Technologieaktien zu Discountpreisen

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Technologieaktien zu Discountpreisen
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Technologieaktien
zu Discountpreisen
Seit 2004 werden Aktien aus dem Hochtechnologiebereich
vom Markt stiefmütterlich behandelt. Mittlerweile sind zunehmend mehr Wachstumswerte günstiger als der Durchschnitt sogenannter „Value-Aktien“. Daraus ergeben sich
zahlreiche Einstiegschancen für Schnäppchenjäger mit langem Atem.
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Im Jahr 2006 wuchsen die weltweiten Umsätze der Halbleiterindustrie um neun Prozent
und in den beiden kommenden Jahren erwarten Experten sogar zweistellige Zuwächse, weshalb von rezessiven Tendenzen jede Spur fehlt.
Im Gegenteil – die Einführung des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows Vista und der
Vormarsch einer neuen Generation von Elektronikprodukten wie MP3-Player und PDAs beleben den Markt. Angesichts dieser Entwicklungen und des langfristig überdurchschnittlichen
Umsatz- und Gewinnwachstums im Technologiesektor steigt die Wahrscheinlichkeit einer
baldigen Trendwende. So wächst zum Beispiel
der Halbleiterelektronik-Markt seit 1965 mit
durchschnittlich 14,7 Prozent p. a. fast doppelt
so schnell wie das globale BIP, während der
Markt für Ausrüstung zur Halbleiterproduktion noch höhere Wachstumsraten aufweist. So
geht VLSI Research davon aus, dass sich das
Weltmarktvolumen für Assembling, Testsysteme und Wafer-Fabrikation zwischen 1998 und
2005 knapp verdreifachte.
Sonderchancen in der Halbleiterbranche
Deshalb klingen auch die ambitionierten Ziele
des Weltmarktführers bei Lithographiesystemen, ASML Holding (Kürzel: ASML), durchaus
realistisch. So soll durch eine stärkere Präsenz
in Japan und engere Zusammenarbeit mit Intel
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der Jahresumsatz 2005 bis zum Jahr 2010 verdoppelt werden. Mittelfristig
sollte auch der Weltmarktanteil von 50 auf 70 Prozent gesteigert werden. Ein
Schritt in diese Richtung erfolgte im März 2007 mit der Übernahme von Brion Technologies, einem führenden Anbieter von Halbleiterdesign- und Waferproduktions-Optimierungslösungen für komplexe Lithographieverfahren.
ASML sollte im kommenden Jahr den Umsatz von 4,99 auf 5,40 Milliarden
US-Dollar steigern und ist – angesichts dieser Größe und eines zwischen 2009
und 2013 erwarteten Gewinnwachstums von 16,5 Prozent p. a. – mit einem
geschätzten Forward-KGV 08 von lediglich 11,9 (auf Basis eines Kurses von
23,27 US-Dollar, Stichtag 9. 3.) massiv unterbewertet. Das theoretische mittelfristige Kurspotenzial liegt somit bei mindestens 40 Prozent bzw. 32,60
US-Dollar. Die jüngsten Anhebungen der Gewinnprognosen für 2008 können
in diesem Zusammenhang als ein äußerst positives Signal gewertet werden.
Analysten hatten die Folgen eines Übergangs zu einem moderateren Wirtschaftswachstum zu negativ eingeschätzt und sind nun wieder dabei, ihre
Schätzungen den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.
Mit einem für 2008 geschätzten KGV von 6,3, einem Kurs-Buchwert-Verhältnis
von 1,26, einem Verhältnis zwischen Enterprise Value (EV) und EBITDA
von lediglich 2,4 und einer Eigenkapitalrentabilität von 15,6 Prozent ein
regelrechtes Schnäppchen mit erheblichen Gewinnwachstumspotenzial ist
der taiwanesische Anbieter von HalbeiterTest- und Assembling
Services für Flüssigkristalldisplays und diversen Komponenten für Flachbildschirme,
ChipMOS Technologies (Kürzel: IMOS). Im
Moderne Containerriesen prägten in den vergangenen Jahren allein aufgrund ihrer Größe
die Medien- und Anlagewelt. Doch auch im
Schatten der Giganten gibt es hervorragende
Anlagechancen: Kühlschiffe, so genannte Reefer, gehören dazu.
Coole Investmentchancen
Der Güterverkehr verspricht auch in den
kommenden Jahren zuverlässige Zuwachsraten. Das gilt insbesondere für die im
Anlegerfokus stehende Containerschifffahrt, aber auch für die Kühlschifffahrt.
In Kühlschiffen werden große Mengen
saisonaler, leicht verderblicher Waren
transportiert. Dazu gehören Bananen,
Zitrusfrüchte, Kernobst und Fisch. In den
letzten Jahren hat die stetig steigende
Nachfrage an hochwertigen Kühlgütern,
insbesondere aus Osteuropa und Asien,
zu einem wachsenden Transportvolumen
geführt. Ein großer Wachstumsmarkt im
Kühlschiffbereich ist zum Beispiel der Bananenexport von Ecuador nach Russland.
Dieser ist allein von 2000 bis 2004 um
ca. 70 Prozent angestiegen.
Vor rund 15 Jahren erlebte der Kühlschiffmarkt ein Überangebot an Schiffen, was
zu geringen Neubauaktivitäten in der Folgezeit führte. Heute ist die Flotte im Schnitt
älter als 19 Jahre und die Zahl der Verschrottungen steigt exponentiell. Jedoch
sind nur elf große Neubauten bestellt und
die Werftkapazitäten bis Ende 2010 nahezu ausgelastet. Dieser Entwicklung steht
das kontinuierliche Wachstum des Kühltransportmarktes gegenüber. Ein Ungleichgewicht, das die Kühlschifffahrt für Kapitalanleger zu einem viel versprechenden
Segment der Handelsschifffahrt macht.
Auch private Anleger können in diesen
Markt investieren. MPC Capital ist es
gelungen, 14 große Kühlschiffe (engl.
Reefer) zu kaufen, die im renommierten
Seatrade Reefer Pool beschäftigt sind,
und bietet mit der MPC Reefer Flotte 2
einen attraktiven Fonds
an. Zeichnungen sind
ab sofort bei ausgewählten Partnern der
MPC Capital AG
möglich.
Peter Halbschmidt, CFP
MPC Capital Austria AG
www.mpc-capital.at
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Bereich der auf organischen Substraten basierenden PackageAssembly-Services profitiert das Unternehmen unter anderem von der starken Nachfrage nach Spielkonsolen und
Mobilfunkgeräten. Diverse Analysten rechnen bereits in den
kommenden Jahren mit jährlichen Gewinnwachstumsraten
von über 45 Prozent p. a.
Marktführer im Abverkauf
Auf der Seite der Anbieter von Produkten für Endverbraucher sollte ein Blick auf Samsung (Kürzel: SMSN.L, Börse
London) geworfen werden. Der weltweit größte Anbieter
von Flachbildschirmen, DRAM- und Speicherprodukten investiert jährlich bis zu mehrere hundert Millionen US-Dollar in die Nanotechnologie-Forschung, woraus innovative
Produkte, wie zum Beispiel Nanotube-Flachbildschirme,
resultieren. Mit einem für 2007 geschätzten KGV von neun
ist Samsung angesichts langjährig zweistelliger Gewinnzuwächse günstig bewertet. Als Anbieter der Marke Panasonic
ein wachstumsstarkes Consumer-Electronik-Unternehmen
mit einem Gewinnwachstum von über 27 Prozent p. a. in
den vergangenen fünf Jahren ist Matsushita Electric Industrial Co., Ltd. (Kürzel: MC) ebenfalls ein lukratives Investment. Spekulativere Anleger hingegen sollten einen Blick
auf den Hersteller von Chips für MP3-Player, Sigmatel (Kürzel: SGTL), werfen. Mit einem Kurs/Buchwert-Verhältnis von
0,9 notiert das schuldenfreie Unternehmen fast zum Cashbestand. Einst als möglicher iPod-Zulieferer von Apple Gegenstand von Marktgerüchten, fristet das innovative Unternehmen heute ein Schattendasein. Dies könnte sich jedoch
mit positiven Nachrichten, wie zum Beispiel größere Produktionsaufträge, schlagartig ändern. Interessant erscheinen auch Unternehmen aus den Bereichen Mikroskopie und
Metrologie, deren Systeme entweder im Labor oder zur Qualitätskontrolle in der Industrie auf ein breites Spektrum an
Einsatzmöglichkeiten stoßen. In diese Kategorie fallen der
Weltmarktführer bei Rasterkraftmikroskopen, Veeco Instruments (Kürzel: VECO), und das Metrologieunternehmen
Keithley Instruments (Kürzel: KEI).
Massiv unterbewertet ist der weltweit führende Anbieter
von Speichermedien, Komag (Kürzel: KOMG), mit einem für
2008 geschätzten KGV von 6,7 und einem geschätzten langjährigen Gewinnwachstum von 12 Prozent p. a. Komag ist
der größte Anbieter von Aluminiumsubstraten für Festplatten und somit auch der Haus- und Hoflieferant von Seagate
(Kürzel: STX). Eine Knappheit bei diesem so wichtigen Material verleiht Komag eine Schlüsselrolle in der Produktion
von Festplatten, weshalb es nur noch eine Frage der Zeit
sein sollte, bis die massive Unterbewertung mittels starker
Kursanstiege ausgeglichen ist. Dass der Markt für Festplatten zwischen 2004 und 2009 um durchschnittlich 10,1
Prozent p. a. wachsen sollte, geht aus einer Schätzung des
IT-Beratungsunternehmens IDC hervor, weshalb neben Seagate auch Iomega (Kürzel: IOM) interessant erscheint. Letztere ist nur noch mit einem geschätzten KGV 08 von 10,6 wie
ein Zykliker der Automobilbranche bewertet, obwohl das
Unternehmen noch über einen Nanotechnologie-Trumpf in
Form eines Patents auf ein innovatives hochleistungsfähiges
Speichermedium verfügt.
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Das Comeback der Wachstumswerte
Empirischen Untersuchungen zufolge liegt die durchschnittliche Dauer eines Value-Aktien-Zyklus (Phase, in
der Value-Aktien besser abschneiden als Wachstumswerte) bei 2,5 Jahren. Der gegenwärtige Value-Zyklus
hält jedoch schon über sieben Jahre an, weshalb mit
dem Fortschreiten der Dauer auch die Wahrscheinlichkeit einer Style Shift hin zu Growth-Stocks kontinuierlich
wächst. Die Performanceunterschiede zwischen Aktien der
beiden Anlagestile führen zu einer zunehmenden Unterbewertung von Wachstumswerten. So lag laut der Statistik des
Fund Tracker‘s Lipper im Jahr 2006 (Stichtag 27. 12.) der
Wertzuwachs amerikanischer Value-Aktienfonds bei 17,2
Prozent, während Growth Funds mit 8,5 Prozent underperformten. Ausschlaggebend dafür waren vor allem Energieaktien, die sich im vergangenen Jahr aufgrund des hohen
Ölpreises erfreulich entwickelten. Schwächer zeigten sich
indessen die klassischen Zykliker des Halbleiterbereichs, die
sehr sensibel auf hohe Ölpreise reagieren. Bis Ende 2006
haben in diesem Style-Zyklus Value-Aktien gegenüber GrowthStocks eine gesamte Outperformance von ca. 170 Prozent
erzielt, die vorwiegend auf niedrige Dividendensteuern, den
Immobilienboom und die jüngste Rohstoffhausse zurückzuführen war. Im Zuge dieser Entwicklung verlagerten sich
die langfristigen Performancechancen zunehmend in den
Growth-Bereich bestehend aus dem Technologiesektor und
den Branchen Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik.
25 Jahre Rotation der Style-Zyklen
Russel 3000 Value vs. Growth-Return-Indizes
Outperformance
Zyklusstart
Zyklusende
Länge (Jahre)
Total
Annualisiert
15,2 %
Value-Zyklen
Nov. 99
Dez. 06
7,0
171,1 %
März 96
Dez. 97
1,8
4,4 %
2,5 %
Juni 91
Sept. 93
2,3
18,1 %
7,7 %
Sept. 86
Aug. 88
1,9
7,1 %
3,6 %
Nov. 82
Nov. 84
2,0
24,8 %
11,7 %
Growth-Zyklen
Dez. 97
Feber 00
2,2
67,5 %
26,9 %
Sept. 93
März 96
2,5
7,7 %
3,0 %
Aug. 88
Juni 91
2,8
23,4 %
7,7 %
Nov. 84
Sept. 86
1,8
4,1 %
2,3 %
Hinweis: Die Daten beziehen sich auf die Russell-3000-Growth- und Value-Indizes im Zeitraum von
1980 bis 19.Dezember 2005. Die Start- und Endpunkte der Zyklen wurden anhand signifikanter
Wendepunkte in der Relativen Performance der beiden Indizes (Style Shifts) festgelegt.
Datenquellen: RBCO/Bloomberg
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Die fundamentalen Fakten sprechen eindeutig für Wachstumswerte. Galt noch vor ein bis zwei
Jahren das Motto „Handfeste Investments statt visionäre Spinnereien“, so sollten sich weitsichtige
Anleger langsam auf einen Gezeitenwechsel einstellen. Per Jahresende 2006 lag das Verhältnis
zwischen dem KGV und der Eigenkapitalrentabilität bei Wachstumsaktien bei durchschnittlich 0,95
im Vergleich zu 1,23 bei Value-Stocks. Diese Relationen blieben seit Ende Dezember im Grunde
genommen stabil und sollen veranschaulichen, wie viel Anlegern die Profitabilität in der jeweiligen
Kategorie wert ist. So zahlen gegenwärtig Value-Investoren ca. 20 Prozent mehr für jeden Prozentpunkt Eigenkapitalrentabilität als im Durchschnitt der vergangenen Dekade. Growth-Investoren
hingegen zahlen 20 Prozent weniger als im historischen Durchschnitt dieser Zeitperiode.
Somit ist eine Style Shift hin zu Wachstumswerten nur noch eine Frage der Zeit. Der genaue Zeitpunkt hängt dabei von unterschiedlichen Faktoren wie der Zinsentwicklung in den USA und Europa und der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise ab. Werden zum Beispiel fallende Zinsen
erwartet, so kann dies Finanzwerte beflügeln, die als Indexschwergewichte der Value-Kategorie
zuzuordnen sind. Wer zwar von einer baldigen Style Shift überzeugt ist, jedoch keine MarkttimingWetten eingehen möchte, sollte den Wachstumsbereich über Sparpläne in einschlägigen Technologiefonds wie zum Beispiel den Putnam Emerging Information Sciences (ISIN: IE0030390342) oder
den Nanoscience Opportunities Fund (ISIN: AT0000620588) abdecken. Der Vorteil liegt in einer automatischen Verringerung des durchschnittlichen Einstandspreises durch Nutzung des Cost-Average-Effektes in Phasen einer volatilen Seitwärtsbewegung und einer breiten Diversifikation. Eine
weitere Möglichkeit bestünde im Einstieg in mehreren Etappen, da der genaue Wendezeitpunkt in
der Regel nicht prognostizierbar ist. Sobald die Style Shift dann einsetzt, sollte auf eine Kombination aus fundamental unterbewerteten Technologieaktien und zukunftsträchtigen Bio- und Nanotechnologie-Forschungsunternehmen gesetzt werden. Genau dieser Portfolio-Mix ist im heimischen
Nanoscience Opportunities Fund vorzufinden.
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Text: Michael Kordovsky
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