Zweieinhalb Haller in Wijk aan Zee

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Zweieinhalb Haller in Wijk aan Zee
Zweieinhalb Haller in Wijk aan Zee
Von Harald Keilhack
Bildquelle:
http://www.tatasteelchess.com/tournament/gallery/year/2014/gallery/day10(wer genau hinschaut, erkennt am linken Bildrand noch einen halben Seemansbart!)
Prompt nach dem Ligaspiel in Hofheim brach man auf: Wie im Vorjahr die beiden Bosse
Mike & Harry; diesmal verstärkt um den „Embedded Journalist“ Harald Keilhack.
Der hatte freilich die Hauptaufgabe, die Verkehrsschilder genau zu kontrollieren. Im
Vorjahr hatte man nämlich auf Hollands Straßen ein knapp vierstelliges „Preis“geld
eingefahren.
Zuvor ging es freilich noch zur Übernachtung zu Mikes Navy-Kumpel aus dem 1.
oder 2. Weltkrieg, oder so.
Montag früh dann ab nach Holland. Mensch, was ist nur aus den liberalen Holländern
geworden?! Die „Coffee Shops“ (bzw. deren Ware) nicht mehr für Ausländer
verfügbar. Schlimmer noch, alle 15 Meter auf der Autobahn eine KAMERA.
Honeckers späte Rache?! Man wird gefilmt beim Nase-bohren, beim HandyTelefonieren (als Fahrer), beim … Zu-Schnell-Fahren natürlich, bestimmt auch beim
zu dichten Auffahren.
So fahren sie denn in der Schlange brav hintereinander her, die gut dressierten
Holländer (und Deutschen), wie weiland der Bundesbürger auf der Transitautobahn
durch die „DDR“.
Aber man kommt nicht gegen die Natur des Menschen an - siehe die notorischen
Saufgelage von Skandinaviern auf Malle & Co. Auf dem Rückweg, kaum auf
deutschem Boden, erprobte ein Holländer die frisch gewonnene „Freiheit“ prompt mit
einem rasanten Rechts-Überholmanöver …
Die anderen menschlichen Bedürfnisse, vor allem die untenrum. Nee, keine Nutten.
Harry musste dringend mal … Hunderte Kilometer auf der holländischen Autobahn –
keine Möglichkeit zum Austreten. Und prompt angekommen in Iljmulden (oder wie
das Kaff heißt), rasch einen Parkplatz gefunden – schon steht da ein Schild „wildes
Pinkeln kostet 100 Euro“. Plus weitere Gebührensätze, z.B. 70 Euro für Schreien, usf.
Mit dem Hinweis, daß das Wetter genauso diesig ist wie in Deutschland, beenden wir
den Ländervergleich. Meine nächste Reise geht jedenfalls wieder Richtung
Sonne/Süden. Ansonsten; Industrie, viel Industrie … und ganz eingeklemmt
dazwischen, zwischen Stahlfabriken, Industriehäfen usw., das Urlaubsresort Wijk aan
Zee. Es heißt ja nicht umsonst Hoogoventurnier oder neuerdings Tata Steel Chess.
Hm, die Pension. Man kriegt Platzangst; wohin bloß mit dem Koffer und all den Sachen?!?
Und morgens hatte ich dann kein Wasser, dafür ist der (am nächsten Morgen
vergeblich aufgedrehte) Wasserhahn dann bei meiner Rückkehr „brav“ gelaufen.
Room Service?! Immerhin, das Frühstück war in Anbetracht der Umstände sehr ok.
Montag Nachmittag. Rasch Richtung Turniersaal, es war freilich Ruhetag bei den
Großmeistern, nur das „Volk“ spielte; aber immerhin, einschließlich des Top
Tienkamp mit der Hallerin Sopiko G.
(für viele wohl der eigentliche Grund der Reise?!)
Bildquelle: http://www.tatasteelchess.com/tournament/gallery/year/2014/gallery/day6-
Freilich sollten sich die Hoffnungen auf ein Abendessen mit charmanter weiblicher
Begleitung nicht erfüllen. Am Montag gab es einen klassischen Flake (ihr Freund Giri
und dessen Sekundant hätten noch zu tun?! – Frauenlogik!), am Dienstag schon gar
keine Antwort mehr. Stören Frauen eigentlich heutzutage gar nicht mehr bei so
wichtigen Dingen wie z.B. einer Vorbereitung auf eine Partie gegen Aronjan??
Ach ja, hauptsächlich wollte man ja Spielerpässe einsammeln, für das Herren- wie für
das Damenteam. Deswegen ging es nach der Männerrunde beim Abendessen in die
Kneipe neben dem „Hotel“. Dort lauerte schon eine etwas gelangweilte charmante
Bedienung. Jau, Harry + Mike hätten beinahe ihren Spielerpaß eingeklagt, nachdem
die junge Dame meinte „Schach? – ach ja, mein Großvater hieß Steinitz, oder so“.
Wären ein paar Fußballfreaks gekommen, wäre sie natürlich die Großnichte vom
Pele gewesen …
Ach ja, Harald K. war zwischendurch am Nachmittag noch bei den Kollegen des
weltberühmten Schachverlags (Bücher, Magazin, und das Theoriekompendium
„Yearbook“) New in Chess im 20 Kilometer entfernten Alkmaar. Da entpuppte sich
übrigens eines der vielen Märchen eines Ex-Hallers, der mal meinte, die würden
während des Tata Steel Turniers nix arbeiten und deswegen auch keine e-Mails
beantworten. Pustekuchen, waren alle fleißig vor ihren Computern; bis auf einen, der
in Wijk den Bücherstand machte.
Ach ja, ganz ganz herzlichen Dank noch an den Präsi zur Verfügungstellung seines
SUV! So konnte Harald K. standesgemäß bei seinen hochrangigen Geschäftspartnern vorfahren.
Pustekuchen, hat bloß nix gebracht, weil die „in zweiter Reihe“ residieren. Ein mitten
in einer Wohnsiedlung ansonsten wohl unbrauchbares Verwaltungsgebäude. Aber,
immerhin, viel Platz!
Dienstag morgen waren dann alle etwas gerädert; die Bedienung hatte bei der
Verköstigung ganze Arbeit geleistet. So war vor Rundenbeginn um 13:30, den wir
pünktlich erleben wollten, bloß noch eine ausführliche Fahrt über diverse Zugbrücken
und Halbinseln drin (das Flußdelta von einem größeren Kanal; oder so), und ein
kurzer Strandspaziergang. Mit schönem „Alles verboten“-Schild, ich glaub’ 16 Dinge
insgesamt.
Die Spielereröffnung war dann schon feierlich. Plötzlich krochen – neben
Presseleuten – auch etliche hübsche Hostessen aus den Löchern, geleiteten die
Stars an ihre Plätze. Darunter erspähten Mike & Harry auch ein weiteres Objekt der
Begierde: Die holländische „WIM“ (= weiblicher Internationaler Meister) und
Sportmarketing-Fachfrau Arlette van Weersel – immerhin mit einem Wiki-Eintrag
geehrt:
http://nl.wikipedia.org/wiki/Arlette_van_Weersel
bzw.
http://de.wikipedia.org/wiki/Arlette_van_Weersel
Später freilich war die Bühne reichlich verwaist; bis auf einen einsamen
Schiedsrichter halt. Dafür wurden die Spiele sehr schön auf Monitoren übertragen.
Eine Live-Kommentierung wie in den Vorjahren gab es diesmal freilich nicht (bloß an
ein paar Tagen am Wochenende?!). Hier sieht man die staunenden Gesichter:
Bildquelle: http://www.chessvibes.com/tata-masters-karjakin-2nd-behind-aronianthree-rounds-to-go
Im Top-Zehnkampf hatte es Sopiko G. derweil mit einem jungen Türken-Macho (laut
H. Barg) zu tun. Schöne spektakuläre Partie. Als sich das Spiel freilich gegen die
Hallerin drehte – sie hatte ein hübsches Zwischenschach mit Turmopfer übersehen –
verfinsterte sich die hübsche Mine. So ging es prompt nach der Partie „ab durch die
Mitte“ zum Auffrischen ins Hotel; danach war sie wieder halbwegs ansehnlich.
Ach der Reisezweck. Spielerpässe blieben (fast) Mangelware. Weder Nakamura
noch die Barbedienung … immerhin fing Mike die Arlette zwischendurch ab und
engagierte sie in einem 3-Minuten-Gespräch für Schwäbisch Hall.
Das Abendessen fand aber wieder „ohne“ statt. Ohne Sopiko, ohne Alina, ohne
Arlette … ein eindrückliches Erlebnis war die Kurzreise trotzdem!
(achja, Alina Kashlinskaja hatte ich ganz vergessen. Die war schon am Tag vor
unserer Ankunft aus Wijk geflüchtet. Ob aus Angst vor Harry&Mike, oder wegen
Ehekrach mit Wojtaszek, das war nicht mehr genau festzustellen. Jedenfalls spielte
der Pole als Favorit in der B-Gruppe ein miserables Turnier)
Ob noch Strafzettel zu bezahlen sind, stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest.