Aerozing - Chemin de la Badesse Praktikumsort: Aix les Milles
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Aerozing - Chemin de la Badesse Praktikumsort: Aix les Milles
Praktikumsgeber: Aerozing - Chemin de la Badesse Praktikumsort: Aix les Milles – Frankreich Zeitraum: August bis September 2014 1. Praktisch in die Ferne - Aber wie? 1.1. Von der Idee Ausland zum Vorhaben Auslandspraktikum - Reflexion und Vorbereitung Gemäß dem Motto „Praktisch in die Ferne" spielte ich seit dem Sommer 2013 mit dem Gedanken, ein Auslandspraktikum in Frankreich zu absolvieren. Einen ersten Anhaltspunkt für dieses Vorhaben lieferte mein Engagement im Rahmen des Buddy Program des Referats Internationale Angelegenheiten der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo ich ein Semester lang einen französischen ERASMUS-Studenten betreute und ihm half, sich in München leichter zu orientieren und einzuleben. Ich bewunderte seinen Mut, in einem fremden Land studieren zu wollen, ohne jemanden zu kennen und ohne sich der Sprache völlig mächtig zu sein. Von seinen Erzählungen war ich schließlich einerseits abgeschreckt, wenn ich mir vor Augen hielt, welche finanziellen und organisatorischen Hürden mit einem Auslandsaufenthalt auf einen zukommen würden; andererseits steckte mich seine Begeisterung an, wenn er mir mit leuchtenden Augen von seinen Erfahrungen berichtete und mir versicherte, dass es jeglichen Aufwand wert gewesen wäre, sich in das Abenteuer Ausland zu stürzen. Ich wollte es wagen und war von der Vorstellung fasziniert, alles hier für eine gewisse Zeit zurückzulassen und völlig neu anzufangen. Mein Entschluss stand also fest: Ein Auslandsaufenthalt in Frankreich sollte es sein. Um mich über die vielfältigen Möglichkeiten zu erkunden, besuchte ich die Internationalen Tage des Referats Internationale Angelegenheiten der LMU, nahm an der Informationsveranstaltung „Auslandsstudium" des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaft der LMU teil, wälzte mehrere Broschüren von Student und Arbeitsmarkt (LMU) und recherchierte natürlich auch im Internet. Der persönliche Kontakt an den offenen Veranstaltungen half mir dabei am meisten, einen Überblick zu gewinnen und meine Fragen konkret zu stellen. Hieraus entsprang auch die Konkretisierung von einem Auslandsaufenthalt hin zu einem Auslandspraktikum: Beim Informationsabend „Auslandsstudium" präsentierte nämlich im Anschluss an die Vorträge zum ERASMUS-Programm Johannes Hoch, Ansprechpartner zu Praktika im In- und Ausland (Student und Arbeitsmarkt, LMU), sein Angebot. Da ich zuvor noch über keinerlei Auslandserfahrung verfügte und mir deshalb ein Auslandssemester nahezu Angst machte, erschien mir ein Auslandspraktikum als idealer Einstieg, um meinen kleinen Planeten in München zu verlassen und die große weite Welt kennenzulernen. Herr Hoch stellte ebenso verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten und Stipendien für Auslandspraktika vor, darunter auch dieses des Deutsch-Französischen Jugendwerks, von dem ich letztlich gefördert wurde. In einem persönlichen Beratungsgespräch wurde ich hierbei umfassend über das Stipendium informiert.Das Deutsch-Französische Jugendwerk bietet darüber hinaus die Möglichkeit, unmittelbar vor dem geplanten Auslandspraktikum einen Sprachkurs in Frankreich zu absolvieren, der ebenfalls finanziell gefördert werden kann. Da sich mein Französisch nicht auf ein klassisches Schulfranzösisch von einem Mindestmaß an drei Jahren berufen kann, sondern sich lediglich auf einen einmal wöchentlich stattfindenden Zusatzkurs an der LMU beschränkt, hielt ich es für sinnvoll, von diesem Angebot ebenfalls Gebrauch zu machen. So begann mein Frankreichaufenthalt bereits im Juli mit einem vierwöchigen Sprachkurs in Montpellier, ehe ich für sechs Wochen mein Praktikum in Aix-en-Provence absolvierte. Die neu gewonnen Sprachkenntnisse halfen mir sehr, mich später in meinem Praktikum zurechtzufinden und so kann ich einen Intensivsprachkurs vor dem Vorhaben eines Auslandspraktikums nur empfehlen. Zuvor besuchte ich bereits drei Semester lang die an der LMU angebotenen Französisch-Sprachkurse, allerdings bedarf es einer gewissen Selbstdisziplin, sich mit der L A r e de Triomphe, Montpellier Sprache zu beschäftigen und nicht davon auszugehen, dass 90 Minuten wöchentlicher Unterricht ohne Vor- und Nachbereitung große Früchte tragen würden. Darüber hinaus nahm ich am Interkulturellen Sensibilisierungstraining zur Vorbereitung auf Auslandspraktika teil, welches vom Fachbereich Interkulturelle Kommunikation der LMU angeboten wurde. Das Seminar fand einen gelungen Mix aus Spielen und Theorie und der Austausch mit den anderen Teilnehmern gab mir die Möglichkeit, aus deren Erfahrungsschatz neue Erkenntnisse für mich zu gewinnen. 1.2. Das Dilemma der Praktikums- und Wohnungssuche - Hartnäckigkeit gefragt Neben den Sprachfähigkeiten und der finanziellen Unterstützung stellte die Praktikums- und Wohnungssuche eine weitere Herausforderung dar. Die Planung zum Sprachkursaufenthalt in Montpellier gestaltete sich im Vergleich zum Praktikum um einiges einfacher, da das Institut Européen de Français (IEF) bereits Unterkunftsmöglichkeiten anbot und ich somit lediglich mein Kursangebot und meine bevorzugte Unterkunft auswählen musste. Die erste Hürde war es jedoch, überhaupt ein Praktikum in Frankreich zu finden. Um dieses auch für meine berufliche Zukunft nutzen zu können und bereits im Studium Erlerntes zu vertiefen, machte ich mich auf die Suche nach einem Praktikum 2 im PR- bzw. Marketingbereich. Ich suchte über die Stellenangebote von Student und Arbeitsmarkt, durchforstete sämtliche Internetseiten, nutzte meinen Kontakt zu einem Lehrbeauftragten an der LMU, der bei der HypoVereinsbank im PR-Bereich tätig ist - allerdings alles ohne Erfolg! Die größte Schwierigkeit war es, ein Praktikum in diesem Bereich zu finden, welches auch für sechs Wochen ausgelegt war. Letztlich gewann ich aber über mehrere Umwege und dank eines Bekannten das Praktikum bei der Flugschule AEROZING in Aix-en-Provence für mich. Bei der Wohnungssuche konnte ich dann auf die Unterstützung meines Praktikumsanbieters bauen, der mir ein Studio vermittelt hatte. Ich schätzte diese Art der Unterkunft sehr, zumal ich zuvor in Montpellier bei einer Gastfamilie untergebracht war, die versuchte, mich mit den kulturellen Besonderheiten des Ramadans vertraut zu machen. Die Wohnungssuche stellte einen sehr schwierigen Punkt dar und man sollte sich bereits sehr früh darum kümmern. Was den Zeitraum anging, wählte ich den Übergang zwischen dem Bachelor und Master, um meinen ersten Studienabschluss gebührend ausklingen zu lassen und ein wenig Auslandserfahrung zu sammeln. Dies kann ich nur jedem empfehlen, da es das Studium nochmals abrundet und es eine Erfahrung ist, die einem in Erinnerung bleibt. Mir war es wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen, meinen persönlichen Horizont zu erweitern und meine interkulturellen Kompetenzen auszubauen. Außerdem forderte mich der Auslandsaufenthalt, auf landestypische Gegebenheiten zu reagieren, mich selbst zu organisieren und flexibler zu werden. Neben diesen Vorzügen wollte ich mittels der fachspezifischen Auswahl meines Praktikums auch studiums- und arbeitstechnisch von dieser Zeit profitieren und meine PR- und Marketingkenntnisse vertiefen. Da ich bereits ein Tourismusbranche ähnliches in Praktikum Deutschland in gemacht der hatte, erwartete ich mir schließlich, nun das Arbeitsumfeld in Frankreich kennenzulernen. Das Team AEROZING 3 2. Savoir Vivre - Das Leben als Praktikant und Tourist in Frankreich 2.1. Das Leben als Praktikant - Unternehmensprofil und Aufgaben Das Unternehmen AEROZING Mein Leben in Frankreich garantierte eine gelungene Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Zunächst aber einige Ausführungen zu meinem Praktikum an sich: AEROZING ist eine französische Flugschule für Aérodrome Les Milles Privat- und Berufspiloten, Flugzeugvercharterer undInstandhaltungsbetrieb. Seit 25 Jahren begleitet AEROZING seine Flugschüler auf dem Weg zu einer professionellen Berufspilotenausbildung. 1989 als SAAL Aviation gegründet und zunächst auf die Privatpilotenausbildung beschränkt, entwickelte sich die Flugschule zu einem wahren Allrounder. Neben der Vercharterung von Flugzeugen (AEROZING VIP) kann die Flugschule vor allem im Rahmen von AEROZING Pro auf ein breites Angebotsspektrum bauen: So gibt es über die klassische PPL- und CPL-Ausbildung hinaus zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten für die angehenden Piloten. Seit 2014 hat die Flugschule die eigene Mechanik für Drittkunden geöffnet (MecaZing). Aber auch für nicht-professionelle Piloten bietet AEROZING Club, beispielsweise in Form von Schnupperflügen, Anreize, die Welt des Fliegens für sich zu entdecken. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war sicherlich der Eigentümerwechsel im Januar 2012 durch Arnd Helmetag, der mit seiner Erfahrung bei Airbus neue Impulse setzen konnte. Seine deutsche Herkunft erleichtert es vor allem für (Nicht-)Piloten aus Deutschland, sich vom Fliegen in Südfrankreich verzaubern zu lassen. Die meisten Kunden schätzen hierbei den Service, der durch ein exzellentes Team garantiert wird. Das Team besteht derzeit aus sechs festangestellten und sieben freien Mitarbeitern. Grob einteilen lässt sich die Unternehmensstruktur in die Geschäftsführung, Cheffluglehrer, Chefmechaniker und das Sekretariat. Diese stehen nicht hierarchisch in Konkurrenz, sondern agieren nebeneinander, sodass ein reger Austausch sowohl innerhalb als auch zwischen den einzelnen Arbeitsgruppen stattfindet. Eine Anlaufstelle für die Kommunikationsarbeit gab es bislang nicht, weshalb auch keine gezielte Presseund Öffentlichkeitsarbeit stattfand und 4 AEROZING im Kommunikationssektor wenig aktiv war. Insbesondere durch den Unternehmerwechsel wurde die Flugschule enorm umstrukturiert, weshalb es das Ziel des Praktikums war, das Firmenimage stärker zu prägen und im PR- und Marketingbereich eine gewisse Basis zu schaffen. Ich arbeitete insofern sehr autonom, da mir kein direkter Ansprechpartner in diesem Bereich zur Verfügung stand und war gleichzeitig mit dem gesamten Team immer in direktem Kontakt. Insbesondere bei branchespezifischen Fragen konnte ich mich jederzeit an alle Mitarbeiter wenden, sodass auch mein Französisch ständig gefordert war. In meiner letzten Woche kam ein weiterer Praktikant für die Mechanik hinzu, ansonsten war ich über meinem Praktikumszeitraum vom 04. August bist 12. September 2014 die einzige Praktikantin, was bei der gegebenen Unternehmensgröße nicht verwunderlich ist, da ansonsten nicht genügend Personal zur Verfügung stehen würde, um sich entsprechend um die Praktikanten zu kümmern. Meine Aufgaben als Praktikantin Gerade letzterer Punkt erscheint mir nach dieser Zeit sehr wichtig, denn um tatsächlich Neues zu lernen, ist ein Feedback essentiell. Da die Luft- und Raumfahrtbranche ein absolut neues Feld darstellte, hatte ich besonders zu Beginn viele Fragen, die sich am besten mit den Mitarbeitern direkt klären ließen. Alle waren hierbei stets hilfsbereit und bemüht, mich in die Grundlagen der Welt Praktikanten des Fliegens einzuweihen. In der ersten Woche war es das Ziel, sich in das neue Themengebiet einzulesen, die Arbeit zu strukturieren und von verschiedenen Ansprechpartnern gebrieft zu werden. In diesem Zusammenhang erstellte ich ein PR- und Marketingkonzept, das von Woche zu Woche erweitert und umgesetzt wurde. Man könnte dieses auch als Kommunikationskonzept allgemein betiteln, da sich die beiden Bereiche der Vermarktung (Marketing) und der geplanten, zielgerichteten Gestaltung von Kommunikation zwischen einem Unternehmen und seiner Zielgruppe (PR) nur schwer voneinander trennen ließen. Ich konnte durchaus das im Studium bzw. im vorangegangenen Praktikum Erlernte umsetzen und insbesondere für die Strukturierung auf mein theoretisches Wissen zurückgreifen. Der 5 Konzeptionsvorgang ließ sich, aus der Theorie und Literaturrecherche abgeleitet, in vier große Lösungsschritte unterteilen: Die Problemanalyse, Strategieentwicklung, Realisierung der geplanten Maßnahmen und schließlich die Evaluation. Die ersten beiden Elemente konnte ich während meines Praktikums vollständig abarbeiten, während sich die Realisierung auf die redaktionelle und graphische Erstellung von Imagebroschüren beschränkte. Auch hinsichtlich der Evaluation bleibt abzuwarten, inwiefern die Kommunikationsstrategien ihre Wirkung zeigen. Mein Konzept erfasste als erste Großüberschrift die externe und interne Situationsanalyse. Extern meinte hierbei die Übersicht zu den deutsch-französischen Marktstrukturen und sollte die Konkurrenzsituation vor allem im Hinblick auf die Kommunikationsarbeit genauer beleuchten. Ich erstellte hierzu einen Kriterienkatalog, den ich für insgesamt 54 Flugschulen abarbeitete. Berücksichtigt wurden dabei sowohl harte Kategorien (Standort, Flugzeugtypen, Preise, Ausbildungsangebote, Mitarbeiterzahl) als auch weiche Kriterien (Angaben zur Unternehmensgeschichte, zusätzliche Dienstleistungen, Zielgruppe). Überwiegend basierte der Wettbewerbsvergleich über den Homepage- und Social Media-Auftritt, aber auch die fachspezifische Presse wurde in die Analyse mit einbezogen. Aus diesen Untersuchungen ließen sich bereits erste Hinweise auf das Marktpotenzial ableiten, das vor allem aus einer Mischung aus professionellem Weiterbildungsangebot und den Zusatzangeboten für Nicht-Piloten (Schnupperflüge, Seminare) bestand. Die interne Situationsanalyse hingegen fokussierte sich auf AEROZING selbst und nahm die Strukturen innerhalb des Unternehmens genauer in den Blick. An dieser Stelle wurde das Problem deutlich, dass AEROZING ein sehr unscharfes Image besitzt und sich vor allem in seiner Zielgruppenausrichtung nicht gut genug von den anderen abgrenzt. So erarbeitete ich zwei verschiedene Angebotsschemata, die zum einen die Gruppe der Studenten und zum anderen die Generation 50+ abdeckten. Darüber hinaus erfasste die interne Situationsanalyse die genauere Definition der Unternehmensstruktur. Ich strukturierte hierbei die angebotenen Services der Flugschule, erstellte Grafiken, welche die PIPER PA-28 ARROWIV TURBO Ausbildungsangebote veranschaulichen und schrieb eine Unternehmensgeschichte. An meine Recherchen schloss eine SWOT-Analyse (strengths, weaknesses, opportunities, threats) an, die auch über meinen Praktikumsaufenthalt hinaus AEROZING etliche Handlungsempfehlungen an die Hand gibt. In diesem Zusammenhang führte ich auch ein Interview mit einem langjährigen Kunden. 6 Der zweite große Punkt befasste sich mit der Strategieentwicklung, darunter welche Ziele mit dem Kommunikationskonzept erreicht werden sollten und welche Kommunikationsstrategien hierfür als geeignet erschienen. Primäre Ziele waren die Erhöhung des Bekanntheitsgrads von AEROZING und der Aufbau eines klaren Images. Aus dieser Zieldefinition ergab sich ein Ist-Soll-Vergleich, der ähnlich wie die SWOT-Analyse einen schnellen Überblick über den Handlungsbedarf liefert und die Befunde tabellarisch zusammenfasst. Wie bereits angedeutet, beschränkte sich die Realisierung der geplanten Maßnahmen auf die Erstellung von Imagebroschüren, was mich bereits bei einer Praktikumsdauer von sechs Wochen mehr als genug auslastete. Darüber hinaus schlug ich eine Vielzahl weiterer Kommunikationselemente vor, die sich sowohl offline (Angebot von öffentlichen Seminaren, Vorträgen, Schulungen, Präsenz auf Messen, punktuelle Großereignisse, soziales Engagement) als auch online (Suchmaschinenoptimierung, Evaluation der Unternehmenshomepage, Social Media) realisieren ließen. Der crossmediale Mix aus beiden Kommunikationsformen wird meiner Einschätzung nach auf Dauer der zielführendste sein. Gemessen an den Aufgaben war das Praktikum also durchaus breit gefächert und hat mir großen Spaß gemacht. Dadurch, dass ich recht autonom war, konnte ich weitgehend selbst entscheiden, worauf ich meinen Schwerpunkt setzen möchte. Insbesondere meine Französischkenntnisse haben sich sehr verbessert, was ich auch den deutsch-französischen Übersetzungen und den Gesprächen mit meinen Kollegen zu verdanken habe. Die Erstellung eines Konzepts in dieser Größe hat mich vor große Herausforderungen gestellt, an denen ich auch fachlich wachsen konnte. Die Arbeit erforderte durchaus strukturiertes Denken, aber auch gleichzeitig viel Kreativität. 2.2. Das Leben als Tourist - Sainte-Victoire, Cannes, Aix und Marseille Die nötige Energie, um die geforderte Leistung zu bringen, brachte mir schließlich meine Freizeit, die ich meistens mit einigen meiner Arbeitskollegen verbrachte. Auch während der Arbeit haben wir stets zusammen Mittag gegessen, tauschten uns sowohl über Berufliches als auch Privates aus und bei Fragen konnte ich immer auf die Leute zugehen. Nach der Arbeit haben wir öfter zusammen gekocht, sind ein Eis essen gegangen, waren auf firmeninternen Feiern eingeladen oder haben gemeinsam die Gegend erkundet. Ein Ausflug lohnt sich auf jeden Fall auf den Berg Sainte-Victoire, quasi dem Montagne Sainte-Victoire Wahrzeichen von Aix-en-Provence. Wenn man 7 Cézanne-Fan ist, findet man auch genügend Museen, die diesen Maler würdigen. Möchte man am Abend ausgehen, so seien die „Plages Electroniques" in Cannes oder die Diskothek „Mistral" in Aix-en-Provence zu empfehlen. Eine gute Busverbindung bieten die ShuttleServices zwischen Aix und Marseille, wo es ebenfalls eine Menge zu entdecken gibt. Möchte man in Aix selbst die Seele baumeln lassen, findet man in den zahlreichen Parks sicherlich ein ruhiges Plätzchen. Angesichts dieser vielfältigen Freizeitaktivitäten konnte ich nur motiviert meiner Kollegen zu meinen Freunden. 3. Zu den Stolpersteinen - Ein Wort ist kein Wort Natürlich läuft in diesem Zeitraum auch nicht alles reibungslos ab, sodass folgendes Bild, welches uns im Interkulturellen Sensibilisierungstraining nahegelegt wurde, die Situation ganz gut umschreibt: Alle Seminarteilnehmer standen in einem Kreis und man musste eine Orange an den jeweiligen Nachbarn weitergeben. Hinzukam eine Flasche, die man sich in einer bestimmten Reihenfolge zugeworfen hatte. Schließlich erschwerte das ganze ein Ball, der wahllos in die Runde gegeben wurde. Dieses Beispiel veranschaulicht die Tücken des Alltags im Ausland, denn während neben der Routine (Orange) bestimmte Dinge vorhersehbar sind (Flasche), gibt es Ereignisse, die unerwartet passieren und die sich nicht steuern lassen (Ball). Ich kann in diesem Fall nicht sagen, dass es sich um Probleme, sondern vielmehr um Herausforderungen handelte, die sich aber alle weitgehend überwinden ließen. Entsprungen sind diese Herausforderungen überwiegend aus der Tatsache, dass bei den Franzosen ein Wort kein Wort zu sein scheint, auf das man sich verlassen kann. Beunruhigend war beispielsweise, dass ich zwei Wochen vor meiner Ankunft in Aix noch keine Wohnung hatte. Oder wenn ich jemandem etwas zum Korrigieren gab, konnte das gerne mehrere Tage dauern, bis ich eine Rückmeldung bekam. So musste ich also immer dran bleiben, wenn ich etwas wissen wollte, aber mit ein wenig Hartnäckigkeit erreichte man das auch. Was die Wohnungssuche anbelangt, kann ich dieses Phänomen allein aber nicht für die Schwierigkeiten verantwortlich machen. Es ist sehr kompliziert, eine Wohnung zu einem bezahlbaren Preis zu finden und darum hätte man sich noch viel früher kümmern müssen. 8 4. Mein Auslandspraktikum - Die Krönung zu meinem Bachelorabschluss Insgesamt war ich also mit meinem Praktikum sehr zufrieden und bin froh, dieses als Krönung zu meinem Bachelorabschluss absolviert zu haben. Der Zeitraum von insgesamt zehn Wochen Frankreichaufenthalt war genau richtig, um nicht nur einen Eindruck zu gewinnen, sondern sich tatsächlich an das Leben in Frankreich zu gewöhnen. Die offenherzige Kultur, die flexiblen Arbeitsbedingungen und schließlich das französische „Savoir Vivre" haben es mir sehr angetan und ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letzter Frankreichaufenthalt gewesen sein wird. Meine Französischkenntnisse haben sich sehr verbessert und ich werde weiterhin dranbleiben. Schließlich wurden alle meine Erwartungen weitgehend erfüllt und das Praktikum hat mich sowohl fachlich als auch persönlich weitergebracht. Ich habe das Gefühl, nun besser mit ungewohnten Situationen umgehen zu können und mich von unerwarteten Ereignissen nicht so leicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Zwar bin ich von Natur aus Perfektionistin, ein Auslandsaufenthalt zwingt einen aber auch dazu, dieses Ideal ein wenig aufzugeben und trotzdem mit sich selbst zufrieden zu sein. Fachlich habe ich den Eindruck, mich ebenfalls weiterentwickelt zu haben, da die Erstellung eines Kommunikationskonzepts für eine Flugschule keine leichte Aufgabe darstellt. Ich musste mich zunächst mit dem neuen Themengebiet anfreunden und aus den neu gewonnenen Erkenntnissen eine Struktur ableiten. Während das Studium meist theoretisch verhaftet blieb, wurde hier auch meine Kreativität gefragt und ich konnte Dinge aktiv in die Praxis umsetzen. Ich denke, dass ich auf der Grundlage von zwei Praktika im PR- bzw. Marketingbereich weiter aufbauen kann und mir diese Auslandserfahrung auch für meine berufliche Zukunft von Nutzen sein wird. Außerdem ist dieses Erlebnis Motivation genug, über ein Auslandssemester nachzudenken. Da mir die Arbeit Spaß gemacht hat, bin ich schon gespannt, was mich ab Oktober mit Beginn meines Masterstudiums erwartet und ich freue mich schon, Neues zu lernen. Schließlich ist es mein Traum, eines Tages für die Europäische Union im Kommunikationssegment zu arbeiten und mit meinen bisherigen Erfahrungen ist dies der erste Schritt in die richtige Richtung. Damit steigen nämlich gleichzeitig die Chancen, mein nächstes Praktikum im Bereich der PolitPR absolvieren zu können und damit meinem Traumberuf ein wenig näher zu kommen. Plage de l'Estaque, Marseille 9 Meine Ausführungen sollten gezeigt haben, dass ich meine Praktikumsstelle nur weiterempfehlen kann, die im Übrigen dazu bereit wäre, auch zukünftig ausländische Praktikanten aufzunehmen. Allerdings muss ich hinzufügen, dass Erfahrung im PR- und Marketingbereich quasi ein Muss ist, denn ohne diese kann man nur schwer autonom arbeiten und wird sich schnell verloren fühlen. Es ist wichtig, bei Fragen hartnäckig zu bleiben und sich nicht hinter seinem Computer zu verstecken, nur weil einem beim ersten Anlauf keine Antwort geliefert wurde. Das darf man nicht persönlich nehmen, denn meistens ist dies nicht so gemeint, sondern einfach aufgrund der vielen anstehenden Aufgaben in Vergessenheit geraten. Ich kann ein Auslandspraktikum jedem nur ans Herz legen, der über den Tellerrand hinausschauen und eine andere Arbeitswelt entdecken möchte. So hat der französische ERASMUS-Student Recht behalten, denn es lohnt sich tatsächlich den organisatorischen Aufwand auf sich zu nehmen, wenn man bedenkt, welch einzigartige Erfahrung man damit gewinnt. Abschließend danke ich Student und Arbeitsmarkt und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk für seine Unterstützung und dass sie mir diese Erfahrung ermöglicht haben. Student und Arbeitsmarkt sollte auch weiterhin in Vorträgen über sein Angebot berichten und das Interkulturelle Sensibilisierungstraining anbieten, wovon jeder angehende Auslandspraktikant unglaublich profitiert. Als Anregung für die Zukunft fände ich es toll, wenn man das Interkulturelle Sensibilisierungstraining zusätzlich kontinent- bzw. länderspezifisch anbieten würde, um noch konkreter auf die Kulturen der einzelnen Sonnen Untergang, Cannes Länder eingehen zu können. Herr Hoch gab mir hierzu bereits die Rückmeldung, dass sich dies leider aufgrund von zu wenigen Interessenten an dem Training nicht verwirklichen ließe, diese regionalspezifische Vorbereitung aber zu einem Auslandsstudium angeboten werden würde. Ich hoffe, von dieser Möglichkeit während meines Masterstudiums Gebrauch machen zu können. 10