Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und

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Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und
Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Band 6
2004
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GERHARD KLEIN
»Hofgärtner Steiners
Pelargonien«
eine Ausstellung der Gartenabteilung
der SPSG in der Kleinen Orangerie im
Schlossgarten Charlottenburg
Von der Idee bis zur ersten Ausstellung
Ende Oktober 2003 berichtete Dr. Clemens Alexander Wimmer im Rahmen eines Vortrages »Pelargonien: Übersehene Orangeriepflanzen« auf dem Glienicker
Kübelpflanzenseminar über die Pelargonie als Kübelpflanze.1 Ein anschließend geführtes
Tischgespräch mit dem Vortragenden und den Charlottenburger Gärtnern über Pelargonien, ließ den Gedanken aufkommen, diese Pflanzen entsprechend der Sammlung des damaligen Hofgärtners Georg Steiner (1774–1834, seit 1802 in Charlottenburg) wieder an Ort und
Stelle zusammenzutragen. Steiner hatte in Bertuchs »Allgemeinem Teutschen GartenMagazin« von 1804 den Katalog seiner Pflanzensammlung veröffentlicht und dort unter
anderem 34 verschiedene Pelargonienarten aufgeführt (Abb. 1).2
Die ersten Pelargonienarten zogen bereits im November desselben Jahres aus dem Fundus von Clemens Alexander Wimmer in die Schlossgärtnerei am Fürstenbrunner Weg in
Charlottenburg ein. Die ersten Kontaktaufnahmen zum Botanischen Garten Berlin-Dahlem
und zu verschiedenen Pelargoniengärtnereien folgten. Das Ziel, die Pelargonienarten nach
der Liste Steiners zu sammeln, wurde auch auf diejenigen Arten erweitert, die in seiner Zeit
schon als eingeführt galten.
Durch großzügige Überlassungen aus dem Bestand des Botanischen Garten Berlin,
Zukäufe aus Gärtnereien sowie Blumengeschenke aus dem Klostergarten Seligenstadt der
Hessischen Schlösserstiftung wuchs die Sammlung weiter heran. Noch immer fehlten
verschiedene, nicht mehr auffindbare Arten. Doch Namensänderungen und verschiedene
Bezeichnungen für gleiche Pflanzen erschwerten die Suche zusätzlich. Über einen Literaturhinweis kam es dann im Dezember 2004 zur Kontaktaufnahme mit dem Botanischen
Garten der Universität Münster. Dort befindet sich mit etwa 280 botanischen Arten die
wohl größte Pelargonienartensammlung weltweit. Bei einer Besichtigung vor Ort im
Januar 2005 konnten mit den dortigen Kollegen wichtige und wertvolle Erfahrungen
ausgetauscht werden. Mit mehreren, teilweise als Samen oder Steckling, überlassenen
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Abb. 1: Die Liste der Pelargonien des Hofgärtners Georg Steiner in Bertuchs
»Allgemeinem Teutschen Garten-Magazin« von 1804
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Pflanzenarten konnten dort zudem fehlende Arten in die Sammlung aufgenommen werden.
Derzeit besteht der Kern der Sammlung aus 28 von 34 bei Steiner aufgeführten Pelargonienarten und weiteren 23 Arten, die in der Zeit schon vorhanden waren, in seiner
Pflanzenliste aber nicht erscheinen. Von anfangs einem halben Pflanzentisch, belegt die Pelargoniensammlung heute dank der sehr guten Arbeit in der Gärtnerei ein ganzes Gewächshaus mit circa 150 Quadratmetern.
Im Mai 2005 sollten die Früchte unserer Bemühungen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Bevor die Ausstellung zum ersten Mal in der Kleinen Orangerie des Schlosses Charlottenburg aufgebaut werden konnte, wurden durch den Schirrhof der Abteilung Baudenkmalpflege der SPSG die Holzstellagen und Blumenschilder gefertigt. Die Beschriftung der
Blumenschilder mit den Pflanzennamen erfolgte durch die Abteilung Restaurierung, Fachbereich Papier. An dieser Stelle sei nun auch allen anderen noch einmal herzlich gedankt,
die zum Gelingen dieser ersten Pflanzenausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und
Gärten Berlin-Brandenburg beigetragen haben.
Die vom 6. bis 16. Mai 2005 geöffnete Ausstellung (Farbabb. 31, 32) wurde von 647 zahlenden Besuchern und vielen Kollegen besucht. Zusätzlich konnten für 1932,40 € Pelargonienpflanzen an die Pflanzenliebhaber verkauft werden. Ermuntert durch die gute Resonanz,
soll die Ausstellung im nächsten Jahren wiederholt und als gärtnerischer Fachbeitrag jeweils
für einen kurzen Zeitraum im April oder Mai zu einer festen Einrichtung etabliert werden.
Vielleicht können durch weitere Bemühungen auch die noch fehlenden Pelargonienarten zusammengetragen werden, um die Sammlung der in der Liste des Hofgärtner Steiners
aufgeführten Pelargonien zu komplettieren.
Hofgärtner Steiners Pelargonien,
Liste der ausgestellten Pflanzen 2005
Bearbeitet von Clemens Alexander Wimmer
Die unterstrichenen Pflanzennamen sind auf Steiners Liste von 1804 aufgeführt, wobei Steiner allerdings keine Autorennamen angibt. Die übrigen sind nicht bei
Steiner aufgeführt, waren in seiner Zeit aber schon gebräuchlich. Weitere Sippen wurden
in der Ausstellung zum Verkauf angeboten, aber in diese Liste nicht übernommen. Die Erstnachweise sind für Europa (Eu) und den deutschen Sprachraum (D) angegeben. »1804«
bedeutet, dass der Nachweis bei Steiner der früheste im betreffenden Gebiet ist. Welche
Namen gültig sind, wird von van der Walt (Pelargoniums of Southern Africa), Zanders Handwörterbuch der Pflanzennamen, der Pelargonium Species Checklist, Edition 5, compiled
by R. Clifton, 2004 und dem International Plant Name Index (IPNI) unterschiedlich angegeben und kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Keines dieser Werke ist hinsichtlich
der betreffenden Arten vollständig.
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Pelargonium abrotanifolium (L.f.) Jacq. (Eu 1791, D 1797)
Pelargonium acerifolium L’Hér., siehe P. cucullatum subsp. strigifolium
Pelargonium acetosum (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1703, D 1773)
Pelargonium alchemilloides (L.) L’Hér. in Ait. (Eu + D 1686)
Pelargonium angulosum (Mill.) L’Hér. siehe P. cucullatum subsp. cucullatum
Pelargonium x ardens Lodd. (Eu 1810)
Pelargonium australe Willd. (Eu 1800)
Pelargonium betulinum (L.) L’Hér. (Eu 1739)
Pelargonium capitatum (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1687, D 1700)
Pelargonium carnosum (L.) L’Hér. (Eu 1720)
Pelargonium cordatum, L’Hér. siehe P. cordifolium
Pelargonium cordifolium (Cav.) Curt. (P. cordatum, L’Hér.) (Eu 1774, D 1793)
Pelargonium coriandrifolium (L.) siehe P. myrrhifolium var. coriandrifolium
Pelargonium cotyledonis (L.) L’Hér. (Eu 1792, D 1804)
Pelargonium crispum L‘ Hér. in Ait. (Eu 1774)
Pelargonium cucullatum subsp. cucullatum (L.) L’Hér. (Eu 1672, D 1700) (P. angulosum)
Pelargonium cucullatum (L.) L’Hér. subsp. strigifolium Volschenk (Eu 1795, D 1804)
(P. acerifolium)
Pelargonium denticulatum Jacq. (Eu 1789, D 1797)
Pelargonium echinatum Curt. (Eu 1794, D 1804)
Pelargonium exstipulatum (Cav.) L’Hér. (Eu 1779, D 1793)
Pelargonium x fragrans Willd. (Eu 1800, D 1806)
Pelargonium fulgidum (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1720, D 1736)
Pelargonium fragile (Andr.) Willd. siehe P.trifidum Jacq.
Pelargonium gibbosum (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1687, D 1700)
Pelargonium glaucum (L.f.) Jacq. (P. lanceolatum Kern. hort.) (Eu 1748, D 1804)
Pelargonium glutinosum (Jacq.) L’Hér. in Ait. (Eu + D 1787)
Pelargonium grandiflorum (Andr.) Willd. (Eu 1794, D 1807)
Pelargonium graveolens L’Hér. in Ait. (Eu 1774, D 1804)
Pelargonium grossularioides (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1687, D 1691)
Pelargonium hermannifolium (Berg.) Jacq. (Eu + D 1792)
Pelargonium inquinans (L.) L’Hér. in Ait. (Eu + D 1713)
Pelargonium laxum (Sweet) G. Don (Eu 1824)
Pelargonium lobatum (Burm. F.) L’Hér. in Ait. (Eu 1687)
Pelargonium myrrhifolium (L.) L’Hér. var. coriandrifolium (L.) Harv. (Eu 1687, D 1699)
Pelargonium myrrhifolium (L.) L’Hér. var. myrrhifolium Harv. (Eu + D 1678)
Pelargonium odoratissimum (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1720, D 1735)
Pelargonium ovale (Burm.f.) L’Hér. (Eu 1724)
Pelargonium papilonaceum (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1724, D 1773)
Pelargonium patulum Jacq. (Eu + D 1792)
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Pelargonium peltatum (L.) L’Hér. (Eu 1700, D 1736)
Pelargonium praemorsum (Andr.) Dietr. (P. quinatum Sims) (Eu 1802, D 1807)
Pelargonium quercifolium (L.f.) L’Hér. in Ait. (Eu 1774, D 1798)
Pelargonium radens H.E. Moore (P. radula (Cav.) L’Hér. in Ait.) (Eu 1774, D 1793)
Pelargonium rapaceum (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1687, D 1792)
Pelargonium reniforme Curt. (Eu 1800)
Pelargonium ribifolium Jacq. (E + D 1792)
Pelargonium x scandens Ehrh. ( E + D 1792)
Pelargonium scabrum (Burm.f.) L’Hér. in Ait. (Eu 1775, D 1796)
Pelargonium tabulare (L.) L’Hér. in Ait. (P. elongatum (Cav.) Salisb.) (Eu 1789)
Pelargonium tetragonum (L.f.) L’Hér. in Ait. (Eu 1774, D 1804)
Pelargonium tomentosum Jacq. (Eu 1790, D 1792)
Pelargonium tripartitum Willd. (P. trifidum* Jacq.) (Eu 1792, D 1797)
Pelargonium triste (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1635, D 1678)
Pelargonium violareum Jacq. (P. tricolor Curt.) (Eu +D 1792)
Pelargonium vitifolium (L.) L’Hér. in Ait. (Eu+ D 1713)
Pelargonium zonale (L.) L’Hér. in Ait. (Eu 1700, D 1736)
Pelargonium zonale (L.) L’Hér. in Ait. ‘Album’ (Eu + D 1804)
Anmerkungen
1
2
Sein Vortrag beruhte auf den folgenden Vorarbeiten des Vortragenden: Clemens Alexander Wimmer: Barocke Pelargonien, in: Gartenpraxis, 27, 2001, Nr. 1, S. 50–55. – Ders.: Die Entwicklung
der Pelargonien im 19. Jahrhundert, in: Gartenpraxis, 28, 2002, Nr. 1, S. 18–22. – Ders.: Die Pflanzenbestände barocker Orangerien, in: Der Süden im Norden: Orangerien - ein fürstliches Vergnügen, Regensburg 1999, S. 14–19.
Allgemeines Teutsches Garten-Magazin, 1804, S. 382–388.
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Allgemeines Teutsches Garten-Magazin, Bücherei des Deutschen Gartenbaues e.V., Berlin. – Farbabb. 31, 32: Gerhard Klein.