Katalog Ironbridge George

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Katalog Ironbridge George
60. Auktion – Bergbau, Diamantensammlung, Metallgesellschaften, Ironbridge George, Sammlung Mannesmann/Thyssen
Los 93
IRON BRIDGE GEORGE
UNESCO-WELTKULTURERBE
Geburtsort der
,,Industriellen Revolution"
in Großbritannien
LOS NR. 92
GESELLSCHAFT
„FOR
BUILDING
A
BRIDGE A CROSS OF THE RIVER SEVERN“
Gründeraktie # 6 vom 20. Oktober 1777, eingetragen auf
und im Original unterschrieben vom Erbauer der ersten
freischwebenden Eisenbrücke der Welt Abraham Darby
III (1750-1791) unter der Transfereintragung seiner Aktie
auf Richard Reynolds (Reynolds und Darby leiteten
gemeinsam die Coalbrookdale-Company in der dritten
Generation); am 22. July 1782, sowie von Edward Harris,
John Wilkinson (Iron Mad Wilkinson) und Leonard Jennings; Thomas Addenbrooke, und Joseph Rathbone, on
verso zusätzlich von Joseph Reynolds als Executor von
Richard Reynolds unter der Übertragung dieser Aktie auf
Hannah Mary Rathbone of Liverpool in the County of
Lancaster am 16.September 1819; Druck auf Tierhaut,
Indossamente in verso; Farbe: beige, schwarz, drei rote
LacksiegeL, Maße: 31 X 20 cm.
Das Coalbrookdale - The Ironbridge Gorge:
Coalbrookdale (Grafschaft Shropshire, Nordwales) in den
West Midlands entstand nach der letzten Eiszeit vor ca.
15.000 Jahren, als ein riesiger See im Osten der Waliser
Berge eine tiefe Kluft durch Kohle-, Eisenerz- ,Ton- und
Kalksteinschichten grub. Diese natürlichen Ressourcen,
reiche Rohstoffvorkommen und einfache Transportverbindungen durch den Severn (mit 354 km längster Fluss
Englands, der im Bristol-Kanal an der Irischen See mündet), wurden bereits von Generationen früh genutzt. Flöze
schwefelarmer Kohle traten hier unmittelbar zu Tage,
Eisen wurde in der Schlucht seit der Zeit Heinrich VIII
geschmiedet. Die alte Eisenhütte Coalbrooksdale bestand
bereits zu Zeiten der Tudors und war seinerzeit mitten in
einem holzreichen Waldrevier angelegt worden. Später
kam das Werk, das in den Revolutionsjahren (1640-1660)
schwer gelitten hatte, in den Besitz von M. Fox, der dort
Kanonenkugeln und Handgranaten goss. Durch eine
Explosion ging der Hochofen des Werkes zugrunde und
Fox ging mit Peter dem Großen nach Russland, um beim
Aufbau einer merkantilistische Wirtschaft vor Ort mit zu
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arbeiten. Die Förderung der Industrie stand in engem Zusammenhang mit den Bedürfnissen
der Armee während der langen Kriegsjahre.
Das verlassene Eisenwerk Coalbrooksdale wurde dann im Jahre 1709 von Abraham Darby
I (1677-1717), Stammvater der Darbydynastie, gepachtet. Damit wurde der Grundstein einer
Entwicklung gelegt, die Hobsbawm (S.11) folgendermaßen beschreibt: „Die Industrielle
Revolution ist die gründlichste Umwälzung menschlicher Existenz in der Weltgeschichte, die jemals in schriftlichen Dokumenten festgehalten wurde. Für kurze Zeit fiel sie
mit der Geschichte eines einzigen Landes, Großbritannien, zusammen. Großbritannien
war die Basis und das Zentrum einer ganzen Weltwirtschaft."
Die Technologie der Hochöfen hat ihren Ursprung in China und ist seit der Han-Dynastie
(206 v. Chr. bis 222 n. Chr.) bekannt. Die frühesten sicher belegten Hochöfen in Europa
standen im Schweden des 13. Jahrhunderts, zum Beispiel in Lapphyttan. Für die folgenden
Jahrhunderte sind einzelne Hochöfen in Frankreich und Belgien nachgewiesen, alle wurden
bis dahin aber mit Holzkohle bestückt. Erst in Coalbroodale wurde der moderne Hochofen,
der mit Koks bestückt wurde, geboren. Diese Technologie eröffnete erst die Möglichkeit,
große Architekturteile aus Eisen gießen. Koks brachte einen gewaltigen Aufschwung der
Eisenherstellung; begünstigt waren die Standorte, in welchen Eisenerz und Kohle nahe beieinander lagen. Für die Zukunft galt das Motto, "Kohle zieht zum Eisen" (in Deutschland Los 93 on verso
vergleichbar mit dem Ruhrgebiet und dem Saarland). In der Folgezeit entwickelte sich Coalbrookdale explosionsartig in den Augen der Zeitgenossen zum „außergewöhnlichsten
Landstrich der Welt, dem Silicon Valley des 18. Jahrhunderts.“.
Die Zukunft gehörte dem Gusseisen. Die Verwertung des neuen Materials stand bei denen,
die in der Schlucht arbeiteten, an oberster Stelle und in den 1750er Jahren gab es bereits
sechs Fährstraßen über den Severn, die Mensch und Material zugunsten der Produktionen
von einer Seite des Flusses auf die andere Seite brachten. Frühe Gemälde des Severntals
zeichnen ein düsteres Bild: Schwarze Rauchwolken beherrschen die Szene, lodernde
Schmelzöfen hocken wie Ungetüme an den Ufern und scheinen die umliegenden Hügel in
Flammen zu setzen. Die Industrie war jedoch immer von der Gunst des Flusses abhängig, der
im Sommer manchmal zu seicht und im Winter zu hoch und schnell war. Bereits Abraham
Darby II dachte über den Bau einer Brücke über den Severn nach.
Die Dynamik dieses nur wenige Quadratkilometer großen Gebietes am Severn hatte auch die
Entstehung anderer Industriezweige zur Folge. In Coalport entstand ein seinerzeit namhaftes
Keramikwerk, im benachbarten Jackfield wurden reich verzierte Fliesen produziert, die
Absatz in In- und Ausland fanden.
Die Coalbrookdale-Werke wurden der Ausgangspunkt vieler Erfindungen und Verbesserungen, das Musterwerk und die Hohe Schule für viele Eisentechniker des 18. Jahrhunderts.
1784 waren hier 16 Dampfmaschinen, 8 Hochöfen, 9 große Eisenhämmer, zahlreiche
Flammöfen, zahlreiche Walzen und einen große Gießerei in Betrieb. Außerdem verfügte das
Werk bereits über 20 englische Meilen eiserner Schienenbahnen. In den CoalbrookdaleWerken wurde nicht nur der von Abraham Darby I im Jahre 1707 patentierte Sandformguß
weiterentwickelt, erfolgreich die Verhüttung der Erze von Holzkohle auf Steinkohle umgesetzt, Steinkohle-Meiler zur Produktion von Koks konstruiert, im Jahre 1774 wurden hier
dann auch die ersten Eisenschienen gegossen und um Coalbroodale zur Anwendung gebracht, und Eisenräder, Eisenboote sowie im Jahre 1802 die erste Dampflokomotive nach
den Plänen von Richard Trevithik gebaut. Alles Voraussetzungen, die den Bau und Betrieb
der ersten Dampfeisenbahnen in England zur Folge hatten.
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Abraham Darby I wurde in Dudley (Worcestershire) geboren. Sein Vater, der ein Pachtgut bewirtschaftete, gab ihn zu einem Malzdarrenmacher in
die Lehre. Darby war Quäker und errichtete, kaum 21 Jahre alt, mit drei Glaubensgenossen in Bristol ein Werk für Mühlenbau, die Baptist Mills.
Einige Jahre später reiste er nach Holland und warb dort niederländische Metallgießer an, mit deren Hilfe er eine Metallgießerei zur Baptistmills
errichtete. Hier führte er zuerst die Sandformerei für die Herstellung gusseiserner Waren ein. Nach anfänglich missglückten Versuchen vervollkommnet er später sein Verfahren der Einformung mittels trockenen Sandes und meldete 1708 ein Patent hierauf an. Darby wollte nun sein Verfahren im großen Stil ausführen, doch seine Teilhaber verweigerten ihm die Mittel zur Vergrößerung des Werkes. Daraufhin trennte er sich von Ihnen
und zog nach Coalbrooksdale, um mit eigenen Mitteln seine Erfindung auszubeuten. Die hier gepachtete Eisenhütte lag sehr günstig, Holz war im
Überfluss vorhanden, Erz und Kalksandstein und auch Wasserkraft fanden sich in der Nähe. Bei dem rasch wachsenden Betrieb begann bereits nach
einigen Jahren der Holzmangel einzutreten, der Darby veranlasste, die ebenfalls in der Nähe vorkommenden Steinkohlen im Hochofen zunächst als
Zusatz zur Holzkohle zu verwenden. Später setzte er dann nur noch Holzkohlenabfälle und Torf zu. Bereits 1713 wurden in seinem Werk wöchentlich 5-10t Gußwaren (Töpfe, Kessel und sonstige Gießereierzeugnisse) hergestellt, die direkt aus dem Hochofen gegossen wurden. Somit wurde
Gusseisen preiswert und ergiebig. Abraham Darby I starb bereits im Alter von 40 Jahren.
Abraham Darby II (1711-1763) war gerade 6 Jahre alt. Daher führte ein Schwager des Vaters die Geschäfte weiter, beging jedoch Unredlichkeiten
gegen die Witwe und die Kinder, so dass ein Teil der Geschäftsanteile verkauft werden musste. Um 1730 übernahm der erst 19jährige Abraham
Darby II das väterliche Werk. Er nahm die Versuche mit Steinkohle wieder auf, hatte mit der rohen Steinkohle aber keinen Erfolg. So begann er
diese in Meilern, ganz ähnlich, wie beim Holz, zu verkoken. Bereits 1735 soll es ihm das erste Mal gelungen sein, Eisenerz allein mit Koks ohne
Zusatz von Holzkohle im Hochofen zu schmelzen.
Abraham Darby III (1750-1791) (Unterschrift unten rechts auf der Aktie) übernahm im Jahre
1763 nach dem Tod seines Vaters im Alter von 18 Jahren die Leitung des Werkes. Unter seiner
Leitung nahm das Werk einen erneuten Aufschwung. Der Bau einer neuen Brücke war nun unumgänglich geworden, und es war Abraham Darby III, der die Gelegenheit zu Verbesserung und
Expansion beim Schopfe ergriff, womit der Grundstein für den Bau der Iron Bridge gelegt war,
die bis zum heutigen Tage steht.
John Wilkinson (1728-1808) (2. Unterschrift auf der Aktie) stammte ebenfalls aus einer Familie von Eisenhüttenleuten, die sich in Blackbarrow in
Lancashire niederließen und war im Hochofenwesen tätig. Seine Ausbildung erhielt er in Kendal bei Dr. Rotherram, ging dann bei seinem Vater in
die Lehre, der 1738 ein Patent auf ein gusseisernes, kastenartiges Bügeleisen anmeldete. 1747 baute John Wilkinson seinen ersten Hochofen bei
Blackborrow und erwarb nur zwei Jahre später ein eigenes Hochofenwerk bei Wilson House in der Nähe von Lindal. Danach ging er nach Shropshire, und erwarb die Eisenwerke in Bradley. 1763 pachtete er einen Hochofen in Willey, nicht weit von Coalbrooksdale in Shropshire und stellte nun
außer Gußwaren auch Schmiedeeisen her. Kurz darauf hatte er bei seinen Hochöfen in Bradley erfolgreich Steinkohle statt Holzkohle zum Eisenschmelzen verwenden können. Allerdings benutzte er die rohe Steinkohle. Das Arbeitsverfahren mit verkokter Kohle setzte sich erst 1828 nach
Einführung der erhitzten Gebläseluft allgemein durch. In Willey meldete Wilkinson 1774 sein erstes Patent auf ein neues Verfahren zum Gießen und
Ausbohren eiserner Kanonen an, das bald auf das Bohren von Maschinenzylindern übertragen wurde und die Herstellung genauer Dampfzylinder,
wie sie die neue Erfindung Watts erforderte, erst ermöglichte. Nicht nur die erste aus der Firma Boulton & Watt hervorgehende ZylindergebläseDampfmaschine kam auf Wilkinsons Werk in Willey in Betrieb, auch die erste Anwendung der neuen Watt’schen Dampfmaschine in Verbindung
mit einem Stilhammer zum Eisenschmieden erfolgte 1783 auf dem Wilkinsonschen Werk in Bradley. Der vielseitige Erfinder meldete Patente im
Walzverfahren, Eisenschmelzverfahren, Verwendung der Schlacken, der Frischherde
und Schweißöfen, der Salzpfannenfeuerung etc. an, die alle aufgrund eingehender
Versuche entstanden. Wilkinson war im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts wohl der
angesehenste Fachmann auf dem Gebiet des Eisenhüttenwesens. Wegen seiner Besessenheit, Gegenstände aus Eisen herzustellen, wurde er auch ‘Iron Mad’ (etwa: „Eisenwahn“) Wilkinson genannt.
Weitere Personen, welche auf der Aktie unterschrieben haben:
Edward Harries (1. Unterschrift auf der Aktie): Pfarrer aus Cruckton Hall bei Shrewsbury. Besitzer des Grundstückes auf der Südseite der Brücke.
Leonard Jennings (3. Unterschrift auf der Aktie): Besitzer von zwei lokalen Windmühlen. Verkauft im Oktober 1776 zusammen mit Wilkinson
seine Aktien der Gesellschaft an Abraham Darby III.
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Joseph Rathbone (1746-1790) (1. Unterschrift unten links): stammte aus Liverpool, Schwager und großer Geldgeber von Abraham Darby III.
Thomas Addenbrook ( -1787) (2. Unterschrift unten links): Anwalt und Sekretär der Gesellschaft.
Joseph Reynolds als Executor von Richard Reynolds (1735-1816): Partner von Darby III im Coalbrookdalewerk und Gatte seiner Stiefschwester
Hannah Darby. Nach dem Tode von Darby II 1763 führte er das Werke Coalbrooksdale weiter und bildete Abraham Darby III so weit aus, bis dieser 1768 die Leitung selber übernehmen konnte.
Der Bau und die Finanzierung der Brücke
Der Originalentwurf der Iron Bridge stammt von Thomas Farnolls Pritchard (1723-1777), einem Architekten
aus Shrewsbury, der normalerweise auf die Restauration von großen Häusern spezialisiert war und zuvor nur
Stein- oder Holzbrücken entworfen hatte. Eine Eisenkonstruktion war eine absolute Weltneuheit. Die ersten
Pläne Pritchard’s wiesen einen Bogen aus Gusseisen mit einer Spannbreite von 120 Fuß auf, die Höhe über den
Fluss betrug 40 Fuß, so dass Schiffe darunter verkehren konnten, und überspannte den Severn von Benthall nach
Madeley. 1773 schreibt er Wilkinson einen Brief, in dem er seine Entwürfe zum Bau einer Gusseisenbrücke
vorstellt. Iron Mad Wilkinson natürlich sofort begeistert von der Idee und den Entwürfen Pritchard’s, gewann
eine Reihe weiterer ortsansässiger Geschäftsleute, und stellte mit Ihnen die Pritschard’schen Pläne Abraham
Darby III vor.
Die enorme Bedeutung eines besseren Transportwesens für die boomende Industrie sofort erkennend, machte
dieser sich sofort ans Werk und arbeitete ein Modell aus, nach welchem die ganzen Bogen, die die Brücke trugen,
aus Gusseisen konstruiert waren.
Der Brückenbau wurde mit ortsansässigen Geschäftsleuten und Quäkern aus dem Freundeskreis von Wilkinson und Darby finanziert. Am 15. September 1775 wurde die Gesellschaft „For building a Bridge a Cross of the River Severn“ mit einem Grundkapital von £3.200 gegründet, eingeteilt in
64 Aktien zu je £50. Abraham Darby III wurde Treasurer der Gesellschaft.. Sekretär der Gesellschaft wurde der angesehene Anwalt Thomas Addenbrook, der auch für das Einholen des zum Bau einer Zollbrücke benötigten Parlamentsbeschluss zuständig war. Dieser Beschluss wurde am 25.
März 1776 erteilt. Trotzdem gingen in diesem Jahr die Arbeiten zuerst nicht voran, da sich unter den Aktionären ein Streit über die zu erwarteten
Kosten einer Eisenbrücke entlud. Dieser Disput unter den Aktionären konnte erst am 18 October 1777 abschließend geregelt werden, als Darby III
seine Skeptikern versprach, alle Kosten über die £3200 hinaus selbst zu tragen. Nun konnte endlich die Zeichnung der Aktien erfolgen. Von dem
Grundkapital zeichnete Abraham Darby III selbst 15 Aktien, John Wilkinson 12 Aktien, und Pfarrer Edward Harris 10 Aktien. Somit sicherten sich
diese drei bereits die Aktienmajorität an der Gesellschaft. Den Zuschlag zum Bau der Ironbridge erhielten Darbys Coalbrookdalewerke. Wilkinson
und Jennings verkauften übrigens später seine Anteile an Darby, der das Projekt aufgrund des frühen Todes von Pritchard im Jahre 1777 selbständig
weiterführte.
Nachdem die Finanzierung stand, wurde im November des gleichen Jahrs mit dem Brückenbau begonnen. Von 1777 bis 1778 wurden die Widerlager gebaut, während gleichzeitig die Eisenteile gegossen wurden. Insgesamt 384 Tonnen Eisen sowie drei Monate ununterbrochener Produktion in
Darbys Hochöfen wurden benötigt. Vermutlich wurde das Eisen für die Iron Bridge "in Einzelteilen im offenen Sand an Ort und Stelle gegossen“, da
die Einzelteile so groß und schwer waren, dass ein Transport über unebenes Gelände (unfertige Oberflächen) durch reine Pferdekraft extrem schwierig gewesen wäre. Wie dem auch sei - das Gießen, der Transport und das Heben dieser enormen Strukturen waren eine gewaltige Leistung. 1779 wurde die Brücke dann innerhalb von
drei Monaten aufgestellt, 1780 das Zollhäuschen (die festgelegte Maut musste übrigens ganz
im Sinne des Quäkers Darby von allen Brückennutzern, also auch von den Royals, gleichermaßen bezahlt werden) und die Zufuhrstraßen errichtet. Am Neujahrstag 1781 wurde schließlich die weltweit erste Eisenbrücke dem Verkehr übergeben. Es ist bis heute nicht bekannt,
wie viel die Brücke wirklich gekostet hat. Schätzungen laufen auf über £6000. Auf jeden Fall
hatte Darby III für den Rest seines Lebens hohe Schulden zu tragen. Auch die Coalbrookdale
Company musste 1782 restrukturiert werden. Seine Brücke hingegen wurde ein finanzieller
Erfolg und brachte in den folgenden Jahrzehnten stattliche Einnahmen.
Im Jahre 1784 wurde übrigens von Aktionären der Ironbridge auch ein Hotel gebaut, dessen
Finanzierung durch eine Gesellschaft in Form einer Tontine gesichert wurde und das dementsprechend den Namen Tontine Inn erhielt. Beteiligt hatte sich seiner Zeit neben anderen auch
Abraham Darby III, Richard und William Reynolds, John Wilkinson und Joseph Rathborne.
Zufrieden waren die Gründer seinerzeit allerdings nicht mit den Erträgen, das Tontine Inn
wechselte im Jahre 1791 den Besitzer. Das Hotel steht bis heute und wird auch noch als solches bewirtschaftet.
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Die Natur hat mittlerweile diesen historischen Ort zurückerobert, bewaldete Hänge säumen
einen lebhaften Fluss, in dem Lachs und Otter zu Hause sind. Darüber führt eine zierlich
wirkende Eisenbahnbrücke, die eher klein, gar winzig wirkt. Die Ironbridge wird heute noch
als Fußgängerbrücke genutzt, nach 170 Jahren als Zollbrücke ging sie erst 1950 in
den Besitz der Grafschaft Shropshire über. Das nur wenige Quadratkilometer große Gebiet
Coalbrooksdale wurde umbenannt in IRONBRIDGE GORGE und besteht heute aus 10 Museen, die ab 1986 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes als „Geburtsort der industriellen Revolution“ geführt werden.
Die hier offerierte Gründeraktie # 6 ist eine von insgesamt 5 bekannten Exponaten und die
bisher einzig im Markt verfügbare, die auf Abraham Darby III selbst ausgestellt wurde und
dementsprechend seine Originalunterschrift unterhalb des Übertragungsvermerkes aufweist,
eine Trouvaille, die alles beinhaltet: Wirtschaftsgeschichte pur, früher Druck auf Tierhaut, Originalunterschriften großer Persönlichkeiten und eine scripophile Rarität!
(12542) VF Ausruf € 26.000
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LOS NR. 93
HOCHFÜRSTL. NASSAU-SAARBRÜCK-USINGISCHE ADMODIATION
AUF DEM EISENHAMMER BEI LANGENSCHWALBACH
Los 93 Innenseite
Circular vom 1. Julii 1792; Farbe: beige, schwarz; Maße: 22 X 18, Doppelblatt, Druck auf
Bütten mit Wasserzeichen;
Auf dem Eisenhammer bei L.Schalbach 1 ten Julii 1792
An die Herren Dl. (Daniel) & Amb. (Ambrosius) Massner in Chur;
„Bekanntlich machen die in unsern Rheingegenden veranstaltende Truppenversammlungen,
alle Gattungen von Lebensmitteln, insbesondere aber, Heu und Haber für die Pferde ausserordentlich theuer, so, dass man der erhöhten Fracht wegen, bei den bisherigen Eisenpreisen
nicht mehr bestehen kann.
Um indessen unsern Riccorrenten auch hierinnen aufrichtige Beweise von unserer Achtung zu
geben, so bestimmen wir dato noch die nachstehende Sorten Eisen vom großen Hammer, als:
Radreife, Schienen, Tragblech, Schaarplatten, und Seggschenkel, auch alle Sorten Schmidtund Schlassereisen, wie solche verlangt- und nach dem französischen Maasstab bestellet
werden möge, die Waag- oder 120 Pfund Frankfurter Silbergewicht fl. 10,1/2.
Jene vom kleinen Hammer aber, als:
Alle Gattungen Flammeisen, Faß- und Kübelreife, Sodann Zain- und Nägeleisen etc. etc. die
Waag ad 120 Pfund Frankfurter Silbergewicht fl. 11,1/2
Frei nach Mainz an den Kranen geliefert mit 3 per Cent Sconto per Comptant, in Karolinen zu
11 fl., oder Nthlr. A fl. 2 ½ zalbar.
Es folgt innenseitig die Mitteilung über die alleinige Unterschriftenberechtigung von Johann
Friedrich Wiegel mit handschriftlicher Firmierung „Hochfürstl. Nassau-Saarbrück-Usingische
Admodiation“.
Langenschwalbach, heute Bad Schwalbach, wurde seinerzeit von Graf-Ludwig (1768-1794),
aus der Fürstenlinie Nassau-Saarbrücken-Usingen, regiert. Am 20.4.1792 erklärte Frankreich
den Österreichern den Krieg. Preussen trat auf die Seite von Österreich. Wohl aus diesem
Grund fanden die erwähnten Truppenbewegungen statt, was die Lebensmittel, Heu und Hafer
für die Pferde verteuerte und zu hohen Transportkosten führte. Der regierende Fürst Ludwig
ging ab 1793 im Exil, das Herzogtum Nassau-Usingen-Saarbrücken (1735–1797), fällt
1797 an Nassau-Usingen. (430) VF
Ausruf € 250
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