32_Portraet Waldhaus Flims
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32_Portraet Waldhaus Flims
WALDHAUS FLIMS MOUNTAIN RESORT & SPA WARUM DIE SCHLOSSERS IHR TRAUMHOTEL VERLASSEN Als Christoph und Sabina Schlosser vor zehn Jahren das alte Waldhaus in Flims übernahmen, war es ein in die Jahre gekommenes Grand Hotel. Heute zählt das Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa zu den besten Luxus-Ferienhotels Europas. Die Schlossers verlassen nun ihr Traumhotel und suchen eine neue Herausforderung. Warum? Text: Hans R. Amrein 32 04I2010 PORTRÄT WALDHAUS FLIMS Hotelvorfahrt. Vor zehn Jahren war das Grand Hotel Waldhaus Flims ein sanierungsbedürftiger Betrieb. Heute zählt das Resort zu den besten Luxus-Ferienhotels Europas. W ir schreiben das Jahr 2000. Wie so viele altehrwürdige Hotels in der Schweiz, ist auch das «Parkhotel» in Flims in die Jahre gekommen. Die älteren Gäste, wohlhabend oder mindestens finanziell in der Lage, sich Ferien- und Kuraufenthalte in Grand Hotels zu leisten, schätzen den Speisesaal, wo jeden Abend ab 18.30 Uhr das Halbpensionsmenü serviert wird. Nachmittags spaziert man durch den Hotelpark, geniesst die Sonne, das Zwitschern der Vögel, und nach vier Uhr gibt ’s Kuchen und Kaffee im alten Jugendstil-Pavillon, wo der Hotelpianist Evergreens aus alten Zeiten spielt. Das Durchschnittsalter der Gäste liegt im Sommer bei 75 Jahren, im Winter um die 65. Mehr als achtzig Prozent sind Stammgäste. Die Auslastung liegt bei knapp über 30 Prozent. Das einzig Spektakuläre im damaligen Parkhotel von Flims: das Hotelmuseum, das an die «goldenen» Zeiten der Schweizer Hotellerie erinnert. Als Sabina und Christoph Schlosser, das neue Direktionspaar aus Davos (sie führten dort bis anhin das Vierstern-Hotel Seehof), vor knapp zehn Jahren das Waldhaus betraten, trauten sie ihren Augen nicht: etwas verstaubt und heruntergekommen wirkte die «alte Dame», eben wie ein sanierungsbedürftiges Museum. Da war keine Rede von Wellness und Spitzen-Gastronomie. Zwar hingen fünf Sterne an der Hotelmauer beim Eingang, aber die Frage war, wie lange noch. «Die Situation war für uns dramatischer als angenommen. Das Haus entsprach kaum mehr dem Standard eines Luxushotels.» Immerhin: Die Aktionäre waren sich bewusst, dass jetzt kräftig investiert werden musste. Rund 14 Millionen Franken lagen bereit. Doch mindestens 50 Millionen waren nötig, um das Hotel mit allen Nebengebäuden wieder auf Vordermann zu bringen. Inzwischen wurden im «Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa» (so nennt sich die Hotelanlage seit zwei Jahren) mehr als 60 Millionen Franken investiert. Und das Resultat darf sich sehen lassen: ein Luxus-Ferienhotel, beziehungsweise ein Luxus-Resort mit Angeboten, wie man sie in dieser Grösse und Vielfalt in der Schweizer Hotellerie lange suchen muss. Heute nehmen es die Schlossers mit renommierten Häusern wie dem Jungfrau Victoria (Interlaken) oder Bad Ragaz spielend auf. Sie haben mit ihrem Team ein Gesamtpaket an Luxus, Komfort, Wellness, Lifestyle und Kulinarik geschaffen, das höchsten internationalen Standards entspricht. Christoph und Sabina Schlosser vor dem Haupteingang ihres Traumhotels in Flims. Ende April verlassen sie das Resort: «Es ist Zeit für eine neue Herausforderung.» 04I2010 Und die Zahlen sprechen für sich: Vor zehn Jahren erzielte das alte Parkhotel knapp 11 Millionen Umsatz, heute sind es über 20 Millionen (vgl. Zahlen & Fakten). Selbst im Krisenjahr 2009 machte das Waldhaus den dritthöchsten Umsatz und den zweithöchsten Cashflow in seiner Geschichte. Zwar verzeichnete man 15 Prozent weniger Übernachtungen, doch der Ertrag ging um moderate neun Prozent zurück. Und noch etwas: Preisdumping war für die Schlossers nie ein Thema. Auch nicht im sogenannten Krisenjahr 2009. «Unsere Gäste sind bereit, die regulären Zimmerpreise zu bezahlen», freut sich der Hotelier, der sich selber nach eigener Aussage nicht so wichtig nimmt, i 33 34 04I2010 PORTRÄT WALDHAUS FLIMS Waldhaus-Arena mit sechs Curlingbahnen. Für 12 Millionen umgebaut. Oben links: Der grosse Festsaal im Jugendstil-Pavillon. Oben rechts: Zimmer im Grand Hotel Waldhaus. Mitte links: Die Lounge im Jugendstil-Pavillon. Mitte rechts: Aussenpool im Hotelpark. Unten links: Waldhaus-Küchenbrigade im Pool. Ein motiviertes Team. Unten rechts: Das grosse Gesellschaftshaus aus der Jahrhundertwende. dafür wenn immer möglich sein Team ins Rampenlicht stellt. Natürlich, auch das Waldhaus kann nicht ganz auf Sonderaktionen oder Last-minute-Angebote verzichten. Der heutige Gast erwartet das auch von einem Luxushaus. Erstaunlich, aber wahr: Laut Christoph Schlosser sind die Stammgäste des Hauses, auch die jüngeren, offensichtlich bereit, relativ hohe (normale) Preise zu bezahlen. Oder anders gesagt: Wer im Waldhaus absteigt, bezahlt gerne einen höheren Preis, wenn er dafür eine Top-Leistung erhält. Würde er, zum Beispiel, in St. Moritz im Palace oder Kempinski übernachten, müsste er etwa dreimal mehr hinlegen – für eine vergleichbare oder vielleicht sogar mindere Leistung. Und dessen sind sich die treuen Waldhausgäste offensichtlich bewusst. Apropos Preispolitik: Die Schlossers wollen hier keine Schnäppchenjäger. Leute, die den billigsten Angeboten hinterher rennen. Die Stammgäste wären irritiert, würde das Hotel seine Zimmer unter dem Preis zu Schleuderraten verkaufen. Das Hotelier-Paar hatte damals, als es sich für ein Engagement im Waldhaus entschloss, eine klare Vision, wie das Resort eines Tages aussehen musste: nebst einer guten Hardware, die sich zwischen historischer Vergangenheit und Moderne bewegt, sollten vor allem die «weichen Faktoren» eine zentrale Rolle spielen im Hotelalltag – sprich freundliche, aufmerksame, professionelle, natürliche, kompetente Mitarbeitende, die nur ein Ziel haben: den Gast glücklich machen. Und das an einem «Ort der Inspiration und des Wohlbefindens.» Natürlich spielen Dinge wie Wellness-Suiten, Dampfbäder, Bio-Schwimmteich oder Internetanschluss in allen Zimmern eine wichtige Rolle. Doch der Gast, der 300 bis 500 Franken pro Nacht investiert, setzt solche Angebote mehr oder weniger voraus. Apropos Wellness: Vor zehn Jahren war das für ein Hotel noch ein Verkaufsargument oder ein sogenannter USP, mit dem man sich von der Konkurrenz wirkungsvoll abheben konnte. Heute ist Wellness – nicht nur im Luxus-Segment – eine Selbstverständlichkeit. Jeder bietet heutzutage einen Spa. Was viele Luxushäuser aber immer noch nicht bieten: eine exzellente und vielfältige Hotelgastronomie. Dessen war sich Christoph i 04I2010 35 Blick ins Spitzenrestaurant Epoca (17 Punkte Gault/Millau). Schlosser stets bewusst – und so bietet er seinen Gästen heute ein Kulinarikangebot, das schwer zu überbieten ist – von 17 Gault/Millau-Punkten über Pizza, Pasta und Asiatisch bis hin zum Fondue-Keller. Und der Hotelgast hat die Möglichkeit, im Rahmen des «Resort Dining», nach Lust und Laune in allen À-la-Carte-Restaurants zu essen. So was nennt sich zeitgemässe Hotelgastronomie. Kein Wunder, liegt der F&B-Anteil im Waldhaus bei fast 50 Prozent. Rund neun Millionen erzielt der Betrieb mit Essen und Trinken. Dass es kein Kinderspiel ist, ein Hotel-Resort mit acht Gebäuden, sieben komplett verschiedenen Restaurants, sieben Bars und drei Hotels zum Erfolg zu führen, liegt auf der Hand. Was ist denn das Erfolgsrezept der Schlossers? Der Hotelier antwortet sofort: «Es sind die Mitarbeiter, die den Erfolg eines Hotels ausmachen …» Seine Frau Sabina fällt ihm ins Wort: «Mein Mann ist ein hervorragender Motivator, eben ein Vorbild.» Christoph Schlosser: «Unsere Mitarbeiter sind eigenständige Persönlichkeiten. Sie verfügen über Kompetenzen, können im Rahmen des gesunden Menschenverstandes auch mal frei entscheiden.» Etwas ist dem Hotelier besonders wichtig: «Ich will hier keine überschulten Leute. Mitarbeiter, die zwar professionell arbeiten, aber gegenüber dem Gast künstlich und gespielt auftreten. Freundlichkeit ist eine Sache des Herzens.» 220 Menschen aus neun Nationen arbeiten während der Wintersaison im Resort, im Sommer sind es 180. Rund 40 Prozent der WaldhausCrew stammt aus der Schweiz, die anderen vor allem aus Deutschland, Österreich, Italien und Portugal. Viele Mitarbeitende sind schon seit zehn oder mehr Jahren hier. Und viele haben hier ihren Lebenspartner gefunden. Weiterbildung ist im Waldhaus übrigens ein Dauerthema: Für interne Schulungen und Kurse gibt das Haus 50 000 bis 100 000 Franken jährlich aus. Da wird allerdings nicht trockene Theorie gebüf- 36 felt, sondern praktisches Frontwissen vermittelt: Wie kreiere ich zum Beispiel ein Sandwich? Wann serviere ich welchen Tee? Wir sitzen im «Fumoir» hinter der Bar im grossen Gesellschaftshaus. Christoph Schlosser ist kein Mann der grossen Worte. Er mag es nicht, wenn man ihn in Medien als «Erfolgshotelier» feiert. «Ich bin nicht wichtig. Wichtig ist unser Team, wichtig sind die Gäste, wichtig ist das Hotel.» Ein Satz, der seinen Wortschatz prägt, ihn aber zugleich als sympathische, natürliche und trotzdem starke Persönlichkeit erscheinen lässt. «Wissen Sie, ich habe das Hotel stets so geführt, als wäre es mein eigener Betrieb. Ich sehe mich als Unternehmer, nicht einfach als Manager. Denn ich liebe meinen Job.» Ein Hotelier mit Herzblut. «Ohne dieses innere Feuer kann man diesen Job nicht machen,» sagt er und steht auf. Wir sagen Adieu – und alles Gute für die Zukunft! In der Tat: Für die Schlossers ist es Zeit, Abschied zu nehmen. «Mit einem lachenden und einem weinenden Auge,» wie der Hotelier betont. Sie verlassen das Waldhaus «auf eigenen Wunsch,» wie man der Pressemitteilung entnehmen kann. Auf eigenen Wunsch? «Schauen Sie, der Betrieb ist jetzt auf einem Höhepunkt. Umsatz, Cashflow, Auslastung, Positionierung – alles stimmt. Soll ich mich nun zurücklehnen? Oh Gott! Damit können sie mich jagen!» Sabina Schlosser fährt fort: «Wir möchten jetzt noch etwas anderes tun. Es ist Zeit für eine neue Herausforderung.» Ihr Mann: «Nichts ist so langweilig wie die Routine. Etwas aufbauen und zum Erfolg führen. Das macht mir Spass.» So wie damals vor zehn Jahren in Flims, wo ein altehrwürdiges Grand Hotel langsam, aber sicher in einen Dornröschenschlaf verfiel. Und dann kamen die Schlossers, mobilisierten ein motiviertes Team und Millionen und holten die alte, verstaubte «Dame» aus ihrem Tiefschlaf. H 04I2010 Porträt Waldhaus Flims die gästehäuser Seit 2008 heisst das Fünfstern-Haus in Flims nicht mehr «Parkhotel», sondern «Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa». Das Resort umfasst drei Gästehäuser mit 150 Zimmern: das Grand Hotel Waldhaus mit Zimmern im klassischen, feudalen Grand-Hotel-Stil oder modern gestaltetet; das Grand Chalet Belmont (fünf Sterne Superior) mit Zimmern und Suiten im rustikalen-eleganten Chalet-Stil und die Villa Silvana im farbig-leichten Sommerhaus-Stil. die zimmer Das Waldhaus Resort besteht aus 110 Doppelzimmern, 14 Einzelzimmern, 16 Junior-Suiten, 9 Senior- und Familiensuiten und einer Penthouse Suite (240 m2). die restaurants Im Gesellschaftshaus aus der Jahrhundertwende befinden sich drei Restaurants, Bars, ein Jugendstil-Festsaal, das grösste Hotelmuseum der Schweiz und der Kids-Club. Die Restaurants im Pavillon: Das Grand Restaurant Rotonde bietet eine marktfrische französische Küche mit internationalem Touch (14 Punkte Gault/Millau); im Epoca kocht Küchenchef Sandro Steingruber auf 17 Gault/Millau-Punkte-Niveau. Die Resort-Restaurants: Im Little China werden chinesische Spezialitäten angeboten; das Ristorante Pomodoro setzt auf italienische Paste und Pizza-Gerichte; im Curler-Restaurant findet der Gast Schweizer Spezialitäten, und das Il Tschaler bietet Fondue und Käsegerichte an. Nicht weniger als sieben Bars stehen den Waldhaus-Gästen für Apéro und After-Dinner-Drinks zur Verfügung. Das Resort besteht aus acht Gebäuden, darunter drei unterschiedliche Hotels. Diese sind als Leading Small Hotels of the World im Bereich fünf Sterne Superior und vier Sterne Superior klassifiziert. aktionariat: rund 1000 Aktionäre, zwei Familienaktionäre mit über 50 Prozent Stimmen. Übernachtungen: 47 400 (2008) Jahresumsatz: 22,3 Mio. Franken (2008) ertragsentWicklung 2008 (Vergleich zum VorJahr): GOI: 9,9 Mio. Franken (44,7 Prozent), plus 13,6 Prozent GOP: 4,9 Mio. Franken (22,4 Prozent), plus 12,3 Prozent EBITDA: 4,3 Mio. Franken (19,5 Prozent), plus 13,7 Prozent Cashflow: 3,9 Mio. Franken (17,6 Prozent), plus 30,7 Prozent eigenFinanzierungsgrad: 30,4 Prozent Warenrendite in Prozent zum restaurationsertrag: 71,5 Prozent 04I2010 mitarbeiterauFWand in Prozent zum ertrag: 40,2 Prozent ÖFFnungstage: 340 zimmerbelegung: 56,8 Prozent bettenbelegung: 47,5 Prozent beherbergungsmoyenne: 203,60 Franken reVPar (beherbergungsertrag Pro zimmer Pro ÖFFnungstag): 187,00 Franken Verschuldung Pro bett: 163 295 Franken hinweis: Angaben aus dem Geschäftsbericht 2008. Die Zahlen 2009 werden erst im Frühjahr 2010 publiziert. Wellness & sport Delight Spa & Beauty (2500 Quadratmeter Fläche) bietet fast alles, was Wellness-Gäste sich wünschen: Badewelten mit Innen- und Aussenpools, Bio-Schwimmteich, Saunalandschaft mit Dampfbädern, Hamam und Erdsauna, Solarien, Wellness-Suiten, zwölf Body- und Beautytreatment-Räume, Medical Beauty Center, Fitnessclub, Gymnastikarea, Tennis auf zwei Aussenplätzen, In- und Outdoor Golf Driving Range, Hochseil-Erlebnisgarten im Hotelpark, Joggingpfade im grössten Hotelpark der Schweiz, Curlinghalle usw. kinder im Waldhaus Das Waldhaus Resort ist kinder- und familienfreundlich. So bietet das Resort den Familien einen eigenen Kids Club (mit Betreuung), daneben Spielplätze, Kleintier- und Streichelzoo, Games & Cyper Room, Kids Restaurant, Jugend Camp (für Kinder ab 7 Jahren). convention Für Seminare, Tagungen und Konferenzen stehen den Gästen 18 Räume verschiedener Grösse zur Verfügung; für Meetings von 1 bis zu 1800 Personen. In der Waldhaus Arena können grosse Events und Ausstellungen durchgeführt werden. www.waldhaus-flims.ch 37