Strukturierter Entwurf
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Strukturierter Entwurf
BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Übersicht • Anforderungen an Module • Modular Design (MD): – Structure Chart Cohesion – Coupling • Bewertung des Entwurfs – Wartbarkeit • Komplexität • Lesbarkeit und Verständlichkeit • Errorhandling • Von SA zu MD – Seite 1 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Anf orderungen an Module Ein (Software-)Modul ist ein abgeschlossener Teil eines Software-programms, bestehend aus einer Folge von Verarbeitungsschritten und Datenstrukturen mit folgenden Eigenschaften (David Parnas): • • • • Information hiding: Kapselung (encapsulation) durch die Trennung von Schnittstelle und Implementierung Module sind separat bearbeitbar, testbar, kompilierbar und eindeutig einer(!) Person zugeordnet Modulaufrufe sind hierarchisch strukturiert Ein guter Modulentwurf ist gekennzeichnet durch: – – – Geringe Komplexität Starke Bindung untereinander (strong cohesion) Lose Kopplung zu anderen Modulen (loose coupling) Kosten Kosten Kosten = f(Größe) Kosten = f(Anzahl) Wachsende Anzahl/geringere Größe Seite 2 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Auf ruf hierarchie bei Modulen Ein Modul X benutzt einen Modul Y, wenn eine Funktion von X eine Funktion von Y aufruft. Die Benutzt-Hierarchie ist keine strenge und auch keine Baumhierachie, d.h. Strenge Hierarchie Sprü n Hier ge übe a r Ebe rchien erla en sind ubt Baumhierarchie ein s l hr a st e M er i Vat ubt erla Seite 3 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Modular Design (MD): Structure Chart Die Aufruf-Hierarchie von Modulen wird in einem Structure Chart (Strukturbild) dargestellt: • • • • • Alle Module mit ihrer Hierarchie sind sichtbar Jedes Modul als Rechteck gezeichnet hat einen sprechenden Namen Der Aufruf wird durch einen Pfeil repräsentiert An den Pfeilen können die Aufrufparameter (data couples) eingegeben werden Das Strukturbild zeigt nicht, ob ein Modul aufgerufen wird, die Reihenfolge der Aufrufe und die Inhalte der Module Modul X Data Item Control Item Modul Y Seite 4 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf MD: Structure Chart Es gibt folgende Modultypen: • Funktionsmodul /Steuermodul (kein Unterschied in der Darstellung) • Datenmodul (enth. keinen Code, nur Daten • Bibliotheksmodul (gut dokumentiert, ausreichend getestet, i.d.R. nicht selbst erstellt) • Objektmodul (ADT=abstrakter Datenyp) mit lokalem Speicher (Daten und Code) Seite 5 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf MD: Cohesion (Zusammenhalt) Zu empfehlen sind Modulstrukturen, deren Funktionen folgendermaßen zusammen gehalten werden: • Funktional: alle arbeiten an derselben Aufgabe • Informationsbezogen: alle arbeiten auf derselben Datenstruktur • Sequentiell: Der Output der einen ist der Input der anderen • Kommunikativ: sie erzeugen oder benutzen dieselbe Datenstruktur Nicht zu empfehlen sind Modulstrukturen, deren Funktionen folgendermaßen zusammen gehalten werden: • Temporär: werden häufig nacheinander aufgerufen • Logisch: Sammlung von ähnlichen Funktionen, z.B. eine mathematische Bibliothek Decision Split ist zu vermeiden! Bedingungsausdruck (IF-Statement) und zugehörige Maßnahmen (THEN- und ELSEStatement) gehören in dasselbe Modul. Seite 6 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf MD: Coupling (Bindung untereinander) Zu empfehlen sind Strukturen, bei denen die Module folgendermaßen untereinander gekoppelt sind: • Datenbindung (data): Aufruf mit Übergabe der direkten Parameter • Datenstrukturbindung (stamp): Aufruf mit Übergabe indirekter Parameter • Kontrollbindung (control): Aufruf mit Übergabe von Parametern die zur Steuerung der Programme verwendet werden Nicht zu empfehlen sind Strukturen, bei denen die Module folgendermaßen untereinander gekoppelt sind: • Inhaltsbindung (content): unkontrollierter Sprung in einen Code-Abschnitt • Gemeinschaftsbindung (common): Kopplung über einen COMMON-Bereich, der allen Modulen zur Verfügung steht Seite 7 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf MD: Coupling (Bindung untereinander) Datenbindung Datenstrukturbindung Seite 8 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf MD: Coupling (Bindung untereinander) Datenbindung Datenstrukturbindung Seite 9 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf MD: Coupling (Bindung untereinander) Kontrollbindung Ein Modul beeinflusst die Ablaufsteuerung des anderen Moduls. Seite 10 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Bewertung (Evaluierung) Nach Abschluss des strukturierten Entwurfs wird in der Regel die Wartbarkeit bewertet! Und gute Wartbarkeit erreicht man, indem man: • die Komplexität verringert und • die Lesbarkeit und Verständlichkeit erhöht Ein System ist umso leichter wartbar, wenn es lesbar ist, wenig komplex, modular aufgebaut, durchgängig beschrieben, möglichst selbsterklärend und allgemein verständlich. Insbesondere führt die funktionale oder auch strukturelle Komplexität zu einer kognitiven Komplexität und somit zu erhöhten Schwierigkeiten beim Software-Entwurf, d.h. Fehleranfälligkeit als externes Qualitätsmaß steigt. Komplexitätsmetriken dienen dazu, die Wartbarkeit eines IT-Systems quantitativ zu bewerten, wobei im wesentlichen interne und externe Beziehungen zwischen Komponenten (Klassen, Module, Statements) gemessen werden. Seite 11 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Wartbarkeit: Komplexität verringern • Größe oder auch Anzahl der Komponenten – Anzahl von Aufrufparametern (max. 10) – Anzahl von Zeichen pro Zeile (max. 80) – Anzahl von Codezeilen in einem Modul (max. 500) • Boolesche Ausdrücke – Default ist „TRUE“ – Schachtelungstiefe (max. 4) • Abhängigkeiten • Schachtelungstiefe, DIT (depth of inheritance tree) • Zyklomatische Zahl (nach McCabe) • Cohesion • Coupling, CBO (coupling between objects), fan-out Seite 12 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Wartbarkeit: Komplexität verringern Beispiele: • Anzahl der Parameterübergabe • Art der Parameterübergabe (direkt, indirekt, unüblich, global) • Schachtelungstiefe für Distance = SQRT ((Y1 - Y0)2 + (X1 - X0)2) Call Distance ( X0, Y0, X1, Y1, DSTNC) Call Distance ( SOURCE, TARGET, DSTNC) Call Distance ( XKOOR, YKOOR, DSTNC) Call Distance Call SQRT (X) Call SQRT (X,Y) Call SQRT (X,Y,Z) Hohe Komplexität Distance = SQRT(SUM(SQ(DIFF(Y1,Y0)),SQ(DIFF(X1,X0)))) Seite 13 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Wartbarkeit: Komplexität verringern Metric of McCabe: Cyclomatic Number v(G) is the maximum number of independent paths in a flowgraph G: v(G) = e - n + 2p e - number of edges in G n - number of nodes in G 1 p - number of connected components (if you have subprograms, p=1 in a single program) ... IF a>b THEN IF b>c 2 Übung: Berechnen Sie die McCabe Komplexität dieses Programmbeispiels: 3 4 THEN p(a,b) ELSE p(b,c); Print(a,b,c); 5 ... Seite 14 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Wartbarkeit: Verständlichkeit erhöhen Objekte der Betrachtung: betreffen oft die Erwartungskonformität • Namenskonventionen – Einheitliche Konventionen, z.B. Consonant Notation (Bsp. nwddrss) oder Writing Notation (Bsp. newAddress) – Klassennamen beginnen mit einem Großbuchstaben – Konstante bestehen aus Großbuchstaben, Ziffern und Unterstrichen • Einheitlicher Modulheader – Titel und Zugehörigkeit zum Gesamtsystem – Funktionelle Kurzbeschreibung – Versionsangabe mit Datum und Historie – Verantwortlichkeit • Einsatz von Kommentaren (DC = Kommentardichte = 0,25) • Zentralisierung und Vereinheitlichung des Errorhandlings, der Autorisierung, des Reportings, … Seite 15 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Errorhandling Beim Errorhandling unterscheiden wir drei Arten von Moduln: DM• (Detection-)Modul, das den Fehler entdeckt (Examine-)Modul, das den Fehler bewertet und Gegenmaßnahmen initiiert (Output-)Modul, das die Fehlermeldung ausgibt • EM OM• EM Regeln beim zentralen Errorhandling: • • • Fehlermeldungen möglichst nicht durch das System tragen Output-Modul vom ExamineModul aufrufen, nicht vom Detection-Modul Mit Fehlernummern statt mit Fehlertexten die Fehler identifizieren DM OM Seite 16 BA Stuttgart, Technische Informatik, SW-Engineering, Strukturierter Entwurf Februar 2006 Strukturierter Entwurf Von SA zu MD (modular design) From data flow diagrams to a hierarchical modular structure • identify central transformation by tracking the input and output data flows • if any process not suitable for central transformation, add new module called central transformation • create hierarchy • chose module names related to its functionality • add modules for writing and reading • add modules for initialization and termination the application system • check if library modules are available • add flags for controlling tasks • add error handling • if necessary divide modules in separate (sub)modules (factorizing) Seite 17