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12. Ausgabe – Dezember 2013
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Inhalt
Vorwort ................................................................
................................................................................................
................................................... 4
Geschwisterfreizeit im Oktober 2013 ................................................................................................
..................................... 5
Bericht über die Geschwisterfreizeit von Jeremias ................................................................
............................................. 8
Die Persönliche Zukunftsplanung als Modell für eine stärkenorientierte Arbeit
Arbe .................................
................................ 11
„Ich wollte etwas verändern“................................................................................................
................................
............................................ 12
Der Zukunftsplanungs-Tag ................................................................................................
................................
................................................ 16
Die Weihnachtszeit................................................................................................................................
................................
................................ 22
Weihnachten wird’s gemütlich und fröhlich. ................................................................
.................................................... 22
Weihnachten... ................................................................................................................................
................................
.................................. 24
Gedanken zur Weihnachtszeit................................................................................................
Weihnachtszeit
........................................... 26
Schnupperstunden Kinder-Yoga ................................................................................................
................................
............................................ 26
................................
............................... 28
Buchempfehlungen ...............................................................................................................................
Der Dachs hat heute schlechte Laune ...............................................................................................
............................... 28
Mr. Man and Little Miss ................................................................................................
................................
.................................................... 29
Das kleine „Ich Bin Ich“................................................................................................
................................
...................................................... 30
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Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
die Herbstblätter liegen verstreut, nass und klumpig auf den Straßen und
Wegen, der Himmel ist in sattem Grau gehalten und die Kälte kriecht in die
Klamotten – es ist wieder soweit, das Jahr neigt sich dem Ende und einzig die
Vorfreude auf Weihnachten lässt die Gemüter aufleben. Dass der Traum vom
gemütlichen Weihnachtsfest immer auch ein Stück Illusion ist, beschreiben in
dieser Ausgabe Familien mit einem autistischen Kind, deren Feiertage rasant
und bunt sind. Bunt sind auch die anderen Beiträge zur diesjährigen
Weihnachtsausgabe. Wir blicken zurück auf die kreative und ereignisreiche
Geschwisterfreizeit in der Franzigmark, auf die individuelle persönliche
Zukunftsplanung einer jungen Frau und können uns ganz nebenbei mit Hilfe
farbenfroher Zeichnungen auf die Festtage einstimmen.
Ich wünsche Ihnen im Namen des gesamten Teams der Autismusambulanz
Halle für die Weihnachts- und Neujahrszeit schöne, festliche und besinnliche
Tage.
Susann Bölzle
KONTAKT
Autismusambulanz Halle
Willy-Brand-Str. 82
06110 Halle/ Saale
Tel: 0345-6787344
Fax: 0345-6787345
www.autismusambulanz-halle.de
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Geschwisterfreizeit im Oktober 2013
Wir hatten so lange darauf hin gearbeitet…schon mit den ersten Einzelstunden
in Sachen Geschwisterarbeit und dem Geschwistertag im Jahr 2012 gab es die
Idee: es wär doch super, wenn wir den Geschwistern unserer KlientInnen mal
ein paar schöne Tage mache. Ein Kennenlernen realisieren, einen Austausch
über verschiedene Themen ermöglichen, Spaß miteinander haben, vielleicht
Freundschaften knüpfen und vielleicht auch das eigene Wissen über Autismus
mit anderen teilen.
Man konnte sich schon regelrecht ausmalen, wie es sein könnte. Doch „Wer
soll das bezahlen…?“. Als die taffen Damen des Lions Club Halle-Dorothea
Erxleben uns die Möglichkeit boten, tatsächlich konkrete Überlegungen
anzustellen, ging es dann auch sehr schnell. Überzeugt von unserer Projektidee
leisteten sie finanziell große Hilfe und ermöglichten, dass es wahr werden
konnte.
Die Planungen begann: Suche nach Unterkunft, Elternbriefe, Programm
zusammenstellen, einkaufen, packen, vorbereiten. Und dann war es soweit. Am
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Vormittag des 23.10.2013 reisten zehn Kinder in der Franzigmark an. Dort
hatten wir das ganze Haus und das gesamte Gelände für uns und das Wetter
zeigte sich von seiner besten Seite. Das hieß in erste Linie Verstecken spielen
ohne Ende, Katzen füttern, Pferde bewundern, austoben und ganz viel lachen.
Auch im Haus war echt Leben: in zwei Teams bereiteten die Kinder einander
das Essen zu, es wurde viel geredet, gespielt, gemalt und Geschichten erzählt
und natürlich auch Verstecken gespielt. Schnell knüpften sich lockere und
intensivere Freundschaften. Besonders viel Freude bereitete einigen das
Videozimmer.
Neben
den „ersthaften“ Fragen
konnte man dort jede
Menge
Quatsch
machen.
So verging die Zeit
schneller als gedacht
und das zum Glück ohne
größere Zwischenfälle.
Ruckzuck
war
der
Nachmittag
des
25.10.2013 da und die
ersten Eltern kamen
zum Familienfest. Das
Familienfest sollte den
Abschluss
der
Geschwisterfreizeit sein.
Die
Kinder
waren
aufgeregt, denn ein
kleines
PantomimenTheaterstück stand an:
„Wenn
die
Ziege
schwimmen lernt“. Hoch professionell, aber auch mit ganz viel Witz besetzte
jeder seine Rolle und am Ende zeigte sich, was vielleicht auch das Motto einer
Geschwisterbeziehung sein kann: es muss nicht jeder alles können, jeder hat
sein Element, seinen Bereich in dem er gut ist und wo er seine Stärken zeigen
kann.
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Wir danken Euch ganz herzlich für Eure Teilnahme, für jedes herzliche Lachen,
für die vielen tollen
Ideen, das geteilte
Wissen
und
Eure
Bereitschaft, bei so
einem
wichtigen
Projekt, was auch
anderen Kindern, die
einen Bruder oder eine
Schwester
mit
Autismus haben, helfen
kann. Wir danken Euch
und Euren Familien
auch für die vielen,
sehr
netten
Rückmeldungen,
für
jedes einzelne Lob,
aber
auch
für
Anregungen, was noch
besser sein könnte.
Wir
bitten
Euch
bezüglich
des
Filmmaterials noch ein
bisschen Geduld zu
haben. Vielleicht schaffen wir es, Euch den fertigen Film „ins Osternest“ zu
legen. Auf eins könnt Ihr Euch aber schon mal freuen: ein Buch mit den vielen
genialen Dingen, die durch Euch in den drei Tagen entstanden sind!
Bis bald, Eure Johanna und Eure Claudia
Bericht über die Geschwisterfreizeit von Jeremias
Als ich angekommen bin, haben mir meine Mitbewohner gezeigt, wo alles
hingehört. Dann haben wir uns gegenseitig kennen gelernt. Danach haben wir
gemeinsam mit Torben verstecken gespielt. Wir haben gute Verstecke
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gefunden. Später wurden wir alle zusammengetrommelt und haben ein
Kennenlernspiel
gespielt.
Danach
wurden wir in zwei
Teams aufgeteilt. Ich
war bei Johanna im
Team 1 gemeinsam
mit
meinen
Zimmernachbarn.
Nach einer kurzen
Freizeit hat unser
Team das Abendessen
gekocht.
Es
gab
Nudeln
mit
Tomatensauce.
Mit
der Zubereitung der
Mahlzeiten haben die
beiden Teams sich
immer abgewechselt.
Am nächsten Tag
durften wir nach dem
Frühstück auch raus
gehen. Zwischendurch
sollte jeder von uns wenigstens einmal in den Videoraum gehen und vor der
Kamera mindestens drei Fragen beantworten. Ich hatte mich anfangs nicht
getraut und mich erst überwunden, als meine Zimmernachbarn ihre Videos
gedreht hatten. Ebenfalls am zweiten Tag durfte sich jeder ein Thema
aussuchen und darüber ein Bild malen. Ich habe das Thema Traurigkeit
genommen. Später haben wir angefangen, das Theaterstück zu proben. Ich war
eine Ziege, die gemeckert hatte, weil sie nicht über den Bach schwimmen
konnte, denn in diesem waren Steine. Am Abend, als es in unserem Zimmer
dunkel war und wir noch in die verschiedenen Räume durften, kam Till heimlich
zu uns rüber. Wir haben uns versteckt. Torben wurde von Till erschreckt, der
ein Feuerzeug anzündete und gleichzeitig „huaaa“ rief.
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Auch am dritten Tag hatten wir für das Theaterstück geprobt, welches wir am
Nachmittag unseren Eltern und Geschwistern vorführten. Wir aßen dann auch
zusammen Kuchen und Kekse und danach ging es schon wieder nach Hause. Ich
würde mich freuen, wenn es noch einmal solch eine Geschwisterfreizeit gäbe.
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Die Persönliche Zukunftsplanung als Modell für
eine stärkenorientierte Arbeit
Der folgende Artikel stützt sich auf eine Veröffentlichung von Henriette Paetz,
Maria S. und Claudia Stolz in der Zeitschrift "Behinderte Menschen - Zeitschrift
für gemeinsames Leben, Lernen und Arbeiten" (Ausgabe 4/5/2013).
Die Persönliche Zukunftsplanung (PZP) ist ein Instrument, um mit Hilfe von
anderen Veränderungsprozesse auf den Weg zu bringen. Es basiert auf einer
Stärkenperspektive und stellt die Fähigkeiten und Ressourcen eines Menschen
in den Vordergrund, um ihn selbst zu bestärken und zu bekräftigen, zu einer
Lebensqualität und einem selbstbestimmten Leben zu gelangen. Das Konzept
entstand in den 1980er Jahren in den USA und Kanada. Im Sinne des
Empowerment-Konzeptes ist es eine von verschiedenen Möglichkeiten,
Menschen auf den Weg zu einer selbstbestimmten und größtmöglichen
Unabhängigkeit zu begleiten. Eine PZP ist für alle Menschen unabhängig von
ihrem Alter geeignet, die Veränderungsprozesse in ihrem Leben anstreben.
Besonders geeignet ist es für Personen, für die es so scheint, als ob sie
aufgrund eines hohen Assistenzbedarfes wenige Wahlmöglichkeiten haben.
Eine PZP orientiert sich immer an der „Planenden Person“ mit ihren Wünschen
und Fragen und steuert somit die gesamte Planung. Es können konkrete
Themen, wie Bildung, Schule, Arbeit, Freizeit, Wohnen oder Selbstvertretung
gewählt werden, aber auch allgemeine Themen, wenn die planende Person
zum Beispiel für sich herausfinden möchte, welche Veränderungen und Ideen
für sie offen stehen.
Ein Kernelement bilden die Unterstützerkreise. Sie koordinieren die
notwendige Unterstützung. Ein Unterstützerkreis besteht aus den Personen,
die die Planende Person für sich als wichtig empfindet. Der Unterstützerkreis
kann beispielsweise aus der Hauptperson, der Familie, Freunden, Bekannten
und professionell Tätigen bestehen und findet meist im privaten Raum statt.
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Eine Persönliche Zukunftsplanung darf keinesfalls mit einer in pädagogischen
Kreisen üblichen Fallbesprechung verwechselt werden. Der Ablauf der PZP
kann individuell und flexibel gestaltet werden und unterliegt keiner festen
Form. Keinesfalls darf die PZP als eine Verpflichtung verstanden werden.
Wichtig ist eine Moderation durch eine außenstehende Person. Diese
organisiert die Planung im Vorfeld und erstellt mit der Planenden Person (auch
durch die Vertreter) ein persönliches Profil. Eine PZP kann unterschiedlich
häufig stattfinden und beispielsweise bei komplexen Veränderungsprozessen in
zeitlichen Abständen wiederholt werden.
Abschließend soll festgehalten werden, dass die PZP gerade für Menschen aus
dem Autismus-Spektrum wertvoll erscheint. Neben der ressourcenorientierten,
selbstwertstärkenden Herangehensweise ist ein weiterer positiver Aspekt die
grundlegende Strukturiertheit der Methode. Da die PZP oft in Momenten zum
Tragen kommt, die Veränderung bedeuten und Angst auslösend sein können,
vermittelt das Sicherheit. Außerdem ist die Arbeitsweise sehr flexible und
genau an die speziellen Bedürfnisse der Planenden Person anzupassen. So ist
die PZP beispielsweise auch eine Methode für nicht sprechende Menschen, da
nonverbale Kommunikationsmöglichkeiten (z.B. PECS, andere Formen der
Visualisierung,
elektronische
Kommunikationshilfen,
Gestützte
Kommunikation) eingesetzt werden können.
Im Folgenden wird die Persönliche Zukunftsplanung für und mit Frau S.
exemplarisch vorgestellt:
„Ich wollte etwas verändern“
Beruflicher Lebensweg von Frau S.
Frau S. ist heute 33 Jahre alt und seit sechs Jahren in einer Werkstatt für
seelisch behinderte Menschen tätig. Ihr beruflicher Lebensweg begann, nach
dem Abschluss eines Fachabiturs, mit einer Ausbildung als staatlich geprüfte
Wirtschaftsassistentin für Fremdsprachen und Korrespondenz. Im Anschluss
absolvierte sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin, die sie theoretisch
abschließen konnte. Sie bemerkte bereits zu dieser Zeit, dass sie trotz ihrer
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kognitiven Fähigkeiten den Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes nicht
entsprechen konnte. Im Jahr 2005, Frau S. war 26 Jahre alt, wurde innerhalb
eines teilstationären Klinikaufenthaltes die Diagnose Asperger-Autismus
gestellt. In der Folge ergab eine Rehabilitationsmaßnahme für psychisch Kranke,
dass Frau S. für den ersten Arbeitsmarkt „ungeeignet“ sei. Frau S. erhielt
daraufhin einen Platz in einer Werkstatt für seelisch behinderte Menschen
(Eingliederungshilfe §§ 136ff SGB IX). Seitdem arbeitet Frau S. im Arbeitsbereich
„Kreativbereich“ und gestaltet Filztiere, Schmuck und Bilder. Je nach
Auftragslage werden die Mitarbeiter/innen auch in leichte Montagearbeiten
(Kartons falten, Pralinen einlegen, Bausteine sortieren) einbezogen. Seit Frau S.
von ihrer Diagnose Asperger-Autismus Kenntnis erhielt, setzt sie sich mit dem
Thema Autismus auseinander. Sie nahm Kontakt mit der Autismusambulanz
Halle (Saale) auf und erhält dort seit 2011 eine Systemische Einzelberatung.
Beratungsinhalte und Anlass für die Persönliche Zukunftsplanung
Innerhalb der Beratungen benannte Frau S. stets den Wunsch, sich beruflich
weiter entwickeln zu wollen, aus dem „Eingliederungshilfeprozess“ Werkstatt
für seelisch behinderte Menschen herauszutreten und selbstständig an einer
Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt teilzunehmen. Besonders die
Unterforderung und die Nichtberücksichtigung ihrer Potenziale und besonderen
Fähigkeiten, aber auch die finanzielle Unselbständigkeit sorgten bei Frau S. für
Unzufriedenheit und einem Veränderungswunsch.
Vorbereitungen für eine Persönliche Zukunftsplanung
Eine Persönliche Zukunftsplanung sollte möglichst von einer unabhängigen und
an der Planung unbeteiligten Person moderiert werden. Vor allem aber sollte
diese für Frau S. eine vertrauenswürdige Person sein, da es um sehr sensible
Lebensthemen ging. Die Suche nach einer geeigneten Moderatorin stellte eine
Hürde dar und konnte letztendlich durch die Anfrage bei Herrn Prof. Theunissen
vom Institut für Rehabilitationspädagogik der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg gelöst werden. Frau S. und die Moderatorin kannten sich über
frühere Interviews bereits. Die ersten Kontakte fanden zwischen Frau S., der
Moderatorin und der Beraterin der Autismusambulanz statt. Gemeinsam
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wurden die anstehenden Aufgaben und Abläufe besprochen und aufgeteilt (Ort,
Zeit, welche Unterstützer). Parallel erstellte Frau S. mit der Moderatorin ihr
Persönlichkeitsprofil. Bei mehrmaligen Treffen wurde mit Hilfe eines
Fragebogens erarbeitet, wie sich die berufliche Situation von Frau S. momentan
gestaltet und verändert werden soll. Der Fragenkatalog wurde
situationsbezogen erweitert. Ergänzend dazu reflektierte Frau S. in einem Brief
ihre Wünsche und Erwartungen.
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Als Raum eignete sich der Konferenzraum der Autismusambulanz, da dieser Ort
für Frau S. genügend Neutralität und eine Möglichkeit für eine
Pausenversorgung bot. Für eine sorgfältige Planung und Vorbereitung wurden
vier Monate eingeräumt, somit konnten sich auch die Teilnehmer langfristig auf
den Termin einstellen. Teilnehmende Unterstützer waren Personen, die als
professionelle Unterstützer im Helfersystem von Frau S. eine wichtige Rolle
spielen (Gruppenleiterin und der Begleitende Dienst der Werkstatt,
Sozialpädagogin des Ambulant Betreuten Wohnens). Außerdem nahmen noch
der Freund und eine Bekannte von Frau S teil. Dabei war eine wichtige und
entscheidende Frage der Tag der Durchführung. Sollte es ein Wochentag oder
ein Tag am Wochenende sein? Klar war, dass die erste PZP für Frau S. mehrere
Stunden dauern und eher eine Art „Zukunftstag“ in angenehmer Atmosphäre
sein sollte. Die Einladung formulierte Frau S. folgendermaßen:
Einladung zu meiner persönlichen Zukunftsplanung
ich möchte dich/Sie sehr gern zu meiner persönlichen Zukunftsplanung am
05.10.2012 von 10.00 – 16.00 einladen.
Da wir recht viele Personen sind, hat sich die Autismusambulanz Halle bereit
erklärt, mir ihre Räume zur Verfügung zu stellen. Somit findet meine
Zukunftsplanung in der
Autismusambulanz Halle, Philipp – Müller – Str. 82, 06110 Halle statt.
Ich möchte in der persönlichen Zukunftsplanung mit dir/Ihnen gemeinsam
darüber nachdenken, wie ich mein Leben weiter gestalten kann. Es soll darum
gehen, auf möglichst gute Ideen zu kommen, wie ich meinem Ziel näher
kommen kann. Es ist wichtig für mich, von verschiedenen Menschen, denen ich
vertraue, dabei unterstützt zu werden.
Die persönliche Zukunftsplanung wird durch Frau Henriette Paetz
(wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich der Pädagogik und Sozialen
Arbeit bei Menschen mit geistiger Behinderung und kognitiven
Beeinträchtigungen an der Martin – Luther – Universität Halle - Wittenberg)
moderiert.
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Ich würde mich sehr freuen, wenn du/Sie eine Kleinigkeit für das kalte Büffet
mitbringen würdest.
Ich danke für Ihr/dein Interesse und freue mich auf Sie/dich.
Der Zukunftsplanungs-Tag
Der Ablauf einer PZP erfolgt nach den individuellen Bedürfnissen der Planenden
Person und unterliegt keinen festen Regeln. Im Folgenden wird der Persönliche
Zukunftstag von Frau S. exemplarisch vorgestellt.
Begrüßung und Vorstellung der Moderatorin, Erläuterungen zum
Konzept der PZP
Es ist wichtig, dass alle Unterstützer/innen zu Beginn die Möglichkeit erhalten,
das Prinzip und den Ansatz der PZP kennen zu lernen. Gleichzeitig wird zu
Beginn der Fokus des Treffens bekannt gegeben, in diesem Fall ging es um die
berufliche Veränderung für Frau S.
Vorstellung der beteiligten Personen
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Die beteiligten Personen (Unterstützer/innen) wurden eingeladen, sich zu
überlegen, was es Bedeutendes aus ihrer Beziehung zu Frau S. zu berichten gibt
und wer Frau S. für sie ist.
Fähigkeiten und Stärken
Die Moderatorin richtete folgende Fragen an die Unterstützer/innen:
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Frau S. besonders?, Was sind ihre Talente
/ Gaben / Vorlieben?, Bitte notieren Sie stichpunktartig drei Antworten!
Die Unterstützer/innen formulierten ihre Antworten auf Karteikarten und
trugen sie im Anschluss der Gruppe vor. Die Karteikarten wurden sichtbar im
Raum angebracht. Anschließend stellte die Moderatorin die Antworten von
Frau S. vor, die im Vorfeld innerhalb des Persönlichkeitsprofils erstellt wurden.
Probleme und Unterstützungsbedarf
Frage an die Unterstützergruppe:
Welche Befürchtungen haben Sie, wenn Sie an den Wunsch von Frau S. nach
einer beruflichen Veränderung bzw. einer Beschäftigung auf dem 1.
Arbeitsmarkt denken?, Bitte notieren Sie stichpunktartig eine Antwort!
Gerade Menschen mit Unterstützungsbedarf erleben häufig, dass ihnen wenig
zugetraut wird bzw. Probleme und Unmöglichkeiten im Vordergrund der
Betrachter und Helfer stehen. Um dieser Tendenz entgegen zu treten, wurde
vereinbart, dass jede/r Unterstützer/in höchstens einen Bereich benennt, der
möglicherweise einer Unterstützung bedarf. Anschließend stellte die
Moderatorin die vorab gegebene Einschätzung von Frau S. über ihren
Unterstützungsbedarf vor.
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Wünsche, Ideen und Interessen
Fragen an die Unterstützer/innen:
Was wünschen Sie sich für Frau S.?, Welche Träume haben Sie für Frau S.?, Bitte
notieren Sie stichpunktartig drei Antworten, geordnet nach ihrer Wichtigkeit!
Auf der Grundlage der vorab wahrgenommenen Fähigkeiten und Potenziale von
Frau S. sprachen die Unterstützer/innen Wünsche und Ideen für Frau S. aus.
Danach wurden die Wünsche von Frau S. bezüglich ihrer beruflichen
Perspektive genannt. Diese teilte sie in folgende Themenbereiche auf: Wünsche
zu den Arbeitsfeldern, zur Arbeitsorganisation, zum Arbeitsklima und zu den
Finanzen.
Pause und Zusammenfassen der Ergebnisse
In dieser Phase wurden die einzelnen Beschreibungen von Frau S. mit den
Wahrnehmungen der Gruppe abgeglichen. Dabei entstand ein neues und
fokussiertes Bild über ihre Fähigkeiten, Stärken, Motivationen, Beziehungen,
Vorstellungen, Grenzen und Wünsche. Die Ergebnisse (zu jeder Kategorie
wurden drei Aspekte ausgewählt) wurden der Gruppe vorgestellt
Handlungsplanung / Handlungsschritte
Welche Berufsfelder bzw. beruflichen Perspektiven ergeben sich für Frau S. aus
den Angaben zu Stärken, Problemen und Wünschen aller Beteiligten?, Welche
Fragen und Notwendigkeiten ergeben sich aus der Ziel(beschäftigung)?, Was
braucht Frau S. für die Realisierung dieses Zieles?, Fragen, die durch Experten
vor Ort zu klären sind, direkt klären!
Auf der Grundlage der Ergebnisse ging es jetzt vor allem darum, gemeinsam zu
überlegen und abzuwägen, welche Berufsfelder für Frau S. in Frage kommen.
Als besondere Bereicherung erwiesen sich die Unterstützer/innen aus
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unterschiedlichen Berufen oder Institutionen.
verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden.
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Damit
konnten
viele
Aktionsplan und Verantwortlichkeiten
Wer unterstützt Frau S. bei welchen Zielen?
An dieser Stelle werden die entwickelten Ziele und Absichten geplant. Für
welche Unternehmungen benötigt Frau S. Unterstützung, welche möchte und
kann sie allein ausführen? Welche Schritte sollen bis wann realisiert werden?
Diese Planung wurde kleinschrittig und übersichtlich gestaltet werden. Für
jeden muss klar sein, was, wann und wie zu unternehmen ist. Das nächste
Treffen muss abgesprochen werden (Ort, Zeit, Personen).
Zusammenfassung der Ergebnisse
Ein zusammenfassender Überblick ermöglicht allen Beteiligten, die Persönliche
Zukunftsplanung des Tages nochmals zu reflektieren. In einer Runde kann
jede/r Unterstützer/in noch einmal nachspüren, wie der heutige Tag auf sie/ihn
gewirkt hat. Das letzte Wort sollte möglichst immer die Planende Person haben.
„Mit der persönlichen Zukunftsplanung ist der Startschuss für einen neuen
Lebensabschnitt gefallen“ –Ein reflektierendes Interview zur Persönlichen
Zukunftsplanung von Frau S.
Claudia Stolz: Wie und wann hast du von der Möglichkeit einer Persönlichen
Zukunftsplanung erfahren und welche Vorstellungen hattest du von ihr?
Frau S.: Im September 2010 wurde mir innerhalb eines Gespräches in der
Autismusambulanz die PZP vorgestellt. Ich habe mir vorgestellt, dass sich
dadurch etwas verändern kann und meine berufliche Perspektiven zum Thema
werden könnten. Ich hatte im Vorfeld schon ein gutes Gefühl dabei.
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Du hättest auch ohne die PZP deine beruflichen Perspektiven verändern
können. Was hinderte dich daran?
Ich wusste nicht, wie ich es angehen sollte. Der Wunsch war da, der Weg dahin
war mir unklar.
Wie hast du die Vorbereitungsphase empfunden? War sie ausreichend?
Ja, im Großen und Ganzen ja. Für die Briefe, also die Einladungen, hätte ich gern
mehr Zeit gehabt. Da sich ja kurzfristig herausgestellt hat, dass der eigentliche
Tag noch umgeändert werden musste.
Du hast zwölf Unterstützer eingeladen, sechs sind letztlich gekommen. War das
für dich in Ordnung oder fehlten dir wichtige Menschen?
Es war in Ordnung, aber eine Freundin, die hätte ich gern dabei gehabt.
Ein zweites und weiteres Treffen fand dann vier Monate später in deiner
Werkstatt statt. Gab es hinsichtlich des Ortes für dich einen Unterschied?
Ja, in den Räumen der Autismusambulanz fühlte ich mich selbstbestimmter, das
war neutral. Wenn man angestellt ist, wie ich in der Werkstatt, verhält man sich
schon anders.
Wie ging es dir, als die Unterstützer über dich und deine Stärken und
Fähigkeiten sowie über die Wünsche, die sie für dich haben, sprachen?
Das war positiv für mich. Ich fühlte mich wertgeschätzt und geachtet. Bei den
Wünschen habe ich gemerkt, meine Unterstützer hatten schon Zutrauen in
meine Fähigkeiten. Eine Unterstützerin hat als Wunsch für mich formuliert, ich
könne ein Sprachrohr für Autisten sein. Eine andere wünschte mir eine
Ausbildung zur Märchen- und Geschichtenerzählerin. Alle anderen sagten, sie
wünschen mir, dass ich im sozialen Bereich tätig sein könnte.
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Und bei der Nennung deiner möglichen Schwierigkeiten?
Neutral. Ich weiß ja, dass ich Schwierigkeiten zu bewältigen habe.
Was war für dich besonders wichtig an diesem Tag?
Dass ich halt nicht in der Werkstatt bleiben muss und dass es Perspektiven gibt.
Ich fand es gut, dass meine Stärken betont wurden, auch meine Schwierigkeiten,
aber die standen nicht im Mittelpunkt. Ich bin seitdem richtig aktiv geworden.
Wie ging es nach der PZP weiter?
Ich habe wichtige Schritte unternommen, ich stellte einen Antrag beim
Fachausschuss auf ein Praktikum auf dem ersten Arbeitsmarkt. Daraufhin
absolvierte ich ein vierwöchiges Praktikum in einem Integrativen Kindergarten.
Die Mitarbeiterin vom Integrationsfachdienst begleitet mich dabei.
Gab es noch mal ein Treffen und soll es weitere Treffen geben?
Ja, im Januar fand ein kleiner Unterstützerkreis in meiner Werkstatt statt, um
die nächsten Schritte zu überlegen. Es wird demnächst ein weiteres Treffen
geben, das ist schon geplant.
Fühlst du dich noch auf deinem Weg oder sind auch Vorhaben „eingeschlafen“?
Ich fühle mich weiterhin ausreichend unterstützt. Ich werde demnächst ein
weiteres Praktikum in einer Ergotherapie-Praxis machen. Ich gehe meinen Weg.
Kannst du die PZP auch anderen empfehlen, wenn ja, aus welchen Gründen vor
allem?
Ja, auf alle Fälle. Weil sich so etwas zum Positiven verändern kann. Die PZP
bringt auch eine gewisse Sicherheit. Das Wissen, dass man unterstützt wird, gibt
das Gefühl, nicht allein zu sein und man bekommt Kraft, nicht aufzugeben.
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Am Beispiel von Frau S. konnte ausführlich gezeigt werden, welches Potential
der Methode der Persönlichen Zukunftsplanung für die individuelle Entwicklung
eines Menschen innewohnt. Dabei ist insbesondere die Stärkung des
Selbstwertes hervorzuheben. Zum einen fokussiert die Methode an sich eine
absolute Stärkenperspektive, zum anderen bekräftigen die zu Grunde liegenden
Instrumente, insbesondere der selbstgewählte Unterstützerkreis, diese
Grundhaltung.
Frau S. fasst es abschließend folgendermaßen zusammen: „Die Persönliche
Zukunftsplanung hat mir sehr viel gebracht. Ich wurde von allen Seiten bestärkt
und bekam viele positive Rückmeldungen. Die Persönliche Zukunftsplanung ist
für mich ein Zeichen, dass sich im Leben etwas zum Positiven verändern kann,
z. B. die Arbeitssituation. So besteht die Hoffnung, dass ich einen Arbeitsplatz
im sozialen Bereich finden könnte, der meinen Bedürfnissen entspricht. Mit der
persönlichen Zukunftsplanung ist der Startschuss für einen neuen
Lebensabschnitt gefallen, der eventuell stattfindet. Allen meinen Unterstützern
sage ich noch einmal ein herzliches Dankeschön. Durch sie wurde ich ermutigt,
für meinen Wunsch „Sozialer Bereich“ zu arbeiten.“
Claudia Stolz
Die Weihnachtszeit
Die Weihnachtsfeiertage stehen an. Viele Menschen blicken dieser Zeit mit
Vorfreude entgegen. Jedoch geht es nicht jedem so. Für manche ist die
Weihnachtszeit, die voller Überraschungen, Trubel, Familienfesten u.s.w. ist,
eine größere Herausforderung. Trotzdem möchten wir Sie mit den folgenden
Bildern und Berichten von Klienten und deren Familien auf die kommenden
außergewöhnlichen Tage einstimmen.
Weihnachten wird’s gemütlich und fröhlich.
Im Advent ist es schön mit der Aufregung im Magen, wegen der Vorfreude auf
die Geschenke.
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Zum Glück darf ich mir die Geschenke auch selber aussuchen. Sonst müsste ich
so tun, als ob ich mich freue oder ich würde es tauschen. Aber man muss ja
ehrlich sein, sonst kriegt man nächstes Jahr wieder sowas.
In der Adventszeit liebe ich Plätzchen backen. Mamas Teig schmeckt so gut,
den kann man nur wegnaschen.
Zum Glück gibt es Geschenkpapier. Das ist viel spannender, weil man erstmal
abtasten kann und raten und so. Früher mochte ich die Vorfreude gar nicht, die
ewige Warterei und man musste ständig zappeln. Das war nervig. Jetzt ist das
irgendwie anders, keine Ahnung warum.
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Dieses Jahr werde ich mich mehr auf die Deko zu Hause freuen, weil ich sie ja
nur am Wochenende sehe. Aber hier gibt es ja auch Weihnachtskonzerte.
Vielleicht können wir ja auch mal auf den Weihnachtsmarkt gehen, gebrannte
Mandeln essen.
Annalena (10 Jahre)
Weihnachten...
Oh ja, Weihnachten ist bei uns Stress pur. Als erstes versteht Jonas schon mal
nicht, wieso machen wir am 25.12. keine Türchen auf!!!
Der Weihnachtstag... schon am frühen Morgen ist Jonas total aufgeregt,
ständig kommen die Fragen „Wann kommt der Weihnachtsmann?“, „Kommt er
auch zu mir????“ Ich Antworte fast immer brav „Ja Jonas, der Weihnachtsmann
kommt nach dem Kaffeetrinken und ja, er kommt auch zu dir.“ Ist das
Mittagessen vorbei, werden ich zum gefühlten tausendsten Mal gefragt „Wann
kommt denn endlich der Weihnachtsmann?“ „Wenn Oma und Peter da sind
und wir Kaffee getrunken haben.“
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Es ist endlich soweit. Oma und Peter sind da. Alle sitzen. Wir Erwachsenen
sitzen in Ruhe, schwatzen und wollen unseren Kaffee trinken. Da geht Jonas
schon reihum und guckt, ob unsere Tassen leer sind, weil wir sagten, wir wollen
unseren Kaffee noch austrinken. In welcher Zeit haben wir nicht gesagt und
weil Jonas so aufgeregt ist, trinken wir natürlich aus. Die Kinder müssen nun
alle in Sarina´s Zimmer und ich bereite alles vor.
Dann kommt der lang ersehnte Ruf „DER WEIHNACHTSMANN WAR DA!“ Die
Kinder stürmen los, alles wird aufgerissen, dann die Frage von Jonas „Was gibt
es noch für Geschenke???“ Zum Glück bringt die Oma auch für jeden einen
Geschenkberg mit. Am Ende sitzen alle im Papierberg und jeder spielt mit
seinen neuen Sachen. Dem einen gefällt sein Geschenk, dem anderen naja...
Am nächsten Tag sind wir dann meistens bei meiner Mutti zum Kaffee
eingeladen. Da geht das Ganze von vorne los. Jonas denkt es gibt wieder nach
dem Kaffee Geschenke...aber diesmal nicht. Er verkraftet es aber sehr gut...Ich
zitiere Jonas „ENDE“
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Gedanken zur Weihnachtszeit
M. und C. (13 Jahre):
Man kann sich etwas wünschen und das ist schön.
Hohoho… der Weihnachtsmann kommt!
Damit ich Geschenke bekomme, muss ich etwas vorsingen.
Alle Weihnachtsmärkte haben offen. Der in Halle ist am schönsten.
Ich freue mich auf die Weihnachtsfeiern
Autismusambulanz und im Verein.
in
der
Schule,
in
der
Weihnachten liegt hoffentlich Schnee zum Skifahren. Man kann auch
Schneeballschlachten machen.
Am meisten freue ich mich auf die Weihnachtspute.
Am Heiligen Abend gibt es immer Würstchen mit Kartoffelsalat.
Ich mag es sehr, wenn Kerzen am Abend brennen. Die Leuchter und das ist
gemütlich.
Eine Woche danach ist Silvester. Da bleibe ich auf jeden Fall im Haus.
Schnupperstunden Kinder-Yoga
In den Herbstferien gab es die Möglichkeit, an zwei Schnupperstunden für
Kinderyoga in unserem Haus teilzunehmen. Die Stunden wurden von Frau
Richter, einer Kinderyoga-Lehrerin angeleitet und unsere KlientenInnen
konnten gemeinsam mit ihren Eltern daran teilnehmen. Sechs Familien nutzten
diese Option und man kann sagen: erfolgreich!
Frau Richter animierte die Kinder zu (ent-) spannenden Übungen und man
konnte sehen, wie viel Freude es den meisten TeilnehmerInnen machte. Einige
fanden gerade die lustigen Tierübungen besonders spannend. Die größeren
Kinder, die teilgenommen haben, machten im Nachhinein deutlich, dass Ihnen
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ruhigere Phasen angenehmer waren und sie weniger kindliche Übungen
bevorzugen würden.
Insgesamt kann man jedoch feststellen, welch erstaunliche Wirkung bezüglich
Koordination, Körperwahrnehmung und Kräftigung die Übungen erzielten
(Muskelkater!!). Auch das intensive Erleben der gemeinsamen Zeit und der
Zuwendung, das miteinander Lachen sowie die gemeinsame Entspannung
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sorgten für eine harmonische Stimmung. Genau das war unser Anliegen und
wir freuen uns sehr, dass es geklappt hat!
Nun bleibt jedoch die Frage „Und was machen wir jetzt daraus?“. Frau Richter
bietet nun einen regelmäßigen, vierzehntägigen Kurs in der Autismusambulanz
an. Es können maximal vier bis sechs Kinder gemeinsam mit ihren Eltern das
Gleichgewicht zwischen gemeinsamer An- und Entspannung lernen und
erleben. Wenden Sie sich bei Interesse gerne an Frau Zeckel ([email protected]).
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen!
Claudia Zeckel
Buchempfehlungen
Der Dachs hat heute schlechte Laune
Der Dachs wacht auf und hat schlechte Laune. So schlechte Laune, dass er
beinahe gefährlich ist. So schlecht, dass man an so einem Tag eigentlich gar
nicht nach draußen gehen sollte, weil man nämlich alle ansteckt mit so einer
schlechten Laune. Der Dachs aber entscheidet sich dennoch, seine Laune nach
außen zu tragen und alle Tiere spüren zu lassen, dass er heute nicht gut gelaunt
ist. Denn „was habe ich davon, schlecht gelaunt zu sein, wenn niemand es
merkt?“, denkt er sich. Und es kommt, wie es kommen muss, der Dachs steckt
alle mit seiner schlechten Laune an, den Hirsch, den Fuchs, den Waschbären
und viele weitere Waldbewohner. Nach und nach und ganz allmählich, bei der
Gartenarbeit, beginnt sich die Laune vom Dachs zu heben bis er zum
Feierabend vergnügt den Heimweg antritt. Und was passiert? Er trifft nach und
nach auf all die Tiere, die er am Morgen mit seinem Unmut angesteckt hat. So
„knurrten und brummten, fauchten und pfiffen“ den Dachs alle an, „dass ihm
ganz schwindelig wurde.“ Zu Hause dachte der Dachs über sein Verhalten nach.
Es tat ihm alles ganz furchtbar leid und er beschloss als Wiedergutmachung soll
es eine „Schlechte Laune Party“ geben. Und gesucht wird das Tier, das die
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schlechteste Laune hat und „am unfreundlichsten Guten Morgen sagen kann“.
Und wisset ihr, wer die beste Laune hatte: Richtig, der Dachs.
Moritz Petz/Amélie Jackowski. Der Dachs hat heute schlechte Laune! 1 Auflage.
Zürich: NordSüd Verlag AG 2004
Mr. Man and Little Miss
Miss Quasselstrippe, Miss Schüchtern, Mr. Sorge, Mr. Schlotter, Miss
Unentschieden, Mr. Glücklich und Mr. Trübsinn und noch viele andere mehr,
haben alle eines gemeinsam: Sie sind voll und ganz quasselig, schüchtern, in
Sorge, in Angst, unentschieden, glücklich und trübsinnig… Aber sie alle sind in
ihrer Eigenart etwas ganz Besonderes. Und bei so vielen unterschiedlichen
Gefühlen und Geschicken ergänzen sie sich auf ganz wunderbare Art und
Weise. So lernt Mr. Trübsinn wie man glücklich wird, Miss Schüchtern wie man
auf eine Feier geht, auch wenn man furchtbar schüchtern ist und Miss
Quasselstrippe, dass es auch für Viel-Redner den passenden Beruf gibt, nämlich
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„telefonische Zeitansagerin“. Das sieht dann ungefähr so aus: „Beim nächsten
Ton ist es 18 Uhr 25 Minuten und 15 Sekunden! Piep! Beim nächsten Ton ist es
18 Uhr 25 Minuten und 20 Sekunden! Piep!“
Mr. Man und Little Miss. Roger Hargreaves. Thoip a Chorion Company 1984.
Aus dem Englischen übersetzt von Lisa Buchner und Nele Maar. Susanna Rieder
Verlag.
Das kleine „Ich Bin Ich“
Das kleine „Ich bin Ich“ ist eigentlich ein recht fröhliches und zufriedenes
kleines Wesen. Es hat vier Beine, lange wehende Ohren und insgesamt ist von
oben bis unten ganz bunt. Es spaziert gerne über die grünen Wiesen und freut
sich, dass es sich freuen kann. Bis es eines schönen Tages während seiner Reise
auf einen Laubfrosch trifft. Der fragt sogleich „Wer bist denn du?“ Das Tier ist
ganz verdutzt und sagt „Das weiß ich nicht.“ Worauf der Frosch ganz
ungehalten spricht, „Wer vergisst, wer er ist, der ist dumm! Bumm.“
Verschüchtert macht sich nun das bunte Wesen auf die Reise, will nun wissen
wer es ist und fragt zuerst das Pferdekind, ob er nicht vielleicht einer von ihnen
ist? Deine Beine sind zu kurz, deine Ohren sind zu lang, „Pony-Fransen, DackelOhr, sowas kommt bei mir nicht vor.“ Dies hört das kleine Wesen nun von
überall her, vom Nilpferd, vom Hund, vom Fisch und von der Kuh, überall
ertönt es nur „Nanu, wer bist denn du? Das Tier wird immer trauriger und fragt
sich „Stimmt es, dass ich gar nichts bin? Alle sagen, ich bin Keiner, nur ein
kleiner Igendeiner…“ Und nun fängt es beinahe an zu weinen. Aber dann: Es
stoppt und sagt ganz laut zu sich: „Sicherlich gibt es mich: ICH BIN ICH!“ Und es
verkündet die frohe Botschaft unter allen Tieren und plötzlich fragt niemand
mehr, wer bist denn du! Und sogar der Laubfrosch quakt ihm zu „Du bist du!
Und wer das nicht weiß, ist dumm! Bumm!“
Mira Lobe. Das kleine Ich Bin Ich. Gemalt von Susi Weigel. Wien-München.
Jungbrunnen Verlag 1972.
Jenny Stapel
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