Die Bedeutung von Lernerwörterbüchern im Fremdsprachenunterricht

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Die Bedeutung von Lernerwörterbüchern im Fremdsprachenunterricht
Form, Bedeutung und Funktion der Emotionen im Chat 1
Josefien Sweep
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Emotionalität im Chat: konzeptionelle Mündlichkeit in graphischer
Form
Es liegen viele Studien vor, die sich auf die Position der Chatsprache zwischen
Schrift- und Sprechsprache richten. Man hat mittlerweile in der Wissenschaft einen gewissen Konsens erreicht, dass die Chatkommunikation (in der Terminologie von Koch und Oesterreicher) zwar medial schriftlich ist, konzeptionell aber
als mündlich eingestuft werden kann. Ein spezifischer Parameter der konzeptionellen Mündlichkeit ist die „Emotionalität“ (Koch/Oesterreicher 1994:588). Dieser Aufsatz wird sich unter Berücksichtigung der medialen Schriftlichkeit und der
konzeptionellen Mündlichkeit auf diesen spezifischen Parameter konzentrieren.
Er setzt sich mit dem Emotionsausdruck in der Chatkommunikation und mit dessen Funktion auseinander.
Konzeptionell mündliche Sprache ist oft emotional. Bei mündlicher Interaktion spielt der Ausdruck von Gefühlen und Emotionen eine große Rolle. Dies ist
auch im Chat der Fall. Die mediale Schriftlichkeit macht den Emotionsausdruck
aber besonders interessant. Im Gespräch werden Emotionen auf verschiedene
Weise ausgedrückt, durch expressive Sprache und mithilfe nonverbaler Mittel,
wie Intonation und Körpersprache (Mimik und Gestik). All diese Ausdrücke müssen im Chat graphisch gestaltet werden, entweder sprachlich oder ikonisch. Hierbei stößt man auf große Kreativität, die in spezifischen Realisierungen der Emotionsausdrücke resultiert. In diesem linguistischen Emotionsstudium werden drei
Aspekte analysiert: Wie emotionale Ausdrücke im Chat gestaltet werden, welche
Bedeutung und welche Funktion sie haben.
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Vorstellung der untersuchten Chatgespräche
Um diese Untersuchung illustrieren und ermöglichen zu können, ist ein kleines
Korpus zusammengestellt worden. Es ist hierbei zu betonen, dass dieses Korpus
keinen Anspruch auf statistische Signifikanz erhebt. Die Ergebnisse dienen eher
1
Dieser Artikel basiert auf meiner Magisterarbeit im Fach Germanistik, vorgelegt an
der Radboud Universität Nijmegen, Mai 2006. Ich bin den Betreuern meiner Arbeit
Dr. A.P. Foolen und Dr. Th.M.J. van Megen zu größtem Dank für ihre Hilfe verpflichtet.
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FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
als Anregung für weitere Ausarbeitungen, die sich wohl auf statistisch signifikantes Material stützen und die hier erlangten Beobachtungen erweitern können.
Das Korpus umfasst 31 Seiten mit Chatprotokollen. Die Wortzahl der Äußerungen, die tatsächlich von den Chattern getippt und abgesendet wurden (also jede
Form der Metasprache nicht mitgerechnet), beträgt ungefähr 7200 Wörter. Es besteht aus 22 Chatgesprächen. Die Länge der untersuchten Chatlogs ist sehr unterschiedlich; sie variiert von 11 bis zu 254 Zeilen.
Das Korpus besteht nicht nur aus IRCs (Internet Relay Chat), sondern auch
aus IM (Instant Messenger)- und Web-Chats. 2 All diese Chatformen weisen folgende Merkmale auf:
- Chatten ist eine Form der CMC: Kommunikation mittels des Computers 3
und über ein Netzwerk.
- Der Chat ist eine Art von Diskurs, an dem mindestens zwei Leute 4 teilnehmen, die miteinander kommunizieren können.
- Die Produktion der Äußerungen ist ein individueller Akt, unsichtbar für
die anderen Chatteilnehmer.
- Die abgeschickten Äußerungen werden nach dem Mühlenprinzip (vgl.
Storrer 2001), synchron mit dem Abschicken, dargestellt. 5
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Obwohl oft IM als Chatform bezeichnet wird (vgl. Runkehl/Schlobinski/Siever
1998:84, 237), gibt es auch Literatur, die unterscheidet zwischen Chat und IM (wie
Dürscheid 2005). Die meiste Chatliteratur befasst sich jedoch nicht mit den Unterschieden zwischen Chatsorten. Meistens wird nur IRC betrachtet.
Es gibt übrigens auch die Möglichkeit übers Handy zu chatten (Vgl. Dürscheid
2005:12).
Die Zahl der anwesenden Chatter in einem IRC-Channel (und meistens auch in einem
Web-Chat) ist im Prinzip unbegrenzt. Die Chat-Gespräche können mit vielen verschiedenen Leuten stattfinden. Manchmal wird als Merkmal (aber nicht als konstituierendes Merkmal) des Chats die „multi user“ Möglichkeit (Zitzen/Stein 2004:985)
oder die „Many-to-many-Kommunikation“ (Beißwenger 2003:201) genannt.
Bei Messenger-Chat liegt dies ein wenig anders als bei IRC und Web-Chat. Man redet im IM-Chat mit vielen anderen Chattern gleichzeitig, aber die Gespräche sind im
Prinzip Eins-zu-eins. Es gibt manchmal schon die Möglichkeit, abhängig vom Messenger, in einer Unterhaltung mit mehreren Leuten zu chatten (so kann man zum Beispiel im MSN Leute zu einem Gespräch einladen und auf diese Weise mit drei, vier
oder noch mehr Freunden chatten, und ICQ hat eine „multi user chat“-Funktion). Außerdem schreibt Geers (1999:97) in Bezug auf IRC: „Obwohl Mehrpersonengespräche mit unbegrenzter Teilnehmerzahl möglich sind, finden in aller Regel Zweiergespräche statt.“
Wenn sich viele Leute in einem Web-Chat oder IRC-Channel befinden, gibt es meistens viele verschiedene Zweier- oder Dreiergespräche, die gleichzeitig geführt werden. Das Mühlenprinzip führt dazu, dass diese Gespräche nicht als Einheiten auf dem
Bildschirm wiederzufinden sind, weil alle Äußerungen der unterschiedlichen Gespräche durcheinander stehen (in der Reihefolge, in der sie dem Server erreicht haben). Es
bedarf deswegen einiger Übung, bevor man die Chatprotokolle richtig lesen kann.
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Die Rezeption geschieht über die synchrone Darstellung der abgeschickten Äußerungen.
Produktion und Rezeption sind simultane Prozesse: Jeder Chatteilnehmer
ist jederzeit in der Lage, Äußerungen zu produzieren und zu rezipieren.
Er braucht dabei keine Rücksicht auf die anderen Chatter zu nehmen.
Die mediale Darstellung des Chats ist eine graphische. Das bedeutet, dass
alles graphisch, das heißt ikonisch oder (meta)sprachlich, dargestellt werden muss. Dies gilt für alle emotionalen Äußerungen, auch für paralinguistische Informationen, wie Handlungen, Gestik, Intonation und bestimmte Situationsmerkmale.
Es ist bei der Zusammenstellung des Korpus darauf geachtet worden, dass die
Verteilung der verschiedenen Chats (das heißt IRC, Web-Chat und IM) gleichmäßig ist. Die meisten Gespräche finden zwischen zwei Personen statt, weil sowohl
die Messenger-Chats wie auch die IRC- 6 und Web-Chats Gespräche zwischen
zwei Personen sind. Bei manchen IRC- und Web-Chats gibt es mehrere Personen,
die miteinander reden. Es gibt keinen Messenger-Chat mit mehr als zwei Teilnehmern. Der Chat mit den meisten Teilnehmern ist ein Web-Chat mit insgesamt
13 (sichtbaren) Chattern.
Obwohl ein Chatkorpus in den meisten Studien zusammengestellt wird, indem man Mitschnitte von Chatgesprächen macht, ist hier für eine andere Methode
entschieden worden. Das vorliegende Korpus besteht aus Chatlogs, die im WWW
zu finden sind. So wie persönliche Erfahrungen oder Fotos oft auf Websites gespeichert sind, so gibt es auch Leute, die ihre Chatlogs im Internet zur Verfügung
stellen. Storrer erwähnt dies: „Chatter veröffentlichen Chat-Sequenzen auf ihren
Homepages“ (Storrer 2001:17).
Obwohl die hier gewählte Methode vor allem im Bezug auf die Zuverlässigkeit des Materials nicht ohne Nachteile ist, hat sie einen erheblichen Vorteil: Man
kann auf diese Weise auch über Privatchatgespräche verfügen. Es gibt beim Chatten immer einen 1:1-Modus, auch Privatmodus oder Flüster-Modus genannt (vgl.
Hess-Lüttich/Wilde 2003:164, Schulze 1999:69, Storrer 2001:3). Damit wird die
Möglichkeit, ein Chatgespräch nur für bestimmte Gesprächsteilnehmer sichtbar zu
machen, ohne dass Dritte mitlesen können, möglicherweise (aber nicht unbedingt)
in einem eigenen privaten Fenster, angedeutet. Wenn man Chatmitschnitte macht,
ist es unmöglich über diese Gespräche zu verfügen. Manchmal sind aber gerade
diese Privatgespräche interessant. 7
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Bei anderen Untersuchungen nach IRC ist dies auch der Fall (vgl. Geers 1999:97).
Schulze erwähnt einerseits die Schwierigkeit, an (IRC-)Chatlogs der Privatgespräche
heranzukommen, und anderseits die Wichtigkeit dieser Gespräche: “a corpus of private messages is not so easy to obtain and has yet to be presented. [...] Nonetheless it
may not be totally disregarded when discussing the medium of IRC” (Schulze
1999:81). Insbesondere in Bezug auf Emotionen sind Privatgespräche wichtig. In der
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FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
Form der emotionalen Äußerungen im Chat
3.1 Emotionen ausdrücken
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, innerhalb mündlicher Kommunikation, Emotionen auszudrücken. Die erste Möglichkeit ist der nonverbale Ausdruck der Emotionen. Dies geschieht mithilfe der nonverbalen Kommunikation. Dieser nonverbale Bereich ist für die Kommunikation von großer Bedeutung.
Innerhalb der nonverbalen Kommunikation werden zwei Bereiche unterschieden: Die nicht-lautliche Kommunikation und die paralinguistische Kommunikation (Bußmann 2002:473). Mit dem Terminus ,nicht-lautliche Kommunikation‘
bezeichnet man Körpersprache (z.B. Gesicht abwenden oder die Schultern hängen
lassen), Gesten (z.B. Handgebärden) und Mimik (Gesichtsausdrücke). Der Terminus paralinguistische Kommunikation bezeichnet vokale Kommunikationsmittel,
wie Prosodie (Lautstärke, Stimmlage, Intonation, usw.) und Phonation (Lachen,
Hüsteln, Schluchzen, usw.) (Bußmann 2002:495).
Als zweite Möglichkeit kann man mithilfe der Sprache Emotionen ausdrücken. Manchmal wird mit der Trennung der nonverbalen und linguistischen Emotionsausdrücke der Unterschied zwischen direkten und indirekten Emotionsausdrücken verbunden. Nonverbale Ausdrücke drücken eine Emotion direkt aus. Die
linguistischen Ausdrücke drücken eine Emotion meistens indirekt aus, nämlich
über die Sprache.
Es gibt drei verschiedene Arten, auf die man eine Emotion mittels Sprache
ausdrücken kann. Die erste Möglichkeit ist die des expliziten Ausdrucks. Man
berichtet dann, wie man sich fühlt. Beispiele sind „ich bin total überrascht“, „das
bedrückt mich“, „ich freue mich sehr“ oder „am liebsten würde ich weinen“. Alle
sind Aussagen. Sie berichten von einer Emotion, von einem innerlichen Zustand.
Eine zweite Möglichkeit ist ein sehr indirekter Ausdruck der Emotion. Die Emotion tritt nur nebenbei in einer Äußerung auf. Sie wird nicht wirklich ausgedrückt,
sondern nur angedeutet. Die Emotion ist in der Äußerung versteckt. Sie tritt
gleichzeitig etwa mit einer deklarativen oder einer interrogativen Äußerung auf.
Weigand spricht in diesem Zusammenhang von „an accompanying feature of the
action“ (Weigand 2004b:17). 8
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Untersuchung von Luginbühl, der sich mit einer spezifischen emotionellen Interaktion, nämlich Streiten, beschäftigt, wird dies auch bemerkt: „Natürlich bezieht sich diese Zahl nur auf Streitsequenzen, die 'öffentlich', also nicht in Privaträumen zu beobachten waren. Vielleicht hat diese niedrige Fallzahl damit zu tun, dass eher in Privaträumen gestritten wird und nicht an der Öffentlichkeit“ (Luginbühl 2003:72). Für eine genaue Untersuchung von Emotionen im Allgemeinen müssten Privatgespräche
unbedingt in die Untersuchung einbezogen werden.
In Figur 1 wird dies als Gefühlsandeutung bezeichnet. Weil Gefühlsandeutungen so
vage sind, werden sie in der Chatanalyse in den nächsten Paragraphen nicht untersucht.
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Diese beiden Möglichkeiten sind indirekte sprachliche Ausdrücke. Die Emotion selber wird nicht direkt ausgedrückt. Sie wird entweder in einem Bericht,
durch Konzeptualisierung des innerlichen Zustands (Foolen 1997:20), deutlich
gemacht oder sie tritt nur nebenbei auf und wird nur angedeutet. Sie stehen den
direkten nonverbalen (nicht-lautlichen und paralinguistischen) Ausdrücken gegenüber. Fraglich ist aber, ob es auch Ausdrücke gibt, die zwar sprachlich sind,
aber trotzdem direkt ein Gefühl ausdrücken.
Solche direkten sprachlichen Gefühlsausdrücke gibt es auch. Sie sind eine
dritte Möglichkeit, mittels Sprache Emotionen auszudrücken, und zwar direkt. Sie
werden expressive 9 Äußerungen genannt. Expressive Äußerungen unterscheiden
sich grundlegend von expliziten Gefühlsaussagen. Es wird nicht von einem Gefühl berichtet, sondern dieses Gefühl wird wirklich ausgedrückt. Es ist kein Bericht. Der Unterschied ist ziemlich deutlich. Der Satz „ich fühle mich überrascht“
ist ein Bericht. Es ist eine Aussage, man berichtet von seinem innerlichen Zustand. Der Satz „So eine Überraschung!“ oder eine Überraschung, ausgedrückt
durch: „Hast du das für mich gemacht?!“, sind beide wesentlich anders (vgl. Weigand 2004b:16-17). Die Überraschung ist wirklich in den Äußerungen anwesend.
Hier wird das Gefühl der Überraschung nicht berichtet oder nebenbei angedeutet,
sondern direkt ausgedrückt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es verschiedene Typen emotionaler
Ausdrücke gibt. Einen emotionalen Ausdruck kann man definieren als einen Ausdruck mit einem bestimmten emotionalen Gehalt. Es gibt die nonverbalen und die
verbalen oder linguistischen Möglichkeiten, Emotionen auszudrücken. Mit den
nonverbalen Ausdrucksmitteln werden lautliche, paralinguistische (Prosodie und
Phonation) und nicht-lautliche, visuelle (Gestik und Mimik) Ausdrucksmittel angedeutet. Innerhalb der linguistischen Möglichkeiten gibt es auch eine weitere
Unterteilung: Die emotionalen Äußerungen können entweder explizite Aussagen
oder direkte Emotionsäußerungen sein. Als dritte Möglichkeit kann die Emotion
nur nebenbei auftreten. Figur 1 gibt eine Übersicht.
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Das Wort expressiv wird in der Sprachwissenschaft auf unterschiedliche Art und
Weise benutzt. Meistens wird der Begriff Expressivität mit Emotionen verbunden
(vgl. z.B. Foolen 1997:15).
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FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
Figur 1: Emotionale Äußerungen
3.2 Im Chat Defekte aufheben
Weil die Chatsprache zwar konzeptionell mündlich ist, medial aber graphisch,
werden diese Emotionen anders als in normaler gesprochener Sprache auf ihre
eigene spezifische Weise realisiert. In der Literatur über Chatkommunikation wird
dies u.a. von Bays (1998:4) unterschrieben: „This hybrid written/verbal language
constitutes a unique and complex sign system“. Obwohl also alles im Chat graphisch geschieht, geht es zu weit, zu behaupten, dass „[...] die nicht verbalen Ausdrucksmittel [...] im Chat [...] keine Rolle spielen“ (Dürscheid 2005:11). Es gibt
nämlich die Möglichkeit, nonverbale Ausdrücke schriftlich oder graphisch darzustellen. Bays sagt hierzu, „IRC [und andere Formen des Chattens] are textual [...].
Meaningful physical signs ands prosodic cues [...] must all be condensed into this
one form of transmission.” (Bays 1998:3)
In der Chatkommunikation hat sich ein spezielles System entwickelt, das versucht, den visuellen und auditiven Defekt (man sieht und hört die anderen Chatteilnehmer im Prinzip nicht) der Chatkommunikation aufzuheben. Man kann mit
verschiedenen Mitteln körpersprachliche und paralinguistische Signale darstellen
und hierdurch Emotionen ausdrücken. Für den visuellen Bereich stehen insbesondere Emoticons, Akronyme, Inflektive und Zuschreibungs-Turns zur Verfügung
und als Angabemöglichkeiten für den auditiven Bereich werden Sachen wie Versaliengebrauch, Buchstabenreduplikationen, unkonventioneller Gebrauch der Interpunktionszeichen und Interjektionen verwendet. In den nächsten Paragraphen
werden diese Ausdrucksmöglichkeiten in obenstehender Reihefolge behandelt.
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3.3 Emoticons
Im Chat werden Gesichtsausdrücke (insbesondere) mithilfe von Emoticons wiedergegeben. Die Möglichkeiten zur Wiedergabe der Emoticons als graphische
Abbildungen hängt von der Software oder vom Chatprogramm ab, es gibt jedoch
immer die Möglichkeit, einen Gesichtausdruck mithilfe der Tastatur ziemlich spezifisch anzudeuten.
Die Form der Emoticons basiert auf Gesichtsausdrücken. In genauer Übereinstimmung mit psychologischer Literatur über Gesichtsausdrücke (vgl. Davitz
1976:16-17) sieht man, dass der Mund in den Emoticons vor allem eingesetzt
wird, um anzugeben, ob eine Emotion positiv oder negativ ist, während die Emoticons, in denen die Augen und Augenbrauen wichtig sind, vor allem, Angst, Überraschung und Erstaunen ausdrücken. Große Augen scheinen oft eine Mischung
dieser Emotionen darzustellen. 10
In den japanischen Emoticons 11 spielen die Augen die bedeutendste Rolle. In
den westlichen Emoticons ist eher der Mund am wichtigsten. 12 Obwohl man dasselbe Gefühl im westlichen wie im japanischen Stil ausdrücken kann (wie z.B.
weinen durch :'( oder ;_; ), werden die Emoticons im Korpus unterschiedlich eingesetzt: Für Gefühle, die durch die Augen ausgedrückt werden (z.B. Erstaunen
und Überraschung), werden im Korpus vor allem japanische Emoticons benutzt,
während für Gefühle, wobei der Mund eine wichtige Rolle spielt (z.B. Lachen),
eher die westlichen eingesetzt werden.
Die Bedeutung eines Gesichtsausdrucks ist indexikalisch; sie hängt von der
Äußerungssituation ab. Ein Lächeln zum Beispiel kann Freude aber auch Schüchternheit (eine Variante der Angst) ausdrücken und man errötet sowohl vor Wut als
vor Scham. Nach Pankow sind Emoticons im Unterschied zu realen Gesichtsausdrücken „nicht indexikalisch [...] wie in der face-to-face-Kommunikation“ (Pankow 2003:92). Das gilt zwar für den Gesichtausdruck, der von den Emoticons
ausgedrückt wird (das Emoticon :-) deutet immer ein Lächeln an und ^^ ist unabhängig vom Kontext ein Symbol für hochgezogene Augenbrauen), die emotionale
Bedeutung, die durch diesen symbolisierten Gesichtsausdruck übermittelt wird,
hängt jedoch vom Kontext ab.
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Nase und Ohren spielen kaum eine Rolle. Es gibt nur ein einziges Emoticons mit Ohren, und die Nase dient nur dazu, das Gesicht zu gestalten.
Japanische Emoticons sind horizontal und die westlichen gedreht oder vertikal. Dies
geht aus deren Basisformen: *_* beziehungsweise :-) hervor. Japanische Emoticons
werden manchmal auch Emoticons in 'anime Style' genannt, weil sie auf japanischen
Animationen basieren.
Der Grund hierfür kann sein, dass man in Kulturen, in denen Emotionen weniger
deutlich gezeigt werden (wie in der japanischen Kultur), diese eher von den Augen
als von dem Mund abliest, vgl. Yuki/Maddux/Massuda (2006).
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FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
Im Korpus geht dies am deutlichsten aus den hochgezogenen Augenbrauen
( ^^ ) hervor. Ihre emotionale Bedeutung variiert ziemlich stark (Erstaunen, Verwirrung, Sauersein oder Flirten). Der Gesichtsausdruck des Emoticons ist also
zwar nicht indexikalisch (er ist eher konventionell), die Bedeutung dieses vom
Emoticon ausgedrückten Gesichtsausdrucks ist aber wohl indexikalisch: Sie hängt
vom Kontext ab.
Von Storrer werden Emoticons als „intentional gesetzte Zeichen, deren Verwendung optional ist und die nicht die Äußerungs-Turns begleiten, sondern in sie
integriert sind“ (Storrer 2001:7) umschrieben. Emoticons sind „frei gewählte Stilisierungen“ (Pankow 2003:92). Aus diesen Zitaten geht ein wichtiger Unterschied zwischen Gesichtsausdrücken und Emoticons hervor: Letztere werden immer bewusst eingesetzt, während man Gesichtsausdrücke nicht zu hundert Prozent
verbergen und auch nicht immer richtig vortäuschen kann. Weigand bestätigt diesen Unterschied, “smileys however are consciously and intentionally used, which
result in a certain difference to natural face-to-face interaction” (Weigand
1999:45). Außerdem sind Emoticons wirklich Teil der Äußerung (“smiley is part
of [...] utterance” Weigand 1999:45), weil sie in den Chattext inkorporiert sind.
Sie sind also nicht gleichzusetzen mit Gesichtsausdrücken, wie es sie im realen,
nicht-virtuellen Leben gibt. Sie symbolisieren Gesichtsausdrücke, sind es aber
nicht.
In den Chats aus dem Korpus gibt es verschiedene Emoticons, sowohl einige
graphische Abbildungen, als Emoticons aus Buchstaben und Zeichen. Die Emoticons XD (lautes Lachen), ^^ (hochgezogene Augenbrauen) und Varianten auf OO
(große Augen) werden am meisten benutzt.
3.4 Akronyme und Inflektive
Akronyme und Inflektive (auch *Phrasen genannt) sind, genau wie Emoticons,
typisch für die Chatkommunikation. Inflektive sind nonverbale Handlungen, die
(meistens) 13 zwischen Asterisken stehen (deswegen der Name *Phrasen) und von
einer besonderen sprachlichen Struktur gekennzeichnet sind: Der Inflektiv (oder
Inflektivkonstruktion) ist eine besondere Infinitkonstruktion, die zusammengeschrieben wird, und (am Ende) einen Verbstamm enthält (vgl. Pankow 2003 und
Schlobinski 2001). Varianten sind jedoch möglich (Verb als erstes Wort oder so-
13
Der Asterisk ist hierbei das am häufigsten vorkommende Zeichen, andere Zeichen,
wie z.B. -, ( ) oder < und >, können jedoch auch auftreten. Crystal behauptet sogar
“some users mark imaginary actions or facial expressions by asterisks [...] though a
more widely used convention is the angle bracket” (Crystal 2001:90). Manchmal
werden die umgebenden Zeichen weggelassen, weil der Inflektiv durch seine typische
Struktur erkennbar ist.
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gar ohne Verb, vgl. Pankow 2003:98, 103) und das Zusammenschreiben wird
nicht immer konsequent durchgeführt. 14
Ein Akronym ist ein aus Initialbuchstaben gebildetes Kurzwort. Die meisten
drücken keine Emotionen aus und werden sie nur aus sprachökonomischen Gründen eingesetzt. 15 Es ist zweifelhaft, ob man Akronyme, zu den *Phrasen rechnen
soll oder nicht. Obwohl ein Akronym im Prinzip nicht zwischen Sternchen gestellt wird (und somit in dem Fall nicht als *Phrase bezeichnet werden kann), tritt
es auch zwischen Asterisken auf (vgl. Pankow 2003:108), und bei Inflektivkonstruktionen werden die Asteriske manchmal auch weggelassen (wie zum Beispiel aus dem Korpus: „weglach“ oder „böseschau“). Eine prototypische Struktur
der Inflektive fehlt den Akronymen aber.
Es ist nicht so einfach zu deuten, was Inflektive und Inflektivkonstruktionen
genau ausdrücken. Die *Phrasen drücken ganz unterschiedliche nonverbalen
Handlungen aus. Deswegen können sie „Mimik, Gestik, Handlungen, Gefühle,
lokale, temporale und mentale Zustände, u.ä.“ (Pankow:2003:92) darstellen. Sie
„können als Alternative zu den Zuschreibungs-Turns [siehe unten] genutzt werden“ (Storrer 2001:7). Die *Phrasen können also für alle möglichen gesprächsbegleitenden Handlungen eingesetzt werden. Sie sind ein wichtiges Instrument, um
den Defekt des Nicht-Sehens und des Nicht-Hörens in der Chatkommunikation
aufzuheben.
3.5 Zuschreibungs-Turns
Alle vorhergehenden Ausdrucksmöglichkeiten der nonverbalen Handlungen werden in einem Redebeitrag ausgedrückt. Außer der Möglichkeit, Handlungen in
Redebeiträgen (auch Äußerungs-Turns genannt) auszudrücken, lassen sich (je
nach Chat-Software) 16 Handlungen auch in so genannten Zuschreibungs-Turns
14
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16
Im Korpus gibt es einige getrennt geschriebene *Phrasen, wie zum Beispiel „*alex zu
brei klopp und ihm den schädel eindrück*“, „vom Stuhl fall“ (wobei die Asteriske
oder andere Zeichen fehlen) und „ < sieht keinen anlass dir diese frage zu beantworten“. Letzteres Beispiel hat eine sehr atypische Form: Statt Asterisken gibt es dreieckige Häkchen, das letzte Häkchen fehlt, es wird getrennt geschrieben, und das Verb
wird in der dritten Person flektiert und befindet sich in der ersten Position.
Auffallend ist aber, dass von den Akronymen, die im Korpus eingesetzt werden, 94%
(64 von 68) Emotionen ausdrücken.
Im IRC kann man einen Zuschreibungs-Turn darstellen, indem man vor die Äußerung
„/me“ tippt (Crystal 2001:164). Bei Web-Chats ist die zugrunde liegende Software
sehr unterschiedlich und, obwohl es manchmal die Möglichkeit der ZuschreibungsTurn gibt, ist es unmöglich, hierüber Informationen im Allgemeinen zu geben. Bei
Messenger-Chats gibt es kaum Möglichkeiten für Zuschreibungs-Turns, obwohl es
Software gibt, die man zusätzlich zu dem MSN-Messenger herunterladen kann (diese
Software ist aber nicht von MSN / Microsoft selber hergestellt), die ZuschreibungsTurns ermöglichen. Dies heißt Messenger Plus. Informationen findet man unter:
10
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
darstellen (vgl. Pankow 2003:91, Storrer 2001:3). Die Handlung wird dann nicht
als Redebeitrag in einem Äußerungs-Turn von jemandem geäußert, sondern sie
wird direkt einer Person zugeschrieben. Zuschreibungs-Turns sind in der dritten
Person formuliert, und es gibt keinen Namen mit Doppelpunkt (wie bei einem
Äußerungs-Turn der Fall ist). Dies kann manchmal ein wenig verfremdend wirken, weil jemand sich selber eine Handlung in der dritten Person zuschreibt, und
es aussieht, als ob der Computer dies macht. Der Computer wird eingesetzt, um
den Defekt des Nicht-Sehens aufzuheben. Der Computer ‚spricht‘ und schreibt
jemand eine Handlung zu.
Die Zuschreibungs-Turns, die es im Korpus gibt, werden alle in einem WebChat verwendet. Dieser Web-Chat (Z-Zero-Chat, www.z-zero.de) hat umfangreiche Möglichkeiten, Zuschreibungs-Turns zu verwenden. 17
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen *Phrasen und Zuschreibungs-Turns.
Sie werden anders produziert und anders im Chat dargestellt. Jedoch sind sie sich
manchmal trotzdem ähnlich. Vgl. z.B. die *Phrase „< sieht keinen anlass dir diese
frage zu beantworten“ (vgl. Anm. 14). Diese Form ist für eine *Phrase atypisch,
ähnelt aber stark der Form eines Zuschreibungs-Turns, obwohl es das natürlich
nicht ist, denn es wird in einem Äußerungs-Turn (von der Messenger-Software
immer durch Namen, Zeit und Doppelpunkt markiert) ausgedrückt. 18
Ein Zusammenwirken zwischen Zuschreibungs-Turns und anderen nonverbalen
Handlungen ist möglich. Beispiel 1) zeigt einen Ausschnitt aus einem Z-ZeroChatgespräch. [39], [46], [64] und [71] sind Zuschreibungs-Turns. Der Zusatztext
der Zuschreibungs-Turns kann sich auf Inflektive beziehen, wie in [29] und [39],
oder auf Emoticons, wie in [41] und [46].
(1)
[15] Xiel: AHHHH
[…]
[17] Xiel: ein gokuuuu
[18] SonGokuuu: oh mein got es ist ein sHitman
[19] Xiel: rette sich wer kann
17
18
http://www.msgplus.net/global.php?lang=de. Bei anderen Messengers sind mir gar
keine Möglichkeiten bekannt.
Diese Zuschreibungs-Turns werden Z-Zero-Sprüche genannt. Es gibt verschiedene
Arten von Sprüchen, nämlich Sprüche mit oder ohne Möglichkeiten, eigene Namen
und Texte hinzuzufügen. Je nach Art des Spruchs gibt es die Möglichkeit, seinen eigenen Namen, den Namen von jemand anderem oder einen zusätzlichen Text hinzuzufügen. Das Eintippen eines Spruchs ist ziemlich einfach: Man tippt 'Spruch, User,
Zusatztext' (abhängig vom Spruchtyp, mit oder ohne User oder Zusatztext) ein. Die
Software macht automatisch einen Zuschreibungs-Turn daraus, der auf dem Bildschirm erscheint.
Es kann sein, dass dieser Chatter mit dem Phänomen Zuschreibungs-Turns bekannt
ist, und dass er, weil Zuschreibungs-Turns im Messenger-Chat nicht möglich sind, in
einem Äußerungs-Turn die Struktur des Zuschreibungs-Turns verwendet.
JOSEFIEN SWEEP
11
[20] SonGokuuu: und ein xielllllllll
[…]
[25] Xiel: wegrenn
[…]
[29] Xiel: hintereinemkomischenetwasversteck
[…]
[39] <Xiel klopft gegen das komische etwas>
[...]
[41] Xiel:
[...]
[45] Xiel: ....
[46] <fürchtzitterbibber>
[...]
[49] Xiel: AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHH
[...]
[53] Xiel: schnellwegrenn
[...]
[56] Xiel: ES IST EIN BLUEEEEEEEEEEEEEEE!!!
[57] Xiel: renn
[...]
[59] Xiel: stolper
[...]
[61] Xiel: AAAAAAAAAAH
[62] sHitman: haha xiel iss hingefallen öÖ"
[...]
[64] <SonGokuuu betrachtet das arme hingefallene xiel>
[65] Blue: was ist den mit dir los Xiel ^^?
[...]
[70] Xiel: es kommt näher
[71] <fürchtzitterbibber>
3.6 Prosodische Angaben im Chat Versaliengebrauch, Buchstabenreduplikation,
(Unkonventionelle) Interpunktion
Prosodie hat (unter anderem) mit dem Ausdruck von Emotionen zu tun (vgl. Fries
2001:71, Robinson 1974:87). Es ist in gesprochener Sprache aber schwierig anzugeben, welche Emotionen auf welche Weise durch Prosodie ausgedrückt werden (vgl. Johnstone/Scherer 2000). Manchmal wird durch die Prosodie eine Verstärkung der Emotionen ausgedrückt. Dies ist auch im Chat der Fall.
Im Chat kann man wenig über den prosodischen Bereich vermitteln, eben
weil alles graphisch geschieht. Storrer stellt fest: „prosodische Elemente werden
durch graphische Konventionen imitiert“ (Storrer 2001:8). Die einzigen Mittel,
die man also zur Verfügung hat, um prosodische Merkmale symbolisieren zu
können, sind die Zeichen der Tastatur. Man kann die Art und Weise, auf die man
spricht, deutlich machen mit Versalien, Interpunktionszeichen und Buchstabenreduplikation.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass normale, konventionelle Interpunktion, die gerade dazu dient, paralinguistische Angaben in geschriebenen Texten anzudeuten (vgl. Daneš 1994:260), im Chat sehr oft fehlt. So gibt es zum Beispiel keine Punkte am Ende des Satzes und bei Fragen werden nicht immer Fragezeichen verwendet. Großbuchstaben am Anfang eines Satzes und bei Substantiven
12
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
fehlen meistens (vgl. Burri 2003:23). Dies kommt möglicherweise daher, dass die
Chatteilnehmer den Chat als Gespräch, als eher mündlich denn als schriftlich, auffassen. Auch aus sprachökonomischen Gründen ist es besser, die Interpunktion
wegzulassen. Für andere Zwecke werden jedoch viele Interpunktionszeichen verwendet (vgl. Crystal 2001:89). Unkonventioneller Interpunktionszeichengebrauch
und Buchstabenreduplikation kommen im Chat oft vor.
Die nicht-konventionelle Verwendung von Versalien (d.h. keine Satzanfangsangaben, Substantivmarkierungen und Wörter wie PC, IP Adresse, IQ, usw.)
kommt in allen Chatäußerungen im Korpus insgesamt 49 Mal 19 vor. Die Verwendung von Versalien kann Lautstärke angeben. In Beispiel (2) wird vor (gespielter)
Angst geschrien und in Beispiel (3) ist das Schreien aggressiv.
(2)
[49] Xiel: AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHH
[...]
[56] Xiel: ES IST EIN BLUEEEEEEEEEEEEEEE!!!
[...]
[61] Xiel: AAAAAAAAAAH
[...]
[72] Rimu: [zu Ruffkey] IHH
(3)
[138] Chr|stian: DAS IS MIR SCHEISSEGAL OB DU DAS KANNST ODER NICHT
Obwohl Versaliengebrauch oft mit Schreien gleichgesetzt wird (vgl. z.B. HessLüttich/Wilde 2003:165, 168), können Großbuchstaben auch zur Intonation oder
Betonung dienen, wie in (4).
(4)
[50] emma: Gibt es hier auch noch NORMALE???
Normalerweise wird Intonation durch Buchstabenverdopplungen ausgedrückt.
Beispiel (5) zeigt dies.
(5)
[7] JibriL: lüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüge ^^
Versaliengebrauch und Buchstabenreduplikationen gehen Hand in Hand. Dies
geht deutlich aus Beispiel (2) hervor, wo beide gleichzeitig benutzt werden.
Obwohl konventionelle Interpunktion, wie gesagt, meistens fehlt werden Frage- und Ausrufezeichen oft eingesetzt. Manchmal wird nicht nur ein Zeichen
verwendet, sondern Anhäufungen dieser Zeichen.
(6)
[10] LegendaryZero: ich hab ncoh nie mit xiel so geredet, wie aufregend!!!!!!!! OO
19
Großbuchstaben in Zuschreibungs-Turns und in Emoticons (wie zum Beispiel XD)
sind hierbei nicht mitgezählt worden.
JOSEFIEN SWEEP
13
Wenn die Äußerung nur aus Interpunktionszeichen besteht, handelt es sich um
eine nonverbale Handlung. In einem normalen Gespräch würde man wahrscheinlich einen Gesichtsausdruck, wie in (7) [7] ein verzweifeltes, fragendes Gesicht
verwenden.
(7)
[4] NETZWERK: ich muss ein netzwerkkennwort hacken!!
[5] GostMX: aha
[6] NETZWERK: hilfste mir
[7] NETZWERK: >??
Manchmal sind die prosodischen Angaben gar nicht zu signalisieren (vgl. Hentschel 1998:12) und werden sie auf nonverbale Handlungen übertragen, wie Beispiel 8 zeigt. Der Buchstabe l wird in einer nonverbalen Handlung redupliziert,
was beides unmöglich phonetisch realisiert werden kann. Die prosodischen Angaben können also nicht mehr als reines Symbol der Prosodie betrachtet werden. Sie
führen mittlerweile ein Eigenleben.
(8)
[33] Renejan: lloll
[...]
[46] Renejan: lool..
Die Verbindung von prosodischen Angaben und nonverbalen Handlungen kommt
häufig vor; Versaliengebrauch tritt 49 Mal auf, wovon 12 Mal in Akronymen oder
Inflektiven, und die 30 Buchstabenreduplikationen werden auch 12 Mal in solchen nonverbalen Handlungen verwendet. Auch werden sie oft mit Interjektionen
oder derbem Sprachgebrauch (vgl. unten) kombiniert.
3.7 Interjektionen
Zur Paralinguistik gehört außer der Prosodie die Phonation (Bußmann 2002:495).
Es handelt sich hierbei um Aspekte, wie zum Beispiel Lachen, Räuspern und
Brummen. Sie drücken direkt ein Gefühl aus. Weil man im Chat seine Stimme
oder mit ihr verbundene Geräusche nicht hören lassen kann, geschieht auch dies
graphisch, mithilfe von Buchstaben und Wörtern. Solche Geräusche, wie Lachen,
Schluchzen und Hüsteln, werden im Chat insbesondere durch Interjektionen ausgedrückt. Deswegen gibt es relativ viele Interjektionen, die ein echtes Geräusch
ausdrücken, wie haha, hehe, rhhrhr und pffff (Lachen, Grinsen, Schaudern und
eine Art von Pfeifen) oder die ein spezifisches Geräusch der Stimme ausdrücken,
wie äh, ahh, ähm/ehm, bäh, hä, hmm, ihh, oh.
Interjektionen sind im Chat für den Emotionsausdruck sehr wichtig. Geers
schreibt hierzu: „Interjektionen werden auf vielfältige Weise zum Ausdruck von
körperlichen und seelischen Empfindungen, zur Beurteilung von Äußerungen oder zur Aufforderung einer Äußerungserwiderung genutzt“ (Geers 1999:88). Ihre
14
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
emotionale Bedeutung ist also vielfältig. Weil Interjektionen zur Sprache gehören
und im Chat zur Paralinguistik eingesetzt werden, bilden sie einen Übergangsbereich von den nonverbalen zu den verbalen Mitteln.
3.8 Wiederholungen, Vertikalschreibung und Flooding
Wiederholen ist ein sprachliches Mittel, das einen stark emotionalen Effekt haben
kann. Durch eine Wiederholung wird etwas betont, und dies kann als Stilmittel,
das den Ausdruck einer Emotion auslöst, eingesetzt werden (vgl. Foolen
1997:16). Wiederholungen gibt es oft bei Interjektionen, in Grüßen und bei emotionalen Sätzen, wie in (9).
(9)
[22] Michele: ja schön ich kenn dich nicht also lösch ich dich
[...]
[38] Michele: DANN LÖSCH ICH DICH
Eine andere sprachliche Möglichkeit, etwas zu betonen und damit starke Emotionen auszudrücken, geschieht dadurch, dass man das, was man sagen will, in verschiedenen Äußerungs-Turns eintippt. Man kann sich auf diese Weise statt horizontal vertikal ausdrücken. In (10) wird dies anschaulich.
(10)
[168] NETZWERK: tschuldigung
[170] NETZWERK: ich tue
[171] NETZWERK: alles
[172] NETZWERK: biiteee
[173] NETZWERK: es
[174] NETZWERK: tut
[175] NETZWERK: mirleid
[...]
[197] NETZWERK: ja
[198] NETZWERK: ich tue
[199] NETZWERK: allles
[200] NETZWERK: für
[201] NETZWERK: ecuh
[202] gosty|afk: ich würde sagen wenns gut für dich geht,ne fette zahlung
[203] NETZWERK: aber
[204] NETZWERK: warum
[205] NETZWERK: ich wollte mich ebntweder
[206] NETZWERK: registr
[207] NETZWERK: oder
[208] NETZWERK: einlogre
[209] NETZWERK: aber
[210] BKA-Dortmund: Ich weise sie darauf hin, dass sie soeben eine große Straftat begangen haben!
[211] NETZWERK: da
[212] NETZWERK: konnte
[213] NETZWERK: amn
[214] NETZWERK: sich
[215] NETZWERK: nicht
[216] NETZWERK: einlogfwe
JOSEFIEN SWEEP
15
Die Äußerungs-Turns sind minimal und enthalten keine ganze Äußerung. Das,
was NETZWERK sagen will, wird in mehreren Äußerungs-Turns ausgedrückt.
Hier handelt es sich um äußerst emotionale Sprache. 20
Wiederholungen können dazu führen, dass man die Aufmerksamkeit von allen Chatteilnehmern in Anspruch nimmt. Wiederholungen können deswegen als
ein aggressives Mittel eingesetzt werden, um das Chatgespräch zu boykottieren.
Dies bezeichnet man als ‚Flooding‘: Man wiederholt seine ganzen Äußerungen
und schickt dadurch so viele Nachrichten, dass ein normales Chatgespräch unmöglich wird (vgl. Hentschel 1998:3-7 oder Naumann 1997:173). Es kann feindlich sein und wird von den Chattern als unerwünscht erfahren. Es verstößt gegen
alle möglichen Höflichkeitsregeln. 21
In den Chatlogs gibt es nur ein Beispiel, in dem von einem Chatter kurz
gefloodet wird. Der Chatter ärgert sich, weil sein PC nicht gut funktioniert. Ziel
des Floodens ist nicht das Chatgespräch durcheinander zu bringen, sondern die
ungeteilte Aufmerksamkeit von allen zu bekommen.
(11)
[24] _AB_: scheiß xp!
[25] _AB_: scheiß xp!
[26] _AB_: scheiß xp!
3.9 Expressiver Sprachregisterwechsel
Im Chat findet man viel Sprechsprache. Es wird manchmal ein sprechsprachliches
Idiom verwendet und phonetische und dialektalische Kennzeichen werden oft
ausgeschrieben. Auch findet man im Chat regelmäßig derben Sprachgebrauch.
Ein Sprachregisterwechsel kann als expressives Mittel eingesetzt werden.
Durch die Verwendung eines spezifischen Sprachregisters kann man direkt (also
ohne Konzeptualisierung des innerlichen Zustands (Foolen 1997:20)) Emotionen
ausdrücken.
Bei derbem Sprachgebrauch ist dies offensichtlich: Man drückt auf kraftvolle
Weise überwiegend negative Gefühle aus. Im Chat wird denn auch besonders viel
derbe Sprache verwendet. Bei der Verwendung von Sprechsprache ist die emotionale Komponente weniger deutlich als beim derben Sprachgebrauch. Manchmal
sind es Kontraktionen (wie nen oder willste), die ausgeschrieben werden. Hierbei
20
21
NETZWERK ist ein kleiner Junge, der versucht hat die Webseite von Chr|stian zu
hacken. Alle Anderen im Chat treiben ein Spiel mit ihm. Sie tun, als ob sie Chr|stian
warnen und der spielt, dass er die Polizei anrufen wird. NETZWERK hat Angst und
möchte alles wieder gutmachen. Dies alles drückt er auf diese stark emotionale Weise
aus.
Es gibt ausgeschriebene Regeln, wie man sich in einem Chatgespräch benehmen soll.
Solche Höflichkeitsregeln werden Chatiquette genannt, eine Wortkreuzung aus Chat
und Etikette. Vgl. z.B. http://www.irc-faq.de/irc-verhaltensregeln.php oder
http://www.gulli.com/chat/anleitungen/chatiquette/.
16
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
spielen aller Wahrscheinlichkeit nach sprachökonomische Gründe eine Rolle.
Sprechsprache scheint auch eingesetzt zu werden, weil die Chatteilnehmer den
Chat einfach als ein Gespräch auffassen: Die konzeptionelle Mündlichkeit des
Chats löst ausgeschriebene Sprechsprache aus. Der spezifische Parameter ‚Emotionalität‘ der konzeptionellen Mündlichkeit Koch/Oesterreicher 1994:588) spielt in
diesen Fällen (das heißt in den meisten Fällen) nicht unbedingt eine Rolle.
Jedoch gibt es viele Beispiele im Chat, wo ausgeschriebene Sprechsprache
und emotionelle Interaktion Hand in Hand gehen. Obwohl man vorsichtig sein
sollte, voreilige Schlüsse zu ziehen, scheint die Sprechsprache in den Beispielen
tatsächlich im Rahmen des emotionalen Ausdrucks zu stehen. In (12) wird plötzlich beim Streiten net statt nicht geschrieben und in (13) findet man in einer Anekdote Sprechsprache.
(12)
[27] TomDerElch: du ... wie gesagt ... wenn ich dir net pass, is das okay .....
[28] TomDerElch: aber mach mich net dumm von der seite an derwegen
(13)
[15] Elch: wir lagen echt am boden vor lachen...
[16] Elch: hams uns dann doch net getraut zu nehmen
3.10 Verbalisierungen (explizite Gefühlsberichte)
Das deutlichste, sprachliche Mittel ist die explizite Äußerung eines Gefühls. Explizite Gefühlsberichte gibt es in diesem Korpus aber relativ wenig. Wenn sie überhaupt benutzt werden, steht dies in keinem Verhältnis zum Gebrauch anderer
expressiver Mittel, wie Emoticons, Akronyme, *Phrasen, paralinguistische Angaben, und so weiter. 22
Einige explizite Berichterstattungen haben einen formalen Charakter. Es sind
konventionelle Sätze, die das Gespräch steuern. Sie haben nicht unbedingt das
Ziel, Gefühle auszudrücken, vergleiche Beispiel (14).
(14)
[58] SonGokuuu: wie gehts?
[...]
[60] Blue: gut und selbst
[...]
[63] SonGokuuu: auch gut
[...]
[67] sHitman: mir gehts acuh gut, danke der nachfrage @ all g
22
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Hentschel eine ganz andere Schlussfolgerung zieht: “Most body language and facial expression are verbalized on IRC.
There is however one way of signalling emotions analogically […]” (Hentschel
1998:7).
JOSEFIEN SWEEP
17
Sehr deutliche Berichterstattungen der Gefühlszustände gibt es aber auch, wie in
z.B. (15) [66], [81], 16 [166/7]).
(15)
[18] Mj210875: Ich schwärme nicht!
[...]
[62] Mj210875: Warum regst du dich so auf?
[...]
[65] Mj210875: Bleib ruhig!
[66] Girl zum telen: ich bin absolut ruhig
[...]
[76] Mj210875: Okay hast du nicht! Bist du frustriert?
[77] Girl zum telen: mitnichten :-)
[78] Girl zum telen: und du?
[...]
[81] Mj210875: Ja ich bin frustriert!
[82] Girl zum telen: aha
[83] Mj210875: Bin ich doch!
(16)
[137] Paul ó Telmor: Sei mir nicht sauer
[...]
[139] octathron: doch
[...]
[165] Paul ó Telmor: trotzdem hast du dich aufgeregt
[166/7] octathron: nicht wirklich ich hab mich grade mit alex kaputtgelacht wie man so bescheuert sein
kann
3.11 Emotionen ausdrücken im Chat
Wir haben gesehen, dass alle nonverbalen Handlungen, wie Emoticons, Akronyme, Inflektive und Zuschreibungs-Turns eingesetzt werden, um Sachen, die normalerweise im kommunikativen Bereich visuell-akustisch übermittelt werden,
kommunizieren zu können (vgl. Pankow 2003:117). Hierbei treten oft Emotionen
ins Spiel. Des Weiteren gibt es sprachliche Mittel, wie explizite Gefühlsberichte,
Wiederholungen und Wechsel des Sprachregisters, um Emotionen darzustellen.
Die Grenzen der nonverbalen und linguistischen Möglichkeiten sind im Chat
fließend. Ein deutliches Beispiel sind Interjektionen, die zwar sprachlich sind, im
Chat aber (teilweise) zur Aufhebung des auditiven Defekts eingesetzt werden. Die
Ausdrucksmöglichkeiten des visuellen und auditiven Bereichs sind auch nicht
deutlich voneinander zu trennen, denn eine nonverbale Handlung wie Hüsteln
(*Hüstel*) stellt ein Geräusch dar und eine Äußerung, die nur aus Interpunktionszeichen besteht (!!!!????), kann man als fragenden oder verwirrten Gesichtausdruck auffassen. Figur 2 gibt eine Übersicht, wie man seine Emotionen im Chat
ausdrücken kann.
Vor allem die Realisierung des nonverbalen Bereichs ist interessant, weil alles
graphisch dargestellt werden muss. Man hat verschiedene Möglichkeiten im Chat,
eine nonverbale emotionale Handlung darzustellen. Eine Handlung wie lautes Lachen kann durch das Emoticon :D, durch das Akronym lol, durch eine typische
*Phrase wie *lautlach*, durch einen Zuschreibungs-Turn, wie z.B. Josefien lacht
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
18
sehr laut ausgedrückt werden oder durch eine (reduplizierte) Interjektion, wie hahahahahaha. Im Korpus werden zwar nicht diese Äquivalente benutzt, aber alle
Möglichkeiten, Gesichtsausdrücke darzustellen, kommen im Korpus vor, vgl. z.B.
:-), lol, weglach (ohne Asteriske), <unknown123 stürzt sich vor lauter Lachen aus
dem Fenster> und haha.
Figur 2: Realisierungen der emotionalen Ausdrucksmöglichkeiten im Chat
4
Bedeutung der ausgedrückten Emotionen im Chat
4.1 Emotionen einteilen
Die Kategorie der Emotionen ist groß und in gewisser Weise offen. Sie ist also
schwer zu erfassen. Deswegen haben die meisten Wissenschaftler systematische
Einteilungen gemacht. Man hat hierbei versucht, eine Methode zu entwerfen, die
als Instrument dienen kann, jede Emotion zu klassifizieren. Eine Methode ist eine
Einteilung der verschiedenen Emotionen anhand verschiedener Skalen. Dies wird
JOSEFIEN SWEEP
19
auch ‚multi-dimensional scaling‘ oder ‚factor analysis‘ genannt. 23 Der Anfang
dieser Methode geht auf Wundt zurück, der 1897 die zwei Basisemotionen
Schmerz und Genuss 24 unterschieden hat (vgl. Oatley/Jenkins 2001:102). Emotionen könnte man demnach der Dimension der Evaluation (negativ-positiv oder unangenehm-angenehm) zuordnen. Eine weitere Dimension ist die der Aktivität, der
Erregung oder der Intensität. Und die dritte Dimension, die oft benutzt wird, ist
die Kontrollierbarkeit der Emotion (potency-dominance). 25 Man findet bei verschiedenen Psychologen verschiedene Auslegungen dieser Dimensionen (vgl.
Caffi/Janney 1994:339).
Wenn in der hier vorliegenden Analyse Emotionen eingeteilt werden, werden
hierfür nur die Skalen positiv-negativ und aktiv-inaktiv verwendet, weil dies elementare Eigenschaften der Emotionen sind, die außerdem deutlich in linguistischen Äußerungen wiederzufinden sind. 26 Für die Dimensionen Evaluation und
Aktivität werden Skalen von -3 bis 3 verwendet, wobei also -3 sehr negativ beziehungsweise sehr inaktiv ist und 3 sehr positiv beziehungsweise sehr aktiv ist. 27
4.2 Emotionen im Chat
Es gibt, grob gesagt, zwei Gruppen expressiver Ausdrucksmittel. Die erste Gruppe dient dazu, tatsächlich spezifische Emotionen darzustellen. Die zweite Gruppe
markiert nur Emotionen. Diese Mittel drücken keine spezifischen Emotionen,
sondern hohe emotionale Beteiligung aus. Dies hat eine Verstärkung der ausgedrückten Emotionen zur Folge.
Zur ersten Gruppe gehören insbesondere die Emoticons. Sie sind das Mittel
par excellence, das zur Emotionsübermittlung eingesetzt wird. Die meisten Emoticons (91,7 %) aus dem Korpus werden zu stark aktiven Emotionen, mit einer
zweiten Koordinate von 2 oder 3 (vgl. Tabelle 1) eingesetzt. Sie können sowohl
positiv als negativ sein. Auffallend ist, dass die meisten Emotionen nicht ernst
23
24
25
26
27
Dem entgegengesetzt ist der Versuch, die Emotionen dadurch zu erfassen, dass man
sie anhand von Prototypen in Cluster einteilt. Dies wird als 'cluster analysis' oder
'prototype approach' bezeichnet.
Auf Englisch: pain und pleasure.
Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist Russels Entwurf des Zirkumplexes (vgl.
zum Beispiel Russell/Lemay 2000:497). Die Idee dieses Zirkumplexes ist oft übernommen und verändert (nach der Meinung der Autoren verbessert) worden (vgl.
Watson/Tellegen 1985:221).
Fast alle linguistischen Emotionsuntersuchungen verwenden diese zwei Dimensionen
der Evaluation und Aktivität (Caffi/Janney 1994:342, Daneš 1994:259, Foolen
1997:18).
Eine Emotion mit den Koordinaten 3,3 ist also eine stark aktive und positive Emotion, wie lautes Lachen, und die Koordinaten -3,-3 bezeichnen etwas als eine lethargische Depression.
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
20
gemeint sind. Meistens werden sie vor einem humoristisch-spielerischen Hintergrund geäußert; es handelt sich um Ironie, Witze und Spiele.
Negativ/Positiv
Zahl (%)
Inaktiv/Aktiv
Zahl (%)
-3
2,4
-3
0
-2
7,1
-2
0
-1
9,5
-1
0
0
11,9
0
0
1
7,14
1
8,33
2
23,8
2
50,0
3
38,1
3
41,7
Tabelle 1: Koordinaten der von den Emoticons ausgedrückten Emotionen
Zu dieser ersten Gruppe gehören außer Emoticons auch Akronyme, Inflektive und
Zuschreibungs-Turns. Obwohl viele Inflektive eine deutliche Emotion ausdrücken
(wie im Korpus *grins*, böseschau, *abknutsch*, *zuschlag*, weglach oder peinlichsei), brauchen nonverbale Handlungen nicht unbedingt mit dem Emotionsausdruck verbunden zu sein. Und wenn sie Emotionen ausdrücken, sind diese sehr
verschieden. Alle ausgedrückten Handlungen sind natürlich virtuelle Handlungen.
Sie sind im realen Leben noch schwieriger wiederzufinden als Emoticons. Deswegen haben sie einen gespielten, lustigen Charakter. Das Gleiche gilt für die
Zuschreibungs-Turns.
Die (emotionalen) Akronyme aus dem Korpus drücken keine verschiedenen
Emotionen aus. Es treten vier Akronyme auf, die eingesetzt werden, um eine Emotion auszudrücken, nämlich lol (laughing out loud), rofl (rolling laughing on
the floor), g (giggle) und gg (starkes giggle). 28 Sie drücken alle Lachen oder (sehr)
lautes Lachen aus. Diese Emotion ist aktiv und positiv und lässt sich somit durch
Koordinaten auf 3,3 einordnen.
In die erste Gruppe gehören weiter die expliziten Emotionsangaben. Explizite
Gefühlsberichte und Verbalisierungen drücken indirekt eine spezifische Emotion
aus. Sie stellen die Emotion nicht direkt dar, sondern konzeptualisieren sie. Sie
werden im Vergleich zu den anderen Ausdrucksmitteln eher wenig benutzt. Die
expliziten Emotionsangaben lösen sehr aktive Interaktionen aus (zweite Koordinate über 2).
Interjektionen können auch spezifische Emotionen ausdrücken. Ihre Bedeutung (und somit die spezifische Emotion) geht aus dem Kontext hervor. Es gibt
Interjektionen, die zu ausschließlich negativen oder ausschließlich positiven Emotionen eingesetzt werden, und es gibt Interjektionen, die sowohl positive als negative Emotionen ausdrücken können.
28
Das Akronym lol tritt 43 Mal auf und außerdem findet man dazu noch drei Varianten,
die insgesamt sechsmal verwendet werden (*looL+/Scherz, *lol*, das zweimal vorkommt und löl, das dreimal auftritt). Das Akronym rofl, das noch stärker ist als lol,
kommt fünfmal vor. Das Akronym g tritt 9 Mal auf (mit den Varianten -g-, +g, was
wahrscheinlich ein Tippfehler für *g ist), und gg gibt es einmal.
JOSEFIEN SWEEP
21
Die zweite Gruppe dient, wie gesagt, dazu Emotionen zu verstärken. Sie kann
auch spezifische Emotionen andeuten, dies scheint aber nicht ihre primäre Funktion zu sein. Alle prosodischen Angaben gehören in diese Gruppe. Oft werden diese mit anderen Emotionsausdrucksmitteln, wie nonverbalen Handlungen, derber
Sprache und Interjektionen, kombiniert. Sie bezeichnen eine Verstärkung der Emotionen, die von diesen Mitteln ausgedrückt wurden. Auch Wiederholungen,
Flooding und Vertikalschreibung dienen dazu. Sprechsprache drückt oft auch eine
hohe emotionale Beteiligung oder eine Verstärkung einer Emotion aus. Und auch
derbe Sprache kann, zum Beispiel beim Fluchen, zu diesem Zweck eingesetzt
werden. Die Verstärkung der Emotionen führt zu aktiven Emotionen, die eine hohe zweite Koordinate haben.
Weil Interjektionen meistens mit spezifischen Emotionen verbunden werden
können, gehören sie im Prinzip zu der ersten Gruppe. Es gibt aber Interjektionen,
die nicht wirklich spezifische Emotionen ausdrücken. Sie bilden eher eine emotional geprägte Schlussfolgerung über das, was vorher gesagt wurde. Sie signalisieren also emotionale Beteiligung. Beispiele sind na und ach. Diese Interjektionen
gehören also eher in diese zweite Gruppe.
5
Funktion der Emotionen im Chat
5.1 Fragestellung
Bei der Frage nach der Bedeutung von Emotionen im Chat ist aufgefallen, dass
die Emotionen im Chat vor allem aktiv sind. Fast alles befindet sich im aktiven
Bereich mit einer zweiten Koordinate über 2. Außerdem ist der spielerischhumoristische Charakter erwähnt worden. Die Emotionen werden fast immer vor
einem humoristischen Hintergrund geäußert. Emotionen sind oft nicht ernst gemeint, sondern gespielt. Die Funktion der Emotionen im Chat kann uns vielleicht
ein wenig Aufklärung über diesen spielerisch-humoristischen Charakter verschaffen.
Die Frage nach der Funktion der Emotionen ist eigentlich zweigliedrig: Man
fragt nach dem Zusammenhang zwischen der Sprachfunktion emotionaler Äußerungen und der des Kommunikationsmittels des Chattens. Deswegen werden wir
zuerst untersuchen, warum man chattet und das Ziel und die Thematik des Korpus
unter die Lupe nehmen. Danach werden wir uns mit den Sprachfunktionen befassen, insbesondere der der emotionalen Äußerungen. Erst dann kann eine Antwort
auf die Frage nach der spezifischen Funktion der emotionalen Äußerungen im
Chat gegeben werden.
5.2 Warum chattet man?
Eine erste Antwort auf die Frage, warum man chattet oder wozu das Chatten
dient, scheint sich aus dem Begriff chat selber zu ergeben. Das englische Verb to
22
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
chat bedeutet nämlich plaudern oder schwätzen. Ein Chatgespräch ist also ein
Plaudergespräch, und man chattet „for the purpose of chatting, of having small
talk“ (Weigand 1999:41). Reid nennt die Funktion des Chattens „social interaction“ (Reid 1991:3) und Naumann schreibt: „Man plaudert über dies und das, was
einem so gerade einfällt. Gesprächsanalytisch würde man diese Art der Gattung
‚Small Talk‘ zuordnen“ (Naumann 1997:171). Small Talk (Geplauder mit einer
sozialen Funktion) scheint im Zusammenhang mit Chat ein Schlüsselwort zu
sein. 29
Der normale Chat kann aber verschiedenen Zwecken dienen. Es werden neben reinem Plaudern vier andere Gebrauchszwecke des normalen Chats unterschieden (vgl. Geers 1999:94 oder Hess-Lüttich/Wilde 2003:175). Der Chat kann
als Flirtmittel eingesetzt werden, um möglicherweise über den Chat einen potentiellen Lebensgefährten zu finden oder um einfach nur flirten zu können. Es gibt
depressive Chatter (oder Chatter mit anderen psychischen Problemen), die im
Chat Hilfe und Leidensgenossen suchen. Der Chat kann multikulturell Interessierten das Mittel bieten, etwas über andere Kulturen und Sprachen zu lernen. Und
der Chat kann als Informationsmittel dienen, wenn man eine Antwort auf spezifische, oft technische Fragen (vor allem im Bereich des Computers) sucht.
Der (Plauder-)Chat kann also zu anderen Zwecken als reiner Unterhaltung
eingesetzt werden und darf deswegen nicht mit virtuellem Small Talk gleichgesetzt werden. In der Praxis wird das Chatgespräch aber „nur selten zu ernsthaften
Zwecken benutzt“ (Naumann 1997:94). Die meistens Chatter suchen einen Gesprächspartner für "Spaß und Zeitvertreib" (Geers 1999:94), chatten ist „almost
exclusively a leisure activity“ (Schulze 1999:69). Obwohl Chatten zu anderen
Zwecken eingesetzt werden kann, kann „die Großzahl der Gespräche unter der
Bezeichnung Small Talk subsumiert werden“ (Geers 1999:97).
5.3 Chatthematik der Korpus
In diesem Paragraphen werden wir untersuchen, mit welchem Zweck die 22
Chatgespräche aus dem Korpus geführt werden. Tabelle 2 spezifiziert, um was für
29
Jedoch wird auch vor der Auffassung, Chatten mit Small Talk gleichzusetzen, gewarnt, weil dies möglicherweise eine vorschnelle Verallgemeinerung ist. Geers
schreibt dazu: „In vielen Interneteinführungen wird der Verdacht zum Ausdruck gebracht, dass IRC mit Small Talk, mit Geschwätz, im Endeffekt mit sinnloser Unterhaltung gleichgesetzt werden kann. Dieser Vorwurf ist zu hinterfragen“ (Geers
1999:93). Dass Chatten sehr nützlich sein kann, ist bekannt. Es existieren, wie Beißwenger zum Beispiel deutlich beschreibt, nicht nur Plauderchats, sonder auch (oft
moderierte) Politiker- und Expertenchats, und es gibt die Möglichkeit, den Chat als
Kommunikationsmittel für Arbeitszwecke (wie zum Beispiel als virtuelles Seminar)
einzusetzen (Beißwenger 2003:199, 220-228). Solche Chattypen werden hier aber
nicht untersucht.
JOSEFIEN SWEEP
23
eine Art von Gespräch es sich handelt und was die globale Thematik der Gespräche ist.
Chat Art des Gesprächs
1
Small Talk: Interaktives Witzspiel mit
vielen Dialogsträngen
2
3
4
Small Talk mit Verwirrung, die lustig
gefunden wird
Small Talk
Small Talk (um Anekdote)
5
6
Small Talk / Begrüßungsritual
Flirt/Konfliktgespräch
7
Kontakt/Konfliktgespräch
8
9
Streitgespräch
Witzgespräch: Nachahmung eines
informativen Gesprächs
10
Konfliktgespräch
11
12
13
14
15
Informationsfrage, die mit einer
Bedrohung beantwortet wird und zu
Konflikt/Witzsituation führt
Small Talk (um Anekdote)
Small Talk
Small Talk
Small Talk / Beschimpfen zum Spaß
16
17
18
Misslungene Kontaktaufnahme
Streitgespräch
Small Talk
19
Small Talk
20
Kontaktaufnahme/Streitgespräch
21
22
Small Talk
Small Talk (zum Teil negativ)
Globale Thematik
Witze durch nonverbale Handlungen,
leichter Streit und Thematisierung der
Chatkommunikation selber
Gespräch über Mädchen und Jungen
Mittagessen
Anekdote einer Verbrennung beim
Duschen
Thematisierung der Chatkommunikation
Kennen lernen: Kontakt und
Kommunikation werden häufig
thematisiert
Mädchen sucht Kontakt, Junge möchte
dies gar nicht
fast keinen Inhalt, Beschimpfungen
Person 1 hält Person 2 zum Narren,
indem er tut, als ob er sauer auf ihn und
seine Firma sei. Es stellt sich aber
heraus, dass sie sich kennen.
Sexuelle Bitte, ausgelöst von Nickname,
die abgelehnt wird
Person möchte Website hacken, wird
aber von allen anderen zum Narren
gehalten und bedroht
Anekdote über Nazi-Witz beim Abitur
Über Alltag, endet mit Lachen
Über das Wort morsche
Small Talk über Spiel, endet mit einer
Art freundschaftlicher Beschimpfung
Begrüßung und Computerfrage
Thema: Frauen sind dumm
Thema: Schule, Hobbys, ICQ/MSN.
Kontakt thematisiert, Witze im sexuellen
Bereich
Eine dritte Person war gemein zu Person
1. Person 2 haut diese 3. Person virtuell
Die Personen kennen sich über jemand
anders aus dem Chat, sie kriegen Streit
(Langweilige) Interaktion thematisiert
Viel derbe Sprache, Interaktion
thematisiert
Tabelle 2: Gesprächsart und Thematik der Chats im Korpus
24
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
Obwohl das Korpus nicht beansprucht, repräsentativ für die komplette Chatsprache zu sein, lässt es sich mit den meisten anderen Chatuntersuchungen vergleichen; auch hier werden alle Chatgespräche zum Spaß und zum Zeitvertreib geführt (auch wenn dies zu Konflikten führen kann). Die meisten Chatgespräche
sind eindeutig Small-Talk-Gespräche, wobei es nur um das Gespräch selber, um
die Interaktion, geht und der Gesprächsgegenstand gar nicht wichtig ist.
Viele dieser Small-Talk-Gespräche haben kaum ein erkennbares Thema. In
solchen fast themalosen Small-Talk-Gesprächen geben emotionale Äußerungen,
wie Emoticons, nonverbale Handlungen, Akronyme und Äußerungen, die nur aus
Interpunktionszeichen bestehen, den Ton an. Dies zeigt sich deutlich in den Beispielen (17) und (18).
(17)
[4] @gemaster: das is mir zu weit^
[5] @mrblaster: löl
[6] @gemaster: weil sonja wollt um 5 kommen
[7] @gemaster: und dann
[8] @mrblaster: fiyk
[9] @mrblaster: fiyk
[10] @gemaster: wird das n bisl eng
[11] @pon|Y: rhhrhr
[12] @mrblaster: LOL
[13] @mrblaster: ES WIRD ENG
[14] @pon|Y: LOOOOOOOOOOOOOOOOL
[15]@pon|Y: LOOOOOOOOOOOOOOOOL
(18)
[2] Dwarf: <.<
[3] JibriL: und die kerle? xD
[4] Dwarf: 6
[5] Dwarf: ^^
[6] JibriL: <,<
[7] JibriL: lüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüge ^^
[8] Dwarf: lol^^
[9] Hammer2K: also wen du das 6 jahre ohne wasser aushältst respekt
[10] JibriL: ähm...
[11] Dwarf: hö..wasser?
[12] JibriL: ....hä?
[13] Lain89: ?
[14] Dwarf: ?..^^
[15] JibriL: LOL ^^ log ^^
Oft sind sogar das Gespräch, die Interaktion oder der Kontakt selbst Gesprächsthema: Äußerungen aus dem Chat werden zitiert (Beispiel (19)), das Gespräch
handelt vom Chat selbst (Beispiel (20)) oder hat den Kontakt als Gesprächsthema
(Beispiele (21) und (22)).
JOSEFIEN SWEEP
25
(19)
[52] Girl zum telen: aha .... weshalb sonst schreibst du mir von deinem tollen tollen auto?
[...]
[71] Girl zum telen: Girl zum telen: aha .... weshalb sonst schreibst du mir von deinem tollen tollen
auto?
(20)
[2] LegendaryZero: das erste mal im z-zero chat, wie aufregend O_o
[3] LegendaryZero: toll, jetz bin cih hier und niemand gibt antwort O_o
[4] Xiel: lol^^
[5] Xiel: antwortgeb
(21)
[76] Alpha-Metroid: erst beleidigst du mich, und dann schleimst du dich wieder ein
[77] Michele: ich hab dich noch nie beleidigt du bist doch mein süßer!
[78-80] Alpha-Metroid: du hast mich passiv beleidigt. ich habe gesagt, dass mein ICQ spinnt und dann
sagst du
"ja so wie du" damit interpretiere ich es so, das du mir sagen willst das ich spinne
(22)
[6] *UMBRO*: noch da?
[7] derbro: ja
[8] derbro: warum?
[9] *UMBRO*: weil de nix schreibst
[10] derbro: was soll ich denn schreiben
[11] *UMBRO*: mhh...das must du schon selber wissen
[12] *UMBRO*: tell me something...
[13] derbro: dir ist langweilig?
Solche Thematisierungen der Chatkommunikation werden oft von emotionalen
Ausdrücken begleitet. In Beispiel (21) und (22) geschieht dies explizit („langweilig“, „beleidigt“, usw.). In Beispiel (20) gibt es viele Emoticons, die andeuten, wie
aufregend und toll die Chatinteraktion ist. Außerdem gibt es die nonverbale Handlung „antwortgeb“, die zu diesem interaktiven Spiel beiträgt.
Neben Small-Talk-Gesprächen gibt es einige Konflikt- oder Streitgespräche
und einige Flirtgespräche. Die Flirtgespräche sind nie wirklich seriös. Sie bestehen alle aus ständigen Abwechslungen von Flirt zu Konflikt und umgekehrt. Auch
die Streitgespräche sind nicht alle seriös. Fast immer liegt eine undeutliche Mischung aus Streit und Witz oder Streit, Witz und Flirt vor. Luginbühl zieht in einer Untersuchung zu Streitsequenzen den Schluss: „Die Streitsequenzen haben
nicht immer den Status einer ernsten Interaktionsmodalität, sondern werden oft
interaktiv als Mischform zwischen einer ernsten und einer humoristischen Interaktionsmodalität ausgehandelt“ (Luginbühl 2003:78). Diese Schlussfolgerung trifft
auch auf das hier zugrunde gelegte Material zu. In den vorangehenden Paragraphen, die sich mit den spezifischen Emotionsäußerungen auseinandersetzten,
konnte der unernste, spielerisch-humoristische Charakter der Emotionen schon
nachgewiesen werden. Beispiele (23)-(25) illustrieren dies ebenfalls; sie zeigen
wie gemischte Emotionen, nämlich Streit und Scherz miteinander einhergehen:
26
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
(23)
[1] Renejan: Hey, Arschbacke X'D
[…]
[4] Termic4: was willste
[5] Renejan: ahh , wollte mal testen ob du reagierst X'D
(24)
[248] <-- NETZWERK hat den IRC verlassen. Grund: (Quit: NETZWERK)
[249] BKA-Dortmund: arg
[250] BKA-Dortmund: feige sau
[251] gosty|afk: *lol*
[252] BKA-Dortmund: schade ...
[253] BKA-Dortmund: der bibbert
[254] Aides: lol
(25)
[109] Paul ó Telmor: Tust du nur so affig oder wollt ihr andere leute um geld verarschen?
[110] octathron: Wir verarschen keinen. Deine Tür will ich garnicht, aber dass scheinst du ja nicht zu
kapieren
[...]
[131] Paul ó Telmor: DU WURDEST VERARSCHT
[132] octathron: er gibt es zu..
[133] Paul ó Telmor: Rofl
[134] Paul ó Telmor: loooooooooooooool
[135] octathron: ganz toll
[136] Paul ó Telmor: Sei mir nicht sauer
Auffallend bei den Chatgesprächen des Korpus ist also, dass sie entweder emotionale Gespräche (in denen geflirtet, geschimpft, gedroht und gescherzt wird) oder
Small-Talk-Gespräche sind. Die Grenze zwischen diesen beiden Gesprächstypen
ist im Korpus aber fließend, denn die Flirt- und Streitgespräche sind halbseriös
und bei den Small-Talk-Gesprächen fällt auf, dass sie mit emotionalen Ausdrücken durchsetzt sind.
Emotionen scheinen bei Small Talk im Chat maßgeblich zu sein. Dies hört
sich ein wenig paradox an, wenn man bedenkt, dass Small Talk ein einfaches, oberflächliches Gespräch ist; Emotionen gehören eher nicht dazu. Um dies erklären
zu können, soll ein Blick auf die Funktion emotionaler Sprache und auf die anderen Sprachfunktionen geworfen werden, um dann zu eruieren, ob diese auf den
Chat übertragbar sind.
5.4 Sprachfunktionen und Emotionen
Bühler unterscheidet in seinem Modell drei Sprachfunktionen, die auf drei Komponenten einer Kommunikationssituation basieren: eine referentielle (oder kognitive) Sprachfunktion, die sich auf Gegenstände oder Sachverhalte bezieht, eine
appellative Sprachfunktion, die sich nach dem Empfänger richtet und eine expressive Sprachfunktion, die sich auf den Sender bezieht. Bühler spricht in diesem
Zusammenhang von Darstellung, Appell und Ausdruck (Bühler 1965:28).
Bühlers Modell ist oft übernommen, ergänzt und verändert worden. Eine der
wichtigsten Ergänzungen stammt von Jakobson. Er geht von sechs statt von drei
JOSEFIEN SWEEP
27
Komponenten einer Kommunikationssituation aus: Sender, Empfänger, Kontext
(Bühlers Gegenstände/Sachverhalte), Äußerung, Kontakt und Kode. Er fügt also
drei Sprachfunktionen hinzu: die poetische, die phatische und die metalinguistische (vgl. Jakobson 1990:72-77).
Jakobson basierte diese neuen Sprachfunktionen auf ältere Ideen. Die Idee einer poetischen Funktion zum Beispiel gab es schon bei Mukařovský (vgl. Daneš
1987:13) und seine phatische Funktion, basiert auf dem von Malinowski geprägtem Begriff phatischer Kommunion (Jakobson 1990:75, vgl. Sassen 2000:90).
Phatische Sprache hat nichts mit Informationsvermittlung zu tun, sondern bezieht
sich nur auf den Kontakt, auf die Kommunikation selbst (vgl. Žegarac/Clark
1999:328). Sie hat mit menschlichen Kontakten zu tun, ist etwas Soziales (vgl.:
„[…] the phrase ‚phatic communication‘, which has been thought of as an essentially social phenomenon“ (Žegarac/Clark 1999:321)). Gruß- und Abschiedsrituale
und zum Beispiel auch Small Talk, die man umschreiben kann als (inhaltloses)
Geplauder, das nur eine soziale Rolle erfüllt, sind Beispiele von Sprache mit phatischer Funktion.
Die expressive Funktion der Sprache wird normalerweise mit dem Emotionsausdruck verbunden (Foolen 1997:15). Jakobson nennt dies die emotiv-expressive
Funktion. 30 Diese Sprachfunktion “tends to produce an impression of a certain
emotion, whether true or feigned” (Jakobson 1990:73). Alle Ausdrücke, die in
dieser Arbeit untersucht und als Ausdrücke mit einem emotionalen Gehalt kategorisiert wurden, haben also bei Jakobson eine emotiv-expressive Funktion.
5.5 Funktion der Emotionen im Chat
Weil fast alle Chatgespräche Small-Talk-Gespräche sind, hat die phatische
Sprachfunktion die Oberhand. Auffallend in diesen Small-Talk-Gesprächen ist
30
Weil in Äußerungen nicht nur spontane Gefühlsausdrücke, sondern auch explizitierte,
bewusst ausgedrückte motionen auftreten, wird oft mit Hilfe der von Marty stammenden Begriffen emotionale Kommunikation und emotive Kommunikation unterschieden (Caffi/Janney 1994:328). Emotionale Kommunikation hat eine expressive
Funktion: Der Sprecher hat die Absicht, dem Zuhörer seine Gefühle zu zeigen. Dies
fällt mit Bühlers Ausdrucksfunktion zusammen. Emotive Kommunikation wird im
Gegensatz dazu intentional eingesetzt und scheint eher die Funktion zu haben, das
Gespräch zu steuern und den Gesprächspartner zu beeinflussen. Dies ist keine expressive, sondern eher eine appellative Sprachfunktion (Caffi/Janney 1994:336). Diese
Unterscheidung ist jedoch nicht deutlich und wird demzufolge nicht immer gemacht:
Jakobson vernachlässigt diesen Unterschied. Er benutzt die Termini durcheinander,
indem er von einer emotiv-expressiven Funktion spricht (Jakobson 1990:73). Nach
Jakobson hat es auch keinen Sinn zwischen emotiv und emotional zu unterscheiden,
denn man kann anhand der sprachlichen Äußerungen gar nicht wissen, ob Emotionen
aufrichtig sind oder nur als appellatives Mittel eingesetzt werden (vgl. Čmejrková
2004:38).
28
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
jedoch die hohe Anzahl emotionaler Äußerungen. Außerdem gibt es neben den
Small-Talk-Gesprächen auch viele Gespräche mit einer emotionalen Thematik,
wie Flirt-, Witz- und Streitgespräche. In solchen emotionaleren Gesprächen werden meistens ambivalente Emotionen zum Ausdruck gebracht, was sich darin
zeigt, dass Streit- oder Konfliktsequenzen mit Flirt- oder Witzsequenzen einhergehen. Normalerweise werden die Emotionen mit einer expressiven Sprachfunktion verbunden.
Dies alles, - der Umstand, dass der Chat von emotionalen Ausdrücken wimmelt, die Kombination von Small-Talk- und emotionalen Gesprächen im Korpus,
die oft gespielten Emotionen und ihr spielerisch-humoristischer Charakter scheint darauf hinzudeuten, dass im Chat die expressive und die phatische Sprachfunktion aneinander gekoppelt sind. Die Funktion der emotionalen Äußerungen
im Chat ist nicht mehr nur die Kundgabe der Gefühle. Das Ziel der emotionalen
Äußerungen ist eher ihr Beitrag zur Interaktion. Man sucht ein einfaches Plaudergespräch, in dem emotionale Äußerungen eingesetzt werden: Man tastet sich ab,
macht Witze und streitet oder flirtet manchmal ein bisschen und macht diese (emotionale) Interaktion zum neuen Gesprächsthema. Genau dies sind die Merkmale der phatischen Kommunikation.
Auf den ersten Blick scheint der Umstand, dass die Thematik oft emotional ist
und dass der Chat von Emotionen wimmelt, ein wenig paradox, weil Small-TalkGespräche meistens emotional flach sind und oberflächliche Themen, wie das
Wetter, die Nachbarn oder etwas aus der Umgebung (zum Beispiel Abfahrtzeiten
an der Bushaltestelle), haben. Hierin findet man aber gleich einen möglichen
Grund, weshalb die Small-Talk-Gespräche eine emotionale Thematik haben: Es
gibt im Chat keine Umgebung, kein Wetter und keine Nachbarn. Eine mögliche
Erklärung für das Zusammengehen von Small Talk und Emotionen besteht also
darin, dass die erste logische Möglichkeit eines Gesprächsthemas die eigenen Gefühle und der gerade ablaufende Kontakt 31 sind.
Die Verbindung zwischen einer expressiven und einer phatischen Sprachfunktion ist nicht ohne weiteres als solche in der Literatur wiederzufinden. Andere
Chatuntersuchungen deuten aber (oft ohne dass dies explizit genannt wird) darauf
hin. Weigand betont, dass der Beitrag einiger emotionaler Äußerungen (sie nennt
Emoticons, Akronyme, Buchstabenreduplikation und die Verwendung von Großbuchstaben) darin besteht, „the game character of the chat“ (Weigand 1999:45)
31
Dass es im Chat oft einen Fokus auf den Kontakt gibt und dass dieser Kontakt thematisiert wird, war schon bei der Betrachtung der Chatthematik des Korpus (illustriert
durch die Beispiele (19)-(22)) zu sehen. Eine solche Thematisierung des eigenes Gesprächs und der eigenen Äußerungen fällt in den Bereich der metalinguistischen
Funktion. Auch die metalinguistische Funktion scheint also im Chat, auf die gleiche
Weise wie die expressive, der phatischen dienen zu können. Genauere Betrachtungen
und Schlussfolgerungen hierzu sind erforderlich, sie würden aber den Rahmen dieses
Artikels sprengen.
JOSEFIEN SWEEP
29
hervorzuheben. Emotionale Äußerungen im Chat sind phatisch umfunktioniert,
weil sie zur Interaktion und zur Betonung des humoristisch-spielerischen Charakters des Chats beitragen.
Die Verbindung von Emotionen mit einer phatischen Funktion wird in einigen
Chatuntersuchungen noch stärker betont. Sassen schreibt über Emoticons: „Smileys wird die beschwichtigende phatische Funktion [...] zugeordnet“ (Sassen
2000:91-92). Und über Zuschreibungs-Turns heißt es bei ihr, dass diese „von
mehrschichtiger phatischer Natur sein können“ (Sassen 2000:92). Ihre Untersuchung bezieht sich nicht auf Emotionen, indirekt aber bringt sie Emotionen mit
einer phatischen Sprachfunktion in Verbindung, indem sie verschiedene emotionale Äußerungen (nämlich Emoticons und Zuschreibungs-Turns) im Zusammenhang mit der phatischen Funktion betrachtet.
In der Untersuchung von Luginbühl zum Streiten im Chat finden sich ähnliche Aussagen. Er sagt über Streit (und die damit verbundenen emotionalen Äußerungen), dass sie „in die Nähe der sonstigen Kommunikation in den Chats, in denen die phatische Funktion im Vordergrund steht“ (Luginbühl 2003:80) rücken.
Und auch wenn im Chatgespräch gespaßt wird, herrscht die phatische Funktion
nach Luginbühl vor: „In gewissen Streitsequenzen, die eine Wendung ins Humoristische nehmen oder aber von Anfang an in einer gemischten Interaktionsmodalität realisiert werden [...] dürfte [...] die phatische Funktion überwiegen“ (Luginbühl 2003:86).
Im Korpus, das der vorliegenden Untersuchung zugrunde liegt, scheint dies
auch der Fall zu sein. Die Interaktion im Chat ist oft eine Mischung aus starken
Emotionen und Small Talk, 32 es ist ein Spiel. 33 Weil überwiegend Small Talk als
interaktives Spiel auftritt, ist beim Chatten die phatische Funktion dominant. 34 Die
Thematik der Small-Talk-Gespräche ist oft emotional, weil es im Chat keine gemeinsame Umgebung gibt, und so bleiben nur der Kontakt und die Gefühle. Emotionale Äußerungen werden für die Chatinteraktion eingesetzt, weil sie den Defekt
der fehlenden Umgebung aufheben und zum interaktiven Plaudergespräch beitragen. Die aktiven, starken und oft gespielten Emotionen aus dem Korpus scheinen
also nicht nur eine expressive, sondern auch eine phatische Funktion zu haben.
Obwohl dies nicht explizit in der Sekundärliteratur hervorgehoben wird, wird es
in einigen Chatuntersuchungen schon angedeutet.
32
33
34
Luginbühl deutet dies auch an, wenn er von einer 'gemischten Interaktionsmodalität'
spricht, die sich zwischen einer ernsten und einer humoristischen befindet (Luginbühl
2003:78).
Vgl. Reid 1991: “IRC is essentially a playground”.
Soziale Interaktion und phatische Kommunikation wie Small Talk gehören zusammen. Reid, Weigand und Naumann deuten dasselbe Ziel des Chattens an, obwohl sie
über soziale Interaktion beziehungsweise Small Talk sprechen.
FORM, BEDEUTUNG UND FUNKTION DER EMOTIONEN IN CHAT
30
6
Fazit und Ausblick
Die Forschung hat mittlerweile durch viele Studien einen gewissen Konsens darüber erreicht, dass die Chatkommunikation zwar medial schriftlich ist, konzeptionell aber als mündlich eingestuft werden kann. Obwohl die vorliegende Chatuntersuchung sich nicht direkt mit der konzeptionellen Mündlichkeit und der medialen Schriftlichkeit der Chatkommunikation befasst, bestätigen ihre Ergebnisse
dieser Auffassung schon: Emotionalität wird als Parameter der konzeptionell
mündlichen Kommunikation betrachtet, und der Chat wimmelt von Emotionen.
Die hier vorgelegte Analyse geht von einem Korpus aus, das die Untersuchung von Emotionen im Chat ermöglicht und illustriert. Dabei ist zu betonen,
dass das Korpus keinen Anspruch auf statistische Signifikanz erhebt. Die Ergebnisse dieser Arbeit dienen eher als Anregung für weitere Untersuchungen, die sich
schon auf statistisch signifikantes Material stützen und die hier erzielten Beobachtungen ausbauen können.
Die Untersuchung nach Emotionen im Chat hat sich auf drei Ebenen erstreckt: Sie lässt sich in eine Mikro-, eine Meso- und eine Makroebene unterteilen. Auf der Mikroebene wird untersucht, wie man Emotionen im Chat gestalten
kann, oder, anders gesagt, welche Möglichkeiten zum Emotionsausdruck es überhaupt gibt. Die Mesoebene der Analyse beschäftigt sich damit, welche Emotionen
im Chat ausgedrückt werden; sie fragt nach der emotionalen Bedeutung. Die
Makroebene betrachtet die gefundenen Emotionen aus der weitesten Perspektive:
Hier geht es um die Funktion der Emotionen. Mit diesen drei Ebenen wurden das
Wie, Was und Warum erklärt: Die Form, Bedeutung und Funktion der Emotionen
wurden analysiert. Auf jeder dieser drei Ebenen konnten mehrere Beobachtungen
gemacht werden.
Bei den Ausdrucksmöglichkeiten fiel auf, dass es keine Eins-zu-einsKorrespondenz mehr gibt zwischen Ausdrücken der ‚normalen‘, gesprochenen
Kommunikation und ihrer Realisierungen im Chat. Emoticons, Inflektive und paralinguistische Angaben sind zwar entstanden als Abspiegelungen von realer Gestik, Mimik und Paralinguistik, um den visuell-akustischen Defekt aufzuheben,
mittlerweile führen sie aber ein Eigenleben. Sie sind bewusst eingesetzte Stilisierungen, die oft gar kein Gegenstück im realen Leben mehr haben: Es gibt paralinguistische Angaben, die nicht zu realisieren sind, und fast alle Handlungen sind
gespielt. Statt Mittel aus anderen Kommunikationssituationen abzuspiegeln, setzt
der Chat eigene Mittel zur Wiedergabe von Emotionen ein. Dadurch wird der Unterschied zwischen nonverbalen und linguistischen Äußerungen einigermaßen
verwischt, weil die Äußerungen mit nonverbalen Handlungen oft unmittelbar zur
Chatsprache gehören. Auch Interjektionen zeigen dies deutlich; es sind sprachliche Mittel, die im Chat dazu eingesetzt werden, den auditiven Defekt aufzuheben.
Auf der Mesoebene, die sich auf die Bedeutung der emotionalen Äußerungen
bezieht, werden auch mehrere Beobachtungen gemacht. Erstens kann man zwei
Gruppen von emotionalen Angaben unterscheiden. Mithilfe von Äußerungen der
ersten Gruppe werden spezifische Emotionen dargestellt, Äußerungen der zweiten
JOSEFIEN SWEEP
31
Gruppe dienen nur dazu, (schon vorhandene) Emotionen zu markieren. Sie drücken keine spezifische Emotion aus, sondern dienen dazu hohe emotionale Beteiligung auszudrücken, und verstärken somit die spezifischen, vorhandenen Emotionen im Chatgespräch. Zweitens wurde festgestellt, dass fast alle ausgedrückten
Emotionen im Chat, egal ob sie negativ oder positiv sind, stark aktiv sind. Dies
wird durch Äußerungen aus beiden Gruppen verursacht. Äußerungen der ersten
Gruppe drücken Emotionen aus mit einer hohen zweiten Koordinate (die die Aktivität andeutet), die oft über 2 liegt. Äußerungen der zweiten Gruppe verstärken
Emotionen, was zu starken, aktiven Emotionen führt. Drittens fällt auf, dass viele
spezifische Emotionen der ersten Gruppe gespielt sind. Sie sind oft nicht ernst
gemeint. Manchmal werden sie nur vor einem spielerisch-humoristischen Hintergrund geäußert.
Die Makroebene gibt Aufschluss darüber, warum man solche Emotionen im
Chat findet. Aus der Literatur geht hervor, dass fast alle Chatgespräche, obwohl
man sie nicht ohne weiteres damit gleichsetzen darf, Small-Talk-Gespräche sind.
Die phatische Funktion hat also im Chat die Oberhand. Auch im vorliegenden
Korpus ist dies der Fall, obwohl die Small-Talk-Thematik oft mit emotionaler
Thematik kombiniert wird. Die Chatgespräche aus dem Korpus haben oft emotionale Themen, und hinzu kommt noch, dass Chats von emotionalen Äußerungen
wimmeln. Emotionale Äußerungen haben normalerweise (nach Jakobsons Modell) eine emotiv-expressive Funktion. In Chatgesprächen scheinen die phatische
und die expressive Sprachfunktion miteinander einherzugehen und verbunden zu
sein. Dies ist eine neue Einsicht, die, obwohl sie in Chatuntersuchungen manchmal angedeutet wird, in anderen Beiträgen zum Thema auf diese Art nicht anzutreffen ist.
Trotz ihrer Ergebnisse lässt die vorliegende Studie viele Fragen offen. Die erforschten Möglichkeiten, Emotionen im Chat auszudrücken, und die festgestellte,
neue emotiv-phatische Rolle der emotionalen Äußerungen in der Chatkommunikation sollen als Anregung zu weiteren Untersuchungen dienen.
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