Der Globetrotter

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Der Globetrotter
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Strandpartie in Andalusien:
Auch auf tückischem Sand zieht der Cayenne zuverlässig seine
Spuren und fährt gelassen der Abendsonne entgegen
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Fahren
Der Globetrotter
Der Cayenne ist wie kein anderer Porsche in der Lage, die Botschaft vom innovativen,
extrem sportlich orientierten Unternehmen bis in den letzten Winkel dieser Welt
zu transportieren. Die neuen Modelle bewältigen dies mit noch feinerer Technik und
deutlich mehr Power – wie eine Entdeckungstour durch Andalusien beweist.
Text
Reiner Schloz
Fotografie
Uli Heckmann
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Volle Kraft voraus:
Auf Asphalt entwickelt der Cayenne auch dank der neuen
Wankstabilisierung Fahreigenschaften wie ein Sportwagen
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Schade eigentlich, aber am Ufer ist Schluss. Obwohl der Cayenne sonst
vor nichts haltmacht.Wenn das Gelände unwegsam wird, weich oder
auch knochentrocken und sich tückische Hindernisse aufbauen, dann
verdreht er geduldig seine Achsen und spielt mit dem mächtigen Drehmoment, das bei der Turbo-Version schon ab 2250 Umdrehungen
700 Newtonmeter erreicht. Die elektronische Interessengemeinschaft
im Inneren des Fahrzeugs dirigiert das aktive Fahrwerk PASM, den
permanenten Allrad-Antrieb PTM und das PSM sowie die neueWankstabilisierung Porsche Dynamic Chassis Control (PDCC) und bahnt
dem sportlichen Geländewagen ganz souverän denWeg – Steigungen,
abschüssigem Gelände und Schräglagen zum Trotz.
Hier am Strand in Andalusien ist der Untergrund eher weich. Die
freundlichen Helfer vom spanischen Roten Kreuz, die denWeg auf die
unendlich lange Sandpiste freigegeben haben, beobachten die Szene
aus der Ferne interessiert – und mit einer gewissen Enttäuschung. Keine
Ahnung, um wie viel sie gewettet haben, dass sie uns da wieder rausziehen müssen. Aber: Sie kennen das Auto nicht. Jetzt kerzengerade
raus auf die See, über dieWellen brettern, der Abendsonne entgegen –
das wär’s doch! Spritztour gemacht, könnte man hinterher sagen.
Geht aber nicht. Obwohl: Nach allem, was man mit dem Cayenne hier
auf und neben der Straße erlebt hat, ist man fast geneigt, ihm auch das
noch zuzutrauen. Der Fuß schleicht sich trotzdem langsam vom Gas.
So eine Strandpartie bei diesem Licht und der Atmosphäre ist schließlich exklusiv genug.
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Vorwärts:
Der Cayenne ist startklar für eine Tour durch den südlichsten
Zipfel Spaniens – stoppen kann ihn nur das Meer
Ein paar Kilometer um die Ecke, gleich beim Fischerhafen von Tarifa,
haben die Experten die Linie gezogen. Dort, irgendwo auf der Straße
von Gibraltar, stiehlt sich das Mittelmeer angeblich davon und verschwindet im Atlantik. Oder umgekehrt. So genau lässt sich das ja
nicht sagen. Die Einheimischen behaupten aber, an der Farbe des
Wassers und den Strömungen könne man erkennen, wie die Meere
aufeinanderprallen. Sicher ist:Wir befinden uns im Grenzbereich. Und
der ist eindeutig das Hoheitsgebiet des Cayenne – in jeder Beziehung.
Dass sich der Purismus konsequenter Sportwagenbauer mit den Anforderungen eines exklusiven Geländewagens vertragen soll, hielten
Skeptiker einst vor dem Erscheinen des Cayenne schon für grenzwertig. Den „umstrittensten Porsche aller Zeiten“ (Porsches Vorstandsvorsitzender Dr. Wendelin Wiedeking) haben die Ingenieure
dann auf ihreWeise interpretiert und einen Alleskönner geschaffen. A
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Der neue Cayenne – ein Multitalent und
Kulturbotschafter, der in der zweiten Generation
noch mehr Fahrspaß vermittelt.
Der Cayenne glänzt auf Asphalt mit Eigenschaften, die dem Verhalten
eines Sportwagens sehr ähnlich sind. Und im Gelände macht ihm so
schnell keiner was vor.
Abwärts:
Auch wenn die Schnauze mal nach unten zeigt, ist der Cayenne
im Gelände obenauf
Von dieser gelungenen Kombination wurden in den ersten vier Jahren
mehr als 150 000 Fahrzeuge abgesetzt. Ursprünglich hatte man mit
80 000 gerechnet. Der Verkaufsschlager hat das Unternehmen nicht
nur „in eine neue Umlaufbahn geschossen“ (Wiedeking), er hat sich
auch zu einem Globetrotter entwickelt. China, Russland, Mittlerer
Osten, Lateinamerika oder Indien – in Regionen, in denen Porsche
bis vor ein paar Jahren nicht mal vorstellbar war, erzielt das Unternehmen heute zum Teil Wachstumsraten im dreistelligen Bereich.
Momentan gehören 650 Betriebe in 102 Ländern zum Händlernetz. A
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Die Nebenwirkungen beschreibtWendelinWiedeking so: „In den aufstrebenden Märkten nimmt der Cayenne die Rolle ein, die in den
großen westlichen Absatzmärkten der 911 Carrera innehat. Er ist
Technologie- und Imageträger und damit das Aushängeschild der
Marke Porsche.“
In die zweite Generation investierte Porsche „so viel Geld wie noch
nie“ (Wiedeking), berücksichtigte sämtliche Kundenwünsche und
ließ sie in die Überlegungen mit einfließen. Baureihenleiter KlausGerhard Wolpert: „Wir haben viel über das Fahrverhalten in den verschiedenen Kulturen gelernt und alles aufgegriffen.“
Nahezu jedes Teil und jede Schraube musste sich einer kritischen Prüfung unterziehen, was zum Beispiel zu einer deutlichen Optimierung
des cw-Werts führte.Von den Lufteinlässen bis zur Dachkante wurde
vieles feinfühlig verbessert, um den Wert von 0,39 auf 0,35 zu reduzieren. Da erstmals die Benzindirekteinspritzung Direct Fuel Injection
(DFI) eingesetzt wird, geht der Verbrauch – bei gestiegenen Fahrleistungen – gleichzeitig um 15 Prozent zurück (siehe auch den nachfolgenden Beitrag).
Auch was die aktive Fahrsicherheit betrifft, haben die Ingenieure
nochmals angesetzt und mit der Porsche Dynamic Chassis Control
(PDCC) ein neues elektronisches System zur Wankstabilisierung A
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Seitwärts:
Weg von der Straße und rein ins Vergnügen – so kommt
der Cayenne ins Gelände
Bis zu einer Kurvenquerbeschleunigung von 0,65 g
wird der Cayenne ohne jede Seitenneigung waagerecht
auf der Straße gehalten. Dabei muss man schon ganz
schön flott unterwegs sein, um nur eine Kurvenquerbeschleunigung von 0,3 g zu erreichen.
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entwickelt.Voraussetzung für das optional erhältliche PDCC ist das
hydraulisch gedämpfte aktive Fahrwerk PASM, das nur im Cayenne
Turbo serienmäßig seinen Dienst verrichtet. Das PDCC besteht aus
zwei aktiven Stabilisatoren mit hydraulischen Schwenkmotoren an
Vorder- und Hinterachse. Der Schwenkmotor ist über das Gehäuse
mit einer Hälfte des Stabilisators verbunden, die andere Hälfte mit
derWelle des Motors. Ein Flügelsteller unterteilt den Schwenkmotor
in mehrere Kammern, die mit Öl befüllt sind. Je nach Fahrsituation
werden die beiden Stabilisatorhälften durch Ansteuerung einzelner
Kammern und durch Veränderung des Öldrucks – bis zu 180 bar –
gegeneinander verdreht. Dabei reagiert das System schneller als das
Fahrzeug sich neigen kann.
Im Gelände erlaubt das PDCC so eine extreme Achsverschränkung
bis zu 230 Millimeter und – wenn es wirklich einmal ernst wird – eine
vollständige Entkoppelung der Stabilisatoren bis zu einer Geschwin-
Heimwärts:
Das Ende einer Dienstfahrt führt zum Ausgangspunkt zurück
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digkeit von 35 km/h. Im Straßenverkehr aber frohlockt der sportlich
geübte Fahrer, weil das PDCC nicht nur das Aufschaukeln bei wechselseitigen Fahrbahnunebenheiten verhindert, sondern den Cayenne bis
zu einer Kurvenquerbeschleunigung von 0,65 g auch ohne jede Seitenneigung waagerecht auf der Straße hält. Ein starkes Stück, wenn man
bedenkt, dass ein Fahrer schon sehr flott unterwegs sein muss, um
nur eine Kurvenquerbeschleunigung von 0,3 g zu erreichen. Schnelle
Ausweichmanöver bewältigt der Cayenne im Stile eines Elfers, kurz
entschlossene Überholmanöver ebenso. Der Testfahrer der Zeitung
„DieWelt“ urteilte deshalb: „Der neue Cayenne fährt wie ein Sportwagen.Vielleicht sogar besser.“
Und hier in Andalusien verschafft der Globetrotter dem gemeinen
Mitteleuropäer während der Rundfahrt noch ganz andere Aha-Erlebnisse. Die Bäume, die die engen Gassen von Jerez säumen, hängen voll
mit Orangen, was man ja nicht alleTage sieht. Und hier unten auf der
schönen Straße von Vejer de la Frontera in Richtung Tarifa, da zeigt
der sportliche Geländegänger in der prächtigen Landschaft nicht nur
in den Kurven, wozu er fähig ist.
Der neue Cayenne – ein Multitalent und Kulturbotschafter, der in der
zweiten Generation noch mehr Fahrspaß vermittelt. Nur hier am Ufer,
die Abendsonne mitten im Gesicht, da ist eben Schluss. Denn auch
wenn es „Straße von Gibraltar“ heißt: Zur Überquerung empfiehlt sich
in diesem speziellen Fall doch besser ein Schiff. Schade eigentlich. B