Isabelle Netter - Phil.-Hist. Fakultät
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Isabelle Netter - Phil.-Hist. Fakultät
ERASMUS-Bericht Newcastle 2011/2012 – Isabelle Netter Organisatorisches Nach erfolgreichem Abschluss des ERASMUS-Bewerbungsverfahrens der Universität Augsburg erhält man per Post eine Application Form der Newcastle University. Diese ist auszufüllen und mitsamt eines Motivationsschreibens und einer Modulvorauswahl an die Universität zurückzuschicken. Die endgültige Wahl der Module folgt allerdings erst vor Ort, die Vorauswahl ist daher nicht bindend. Zudem steht die endgültige Liste der Lehrveranstaltungen für das entsprechende Semester zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht fest. Nichtsdestotrotz ist es gut sich im Vorfeld über das Lehrangebot der Fakultäten zu informieren, man sollte sich dabei aber nicht auf bestimmte Module versteifen. Eventuell finden diese dann gar nicht statt oder es kommt zu Überschneidungen. Im nächsten Briefumschlag befindet sich dann schon sämtliches Informationsmaterial rund um die Uni, Wohnen und das Leben in Newcastle und mit dem Blättern in den Broschüren steigt die Vorfreude. Im Vorfeld sollte man des Weiteren sicherstellen, dass man im Ausland ausreichend Versicherungsschutz hat und sich gegebenenfalls eine Kreditkarte zulegen. Die DKB (Deutsche Kreditbank) hat beispielsweise ein Angebot für Studenten und garantiert gebührenfreies Abheben von Bargeld weltweit. Die Eröffnung eines Girokontos ist in England bei den meisten Banken für Studenten problem- und kostenlos. Ein Girokonto kann beispielsweise zum Bezahlen der Miete oder der Nebenkosten verlangt sein. Bei den Informationsveranstaltungen für ausländische Studierende vor Semesterbeginn bekommt man dazu noch genauere Informationen und Empfehlungen. Wer schon im Vorfeld Kontakt zu anderen Programmteilnehmern oder englischen Studenten aufnehmen möchte, kann die Erasmus-Society der Universität in Newcastle bei Facebook finden. Auf diese Art kann man oftmals schon herausfinden, wer im selben Hostel ist oder Interesse an gemeinsamer Wohnungssuche vor Ort hat. Ankunft und Unterkunft Wer ein ganzes Studienjahr in Newcastle verbringt, bekommt einen Platz in einem der Wohnheime garantiert, was einige Vorteile mit sich bringt. Wenn man Glück hat und ein Zimmer auf dem Campus bekommt, genießt man neben kurzen Wegen zu den Veranstaltungsräumen und der Bibliothek eine angenehme Nähe zum Sportzentrum, der Innenstadt und dem Nachtleben. Den Erasmusstudenten, die nur ein Semester in Newcastle verbracht haben, wurde im Wintersemester 11/12 in der Regel ein Platz in einem Zweierzimmer mit Küche und Bad auf dem Campus angeboten. Ich persönlich habe dieses Angebot abgelehnt und bin selbst auf Wohnungssuche gegangen. Die Studenten, die ich im Laufe des Semesters kennengelernt habe und die sich ein solches Zimmer geteilt haben, waren durchaus zufrieden mit ihrer Unterkunft und haben in ihren Mitbewohnern meist gute Freunde gefunden. Meiner Erfahrung nach ist es in Newcastle kein Problem, selbst eine Unterkunft zu finden. Viele zukünftige Mitbewohner haben sich in den ersten Tagen in den Hostels kennengelernt. Über das Internet (z.B. gumtree.com) und Immobilienmakler findet man genügend Möglichkeiten unterzukommen. Wird man über einen Makler fündig, muss man mit einer einmaligen Gebühr von 75-100 £ rechnen. Dennoch ist Mieten über einen Makler oder eine Agentur generell unkompliziert und nicht unbedingt teurer als direkt beim Vermieter, dem landlord, einen Vertrag abzuschließen. Man tut jedoch gut daran, darauf zu achten, dass eine Vereinbarung über die Bezahlung der Nebenkosten getroffen wird. Am einfachsten ist es, wenn man einen Pauschalbetrag beim Makler oder Mieter direkt bezahlen kann. Andernfalls muss man sich online bei Strom- und Wasserversorger registrieren und bezahlt die Rechnungen selbst. Dazu wird dann meist ein englisches Konto benötigt und die Mitbewohner teilen die Rechnungen untereinander auf. Es kann vorkommen, dass eine Wohnung keinen Internetanschluss hat. Dann gibt es den günstigsten bei Virginmedia. Man benötigt zwar wieder ein englisches Konto, Installation, Nutzung und Kündigung funktionieren aber problemlos. Man kann sowohl als Gruppe ein ganzes Haus mieten, als auch als Einzelner ein Zimmer in einer bestehenden WG bekommen. Selbstredend hat man mehr von einem internationalen Zusammenleben als von einer WG mit nur Deutschen. Eine beliebte Wohngegend, in der für Studenten viel geboten ist, ist Jesmond. Von dort kann man die Uni zu Fuß erreichen, die Zimmer sind allerdings auch etwas teurer. Ein preiswerteres Studentenviertel ist zum Beispiel Heaton. Wenn man nicht in Campusnähe wohnt, sollte man mit Kosten für öffentliche Verkehrsmittel rechnen (http://www.stagecoachbus.com/newcastle-unirider.aspx). Es besteht außerdem die Möglichkeit, ebenfalls über gumtree.com oder recyke-y-bike.org ein günstiges Fahrrad zu erwerben. Alles in allem ist es wirklich kein Grund zur Sorge, wenn man keinen Platz im Wohnheim hat. Direktflüge nach Newcastle gibt es wohl von Düsseldorf aus mit Lufthansa. Flüge mit KLM von München über Amsterdam sind empfehlenswert. Ein preiswerter Flug auf die Insel mit einer Billigairline kann sich lohnen, selbst wenn man nicht in Newcastle landet. Großbritannien verfügt über ein sehr gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, man kann eigentlich von überall unkompliziert mit dem Zug oder Bus (megabus.com, nationalexpress.com) nach Newcastle reisen. Vor Semesterbeginn veranstaltet die Newcastle University eine Welcome Week für internationale Studierende. Ein Programm dazu erhält man per E-Mail, bei der Registration und im King’s Gate (Studentenkanzlei). Die Betreuung von Seiten der Gastuniversität ist ausgesprochen gut, man kann eigentlich nichts versäumen. Während dieser Woche gibt es Informationsveranstaltungen aller Art. Nicht verpassen sollte man den Society Fair. Hier erfährt man alles über das außerunterrichtliche Angebot und das Studentenleben. Nicht nur die Sportmannschaften sind in societies organisiert, für sämtliche Interessen und Hobbies findet man dort eine Gruppierung. Die bereits erwähnte Erasmus-Society ist dort ebenfalls mit einem Stand vertreten. Eine Mitgliedschaft in dieser Society ist sinnvoll, wenn Interesse an organisierten Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung besteht. In der Welcome Week kann man auch Tickets für die Freshers’ Week in der darauffolgenden Woche erstehen (oder noch früher online über die ERASMUS-Society bei Facebook). In dieser Woche werden verschiedene Partys, Ausflüge und Freizeitaktivitäten angeboten. Teilnehmer sind vor allem die „einheimischen“ Erstis und die internationalen Studenten. Die Freshers‘ Week ist eine weitere gute Gelegenheit um Mitstudenten oder potentielle Mitbewohner kennenzulernen. Studieren an der Newcastle University Bei einem ersten Treffen mit dem Erasmusbetreuer und Tutor an der Gasthochschule erfährt man alles über die Kurswahl, das Kursprogramm und die Einschreibemodalitäten. Zusätzlich wird man auf den Module Fair aufmerksam gemacht, bei dem man sich ausgiebig über das Kursangebot der Fakultäten für Erasmusstudenten informieren kann. Die Vertreter der Fakultäten auf dem Fair bieten auch individuelle Beratung zum Stundenplan an. Insgesamt empfand ich die Lernbedingungen an der Newcastle University als sehr gut. Die Seminare haben meist eine überschaubare Anzahl an Teilnehmern und die Dozenten sind stets um gute Kommunikation mit ihren Kursteilnehmern bemüht. Die Atmosphäre in den Seminaren und Vorlesungen ist etwas legerer als in Deutschland, der Anspruch aber nicht geringer. Die Anzahl der Lehrveranstaltungen, die man als Austauschstudent besuchen darf, ist auf 70 Newcastle-Credits pro Semester beschränkt (entspricht ca. 3-4 Modulen). Das mag auf den ersten Blick wenig erscheinen, ein Modul umfasst allerdings mehr als nur eine Veranstaltung. Meistens gehören zu einem Modul eine Vorlesung, ein Seminar, sowie study groups, in denen Studenten in Kleingruppen am Lernstoff des Modules arbeiten. Für NichtMuttersprachler wird zusätzlich eine Vielzahl an In-Sessional English-Kursen zur Verbesserung der Englischkenntnisse, angeboten. Dem Ergebnis des für Austauschstudenten obligatorischen Englischtests in den ersten Semestertagen entsprechend wird einem eventuell ein bestimmter Kurs empfohlen. Wer gerne einen Sport in der Unimannschaft ausüben möchte, kann sich für die Stundenplangestaltung im Hinterkopf behalten, dass die Spiele in der Regel mittwochs stattfinden. In einer Sportmannschaft lernt man leicht englische Studenten kennen und findet in der Regel schnell Anschluss. Stadtleben Nicht nur wegen der beiden Universitäten (Newcastle University und Northumbria University) ist in Newcastle für Studenten viel los, auch die Stadt selbst hat einiges zu bieten. Tolle Einkaufsmöglichkeiten sind der sonntägliche Quayside Market am Fluss oder Grainger Market in der Stadt für frisches Obst und Gemüse. Vom King’s Gate kommt man mit dem Bus in kurzer Zeit zu Aldi, der einer der günstigsten Supermärkte in der Gegend ist. Verlässt man das Universitätsgelände, steht man schon in der Northumberlandstreet, der Haupteinkaufsstraße, die direkt mit dem Eldon Square Shoppingcentre verbunden ist. Nur einen Sprung über den Fluss entfernt liegt das Metrocentre, angeblich Europas größtes Shopping- und Leisurecentre. Für Studenten ist ein Benutzerausweis in der gut ausgestatteten City Library kostenlos und manchmal bekommt man dort noch Bücher, die in der Universitätsbibliothek vergriffen sind. Auch Sprachtandems treffen sich häufig dort. Das kulturelle Leben in Newcastle ist vielseitig und abwechslungsreich. Das Baltic Centre for Contemporary Art und The Great North Museum Hancock sind mindestens einen Besuch wert. Eine Führung durch den Victoria Tunnel, der unter der Stadt verläuft, ursprünglich zum Kohleabbau, im 2. Weltkrieg als Schutz vor Luftangriffen genutzt, ist wirklich interessant und empfehlenswert. Touren beginnen unter der Byker Bridge. In dieser Gegend ist auch abends viel los, der Pub Cumberland Arms, das Star and Shadow Cinema oder The Cluny, eine Bar, in der häufig Konzerte stattfinden, befinden sich dort. Wer gerne Konzerte besucht, kann sich die Homepage der O2 Academy ansehen (http://www.o2academynewcastle.co.uk/). Für Vorstellungen im Royal Theatre gibt es hin und wieder günstige Tickets für Studenten. Es ist wirklich viel geboten und für jeden Geschmack etwas dabei. Wer auf dem Laufenden bleiben will, kann sich beim lokalen Lifestylemagazin The Crack (http://www.thecrackmagazine.com/) in einen E-Mail-Verteiler eintragen und bekommt dann regelmäßig Updates über Festivals und Events in der Stadt und der näheren Umgebung. Ansonsten treffen sich Nachtschwärmer in der Gegend um den Hauptbahnhof oder The Gate. Mit einem Taxi kommt man nachts gut nach Hause, die Kosten dafür sind vergleichsweise niedrig. Manchmal empfiehlt es sich, ein Taxi vorab zu bestellen, da die Unternehmen besonders am Wochenende zwischen 2 und 3 Uhr nachts häufig ausgebucht sind. Zum Schluss Wer ein oder zwei Semester in Newcastle upon Tyne studieren darf, sollte sich glücklich schätzen. Ein Auslandsaufenthalt ist immer ein besonderes Erlebnis und die Stadt und die Universität haben viel zu bieten. Ich persönlich habe jede Sekunde meines Aufenthalts dort genossen. Neues zu lernen und zu erleben, wiederum Vertrautes in einem fremden Umfeld zu tun, an einer englischen Universität zu studieren und das Zusammenleben mit internationalen Studenten haben mir gut gefallen und viel gebracht. (Kontaktinformationen auf Anfrage beim Erasmus-Koordinator der Anglistik.)