Oberflächengeophysik zur Grundwassererkundung
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Oberflächengeophysik zur Grundwassererkundung
zu rü ck ge zo ge n Information Oberflächengeophysik zur Grundwassererkundung Wasser-Information Nr. 43 • 8 / 96 n zo ge ck ge rü zu ISSN-Nr.: 0938-6114 Preisgruppe 7 © 1996 DVGW, Bonn, August 1996 DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. Technisch-wissenschaftliche Vereinigung Postfach 14 03 62 D-53058 Bonn Telefon (0 2 28) 91 88-5 Telefax (0 2 28) 91 88-9 90 Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V., Bonn, gestattet. Vertrieb: Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH, Postfach 14 0151, 53056 Bonn Information Fachinformation des DVGW-Fachausschusses „Geohydrologie“ zo ge Vorwort n Oberflächengeophysik zur Grundwassererkundung Die Oberflächengeophysik ist in der Lage Tiefe und Mächtigkeit von Grundwasserleitern, Grundwassergeringleitern und der Grundwasserüberdeckung in Locker- und Festgesteinen zu erkunden. Dafür sind die Methoden der Geoelektrik und der Seismik besonders gut geeignet. zu rü ck ge Die Geoelektrik umfaßt Gleichstrom- und Wechselstrommethoden (Elektromagnetik). Sie zeichnet die scheinbaren spezifischen Widerstände und ihre Wechsel an Gesteins- oder Schichtgrenzen auf. Hieraus können qualitative Angaben über den Strukturaufbau des Untergrundes, die Porosität/Klüftigkeit der Gesteine und über die Salinität des Grundwassers abgeleitet werden. Die Seismik ermöglicht es ebenfalls qualitative Aussagen über den hydrogeologischen Bau des Untergrundes und über die Durchlässigkeit der Gesteine zu machen. Beide Verfahren können allerdings nur in Ausnahmefällen den Flurabstand bestimmen. Einzelmessungen lassen sich zu Profilen und Tiefenlinienplänen zusammenfügen, wodurch die hydrogeologischen Strukturen von Grundwasservorkommen räumlich, mit hoher Informationsdichte, dargestellt werden können. geeicht werden, da die Anwendung der exakten physikalischen Meßverfahren auf die wechselhaften und unregelmäßig verteilten Eigenschaften und Strukturen der Gesteine zu mehreren gleichwertigen Resultaten führen kann. Dennoch ist es möglich Bohrungen einzusparen, da gleichbleibende geophysikalische Meßdaten einen einheitlichen Aufbau des Untergrundes wiedergeben. Die geophysikalische Erkundung sollte deshalb vor dem Abteufen von Bohrungen erfolgen, dann muß nur dort gebohrt werden, wo die Geophysik Änderungen im Untergrund anzeigt. Geophysikalische Ergebnisse sollten allerdings immer durch einzelne Bohrungen überprüft und Die Anwendungsmöglichkeiten der Geophysik werden in praktischen Beispielen veranschaulicht. Außerdem wird die Eignung neuerer geophysikalischer Verfahren, wie z. B. Georadar, VLF und Induzierte Polarisation zur Grundwassererkundung kritisch beurteilt. Tabellen unterrichten über die spezifischen physikalischen Eigenschaften der Gesteine, welche die Grundlage geophysikalischer Erkundung bilden. Methoden wie Magnetik und Gravimetrie, die nur in seltenen Sonderfällen zur Grundwassererkundung eingesetzt werden können, werden nicht behandelt. Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 1 n zo ge ck ge rü zu Information 2 Vorbedingungen 3 Geophysikalische Methoden 3.1 3.2 3.3 3.3.1 3.4 3.4.1 3.4.2 Möglichkeiten und Grenzen Methodenwahl Geoelektrik Gleichstromverfahren ! Geoelektrische Tiefensondierung ! Geoelektrische Kartierung ! Eigenpotential ! Induzierte Polarisation Wechselstromverfahren ! Elektromagnetische Kartierung ! Elektromagnetik ferner Sender (VLF, Radio) ! Elektromagnetik aus der Luft ! Georadar Seismik Refraktionsseismik Reflexionsseismik 4 Kostenrelationen Literatur zu 5 rü 3.3.2 zo ge Einleitung und Zielsetzung ck ge 1 n Inhaltsverzeichnis Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 3 n zo ge ck ge rü zu Information Einleitung und Zielsetzung Die Grundwassererkundung mit geophysikalischen Methoden begann etwa im dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Die Meß- und Auswerteverfahren sind seither ständig verbessert worden. Vorbedingungen Vor Beginn eines Vorhabens ist zu prüfen, ob die Geophysik überhaupt anwendbar ist und welche Verfahren für die Grundwassererkundung sinnvoll eingesetzt werden können. Der Geophysiker benötigt bereits für die Planung präzise gefaßte geohydrologische Fragestellungen sowie alle verfügbaren Unterlagen über das Untersuchungsgebiet. Hierzu gehören insbesondere: zo ge Dieses Informationsblatt soll allen mit der Trinkwassererschließung befaßten Personen, Ämtern, Unternehmen und Firmen eine praxisorientierte, kritische und verständliche Beschreibung der geophysikalischen Methoden an die Hand geben. Es soll bewirken, daß die Erkundung geohydrologischer Strukturen mit Hilfe der Geophysik zur Routine wird. Diese Beschreibung der geophysikalischen Methoden orientiert sich an der Praxis; sie ist für jedermann verständlich. Komplizierte mathematischphysikalische Ableitungen sind nicht enthalten. Sie können jedoch bei Bedarf der angegebenen Fachliteratur entnommen werden. 2 n 1 geologische Karten und Profile ! geohydrologische Karten ! topographische Karten, Eigentumskataster ! Bohrkarten ! Luft- und Satellitenaufnahmen ! Bebauungspläne ! Verlegungspläne von Kabeln und Leitungen ! Verzeichnis relevanter Berichte und Veröffentlichungen ck ge ! Die Erkundung von Grundwasservorkommen durch Bohrungen ist mit hohen Kosten verbunden und ergibt zunächst punktbezogene Informationen. Erst durch die Korrelation einzelner Bohrergebnisse, unter Berücksichtigung geologischer Strukturen, ergibt sich ein dreidimensionales Bild des Untergrundes. zu rü Geophysikalische Resultate beziehen sich demgegenüber integrierend auf die Fläche und die Tiefe. Obwohl dabei weniger Einzelheiten festgestellt werden können als beim Bohren, vermittelt die Geophysik zusätzliche Erkenntnisse über den Aufbau des Untergrundes, die Durchlässigkeit der Gesteine und andere geohydrologisch und hydraulisch relevante Daten. Das Ziel geophysikalischer Untersuchungen ist möglichst viele Informationen zu gewinnen, welche Bohrresultate räumlich zu ergänzen sind, daß weitere kostspielige Bohrungen eingespart bzw. gezielter angesetzt werden können. Hierbei stellt die Bohrung das Gerüst und die Geophysik die Verbindung zwischen den einzelnen Bohrpunkten dar. Außerdem sollte eine Begehung des Untersuchungsgeländes vor Beginn der Geländearbeiten stattfinden. Hiernach kann für oder gegen geophysikalische Methoden entschieden und das geeignetste Verfahren bzw. die beste Kombination von Verfahren ausgewählt werden. Sowohl die Planung einer geophysikalischen Erkundung als auch ihre Auswertung und Interpretation sollte in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber erfolgen. Dies ist u.a. erforderlich, weil geophysikalische Auswertungen gelegentlich zu mehreren physikalisch richtigen und gleichwertigen Lösungen führen können. Dann sollte gemeinsam, möglichst mit einem Hydrogeologen, die plausibelste Lösung ermittelt werden. Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 5 Information 3 Geophysikalische Methoden Im Folgenden werden die häufigsten Hindernisse aufgeführt: 3.1 Möglichkeiten und Grenzen Geoelektrik, Gleichstromverfahren: ! flächige und räumliche Erfassung geohydrologischer Strukturen Einsparungen von Arbeit und Kosten gegenüber Bohrprogrammen ! beträchtliche Zeitersparnis ! Ausdehnung der Untersuchung in Fläche und Tiefe mit geringen zusätzlichen Aufwendungen ! engmaschiges Leitungs- oder Kabelnetz ! Asphaltierung, Betonierung ! Flüsse, Teiche, Seen Geoelektrik, Wechselstromverfahren: ! Hochspannungsleitungen ! metallische Zäune ! Elektrische Bahnen Refraktions- und Reflexionsseismik: Langzeitbeobachtung von Veränderungen des Flurabstandes und der Erstreckung von Grundwasserressourcen hohe Arbeitssicherheit und hat folgende Grenzen: Beschränkung auf Strukturen, an denen sich physikalische Eigenschaften ändern ! zunehmende Unschärfe mit fortschreitender Tiefe ! mehr als eine physikalisch gleichwertige, geohydrologisch unterschiedliche Interpretation möglich zu rü ! ! nur näherungsweise Ermittlung der geohydrologischen Eigenschaften. ! nur indirekte Ableitung des Grundwasserdargebotes aus den ermittelten Strukturen. Grundsätzlich gilt: geophysikalische Untersuchungen sollten nicht für sich allein, sondern immer in enger Kooperation mit Hydrogeologen geplant, durchgeführt und interpretiert werden. 6 ! ! schwingende und stampfende Maschinen ! dicht befahrene Straßen und Autobahnen ! schwingungsgefährdete Bauwerke ck ge ! Bebauung zo ge ! ! n Die geophysikalische Grundwasserkundung von der Oberfläche bietet folgende Möglichkeiten und Vorteile: Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 3.2 Methodenwahl In Tabelle 1 Entscheidungshilfe zur Methodenwahl werden geeignete und erprobte geophysikalische Verfahren zur Erkundung von Grundwasservorkommen zusammengestellt. Sie werden nachstehend kurz erläutert: Die Tiefe und die Mächtigkeit von Porengrundwasserleitern können mit Hilfe der auf horizontale Schichten ausgerichteten Verfahren der geoelektrischen Tiefensondierung und der Seismik ermittelt werden. Voraussetzung für die Geoelektrik ist ein signifikanter Widerstand des Grundwasserleiters, der sich meist von hohen (z.B. 800 1m) in der ungesättigten Zone auf geringere elektrische Widerstände (z.B. < 300 1m) im Grundwasserraum vermindert. Die seismischen Geschwindigkeiten der Lockergesteine von Porengrundwasserleitern liegen häufig zwischen 500 und 1300 m/s. Sie sind meist in der gesättigten Zone höher als in der ungesättigten Zone. Information und Kiesen besteht und bis an die Erdoberfläche reicht. Eingeschaltete Ton- und Schlufflinsen verursachen verzerrende Mischwiderstände und verschleiern den Geschwindigkeitssprung zum Grundwasserleiter. Die elektrischen Widerstände der Grundwassergeringleiter sind niedrig. Sie betragen in der Regel weniger als 50 1m. Die Seismik findet häufig einen Refraktor oder Reflektor, bzw. einen Geschwindigkeitssprung an der Oberfläche des Grundwassergeringleiters, wo die seismischen Geschwindigkeiten toniger Sedimente auf über 3000 m/s ansteigen können. zo ge n Die Grundwasserstromrichtung kann u.a. aus der Neigung der Oberfläche des liegenden Grundwassergeringleiters ermittelt werden. Mit den Methoden der geoelektrischen Tiefensondierung und der Refraktionsseismik können die Tiefe und die flache Neigung dieser Schichtgrenze erkundet und in Isolinienkarten oder Raumbildern veranschaulicht werden. Die Grundwasserüberdeckung weist andere, häufig kleinräumig wechselnde elektrische Widerstände als der Grundwasserleiter auf. Ähnlichen Variationen unterliegen auch die seismischen Geschwindigkeiten, die in diesen Lockergesteinen meist kleiner als 1000 m/s sind. Für die Erkundung der obersten Dezimeter kann auch das Georadar eingesetzt werden, das sein Handicap der geringen Eindringtiefe durch eine detaillierte Wiedergabe dünnster Schichten kompensiert. ck ge Die Grundwasserzusickerung von einem Stockwerk zum anderen findet vorwiegend auf tektonisch vorgezeichneten Bahnen wie Verwerfungen oder Kluftzonen statt. Diese können indirekt aus geologisch interpretierten geophysikalischen Schnitten abgeleitet werden. Die Tiefen- und Mächtigkeitsangaben sind dabei aus geoelektrischen Tiefensondierungen oder der Refraktionsseismik abzuleiten. Die geoelektrische und seismische Bestimmung des Grundwasserflurabstandes ist nur dann möglich, wenn die ungesättigte Zone aus reinen Sanden Tabelle 1: Entscheidungshilfe zur Methodenwahl Methoden Geoelektrische Elektromagnetische Georadar Tiefensondierung Kartierung rü Fragestellungen Refraktionsseismik Reflexionsseismik T/M T/M T/M> 50m Gw-Geringleiter T/M T/M T/M> 50m zu Porengrundwasserleiter Gw-Überdeckung T/M (!) Gw-Flurabstand (T) Gw-Stromrichtung (!) Gw-Zusickerung (!) ! Gw-Einzugsgebiet (!) ! Kluft-, Karst Gw-Leiter (!) ! Hydrologischer Schnitt T/M (T/M) (T/M)< 3m (!) (T)< 3m (!) (!)< 3m (!) (!)< 3m T/M T/M> 50m T = Tiefe, M = Mächtigkeit, ! = anwendbar, ( ) = bedingt möglich, < 3 m = nur bis 3 m Tiefe, > 50 m = ab 50 m Tiefe Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 7 Information zo ge Grundwasserleitende, steilstehende tektonischen Elemente treten insbesondere in Kluftgrundwasserleitern als Minima der elektromagnetischen Kartierung hervor. Flachgründig kann auch hier das Georadar angewendet werden. Auch salinar gekennzeichnete Tracer lassen sich mit Hilfe der Elektromagnetik verfolgen. Für die Erkundung von Grundwasser in Locker- und Festgesteinen werden verschiedene Methoden angewendet. In Lockergesteinsschichten haben sich die geoelektrischen Gleichstromverfahren, insbesondere die geoelektrische Tiefensondierung (GTS), bewährt. In Festgesteinen liefern dagegen die Wechselstromverfahren, insbesondere die elektromagnetische Kartierung (EM) bessere Ergebnisse. Im Folgenden werden diese beiden Verfahren eingehend erörtert. Weitere Methoden werden nur erwähnt; Details müssen bei Bedarf der aufgeführten Fachliteratur entnommen werden. n Bei der Untersuchung von Grundwassereinzugsgebieten können Gebiete mit überdeckenden geringleitenden Schichten durch flache geoelektrische Tiefensondierungen, durch elektromagnetische oder Gleichstromkartierungen und/oder durch Refraktionsseismik nachgewiesen werden. 3.3 Geoelektrik Die Gleichstromverfahren der Geoelektrik machen sich die unterschiedlichen spezifischen elektrischen Widerstände der Minerale und Gesteine unter Erzeugung künstlicher Gleichstromfelder zunutze. Die maßgebende Materialeigenschaft ist der spezifische elektrische Widerstand R, der in 1m (Ohm Meter) angegeben wird. Grundlage der Messungen ist das Ohm’sche Gesetz. Dieses beschreibt den Zusammenhang zwischen Stromstärke und Spannung, wenn durch einen räumlich begrenzten Leiter ein Gleichstrom fließt. Eine Ausnahme bildet die Versalzung des Grundwassers. Hier findet man extrem niedrige Widerstände. Demzufolge können die Widerstände toniger Geringleiter und salinarer Grundwässer gleich sein. Es wird z.Zt erforscht, ob sich durch Messungen der Induzierten Polarisation (IP) Tone und Salzwasser unterscheiden lassen. Die Größe R, der Ohm’sche Widerstand [1], ist proportional der Länge b und umgekehrt proportional dem Querschnitt q des Leiters und enthält den spezifischen Widerstand ! [1m]. Es gilt rü Geolektrische Messungen beruhen auf den Unterschieden der elektrischen Widerstände der Gesteine und ihrer Porenraumfüllungen. Verschiedene Widerstände drücken unterschiedliche Permeabilitäten bzw. wechselnde Porenvolumina und Wassergehalte aus. Obwohl sich hieraus keine mathematisch faßbare Regeln ableiten lassen, gilt allgemein, daß höhere Widerstände (> 200 1m) eine Zunahme der Permeabilität und des Porenvolumens anzeigen, die charakteristisch für Grundwasserleiter sind. Dagegen weisen niedrigere Widerstände (< 50 1m) in der Regel auf geringere Durchlässigkeit bzw. auf Grundwassergeringleiter hin. zu 8 3.3.1 Gleichstromverfahren ck ge Geohydrologische Tiefenlinienpläne und -Schnitte können ebenfalls mit Hilfe von geoelektrischen Tiefensondierungen und seismischen Messungen erstellt werden. Eine zusätzliche elektromagnetische Kartierung kann den Verlauf von Kluft- und Verwerfungszonen, als „Lineare“ hinzufügen. Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Gegeben sei ein Quader mit dem Querschnitt q und der Länge b. Wenn ein Gleichstrom der Stärke I [A] in Längsrichtung durch diesen Quader fließt, beträgt die Spannung U [V] zwischen den Enden des Quaders U=IR b R = __ · ! q Information zo ge Aus der Messung des Potentialunterschiedes (elektrische Spannung) U [V] zwischen zwei geerdeten und nichtpolarisierbaren Sonden können Angaben über die Verteilung spezifischer Widerstände und zugehöriger Strukturen im Untergrund abgeleitet werden. für einen homogenen „Halbraum“ gilt.1 Der so errechnete Wert wird als scheinbarer spezifischer Widerstand !s bezeichnet und in 1m gemessen. Diese Umrechnung geschieht, indem der spezifische Widerstand mit einem „K- oder GeometrieFaktor“ multipliziert wird. Die wichtigsten Geometriefaktoren für gebräuchliche Meßanordnungen werden berechnet mit: n In unterschiedlichen Meßanordnungen wird dem Untergrund über zwei geerdete Metallelektroden ein Gleichstrom zugeführt, wodurch sich ein Potentialfeld ausbildet. Dieses wird von der Verteilung des spezifischen Widerstandes im Untergrund bestimmt. Mit wachsendem Elektrodenabstand wird das Feld von tiefer liegenden Strukturen beeinflußt. 2 2 K Schlumberger = "/a[(L/2) -(a/2) ]; K Wenner = 2"a; K Dipol-Dipol = "a·n(n+1)(n+2)a L = Elektrodenabstand, a = Sondenabstand, n = Multiplikator des Sondenabstandes a. ck ge Für die Darstellung und Auswertung geoelektrischer Meßergebnisse ist es üblich, daß für einen beliebigen Untergrund gemessene Verhältnis der Spannung U zur Stromstärke I unter Berücksichtigung der Elektroden und Sondenabstände in den Wert des spezifischen Widerstandes umzurechnen, der U ! = K · __ 1m I zu rü 1 Als „Halbraum“ wird der Bereich des Untergrundes bezeichnet, der in Halbkugelform in die Messungen eingeht Bild 1: Meßprinzip der geoelektrischen Gleichstromverfahren Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 9 Information Geoelektrische Tiefensondierung Tabelle 2: Spezifische Widerstände Für die Zwecke der Hydrogeologie wird die Gleichstrom-Geoelektrik vorwiegend in dieser Meßanordnung, auch Schlumberger-Sondierung genannt, eingesetzt (Bild 1). Ihre Aufgabe ist die Ermittlung des Widerstandes und der Mächtigkeit horizontal liegender Schichten. Das Verfahren wird durch metallische Leitungen bzw. metallische Installationen im Untergrund beeinträchtigt. Gestein/Material Neben der erprobten Schlumberger Meßanordnung können Tiefensondierungen auch in den Anordnungen Wenner und Dipol-Dipol erfolgen. Die Meßergebnisse einer Anordnung können in entsprechende Daten der anderen Anordnungen umgerechnet werden. Kies, Sand, im Grundwasser 200 – 400 Kies, Sand, trocken 800 – 5000 Spez. Widerstand (1m) 10 – 30 Ton, Mergel, geringer Tonanteil 20 – 45 Ton, schluffig – sandig 25 – 150 50 – 300 zo ge Sand, tonig – schluffig n Ton, Mergel, hoher Tonanteil Grobkies, trocken Kalk, Gips 500 – 2500 Sandstein 300 – 4000 Die Zusammenstellung der spezifischen Widerstände in Tabelle 2 geht auf bisher bekannte Einzeluntersuchungen zurück. Sie kann nur grobe Anhaltspunkte liefern, da sehr unterschiedliche Vermischungen auftreten können. Daneben wird durch die großen spezifischen Unterschiede der große Rahmen der Einsatzmöglichkeiten geoelektrischer Erkundungsverfahren deutlich. Salzlager u. -Stöcke > 10000 Aus geoelektrischen Tiefensondierungen werden bestimmt: 1. Die spezifischen Widerstände von horizontal gelagerten Schichten. Makulatur von Papier u. Pappe 70 – 180 Schadstoffahne von Hausmüll 5 – 10 Granit 2000 – 10000 Gneis 400 – 6000 Bauschutt, Erdaushub 200 – 350 ck ge rü zu 2. Die Mächtigkeiten oder Tiefen der Schichtgrenzen, an denen sich die Widerstände ändern. Die Schlumberger Aufstellung ist eine Vierpunkt-Anordnung, bei der ein stationäres elektrisches Feld künstlich erzeugt wird (Bild 1). Über zwei gut geerdete Elektroden wird dem Untergrund ein Gleichstrom mit der Stromstärke I zugeführt. Die Potentialunterschiede U werden zwischen zwei eng benachbarten Sonden, die sich in der Mitte der Meßanordnung befinden, gemessen. Um eine Aussage über die Tiefenlage einzelner Schichten machen zu können, sind viele Einzelmessungen mit unterschiedlichen Elektrodenabständen L erforderlich. 10 1000 – 3000 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Industrieschlämme 40 – 200 Metallschrott 0,5 – 12 Scherben von Glas u. Porzellan 100 – 550 Gießereisand 400 – 1600 Altöl 150 – 700 Teer 300 – 1200 Aus Stromstärke I, Spannung U und dem Geometriefaktor K wird der scheinbare spezifische Widerstand !s berechnet und auf doppeltlogarithmischem Papier als Funktion aller gemessenen halben Elektrodenabstände (L /2) als Punkt eingetragen. Die einzelnen Punkte der Widerstandswerte werden zu einer „Sondierungskurve“ verbunden (Bild 2). Die Auswertung der Sondierungskurven erfolgt entweder durch ein Hilfspunktverfahren oder einen Vergleich mit Modellkurven in Kurvenatlanten oder Information Tabelle 3: Schichttiefen und Widerstände (Bild 2) Tiefe (m) Widerstand 1m Boden 0,0-1,0 300 Kies, trocken 1,0-3,0 2700 3,0-17,0 300 > 17,0 40 Kies, Sand im Gw zo ge Ton n Gestein Bild 2: Sondierungskurve, Maximumtyp mit digitaler Interpretation ck ge auch durch die Anwendung von DV-Programmen mit Inversionsverfahren, z.B. INGESO. Auf diese Weise werden die Anzahl der Schichten, die Schichtmächtigkeiten und die Schichtwiderstände ermittelt. Der Grundwasserflurabstand wird durch eine Verminderung des Widerstandes um von 2700 auf 300 1m deutlich herausgehoben (Bild 2). Der Grundwasserleiter bzw. seine Kiese und Sande weisen 300 1m und 14 m Mächtigkeit auf. Im liegenden, tonigen Grundwassergeringleiter geht der Widerstand auf 40 1m zurück. Die Tiefensondierung unterliegt zwei Einschränkungen: Die Sondierungskurven werden in den Typ Minimum „H“ und in den Maximumtyp „K“, eingeteilt. Außerdem gibt es die doppeltaufsteigenden „A“-Kurven mit zweifacher Zunahme des Widerstands mit der Tiefe und die doppeltabsteigenden „Q“-Kurven mit doppelter Widerstandsverminderung. rü 1. Prinzip der Schichtunterdrückung: Geringmächtige Schichten zeichnen sich u. U. nicht in den Sondierungskurven ab. zu 2. Äquivalenzprinzip: Die Auswertung einer Sondierungskurve liefert häufig mehrere äquivalente Lösungen (Bild 3), aus denen diejenige, welche den Schichtaufbau des Untergrundes am besten wiedergibt, ausgewählt wird. Das geschieht durch Korrelation benachbarter Sondierungen und unter Berücksichtigung geologisch hydrogeologischer Gesichtspunkte. In der Sondierung des Bildes 2 wurden die in Tabelle 3 aufgeführten scheinbaren spezifischen Widerständen und Schichttiefen festgestellt: Bild 3: Äquivalente Ergebnisse einer Sondierungskurve (oben), optimales Ergebnis (unten) Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 11 Information n weil geoelektrische Tiefensondierungen mehrere gleichwertige (äquivalente) Ergebnisse aufweisen können. Auszuwählen ist nicht die mathematisch beste, sondern die geologisch passendste Lösung. Zur Konstruktion eines Schnittes, wie im Bild 5, ist wiederum eine enge Zusammenarbeit zwischen dem auswertenden Geoelektriker und einem Hydrogeologen anzustreben. zo ge Aus den Ergebnissen der Einzelauswertungen von Sondierungskurven werden geoelektrische Profilschnitte oder Tiefenlinienpläne konstruiert in denen alle erkennbaren Schichtwiderstände und Schichtmächtigkeiten enthalten sind (Bilder 5 und 6). Diese Interpretation sollte möglichst gemeinsam vom Geophysiker und einem Hydrogeologen vorgenommen werden. Unter jedem Sondierungspunkt, der mit einem nach unten gerichteten Keil im Profil markiert und mit der Sondierungsnummer versehen wird, werden die Schichtteufen mit einem Strich eingezeichnet und ihr scheinbarer Widerstand in 1m als Zahl in die Mitte der Schicht geschrieben. Nun müssen diejenigen Teufenstriche miteinander verbunden werden, die Bereiche mit ähnlichen Widerständen umschließen und die sich außerdem zu einem geologisch plausiblen Strukturbild zusammenfügen lassen. ck ge Zur gemessenen Sondierungskurve, die auf Transparentpapier gezeichnet wird, sucht man durch Auflegen und Verschieben in einem Modellkurvenatlas (MUNDRY & Homilius 1979) die passende Modellkurve. Die Mächtigkeit der zweiten Schicht, die hier den 7-fachen !s-Wert der ersten Schicht hat (siehe Zahlen rechts oben), ergibt sich aus der Nummer der Kurve, im Bild 4 ist das Nummer 13. Im Mächtigkeitsbalken über den Modellkurven kann die Mächtigkeit h2 dann abgegriffen werden. Dasselbe Resultat kann durch die Anwendung eines DV-Programmes erzielt werden. Im Folgenden machen zwei Beispiele aus der Praxis die Anwendungsmöglichkeiten der geoelektrischen Tiefensondierungen deutlich: zu rü In diesem geoelektrischen Profil sind in Bild 5 oben vier Schichten von Lockersedimenten mit verschiedenen spezifischen Widerständen geoelektrisch nachgewiesen worden: 12 Tabelle 4: Schichtfolge und Widerstände (Bild 5) Bezeichnung Spez. Widerstand (1m) Boden / Überdeckung 55 – 350 Bild 4: Doppeltlogarithmische Dreischicht-Modellkurve, Schichtwiderstände verhalten sich 1 : 7 : 0,1 Schluff, tonig-schluffiger Sand 65 – 90 Der nächste und schwierigere Schritt der Interpretation ist die Zusammenfügung der Resultate einzelner Sondierungen zu einem geologisch plausiblen Profil. Hierbei muß der bisher bekannte geologisch/hydrologische Aufbau des Untersuchungsgebietes unbedingt berücksichtigt werden, Tonige Sedimente der Molasse, Grundwasser-Geringleiter Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Kiese, Sande, Grundwasserleiter 150 – 400 25 – 55 In der Kurve Nr. 40 wurden im Boden bzw. in der verwitterten Überdeckung 220 1m festgestellt. Darunter fällt der Widerstand zu dem Minimum des Information Tabelle 5: Schichttiefen und Widerstände der Sondierungen Nr. 4 und 40 (Bild 5) Gestein Tiefe (m) !s (1m) GTS 4 GTS 40 GTS 4 0,0 – 1,8 0,0 – 1,2 220 125 Schicht 2 Sandiger Ton - 10,0 - 5,0 Schicht 3 Sand, Kies (Gw-Leiter) - 39,0 - 64,0 > 39,0 > 64,0 65 300 250 30 30 zu rü ck ge Schicht 4 Ton (Gw-Geringleiter) 90 zo ge Schicht 1 Boden/Überdeckung n GTS 40 Bild 5: Geoelektrisches Profil mit gesättigter Zone (gepunktet) und Sondierungskurven Schluffs von 90 1m ab, um danach im sandig-kiesigen Grundwasserleiter wieder auf ein Maximum von 300 1m anzusteigen. In der liegenden, tonigen Schicht sind geringe Widerstände von 30 1m nachgewiesen worden. In der Sondierung Nr. 4 betragen die entsprechenden Widerstände 130 1m Deckschicht, 65 1m Schluff, 250 1m Sande und Kiese des Grundwasserleiters und 30 1m toniger Grundwassergeringleiter. Aus dem liegend eingezeichneten Säulen- Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 13 Information In den beiden Sondierungskurven 12 und 19, die im Bild 6 wiedergegeben werden, fällt der Widerstand des Kieses erherheblich ab, sobald der Grundwasserspiegel erreicht ist. Im tonigen Liegenden verringert sich der Widerstand nochmals auf < 40 1m. Dieses Beispiel zeigt wie durch geoelektrische Tiefensondierungen Flurabstand, Mächtigkeit und Ausdehnung von Grundwasserleitern erkundet werden können. profilen des Bildes 5 können die in Tabelle 5 aufgeführten Schichttiefen und Mächtigkeiten abgelesen werden. zo ge n Im Bild 5 ist deutlich sichtbar, daß die Mächtigkeit und der Verlauf der Schichtgrenzen im Hangenden und Liegenden starken Veränderungen unterliegen. Um dieselben Informationen nur durch Bohrungen zu erhalten, würden im vorliegenden Beispiel erhebliche Mehrkosten anfallen. Als Bestätigung dieser geoelektrischen Interpretation ist zu werten, daß die starke Verminderung der Mächtigkeit des trockenen Kieses in dem Flußtal, in dem die Sondierung 19 liegt, die Tiefenlage der Grundwasseroberfläche nicht wesentlich beeinflußt hat. Im Bild 6 wird ein Lockergesteinsprofil wiedergegeben, das auch nach den Ergebnissen von geoelektrischen Tiefensondierungen konstruiert worden ist. Hier konnte sogar der Grundwasserspiegel geoelektrisch erfaßt werden. Dies war in diesem besonderem Fall möglich, da hier ein deutlicher Widerstandssprung zwischen trockenen und wassererfüllten Kiesen und Sanden von 1200 – 2800 1m zu 300 – 400 1m besteht. ck ge Dieses Verfahren der geoelektrischen Tiefensondierungen (GTS), muß auf die Erkundung von horizontal oder nahezu horizontal lagernden Schichtfolgen beschränkt werden. Steil einfallende Schichten oder steilstehende Verwerfungen führen zu nicht interpretierbaren Kurven und zu gravierenden Fehlinterpretationen. Käufliche digitale Auswerteprogramme liefern häufig auch bei steilem Einfallen Schichttiefen und Schichtwiderstände, da auch Meßwerte, die weit von der berechenbaren Kurvenform abweichen, durch unzulässige Interpolationen und Glättungen verfälscht werden können. zu rü In diesem geoelektrischem Schnitt sind auch zwei Brunnen eingezeichnet. An den Bohrprofilen dieser Brunnen konnten die geoelektrischen Tiefenangaben „geeicht“ werden. Eine solche Überprüfung der geoelektrischen Interpretation an Hand von Bohrungen und Aufschlüssen führt immer zu größerer Sicherheit und Genauigkeit der Angaben über Schichttiefen und Widerstände. Dies wirkt sich auch abseits der Bohrungen aus, da sich Schichtwiderstände meist nur allmählich ändern. Die Auswertung und Interpretation von geoelektrischen Sondierungskurven sollte deshalb auf keinen Fall nur durch die Anwendung digitaler Auswerte- Tabelle 6: Schichttiefen und Widerstände der Sondierungen 12 und 19 (Bild 6) Gestein El. Widerstand (1m) GTS 12 GTS 19 GTS 12 GTS 19 0 – 1,8 0 – 1,0 700 300 Schicht 2 Kies, trocken - 7,0 - 3,0 2800 2700 Schicht 3 Kies (Gw-Leiter) - 18,0 - 17,0 350 300 Schicht 4 Ton (GW-Geringleiter) > 18,0 > 17,0 30 40 Schicht 1 Boden/Überdeckung 14 Tiefe (m) Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 zu rü ck ge zo ge n Information Bild 6: Geoelektrisches Profil eines Grundwasserleiters mit nachgewiesener Grundwasseroberfläche und 2 charakteristischen Sondierungskurven programme vorgenommen werden. Ohne die Einschaltung eines auf diesem Gebiet erfahrenen Geophysikers, sind selbst ansprechend und farbig gestaltete Ergebnisse nur von geringem Wert und können durch den Fehlansatz von nachfolgenden Bohrungen, Pumpversuchen etc., zu großen finanziellen Verlusten führen. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Einbindung von Hydrogeologen bei der Interpretation geoelektrischer Meßergebnisse zur Grundwassererkundung unbedingt notwendig ist. Aus den Sondierungskurven 12 und 19 des Bildes 6 lassen sich die in Tabelle 6 aufgelisteten Schichttiefen und Widerstände ableiten: Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 15 Information Geoelektrische Kartierung zo ge n Die elektrischen Widerstände werden flächenhaft mit einer festen, von Meßpunkt zu Meßpunkt als Ganzes zu verschiebenden Meßanordnung gemessen. Durch die Wahl der Elektroden/Sondenabstände wird nur ein Tiefenbereich von allen Messungen erfaßt. Um die Eindringtiefe der Messungen auf bestimmte Schichten, z. B. einen Grundwassergeringleiter, einzustellen zu können, ist es ratsam, einige geoelektrische Tiefensondierungen vor der Kartierung vorzunehmen, um die vertikale Abfolge der Schichtwiderstände und -Tiefen kennenzulernen. ck ge Die geoelektrische Kartierung ergänzt die nur auf einen Punkt bzw. eine Tiefensäule beschränkte Sondierung in der Fläche. In Bild 7 wird wiedergegeben, wie die Ausdehung einer Tonschicht als geringleitende Grundwasserüberdeckung geoelektrisch kartiert wurde. Diese Schicht war in zwei weit entfernten Tiefensondierungen entdeckt worden und überdeckte gespanntes Grundwasser. Im artesischen Quellgebiet, das in einem nach Westen geneigten Hang liegt, wiesen die nach den geoelektrischen Ergebnissen angelegten Brunnen, deren Filter unterhalb der Tonschicht eingebaut worden waren, starke artesische Schüttungen auf. zu rü In diesem Meßbeispiel wurde die Wenner Anordnung verwendet, mit einem konstantem Abstand von 10 m zwischen Elektroden und Sonden und einer Gesamtauslage von 30 m. Bei dem niedrigen elektrischen Widerstand der Tonschicht von ca. 10 1m entspricht dies einer mittleren Eindringtiefe von 12 m. Allerdings wird die geoelektrische Kartierung für geohydrologische Zwecke selten angewendet, da das Umsetzen, einschließlich der erneuten Erdung von Elektroden und Sonden an jedem Meßpunkt, einen hohen Arbeitsaufwand erfordert. Ähnliche Ergebnisse lassen sich rascher und kostengünstiger mit dem Wechselstromverfahren „Elektromagnetische Kartierung“ erzielen, das keine Erdungen erfordert. 16 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Bild 7: Geoelektrische Kartierung artesischen Grundwassers. Pfeile = Grundwasserstrom Eigenpotential Natürliche elektrische Gleichstromfelder (Eigenpotentiale) können Hinweise über Inhomogenitäten im Untergrund liefern. Eigenpotentiale (EP) entstehen bei elektrochemischen Prozessen, die sich zwischen Erzen, metallischen Einlagerungen, Gesteinen einerseits und dem Grundwasser bzw. den Gesteinsfluiden andererseits abspielen. Durch derartige Reduktions- und Oxidationsvorgänge entstehen die „Redoxpotentiale“. Information Induzierte Polarisation n Die Methode der Induzierten Polarisation (IP) beruht auf der Um- und Anlagerung von Ionen und Elektronen an Wänden oder Grenzflächen des Porensystems im mikroskopischen Bereich der Gesteine in einem Gleich- oder Wechselstromfeld. Die dabei entstehende Aufladung bzw. ihre Entladung sind die Meßparameter des Verfahrens. zo ge Außerdem bilden sich Eigenpotentiale bei der schnellen Strömung von Wässern oder Gasen durch Dämme, Gesteine und Böden. Diese werden als Fließ- oder Strömungspotentiale bezeichnet. Sie werden z. B. durch das Versickern von starken Niederschlägen in Karststrukturen oder bei Leckagen an Dämmen und Deichen hervorgerufen. Fließpotentiale sind meist kleiner (< 20 mV) als die Redoxpotentiale (20 – > 100 mV). 1. Metallische Polarisation in Gegenwart von Mineralen mit metallischer Stromleitung und hohem Glanz. 2. Grenzschichtpolarisation als ein Effekt einer elektrischen Doppelschicht im Porenraumbereich. Die metallische Polarisation erzeugt starke IPAnomalien. Sie kommt jedoch für die Grundwassererkundung nicht in Betracht. Die Grenzschichtpolarisation entsteht an Grenzflächen zwischen Gesteinsmineralen und Flüssigkeiten. Sie bringt nur schwache IP-Anomalien hervor. Salinare bzw. ionisierte Porenwässer verhindern auch diese schwache Aufladung durch Ableitung der Potentiale. Ob sich daraus ein Verfahren entwickeln läßt, das Grundwasser-Versalzungen von Tonschichten gleichen elektrischen Widerstandes unterscheiden kann, ist z. Zt. noch eine Fragestellung für die Forschung. ck ge Die EP-Messung ist technisch relativ einfach durchzuführen. Sie besteht aus einer Spannungsmessung zwischen zwei unpolarisierbaren Sonden, wobei eine Sonde als Referenzelektrode dient, die in einem elektrisch ungestörten Bereich in den Boden gesteckt wird. Mit der zweiten Sonde, die als Wandersonde entlang eines Profils versetzt wird, werden Betrag und Vorzeichen der jeweiligen Potentialdifferenz, d.h. der Spannung U, gegen die Referenzelektrode bestimmt. Bei der „Skannermethode“ wird auch nur eine Referenzelektrode verwendet. Die Spannung wird jedoch nahezu gleichzeitig digital gegen > 200 Feldsonden aufgezeichnet. Man unterscheidet: zu rü Das Verfahren kann nur bedingt zur Erfassung von Fließvorgängen im Untergrund eingesetzt werden. Ineinander greifende elektrochemische und elektrokinetischen Wechselwirkungen führen zu Schwierigkeiten bei der Interpretation der Meßergebnisse. Grundwasservorkommen erzeugen i.a. keine Eigenpotentiale, mit Ausnahme rasch strömender Karstgrundwässer. Außerdem weist jede Eigenpotentialquelle einen Plus- und einen Minuspol auf, deren Raumlage die Form der EP-Anomalien bestimmen. Da diese Lage normalerweise nicht bekannt ist und aus den Meßergebnissen auch nicht hervorgeht, kann der Ort, wo sich eine EP-Quelle befindet, nur bedingt aus der Form der Anomalien abgeleitet werden. Dies gilt auch für die Skanneranordnung. Obwohl dabei eine große Sondenzahl abgefragt wird, verbessert sich dadurch nur die Meßgenauigkeit, nicht aber die Aussage. 3.3.2 Wechselstromverfahren Elektromagnetische Kartierung Die Elektromagnetische Kartierung, kurz mit „EM“ bezeichnet, kann auch dann erfolgreich angewendet werden, wenn einfallende Gesteinsgrenzen auftreten. Es ist insbesondere zum Nachweis steil stehender Strukturen in Kluftgrundwasserleitern, z. B. von Verwerfungen, Karstspalten oder Kluftzügen, geeignet. EM-Messungen lassen sich jedoch schneller durchführen und sind kostengünstiger als Gleichstromkartierungen, da keine Elektroden geerdet werden Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 17 Information Meßpunkte zu Geländekennzeichen wie Wegkreuzungen, Bahnüberführungen oder Waldränder sind einzumessen, um die Meßpunkte so genau in Lagepläne eintragen zu können, daß sie jederzeit wieder aufgefunden werden können, um z.B. nachfolgende Bohrungen richtig ansetzen zu können. Vertikal polarisierte Sinusschwingungen werden von einer Sendespule mit vertikaler Achse abgestrahlt und nach dem Lauf durch den Untergrund vom Empfänger aufgenommen, verstärkt und mit dem Primärfeld verglichen. Das EM-System besteht aus je einer koplanaren, d. h. meist horizontal getragenen Sende- und Empfangsspule. Das entstandene Feld induziert bei seinem Lauf durch die Erde in Gesteinskörpern unterschiedlichen elektrischen Widerstandes sekundäre Felder. Diese können dem Primärfeld entgegen oder gleichgerichtet sein. Durch Überlagerung beider Felder entsteht ein drittes Feld, das resultierende, welches schließlich vom Empfänger aufgenommen wird. Da auch metallische Kabel, Telefon- und Wasserleitungen starke elektromagnetische Anomalien hervorbringen, die denen natürlicher Gesteinskörper gleichen, sind alle Meßlinien und ihre Umgebung mit induktiv arbeitenden Leitungssuchgeräten zu überprüfen, um Fehlinterpretationen auszuschließen. ck ge zo ge n müssen. Die Ankoppelung des elektromagnetischen Wechselfeldes erfolgt induktiv, d.h. ohne Bodenkontakt. Es werden ebenfalls Widerstände bzw. ihr Kehrwert, die „Leitfähigkeit“ berechnet, wobei sich Gesteine oder Bereiche mit guter Leitfähigkeit, wie z.B. tonige Spaltenfüllungen, herausheben. rü Aus den Veränderungen von Inphase- und Outphasedaten gegenüber dem Primärfeld kann man auf die Lage elektrisch besonders gut oder schlecht leitender Körper im Untergrund schließen. Als Inphasekomponente wird der Feldanteil mit der gleichen Phasenlage wie die primäre elektromagnetische Welle bezeichnet. Der Anteil, der um 90° phasenverschoben ist, wird Outphasekomponente genannt. Das Meßprinzip der (EM-) Kartierung veranschaulicht Bild 8. zu Es können nacheinander mehrere Frequenzen vom Sender abgestrahlt werden. Im Empfänger werden die resultierenden Felder aufgenommen, verstärkt und durch eine Kompensationsschaltung mit dem über ein Kabel direkt übermittelten Primärfeld verglichen. Der Meßpunkt, auf den sich die gemessenen Daten beziehen, liegt stets in der Mitte der Auslage. Diese kann je nach Größe des gesuchten Körpers 12,5, 25, 50, 100, 150 und > 200 m lang sein. Die Meßpunktabstände dürfen höchstens 1/4 der Auslagenlänge betragen. Der Abstand und die Lage einzelner 18 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Bild 8: Meßprinzip der elektromagnetischen Kartierung Die Beziehung zwischen spezifischem Widerstand, Eindringtiefe und Meßfrequenz einer homogenen Welle zeigt das Nomogramm in Bild 9. Im einge- zu rü ck ge zo ge n Information Bild 9: Das Nomogramm gibt die Beziehungen zwischen dem spezifischen Widerstand, der Eindringtiefe und der Frequenz wieder Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 19 Information n zeichneten Beispiel entspricht der Meßfrequenz von 3555 Hz und dem spezifischen Gesteinswiderstand von 30 1m eine Eindringtiefe der EM-Messung von maximal 50 m. Bei gleichem Widerstand würden z.B. bei 10.000 Hz nur noch 20 m Eindringtiefe erzielt. ck ge zo ge Einer Vergrösserung der Eindringtiefen durch die Verminderung der Frequenz sind indessen auch Grenzen gesetzt, da für die Abstrahlung von Frequenzen < 200 Hz viel mehr Sendeenergie benötigt wird als tragbare NICAD-Akkumulatoren liefern können. In der Praxis haben sich die Frequenzen zwischen 800 und 7000 Hz bewährt. Bei Frequenzen >12 kHz, die z.B. in der „VLF-Methode“ eingesetzt werden, kann es jedoch geschehen, daß bereits geringmächtige, tonige Grundwasserüberdeckungen nicht mehr durchdrungen werden können. zu rü Bild 10 stellt eine typische elektromagnetische Meßkurve der Inphase-und Outphasekomponenten über einer steil einfallenden, elektrisch gut leitenden, plattenförmigen Struktur vor. Das Einfallen dieser Verwerfung, die Muschelkalk gegen Buntsandstein abgesenkt hat, zeichnet sich durch höhere In- und Outphasen-Werte in Richtung des Einfallens ab. Bild 10: EM-Profil und spezifische Widerstände an einer Verwerfung 20 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Bild 11: EM-Modellkurven über Verwerfungen bzw. Kluftzonen mit wechselndem Einfallen Bild 11 zeigt typische EM-Kurven der In- und Outphasen über elektrisch gut leitenden, plattenförmigen Körpern mit wechselndem Einfallen. Diese Modelle repräsentieren Verwerfungen, Kluftzonen, aber auch eine horizontale Schicht. Es ist ersichtlich, daß Veränderungen des Einfallens unterschiedliche Veränderungen der EM-Kurven bewirken. Die EM-Kartierung wird vornehmlich zur Erkundung lateraler Leitfähigkeitsunterschiede eingesetzt. Mögliche Zielobjekte sind steilstehende, grundwasserleitende Strukturen im Festgestein wie Verwerfungen, Spalten oder Kluftzonen. Aus der Korrelation einzelner EM-Minima von Profil zu Profil gehen „Lineare“ hervor, welche dem Grundwasser im Festgestein als Sicker- und Fließwege dienen (Bil- Information n Nicht alle EM-Minima über steilstehenden, plattenförmigen Strukturen entstehen durch grundwasserleitende Strukturen. Tonig-lehmige Spaltenfüllungen haben die gleichen geringen Widerstände, wirken jedoch als Grundwassergeringleiter. Vor allem im Buntsandstein und in devonischen Massenkalken haben Bohrungen derartige Strukturen unter EM-Minima angetroffen. In einem Fall trennte eine nur 5 m breite Spaltenfüllung unterschiedliche Flurabstände von 12 und 95 m. zo ge der 12, 13). Bild 12 verdeutlicht wie ausgeprägt das EM-Minimum über einer wassererfüllten Karstspalte sein kann. Durch die Korrelation einzelner EM-Minima von Profil zu Profil zu „Linearen“ lassen sich sogar komplexe Karstsysteme genau verfolgen. Es ist auf diese Weise möglich, verzweigte Fließwege des Karstgrundwassers aufzuspüren. Elektromagnetik ferner Sender (VLF, Radio) zu rü ck ge Die Very Low Frequency (VLF)-Methode arbeitet mit Frequenzen zwischen 12 und 24 KHz. Diese sind aus Sicht der Kommunikationstechnik sehr niedrig, für die Geophysik indessen zu hoch, denn sie erreichen zu geringe Eindringtiefen. Bei den LangwellenRadiosendern, die neuerdings ebenfalls geophysikalisch genutzt werden, vermindert sich diese Eindringtiefe nochmals (Bild 9). Bild 12: EM-Profil über der Aachspalte In Bild 13 werden zahlreiche Lineare wiedergegeben, welche die Wässer der Donau unterirdisch 12 km weit von der Versickerung bei Immendingen bis zur Aachquelle leiten. Bohrungen und Taucherkundungen haben diese EM-Interpretation nachträglich bestätigt. Die VLF-Signale werden von extrem starken, weit entfernten Sendern für die U-Boot Navigation ausgestrahlt und induzieren Stromsysteme in elektrisch leitenden Körpern im Untergrund. Aus deren Anomalien kann man auf die räumliche Lage leitfähiger Körper schließen. In der Tabelle 7 werden einige VLF-Sender genannt. Tabelle 7: VLF-Sender Sender Standort Frequenz Leistung (kHz) (kW) FUO Bordeaux, Frankreich 15,1 500 GBR Rugby, Großbritannien 16,0 750 UMS Moskau, GUS 17,1 1000 NAA Cutler, Maine USA 17,8 1000 NLK Seattle, Washington USA 18,6 300 IVC Tavolara, Italien 20,3 500 22,3 1000 NWC Cape, Australien Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 21 zu rü ck ge zo ge n Information Bild 13: EM-Lineare des Donau-Aach Karstsystems 22 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Information 1. geringe Eindringtiefe 2. homogenes Feld durch großen Senderabstand, deswegen Erfassung weniger Details Dem stehen folgende Vorteile gegenüber: 1. rascher Meßfortschritt Ein Anwendungsgebiet der elektromagnetischen Messungen aus der Luft ist die Kartierung der Salzwasser/Süßwassergrenze in küstennahen oder ariden Gebieten. Zur Grundwassererkundung wird das Verfahren, insbesondere wegen der hohen Kosten, selten eingesetzt. zo ge 3. Profile in Richtung der Feldlinien, d.h. senkrecht zur Richtung Sender-Meßort liefern keine oder falsche Resultate. stände aus den registrierten Werten mittels spezieller Rechenprogramme ermittelt werden n Obwohl man bei VLF-Messungen den eigenen Sender einspart, hat das Verfahren folgende Einschränkungen: 2. durch Verwendung verschiedener Sender mit unterschiedlichen Frequenzen können Tiefen abgeschätzt werden Das Elektromagnetische Reflexionsverfahren (EMR) wird als Bodenradar zur Erkundung des Erdbodens in geringer Tiefe angewendet. Dabei wird die Reflexion hochfrequenter elektromagnetischer Wellen mit Frequenzen von 10 MHz bis 4 GHz an Schichtgrenzen genutzt, an denen sich die elektrische Leitfähigkeit und die Dielektrizitätskontante ändern. ck ge 3. VLF kann in gleicher Weise wie die elektromagnetische Kartierung in der Grundwassererkundung eingesetzt werden. Georadar Elektromagnetik aus der Luft zu rü Elektromagnetische Messungen vom Hubschrauber oder Flugzeug aus, werden meist mit Schleppkörpern durchgeführt. Dabei wird eine ca. 6 bis 10 m lange, bombenförmige Meßsonde an einem 20 bis 30 m langen Kabel hinter dem Fluggerät hergezogen. Der Sender und der Empfänger des Meßsystems sind an den beiden Enden der Sonde angebracht. Das Prinzip des Verfahrens entspricht in etwa dem der elektromagnetischen Kartierungen auf dem Erdboden. Allerdings sind die Anforderungen an die Genauigkeit der Meßgeräte um bis zu 3 Zehnerpotenzen höher als bei Bodenmessungen. Es wird ein Meßraster mit parallelen Meßprofilen geflogen, deren Abstände sich nach dem jeweiligen Untersuchungszweck richten. Gebräuchlich sind 50 bis 200 m. Die Flughöhe der Meßsonde sollte möglichst niedrig sein; zwischen 30 bis 50 m sind gebräuchlich. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt meist in Isolinienkarten, wobei die scheinbaren spezifischen Wider- Die elektrische Leitfähigkeit des Bodens bestimmt die Eindringtiefe. Hohe Leitfähigkeit bzw. niedriger Widerstand dämpft die Energie so stark, daß z.B. in gut leitenden Tonschichten nur Tiefen < 0,2 m durchdrungen werden. Dagegen können Radarsignale Gesteine mit sehr schlechter Leitfähigkeit bzw. sehr hohem Widerständen wie Salzlagerstätten oder Gletschereis bis zu mehreren Hundertmetern, durchdringen. Da Wasser die sehr große Dielektrizitätskonstante von 80 besitzt, wird das Radargramm durch unterschiedliche Boden- oder Gesteinsfeuchtigkeiten wesentlich verändert. Die Interpretation von Bodenradarergebnissen muß deshalb berücksichtigen, ob während der Messung Regen gefallen ist. In Bild 14 wird dargestellt wie stark sich die unterschiedliche Durchfeuchtung eines Torfvorkommens in Ontario, Kanada in einer Profilauswertung von Radargrammen abzeichnet. Von einer Quelle oder Sendeantenne werden Impulse der o.g. Frequenzen abgestrahlt. An der Empfangsantenne werden die nicht im Boden absorbierten, sondern reflektierten Impulse zeitgenau aufgezeichnet. Bei den Messungen werden Sender und Emp- Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 23 ck ge zo ge n Information Bild 14: Radarbild eines Torflagers mit unterschiedlicher Feuchte fänger gemeinsam über den zu untersuchenden Untergrund gezogen, wobei ein kontinuierliches Profil, das Radargramm, registriert wird. zu rü Der Empfänger registriert die an Diskontinuitätsflächen reflektierten Signale nach einer bestimmten Laufzeit, die von dem durchstrahlten Gestein abhängig ist. Dieses Verfahren gleicht der Reflexionsseismik. Und es ist sogar möglich, deren Auswerteprogramme bei der Bodenradar-Interpretation zu verwenden. Wie in der Seismik kann aus der Laufzeit, bei Kenntnis der Ausbreitungsgeschwindigkeit, auf die Tiefenlage der Reflektoren geschlossen werden. Bodenradarmessungen sind eine schnelle und hochauflösende Untersuchungsmethode für Objekte in 0,1 bis ca. 3 m Tiefe. Voraussetzungen sind trockener oder homogen durchfeuchteter Untergrund mit hohem elektrischen Widerstand und geringer Objekttiefe. Mit dem Bodenradar kann die Ortung von Einzelobjekten, insbesondere von nichtmetallischen Rohrleitungen, Kabeln, Fundamenten sowie von Hohlräumen erfolgen. 24 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Tabelle 8: Dielektrizitätskonstanten (K) bei einer Frequenz von 100 MHz Material Luft K # $ a (mS/m) (m/ns) (db/m) 1 0 0,30 Wasser 80 0,01 0,33 2x10 Meerwasser 80 3.0 10 0.01 0,10 4 0,01 0,15 0,01 25 0,1 -1 0,06 0,03 0,5 -2 0,12 0,04 Sand, trocken Sand (Gw-Leiter) Kalk Ton, fett Granit Steinsalz Tonschiefer 6 5-35 5 6 5-15 0,05 4 0 -1 0,06 1.0-300 0,1 -1 0,13 0,01 0,1 -1 0,13 0,01 0,03 # = Elektrische Leitfähigkeit $ = Elektrische Geschwindigkeit a = Dämpfung 0,09 1,0-100 Information n seismischen Geschwindigkeiten im Liegenden wird im Kapitel Refraktionsseismik beschrieben. Sie dient vornehmlich der Erkundung des räumlichen Verlaufs der Oberfläche von Grundwassergeringleitern. Im Gegensatz dazu werden bei der Reflexionsseismik die an vielen Schichtgrenzen reflektierten Wellen ausgenutzt. Beim Erzeugen einer seismischen Welle wird das Gestein auf Druck, Dehnung und Schub beansprucht. Dabei entstehen verschiedene Typen elastischer Wellen, die sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten ausbreiten. Die Fronten der Raumwellen pflanzen sich vom Anregungszentrum aus gleichmäßig nach allen Seiten im Gestein fort. zo ge Die Radar-Methode eignet sich nur selten zur Lösung geohydrologischer Fragen. Die Bestimmung des Flurabstandes gelingt nur, wenn reine Sande oder Kiese des Grundwasserleiters bis zu Tage anstehen. Lehmig-tonige Überdeckung oder eingelagerte Tonlinsen führen zu falschen Angaben der Flurabstände. Aus Tabelle 8 ist abzulesen, wie sehr die für das Radar wichtigen physikalischen Eigenschaften des Wassers und des Tones von denen anderer Gesteine abweichen. 3.4 Seismik Es gibt zwei verschiedene Raumwellen: Die Kompressions- oder Longitudinalwelle und die Scheroder Transversalwelle. Die Kompressionswelle, die sich mit größerer Geschwindigkeit fortbewegt als die Scherwelle, erreicht daher ein Ziel zuerst. Sie wird dementsprechend als Primärwelle (P-Welle) bezeichnet und die langsamere Scherwelle als Sekundärwelle (S-Welle). ck ge Die seismischen Verfahren beruhen auf den unterschiedlichen elastischen Eigenschaften der Gesteine. Eine an der Erdoberfläche künstlich durch Hammerschlag, Fallgewicht, Vibratoren oder Sprengung erzeugte seismische Welle durchläuft den Untergrund mit einer materialabhängigen Geschwindigkeit und wird an Grenzflächen, an denen sich die seismische Geschwindigkeit oder die Dichte ändern, gebeugt, gebrochen und reflektiert. rü Auf diese Weise gelangen Anteile der ausgesandten Welle nach verschieden langen Laufwegen zurück an die Erdoberfläche, wo sie durch eine Schar von Empfängern, sog. Geophonen, registriert werden. Diese werden meist entlang einer Profillinie angeordnet. Aus der Laufzeit der Wellen vom Anregungspunkt zu den Geophonen kann die seismische Geschwindigkeit und die Tiefenlage der seismisch wirksamen Grenzflächen errechnet werden. zu Die Seismik kann relativ genaue Kenntnisse über den Schichtaufbau des Untergrunds liefern. Sie ist darüberhinaus in der Lage auch die geologischen oder hydrogeologischen Strukturen zu finden, die sich im elektrischen Widerstand nicht abzeichnen und deshalb geoelektrisch nicht nachgewiesen werden können. Die Ausbreitung seismischer Wellen im Untergrund erfolgt nach den Gesetzen der geometrischen Optik. Die Brechung von seismischen Wellen an einer oder wenigen Schichtgrenzen mit höheren S-Wellen ermöglichen durch ihre geringere Wellengeschwindigkeit eine höhere Auflösung von Strukturen. Allerdings können sich S-Wellen im Lockergestein nur sehr schwach und in Flüssigkeiten gar nicht ausbilden. Zur Anregung und Registrierung dieses Wellentyps ist deshalb ein hoher meßtechnischer Aufwand notwendig. Neben den Raumwellen gibt es die Oberflächenwellen oder direkten Wellen, die sich an der Erdoberfläche ausbreiten. Sie können bei flachgründigen Untersuchungen störend wirken. Beim Abschätzen seismischer Geschwindigkeiten gelten folgende Regeln: 1. Innerhalb der meisten Schichten nimmt die Geschwindigkeit mit wachsender Tiefe allmählich zu. Dies ist bei oberflächennahen Schichten besonders ausgeprägt, da ihre Verfestigung mit wachsender Tiefe deutlich größer wird. Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 25 zu rü ck ge zo ge n Information Bild 15: Schema der Refraktionsseismik 26 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Information Die unterschiedlichen Laufwege seismischer Wellen bei Refraktion und Reflexion werden in Bild 16 schematisch veranschaulicht. Allerdings ist die gleichzeitige Messung von seimischen Refraktionen und Reflexionen in einer Aufstellung nicht möglich. zo ge 3. Die seismischen Geschwindigkeiten hängen u.a. von der Verfestigung der Schichten ab. Sie sind um so größer, je älter die Schichten sind. Dies gilt jedoch nicht in der Nähe der Erdoberfläche, da die Gesteine hier durch Druckentlastung bzw. Verwitterung stärkere Auflockerungen aufweisen und dementsprechend geringere Geschwindigkeiten besitzen. Geschwindigkeiten von 400 m/s folgt eine Schicht mit 1500 –1700 m/s, die als Kies interpretiert werden kann. Darunter liegt mit einer unregelmäßigen Oberfläche eine dichte und verfestigte Schicht, die mit 3500 – 4600 m/s als Grundwassergeringleiter angesehen wird. n 2. Normalerweise ist die Geschwindigkeit in einer tiefer liegenden Schicht größer als in der überlagernden Schicht. 4. Außerdem sind Mineralbestand (Matrix), Porosität und Feuchte von Einfluß. 3.4.1 Refraktionsseismik ck ge Dieses Verfahren beruht auf der Auswertung von refraktierten Wellen, die an den Grenzflächen zweier Gesteinsschichten entlanglaufen und dabei ständig Energie nach oben abstrahlen. Voraussetzung für ihr Zustandekommen ist, daß die Wellen unter einem kritischen Winkel auf die Grenzfläche einfallen und die seismische Geschwindigkeit in der tiefer liegenden Schicht größer ist als in der überlagernden Schicht. zu rü Im Bild 15 (oben) wird die Messanordnung im Gelände mit Meßfahrzeugen, einschließlich des Seismogramms, als Meßergebnis dargestellt. In der Bildmitte folgt die Auswertung, die mit der Konstruktion des Laufzeitdiagramms beginnt. Auf der horizontalen Achse wird der Abstand Anregungspunkt – Beobachtungspunkt aufgetragen und auf der vertikalen Achse die Zeit, welche die seismische Welle benötigt, um vom Anregungspunkt zum Beobachtungspunkt zu gelangen. Als Endergebnis wird hieraus ein Profil konstruiert, in dem seismische Geschwindigkeiten und Schichttiefen eingetragen und zu geologischen Strukturen verbunden worden sind. Es wird dargestellt, daß auch mehrere Schichten erfaßt werden können. Einer obersten Lockergesteinsschicht mit geringen seismischen Bild 16: Vergleich der Laufwege seismischer Wellen bei Refraktion und Reflexion An der Erdoberfläche registrieren die Geophone sowohl die refraktierte als auch die direkte Welle, die innerhalb der oberen Schicht entlangläuft. Da die refraktierte Welle sich mit der größeren Geschwindigkeit der unteren Schicht ausbreitet, wird ab einer bestimmten kritischen Entfernung von der Anregungsquelle diese vor der direkten Welle registriert. Aus dieser Entfernung können die Tiefenlage der Grenzfläche und die Werte für die seismischen Geschwindigkeiten beider Schichten abgeleitet werden. Die gewünschte Erkundungstiefe der Untersuchung bestimmt die Wahl sowohl der Gesamtlänge der Geophonauslage als auch der Abstände zwischen den einzelnen Geophonen. In der Regel sollte die Länge der Geophonauslage mindestens das 5-fache der Erkundungstiefe betragen. Wenn die Erkundungstiefe gering ist, sollte der Geophonabstand bei ca. 1 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 27 Information zo ge Von besonderer Bedeutung ist die Refraktionsseismik für die Untersuchung der Lagerungsverhältnisse in geringen Tiefen, da hierbei die Reflexionsseismik nur bedingt angewendet werden kann. Die Refraktion ermöglicht die Untersuchung des Untergrundes, auch unter Grundwasserleitern. Hierbei können detaillierte Bilder von Grundwassergeringleitern erarbeitet werden. Sollten z. B. in der Oberfläche der geringleitenden Schicht Rinnenstrukturen eingeschnitten sein, so können diese erkannt und daraus ggf. die Fließwege des Grundwassers konstruiert werden. Die Refraktionsseismik kann aber auch eingesetzt werden zur Bestimmung der Mächtigkeit von Lockersedimenten oder von Verwitterungsdecken. seimischen Geschwindigkeit von ~ 1500 m/s stellen einen guten Grundwasserleiter dar, der sich deutlich von den Malmkalken mit ~ 4300 m/s unterscheidet. Dadurch können Mächtigkeit und Struktur dieses Grundwasserleiters seismisch bestimmt werden. Hingegen würde eine geoelektrische Erkundung trockene Kiese und Malmkalke mit ähnlichen hohen Widerständen nicht unterscheiden können. n bis 2 m liegen, für größere Erkundungstiefen werden 2 bis 5 m empfohlen. Gestein Überdeckung Geschwindigkeit (m/s) 200 – 400 Kiese, Schotter 1150 – 1800 Malmkalke 3100 – 5400 Die geohydrologisch wichtige Bestimmung der Grundwasseroberkante ist auch mit der Refraktionsseismik nur äußerst selten möglich. Bild 18 gibt eine seismisch ermittelte Grundwasseroberfläche wieder, an der ein Geschwindigkeitssprung von ca. 1000 m/s auf >1600 m/s erfolgt. In diesem Fall besteht die Grundwasserüberdeckung nur aus kiesig-sandigen Sedimenten, d. h. einer homogenen Schichtfolge. Bei Einlagerungen von Ton oder Lehm in der Grundwasserüberdeckung würde dieser Geschwindigkeitssprung verwischt. Ähnliche Einschränkungen wurden im Kapitel 3.3.1 bei geoelektrischen Tiefensondierungen aufgeführt. zu rü ck ge Die Qualität der seismischen Signale wird durch Stapelung, d. h. Mehrfachmessungen, verbessert. Bei modernen Refraktionsapparaturen geschieht z. B. die Stapelung der einzelnen Hammer-, Fallgewichtsschläge oder von Vibrationen durch speziell entwickelte DV-Geräte und Programme mit großer Stapelkapazität und Präzision. Ein älteres, jedoch bewährtes Verfahren, ist die optische Stapelung auf einem Film. Tabelle 9: Gesteine und Geschwindigkeiten (Bild 17) Bild 17: Refraktionsseismisches Bild einer eiszeitlichen Flußrinne Bild 17 stellt ein gutes Beispiel für die seismische Erkundung einer grundwasserleitenden Rinnenstruktur vor. Kiese und Schotter mit einer mittleren 28 Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Bild 18: Mit der Refraktionsseismik ermittelte Grundwasseroberfläche Information n von ~ 2000 m/s auf 4500 m/s deutlich abzeichnet. Aus der Kombination beider Methoden geht hervor, daß sich im Südteil unter einer ca. 35 m mächtigen Tonschicht mit 25 – 50 1m Widerstand, die bis in die Tiefe von 60 m reicht, noch eine hochohmige Schicht, d.h. ein zweites Kieslager von ca. 15 m Mächtigkeit befindet, dessen Unterkante der refraktionsseismisch nachgewiesene Weißjurakalk ist. zo ge Im Bild 19 wird dargestellt, daß u.U. auch einfallende und komplizierte Strukturen refraktionsseismisch erfaßt werden können. Außerdem wird hier das seismische Resultat mit dem Ergebnis der Geoelektrik verglichen. Die Refraktionsseismik hat zwei Refraktoren nachgewiesen, von denen der obere z.T. mit der Unterkante eines oberen Kieslagers übereinstimmt. 3.4.2 Reflexionsseismik Im Bild 20 ist die Meßanordnung im Gelände mit Meßfahrzeugen, einschließlich eines Einzelseismo- zu rü ck ge Die wertvollste seismische Information ist jedoch die genaue Festlegung der Oberkante der Weißjurakalke, die sich durch den Geschwindigkeitssprung Bild 19: Vergleich seismischer und geoelektrischer Resultate Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 29 Information n Schichten bekannt sein. Im Gegensatz zur Refraktionsseismik treten Reflexionen auch dann auf, wenn an einer Schichtgrenze die Geschwindigkeit zum Liegenden abnimmt oder sich nur die Dichte des Schichtgesteins ändert. Von Vorteil sind die kürzeren Geophonauslagen, d.h. die Geophone befinden sich bei der Reflexionsseismik näher an der Signalquelle, so daß bei gleicher Auslagelänge eine größere Erkundungstiefe als in der Refraktion erreicht werden kann. zo ge gramms, als Meßergebnis dargestellt. In der Bildmitte folgt das Ergebnis der Filterung, Stapelung und anderer Auswerteschritte als seismisches Profil. Das Endergebnis ist das unten im Bild gezeigte Profil, in dem Reflexionshorizonten, geologische Schichtgrenzen, die aus Bohrungen bekannt sind, tiefenmäßig zugeordnet werden. Dadurch entsteht letztendlich ein recht genaues geologisch plausibles Stukturbild. Um auch Reflexionen aus Tiefen < 50 m sichtbar zu machen, sind seismische Empfänger mit extrem hohen „Sampling-Raten“ und hochfrequente Anregungsverfahren erforderlich. Seit Kurzem sind derartige seismische Empfänger verfügbar, welche die Reflexionsseismik auch in geringen Tiefen erlauben. Darüber sollte indessen nicht vergessen werden, daß die herkömmliche, auf die Tiefe ausgerichtete Reflexionsseismik auch in der Grundwassererkundung gute Ergebnisse geliefert hat, insbesondere bei der Erkundung des geologischen Schichtaufbaues und der tektonischen Strukturen im tieferen Untergrund. ck ge Die Reflexionsseismik wurde bisher vorrangig in der Erdöl- und Erdgasprospektion zur Erkundung des tieferen geologischen Untergrundes von ca. 100 m bis > 3000 m eingesetzt. Die dabei entwickelte Meß- und Auswertetechnik ist auf große Tiefen ausgerichtet und weit fortgeschritten. Die Anwendung der Reflexionsseismik auf oberflächennahe Grundwasservorkommen befindet sich dagegen noch in der Entwicklung. Die besondere Schwierigkeit besteht darin, daß Reflexionssignale aus geringen Tiefen so schnell zur Erdoberfläche zurückkommen, daß die Oberflächenwelle mit ihren sehr großen Amplituden noch nicht weit genug abgeklungen ist, um Reflexionssignale erkennen zu lassen. zu rü In der Reflexionsseismik werden von einer seismischen Quelle an der Erdoberfläche abgestrahlte, seismische Wellen an Diskontinuitäten im Untergrund, d.h. an Flächen, wo Änderungen der seismischen Impedanz auftreten, reflektiert. Unter der seismischen Impedanz I versteht man das Produkt aus der Dichte ! des betreffenden Materials und der Geschwindigkeit v einer sich darin ausbreitenden seismischen Welle: I=!v 30 Reflexionsseismische Messungen werden meist digital auf Magnetbändern gestapelt und ihre Auswertung erfordert die Bearbeitung immenser Datenmengen in folgenden Routineschritten: 1. Editieren (Kontrolle der Felddaten) 2. Demultiplexen (Zeilenordnung > Spaltenordnung) 3. Amplitudenkorrektur (Gemeinsames Niveau) 4. Statische Korrektur (Topographie, Deckschichten) Die reflektierten Wellen werden beim Wiederauftreffen auf die Erdoberfläche, entlang einer Profillinie, von Geophonen registriert (Bild 20 oben). Aus den empfangenen Signalen werden mittels graphischer Auswerteverfahren oder DV-Programme Laufzeiten abgeleitet. 5. CDP-Sortierung (Bezug zum gemeinsamen Zentrum) Für die Angabe von Tiefen der Reflexionshorizonte müssen die seismischen Geschwindigkeiten der 8. Bandpassfilterung (Eliminierung von Störsignalen) Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 6. Stapeln (Addition von Einzelseismogrammen) 7. Dekonvolution (Ausschaltung von Mehrfachreflexionen) zu rü ck ge zo ge n Information Bild 20: Schema der Reflexionsseismik Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 31 Information terlage eines Tales mit einer modernen ReflexionsApparatur wiedergegeben. Diese Struktur wurde mit der Methode „constant offset“ erkundet. Hierbei wird zunächst durch reflexionsseismische Testmessungen der Schußpunkt-Geophonabstand ermittelt, bei dem die klarsten Reflexionseinsätze auftreten. Dabei werden die seismischen Geschwindigkeiten der Schichten ermittelt, welche für die Tiefenbestimmung der Reflektoren erforderlich sind. Abschließend werden die Messungen mit dem ermittelten, meist sehr kleinen Geophonabstand wiederholt. Bei der Einplanung der Reflexionsseismik muß beachtet werden, daß sie die kostspieligste Methode der angewandten Geophysik ist. Nicht nur die beschriebenen Auswertungs- und Interpretationsarbeiten kosten viel Geld, auch die Geländemessungen sind sehr aufwendig und kostenintensiv! Außerdem ist zu beachten, daß die Reflexionsseismik meist erst in Tiefen > 50 m gute Resultate liefert. Tabelle 10: Seismische Geschwindigkeiten zo ge n Hieran schließt sich die Interpretation der ausgewerteten Daten an. Dabei sind für die digitale Bearbeitung der sehr großen Datenmengen entsprechend dimensionierte und schnell arbeitende Computer erforderlich. Das Ziel ist, aus einer großen Anzahl von anscheinend ungeordneten Schwingungen diejenigen herauszuarbeiten, die Reflexionen an Schichtflächen darstellen. Aus der Vielzahl der möglichen Verfahren soll nur die Migration, die in der Berechnung eines theoretischen seismischen Wellenfeldes zur Zeit der Anregung besteht, erwähnt werden. Gesteine 300 – 800 Löß, Lehm 250 – 600 Sand, trocken 200 – 400 ck ge Böden, Humusdecke Sand im Grundwasser Kies trocken Kies im Grundwasser Torf 1000 – 1300 800 – 1200 1000 – 1300 200 – 600 2500 – 5000 Sandstein 2300 – 4000 Bild 21: Reflexionsseismisches Bild eines grundwasserführenden Tales Kalkstein, Dolomit 4100 – > 6000 Tonschiefer 3900 – 5000 Dennoch sollte auf dieses Verfahren nicht verzichtet werden, da nur die Reflexionsseismik den Schichtaufbau im tieferen Untergrund, auch bei dünnen Schichtpaketen, erfassen kann. Hinzu kommt, daß seit wenigen Jahren seismische Apparaturen gebaut werden, die auch imstande sind verläßliche Informationen aus Tiefen < 50 m zu liefern. Aus der Tabelle 10 geht hervor, daß die Unterschiede der seismischen Geschwindigkeiten der Gesteine, welche die Grundwasserspeicherung beeinflussen können ausreichen, um durch Reflexionsseismik geohydrologisch aktive Strukturen zu erkunden. Im Bild 21 wird eine seismische Erkundung der Festgesteinsun- Schiefer, Grauwacke 3000 – 6000 Gips 5000 – 5500 Steinsalz 4400 – Basalt 5100 – 5600 Diabas 5800 – 6800 Granit 4000 – 5700 Gneis 3000 – 6000 rü Mergel, Tonstein zu 32 m/s Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 Die Reflexionsseismik sollte insbesondere dann zur Klärung hydraulisch aktiver Strukturen angewendet werden, wenn die Geoelektrik keine Antwort geben Information Kostenrelationen Bild 22 verdeutlicht das Kostenverhältnis zwischen geophysikalischen Meßmethoden und Bohrungen. Die Darstellung basiert auf dem Vergleich der Kosten für eine Bohrstrecke mit jenem für eine gleichlange geophysikalische Meßstrecke an der Erdoberfläche. Dieser Vergleich soll nur eine allgemeine Entscheidungshilfe sein. zo ge Die unterschiedlichen seismischen Geschwindigkeiten der Gesteine in Tabelle 10 geben eine weiteren Hinweis auf die Anwendungsmöglichkeiten der seimischen Verfahren, die nur dort Refraktoren oder Reflektoren finden, wo ein Geschwindigkeitssprung bzw. ein Dichtesprung an einer Schichtgrenze auftritt. 4 n kann. Dies ist z.B. der Fall wenn eine geringmächtige Tonschicht oder -Linse mit geringem elektrischen Widerstand und höherer seismischer Geschwindigkeit in höherohmige Sande mit niedrigerer seismischer Geschwindigkeit eingebettet ist. Meist stellen die Oberflächen solcher Grundwassergeringleiter gute Reflektoren dar. ck ge Wichtig ist der Grundsatz: Es gilt nicht Bohrungen oder Geophysik einzusetzen, sondern Bohrungen und Geophysik kostensparend zu kombinieren. Während jede Bohrung nur eine Gesteinssäule erkundet, kann die Geophysik den Raum zwischen den Bohrungen, wenngleich nicht mit derselben Präzision, durchleuchten. Es lassen sich auf diese Weise zahlreiche Bohrungen und damit Kosten einsparen. zu rü Ein Vergleich der Geophysik-Kosten mit den Auf- Bild 22: Kostenverhältnisse geophysikalischer Methoden und Bohrungen Wasser-Information Nr. 43 • 8/96 33 Information Literaturverzeichnis Overmeeren, van, R.A.: Georadar for hydrogeology. – First Break Vol 12 No 8, 401-409; Oxford 1994. Behnke, C.: Die Fallgewichtsseismik. – BerichtsManuskript, Hannover, 1992. Mundry, E. & Homilius, J.: Dreischichtmodellkurven für geoelektrische Widerstandsmessungen – Schlumberger Anordnung.- Schweizerbart, Stuttgart 1979. Repsold, H. & Schneider, E.: Bohrlochmessungen bei der Wassererschließung. – In: Schneider, H. (Hrsg.): Die Wassererschließung, 3. Aufl. Essen: Vulkan 1988. ck ge Bender, F. 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