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ZUM LESEN VERLOCKEN ZUM LESEN VERLOCKEN ARENA – Neue Materialien für den Unterricht Klassen 10 bis 12 Gerd Schneider Kafkas Puppe Arena-Taschenbuch ISBN 978-3-401-50148-2 218 Seiten Geeignet für die Klassen 10 - 12 Eine Erarbeitung von Jutta Merwald Herausgegeben von Peter Conrady Zum Inhalt Bekanntlich verbrachte der lungenkranke Franz Kafka 1923, im Jahr vor seinem Tod, einige Monate mit seiner Geliebten Dora Diamant in Berlin. Dort, so weiß man aus einem Brief Doras, traf der Dichter im Steglitzer Park ein kleines Mädchen, dem er täglich selbstverfasste Briefe brachte, um ihm über den Verlust seiner Puppe hinwegzuhelfen. Dies ist die historische Ausgangssituation, auf die der Roman "Kafkas Puppe" von Gerd Schneider aufbaut. Schneider zeigt uns den Autor Kafka mit Dora, die ihn zwar liebt, aber letztlich im Kern nicht versteht, als Fremder und Jude eher geduldet in einer kleinen bescheidenen Wohnung in Berlin lebend, hart am Existenzminimum, ohne Beruf, kaum sozial eingebunden. Er schreibt zwar ohne Unterlass, aber seine Bücher will niemand kaufen. Diese gesellschaftliche Randfigur trifft zufällig auf Lena, ein ins Waisenhaus abgeschobenes Findelkind. Nur mit ihrer Mitbewohnerin Christina unterhält sie eine zwischenmenschliche Beziehung. Auf diesem Hintergrund entwickelt Gerd Schneider ein ganzes Geflecht von Bezügen um dieses ungleiche Paar. Franz, den sie auf der Parkbank trifft, zieht die kleine Lena mit seinen Briefen, die ihre Puppe ihr angeblich durch ihn als "Briefboten" übermittelt, nach und nach hinein in eine Traumwelt Ihre Beziehung wird von Tag zu Tag enger. Was als spontane Hilfe des Erwachsenen für das Kind begann, "entpuppt" sich allmählich als eine das ganze Leben der beiden einbegreifende Interaktion; denn auch Franz' Dasein © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de ZUM LESEN VERLOCKEN Gerd Schneider - Kafkas Puppe erhält einen Sinn, weil er, dessen Existenz nur im Schreiben besteht, dieses zum ersten Mal als etwas "Nützliches" erfährt. Zugleich wird auch Franz mehr und mehr in diese wunderbare fiktionale Welt mit hineingezogen. So agieren Lena und Franz schließlich nur noch in ihrer Beziehung zueinander, wie zwei Partner, die gleichzeitig einander geben und voneinander nehmen. Ihr seelischer Gleichklang erreicht seinen Gipfel, als sich ihr Verhältnis zueinander zu einer Vater-Tochter-Beziehung vertieft. Der todkranke Franz und die arme Lena tanzen im Park miteinander - Ausdruck neu gewonnener Lebensfreude. Die Puppe, die sich räumlich immer mehr von Lena entfernt, bis sie schließlich mit neuen "Eltern" zum Zirkus geht, wird so für das Mädchen durch die Briefe zur Identifikationsfigur. Durch sie findet auch Lena schließlich Kraft und Freiheit, als Adoptivkind mit Pflegeeltern ein neues Leben zu beginnen. Franz, der das nicht weiß, ist über ihr Nichterscheinen auf der Parkbank zwar traurig, ahnt aber zugleich, dass ihre gemeinsame Geschichte jetzt zu Ende ist, jetzt, wo ihre Puppe ein neues Zuhause gefunden hat. Er kann ihr die von Dora aus Fetzen wieder zusammengenähte Puppe nicht mehr geben und schenkt sie seiner Schwester Ottla. Er will mit Dora ebenfalls von Steglitz wegziehen. Doch daraus wird nichts mehr. Mit dem Enden der Puppenbriefe und dem Ausbleiben/der Rettung Lenas ist Franz Kafkas "Lebens-Aufgabe" erfüllt. Das nächste Kapitel referiert nur noch kurz sein Sterben und seinen Tod. Doch damit endet die Geschichte von "Kafkas Puppe" noch nicht. In einem "Theresienstadt 1943" überschriebenen abgesetzten Schlusskapitel wird das Thema des Romans noch mal ins Mystische überhöht und vollendet. Im KZ Theresienstadt erlebt Ottla mit ihren Kindern, eines der Mädchen hat die Puppe im Arm, zufällig eine Zirkusvorstellung. Die Seiltänzerin Lenoschka, eine weltberühmte Artistin, verzaubert dort ihre armen, bedauernswerten Zuschauer mit einer faszinierenden Darbietung: Wie einst Lenas Puppe für diese lebensrettend wurde, so triumphiert nun in der Gestalt der Seiltänzerin Lenoschka die fiktive Traumwelt über das banale und elende Jammerleben der KZler. Lenoschka erkennt in Ottlas dunklen Augen ihren Freund Franz wieder und erinnert sich an ihren letzten vergeblichen Versuch ihn wiederzusehen, bevor ihre neuen Eltern sie als Adoptivkind mitnahmen. Lena hat als Artistin Karriere gemacht, die Puppenbriefe ihres väterlichen Freundes Franz begleiteten sie auch noch, als sie mit ihrer Familie ins KZ musste. Als Lenoschka "ihre" Puppe in den Armen von Ottlas Tochter entdeckt und ihr die Begegnung in Steglitz wieder gegenwärtig wird; da erscheint ihr alles märchenhaft-sinnvoll, aber zugleich beglükkend. Mit ihrem Partner Pawel entschwebt sie vom Hochseil hinauf in die Luft: "Es ist soweit …, Liebster, der Zeitpunkt der Abreise ist gekommen!" (S. 207) Sie ist vollends zu einem Luftgeist geworden, aller irdischen Schwere enthoben. © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de ZUM LESEN VERLOCKEN Gerd Schneider - Kafkas Puppe Zum Autor Der in Niederkassel bei Bonn beheimatete Gerd Schneider (*1942) studierte Germanistik und Theaterwissenschaft, arbeitete zuerst als Journalist. Er ist seit den 1980er Jahren als Autor von Romanen, aber auch von Sachbüchern und von Drehbüchern für das Fernsehen hervorgetreten. Zeitlebens hat ihn die Gestalt des Prager Autors Franz Kafka fasziniert und ihn zur intensiven Auseinandersetzung mit diesem großen Dichter des frühen 20. Jahrhunderts veranlasst. Thematik und Konsequenzen Der Roman birgt ein ganzes Spektrum von Thematiken, da er verschiedene Inhalts-, Darstellungsund Erzählebenen miteinander verbindet bzw. ineinander verwebt. Das beginnt bei dem Ineinander des historischen Autors Franz Kafka und des väterlichen Freundes Franz, der für Lena die Puppenbriefe erfindet. Es führt weiter über den todkranken Menschen Kafka und sein Pendant, den sensiblen hageren, dunkel gekleideten Herrn, der für Lena zum "Fluchtpunkt" wird, wie sie für ihn. Es verbindet die Liebesbeziehung des historischen Kafka zu Dora im fiktionalen Raum mit dem innigen Vater-Tochter-Verhältnis gegenüber Lena. Darüber hinaus siedelt der Roman das ganze Geschehen auf dem Hintergrund des vereinsamten, vom Vater abgelehnten Menschen Kafka nach seiner Flucht aus den "Krallen" des "Mütterchens" Prag an, im Wissen um die Unmöglichkeit des erträumten Lebens in und mit einer Familie; zudem spielt er wie ein Wetterleuchten immer wieder auf die politische und gesellschaftliche Situation vor der Weimarer Republik in ihrer Brüchigkeit an und weist voraus auf die kommende Katastrophe; und gleichzeitig erscheint im Traumgebilde der Puppe ebenso wie in der bizarren Beziehung zu Lena die schöne Illusion von Glück und Miteinander trotz allem. © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de ZUM LESEN VERLOCKEN Gerd Schneider - Kafkas Puppe Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für den Unterricht: Das Ineinander der thematischen Verbindungen von Biographie, Historie und Fiktion bis in die letzte Verästelung aufzudröseln ist sicher kaum möglich (insofern hat Schneiders Erzähl-Text-Gewebe viel von Kafkas Erzählweise). Diesen Verknüpfungen und Verknotungen nachzugehen und wenigstens einige davon ins Bewusstsein zu heben, dürfte das Hauptziel des unterrichtlichen Umgangs mit diesem faszinierenden wie anrührenden Buch sein. Dabei wird es darauf ankommen, die Balance zwischen der analytischen Vorgehensweise, die von der Anlage des Romans im Vordergrund stehen dürfte, und dem Kreativen nicht aus dem Blick zu verlieren. So lohnt sich die Auseinandersetzung etwa mit folgenden thematischen Schwerpunkten: · Kommunikation: Schreiben, (Vor-)Lesen und Reden als therapeutisches Handeln, Schreiben und Lesen als Lebenshilfe · Märchenhaftes und politische, gesellschaftliche, wirtschaftlich, persönliche Wirklichkeit: · Die Doppelsinnigkeit des Titels "Kafkas Puppe" · Die Überwindung der Einsamkeit durch sinnhaftes Handeln und echte Begegnung im generationenübergreifenden Miteinander · Die Puppe als "Zentralfigur" des Romans · Die Einbettung des Geschehens ins "große" Weltgeschehen · Die Bedeutung des Schreibens als zentrales Themas Empfehlenswerte Literatur zum Thema · Binder, Hartmut: Kafka-Kommentar zu sämtlichen Erzählungen. München 1975. · Kafka-Handbuch in zwei Bänden. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachwissenschaftler hrsg. von Hartmut Binder. Bd. I: Leben und Persönlichkeit. Bd. 2: Das Werk und seine Wirkung. Stuttgart 1979. · Wagenbach, Klaus: Franz Kafka. Überarbeitete Neuausgabe. Reinbek bei Hamburg 2002. Didaktische Struktur der Unterrichtseinheit Es ist zu vermuten, dass die Schülerinnen und Schüler bereits vor der Besprechung des Romans Bekanntschaft mit einigen Kafka-Texten gemacht haben. Um sie für die Thematik zu sensibilisieren, lässt man sie in einem Brainstorming die ihnen verbliebenen Eindrücke der Lektüre Kafkas zusammentragen. Es wird sich ein Erfahrungsbild ergeben, das von "undurchschaubar" über "bedrückend" bis hin zu "unheimlich" reicht. Im Anschluss an diese Sensibilisierungsphase liest die Klasse gemeinsam den Anfang des Romans bis zu jener Stelle, an der Kafka ankündigt, dass die Puppe Lena schreiben wolle (Seite 9). Auf der Grundlage der ersten Leseeindrücke ergänzen die SchülerInnen die Ergebnisse des Brainstormings, indem sie festhalten, welche Informationen der Leser über die Figur Franz Kafka erhält. Als kreativen Schreibauftrag im Unterricht formulieren die SchülerInnen den ersten Brief der Puppe an Lena. In der Folgestunde können die Schreibleistungen der Klasse in direkten wertfreien Vergleich mit der nun vorgelegten Lektüre gesetzt werden, wodurch man eine offene Aussprache provoziert. Mit dem Auftrag, den Roman innerhalb einer Woche zu lesen, endet diese Stunde. © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de ZUM LESEN VERLOCKEN Gerd Schneider - Kafkas Puppe Der behutsamen Annäherung an die Figur Kafkas in den Einführungsstunden folgt die eigentliche Erschließung des Textes mit einer (soweit möglich) systematischen Verortung des Romans in Raum und Zeit, sodass wichtige Eckdaten ins Bewusstsein gehoben werden (AB 1). Die enge Verflechtung zwischen fiktionaler und autobiographischer Kafka-Figur (AB 2/3) wird im Anschluss daran untersucht. Exemplarisch kann man schließlich anhand des Vater-Sohn-Konflikts (AB 4) eine Grundproblematik des historischen Franz Kafka in den Mittelpunkt rücken. Eine kreative Auseinandersetzung mit dem autobiographischen Befund soll mit dem Brief an den Sohn bzw. mit Ottlas Brief an ihren Bruder (AB 5) möglich werden. Die Hervorhebung der existenziellen Bedeutung des Schreibens, nämlich Lebenshilfe, Daseinsbewältigung, Mittel zur sozialer Verankerung etc., überhaupt für den Menschen Franz Kafka (AB 6) fügt sich daran bruchlos an, bevor die Reise der Puppe mit den Puppenbriefen selbst (AB 7/8) unter die Lupe genommen wird. Die Erschließung dieses literarischen Textes muss auch die historisch-biographische Realität in den Blick nehmen (AB 9), der Schneider sein illusionistisches Gegenmodell an die Seite stellt. Das Theresienstadt-Kapitel (AB 10) mag dann als Versuch gewertet werden, mit der grausamen Wirklichkeit durch eine Überhöhung der Ereignisse ins Mystisch-Märchenhafte zu versöhnen. Das letzte Wort haben die Schülerinnen und Schüler, indem man sie noch einmal zur schriftlichen Auseinandersetzung in Gestalt von selbst verfassten Puppenbriefen animiert (AB 11). Mit einem Einblick in die romantechnische "Machart" (AB 12) lässt sich die Besprechung im Sinne traditioneller Literaturarbeit runden. Dies erscheint angesichts des vorausgegangenen affektiven Vorgehens vertretbar. Die Unterrichtseinheit im Überblick · Einführungsstunden (ohne Arbeitsblätter) Brainstorming zu den Texten von Franz Kafka Lektüre des Eingangskapitels bis Seite 9 Ergänzen der Brainstorming-Ergebnisse zur Person Kafkas Kreativer Schreibauftrag: Der erste Brief der Puppe an Lena Präsentation der Ergebnisse und Vergleich mit dem Original-Puppenbrief in Schneiders Roman Hausaufgabe: Lektüre des Romans · · · · · Arbeitsblatt Arbeitsblatt Arbeitsblatt Arbeitsblatt Arbeitsblatt 1: 2/3: 4: 5: 6: · · · · · Arbeitsblatt Arbeitsblatt Arbeitsblatt Arbeitsblatt Arbeitsblatt 7/8: 9: 10: 11: 12: Der Roman als Mind Map Autobiographie und Roman: Fiktion und Realität im Wechselspiel Der Vater-Sohn-Konflikt: Die Abrechnung Hermann Kafka und Ottla Kafka im Brief "ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns" Die Bedeutung des Schreibens für Franz Lenas Puppe und ihre Reise in eine heile Welt Franz vor seiner letzten Reise Theresienstadt 1943: Letzte Begegnung Lenas mit ihrer Puppe Letzte Puppenbrief an und von Lena/Lenoschka Der Roman als Montage © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 1 Der Roman "Kafkas Puppe" als Mind Map Aufträge zur Organisation: (1) Teambildung: Vor der Erschließung des Romans bietet es sich an; Teams zu bilden. Legt fest, wer welche Rolle im Team übernimmt: · Gesprächsleiter/-in: leitet die Diskussion zielorientiert und sorgt für die Einhaltung der Gesprächsregeln. · Fahrplan- und Zeitmanager/-in: achtet auf ein planvolles Vorgehen und ein gutes Zeitmanagement · Protokollant/-in: hält die Ergebnisse der Teamarbeit sauber und übersichtlich fest · Teammitarbeiter/-in: bringt sich wie alle anderen Teammitglieder auch mit seinen Gedanken und Ideen in die Erledigung der Aufgabenstellung ein. · Referent/-in: präsentiert die Arbeitsergebnisse des Teams am Ende (2) Zur Arbeitserleichterung empfiehlt es sich vor Beginn der eigentlichen Texterschließung, die Kurz-Kapitel des Romans laufend durchzunummerieren. Aufträge zur Texterschließung: (1) Erstellt in eurem Team auf einem Plakat eine Mind Map, indem ihr wesentliche Fakten zu den unten angegebenen Aspekten des Romans recherchiert. (2) Jedes Team referiert der Klasse im Anschluss die Ergebnisse zu einem der untersuchten Aspekte, wobei die entsprechenden Textbelege jeweils hinzugezogen werden. Historischer Hintergrund Zeit Politik Raum Gerd Schneiders Roman “Kafkas Puppe” Figuren und ihre Problematik Historischer Hintergrund Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 1 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 2 Autobiographie und Roman: Realität und Fiktion im Wechselspiel I Der Roman "Kafkas Puppe" ist das Ergebnis der langjährigen intensiven Auseinandersetzung des Autors Gerd Schneider mit der inneren und äußeren Biographie Franz Kafkas, von dem er zeitlebens fasziniert war. Infolgedessen finden sich im Roman viele autobiographische Bezüge, denen ihr im Folgenden nachspüren sollt. Aufträge: · · Jedes Team wählt für sich einen der unten stehenden Untersuchungsgegenstände zur Bearbeitung aus. Recherchiert unter www.franzkafka.de die autobiographischen Bezüge des Romans und findet ggf. entsprechende Aussagen im Text selbst. Wählt das für euer Thema zutreffende Zitat auf Arbeitsblatt 3 aus und stellt es als Motto über euren Vortrag in der Klasse. Als Mensch und Autor, seine Ängste, Sehnsüchte und Träume Beziehungen in seiner Heimat Prag Beziehung zu Prag/ Berlin Beziehung zu seiner Frau Beziehung zu Dora Beziehung zu den Eltern Beziehung zur Schwetser Ottla In der Realität In der Fiktion Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 2 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 3 Autobiographie und Roman: Realität und Fiktion im Wechselspiel II ZITATE VON FRANZ KAFKA: "Die Flucht aus meinem alten Leben in Prag ist geglückt (…) Ich habe mich von dieser Stadt gelöst, die mich ganz krank gemacht hat." "Deine äußerst wirkungsvollen, wenigstens mir gegenüber niemals versagenden rednerischen Mittel bei der Erziehung waren: Schimpfen, Drohen, Ironie, böses Lachen …". "Es ist wahr, daß die Mutter grenzenlos gut zu mir war …". "Alles, was sich nicht auf Literatur bezieht, hasse ich, es langweilt mich...". "Ich muß viel allein sein. Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinseins." "Dora … ist ein wunderbares Wesen." "Die Berlinreise - "eine tollkühne Tat" "Der Coitus als Bestrafung des Glücks des Beisammenseins." Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 3 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 4 Der Vater-S Sohn-K Konflikt: Die Abrechnung Ein einzigartiges Dokument des Konfliktes mit seinem Vater hat uns der sechsunddreißigjährige Kafka in Form seines Briefs an den Vater aus dem Jahr 1919 hinterlassen. Anlass des Briefs war die Weigerung der Eltern, die geplante Heirat ihres Sohnes mit Julie Wohryzek, einer Sekretärin aus Prag, zu unterstützen. Hintergrund für den Protest der Eltern war dabei nicht der soziale Standesunterschied, sondern es waren die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Nachforschungen, die Julie Wohryzek einen sehr freizügigen Lebensstil bescheinigten. Der Vater Kafka verletzte seinen Sohn insbesondere dadurch, dass er ihm anbot, ihn ins Bordell-Leben einzuführen, damit er es nicht mehr nötig habe, "eine Beliebige" zu heiraten. Auftrag: Kafkas Brief an den Vater Untersucht den Brief an den Vater unter folgenden Fragestellungen: · Wie erscheint der Vater in Kafkas Ausführungen? · Welche Auswirkungen auf die Persönlichkeit Kafkas hatte das Verhalten des Vaters ihm gegenüber? HERMANN KAFKA FRANZ KAFKA Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 4 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 5 Hermann Kafka und Ottla Kafka im Brief Aufträge zur Wahl: (1) Hermann Kafkas Brief an seinen Sohn Versetzt euch in die Situation Hermann Kafkas, der das Schreiben seines Sohnes erhalten hat und ihm nun ebenfalls brieflich antwortet. (2) Ottla Kafkas Brief an ihren Bruder Franz Kafka hat seinen Brief an den Vater auch an seine Schwester Ottla geschickt mit der Bitte um ihre Meinung. Versetzt euch in Ottla und antwortet dem Bruder aus ihrer Sicht. Die Briefe der verschiedenen Absender werden im Wechsel der Klasse vorgetragen und zur Diskussion gestellt. Franz! Mein lieber Bruder! Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 5 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 6 "Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns": Die Bedeutung des Schreibens für Franz Schreibe zu den Nummern an den entsprechenden Pfeilen, in welcher Beziehung die Personen zueinander stehen. Gerd Schneider hat seinen Roman nicht etwa "Lenas Puppe", sondern "Kafkas Puppe" genannt und legt damit nahe, dass die Puppe und die Briefe an sie eine besondere Funktion für das Leben der Romanfigur Franz haben. Aufträge: Ermittelt, welche Bedeutung das Schreiben der Puppenbriefe für Franz hat. Folgende Kapitel liefern dazu Hinweise: Kap. 4, 6, 9, 11, 12, 15, 17, 20, 21, 25, 26, 27, 28, 31, 35, 36, 42 Jedes Team untersucht drei bzw. vier Kapitel und versucht seine Ergebnisse als Schlagworte auf den Punkt zu bringen, die in dem untenstehenden Brief "Für Lena" eingetragen werden. Im Plenum referiert jedes Team unter Heranziehung aussagekräftiger Textbelege. (1) Diskutiert im Anschluss das oben stehende Zitat des Autors Franz Kafka mit Blick auf die eben erarbeitete Interpretation. Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 6 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 7 Lenas Puppe und ihre Reise in eine heile Welt I "Die Puppengeschichte muss auf jeden Fall eine Geschichte sein, die gut ausgeht. Leicht und schwerelos wie der Ballon, der sich über alles hinweghebt. (G. Schneider: Kafkas Puppe, S. 63) "Es sind Traumreisen, die Wirklichkeit werden," erklärt Franz, "Erinnerungen an Schwerelosigkeit, an Nebelhaftes und Schleierhaftes, an Flüsse und Seen, an einen Windhauch in der Wüste, an fremde Tiere, an ein Theater, in dem wir Dichter, Schauspieler, Ballonfahrer, Maschinisten, Bühnenbildner, Seiltänzer, Entdeckungsreisende, Dompteure und Puppenspieler in einem sind, versteht ihr?" (G. Schneider, Kafkas Puppe, S. 130 f.) Auftrag: Verfolgt wichtige Reisestationen von Lenas Puppe und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Mädchens und ergänzt dabei die Tabelle (Arbeitsblatt 8) entsprechend dem nachstehenden Modell. Reisestationen der Puppe und ihre Bedeutung Stationen Reise in die heile Welt Bedeutung für Lena Die Puppe ist weg(gelaufen) Lena ist untröstlich und fühlt START Kapitel 2/3 sich verlassen Kapitel 12/14 Die Puppe beim Zirkus Aufbau einer privaten Rabanelli und der Traum vom GeheimweltDer Puppenname Fliegen "Mira" als Traumgesicht Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 7 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 8 Lenas Puppe und ihre Reise in eine heile Welt II Reisestationen der Puppe und ihre Bedeutung Stationen Reise in die heile Welt Bedeutung für Lena START Kapitel 17/18 Kapitel 19-22 Kapitel 28/31/34 Kapitel 35/36 Kapitel 39 Miras neues Leben als Lena findet ihre neue Familie Seiltänzerin in Brambilla beginnt ZIEL Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 8 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 9 Franz vor seiner letzten Reise "Du hast der Kleinen so viel gegeben mit den Puppenbriefen!"- "Puppenreise!" - "Sie wird alles behalten." Der Dichter lächelt, schreibt. "Sie sagte, sie sieht alles in ihrem Kopf!"- "Und in ihrem Herzen." (G. Schneider: Kafkas Puppe, S. 194) Franz rettet Lena mit den Briefen. Sich selbst kann der Lungenkranke nicht helfen. Der Rettung Lenas und der Puppe steht der Abschied Franz' vom Leben gegenüber. Auftrag: Untersucht an Hand der Kapitel 36, 37, 39, 43, welche Anzeichen des nahenden Endes es gibt und wie sich Franz auf seine letzte Reise einstellt und vorbereitet. Franz' letzte Stationen auf seiner Lebensreise Kap. 35 Herbst: Labiler GesundheitszustandFranz' Drängen auf eine Begegnung mit Ottla Kap. 37 Kap. 39 Kap. 43 TOD 3. Juni 1924 Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 9 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 10 Theresienstadt 1943: Letzte Begegnung Lenas mit ihrer Puppe Aufträge: (1) Überlegt im Team, weshalb Gerd Schneider sein Buch nicht mit dem Tod Kafkas enden lässt, sondern das Theresienstadt-Kapitel anfügt. Lest dazu das Nachwort auf S. 215 f.. Diskutiert eure Einschätzungen danach im Plenum. (2) Tragt in die nachstehende Tabelle ein, wie Fiktion und Wirklichkeit zueinander in Beziehung gesetzt werden. Wirklichkeit Konzentrationslager Fiktion "Bei diesem Tanz vergessen die Menschen die elende Gegenwart in diesem Lager … " (S. 202) Für Ottla und die Kinder letzte Station vor der Vernichtung in Auschwitz "Plötzlich ist allen hier im Hof, auf den Treppen, an den Mauern, in den Fenstern, in den benachbarten Höfen klar, dass etwas ganz Einmaliges passiert. Diese Seiltänzerin braucht kein Seil mehr …um hier ihren Tanz vorzuführen, um hinaufzuwandern …bis …zur Spitze einer Kathedrale, wenn es hier eine gäbe." (G. Schneider: Kafkas Puppe, S. 207) Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 10 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 11 Der letzte Puppenbrief an Lena "Der Blick der Seiltänzerin ist auf ein kleines Mädchen gefallen, (…). Die Kleine hält mit beiden Armen eine Puppe umklammert.(…) Das kann nicht sein! Ein Zufall! Ein Märchen aus lange vergangenen Tagen? Als eine Puppe eine wunderbare Reise machte, in einem Ballon davonflog auf der Suche nach dem Wasserturm, nach einem Platz, den sich nicht mehr finden konnte?" (G. Schneider: Kafkas Puppe, S. 206) Aufträge (zur Wahl): (1) Schreibe im Anschluss an ihre Begegnung in Theresienstadt einen allerletzten Brief der Puppe an Lena/Lenoschka. (2) Schreibe einen Brief der Seiltänzerin Lenoschka an ihre Puppe, nachdem sie sie in den Armen von Ottlas Tochter wieder erkannt hat. Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 11 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de Name: Klasse: Datum: Arbeitsblatt 12 Der Roman als Montage Unter Montagetechnik, einem Begriff aus der Filmkunst, versteht man in der Literatur das Einfügen von sprachlich, stilistisch oder inhaltlich "fremden" Textteilen in ein literarisches Werk. Die "hineinmontierten" Teile, z. B. Erzählmotive oder -passagen, Songtexte, Zeitungsartikel oder Kommentare, können einem anderen literarischen Werk entnommen, vom Autor aber auch abgewandelt oder ganz frei erfunden sein. Aufträge: Gerd Schneider hat etliche Motive und Textauszüge aus dem Erzählwerk Franz Kafkas in seinen Roman hineinmontiert (siehe dazu auch: G. Schneider, Kafkas Puppe, Nachwort S. 216 f.). Manche dieser Stellen sind im Buch durch Kursivdruck gekennzeichnet. (1) (2) Sucht drei der unten angegebenen Textstellen im Roman auf und fasst sie kurz zusammen. Übernehmt für eure Einträge das Spaltenmodell (siehe unten). Beschäftigt euch jeweils mit den Originalquellen und ihrer Bedeutung für Franz Kafka. Titel der Erzählungen Fundstelle im Buch Inhalt Bedeutung des Originals für Kafka "Der Bau" "Der Kübelreiter" "Die Wahrheit über Sancho Pansa" (3) Plenumsdiskussion: Diskutiert, welche Intention der Autor mit der Montagetechnik in diesen Fällen verfolgt und welche Wirkung dies auf den Leser des Romans hat. Gerd Schneider - Kafkas Puppe - Arbeitsblatt 12 © Arena Verlag • Postfach 51 69 • 97001 Würzburg • Tel. 09 31 / 7 96 44-0 • Fax 09 31 / 7 96 44-13 • [email protected] • www.arena-verlag.de