- Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH

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- Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
eschäftsbericht
2009/2010
Geschäftsbericht
2009/2010
Die BayBG im Überblick
30.09.2010
30.09.2009
30.09.2008
Beteiligungsbestand (brutto)
306,6 Mio. 4
309,2 Mio. 4
297 Mio. 4
Neugeschäft
37,3 Mio. 4
44,8 Mio. 4
51,0 Mio. 4
Bilanzvolumen
331,8 Mio. 4
333,0 Mio. 4
320,6 Mio. 4
Eigenkapital
161,1 Mio. 4
152,2 Mio. 4
147,0 Mio. 4
Erträge aus Beteiligungen
43,1 Mio. 4
37,4 Mio. 4
34,4 Mio. 4
Ergebnis der Risikovorsorge
-4,2 Mio. 4
-10,7 Mio. 4
-5,0 Mio. 4
Jahresüberschuss
8,9 Mio. 4
5,2 Mio. 4
9,0 Mio. 4
Mitarbeiter
65
64
62
Partnerunternehmen
519
531
536
Umsätze der Partnerunternehmen
7,4 Mrd. 4
7,7 Mrd. 4
7,3 Mrd. 4
Beschäftigte in den Partnerunternehmen
ca. 43.000
ca. 43.000
ca. 43.000
2 geschäftsbericht 2009/2010
Inhalt
Überblick
6
7
10
Grußwort des Aufsichtsrats
Bericht der Geschäftsführung
Organe der BayBG
Beteiligungsmarkt
14
18
22
24
26
Beteiligungsmarkt in Deutschland
Mittelstandsfinanzierung nach der Krise
Meinungen zu Beteiligungskapital
Standard-Mezzanine und Anschluss­
finanzierung
Die andere (Passiv-)Seite
BayBG im Markt
30
36
38
Geschäftsentwicklung
Präsenz in allen Regionen
Wachstumsfinanzierung wichtigster
­Beteiligungsanlass
40 Virtuelle Spezialfonds für spezielle
­Kapitalerfordernisse
42 Leitbild
44
45
Königinstraße 23. Das erste Jahr
Mitarbeiter /- innen. Im neuen Haus
Unternehmens­porträts
Frische und Service GmbH
Jos. Schneider GmbH –
Hagebaumarkt und LHG Werkmarkt
54 nfon AG
56 Primavera Life GmbH
58 Variotec GmbH & Co. KG
60 WolzNautic OHG
50
52
Jahresabschluss zum 30.9.2010
64 Bilanz
66 Gewinn- und Verlustrechnung
67 Auszüge aus dem Lagebericht und
dem Anhang
71 Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
Extra
72
Impressum
Inhalt 3
Überblick
Grußwort des Aufsichtsrats
Bericht der Geschäftsführung
Organe der BayBG
Grußwort des Aufsichtsrats
High-Tech trifft Tradition. So könnte man das
Zusammenspiel der beiden Gebäude charakteri­
sieren, die die BayBG zu Beginn des Geschäfts­
jahres 2009 /2010 in der Münchner Königinstraße
bezogen hat. Der renovierte, fassadenbetonte
Gründerzeit-Altbau und der klarlinige, funktionale
Neubau bilden ein aufeinander bezogenes Ensemble, das durch seinen Kontrast fasziniert.
Tradition und Moderne – eine attraktive Kombination, die zur Unternehmensphilosophie und
zum Portfolio passt. Erneut hat sich die BayBG im
vergangenen Jahr bei zahlreichen Betrieben aus
eher traditionellen Branchen engagiert, gleichzeitig aber auch in innovative Start-up-Unternehmen
investiert.
Ein effizientes Zusammenspiel von Tradition
und Moderne kennzeichnet auch die Produkt­
gestaltung. Bildet die bewährte stille Beteiligung
weiterhin die primäre Beteiligungsart, so werden
regelmäßig auch offene Beteiligungen oder
­Varianten zwischen offen und still umgesetzt.
Damit und durch individuell angepasste Laufzeiten oder Rückzahlungsmodalitäten geht die
6 geschäftsbericht 2009/2010
BayBG flexibel auf die jeweiligen Gegebenheiten
der Mittelstandsunternehmen ein. Das sind maßgeschneiderte Individual-Beteiligungen, die mit
einer ›Beteiligungs-Massenware von der Stange‹
nichts zu tun haben. Gerade in der noch unsicheren
konjunkturellen Phase Ende 2009 zeigten sich
BayBG-Engagements vielfach besonders effizient.
Nicht nur, dass sich Unternehmen einen ausreichenden Eigenkapitalpuffer sichern konnten. In
geeigneten Fällen wurden die Beteiligungen
erhöht, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken
und die neuen Chancen der sich kontinuierlich
­verbessernden Konjunktur nutzen zu können.
Das weiß der Markt zu schätzen. Mit neuen
Engagements bei 85 Unternehmen nimmt die
BayBG eine führende Position auf dem bayerischen
Beteiligungsmarkt ein.
Mit ihren Beteiligungen, aber auch mit ihren
beratenden und unterstützenden Dienstleistungen hat die BayBG dazu beigetragen, dass die
­Wirtschaftskrise für die weit überwiegende Zahl
›ihrer‹ Unternehmen doch noch relativ glimpflich
abgelaufen ist.
Aufsichtsrat und Gesellschafter wünschen
der BayBG weiterhin viel Erfolg in den neuen
Räum­lichkeiten. Sie danken Geschäftsführung
und ­Mitarbeitern für ihren Einsatz zur Stärkung
des ­heimischen Mittelstands.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats
Michael Schneider
Bericht der Geschäftsführung
Auszahlungen im langfristigen Durchschnitt – Gestiegener Jahresüberschuss
Das geschäftliche Umfeld
Die deutsche Wirtschaft hat die Herausforderungen durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise erstaunlich gut gemeistert und erweist sich
als Konjunkturlokomotive in Europa. Das Bruttoinlandsprodukt ist 2010 in Deutschland gegenüber
dem Vorjahr um rund 3,5 Prozent gestiegen; die
Arbeitslosenquoten sowie die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sind gesunken. Der Aufschwung
wird sowohl von den in Bayern überproportional
ver­tretenen exportstarken Unternehmen als auch
in zunehmendem Umfang von der inländischen
Nachfrage getragen.
Auch der deutsche Beteiligungsmarkt hat
inzwischen die Talsohle durchschritten. Nach der
Marktstatistik des BVK Bundesverbands Deutscher
Kapitalbeteiligungsgesellschaften wurde in deutsche Unternehmen im Jahre 2009 nur 2,8 Mrd. 4
investiert; dies war der niedrigste Wert seit Jahren.
2010 hat sich der Markt mit Inves­titionen von
4,4 Mrd. 4 stabilisiert. Deutliche Zuwächse verzeichneten hierbei vor allem die grö­ßeren Buyout-Finanzierungen, während der Venture CapitalBereich stagnierte. Insgesamt hat sich die Stimmung aufgehellt.
In der öffentlichen Diskussion nimmt die Anschluss­finanzierung von Standard-Mezzanine
gegenwärtig breiten Raum ein. In Deutschland
haben etwa 700 Unternehmen in den Jahren 2004
bis 2007 mezzanines Kapital, meist in Form von
verbrieften Genussrechten, in Anspruch genommen, die am Kapitalmarkt platziert wurden. Bei
einer festen Lauf­zeit von 7 Jahren stehen die
ersten Anschlussfinanzierungen ab Mai 2011 an.
Zahlreiche Untersuchungen kommen zu dem
Ergebnis, dass ein Teil dieser Unternehmen – Schätzungen liegen bei etwa 30 Prozent – diese Mittel
nicht aus eigener Kraft bzw. mit Hilfe ihrer Hausbanken ablösen können, sondern u. a. auf externes
Eigen- oder Mezzanine-Kapital angewiesen sind.
Hierfür werden einzelfallspezifische Lösungen
zu entwickeln sein. Die BayBG kann – gegebenenfalls zusammen mit weiteren Investoren – in geeigneten Fällen ein idealer Finanzpartner sein und hat
dies bereits unter Beweis gestellt.
Geschäftsentwicklung und Lage der BayBG
Vor dem Hintergrund dieser keineswegs einfachen
Gegebenheiten kann die gesamte Geschäftsentwicklung der BayBG im Geschäftsjahr 2009 /2010
(Bilanzstichtag: 30.09.2010) als zufriedenstellend
bezeichnet werden.
• Der Jahresüberschuss stieg auf 8,9 Mio. 4
­(Vorjahr: 5,2 Mio. 4). Zwei Komponenten prägen
diesen Zuwachs. Wegen der verbesserten
­konjunkturellen Situation konnte die Risikovorsorge auf saldiert 4,2 Mio. 4 reduziert werden
(Vorjahr: 10,7 Mio. 4) und mit dem Verkauf der
Anteile an einem Cleantech-Unternehmen
wurde ein erfreulicher Exitertrag erzielt.
• Dieser Exit war aber gleichzeitig mit dafür
verantwortlich, dass das Beteiligungsportfolio
auf 306,6 Mio. 4 (Vorjahr: 309,2 Mio. 4) sank.
• Die BayBG legte auch im Geschäftsjahr
2009/2010 einen besonderen Schwerpunkt
auf die Betreuung, Pflege und Unterstützung
Bericht der Geschäftsführung 7
ihrer Beteiligungsunternehmen. Hierzu zählte
es auch, in geeigneten Fällen das Beteiligungs­
volumen zu erhöhen. Bei den insgesamt 85
Unternehmen (Vorjahr: 87), in die neu investiert wurde, handelte es sich in 30 Fällen
um Folgeengagements und Erhöhungen der
Beteiligungs­summen.
• Die Auszahlungen verringerten sich auf
37,3 Mio. 4. Das ist zwar weniger als in den beiden Spitzenjahren zuvor (Vorjahr: 44,8 Mio. 4),
bewegt sich aber in etwa im langfristigen
Durchschnitt der vergangenen Jahre.
• Da der Jahresüberschuss den Rücklagen zugeführt wird, erhöht sich das Eigenkapital auf
161 Mio. 4. Bei einer Bilanzsumme von 332 Mio. 4
stieg die Eigenkapitalquote auf 48,5 Prozent
(Vorjahr: 45,7 Prozent). Damit hat sich die aus­
gezeichnete finanzielle Verfassung noch einmal
verbessert.
Dank an Mitarbeiter
Auch wenn bei einer Beteiligungsgesellschaft
­vieles um Kapital geht, entscheidend für den Erfolg
ist immer der Mensch. Die Mit­arbeiter begleiten,
betreuen, beraten ›ihre‹ Unternehmen. Sie tragen
so zum Erfolg der Beteiligungsunternehmen und
damit dem Erfolg der Beteiligungsgesellschaft bei.
Die BayBG zählt zu den Marktführern unter den am
Mittelstand ­orientierten Beteiligungsgesellschaften. Mit dem Umzug in die neuen, von der LfA Förderbank Bayern gemieteten Gebäude waren die
Mitarbeiter zusätzlich gefordert. Die Geschäftsführung dankt allen Mitarbeitern für ihre große Einsatzbereitschaft.
8 geschäftsbericht 2009/2010
Ausblick
Die konjunkturelle Erholung wird sich in Deutschland im Jahre 2011 nach allgemeiner Überzeugung
fortsetzen, wenn auch gegenüber 2010 in abgeschwächter Form. Die kleinen und mittelgroßen
Unternehmen dürften hieran voll partizipieren.
Sie haben nach einer kürzlich veröffentlichten
­Studie der KfW außerdem die Belastungen durch
die Finanz- und Wirtschaftskrise weit besser als
ursprünglich erwartet überstanden. Damit sind
an sich gute Voraussetzungen für ein Wachstum
gegeben. Wann aber die Investitionstätigkeit auch
bei diesen Unternehmen durchgreifend anspringt
und damit auch die Nachfrage nach Beteiligungskapital in größerem Maße steigt, ist gegenwärtig
noch nicht abschätzbar.
Für das Geschäftsjahr 2010 /2011 plant die
BayBG ein Neugeschäft von 40 Mio. 4 und eine
Zunahme ihres Portfolios auf über 310 Mio. 4.
Da im laufenden Geschäftsjahr im Gegensatz zum
Vorjahr voraussichtlich nicht mit höheren Exit­
erträgen zu rechnen ist, wird die Ertragslage wohl
leicht rückläufig, aber dennoch befriedigend sein.
Verschiedene Maßnahmen, die ab Anfang 2009
zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen
für die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften im Rahmen des Wirtschaftsfonds Deutschland
geführt haben, laufen plangemäß aus.
Die BayBG wird die hierdurch entstehenden
Mehrbelastungen dank ihrer stabilen Substanz
auffangen können und damit auch weiterhin mittelständischen Unternehmen in Bayern ein leistungsfähiger, zuverlässiger Partner sein.
Die Geschäftsführung der BayBG (v. l.):
Peter Pauli, Günther Henrich, Dr. Sonnfried Weber (Sprecher)
Bericht der Geschäftsführung 9
Organe der BayBG
Geschäftsführung
Aufsichtsrat
Dr. Sonnfried Weber – Sprecher
Michael Schneider – Vorsitzender;
LfA Förderbank Bayern, München
Günther Henrich
Peter Pauli
Peter Alstetter
UniCredit Bank AG, ­München
Dr. Otto Beierl
LfA Förderbank Bayern, ­München (seit 24.3.2011)
Georg Freiherr von Boeselager
Merck Finck & Co. oHG Privatbankiers, München
Prof. Rudolf Faltermeier
Sparkassenverband Bayern, München
Dr. Günter Graf
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft,
­Infrastruktur, Verkehr und Technologie, ­München
Michael Groll
DZ BANK AG Deutsche ZentralGenossen­schaftsbank, ­München
Alexander Haeusgen
HAWE Hydraulik SE, ­München (seit 24.3.2011)
Bernhard Landgraf
UniCredit Bank AG, München (seit 24.3.2011)
Roland Reichert
Bayerische Landesbank, ­München (seit 01.10.2010)
Helmut Späth
Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG,
­München
Marc Steinkat
Commerzbank AG, ­München (seit 24.3.2011)
10 geschäftsbericht 2009/2010
Ausgeschiedene Aufsichtsräte
Thomas Bühl
Bayerische Landesbank, München
(bis 30.9.2010)
Gerhard Bayreuther
UniCredit Bank AG, München (bis 24.3.2011)
Heinz Greiffenberger
Greiffenberger AG, Augsburg (bis 24.3.2011)
Georg Linder
LfA Förderbank Bayern, München (bis 24.3.2011)
Dr. Ulrich Schürenkrämer
Deutsche Bank AG, Frankfurt a. M.
(bis 24.3.2011)
Gesellschafter der BayBG
Bank Schilling & Co. AG, Hammelburg
Bankhaus Max Flessa KG, Schweinfurt
BGG Bayerische Garantiegesellschaft mbH für
mittelständische Beteiligungen, München
Bayerische Landesbank, München
Bayerischer Handwerkstag e.V., München
Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband e.V.,
München
Bayerischer Industrieverband Steine und Erden e.V.,
München
Bayern-Versicherung Lebensversicherung
­Aktiengesellschaft, München
Commerzbank AG, Frankfurt /Main
Deutsche Bank AG, Frankfurt /Main
Donner & Reuschel Aktiengesellschaft, München
DZ BANK AG Deutsche Zentral-­
Genossenschaftsbank, Frankfurt /Main
IKB Deutsche Industriebank AG, Düsseldorf
Industrie- und Handelskammer für
München und Oberbayern, München
Landesverband des Bayerischen
Einzelhandels e.V., München
Landesverband Groß- und Außen­handel, ­Vertrieb
und Dienstleistungen Bayern e.V., München
LfA Förderbank Bayern, München
Merck Finck & Co. oHG Privatbankiers, München
Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­
gesellschaft, Linz / Österreich
Sparkassenverband Bayern, München
UniCredit Bank AG, München
vbw-Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.,
München
Verband der Chemischen Industrie e.V., ­
Frankfurt / Main
Verband der Holzwirtschaft und Kunststoff­
verarbeitung Bayern-Thüringen e.V., München
Verband der Kunststoff verarbeitenden
Industrie in Bayern e.V., München
Organe der BayBG 11
Beteiligungsmarkt
Beteiligungsmarkt in Deutschland
Mittelstandsfinanzierung nach der Krise
Meinungen zu Beteiligungskapital
Standard-Mezzanine
und Anschlussfinanzierung
Die andere (Passiv-)Seite
Beteiligungsmarkt in Deutschland
Zunahme der Neuengagements – Beteiligungsgeschäft bleibt Mittelstandsgeschäft
2009 war der Beteiligungsmarkt durch die Finanzund Wirtschaftskrise nahezu zum Erliegen gekommen. 2010 meldete er sich wieder zurück – zumindest teilweise. 4,4 Mrd. 4 (Vorjahr: 2,8 Mrd. 4)
­wurden im Jahr 2010 in 1.309 Unternehmen neu
investiert (Vorjahr: 1.205), so die Jahresstatistik
des BVK – Bundesverband Deutscher Kapitalbetei­
ligungsgesellschaften. Von den unter außerordentlich günstigen Marktbedingungen erreichten
Rekordwerten der Jahre 2007 und 2008 sind die
aktuellen Ergebnisse aber noch deutlich entfernt.
Ende 2010 finanzieren sich 6.908 Unternehmen
(Vorjahr: 6.620) mit einem Gesamtvolumen von
35,7 Mrd. 4 (Vorjahr: 33,4 Mrd. 4) mit Beteiligungskapital.
Größere Buy-outs lassen Markt wachsen
Das – dem Volumen nach – Gros der Neuinvesti­
tionen des Jahres 2010 waren Mehrheitsbeteili­
gungen. Da 57 Prozent aller Neubeteiligungen auf
Buy-outs entfielen, prägte dieses Markt­segment
auch im Jahr 2010 den gesamten Beteiligungsmarkt, dessen Volumenschwankungen seit jeher
vom Vorhandensein oder Nichtvorhandensein
von größeren Buy-outs bestimmt und geprägt
­werden.
Die Zunahme auf dem (größeren) Buy-outMarkt im Jahr 2010 beruht vor allem darauf, dass
die Banken wieder offener für Kredite beim Unternehmenserwerb waren, gleichzeitig haben sich
nach der Krise bei Käufer und Verkäufer die unterschiedlichen Bewertungsvorstellungen wieder
aneinander angenähert.
14 geschäftsbericht 2009/2010
Wenngleich die Zahl der Buy-outs 2010 auf
97 gestiegen ist (Vorjahr: 85), gingen Anzahl und
Volumen der ›kleineren‹ Buy-outs, die laut Statistik mit bis zu 15 Mio. 4 Beteiligungskapital definiert sind, noch einmal zurück. Für 57 (Vorjahr: 61)
solcher ›kleinerer‹ Transaktionen setzten die
­Beteiligungsgesellschaften 182 Mio. 4 ein (Vorjahr: 205 Mio. 4). Kleinere Management-Buy-outs
oder -Buy-ins waren eher die Ausnahme.
Folgefinanzierungen prägen den Markt
Ein weiterer prägender Trend 2010 waren Zahl
und Volumen der Folgefinanzierungen. Nahezu
2,2 Mrd. 4 wurden insgesamt in 622 Unternehmen
(nach-)investiert, die Hälfte des gesamten Neu­
geschäfts. Das ist der höchste Anteil, der bisher
­statistisch erfasst wurde. Die Ursachen hierfür
sind die Aus- und Spätwirkungen der Krise und
der anschließende Aufschwung gleichzeitig.
Hälfte des Neugeschäfts
waren Folgefinanzierungen.
Viele Beteiligungsgesellschaften mussten ent­
weder ihre Unter­nehmen mit zusätzlichen ­Mitteln
stützen oder brachten frisches Kapital für neue
Wachstums­investitionen ein.
Alles in allem konnten so auch die Wachstumsfinanzierungen wieder zulegen, während das
­Venture Capital-Segment weiterhin stagniert.
0,65 Mrd. 4 investierten die Venture Capital-­
Gesellschaften.
Mehr Börsengänge, aber weniger Trade Sales
Etwas verbessert zeigte sich das Umfeld für Verkäufe als mögliche Exitvariante und zahlreiche
Beteiligungsgesellschaften nutzten diese Möglichkeiten, auch mit Börsengängen. Nachdem 2009
kein einziger Börsengang eines von Beteiligungsgesellschaften begleiteten Unternehmens möglich
war, bildete der IPO 2010 sogar die volumenstärkste Exitvariante. Hierzu trugen zum Beispiel
die größeren Börsengänge von Kabel Deutschland
und Brenntag bei.
Hingegen sank das Volumen der Trade Sales
(Verkäufe an einen strategischen Investor). Die
BayBG konnte in ihrem Geschäftsjahr 2009 /2010
jedoch zwei, für alle Beteiligten erfolgreiche Trade
Sales realisieren.
Beteiligungsgeschäft ist Mittelstandsgeschäft
Generell und entgegen der manchmal geäußerten
landläufigen Meinung ist das Beteiligungsgeschäft
weniger ein Geschäft mit Großunternehmen, sondern mittelständisch geprägt. Nur rund 10 Prozent
der Unternehmen, die 2010 Beteiligungskapital
erhielten, haben mehr als 200 Mitarbeiter.
90 Prozent der Beteiligungsnehmer haben
weniger als 200 Mitarbeiter.
Dieses ›kleinere‹ Geschäft wird vielfach durch die
Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften
(MBGen) abgedeckt, die in allen Bundesländern
vertreten sind und zu denen auch die bayerische
Brutto-Investitionstätigkeit von Beteiligungsgesellschaften
in deutsche Unternehmen in Mio. 6
12 000
10 595
10 000
9122
8000
6000
4435
4000
2752
3102
2553
2000
0
4441
3850
3600
4124
2784
alte neue
Statistik Statistik
bis 2007 ab 2007
2000
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Quelle: BVK – Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften
Hinweis: Der BVK hat ab 2007 die Datenbasis geändert. Seit 2007 werden auch Nichtmitglieder erfasst.
Beteiligungsmarkt in Deutschland 15
BayBG zählt, wenngleich sie sich durch ihre breite
Aufstellung bis hin zu VC-Engagements von den
anderen unterscheidet. Die MBGen engagieren sich
mit Beteiligungen bis maximal 5 Mio. 4 (BayBG) bei
einheimischen Firmen. Im Jahr 2010 haben die
MBGen 142 Mio. 4 (Vorjahr: 138 Mio. 4) neu investiert.
In Bayern investierten die Beteiligungsgesellschaften im Jahr 2010 in 283 Unternehmen (Vorjahr: 262). Davon entfiel rund ein Drittel auf die
BayBG, die damit ihre Marktführerposition bei den
Mittelstandsbeteiligungen im Freistaat behält.
Positive Konjunkturaussichten wecken Erwartungen
Die weiterhin positiven Konjunkturaussichten
­werden auch im Jahr 2011 die zentralen Impuls­
geber für den Beteiligungsmarkt sein und der
Markt rechnet zumindest mit einem mit 2010 vergleichbarem Neugeschäft. Nach einer Umfrage
16 geschäftsbericht 2009/2010
des BVK zum Jahreswechsel 2010 /2011 geht die
Mehrheit der Beteiligungsgesellschaften sogar
von einem weiteren Anstieg des Neugeschäfts
aus. Auch bei der Einschätzung der Exit-Möglichkeiten überwiegt Optimismus. Es werden mehr
Trade Sales erwartet ebenso wie weitere Börsengänge.
Für die Nachfrage nach stillen Beteiligungen,
die fremdkapitalnäher als offene Beteiligungen
sind, wird nicht nur eine mögliche Veränderung der
betrieb­lichen Investitionstätigkeit entscheidend
sein, ­sondern auch Kreditangebot und -konditionen
sowie Bonitäts- und Sicherheitsanforderungen
der Banken. Bei den ab Mai 2011 notwendig werdenden Anschlussfinanzierungen von StandardMezzanine könnten sich mittelfristig neue
­Beteiligungsmöglichkeiten in stiller, aber auch
in ­offener Form ergeben.
Entwicklung des Beteiligungsbestands
in Deutschland ansässiger Beteiligungsgesellschaften
Unternehmen
Mrd. 7
8000
40
35
6279
6200
30
5974
5497
25
20
15
5563
20,3
15,8
16,0
6471
5723
21,5
32,3
5986
6620
33,4
35,7
6908
6000
27,1
23,1
7000
5000
24,5
4000
17,9
3000
10
2000
5
1000
0
alte neue
Statistik Statistik
bis 2007 ab 2007
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
0
insgesamt investiertes Kapital
Zahl der Unternehmen
Quelle: BVK – Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften
Hinweis: Der BVK hat ab 2007 die Datenbasis geändert. Seit 2007 werden auch Nichtmitglieder erfasst.
Beteiligungsmarkt in Deutschland 17
Mittelstandsfinanzierung nach der Krise
Kapazitätsauslastung und Investitionen steigen – Effiziente Finanzierung gefragt
Das Jahr 2010 war durch ein nicht erwartetes
­Wirtschaftswachstum von mehr als 3 Prozent und
einem gleichzeitigen Nachfragerückgang des
­Mittelstands nach neuen Finanzmitteln geprägt.
Das mag, zumindest auf den ersten Blick, über­
raschen, da sowohl nach volkswirtschaftlicher Theorie als auch nach betriebswirtschaftlicher Praxis
Kapitalbedarf und Wachstum positiv korreliert sein
müssten und nicht gegenläufig verlaufen dürften.
Dennoch stehen die ›Gesetze‹ der Volks- und Be­triebswirtschaft nicht plötzlich auf dem Kopf, sondern es gibt rationale Gründe für diese Entwicklung.
Geringe Kapazitätsauslastung
Zum Zeitpunkt des drastischen Konjunktureinbruchs im Herbst 2008 war nach einer mehrjährigen Wachstumsphase der Maschinen-, Ausrüstungs- und Anlagenbestand vieler mittelstän­di­
scher Unternehmen relativ hoch. Mit der Krise brach
zwar die Kapazitätsauslastung ein, das (potenzielle) Kapazitätsvolumen blieb jedoch bestehen,
sodass der Ende 2009 /Anfang 2010 ­einsetzende
Nachfrage- und Produktionszuwachs mit den
bestehenden Kapazitäten abgedeckt ­werden
konnte. Das Erweiterungsmotiv bei den Investi­
tionen stand in den vergangenen Jahren daher
nicht im Vordergrund.
Mit dem ansteigenden Cashflow aus der schnell
wieder anspringenden Geschäftstätigkeit im Jahr
2010 stand den Unternehmen vielfach auch die
Option der Innenfinanzierung offen. Insgesamt
haben sich die Eigenkapitalquoten entgegen den
Erwartungen in der Krise sogar verbessert. Dabei
18 geschäftsbericht 2009/2010
ist zwar das Eigenkapital nicht absolut angestiegen, aber die Betriebe arbeiteten konsequent auf
Bilanzbereinigungen hin, zum Beispiel wurde das
Umlaufvermögen vielfach durch eine reduzierte
Lagerhaltung abgesenkt.
Verhaltene Nachfrage nach Neukrediten
Dass das Kreditneugeschäft der ­deutschen Kreditinstitute mit inländischen Unternehmen und
Selbstständigen Ende 2009 im Vergleich zu den
Vorjahreswerten um mehr als 15 Prozent einbrach,
hat also nichts mit einer vor einem Jahr noch
zum Teil befürchteten Kreditklemme zu tun,
­sondern ist in der mangelnden Nachfrage nach
neuen Finanzmittel begründet.
Immer weniger Unternehmen klagen
über Kreditrestriktionen.
Selbst Anfang 2011 ist die Nachfrage nach neuen
Krediten noch (leicht) rückläufig. Bei hoher – nicht
zuletzt durch die gegenzyklisch gesteuerten,
expansiven Maßnahmen der Geldpolitik bedingter – Liquidität der Bankhäuser reagieren die
Kredit­institute vielfach mit einer Lockerung der
Kreditstandards. Das belegen auch die seit einem
Jahr kontinuierlich sinkenden Werte der so
ge­nannten ifo-Kredithürde: Die Zahl der Unter­
nehmer, die über Kreditrestriktionen klagt, wird
immer kleiner. Die im Bank Lending Survey der
Europäischen ­Zentralbank befragten deutschen
Kreditinstitute berichten ebenfalls von gelocker-
ten Kreditstandards für mittelständische Unternehmen. Gleichzeitig waren die Zinsen im Jahr
2010 für Unternehmerkredite ebenfalls so niedrig
wie noch nie seit Einführung des Euro im Jahr
2002.
Für 2011 wird mit einer Zunahme des
Finanzbedarfs gerechnet.
Aber nicht nur im Kreditbereich, auch bei anderen
Finanzierungsalternativen herrschte eine Nachfragestagnation. So ging nach einem dramatischen
Einbruch im Jahr 2009 das Leasing-Neugeschäft
mit mobilen Gütern im ersten Halbjahr 2010 noch
einmal um 4 Prozent zurück, um erst dann anzuziehen. Der Beteiligungsmarkt konnte 2010 insgesamt
zwar etwas zulegen, die Neuengagements sind
aber noch sehr deutlich von den Werten der Jahre
2007 und 2008 entfernt.
Nachdem sich die wirtschaftlichen Aufschwungstendenzen inzwischen weitgehend stabil zeigen
und die Kapazitätsauslastung wieder kon­tinuierlich zunimmt, rechnen viele Teil­nehmer der Finanzbranche mit einer steigenden Nachfrage nach
­Kapital – vorausgesetzt es kommt nicht zu abrupten Ein­brüchen. Hier bleibt abzuwarten, ­welche
mittel- bis langfristigen Auswirkungen die Naturund Umweltkatastrophe in Japan und die instabile
Situation in den Staaten Nordafrikas auf die internationale Arbeitsteilung und die ­globale Wirtschaftsentwicklung angesichts der weltweiten
­Vernetzung der Produktionsstrukturen wirklich
haben werden.
Finanzierung mit Schwerpunkt auf Stabilität und
Krisensicherheit
Auf was sollten die Mittelstandsunternehmen bei
der Finanzierung gerade und besonders unter dem
Gesichtspunkt der Stabilität und Krisensicherheit
Mittelstandsfinanzierung nach der Krise 19
Kapazitätsauslastung in Prozent – Verarbeitendes Gewerbe (Bayern)
100
90
87,1
86,0
80
77,3
79,5
73,7
70
71,7
73,2
81,4
82,1
84,8
75,0
60
50
Jul 08 Okt 08 Jan 09 Apr 09 Jul 09 Okt 09 Jan 10 Apr 10 Jul 10
Okt 10 Jan 11
Quelle: ifo, StMWIVT
achten? Zumal mit dem planmäßigen Auslaufen des Bayerischen Mittelstandsschirms und des
Deutschlandfonds einige Förderinstrumente,
die ­speziell gegen die Wirtschaftskrise entwickelt
­wurden und zu deren schnellen Überwindung
­bei­getragen hatten, nicht mehr zur Verfügung
­stehen. Dabei wurde es zum Beispiel mit erweiterten öffentlichen ­Haftungsfreistellungen den
­Kreditinstituten ermöglicht, auch Unternehmen
mit geringerer Eigenkapital­basis Kredite zu geben.
Goldene Finanzierungsregel:
30 Prozent Eigenkapital, 10 Prozent
­Mezzanine, 60 Prozent Fremdkapital
Allein durch den Bayerischen Mittelstandsschirm
erhielten so 4.400 Firmen einen Kredit, den sie
ansonsten wegen mangelnder Sicherheiten und / ​
oder zu wenig Eigenkapital kaum bekommen hät-
20 geschäftsbericht 2009/2010
ten. Daher ist es für viele ­Mittelständler eine zen­
trale unternehmerische Aufgabe, die Eigenkapitalquote weiter zu erhöhen. Da der Mittelstand nur in
Ausnahmefällen über einen direkten Zugang zum
Kapitalmarkt verfügt, benötigt er hierfür andere
Instrumente. Eine Möglichkeit bildet dabei Beteiligungskapital in seinen verschiedenen Varianten.
Mit seiner Eigenkapitalqualität steht Beteiligungskapital für Stabilität. Es leistet einen wichtigen
­Beitrag zur Optimierung der Kapitalstruktur eines
Unternehmens. Faustregel für Industrieunter­
nehmen: 30 Prozent Eigenkapital /Beteiligungs­
kapital – 10 Prozent Mezzanine (z. B. stille Beteiligung) – 60 Prozent Fremdkapital.
Beteiligungskapital und Fremdkapital ergänzen
sich. Die beiden Kapitalvarianten arbeiten zusammen: Beteiligungskapital ist (wirtschaft­liches)
Eigenkapital, stärkt die allgemeine Position und
die Bonität des Unternehmens und erhöht so den
Kreditspielraum.
Mittelstandsfinanzierung nach der Krise 21
Meinungen zu Beteiligungskapital
Der Wissenschaftler.
Prof. Dietmar Harhoff
LMU München
»Wagniskapital (Venture Capital) fördert das
Wirtschaftswachstum –
das haben empirische
Studien wiederholt
gezeigt. In Deutschland steht jungen Unternehmen Wagniskapital aber nicht in ausreichendem
Umfang zur Verfügung. Im ›Land der Ideen‹ wird
der Aufbau junger Unternehmen nach wie vor
durch viele Hemmnisse gebremst.
Der Banker.
Martin Ehinger
Münchner Bank eG
»Gerade bei schnell
wachsenden Unternehmen kann die Bildung
von ausreichendem
Eigenkapital mit der
Ausweitung des Bilanzsummenwachstums oft
nicht Schritt halten. Will der Gesellschafter keine
Einflussnahme von Dritten (Private Equity), so
hat sich der Einsatz von Mezzanine als sinnvolle
Alternative zur Stärkung der (wirtschaftlichen)
Eigenkapital­position bewährt. Ein wesentlicher
Aspekt gilt hierbei in der Praxis der Ausgestaltung
der Verträge. Der Nachrangcharakter des Mezzani-
22 geschäftsbericht 2009/2010
Die Situation könnte sich weiter verschärfen,
wenn die deutsche Politik bei der Umsetzung der
AIFM -Richtlinie nicht umsichtig agiert.
Aufbau junger Unternehmen wird
gebremst.
Deutschland sollte endlich ein Gesetz für eine
international wettbewerbsfähige und wachstumsfördernde Gestaltung der steuer­lichen Rahmen­
bedingungen für Business Angels und Wagnis­
kapitalgeber entwickeln.«
nes muss klar ­definiert sein. Der Unternehmer
muss mit seinen Hausbanken vor Vertragsabschluss sicherstellen, dass diese das Mezzanine
beim Rating dem wirtschaftlichen Eigenkapital
zuordnen können.
… hat sich der Einsatz von Mezzanine als
sinnvolle Alternative zur Stärkung der (…)
Eigenkapitalposition bewährt.
Ansonsten hat er sich, wie oft geschehen, nur
­überteuertes Fremdkapital eingekauft. Ein weiterer
Aspekt bei der Wahl des Partners muss zudem ein
genauer Blick auf dessen Refinanzierung sein.
Obwohl das Mezzanine eigentlich endfällig ist,
sollte eine Verlängerung des Vertrags auf keinen
Fall ausgeschlossen sein.«
Die Staatssekretärin.
Katja Hessel
Bayerisches ­Wirtschaftsministerium
»Die Mehrzahl der
in Deutschland
tätigen Beteiligungs­
gesellschaften stärkt
das Eigenkapital ihrer ­Partnerunternehmen und
leistet einen gesamtwirtschaftlich wichtigen Beitrag. Besonders augenscheinlich ist dies im Bereich
der Frühphasen­finanzierung. Leider gibt es gerade
Der Wirtschaftsprüfer.
Dr. Gerd Uwe Hegenloh
Rödl & Partner GmbH
»Die Zeiten, in denen
die Hausbanken die allei­nigen Finanzierungs­
partner für die Unternehmen waren, sind
spätestens nach der Finanzkrise und mit der Einführung von Basel III vorbei. Alternative Finanzierungsformen gehören somit zu den Bausteinen
eines gesunden Finanzierungs-Mixes. Da der Kapitalmarkt für viele mittelständische Unternehmen keine Alternative darstellt, können gerade
mezzanine Finanzierungsformen eine wesentliche
Rolle bei der Gestaltung einer zukunftsfähigen
Finanzierungsstruktur spielen.
dort den größten Mangel an Kapital, insbesondere
seit der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die öffentliche Hand hat rasch gegengesteuert und ihren
Finanzierungsanteil deutlich erhöht. Ziel muss sein,
(wieder) mehr privates Kapital für Investitionen der
hiesigen Beteiligungsbranche zu aktivieren.
Gesamtwirtschaftlich wichtiger Beitrag
Es sollten alle Regeln auf den Prüfstand, die entsprechende Aktivitäten privater Marktteilnehmer
behindern können. Die Umsetzung der AIFM -Richtlinie bietet hierfür geeignete Anknüpfungspunkte.«
Aufgrund der Flexibilität von MezzanineKapital kann dieses individuell gestaltet und
­maßgeschneidert an die Bedürfnisse des Unter­
nehmens angepasst werden.
Alternative Finanzierungsformen gehören
zu den Bausteinen eines gesunden
­Finanzierungsmixes.
Optimal ist, wenn die Bedingungen so ­ausgestaltet
werden, dass das Mezzanine-Kapital wirtschaftlich
als Eigenkapital angesehen werden kann. Dies
wirkt sich positiv auf die Eigenkapitalquote aus
und verbessert damit auch die Voraussetzungen
für eine zusätzliche Fremdkapitalaufnahme –
ins­besondere für Unternehmen, die weiter wachsen wollen, eine wichtige Voraussetzung.«
meinungen 23
Standard-Mezzanine
und Anschlussfinanzierung
2004 wurden die ersten Standard-Mezzanine
Produkte eingeführt. Auf dem Papier war StandardMezzanine ein gutes Produkt, aber den Praxistest
hat es nicht bestanden. Jetzt rücken die Vorteile
von Individual-Mezzanine wieder in den Vordergrund.
Mezzanine Finanzierungsformen, die sich durch
ihre Zwischenstellung zwischen Eigen- und Fremdkapital auszeichnen, bilden vielfach einen relevanten
Interessensausgleich zwischen den Anfor­de­rung­en
von Kapitalgebern und eigenkapitalsuchenden mittelständischen Unternehmen. Mit mezzaninen
Finanzierungsformen muss der Mittelständler
keine Unternehmensanteile ab­geben und bleibt so
weitgehend Herr im Haus. Allerdings war das Angebot an Mezzanine-Kapital lange Zeit begrenzt und –
angesichts von vielfach zweistelligen Renditevorstellungen der Kapital­geber – zumindest aus der
Perspektive der Unternehmer manchmal (zu) teuer.
Es waren einige wenige, speziell am Mittelstand
­orientierte Beteiligungsgesellschaften, die dem
Mittelstand Mezzanine in Form von stillen Beteiligungen zu adäquaten Konditionen anboten.
2004 gab es dann zum ersten Mal eine weitere
Alternative. Standardisiertes Mezzanine, meist in
Form eines Genussrechts konzipiert, verbrieft und
über Kreditinstitute vertrieben. Rasch stellte sich
der Markterfolg ein und in den folgenden Jahren
nahmen rund 700 Unternehmen in Deutschland
Standard-Mezzanine verschiedener Anbieter in
Anspruch.
Nach der ersten Euphorie reifte im Laufe der
Jahre, spätestens im Vorfeld der Finanzkrise im
24 geschäftsbericht 2009/2010
Jahr 2007, die Erkenntnis, dass Standard-Mezzanine
auch unübersehbare Schwächen hatte. Die Bepreisung war nicht risikoadäquat und der standardisierte, ratingbasierte Prüfungsprozess suboptimal.
So kam es innerhalb weniger Jahre zu zahlreichen
Insolvenzen von Standard-Mezzanine-finanzierten
Unternehmen. Seit Mitte 2007 wird kein neues
Standard-Mezzanine mehr angeboten.
Standard-Mezzanine ist tot …
und jetzt?
Obwohl es Standard-Mezzanine seit vier Jahren
nicht mehr gibt, ist es gerade im Jahr 2011 besonders aktuell. Im Mai 2011 werden die ersten Tranchen, deren Laufzeit generell auf sieben Jahre
begrenzt ist, fällig und für viele Unternehmen
steht jetzt die Frage der Refinanzierung an. Da sich
die Konjunktur zuletzt sehr gut entwickelt hatte
und viele Unternehmen wieder gute Ergebnisse
realisieren konnten, ist dieses Problem geringer,
als noch vor einem Jahr befürchtet. Zahlreiche
Unternehmen können und wollen die MezzanineTranchen aus dem Cashflow zurückbezahlen.
85 Prozent der befragten Unternehmen
halten Mezzanine für ein geeignetes
Finanzierungsinstrument.
Generell sind die Unternehmen aber einer erneuten Finanzierung über Mezzanine-Kapital keineswegs abgeneigt. So halten nach einer Erhebung
von Finance-Research vom Herbst 2010 knapp
85 Prozent der befragten Unternehmen, die aktuell
Standard-Mezzanine nutzen, Mezzanine in allgemeiner Form für ein geeignetes Finanzierungs­
instrument. Auf die Frage, was sie dabei zukünftig
als besonders wichtig sehen, standen flexible
­Rück­zahlungsmodalitäten und flexible Strukturen
des Mezzanine-Kapitals an erster Stelle (s. Grafik).
Renaissance von Individual-Mezzanine
Damit rückt Individual-Mezzanine, zum Beispiel in
Form einer stillen Beteiligung, wieder in den Vordergrund. Individual-Mezzanine zeichnet sich
durch Flexibilität und Freiheitsgrade in der auf die
Unternehmenssituation zugeschnittenen Gestaltung aus. Im Wesentlichen beinhaltet dies vier
Komponenten.
Vergütung. Die Komponenten fixe Verzinsung,
erfolgsabhängige Vergütung und endfällige Equity
Kicker beinhalten ein hohes Gestaltungspotenzial
hinsichtlich der Struktur (fix /erfolgsabhängig)
und des zeitlichen Anfalls der Vergütung (kontinuierlich /Laufzeitende).
Laufzeit. Ist die Rückzahlung zum Zeitpunkt der
­Fälligkeit problematisch, können Laufzeitverlängerungen verhandelt werden.
Eigenkapitalcharakter. Ausgestaltung als wirtschaftliches oder bilanzielles Eigenkapital. Über
Wandlungsrechte können auch Mechanismen
­festgelegt werden, die zu ›echtem‹ Eigenkapital
führen.
Zustimmungsrechte. Der Katalog der Zustimmungsrechte kann individuell zugeschnitten werden. Weil Individual-Mezzaninegeber das Investment in der Regel in die eigenen Bücher nehmen
und mit ihren Mitarbeitern betreuen, können
­Probleme direkt mit den Entscheidungsträgern
besprochen werden.
Erstes Refinanzierungsengagement
Konkret streben, so auch das Ergebnis von Studien,
zahlreiche Unternehmen, deren Standard-Mezzanine-Tranchen demnächst auslaufen, eine breit
angelegte Refinanzierungsstrategie an. Mit ihren
individuell auf die Bedürfnisse des Unternehmens
abgestimmten (stillen) Beteiligungen, die bis zu
5 Mio. Euro gehen, bietet die BayBG hier ein interessantes und zieladäquates Instrument. In den ersten
Monaten des Jahres 2011 hat die BayBG bereits eine
stille Beteiligung mit einem Unternehmen vereinbart, das damit sein bisheriges Standard-Mezzanine refinanziert.
Was wäre Ihnen zukünftig bei der Aufnahme von Mezzanine-Kapital wichtig?
Flexible Rückzahlungsmodalitäten
78,9
Flexible Struktur des Mezzanine-Kapitals
44,2
Einheitlicher Ansprechpartner während
der gesamten Laufzeit
40,4
Cashflow-schonende Vergütungsstruktur/
höhere Endfälligkeit
13,5
Sonstiges
9,2
Mezzaninegeber als Ansprechpartner für
finanzwirtschaftliche Fragestellungen
5,8
Angaben in Prozent,
Mehrfachnennungen möglich
Quelle: Finance-Research
Standard-Mezzanine 25
Die andere (Passiv-)Seite
Fallbeispiel eines Turn-arounds
Die volkswirtschaftliche Krise ist vorbei, aber noch
längst nicht für alle Unternehmen. Und: Nach der
Krise ist (leider) vor der Krise, so die Erfahrung. Eine
rechtzeitige und umfangreiche Ausstattung mit
langfristigem (wirtschaftlichen) Eigenkapital kann
aus einer unternehmerischen Krise helfen und
macht für die Zukunft krisenresistent. Das belegt
ein zwar älteres, in den grundsätzlichen Gege­ben­
heiten aber zeitloses Fallbeispiel eines Turn-arounds.
Es wurde daher auch im von Finance und Markt
und Mittelstand herausgegebenen Jahrbuch
Restrukturierung 2011 veröffentlicht. Hier eine
leicht gekürzte Fassung.
Krise durch Akquisition
Nach Jahren stetigen Wachstums kaufte ein süddeutscher Maschinenbauspezialist einen Konkurrenten. Es entstand in den 90er Jahren eine Unternehmensgruppe mit einem Jahresumsatz von
30 Mio. 4. In der Wirtschaftskrise der Jahre
2001 /2002 zeigte sich, dass die aus einem Klein­
betrieb heraus gewachsenen Organisationsstrukturen nicht mehr die Realität einer Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Mitarbeitern abbildeten.
Es wurde zu spät auf veränderte Markttrends
und neue Produktentwicklungen der Konkurrenz
reagiert. Umsätze und Ergebnisse sanken, die
Kreditlinien waren ausgeschöpft, die Eigenkapitalquote fiel auf 20 Prozent.
Kampf ums Überleben
Ein Sanierungsgutachten kam zu dem Ergebnis,
dass die Unternehmensgruppe sanierungsfähig
26 geschäftsbericht 2009/2010
und auch sanierungswürdig ist, wenn man sich
organisatorisch neu aufstellt und Produktneuentwicklungen zügig vorantreibt. Das würde allerdings eine Aufstockung der Finanzmittel voraussetzen. Trotz dieses positiven Votums waren die
Fremdkapitalgeber nicht bereit, ihre Kreditmittel
auszuweiten. Als eine Bank forderte, die Firmengruppe ganz oder zumindest teilweise zu ver­
äußern, schien das Ende des selbstständigen
­Familienunternehmens besiegelt.
Hilfe durch Beteiligungskapital
Das Unternehmen benötigte 3 Mio. 4. Dies war
aber nur über eine generelle Neuausrichtung der
Passivseite realisierbar. Die Eigenkapitalbasis
musste gestärkt werden, um die Banken zu beruhigen. Zudem sollte mit neuen Finanzpartnern die
Abhängigkeit von den Banken verringert werden.
Mit der BayBG fand das Unternehmen Anfang
2003 einen (vorerst) potenziellen Kapitalgeber,
­dessen Zielsetzung sich mit der des Familienunter­
nehmens traf: Langfristige Begleitung und Entwicklung des Unternehmens, stille Beteiligung mit
eingeschränkten Mitspracherechten für den Kapitalgeber. Gleichzeitig besitzt die stille Beteiligung
wirtschaftliche Eigenkapitalfunktion.
Mit diesem möglichen Investor im Rücken
konnten erneut Bankengespräche aufgenommen
werden, die unter folgender Interessenslage standen: Erstens setzte sich die BayBG für ein Engagement der Banken auf bisherigem Niveau ein, um
einen weiteren Liquiditätsabfluss zu verhindern.
Zweitens war die Entlastung auf der Passivseite
durch den potenziellen Investoreneinstieg für die
Banken entscheidend.
Im Rahmen der endgültigen Vertragsverhandlungen wurden folgende zentrale Punkte vereinbart: Eine stille Beteiligung sollte zur weitgehenden Abdeckung des Kapitalbedarfs beitragen.
Gleichzeitig wurde auf eine zusätzliche direkte
Minderheitsbeteiligung verzichtet. Dafür einigten
sich die Partner neben der Fixvergütung auf eine
angemessene Gewinnbeteiligung sowie einen so
genannten Equity Kicker.
Signalfunktion
Die stille Beteiligung hatte nicht nur eine Finanzierungs-, sondern vor allem eine Signalfunktion. Zwei
Banken stellten neue Kontokorrentkreditlinien zur
Verfügung. Die geplanten Neuentwicklungen
konnten umgesetzt werden. Der Jahresumsatz der
Gruppe erhöhte sich in den Jahren 2003 bis 2010
um rund 200 Prozent, die Umsatzrendite konnte
auf über 10 Prozent gesteigert werden. Somit
wurde eine sukzessive Entschuldung der Unternehmensgruppe und in der Folge eine weitgehende
Unabhängigkeit von der Fremdkapitalseite erreicht.
Nachfolgebeteiligung für die Zukunft
Trotz umfangreicher Cash-Ausstattung wollte sich
das Unternehmen 2009 unter Fortsetzung der
­eingeschlagenen Finanzierungsstrategie gegen
eventuell negative Folgen der (damals) aktuellen
Wirtschaftskrise und potenziellen zukünftigen
­Krisen schützen. Unternehmen und Investor beschlossen die Aufstockung der Mittel zu einem
neuen Beteiligungspaket.
Die gute Mischung aus Eigenkapital, stiller
Beteiligung und Fremdkapital und die damit einhergehende optimale Struktur der Passivseite
­sorgen für eine nachhaltige Finanzierungs­stabilität mit ausreichenden finanziellen Reserven
und ­Freiräumen.
Die andere (Passiv-)Seite 27
BayBG im
Markt
Geschäftsentwicklung
Präsenz in allen Regionen
Wachstumsfinanzierung wichtigster
Beteiligungsanlass
Virtuelle Spezialfonds für spezielle
Kapitalerfordernisse
Leitbild
Königinstraße 23. Das erste Jahr
Mitarbeiter /-innen. Im neuen Haus
Geschäftsentwicklung
Weniger Ausfälle bei einer Stabilisierung des Beteiligungsbestands
Mit Engagements bei 85 Unternehmen hat die
BayBG auch im Geschäftsjahr 2009 /2010 ihre
starke Position auf dem Beteiligungsmarkt be­hauptet. Der Zahl ihrer Investments nach zählt sie
seit Jahrzehnten zu den Top 5 in Deutschland und
ist Marktführer in Bayern.
Für den echten Mittelstand
Die BayBG ist die Beteiligungsgesellschaft für den
Mittelstand. Für den kleineren, aber auch für den
etwas größeren. Bei neuen Investments von
37,3 Mio. 4 beläuft sich die durchschnittliche Betei-
ligungssumme im Neugeschäft auf 440.000 4 je
Unternehmen. Während dieser Durchschnittswert
die Streuung nicht aufzeigen kann, wird diese
durch eine Analyse der Größenklassen des Gesamtbestands verdeutlicht.
Einer relativ großen Zahl von ›Kleinbeteiligungen‹ bis zu 200.000 4, mit denen sich vor allem
Existenzgründer finanzieren, folgt ein zweiter
quantitativer Schwerpunkt in den Segmenten zwischen 350.000 – 1.000.000 4 Beteiligungssumme.
In diesem Bereich finden sich vor allem die etablierten produzierenden Mittelständler mit 50 – 200
BayBG-Beteiligungsbestand
in Mio. 6
320
310
300
309
307
2009
2010
297
290
280
270
266
271
276
278
260
250
2004
2005
2006
30 geschäftsbericht 2009/2010
2007
2008
Beteiligungsbestand nach Beteiligungsvolumen
Unternehmen
Prozent
167
32,2 %
201 – 350
69
13,3 %
351 – 500
125
24,1 %
501 – 750
31
6,0 %
751 – 1.000
69
13,3 %
1.001 – 2000
37
7,0 %
2.001 – 5.000
19
3,7 %
2
0,4 %
Beteiligungsvolumen in T 4
bis 200
über 5.000
Mitarbeitern. Aber auch High-Tech-Betriebe, die
als Start-up-Unternehmen vielfach Kapital in Form
einer offenen Beteiligung (Venture Capital) für
die Produktumsetzung und Marktdurchdringung
einsetzen.
21 Unternehmen haben mindestens
2 Mio. 4 Beteiligungskapital.
Zu den 21 Unternehmen mit einem Beteiligungs­
volumen über 2 Mio. 4 zählen neben erfolgreichen
Wachstumsunternehmen auch Firmen, die einen
Gesellschafterwechsel oder eine familien­externe
Unternehmensnachfolge mit stillen und /oder
­offenen Beteiligungen realisiert haben. Hierzu
­zählen zum Beispiel so renommierte Firmen wie
Heinz Glas, einer der weltweit führenden Hersteller von Parfümflakons.
Der Beteiligungsbestand hat sich im vergan­
genen Geschäftsjahr auf dem hohen Niveau von
­deutlich mehr als 300 Mio. 4 stabilisiert. Dass
sich der Beteiligungsbestand im Geschäftsjahr
2009 /2010 nicht weiter erhöht hat, liegt vor allem
an der hohen Zahl von Rückzahlungen und Ver­
käufen im Gesamtvolumen von 26,1 Mio. 4, einem
der höchsten Werte in der fast 40-jährigen BayBGGeschichte.
Die Gründe?
Zum einen hat das vertragliche Ursachen. Im
Geschäftsjahr liefen überdurchschnitt­lich viele
Beteiligungsverträge aus. Und da waren dann
auch noch zwei erfolgreiche Trade Sales (Verkäufe
an strategische Investoren).
Großes Volumen an Rückzahlungen
Davon ist der Verkauf der Anteile an der SIC
Pro­cessing AG besonders hervorzuheben. SIC ist
ein führender Dienstleister in der Wiederauf­
bereitung und Verarbeitung von Sägesuspensionen, die bei der Herstellung von Silizium-Wafern
be­nötigt ­werden. Seit 2006 war die BayBG bei
dem Cleantech-Unternehmen investiert und
Geschäftsentwicklung 31
Entwicklung des BayBG-Portfolios 2009/2010
Anzahl der
­Unternehmen
Bestand per 1.10.2009
Investitionen
Volumen (Mio. 4)
531
55 (30)*
Volumen ­Vorjahr
(Mio. 4)
309,2
297,0
37,3
44,8
> Rückzahlungen und Verkäufe
26,1
18,4
> Abwicklungsfälle
13,8
14,2
Abgänge (insgesamt)
Gesamtbestand 30.09.2010
67
39,9
32,6
519
306,6
309,2
* 30 Folgeinvestitionen in Unternehmen, mit denen bereits vorher ein Beteiligungsverhältnis bestand.
begleitete seitdem den Weg von SIC zum Weltmarktführer.
Folgeinvestitionen
Weniger Ausfälle
Neben diesen für alle Beteiligten vorteilhaften Ausstieg eines Trade Sales gibt es auch noch die von
allen Seiten unerwünschte Exitvariante, den Ausfall. Bei insgesamt mehr als 32.000 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland blieben davon
auch einige Beteiligungsunternehmen nicht verschont. Das Volumen der Ausfälle erreichte aber
nicht mehr den Wert des Vorjahres.
2006/2007
Langfristtrend:
Steigende Zahl von Folgeinvestitionen
Trotz der zuletzt überdurchschnittlichen Anzahl
von Rückzahlungen kristallisierte sich in den vergangenen Jahren ein mittelfristiger Trend heraus:
Unternehmen lassen einer ersten Beteiligung eine
zweite oder dritte folgen, um etwa ein neues Projekt mit einer neuen Beteiligung vom bewährten
Beteiligungspartner zu realisieren. Im vergangenen
Jahr waren es wieder 30 solcher Folgeinvestitionen – nicht mehr ganz so viele wie im Jahr zuvor,
damals waren es 39 Folgeinvestitionen, aber doch
deutlich mehr als im längerfristigen Durchschnitt.
32 geschäftsbericht 2009/2010
2005/2006
2007/2008
2008/2009
2009/2010
Unternehmen
20
22
24
39
30
Erfolgsmodell:
Still, offen und dazwischen
Auch wenn ein Großteil der Engagements mit stillen Beteiligungen umgesetzt wird, die BayBG steht
ebenso für Engagements in Form von offenen
Beteiligungen, wobei es sich entsprechend ihrer
mittelstandsorientierten Grundphilosophie, nach
der der Unternehmer nicht entmachtet werden
soll, immer um Minderheitsbeteiligungen handelt.
Direkte Minderheitsbeteiligung bei
49 Unternehmen
Der größte Anteil, den die BayBG an einer Firma
hält, beträgt 40 Prozent. Bei 22 Unternehmen hält
die BayBG 20 Prozent und mehr. Insgesamt hat
die BayBG am 30.09.2010 bei 49 Unternehmen
21,6 Mio. 4 in Form einer offenen Beteiligung
i­ nves­tiert. Darin sind auch die 18 Unternehmen
enthalten, an die 2009 /2010 nahezu 3,6 Mio. 4
neu ausbezahlt wurden. Vielfach wurde dieser
Erwerb von Firmenanteilen von einer stillen
­Beteiligung begleitet.
Daneben bietet die BayBG auch Zwischenformen zwischen still und offen, also zwar prinzipiell
stille Beteiligungen, die sich jedoch durch zusätz­
liche Eigenkapitalkomponenten auszeichnen.
So lassen sich die jeweiligen Vorteile einer Betei­
ligungsvariante optimieren und an die Bedürfnisse,
Voraus­setzungen, Notwendigkeiten der Unter­
nehmen anpassen. Inzwischen nutzen bereits an
die 100 Unternehmen solche ›Zwischenmodelle‹.
Bewährte Branchenstruktur
Die Universalbeteiligungsgesellschaft BayBG
hat sich auch im vergangenen Jahr wieder nahezu
in allen Branchen und Technologien engagiert.
Der bewährte, über Jahrzehnte gewachsene Bran-
chenmix hat sich dabei in seiner Struktur zuletzt
nicht grundsätzlich verändert. Ein Schwerpunkt
des BayBG-Portfolios liegt weiterhin auf dem kapitalintensiven, produzierenden Gewerbe.
Beteiligungsschwerpunkt im
­produzierenden Gewerbe
Da die bayerische Wirtschaft traditionell durch die
Maschinenbau-, Elektrotechnik- und Automobil­
industrie geprägt ist, haben diese Branchen auch
besondere Bedeutung im BayBG-Portfolio. Dabei
hat die mittelstandsorientierte BayBG selbstverständlich nicht die Großunternehmen im Portfolio,
aber viele Mittlere, deren Zulieferungen und
Dienstleistungen die Großen vielfach benötigen.
Ausgezeichnete finanzielle Verfassung
Auch im Geschäftsjahr 2009 /2010 konnte die
BayBG ihre finanzielle Position weiter verbessern.
Branchenverteilung des BayBG-Portfolios (Volumen)
Chemie, Öl, Kunststoff,
Baustoff, Bau
Maschinen-,
Anlagen-,
Fahrzeugbau,
Elektrotechnik
in Prozent
14
EDV, IT,
Life Science
22
Handel
Eisen, Stahl,
Leichtmetall
Dienstleistungen,
Handwerk, Sonstige
24
6
13
12
Konsumgüter
9
Geschäftsentwicklung 33
gebildet. Dem Restrisiko von 64 Mio. 4 steht ein
Eigenkapital von 161 Mio. 4 (Vorjahr: 152 Mio. 4)
gegenüber. Bei einer Bilanzsumme von 332 Mio. 4
beträgt die Eigenkapitalquote 48,5 Prozent (Vorjahr: 45,7 Prozent).
Aus dieser starken Finanzposition heraus kann
und wird die BayBG auch in Zukunft ein zuverlässiger Partner des bayerischen Mittelstands sein und
bleiben.
Für den nominalen Beteiligungsbestand von
307 Mio. 4 besteht eine Risikoentlastung durch
Ausfallgarantien im Volumen von 206 Mio. 4. Diese
Garantien, die vielfach die Voraussetzung für die
attraktiven BayBG-Beteiligungsangebote sind, werden nahezu ausschließlich von der Bayerischen
Garantiegesellschaft (BGG) zur Verfügung gestellt.
Für das verbleibende Eigenrisiko von 101 Mio. 4
wurde eine Risikovorsorge in Höhe von 37 Mio. 4
Risikostruktur des Portfolios der BayBG
300
307
in Mio. 7
206
Risikoentlastung
250
200
150
161
100
101
Eigenrisiko
37
Risikovorsorge
64
50
Restrisiko
0
Beteiligungsbestand
Eigenrisiko/
Risikoentlastung
34 geschäftsbericht 2009/2010
Restrisiko/
Risikovorsorge
Eigenkapital
Geschäftsentwicklung 35
Präsenz in allen Regionen
Neuengagements in allen Regierungsbezirken
Zu Beginn des Jahres 2011 sorgte ein Bericht des
Zukunftsrats der Bayerischen Staatsregierung für
Wirbel in mehreren bayerischen Regionen. Noch
bevor das Gutachten veröffentlicht war, kolportierten Medien Auszüge daraus. Nach diesen Berichten
sollten einige wenige bayerische Großstädte zu
›Leistungszentren‹ ausgebaut werden. Teile Oberund Unterfrankens sollten sich wirtschaftlich künftig eher Richtung neue Bundesländer orientieren,
Passau an Österreich.
Leistungszentren versus flaches Land?
Bei näherer Betrachtung des inzwischen veröffentlichten Gutachtens ist das etwas verkürzt dargestellt. Der Zukunftsrat stellt vielmehr Szenarien,
Denkansätze und Empfehlungen vor. So tritt er
zum Beispiel für eine verstärkte Clusterbildung ein,
BayBG-Portfolio in den Regierungsbezirken
Oberbayern
Niederbayern
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
außerhalb Bayerns
Anteil in Prozent
32,8
6,6
7,1
10,9
14,1
7,6
20,0
0,9
36 geschäftsbericht 2009/2010
wie sie zum Beispiel bereits heute bei der Konzen­
tration der Biotechnologie-Forschung und -Entwicklung im Raum Regensburg sowie in Martinsried b. München realisiert ist.
Ganz neu ist diese (De-)Regionalisierungs-­
Diskussion nicht und die Regionen wurden schon
öfter totgesagt. So wurde Ende 2007 eine Studie
ähnlichen Inhalts veröffentlicht. Nach ein paar
Mediendiskussionen und Statements aus Politik
und Wirtschaft verschwand das Thema damals
schnell wieder aus der öffentlichen Diskussion. Ob
es dieses Mal wieder so sein wird? Anzunehmen!
Für die Regionen spricht einfach deren wirtschaft­
liche Leistungskraft, die sie allen Unkenrufen zum
Trotz immer wieder aufs Neue bewiesen haben.
Gleichgültig was in irgendwelchen Gutachten
oder Studien stehen mag, die BayBG wird sich
jedenfalls nicht aus der Region zurückziehen.
BayBG-Engagement in den Regierungs­
bezirken entspricht langfristig in etwa
der jeweiligen Wirtschaftskraft.
Auch im vergangenen Geschäftsjahr hat sie sich
wieder in allen bayerischen Regionen umfangreich
engagiert. Abgesehen von einigen Sonderfällen,
die durch überdurchschnittliche Einzelaus- oder
rückzahlungen entstehen, entspricht der langfristige BayBG-Portfolio-Anteil in den einzelnen
Regierungsbe­zirken in etwa deren an der Wertschöpfung gemessenen Wirtschaftskraft. Das wird
sich auch in Zukunft nicht grundsätzlich ändern.
Auswahl aus über 500 Beteiligungsunternehmen
MGlas AG Dietze & Schell
Maschinenfabrik
GmbH & Co. KG
Heinz Holding GmbH
Lewell
Kartonagen
GmbH
Future Pool GmbH
medilab research + trading
Gmbh & Co. KG
DRONCO AG
Beck GmbH & Co.
Elektronik Bauelemente KG
Transnova Ruf GmbH
Hacker
Feinmechanik
GmbH
ICUnet AG
Destilla GmbH
Bosch-Druck GmbH
Duca del Cosma GmbH
HAWE Hydraulik SE
Pfeifer
Seil- und
Hebetechnik
GmbH
Ultrasone AG
Paul Reber GmbH
Schönegger
Käse-Alm GmbH
Beck, Nürnberg, Elektronische Bauelemente
Bosch-Druck, Ergolding, Druckerei
Destilla, Nördlingen, Geschmacks- und Duftstoffe
Dietze & Schell, Coburg, Textilbearbeitungsmaschinen
DRONCO, Wunsiedel, Schleifscheiben
Duca del Cosma, Hallbergmoos, Golfschuhe
Future Pool, Aschaffenburg, Schwimmbäder für Privatleute
Hacker, Offenberg, Feinmechanik
HAWE, München, Hydraulikpumpen
Heinz Holding, Kleintettau, Herstellung von Parfumflakons
ICUnet, Passau, Interkulturelle Management-Beratung
Lewell, Lichtenfels, Kartonagen
medilab, Estenfeld, Diagnostik und Ästhetik
MGlas, Münnerstadt, Sterile Glasverpackungen
Paul Reber, Bad Reichenhall, Mozartkugeln
Pfeifer, Memmingen, Seilbau, Seil-, Hebe- und Bautechnik
Schönegger, Prem, Käseherstellung
Transnova, Ansbach, Verpackungs- und Palettiertechnik
Ultrasone, Tutzing, Audio-Kopfhörer
Regionen 37
Wachstumsfinanzierung wichtigster Beteiligungsanlass
Spezialbereiche mit langfristigen Zuwächsen
Beteiligungskapital der BayBG – das wurde lange
Zeit vielfach mit einer Finanzierung von mittelständischen Wachstumsprojekten gleichgesetzt. Und
nach wie vor bilden die auf Wachstumsfinanzierung im etablierten Mittelstand spezialisierten
BayBG-Geschäftsbereiche das Zentrum des BayBGGeschäfts. Unabhängig davon haben sich auch die
Spezialbereiche im Laufe der Jahre eine starke
Marktposition aufgebaut.
Zwei Drittel des Beteiligungsbestands
liegen bei Wachstums-,
ein Drittel bei Spezialbereichen.
Mit Auszahlungen von knapp 25 Mio. 4 entfielen
wieder 65 Prozent des neu investierten Beteiligungsvolumens auf die drei regional aufgestellten
Wachstumsbereiche. Ein gutes Ergebnis, gerade
vor dem Hintergrund, dass die Investitionsbereitschaft des Mittelstands im Jahr 2010 alles in allem
weiterhin verhalten war. Der Bestand blieb mit
205,8 Mio. 4 stabil (Vorjahr: 206,2 Mio. 4). Diese
Zahlen verdeutlichen die zentrale Bedeutung der
Wachstumsbereiche für die BayBG.
Unabhängig davon haben Engagements im
Rahmen anderer Finanzierungsanlässe, z. B. Ge­sellschafterwechsel, Unternehmensnachfolge,
Turn-around, Innovation, Venture Capital oder
Existenz­gründung, für die die BayBG als Universalbeteiligungsgesellschaft ebenfalls steht, in den
vergan­genen Jahren ihre Anteile am gesamten
BayBG-Port­folio erhöht. Am Ende des Geschäfts­
38 geschäftsbericht 2009/2010
jahres 2009 /2010 entfällt mit einem Volumen von
mehr als 100 Mio. 4 ein Drittel auf diese Spezial­
bereiche. Vor 5 Jahren belief sich dieser Anteil mit
einem Gesamtvolumen von 63,5 Mio. 4 nicht
­einmal auf ein Viertel des gesamten Portfolios.
Das liegt nicht daran, dass die Wachstumsbereiche
absolut weniger Engagements machen würden,
das liegt vor allem daran, dass die Spezialbereiche
über­proportional viel und vor allem auch relativ
große Projekte realisieren konnten.
Leichte Zuwächse bei Gesellschafterwechsel / ​
Unternehmensnachfolge
Größere Projekte, dafür steht vielfach der Bereich
Gesellschafterwechsel / ​Unternehmensnachfolge.
Obwohl sich im vergangenen Jahr die Situation für
Managament-Buy-ins oder Management-Buy-outs
schwierig zeigte, konnte dieser BayBG-Bereich dennoch erneut einen kleinen Zuwachs beim Bestand
auf 37,9 Mio. 4 verbuchen. Die über die Jahre positive Entwicklung dieses Bereichs belegt ein Langfristvergleich. Im Jahr 2005 betrug der Bestand
noch 23,8 Mio. 4.
Erfolgreicher Trade Sale
Hingegen musste der Bereich Innovation / Venture
Capital trotz eines Auszahlungsvolumens von
knapp 4 Mio. 4 zum ersten Mal seit seiner Neu­
positionierung im Jahr 2004 einen leichten Rückgang beim Bestandsvolumen hinnehmen. Der
Grund hierfür ist aber erfreulich. Ein Exit in Form
Geschäftsfelder der BayBG
Beteiligungsbestand in Mio. 7
Wachstum
Franken
67,0
Venture Capital
Innovation
Existenzgründung
38,1
Wachstum
Niederbayern
Schwaben
Oberpfalz
37,9
24,8
Wachstum
Oberbayern
Gesellschafterwechsel
Unternehmensnachfolge
Turn-around
73,2
65,6
Wachstum
gesamt 205,8
eines sehr erfolgreichen Trade Sales verringerte
schlagartig den nominalen Beteiligungsbestand
um 5 Mio. 4. Insgesamt beläuft sich das gemeinsame Portfolio von Innovation / Venture Capital /
Existenzgründung auf 38,1 Mio. 4.
2010 war das Jahr des Turn-arounds
Das gilt für die Volkswirtschaft: Überraschend
schnell war es nach dem dramatischen Wirtschafts­
einbruch des Jahres 2009 der heimischen Wirtschaft wieder gelungen, auf einen sehr dynamischen Wachstumspfad einzuschwenken.
Gesamtbestand 306,6
Das gilt auch für den Turn-around-Bereich
der BayBG: 5,75 Mio. 4 hat Turn-around neu investiert, so viel wie noch nie zuvor innerhalb eines
Geschäftjahres. Ein Grund hierfür ist, dass nach der
überstandenen schwierigen konjunkturellen Situation die Unternehmen neues Kapital brauchten,
um wieder durchstarten zu ­können und die Chancen des Aufschwungs zu ­nutzen. Saldiert um die
Rückzahlungen und Exits ist damit der gesamte
Beteiligungsbestand von Turn-around leicht auf
24,8 Mio. 4 gestiegen.
Wachstum / Spezialisten 39
Virtuelle Spezialfonds für spezielle
Kapitalerfordernisse
Typischer Mittelstand in Ostbayern, innovativere Unternehmen in Gesamtbayern
Bei der Refinanzierung ihrer Investments kann
die BayBG weitgehend auf ihr Eigenkapital, zum
Teil auf ERP (European-Recovery-Programm)Mittel und langfristige Kredite zurückgreifen. Da
die Eigenkapitalquote von rund 50 Prozent gleichzeitig eine hohe Bonität sichert und so einen
unkomplizierten Zugang zu Krediten ermöglicht,
ist die BayBG nicht an ein bestimmtes (Gesamt-)
Investitionslimit gebunden. Sie muss keine Fonds
unmittelbar bedienen, steht damit auch nicht
unter unmittelbarem Exit- und Gewinnmaximie-
40 geschäftsbericht 2009/2010
rungsdruck und hat die Möglichkeit ihre Partnerunternehmen langfristig zu begleiten. Darüber
hinaus betreibt die BayBG auch zwei virtuelle
Fonds.
13 Mio. 4 Eigenkapital für den breiten Mittelstand II
Zum einen Eigenkapital für den breiten Mittel­
stand II (EKBM II) . Dieser Fonds mit einem Volumen
von 50 Mio 4 und einer Laufzeit bis 2018 wird gemeinsam mit der LfA Förderbank Bayern, der KfW
und der Bayerischen Garantiegesellschaft (BGG)
Risikokapital für Wachstum und Innovationen (›EFRE-Projekt‹)
Zielunternehmen
1.Bayerische Technologieunternehmen
(außer Großraum München)
2.Ostbayerische Wachstumsunternehmen
(Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken)
Einsatzmöglichkeiten
Finanzierung von Wachstums- und Innovationsprojekten
Art der Beteiligung
Stille, offene und kombinierte (stille /offene)
Beteiligungen
Laufzeit / Investmenthorizont
5 – 10 Jahre
Beteiligungsvolumen je Unternehmen
0,2 Mio. 4 bis 1,5 Mio. 4
Gesamtes Fondsvolumen
20 Mio. 4
getragen. Im Geschäfts­jahr 2009 /2010 wurde
zum Beispiel mit EKBM II das Engagement bei der
ERS Holding GmbH noch einmal erhöht. ERS steht
für eine thermische Prüfung von Wafern auf ihre
Funktionsfähigkeit. Nachdem bereits über den
­Vorläuferfonds EKBM I eine Summe von 50 Mio. 4
ausbezahlt worden war, beläuft sich das derzeitige Auszahlungs­volumen von EKBM II auf über
13 Mio. 4.
Zur Anschlussfinanzierung von StandardMezzanine geeignet
Mit Tranchen bis zu 5 Mio. 4 eignet sich EKBM II vor
allem für größere Projekte. Der Fonds ist daher
auch speziell für Unternehmen, die eine Anschlussfinanzierung für ein auslaufendes Standard-Mezzanine benötigen, eine interessante Möglichkeit.
Risikokapital für Wachstum und Innovationen
Der zweite virtuelle BayBG-Fonds, Risikokapital
für Wachstum und Innovationen, wendet sich an
innovative Technologieunternehmen in allen bayerische Regionen außer dem Großraum München
und an ostbayerische Wachstumsunternehmen.
Die Mittel des mit 20 Mio. 4 dotierten Fonds
­werden jeweils zur Hälfte von der BayBG und dem
Europä­ischen Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE) aufgebracht. Der EFRE -Anteil wird dabei
vom Bayerischen Wirtschaftsministerium aus­
gereicht. Je Unternehmen ist ein Engagement
­zwischen 0,2 Mio. und 1,5 Mio. 4 möglich.
Im vergangenen Geschäftsjahr wurden erneut
2,2 Mio. 4 an fünf Unternehmen ausbezahlt. Da ist
zum Beispiel die evidanza AG, Regensburg, ein
innovativer Anbieter von Business Intelligence
Software. evidanza wurde 2010 in die Liste Bayerns
Best 50 aufgenommen. Die Beteiligung erfolgte
in offener und stiller Form.
Auch die Thomas Krenn AG im niederbayerischen Freyung setzt auf ­dieses spezielle Kapital­
angebot. Das mit dem Bayerischen Qualitätspreis
ausgezeichnete Unternehmen ist auf die kunden­
individuelle Assemblierung (Montage) und den
Vertrieb von EDV -Serversystemen spezialisiert.
Bisher wurden rund 7 Mio. 4 im Rahmen von
Risiko­kapital für Wachstum und Innovationen
­aus­bezahlt. Der virtuelle Fonds hat sich damit ins­
besondere als ein spezielles Risiko­kapitalangebot
für den ­traditionellen Mittelstand in Ostbayern
bewährt.
Sonderfonds 41
Leitbild
Für den Mittelstand
Die Beteiligungsgrundsätze
Die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft
mbH gehört zu den füh­ren­den Beteiligungsgesellschaften in Deutschland. Regionaler Schwer­punkt
ihrer Investitionen ist Bayern; unternehmerischer
Schwerpunkt ist der Mittelstand.
Die BayBG arbeitet auf der Basis besonders mittelstandsfreundlicher Beteiligungsmodelle.
Das Angebot umfasst das gesamte institutionelle
Kapi­tal­beteiligungs­geschäft. In der Regel werden
nur Minderheitsengagements eingegangen.
Der Kunde als Partner
Die BayBG geht auf die individuelle Situation und
die Wünsche ihrer Partner­unternehmen ein. Auf
dieser Grundlage kann die BayBG ihr gesamtes
Leis­tungs­­spektrum optimal für das Unternehmen
einsetzen.
42 geschäftsbericht 2009/2010
Der entscheidende Unterschied zum Wettbewerb
Die BayBG bietet durch den Einsatz unterschied­
licher Refinanzierungsmittel für nahezu alle
­Unternehmenssituationen das passende Beteili­
gungs­modell.
Die BayBG kann dank ihrer ausgeglichenen Gesellschafterstruktur eine neutrale, von Einzelinteressen unabhängige Geschäftspolitik verfolgen.
Die BayBG verfügt über gute Kontakte zu Kreditwirtschaft, Industrie, Beratern, zur Private Equityund Venture Capital-Szene sowie zu staat­lichen
Institutionen. Kontakte, die sie für ihre Beteiligungs­
partner nutzt. Die BayBG bündelt Expertenwissen
über viele Unternehmenssitua­tionen. Diese Kompetenz ermöglicht eine intensive Betreuung über
nahezu alle Ent­wicklungsphasen eines Unter­
nehmens hinweg.
Die Beteiligungsphilosophie
Die BayBG besitzt ein breit gefächertes Instru­
mentarium: Sie stellt ihren Partnern nicht nur
Eigen­kapital zur Verfügung, sondern bietet
­unternehmensspezifische Dienstleistungen wie
Konzept­entwicklung, Beratung und Begleitung
bei der ­Realisierung an.
Leitbild der BayBG 43
Königinstraße 23
Das erste Jahr
Die Bilder oben zeigen, wie es am 08.10.2009,
einen Tag vor dem Umzug, in den neuen Geschäftsräumen und Büros der BayBG in der Königinstraße
aussah. Schön? Schon! So zumindest die allgemeine Einschätzung. Aber auch etwas steril!
Inzwischen ist das Sterile einer Gestaltung
durch die ›Bewohner‹ gewichen. Das ging nicht an
einem Tag. Der eine oder andere hatte auch so
etwas wie ›Heimweh‹. Alte Gewohnheiten und Verhaltensweisen waren es, die die neuen Büros als
erstes individualisierten. Zum Beispiel das neue
Telefon. Obwohl High-Tech war nach wenigen
Tagen – wie früher auch – das Hörerkabel wieder
mehrfach verdreht und ineinander verquirlt. Die
Gestaltung setzt sich fort. Hier wird ein neues Bild
angebracht, dort entwickelt sich ein neues informelles Kommunikationszentrum.
44 geschäftsbericht 2009/2010
»Ich steck’ im Aufzug, holt mich hier raus.« –
So lautete anfangs mancher Hilferuf aus dem Tief­
garagen-Autolift. Dieser arbeitete nicht immer
­einwandfrei. Und obwohl das Problem längst
gelöst ist, begleiten einige ihre Einfahrt in den Lift
immer noch mit einem Stoßgebet. Der Aufzug ist
nur ein Beispiel, dass nicht alles sofort zu 100 Prozent funktionierte. Die Anlaufprobleme sind beseitigt. Die Statements und Fotos der nächsten Seiten
belegen: Die BayBG fühlt sich hier heimisch.
Übrigens, in gewisser Weise führt die BayBG die
Tradition des Anwesens fort. Das Haus wurde 1904
von der Familie Gritzner erbaut, die eine Nähmaschinenfabrik besaß. Die Nähmaschinen stehen für
maßgeschneiderte Anzüge, die Individual-Beteiligungen der BayBG für maßgeschneiderte Finanzierungen.
Mitarbeiter/-innen
Im neuen Haus
Gerhard Limmer
IT-Chef
Alois Bösl
Bereichsleiter
»… ›Die Arbeit muss normal weitergehen, PCs und
Telefone quasi gar nicht abgeschaltet werden‹. So
in etwa war die Vorstellung für den Umzug. Ganz
so ging es dann nicht. Aber mit Hilfe mehrerer
­Kollegen haben wir Computeranlage und 80 PCArbeitsplätze an einem Tag ab- und im neuen
Haus wieder startklar aufgebaut. Beim Telefon
stellten wir gleich auf IP-Telefonie um. Da gab es
schon kleinere Anlaufschwierigkeiten, aber jetzt
läuft alles und es hat sich gelohnt: Das Telefon bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten und das
Glasfaser-Netzwerk lässt keine Wünsche offen, was
Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit betrifft …«
»... Die zweckmäßigen, hellen Büros, gute Verkehrsanbindung sowie ausreichend Parkplätze am alten
Arbeitsplatz wusste ich zu schätzen. Dem Umzug
stand ich daher mit gemischten Gefühlen gegenüber. Und da war ich nicht der Einzige unter den
Kollegen. Doch längst habe ich mich im neuen
Bürobau mit moderner, ansprechender Architektur
gut eingelebt und fühle mich hier sehr wohl: Ruhige
Lage, Blick ins Grüne, das schafft Freiraum … wie es
so schön in unserem Werbeslogan heißt …«
Mitarbeiter/-innen 45
Franziska Bader
Empfang
Dr. Barbara Karch
Projektmanagerin
»… Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite
Chance – so heißt es. Und da machen wir mit
unserer Empfangshalle, so denke ich, jetzt einen
guten Eindruck: Großzügig gestaltet, die GlasAußenfronten wirken offen und locker. Steifheit
bei der Begrüßung, auch mir nicht bekannter
Gäste, kommt da gar nicht erst auf. Aber nicht nur
unsere Besucher schätzen diese Atmosphäre, auch
ich bin von dem freien Blick begeistert. Das lässt
Hektik erst gar nicht ­entstehen, auch dann nicht,
wenn es wieder einmal›hoch hergeht‹ – zwei
­Telefonate gleichzeitig, Kunden vor der Tür und an
der Empfangs­theke ein Kollege, der ­dringend eine
Broschüre sucht …«
»… Die Lage schätze ich ganz besonders. Zentral
und gleichzeitig den Englischen Garten vor der Tür.
Zwar kann ich es gar nicht so nutzen, dazu habe ich
als berufstätige Mutter von zwei Kindern gar keine
Zeit. Es geht einfach um die Möglichkeit, die ein
gutes Gefühl schafft. Was ich noch nicht so gut
finde, ist, dass sich die direkten Kommunikationswege verlängert haben. Zwei Häuser, acht Stockwerke mit jeweils dezentralen Treffpunkten. Da
sieht man seine Kollegen aus anderen Bereichen
nicht mehr so selbstverständlich im Vorbeigehen.
Da müssen wir uns noch was einfallen lassen …«
46 geschäftsbericht 2009/2010
Elisabeth Holzapfel
Chefassistentin
Sebastian Braun
Projektmanager
»… Die Mitwirkung im Umzugsteam war für mich
eine spannende Herausforderung. Regelmäßig
standen Begehungen der Baustelle an. Bei den
Besprechungen mit den Architekten, Umzugsplanern oder Lieferanten mussten so manches Mal
unterschiedliche Positionen geklärt werden. Der
Umzug verlief dann reibungslos. Aber Schluss war
damit nicht. Da und dort mussten wir Nachbesserungen einfordern. Für mich sind die modern ausgestatteten Büroräume ein besonderes Highlight.
Da sind die höhenverstellbaren Schreibtische. Diese
Steh-Sitz-Kombination wird sehr geschätzt und
oft genutzt …«
»… Auch wenn mein neues Büro etwas kleiner als
das alte ist, überwiegen die Vorteile doch deutlich.
Mein neues Büro ist auf dem neuesten technischen
Stand. Alles, was ich für meine Arbeit brauche, ist
da. Was ich besonders zu schätzen gelernt habe,
sind die Konferenzräume. Die sind nicht nur etwas
größer als die Büros. Sie sind mit hochwertiger
Präsentations­technik ausgestattet. Den Laptop
angesteckt und schon kann’s losgehen …«
Mitarbeiter/-innen 47
Unternehmensporträts
Frische und Service GmbH
Jos. Schneider GmbH –
Hagebaumarkt und LHG Werkmarkt
nfon AG
Primavera Life GmbH
Variotec GmbH & Co. KG
WolzNautic OHG
Frische und Service GmbH
Die Genuss-Spezialisten
haar die vier Erfolgskriterien des Unternehmens
identi­fiziert:
1. Frische
Frische und Service setzt auf den Einkauf bester
Rohware in den Herkunftsländern. Die Zutaten
werden von einer Mitarbeiterin direkt in Griechenland und Italien aus­gesucht und eingekauft: Viele
Tonnen von Tomaten und Oliven und anderen
­erntefrischen Gemüse­sorten und eingelegten
Leckereien finden so ihren Weg in die fränkische
Feinkostproduktion. Produziert werden alle Vor­speisen im Zwei-Schicht-Betrieb und täglich an
die Kunden ausgeliefert.
Klaus Ewald und Otto Weisshaar, geschäfts­
führende Gesellschafter, Frische und Service GmbH,
Prichsenstadt
Frische und Service GmbH, der fränkische Hersteller
von mediterranen Vorspeisen, so genannten Antipasti, gehört in Deutschland zu den vier führenden
Lieferanten für den Groß- und Einzelhandel, die Gastronomie und Cateringbetriebe. Das Unternehmen
ist sehr schnell gewachsen. Heute werden in Prichsenstadt 130 Mitarbeiter beschäftigt. »Im Durchschnitt haben wir seit der Gründung vor 13 Jahren
jedes Jahr 10 neue Mitarbeiter eingestellt«, rechnet
Otto Weisshaar vor. Für das starke und erfolgreiche
Wachstum wurde Frische und Service im Jahr 2009
mit dem Award ­›Bayerns Best 50‹ ausgezeichnet.
Zusammen mit Klaus Ewald, ebenfalls
geschäftsführender Gesellschafter, hat Weiss-
50 geschäftsbericht 2009/2010
2. Vielfalt
Über 100 Produkte hat Frische und Service im Angebot. Frische und Service sieht sich nicht nur als Liefe­
rant, sondern auch als Innovator und Dienstleister
seiner Kunden. Viele Rezepte und Antipasti-Kompositionen sind daher auf Kundenwunsch von den
Feinkostspezialisten entwickelt und werden exklusiv produziert.
Antipasti (italienisch für ›vor der Mahlzeit‹) ist die italienische Bezeichnung
für Vorspeisenvariationen.
Sie sind dann als Eigenmarke des Lebensmitteleinzelhandels zu finden. Unter dem Label ›Arte di Viva‹
wird die Hausmarke von Frische und Service ver­
trieben.
Unternehmen
3. Qualität
Die Einkäufer des Lebensmittelhandels legen die
Messlatte für die Produktqualität, Frische und
­einwandfreie Produktionsprozesse hoch. Täglich
können deshalb unangemeldet Auditoren und
Lebensmittelkontrolleure im Auftrag der Kunden
vor der Tür stehen. Ewald und Weisshaar nehmen
es gelassen. Das Unternehmen ist ohnehin nach
den höchsten Standards der Lebensmittelindustrie
zertifiziert, die von gut geschulten Mitarbeitern
­täglich umgesetzt werden.
4. Kommunikation
Reibungslose Betriebsabläufe setzen ein respektvolles Miteinander und eine offene und transparente
Kommunikation voraus. Ewald und Weisshaar arbeiten nach der Devise ›Wenn es den Mitarbeitern gut
geht, profitiert das Unternehmen‹. Daraus resultiert
ein ungewöhnliches Personalbetreuungskonzept
für ein Unternehmen dieser Größenordnung.
Das Unternehmen beschäftigt Mitarbeiter
aus über 20 Nationen. Die Führungskräfte werden
regelmäßig in Kommunikationsthemen geschult.
Bei Unstimmigkeiten zwischen Mitarbeitern
kommt zusätzlich sofort eine Mediatorin zum
­Einsatz. Auch bei persönlichen Angelegenheiten
wie Behördengängen oder bei Fragen der Kinderbetreuung werden die Mitarbeiter schnell und
unkompliziert unterstützt. So können sich die
­Mitarbeiter auf ihr Tagesgeschäft konzentrieren.
Wachstumspläne und Kapital
Als es bei dem schnell wachsenden Unternehmen
im Rahmen einer Finanzierungsrunde um das
Thema Eigenkapitalverstärkung ging, kam die
BayBG ins Spiel. Weisshaar kannte die BayBG von
einem Geschäftspartner und auch bei Frische
und Service passte das Angebot der Beteiligungsgesellschaft.
Die Produktion am Standort Prichsenstadt
stößt mittlerweile an ihre Grenzen. Ganz in der
Nähe, in Wiesentheid, ist deshalb neben dem Lager
von Frische und Service ein neues Produktions­
gebäude geplant.
Beteiligungsart: stille Beteiligung / Mezzanine –
Beteiligungs­a nlass: Wachstum – Branche: Feinkostherstellung
Frische und Service 51
Jos. Schneider GmbH –
Hagebaumarkt und LHG Werkmarkt GmbH
Für Haus und Garten: Alles, was das Herz begehrt
Max Schneider, geschäftsführender Gesellschafter,
Jos. Schneider GmbH (Hagebaumärkte) und
LHG Werkmarkt GmbH, Erlstätt
Die Baumarktkette von Max Schneider im Süden
von Oberbayern ist gut aufgestellt und stark vertreten. Heimwerker, Handwerker und Hausfrauen
finden in dieser Region 14 gut sortierte Baumärkte
der Marken Hagebaumarkt und LHG Werkmarkt.
Max Schneider hat Ende der 70er Jahre, in vierter
Generation, das 1854 gegründete Familienunternehmen übernommen. Wir haben bei Max Schneider nachgefragt, was den Erfolg seines Unternehmens ausmacht.
Herr Schneider, als Sie 1986 ihre ersten drei Baumärkte gegründet haben, hatten Sie genau den richtigen Riecher. Wie sind Sie auf das Thema Baumärkte
gekommen?
52 geschäftsbericht 2009/2010
Schneider: Unser Familienunternehmen
war auf den Baustoffgroßhandel spezialisiert. Als
ich Ende der siebziger Jahre die Geschäftsleitung
übernommen habe, sah ich in diesem Segment ein
stabiles Geschäft, aber wenig Wachstumspotenzial.
Deshalb habe ich mich nach alternativen Wachstumskonzepten umgesehen und bin auf die Baumärkte gestoßen. Diese Idee des ›One-stop-shopping‹ für Handwerk und Garten kam in den
­sechziger Jahren aus den USA nach Deutschland.
Sie sind Baustoffexperte. Trotzdem nutzen
Sie für Ihre Baumärkte das Franchiseangebot der
Hagebaumärkte. Wieso?
Schneider: Natürlich hatten meine Mitarbeiter und ich langjährige Erfahrung, aber eben im
Großhandel und im Geschäft mit Handwerkern
und Baufachleuten. Für das Geschäft mit den Endkunden haben wir uns bei den Themen Werbung,
Einkauf und Sortimentsgestaltung die Expertise
über das Hagebaumarkt-Konzept geholt. Diese
­Entscheidung hat sich bewährt. Das belegt unser
Unternehmenswachstum.
Ihr Unternehmen bewegt sich in einer sehr
­wettbewerbsintensiven Branche. Das heißt, eine
Bohr­maschine und Dübel, Tapeten und Kleister bekommen Kunden in jedem Baumarkt. Was macht
den Erfolg Ihrer Baumärkte aus? Was hebt sie vom
­Wettbewerb ab?
Schneider: Ganz klar. Die Beratung der Kunden.
Was macht Ihre Beratung so besonders?
Schneider: Mehr Mitarbeiter. Mehr Schulung.
Das heißt, wir beschäftigen pro Verkaufsfläche
mehr Mitarbeiter als der Wettbewerb. Wir schulen
Unternehmen
unsere Mitarbeiter überdurchschnittlich. Unsere
Kunden schätzen die Fachkompetenz – und kommen wieder.
Wie finden Sie engagierte Mitarbeiter, die lebenslanges Lernen schätzen und in der Praxis umsetzen
wollen?
Schneider: Wir setzen seit langem auf ›Eigengewächse‹ und haben deshalb eine hohe Ausbildungsquote von fast 10 Prozent. Das heißt konkret
von 400 Mitarbeitern im Unternehmen sind 35
Auszubildende.
Ihr Geschäft ist der Handel. Aber in Ihrem Angebot haben Sie auch Schulungsangebote für Kunden.
In der Liste der Kurse finden sich ganz ›handfeste‹
Themen wie Fliesenlegen, Wärmedämmung oder
Gartengestaltung. Aber es gibt auch ›Exotisches‹ wie
Aquaristik. Wieso machen Sie das?
Schneider: Sehen Sie, unsere Kunden haben
eine Vorstellung, was sie zu Hause ändern wollen.
Aber viele Kunden wissen nicht, welche Produkte
sie für ihren Gestaltungswunsch am besten verwenden. Hier hilft unsere Beratung. Aufwendigere
Projekte in Haus und Garten erfordern ein gewisses Know-how. Hier hilft unsere Schulung.
Herr Schneider, Sie betreiben aber nicht nur 10
Hagebaumärkte.
Schneider: Das ist richtig. In ländlichen Regi­
onen haben wir die LHG Werkmärkte, weil dieses
Konzept besser für kleinere Standorte passt. Wir
bieten hier auch Produkte für die Landwirtschaft
an. Insgesamt führen wir derzeit vier Werkmärkte.
Außerdem betreiben wir natürlich den Baustoffgroßhandel, die Keimzelle und Basis unseres Unternehmenserfolgs, weiter.
Mit der BayBG arbeiten Sie schon seit Anfang
der neunziger Jahre zusammen. Warum?
Schneider: Wir haben uns seinerzeit für die
BayBG entschieden, weil ich gerne Alleingesellschafter und Alleinentscheider im Unternehmen
bleiben wollte. Die BayBG nimmt keinen Einfluss
auf das Tagesgeschäft. Das hat mir gefallen und
sich in der Praxis bewährt.
Ihre bestehenden Märkte laufen gut. Das heißt
aber auch, dass sie mit geringen Wachstumsraten
rechnen müssen. Was tun Sie, um Ihr Unternehmen
weiterzuentwickeln?
Schneider: Nun, ganz konkret werden wir 2011
unseren elften Hagebaumarkt in Garching eröffnen.
Seit über drei Jahrzehnte sind Sie jetzt schon
erfolgreich im Baustoffgroß- und Einzelhandel
unterwegs. Wie sehen Ihre persönlichen Pläne aus?
Schneider (schmunzelt): Unser Familien­
unternehmen bleibt ein Familienunternehmen.
Die fünfte Generation steht schon bereit.
Herr Schneider, vielen Dank für das Gespräch und
weiterhin viel Erfolg.
Beteiligungsart: stille ­B eteiligung / Mezzanine – Beteiligungsanlass: Wachstum – ­B ranche: Baustoffeinzel- und -großhandel
Jos. Schneider GmbH 53
nfon AG
Telefonanlagen mit Potenzial
Fabian Hoppe, Marcus Otto, Jens Blomeyer,
­Vorstandsmitglieder, nfon AG, München
Wer von webbasierten, ›virtuellen‹ Telefonanlagen
noch nichts gehört hat, befindet sich in bester
Gesellschaft:
Von virtuellen Telefonanlagen haben nach einer
aktuellen Studie im Auftrag von nfon 60 Prozent
der Entscheider noch nichts gehört, knapp
20 Prozent haben davon schon mal gehört und
nur gut 20 Prozent wissen, worum es bei diesem
Schlagwort geht.
Aber es gibt für kleine und mittelständische
Unternehmen gute Gründe sich mit diesem
Thema zu beschäftigen. Dies gilt insbesondere
für solche Firmen, die schnell wachsen oder über­
54 geschäftsbericht 2009/2010
regional neue Standorte aufbauen. Tele­fonanlagen mit einem umfassenden Leistungsspektrum
waren ­bisher teuer und nur für große Unternehmen ­rentabel. Webbasierte Telefonanlagen
machen ­vergleichbare Telefonfunktionen jetzt
auch für ­kleinere Unternehmen erschwinglich.
Marcus Otto und Fabian Hoppe haben das
Potenzial virtueller Telefonanlagen rechtzeitig
e­ rkannt und 2007 die nfon AG gegründet. Das
junge und stark wachsende Unternehmen hat
zur Finanzierung des hohen Kapitalbedarfs den
HTGF High-Tech Gründerfonds, die MIG Fonds, Earlybird Venture Capital und die BayBG gewonnen.
Bei der nfon AG, heute einem der führenden
Anbieter webbasierter Telefonanlagen, kennt man
gute Gründe für die virtuelle Kommunikations­
lösung:
Den Unterschied zwischen einer klassischen
und einer webbasierten Telefonanlage sieht man
sofort. Die virtuelle Telefonanlage ist in ein Hochleistungsrechenzentrum ausgelagert und nimmt
im Unternehmen keinen Platz mehr weg.
Neue Anschlüsse können jederzeit ohne großen
Aufwand von einem externen Administrator oder
vom Kunden selbst über das Internet inte­griert
werden. Das gilt nicht nur für die unter­nehmens­
internen Arbeitsplätze, sondern auch für HomeOffice-Arbeitsplätze. Insbesondere für ­Handelsoder Dienstleistungsunternehmen, die flächen­
deckend mit vielen Niederlassungen ­arbeiten, ist
dieses System ein Gewinn an Funktionalität. Auch
Behörden, wie Landratsämter, nutzen neuerdings
das ­flexible System.
Unternehmen
Die Investition beim Kauf einer klassischen
­Telefonanlage erübrigt sich. Alternativ entfallen
die monatlichen Fixkosten für die Miete einer
­herkömmlichen Telefon­anlage.
Seriöse Anbieter webbasierter Telefonanlagen
zeichnen sich inzwischen durch TÜV -zertifizierte
Ausfallsicherheit und Abhörsicherheit ihrer Systeme aus.
Die Anzahl der Anschlüsse ist jederzeit, das
heißt täglich, variabel. Notwendig ist lediglich
die Anschaffung von Telefongeräten. Gezahlt wird
beispielsweise bei nfon nur pro Anschluss.
Der Hauptgrund für die Anschaffung einer webbasierten Telefonanlage aber liegt in der Verfügbarkeit von über 100 Telefonfunktionen, die selbst
Kleinstunternehmen einen technisch professionellen Außenauftritt ermöglichen.
Ein Angebot, das den Markt offensichtlich überzeugt. nfon hat seit Firmengründung vor vier Jahren
schon 2000 kleine und mittelständische Unterneh-
men und Behörden als Kunden gewonnen. Abge­
sehen von Pilotprojekten werden die Kunden von
externen Dienstleistern wie Systemintegratoren
und Telekommunikationsspezialisten betreut, die
das nfon-System unter eigenem Label anbieten.
Gegen konkurrierende Service Provider grenzt
sich nfon insbesondere durch die für die Kunden
entscheidende Systemstabilität, Skalierbarkeit,
kundenoptimiertes Preismodell, einfaches Handling (plug and play) und den überdurchschnitt­
lichen Funktionsumfang ab.
nfon wächst schnell. Monatlich werden 1200
bis 1400 neue Nebenstellen verkauft. Deshalb
haben CEO Marcus Otto und COO Fabian Hoppe
den Vorstand um den Marketingspezialisten Jens
Blomeyer verstärkt. Das nfon-Team von mittlerweile 50 Mitarbeitern wächst ständig weiter.
Zunächst will sich nfon im deutschsprachigen
Raum weiter etablieren und wachsen. Ein Sprung
ins benachbarte Ausland ist absehbar.
Beteiligungsart: Minderheitsgesellschafter und stille Beteiligung / ​
Mezzanine – Beteiligungsanlass: Venture Capital / Innovation –
Branche: Telekommunikation
nfon 55
Primavera Life GmbH
Die Wohlfühlexperten
Ute Leube und Kurt Ludwig Nübling, geschäfts­
führende Gesellschafter, Primavera Life GmbH,
Oy-Mittelberg (Allgäu)
Oy-Mittelberg /Allgäu. Dezember 2010. Ich bin zu
Gast bei Primavera, Deutschlands führendem
Anbieter von ätherischen Ölen für Aromatherapie
und Naturkosmetik.
Vor einer Woche erst sind die Duftexperten in
das brandneue Firmengebäude umgezogen, das
sich durch eine konsequent nachhaltige Bauweise
auszeichnet. Dennoch ist von ­Hektik keine Spur.
Im firmeneigenen Primavera-Shop, gleich neben
dem Eingang, begrüßen mich Ute Leube und Kurt
Nübling, die Chefs. Nebenan sind die Elektriker
noch dabei letzte Hand an die Beleuchtung der
Regale anzulegen. Die Unternehmer freuen sich
56 geschäftsbericht 2009/2010
darauf, dass sie ihren Kunden schon eine Woche
später das komplette Sortiment an ätherischen
Ölen und Naturkosmetik vor Ort zum Testen und
Kaufen anbieten können.
Leube erzählt, wie sie in den achtziger Jahren
beginnt sich intensiv mit den Möglichkeiten der
Aromatherapie zu beschäftigen. Sie ist fasziniert
von dem Thema, verkauft ihren Naturkostladen –
einen der ersten in München – und zieht mit ihrer
Familie ins Allgäu. In einem ehemaligen Bauernhaus beginnt sie, selbst importierte, biologisch
erzeugte Aromaöle aus Frankreich abzufüllen
und an Naturkostläden und Reformhäuser zu vertreiben. Das ist die Geburtstunde von Primavera.
Kurt Nübling, der zur selben Zeit auf seinen Asienreisen ätherische Öle entdeckt und schätzen gelernt hat, gründet Aromatao, ein Unternehmen
für Großraumbeduftung. Seit 20 Jahren führen
die ­beiden gemeinsam die Primavera-Geschäfte.
Leube verabschiedet sich und Nübling übernimmt die Führung durch das neue Gebäude,
­dessen Bau er bis ins Detail mitgeplant und begleitet hat.
Erste Station ist die ›Schatzkammer‹ von Prima­
vera. In einem fensterlosen Raum, der gleichwohl in
freundlichen Farben gehalten ist, lagern in großen,
bauchigen, braunen Flaschen und Kanistern, wohltemperiert und luftdicht verschlossen, hochwertige
Öle aus aller Welt. Nübling berichtet, wie er über Jah­
re ­hinweg viel Zeit und Energie investierte, um weltweit Bauern vom biologisch einwandfreien Pflan­
zenanbau zu überzeugen. So konnten Jahr um Jahr
weitere zuverlässige Lieferanten für naturreine und
Unternehmen
unbelastete Öle gewonnen werden. Die Herkunftsangabe auf den Flaschen und Behältern sind stum­
­me Zeugen für Nüblings weltweiten Einsatz. Primavera bezieht Rosenöl aus der Türkei, Eisen­kraut­öl
aus Peru, Zedernöl aus Marokko und Lemongrassöl
aus Buthan, um nur einige Beispiele zu nennen.
Weiter geht’s durch hell beleuchtete, farblich
ansprechend gestaltete Flure. Die Produktionsräume sind noch halb leer. Beim Durchqueren
erzählt Nübling, dass noch nicht die komplette
Mannschaft umgezogen ist und wir wollen den
eben erst angelaufenen Betrieb nicht stören.
»Der Duft der ätherischen Öle fördert
Wohlbefinden und Lebensqualität, baut
Stress ab und harmonisiert unsere
Gefühle.«
Nächste Station ist das Prüflabor, ganz wichtig
für die Kontrolle der Produktqualität, die Nübling
und Leube so sehr am Herzen liegt. Hier werden
alle eingehenden Rohstoffe vor der weiteren Abfüllung oder Verarbeitung geprüft. In langen Regalreihen lagern geprüfte und beschriftete ­Rohstoff- und
Kosmetikproben. So kann jederzeit nachvollzogen
werden, woher die Produkte kommen und welche
Zusammensetzung sie haben.
Wir gehen einen Stock höher in die Verwaltungsetage. Hier, führt Nübling aus, hat Primavera
bewusst auf ein offenes Raumkonzept gesetzt.
Die Kommunikation ist noch offener, schneller und
vor allem persönlicher geworden, lobt auch Leube,
die wir an ihrem Schreibtisch antreffen. Auch die
beiden Unternehmer haben hier ihre Arbeitsplätze.
Nach der Führung bekomme ich noch einen
kurzen Einblick in Anwendungsgebiete der Aromatherapie. Leube erzählt, dass sich zunehmend mehr
Vertreter von heilenden und helfenden Berufen,
wie Krankenschwestern und Kosmetikerinnen,
Apothekenpersonal und Altenpfleger, an der Primavera-Akademie zum AromaExperten ausbilden
­lassen. So finden die ätherischen Öle ihren Einsatz
zunehmend auch in Krankenhäusern und Alten­
heimen zur Pflege von Patienten oder für eine angenehme Raumbeduftung.
Primavera gehört zu den Pionieren der Natur­
kosmetik in Deutschland. Von Anfang an spielt
natürliche Körperpflege eine wichtige Rolle im Sortiment. In diesem Produktsegment sieht Primavera
großes Wachstumspotenzial, da die Verbraucher
zunehmend Wert auf natürliche Inhaltsstoffe legen.
Obwohl es über Primavera noch viel zu berichten gibt, beenden wir das Gespräch. Für die beiden
Duft­experten und ihr Team gibt es nach dem
Umzug noch viel zu tun.
Beteiligungsart: stille Beteiligung / Mezzanine –
Beteiligungsanlass: Wachstum – Branche: Düfte und Naturkosmetik
Primavera 57
Variotec GmbH & Co. KG
Die Energiesparprofis
Erich Bauer-Ebenhöch, Albert Donhauser, Marco
Lerzer, geschäftsführende Gesellschafter,
Variotec GmbH & Co. KG, Neumarkt
Variotec zählt zu den Pionieren einer noch jungen
Branche. Das Unternehmen stellt Türen, Fensterelemente und Dämmstoffe nach Passivhausstandard
her. Bauherren können durch den Einsatz der Variotec-Produkte ihre Heizkosten um bis zu 90 Prozent
senken.
Zunehmendes Umweltbewusstsein bei Bau­
herren und ständig strengere Bauvorschriften in
Bezug auf die Dämmwerte versprechen der Branche ein hohes Wachstumspotenzial. Gute Gründe
für 400 Baufachleute, sich alle zwei Jahre bei den
Variotec-Innovationstagen zu informieren. Bei
­dieser Fachveranstaltung über energieeffizientes
Bauen berichten hochkarätige Wissenschaftler
58 geschäftsbericht 2009/2010
und erfahrene Praktiker über aktuelle Trends und
Ergebnisse aus Forschung, Entwicklung und aus
der Baupraxis. Die Bandbreite der Themen reichte
bei der Veranstaltung im Jahr 2010 von ›Klima­
wandel und Auswirkungen auf das Bauen von
­Morgen‹ durch den Meteorologen und Klimaforscher Professor Seiler bis zu ›Fakten und Analysen
zum Variotec Nullheizenergiehaus‹ von Ingenieur
Fischer vom Fraunhofer Institut.
Variotec beschäftigt sich schon seit knapp
zwei Jahrzehnten mit energiesparender Bauweise.
Zu Beginn hat sich Variotec auf die Entwicklung
wärmedämmender Eingangstüren konzentriert.
Später kamen Zusatzfunktionen wie Schall-, Rauch-,
Brand- und Einbruchschutz hinzu. Die Türen werden über das Schreiner- und Tischlerhandwerk vor
Ort vertrieben und schnell war klar, dass die energiesparenden Eigenschaften der Variotec-Produkte
nur dann optimal zum Tragen kommen, wenn
auch der Rest der Gebäudehülle über die gleichen
Dämmeigenschaften verfügt.
Variotec hat sich auf diese Anforderung ein­
gestellt und ist mittlerweile das einzige deutsche
Unternehmen, das als Komplettanbieter für die
Gebäudehülle neben energieeffizienten Türen auch
Fensterelemente, Dach-, Wand- und Fassadensysteme an die Baubranche liefert. Variotec arbeitet
im Verbund mit Forschungseinrichtungen an der
ständigen Verbesserung und Neuentwicklung dieser Komponenten. Ganz neu im Programm sind
Vakuumisolationspaneele, die so genannten VIPs.
Der Clou an diesem Produkt ist, dass durch die
­isolierenden Eigenschaften des Vakuums sehr
Unternehmen
dünne Dämmstoffe angeboten werden können.
Das spart Raum beim Hausbau und ist vor allem in
Ballungsgebieten interessant, wo Flächen knapp
und teuer sind. Außerdem ist der Einsatz bei denkmalgeschützten Gebäuden zur Innendämmung
interessant.
Nachdem die Baubranche noch vergleichsweise wenig Erfahrung mit der Erstellung von
Passiv­häusern hat, bietet Variotec den ausführenden Handwerksbetrieben neben einer ausführlichen Beratung und Anleitung auch ein Schulungsprogramm für den fachgerechten Einbau der
­Komponenten an. So wird sichergestellt, dass die
Dämmeigenschaften auch ›am Bau ankommen‹.
Energiesparen ist die günstigste Energiequelle.
Architekten und Planer werden auf Wunsch bei
der Konzeption und dem Design von Bauteilen
unterstützt. Zusätzlich werden von den Kunden
gerne auch Feuchte-, Energie- und Statikberechnungen von Variotec in Anspruch genommen.
Mit diesem umfassenden Angebot ist Variotec
heute zum Systemgeber oder ›Baukasten-Liefer­anten‹ im Bereich der Gebäudehüllen für energie­
effizientes Bauen geworden.
Im Jahr 2007 stand das Unternehmen zum Verkauf, weil sich der Gründer Christof Stölzel, der
heute als Firmenbeirat im Unternehmen tätig ist,
aus dem Geschäft zurückziehen wollte. Erich BauerEbenhöch und Marco Lerzer, bis dahin leitende
Angestellte in Vertrieb und Einkauf, unterstützt
durch den langjährigen Steuerberater, übernahmen
im Rahmen eines Management-Buy-outs (MBO)
die Gesellschaftsanteile in zwei Schritten. Bei der
Finanzierung holten die ›Jung­unternehmer‹ neben
ihrer Hausbank die BayBG an Bord. So konnte eine
langfristige Finanzierung mit einer soliden Eigenkapitalbasis dargestellt werden.
Die Nachfrage nach den energieeffizienten
­Produkten von Variotec steigt kontinuierlich und
die Produktion ›platzt absehbar aus allen Nähten‹.
Deshalb liegen gerade die Pläne für den Bau einer
neuen Fertigungshalle auf dem Tisch. Aus dem
Pionier­unternehmen ist ein etablierter Mittelständler geworden.
Beteiligungsart: stille Beteiligung / Mezzanine – Betei­l igungs­
anlass: Nachfolgeregelung – Branche: Energieeffizientes Bauen
Variotec 59
WolzNautic OHG
Mit vollen Segeln
Andreas Wolz und Michael Wolz, Gesellschafter,
WolzNautic OHG, Gaukönigshofen/Acholshausen
Die Produkte der WolzNautic OHG betritt man gern
mit nackten Füßen: Aus edlen Hölzern wie Teak und
Iroko fertigt die Firma aus dem unterfränkischen
Gaukönigshofen Schiffsdecks edler Luxusyachten
und ist Marktführer in diesem Segment. Das verwendete Holz stammt zu einem großen Teil aus
nachhaltigem Anbau und besitzt das Öko-Siegel
FSC (Forest Stewardship Council). 1927 als Hersteller von hochwertigen Qualitätsmöbeln gegründet,
liefert WolzNautic mittlerweile Schiffsboden­
beläge /Laufdecks an nahezu alle renommierten
europäischen Yachtwerften. Obwohl die Konjunkturkrise der Jahre 2008 /2009 auch bei WolzNautic
zu einem branchenbedingten Nachfragerückgang
60 geschäftsbericht 2009/2010
führte, konnte das unterfränkische Unternehmen
seine Stellung weiter festigen und seinen Markt­
anteil erhöhen. Und seit einem Jahr steigen Nachfrage und Umsatz wieder kräftig.
In einem längeren Gespräch mit der Zeitschrift
Unternehmeredition vom Oktober 2010 erläuterte
der geschäftsführende Gesellschafter, Michael Wolz,
die Auswirkungen der Konjunkturkrise 2008 /2009
auf den Yachtbau sowie die Unternehmensfinanzierung über eine stille Beteiligung. Anbei das gekürzte Interview:
Herr Wolz, der Yachtbau wurde als Luxussegment
sehr schnell und sehr stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen. Mit welchen Problemen hatten
Sie in Ihrem Unternehmen besonders zu kämpfen?
Wolz: Mit einem Einbruch der Branche von
mindestens 70 Prozent hatte niemand gerechnet.
Viele Werften schlossen umgehend ihre Fertigung,
stornierten oder verschoben sämtliche Aufträge.
Dabei sind wir noch vergleichsweise gut weggekommen. Wir haben in dem erodierenden Markt
sogar noch Anteile hinzugewonnen.
WolzNautic war Ende September 2010 auf der
Monaco Yacht Show vertreten. Konnten Sie dort
eine Erholung der Branche feststellen?
Wolz: So wie bis vor Kurzem die schlechten
Nachrichten permanent wie Granaten einschlugen, so hagelt es seit Anfang September gute
Nachrichten. Die Verkaufszahlen steigen wieder
kräftig an.
Mussten Sie während der (Krisen-)Jahre 2008/
2009 einen erschwerten Zugang zu Fremd­kapital
feststellen?
Unternehmen
Wolz: Das größte Problem der gesamten
­Branche war, dass die Leasingbanken keine Schiffskäufe mehr finanziert haben. In den vorangegangenen Jahren wurden über 50 Prozent der Boote
über Leasing finanziert. Und wenn die Banken sich
zurückziehen, bricht der Markt komplett in sich
zusammen.
Die BayBG stieg ja dann bei Ihnen im August
2010 mit einer stillen Beteiligung ein. Was war der
Finanzierungsanlass?
Wolz: Wir wollen einerseits mehr Marketing
betreiben und uns breiter aufstellen, z. B. mehr in
das Luxusbadsegment einsteigen. Wir haben zwar
als ›Hidden Champion‹ und Marktführer einen
Namen, aber beim Endkunden sind wir kaum bekannt. Zum anderen wollen wir einfach unsere
finanzielle Kraft stärken, um das Wachstum voranzutreiben. Wir haben einiges entwickelt, für dessen
Umsetzung wir nun Kapital brauchen. Außerdem
stoßen fast wöchentlich neue Kunden hinzu.
Unsere Produkte sind sehr individuell, man muss
viel Entwicklung und Engineering hinein stecken,
bevor man Umsätze generiert. Deshalb haben wir
die Zusammenarbeit mit der BayBG gesucht.
Was sprach für dieses mezzanine Finanzierungsinstrument in Form einer stillen Beteiligung und für
die BayBG als Kapitalgeber?
Wolz: Als wir den Kontakt zur BayBG suchten,
hat die Chemie sofort gestimmt. Die BayBG stellte
sich als Partner heraus, der begreift, was eine Firma
braucht. Dass man nach vorne schauen und sich
nach den Chancen ausrichten muss. Außerdem
agieren wir in unseren Entscheidungen weiterhin
sehr selbstständig.
Hätten Sie Mezzanine denn überhaupt genutzt,
wenn keine Krise gekommen wäre?
Wolz: Ich muss zugeben, dass ich eine stille
Beteiligung ohne die Erfahrungen der Krise wahrscheinlich nicht eingegangen wäre. Wir hatten vor
der Krise ein sehr rasantes Wachstum. Ich würde
das heute nicht mehr ohne Mezzanine oder ein vergleichbares Instrument finanzieren. MezzanineKapital stabilisiert ein Unternehmen sehr, und wir
hätten vielleicht in der Krise manche Entscheidung
mehr forcieren oder schneller treffen können.
PS: Im März 2011 war WolzNautic auf der Messe
Europort in Istanbul/Türkei. Das Unternehmen
kehrte erneut mit einer Reihe hervorragender
­Neuigkeiten und Kontakte sowie einem 75 m
Mega­yacht-Projekt in der Endverhandlung zurück.
Beteiligungsart: stille Beteiligung / Mezzanine –
­B etei­l igungsanlass: Optimierung der Kapitalstruktur / ​
­Wachstum – Branche: Bootsbau
Wolznautic 61
Jahresabschluss
Bilanz
Gewinn- und Verlustrechnung
Auszüge aus dem Lagebericht
und dem Anhang
Bestätigungsvermerk
Bilanz zum 30. September 2010
AKTIVA
6
30.9.2010
6
Vorjahr
10.463,00
10
A. Anlagevermögen
T7
I. Immaterielle Vermögensgegenstände
Entgeltlich erworbene Konzessionen,
gewerbliche Schutzrechte und ähnliche
Rechte und Werte sowie Lizenzen an
solchen Rechten und Werten
II. Sachanlagen
1. Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und
Bauten einschließlich der Bauten auf fremden
Grundstücken
2. Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung
3. Geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau
III. Finanzanlagen
1. Beteiligungen
2. Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein
Beteiligungsverhältnis besteht
0,00
0
1.073.799,27
258
2.211,00
1.076.010,27
394
652
270.285.281,29
274.213
5.741.079,40
5.210
276.026.360,69
277.112.833,96
279.423
280.085
B. Umlaufvermögen
I. Forderungen und sonstige
Vermögensgegenstände
1. Forderungen gegen Unternehmen, mit denen
ein Beteiligungsverhältnis besteht
2. Forderungen aus gekündigten Beteiligungen
3. Sonstige Vermögensgegenstände davon mit
einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr:
4 3.549.355,24 (Vorjahr: T4 2.578)
II. Wertpapiere
Sonstige Wertpapiere
III. Kassenbestand und Guthaben
bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
D. Aktiver Unterschiedsbetrag aus der
Vermögensverrechnung
64 geschäftsbericht 2009/2010
8.948
10.079.115,04
16.192.582,68
16.634
11.355.819,33
9.625
37.627.517,05
35.207
5.007.620,59
6.410
11.161.202,32
10.464
53.796.339,96
52.081
885.595,64
846
24.082,39
-
331.818.851,95
333.012
PASSIVA
6
A. Eigenkapital
30.9.2010
6
Vorjahr
T7
I. Gezeichnetes Kapital
33.617.050,00
33.617
II. Kapitalrücklage
36.745.054,81
36.745
III. Gewinnvortrag
81.866.582,33
76.645
8.866.405,64
5.222
IV. Jahresüberschuss
161.095.092,78
152.229
B. Rückstellungen
1. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche
Verpflichtungen
2. Steuerrückstellungen
3. Sonstige Rückstellungen
7.314.300,00
5.916
2.521.492,68
2.412
0,00
0
9.835.792,68
8.328
C. Verbindlichkeiten
1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr: 4
26.498.223,48 (Vorjahr: T4 40.282) davon gegen-
über Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht: 4 125.049.604,06 (Vorjahr:
T4 139.051)
2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und
Leistung­en davon mit einer Restlaufzeit bis
zu einem Jahr: 4 89.717,40 (Vorjahr: T4 100)
3. Sonstige Verbindlichkeiten davon mit einer
152.176.274,56
165.363
89.717,40
100
6.960.498,99
5.410
Restlaufzeit bis zu einem Jahr: 4 1.747.023,69
(Vorjahr: T4 1.845) davon aus Steuern: 4
1.739.839,84 (Vorjahr: T4 1.785) davon im
Rahmen der sozialen Sicherheit: 4 0,00
(Vorjahr: T4 30)
D. Rechnungsabgrenzungsposten
159.226.490,95
170.873
1.661.475,54
1.582
331.818.851,95
333.012
Bilanz 65
Gewinn- und Verlustrechnung
7
1. Erträge aus Beteiligungen
2. Erträge aus dem Abgang von Beteiligungen
vermögens
4. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge
36.174
1.043.355,06
898
7.530.924,11
10.733
-11.633.416,25
-18.539
51.827.237,91
6. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf
Wertpapiere des Umlaufvermögens
b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für
33.307.688,49
199.802,93
5. Sonstige betriebliche Erträge
a) Löhne und Gehälter
Vorjahr
9.745.467,32
3. Erträge aus Ausleihungen des Finanzanlage­
7. Personalaufwand
2009/2010
7
T7
1.218
312
49.335
-5.602.063,60
-5.520
-1.281.483,95
-1.207
Altersversorgung und für Unterstützung davon
für Altersversorgung: 4 654.650,87
(Vorjahr: T4 581)
8. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen
9. Sonstige betriebliche Aufwendungen
10. Sonstige Zinsen und ähnliche Aufwendungen
davon aus der Aufzinsung von Pensionsrück­
stellungen: 4 326.918,00 (Vorjahr: T4 0)
11. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
12. Außerordentliche Aufwendungen
13. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
14. Sonstige Steuern
15. Jahresüberschuss
66 geschäftsbericht 2009/2010
-6.883.547,55
-260.994,71
-6.727
-225
-16.385.906,78
-10.814
-7.033.181,24
-6.905
-1.147.635,93
0
9.630.191,38
6.125
385.745,19
-901
8.866.405,64
5.222
-1.895,00
-2
Auszüge aus dem Lagebericht und dem Anhang
für das Geschäftsjahr 2009/2010
Risikoberichterstattung
Die BayBG legt seit vielen Jahren größten Wert darauf, die
Chancen und Risiken, die sich beim Eingehen, Begleiten
und Veräußern von Beteiligungen ergeben (Adressenausfallrisiko), frühzeitig zu erkennen, zu steuern und zu überwachen. Ihr auf Langfristigkeit angelegtes Geschäfts­modell
besteht darin, ein Erfolg versprechendes Beteiligungsportfolio mit einer ausgewogenen Chancen- und Risikostruktur
zu schaffen und weiter zu entwickeln.
Die BayBG begrenzt ihre Risiken vor allem durch
• Qualifikation, Weiterentwicklung und Motivation ihrer
Mitarbeiter,
• Einschaltung fachkundiger Gremien als Entscheidungsund Kontrollinstanzen,
• Einsatz geeigneter Informations-, Planungs- und Con­
trollinginstrumente.
Die BayBG verfeinert diese Instrumente auch mit externer Hilfe ständig weiter. In diesem Zusammenhang wird
die für das Geschäftsjahr 2010 /2011 geplante Weiterentwicklung des etablierten Beteiligungsverwaltungs- und
-abrechnungssystems fides 3 auf fides 4 zusätzliche Möglichkeiten eröffnen.
Das BayBG-Geschäftsmodell fußt darüber hinaus
ganz wesentlich auf Instrumenten zur Risikoentlastung.
Zentraler Baustein sind hierbei die Garantien der BGG,
die ihrerseits auf Rückgarantien des Bundes und des Freistaates Bayern zurückgreift. Mit der von der EU-Kommission im September 2009 genehmigten »Methode zur
Berechnung des Beihilfeelements von staatlichen Rückbürgschaften und Rückgarantien« besteht nun auch
EU-beihilferechtlich eine stabile Grundlage, die sich als
praxistauglich erweist.
Weitere Bausteine des Risikoinstrumentariums der
BayBG sind die folgenden Programme:
• Eigenkapital für den breiten Mittelstand I + II (zusammen mit KfW, LfA und BGG),
• Bayerisches Beteiligungsprogramm (zusammen mit
LfA und BGG) sowie
• EFRE-Projekt (zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und
Technologie und der BGG).
Das Zusammenspiel all dieser Elemente hat sich gut bewährt und ermöglicht es der BayBG, den mittelständischen
Unternehmen spezifisch auf den Einzelfall zugeschnittene
Beteiligungslösungen anzubieten.
Bestandsgefährdende oder entwicklungsbeeinträchtigende Risiken für die BayBG sind derzeit nicht erkennbar.
Anhang für das Geschäftsjahr 2009 /10
Auf den vorliegenden Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2009 /10 wurden die Rechnungslegungsvorschriften
für Kapitalgesellschaften entsprechend den Bestimmungen
des Handelsgesetzbuches sowie den ergänzenden Vorschriften des GmbHG angewandt.
Der vorliegende Jahresabschluss wurde nach den neuen
Vorschriften des Handelsgesetzbuches i.d.F. des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) aufgestellt. Die
BayBG hat das Wahlrecht gemäß Artikel 66 Abs. 3 Satz 6
EGHGB zur vorzeitigen freiwilligen Anwendung des BilMoG
in Anspruch genommen. Eine Anpassung der Vorjahresbeträge wurde entsprechend Artikel 67 Abs. 8 Satz 2 EGHGB
nicht vorgenommen.
Die Gewinn- und Verlustrechnung wurde nach dem
Gesamtkostenverfahren aufgestellt.
Unter Berücksichtigung der Besonderheiten einer
Unternehmensbeteiligungsgesellschaft wurde die gesetzlich vorgeschriebene Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung gemäß § 265 Abs. 6 HGB abgeändert sowie
­Postenbezeichnungen angepasst.
Zur Verbesserung der Klarheit werden die Forderungen
aus gekündigten Beteiligungen in einem gesonderten
Aktivposten gezeigt.
Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen
sind zu Anschaffungskosten vermindert um planmäßige
Abschreibungen angesetzt.
Finanzanlagen sind zu Anschaffungskosten oder niedrigeren beizulegenden Werten bilanziert. Auf die Finanz­
anlagen werden bonitätsabhängige Wertberichtigungen
in Höhe von 25 %, 50 %, 75 % oder 100 % des auf die BayBG
entfallenden Risikoanteils gebildet.
Die Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens
sind zu Anschaffungskosten oder einem niedrigeren bei­
zulegendem Wert angesetzt. Zweifelhafte Forderungen
werden wertberichtigt; die Wertberichtigungsquote entspricht der EWB-Quote der jeweiligen Beteiligung. Forderungen und Verbindlichkeiten in ausländischer Währung
bestan­den am Bilanzstichtag nicht.
Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen sind nach anerkannten versicherungsmathematischen Grundsätzen ermittelt. Pensionsverpflichtungen
aus Entgeltumwandlung wurden nach der Barwertmethode
sowie eine einzelvertragliche Zusage nach der »ProjectedUnit-Credit-Methode« errechnet. Als biometrische Rech-
Auszüge Lagebericht /Anhang 67
Entwicklung des Anlagevermögens
Anschaffungs- und Herstellungskosten
Vortrag zum
1/10/2009
Umbuchungen (U)
Zugänge (Z) /
Abgänge
4
4
4
4
12.497,00
–
835.138,52
–
64.731,60
0,00
I. Immaterielle Vermögensgegenstände
Stand am
30/9/2010
1. Entgeltlich erworbene Konzessio-
nen, gewerbliche Schutzrechte und
ähnliche Rechte und Werte sowie
Lizenzen an solchen Rechten und
Werten
822.641,52
Z
II. Sachanlagen
1. Grundstücke, grundstücksgleiche
Rechte und Bauten einschließlich
der Bauten auf fremden Grund­
stücken
2. andere Anlagen, Betriebs- und
Geschäfts­ausstattung
3. Geleistete Anzahlungen und
­Anlagen im Bau
III. Finanzanlagen
1. Beteiligungen
64.731,60
1.034.511,11
Z
U
678.984,73
392.269,98
217.125,44
1.888.640,38
394.480,98
U
-392.269,98
0,00
2.211,00
678.984,73
281.857,04
1.890.851,38
1.493.723,69
308.107.731,32
Z 37.365.579,99 39.836.883,13 305.636.428,18
2. Ausleihungen an Unternehmen,
mit denen ein Beteiligungsver­
hältnis besteht
7.292.569,43
1.770.778,13
1.845.040,44
7.218.307,12
315.400.300,75
39.136.358,12 41.681.923,57 312.854.735,30
317.716.665,96
39.827.839,85 41.963.780,61 315.580.725,20
nungsgrundlagen wurden die Richttafeln 2005 G von
Klaus Heubeck verwendet. Bei der Bewertung wurde der
von der Deutschen Bundesbank für eine pauschale Restlaufzeit von 15 Jahren vorgegebene Zinssatz von 5,19 %
(zum 30. September 2010) bzw. 5,27 % (zum 1. Oktober 2009)
angesetzt. Zukünftige Gehaltsanpassungen sind mit 1,5 %,
Renten­anpassungen mit 1,0 % bzw. 1,5 % berücksichtigt.
Im Vorjahr erfolgte die Bewertung zuvor genannter
Rückstellungen auf der Grundlage des § 6a EStG nach
versicherungsmathematischen Grundsätzen. Aus der
Umstellung der Bewertung zum Beginn des Geschäfts­
jahres 2009 /10 resultierte eine gesonderte Erhöhung der
Pen­sionsrückstellungen von TEUR 1.148, die in der Gewinnund Verlustrechnung in voller Höhe in den außerordent­
lichen Aufwendungen ausgewiesen ist.
68 geschäftsbericht 2009/2010
Z
Die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle
erkennbaren Risiken und ungewissen Verpflichtungen
in Höhe ihrer voraussichtlichen Inanspruchnahme.
Verbindlichkeiten sind mit ihrem Erfüllungsbetrag
angesetzt.
Angaben zu Posten der Bilanz
Anlagevermögen
Die Entwicklung der einzelnen Posten des Anlagever­
mögens ist in einer Anlage zu diesem Anhang dargestellt.
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
Die Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein
Beteiligungsverhältnis besteht, beinhalten zum Bilanzstichtag fällige Beteiligungsentgelte. Der Ausweis unter
Abschreibungen/ Zuschreibungen
Abschreibungen
Zuschreibungen
Buchwert
des Geschäftsjahres
des Geschäftsjahres
Umbuchungen
Abgänge/­
Abschreibungen
30/9/2010
4
4
4
4
4
11.645,00
–
–
824.675,52
10.463,00
–
–
64.729,60
0,00
0,00
249.349,71
–
211.169,44
814.841,11
1.073.799,27
kumuliert
2.211,00
249.349,71
–
275.899,04
814.841,11
1.076.010,27
11.480.916,25
4.722.156,27
-5.302.767,18
35.351.146,89
270.285.281,29
152.500,00
209.375,00
-548.394,16
1.477.227,72
5.741.079,4
11.633.416,25
4.931.531,27
-5.851.161,34
36.828.374,61
276.026.360,69
11.894.410,96
4.931.531,27
-5.575.262,30
38.467.891,24
277.112.833,96
den sonstigen Vermögensgegenständen betrifft im
Wesentlichen Forderungen im Zusammenhang mit
dem EKBM-Projekt in Höhe von TEUR 2.411 sowie
Steuergut­haben in Höhe von TEUR 8.887.
Eigenkapital
Das Stammkapital von TEUR 33.617 ist voll einbezahlt. Der
Jahresüberschuss des Vorjahres wurde auf neue Rechnung
vorgetragen.
Wertpapiere
Bei den ausgewiesenen Wertpapieren handelt es sich mit
TEUR 4.519 um zwei Fondsanlagen, die zu etwa gleichen
Teilen in Aktien und Renten investiert sind sowie mit
TEUR 488 um eine variabel verzinsliche Vermögensanlage.
Der Ansatz erfolgt grundsätzlich zu Anschaffungskosten.
Soweit erforderlich, werden Abschreibungen auf den niedrigeren Börsen- / Marktpreis zum Abschlussstichtag vorgenommen.
Rückstellungen
In den sonstigen Rückstellungen von TEUR 2.521 sind im
Wesentlichen Aufwendungen für Personalmaßnahmen
(TEUR 470), variable Vergütungen für das Geschäftsjahr
2009 /10 (TEUR 810) sowie für Altersteilzeit und Urlaubsverpflichtungen (TEUR 553) enthalten.
Verbindlichkeiten
Der Gesamtbetrag der Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren beträgt TEUR 65.222
und betrifft mit TEUR 59.592 Verbindlichkeiten gegenüber
Auszüge Lagebericht /Anhang 69
Kreditinstituten und mit TEUR 5.630 Sonstige Verbindlichkeiten. Bei den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten handelt es sich um Refinanzierungsmittel für die Beteiligungen.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten bestehen mit TEUR 125.050 gegenüber Gesellschaftern.
Zur Besicherung lang- und mittelfristiger Finanzierungsmittel von KfW und LfA in Höhe von TEUR 67.716
besteht eine Vereinbarung mit Negativerklärung und Verpflichtung zu künftiger Sicherheitsleistung. Die BayBG verpflichtet sich demnach, Ansprüche aus ERP-Beteiligungen
nicht an Dritte abzutreten und über diese Ansprüche auch
im Übrigen nur mit Zustimmung der LfA zu verfügen. Bei
berechtigtem Sicherungsinteresse verpflichtet sich die
BayBG, die genannten Ansprüche auf Verlangen der LfA an
diese zur Sicherheit abzutreten.
Die im Rahmen der Projekte »Eigenkapital für den breiten Mittelstand« aufgenommenen Refinanzierungsmittel
in Höhe von TEUR 35.000 sind durch Abtretung der An­sprüche aus den daraus finanzierten Beteiligungen an
die refinanzierenden Institute besichert.
Sonstige finanzielle Verpflichtungen und Haftungs­
verhältnisse
Finanzielle Verpflichtungen aus zugesagten und noch nicht
ausgezahlten Beteiligungen bestehen in Höhe von
TEUR 9.250.
Weiterhin bestehen finanzielle Verpflichtungen in Höhe
von TEUR 926 p.a. aus dem langfristigen Mietverhältnis der
Geschäftsräume der BayBG.
Angaben zur Gewinn- und Verlustrechnung
Erträge aus Beteiligungen
Die Erträge aus Beteiligungen von TEUR 33.308 entfallen im
Wesentlichen mit TEUR 22.723 auf Festvergütungen und
mit TEUR 5.086 auf gewinnabhängige Vergütungen.
Außerordentliche Aufwendungen
Die außerordentlichen Aufwendungen von TEUR 1.148
betreffen die Erhöhung der Pensionsrückstellungen aus
der erstmaligen Bewertung dieser Verpflichtungen nach
den durch das BilMoG geänderten handelsrechtlichen
Vorschriften.
Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
Bei der Ermittlung des zu versteuernden Einkommens
wurden die auf die BayBG entfallenden Ergebnisanteile
aus den Direktbeteiligungen berücksichtigt, soweit sie der
BayBG vorlagen. Im Übrigen wurden für die Zwecke der
Einkommensermittlung die Ausschüttungen im Geschäftsjahr dem steuerlichen Ergebnisanteil gleichgesetzt.
Die ausgewiesenen Ertragsteuern beinhalten einen
Steueraufwand für das Berichtsjahr von TEUR 128 sowie
Steuererstattungen von TEUR 513 aus Vorjahren.
Zwischen Handels- und Steuerbilanz bestehen Bewertungsunterschiede bei den Pensionsrückstellungen, die
sich in Folgejahren abbauen. Die Bewertung in der Handelsbilanz übersteigt dabei den steuerlichen Wertansatz,
sodass bei einem zu erwartenden Steuersatz von 15,8 %
grundsätzlich aktive latente Steuern in Höhe von TEUR 193
entstehen. Auf eine Aktivierung dieser latenten Steuern
wurde entsprechend § 274 Abs. 1 Satz 2 verzichtet.
Arbeitnehmer
Im Geschäftsjahr 2009 /10 waren neben den Geschäfts­
führern im Durchschnitt 65 (Vorjahr: 64) Mitarbeiter
beschäftigt.
Ergebnisverwendung
Auf Vorschlag der Geschäftsführung sollen der ausge­
wiesene Gewinnvortrag und der Jahresüberschuss des
Geschäftsjahres auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Die Ergebnisverwendung ist von der Gesellschafter­
versammlung noch zu beschließen.
Sonstige betriebliche Erträge
In den sonstigen betrieblichen Erträgen sind im Wesent­
lichen Erträge aus der Auflösung von Wertberichtigungen
von TEUR 5.925, Erträge aus der Geschäftsbesorgung von
TEUR 329 und Erträge aus ehemaligen und abgeschriebenen Beteiligungen von TEUR 683 enthalten.
München, den 11. Januar 2011
Sonstige betriebliche Aufwendungen
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen betreffen im
Wesentlichen Garantieentgelte für die Absicherung von
Risiken im Beteiligungsgeschäft (TEUR 8.831), Wertberichtigungen auf Beteiligungsentgelte (TEUR 2.813) und Miet­
aufwendungen (TEUR 1.050).
Dr. Sonnfried Weber
Sprecher
70 geschäftsbericht 2009/2010
Geschäftsführung BayBG Bayerische
Beteiligungsgesellschaft mbH
Günther Henrich
Peter Pauli
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
Bei dem vorstehenden Jahresabschluss handelt es sich um
eine verkürzte Fassung. Zu dem vollständigen Jahresabschluss und Lagebericht wurde der folgende Bestätigungsvermerk erteilt:
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz,
Gewinn-und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung und den Lagebericht der BayBG
Bayerische Beteiligungsgesell­schaft mbH, München, für
das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 2009 bis 30. September
2010 geprüft. Durch § 8 Abs. 3 UBGG wurde der Prüfungsgegenstand erweitert. Die Prüfung erstreckte sich daher
auch auf die Einhaltung der Vorschriften des UBGG. Die
Buchführung und die Aufstellung von Jah­resabschluss und
Lagebericht nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften sowie die Einhal­tung der Vorschriften des UBGG
liegen in der Verantwortung der Geschäftsführung der
Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der
von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über
den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Buchführung
und über den Lagebericht sowie über den erweiterten
­Prüfungsgegenstand abzugeben.
Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung gemäß § 317
HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger
Abschlussprüfung vorge­nommen. Danach ist die Prüfung
so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und
Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beachtung der Grundsätze ordnungs­
mäßiger Buchführung und durch den Lagebericht ver­
mittelten Bildes der Vermögens-, Finanz-und Ertragslage
wesentlich auswirken, mit hinreichender Sicherheit
erkannt werden und dass mit hin­reichender Sicherheit
beurteilt werden kann, ob die Anforderungen, die sich aus
der Erweiterung des Prüfungsgegenstandes nach den Vorschriften des UBGG ergeben, in allen wesentlichen Belangen er­füllt wurden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über die Geschäftstä­tigkeit
und über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld der
Gesellschaft sowie die Erwartungen über mögliche Fehler
berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kon­
trollsystems sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung, Jah­resabschluss und Lagebericht sowie die Anfor­
derungen aus der Erweiterung des Prüfungs­gegenstan­des
überwiegend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die
Prüfung umfasst die Beurteilung der an­gewandten Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen
der Geschäftsführung so­wie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses und des Lageberichts.
Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet.
Unsere Prüfung des Jahresabschlusses unter Einbeziehung der Buchführung und des Lageberichts hat zu keinen
Einwendungen geführt.
Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung
gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Jah­resabschluss
der BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH, München, den gesetzlichen Vor­schriften und vermittelt unter
Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
ein den tat­sächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild
der Vermögens-, Finanz-und Ertragslage der Gesell­schaft.
Der Lagebericht steht in Einklang mit dem Jahresabschluss,
vermittelt insgesamt ein zu­treffen­des Bild von der Lage der
Gesellschaft und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwick­lung zutreffend dar.
Die Prüfung der Einhaltung der Vorschriften des UBGG
hat zu keinen Einwendungen geführt.
München, den 19. Januar 2011
Deloitte & Touche GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Löffler
Wirtschaftsprüfer
Mayer
Wirtschaftsprüfer
Bestätigungsvermerk 71
Impressum
Herausgeber:
BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
Königinstraße 23, 80539 München
Telefon: 089 12 22 80-100
Telefax: 089 12 22 80-101
[email protected]
www.baybg.de
Redaktionsschluss: 21. März 2011
© BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
Alle Rechte vorbehalten
Fotografie:
AVISIO picture & concept, München
Zeichnung S. 37: Oliver Weiss
vordere Umschlaginnenseite, S. 44 Bildleiste:
© Roland Halbe Architekturfotografie
S. 42/43: © Fotosearch
Gestaltung und Realisation:
Büro Sieveking, München
Reproduktion der Abbildungen:
Lorenz & Zeller, Inning a.A.
Druck und Bindung:
Color-Offset GmbH, München
72 geschäftsbericht 2009/2010
Die Fotos auf den Aufmacherseiten und die ganzseitigen Abbildungen zeigen die folgenden Firmen:
4/5
12/13
16
19
21
27
28/29
35
40
48/49
62/63
links: Jos. Schneider GmbH –
Hagebaumarkt und LHG Werkmarkt
rechts: Variotec GmbH & Co. KG
links: Frische und Service GmbH
rechts: WolzNautic OHG
nfon AG
Primavera Life GmbH
WolzNautic OHG
Frische und Service GmbH
links: Variotec GmbH & Co. KG
rechts: Jos. Schneider GmbH –
Hagebaumarkt und LHG Werkmarkt
Primavera Life GmbH
Variotec GmbH & Co. KG
links: nfon AG
rechts: Frische und Service GmbH
links: Jos. Schneider GmbH –
Hagebaumarkt und LHG Werkmarkt
rechts: nfon AG
Das Foto auf der vorderen Umschlaginnenseite
zeigt die neuen Geschäftsräume der BayBG in der
Münchner Königinstraße
Das BayBG-Beteiligungsangebot
Wachstum
Venture Capital /
Innovation
Gesellschafterwechsel / Unternehmensnachfolge
Turn-around
Unternehmen
Industrie-, größere
Handwerks-, Handelsund Dienstleistungsunternehmen mit
Wachstumspotenzial
Unternehmen mit
technologiegetriebenen Produkten
und /oder Dienstleistungen (Start-ups,
bereits etablierte
Unternehmen)
Mittelständische
Unternehmen, die
• die Nachfolge
regeln oder
• Betriebsteile ausgliedern wollen
Führungskräfte, die
ein Unternehmen
oder Teile hiervon
erwerben wollen
Unternehmen in /
nach akuter Krise
mit Erfolg versprechendem Fortführungskonzept
Einsatzmöglichkeit
• Kapazitätserweiterung
• Internationalisierung
• Investition in
neue Märkte
• Rationalisierung
• Optimierung der
Kapitalstruktur
• Marktnahe
innovative Produktentwicklung
• Markterschließung
• Investition
• Working Capital
• Regelung der
familienunabhängigen
Unternehmensnachfolge
(MBO = Management-Buy-out;
MBI = Management-Buy-in)
• Ausgliederung von
Unternehmensteilen (Spin-offs)
• Ablösung von
Gesellschaftern
• Mitfinanzierung
von Restrukturierungsmaßnahmen
• Rationalisierung
betrieblicher
Abläufe
• Änderung der
Produktpalette
• Erschließung
neuer Märkte
• Working Capital
Beteiligungsart
Beteiligungsvolumen
•
•
•
•
stille (mezzanine) Beteiligung
offene (direkte) Beteiligung (Minderheitsbeteiligung)
kombinierte (stille/offene) Beteiligung
Genussrechtskapital für den Mittelstand
200.000 5 – 5 Mio. 5
250.000 5 – 1,5 Mio. 5,
bei erfolgreicher
Entwicklung Aufstockung bis zu
5 Mio. 5 möglich
250.000 5 – 5 Mio. 5
500.000 5 – 1 Mio. 5,
bei erfolgreicher
Entwicklung Aufstockung möglich
Laufzeit
individuell, in der Regel zwischen 6 – 10 Jahren
Sonstige Dienstleistungen
Beratung in Finanzierungs- und betriebswirtschaftlichen Fragen, breites Netzwerk von
Dienstleistern, Diskussionspartner in Strategiefragen
Zur ersten
Beurteilung
notwendig
Aussagekräftige Unternehmensunterlagen mit Informationen über Produkt, Markt, aktuelle
Jahresabschlüsse, Planzahlen etc.
Konditionen
individuell (risikoorientiert); meist Mischung aus fester Vergütung und variabler Komponente
BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH
Königinstraße 23 · 80539 München
Telefon 089 12 22 80-100 · Telefax 089 12 22 80-101
[email protected] · www.baybg.de