Unterrichtsblatt - 1636 – ihre letzte Schlacht
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Unterrichtsblatt - 1636 – ihre letzte Schlacht
Unterrichtsblatt zu der Ausstellung 1636 – ihre letzte Schlacht vom 31. März bis 9. September 2012 sowie zu den zusätzlich buchbaren Workshops 1. Ausstellungsinhalte 1.1. Themenübersicht Schwerpunkt 1: Der Krieg und seine Auswirkungen • Religionskrieg oder Machtstreben? • Ablauf und Befehlshaber • Lebensalltag der Bevölkerung Schwerpunkt 2: Der Krieg und die Armeen • Wie entstand eine Armee und wie versorgte sie sich? • Wie wurde Krieg geführt? • Lebensalltag der Söldner und ihrer Familien Schwerpunkt 3: Der Krieg und der Fortschritt • Auswirkungen auf die Wissenschaft und auf technische Neuerungen • Auswirkungen auf die medizinische Forschung • Auswirkungen auf die Kunst und Architektur Schwerpunkt 4: Über den Tellerrand geschaut - interdisziplinäre Forschung • Geschichte und Archäologie • Geschichte und Anthropologie • Moderne naturwissenschaftliche Analysen Auf Nachfrage können wir Ihnen eine detaillierte Auflistung der Ausstellungsinhalte mit Angabe zu verwendeten Karten, Grafiken, Kupferstichen und Gemälden mailen. 1.2. Kurzbeschreibung Im Frühjahr 2007 entdeckten Bauarbeiter südlich der Stadt Wittstock in der Prignitz eine archäologische Sensation: die 125 Skelette der europaweit ersten Massenbestattung aus dem Dreißigjährigen Krieg stießen auf weltweites Interesse. Das Grab war nach der entscheidenden Schlacht zwischen schwedischen und kaiserlich-sächsischen Truppen am 4. Oktober 1636 angelegt worden. Der schwedische Sieg war die Basis für die Großmachtstellung des Landes in den folgenden Jahrzehnten. Die Untersuchung des Grabes und Schlachtfeldes bot der Archäologie erstmals die Chance, historische Kenntnisse mit modernsten naturwissenschaftlichen Methoden zu überprüfen und zu erweitern. Ein Expertenteam aus den Bereichen Historie, Archäologie, Anthropologie, Paläopathologie, Archäometrie, Humangenetik, Medizin und Geoforschung sowie Ballistik, Forensik und Waffenkunde widmete sich der Auswertung. Im Jahr 2011 ist der Wittstocker Fundplatz das deutsche Aushängeschild des im angelsächsischen Raum schon seit langem etablierten Wissenschaftszweigs der Schlachtfeldarchäologie. Ab März 2012 stellt die große Sonderausstellung „1636 – ihre letzte Schlacht“ die Ergebnisse der umfangreichen Analysen in insgesamt 11 Kapiteln vor. Einführung: Was geschah zu Beginn des 17. Jahrhunderts? Einführende Texte und Grafiken nebst Zeitstrahl ermöglichen den Einstieg in das Thema „Dreißigjähriger Krieg“. Sodann treffen die Besucher auf eine Inszenierung aus etwa 100 SoldatenSilhouetten. Beim Durchschreiten der Gruppe lebensgroßer Söldner können die individuellen Personendaten abgefragt werden. So ergibt sich die unmittelbare Konfrontation mit den persönlichen Schicksalen der im Grab beigesetzten, in der Schlacht von Wittstock umgekommenen Soldaten. Der anschließende Einblick in die Methoden der archäologischen Ausgrabung und der interdisziplinären Forschung wirft viele Fragen auf, die durch die Entdeckung des Grabes entstanden: Wer waren die Menschen? Wie lebten sie? Wie starben sie? Das frühe 17. Jahrhundert: Wie konnte man im Dreißigjährigen Krieg überleben? Anhand von originalen Schriften und archäologischen Funden wird die Lebenssituation im 17. Jahrhundert in Brandenburg, dem Deutschen Reich, Schottland und Schweden erläutert. Mit dem Blick des Anthropologen lassen sich an den menschlichen Knochen die Ernährungsweisen der Stadtund Landbevölkerung ablesen. Wiederentdeckte und ausgegrabene Schatzfunde belegen die Ängste der Menschen in dieser Unruhezeit. Wie konnte man sich schützen? Was blieb den Menschen zum Leben? Eintritt in die Armee: Warum und wie wurde man Söldner? Überlieferte Grafiken und Beschreibungen schildern die Vorgehensweise beim Anwerben von Söldnern, der Musterung und dem endgültigen Eintritt in die deutschen, schwedischen oder schottischen Regimenter. Sie geben auch Auskunft über das Alter beim Eintritt in die Armee, die körperlichen Anforderungen an die Rekruten und über die Dauer der Dienstzeit. Die Funde von Wittstock lassen die Gewinnsucht der Obristen erkennen. Was bewegte die Menschen dazu, der Armee beizutreten? Wer wurde gezwungen? Bot die Armee ein neues Zuhause? Waffen: Welche Waffen, Strategien und Taktiken gab es? Originale Waffen, Kleidungsbestandteile und Ausstattungsgegenstände des Heeres führen in die Militärwelt der Zeit. Genaue Anweisungen in erhaltenen Kriegsbüchern lassen die strengen Formationen erahnen. Wie unterschieden sich die Schlachtteilnehmer im Feld? Wer hatte die bessere Taktik und wie sah sie aus? Was war neu im Großen Krieg? Alltag: Wie lebte man als Söldner? Harter Drill, lange Märsche, schwere Schanzarbeiten, ungezählte Scharmützel und nicht zuletzt die großen Schlachten hinterließen deutliche Spuren an den Knochen der Söldner. Ein einzigartiges Zeitdokument, das Tagebuch des Söldners Peter Hagendorf, liefert in nüchternen Worten die passenden Details. Was musste ein Soldat körperlich erdulden? Wie hielt sein Körper dem stand? Lagerleben: Wer lebte wie in einem Heerlager? Wie waren die Söldner, Feldwebel und Obristen untergebracht? Was und wieviel gab es zu essen, was zu trinken? Welche hygienischen Verhältnisse herrschten? Wer oder was quälte die Söldner? Wie verbrachten sie ihre freie Zeit? Wie lebten die Frauen und Kinder im Tross? Diesen Fragen wird anhand historischer und archäologischer Quellen nachgegangen. Etliche Knochen aus dem Grab demonstrieren die Folgen der damaligen Lebensbedingungen. Durch rekonstruierte Zelte werden das Lagerleben und seine Hierarchien fassbar. Medizin: Was konnte man tun bei Verletzungen, Krankheiten, Seuchen und Epidemien im Heer? Größere und kleinere Verwundungen waren an der Tagesordnung. Doch anders als heute konnte nur wenig für die Verletzten und Kranken getan werden. Oft waren Scharlatane am Werk, die durch ihre Behandlungen das Leiden nur verschlimmerten. Zu den größten Gefahren der Zeit gehörten Seuchen und Epidemien, die weit mehr Menschen das Leben kosteten als die großen Schlachten des Krieges. Die Schlacht: Was geschah am 4. Oktober 1636? Der Verlauf der Wittstocker Schlacht wird mittels zeitgenössischer Texte und Bilder sowie einer filmischen Inszenierung rekonstruiert. Ein Geländemodell fasst alle Informationen der Augenzeugenberichte und historischen Karten mit modernen Luftbildbeobachtungen und den Messdaten hunderter Musketenkugeln zusammen. Wo genau liegt das Schlachtfeld? Wer stellte sich zur Schlacht? Was geschah vor, während und nach dem Zusammentreffen? Wie hoch waren die Verluste? Die toten Söldner: Wer waren die begrabenen Söldner? Hier fließen die interdisziplinären Forschungen an den Skeletten zusammen. Anhand der Knochen werden die Verletzungen und konkreten Todesursachen erläutert. Die Herkunftsbestimmungen belegen die gemeinsame Bestattung von Freund und Feind. Die Gesichtsrekonstruktion auf Basis der Genanalyse eines Söldners stellt eine persönliche Beziehung zwischen den Besuchern und den Toten her. Woran starb jeder Einzelne? Wie grausam war die Schlacht? Woher kamen die Söldner? Sahen sie anders aus als wir? Das Massengrab – archäologisch, sozialethisch und emotional betrachtet In einer künstlerischen Inszenierung wird das Grab mit den Bestattungslagen der Soldaten sichtbar. Die wenigen entdeckten Beigaben werden erläutert. Starben alle Soldaten zeitgleich? Wer hat die Toten wann und wie begraben? Wer hat sie vorher ausgeplündert? 2. Didaktik und mögliche Verknüpfungspunkte mit dem Lehrplan Die pädagogisch durchdachte Ausstellung mit ihrem umfangreichen Begleitangebot eignet sich gut als außerschulischer Lernort und bietet Schülern wie Lehrer einen interessanten Lern- und Erfahrungsraum. Die vielfältigen inhaltlichen Aspekte können in verschiedenen Schulfächern aufgegriffen werden und ermöglichen so fachübergreifendes Lernen. Hier kann die historische Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler anschaulich und spielerisch gefördert werden. Mithilfe „originaler Begegnungen“ und dem aktiven Erkunden von Geschichte können Inhalte besser und nachhaltiger verstanden sowie verschiedene Aspekte vertiefend behandelt werden. In den Workshops stehen projektorientiertes Arbeiten und Teamwork im Vordergrund sowie die Betreuung der Schülerinnen und Schüler durch kompetentes Personal. Zusätzlich erleichtert das umfangreiche Informationsangebot der Schau wie z. B. der Begleitband (mit einführenden und vertiefenden Texten sowie allen in der Ausstellung gezeigten Abbildungen) oder die Homepage des Ausstellungsprojekts (www.1636.de) eine Unterrichts-Vor- und Nachbereitung. 2.1. Verknüpfungspunkte: Geschichts-, Sozialkunde- oder Ethikunterricht Die Schrecken des Krieges, die Angst vor ihm und die Sehnsucht nach Frieden durchziehen die Geschichte der Menschheit von ihren Anfängen, bis zum heutigen Tag. So war und ist das Thema „Krieg“ ein zentraler Aspekt des Geschichtsunterrichts und der aktuellen Politischen Bildung. Konflikte wie in Irland, im Irak und in Afghanistan zeigen - ähnlich wie im Dreißigjährigen Krieg - die Vermischung von religiösen und politischen Interessen. Sie offenbaren, wie sich politische Mächte der Religion bedienen und wie sich umgekehrt die Religion der Politik bedient. Der Dreißigjährige Krieg steht beispielhaft dafür, wie im Gefolge der politischen und militärischen Ereignisse Elend und Leid über Millionen kam, die den Krieg nicht wollten und nicht führten. So bleiben Darstellungen über den „Alltag im Krieg“ die wirksamsten Beiträge zur Friedenserziehung. Die Ausstellung versucht - auf der Basis der Ausgrabung und anschließenden interdisziplinären Erforschung eines Schlachtfeldes und eines Massengrabes aus dem Dreißigjährigen Krieg - die Lebensbedingungen zu veranschaulichen, unter denen die „kleinen Leute“ - dazu gehören auch die Soldaten - die Kriegswirren durchlitten haben. So stehend nun den schriftlichen und bildlichen Quellen, die das wahre Gesicht des Krieges schonungslos überlieferten auch authentische Funde zur Seite. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen nicht die komplizierte Ursachenfindung, der Kriegsverlauf, die Feldherren und die militärische Kriegsführung, sondern die einfachen Menschen: Soldaten aus allen Ländern Europas und ihre Familien, die sie tausende von Kilometern auf ihren Kriegszügen begleiteten. Der Dreißigjährige Krieg zeigt nahezu alle Merkmale eines modernen Krieges: Neben der langen Dauer – eine ganze Generation lernte kein Leben in Frieden kennen - und der enormen Ausdehnung über beinahe das gesamte Heilige Römische Reich Deutscher Nation, ist er vor allem durch seinen immensen Materialeinsatz – insbesondere auch an Menschen - sowie durch zahlreiche Innovationen in der Waffentechnik gekennzeichnet. Der Dreißigjährige Krieg war ein totaler Krieg von dem auch Kinder, Frauen und alte Leute, Stadt und Land betroffen waren. Die Verluste waren um ein Vielfaches höher als während des Zweiten Weltkrieges. Durch die Personalisierung und Individualisierung der 125 toten Söldner und die Einbeziehung eines einmaligen Schriftdokuments, das Tagebuch des 21 Jahre im Kriegsdienst stehenden Söldners Peter Hagendorf, werden die o.g. abstrakten Kategorien konkretisiert und veranschaulicht. PRIMARSTUFE: Für Schüler der Primarstufe vermittelt die Ausstellung die Arbeit der Archäologen, die Beschäftigung mit verschiedenen Quellenarten und den verantwortungsbewussten Umgang mit archäologischen Funden. SEKUNDARSTUFE I: Für die Sekundarstufe I eignet sich die Ausstellung als Einstieg in das komplexe Thema „Glaubenskriege - damals und heute“. Die Darstellung der Erfahrungen der Soldaten und die Leiden der Bevölkerung im Krieg ermöglichen eine sozialgeschichtliche Auseinandersetzung mit den „Sozialen Verhältnissen damals und heute“. SEKUNDARSTUFE II: Für die Sekundarstufe II bietet die Ausstellung Anregungen für die Themenkomplexe „Gewalt und Konfliktlösung" sowie "Friedensschlüsse im historischen Vergleich am Beispiel des Westfälischen Friedens“. 2.2. Verknüpfungspunkte: Naturkunde- oder Biologieunterricht Die in der Ausstellung präsentierten Ergebnisse beruhen auf einer Zusammenschau der Analysen zahlreicher Fachrichtungen. Bei der Auswertung des Massengrabes und Schlachtfeldes von 1636 zeigte sich immer deutlicher: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Neben Archäologie und Geschichte sind es insbesondere naturwissenschaftliche Disziplinen, die durch hoch spezialisierte und modernste Untersuchungen Detail um Detail zur Rekonstruktion beitragen. An den Exponaten und in Vertiefungsebenen werden Anthropologie, Paläopathologie, Forensik, Traumatologie, Histologie, Radiologie, Archäometrie und Humangenetik vorgestellt und die grundlegenden Arbeitsweisen erläutert. Ein Kapitel der Ausstellung beschäftigt sich mit den hygienischen Verhältnissen, Krankheiten und Seuchen. Dies könnte als Grundlage für die Erarbeitung des Themenkomplexes „Krankheitserreger und Immunsystem“ dienen. Das Kapitel über „Krankheiten und Verletzungen“ sowie der Workshop ANTHROPOLOGIE ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem „Körper des Menschen“, während der Workshop ARCHÄOLOGIE – je nach Altersklasse – in die Technik des Ausgrabens sowie moderne, oftmals digitale Dokumentationstechniken einführt. 2.3. Verknüpfungspunkte: Deutschunterricht Neben dem Schauspiel-Workshop wird eine spezielle historische Führung durch die Ausstellung angeboten, die zeitgenössische Texte aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts einbezieht. Einerseits können autobiographische Zeugnisse, wie das Tagebuch des Söldners Peter Hagendorf und Romane, wie der „Simplizissimus Teutsch“ von Christoph von Grimmelshausen einander gegenüber gestellt werden. Andererseits sind Einblattdrucke, Flugschriften und Relationen beredte Zeugnisse für die während dieser Zeit explosionsartig anwachsende Anzahl von Zeitungen und Zeitschriften. Quellenkritische Betrachtungen zeigen, dass auch damals die Schlachtberichterstattung nach bestimmten Mustern funktionierte und bestimmte Narrative immer wieder auftauchen. Durch den kreativen Umgang mit verschiedenen Textformen aus der Zeit des Barock sollen Schüler ihr Interesse an Literatur vertiefen. Sie setzen sich bewusst mit Texten der literarischen Tradition auseinander und entwickeln Techniken der Texterschließung weiter. Zudem sollen sie Gelesenes vergegenwärtigen und zu Neuem in Beziehung setzen. Die Schüler wenden Strategien zum Leseverstehen bewusst an, beziehen ihre Erfahrungen ein und gewinnen einen eigenen Standpunkt zu den dargestellten Themen und Problemen. 3. Anregungen zur Unterrichtsgestaltung 3.1. Geschichte, Ethik und Normen oder Sozialkunde Die Ausstellung setzt ihre Schwerpunkte im alltagsgeschichtlichen Bereich. Sie bleibt konkret, überschaubar und schülernah - auch wenn es sich um das Thema Krieg handelt. Die Ausstellung eignet sich daher als „Einstieg von hinten“. Von hier aus kann nach den Ursachen und Auswirkungen des Krieges gefragt werden. 3.1.1. Einstiegsphase Einstieg durch die Interviewmethode: • Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert ältere Verwandte und Bekannte nach ihren Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg zu befragen • Die Interviewfragen zum Kriegsalltag werden gemeinsam erarbeitet: „Wo hast du den Kriegsalltag erlebt?“ – „Wovon habt ihr euch ernährt?“ – „Welche Probleme hattet ihr vor allem zu bewältigen?“ – „Kannst du dich an ein Ereignis erinnern, das dich besonders erschüttert hat?“ u. a. • Die Interviews können auf einem Kassettenrekorder aufgenommen und im Unterricht abgespielt werden • Vielleicht stellen die Interviewten persönliche Photos zur Verfügung. Zusammen mit Bilddokumenten aus dem Zweiten Weltkrieg und den wichtigsten Antworten und Erlebnissen der Befragten kann eine Collage erstellt werden Einstieg durch Bilder: • Der Klasse werden zeitgenössische Bilddokumente von Plünderungen, Überfällen, Hunger und Seuchen aus dem Dreißigjährigen Krieg vorgelegt, die sich später in der Ausstellung wieder finden (siehe die zahlreichen zeitgenössischen Radierungen von H. U. Franck und J. Callot in den Geschichtsbüchern und im Internet) • Die Schülerinnen und Schüler bilden Gruppen, wählen je ein Bild aus, analysieren es so genau wie möglich und stellen es der Klasse vor. Dabei werden viele Fragen offen bleiben: Warum werden die Menschen erhängt? Wer sind die Täter, wer die Opfer? Warum werden wehrlose Familien überfallen? u. a. 3.1.2. Beobachtungs- und Arbeitsaufträge vor dem Besuch der Ausstellung: • Die Ausstellung zeigt den Schülern Alltagssituationen aus einem der längsten und schrecklichsten Kriege in Deutschland und Europa. Die Klasse soll nun den Kriegsalltag aus verschiedenen Perspektiven schildern, z. B.: Gruppe 1: • Berichtet, wie der Alltag des Söldners Peter Hagendorf aussah. Mit welchen Gefahren und Problemen mussten er und seine Familie sich auseinandersetzen? o Wie sah das Lagerleben aus? o o Wie verhielten sich viele Söldner gegenüber der zivilen Bevölkerung? Könnt ihr das Verhalten der Söldner erklären? Warum sind Dokumente wie das Tagebuch von Peter Hagendorf für die Geschichtsforschung von unschätzbarem Wert? Gruppe 2: • Berichtet, wie der Kriegsalltag der Zivilbevölkerung aussah: o Was erfahrt ihr von der Not und dem Elend der Menschen? o Warum konnten sie sich den kriegerischen Ereignissen nicht entziehen? o Woran starben die meisten Menschen? Versuche, eine Erklärung dafür zu finden. Gruppe 3: • Stellt euch vor, ihr werdet mit einer Zeitmaschine fast 400 Jahre zurück versetzt. Ihr sollt einen Soldaten, wie Peter Hagendorf durch die Wirren des Krieges begleiten und der Nachwelt von seinem Leben berichten: o Wie wurden Peter Hagendorf und die Söldner bewaffnet und ausgebildet und wie wurde damals Krieg geführt? o Welchen Gefahren waren Peter Hagendorf und seine Familie ausgesetzt? o Wie verhielten sich die Söldner sich gegenüber der Bevölkerung? o Wie spielte sich das Leben im Feldlager ab? 3.1.3. Nach dem Museumsbesuch: • Die Schülerinnen und Schüler beantworten in arbeitsteiligen Gruppen die oben genannten Fragen. Die Ergebnisse werden der Klasse vorgestellt. Zu jedem Thema werden die wichtigsten Ergebnisse, aber auch mögliche Fragen auf Folien oder an der Pinnwand festgehalten. Es entsteht ein erstes Bild vom “Alltag im 30-jährigen Krieg“ • Zur Vertiefung der Ergebnisse aus den „Beobachtungs- und Arbeitsaufträgen“ bieten sich mehrere Schwerpunkte an: Gruppe 1: Kriegsführung: • Mögliche Fragestellungen: o Wer sind die Kriegsgegner und was sind ihre Motive? Informiert euch zusätzlich in eurem Geschichtsbuch über die beteiligten Länder und zeichnet sie verschiedenfarbig in eine Karte ein. o Im Dreißigjährigen Krieg, hieß es: „Der Krieg ernährt den Krieg!“ Was ist damit gemeint? o Wie wurden die Heere finanziert? Stellt den Verdienst einzelner Dienstränge in einem Säulendiagramm dar. Was könnt ihr der Darstellung entnehmen? o Beschreibt die Waffen des Dreißigjährigen Krieges und erklärt ihre Funktionen. Welche Rolle spielten die drei Waffengattungen Infanterie, Kavallerie und Artillerie im Gefecht? o Schildert, wie eine Schlacht im Dreißigjährigen Krieg ablief. Welche militärischen Veränderungen erfolgten durch den Beitritt Schwedens in den Krieg? o Resümiert, welche Rolle die Schlacht von Wittstock für den weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges spielte? Gruppe 2: Söldnerleben: • Mögliche Fragestellungen: o Warum ließen die Söldner sich anwerben? Schildert die Rekrutierungspraxis im deutschen Reich. Wie beurteilt ihr die Art und Weise? Was ist heute anders und warum? o Was erfahrt ihr über die Bewaffnung und die Ausbildung der Söldner? o Die „Uniformen“ der Söldner im Dreißigjährigen Krieg waren individuell, bunt und prunkvoll. Habt ihr eine Erklärung dafür? o Das Kriegsrecht sah schwere Strafen vor. Trotzdem verhielten sich die Söldner außerhalb des Schlachtfeldes zügellos. Welche Erklärungen habt ihr dafür? o Warum wird das Feldlager einer Armee im Dreißigjährigen Krieg als eine „große mobile Stadt mit all ihren Möglichkeiten und Versuchungen“ bezeichnet? o o o o Ein Feldlager im Dreißigjährigen Krieg war wie eine „Großstadt auf Wanderschaft“. Schildert das Leben im Feldlager. Ihr könnt auch Bilder dazu malen. Wer lebte im Lager und welchen Tätigkeiten gingen die Menschen nach? Wer gehörte zum Tross? Erklärt, warum der Tross eine ständige Gefahr für die Land und die Stadtbevölkerung war. Wie lebte man im Tross? Versetzt Euch in ein/en gleichaltrigen/s Mädchen/Jungen im Jahr 1636 und beschreibt exakt ihren/seinen Tagesablauf. Warum waren die Chancen für den Söldner, eine offene Feldschlacht zu überleben, äußerst gering? Was erfahrt ihr über die Verletzungen und die medizinische Versorgung? Gruppe 3: Zivilbevölkerung: • Mögliche Fragestellungen: o Warum ist gerade die ländliche Bevölkerung ständiger Gefahr ausgesetzt? o Was habt ihr vom Elend und vom Tod der Zivilbevölkerung erfahren? Wovon ernährten sich die Menschen in ihrer Not? o Wie hoch war die Zahl der Toten im Dreißigjährigen Krieg. Zeichnet eine Karte in welchen Ländern oder Regionen die Verluste besonders hoch bzw. besonders gering sind. Habt ihr eine Erklärung dafür? Errechnet die prozentualen Verluste in den einzelnen Regionen. o Die meisten Menschen sind im Dreißigjährigen Krieg an Hunger und Seuchen gestorben. Nennt die Seuchen. Welche sind heute noch eine Gefahr? Wo kommen sie vor? • Abschließend präsentieren die Schülerinnen und Schüler die Gruppenergebnisse mit Hilfe von Bildern, Karten, Kurztexten und Kurzreferaten 3.1.4. Rückgriff auf den Einstieg: • Die Schüler sollen ihre Erkenntnisse zum Alltag im Dreißigjährigen Krieg mit dem Kriegsalltag im Zweiten Weltkrieg vergleichen (siehe Interviews und erarbeitete Collage) • Ausgehend von dem Museumsbesuch sollten die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung - ein Wesensmerkmal historischen Lernens - geklärt werden: o Welche Ursachen führten zum 30-jährigen Krieg? (Rückgriff) o Welche Ergebnisse und Folgen hatte der Krieg? Wie wirkten sie sich religiös, politisch, wirtschaftlich und territorial auf Deutschland und Europa aus? (Zukunftsperspektive) 3.1.5. Abschließendes Gespräch: • Je nach Klassensituation kann eine Bewertung und Aktualisierung des Themas erfolgen und die Frage nach dem „Sinn von Kriegen“ erörtert werden (Prinzip der Aktualität). z. B.: o War es ein Religionskrieg oder reines Machtstreben? o Hätten die Konfliktgegner den Krieg verhindern können? Welche Möglichkeiten seht ihr und warum sind sie nicht genutzt worden? o Gab es schon früher religiös motivierte Kriege? Was wisst ihr über sie? (Islam, Kreuzzüge) o Spielt die Religion in aktuellen Konflikten noch eine Rolle? Nennt Beispiele und beurteilt sie. 3.2. Naturkunde, Biologie etc. 3.2.1. Der Mensch: Die ausgestellten Knochenexponate zeigen Veränderungen, Krankheiten oder Verletzungen. Damit eignen sie sich zur Erläuterung folgender Themenkomplexe: Methoden der modernen Biologie und Medizin: • Genetik, Histologie, Radiologie, Isotopenbestimmungen, Forensik Humanbiologie: • Aufbau des menschlichen Körpers; Heranwachsen des Menschen; Knochenveränderungen durch Krankheiten; Einfluss der Ernährung auf die Entwicklung des Menschen; Ernährungsbedingte Erkrankungen Stoffwechsel: • Einfluss der Ernährung auf die Entwicklung des Menschen; Ernährungsbedingte Erkrankungen; Herkunftsanalyse eines Menschen; Ernährungsanalyse eines Menschen Krankheitserreger und Immunsystem: • Bedeutung der Hygiene; Parasiten; Immunschwäche-Krankheiten; Seuchen; medizinische Versorgung Entwicklungsgeschichte der Medizin: • Behandlungsmethoden • Der angebotene Workshop ANTHROPOLOGIE behandelt Aspekte zu allen dargestellten Themen und kann diese so vertiefen 3.2.2. Arbeit der Archäologen: Technik und Dokumentation: In der Ausstellung und im Workshop ARCHÄOLOGIE werden archäologische Methoden und verschiedene Dokumentationstechniken vorgestellt und auch angewendet. Bei der Durchführung einer Ausgrabung und der anschließenden Auswertung ist einerseits Teamwork notwendig, andererseits eine systematische Vorgehensweise. Es soll Interesse und Verständnis für den Umgang mit und den Schutz von Resten unserer Vergangenheit geweckt werden. Insbesondere für ältere Schüler sind die archäologischen Dokumentationsmethoden von Interesse. Je nach Altersklasse werden folgende Aspekte aufgegriffen: • Technik der Ausgrabung • Behandlung von Kulturgut (Zusammenfügen, Kleben, Ergänzen) • Beschreiben von Sedimenten, Fundsituationen und Gegenständen nach Augenschein und haptischer Prüfung • grafisches Zeichnen von Strukturen und Gegenständen, teilweise in vorgegebenem Verkleinerungsmaßstab • Fotografieren von Objekten nach Vorgaben, eventuell digitale Bearbeitung zum Entzerren • Vermessen von Strukturen und Objekten von Hand oder Digital, Anfertigen eines Plans • Verstehen und Interpretieren von Fundsituationen und Funden • Einpflegen von Daten in Datenbanken • Zusammenfassen und Ausdrucken von Dokumentationen • Anwenden und Nutzen verschiedner Computerprogramme 3.3. Deutsch 3.3.1. Grimmelshausen und Gryphius – Einstieg in die Zeit des Barock Der Einstieg Als Einstieg in die Thematik des Barock ist die Konfrontation mit einem Sonett des Barock-Dichters Andreas Gryphius gedacht. Besonders geeignet erscheint „Thränen deß Vaterlandes“ aus dem Jahr 1636. Der Inhalt des Gedichts führt zur Situation des Dreißigjährigen Krieges mit seinen Gräueln und zum Versuch, trotz aller Widrigkeiten das Seelenheil der Menschen zu wahren. Anschließend Hinführung auf die Person Grimmelshausens, der in seinem Simplicissimus-Roman eigene Erlebnisse verarbeitet hat sowie Vorstellung des Tagebuchschreibers Peter Hagendorf. Beim Ausstellungsbesuch Die Schüler lesen und/oder hören Passagen aus der Lebensbeschreibung des Söldners Peter Hagendorf sowie der Schlachtbeschreibung aus dem Roman des Christoph von Grimmelshausen. Die detailreichen, in blumigen Worten verfassten Schilderungen des Romans kontrastieren eindrucksvoll mit den nüchternen und knappen Ausführungen des Tagebuchs. Im Unterricht: Lesen oder Hören und Bearbeiten Ein Textauszug des Simplicissimus-Romans wird den Schülern vorgelegt. Er soll von den Schülern vorgelesen und dann mit geeigneten Fragen erschlossen werden. Nacharbeit Zur Ergebnissicherung wird auf Grundlage der erworbenen Kenntnisse und unter Bezugnahme zum eingangs gelesen Gedicht gemeinsam das Tafelbild erstellt. • Warum veröffentlichte Grimmelshausen diesen großartigen Roman nicht unter seinem Namen? • Nun soll das Anagramm des Autorennamens aufgelöst werden. Dazu können die Buchstaben des Autorennamens mit "Papier und Bleistift" vertauscht werden. Im Anschluss können weitere Anagramme gesucht werden. Weitere Informationen sowie Arbeitsblätter mit den vorgeschlagenen Texten, Fragen und Tafelbild finden sich hier: http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/deutsch/ simplicissimus/ arbeitsblaetter/ 3.3.2. Eine Zeitung entsteht: Schreibt die aktuellen Nachrichten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Schreibt eine Zeitung, die über die Zeit vor der Schlacht von Wittstock und über das Geschehen selbst berichtet. Gruppe 1: Die Zeitung gehört einem reichen Verleger und schildert die Geschehnisse aus der “Sicht der Oberen“. Diese Zeitung soll ein Interview mit einer wichtigen Persönlichkeit des Geschehens, eventuell einem Feldherren enthalten! Gruppe 2: Eine kleine Gruppe von Bürgern hat sich zusammengetan und schildert die Geschehnisse aus der „Sicht der kleinen Leute“. Diese Zeitung soll ein Interview mit einem einfachen Menschen, z. B. dem Söldner Peter Hagendorf oder auch einem Bauern aus dem Ort Papenbruch bei Wittstock enthalten! Wenn ihr aus dem Bereich Ausland oder Kultur/Wissenschaft Ereignisse findet, die in den Zeitraum passen, nehmt sie in euer Extrablatt auf! Schreibt eure Zeitung für die Menschen der Zeit, die über die Ereignisse nichts wissen! Erklärt euren Lesern dabei, warum etwas passiert ist, welche Folgen es hatte und wie die Ereignisse abgelaufen sind! Setzt die Texte und ihre Überschriften mit zeitgenössischen Schriften. Bebildert sie mit zeitgenössischen Stichen oder Gemälden. Vielleicht malt/zeichnet die Redaktion auch selbst! Alle Inhalte müssen richtig sein! Keine Erfindungen und keine Phantasieromane! Weitere Informationen und ein Beispiel finden sich hier: http://www.lsg.musin.de/geschichte/geschichte/8-neuzeit/30-krieg/index.htm In Zusammenarbeit mit der Galerie „Sonnensegel“ e. V. gibt es die Möglichkeit, Abbildungen zu dieser Zeitung in Weißlinien-Linolschnitt zu erstellen und mit einer originalen Druckerpresse in die vorgefertigten Textausdrucke einzusetzen. Bitte melden Sie Ihre Klasse rechtzeitig zu diesem über einen längeren Zeitraum laufenden Projekt an! 4. Gestaltung und Impressum Die Texte und Anregungen zum Unterricht in den Fächern Geschichte, Politische Bildung oder Sozialfunde sind teilweise entnommen aus dem „Unterrichtsblatt zu dem didaktischen Film „Alltag eines Söldners im Dreißigjährigen Krieg“ des Instituts für Weltkunde in Bildung und Forschung; www.wbf-medien.de sowie www.wbf-dvd.de . Der Film ist als zusätzliche Ergänzung der Ausstellungsinhalte sehr geeignet. IDEEN, TEXTE UND GESTALTUNG: INHALTE DER AUSSTELLUNG: INHALTE DER WORKSHOPS: Dr. Sabine Eickhoff Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum Dr. Sabine Eickhoff, Anne-Kathrin Müller, Art Balance e.V. Potsdam; Galerie Sonnensegel e. V., Brandenburg