Kletterer an langen Seilen angewiesen, wenn es mal gesäubert werden soll. Weil - anders als in Deutschland üblich - fast immer nur von außen nach innen geplant wird, kommt die Funktionalität auch im Inneren oft genug viel zu kurz. Da gibt es schon mal tragende Säulen mitten im Zimmer oder extrem schmale Türen, verwinkelte Erker oder völlig unpraktische Raumaufteilungen. Deutsche Mittelständler können sich bei der Deckung des Massenbedarfs kaum einbringen, sagen Marktkenner, wohl aber in Nischen wie bei Innenausbau und -ausstattung sowie insbesondere da, wo Produkte speziell auf die Nachfrage zugeschnitten sein müssen oder wo aus Prestigegründen Spitzentechnik verlangt wird. Weiterhin gefragt sind auch Spezialserien nach der überspitzt formulierten Devise: teurer deutscher Markenname, aber preiswerte Technik. Die Erfahrung, dass eine billige Lösung längerfristig eine teure Sanierung nach sich zieht, müssen die VAE-Bauherren und ihre Kunden noch machen. www.gtai.de 19 Bei Dienstleistern ist das Problem ein anderes: Rund um den Bau sind sie gefragt, aber Deutschland ist weit weg. Wer mitmachen will, muss nah dran sein und braucht schon aus Kostengründen eine steuergünstige Firma vor Ort. Die aber ist erst einmal sehr teuer: Büroraum, Wohnungsmiete, Gehälter für Fachpersonal - in Dubai und Abu Dhabi kostet das alles ein Vielfaches mehr als in Deutschland. Seit es zudem ein neues Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland gibt, lohnt sich eine Arbeit in den VAE eigentlich nur noch für einen kleinen Personenkreis, der in Deutschland nicht steuerpflichtig ist. „Das neue Abkommen, insbesondere die nunmehr statt der bisherigen Freistellungsmethode enthaltene Anrechnungsmethode, schafft klare Wettbewerbsnachteile für deutsche Unternehmen gegenüber Wettbewerbern auch aus anderen europäischen Ländern“, sagt Peter Göpfrich, Geschäftsführer der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer in den VAE. „Deutschen Unternehmen und deren Niederlassungen in den VAE dürfte es nun sehr schwer fallen, deutsche Fachkräfte für kurz- und mittelfristige Einsätze in den VAE zu gewinnen." Sind die VAE überhaupt der richtige Platz für einen Neuling? Jein. Dubai ist am weitesten entwickelt, strategisch zentral und gut positioniert. Gebaut wird dort noch jahrelang, und saniert wird wohl noch sehr viel länger. Der Markt aber ist aufgeteilt und ziemlich satt. Alle sind da, die Rang und Namen haben. In Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Oman und Bahrain ist dies noch lange nicht der Fall. Zur Jahresmitte 2010 gab es durchaus erste Indizien, die von einer Trendwende hin zu mehr Qualität kündeten. Sollten sich diese verstärken, könnten die VAE trotz reduzierter Bauleistung für deutsche Unternehmen deutlich interessanter werden. Es gilt, diese Entwicklung zu verfolgen. Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesrepublik Deutschland. Die Gesellschaft berät ausländische Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit auf den deutschen Markt ausdehnen wollen. Sie unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen. Germany Trade & Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Büro Köln Agrippastraße 87-93 50676 Köln Germany www.gtai.de T. +49 (0)221 2057-0 F. +49 (0)221 2057-212 E-Mail: [email protected] Internet: www.gtai.de 20