Geschichte der Sklaverei Historischer
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Geschichte der Sklaverei Historischer
Geschichte der Sklaverei Historischer Längsschnitt für einen fächerübergreifenden Unterricht 2. Klasse Von den Frühen Hochkulturen bis zum Ende des Mittelalters Elfriede Windischbauer Werte Kolleginnen und Kollegen! 2004 wurde von der UNO zum Internationalen Jahr zum Gedenken an den Kampf gegen die Sklaverei und ihre Abschaffung erklärt. Jährlich wird am 2. Dezember der Internationale Tag der Abschaffung der Sklaverei und am 19. Jänner der Martin – Luther – King -Tag begangen. Anlässe gibt es also genug, sich mit diesem Teil der Geschichte auseinander zu setzen. Die UNO und NGOs wie z. B. Anti-Slavery International berichten immer wieder über Fälle von Sklaverei, die trotz des Verbotes und der internationalen Übereinkommen immer wieder öffentlich werden. Untersuchungen belegen, dass diese Fälle wieder stark zunehmen. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit weltweit rund 27 Millionen Menschen (!) als Sklaven leben (Bales, Kevin: Die neue Sklaverei, 2001). Es gibt also viele Gründe, sich dieses Themas im Unterricht anzunehmen. • Zur Begriffswahl: Ursprünglich wurde von „Negern“ (negro, nigger) gesprochen. In zeitgenössischen Quellen wird dieser Begriff natürlich verwendet und kann nicht einfach geändert werden. Später im Zuge der US-Bürgerrechtsbewegung wurde die Bezeichnung ersetzt durch „Schwarze“ (black) oder „Farbige“ (persons of color). Heute ist zunehmend die Bezeichnung „Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner“ (African American) gebräuchlich, um die Zugehörigkeit zur USamerikanischen Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen. • Die Materialien sind für einen fächerübergreifenden Unterricht (Deutsch, Geschichte und Musik) konzipiert. • Einige Informationsblätter und Aufträge sind für den Einsatz im lehrerzentrierten Unterricht („gebundener Unterricht“) gedacht, einige können im Offenen Lernen (in der Freiarbeit) eingesetzt werden. Aufträge für das Offene Lernen können • • • • aber durchaus auch im gebundenen Unterricht verwendet werden (z. B. als Arbeitsblatt). Sie als Lehrerin oder Lehrer (oder auch die SchülerInnen) können jederzeit eine Auswahl treffen und entscheiden, welche Materialien eingesetzt, welche Themen herausgenommen oder weggelassen werden. Die rot markierten Anweisungen sind für Sie als Lehrerinnen und Lehrer gedacht. Die nachgezeichnete Medaille auf dem Titelblatt ist das bekannteste Symbol der Anti-Sklavereibewegung. Die Medaille stammte vom Keramiker Josiah Wedgewood. 1787 entschied er, einen eigenen Beitrag gegen die Sklaverei zu leisten und entwarf die Medaille, von der er 20 000 Exemplare produzierte. Die Übersetzung der Inschrift lautet: Bin nicht auch ich ein Mensch und ein Bruder? Um eine Verwirrung der SchülerInnen zu vermeiden, wurde auch bei wörtlichen Zitaten die neue Rechtschreibung gewählt. Ich wünsche Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern viele interessante, nachdenkliche und arbeitsintensive Unterrichtsstunden zu diesem Thema, die, so würde ich mir wünschen, zu einem vorurteilsfreien Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe führen. Ihre Mag. Elfriede Windischbauer Lehrbeauftragte an der Pädagogischen Akademie Salzburg Geschichte der Sklaverei Begriffsklärung Von „Sklaverei“ wird auch heute oft gesprochen. Manche SchülerInnen fühlen sich als SklavInnen der Schule oder der LehrerInnen, jemand empfindet sich als Sklave oder Sklavin seiner Firma, oder wir alle werden als SklavInnen der Konsumgesellschaft bezeichnet. Meistens wird das Wort „Sklave“ heute in sehr verniedlichender Bedeutung verwendet. Sklaverei im ursprünglichen Sinn bezieht sich aber auf Menschen, die Eigentum eines anderen Menschen sind: Sklaverei, Zustand völliger rechtl. und wirtschaftl. Abhängigkeit eines Menschen (Sklave), der Eigentum eines anderen Menschen (Sklavenhalter) ist. Urspr. wohl durch krieger. Unterwerfung entstanden, wird S. in den Gesellschaften, in denen sie üblich war oder ist, von den Freien i.d.R. als „natürliche“, von Gott oder den Göttern zur Belohnung der Guten und zur Bestrafung der Schlechten eingerichtete Institution angesehen und damit ideologisch gerechtfertigt. S. gab es schon in den altoriental. Kulturen Vorderasiens; für Ägypten ist S. seit etwa 2000 v. Chr. nachweisbar. Im griech. Bereich gibt es erst seit dem 6. Jh. v. Chr. Sklavenhandel größeren Stils; im Röm. Reich nahm er seit dem 4. Jh. v. Chr. größere Maßstäbe an. Die S. hielt sich als wichtige gesellschaftl. Institution bis in die Neuzeit hinein, v.a. in den Ländern Nordafrikas und Vorderasiens. Mit der Entdeckung und Erschließung Amerikas durch die Europäer erhielt die S. einen bes. Auftrieb. Zu einem gemeinsamen europ. Beschluss gegen die S. kam es 1815, zur Abschaffung der S. in den Kolonien jedoch meist erst später. 1807/08 verbot der amerikan. Kongress die Einfuhr von Sklaven, dennoch gelang die Abschaffung der S. erst nach der Niederlage der Südstaaten im Sezessionskrieg und fand 1865 als 13. Zusatz Eingang in die amerikan. Verfassung. – Die internat. Zusammenarbeit zur Bekämpfung der S. wurde 1926 Etwas kürzer und einfacher die Sklaverei in deninfolgenden vom Völkerbund durch diewird Antisklavereiakte verstärkt; der beiden Menschenrechtskonvention Zitaten beschrieben: der UN von 1948 wurde die S. verboten. Duden – Das neue Lexikon in 10 Bänden, Bd. 9. Leipzig u.a., 1996. Sklaven sind Menschen ohne Rechte, die wie eine Ware verkauft und gekauft werden und ihrem Besitzer bedingungslos ausgeliefert sind. Die Schwarzen in Amerika waren früher Sklaven, die aus Afrika verschleppt und nach Amerika transportiert worden waren. Dort mussten sie als Diener oder auf Tabak- und Baumwollfeldern arbeiten. Vor 100 Jahren wurde die Sklaverei in Amerika aufgehoben; sie ist heute auf der ganzen Welt verboten. Trotzdem werden in weniger zivilisierten Ländern immer wieder Fälle von Sklaverei bekannt. Kinderlexikon A-Z. München, 1994. Sklaverei, Bez. für den Zustand der völligen rechtl. und wirtsch. Abhängigkeit eines Menschen (Sklave), der Eigentum eines anderen Menschen (Sklavenhalter) ist; der Sklavenhalter konnte einzelne oder alle mit dem Eigentumsrecht (i.d.R. gesetzl. geregelt) verbundenen Befugnisse ausüben, den Sklaven auch verkaufen oder töten. S. wird deshalb von der Leibeigenschaft, mit der kein Eigentumsrecht verbunden ist, unterschieden. Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden, Bd. 20. Mannheim u.a., 1983. In diesen drei Zitaten aus verschiedenen Lexika werden die Begriffe „Sklaverei“ und „Sklave“ geklärt. Einige Punkte kommen in allen drei Ausführungen vor. Auftrag: Da die Definitionen aus den Lexika relativ komplex sind, empfiehlt sich für die meisten SchülerInnen eine Bearbeitung im gebundenen Unterricht. Folgendes Vorgehen könnte gewählt werden: • Erklärungen gemeinsam lesen, Begriffe erklären, wichtige Informationen unterstreichen. • Die SchülerInnen schreiben die wichtigsten 6 - 8 Punkte übersichtlich in ihr Heft. Oder es werden Gruppen gebildet und die drei Begriffserklärungen mehrmals kopiert. Die Gruppen erhalten verschiedene Erklärungen – manche müssen aber doppelt vergeben werden, damit die Gruppen nicht zu groß werden. Die SchülerInnen lesen in ihrer Gruppe den Text und notieren die drei Hauptinformationen . Danach vergleichen sie die Ergebnisse. Die wichtigsten 6 bis 8 Informationen werden an die Tafel bzw. ins Heft geschrieben. Für Klassen, in denen die SchülerInnen diese Lese- und Verstehensleistung alleine erbringen können, bieten sich folgende Aufträge an: • Unterstreiche in den Begriffserklärungen jene Informationen, die dir am wichtigsten erscheinen. • Schreibe anschließend „Sklaverei“ in dein Heft und notiere die 6 bis 8 wichtigsten Informationen in übersichtlicher Form. Geschichte der Sklaverei Mesopotamien und Ägypten (Information) Die Anfänge der Sklaverei gehen sehr weit zurück. Es wird angenommen, dass die Sklaverei entstand, als man Kriegsgefangene nicht mehr automatisch tötete. Sie wurden nun versklavt. In Mesopotamien, dem Staat zwischen Euphrat und Tigris, gab es um 1800 v. Chr., zur Zeit des Königs Hamurabi, zwei Klassen von Sklaven: einheimische und ausländische. Ausländische Sklaven waren meist Kriegsgefangene. Einheimische wurden versklavt, weil sie eine Straftat begangen oder weil sie Schulden gemacht hatten. Diese einheimischen Schuldsklaven wurden nach einer bestimmten Zeit wieder frei gelassen. So bestimmte Hamurabi in seinen Gesetzen: „Drei Jahre sollen sie im Haus ihres Käufers arbeiten, und im vierten Jahr wird er sie in die Freiheit entlassen.“ Sklaven waren Eigentum ihres Herrn und wurden wie Gegenstände behandelt. Der Sklavenhalter/Herr schor ihnen die Haare und brandmarkte sie mit seinem Zeichen. Die meisten Sklaven arbeiteten in Mesopotamien für den Tempel oder den Palast. In Ägypten entwickelte sich die Sklaverei erst nach 1500 v. Chr. und sie war nicht sehr verbreitet. Man versklavte meist Kriegsgefangene, und zwang sie, ihre Berufe als Weber, Schneider oder Koch im Palast des Pharao, in den Tempeln oder in den Häusern reicher Ägypter auszuüben. Auftrag: Mesopotamien und Ägypten Offenes Lernen • Lies den Informationstext genau! • Suche die im Lückentext fehlenden acht Wörter im Buchstabensalat. Du findest sie waagrecht Î und Ð senkrecht • Vergleiche mit dem Lösungsblatt. 1. Das Land zwischen Euphrat und Tigris hieß ... 2. Unter der Herrschaft des Königs ... wurden in Mesopotamien die Gesetze aufgeschrieben. 3. Einheimische wurden versklavt, weil sie ... gemacht hatten. 4. Ausländische Sklaven waren meist ... 5. Den Sklaven in Mesopotamien wurden die Haare ... 6. Sie wurden mit dem Zeichen ihres Herrn ... 7.+8. Die meisten Sklaven arbeiteten in Mesopotamien im ... und im ... Q W A S T R I O P Ö K L U G S Ü K Q T E M P E L A S G T E G F D P Z U I O P Ü B N M V B H S C H U L D E N Q W E R T R E K T A A S D F G H J K L G A V P U M E S O P O T A M I E N S E O U P E M A L K I M D S D D V L R T T W L Z U I P L C M E N K A L P P A S T U P N H A G J D B V R G S W P N C K O R L D G I K A A T S R E Z Z R K Ä L M S L L T G E E T I K E T E E I H K T U R T I P E I N A F K R I E G S G E F A N G E N E R P U V W T K S F I H M L T U Geschichte der Sklaverei Antikes Griechenland (Information und Geschichtserzählung) „Es ist klar, dass es von Natur aus Freie und Sklaven gibt“, meinte der berühmte griechische Philosoph Aristoteles. Zehntausende Sklaven arbeiteten im Silberbergwerk bei Athen, Hunderte auf den Feldern der Großgrundbesitzer. Jeder reiche Grieche hatte Sklaven und Sklavinnen als Dienstpersonal. In den Betrieben der Händler und Handwerker arbeiteten Sklaven. Aber auch arme Griechen konnten sich einen oder zwei Sklaven leisten. Die Sklaverei war also etwas ganz Alltägliches in der griechischen Welt. Mitte des 5. Jahrhunderts lebten in Attika ungefähr 100 000 Sklaven, was einem Viertel der Gesamtbevölkerung entsprach. Die SklavInnen wurden auf dem Markt angeboten. Ihr Herr konnte sie kaufen und verkaufen, gegen Geld vermieten, bestrafen und sogar töten. Die Lage der Sklaven und Sklavinnen in Griechenland war sehr unterschiedlich: Jene, die in den Silberbergwerken und auf den Feldern arbeiteten, hatten das schwerste Los. Haussklaven wurden teilweise wie Familienangehörige behandelt, und manche von ihnen wurden von ihrem Herrn in die Freiheit entlassen. Gebildete Sklaven arbeiteten auch als Hauslehrer für die Kinder ihrer Herrn. Philomele, die Sklavin (Geschichtserzählung) Philomele dient im Haus der Athener Witwe Theoris. Hekatoios kommt regelmäßig ins Haus, um Arbeiten zu verrichten, die Frauen nicht erledigen können. Er ist zwar nur ein Taglöhner, aber ein freier Bürger. Ich, Philomele, bin Sklavin. Eion hieß meine Geburtsstadt. Dort gab es viele Soldaten, Perser, Feinde der Hellenen. Der König von Persien hat zweimal versucht, Hellas zu erobern. Ich wurde geboren, kurz nachdem die Perser vor Athen in einer Seeschlacht zurückgeschlagen wurden. Dann erschien Kimon, der von den Athenern hoch geschätzte Heerführer, mit vielen Schiffen vor Eion und belagerte die Stadt. Es gab Hunger, Elend, es floss viel Blut. Alle Perser starben ... War mein Vater selbst Perser, ein Verteidiger von Eion, die ihr Leben ließen? Ich werde es nie erfahren, was mich aber nicht unglücklich macht, höchstens ein bisschen traurig. Über Kimon, der noch lebt, spricht Theoris, meine Herrin, stets mit Hochachtung. Er hatte einerseits zu verantworten, dass Menschen wie meine Mutter und ich in die Sklaverei verkauft worden sind. Auf der anderen Seite belagerte Kimon die Stadt , um die Eroberer vom hellenischen Boden zu vertreiben. Meinen jetzigen Namen (deutsch: „Nachtigall“) gab mir die Herrin recht liebevoll: Man sagt mir nämlich nach, dass ich schön singe ... Nach Mutters Tod fehlte es Theoris an Geld, um eine neue Sklavin zu kaufen und zu ernähren. So arbeitete sie selbst oder lieh sich Sklavinnen für eine bestimmte Zeit von anderen Bürgern gegen Bezahlung aus, bis ich als volle Arbeitskraft herangewachsen war. Jetzt bin ich im Alter, in dem die meisten Mädchen schon verheiratet, junge Mütter, sind. Die Ehe ist Sklavinnen nicht verboten. Aber Theoris hat eine große Verwandtschaft, auch Neffen und junge Vettern verkehren in unserem Haus. Sie mögen die Tante ganz gern, vergessen aber auch die Erbschaft nicht. Und sie haben schon ein Auge für ein junges Mädchen wie mich. Die Ehe zwischen einem Athener Bürger und einer Sklavin ist keineswegs undenkbar. Meistens wird dann das Mädchen von der Sklaverei befreit oder frei gekauft. Meine Freizeit und meine guten Sitten scheinen die Herrin nur aus der Sicht zu interessieren, dass ich ihr nicht verloren gehe. Ob im Haus oder außerhalb – ich darf ausgehen, wenn ich Zeit dafür habe -, es sollte nur nicht zu einer Liebschaft mit einem nicht heiratswilligen, gar mit einem verheirateten Mann kommen! Manche suchen das leichte Abenteuer mit einer Sklavin, aber es ist auch nicht so, dass die Sklavenmädchen Freiwild für freie Bürger wären. Da ich aber weder geheiratet habe, noch ein Kind gebar, noch zur Amüsierdame wurde, blieb ich bei Theoris, wo ich meine Tage so verbringen: Früh morgens gehe ich Lebensmittel einkaufen. Obst und Gemüse wachsen auch in Theoris’ Garten, nicht aber feine Gewürze, und Fleisch muss ich vom Markt holen. Zu anderen Einkäufen geht die Herrin allein, mich nimmt sie nur mit, wenn es etwas zu schleppen gibt oder wenn sie meinen Rat braucht. Sind wir unterwegs, dann hält man mich oft für ihre Tochter, denn die Kleidung der Sklaven unterscheidet sich in Athen nicht von der freier Bürger. Auf dem Rückweg vom Markt hole ich frisches Brot in der großen Bäckerei, die es in Athen neuerdings gibt. Vorher aßen nur die Reichen Brot, das sie im eigenen Haus backen ließen. Die Herrin hat recht guten Appetit, so frühstückt sie noch vor dem Bad, das sie in Ruhe genießen will. Nachdem ich das Frühstück bereitet und serviert habe, darf ich die Mahlzeit zusammen mit der Herrin einnehmen, was eine große Ausnahme ist. Sie nimmt mich auch nur deshalb mit zu Tisch, weil sie sich sonst langweilen würde. Theoris spricht und erzählt recht viel, doch nur Unpersönliches ... Vormittags badet dann die Herrin; ich bereite ihr das Bad vor. Auf besondere Salben und dergleichen legt sie keinen Wert. Wenn sie in der Wanne sitzt, fange ich bereits an, mich um das Haus zu kümmern. Theoris’ Haus hat viele Räume. Als Mobiliar gibt es im Haus insgesamt zwei niedrige Tische, sechs lehnenlose Stühle, einen bequemen Lehnstuhl, wo die Herrin die meiste Zeit verbringt, drei Truhen und drei Betten, zwei im Erdgeschoß, eines für Theoris und eines für Gäste. Mein Bett steht in einem kleinen Raum im Oberstock. Um Staub von den Möbeln zu wischen und die – recht anspruchsvollen - Böden zu säubern, brauche ich den ganzen Vormittag. Im Kieselmosaik sammelt sich schnell Staub an. Und auch Küche und Bad muss man mit besonderer Sorgfalt sauber halten. Wasser schöpfe ich aus dem eigenen Brunnen, der im Garten angelegt ist. Es ist nicht so, dass die Herrin mich unbedingt immer beschäftigen will. Trotzdem bleibt mir wenig Freizeit. Und was fange ich damit überhaupt an? Spazieren gehen gibt es für Athener Frauen, Bürgerin oder Sklavin, nicht! So bleibt mir nur übrig, mich gelegentlich mit Mädchen aus den Nachbarhäusern zu unterhalten. Am interessantesten ist für mich jedoch, was ich von den anderen Sklavinnen über ihr Leben erfahre. Einigen Wenigen geht es recht gut, sie haben aufgeschlossene Herren und Herinnen, sie werden in die Familie aufgenommen. Andere teilen mein mittelmäßiges Schicksal. Und wieder andere haben wirklich zu leiden. Es geht dabei gar nicht um Prügel oder um einen Missbrauch durch den Herrn und die Söhne. Dagegen gewährt das Athener Gesetz den Sklaven Schutz, wobei ein Misshandeln in den eigenen vier Wänden freilich nur schwer zu beweisen ist. Vielmehr leiden manche Mädchen unter unmenschlichen Arbeitszeiten, Demütigungen und seelischer Kälte. Da erkenne ich, wie gut es mir eigentlich geht! Von Glück im eigenen Leben kann ich aber nur träumen. Vielleicht ist es auch besser, dass ich keine Kinder habe, die wären ja dann auch Sklaven, und wer weiß, welches Schicksal einem weiterverkauften Sklaven in Zukunft beschieden ist [...]“ (Ferenc Majoros: Philomele, die Sklavin. In: Geschichte mit Piff. Heft 11/96. Johann Michael Sailer Verlag, Stuttgart) Auftrag: Antikes Griechenland Offenes Lernen • Lies die Geschichte der Philomele sorgfältig! • Trage anschließend in die folgende Tabelle das Fehlende ein: Welche Personen kommen vor? (Name, Herkunft, Stellung in der Gesellschaft) Warum wurde Philomele versklavt? Welche Arbeiten muss Philomele verrichten? Welche Wünsche hat Philomele für ihr Leben? Geschichte der Sklaverei Antikes Rom (Informationstext) Die römische Wirtschaft war weitgehend eine Sklavenwirtschaft. Sklaven und Sklavinnen schufteten auf den Landgütern der Großgrundbesitzer und in Handwerksbetrieben. Sie bauten Paläste, Tempel und Straßen. Viele dienten auch in Haushalten, zum Beispiel als Lehrer für die Kinder der Vornehmen. Sklaven wurden außerdem in den Gladiatorenschulen für Kämpfe in der Arena ausgebildet. Bei großen Festen marschierten sie zahlreich in den Kampfstätten auf. Die Gegner wurden durch das Los bestimmt, und dann wurde erbarmungslos gekämpft. Die Zuschauer verfolgten mit fanatischer Begeisterung die Zweikämpfe. Der Besiegte wurde entweder begnadigt oder getötet. Halb nackt, in Ketten und unter der Aufsicht von mit Peitschen ausgestatteten Soldaten mussten Männer und Frauen in den Bergwerken arbeiten – ihre Lebenserwartung war besonders gering. Gefürchtet war auch der Einsatz auf den Galeeren (Ruderschiffen). Fast in jedem Haus lebte mindestens ein Sklave, reiche Römer hatten Hunderte. Der Herr konnte über Leben und Tod seiner SklavInnen entscheiden. Diese durften nicht heiraten, und ihre Kinder wurden Eigentum des Herrn. Ähnlich wie in Mesopotamien machten auch die Römer Kriegsgefangene zu Sklaven: Sie schleppten Tausende nach Rom und versklavten sie. In Friedenszeiten gab es andere Arten der Sklavenbeschaffung: Wer seine Schulden nicht bezahlen konnte, wurde versklavt. Seeräuber veranstalteten regelrechte Menschenjagden, um die Sklavenmärkte zu beliefern. Auf dem Sklavenmarkt der Insel Delos (Ägäisches Meer) wurden zu dieser Zeit täglich bis zu 10 000 Sklavinnen und Sklaven verkauft. Auftrag: Antikes Rom Offenes Lernen • Lies den Informationstext. • Übertrage den Lückentext in dein Heft, setze die Wörter aus dem Kästchen richtig ein. • Vergleiche mit dem Lösungsblatt. In die Sklaverei konnte man im antiken Rom durch ***, *** und *** geraten. Auf dem Sklavenmarkt auf der Insel Delos wurden pro Tag *** Sklaven verkauft. Die Sklaven arbeiteten in ***, auf den Landgütern reicher Großgrundbesitzer, als Lehrer und kämpften als ***. Ihr Herr konnte über *** entscheiden. Seeräuber Leben und Tod 10 000 Kriegsgefangenschaft Bergwerken Schulden Gladiatoren Geschichte der Sklaverei Sklavenaufstände im antiken Rom (Informationstext) Um 200 v. Chr. kamen auf einen freien Römer drei (!) Sklaven. Zeitweise lebten in Rom ungefähr 400 000 Sklavinnen und Sklaven. Am Hof des Kaisers arbeiteten bis zu 20 000 SklavInnen. Einzelne reiche Bürger besaßen bis zu 1000 Sklavinnen und Sklaven! Im Römischen Reich kam es mehrmals zu Sklavenaufständen. Bergwerkssklaven und Feldsklaven wehrten sich gegen die harten Arbeitsbedingungen und die schlechte Behandlung. Einer der bedeutendsten Sklavenaufstände wurde von einem Gladiator angeführt (Spartakusaufstand, 73 – 71 v. Chr.): In einer Gladiatorenschule in Capua/Neapel lebten rund 200 Sklaven, die zu Gladiatoren ausgebildet wurden. Ihre Körper wurde intensiv gepflegt: Sie badeten regelmäßig, aßen gut, trieben viel Gymnastik und wurden mit Öl eingerieben und massiert. - Dies alles geschah, damit sie den Römerinnen und Römern im Kolosseum spannende Kämpfe liefern konnten. Die Gladiatoren lernten den Umgang mit Schwert, Dolch, Netz und Dreizackspieß. Wenn sie nicht gehorchten, wurden sie ausgepeitscht oder mit glühenden Eisen gebrannt. Eines Tages im Jahr 73 v. Chr. weigerten sich die Gladiatoren, weiterhin für ihren sicheren Tod im Kolosseum zu trainieren, sie wollten ihre Freiheit. Aus der Küche holten sie sich Schüreisen und Holzscheite und überwältigten damit ihre Bewacher. Der Anführer der Sklaven hieß Spartakus. Er führte seine Kameraden in die zerklüfteten Felsen des Vesuv, wo sie sich versteckten. Immer mehr Sklaven schlossen sich der Gruppe um Spartakus an, bis es schließlich 10 000 waren! Die Römer belagerten die aufständischen Sklaven am Vesuv und wollten sie aushungern. Eines Nachts jedoch kletterten die Sklaven an Seilen die steilen Wände des Vesuv hinab und überraschten die römischen Soldaten. Reich war ihre Beute an Waffen, Rüstungen und Vorräten. Nach drei Jahren besiegten drei römische Armeen das Heer des Spartakus. 6000 Sklaven fielen den Römern lebend in die Hände. An der Straße, die von Capua nach Rom führte, wurden diese 6000 Sklaven gekreuzigt. Auftrag: Sklavenaufstände im antiken Rom Offenes Lernen Partnerarbeit 1. Lest den Informationstext genau durch. 2. Verfasst einen Zeitungsartikel, in dem ihr über den Sklavenaufstand berichtet. Beantwortet alle W-Fragen (Was geschah? Wann? Wo? Warum? Wer war beteiligt? Welche Folgen hatte das Geschehen?). Denkt euch eine passende Schlagzeile aus. Geschichte der Sklaverei Sklaverei in der muslimischen Welt (Informationstext) Araber drangen schon früh nach Afrika vor und nahmen afrikanische Frauen und Männer als SklavInnen in ihre Heimat mit: Sie wurden als Diener eingesetzt, Frauen kamen in die Harems, Männer mussten als Soldaten kämpfen. Auch im Osmanischen Reich (heute: Türkei) gab es Sklavinnen und Sklaven. Oft waren es Kriegsgefangene. Sie arbeiteten im Haushalt, als Ruderer auf Schiffen und in der Landwirtschaft. Entmannte Sklaven – die Eunuchen – bewachten die Frauen des Harems. Sie waren außer dem Hausherren die einzigen Männer, die den Harem betreten durften. Sklaven konnten jederzeit verkauft oder verschenkt werden. Und natürlich durften sie ihren Herren nicht einfach verlassen. Vielen SklavInnen wurde aber nach Jahren die Freiheit geschenkt oder sie kauften sich selbst frei. Es gab auch Sultane, die Sklavinnen heirateten! Lady Mary Montagu, eine englische Dame, die einige Zeit im Osmanischen Reich lebte, berichtet in einem Brief über das Leben der Sklaven im Osmanischen Reich: „Sie werden erwarten, dass ich Ihnen etwas Besonderes von den Sklaven sage, und werden mich für eine halbe Türkin halten, wenn ich nicht mit eben dem Abscheu davon rede, wie andere Christen vor mir. Allein ich kann der Menschlichkeit der Türken gegen diese Geschöpfe meinen Beifall nicht versagen. Man geht nie hart mit ihnen um, und ihre Sklaverei ist meiner Meinung nach nicht schlimmer als Dienstbarkeit in aller Welt. Sie erhalten freilich keinen Lohn, allein man gibt ihnen jährlich Kleider von größerem Wert, als die Besoldung unserer gewöhnlichen Bedienten beträgt. “ (Montagu, Lady Mary: Briefe aus dem Orient. Stuttgart. Steingrüben Verlag, 1962. Nach der Ausgabe von 1784. S. 192) Auftrag: Sklaverei in der muslimischen Welt Gebundener Unterricht Einige Schülerinnen und Schüler erhalten die folgenden Aussagen (kopieren und ausschneiden) und lesen sie laut vor. Die gesamte Klasse bewertet dann die Aussagen unter folgenden Gesichtspunkten: 1) Steht dies so im Brief der Lady Montagu? 2) Diese Aussagen sind nicht enthalten, aber man kann vermuten, dass es so war. Die Osmanen behandeln die Sklaven menschlich. Die Osmanen gehen nicht hart mit den Sklaven um. Das Leben als Sklave im Osmanischen Reich ist nicht schlimmer als das Leben als Dienstbote in anderen Ländern. Die Sklaven erhalten keinen Lohn. Die Sklaven erhalten kostbare Kleider, die mehr wert sind als der Lohn eines Dienstboten in Mitteleuropa. Den Dienstboten in Mitteleuropa geht es so schlecht wie den Sklaven im Osmanischen Reich. Es ist menschenunwürdig, wenn man kein freier Mensch ist. Die Sklaven möchten gern in ihre Heimat zurückkehren. Die Sklaven möchten gern frei sein. Es können noch eigene Aussagen hinzugefügt werden! Verwendete Literatur Adelmaier/Wandl: Geschichte(n) erzählen. So lebten Frauen in der Geschichte. Wien, 2000. Bales, Kevin: Die neue Sklaverei. München, 2001. Berlin, Ira u.a.: Remembering Slavery. African Americans talk about their personal experiences of slavery and freedom. New York, 1998. Borries, Bodo von: Wendepunkte der Frauengeschichte II. Herbolzheim, 2003. Duden – Das neue Lexikon in 10 Bänden, Bd. 9. Leipzig u.a., 1996. Everett, Susanne: Geschichte der Sklaverei. Augsburg, 1998. Franklin, John Hope, Alfred A. Moss Jr.: Von der Sklaverei zur Freiheit. Die Geschichte der Schwarzen in den USA. Berlin, 1999. Friedrich Verlag (Hg.): Geschichte lernen, Heft 50. Velber, 1996. Geschichte des Black Gospel, Spirituals, Worksongs. http://www.gospelmusic.de/Gospel-Geschichte html, 18.7.03 Hammerschmied, Helmut u. a.: Geschichte live 3. Linz: Veritas Verlag, 2002. Harriet Beecher Stowe: Onkel Toms Hütte. München, o.J. Kinderlexikon A-Z. München, 1994. Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden, Bd. 20. Mannheim u.a., 1983. Montagu, Lady Mary: Briefe aus dem Orient. Stuttgart: Steingrüben Verlag, 1962 (nach der Ausgabe von 1784). Moser, Franz; Albert, Alfred: Das Hauptschulliederbuch. Veritas Linz. Schwartz, Virginia Frances: Der Weg nach Norden. Ravensburg, 2003.