Fixateur interne mit Pins und Polymethylmethacrylat zur Fixation
Transcription
Fixateur interne mit Pins und Polymethylmethacrylat zur Fixation
Aus der Chirurgischen Veterinärklinik -Kleintierchirurgie- (Prof. Dr. E. Schimke) der Justus-Liebig-Universität Gießen Fixateur interne mit Pins und Polymethylmethacrylat zur Fixation einer Instabilität des 5. und 6. Halswirbels nach Ventral Slot-Operation bei einem Rottweilerrüden O. LAUTERSACK und M. KRAMER Zusammenfassung In der Chirurgischen Veterinärklinik (Kleintierchirurgie) der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ein 3 ½ jähriger Rottweilerrüde mit progressiver Tetraparese vorgestellt. Aus der Anamnese war bekannt, dass der Hund 8 Wochen zuvor wegen chronisch degenerativer Diskopathie zwischen dem 5. und 6. Halswirbel operiert worden war. Wegen rezidivierender Symptomatik wurde er 4 Wochen später nachoperiert und der Zugang zum Rückenmark erweitert. Die klinisch-neurologische und röntgenologische Untersuchung zeigte Instabilität der kaudalen Halswirbelsäule mit dynamischer Kompression von ventral durch noch vorhandenes, vorgefallenes Bandscheibenmaterial im operierten Intervertebralspalt. Der Druck auf das Rückenmark in diesem Bereich hatte zu kaudaler zervikaler Spondylomyelopathie geführt. Die Therapie durch operative Erweiterung des Slot mit Entfernung der Bandscheibenreste und anschließender Stabilisation mit Steinmannnägeln und Polymethylmethacrylat (Fixateur interne) werden beschrieben. Summary A 3 ½ year old male Rottweiler dog with progressive tetraparesis was presented at the veterinary teaching hospital for small animal surgery of the Justus-Liebig-University Gießen. The owner told us that the dog had been operated by the local veterinarian between the 5th and 6th cervical vertebra because of chronic discopathy 8 weeks before. Because of recurrence of signs the slot was enlarged in a second operation by the veterinarian. The neurological examination and the X-ray showed instability of the 5th and 6th cervical vertebra with dynamic compression by remaining disc material in the spinal canal. The chronic pressure on the cervical spine lead to the symptoms of caudal cervical spondylomyelopathy. The operative enlargement of the ventral slot with excision of remaining disc material and the stabilisation with pins and polymethylmethacrylate (Fixateur interne) are described. Einleitung Degenerative Bandscheibenerkrankungen der Halswirbelsäule kommen bei allen Rassen vor, wobei meist chondrodystrophe Hunde betroffen sind. Dabei tritt die Diskopathie besonders an den Übergängen von beweglichen zu starren Wirbelsäulenabschnitten auf. Verschiedene Zugänge zum Wirbelkanal im Halsbereich sind für die operative Dekompression beschrieben. 1 Die übliche Methode ist der Ventral Slot, während die dorsale Laminektomie und der laterale Zugang selten angewandt werden. Die Größe des Ventral Slot richtet sich nach den betroffenen Wirbeln und sollte 25 % der Länge des kranialen und kaudalen Wirbelkörpers, sowie 50 % der Breite des Intervertebralspalts nicht überschreiten (Prata und Stoll, 1973). Wird der Zugang größer angelegt, besteht die Gefahr, dass die entsprechenden Wirbelkörper gegeneinander instabil werden. Die Beeinträchtigung der funktionellen Integrität der Bandscheibe führt jedoch immer zu vermehrter Beweglichkeit zwischen den betroffenen Wirbeln (Macy et al., 1999), die aber bei Einhaltung der Richtlinien klinisch nicht von Bedeutung ist. Bei dem Rottweiler wurde mit den Operationen des Haustierarztes (HTA) und der Erweiterung des Ventral Slot in der Chirurgischen Veterinärklinik der Universität Gießen zur vollständigen Dekompression eine pathologische Instabilität verursacht, die mit entsprechenden Veränderungen bei der kaudalen zervikalen Spondylomyelopathie („WobblerSyndrom“) vergleichbar ist, wie sie häufig beim Dobermann beschrieben wird (Seim und Withrow, 1982; Lewis, 1989). Die Stabilisation des betroffenen 5. und 6. Halswirbels erfolgte mit Pins und Zement nach Modifikation der von Bruecker et al. (1989) beschriebenen Methode. Fallbeschreibung Anamnese An der Chirurgischen Veterinärklinik (Kleintierchirurgie) der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ein 3 ½ jähriger, männlicher Rottweiler wegen eines rezidivierenden Halswirbelsäulensyndroms (HWS-Syndrom) vorgestellt. 8 Wochen zuvor war der Hund erstmals vom HTA wegen Diskopathie zwischen dem 5. und 6. Halswirbel (C 5/6) mit einem „Ventral Slot“ operiert worden. Danach trat eine kurzfristige Besserung von etwa 1 ½ Wochen mit anschließend deutlicher Verschlechterung der klinischen Symptomatik ein. 4 Wochen nach der ersten Operation wurde der Slot vom HTA erweitert, um im Wirbelkanal verbliebenes Bandscheibenmaterial zu entfernen. Auch mit dieser Operation gelang keine vollständige Dekompression des Rückenmarks, so dass sich der neurologische Status nach etwa 2 Wochen erneut deutlich verschlechterte. 4 Wochen nach der zweiten Operation wurde der Hund in unserer Klinik vorgestellt. Klinische und klinisch-neurologische Untersuchung Der Hund war an den Vordergliedmaßen gut bemuskelt und hatte ein Körpergewicht von 47 kg. Die Hintergliedmaßen wiesen beiderseits symmetrische, gering- bis mittelgradige Muskelatrophie auf. Kopf und Hals wurden steif in kranio-ventraler Richtung gehalten. Dabei war die passive Bewegung dieses Bereiches für den Patienten in jeder Richtung schmerzhaft. Im Schritt fiel an den Vorder- und Hintergliedmaßen Hypermetrie auf, die in der Nachhand deutlicher sichtbar war. Die Schwungphase der Hinterbeine wurde beiderseits mit ausgeprägtem Ausschlagen nach kaudal begonnen. Im Trab verstärkten sich die Symptome. Der Hund zeigte Zehenschleifen, das an den Hintergliedmaßen deutlicher zu sehen war, und ausgeprägte Schwäche in der Nachhand, die besonders beim Treppensteigen auffällig war. Die Haltungs- und Stellreaktionen waren an beiden Hintergliedmaßen verzögert. An der linken und rechten Hintergliedmaße fiel der gesteigerte Patellar- und Flexorreflex auf. Die orthopädische Untersuchung war ohne besonderen Befund. 2 Röntgenuntersuchung Auf den Leeraufnahmen der Halswirbelsäule war der verengte Zwischenwirbelspalt C 5/6 und in ventro-dorsaler Projektion der große und asymmetrisch links angelegte Ventral Slot der zuvor durchgeführten Operationen auffällig. Die okzipital durchgeführte Myelographie zeigte deutliche Vorwölbung des Kontrastmittelstreifens von ventral am Übergang C 5/6, wobei die Einengung für Kontrastmittel mit geringer Verzögerung passierbar war. Unter Zug am Kopf erweiterte sich der verengte Zwischenwirbelspalt C 5/6 bis auf physiologischen Durchmesser. Die vorsichtig nach ventral gebeugte Stressaufnahme verminderte die Kompression, während die Dorsoflexion die Einengung verdeutlichte. Diese Befunde sprachen für das Vorliegen einer Diskopathie mit Instabilität an der beschriebenen Stelle. Abb. 1: Kontrastdarstellung des Rückenmarks in latero-lateraler Projektion von C 4/5 bis C 6/7 unter geringer Ventroflexion Abb. 2: Kontrastdarstellung des Rückenmarks in latero-lateraler Projektion von C 4/5 bis C 6/7 unter geringer Dorsoflexion Liquoruntersuchung Die Liquoruntersuchung ergab 4 Leukozyten/3 μl mit lymphozytär-monozytärem Zellbild. Der Proteingehalt (156,0 mg/l) und der Glukosegehalt (5,3 mmol/l) lagen im physiologischen Bereich. Diagnose Auf Grund des Vorberichts, der klinisch-neurologischen und röntgenologischen Untersuchungen wurde die Diagnose „kaudale zervikale Spondylomyelopathie durch chronische Diskopathie im Intervertebralspalt C 5/6“ gestellt. Das in den Wirbelkanal vorgefallene Bandscheibenmaterial und die sekundäre Instabilität nach Ventral Slot-Operation hatte zu der klinischen Symptomatik geführt. Da der Rottweiler weiterhin deutliche und progressive Ausfälle zeigte, wurde nach Absprache mit den Besitzern die weitere chirurgische Dekompression mit anschließender Stabilisation der Wirbel C 5/6 durchgeführt. Operative Dekompression und Stabilisation mit Fixateur interne Der Zugang zur Wirbelsäule erfolgte von ventral in üblicher Weise (Piermattei, 1993). An der ventralen Fläche des 5. und 6. Halswirbels wurde der Ventral Slot sichtbar, der sich links der Medianen befand. Um das noch im Wirbelkanal vorhandene, zum Teil fest an der Dura mater anhaftende Bandscheibenmaterial zu entfernen, wurde der Slot um etwa 3 mm nach rechts 3 erweitert. Der Ventral Slot ragte nach der Vergrößerung des Zugangs etwa 75 % nach kranial in den 5. und 20 % nach kaudal in den 6. Halswirbel und umfasste ungefähr 60 % der Breite des 5. und 45 % der Breite des 6. Wirbels. Abb. 3: Ventral Slot nach Erweiterung Die Instabilität zwischen C 5/6 bestätigte sich intraoperativ, wobei die Erweiterung des Slot die Beweglichkeit noch erhöhte. Die Stabilisation erfolgte durch Einbringen von je 2 Steinmannnägeln (Ø 2,7 mm) mit Gewinde in den 5. und 6. Halswirbel. Dabei wurde der erste Pin von dorso-lateral wenige Millimeter links der Medianen etwa im 30° Winkel zur Senkrechten nach rechts ventral eingebohrt, der zweite entsprechend auf die andere Seite. Abb. 4: Ventral Slot mit Steinmannnägeln Abb. 5: Zustand nach Kürzen der Steinmannnägel Nachdem alle Pins in den Wirbelkörpern verankert waren und in beiden Kortikales Halt gefunden hatten, wurden sie auf eine überstehende Länge von etwa 4 cm gekürzt. Der Zement wurde angerührt und um die Nägel modelliert. Dabei wurde das Polymethylmethacrylat1 in einem Ring von etwa 2,5 cm Breite um den Ventral Slot gelegt, um eine Abflussmöglichkeit 4 für entstehende Wundflüssigkeit und einen Zugang zum Rückenmark zu belassen. Während der Aushärtung des PMM wurde die entstehende Wärme durch Spülung mit kalter NaClLösung abgeleitet. Abb. 6: Ringförmig angelegter Knochenzement mit zentraler Aussparung Der abschließende Wundverschluss erfolgte in üblicher Weise. Lediglich der paarige Musculus longus colli wurde seitlich des Implantats belassen. Durch die postoperative Röntgenkontrolle wurde der korrekte Sitz der Steinmannnägel und des Zements dokumentiert. Im Institut für Veterinärpathologie der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde das vorgefallene und entfernte Bandscheibenmaterial histologisch untersucht. Bei dem Gewebe handelte es sich um faserreiches Bindegewebe mit chondroider Metaplasie und Verdacht auf herdförmige Verkalkungen2. Postoperative Phase In den ersten 8 Tagen erhielt der Hund Ampicillin (2 x tgl. 50 mg/kg KM) und Carprofen (2 x tgl. 2 mg/kg KM). Nach der Aufwachphase bewegte der Patient den Halsbereich bereits ohne erkennbare Bewegungseinschränkung. Während des ersten postoperativen Tages konnte der Hund mit leichter Unterstützung der Nachhand laufen. Am zweiten Tag bewegte sich der Patient ohne fremde Hilfe, wobei das anfangs vorhandene Zehenschleifen an beiden Vorderbeinen bis zum 7. Tag fast vollständig verschwunden war. Die Gliedmassen wurden während des stationären Aufenthaltes schwingend mit erhöhter Steifigkeit vorgeführt. Zu keinem Zeitpunkt waren Schmerzen bei Bewegung der Halswirbelsäule erkennbar. Am 8. Tag nach der Operation wurde der Hund nach Hause entlassen. 4 Wochen nach der Operation erfolgte die erste Kontrolle. Der Patient bewegte beide Hintergliedmaßen mit undeutlich ausgeprägter Hypermetrie, die ursprüngliche Steifheit war jedoch nicht mehr erkennbar. Die Haltungs- und Stellreaktionen wurden normal ausgeführt und an allen Gliedmaßen zeigte sich Normoreflexie. Der oberflächliche Tiefenschmerz war vollständig erhalten. Durch die Röntgenkontrolle wurde der reaktionslose Sitz der Implantate im Knochen bestätigt. 5 Die zweite Kontrolle wurde nach 7 Monaten durchgeführt. Der Hund lief zu dieser Zeit hinten beiderseits geringgradig steif und führte die Hinterbeine etwas zu weit unter den Körper. Der Gang war sicher, zum Urinabsatz konnte er auf 3 Beinen stehen, ohne zu schwanken. Haltungs- und Stellreaktionen waren unauffällig, hinten rechts zeigte er geringgradige Hyperreflexie. Die übrige neurologische Untersuchung war ohne besonderen Befund. Zwischen dem 5. und 6. Halswirbelkörper zeigte sich radiologisch ein ventral beginnender Durchbau. Um die Steinmannnägel war kein Knochenabbau erkennbar. Abb. 7: Beginnender ventraler Durchbau zwischen C5/6, keine Reaktion um die Steinmannnägel Diskussion Beim Rottweiler kann die Diskopathie im mittlerem Alter nach fibrinoider Degeneration der Bandscheibe auftreten (Hansen, 1952; Bray et al., 1998). Die Therapie kann je nach klinischem Schweregrad und Dauer konservativ oder operativ erfolgen. Im Fall einer Operation an der HWS wird in der Regel der ventrale Zugang zum Wirbelkanal gewählt, da er bei den meisten Tieren ausreichend Raum zur Entfernung vorgefallenen Bandscheibenmaterials bietet und mit geringem Risiko iatrogener Schädigung des Rückenmarks verbunden ist. Der Slot sollte dabei nicht mehr als 25 % in den kranialen und kaudalen Wirbel ragen, sowie 50 % der Breite des Intervertebralspalts umfassen (Prata und Stoll, 1973). Der Ventral Slot des in unserer Klinik behandelten Rottweilers lag geringgradig paramedian auf der linken Seite. Da der vorgefallene Diskus bei nicht-chondrodystrophen Rassen meist fest und faserartig und damit häufig schwer zu entfernen ist, konnte während der ersten und zweiten Operation über diesen Zugang das Bandscheibenmaterial nicht vollständig entfernt werden. Die Ventral Slot-Operation trug in diesem Fall in zweierlei Hinsicht zur Entstehung der Instabilität bei. Erstens wurde durch den Eingriff die funktionelle Integrität der Bandscheibe beeinträchtigt. Macy et al. (1999) konnten zeigen, dass bereits die Fenestration von Bandscheiben zwischen dem 5. und 6. Halswirbel zu einem signifikanten Anstieg der 6 Beweglichkeit führt. Daneben trug der erhebliche, durch die dritte Operation nochmals deutlich erhöhte Substanzverlust der Wirbelkörper zur Instabilität bei. In der Literatur wurden zahlreiche Methoden zur Stabilisation von pathologisch gegeneinander beweglichen Wirbelkörpern bei chronisch degenerativer Diskopathie beschrieben (Gage und Hall, 1972; Ellison et al., 1988; Bruecker et al., 1989; McKee et al., 1989, 1990; Dixon et al., 1996; Queen et al., 1998). Dabei herrscht bis heute eine kontroverse Diskussion über die am besten geeignete Operationstechnik, obwohl viele Autoren nach Auswertung ihrer Methode von Erfolgsquoten zwischen 67 % (Huvrov, 1979) und 92 % berichten (Ellison et al., 1988: 80 %; Queen et al., 1998: 81 %; McKee et al., 1990: 85 %; Rusbridge et al., 1998: 85 % {„screw and washer technique“}, 92% {„ventral slot“}). In gewissem Widerspruch zu diesen guten Ergebnissen stehen die Untersuchungen einiger Autoren, die nach Stabilisation von Intervertebralspalten in Abhängigkeit zur postoperativen Beobachtungsdauer alleine in bis zu 25 % der Fälle das Auftreten des „Domino-Effekts“ beobachteten (Bruecker, Seim und Withrow, 1987; Bruecker, Seim und Blass, 1989; Bruecker, Seim und Withrow, 1989; Wilson et al., 1994). Welche Methode mehr Erfolg verspricht, kann nur schwer beurteilt werden. Die Beobachtungszeiträume schwanken zwischen, aber auch innerhalb der einzelnen Studien erheblich, was den statistischen Vergleich der unterschiedlichen Techniken verbietet. Wir führten in dem beschriebenen Fall eine modifizierte Technik der von Bruecker et al. (1989) veröffentlichten Methode zur Stabilisation mit Pins und PMM durch. Die Autoren bewerteten bei 78 % der nach dieser Technik operierten Hunde der Eingriff als erfolgreich. Auch andere Autoren haben diese Operation bereits mit Erfolg angewandt (Seim III, 1997; LeCouteur, 1999). Unabhängig von den Vorteilen erschien uns in diesem Fall die Fixation durch Pins und Zement die beste Möglichkeit der Stabilisation. Durch die Entfernung von übermäßig viel Knochensubstanz war die stabile Fixation der Wirbelkörper mit anderen Methoden nicht mehr sinnvoll. Da die Steinmannnägel zwei Kortikales durchbohren, kann davon ausgegangen werden, dass ihre Fixation belastbarer ist als die von Ellison et al. (1988) verwendeten Schrauben, die lediglich in der äußeren Kortikalis Halt finden. Die Divergenz der Nägel gibt dem PMM ausreichend Halt, um ein Wandern zu verhindern. Bruecker et al. (1989) konnten bei keinem Patienten eine Wirbelkörperfraktur feststellen. Das Einbohren von Implantaten in transversaler Ebene scheint für den Erhalt der Stabilität des Wirbelkörpers damit nicht weniger geeignet als bei longitudinaler Ausrichtung (Rusbridge et al., 1998). Ebenso traten keine vergleichbaren Probleme wie nach ventraler Verplattung instabiler Wirbel auf (Swaim, 1975). Die Methode „Pins und Zement“ besitzt sofort nach dem Aushärten des Kunststoffs ein hohes Maß an Stabilität, die auch durch die feste Verankerung der Steinmannnägel im Knochen mit getragen wird. Dies ist nach unserer Ansicht ein großer Vorteil gegenüber Methoden, die ihre Festigkeit erst mit der Fusion der Wirbelkörper erhalten und dadurch über einen längeren Zeitraum den entstehenden Kräften nur wenig entgegenwirken können (Goring et al., 1991; Dixon et al., 1996; Rusbridge et al., 1998). Das Entstehen des „Domino-Effekts“ ist bei Stabilisation mit Pins und Zement eine Komplikation, die Bruecker et al. (1989) bei 3 von 37 Patienten (8,1 %) feststellen mussten. Andere Autoren konnten diese Sekundärläsion trotz fester Fixation der instabilen Wirbelpaare nicht beobachten (Huvrov, 1979; Ellison et al., 1988; McKee et al., 1990; Queen et al., 1998). Möglicherweise ist dieser Unterschied auf eine abweichende Patientenselektion, einen 7 kürzeren Beobachtungszeitraum oder zu geringe Patientenzahlen zurückzuführen. Der Rottweiler gilt allerdings nicht als Rasse, die zur Entwicklung von Instabilität der HWS neigt. Somit scheint unserer Ansicht nach das Risiko von „Domino-lesions“ unabhängig von der angewandten Operation in diesem Fall deutlich geringer zu sein als bei prädisponierten Rassen wie Dobermann oder Dogge. Der Erfolg der Therapie des Rottweilerrüden kann noch nicht abschließend bewertet werden. Bereits 10 Wochen nach der Operation war deutliche Besserung des allgemeinen und klinisch-neurologischen Zustandes zu sehen, der sich 7 Monate nach dem Eingriff weiter stabilisiert und gebessert hat. Die Fixation instabiler Intervertebtalspalten durch Steinmannnägel und Polymethylmethacrylat scheint daher auch bei schweren Hunderassen mit kräftiger Halsmuskulatur wie dem Rottweiler gute Stabilität zu verleihen. 1 2 Palacos®, Fa. Merck Biomaterial GmbH, 64271 Darmstadt wir danken dem Institut für Veterinärpathologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (Prof. Dr. M. Reinacher) für die pathologisch-histologische Untersuchung der Gewebeprobe Literatur 1. Bray, J.P., Burbidge, H.M. (1998): The canine intervertebral disk. Part two. J.Am.Anim.Hosp.Assoc., 34, 135-144 2. Bruecker, K.A., Seim III, H.B., Withrow, S.J. (1987): Ventral decompression and lubra plate stabilisation for the treatment of caudal cervical spondylomyelopathy. Results of 37 cases. 22rd Annual Meeting of ACVS, Febr. 1987, Scientific Meeting Abstracts, Vet.Surg. (16), 84 3. Bruecker, K.A., Seim III, H.B., Blass, C.E. (1988): Ventral decompression and stabilisation using Steinmann pins and polymethylmethacrylate for the treatment of caudal cervical spondylomyelopathy. Results of 39 cases. 23rd Annual Meeting of ACVS, Febr. 1988, Scientific Meeting Abstracts, Vet.Surg., (17), 31 4. Bruecker, K.A., Seim III, H.B., Blass, C.E. (1989): Caudal cervical spondylomyelopathy: decompression by linear traction and stabilisation with Steinmann pins and polymethylmethacrylate. J.Am.Anim.Hosp.Assoc., 25, 677-683 5. Bruecker, K.A., Seim III, H.B., Withrow, S.J. (1989): Clinical evaluation of three surgical methods for treatment of caudal cervical spondylomyelopathy of dogs. Vet.Surg., 18, 197-203 6. Dixon, B.C., Tomlinson, J.L., Kraus, K.H. (1996): Modified distraction-stabilisation technique using an interbody polymethylmethacrylate plug in dogs with caudal cervical spondylomyelopathy. J.Am.Vet.Med.Assoc., 208, 61-68 7. Ellison, G.W., Seim III, H.B., Clemmons, R.M. (1988): Distracted cervical spinal fusion for management of caudal cervical spondylomyelopathy in large-breed dogs. J.Am.Vet.Med.Assoc., 193, 447-453 8. Gage, E.D., Hall, C.L. (1972): Surgical repair in caudal cervical subluxation in a dog. J.Am.Vet.Med.Assoc., 160, 424-426 8 9. Goring, R.L., Beale, B.S., Faulkner, R.F. (1991): The inverted cone decompression technique: a surgical treatment for cervical vertebral instability. “Wobbler Syndrome” in Dobermann Pinschers. Part 1. J.Am.Animal.Hosp.Assoc., 27, 403-409 10. Hansen, H.J. (1952): A pathologic-anatomical study on disc degeneration in the dog. Acta Orthop.Scand., 11, 1-5 11. Huvrov, L.I. (1979): Treatment of cervical vertebral instability in the dog. J.Am.Vet.Med.Assoc., 175, 278-285 12. LeCouteur, R., (1999): Vorträge im Rahmen einer Veranstaltung des Collegium Chirurgicum, November 1999, Berlin 13. Lewis, D.G. (1989): Cervical spondylomyelopathy (“wobbler syndrome”) in the dog: A study based on 224 cases. J.Sm.Anim.Pract., 30, 657-665 14. Macy, N.B., Les, C.M., Stover, S.M., Kass, P.H. (1999): Effects of disc fenestration on sagittal kinematics of the canine C5-C6 intervertebral space. Vet.Surg., 28, 171-179 15. McKee, W.M., Lavelle, R.B., Mason, T.A. (1989): Vertebral stabilisation for cervical spondylopathy using a screw and washer technique. J.Sm.Anim.Pract., 30, 337-342 16. McKee, W.M., Lavelle, R.B., Richardson, J.L., Mason, T.A. (1990): Vertebral distraction-fusion for cervical spondylomyelopathy using a screw and double washer technique. J.Sm.Anim.Pract., 31, 22-27 17. Piermattei, D.L., „Zugänge zum Skelettsystem von Hund und Katze”, Kapitel 3, 5460, 1996, Schattauer Verlagsgesellschaft 18. Prata, R.G., Stoll, S.G. (1973): Ventral decompression and fusion for the treatment of cervical disc disease in the dog J.Am.Anim.Hosp.Assoc: 19. Queen, J.P., Coughlan, A.R., May, C., Benett, D., Penderis, J. (1998): Management of disc associated wobbler syndrome with a partial slot fenestration and position screw technique. J.Sm.Anim.Pract., 39, 131-136 20. Rusbridge, C., Wheeler, S.J., Torrington, A.M., Pead, M.J., Carmichael, J. (1998): Comparison of two surgical techniques for the management of cervical spondylomyelopathy in dobermanns J.Sm.Anim.Pract., 39, 425-431 21. Seim III, H.B., Withrow, S.J. (1982): Pathophysiology and diagnosis of caudal cervical spondylo-myelopathy with emphasis on the Dobermann Pinscher. J.Am.Anim.Hosp.Assoc., 18, 241-251 22. Swaim, S.F. (1975): Evaluation of four techniques of cervical spinal fixation in dogs. J.Am.Vet.Med.Assoc., 166, 1080-1086 23. Wilson, E.R., Aron, D.N., Roberts, R.E. (1994): Observation of a secondary compressive lesion after treatment of caudal cervical spondylomyelopathy in a dog. J.Am.Vet.Med.Assoc., 205, 1297-1299 Anschrift des Verfassers: Oliver Lautersack Tierärztliche Klinik für Kleintiere, Ettlingen Hertzstr. 25 76275 Ettlingen 9