Duerener Nachrichten18072012

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Duerener Nachrichten18072012
LokaLes
Mittwoch, 18. Juli 2012 · Nummer 165
Nietan: „Christdemokraten sollen sich erklären“
Menschenskinder
Jenseits von Gut und Böse
N
eulich hat Sarah mich mal
wieder geschockt. Ohne
mit der Wimper zu zucken erklärte sie mir, dass sie Bushido gut findet. „Wie bitte?“, rief
ich und hyperventilierte. Bushido ist ein Rapper, der in seinen
Texten gerne beleidigt, Fäkalsprache benutzt und bisweilen frauenfeindlich daher kommt. Nach
Luft schnappend konfrontierte
ich Sarah mit meiner Sichtweise.
„Das ist vorbei“, sagte sie in einem provozierend ruhigen Ton.
„Bushido hat sich komplett geändert!“
„Geändert???“, rief ich und
wischte mir den Schweiß von der
Stirn. „Heino hat seinen Bambi
wegen Bushido zurück gegeben.“
Sarah runzelte die Stirn. „Wer?
Heino? Wer ist Heino?“
Okay, das will ich ihr mal
durchgehen lassen. Sie wird
nächsten Monat 14. Heino muss
man da nicht kennen. Ist auch
nicht gerade mein Fall, aber egal.
In diesem Moment kam Heino
wie gerufen. Der Mann, der für
blauen Enzian steht wie die Annakirmes zu Düren gehört, hat
den Bambi-Fernsehpreis aus Protest zurück gegeben, weil eben
auch dieser Bushido mit dem
Bambi geehrt worden war.
„Zeiten ändern dich“, sagte Sarah ziemlich lässig.
„Wie bitte?“
„So heißt sein neuestes Album.
Und der Titel sagt alles. Bushido
hat sich total gedreht. Er singt
jetzt ganz andere Texte, richtig
gute, nicht mehr so wie früher.“
Mein Puls war auf 180. Ich
schüttelte den Kopf, eine Spur zu
theatralisch. Dann sagte ich:
„Jenseits von Gut und Böse.“ So
heißt ein weiteres Album von
Bushido, ich hatte das gegoogelt.
„Das sagt auch alles.“
„Mann, Papa, du hast doch
nur Vorurteile“, rief Sarah und
verdrehte die Augen. „Das ist
wieder typisch. Du gibst ihm gar
keine Chance.“ Dann sagte sie, er
singe heute komplett anders, die
Texte von früher finde sie auch
nicht gut, aber die seien Vergangenheit. Punkt.
Es war die alte Geschichte. Eltern haben am Musikgeschmack
ihrer Kinder immer etwas auszusetzen – und umgekehrt. Dabei
geht es nicht nur um die Musik
an sich. Es geht auch um Lautstärke. Die Musik der Kinder ist
immer zu laut. Denken Eltern.
Seit Generationen. Und dann
sind sie geschockt, die Eltern. Sie
haben selbst Rolling Stones gehört, Beatles, Deep Purple, Pink
Floyd oder Bap. Wenn die Kinder
Die Heimbacher
SPD ist jetzt
stark verjüngt
Heimbach. In Anwesenheit des
SPD-Kreisvorsitzenden Dietmar
Nietan (MdB) und des neuen
Dürener Landtagsabgeordneten
Peter Münstermann wählte der
SPD-Ortsverein Heimbach einen
neuen Vorstand. Den Vorsitz bekleidet nun Maximilian Dichant
aus Hasenfeld, der erst 20 Jahre alt
ist und Student. Mit lokalen
Schwerpunktthemen, wie beispielsweise dem geplanten Pumpspeicherkraftwerk am Rursee, will
er die Menschen in Heimbach von
der SPD überzeugen. Durch die
Verjüngung im Ortsverein und die
Gewinnung von Neumitgliedern
erhofft er sich bei den Kommunalwahlen in zwei Jahren ein gutes Ergebnis und ein Plus von mindestens fünf Prozent.
Unterstützt wird der neue Vorsitzende vom Kreisvorsitzenden
der Jungsozialisten, Lukas Gärtner
(20) aus Vlatten, der als stellvertretender
Vorsitzender
gewählt
wurde. Mit Schriftführer Matthias
Dürbaum (24), der als Vorsitzender
der Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung der RWE Power
AG in der betrieblichen Mitbestimmung tätig ist und der Kassiererin
Edith Cremer wird der geschäftsführende Vorstand komplettiert.
Als Beisitzer wurden Elfriede
Krischer, Hebert Marx, Frank Ledig, Iris Engels, Helmut Schröder,
Dr. Harro Höger und Natalie Engels gewählt. Es erzielten alle Gewählten und die beiden Revisoren
Elvira Bode und Erwin Cremer ein
einstimmiges Wahlergebnis.
Seite 15 D
Ingo Latotzki
dann erwachsen werden, finden
sie ihre Musik von früher immer
noch gut – aber nicht die Musik,
die ihren Kindern gerade gefällt.
Und wenn diese Kinder groß
sind, finden sie die Musik ihrer
Kinder nicht so prickelnd. Und
so weiter. Als wäre es ein Teil des
Grundgesetzes: Der Geschmack
der Kinder ist schlecht, schlecht,
schlecht, der eigene Geschmack
ist gut, gut, gut. Ja, das ist jetzt
vielleicht etwas zugespitzt, aber
die Richtung stimmt. Ich habe
mir früher immer eingeredet,
dass ich es als Erwachsener anders machen würde. So ganz gelingt das nicht.
Ich habe mir ein paar neue
Texte von Bushido angehört. Er
singt von Leuten, die nicht auf
der Sonnenseite stehen und sich
nicht unterkriegen lassen sollen,
er singt ein Loblied auf seine
Mutter, er appelliert, dass man
immer seinen eigenen Weg gehen soll. Eigentlich ist dagegen
nichts einzuwenden. „Zeiten ändern dich…“
Jetzt habe ich gelesen, dass
Bushido eine eigene Partei gründen will. Er hat ein Praktikum bei
einem CDU-Abgeordneten im
Bundestag gemacht. Bei einem
CDU-Mann! Und der hat gesagt,
Bushido sei ein hochintelligenter
junger Mann. Das war Wasser auf
Sarahs Mühlen.
„Da siehst du es“, sagte sie triumphierend. „Bushido ist ein
ganz anderer geworden.“ Und
dann zeigte sie mir, dass er sich
auch gegen bestimmte Sendungen im Privatfernsehen geäußert
hat. Negativ geäußert. „Genau
über diese Sendungen regst du
dich doch auch immer auf“,
sagte sie mir und griemelte.
„Das hat er von mir übernommen…“, rief ich. „Klar“, sagte Sarah und griemelte noch mehr.
„Dann kannst du aber doch wirklich nichts mehr gegen ihn haben. Bushido ist auf deiner Seite,
was willst du mehr…“
Jeden Mittwoch berichtet ein Vater über das Leben mit Kind und
Kegel. Ähnlichkeiten mit anderen
Familien wären rein zufällig, sind
aber nicht ausgeschlossen. „Menschenskinder“ auch als Blog:
www.an-online.de
es geht um ein ex-NPD-Mitglied im Stadtrat. karl-albert eßer (CDU): „Wir paktieren nicht mit ihm.“
Düren. Die beiden Kreis-Vorsitzenden von SPD und Grünen, Dietmar
Nietan und Oliver Krischer, fordern die Dürener CDU zu einer öffentlichen Erklärung auf. Die
Christdemokraten sollten betonen, dass sie künftig im Rat der
Stadt nicht mit René Rothhanns,
einem ehemaligen NPD-Mitglied,
kooperieren. Hintergrund ist eine
Abstimmung im Zusammenhang
mit der Wahl des Technischen Beigeordneten Ende Juni. Die CDU
hatte durchgesetzt, dass der künftige Chef der Bauverwaltung nicht
als Beigeordneter, sondern im
Range eines Dezernenten beschäftigt wird – mit der Stimme von
René Rothhanns.
Für die Forderung von Nietan
und Krischer zeigte CDU-Fraktionschef Karl-Albert Eßer gestern
gegenüber den „DN“ „überhaupt
kein Verständnis. Wir paktieren
mit niemandem“, so Eßer. Angesichts des Koalitionsbruches zwischen CDU und FDP gebe es nun
mal andere Mehrheitsverhältnisse.
„Darauf müssen wir uns einstellen“, so Eßer. Seine Fraktion sei
nicht aktiv auf René Rothhanns
zugegangen. Er sei aber legitimes
Mitglied des Rates, habe eine NPD-
Alt wird Neu, und die Miete steigt
In der Rütger-von Scheven-Straße in Düren haben schon neun Wohngebäude komplett neue Dächer
bekommen. Manager Thomas settelmayer informiert vor ort. ein Wandel in der Bewohnerstruktur.
Von Margret Vallot
Düren. „Wir sind keine Heuschrecke“, betont Thomas Settelmayer
von der Deutschen Invest Immobilien GmbH (d.i.i.) bei seinem Besuch in Düren. Die d.i.i. ist Eigentümerin der 276 Wohneinheiten
in der Rütger-von-Scheven-Straße.
Und weil es bei der Sanierung des
Baukomplexes, der aus den 50er
Jahren stammt, Beschwerden der
Mieter gegeben hatte, hatte sich
der Leiter des Immobilien-Managements gestern eigens nach
Düren begeben. Er informierte zugleich über Quadratmeter-Preise
und den Fortschritt der Bauarbeiten.
Die Sanierung der teilweise arg
heruntergekommenen
Bauten
kann man sich nicht radikal genug
vorstellen. Fehlende Heizungen
wurden installiert, Bäder wurden
eingebaut, Wärmedämmung steht
jetzt an, und außerdem müssen
sämtliche Dächer erneuert werden. Ende 2013 soll alles fertig
sein. Neun Gebäude-Riegel haben
schon neue Dächer, zwölf werden
noch welche bekommen. Innerhalb von zwei bis drei Tagen wird
jeweils das alte Dach samt Aufbau,
Dachstuhl und Ziegeln entfernt
und ein neues Dach aufgesetzt. Auf
eine Schönwetterperiode könne
man dabei nicht warten, bedauerte Settelmayer. Zehn Fälle mit
nassen Wohnungen seien abgeschlossen, sechs Fälle laufen noch.
Da mussten die Mieter zum Teil in
andere Wohnungen umziehen.
Wer Hilfe brauche, müsse sich an
die Verwaltungsgesellschaft und
den Hausmeister wenden.
Das Unternehmen mit Sitz in
Wiesbaden besitzt in ganz
Deutschland etwa 3500 Wohneinheiten, darunter auch viele Neubauten. „Sieben Jahre behalten wir
die Wohnungen mindestens, dann
werden sie verkauft“, erklärte Settelmayer. Wohnungen wie in Düren „sind nicht das Typische für
„Die struktur der Bewohnerschaft wird sich ändern“, davon zeigte sich gestern Thomas settelmayer von der
Deutschen Invest Immobilien überzeugt.
Foto: Margret Vallot
unser Unternehmen“. Bis zu zwölf
Millionen Euro will man an der
Rur investieren.
Die Bauarbeiten haben im September 2011 begonnen. Gestern
konnte Settelmayer sagen: „Mit
den Heizungen sind wir durch.“
Vorgefunden hat man zu Beginn
der Arbeiten Mietpreise von 3,80
Euro pro Quadratmeter. Jetzt
werde maximal 4,50 Euro bezahlt,
und zwar von den Alt-Bewohnern.
Neu vermietete Wohnungen, bei
denen Balkone saniert, alle Fenster
ausgetauscht, Wärmedämmung
angebracht und Fassaden neu gestrichen wurden, werden für sechs
Euro pro Quadratmeter vermietet.
Neumieter zahlen also deutlich
mehr als die Mieter, die schon vor
Übernahme der Anlage durch die
d.i.i. in den Häusern wohnten.
„Es wird einen Wandel geben in
der Bewohnerstruktur“, weiß der
Immobilien-Manager. Schließlich
möchte das Unternehmen seine
Investition refinanziert haben. 20
vormals leerstehende Wohnungen
sind jetzt vermietet.
Auf die Altmieter kommt jetzt
eine zweite Sanierungsstufe zu: die
Wärmedämmung wird die Mieten
auch für diesen Personenkreis
noch mal in die Höhe treiben. Mit
5,30 bis 5,50 Euro müsse gerechnet
werden. Über die genaue Summe
Erstmals auch Jazzmusik im Festprogramm
Wolfgang Marckus ist neuer könig der Marianischen schützenbruderschaft Langenbroich-Bergheim
Langenbroich-Bergheim. Ein klein
wenig Glück mit dem Wetter hatten die Mitglieder der Marianischen
Schützenbrruderschaft
Langenbroich-Bergheim
doch
noch: Während der Festzüge am
Samstag und Sonntag legte der
Dauerregen Pausen ein. Die Veranstaltungen des Schützenfestes waren trotz der schlechten Witterung
gut besucht. Neuer König der Mari-
Vergangenheit, „aber auch eine bei
den Jusos“, so Eßer.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Nietan sagte gestern, er wolle
es nicht dulden, wenn „Ratsbeschlüsse demnächst an einem ehemaligen Rechtsextremen hängen“. Das würde er auch nicht zulassen, wenn seine eigene Partei
aktiv auf das frühere NPD-Mitglied
Rothhanns zuginge.
anischen ist Wolfgang Marckus,
der den Vogel am Montag im Wettkampf mit Mario Schmitz mit dem
42. Schuss von der Stange holte.
Der 79. Würdenträger der Bruderschaft im Doppeldorf ist seit
1993 Mitglied. Er „regiert“ zusammen mit seiner Ehefrau Monika.
Schülerprinzessin wurde Anna
Maaßen (13), Jungschützenprinz
Benjamin Franke, der zuvor Schü-
lerprinz war und somit „aufgestiegen“ ist.
Eingeläutet wurde das Fest am
Samstag nach dem Umzug mit einem Festgottesdienst in der Marienkapelle in Langenbroich. Der Eröffnungsball schloss sich an. Eine
Neuerung gab es bei den Marianischen: Erstmals stand für den
Sonntagmorgen ein Jazzfrühschoppen mit der Rurland Bigband
Die neuen Majestäten der Marianischen schützenbruderschaft Langenbroich-Bergheim. Foto: Dietmar engels
auf dem Festprogramm. Es war
eine erfolgreiche Premiere, denn
das Festzelt war gut besucht. Höhepunkt der Festfolge am Sonntag
war der große Ball zu Ehren des
Kaiserpaares Karola und Manfred
Freuen, des Jungschützenpaares
René Schüller und Anika Schnitzler und des Schülerprinzen Benjamin Franken. Dem Kaiser wurde
noch eine besondere Ehre zuteil:
Überall, wo in der Schützenfestzeitung das Wort „freuen“ vorkommt,
ist es komplett in Großbuchstaben
gedruckt.
Für den „guten“ Ton bei den Bällen sorgte wieder die in Langenbroich-Bergheim sehr beliebte
Band „Melano“ aus Steckenborn.
Nach der Heiligen Messe für die
Verstorbenen in der Kapelle Langenbroich wurden am Montag die
Pfändergewinner zum Hauptpreisvogelschießen ermittelt. Auch
wurden die Hofstandpokale ausgeschossen.
Während des langen Früh- und
Dämmerschoppens am Montag
wurden die Majestäten ermittelt
und wenige Stunden später im wiederum gut gefüllten Festzelt durch
den 1. Vorsitzenden Walter Jörres
proklamiert.
Mit dem Verlauf des Schützenfestes und dem Besuch der Veranstaltungen zeigten sich die Verantwortlichen durchaus zufrieden.
Man freut sich schon auf das
nächste Jahr, wenn es gilt, die am
Montag ermittelten und gekrönten neuen Würdenträger gebührend zu feiern.
(de)
müsse aber noch mit der Stadtverwaltung verhandelt werden. Nicht
wenige Mieter leben von Hartz IV
und müssen ausziehen, wenn die
Miete eine gewisse Grenze überschreitet. Hier müsse die Stadt sich
fragen, so Settelmayer, „ob der
Wohngeldsatz, der zur Verfügung
gestellt wird, noch der richtige
ist“. Denn: „Wir machen hier keine
Luxussanierung.“
Fest steht, dass das erste Gebäude-Viereck (in Nähe der Landwirtschaftskammer) Ende diesen Jahres fertiggestellt wird. Erst später
werden dort im Innern des HäuserVierecks gartenbautechnische Arbeiten stattfinden.
Lichtkuppel und
Leiter zum
Einbruch benutzt
Düren. Mit Lebensmitteln verschwanden Unbekannte, die in
der Nacht zum Dienstag in ein Geschäftshaus im Grüngürtel eingestiegen waren. Die Polizei konnte
ihre Spuren sichern.
Zwischen Montagabend und
Dienstagvormittag waren Diebe
über Kletterhilfen auf das Dach des
Gebäudes gestiegen. Dort öffneten
sie eine Dachluke und konnten anschließend in ein Büro und einen
Laden einsteigen. Nachdem sie
sich mit Diebesgut versorgt hatten,
türmten sie einige Getränkekisten
auf, um so wieder an eine Lichtkuppel zu gelangen, durch die sie
entkommen konnten.
Ein weiterer Einbruch erreignete
sich in Krauthausen. Unbekannte
brachen zwischen Sonntagmittag
und Montagabend in ein Haus an
der Pierer Straße ein. Als Einstiegshilfe nutzten sie eine Bank aus dem
Garten des Hauses. Auf die Rückseite des Grundstücks gelangten
der oder die Einbrecher noch problemlos. Um jedoch ein in Hochparterre liegendes Fenster zu erreichen, zogen sie eine Sitzbank
hinzu, kletterten über diese auf ein
kleines Vordach und hebelten anschließend das Fenster auf. Im Inneren des Hauses durchwühlten
die Täter sämtliche Räume und
Schränke. Ob sie etwas entwenden
konnten, steht bislang noch nicht
fest.
Hinweise auf verdächtige Beobachtungen nimmt die Polizei für
beide Fällen unter der Notrufnummer ☎110 entgegen.