Kurze Einleitung Indianische Musik

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Kurze Einleitung Indianische Musik
Nach dem Lesen dieser Anleitung werden
Sie überzeugt sein, dass auch Sie Flöte
spielen können.
Indianisches Flöte spielen soll Freude
machen. Es hat wenig mit unseren
westlichen Vorstellungen zu tun, wie man
das Spielen eines Instrumentes erlernen
soll.
Keine Noten oder schwierige Techniken
sind dazu nötig!
Nur Ihre Freude zählt.
Kurze Einleitung
Herzlich willkommen in der Flötenwelt! Möge Ihnen das Flötenspiel auch soviel Freude
schenken wie mir.
Nach meinen Erfahrungen ist die Flöte ein sehr "magisches" Instrument. Es ist eine
wunderbare und sehr wirkungsvolle Art, tiefe Gefühle ausdrücken zu können, welche nur
schwer in Worte zu fassen sind.
Für mich gehört es zu den schönsten Erlebnissen, an einem schönen ruhigen Ort, umarmt von
der Natur, meinen Gefühlen mit Flötenklängen Form zu geben. Mein Innerstes geht
sozusagen den Weg durch die Flöte und wird damit ein Teil der Natur. Das Schöne daran ist,
dass das Flöten spielen wirklich sehr einfach ist.
Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht! Lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf und überraschen
Sie sich selbst. Viel Spass!
Indianische Musik
Alle indianischen Musikinstrumente haben eines gemeinsam: sie sind sehr einfach zu spielen.
Ob das nun die Trommel, die Rassel oder die Flöte ist. Jedes Kind hat nach ein paar wenigen
Versuchen begriffen, um was es geht.
Mein indianischer Freund und Lehrer Luke (siehe im Buch "Steine der Wahrheit") sagte einmal
über die indianische Musik: "Bei der indianischen Musik gibt es nur eine einzige Regel,
nämlich die, dass es keine Regeln gibt!"
Anders bei unseren westlichen Musikinstrumenten wie zum Beispiel Klavier, Gitarre oder
Geige, gibt es bei indianischen Instrumenten keine komplizierten Techniken, welche mühsam
erlernt werden müssen. Damit soll nichts gegen die westliche Musik gesagt werden. Es ist
einfach eine andere Art, sich auszudrücken.
Aus diesem Grund gibt es in der indianischen Musik auch keine schriftlichen Noten,
Überlieferungen und Regeln, die beachtet werden müssen. Viele bekannte und schöne
indianische Melodien haben sich im Laufe der Zeit verändert.
Es wurde versucht, diese Melodien in Noten festzuhalten. Das kann zwar gemacht werden,
entspricht aber nicht indianischem Denken. Aus diesem Grund empfehle ich auch, nicht nach
solchen Noten zu spielen. Es geht um unser innerstes Empfinden und nicht nur um eine
Melodie, welche "cool" klingt.
Dadurch entsteht auch kein Druck, solche Melodien richtig oder falsch nachzuspielen, was
einem bekanntlich die Freude sehr schnell nehmen kann. Nehmen Sie es locker, seien Sie
locker und lassen Sie sich von Ihren Gefühlen leiten und tragen!
Die Flöte
Lassen Sie sich auch bei der Suche nach "Ihrer" Flöte von den Gefühlen leiten. Blasen Sie
sorgfältig in eine Flöte. Wenn Sie nach kurzer Zeit eine Art Verbundenheit und ein gutes
Gefühl verspüren, ist es Ihre Flöte! Lassen Sie Ihre Gefühle auch nicht vom Preis bestimmen.
Denken Sie daran, dass Sie Ihre Flöte ein Leben lang begleiten wird.
Die meisten indianischen Flöten werden aus Zedernholz gefertigt. Die Zeder spielt auch in
Räucherungen und Zeremonien eine wichtige Rolle. Zeder unterstützt gute Gedanken,
Gefühle und Gebete und wirkt reinigend auf Körper und Seele. Es ist also nicht ein Zufall,
dass Flöten meistens aus diesem Holz hergestellt werden. Besonders qualitativ gute Flöten
werden aus einem ganzen Stück gemacht. Das heisst, sie werden nicht aus zwei
zusammengeleimten Teilen gefertigt. Solche Flöten sind etwas teurer, aber dafür in der Regel
auch von höherer Qualität.
Die bekannteren Lakota-Flöten haben meistens sechs Löcher. Üblich sind auch fünf Löcher.
Unser westliches Denken ist darauf ausgerichtet, dass "mehr" automatisch auch besser sein
muss. Sechs Löcher sind doch besser als fünf, denken wir fälschlicherweise.
Die sogenannten pentatonischen Flöten (Penta = fünf) sind weder schlechter noch besser. Sie
haben allerdings den Vorteil, dass sie etwas einfacher zu spielen sind. Die Melodien klingen
sozusagen "automatisch" harmonischer als bei Flöten mit sechs Löchern. Es gibt auch Flöten,
bei welchen das sechste Loch mit einem Stück Leder abgedeckt ist, so dass in beiden
Varianten gespielt werden kann.
Indianische Flöten haben oft eine sogenannte "Tierfetisch"-Figur, welche beweglich sein sollte
(also nicht angeleimt wie bei preisgünstigeren Flöten). Es ist darauf zu achten, dass diese
"Tiere" oder "Holz-Erhebungen" trotzdem fest angebunden sind. Sonst entweicht die Luft
überall hin und es gibt keinen guten Ton. Dieses "Tier" sollte nur millimeterweise verschoben
werden, um den Klang der Flöte zu verbessern.
Einige Tipps
Das schwierigste beim Flöten spielen ist eigentlich nur, alle Löcher mit den Fingern ganz
schliessen zu können. Die Fingerbeeren sollten möglichst flach auf den Löchern liegen.
Dadurch verschliessen die Finger wie von selbst die Öffnungen. Auch sollte die Fingerhaltung
locker und unverkrampft sein.
Es ist normal, dass zu Beginn des Flöten spielens sich die Finger zuerst an diese neue Haltung
gewöhnen müssen. Falls Sie früher schon einmal Flöte gespielt haben, wird Ihr ganzes Wissen
sehr schnell wieder aus der "Vergessenheit" auftauchen. Wenn die Flöte beim Spielen seltsam
"krächzt", kann das nur an zwei Dingen liegen: Entweder eines oder mehrere Öffnungen sind
nicht gut verschlossen oder es wird zuwenig oder zuviel Luft hinein geblasen. Schon nach
kürzester Zeit werden Sie den "Dreh" herausgefunden haben und Ihre Flöte täglich besser
kennen lernen.
Bevor Sie nun ganze Melodien zu spielen
beginnen, ist es sinnvoll, sich eine Weile den
einzelnen Tönen zu widmen. Decken Sie dazu
erst alle Öffnungen zu und soielen diesen
tiefsten Ton so lange, bis es Ihnen langweilig
wird. Versuchen Sie, dabei seine "Seele" zu
spüren.
Der bekannte indianische Flötenspieler
Robert Mirabal hat mir einmal gesagt, dass
jede Flöte eine individuelle Seele hat, welche
zuerst entdeckt und verstanden werden will.
Eine Art, diese Seele zu finden, ist, sich den
einzelnen Tönen zu widmen. Sie werden auch
sehr schnell merken, dass, je mehr Löcher
geöffnet sind, auch entsprechend mehr
Luftvolumen in die Flöte gegeben werden
sollte. Sonst klingen die Töne "flach" und
traurig.
Mit der Intensität des Atmens kann der Ton
auch voller oder zurückhaltender gestaltet
werden. Haben Sie Mut und experimentieren
Sie auf verschiedene Weisen. So entdecken
Sie bald Ihren eigenen Stil und Ihre eigene
Technik.
Kurze Zusammenfassung
Öffnungen der Flöte: Nur wenn die
jeweiligen Öffnungen ganz mit den Fingern
verschlossen sind, kann ein guter Ton
entstehen.
Atemtechnik: Blasen Sie sorgfältig und
mit Gefühl. Entdecken Sie dabei, wieviel
Luft jeder einzelne Ton braucht, damit er
energievoll und gut klingt.
Langsam spielen: Nehmen Sie sich Zeit
für jeden Ton. Wechseln Sie erst zum
nächsten, wenn Sie das Gefühl haben, es
sei nun der Moment gekommen. Spielen
Sie mit Gefühl und innerer Beteiligung. Die
Geschwindigkeit der Finger kommt nach
einer Weile von selbst.
Wichtig! Schliessen Sie die Augen beim
Spielen. Am Anfang können Sie auch vor
einem Spiegel üben. Nötig ist dies jedoch
selten. Ihre Finger finden den Weg.
Spiel-Techniken
Der Atem kann sehr unterschiedlich eingesetzt werden. Mehr oder weniger Volumen
erzeugen eine andere Tonqualität. Die Zunge kann ebenfalls dazu beitragen, dass
interessante Töne entstehen können. Wird sie nahe dem Mundstück sehr schnell bewegt,
entsteht der Eindruck, als würden sich die Finger sehr schnell bewegen. Mit der Zunge können
auch sozusagen Töne im Mund erzeugt werden, welche dann ebenfalls seltsame Effekte
entstehen lassen. "Sprechen" Sie zum Beispiel: "Tüt-Tüt-Tit" in schneller Folge, oder jedes
andere "Wort", und Sie werden sich selbst mit seltsamen Tönen überraschen.
Die Fingertechnik kann ebenfalls unterschiedliche Töne erzeugen. Sie können die Löcher nur
zum Teil öffnen oder mit den Fingern langsam "wegrutschen". Dadurch entstehen
"Zwischentöne", die sehr mystisch klingen können.
Der Rhythmus beim Spielen ist ebenfalls sehr wichtig. Geben Sie Gefühle in den Atem und
es entstehen von selbst eigene Rhythmen. Mit der Zungentechnik können Sie Ihre Melodien
fröhlich oder auch traurig gestalten. Sie können auch ab und zu einen Adler-Schrei
"einbauen", indem Sie bei einem Ton zuviel Luft dazu geben.
So können Sie ganze Geschichten erzählen und die Naturgeräusche auf der Flöte nachahmen.
Ich habe auch schon Kindern zuerst eine Geschichte erzählt und sie dann mit der Flöte
nochmals "nacherzählt". Das hat nicht nur mir Freude gemacht, es ist auch Balsam für die
Kräfte der Phantasie - nicht nur bei Kindern!
Das Wichtigste ist aber die Freude am Spielen. Diese Freude kann durch ein mutiges HerumExperimentieren gesteigert werden. Das Üben im westlichen Sinne - womöglich begleitet von
"Schweiss und Ärger" - hat in der indianischen Musik keinen Platz!
Pflege der Flöte
Gute indianische Flöten werden wie gesagt oft aus Zedernholz gefertigt. Dieses wundervolle
Holz hat den Nachteil, dass es sehr weich ist. Mit der Zeit sind Kratzer und kleinere
Beschädigungen kaum zu vermeiden. In der Regel beeinträchtigt das aber in keiner Weise die
Tonqualität.
Eine gebrauchte Flöte kann auch viel mehr Geschichten erzählen! Trotzdem sollte sie
natürlich sorgfältig behandelt werden. Sie kann ab und zu mit einem natürlichen Öl
eingerieben werden, um das Holz vor dem Austrocknen zu bewahren. Dies ist jedoch selten
nötig.
Eine Flöte liebt auch ein schönes Zuhause! Sie können ihr entweder ein solches selber nähen
oder auch eine schöne Lederhülle kaufen. Eine gut behandelte Flöte wird Ihnen unzählige
Jahre Freude bringen.
Nun wünsche ich Ihnen viel Freude und schöne Stunden in der Welt der indianischen Klänge.
Harry Meier
Harry Meier
Abalona-Shop
Obere Hauptgasse 18
3600 Thun
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