Karl Tramer - Datenzentrale Baden

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Karl Tramer - Datenzentrale Baden
interview
„Unsere Meinung wird gehört“
Im Gespräch: Karl Tramer, Datenzentrale BW
›
Karl Tramer ist Vitako seit langem verbunden: Als
Gründungsmitglied übernahm er sechs Jahre lang
den stellvertretenden Vorstandsvorsitz und hat dabei die
noch kurze Geschichte der Bundes-Arbeitsgemeinschaft
und deren Geschicke hautnah verfolgt. Jetzt verlässt Tramer die Datenzentrale Baden-Württemberg, der er 18 Jahre
lang vorstand und will sich dem tiefen Grün der Golfplätze
widmen. Wir haben ihn gebeten, uns noch ein paar dringliche Fragen zu beantworten.
Herr Tramer, sehen Sie als passionierter Golfspieler eine
irgendwie geartete Parallele zur IT-Welt, mit der Sie uns
ihre Leidenschaft erklären könnten?
Da sehe ich gar keine Parallele – es ist der komplette Gegensatz. Das eine findet vorwiegend im Büro und am Schreibtisch
statt, das andere draußen an der frischen Luft bei Wind und
Wetter. Mich begeistert am Golfspielen, dass es den Spieler
ungeheuer stark fordert, man lernt, seine beruflichen Themen,
die einem üblicherweise auch nach Dienstschluss noch durch
den Kopf geistern, wirklich für ein paar Stunden komplett abzuschalten. Das Spiel erfordert dermaßen volle Konzentration,
dass man – wenn man bei einem Golfschlag noch irgendwas
anderes im Kopf bewegt außer den Schwunggedanken – garantiert nur Löcher in den Rasen haut, statt den Ball zu treffen.
Sie waren 18 Jahre lang Vorstand der Datenzentrale BadenWürttemberg. Was waren in der Rückschau Ihre wichtigsten
Projekte?
Die zwei wichtigsten Projekte, die am meisten Herzblut gefordert haben, waren für mich zum Einen, unsere SAP-Strategie
mit meinen Mitarbeitern zu entwickeln und umzusetzen. Als wir
damit begannen, war noch lange nicht klar, dass die Idee im
Markt auch greifen würde. Heute sind wir mit dem Thema sehr
gut verankert und haben ein echtes Alleinstellungsmerkmal,
wie man SAP im Kommunalbereich dank unserer Vorkonfiguration schnell und zuverlässig einführen und betreiben kann.
Das zweite herausragende Projekt war die Entwicklung unserer JAVA Strategie für cloudfähige kommunale Fachverfahren, gekrönt durch die erfolgreiche Einführung unseres neuen
Einwohnerwesens.
Welche Projekte waren für Vitako besonders wichtig?
Ich gehörte mit zu den Kollegen, die sich Mitte der 2000-er Jahre Gedanken über eine Bundes-Arbeitsgemeinschaft gemacht
haben. Ich sehe hier gar kein Einzelprojekt als besonders
entscheidend an, sondern den Gesamterfolg. Rückblickend
betrachtet, finde ich es wunderbar, dass es die Vitako heute
gibt, dass sie allseits anerkannt ist – auch beim Bund – und
dass unsere Meinung gehört wird. Damit haben wir für die Gemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister sehr viel erreicht.
Als Vorstandsmitglied waren Sie Vitako für zwei Amtszeiten, das heißt sechs Jahre verbunden. Was hat Ihnen an
der Vorstandsarbeit am meisten gefallen?
Intern Nr. 4 | 2014
Die Zusammenarbeit an der gemeinsamen Sache hat mir
viel Spaß gemacht.
Obwohl wir teilweise untereinander im
Wettbewerb stehen,
können wir dennoch
gemeinsame Interessen vertreten. Das
Highlight für mich war
eine denkwürdige Besprechung beim Bundesinnenministerium,
wo wir mit vier Vorstandskollegen zu Gast waren – eingeladen
um unsere Bedenken zum Bundesmeldegesetz zu diskutieren.
Damals wollte der Bund ein zentrales Register umsetzen,
und es ist uns gelungen, unsere Argumente verständlich zu
machen und das Paket noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Letztlich wurde die Zentralisierung fallen gelassen, daran
haben sicher nicht nur wir unseren Anteil, sondern auch die
Spitzenverbände und das Justizministerium, die auch grundsätzliche Bedenken hatten. Aber diese Aktion zeigte uns allen deutlich, dass wir mit der Vitako etwas bewirken können.
Wo sehen Sie Vitako gegenwärtig, wenn man die erst junge
Entwicklung der Bundes-Arbeitsgemeinschaft betrachtet?
Und wohin wird der Weg noch führen?
Es ist eine große Bestätigung für uns, wenn sowohl der Bund
als auch die Innenministerien der Länder mit uns über ganz
Deutschland verteilt gemeinsame Veranstaltungen zu EGovernment durchführen, wie letztes Jahr bei den Info-Tagen
zum E-Government-Gesetz. Die kommunalen IT-Dienstleister
haben den Zugang zu den Kommunen und deshalb hatten die
Veranstaltungen einen sehr guten Zulauf. Das würden die Ministerien alleine nicht schaffen. Auf diese Weise haben aber
auch wir Einfluss, und den kann und sollte die Vitako in Zukunft
noch viel stärker nutzen.
Welchen Ratschlag können Sie der Vitako-Gemeinschaft
für die Zukunftsfähigkeit der kommunalen IT geben?
Die Vitako hat ja bereits wichtige Zukunftsthemen wie Cloud
Computing aufgegriffen und eine Organisationsform geschaffen, um den Leistungsaustausch untereinander möglich zu
machen. Ich glaube, das wird zukünftig DIE Herausforderung
sein: Einzelne Dienstleistungen werden heute noch zu kleinteilig erbracht, Synergiepotenzial noch zu wenig genutzt. Zukünftig erbringt der regionale kommunale IT-Dienstleister den
Betreuungs- und Beratungsservice zum Kunden mit hoher
fachlicher Kompetenz. Im Hintergrund muss aber nicht jeder
das technische Betriebsgeschäft selbst erbringen. Hier besteht
ein großes Potenzial für Bündelungen – gerade im Betrieb von
Fachverfahren.
Fragen: Helmut Merschmann, Vitako
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