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LASERBRIEF Juni 2010
Aktuelles aus dem Laserverbund Berlin-Brandenburg e.V.
Berlin-Brandenburg International – Laserverbund-Mitglieder von den
Niederlanden bis in die Türkei
Der Laserverbund Berlin-Brandenburg ist ein regionaler Zusammenschluss. Eigentlich. Denn
das Netzwerk des Verbunds spannt sich quer durch Deutschland und das europäische Ausland. Auch fern von Berlin hat der Verbund Mitglieder, die mit Hilfe des Netzwerks internationale Kooperationen ins Leben rufen und ihren Draht in die Hauptstadtregion aufrecht erhalten. Wir porträtieren vier Mitglieder des Laserverbunds, die viele hundert oder tausend Kilometer von Berlin entfernt arbeiten.
Der Kosmopolit – Prof. Hüseyin Özden
Das Fachgebiet Füge- und Beschichtungstechnik der TU Berlin von Prof. Johannes
Wilden und der Bereich Konstruktionsund Fertigungstechnik der Ege Universität
Izmir kooperieren in der Forschung. Auch
Studierende und Doktoranden der Ege
Universität Izmir absolvieren einen Teil
ihrer Ausbildung an der TU Berlin. Und
dass das so ist, ist auch dem Laserverbund
Berlin-Brandenburg zu verdanken. Denn in
Izmir lehrt Prof. Hüseyin Özden die Fächer
Laserschweißen,
industrielle
LaserMaschinen und allgemeine Lasertechnik.
Rund 2500 Kilometer beträgt die Strecke
nach Berlin, damit ist Özden das am weitesten entfernte Mitglied des Laserverbunds.
Die Verbindung in die deutsche Hauptstadt
stammt noch aus Özdens Ausbildungszeit:
Nach einem Deutschkurs am Berliner Goethe-Institut begann der heutige Hochschullehrer hier an der TU mit seinem Schiffbau-Studium. Im Zuge der Ausbildung
konzentrierte sich Özden zunehmend auf
den Bereich der Schweiß- und Fügetechniken, resultierend in einer Doktorarbeit an
der Universität der Bundeswehr Hamburg,
mit dem Thema „Unterwasser-WIGSchweißen bis 280 Meter Tiefe.“
Grundlagen Laser von Prof. Huseyin Özden, Ege Universität Izmir/Türkei
Prof. Huseyin Özden
Danach kehrte Özden erst einmal in die
Türkei zurück, verlor aber nie den Kontakt
nach Deutschland. Als er als Gastwissenschaftler im Jahr 2002 wieder an die TU
Berlin kam, brachte ihn ein ForschungsKollege mit dem Laserverbund in Kontakt
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– für Özden der Beginn einiger Freundschaften und Keimzelle der Kooperationen
zwischen Berlin und Izmir.
Ein bis zweimal pro Jahr schafft es der
Professor derzeit, trotz der weiten Anreise,
an Veranstaltungen des Laserverbunds
teilzunehmen. Doch in Zukunft könnte sich
die Zahl steigern, denn im Moment ist Özden in Berlin auf Wohnungssuche: „Die
Stadt ist für mich zur zweiten Heimat geworden“, beschreibt er. Und auch die Kooperation zwischen den Hochschulen soll
sich weiter intensivieren: Neue gemeinsame Forschungsprojekte sind angedacht,
außerdem will Özden gemeinsam mit weiteren TU-Alumnis im nächsten oder übernächsten Jahr in Izmir ein internationales
Symposium zur Laser-Materialbearbeitung
organisieren. Und weitere Kooperationen
zwischen Berlin-Brandenburg und Izmir
würde Özden gerne sehen: „Ich würde
mich freuen, mit Mitgliedern des Laserverbunds, weitere Dinge in Sachen Lasertechnik in der Türkei zu unternehmen.“
Kontakt:
Prof. Huseyin Özden
Mail: [email protected]
Der Beschützer der Bauteile – Prof. Roland Wahl
„Die armen Pressplatten. Stellen Sie sich
vor, was die erleiden müssen.“ Bei dem
Wort „armen“ wird die Stimme von Professor Roland Wahl leidenschaftlich, man
hört den Schmerz des Bauteils. Der Hochschullehrer hat ein Talent dafür, ingenieurwissenschaftliche Sachverhalte plastisch zu machen.
und Schleifscheiben mit Korundbesatz in
Form bringen müssen, mit entsprechend
hohem Verschleiß an allen Bauteilen, die
mit dem Material in Berührung kommen.
Wahls Spezialgebiet ist die Beschichtung
solcher Platten, Walzen oder ähnlicher
Teile mit Hartmetallen, um die Standzeit
zu erhöhen. Das Laserauftragsschweißen
ist hier ein Mittel der Wahl: Die Wärme
und damit Anschmelzungen am Grundwerkstoff lassen sich genau dosieren und
kontrollieren. Das schafft bessere Verbindungen bei geringeren Porositäten.
Gegenüber
Werkzeugen
aus
VollHartmetall haben die beschichteten Gegenstücke diverse Vorteile. Im Kern bleiben
sie durch das weichere Grundmaterial elastischer und brechen damit nicht so leicht.
Zum zweiten lassen sie sich leichter überarbeiten als Komponenten aus einem Guss.
Prof. Roland Wahl
Bei den geschundenen Platten geht es um
eins der Hauptarbeitsgebiete des Professors
an der Hochschule Pforzheim: Die Oberflächenveredlung von Bauteilen, die mit
extrem harten und abrasiven Materialien
fertig werden müssen. Als Beispiel dienen
Maschinen, die die Rohlinge von Trenn-
Wahl und seine Mitarbeiter arbeiten hier
sowohl an grundlegenden Fragen als auch
an der ganz praktischen Umsetzung des
Verfahrens in Fertigungsmethoden: „Welche Anwendung braucht welchen Auftrags-Werkstoff? Wie schaffe ich es, immer kleinere Korngrößen des Auftragspulvers nutzbar zu machen?“, schildert der
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Wissenschaftler zwei grundsätzliche Fragestellungen, die ihn beschäftigen.
Eins steht aber fest: „Grundlegende Untersuchungen haben ergeben, dass die beschichteten Bauteile gegenüber solchen aus
Werkzeugstahl bei abrasiver Belastung die
60-fache Lebensdauer erreichen“, erklärt
Wahl. „Das Problem war nur lange: Man
konnte das Verfahren nicht benutzen, denn
man bekam die Beschichtung nicht in hoher Qualität aufs Bauteil.“
Durch die Fortschritte beim Laserauftragsschweißen hat sich das geändert. Die
Hochschule Pforzheim, an der der Ingenieur seit 1996 eine Professur für Fertigungstechnik und Betriebsmittel inne hat, kooperiert eng mit der Industrie, gerade auch mit
kleinen und mittleren Unternehmen, denen
selbst die Ressourcen fehlen, um sich in
Eigenregie die Technologie nutzbar zu
machen. Denn auch wenn sich das Prinzip
bewährt hat: Jede Anwendung erfordert
eine eigene Anpassung, neues Terrain
muss mühsam erobert werden. „Wenn ich
die Platte einen Zentimeter dicker mache“,
beschreibt Wahl, „dann stellt sich die Frage: Brauche ich mehr Laserleistung? Muss
ich mit weniger Vorschub arbeiten. Deshalb sind noch viele Anwendungen denkbar, die noch gar nicht ausgearbeitet sind.“
Auch im Berliner Raum kooperiert Wahls
Gruppe mit Unternehmen, etwa mit Scansonic oder mit Photon Laser Engineering,
mit denen den Professor zum Teil sogar
gemeinsame Wurzeln verbinden: „In den
Neunziger Jahren habe ich in Berlin für die
Inpro Innovationsgesellschaft gearbeitet,
ein Joint Venture verschiedener Unternehmen, unter anderem der Autohersteller
Volkswagen und Mercedes. Damals gab es
da ein eigenes Laserteam, aus dem einige
Unternehmen hervorgegangen sind, die
heute noch in der Laserbranche sehr aktiv
sind – unter anderem Scansonic, Photon
Laser Engineering und Highyag.“
Auch der Laserverbund wurde in dieser
Zeit gegründet. Der heutige Professor war
schon in den Anfängen dabei: „Für mich
war das eine tolle Institution. Unsere Kunden bei Inpro waren ja weit weg von Berlin, in Wolfsburg, Stuttgart oder Sindelfingen. Und durch den Laserverbund konnte
man Anwender direkt vor Ort kennenlernen und mit ihnen Erfahrungen austauschen.“
Der Ruf aus Pforzheim lockte den gebürtigen Schwaben zwar nach einigen Jahren
wieder weg aus Berlin. Doch bis heute sind
nicht nur Arbeitsbeziehungen, sondern
auch freundschaftliche Verbindungen
geblieben. Und natürlich die Mitgliedschaft im Laserverbund. Auch wenn es
Wahl ärgert, dass er nicht häufiger an den
Treffen teilnehmen kann: „Ich prüfe jedes
Mal den Termin ab“, erzählt er. „Aber es
ist wie verhext, fast immer gibt es parallele
Veranstaltungen, an denen ich teilnehmen
muss.“ Doch auf dem Laufenden über die
Lage in Berlin und Brandenburg ist Wahl
trotzdem – dank des Laserverbunds.
Kontakt:
Auftragsschweißen mit dem Laserstrahl bei
Prof. Roland Wahl, Hochschule Pforzheim
Prof. Roland Wahl
Mail: [email protected]
Web: http://www.hs-pforzheim.de/Dede/Technik/Maschinenbau
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Die Netzwerkerin – Prof. Carolin Radscheit
Eigentlich ist Carolin Radscheit nur ein
halb-externes Mitglied des Laserverbunds
Berlin-Brandenburg. Schließlich wohnt die
Professorin in der Hauptstadt. Und auch
durch einen Lehrauftrag an der BeuthHochschule für Technik ist sie mit Berlin
verbunden.
Von 2005 bis 2007 arbeitete Frau Radscheit bei Inpro und lernte in dieser Zeit
auch
den
Laserverbund
BerlinBrandenburg kennen und schätzen: „Eine
Kollegin hat mir gesagt, heute abend ist
Stammtisch“, erinnert sich die SchweißExpertin. „Eigentlich hätte ich den Verbund durch meine Arbeit vorher schon
kennen müssen, aber ich hatte bis dahin
nichts von seiner Existenz mitbekommen.“
Doch der Laserverbund nahm Frau Radscheit schnell für sich ein: „Es ist spannend, über den Tellerrand zu schauen und
einen Einblick in verschiedene Fachbereiche zu bekommen. Vorträge zu Themen
wie ,Laser im Umweltschutz’ würde ich in
meiner Hochschule nicht zu hören bekommen, dazu sind wir zu sehr in der Materialbearbeitung verwurzelt.“
Prof. Caroline Radscheit
Doch Frau Radscheits Arbeitsschwerpunkt
liegt seit drei Jahren im Ruhrgebiet. Als
Professorin im Fachbereich Mechatronik
und Maschinenbau der Hochschule Bochum befasst sie sich mit Werkstofftechnik, Werkstoffprüfung und Fügetechnik.
Vor allem die Schweißtechnik ist das Spezialgebiet der promovierten Maschinenbau-Ingenieurin. Verbindungen zwischen
Aluminium-Bauteilen oder zwischen Aluminium und Stahl. Gebiete, auf denen sich
Frau Radscheit nicht zuletzt während ihrer
langjährigen Tätigkeit für den VWKonzern Expertise erwerben konnte.
Für VW war die Professorin unter anderem
in der Slowakei aktiv. Und in Berlin, bei
der Inpro, Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme, einem
privaten Forschungsunternehmen, an der
der Volkswagen-Konzern beteiligt ist. Ziel
der Arbeit: Innovationen in der Produktionstechnik zu forcieren und Forschungsergebnisse in industrielle Anwendungen zu
überführen.
Das Vernetzungskonzept überzeugte die
Professorin sogar so sehr, dass sie es mit
an ihren neuen Arbeitsschwerpunkt nahm:
Das Gründungstreffen des Laserstammtischs Ruhrgebiet hat bereits stattgefunden,
das nächste organisiert Frau Radscheit gerade mit ihren Mitstreitern. Ausdrücklich
erwünscht: Der Austausch zwischen Experten aus Berlin und dem Westen
Deutschlands. Aha-Effekte im Ruhrgebiet
sind daher fest eingeplant.
Freude beim Schweißen an der Ruhr
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Aus ihrer Berliner Zeit weiß Frau Radscheit noch sehr gut, dass selbst Profis viel
von dem entgehen kann, was in ihrer Region passiert: „Ich war sehr überrascht, wie
viele Firmen im Berliner Raum mit Lasertechnik zu tun haben: die Medizintechnik
ist sehr stark, die Forschung, aber auch
verarbeitende Betriebe gab es mehr, als ich
gedacht hatte.“ Denn auch Profis können
immer noch dazulernen. Frau Radscheit
hat das übrigens zuletzt auch noch in einem anderen Bereich demonstriert: Die
Professorin hat gerade ihre SchweißerPrüfung bestanden. Denn Theorie ist nichts
ohne den Bezug zur Praxis.
Kontakt:
Prof. Carolin Radscheit
Mail: [email protected]
Web:http://www.hochschulebochum.de/fbm/institute/werkstoff-undfuegetechnik.html
Der Youngster – Justus Eichstädt
„Es hätte auch Möglichkeiten in Deutschland gegeben“, erklärt Justus Eichstädt,
wie es ihn in die Niederlande verschlagen
hat. „Aber ich hatte während meines Studiums schon sehr viel gearbeitet. Deshalb
hatte ich damals nie die Gelegenheit, Auslandserfahrung zu sammeln.“ Das hat Justus Eichstädt jetzt nachgeholt. Seit rund
einem halben Jahr arbeitet der 27-Jährige
an der University of Twente in Enschede,
seine Forschung betreibt er im Ultrakurzpuls-Labor des Instituts für angewandte
Lasertechnik.
Justus Eichstädt
Eichstädts Fachgebiet sind die Bereiche
Optik und Laser-Mikromaterialbearbeitung, derzeit forscht er vor allem an der
Veränderung der tribologischen und kon-
taktmechanischen
Eigenschaften
von
Werkstoffen durch die Behandlung mit
ultrakurzen Laserpulsen. Die Arbeit der
Forschungsgruppe mündet in Produkte wie
zum Beispiel selbstreinigende Spiegelgehäuse im Automobilbau. Daneben arbeitet
man in Enschede mit Forschungspartnern
aus Luft- oder Raumfahrtindustrie und
Mikrosystemtechnik. „Die Universität ist
sehr anwendungsorientiert“, beschreibt
Eichstädt. „Was mich an Twente auch gereizt hat, war, dass es hier sowohl Femtosekunden- also auch Picosekundensysteme
gibt.“ Vor allem letzteres gab den Ausschlag – der industriellen Anwendungen
wegen.
Und: „Ich war auf der Suche nach einer
Auslandsstation, die nicht allzuweit von
Berlin entfernt ist.“ Denn den Kontakt
nach Berlin und Brandenburg hat Eichstädt
trotz der Distanz nicht verloren. Nicht nur
des Laserverbunds wegen. Auch deshalb,
weil seine Familie aus der brandenburgischen Optik-Stadt Rathenow stammt – was
wiederum den Ausschlag dafür gab, dass
sich Eichstädt in seiner Ausbildung auf
geradem Weg in Richtung Optik orientierte. „Erst habe ich in Wolfsburg Optometrie
studiert. Dazu musste man parallel eine
Optiker-Lehre absolvieren und schon in
der Industrie arbeiten.“
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„Über den Laserstammtisch bin ich zum
Verbund gekommen und habe ihn sehr
schätzen gelernt. Man bekommt Kontakte
und einen sehr guten Einblick in die Szene:
Was passiert in Berlin und Brandenburg?
Wer macht was? Und man kann selbst aktiv werden.“
Versuche im Labor von Justus Eichstädt,
Universtät Twente in Enschede/Niederlande
Dem Abschluss folgte der MasterStudiengang Photonics, den TU und TFH
Berlin im Verbund mit FH Brandenburg
und TFH Wildau anbieten und parallel die
Arbeit als Entwicklungsingenieur bei Berliner Glas. „Ich habe dort insgesamt fünf
Jahre gearbeitet und dort den Bereich Laserbearbeitung mit aufgebaut“, beschreibt
Eichstädt.
Bei Berliner Glas war der Ingenieur in der
Entwicklung tätig, kümmerte sich um die
Mikrostrukturierung von Produkten für die
Halbleiterindustrie und entwickelte lasergestützte Methoden dafür. In dieser Zeit
lernte er auch den Laserverbund kennen
Von der lebendigen Laser-Landschaft in
Berlin und Brandenburg ist Eichstädt auch
heute immer noch neu überrascht: „Die
Region ist industriell ja nicht die stärkste in
Deutschland. Aber es gibt doch mehr Systemhersteller und Anwender als man so
denkt. Auch in der Forschung passiert sehr
viel. Und es gibt Institutionen wie die
Bundesanstalt für Materialforschung, die
sehr aktiv sind. Es ist sehr lebhaft, man
muss nur genau hingucken.“ Deshalb, wäre
Berlin nicht auch auch eine Option für die
Zukunft
des
Jung-Wissenschaftlers?
Eichstädt beantwortet die Frage mit „Ja“.
Irgendwann wird er also wieder häufiger
die Chance haben, an den Treffen des Verbunds teilzunehmen.
Kontakt:
Justus Eichstädt
Mail: [email protected]
IMPRESSUM
Herausgeber:
Laserverbund Berlin-Brandenburg e.V.
Vorsitzender:
Dr.-Ing. Helmut Ringelhan
Redaktion:
Kai Kolwitz
Geschäftsstelle:
Laserverbund Berlin-Brandenburg e.V.
Dr.-Ing. Helmut Ringelhan
c/o Photon Laser Engineering GmbH
Staakener Strasse 23
13581 Berlin,
Telefon: +49 (0)30 / 364 088-22,
Fax: +49 (0)30 / 364 088-30,
E-Mail: [email protected]
Web: www.laserverbund.de
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Stand: Juni 2010
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