32_Portraet Waldhaus Flims

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32_Portraet Waldhaus Flims
WALDHAUS FLIMS
MOUNTAIN RESORT & SPA
WARUM DIE SCHLOSSERS
IHR TRAUMHOTEL VERLASSEN
Als Christoph und Sabina Schlosser vor zehn
Jahren das alte Waldhaus in Flims übernahmen,
war es ein in die Jahre gekommenes Grand Hotel.
Heute zählt das Waldhaus Flims Mountain Resort
& Spa zu den besten Luxus-Ferienhotels Europas.
Die Schlossers verlassen nun ihr Traumhotel und
suchen eine neue Herausforderung. Warum?
Text: Hans R. Amrein
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PORTRÄT WALDHAUS FLIMS
Hotelvorfahrt. Vor zehn Jahren war das Grand Hotel Waldhaus Flims ein
sanierungsbedürftiger Betrieb. Heute zählt das Resort zu den besten
Luxus-Ferienhotels Europas.
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ir schreiben das Jahr 2000. Wie so
viele altehrwürdige Hotels in der
Schweiz, ist auch das «Parkhotel» in Flims in die Jahre gekommen. Die älteren Gäste, wohlhabend oder mindestens finanziell in der Lage,
sich Ferien- und Kuraufenthalte in Grand Hotels
zu leisten, schätzen den Speisesaal, wo jeden
Abend ab 18.30 Uhr das Halbpensionsmenü serviert wird. Nachmittags spaziert man durch den
Hotelpark, geniesst die Sonne, das Zwitschern
der Vögel, und nach vier Uhr gibt ’s Kuchen und
Kaffee im alten Jugendstil-Pavillon, wo der Hotelpianist Evergreens aus alten Zeiten spielt. Das
Durchschnittsalter der Gäste liegt im Sommer bei
75 Jahren, im Winter um die 65. Mehr als achtzig
Prozent sind Stammgäste. Die Auslastung liegt
bei knapp über 30 Prozent. Das einzig Spektakuläre im damaligen Parkhotel von Flims: das
Hotelmuseum, das an die «goldenen» Zeiten der
Schweizer Hotellerie erinnert.
Als Sabina und Christoph Schlosser, das neue
Direktionspaar aus Davos (sie führten dort bis
anhin das Vierstern-Hotel Seehof), vor knapp
zehn Jahren das Waldhaus betraten, trauten sie
ihren Augen nicht: etwas verstaubt und heruntergekommen wirkte die «alte Dame», eben wie ein
sanierungsbedürftiges Museum. Da war keine
Rede von Wellness und Spitzen-Gastronomie.
Zwar hingen fünf Sterne an der Hotelmauer beim
Eingang, aber die Frage war, wie lange noch. «Die
Situation war für uns dramatischer als angenommen. Das Haus entsprach kaum mehr dem Standard eines Luxushotels.» Immerhin: Die Aktionäre waren sich bewusst, dass jetzt kräftig investiert werden musste. Rund 14 Millionen Franken lagen bereit. Doch mindestens 50 Millionen waren nötig, um das Hotel mit allen Nebengebäuden wieder auf Vordermann zu bringen.
Inzwischen wurden im «Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa» (so nennt sich die Hotelanlage
seit zwei Jahren) mehr als 60 Millionen Franken
investiert. Und das Resultat darf sich sehen lassen: ein Luxus-Ferienhotel, beziehungsweise ein
Luxus-Resort mit Angeboten, wie man sie in dieser Grösse und Vielfalt in der Schweizer Hotellerie
lange suchen muss. Heute nehmen es die Schlossers mit renommierten Häusern wie dem Jungfrau Victoria (Interlaken) oder Bad Ragaz spielend auf. Sie haben mit ihrem Team ein Gesamtpaket an Luxus, Komfort, Wellness, Lifestyle und
Kulinarik geschaffen, das höchsten internationalen Standards entspricht.
Christoph und Sabina Schlosser vor dem Haupteingang ihres Traumhotels in Flims.
Ende April verlassen sie das Resort: «Es ist Zeit für eine neue Herausforderung.»
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Und die Zahlen sprechen für sich: Vor zehn Jahren erzielte das alte Parkhotel knapp 11 Millionen
Umsatz, heute sind es über 20 Millionen (vgl. Zahlen & Fakten). Selbst im Krisenjahr 2009 machte
das Waldhaus den dritthöchsten Umsatz und den
zweithöchsten Cashflow in seiner Geschichte.
Zwar verzeichnete man 15 Prozent weniger Übernachtungen, doch der Ertrag ging um moderate
neun Prozent zurück. Und noch etwas: Preisdumping war für die Schlossers nie ein Thema. Auch
nicht im sogenannten Krisenjahr 2009. «Unsere
Gäste sind bereit, die regulären Zimmerpreise zu
bezahlen», freut sich der Hotelier, der sich selber
nach eigener Aussage nicht so wichtig nimmt, i
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PORTRÄT WALDHAUS FLIMS
Waldhaus-Arena mit sechs
Curlingbahnen. Für 12 Millionen
umgebaut.
Oben links: Der grosse Festsaal im Jugendstil-Pavillon.
Oben rechts: Zimmer im Grand Hotel Waldhaus.
Mitte links: Die Lounge im Jugendstil-Pavillon.
Mitte rechts: Aussenpool im Hotelpark.
Unten links: Waldhaus-Küchenbrigade im Pool. Ein motiviertes Team.
Unten rechts: Das grosse Gesellschaftshaus aus der Jahrhundertwende.
dafür wenn immer möglich sein Team ins Rampenlicht stellt.
Natürlich, auch das Waldhaus kann nicht ganz auf
Sonderaktionen oder Last-minute-Angebote verzichten. Der heutige Gast erwartet das auch von
einem Luxushaus. Erstaunlich, aber wahr: Laut
Christoph Schlosser sind die Stammgäste des
Hauses, auch die jüngeren, offensichtlich bereit,
relativ hohe (normale) Preise zu bezahlen. Oder
anders gesagt: Wer im Waldhaus absteigt, bezahlt
gerne einen höheren Preis, wenn er dafür eine
Top-Leistung erhält. Würde er, zum Beispiel, in
St. Moritz im Palace oder Kempinski übernachten, müsste er etwa dreimal mehr hinlegen – für
eine vergleichbare oder vielleicht sogar mindere
Leistung. Und dessen sind sich die treuen Waldhausgäste offensichtlich bewusst.
Apropos Preispolitik: Die Schlossers wollen hier
keine Schnäppchenjäger. Leute, die den billigsten Angeboten hinterher rennen. Die Stammgäste wären irritiert, würde das Hotel seine Zimmer unter dem Preis zu Schleuderraten verkaufen.
Das Hotelier-Paar hatte damals, als es sich für
ein Engagement im Waldhaus entschloss, eine
klare Vision, wie das Resort eines Tages aussehen
musste: nebst einer guten Hardware, die sich zwischen historischer Vergangenheit und Moderne
bewegt, sollten vor allem die «weichen Faktoren»
eine zentrale Rolle spielen im Hotelalltag – sprich
freundliche, aufmerksame, professionelle, natürliche, kompetente Mitarbeitende, die nur ein Ziel
haben: den Gast glücklich machen. Und das an
einem «Ort der Inspiration und des Wohlbefindens.» Natürlich spielen Dinge wie Wellness-Suiten, Dampfbäder, Bio-Schwimmteich oder Internetanschluss in allen Zimmern eine wichtige
Rolle. Doch der Gast, der 300 bis 500 Franken pro
Nacht investiert, setzt solche Angebote mehr oder
weniger voraus.
Apropos Wellness: Vor zehn Jahren war das für
ein Hotel noch ein Verkaufsargument oder ein
sogenannter USP, mit dem man sich von der Konkurrenz wirkungsvoll abheben konnte. Heute ist
Wellness – nicht nur im Luxus-Segment – eine
Selbstverständlichkeit. Jeder bietet heutzutage
einen Spa. Was viele Luxushäuser aber immer
noch nicht bieten: eine exzellente und vielfältige
Hotelgastronomie. Dessen war sich Christoph i
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Blick ins Spitzenrestaurant Epoca (17 Punkte Gault/Millau).
Schlosser stets bewusst – und so bietet er seinen
Gästen heute ein Kulinarikangebot, das schwer
zu überbieten ist – von 17 Gault/Millau-Punkten über Pizza, Pasta und Asiatisch bis hin zum
Fondue-Keller. Und der Hotelgast hat die Möglichkeit, im Rahmen des «Resort Dining», nach
Lust und Laune in allen À-la-Carte-Restaurants
zu essen. So was nennt sich zeitgemässe Hotelgastronomie. Kein Wunder, liegt der F&B-Anteil
im Waldhaus bei fast 50 Prozent. Rund neun Millionen erzielt der Betrieb mit Essen und Trinken.
Dass es kein Kinderspiel ist, ein Hotel-Resort
mit acht Gebäuden, sieben komplett verschiedenen Restaurants, sieben Bars und drei Hotels
zum Erfolg zu führen, liegt auf der Hand. Was
ist denn das Erfolgsrezept der Schlossers? Der
Hotelier antwortet sofort: «Es sind die Mitarbeiter, die den Erfolg eines Hotels ausmachen …»
Seine Frau Sabina fällt ihm ins Wort: «Mein Mann
ist ein hervorragender Motivator, eben ein Vorbild.» Christoph Schlosser: «Unsere Mitarbeiter sind eigenständige Persönlichkeiten. Sie verfügen über Kompetenzen, können im Rahmen
des gesunden Menschenverstandes auch mal frei
entscheiden.» Etwas ist dem Hotelier besonders
wichtig: «Ich will hier keine überschulten Leute.
Mitarbeiter, die zwar professionell arbeiten, aber
gegenüber dem Gast künstlich und gespielt auftreten. Freundlichkeit ist eine Sache des Herzens.» 220 Menschen aus neun Nationen arbeiten während der Wintersaison im Resort, im Sommer sind es 180. Rund 40 Prozent der WaldhausCrew stammt aus der Schweiz, die anderen vor
allem aus Deutschland, Österreich, Italien und
Portugal. Viele Mitarbeitende sind schon seit zehn
oder mehr Jahren hier. Und viele haben hier ihren
Lebenspartner gefunden.
Weiterbildung ist im Waldhaus übrigens ein Dauerthema: Für interne Schulungen und Kurse gibt
das Haus 50 000 bis 100 000 Franken jährlich aus.
Da wird allerdings nicht trockene Theorie gebüf-
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felt, sondern praktisches Frontwissen vermittelt:
Wie kreiere ich zum Beispiel ein Sandwich? Wann
serviere ich welchen Tee?
Wir sitzen im «Fumoir» hinter der Bar im grossen
Gesellschaftshaus. Christoph Schlosser ist kein
Mann der grossen Worte. Er mag es nicht, wenn
man ihn in Medien als «Erfolgshotelier» feiert.
«Ich bin nicht wichtig. Wichtig ist unser Team,
wichtig sind die Gäste, wichtig ist das Hotel.»
Ein Satz, der seinen Wortschatz prägt, ihn aber
zugleich als sympathische, natürliche und trotzdem starke Persönlichkeit erscheinen lässt. «Wissen Sie, ich habe das Hotel stets so geführt, als
wäre es mein eigener Betrieb. Ich sehe mich als
Unternehmer, nicht einfach als Manager. Denn
ich liebe meinen Job.»
Ein Hotelier mit Herzblut. «Ohne dieses innere
Feuer kann man diesen Job nicht machen,» sagt
er und steht auf. Wir sagen Adieu – und alles Gute
für die Zukunft!
In der Tat: Für die Schlossers ist es Zeit, Abschied
zu nehmen. «Mit einem lachenden und einem
weinenden Auge,» wie der Hotelier betont. Sie
verlassen das Waldhaus «auf eigenen Wunsch,»
wie man der Pressemitteilung entnehmen kann.
Auf eigenen Wunsch? «Schauen Sie, der Betrieb
ist jetzt auf einem Höhepunkt. Umsatz, Cashflow, Auslastung, Positionierung – alles stimmt.
Soll ich mich nun zurücklehnen? Oh Gott! Damit
können sie mich jagen!» Sabina Schlosser fährt
fort: «Wir möchten jetzt noch etwas anderes tun.
Es ist Zeit für eine neue Herausforderung.» Ihr
Mann: «Nichts ist so langweilig wie die Routine. Etwas aufbauen und zum Erfolg führen. Das
macht mir Spass.»
So wie damals vor zehn Jahren in Flims, wo ein
altehrwürdiges Grand Hotel langsam, aber sicher
in einen Dornröschenschlaf verfiel. Und dann
kamen die Schlossers, mobilisierten ein motiviertes Team und Millionen und holten die alte, verstaubte «Dame» aus ihrem Tiefschlaf.
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Porträt Waldhaus Flims
die gästehäuser
Seit 2008 heisst das Fünfstern-Haus in Flims nicht mehr
«Parkhotel», sondern «Waldhaus Flims Mountain Resort &
Spa». Das Resort umfasst drei Gästehäuser mit 150 Zimmern: das Grand Hotel Waldhaus mit Zimmern im klassischen, feudalen Grand-Hotel-Stil oder modern gestaltetet;
das Grand Chalet Belmont (fünf Sterne Superior) mit Zimmern und Suiten im rustikalen-eleganten Chalet-Stil und die
Villa Silvana im farbig-leichten Sommerhaus-Stil.
die zimmer
Das Waldhaus Resort besteht aus 110 Doppelzimmern,
14 Einzelzimmern, 16 Junior-Suiten, 9 Senior- und Familiensuiten und einer Penthouse Suite (240 m2).
die restaurants
Im Gesellschaftshaus aus der Jahrhundertwende befinden
sich drei Restaurants, Bars, ein Jugendstil-Festsaal,
das grösste Hotelmuseum der Schweiz und der Kids-Club.
Die Restaurants im Pavillon: Das Grand Restaurant Rotonde
bietet eine marktfrische französische Küche mit internationalem Touch (14 Punkte Gault/Millau); im Epoca kocht
Küchenchef Sandro Steingruber auf 17 Gault/Millau-Punkte-Niveau.
Die Resort-Restaurants: Im Little China werden chinesische
Spezialitäten angeboten; das Ristorante Pomodoro setzt auf
italienische Paste und Pizza-Gerichte; im Curler-Restaurant
findet der Gast Schweizer Spezialitäten, und das Il Tschaler
bietet Fondue und Käsegerichte an.
Nicht weniger als sieben Bars stehen den Waldhaus-Gästen
für Apéro und After-Dinner-Drinks zur Verfügung.
Das Resort besteht aus acht Gebäuden, darunter drei unterschiedliche Hotels. Diese sind als Leading Small Hotels of the
World im Bereich fünf Sterne Superior und vier Sterne Superior klassifiziert.
aktionariat: rund 1000 Aktionäre, zwei Familienaktionäre
mit über 50 Prozent Stimmen.
Übernachtungen: 47 400 (2008)
Jahresumsatz: 22,3 Mio. Franken (2008)
ertragsentWicklung 2008
(Vergleich zum VorJahr):
GOI: 9,9 Mio. Franken (44,7 Prozent), plus 13,6 Prozent
GOP: 4,9 Mio. Franken (22,4 Prozent), plus 12,3 Prozent
EBITDA: 4,3 Mio. Franken (19,5 Prozent), plus 13,7 Prozent
Cashflow: 3,9 Mio. Franken (17,6 Prozent), plus 30,7 Prozent
eigenFinanzierungsgrad: 30,4 Prozent
Warenrendite in Prozent zum restaurationsertrag: 71,5 Prozent
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mitarbeiterauFWand
in Prozent zum ertrag:
40,2 Prozent
ÖFFnungstage: 340
zimmerbelegung: 56,8 Prozent
bettenbelegung: 47,5 Prozent
beherbergungsmoyenne:
203,60 Franken
reVPar (beherbergungsertrag
Pro zimmer Pro ÖFFnungstag):
187,00 Franken
Verschuldung Pro bett:
163 295 Franken
hinweis: Angaben aus dem Geschäftsbericht 2008. Die Zahlen 2009 werden
erst im Frühjahr 2010 publiziert.
Wellness & sport
Delight Spa & Beauty (2500 Quadratmeter Fläche) bietet
fast alles, was Wellness-Gäste sich wünschen: Badewelten mit Innen- und Aussenpools, Bio-Schwimmteich, Saunalandschaft mit Dampfbädern, Hamam und Erdsauna,
Solarien, Wellness-Suiten, zwölf Body- und Beautytreatment-Räume, Medical Beauty Center, Fitnessclub, Gymnastikarea, Tennis auf zwei Aussenplätzen, In- und Outdoor
Golf Driving Range, Hochseil-Erlebnisgarten im Hotelpark,
Joggingpfade im grössten Hotelpark der Schweiz, Curlinghalle usw.
kinder im Waldhaus
Das Waldhaus Resort ist kinder- und familienfreundlich.
So bietet das Resort den Familien einen eigenen Kids Club
(mit Betreuung), daneben Spielplätze, Kleintier- und Streichelzoo, Games & Cyper Room, Kids Restaurant, Jugend
Camp (für Kinder ab 7 Jahren).
convention
Für Seminare, Tagungen und Konferenzen stehen den
Gästen 18 Räume verschiedener Grösse zur Verfügung; für
Meetings von 1 bis zu 1800 Personen. In der Waldhaus
Arena können grosse Events und Ausstellungen durchgeführt werden.
www.waldhaus-flims.ch
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