Auf märchenhaften Spuren in der Uckermark

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Auf märchenhaften Spuren in der Uckermark
PRENZLAUER ZEITUNG
SEITE 22
FREITAG, 16. NOVEMBER 2012
Rakentenexperte spendet Heiligem
Von unserem Redaktionsmitglied
Monika Strehlow
Zu seinem 65. Geburtstag
gelingt es einem Milower,
sich zwei Wünsche auf
einmal zu erfüllen. Davon
profitiert der Heilige
Christophorus in der Kirche.
Fritz Gampe (links) unterschreibt den symbolischen Scheck für sein Spende an die
Kirchengemeinde Milow und übergibt sie an Pfarrer Ulrich Kasparick.
FOTOS: MONIKA STREHLOW
MILOW. Zu seinem 65. Geburtstag sind Fritz Gampe gleich
zwei Wünsche erfüllt worden. Zum einen hatte sich
der Milower von den Gratulanten anstelle der Geschenke Geldspenden gewünscht.
Insgesamt 1030 Euro zählte
der umtriebige – nun doch –
Senior, als er die Gaben aus
den Umschlägen zusammenrechnete.
Damit konnte er sich
einen zweiten Wunsch erfüllen, eine Idee, die ihn schon
viele Jahre begleitete. Gampe
spendete das Geld der Kirchengemeinde Milow, damit
sie die mittelalterliche Wandmalerei in ihrem Gotteshaus
weiter sanieren lassen kann.
„Davon habe ich schon immer geträumt“, erzählt er
von einem Erlebnis vom Bodensee. „In Mittelzell waren
ottonische Wandmalereien
entdeckt worden. Doch die
Kirche wollte sie wegen Geldmangels nicht restaurieren
lassen. Damals habe ich mir
geschworen, wenn du mal Gelegenheit hast, eine Gemeinde zu unterstützen, dann zögerst du nicht lange.“
Trotz seines ausdrücklichen Wunsches ist der Whiskey-Liebhaber nun zwar Besitzer manch edlen rauchigen
Tropfens. Viel wichtiger aber
war ihm die Hilfe für das Gotteshaus in dem Dorf, das er
und seine Frau sich als neue
Heimat erkoren hatten.
Auf das Dorf ist Fritz Gampe so stolz, dass er das halbe
Hundert Gäste, die aus Holland, Sachsen, Brandenburg
und Mecklenburg/Vorpommern anreisten, zu einem
Rundgang einlud. Der Raumfahrttechnik-Experte im Ruhestand zeigte ihnen nicht
nur die Kirche, sondern natürlich auch den Technikpark der Agargenossenschaft
Wilsickow-Milow. „Voll ausgerüstet mit Technik, und alles
mit GPS an Bord. Seht her, habe ich zu meinen ehemaligen
Kollegen gesagt: Auch in der
Landwirtschaft steckt unsere
Technik“, lachte er.
Natürlich wurde die Übergabe des Spendengeldes am
Mittwoch öffentlichkeitswirksam organisiert. Schließlich
steht Fritz Gampe auch als
Vorsitzender des Dorfvereins
im Rampenlicht. So unterschrieb er vor der Kamera
den symbolischen Spendenscheck und übergab ihn Pfarrer Ulrich Kasparick.
„Im Januar werden wir weitere Teile der Wandmalerei
sanieren lassen können“,
stellt Kasparick in Aussicht.
Die finanziellen Mittel dazu
seien angespart worden.
Auch der Dorfverein hatte
3000 Euro für diesen Zweck
gespendet, der Uckermark Kurier berichtete.
Gegenstand der vielfältigen Bemühungen ist die Darstellung eines Christophorus,
einer biblischen Gestalt, mit
der im Mittelalter viele uckermärkische
Kirchen
geschmückt wurden. Restaurator Michael König konnte vor
elf Monaten die erste Fläche
freilegen und konservieren
und wird im Januar wiederkommen. Nach dessen Erkenntnissen wurde das Bild
des Schutzheiligen der Reisenden um 1500 gemalt. Wie
ein Schmuckband zieht sich
von dessen Abbild ein farbiger Fries im Inneren der gesamten Kirche entlang. Doch
der größte Teil harrt noch seiner Freilegung.
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[email protected]
Auf märchenhaften Spuren in der Uckermark
Von unserem Redaktionsmitglied
Monika Strehlow
Was das Geschlecht derer
von Arnim und die Gebrüder
Grimm gemeinsam haben,
dem hat der Journalist
Helmut Borth nachgespürt.
Zur Buchpremiere kommt er
nach Fürstenwerder.
Kinder haben schon immer gewusst,
dass Märchen leben. Ein wenig Fantasie und sie gehen
mit Gulliver ins Land der Riesen oder fliegen mit Peter
Pan zum Mond. Auf eine andere Lebensspur der Märchen
hat sich der Journalist Helmut Borth begeben. Er spürte
den Legenden und Sagen
nach, den Geschichten, die
von einer zur anderen Generation erzählt, der Nachwelt
als Märchen überliefert wurden. Mehr noch: Borth deckt
auf, wer mit den märchenhaften Geschichten, die im Laufe
der Jahrhunderte vielen Veränderungen unterlagen, wie
verbunden ist. Den Stoff für
FÜRSTENWERDER.
Helmut Borth, Journalist und
Herausgeber von „Grimms
Märchen aus Berlin und
Brandenburg“
seine Untersuchungen lieferten die beiden berühmten
deutschen Erzähler Wilhelm
und Jacob Grimm reichlich.
Ihre Sammlung umfasst 212
Märchen. Im Vorjahr veröffentlichte Borth in der „edition federchen“ des Steffen
Verlages den ersten Teil
„Grimms Märchen aus Mecklenburg-Vorpommern“. Am
24. November feiert nun der
zweite Band, „Grimms Märchen aus Berlin und Brandenburg“, Premiere in Fürstenwerder. Wie beim Vorgängerbuch handelt es sich um keine Prachtausgabe zwischen
Rotkäppchen und Rumpelstilzchen. Das in Leinen gebundene Bändchen kommt
trotz gespenstischer Anmutung schlicht daher. Auf den
knapp 190 Seiten nimmt der
Herausgeber den Leser mit
auf eine Geschichtsreise ins
beginnende 19. Jahrhundert,
in die Zeit der Romantik, als
das aufstrebende Bürgertum
auf Märchen zurückgriff, um
den eigenen Kindern Werte
zu vermitteln. Es sind die
fruchtbaren Jahrzehnte von
Literaten wie den Grimm-Brüdern aus Kassel oder einem
Wilhelm Hauff und Ludwig
Bechstein. Aber es ist auch
die Zeit von Achim von Arnim und seiner Frau Bettina,
die mit den Brüdern Grimm
eng in Verbindung standen.
Dem Namen derer von Arnim
begegnete der 1960 geborene
Helmuth Borth erstmals als
14-Jähriger, als er für die
Schule über das uckermärkische Dorf Stegelitz schrieb,
den Heimatort seiner Großmutter. „Seitdem interessiere ich mich für Geschichte“,
sagt er und erzählt, dass er
nach der Wende, damals
arbeitete er für den Nordkurier in Neubrandenburg, die
Dorfchronik von Stegelitz
vollendete.
Das Geschlecht von Arnim
besaß etwa ein Viertel der
Uckermark, dazu gehörte
auch Stegelitz. Der aus der
Blankenseer Linie stammende Achim von Arnim (1781 1831) zum Beispiel gab mit
Clemens Brentano, dem berühmten Bruder seiner Frau
Bettina, die Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ heraus, unterstützt
von Jacob und Wilhelm
Grimm. Helmut Borth selbst
kann nicht sagen, welches
Märchen ihm am liebsten
wäre. „Doch ich finde ,Die
Sternthaler‘ besonders interessant, weil die Novelle ,Die
drei liebreichen Schwestern‘,
Kultur
PZ
ist bei solch geringer Sicht lebensgefährlich.
Zumal immer wieder einäugige oder gar „blinde“
Autos ohne Licht unterwegs sind.
Buchpremiere feiern „Grimms
Märchen“ von Helmut Borth
am 24. November in
Fürstenwerder.
Georg Andreas Reimer herauszubringen,
schildert
Borth und bezeichnet den
uckermärkischen
adligen
Schriftsteller als „Geburtshelfer der Grimmschen Märchen“.
Borths Recherchen galten
den Verbindungen der Dichter jener Zeit und den Spuren, die sie in Berlin und
Brandenburg hinterließen.
Und so ist auch sein zweiter
Band über die „Grimm-Märchen“ zugleich ein Geschichtsbuch der Romantiker. Darüber können Interessenten mit ihm nicht nur zur
Buchpremiere am 24. November ab 17 Uhr in Fürstenwerder ins Gespräch kommen,
sondern auch am 22. Dezember im Gutshaus Friedenfelde
bei Oliver Nowatzki.
Zwei Tage zuvor jährt sich
zum 200. Mal der Tag, an
dem die Erstauflage der
Grimmschen Märchen erschien.
Kontakt zum Autor
[email protected]
Wohin heute?
Auf die Geduldsprobe gestellt
HASSLEBEN. Dicke Suppe gestern Morgen auf der
B 109 bei Haßleben. Jetzt werden Kraftfahrer
auf die Geduldsprobe gestellt. Denn Überholen
in der Achim von Arnim eine
Sage aus der Uckermark aufnahm, eine Vorlage lieferte.“
Achim von Arnim selbst war
es, der die Brüder ermutigte,
ihre gesammelten Märchen
bei dem Berliner Verleger
➤ KINO
Prenzlau: Union Filmtheater Prenzlau;
Kartentelefon 03984 801721:
Skyfall, FSK 12, 14.00, 16.45, 19.45
und 22.45 Uhr
Das Geheimnis der Feenflügel 3D,
FSK o.A., 14.00 und 15.45 Uhr
Niko 2 – Kleines Rentier, großer
Held, FSK o.A., 14.15 Uhr
Cloud Atlas, FSK 12, 16.00, 19.30 und
22.00 Uhr
Das Schwergewicht, FSK 12, 17.30,
19.45 und 23.15 Uhr.
Lychen: Altes Kino:
Madagascar 3: Flucht durch Europa, FSK o.A., 15.00, 17.30 und
20.00 Uhr.
Schwedt: FilmforUM;
Kartentelefon 03332 449290:
Cloud Atlas, FSK 12, 16.45, 19.30 und
22.15 Uhr
Skyfall, FSK 12, 17.15, 20.00 und
22.45 Uhr
Das Geheimnis der Feenflügel, FSK
o.A., 17.30 Uhr
Das Schwergewicht, FSK 12, 17.30,
20.00 und 22.45 Uhr
Dredd 3D, FSK k.J., 20.15 und
22.15 Uhr.
Templin: Multikulturelles Centrum
Templin;
Kartentelefon 03987 53130:
Der kleine Rabe Socke, FSK o.A.,
15.00 Uhr
Sushi in Suhl, FSK o.A., 17.00 Uhr
Skyfall, FSK 12, 19.30 Uhr.
und Steinskulptur von Bernhard
Nürnberger.
„Kulturgeschichte der Uckermark“,
Dominikanerkloster, Uckerwiek 813,
10 bis 17 Uhr – Sammlung mittelalterlicher Objekte; Geschichte der
Region und der uckermärkischen
Hauptstadt Prenzlau / Dauerausstellung.
➤ AUSSTELLUNGEN
Prenzlau: „menschen möglich“,
Sparkasse Uckermark – Prenzlau,
Georg-Dreke-Ring 62, 8.30 bis
16.00 Uhr – Malerei und Holzskulptur von Karin Christiansen, Malerei
➤ THEATER
Schwedt: „Biss zum Schluss“,
Uckermärkische Bühnen (Theaterklause), Berliner Straße 46 – 48,
19 Uhr – ein Vampirdinner von Monika Radl.
➤ LITERATUR
Prenzlau: Lesezauber mit dem Bürgermeister, Stadtbibliothek, Uckerwiek 813, 15 Uhr – Hendrik Sommer
wird aus seinen alten Lieblingsbüchern vorlesen.