Marktbericht Bauwirtschaft - Vereinigte Arabische Emirate

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Marktbericht Bauwirtschaft - Vereinigte Arabische Emirate
Bau- und
Baustoffmaschinen
Vereinigte
Arabische Emirate
Konjunkturbericht
Bauindustrie
Oktober 2010
Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und
Richtigkeit keine Haftung.
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Marktbericht Bauwirtschaft - Vereinigte Arabische
Emirate
Dubai (gtai) - Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bleiben der mit Abstand
größte Markt der Bauwirtschaft auf der Arabischen Halbinsel. Sie haben eine stattliche
Zahl aktiver Großprojekte, importieren fast doppelt so viel wie Saudi-Arabien und
haben mit Abstand den größten Know-how-Vorsprung. Auch wenn in Dubai nicht mehr
alles rund läuft, ist die herausragende Logistikstellung des Emirats ungebrochen. Das
an Einfluss gewinnende Abu Dhabi besitzt derweil ausreichende finanzielle Muskeln,
um neue industrielle Akzente zu setzen.
Gesamtwirtschaftlicher Ausblick
Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise hat die einzelnen Emirate und die verschiedenen Branchen unterschiedlich getroffen. In Dubai ist der Immobilienmarkt eingebrochen, Einzelhandel und Tourismus leiden. Abu Dhabi hingegen kann geplante Investitionen in beachtlichem Umfang fortsetzen. Das große Geschäft der nächsten Jahre sind in den VAE, insgesamt
gesehen, weiterhin Bau-, Infrastruktur- und Industrieprojekte. Für deutsche Unternehmen zunehmend interessant dürfte der Ausbau der Strom- und Wasserversorgung und des Schienenverkehrs sein. Hinzu kommen weiterhin umfangreiche Vorhaben der Ölindustrie, deren Rohstoffe künftig vermehrt in eigenen Petrochemie-Werken verarbeitet werden sollen.
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der VAE dürfte 2010 um 2 bis 3% wachsen und im Folgejahr
um einen Prozentpunkt mehr. Die Talsohle der Krise ist damit durchschritten, die Probleme
sind aber noch nicht vom Tisch. Die Umstrukturierung des Immobiliensektors von Dubai ist
eingeleitet, die Verhandlungen mit den größten Gläubigern haben zu einer Einigung geführt,
das abschließende Urteil steht unterdessen noch aus. Was hinter verschlossenen Türen zwischen Dubai und seinem zur Hilfe geeilten Nachbarn Abu Dhabi vereinbart wird, bleibt unklar.
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Wirtschaftliche Eckdaten 2009 bis 2011*) (Veränderungen in %)
BIP (real)
Wareneinfuhr (fob, US$)
Warenausfuhr (fob, US$)
2009
2010
2011
-2,7
-18,0
-27,0
2,6
6,0
12,0
3,5
8,1
8,3
*) Schätzungen beziehungsweise Prognosen
Quelle: Economist Intelligence Unit, September 2010
Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise hatte den Herrschern der sieben Emirate einen
Reality Check ihrer großen Visionen aufgezwungen. Die Bauindustrie muss sich auf eine härtere Wirklichkeit einstellen, der Dienstleistungssektor mit geringeren Margen auskommen. Insgesamt geht es aber wieder langsam aufwärts, und die Krise könnte die Sinne für die Herausforderungen der Zukunft geschärft haben.
Die aktuelle Bestandsaufnahme fällt von Emirat zu Emirat unterschiedlich aus. Abu Dhabi hat
seine Immobilienprojekte abgebremst und rechnet noch einmal alles sorgfältiger durch. Selbst
das Vorzeigeprojekt Masdar, die CO2-freie Öko-Stadt, ist nicht mehr heilig. Wurde sie einst
vornehmlich als teure PR-Aktion geplant, soll sie nun auf einmal Geld verdienen - ein Konzeptwandel, der die weitere großzügige Finanzierung in Frage stellt. Mehr Geld gibt es stattdessen
für neue ambitionierte Industrieprojekte, die qualitativ hochwertige Arbeitsplätze schaffen sollen.
Dubai bleibt angeschlagen, sucht händeringend Kunden für seine Aktiva und wird wohl noch
auf viele Jahre hinaus bei Gläubigern anstehen - eine ungeübte Tätigkeit. Gleichzeitig aber
wird an vielen begonnenen Projekten langsam, zum Teil auch sehr langsam, weitergebaut und
sogar mit einem neuen Großvorhaben begonnen, dem 4 Mrd. US$ teuren Luxus-Bau "Dubai
Pearl". Auch wenn "Dubai Inc.", wie das Emirat gerne genannt wird, knapp bei Kasse ist, gilt
dies nicht für andere Investoren in der Region. Sie bleiben vom Geschäftsmodell Dubais fasziniert und wittern nun ihre Chance, günstig zum Zuge zu kommen.
Das kleine Emirat Ras al Chaima ganz im Norden hat sich mit seiner gleichnamigen Freizone
erfolgreich einen Nischenplatz erkämpft. Die anderen nördlichen Emirate hingegen verharren
eher in Lethargie und sind zunehmend auf das Wohlwollen von Abu Dhabi angewiesen. In die
gemeinsame föderale Budget-Kasse zahlen dem Vernehmen nach ohnehin nur noch Dubai
(marginal) und Abu Dhabi (substanziell) ein. Das direkt neben Dubai gelegene Emirat
Schardscha leidet auch 2010 unter der unerträglichen Sommerhitze, weil es an Gas und Diesel
für seine Kraftwerke und damit an Strom für die Klimageräte fehlt. Dies erinnert mehr an arme
Länder als an das Über-Morgenland, das noch vor wenigen Jahren umjubelt wurde.
Für deutsche Unternehmen bleiben die VAE dennoch, zum Teil auch gerade wegen der
Schwachstellen, weiterhin ein sehr attraktiver Partner - zumindest solange es noch in Abu
Dhabi und insgesamt auf der arabischen Halbinsel viele Petro-Dollars gibt. Vor allem die vielen
großen Infrastrukturprojekte - Straßen und Eisenbahnen, Flug- und Seehäfen, Strom- und
Wasserversorgung, Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen - bieten Beteiligungschancen.
Gleichzeitig bleiben der Flughafen von Dubai und der Hafen Jebel Ali mit seiner angrenzenden
Freizone bis auf Weiteres der attraktivste Hub der Region. Zu Recht sitzt die große Mehrheit
der in der Region vertretenen internationalen Unternehmen in Dubai und regiert von dort ihre
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Handelsreiche, die zum Teil bis weit nach Zentralasien, Südostasien und die afrikanische Ostküste herunter bis Kapstadt reichen.
Entwicklung der Kaufkraft
Aufgrund der internationalen Finanzkrise und der auch hausgemachten Immobilienkrise haben
viele Arbeitnehmer das Land verlassen, und auch den Touristen sitzt das Geld nicht mehr so
locker. Die Immobiliennachfrage ist differenziert zu sehen. Es gibt weiterhin eine sehr reiche
einheimische Oberschicht, die sich nahezu alles leisten kann. Gleichzeitig werden unverändert
gut bezahlte Spezialisten im Land gebraucht, die für ihre angemieteten Wohnungen und Häuser inzwischen zwar ein Viertel, ein Drittel oder noch weniger zahlen müssen als in den BoomZeiten, von preiswertem Wohnraum aber kann weiterhin nicht die Rede sein. Mangels Alternativen kostet ein Reihenhäuschen mit drei Schlafzimmern in Dubai in guter Lage weiterhin
schnell 3.000 Euro im Monat und ein kleines Einraum-Apartment (Studio) 1.000 Euro. Und
auch die billigen Arbeitskräfte aus Asien müssen für ihre zum Teil menschenunwürdigen Behausungen satte Preise bezahlen.
Die überzogenen Renditeerwartungen und eine kurzfristige Betrachtungsweise beeinträchtigen
weiterhin die Nachfrage nach Qualität, die sich unter Umständen erst langfristig rechnet. Wenn
das Geld nicht mehr ganz so locker sitzt, wird gespart. Wo in den Immobilienburgen früher
teurer Marmor verbaut wurde, erfüllt heute chinesische Billigware mitunter den gleichen
Zweck. Bei Maschinen und anderen technischen Einsatzmitteln ist es ähnlich. Lieferanten von
Qualitätstechnik, wie Deutschland sie herstellt, werden unter dieser Entwicklung 2010 und
2011 besonders zu leiden haben, glauben Beobachter, während Billiglieferanten ihren Vormarsch fortsetzen dürften.
Konjunktur der Bauwirtschaft
Vor der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers summierten sich in Dubai alle vorstellbaren Bauprojekte auf über eine Billion US-Dollar. Wurden in den VAE 2008 noch Bauaufträge in
Höhe von 50 Mrd. $ vergeben, waren es ein Jahr später nur noch 15 Mrd. $, hat die Fachzeitschrift MEED nachgerechnet. Alleine in Dubai wurden Vorhaben in einer Größenordnung von
300 Mrd. $ auf Eis gelegt oder storniert. Obwohl viele Arbeiter und Fachkräfte ihre Koffer packen und etliche Firmen ihre Baukräne verkaufen mussten, blieb der befürchtete Zusammenbruch des Bausektors aus. Wer in Dubai nichts mehr zu tun hatte, zog weiter nach Abu Dhabi,
nach Saudi-Arabien und Katar. Wer keine Häuser mehr baute, sattelte auf Straßenbau um. Der
Gesamtwert aller in den GCC-Staaten vergebenen Projektaufträge - vom Hoch- und Tiefbau
über Kraftwerke bis hin zu Ölanlagen - summierte sich 2009 auf 161 Mrd. $, sagt MEED, 7%
mehr als im Jahr zuvor.
Nach Einschätzung von ProLeads, einem Project Tracker in Dubai, der ähnlich wie MEED regelmäßig alle Projekte verfolgt und auflistet, addieren sich die aktiven Projekte in den VAE in
den drei Jahren 2010 bis 2012 weiterhin auf beeindruckende 392 Mrd. $. Davon sind vier
Fünftel im Hoch- und Tiefbau. Auch wenn davon erfahrungsgemäß noch deutliche Abstriche
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gemacht und die Projekte zum Teil sehr in die Länge gezogen werden, passiert auch bei konservativer Schätzung immer noch sehr viel.
Dies gilt insbesondere für das an Öl überaus reiche Abu Dhabi, das erst mit Verspätung mit der
Modernisierung seiner Wirtschaft begonnen hat. Gemessen an den eigenen Ansprüchen ist
noch auf Jahrzehnte hinweg viel zu tun: Große neue Stadtgebiete werden aus der Wüste gestampft, moderne Infrastrukturen geschaffen und riesige Industrieprojekte angeschoben. Das
von der geplatzten Immobilienblase betroffene Dubai will zumindest weit fortgeschrittene Vorhaben noch fertigstellen, und das alleine ist noch beachtlich viel. Gleichzeitig müssen landesweit umfangreiche Infrastrukturvorhaben vor allem im Bereich Strom und Wasser fortgesetzt
werden. Dubai wird wegen Gigantomanie und mangelhaftem Umgang mit seiner Zahlungskrise
in der internationalen Presse gescholten, die Schwarz-Weiß-Malerei in manchen deutschen
Publikationen trifft aber oft nicht den Punkt.
Aktive Bauprojekte in den VAE 2010 bis 2012 (in Mrd. US$) *)
Sektor
2010
Hoch- und Tiefbau
..Gebäude
....Geschäftsbauten
....Bildungssektor
....Gesundheitssektor
....Hotels
....gemischte Nutzung
....Wohnungen
....Einzelhandel
..Infrastruktur (Wasserwege, Kais, künstliche Inselgewinnung)
..Freizeitanlagen
..Transport (Flughäfen, Eisenbahnen, Straßen)
Strom
Wasser
Öl
Gas
Petrochemie
Industrie
Gesamt
144,4
127,5
4,4
1,6
0,6
1,3
104,0
14,0
0,6
6,4
4,3
5,7
5,6
4,4
4,4
1,7
0,5
5,7
166,7
2010 bis 2012
322,2
276,7
7,1
2,7
2,8
2,8
232,3
25,4
0,7
13,3
12,0
19,7
19,7
8,1
16,6
10,8
4,4
9,7
391,6
*) Summen-Abweichungen sind rundungsbedingt
Quelle: ProLeads, Stand 17.9.10
Innerhalb der GCC-Staatengemeinschaft haben die VAE weiterhin das höchste Projekt-Budget
bei den aktiven Vorhaben. Auf dem zweiten Platz folgt Saudi-Arabien (2010 bis 2012: 273 Mrd.
$), dann Katar (70 Mrd.), Kuwait (47 Mrd.) und Oman (34 Mrd.). Wie zukunftsfähig all die Megaprojekte sind, muss sich zeigen, Zweifel sind berechtigt.
Wer gedacht hatte, die VAE und insbesondere Dubai würden nach der Krise deutlich zurückhaltender auftreten oder mehr auf Nachhaltigkeit setzen, hat sich getäuscht. Von wenigen
Ausnahmen abgesehen setzen die VAE weiterhin auf ungezügelte Expansion. "Sparen" ist in
einheimischen Kreisen ein Unwort schlechthin: Benzinschluckende Großfahrzeuge oder zylinderreiche Sportwagen haben den höchsten Prestigewert. Bei Gebäuden stehen riesige, kaum
isolierfähige Glasfassaden weiterhin hoch im Kurs, und selbst bei "sparsamsten" Empfängen
biegen sich die Tische vor Überfluss, der nachher den Vorschriften entsprechend weggeworfen
werden muss.
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Mit Leichtigkeit könnten die VAE - rein technisch gesehen - riesige Mengen Strom und (entsalztes) Wasser sparen, könnten über höhere Preise die Verschwendung ihrer Ölreserven begrenzen. Ernsthafte Anstrengungen aber gibt es bislang nicht. Lieber werden vier neue Atomkraftwerke bestellt, den Auftragnehmern kann es recht sein. Wer sich dagegen mit der Weltklimaproblematik beschäftigt und über eine globale Nachhaltigkeit nachdenkt, wundert sich zumal im Islam grobe Verschwendung, "haram", also verboten, ist.
VAE-Bauprojekte beziehungsweise -Ausschreibungspakete im Überblick *)
Zahl
581
63
46
21
4
714
400
62
1.176
Status
Budget in Mrd. US$
Durchführung
Ausschreibung
Design
Geplant
Studie
Zwischensumme
Gestoppt
Storniert
Gesamt
538,3
59,6
41,4
65,9
13,3
718,5
478,6
18,2
1.215,3
*) Hoch- und Tiefbau; ohne Chemie-, Industrie-, Öl-, Gas-, Wasser- und Stromprojekte
Quelle: ProLeads, Stand 22.9.10
Die größten Bauprojekte der VAE (Budget in Mrd. US$)
Projekt
Developer
Status
Jumeirah Gardens Development - Masterplan
Meraas Development
Gestoppt
Budget
95,0
Dubailand - Bawadi Development Project Masterplan
Tatweer
Durchführung
54,0
Mohammed Bin Rashid Gardens City Masterplan
Dubai Properties
Gestoppt
54,0
The Palm Deira Development - Masterplan
Nakheel
Gestoppt
40,0
New Capital City - Khalifa City - Abu Dhabi
Abu Dhabi Urban Planning Council
Geplant
40,0
Yas Island Development - Abu Dhabi Masterplan
Aldar Properties PJSC
Durchführung
38,8
Nakheel Harbour & Tower Development (Al Burj
Tower)
Nakheel
Gestoppt
38,0
Al Maktoum International Airport - Dubai World
Central Project - Jebel Ali - Residential City Masterplan
Dubai Department of Civil Aviation
Ausschreibun
g
33,0
Dubai World Central Project (vormals bekannt
als Jebel Ali Airport City Project) - Commercial
City - Masterplan
Dubai Department of Civil Aviation
Gestoppt
30,0
White Bay Development - Umm Al Quwain Masterplan
Al-Murjan Real Estate
Durchführung
29,6
Saadiyat Island Development - Masterplan
Tourism Development and Investment
Company (TDIC)
Durchführung
22,9
Masdar City - Abu Dhabi - Masterplan
Masdar
Durchführung
22,0
Dubailand - Downtown - Universal City
Dubailand - Masterplan
Tatweer
Gestoppt
22,0
Dubailand - Sports & Outdoor World - Motorcity
- Masterplan
Union Properties PJSC
Durchführung
19,0
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6
La Ville Contemporaire Development - Lagoon
Project (vormals Seven Pearls) - Masterplan
Sama Dubai
Gestoppt
17,7
Dubai Waterfront Development - Masterplan
Nakheel
Durchführung
14,5
Al-Zorah Development - Masterplan
Solidere - Ajman Government JV
Design
13,6
Al-Raha Beach Complex - Masterplan
Aldar Properties PJSC
Durchführung
13,2
Culture Village Project (vormals Arabian Bays) Masterplan
Dubai Properties
Durchführung
13,1
Port Rashid Redevelopment - Dubai - Masterplan
Nakheel
Durchführung
12,0
Downtown Jebel Ali - Masterplan
Limitless
Durchführung
12,0
Dubailand - Downtown - Mudon Development Masterplan
Dubai Properties
Durchführung
11,0
Dubai Waterfront Development - Arabian Canal Masterplan
Limitless
Durchführung
10,0
Ghantoot Green City - Masterplan
International Capital Trading (ICT)
Gestoppt
10,0
Arzanah Development - Abu Dhabi - Masterplan
Capitala
Durchführung
9,0
Al-Reem Island Development (Abu Shuoom
Island Development - Emirates Pearl) - Najmat
Project - Masterplan
Reem Investments
Durchführung
7,8
Sheikh Mohammed Bin Zayed City - Masterplan
Abu Dhabi Department of Municipalities
& Agriculture (DMA)
Durchführung
6,5
Al-Reem Island Development (Abu Shuoom
Island Development - Emirates Pearl) - Shams Masterplan
Sorouh Real EstateCompany
Durchführung
6,4
Dubailand - Eco-Tourism World - Al Barari
Development - Masterplan
Abwab Real Estate - Green Works
Durchführung
6,4
Business Bay Development - Masterplan
Dubai Properties
Durchführung
6,0
Jebel Jais Mountain Resort Development - Ras Al
Khaimah - Masterplan
Rakeen Development PJSC
Gestoppt
5,5
Dubailand - Arjan Project - Masterplan
Mizin
Gestoppt
5,5
Al Ghadeer - Abu Dhabi - Masterplan
Sorouh Real EstateCompany
Durchführung
5,4
Mixed-Use Development - Dubai Technology &
Media Free Zone (Tecom) - Masterplan
Capital Partners
Durchführung
5,0
Dubai Investment Park - The Palisades Project
Pearl Properties
Gestoppt
5,0
Arzanah Development - Shopping Mall & Hotels
Mubadala Development Company Majid Al Futtaim Group JV
Geplant
5,0
Al Ain Rail Network
Abu Dhabi Department of Transport
Studie
5,0
Nujoom Development - Masterplan
Al-Hanoo Holding Company
Durchführung
4,9
Baniyas City - Abu Dhabi - Masterplan
Emirates International Investment
Company (EIIC)
Durchführung
4,5
Dubai World Trade Centre (DWTC)
Redevelopment Scheme - Masterplan
Dubai World Trade Centre
Durchführung
4,4
Dubailand - Downtown - Majan Development Masterplan
Dubai Properties
Gestoppt
4,1
Sharjah Marina
Burooj Properties
Studie
4,1
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7
Porto Dubai Development - Umm Suqeim Masterplan
Zabeel Investments
Durchführung
4,1
Berjal City Development - Ajman
Berjal Real Estate
Geplant
4,1
Dubai Technology & Media Free Zone (Tecom) Dubai Pearl Development
Pearl Dubai FZ LLC
Durchführung
4,0
Desert Snow Village - Masterplan
Al Salama International Trading &
Marketing Establishment
Gestoppt
4,0
South of Shamkha Development - Abu Dhabi Masterplan
Abu Dhabi Municipality
Ausschreibun
g
4,0
UAE Railway
UAE Federal Government
Geplant
3,9
Al Tallah City - Masterplan
Ajman Oasis
Gestoppt
3,5
Khor Qurm Beach Development - Port of Arabia
Project (Mina al-Arab) - Masterplan
RAK (Ras Al Khaimah) Properties
Durchführung
3,5
The Universe Development - Masterplan
Nakheel
Gestoppt
3,4
Umm al Quwain Marina Project - Masterplan
Umm al Quwain Government - Emaar
Middle East
Durchführung
3,3
Ajman International Airport - Main Construction
Package
Ajman Government
Durchführung
3,3
Dubailand - Dubai Studio City (DSC) Masterplan
Dubai Properties
Durchführung
3,3
Emirates City Development - Masterplan
R Holdings
Durchführung
3,1
Academic City Development - Masterplan
Dubai Education Council
Durchführung
3,0
Al-Suwwa Island Development - Masterplan
Abu Dhabi Government
Durchführung
3,0
Presidential Palace - Ras Al Akhdar Area - Abu
Dhabi
Abu Dhabi Department of Presidential
Affairs
Ausschreibun
g
3,0
Dubai Light Rail Transport (LRT) Project - Phase
4
Dubai Roads & Transport Authority
(RTA)
Geplant
3,0
Abu Dhabi Light Rail Project - Masterplan
Abu Dhabi Department of Transport
Studie
3,0
Khalifa Port & Industrial Zone (vormals bekannt
als Mina Zayed Port) - MGM Grand Abu Dhabi
Mubadala Development Company
Design
3,0
Ajman Marina - Masterplan
Tanmiyat Group
Durchführung
3,0
Dubai Waterfront Development - Madinat Al Arab Nakheel
(Phase 1) - Masterplan
Durchführung
3,0
The World Development Masterplan
New Capital City - Khalifa City - Infrastructure
Nakheel
Gestoppt
3,0
Abu Dhabi Urban Planning Council
Geplant
3,0
Motor World - Abu Dhabi
Aldar Properties PJSC
Design
3,0
Quelle: ProLeads, 19.09.10
Die vorstehende Liste ist zweifellos beeindruckend und nach offizieller Lesart auch realistisch.
"Dubai ist zurück im Geschäft und die Vision des Emirats ist unverändert", sagte Scheich
Mohammad bin Rashid Al Maktoum, Vizepräsident und Premierminister der VAE und Herrscher
von Dubai, dem Fernsehsender Bloomberg Ende September 2010. Alle Projekte, die es gebe,
würden realisiert. Einige würden sich allerdings um sechs bis zwölf Monate verzögern. Zeitgleich gab die Regierung von Dubai ein neues internationales Anleihen-Programm in US-Dollar
bekannt.
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Ausländische Beobachter sind weniger zuversichtlich: Viele der in der Boom-Phase entwickelten Projekte ergäben ökonomisch keinen Sinn. Nach dem Absturz gehe es nicht U- oder V-förmig weiter, sondern wie bei einem "L" - angesagt sei also kein steiler Aufschwung, sondern
eine lange Konsolidierungsphase.
Anders als beim Herrscher von Dubai scheint es unter den Machthabern in Abu Dhabi einen
Sinneswandel zu geben. Sie hatten einst sehr lange gezögert, bis sie nach dem Vorbild von
Dubai eine Reihe von medienwirksamen Prestigeprojekten ankündigten: Louvre- und
Guggenheim-Museen, die Öko-Stadt Masdar, die Petrochemie-Stadt Chemaweyaat und gleich
mehrere städtebauliche Vorhaben der Superlative. Jetzt scheinen sie auf die Bremse zu treten.
Die Vergabe von neuen Aufträgen stagniert, bei Masdar mehren sich die Fragezeichen, bei
Chemaweyaat gibt es endlose Verzögerungen und auch bei vielen anderen städtebaulichen
Vorhaben sind die Terminpläne längst Makulatur. Beobachter glauben, dass einst der internationale Prestigewert den Ausschlag gab, heute aber ein spitzer Bleistift regiere und man nun zu
der Einsicht komme, dass sich viele der Vorhaben auch bei optimistischen Annahmen nicht
rechneten.
Wie die Diskussion hinter den Fassaden ablaufen, werden Außenstehende kaum erfahren. Ein
großes Projekt anzukündigen, hebt das Prestige. Das Eingeständnis, nun kleinere Brötchen
backen zu müssen oder gar Fehler begangen zu haben, wäre unter den Machthabern am Golf
ein Novum.
Wohnungs- und Gewerbebau
Der Wohnungsmarkt ist uneinheitlich: In Abu Dhabi ist Wohnraum äußerst knapp und sehr
teuer, in Dubai gibt es hohe Leerstände und der Mietzins sinkt - wenn auch auf hohem Niveau.
Gemessen an der Nachfrage baut Abu Dhabi eher zu wenig und Dubai immer noch viel zu viel.
In Dubai wird das Preisniveau zum Teil künstlich hochgehalten. Vermögende Eigentümer können es sich offensichtlich weiterhin leisten, ihre Objekte leer stehen zu lassen. So mancher
Vermieter ist noch an Renditen von zum Teil weit über 20% pro Jahr gewöhnt und verzichtet
lieber auf eine Einnahme, als seine Wohnung "unter Wert" zu vermieten. So gibt es reihenweise Hochhäuser, deren Wohnungen nicht auf den Markt kommen, weil dies die Preise verderben würde. Neue Objekte werden mitunter auch erst nach großer Verspätung an die Stromund Wasserversorgung angeschlossen, ohne dass die Gründe ausreichend transparent wären.
Zudem könnten nach Ansicht von Marktkennern bis zu 90% des Immobilienmarktes von Dubai
unter der direkten oder indirekten Kontrolle des Herrscherhauses und der befreundeten Großfamilien stehen. Dies würde erklären, warum der Mechanismus von Angebot und Nachfrage
nicht richtig funktioniert.
Innerhalb der VAE gibt es ein großes Preisgefälle: Abu Dhabi hat einen akuten Wohnungs- und
Büromangel und erzielt deshalb die höchsten Mietpreise. Wer sich als Arbeitnehmer diese nicht
leisten kann (und wem Abu Dhabi zu langweilig ist), lebt in Dubai und pendelt jeden Tag die
etwa 150 km lange Autobahnstrecke. In Dubai wiederum arbeiten viele Menschen, die sich
Dubai nicht leisten können und deshalb im nördlich angrenzenden Emirat Schardscha wohnen.
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Ähnlich verhält es sich bei Gewerbeobjekten: Abu Dhabi ist am teuersten, Dubai liegt in der
Mitte und die kleinen nördlichen Emirate Ras al Chaima, Fudschaira, Umm al Kaiwain und
Adschman sind am billigsten. Für deutsche Unternehmen, die in den VAE eine gewerbliche
Immobilie suchen, kommt von den kleinen nördlichen Emiraten vermutlich nur das gut organisierte Ras al Chaima mit seiner RAK Free Zone in Frage.
Im Dubai International Finance Centre (DIFC) kostet der Quadratmeter etwa 90 $ im Monat, in
anderen Büros in der Nachbarschaft 60 $, im Dubai-Durchschnitt lediglich 38 $. Das Beraterunternehmen Landmark Advisory rechnet für 2011 mit Büroleerständen von 53% und für 2014
sogar mit 58%. Insgesamt werden die Preise in Dubai nach Ansicht von Beobachtern wegen
der fortgesetzten Bautätigkeit weiter sinken.
Von allen Regeln und Durchschnittspreisen gibt es allerdings auch Ausnahmen und markante
Abweichungen. So stehen Spitzenobjekte unverändert hoch im Kurs: Im DIFC und in anderen
Top-Adressen an der Sheik Zayed Road gibt es weder Leerstände noch Preisnachlässe. Bei
Wohnungen erwartet Landmark Advisory 2012 einen Höchst-Leerstand von 25 bis 28%. In Abu
Dhabi dürfte derweil in den nächsten zwölf bis 36 Monaten eine Reihe von Wohnungs- und
Bürogebäuden fertiggestellt werden und die überhöhten Mieten nach unten drücken.
Mietpreise und Leerstand in ausgewählten MENA-Ländern
Abu Dhabi
Doha
Kuwait Stadt
Manama
Dubai
Riyadh
Muskat
Jeddah
Amman
Kairo
Durchschnittl. mtl. Büromiete (in US$/qm)
Gewerblicher Leerstand (in %)
Durchschnittl. mtl. Wohnungsmiete (in US$)
51
50
42
24
38
33
23
25
16
39 3)
3
20
40
10
38
20
5
10
10
0
3.500
3.000
2.000
2.000
1.900
1.500
1.100
1.000
800
800
1) Grade-A-Immobilie; 2) hochwertige Wohnung mit zwei Schlafzimmern; 3) Innenstadt von
Kairo, Miete für weitere Gebiete: 24 bis 35 $/qm
Quelle: MEED, 24-30 Sept. 2010
Kraftwerksbau/Wasserversorgung
Damit all die neuen Wohngebiete auch mit Strom und Wasser versorgt werden können, bedarf
es größter Anstrengungen, neue Kraftwerke und Wasserentsalzungsanlagen zu bauen. In den
nördlichen Emiraten reicht die Stromversorgung schon jetzt nicht mehr aus. In Dubais Nachbaremirat Schardscha sind wiederholt die Lichter ausgegangen. Ausgerechnet in der heißesten
Jahreszeit konnte die Stromerzeugung nicht mehr Schritt halten. Wochenlang gab es täglich
bis zu zwölf Stunden unangekündigte Abschaltungen. Betroffen war immerhin ein Fünftel der
VAE-Bevölkerung. In den eng belegten Arbeitersiedlungen mussten viele Bewohner auf der
Straße schlafen, weil es dort nachts kühler ist.
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10
Die größten Stromprojekte beziehungsweise -Ausschreibungspakete der VAE (in Mrd.
US$) *)
Projekt
Entwickler/Träger
Status
Budge
t
Nuclear Power Plant in Abu Dhabi
ENEC
Durchführung
Coal-fired Power Plant in Dubai
DEWA
Studie
5,0
Hassyan Power Plant (Station P) - Phase 3
DEWA
Storniert
4,0
Hydrogen Power and Desalination Plant - Ras Hassyan
DEWA
Durchführung
3,0
Hassyan IWPP - Power
DEWA
Design
3,0
Hamriya Power & Desalination Plant - Phase 3 - Power
SEWA
Gestoppt
2,7
Hassyan Power & Desalination Plant (Station Q) - Phase 1 Power
DEWA
Storniert
2,6
Hydrogen Power Plant in Abu Dhabi
Design
2,2
Coal Fired Power Plant
Hydrogen Power
Abu Dhabi
Ajman Government
Durchführung
2,0
Coal Fired Power Plants - UAE
DEWA
Storniert
2,0
Shuweihat IWPP S3 - Power
ADWEA
Geplant
2,0
Fujairah IWPP 2 - Power
ADWEA
Durchführung
2,0
Abu Dhabi IWPP - Power
ADWEA
Geplant
1,5
Shuweihat IWPP S2 - Power
ADWEA
Durchführung
1,5
Taweelah C IWPP - Power
ADWEA
Studie
1,2
Al Wasit Power Station Conversion
SEWA
Studie
1,1
Coal Fired Power Plant in Abu Dhabi
Taqa
Studie
1,0
Jebel Ali Station M Phase 1 - Power
DEWA
Durchführung
1,0
15,0
*) Abkürzungen: ADWEA = Abu Dhabi Water and Electricity Authority; DEWA = Dubai
Electricity and Water Authority; ENEC = Emirates Nuclear Energy Corporation; FEED = FrontEnd Engineering and Design; IWPP = Independent Water and Power Project; SEWA = Sharjah
Electricity and Water Authority; Taqa = Abu Dhabi National Energy Company
Quelle: ProLeads, Stand 19.9.10
Die größten Wasserprojekte beziehungsweise -Ausschreibungspakete (in Mrd. US$) *)
Projekt
Entwickler/Träger
Status
GCC Water Grid
GCCIA
Planung
3,9
Hassyan Power & Desalination Plant (Station Q) Phase 1 - Entsalzung
DEWA
Storniert
1,4
Hassyan IWPP - Wasser
DEWA
Design
1,0
Shuweihat IWPP S2 - Entsalzung
ADWEA
Durchführung
1,0
Shuweihat IWPP S3 - Entsalzung
ADWEA
Planung
1,0
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Budget
11
Hamriya Power & Desalination Plant - Phase 3 Entsalzung
SEWA
Gestoppt
1,0
Jebel Ali STP Phasen 2 bis 4
Dubai Municipality
Design
1,0
Abu Dhabi Emirate Sewage Upgrade - Mafraq &
Zakher STPs
ADSSC
Durchführung
0,9
2 Wastewater Plants in Abu Dhabi und Al Ain
ADWEA
Durchführung
0,8
Fujairah IWPP 2 - Entsalzung
ADWEA
Durchführung
0,8
Jebel Ali Station M Phase 1 - Entsalzung
DEWA
Durchführung
0,8
Abu Dhabi IWPP - Entsalzung
ADEWA
Planung
0,7
Fujairah Al Ain Water Pipeline
Abu Dhabi Transmission
and Despatch Company
(Transco)
Durchführung
0,6
Strategic Tunnel Enhancement Program (STEP) Pumpstationen
ADSSC
Ausschreibung
0,6
Abu Dhabi Emirate Sewage Upgrade - Wathba & Saad
STPs
ADSSC
Durchführung
0,6
Water & Wastewater Utilities
JAFZA
Gestoppt
0,6
Umm Al Quwain Entsalzungsanlage
Imdad
Gestoppt
0,6
Umm Al Quwain Water Transmission & Distribution
Imdad
Gestoppt
0,6
Ajman Two Entsalzungsanlage
FEWA
Durchführung
0,5
Hassyan Seawater Intake and Outfall System
DEWA
Storniert
0,5
Hassyan Power & Desalination Plant (Station P) Phase 2 - Entsalzung
DEWA
Storniert
0,5
*) Abkürzungen: ADSSC = Abu Dhabi Sewerage Services Company; ADWEA = Abu Dhabi
Water and Electricity Authority; DEWA = Dubai Electricity and Water Authority; FEWA = Federal Electricity and Water Authority; GCCIA = GCC Interconnection Authority (Partner: Oman,
Saudi-Arabien, VAE); IWPP = Independent Water and Power Project; JAFZA = Jebel Ali Free
Zone Authority; SEWA = Sharjah Electricity and Water Authority
Quelle: ProLeads, Stand 22.09.10
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Transportinfrastruktur
Während die Boom-Phasen des Immobiliensektors der Vergangenheit angehören, wird der
Infrastrukturbau vorangetrieben. Dubai besinnt sich wieder seiner eigentlichen Stärke, dem
Handel, und forciert den Ausbau und die Anbindung seines neuen Riesenflughafens an den
Hafen und die Freihandelszone Jebel Ali. Gleichzeitig wird der Ausbau des Metro-Netzes - wenn
auch verlangsamt - fortgesetzt, des ersten größeren Projekts des öffentlichen Nahverkehrs am
Golf überhaupt. Bei weiteren Vorhaben denkt Dubai über privat-öffentliche Gemeinschaftsprojekte nach.
Abu Dhabi hat begonnen, die verstopften Straßen seiner Innenstadt durch neue Tunnelbauten
zu entlasten, und setzt gleichzeitig auf den Ausbau eines schienengebundenen öffentlichen
Nahverkehrssystems. Mit der Errichtung eines neuen Großhafens zwischen Dubai und Abu
Dhabi sowie einer angrenzenden Freihandelszone wurde begonnen. Beobachter sprechen allerdings von deutlichen Verzögerungen.
Baufirmen und Zulieferer
Die VAE haben mit vielen Projekten technisches Neuland betreten, ob es nun eine künstliche
Insel ist aus verdichtetem Sand oder das höchste Bauwerk der Welt, für das ein deutsches
Unternehmen gekühlten Flüssigbeton in nie dagewesene Höhen pumpen musste. Bei all diesen
architektonisch und bautechnisch anspruchsvollen Projekten sind die Emirate in hohem Maße
auf ausländisches Know-how und ausländische Zulieferung angewiesen. Wegen des insgesamt
hohen Bedarfs hat sich aber auch eine einheimische Bau- und Zulieferbranche entwickelt, die
mittlerweile auf hohem Niveau arbeitet und in den vergangenen Jahren so viel dazu gelernt
hat, dass sie nun im Ausland Aufträge gewinnt.
Für ausländische Zulieferer und Dienstleister sind die VAE mittlerweile ein beruhigter, aber
weiter höchst interessanter Markt. Wer in Dubai etwas vorzeigen kann, der hat für die Nachbaremirate und -länder die richtigen Referenzen. Dies gilt vor allem mit Blick auf Saudi-Arabien, das mit neuen Mega-Stadtprojekten ein neues Kapitel in der Landesentwicklung aufschlägt.
Einheimische Baufirmen führen größere Bauvorhaben oft in Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen durch. Das gilt besonders für die anspruchsvolleren Projekte. Britische Firmen haben unter den Ausländern in den VAE den größten Marktanteil. Das hat teilweise historische Gründe, weil Großbritannien bis 1971 Protektoratsmacht in den Emiraten war. Hinzu
kommt der Faktor Bildung: Die Entscheidungsträger in den VAE haben oft im Vereinigten Königreich oder in den USA studiert und sind mit diesen Ländern besser vertraut.
Umweltschutz und nachhaltiges Bauen
Charakteristisch für den Bausektor der VAE ist die auf kurzfristige Gewinne ausgerichtete
Strategie der Investoren. Die hohen Preissteigerungen in der Vergangenheit hatten die Rendi-
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teerwartungen explodieren lassen. Diese hohen Erwartungen nun auf ein Normalmaß zurückzuführen will bislang nicht gelingen. Langfristige Überlegungen, etwa über den wirtschaftlichen
und energieeffizienten Betrieb von Gebäuden, haben deshalb noch nicht die Bedeutung, die sie
verdienen. Es wird erwartet, dass eine Immobilie innerhalb weniger Jahre die Investitionskosten wieder einfährt. Bei billig hochgezogenen Wohnungsbauten ist der in wenigen Jahren bevorstehende Abriss mit einkalkuliert.
Bei dem Gros der Gebäude sind die aktuellen Baukosten entscheidend, nicht die langfristigen
Betriebs- und Sanierungskosten. Viele Immobilien - ob Wohnungen, Bürobauten, ShoppingMalls oder Hotels - haben im internationalen Vergleich weiterhin extrem hohe Betriebs- und
Wartungskosten. Dank subventionierter Preise sind Energie- und Wasserverschwendung unverändert an der Tagesordnung.
Offen bleibt die Frage, wann die VAE die Kurve zu mehr Energieeffizienz und erneuerbaren
Energien bekommen. Das CO2-freie Öko-Vorzeigeprojekt Masdar muss erst noch zeigen, ob es
eine Stadt der Zukunft werden kann oder nur ein Potemkinsches Dorf. Der Energiesektor setzt
mit vier geplanten Atomkraftwerken fragwürdige Signale, hat gleichzeitig aber auch einen Versuchsballon gestartet: ein erstes 100-MW-Solarkraftwerk, dessen Strom später massiv subventioniert wird.
Im Bausektor gibt es erste Stimmen, die von "grünem Bauen" und besserer Isolierung reden,
die Realitäten aber sehen immer noch anders aus. Viel mehr als ein wassersparender Duschkopf ist erst einmal nicht drin. Wenn es einmal ein Umdenken gibt, sagen Beobachter, dann
weniger aus ökologischer Einsicht als aus knallharter Kostenkalkulation. Solange aber die gesamte Wirtschaft von den billigen Energiepreisen gestützt wird - der Begriff Subvention ist
verpönt -, wird es kaum zu einem Sinneswandel kommen.
Entwicklung in verschiedenen Zulieferbranchen
In den Bauzulieferbranchen gab es in den letzten Jahren ein kräftiges Auf und Ab. Vor allem
Mitte 2008 erreichte die Nachfrage einen Höhepunkt, wo dem, der schnell liefern konnte, kräftige Extra-Gewinne winkten. Ein Jahr später kam es dann zu einem Einbruch, von dem sich die
Branche aber bislang einigermaßen gut erholt hat; 2010 verspricht wieder ein "normales" Jahr
zu werden mit Importen, die schon wieder an das Niveau von 2007 anknüpften.
Ausgewählte VAE-Importe von Baumaterialien und baurelevanten Produkten
(in Mio. US$) *)
SITC-Code/Waren/Lieferland
2007
2008
2009
24 Kork und Holz
..Malaysia
..Deutschland
..Rumänien
..Neuseeland
533 Pigmente, Farben, Lacke
..Saudi-Arabien
..Spanien
..USA
..Belgien
..Deutschland
405,7
61,4
19,1
59,4
29,0
440,7
81,3
42,8
33,0
28,3
38,8
424,5
72,2
52,9
51,5
35,1
487,4
88,5
37,0
45,7
30,3
47,0
258,1
44,5
39,8
27,0
22,1
395,3
70,3
49,2
33,4
29,2
29,2
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..Italien
..Niederlande
..Vereinigtes Königreich
63 Kork- u. Holzwaren (ohne Möbel)
..VR China
..Malaysia
..Indonesien
..Deutschland
..Indien
..Österreich
661 Kalk, Zement, bearbeitete Baustoffe
..VR China
..Indien
..Italien
..Japan
..Thailand
..Frankreich
662 Baumaterial aus keramischen und
feuerfesten Stoffen
..VR China
..Italien
..Spanien
..Deutschland
664 Glas
..VR China
..USA
..Indien
..Japan
..Kuwait
..Saudi-Arabien
67 Eisen und Stahl
..Türkei
..Korea (Rep.)
..VR China
..Indien
..Ukraine
..Japan
..Katar
..Saudi-Arabien
..Frankreich
..Deutschland
723 Bergbau- und Baumaschinen
..USA
..Japan
..Deutschland
..Vereinigtes Königreich
..Italien
741 Klimaanlagen, Teile
..USA
..Deutschland
..Korea (Rep.)
..VR China
..Thailand
..Italien
38,2
27,2
43,7
738,8
183,7
101,1
142,0
30,9
32,0
19,4
963,3
209,3
140,8
75,9
9,5
67,8
7,5
299,6
35,7
34,9
37,7
869,2
238,3
107,9
144,2
51,4
36,4
44,0
1.182,4
284,7
207,0
81,8
34,1
81,2
18,3
388,7
28,6
26,5
24,7
563,1
185,6
57,6
57,5
33,0
18,5
16,6
795,7
131,3
114,0
83,2
60,8
39,9
32,4
328,9
95,6
47,6
35,5
15,0
394,9
60,2
61,3
23,5
4,2
0,7
23,1
7.482,5
1.759,5
354,9
1.054,2
437,2
501,4
721,1
220,9
276,7
155,7
173,0
2.137,8
557,0
322,4
222,6
177,7
147,1
1.469,2
229,3
80,7
135,1
136,8
151,3
157,5
128,7
56,7
55,3
20,0
486,1
88,3
77,3
27,6
7,2
35,5
46,1
15.316,2
5.891,7
591,4
2.593,0
856,4
886,0
755,6
264,6
321,1
389,3
243,6
3.227,4
923,5
575,6
282,0
276,5
242,5
1.930,8
267,1
240,1
120,1
211,6
169,4
210,8
118,5
43,0
34,3
17,5
490,5
107,8
66,6
48,7
45,4
38,2
28,2
5.819,5
900,2
753,6
523,8
484,4
461,9
432,8
237,8
230,9
201,1
194,5
2.057,6
673,6
225,1
206,1
164,0
110,4
2.102,9
272,9
221,0
212,3
206,0
171,4
166,4
*) Anmerkung: Die VAE haben kein ausgeprägtes Statistikwesen. Die systematische Erhebung
von Handelsdaten ist erst im Aufbau. Statistiken über die VAE sind deshalb mit Vorsicht zu
genießen.
Quelle: UN Comtrade
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Innenausbau und Bauschreinerarbeiten
Häuser und Wohntürme werden grundsätzlich mit Einbauküche und Einbauschränken verkauft
und vermietet. Von sehr wenigen Luxusobjekten abgesehen, ist der Ausbau meist billig. Es ist
nicht unüblich, dass sich in der Küche nach wenigen Jahren das Furnier löst, die Schrankscharniere defekt sind oder die Griffe abfallen. Deutsche Anbieter haben eine Chance bislang nur im
Luxussegment, das klein aber fein ist.
Büroräume werden dagegen in der Regel "core and shell" vermietet, das heißt im Rohbauzustand. Der Mieter muss sich dann selbst um Fußboden, Decke, Zwischenwände, Elektrik und
IT-Verbindungen kümmern. Der Vermieter bestimmt meist die zu wählende InnenausbauFirma und die Telefongesellschaft. Der Vermieter verspricht sich davon ein einheitliches Niveau
im Gebäude; gut möglich, dass solche Regeln für den Vermieter noch andere Vorteile haben.
Zieht der Mieter aus, können Vermieter oder Nachmieter verlangen, dass jeglicher Innenausbau zu Lasten des Mieters beseitigt wird. Diese Praxis ist für Mieter - insbesondere für kurzfristige Mieter - ein sehr teures Vergnügen. Konsequenz sind Innenausbauten, bei denen zwar
das Aussehen wichtig ist, an deren Qualität aber gerne gespart wird.
Es gibt allerdings auch Qualitätsnischen: Wer in schwierigen Zeiten mit einem neuen Hotel auf
den Markt will, muss optisch etwas bieten - und zwar nicht nur von außen. Das Gleiche gilt für
Unternehmen, die längerfristig in ein neues Büro investieren und ihre Kunden beeindrucken
wollen. Da kann das Motto "Hauptsache gut und teuer" leicht ins Extrem gehen. Deutschland
lieferte 2009 für 17,4 Mio. Euro Waren für Bauschreinereiarbeiten (SITC 6353) in die VAE.
Fenster und Türen aus Eisen und Stahl
In den glitzernden Hochhauspalästen der VAE sind moderne Fenster und Türen aus Eisen und
Stahl beliebt. Deutschland lieferte 2009 entsprechenden Waren (SITC 69113) für 8,0 Mio.
Euro.
Glas
Bei den großen Bauvorhaben der VAE wird seit vielen Jahren in großem Umfang auf Glasfassaden gesetzt - beste Voraussetzungen für den Aufbau einer eigenen Glasindustrie. Deren dominierender Vertreter ist die Glas LLC mit den Töchtern Emirates Glass und Emirates Float Glass.
Beide Unternehmen haben ihre Kapazitäten in den letzten Jahren vervielfacht und exportieren
mittlerweile in großem Umfang in die Region und darüber hinaus. Als großer Erfolg gilt die
Energiesparmarke "EmiCool", die auch in Afrika, Asien und Europa vertrieben wird.
Klempnerbedarf und Sanitärkeramik
Bei Klempnerbedarf und Sanitärkeramik gibt es einen langsamen Trendwechsel. Noch vor wenigen Jahren wurde selbst in teuren Luxushotels billigste Standardware eingebaut, weil die
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Auftraggeber den Unterschied zwischen teurer Markenware und billigen Imitaten nicht unterscheiden konnten und lediglich der Preis zählte. Inzwischen haben alle Beteiligte dazugelernt
und sind nun eher bereit, auch für ein modernes Design mehr Geld auszugeben - zumindest in
prestigeträchtigen Gebäuden.
Die VAE verfügen über eine eigene nennenswerte und vergleichsweise gute Produktion von
Klempnerbedarf und Sanitärkeramik. Das Unternehmen RAK Ceramics ist ein international bekannter Branchenteilnehmer. Die entsprechenden deutschen Exporte (SITC 812) in die VAE
beliefen sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 2009 auf 6,0 Mio.
Euro.
Aluminium und Kupfer
Die VAE verfügen mit Emirates Aluminium über einen Weltproduzenten von Aluminium. Dem
nachgelagert ist eine Reihe von Weiterverarbeitern, welche die lokale Nachfrage nahezu vollständig decken können. Aluminium ist ein bevorzugtes Material der VAE-Bauindustrie und wird
zum Beispiel für Tür- und Fensterrahmen verwendet. Dabei hat es Holz zum großen Teil verdrängt.
Kupferrohre müssen bislang importiert werden. In Taweelah, im Emirat Abu Dhabi, soll allerdings die erste Kupferrohrfabrik der Region gebaut werden.
Baustahl
Die Eisen- und Stahlpreise in den VAE erinnerten in der Vergangenheit oft an Achterbahnfahrten. Dabei verstärkt Spekulation häufig die normalen Schwankungen von Angebot und Nachfrage. Im Frühjahr 2010 gab es einen starken Anstieg der Preise, im Sommer mit dem sich
anschließenden Fastenmonat Ramadan folgte dann eine Stabilisierung und es mehrten sich die
Anzeichen für spürbar fallende Preise. Die Nachfrage ist in dieser Jahreszeit üblicherweise
schwach, die Lager sind gefüllt und es gibt einen Angebotsüberhang. In den Boom-Zeiten waren hohe Produktionskapazitäten aufgebaut worden, die nun ausländische Absatzmärkte suchen müssen. Lokale Händler sprechen zudem von einem Überangebot aus der VR China, der
Türkei und Osteuropa "zu Dumpingpreisen". Vertreter dieser Länder sehen dies anders: Es
seien die arabischen Golfländer, deren Produktionskosten viel zu hoch seien - trotz der stark
subventionierten Energiepreise.
Zement
Die VAE haben mehrere große Zementfabriken, welche die nationale Nachfrage mehr als befriedigen können. Einige Einsatzstoffe müssen zum Teil importiert werden. Die inländische
Nachfrage nach Zement dürfte 2010 um 30% niedriger sein als 2009 und 45% niedriger als im
Boom-Jahr 2008. Produktionsüberschüsse sollen exportiert werden. Die Netto-Margen der
Branche liegen mit derzeit etwa 40% weiterhin über dem internationalen Mittel. Für die indi-
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sche Firma Ultratech Cement war dies kürzlich der Hauptgrund, sich mit 80% an der ETA Star
Cement Co. zu beteiligen und dadurch einen Fuß in die Türe des GCC-Marktes zu bekommen.
Marmor und Granit
Fußböden sind in den VAE nahezu ausschließlich aus Stein. Teppichboden war in der Vergangenheit gefragt, ist nun aber deutlich auf dem Rückzug. Auch Linoleum, Vinyl und Holz sind als
Fußbodenbelag nicht sonderlich populär. Steinmosaike und keramische Platten werden in großem Stil verwendet, haben aber den Ruf einer Billiglösung. Steine für Fußböden werden nahezu ausschließlich fertig poliert importiert.
Klimatechnik
Wegen der Hitze in den VAE ist dort ein Leben ohne Klimatechnik nicht mehr vorstellbar. Die
Bauweise hat sich bislang nicht sonderlich den klimatischen Gegebenheiten angepasst. Von der
alten arabischen Architektur mit ihren kühlen und Schatten spendenden Innenhöfen ist nichts
zu sehen. Gebäude müssen deshalb das ganze Jahr über gekühlt werden. Der Energieaufwand
ist im internationalen Vergleich extrem hoch. Typischerweise verdoppelt sich in den VAE die
Spitzenlast in den Sommermonaten gegenüber dem Winter, was allein auf die Klimatisierung
zurückzuführen ist.
Beim Pro-Kopf-Elektrizitätsverbrauch liegen die VAE mit an der Weltspitze. Ein monatlicher
Elektrizitätsverbrauch von 3.000 kWh und mehr für einzelne Häuser ist die Regel, was grob
dem Jahresverbrauch eines Haushalts in Deutschland entspricht. Aus der Sicht der Verbraucher
ist dieser enorme Verbrauch nur tragbar, weil Strom und Wasser - noch - hoch subventioniert
werden. Die Kilowattstunde kostet in den VAE je nach Emirat umgerechnet zwischen drei bis
vier Eurocent. Bei einem europäischen Preisniveau für Elektrizität wäre das Gros der VAE-Gebäude unwirtschaftlich.
Übergreifender Trend auf dem Klimatisierungsmarkt ist der Vormarsch von Fernkälte (District
Cooler). Namhafte Marktteilnehmer sind unter anderem die National Central Cooling Company
(Tabreed), die Emirates Central Cooling Systems Corporation (Empower), Palm District Cooling, CityCool, Emaar District Cooling und die Emirates District Cooling Company. Fernkälte benötigt deutlich weniger Energie als individuelle Klimageräte. Ende September 2010 waren in
den VAE fünf Cooling Plants mit einem Gesamtbudget von 1,4 Mrd. $ im Bau.
Kräne und Baumaschinen
Im Boom-Jahr 2008 importierten die VAE Turmdrehkräne (SITC 74434) im Wert von 517 Mio.
$, soviel wie kein anderes Land der Welt. Davon kam nach VAE-Angaben ein Fünftel aus
Deutschland. Ein Jahr später ist das Geschäft auf nahezu Null abgesackt. Nach deutschen Angaben (VAE-Zahlen liegen noch nicht vor) wurden 2009 lediglich für 0,4 Mio. $ Turmdrehkräne
in die VAE geliefert - "vielleicht ein paar Ersatzteile", sagen Händler.
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Tot ist das Geschäft mit Baumaschinen (SITC 723) allerdings nicht. Zwar werden derzeit keine
Kräne mehr gebraucht, wohl aber Maschinen für Infrastrukturprojekte. Während in Dubai viele
Straßenprojekte und die erste Metrolinie fertiggestellt sind und sich auf den verbliebenen Infrastrukturbaustellen aus Geldmangel nur noch wenig tut, hat das reiche Abu Dhabi erst losgelegt und Teile der Innenstadt in eine Großbaustelle verwandelt.
Chancen für deutsche Unternehmen
Die Lieferchancen für deutsche Unternehmen waren auch in Boom-Zeiten nie so gut, wie es auf
den ersten Blick schien. Allen Prestigebauten zum Trotz verlangen die VAE mehr Masse als
Klasse. Die Visionen der Herrscher mögen bis in die Zukunft reichen, die der Entwicklungsgesellschaften gehen oft nur bis zum Projektabschluss. Oberstes Ziel, so scheint es, ist die kurzfristige Rendite.
An Folgekosten und späteren Sanierungsbedarf dachte anfänglich kaum jemand. Weil alles
schnell gebaut werden musste und qualifizierte Facharbeiter auch gar nicht zur Verfügung
standen, ließen sich Qualitätsvergleiche häufiger mit Indien als mit Europa ziehen - der südasiatische Hilfsarbeiter bekommt schließlich keinen westlichen Lohn, sondern eher "indische" 5
Euro am Tag. Schon nach 15 Jahren, so lautete die alte Faustregel in Dubai, war ein Haus reif
für eine Kernsanierung und nach 25 Jahren für den Abriss.
Mittlerweile ist die Bauqualität im Schnitt etwas besser geworden, die Bandbreite aber ist groß.
Noch immer gibt es Billigbauten wie vom Fließband, die nur dann länger halten, wenn in ihre
Unterhaltung laufend kräftig investiert wird. Sehr viel besser sind dagegen die neuen Prestigebauten geworden, die neuen Luxushotels oder die Vorzeige-Malls.
Was sich in den vergangenen Jahren nicht sonderlich verändert hat, ist der Stellenwert der
Funktionalität. Das Erscheinungsbild eines Gebäudes ist wichtig, mitunter auch nur das erste
Erscheinungsbild am Tag der Fertigstellung, weniger aber die Praktikabilität. Es gibt einst toll
aussehende Glastürme mit vorgesetzten Sonnenblenden, die eigentlich nur von ausgesuchten
Fassadenkletterern gesäubert werden könnten und deshalb einfach nicht gereinigt werden. Aus
dem Inneren ist der einst tolle Blick durch bis zum Boden reichende Glasscheiben so mehr als
getrübt. Selbst das neue Vorzeigeprojekt, der 828 Meter hohe Burj Khalifa, ist auf teure Kletterer an langen Seilen angewiesen, wenn es mal gesäubert werden soll. Weil - anders als in
Deutschland üblich - fast immer nur von außen nach innen geplant wird, kommt die Funktionalität auch im Inneren oft genug viel zu kurz. Da gibt es schon mal tragende Säulen mitten im
Zimmer oder extrem schmale Türen, verwinkelte Erker oder völlig unpraktische Raumaufteilungen.
Deutsche Mittelständler können sich bei der Deckung des Massenbedarfs kaum einbringen,
sagen Marktkenner, wohl aber in Nischen wie bei Innenausbau und -ausstattung sowie insbesondere da, wo Produkte speziell auf die Nachfrage zugeschnitten sein müssen oder wo aus
Prestigegründen Spitzentechnik verlangt wird. Weiterhin gefragt sind auch Spezialserien nach
der überspitzt formulierten Devise: teurer deutscher Markenname, aber preiswerte Technik.
Die Erfahrung, dass eine billige Lösung längerfristig eine teure Sanierung nach sich zieht, müssen die VAE-Bauherren und ihre Kunden noch machen.
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Bei Dienstleistern ist das Problem ein anderes: Rund um den Bau sind sie gefragt, aber
Deutschland ist weit weg. Wer mitmachen will, muss nah dran sein und braucht schon aus
Kostengründen eine steuergünstige Firma vor Ort. Die aber ist erst einmal sehr teuer: Büroraum, Wohnungsmiete, Gehälter für Fachpersonal - in Dubai und Abu Dhabi kostet das alles
ein Vielfaches mehr als in Deutschland.
Seit es zudem ein neues Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland gibt, lohnt sich eine
Arbeit in den VAE eigentlich nur noch für einen kleinen Personenkreis, der in Deutschland nicht
steuerpflichtig ist. „Das neue Abkommen, insbesondere die nunmehr statt der bisherigen Freistellungsmethode enthaltene Anrechnungsmethode, schafft klare Wettbewerbsnachteile für
deutsche Unternehmen gegenüber Wettbewerbern auch aus anderen europäischen Ländern“,
sagt Peter Göpfrich, Geschäftsführer der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer
in den VAE. „Deutschen Unternehmen und deren Niederlassungen in den VAE dürfte es nun
sehr schwer fallen, deutsche Fachkräfte für kurz- und mittelfristige Einsätze in den VAE zu gewinnen."
Sind die VAE überhaupt der richtige Platz für einen Neuling? Jein. Dubai ist am weitesten entwickelt, strategisch zentral und gut positioniert. Gebaut wird dort noch jahrelang, und saniert
wird wohl noch sehr viel länger. Der Markt aber ist aufgeteilt und ziemlich satt. Alle sind da,
die Rang und Namen haben. In Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Oman und Bahrain ist dies noch
lange nicht der Fall.
Zur Jahresmitte 2010 gab es durchaus erste Indizien, die von einer Trendwende hin zu mehr
Qualität kündeten. Sollten sich diese verstärken, könnten die VAE trotz reduzierter Bauleistung
für deutsche Unternehmen deutlich interessanter werden. Es gilt, diese Entwicklung zu verfolgen.
Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesrepublik
Deutschland. Die Gesellschaft berät ausländische Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit auf den deutschen
Markt ausdehnen wollen. Sie unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit
Außenwirtschaftsinformationen.
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