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ARENA – Neue Materialien für den Unterricht
Klassen 10 bis 12
Gerd Schneider
Kafkas Puppe
Arena-Taschenbuch
ISBN 978-3-401-50148-2
218 Seiten
Geeignet für die Klassen 10 - 12
Eine Erarbeitung von
Jutta Merwald
Herausgegeben von Peter Conrady
Zum Inhalt
Bekanntlich verbrachte der lungenkranke Franz Kafka 1923, im Jahr vor seinem Tod, einige Monate mit
seiner Geliebten Dora Diamant in Berlin. Dort, so weiß man aus einem Brief Doras, traf der Dichter im
Steglitzer Park ein kleines Mädchen, dem er täglich selbstverfasste Briefe brachte, um ihm über den
Verlust seiner Puppe hinwegzuhelfen.
Dies ist die historische Ausgangssituation, auf die der Roman "Kafkas Puppe" von Gerd Schneider aufbaut. Schneider zeigt uns den Autor Kafka mit Dora, die ihn zwar liebt, aber letztlich im Kern nicht versteht, als Fremder und Jude eher geduldet in einer kleinen bescheidenen Wohnung in Berlin lebend, hart
am Existenzminimum, ohne Beruf, kaum sozial eingebunden. Er schreibt zwar ohne Unterlass, aber seine
Bücher will niemand kaufen.
Diese gesellschaftliche Randfigur trifft zufällig auf Lena, ein ins Waisenhaus abgeschobenes Findelkind.
Nur mit ihrer Mitbewohnerin Christina unterhält sie eine zwischenmenschliche Beziehung.
Auf diesem Hintergrund entwickelt Gerd Schneider ein ganzes Geflecht von Bezügen um dieses ungleiche
Paar. Franz, den sie auf der Parkbank trifft, zieht die kleine Lena mit seinen Briefen, die ihre Puppe ihr
angeblich durch ihn als "Briefboten" übermittelt, nach und nach hinein in eine Traumwelt Ihre Beziehung
wird von Tag zu Tag enger. Was als spontane Hilfe des Erwachsenen für das Kind begann, "entpuppt"
sich allmählich als eine das ganze Leben der beiden einbegreifende Interaktion; denn auch Franz' Dasein
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Gerd Schneider - Kafkas Puppe
erhält einen Sinn, weil er, dessen Existenz nur im Schreiben besteht, dieses zum ersten Mal als
etwas "Nützliches" erfährt. Zugleich wird auch Franz mehr und mehr in diese wunderbare fiktionale
Welt mit hineingezogen.
So agieren Lena und Franz schließlich nur noch in ihrer Beziehung zueinander, wie zwei Partner, die
gleichzeitig einander geben und voneinander nehmen. Ihr seelischer Gleichklang erreicht seinen
Gipfel, als sich ihr Verhältnis zueinander zu einer Vater-Tochter-Beziehung vertieft. Der todkranke
Franz und die arme Lena tanzen im Park miteinander - Ausdruck neu gewonnener Lebensfreude.
Die Puppe, die sich räumlich immer mehr von Lena entfernt, bis sie schließlich mit neuen "Eltern"
zum Zirkus geht, wird so für das Mädchen durch die Briefe zur Identifikationsfigur. Durch sie findet
auch Lena schließlich Kraft und Freiheit, als Adoptivkind mit Pflegeeltern ein neues Leben zu beginnen. Franz, der das nicht weiß, ist über ihr Nichterscheinen auf der Parkbank zwar traurig, ahnt aber
zugleich, dass ihre gemeinsame Geschichte jetzt zu Ende ist, jetzt, wo ihre Puppe ein neues
Zuhause gefunden hat. Er kann ihr die von Dora aus Fetzen wieder zusammengenähte Puppe nicht
mehr geben und schenkt sie seiner Schwester Ottla. Er will mit Dora ebenfalls von Steglitz wegziehen. Doch daraus wird nichts mehr. Mit dem Enden der Puppenbriefe und dem Ausbleiben/der
Rettung Lenas ist Franz Kafkas "Lebens-Aufgabe" erfüllt. Das nächste Kapitel referiert nur noch
kurz sein Sterben und seinen Tod.
Doch damit endet die Geschichte von "Kafkas Puppe" noch nicht. In einem "Theresienstadt 1943"
überschriebenen abgesetzten Schlusskapitel wird das Thema des Romans noch mal ins Mystische
überhöht und vollendet. Im KZ Theresienstadt erlebt Ottla mit ihren Kindern, eines der Mädchen hat
die Puppe im Arm, zufällig eine Zirkusvorstellung. Die Seiltänzerin Lenoschka, eine weltberühmte
Artistin, verzaubert dort ihre armen, bedauernswerten Zuschauer mit einer faszinierenden
Darbietung: Wie einst Lenas Puppe für diese lebensrettend wurde, so triumphiert nun in der Gestalt
der Seiltänzerin Lenoschka die fiktive Traumwelt über das banale und elende Jammerleben der
KZler. Lenoschka erkennt in Ottlas dunklen Augen ihren Freund Franz wieder und erinnert sich an
ihren letzten vergeblichen Versuch ihn wiederzusehen, bevor ihre neuen Eltern sie als Adoptivkind
mitnahmen. Lena hat als Artistin Karriere gemacht, die Puppenbriefe ihres väterlichen Freundes
Franz begleiteten sie auch noch, als sie mit ihrer Familie ins KZ musste.
Als Lenoschka "ihre" Puppe in den Armen von Ottlas Tochter entdeckt und ihr die Begegnung in
Steglitz wieder gegenwärtig wird; da erscheint ihr alles märchenhaft-sinnvoll, aber zugleich beglükkend. Mit ihrem Partner Pawel entschwebt sie vom Hochseil hinauf in die Luft: "Es ist soweit …,
Liebster, der Zeitpunkt der Abreise ist gekommen!" (S. 207) Sie ist vollends zu einem Luftgeist
geworden, aller irdischen Schwere enthoben.
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Gerd Schneider - Kafkas Puppe
Zum Autor
Der in Niederkassel bei Bonn beheimatete Gerd Schneider (*1942) studierte Germanistik und
Theaterwissenschaft, arbeitete zuerst als Journalist. Er ist seit den 1980er Jahren als Autor von
Romanen, aber auch von Sachbüchern und von Drehbüchern für das Fernsehen hervorgetreten.
Zeitlebens hat ihn die Gestalt des Prager Autors Franz Kafka fasziniert und ihn zur intensiven
Auseinandersetzung mit diesem großen Dichter des frühen
20. Jahrhunderts veranlasst.
Thematik und Konsequenzen
Der Roman birgt ein ganzes Spektrum von Thematiken, da er verschiedene Inhalts-, Darstellungsund Erzählebenen miteinander verbindet bzw. ineinander verwebt. Das beginnt bei dem Ineinander
des historischen Autors Franz Kafka und des väterlichen Freundes Franz, der für Lena die
Puppenbriefe erfindet. Es führt weiter über den todkranken Menschen Kafka und sein Pendant, den
sensiblen hageren, dunkel gekleideten Herrn, der für Lena zum "Fluchtpunkt" wird, wie sie für ihn.
Es verbindet die Liebesbeziehung des historischen Kafka zu Dora im fiktionalen Raum mit dem innigen Vater-Tochter-Verhältnis gegenüber Lena. Darüber hinaus siedelt der Roman das ganze
Geschehen auf dem Hintergrund des vereinsamten, vom Vater abgelehnten Menschen Kafka nach
seiner Flucht aus den "Krallen" des "Mütterchens" Prag an, im Wissen um die Unmöglichkeit des
erträumten Lebens in und mit einer Familie; zudem spielt er wie ein Wetterleuchten immer wieder
auf die politische und gesellschaftliche Situation vor der Weimarer Republik in ihrer Brüchigkeit an
und weist voraus auf die kommende Katastrophe; und gleichzeitig erscheint im Traumgebilde der
Puppe ebenso wie in der bizarren Beziehung zu Lena die schöne Illusion von Glück und Miteinander
trotz allem.
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Gerd Schneider - Kafkas Puppe
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für den Unterricht:
Das Ineinander der thematischen Verbindungen von Biographie, Historie und Fiktion bis in die letzte
Verästelung aufzudröseln ist sicher kaum möglich (insofern hat Schneiders Erzähl-Text-Gewebe viel
von Kafkas Erzählweise). Diesen Verknüpfungen und Verknotungen nachzugehen und wenigstens
einige davon ins Bewusstsein zu heben, dürfte das Hauptziel des unterrichtlichen Umgangs mit
diesem faszinierenden wie anrührenden Buch sein. Dabei wird es darauf ankommen, die Balance
zwischen der analytischen Vorgehensweise, die von der Anlage des Romans im Vordergrund stehen
dürfte, und dem Kreativen nicht aus dem Blick zu verlieren. So lohnt sich die Auseinandersetzung
etwa mit folgenden thematischen Schwerpunkten:
·
Kommunikation: Schreiben, (Vor-)Lesen und Reden als therapeutisches Handeln, Schreiben
und Lesen als Lebenshilfe
·
Märchenhaftes und politische, gesellschaftliche, wirtschaftlich, persönliche Wirklichkeit:
·
Die Doppelsinnigkeit des Titels "Kafkas Puppe"
·
Die Überwindung der Einsamkeit durch sinnhaftes Handeln und echte Begegnung im
generationenübergreifenden Miteinander
·
Die Puppe als "Zentralfigur" des Romans
·
Die Einbettung des Geschehens ins "große" Weltgeschehen
·
Die Bedeutung des Schreibens als zentrales Themas
Empfehlenswerte Literatur zum Thema
·
Binder, Hartmut: Kafka-Kommentar zu sämtlichen Erzählungen. München 1975.
·
Kafka-Handbuch in zwei Bänden. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachwissenschaftler hrsg. von
Hartmut Binder. Bd. I: Leben und Persönlichkeit. Bd. 2: Das Werk und seine Wirkung.
Stuttgart 1979.
·
Wagenbach, Klaus: Franz Kafka. Überarbeitete Neuausgabe. Reinbek bei Hamburg 2002.
Didaktische Struktur der Unterrichtseinheit
Es ist zu vermuten, dass die Schülerinnen und Schüler bereits vor der Besprechung des Romans
Bekanntschaft mit einigen Kafka-Texten gemacht haben. Um sie für die Thematik zu sensibilisieren,
lässt man sie in einem Brainstorming die ihnen verbliebenen Eindrücke der Lektüre Kafkas
zusammentragen. Es wird sich ein Erfahrungsbild ergeben, das von "undurchschaubar" über
"bedrückend" bis hin zu "unheimlich" reicht. Im Anschluss an diese Sensibilisierungsphase liest die
Klasse gemeinsam den Anfang des Romans bis zu jener Stelle, an der Kafka ankündigt, dass die
Puppe Lena schreiben wolle (Seite 9). Auf der Grundlage der ersten Leseeindrücke ergänzen die
SchülerInnen die Ergebnisse des Brainstormings, indem sie festhalten, welche Informationen der
Leser über die Figur Franz Kafka erhält. Als kreativen Schreibauftrag im Unterricht formulieren die
SchülerInnen den ersten Brief der Puppe an Lena. In der Folgestunde können die Schreibleistungen
der Klasse in direkten wertfreien Vergleich mit der nun vorgelegten Lektüre gesetzt werden,
wodurch man eine offene Aussprache provoziert. Mit dem Auftrag, den Roman innerhalb einer
Woche zu lesen, endet diese Stunde.
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Gerd Schneider - Kafkas Puppe
Der behutsamen Annäherung an die Figur Kafkas in den Einführungsstunden folgt die eigentliche
Erschließung des Textes mit einer (soweit möglich) systematischen Verortung des Romans in Raum
und Zeit, sodass wichtige Eckdaten ins Bewusstsein gehoben werden (AB 1). Die enge Verflechtung
zwischen fiktionaler und autobiographischer Kafka-Figur (AB 2/3) wird im Anschluss daran untersucht.
Exemplarisch kann man schließlich anhand des Vater-Sohn-Konflikts (AB 4) eine Grundproblematik
des historischen Franz Kafka in den Mittelpunkt rücken.
Eine kreative Auseinandersetzung mit dem autobiographischen Befund soll mit dem Brief an den
Sohn bzw. mit Ottlas Brief an ihren Bruder (AB 5) möglich werden. Die Hervorhebung der existenziellen Bedeutung des Schreibens, nämlich Lebenshilfe, Daseinsbewältigung, Mittel zur sozialer
Verankerung etc., überhaupt für den Menschen Franz Kafka (AB 6) fügt sich daran bruchlos an,
bevor die Reise der Puppe mit den Puppenbriefen selbst (AB 7/8) unter die Lupe genommen wird.
Die Erschließung dieses literarischen Textes muss auch die historisch-biographische Realität in den
Blick nehmen (AB 9), der Schneider sein illusionistisches Gegenmodell an die Seite stellt. Das
Theresienstadt-Kapitel (AB 10) mag dann als Versuch gewertet werden, mit der grausamen
Wirklichkeit durch eine Überhöhung der Ereignisse ins Mystisch-Märchenhafte zu versöhnen. Das
letzte Wort haben die Schülerinnen und Schüler, indem man sie noch einmal zur schriftlichen
Auseinandersetzung in Gestalt von selbst verfassten Puppenbriefen animiert (AB 11).
Mit einem Einblick in die romantechnische "Machart" (AB 12) lässt sich die Besprechung im Sinne
traditioneller Literaturarbeit runden. Dies erscheint angesichts des vorausgegangenen affektiven
Vorgehens vertretbar.
Die Unterrichtseinheit im Überblick
·
Einführungsstunden (ohne Arbeitsblätter)
Brainstorming zu den Texten von Franz Kafka
Lektüre des Eingangskapitels bis Seite 9
Ergänzen der Brainstorming-Ergebnisse zur Person Kafkas
Kreativer Schreibauftrag: Der erste Brief der Puppe an Lena
Präsentation der Ergebnisse und Vergleich mit dem Original-Puppenbrief in Schneiders Roman
Hausaufgabe: Lektüre des Romans
·
·
·
·
·
Arbeitsblatt
Arbeitsblatt
Arbeitsblatt
Arbeitsblatt
Arbeitsblatt
1:
2/3:
4:
5:
6:
·
·
·
·
·
Arbeitsblatt
Arbeitsblatt
Arbeitsblatt
Arbeitsblatt
Arbeitsblatt
7/8:
9:
10:
11:
12:
Der Roman als Mind Map
Autobiographie und Roman: Fiktion und Realität im Wechselspiel
Der Vater-Sohn-Konflikt: Die Abrechnung
Hermann Kafka und Ottla Kafka im Brief
"ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns"
Die Bedeutung des Schreibens für Franz
Lenas Puppe und ihre Reise in eine heile Welt
Franz vor seiner letzten Reise
Theresienstadt 1943: Letzte Begegnung Lenas mit ihrer Puppe
Letzte Puppenbrief an und von Lena/Lenoschka
Der Roman als Montage
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Name:
Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 1
Der Roman "Kafkas Puppe" als Mind Map
Aufträge zur Organisation:
(1)
Teambildung: Vor der Erschließung des Romans bietet es sich an; Teams zu bilden.
Legt fest, wer welche Rolle im Team übernimmt:
·
Gesprächsleiter/-in: leitet die Diskussion zielorientiert und sorgt für die
Einhaltung der Gesprächsregeln.
·
Fahrplan- und Zeitmanager/-in: achtet auf ein planvolles Vorgehen und ein gutes
Zeitmanagement
·
Protokollant/-in: hält die Ergebnisse der Teamarbeit sauber und übersichtlich fest
·
Teammitarbeiter/-in: bringt sich wie alle anderen Teammitglieder auch mit
seinen Gedanken und Ideen in die Erledigung der Aufgabenstellung ein.
·
Referent/-in: präsentiert die Arbeitsergebnisse des Teams am Ende
(2)
Zur Arbeitserleichterung empfiehlt es sich vor Beginn der eigentlichen Texterschließung,
die Kurz-Kapitel des Romans laufend durchzunummerieren.
Aufträge zur Texterschließung:
(1)
Erstellt in eurem Team auf einem Plakat eine Mind Map, indem ihr wesentliche Fakten
zu den unten angegebenen Aspekten des Romans recherchiert.
(2)
Jedes Team referiert der Klasse im Anschluss die Ergebnisse zu einem der untersuchten
Aspekte, wobei die entsprechenden Textbelege jeweils hinzugezogen werden.
Historischer Hintergrund
Zeit
Politik
Raum
Gerd Schneiders
Roman “Kafkas Puppe”
Figuren und ihre Problematik
Historischer Hintergrund
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 1
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Name:
Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 2
Autobiographie und Roman: Realität und Fiktion im Wechselspiel I
Der Roman "Kafkas Puppe" ist das Ergebnis der langjährigen intensiven Auseinandersetzung
des Autors Gerd Schneider mit der inneren und äußeren Biographie Franz Kafkas, von dem er
zeitlebens fasziniert war. Infolgedessen finden sich im Roman viele autobiographische Bezüge,
denen ihr im Folgenden nachspüren sollt.
Aufträge:
·
·
Jedes Team wählt für sich einen der unten stehenden
Untersuchungsgegenstände zur Bearbeitung aus.
Recherchiert unter www.franzkafka.de die autobiographischen Bezüge des
Romans und findet ggf. entsprechende Aussagen im Text selbst. Wählt das für
euer Thema zutreffende Zitat auf Arbeitsblatt 3 aus und stellt es als Motto über
euren Vortrag in der Klasse.
Als Mensch und Autor,
seine Ängste, Sehnsüchte
und Träume
Beziehungen in seiner
Heimat Prag
Beziehung zu Prag/
Berlin
Beziehung zu seiner
Frau
Beziehung zu Dora
Beziehung zu den
Eltern
Beziehung zur
Schwetser Ottla
In der Realität
In der Fiktion
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 2
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Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 3
Autobiographie und Roman: Realität und Fiktion im Wechselspiel II
ZITATE VON FRANZ KAFKA:
"Die Flucht aus meinem alten Leben in Prag ist geglückt (…) Ich habe mich von
dieser Stadt gelöst, die mich ganz krank gemacht hat."
"Deine äußerst wirkungsvollen, wenigstens mir gegenüber niemals versagenden
rednerischen Mittel bei der Erziehung waren: Schimpfen, Drohen, Ironie, böses
Lachen …".
"Es ist wahr, daß die Mutter grenzenlos gut zu mir war …".
"Alles, was sich nicht auf Literatur bezieht, hasse ich, es langweilt mich...".
"Ich muß viel allein sein. Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinseins."
"Dora … ist ein wunderbares Wesen."
"Die Berlinreise - "eine tollkühne Tat"
"Der Coitus als Bestrafung des Glücks des Beisammenseins."
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 3
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Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 4
Der Vater-S
Sohn-K
Konflikt: Die Abrechnung
Ein einzigartiges Dokument des Konfliktes mit seinem Vater hat uns der sechsunddreißigjährige
Kafka in Form seines Briefs an den Vater aus dem Jahr 1919 hinterlassen. Anlass des Briefs war
die Weigerung der Eltern, die geplante Heirat ihres Sohnes mit Julie Wohryzek, einer Sekretärin
aus Prag, zu unterstützen. Hintergrund für den Protest der Eltern war dabei nicht der soziale
Standesunterschied, sondern es waren die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen
Nachforschungen, die Julie Wohryzek einen sehr freizügigen Lebensstil bescheinigten. Der Vater
Kafka verletzte seinen Sohn insbesondere dadurch, dass er ihm anbot, ihn ins Bordell-Leben
einzuführen, damit er es nicht mehr nötig habe, "eine Beliebige" zu heiraten.
Auftrag:
Kafkas Brief an den Vater
Untersucht den Brief an den Vater unter folgenden Fragestellungen:
·
Wie erscheint der Vater in Kafkas Ausführungen?
·
Welche Auswirkungen auf die Persönlichkeit Kafkas hatte das Verhalten des
Vaters ihm gegenüber?
HERMANN KAFKA
FRANZ KAFKA
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 4
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Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 5
Hermann Kafka und Ottla Kafka im Brief
Aufträge zur Wahl:
(1)
Hermann Kafkas Brief an seinen Sohn
Versetzt euch in die Situation Hermann Kafkas, der das Schreiben seines
Sohnes erhalten hat und ihm nun ebenfalls brieflich antwortet.
(2)
Ottla Kafkas Brief an ihren Bruder
Franz Kafka hat seinen Brief an den Vater auch an seine Schwester Ottla
geschickt mit der Bitte um ihre Meinung. Versetzt euch in Ottla und antwortet
dem Bruder aus ihrer Sicht.
Die Briefe der verschiedenen Absender werden im Wechsel der Klasse vorgetragen und zur
Diskussion gestellt.
Franz!
Mein lieber Bruder!
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 5
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Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 6
"Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns": Die Bedeutung des
Schreibens für Franz
Schreibe zu den Nummern an den entsprechenden Pfeilen, in welcher
Beziehung die Personen zueinander stehen.
Gerd Schneider hat seinen Roman nicht etwa "Lenas Puppe", sondern "Kafkas Puppe" genannt
und legt damit nahe, dass die Puppe und die Briefe an sie eine besondere Funktion für das
Leben der Romanfigur Franz haben.
Aufträge:
Ermittelt, welche Bedeutung das Schreiben der Puppenbriefe für Franz hat. Folgende Kapitel
liefern dazu Hinweise:
Kap. 4, 6, 9, 11, 12, 15, 17, 20, 21, 25, 26, 27, 28, 31, 35, 36, 42
Jedes Team untersucht drei bzw. vier Kapitel und versucht seine Ergebnisse als Schlagworte
auf den Punkt zu bringen, die in dem untenstehenden Brief "Für Lena" eingetragen werden. Im
Plenum referiert jedes Team unter Heranziehung aussagekräftiger Textbelege.
(1)
Diskutiert im Anschluss das oben stehende Zitat des Autors Franz Kafka mit
Blick auf die eben erarbeitete Interpretation.
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 6
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Name:
Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 7
Lenas Puppe und ihre Reise in eine heile Welt I
"Die Puppengeschichte muss auf jeden Fall eine Geschichte sein, die gut ausgeht. Leicht und
schwerelos wie der Ballon, der sich über alles hinweghebt. (G. Schneider: Kafkas Puppe, S. 63)
"Es sind Traumreisen, die Wirklichkeit werden," erklärt Franz, "Erinnerungen an
Schwerelosigkeit, an Nebelhaftes und Schleierhaftes, an Flüsse und Seen, an einen Windhauch
in der Wüste, an fremde Tiere, an ein Theater, in dem wir Dichter, Schauspieler, Ballonfahrer,
Maschinisten, Bühnenbildner, Seiltänzer, Entdeckungsreisende, Dompteure und Puppenspieler
in einem sind, versteht ihr?" (G. Schneider, Kafkas Puppe, S. 130 f.)
Auftrag:
Verfolgt wichtige Reisestationen von Lenas Puppe und ihre Bedeutung für die
Entwicklung des Mädchens und ergänzt dabei die Tabelle (Arbeitsblatt 8) entsprechend
dem nachstehenden Modell.
Reisestationen der Puppe und ihre Bedeutung
Stationen
Reise in die heile Welt
Bedeutung für Lena
Die Puppe ist weg(gelaufen)
Lena ist untröstlich und fühlt
START
Kapitel 2/3
sich verlassen
Kapitel 12/14
Die Puppe beim Zirkus
Aufbau einer privaten
Rabanelli und der Traum vom
GeheimweltDer Puppenname
Fliegen
"Mira" als Traumgesicht
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Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 8
Lenas Puppe und ihre Reise in eine heile Welt II
Reisestationen der Puppe und ihre Bedeutung
Stationen
Reise in die heile Welt
Bedeutung für Lena
START
Kapitel 17/18
Kapitel 19-22
Kapitel 28/31/34
Kapitel 35/36
Kapitel 39
Miras neues Leben als
Lena findet ihre neue Familie
Seiltänzerin in Brambilla beginnt
ZIEL
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 8
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Name:
Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 9
Franz vor seiner letzten Reise
"Du hast der Kleinen so viel gegeben mit den Puppenbriefen!"- "Puppenreise!" - "Sie wird alles
behalten." Der Dichter lächelt, schreibt. "Sie sagte, sie sieht alles in ihrem Kopf!"- "Und in ihrem
Herzen." (G. Schneider: Kafkas Puppe, S. 194)
Franz rettet Lena mit den Briefen.
Sich selbst kann der Lungenkranke nicht helfen.
Der Rettung Lenas und der Puppe steht der Abschied Franz' vom Leben gegenüber.
Auftrag:
Untersucht an Hand der Kapitel 36, 37, 39, 43, welche Anzeichen des nahenden Endes es gibt
und wie sich Franz auf seine letzte Reise einstellt und vorbereitet.
Franz' letzte Stationen auf seiner Lebensreise
Kap. 35
Herbst: Labiler GesundheitszustandFranz'
Drängen auf eine Begegnung mit Ottla
Kap. 37
Kap. 39
Kap. 43
TOD
3. Juni 1924
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 9
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Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 10
Theresienstadt 1943: Letzte Begegnung Lenas mit ihrer Puppe
Aufträge:
(1)
Überlegt im Team, weshalb Gerd Schneider sein Buch nicht mit dem Tod
Kafkas enden lässt, sondern das Theresienstadt-Kapitel anfügt.
Lest dazu das Nachwort auf S. 215 f..
Diskutiert eure Einschätzungen danach im Plenum.
(2)
Tragt in die nachstehende Tabelle ein, wie Fiktion und Wirklichkeit zueinander in
Beziehung gesetzt werden.
Wirklichkeit
Konzentrationslager
Fiktion
"Bei diesem Tanz vergessen die Menschen die
elende Gegenwart in diesem Lager … " (S. 202)
Für Ottla und die Kinder letzte Station vor der
Vernichtung in Auschwitz
"Plötzlich ist allen hier im Hof, auf den Treppen, an den Mauern, in den Fenstern, in den benachbarten Höfen klar, dass etwas ganz Einmaliges passiert. Diese Seiltänzerin braucht kein Seil
mehr …um hier ihren Tanz vorzuführen, um hinaufzuwandern …bis …zur Spitze einer
Kathedrale, wenn es hier eine gäbe."
(G. Schneider: Kafkas Puppe, S. 207)
Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 10
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Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 11
Der letzte Puppenbrief an Lena
"Der Blick der Seiltänzerin ist auf ein kleines Mädchen gefallen, (…). Die Kleine hält mit beiden
Armen eine Puppe umklammert.(…) Das kann nicht sein! Ein Zufall! Ein Märchen aus lange vergangenen Tagen? Als eine Puppe eine wunderbare Reise machte, in einem Ballon davonflog auf
der Suche nach dem Wasserturm, nach einem Platz, den sich nicht mehr finden konnte?" (G.
Schneider: Kafkas Puppe, S. 206)
Aufträge (zur Wahl):
(1)
Schreibe im Anschluss an ihre Begegnung in Theresienstadt einen allerletzten
Brief der Puppe an Lena/Lenoschka.
(2)
Schreibe einen Brief der Seiltänzerin Lenoschka an ihre Puppe, nachdem sie sie
in den Armen von Ottlas Tochter wieder erkannt hat.
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Name:
Klasse:
Datum:
Arbeitsblatt 12
Der Roman als Montage
Unter Montagetechnik, einem Begriff aus der Filmkunst, versteht man in der Literatur das
Einfügen von sprachlich, stilistisch oder inhaltlich "fremden" Textteilen in ein literarisches Werk.
Die "hineinmontierten" Teile, z. B. Erzählmotive oder -passagen, Songtexte, Zeitungsartikel oder
Kommentare, können einem anderen literarischen Werk entnommen, vom Autor aber auch
abgewandelt oder ganz frei erfunden sein.
Aufträge:
Gerd Schneider hat etliche Motive und Textauszüge aus dem Erzählwerk Franz Kafkas in seinen
Roman hineinmontiert (siehe dazu auch: G. Schneider, Kafkas Puppe, Nachwort S. 216 f.).
Manche dieser Stellen sind im Buch durch Kursivdruck gekennzeichnet.
(1)
(2)
Sucht drei der unten angegebenen Textstellen im Roman auf und fasst sie kurz
zusammen. Übernehmt für eure Einträge das Spaltenmodell (siehe unten).
Beschäftigt euch jeweils mit den Originalquellen und ihrer Bedeutung für
Franz Kafka.
Titel der Erzählungen
Fundstelle im Buch
Inhalt
Bedeutung des
Originals für Kafka
"Der Bau"
"Der Kübelreiter"
"Die Wahrheit über
Sancho Pansa"
(3)
Plenumsdiskussion: Diskutiert, welche Intention der Autor mit der
Montagetechnik in diesen Fällen verfolgt und welche Wirkung dies auf den Leser
des Romans hat.
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