Jugendmanufaktur eröffnet Shop

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Jugendmanufaktur eröffnet Shop
1
neu erreichbar
neu gedacht
neu gegründet
Superintendentur und kreiskirchliche Arbeitsbereiche vereint im neuen Zentrum. Seite 2
Demokratische Teilhabe in Kitas? Geht das überhaupt und
wenn ja, wie? Seite 3
„Brot für die Welt“ gründet eine
Stiftung und sucht Stifterinnen
und Stifter. Seite 4
Erfolgreiches Projekt
Es hat sich in Berlin mittlerweile herumgesprochen: Die
Jugendmanufaktur des Diakonischen Werkes TempelhofSchöneberg e.V. ist ein erfolgreiches Projekt, um schuldistanzierten Jugendlichen
wieder Freude am Lernen zu
ermöglichen.
Die Zahl der Schulverweiger
wird in Berlin weiter zunehmen, sagt Michael Haddad,
Leiter der Jugendmanufaktur.
Allein schon die geplanten
Schulfusionen würden die
Jugendlichen sehr irritieren
und Konflikte auslösen.
foto: JUMA
Tempelhofer Nachrichten
Mai 2011März 2011
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Wie sich die Jugendmanufaktur
neu aufstellt, können Sie nachlesen im Interview Seite 1+4.
Jugendmanufaktur eröffnet Shop
Die Jugendmanufaktur des Diakonischen Werkes Tempelhof-Schöneberg e.V. stellt sich mit der
Eröffnung eines JuMa-Shops neu auf
Ein Gespräch mit Kathrin Eggert, Fachbereichsleiterin Textil & Design und Michael Haddad, Leiter der Jugendmanufaktur
Frau Eggert, die Jugendmanufaktur (JuMa) ist ein Schulverweigerungsprojekt. Hier arbeiten und lernen ehemalige
SchulverweigerInnen in den
Bereichen Holz, Metall, Textil,
Kunst, Medien, Büro-Kommunikation und Hauswirtschaft.
Bisher wurde nur im Rahmen
der Ausbildung produziert,
jetzt aber soll ein Shop im
Mariendorfer Gemeindehaus
eröffnet werden. Warum?
Eggert: Die Idee, einen Shop zu
eröffnen, erweitert unser Angebot für Jugendliche. Bisher dienten die Produkte, die sie herstellten, eher als Mittel zum
Zweck: Die Jugendlichen sollten
bestimmte Fertigkeiten erlernen,
wie zum Beispiel dem Umgang
mit Werkzeug, Pünktlichkeit
und Qualität. Dabei wurden
viele schöne Dinge „auf Halde“
produziert und nur auf Veranstaltungen und Festen angeboten.
Es fragen aber mittlerweile immer mehr Menschen nach unseren Produkten. Das tut unseren
Jugendlichen gut, baut sie auf,
Liebe Leserinnen und Leser,
über Leserbriefe, Ihre Wünsche
und Anliegen freut sich Ihre Öffentlichkeitsbeauftragte,
stärkt ihr Selbstwertgefühl und
hat uns wiederum auf die Idee
gebracht, die Produkte in einem
eigenen Shop, aber auch online
anzubieten.
Haddad: Unseren Jugendlichen
wurden in der Regelschule häufig mangelnde Motivation und
defizitäre Eigenschaften nachgesagt. Anders bei uns: Hier sind
Ihre Kompetenzen nachgefragt.
Das zeigt ihnen, dass sie doch
etwas leisten können und wenn
sie sich anstrengen, sogar mehr
erreichen, als sie selbst zu glauben wagten.
Wie passt ein Shop zu einer
sozialpädagogischen Einrichtung?
Haddad: Das passt sehr gut. Der
Verkauf der Produkte hebt nicht
nur das Selbstwertgefühl der
SchülerInnen sondern auch den
Anspruch an das eigene Können.
Über dieses Modell erlernen sie
nach erfolgreicher Produktion
auch das entsprechende Marketing, ihre Produkte anzubieten
und zu verkaufen.
Cornelia Schwerin:
Götzstraße 24a, 12099 Berlin
Telefon: (0 30) 75 75 02 04
[email protected]
Was genau wird die JuMa vertreiben?
leih auf dem Tempelhofer Feld,
verbunden mit einer offenen
Fahrradreperaturwerkstatt und
einem „Kleinst“-Catering im
Rahmen des „Pionierprojektes
Tempelhofer Feld“, an deren
Ausschreibung wir teilgenommen haben. Die Jugendlichen
sollen als Stadtführer und
Rikscha-Fahrer BesucherInnen
und Touristen über das Tempelhofer Feld führen. Den Forscherund Innovationsgeist der Jugendlichen wollen wir durch
den Umbau und die Aufrüstung
von gespendeten Fahrrädern
wecken, die wir step by step zu
Elektrobikes umrüsten wollen.
Daher würden wir uns sehr
über Fahrradspenden freuen.
Eggert: Bei uns gibt es Produkte
aus den Neigungsgruppen und
Fachbereichen der Holz-, Textil-,
Metall- und Medienwerkstatt,
der Hauswirtschaft und BüroKommunikation. Im Textilbereich haben wir zum Beispiel
Sommer- und Winterkollektionen mit vielen entsprechenden
Accessoires. Wir produzieren
neben Taschen, Mützen, Tücher,
T-Shirts oder Pulswärmer auch
Küchenprodukte. Im Holzbereich
werden Spielzeuge, Holztiere
zum Rollen, Holzpferdchen,
aber auch Puppenhäuser und
Brettspiele gefertigt. In der KidsLinie stellen wir Kuscheltiere,
Kinderdecken oder kleine
Rasseln und Mobilees her
Aber eigentlich kommen die
Jugendlichen doch in die
JuMa, um wieder Freude am
schulischen Lernen zu gewinnen?
... und im Metallbereich?
Haddad: Mit dem Metallbereich
haben wir gerade erst begonnen.
Wir planen neben unserer bereits bestehenden Fahrradwerkstatt am Standort Rathausstraße
einen Fahrrad- und Rikscha-Ver-
Eggert: Ja, aber das ist wirklich
nur ein Aspekt. Die Jugendlichen
kommen in erster Linie zu
uns, weil ihr schuldistanziertes
Fortsetzung Seite 4
Impressum
Herausgeber:
Kirchenkreis Tempelhof
V.i.S.d.P.: Cornelia Schwerin
Gestaltung: Schwerin
Druck: Tastomat
Auflage: 1000
singen beim tempelhofer chortag
Gottesdienst für Trauernde an himmelfahrt und johannistag
Alle Chöre aus dem Kirchenkreis Tempelhof sind eingeladen zum
Tempelhofer Chortag am 21. Mai, ab 10.00 Uhr im Alt-Tempelhofer
Gemeindehaus, Kaiserin-Augusta-Straße 23.
Wer den Chören lauschen möchte, kann dies ab 17 Uhr bei einer
musikalischen Vesper in der Glaubenskirche tun.
Am 2. Juni, 11.00 Uhr, findet ein Gottesdienst für Trauernde in der
Rundkirche auf dem Tempelhofer Feld statt. Zum Johannistag, am
24. Juni, um 18.00 Uhr, können Trauernde einen Gottesdienst besuchen in der Wilmersdorfer Hochmeisterkirche, an der Westfälischen Straße 70a.
Aus dem Kirchenkreis
neu erreichbar
foto: schwerin
foto: schwerin
Thilo Haak, Pfarrer aus Lichtenrade und stellvertretender Superintendent,
leitet den Kirchenkreis Tempelhof seit April stellvertretend für Isolde Böhm.
Von der Vakanzvertretung und
dem neuen Kirchenkreiszentrum
Seit dem 1. April dieses Jahres führt die Superintendentin unseres Kirchenkreises Tempelhof ganz offiziell die Geschäfte
der Generalsuperintendentur des Sprengels Berlin. Die Kirchenleitung hat ihr den Auftrag dazu erteilt. Der Hintergrund ist,
dass durch die Wahl des bisherigen Generalsuperintendenten
Ralf Meister zum Bischof der Hannoverschen Landeskirche
diese Stelle vakant - das heißt unbesetzt - ist und vertreten
werden muss.
Zugang zum Kirchenkreiszentrum: Die letzten Bauarbeiten werden in Kürze
abgeschlossen sein.
Mit dem Umzug der Superintendentur und fünf kreiskirchlicher Arbeitsbereiche in das neue Zentrum in der Götzstraße 24b, haben sich die Telefonnummern und Mailadressen geändert. Postalisch sind die Arbeitsbereiche
unter Ev. Kirchenkreis Tempelhof, Götzstraße 24b, 12099 Berlin erreichbar.
Superintendentur
[email protected]
030. 755 15 16 10
Beratungsstelle für Trauernde
[email protected]
030. 755 15 16 20
In der Folge muss dann selbstverständlich auch die durch diese
Beauftragung vakant gewordene Stelle in der Superintendentur
in Tempelhof vertreten werden. Mit dieser Vertretung hat die
Kreissynode Tempelhof mich schon im Herbst 2009 beauftragt.
Damals wusste allerdings noch keiner, dass diese Regelung, die
für Urlaube, dienstliche Abwesenheiten und auch Krankheit
dient, zu einer wohl nun mehrmonatigen Vakanzvertretung
wird. Diese hat in diesem Frühjahr begonnen.
Arbeitsstelle für Entwicklung 030. 755 15 16 30
und Weiterbildung
[email protected]
So führe ich nun im Wesentlichen die Leitungsgeschäfte des
Kirchenkreises. Eine Ausnahme bilden die Personalangelegenheiten und die Arbeit an der Veränderung der Verwaltungsamtsstruktur, die weiter in der Verantwortung von Isolde
Böhm liegen. Für die Verwaltung meiner Pfarrstelle in der
Kirchengemeinde Lichtenrade konnten wir eine Pfarrerin im
Entsendungsdienst finden. Lydia Grund ist seit Februar 2011 in
unseren Kirchenkreis entsandt.
Arbeitsstelle für Senioren
[email protected]
Zu den zur Zeit wichtigsten Aufgaben in der Leitungsverantwortung im Kirchenkreis gehört die Begleitung und Organi- sation des Umzugs der kreiskirchlichen Arbeitsstellen in ihr neues Zuhause, das Kirchenkreiszentrum in der Götzstraße 24b.
Seit dem 19. April sind wir hier mit der Superintendentur, der
Beratungsstelle für Trauernde, der Arbeitsstelle für Entwicklung
und Weiterbildung, für Arbeit mit Kindern und Jugendlichen,
der Fachberatung für Kindertageseinrichtungen und der
Seniorenarbeit des Kirchenkreises eingezogen. Es ist längst
noch nicht alles fertig. Wer uns besucht, bemerkt sofort, dass
die Außenanlagen noch neu eingerichtet werden müssen, wer
genauer hinein guckt, sieht auch, wie viele kleine aber zum
Teil sehr wichtige Details noch nachzuarbeiten sind.
Die Familienbildungsstätte ist unter ihrer bisherigen Adresse und Telefonnummer erreichbar. Die Öffentlichkeitsarbeit wird kurzfristig und übergangsweise
in das kreiskirchliche Zentrum umziehen. Die Telefonnummer wird unter www.
tempelhof-evangelisch.de und Tel.755 15 16 10 bekannt gegeben.
Aber: Wir sind alle in unseren neu eingerichteten Büros angekommen! Während ich diese Zeilen schreibe, ist noch mancher Karton auszupacken, noch manche Technik einzurichten.
So leben und arbeiten wir sicher noch ein paar Wochen mit
Unzulänglichkeiten. Doch bin ich zuversichtlich, dass das neue
Kirchenkreiszentrum - wenn denn bald alles fertig ist - ein
schöner Schmuck und ein guter Dienstleister für den Kirchenkreis Tempelhof, seine Gemeinden und Einrichtungen sein
wird.
Freuen Sie sich schon jetzt mit mir auf das Fest im späten Sommer, mit dem wir dann das Gewordene feiern wollen.
Mit dem Wunsch für eine gesegnete Osterzeit grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Thilo Haak
(Stellvertretender Superintendent)
Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendarbeit
[email protected]
030. 755 15 16 40
Fachberatung für Kindertageseinrichtungen 030. 755 15 16 50
[email protected]
030. 755 15 16 60
Öffentlichkeitsarbeit
[email protected]
Gemeinsame Mitarbeitervertretung (gMAV) 030. 755 15 16 70
[email protected]
neu im Amt
foto: diàlogo, schult de morais
Tempelhofer Nachrichten
Mai 2011
2
Birgit Klostermeier, neue Superintendentin des Kirchenkreises Schöneberg, wurde Anfang März in ihr Amt
eingeführt und übernimmt damit als
erste Frau die Leitungsfunktion im
benachbarten Kirchenkreis.
Die 51-jährige hat Theologie und
Soziologie in Göttingen und Heidelberg studiert, war später war Gemeindepastorin in der Nähe von Hannover
und Studienleiterin im Pastoralkolleg
Loccum sowie in der Aus-und Fortbildung der Ev.-Luth. Landeskirche
Hannover tätig. Der Kirchenkreis
Schöneberg umfasst 10 Gemeinden
mit 31.000 Mitgliedern.
foto: dpa
Tempelhofer Nachrichten
Mai 2011
3
Kitas als Kinderstube der Demokratie
Das Berliner Bildungsprogramm
sieht es vor: Demokratische
Teilhabe von Kindern in der
Kita. Das klingt gut, aber wie
können Kinder demokratisch in
einer Kita mitentscheiden?
Und was müssen Kitas, Erzieherinnen und Eltern neu überdenken, damit die Kinder wählen können? In Vorbereitung
auf einen Studientag der KitaErzieherinnen im Kirchenkreis
Tempelhof ein Beitrag von
Christina Wiethüchter, kreiskirchliche Kita-Fachberaterin:
in diesem Prozess ist demokratische Teilhabe eine nötige Voraussetzung und benötigt Zeit,
die im laufendem Kitaalltag
neben all den Anforderungen
nicht leicht zu finden ist.
Demokratische Teilhabe - ist das
eigentlich möglich? Können Kinder an Entscheidungsprozessen
in ihrer Kita beteiligt werden und
wenn ja, an welchen und in welcher Form?
Oder was ist mit Partizipation in
der Kita eigentlich gemeint?
Schließlich ist sie unter anderen
als ein Bildungsauftrag im Berliner Bildungsprogramm formuliert.
Das sind spannende Fragen, mit
denen sich Erzieherinnen beschäftigen und die sehr schwierig
zu beantworten sind. Vor allem
im Team eine gemeinsame Entscheidung zu finden, ist eine große Herausforderung, denn auch
Kindertagesstätten sind für
die meisten Kinder die erste
Bildungs, -Erziehungs- und
Betreuungssituation außerhalb
der Familie. So werden sie in
der aktuellen Fachliteratur
auch als „Kinderstube der
Was kann ein Kind in einer Kita
entscheiden? Kann es selber
darüber bestimmen, wann es
müde oder hungrig ist? Kann es
sich selbst für oder gegen eine
Jacke entscheiden – oder gar, ob
es gewickelt werden soll oder
nicht?
neu erschienen
Der Veranstaltungskalender
der Kirchenkreise Tempelhof
und Schöneberg ist erschienen und umfasst den Zeitraum von Ende April bis
Anfang Juli. Schwerpunkt der
aktuellen Ausgabe ist das ehrenamtliche Handeln.
Der Kalender liegt in den
Bürgerämtern und Rathäusern, in den Stadtbibliotheken,
Kirchengemeinden und an
vielen anderen Orten aus.
Weitere Informationen unter
030. 755 15 16 10.
Demokratie“ bezeichnet. In
der Kita machen Kinder erste
Erfahrungen mit den Spielregeln
unserer Gesellschaft. Kinder
können sich hier von Beginn an
als einer Gemeinschaft zugehörig wahrnehmen, Rechte und
Pflichten für ein gelingendes
Miteinander kennenlernen und
üben.
„Partizipation bedeutet,
Kinder als Experten ihres
eigenen Lebens ernst zu
nehmen.“
Rüdiger Hansen
Das kann nicht zur Folge haben,
dass Kinder machen können
was sie wollen. Dies würde
auch der verantwortungsvollen
Aufgabe einer Erzieherin nicht
gerecht werden. Wichtig ist, für
die Kolleginnen genau diese
Grenzen herauszuarbeiten, auf
die sie sich in ihrem Kitateam
einigen können:
Was für Rechte sollten die
Kinder in unserer Einrichtung
haben? Was für Rechte haben
die Kinder in unserer Kita?
Und eine daraus resultierende
Frage ist dann: Wie können die
Kinder zu ihren Rechten kommen?
Der Diplom-Sozialpädagoge
Rüdiger Hansen ist Moderator
für kinderfreundliches Planen
am Institut für Partizipation in
Kiel und sagt: „Partizipation in
Kindertagesstätten ist Bestandteil der Beziehungen zwischen
Erwachsenen und Kindern, findet also im alltäglichen Umgang
statt - oder nicht.“
Er geht davon aus, dass Kinder
kompetente Akteure der eigenen
Entwicklung sind, da sie schon
frühzeitig eigenständig in ihrem
Umfeld wählen und auswählen.
Hansen leitete u.a. das schleswig-holsteinische Modellprojekt
„Die Kinderstube der Demokratie“ und entwickelte zahlreiche
Vorschläge, wie eine demokratische Teilhabe von Kindern
möglich ist.
Da gibt es zum Beispiel die
Möglichkeit mit Murmeln oder
Namenskärtchen abzustimmen.
Aber bevor Kinder abstimmen
können, brauchen sie genaue
Informationen. Sie müssen
erkennen, für was sie sich entscheiden können. Das Einholen
der Informationen kann z.B.
mit selbstgemalten Bildern oder
Fotos geschehen. Ein weiterer
Vorschlag des Fachmanns: Es
werden Kinderkonferenzen eingeführt. In den einzelnen KitaGruppen aber auch Gruppen
übergreifend -für die ganze Kitawird beraten und entschieden.
Klar ist, dass auch dieser Anspruch mit Anforderungen an
die Zusammenarbeit im Team
und an die Zusammenarbeit mit
den Eltern verbunden ist.
Am 28. Oktober werden wir
Rüdiger Hansen in unserem
Kirchenkreis als Referenten zu
diesem Thema zu Gast haben.
Alle Kitas werden für diesen gemeinsamen Fachtag schließen,
um Raum und Zeit zu geben
und um einen lebhaften Austausch unter den Mitarbeiterinnen zu ermöglichen.
Ich weiß dieses Engagement
sehr zu schätzen und freue
mich auf einen Tag voller Diskussionen, Anregungen und
Ideen, die wir mit in den Alltag
nehmen und somit in alle
Kinderstuben der Demokratie
des Kirchenkreises Tempelhof.
Christina Wiethüchter
Fortsetzung Interview: Jugendmanufaktur eröffnet Shop
Verhalten, eine Regelbeschulbarkeit nicht mehr zuließen.
Die Probleme, die dahinter liegen, sind aber sehr individuell
und vielfältig. Neben den schulischen Schwierigkeiten treten
oft auch familiäre Probleme auf.
Einige Jugendliche haben bereits
psychiatrische Klinikerfahrungen hinter sich. Wir bieten ihnen
einen geschützten „familiären“
Rahmen, in dem sie zur Ruhe
kommen und lernen können.
Haddad: Eines unserer Erfolgsrezepte: Bei uns folgt jeder
Negativ-Aktion eine direkte
pädagogische Reaktion. Diese
konsequente Haltung brauchen
unsere SchülerInnen für ihre
Lernerfahrung, auch wenn Konflikte zwischen den pädagogischen AnleiterInnen und
Jugendlichen unvermeidbar
sind. Sie sind notwendig und
nachhaltig lehrreich. Wir übernehmen dabei häufig eine erzieherische Doppelrolle, in dem
wir Aufgaben der Schule und
des Elternhauses zugleich wahrnehmen müssen. Einerseits bewegen sich unsere Jugendlichen
in der JuMa in einem geschützten Rahmen, werden aber auch
gefordert. Das macht, so denke
ich, auch unseren Erfolg aus.
Denn alle Jugendlichen, die sich
in den vergangenen zwei Jahren
zur (erweiterten) Hauptschulprüfung qualifizierten, haben
diesen auch mit guten bis sehr
guten Notenabschlüssen geschafft.
Anschließend haben wir sie in
entsprechende berufsorientierte Maßnahmen weitervermittelt
oder in Ausbildung gebracht.
Aber wie kann so eine Shop gelingen, wenn sich die Jugendlichen einem marktähnlichen
Wettbewerb stellen und dabei
doch viele Probleme zunächst
mit sich selbst lösen müssen?
Eggert: Natürlich bedenken wir
das mit. Wenn von sechs Jugendlichen nur einer im Shop erscheint, dann können wir bestimmte Aufträge nicht annehmen. Letztlich können wir nur
das verkaufen, was produziert
wurde. Ein Verkauf in großen
Mengen wird daher schwierig
werden, ist aber auch zweitrangig.
Die Anzahl der Jugendlichen
in der JuMa hat sich gerade
verdoppelt. Inzwischen lernen
hier 30 Jugendliche aus ganz
Berlin, bisher waren es 15.
Nimmt Schulverweigerung zu?
Haddad: Es hat sich in Berlin
herumgesprochen, dass wir ein
sehr erfolgreiches Projekt sind.
Die Finanzierung und Zuweisung
der Jugendlichen in unsere
Tagesgruppe läuft über das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg.
Aber auch andere Berliner Jugendämter, wie zum Beispiel
Steglitz-Zehlendorf, Neukölln
oder Charlottenburg-Wilmersdorf
belegen unsere begehrten Plätze, teilweise auch, weil die Jugendlichen in anderen Schulver-
FOTO: juma
Bald im Shop erhältlich: Schlüsselanhänger in fast allen Farben
weigerungsprojekten „gescheitert“ sind. Die erweiterte Angebotspalette macht uns somit noch
attraktiver. Schuldistanziertes Verhalten hat in Berlin m. E. eher zugenommen. Wir beobachten, dass
allein durch die Fusionierung von
Schulen nach der Schulreform die
Irritationen und Konflikte bei den
SchülerInnen zunehmen. Wir
hören in diesem Zusammenhang
von Jugendlichen verschiedene
Gründe: z.B. häufiger Lehrerausfall, eine mangelnde Transparenz
an ihrer ehemaligen Schule,
Konflikte mit MitschülerInnen.
Aber auch der menschliche
Aspekt ist entscheidend, denn
häufig fehlt den SchülerInnen
eine verlässliche und kontinu-
ierliche Ansprechperson. Unser
Personalschlüssel ist gut und
sorgt für eine verlässliche pädagogische Versorgung.
Der Shop wird am 11. Mai,11.00,
im Gemeindehaus, Friedenstraße
20 eröffnet. Ab Juni kann die
Produktpalette unter www.dwtsjumashop.de oder www.dwts-juma.de angesehen und per Mail
unter [email protected] bestellt werden. Kontakt: Tel. 030.
70 60 02 06
Gespendete Fahrräder werden
gerne entgegengenommen in
der Jugendmanufaktur, Rathausstraße 29, in Berlin-Mariendorf.
“Brot für die Welt“ sucht Stifterinnen und Stifter
Erfolgreichste Spendenaktion seit fünfzig Jahren gründet eigene Stiftung
Die Sammelaktion „Brot für die
Welt“ lebt seit mehr als 50 Jahren. Sie lebt durch die Gemeinden. Verlässlich haben sie gespendet in Ost und West: in
Tütchen und in Büchsen und
in die Klingelbeutel an jedem
Heiligen Abend. Viele von uns
sind mit „Brot für die Welt“
groß geworden. Und durch
„Brot für die Welt“ sind wir
auch erwachsener geworden
im Glauben: Denn wir haben
begriffen, dass die Welt unteilbar ist und deshalb auch unser
Zeugnis universell ausgerichtet
sein muss. Und wir haben gesehen, dass wir mit unserem
Geld wirkungsvoll helfen können: Denn Brot für die Welt
hat Partner vor Ort, die kompetent sind. Inzwischen konnten mehr als 20.000 Projekte
weltweit gefördert werden
- Erfolgsgeschichten, die uns
dankbar machen dürfen.
Langjährige Spenderinnen und
Spender haben nun gedrängt:
Sie wollten auch stiften. Darum
wurde nun eine Stiftung errichtet. Eine Stiftung hat eine besondere Kraft, denn ihr Reichtum
bleibt: So wird sie zur Quelle,
aus der die Erträgnisse fließen,
die dann jährlich für Hilfsprojekte verbraucht werden können. Und eine Stiftung hat einen besonderen Ernst:
FOTO: Anschütz
Tempelhofer
Tempelhofer Nachrichten
Nachrichten
Mai
März2011
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Die zukünftige Stiftung wirbt um Stifterinnen und Stifter mit dem Regenbogen als Symbol, der sich über die Welt und die Zeiten
erstreckt. Denn durch sie können Menschen ihr Geld zwingen, noch
in hundert Jahren Gutes zu
tun. Dieses Bedürfnis, etwas
Beständiges zu hinterlassen,
ist es dann auch, was viele
Stifterinnen und Stifter treibt.
Für manche sind auch die steuerlichen Erleichterungen ein zusätzlicher Beweggrund.
Was nun „Brot für die Welt“
anlangt, so ist die Stiftung eine gute Möglichkeit, die Arbeit
langfristig abzusichern. Denn
die Herausforderungen werden
ja nicht kleiner werden. Da wird
es gut sein, wenn die Spenden
aus den Gemeinden noch ergänzt werden durch Erträgnisse
aus der Stiftung. Dazu muss die
Stiftung rasch in den dreistelligen Millionenbereich wachsen. Cornelia Füllkrug-Weitzel,
die Direktorin von Brot für die
Welt, spricht vom „fröhlichen
Glaubensoptimismus“, den es
zu bewähren gelte. In der Tat:
Mit diesem Pfund dürfen wir
wuchern. Warum sollte uns das
Mögliche unmöglich sein?
Was besonders schön ist: Die
Stiftung freut sich über alle
Beträge. Denn jeder einzelne
Euro wird sie wirkungsvoller machen in der Abfolge der
Zeiten und im Wechsel der weltweiten Nöte.
Dr. Kurt Anschütz
Wer sich für die Stiftung interessiert, kann sich in Verbindung
setzen mit Frau Iris Fürch
Tel. 66 06 43 11 oder Dr. Kurt
Anschütz, Tel. 85 73 26 86.