PDF-Dokument
Transcription
PDF-Dokument
Kostenlos 12. Ausgabe – Dezember 2013 12/2013 Seite |2 12/2013 Seite |3 Inhalt Vorwort ................................................................ ................................................................................................ ................................................... 4 Geschwisterfreizeit im Oktober 2013 ................................................................................................ ..................................... 5 Bericht über die Geschwisterfreizeit von Jeremias ................................................................ ............................................. 8 Die Persönliche Zukunftsplanung als Modell für eine stärkenorientierte Arbeit Arbe ................................. ................................ 11 „Ich wollte etwas verändern“................................................................................................ ................................ ............................................ 12 Der Zukunftsplanungs-Tag ................................................................................................ ................................ ................................................ 16 Die Weihnachtszeit................................................................................................................................ ................................ ................................ 22 Weihnachten wird’s gemütlich und fröhlich. ................................................................ .................................................... 22 Weihnachten... ................................................................................................................................ ................................ .................................. 24 Gedanken zur Weihnachtszeit................................................................................................ Weihnachtszeit ........................................... 26 Schnupperstunden Kinder-Yoga ................................................................................................ ................................ ............................................ 26 ................................ ............................... 28 Buchempfehlungen ............................................................................................................................... Der Dachs hat heute schlechte Laune ............................................................................................... ............................... 28 Mr. Man and Little Miss ................................................................................................ ................................ .................................................... 29 Das kleine „Ich Bin Ich“................................................................................................ ................................ ...................................................... 30 12/2013 Seite |4 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, die Herbstblätter liegen verstreut, nass und klumpig auf den Straßen und Wegen, der Himmel ist in sattem Grau gehalten und die Kälte kriecht in die Klamotten – es ist wieder soweit, das Jahr neigt sich dem Ende und einzig die Vorfreude auf Weihnachten lässt die Gemüter aufleben. Dass der Traum vom gemütlichen Weihnachtsfest immer auch ein Stück Illusion ist, beschreiben in dieser Ausgabe Familien mit einem autistischen Kind, deren Feiertage rasant und bunt sind. Bunt sind auch die anderen Beiträge zur diesjährigen Weihnachtsausgabe. Wir blicken zurück auf die kreative und ereignisreiche Geschwisterfreizeit in der Franzigmark, auf die individuelle persönliche Zukunftsplanung einer jungen Frau und können uns ganz nebenbei mit Hilfe farbenfroher Zeichnungen auf die Festtage einstimmen. Ich wünsche Ihnen im Namen des gesamten Teams der Autismusambulanz Halle für die Weihnachts- und Neujahrszeit schöne, festliche und besinnliche Tage. Susann Bölzle KONTAKT Autismusambulanz Halle Willy-Brand-Str. 82 06110 Halle/ Saale Tel: 0345-6787344 Fax: 0345-6787345 www.autismusambulanz-halle.de 12/2013 Seite |5 Geschwisterfreizeit im Oktober 2013 Wir hatten so lange darauf hin gearbeitet…schon mit den ersten Einzelstunden in Sachen Geschwisterarbeit und dem Geschwistertag im Jahr 2012 gab es die Idee: es wär doch super, wenn wir den Geschwistern unserer KlientInnen mal ein paar schöne Tage mache. Ein Kennenlernen realisieren, einen Austausch über verschiedene Themen ermöglichen, Spaß miteinander haben, vielleicht Freundschaften knüpfen und vielleicht auch das eigene Wissen über Autismus mit anderen teilen. Man konnte sich schon regelrecht ausmalen, wie es sein könnte. Doch „Wer soll das bezahlen…?“. Als die taffen Damen des Lions Club Halle-Dorothea Erxleben uns die Möglichkeit boten, tatsächlich konkrete Überlegungen anzustellen, ging es dann auch sehr schnell. Überzeugt von unserer Projektidee leisteten sie finanziell große Hilfe und ermöglichten, dass es wahr werden konnte. Die Planungen begann: Suche nach Unterkunft, Elternbriefe, Programm zusammenstellen, einkaufen, packen, vorbereiten. Und dann war es soweit. Am 12/2013 Seite |6 12/2013 Seite |7 Vormittag des 23.10.2013 reisten zehn Kinder in der Franzigmark an. Dort hatten wir das ganze Haus und das gesamte Gelände für uns und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Das hieß in erste Linie Verstecken spielen ohne Ende, Katzen füttern, Pferde bewundern, austoben und ganz viel lachen. Auch im Haus war echt Leben: in zwei Teams bereiteten die Kinder einander das Essen zu, es wurde viel geredet, gespielt, gemalt und Geschichten erzählt und natürlich auch Verstecken gespielt. Schnell knüpften sich lockere und intensivere Freundschaften. Besonders viel Freude bereitete einigen das Videozimmer. Neben den „ersthaften“ Fragen konnte man dort jede Menge Quatsch machen. So verging die Zeit schneller als gedacht und das zum Glück ohne größere Zwischenfälle. Ruckzuck war der Nachmittag des 25.10.2013 da und die ersten Eltern kamen zum Familienfest. Das Familienfest sollte den Abschluss der Geschwisterfreizeit sein. Die Kinder waren aufgeregt, denn ein kleines PantomimenTheaterstück stand an: „Wenn die Ziege schwimmen lernt“. Hoch professionell, aber auch mit ganz viel Witz besetzte jeder seine Rolle und am Ende zeigte sich, was vielleicht auch das Motto einer Geschwisterbeziehung sein kann: es muss nicht jeder alles können, jeder hat sein Element, seinen Bereich in dem er gut ist und wo er seine Stärken zeigen kann. 12/2013 Seite |8 Wir danken Euch ganz herzlich für Eure Teilnahme, für jedes herzliche Lachen, für die vielen tollen Ideen, das geteilte Wissen und Eure Bereitschaft, bei so einem wichtigen Projekt, was auch anderen Kindern, die einen Bruder oder eine Schwester mit Autismus haben, helfen kann. Wir danken Euch und Euren Familien auch für die vielen, sehr netten Rückmeldungen, für jedes einzelne Lob, aber auch für Anregungen, was noch besser sein könnte. Wir bitten Euch bezüglich des Filmmaterials noch ein bisschen Geduld zu haben. Vielleicht schaffen wir es, Euch den fertigen Film „ins Osternest“ zu legen. Auf eins könnt Ihr Euch aber schon mal freuen: ein Buch mit den vielen genialen Dingen, die durch Euch in den drei Tagen entstanden sind! Bis bald, Eure Johanna und Eure Claudia Bericht über die Geschwisterfreizeit von Jeremias Als ich angekommen bin, haben mir meine Mitbewohner gezeigt, wo alles hingehört. Dann haben wir uns gegenseitig kennen gelernt. Danach haben wir gemeinsam mit Torben verstecken gespielt. Wir haben gute Verstecke 12/2013 Seite |9 gefunden. Später wurden wir alle zusammengetrommelt und haben ein Kennenlernspiel gespielt. Danach wurden wir in zwei Teams aufgeteilt. Ich war bei Johanna im Team 1 gemeinsam mit meinen Zimmernachbarn. Nach einer kurzen Freizeit hat unser Team das Abendessen gekocht. Es gab Nudeln mit Tomatensauce. Mit der Zubereitung der Mahlzeiten haben die beiden Teams sich immer abgewechselt. Am nächsten Tag durften wir nach dem Frühstück auch raus gehen. Zwischendurch sollte jeder von uns wenigstens einmal in den Videoraum gehen und vor der Kamera mindestens drei Fragen beantworten. Ich hatte mich anfangs nicht getraut und mich erst überwunden, als meine Zimmernachbarn ihre Videos gedreht hatten. Ebenfalls am zweiten Tag durfte sich jeder ein Thema aussuchen und darüber ein Bild malen. Ich habe das Thema Traurigkeit genommen. Später haben wir angefangen, das Theaterstück zu proben. Ich war eine Ziege, die gemeckert hatte, weil sie nicht über den Bach schwimmen konnte, denn in diesem waren Steine. Am Abend, als es in unserem Zimmer dunkel war und wir noch in die verschiedenen Räume durften, kam Till heimlich zu uns rüber. Wir haben uns versteckt. Torben wurde von Till erschreckt, der ein Feuerzeug anzündete und gleichzeitig „huaaa“ rief. 12/2013 S e i t e | 10 Auch am dritten Tag hatten wir für das Theaterstück geprobt, welches wir am Nachmittag unseren Eltern und Geschwistern vorführten. Wir aßen dann auch zusammen Kuchen und Kekse und danach ging es schon wieder nach Hause. Ich würde mich freuen, wenn es noch einmal solch eine Geschwisterfreizeit gäbe. 12/2013 S e i t e | 11 Die Persönliche Zukunftsplanung als Modell für eine stärkenorientierte Arbeit Der folgende Artikel stützt sich auf eine Veröffentlichung von Henriette Paetz, Maria S. und Claudia Stolz in der Zeitschrift "Behinderte Menschen - Zeitschrift für gemeinsames Leben, Lernen und Arbeiten" (Ausgabe 4/5/2013). Die Persönliche Zukunftsplanung (PZP) ist ein Instrument, um mit Hilfe von anderen Veränderungsprozesse auf den Weg zu bringen. Es basiert auf einer Stärkenperspektive und stellt die Fähigkeiten und Ressourcen eines Menschen in den Vordergrund, um ihn selbst zu bestärken und zu bekräftigen, zu einer Lebensqualität und einem selbstbestimmten Leben zu gelangen. Das Konzept entstand in den 1980er Jahren in den USA und Kanada. Im Sinne des Empowerment-Konzeptes ist es eine von verschiedenen Möglichkeiten, Menschen auf den Weg zu einer selbstbestimmten und größtmöglichen Unabhängigkeit zu begleiten. Eine PZP ist für alle Menschen unabhängig von ihrem Alter geeignet, die Veränderungsprozesse in ihrem Leben anstreben. Besonders geeignet ist es für Personen, für die es so scheint, als ob sie aufgrund eines hohen Assistenzbedarfes wenige Wahlmöglichkeiten haben. Eine PZP orientiert sich immer an der „Planenden Person“ mit ihren Wünschen und Fragen und steuert somit die gesamte Planung. Es können konkrete Themen, wie Bildung, Schule, Arbeit, Freizeit, Wohnen oder Selbstvertretung gewählt werden, aber auch allgemeine Themen, wenn die planende Person zum Beispiel für sich herausfinden möchte, welche Veränderungen und Ideen für sie offen stehen. Ein Kernelement bilden die Unterstützerkreise. Sie koordinieren die notwendige Unterstützung. Ein Unterstützerkreis besteht aus den Personen, die die Planende Person für sich als wichtig empfindet. Der Unterstützerkreis kann beispielsweise aus der Hauptperson, der Familie, Freunden, Bekannten und professionell Tätigen bestehen und findet meist im privaten Raum statt. 12/2013 S e i t e | 12 Eine Persönliche Zukunftsplanung darf keinesfalls mit einer in pädagogischen Kreisen üblichen Fallbesprechung verwechselt werden. Der Ablauf der PZP kann individuell und flexibel gestaltet werden und unterliegt keiner festen Form. Keinesfalls darf die PZP als eine Verpflichtung verstanden werden. Wichtig ist eine Moderation durch eine außenstehende Person. Diese organisiert die Planung im Vorfeld und erstellt mit der Planenden Person (auch durch die Vertreter) ein persönliches Profil. Eine PZP kann unterschiedlich häufig stattfinden und beispielsweise bei komplexen Veränderungsprozessen in zeitlichen Abständen wiederholt werden. Abschließend soll festgehalten werden, dass die PZP gerade für Menschen aus dem Autismus-Spektrum wertvoll erscheint. Neben der ressourcenorientierten, selbstwertstärkenden Herangehensweise ist ein weiterer positiver Aspekt die grundlegende Strukturiertheit der Methode. Da die PZP oft in Momenten zum Tragen kommt, die Veränderung bedeuten und Angst auslösend sein können, vermittelt das Sicherheit. Außerdem ist die Arbeitsweise sehr flexible und genau an die speziellen Bedürfnisse der Planenden Person anzupassen. So ist die PZP beispielsweise auch eine Methode für nicht sprechende Menschen, da nonverbale Kommunikationsmöglichkeiten (z.B. PECS, andere Formen der Visualisierung, elektronische Kommunikationshilfen, Gestützte Kommunikation) eingesetzt werden können. Im Folgenden wird die Persönliche Zukunftsplanung für und mit Frau S. exemplarisch vorgestellt: „Ich wollte etwas verändern“ Beruflicher Lebensweg von Frau S. Frau S. ist heute 33 Jahre alt und seit sechs Jahren in einer Werkstatt für seelisch behinderte Menschen tätig. Ihr beruflicher Lebensweg begann, nach dem Abschluss eines Fachabiturs, mit einer Ausbildung als staatlich geprüfte Wirtschaftsassistentin für Fremdsprachen und Korrespondenz. Im Anschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin, die sie theoretisch abschließen konnte. Sie bemerkte bereits zu dieser Zeit, dass sie trotz ihrer 12/2013 S e i t e | 13 kognitiven Fähigkeiten den Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes nicht entsprechen konnte. Im Jahr 2005, Frau S. war 26 Jahre alt, wurde innerhalb eines teilstationären Klinikaufenthaltes die Diagnose Asperger-Autismus gestellt. In der Folge ergab eine Rehabilitationsmaßnahme für psychisch Kranke, dass Frau S. für den ersten Arbeitsmarkt „ungeeignet“ sei. Frau S. erhielt daraufhin einen Platz in einer Werkstatt für seelisch behinderte Menschen (Eingliederungshilfe §§ 136ff SGB IX). Seitdem arbeitet Frau S. im Arbeitsbereich „Kreativbereich“ und gestaltet Filztiere, Schmuck und Bilder. Je nach Auftragslage werden die Mitarbeiter/innen auch in leichte Montagearbeiten (Kartons falten, Pralinen einlegen, Bausteine sortieren) einbezogen. Seit Frau S. von ihrer Diagnose Asperger-Autismus Kenntnis erhielt, setzt sie sich mit dem Thema Autismus auseinander. Sie nahm Kontakt mit der Autismusambulanz Halle (Saale) auf und erhält dort seit 2011 eine Systemische Einzelberatung. Beratungsinhalte und Anlass für die Persönliche Zukunftsplanung Innerhalb der Beratungen benannte Frau S. stets den Wunsch, sich beruflich weiter entwickeln zu wollen, aus dem „Eingliederungshilfeprozess“ Werkstatt für seelisch behinderte Menschen herauszutreten und selbstständig an einer Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt teilzunehmen. Besonders die Unterforderung und die Nichtberücksichtigung ihrer Potenziale und besonderen Fähigkeiten, aber auch die finanzielle Unselbständigkeit sorgten bei Frau S. für Unzufriedenheit und einem Veränderungswunsch. Vorbereitungen für eine Persönliche Zukunftsplanung Eine Persönliche Zukunftsplanung sollte möglichst von einer unabhängigen und an der Planung unbeteiligten Person moderiert werden. Vor allem aber sollte diese für Frau S. eine vertrauenswürdige Person sein, da es um sehr sensible Lebensthemen ging. Die Suche nach einer geeigneten Moderatorin stellte eine Hürde dar und konnte letztendlich durch die Anfrage bei Herrn Prof. Theunissen vom Institut für Rehabilitationspädagogik der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg gelöst werden. Frau S. und die Moderatorin kannten sich über frühere Interviews bereits. Die ersten Kontakte fanden zwischen Frau S., der Moderatorin und der Beraterin der Autismusambulanz statt. Gemeinsam 12/2013 S e i t e | 14 wurden die anstehenden Aufgaben und Abläufe besprochen und aufgeteilt (Ort, Zeit, welche Unterstützer). Parallel erstellte Frau S. mit der Moderatorin ihr Persönlichkeitsprofil. Bei mehrmaligen Treffen wurde mit Hilfe eines Fragebogens erarbeitet, wie sich die berufliche Situation von Frau S. momentan gestaltet und verändert werden soll. Der Fragenkatalog wurde situationsbezogen erweitert. Ergänzend dazu reflektierte Frau S. in einem Brief ihre Wünsche und Erwartungen. 12/2013 S e i t e | 15 Als Raum eignete sich der Konferenzraum der Autismusambulanz, da dieser Ort für Frau S. genügend Neutralität und eine Möglichkeit für eine Pausenversorgung bot. Für eine sorgfältige Planung und Vorbereitung wurden vier Monate eingeräumt, somit konnten sich auch die Teilnehmer langfristig auf den Termin einstellen. Teilnehmende Unterstützer waren Personen, die als professionelle Unterstützer im Helfersystem von Frau S. eine wichtige Rolle spielen (Gruppenleiterin und der Begleitende Dienst der Werkstatt, Sozialpädagogin des Ambulant Betreuten Wohnens). Außerdem nahmen noch der Freund und eine Bekannte von Frau S teil. Dabei war eine wichtige und entscheidende Frage der Tag der Durchführung. Sollte es ein Wochentag oder ein Tag am Wochenende sein? Klar war, dass die erste PZP für Frau S. mehrere Stunden dauern und eher eine Art „Zukunftstag“ in angenehmer Atmosphäre sein sollte. Die Einladung formulierte Frau S. folgendermaßen: Einladung zu meiner persönlichen Zukunftsplanung ich möchte dich/Sie sehr gern zu meiner persönlichen Zukunftsplanung am 05.10.2012 von 10.00 – 16.00 einladen. Da wir recht viele Personen sind, hat sich die Autismusambulanz Halle bereit erklärt, mir ihre Räume zur Verfügung zu stellen. Somit findet meine Zukunftsplanung in der Autismusambulanz Halle, Philipp – Müller – Str. 82, 06110 Halle statt. Ich möchte in der persönlichen Zukunftsplanung mit dir/Ihnen gemeinsam darüber nachdenken, wie ich mein Leben weiter gestalten kann. Es soll darum gehen, auf möglichst gute Ideen zu kommen, wie ich meinem Ziel näher kommen kann. Es ist wichtig für mich, von verschiedenen Menschen, denen ich vertraue, dabei unterstützt zu werden. Die persönliche Zukunftsplanung wird durch Frau Henriette Paetz (wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich der Pädagogik und Sozialen Arbeit bei Menschen mit geistiger Behinderung und kognitiven Beeinträchtigungen an der Martin – Luther – Universität Halle - Wittenberg) moderiert. 12/2013 S e i t e | 16 Ich würde mich sehr freuen, wenn du/Sie eine Kleinigkeit für das kalte Büffet mitbringen würdest. Ich danke für Ihr/dein Interesse und freue mich auf Sie/dich. Der Zukunftsplanungs-Tag Der Ablauf einer PZP erfolgt nach den individuellen Bedürfnissen der Planenden Person und unterliegt keinen festen Regeln. Im Folgenden wird der Persönliche Zukunftstag von Frau S. exemplarisch vorgestellt. Begrüßung und Vorstellung der Moderatorin, Erläuterungen zum Konzept der PZP Es ist wichtig, dass alle Unterstützer/innen zu Beginn die Möglichkeit erhalten, das Prinzip und den Ansatz der PZP kennen zu lernen. Gleichzeitig wird zu Beginn der Fokus des Treffens bekannt gegeben, in diesem Fall ging es um die berufliche Veränderung für Frau S. Vorstellung der beteiligten Personen 12/2013 S e i t e | 17 Die beteiligten Personen (Unterstützer/innen) wurden eingeladen, sich zu überlegen, was es Bedeutendes aus ihrer Beziehung zu Frau S. zu berichten gibt und wer Frau S. für sie ist. Fähigkeiten und Stärken Die Moderatorin richtete folgende Fragen an die Unterstützer/innen: Welche Eigenschaften schätzen Sie an Frau S. besonders?, Was sind ihre Talente / Gaben / Vorlieben?, Bitte notieren Sie stichpunktartig drei Antworten! Die Unterstützer/innen formulierten ihre Antworten auf Karteikarten und trugen sie im Anschluss der Gruppe vor. Die Karteikarten wurden sichtbar im Raum angebracht. Anschließend stellte die Moderatorin die Antworten von Frau S. vor, die im Vorfeld innerhalb des Persönlichkeitsprofils erstellt wurden. Probleme und Unterstützungsbedarf Frage an die Unterstützergruppe: Welche Befürchtungen haben Sie, wenn Sie an den Wunsch von Frau S. nach einer beruflichen Veränderung bzw. einer Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt denken?, Bitte notieren Sie stichpunktartig eine Antwort! Gerade Menschen mit Unterstützungsbedarf erleben häufig, dass ihnen wenig zugetraut wird bzw. Probleme und Unmöglichkeiten im Vordergrund der Betrachter und Helfer stehen. Um dieser Tendenz entgegen zu treten, wurde vereinbart, dass jede/r Unterstützer/in höchstens einen Bereich benennt, der möglicherweise einer Unterstützung bedarf. Anschließend stellte die Moderatorin die vorab gegebene Einschätzung von Frau S. über ihren Unterstützungsbedarf vor. 12/2013 S e i t e | 18 Wünsche, Ideen und Interessen Fragen an die Unterstützer/innen: Was wünschen Sie sich für Frau S.?, Welche Träume haben Sie für Frau S.?, Bitte notieren Sie stichpunktartig drei Antworten, geordnet nach ihrer Wichtigkeit! Auf der Grundlage der vorab wahrgenommenen Fähigkeiten und Potenziale von Frau S. sprachen die Unterstützer/innen Wünsche und Ideen für Frau S. aus. Danach wurden die Wünsche von Frau S. bezüglich ihrer beruflichen Perspektive genannt. Diese teilte sie in folgende Themenbereiche auf: Wünsche zu den Arbeitsfeldern, zur Arbeitsorganisation, zum Arbeitsklima und zu den Finanzen. Pause und Zusammenfassen der Ergebnisse In dieser Phase wurden die einzelnen Beschreibungen von Frau S. mit den Wahrnehmungen der Gruppe abgeglichen. Dabei entstand ein neues und fokussiertes Bild über ihre Fähigkeiten, Stärken, Motivationen, Beziehungen, Vorstellungen, Grenzen und Wünsche. Die Ergebnisse (zu jeder Kategorie wurden drei Aspekte ausgewählt) wurden der Gruppe vorgestellt Handlungsplanung / Handlungsschritte Welche Berufsfelder bzw. beruflichen Perspektiven ergeben sich für Frau S. aus den Angaben zu Stärken, Problemen und Wünschen aller Beteiligten?, Welche Fragen und Notwendigkeiten ergeben sich aus der Ziel(beschäftigung)?, Was braucht Frau S. für die Realisierung dieses Zieles?, Fragen, die durch Experten vor Ort zu klären sind, direkt klären! Auf der Grundlage der Ergebnisse ging es jetzt vor allem darum, gemeinsam zu überlegen und abzuwägen, welche Berufsfelder für Frau S. in Frage kommen. Als besondere Bereicherung erwiesen sich die Unterstützer/innen aus 12/2013 unterschiedlichen Berufen oder Institutionen. verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden. S e i t e | 19 Damit konnten viele Aktionsplan und Verantwortlichkeiten Wer unterstützt Frau S. bei welchen Zielen? An dieser Stelle werden die entwickelten Ziele und Absichten geplant. Für welche Unternehmungen benötigt Frau S. Unterstützung, welche möchte und kann sie allein ausführen? Welche Schritte sollen bis wann realisiert werden? Diese Planung wurde kleinschrittig und übersichtlich gestaltet werden. Für jeden muss klar sein, was, wann und wie zu unternehmen ist. Das nächste Treffen muss abgesprochen werden (Ort, Zeit, Personen). Zusammenfassung der Ergebnisse Ein zusammenfassender Überblick ermöglicht allen Beteiligten, die Persönliche Zukunftsplanung des Tages nochmals zu reflektieren. In einer Runde kann jede/r Unterstützer/in noch einmal nachspüren, wie der heutige Tag auf sie/ihn gewirkt hat. Das letzte Wort sollte möglichst immer die Planende Person haben. „Mit der persönlichen Zukunftsplanung ist der Startschuss für einen neuen Lebensabschnitt gefallen“ –Ein reflektierendes Interview zur Persönlichen Zukunftsplanung von Frau S. Claudia Stolz: Wie und wann hast du von der Möglichkeit einer Persönlichen Zukunftsplanung erfahren und welche Vorstellungen hattest du von ihr? Frau S.: Im September 2010 wurde mir innerhalb eines Gespräches in der Autismusambulanz die PZP vorgestellt. Ich habe mir vorgestellt, dass sich dadurch etwas verändern kann und meine berufliche Perspektiven zum Thema werden könnten. Ich hatte im Vorfeld schon ein gutes Gefühl dabei. 12/2013 S e i t e | 20 Du hättest auch ohne die PZP deine beruflichen Perspektiven verändern können. Was hinderte dich daran? Ich wusste nicht, wie ich es angehen sollte. Der Wunsch war da, der Weg dahin war mir unklar. Wie hast du die Vorbereitungsphase empfunden? War sie ausreichend? Ja, im Großen und Ganzen ja. Für die Briefe, also die Einladungen, hätte ich gern mehr Zeit gehabt. Da sich ja kurzfristig herausgestellt hat, dass der eigentliche Tag noch umgeändert werden musste. Du hast zwölf Unterstützer eingeladen, sechs sind letztlich gekommen. War das für dich in Ordnung oder fehlten dir wichtige Menschen? Es war in Ordnung, aber eine Freundin, die hätte ich gern dabei gehabt. Ein zweites und weiteres Treffen fand dann vier Monate später in deiner Werkstatt statt. Gab es hinsichtlich des Ortes für dich einen Unterschied? Ja, in den Räumen der Autismusambulanz fühlte ich mich selbstbestimmter, das war neutral. Wenn man angestellt ist, wie ich in der Werkstatt, verhält man sich schon anders. Wie ging es dir, als die Unterstützer über dich und deine Stärken und Fähigkeiten sowie über die Wünsche, die sie für dich haben, sprachen? Das war positiv für mich. Ich fühlte mich wertgeschätzt und geachtet. Bei den Wünschen habe ich gemerkt, meine Unterstützer hatten schon Zutrauen in meine Fähigkeiten. Eine Unterstützerin hat als Wunsch für mich formuliert, ich könne ein Sprachrohr für Autisten sein. Eine andere wünschte mir eine Ausbildung zur Märchen- und Geschichtenerzählerin. Alle anderen sagten, sie wünschen mir, dass ich im sozialen Bereich tätig sein könnte. 12/2013 S e i t e | 21 Und bei der Nennung deiner möglichen Schwierigkeiten? Neutral. Ich weiß ja, dass ich Schwierigkeiten zu bewältigen habe. Was war für dich besonders wichtig an diesem Tag? Dass ich halt nicht in der Werkstatt bleiben muss und dass es Perspektiven gibt. Ich fand es gut, dass meine Stärken betont wurden, auch meine Schwierigkeiten, aber die standen nicht im Mittelpunkt. Ich bin seitdem richtig aktiv geworden. Wie ging es nach der PZP weiter? Ich habe wichtige Schritte unternommen, ich stellte einen Antrag beim Fachausschuss auf ein Praktikum auf dem ersten Arbeitsmarkt. Daraufhin absolvierte ich ein vierwöchiges Praktikum in einem Integrativen Kindergarten. Die Mitarbeiterin vom Integrationsfachdienst begleitet mich dabei. Gab es noch mal ein Treffen und soll es weitere Treffen geben? Ja, im Januar fand ein kleiner Unterstützerkreis in meiner Werkstatt statt, um die nächsten Schritte zu überlegen. Es wird demnächst ein weiteres Treffen geben, das ist schon geplant. Fühlst du dich noch auf deinem Weg oder sind auch Vorhaben „eingeschlafen“? Ich fühle mich weiterhin ausreichend unterstützt. Ich werde demnächst ein weiteres Praktikum in einer Ergotherapie-Praxis machen. Ich gehe meinen Weg. Kannst du die PZP auch anderen empfehlen, wenn ja, aus welchen Gründen vor allem? Ja, auf alle Fälle. Weil sich so etwas zum Positiven verändern kann. Die PZP bringt auch eine gewisse Sicherheit. Das Wissen, dass man unterstützt wird, gibt das Gefühl, nicht allein zu sein und man bekommt Kraft, nicht aufzugeben. 12/2013 S e i t e | 22 Am Beispiel von Frau S. konnte ausführlich gezeigt werden, welches Potential der Methode der Persönlichen Zukunftsplanung für die individuelle Entwicklung eines Menschen innewohnt. Dabei ist insbesondere die Stärkung des Selbstwertes hervorzuheben. Zum einen fokussiert die Methode an sich eine absolute Stärkenperspektive, zum anderen bekräftigen die zu Grunde liegenden Instrumente, insbesondere der selbstgewählte Unterstützerkreis, diese Grundhaltung. Frau S. fasst es abschließend folgendermaßen zusammen: „Die Persönliche Zukunftsplanung hat mir sehr viel gebracht. Ich wurde von allen Seiten bestärkt und bekam viele positive Rückmeldungen. Die Persönliche Zukunftsplanung ist für mich ein Zeichen, dass sich im Leben etwas zum Positiven verändern kann, z. B. die Arbeitssituation. So besteht die Hoffnung, dass ich einen Arbeitsplatz im sozialen Bereich finden könnte, der meinen Bedürfnissen entspricht. Mit der persönlichen Zukunftsplanung ist der Startschuss für einen neuen Lebensabschnitt gefallen, der eventuell stattfindet. Allen meinen Unterstützern sage ich noch einmal ein herzliches Dankeschön. Durch sie wurde ich ermutigt, für meinen Wunsch „Sozialer Bereich“ zu arbeiten.“ Claudia Stolz Die Weihnachtszeit Die Weihnachtsfeiertage stehen an. Viele Menschen blicken dieser Zeit mit Vorfreude entgegen. Jedoch geht es nicht jedem so. Für manche ist die Weihnachtszeit, die voller Überraschungen, Trubel, Familienfesten u.s.w. ist, eine größere Herausforderung. Trotzdem möchten wir Sie mit den folgenden Bildern und Berichten von Klienten und deren Familien auf die kommenden außergewöhnlichen Tage einstimmen. Weihnachten wird’s gemütlich und fröhlich. Im Advent ist es schön mit der Aufregung im Magen, wegen der Vorfreude auf die Geschenke. 12/2013 S e i t e | 23 Zum Glück darf ich mir die Geschenke auch selber aussuchen. Sonst müsste ich so tun, als ob ich mich freue oder ich würde es tauschen. Aber man muss ja ehrlich sein, sonst kriegt man nächstes Jahr wieder sowas. In der Adventszeit liebe ich Plätzchen backen. Mamas Teig schmeckt so gut, den kann man nur wegnaschen. Zum Glück gibt es Geschenkpapier. Das ist viel spannender, weil man erstmal abtasten kann und raten und so. Früher mochte ich die Vorfreude gar nicht, die ewige Warterei und man musste ständig zappeln. Das war nervig. Jetzt ist das irgendwie anders, keine Ahnung warum. 12/2013 S e i t e | 24 Dieses Jahr werde ich mich mehr auf die Deko zu Hause freuen, weil ich sie ja nur am Wochenende sehe. Aber hier gibt es ja auch Weihnachtskonzerte. Vielleicht können wir ja auch mal auf den Weihnachtsmarkt gehen, gebrannte Mandeln essen. Annalena (10 Jahre) Weihnachten... Oh ja, Weihnachten ist bei uns Stress pur. Als erstes versteht Jonas schon mal nicht, wieso machen wir am 25.12. keine Türchen auf!!! Der Weihnachtstag... schon am frühen Morgen ist Jonas total aufgeregt, ständig kommen die Fragen „Wann kommt der Weihnachtsmann?“, „Kommt er auch zu mir????“ Ich Antworte fast immer brav „Ja Jonas, der Weihnachtsmann kommt nach dem Kaffeetrinken und ja, er kommt auch zu dir.“ Ist das Mittagessen vorbei, werden ich zum gefühlten tausendsten Mal gefragt „Wann kommt denn endlich der Weihnachtsmann?“ „Wenn Oma und Peter da sind und wir Kaffee getrunken haben.“ 12/2013 S e i t e | 25 Es ist endlich soweit. Oma und Peter sind da. Alle sitzen. Wir Erwachsenen sitzen in Ruhe, schwatzen und wollen unseren Kaffee trinken. Da geht Jonas schon reihum und guckt, ob unsere Tassen leer sind, weil wir sagten, wir wollen unseren Kaffee noch austrinken. In welcher Zeit haben wir nicht gesagt und weil Jonas so aufgeregt ist, trinken wir natürlich aus. Die Kinder müssen nun alle in Sarina´s Zimmer und ich bereite alles vor. Dann kommt der lang ersehnte Ruf „DER WEIHNACHTSMANN WAR DA!“ Die Kinder stürmen los, alles wird aufgerissen, dann die Frage von Jonas „Was gibt es noch für Geschenke???“ Zum Glück bringt die Oma auch für jeden einen Geschenkberg mit. Am Ende sitzen alle im Papierberg und jeder spielt mit seinen neuen Sachen. Dem einen gefällt sein Geschenk, dem anderen naja... Am nächsten Tag sind wir dann meistens bei meiner Mutti zum Kaffee eingeladen. Da geht das Ganze von vorne los. Jonas denkt es gibt wieder nach dem Kaffee Geschenke...aber diesmal nicht. Er verkraftet es aber sehr gut...Ich zitiere Jonas „ENDE“ 12/2013 S e i t e | 26 Gedanken zur Weihnachtszeit M. und C. (13 Jahre): Man kann sich etwas wünschen und das ist schön. Hohoho… der Weihnachtsmann kommt! Damit ich Geschenke bekomme, muss ich etwas vorsingen. Alle Weihnachtsmärkte haben offen. Der in Halle ist am schönsten. Ich freue mich auf die Weihnachtsfeiern Autismusambulanz und im Verein. in der Schule, in der Weihnachten liegt hoffentlich Schnee zum Skifahren. Man kann auch Schneeballschlachten machen. Am meisten freue ich mich auf die Weihnachtspute. Am Heiligen Abend gibt es immer Würstchen mit Kartoffelsalat. Ich mag es sehr, wenn Kerzen am Abend brennen. Die Leuchter und das ist gemütlich. Eine Woche danach ist Silvester. Da bleibe ich auf jeden Fall im Haus. Schnupperstunden Kinder-Yoga In den Herbstferien gab es die Möglichkeit, an zwei Schnupperstunden für Kinderyoga in unserem Haus teilzunehmen. Die Stunden wurden von Frau Richter, einer Kinderyoga-Lehrerin angeleitet und unsere KlientenInnen konnten gemeinsam mit ihren Eltern daran teilnehmen. Sechs Familien nutzten diese Option und man kann sagen: erfolgreich! Frau Richter animierte die Kinder zu (ent-) spannenden Übungen und man konnte sehen, wie viel Freude es den meisten TeilnehmerInnen machte. Einige fanden gerade die lustigen Tierübungen besonders spannend. Die größeren Kinder, die teilgenommen haben, machten im Nachhinein deutlich, dass Ihnen 12/2013 S e i t e | 27 ruhigere Phasen angenehmer waren und sie weniger kindliche Übungen bevorzugen würden. Insgesamt kann man jedoch feststellen, welch erstaunliche Wirkung bezüglich Koordination, Körperwahrnehmung und Kräftigung die Übungen erzielten (Muskelkater!!). Auch das intensive Erleben der gemeinsamen Zeit und der Zuwendung, das miteinander Lachen sowie die gemeinsame Entspannung 12/2013 S e i t e | 28 sorgten für eine harmonische Stimmung. Genau das war unser Anliegen und wir freuen uns sehr, dass es geklappt hat! Nun bleibt jedoch die Frage „Und was machen wir jetzt daraus?“. Frau Richter bietet nun einen regelmäßigen, vierzehntägigen Kurs in der Autismusambulanz an. Es können maximal vier bis sechs Kinder gemeinsam mit ihren Eltern das Gleichgewicht zwischen gemeinsamer An- und Entspannung lernen und erleben. Wenden Sie sich bei Interesse gerne an Frau Zeckel ([email protected]). Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen! Claudia Zeckel Buchempfehlungen Der Dachs hat heute schlechte Laune Der Dachs wacht auf und hat schlechte Laune. So schlechte Laune, dass er beinahe gefährlich ist. So schlecht, dass man an so einem Tag eigentlich gar nicht nach draußen gehen sollte, weil man nämlich alle ansteckt mit so einer schlechten Laune. Der Dachs aber entscheidet sich dennoch, seine Laune nach außen zu tragen und alle Tiere spüren zu lassen, dass er heute nicht gut gelaunt ist. Denn „was habe ich davon, schlecht gelaunt zu sein, wenn niemand es merkt?“, denkt er sich. Und es kommt, wie es kommen muss, der Dachs steckt alle mit seiner schlechten Laune an, den Hirsch, den Fuchs, den Waschbären und viele weitere Waldbewohner. Nach und nach und ganz allmählich, bei der Gartenarbeit, beginnt sich die Laune vom Dachs zu heben bis er zum Feierabend vergnügt den Heimweg antritt. Und was passiert? Er trifft nach und nach auf all die Tiere, die er am Morgen mit seinem Unmut angesteckt hat. So „knurrten und brummten, fauchten und pfiffen“ den Dachs alle an, „dass ihm ganz schwindelig wurde.“ Zu Hause dachte der Dachs über sein Verhalten nach. Es tat ihm alles ganz furchtbar leid und er beschloss als Wiedergutmachung soll es eine „Schlechte Laune Party“ geben. Und gesucht wird das Tier, das die 12/2013 S e i t e | 29 schlechteste Laune hat und „am unfreundlichsten Guten Morgen sagen kann“. Und wisset ihr, wer die beste Laune hatte: Richtig, der Dachs. Moritz Petz/Amélie Jackowski. Der Dachs hat heute schlechte Laune! 1 Auflage. Zürich: NordSüd Verlag AG 2004 Mr. Man and Little Miss Miss Quasselstrippe, Miss Schüchtern, Mr. Sorge, Mr. Schlotter, Miss Unentschieden, Mr. Glücklich und Mr. Trübsinn und noch viele andere mehr, haben alle eines gemeinsam: Sie sind voll und ganz quasselig, schüchtern, in Sorge, in Angst, unentschieden, glücklich und trübsinnig… Aber sie alle sind in ihrer Eigenart etwas ganz Besonderes. Und bei so vielen unterschiedlichen Gefühlen und Geschicken ergänzen sie sich auf ganz wunderbare Art und Weise. So lernt Mr. Trübsinn wie man glücklich wird, Miss Schüchtern wie man auf eine Feier geht, auch wenn man furchtbar schüchtern ist und Miss Quasselstrippe, dass es auch für Viel-Redner den passenden Beruf gibt, nämlich 12/2013 S e i t e | 30 „telefonische Zeitansagerin“. Das sieht dann ungefähr so aus: „Beim nächsten Ton ist es 18 Uhr 25 Minuten und 15 Sekunden! Piep! Beim nächsten Ton ist es 18 Uhr 25 Minuten und 20 Sekunden! Piep!“ Mr. Man und Little Miss. Roger Hargreaves. Thoip a Chorion Company 1984. Aus dem Englischen übersetzt von Lisa Buchner und Nele Maar. Susanna Rieder Verlag. Das kleine „Ich Bin Ich“ Das kleine „Ich bin Ich“ ist eigentlich ein recht fröhliches und zufriedenes kleines Wesen. Es hat vier Beine, lange wehende Ohren und insgesamt ist von oben bis unten ganz bunt. Es spaziert gerne über die grünen Wiesen und freut sich, dass es sich freuen kann. Bis es eines schönen Tages während seiner Reise auf einen Laubfrosch trifft. Der fragt sogleich „Wer bist denn du?“ Das Tier ist ganz verdutzt und sagt „Das weiß ich nicht.“ Worauf der Frosch ganz ungehalten spricht, „Wer vergisst, wer er ist, der ist dumm! Bumm.“ Verschüchtert macht sich nun das bunte Wesen auf die Reise, will nun wissen wer es ist und fragt zuerst das Pferdekind, ob er nicht vielleicht einer von ihnen ist? Deine Beine sind zu kurz, deine Ohren sind zu lang, „Pony-Fransen, DackelOhr, sowas kommt bei mir nicht vor.“ Dies hört das kleine Wesen nun von überall her, vom Nilpferd, vom Hund, vom Fisch und von der Kuh, überall ertönt es nur „Nanu, wer bist denn du? Das Tier wird immer trauriger und fragt sich „Stimmt es, dass ich gar nichts bin? Alle sagen, ich bin Keiner, nur ein kleiner Igendeiner…“ Und nun fängt es beinahe an zu weinen. Aber dann: Es stoppt und sagt ganz laut zu sich: „Sicherlich gibt es mich: ICH BIN ICH!“ Und es verkündet die frohe Botschaft unter allen Tieren und plötzlich fragt niemand mehr, wer bist denn du! Und sogar der Laubfrosch quakt ihm zu „Du bist du! Und wer das nicht weiß, ist dumm! Bumm!“ Mira Lobe. Das kleine Ich Bin Ich. Gemalt von Susi Weigel. Wien-München. Jungbrunnen Verlag 1972. Jenny Stapel 12/2013 S e i t e | 31 12/2013 S e i t e | 32