So gut wie möglich
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S Tarifvertrag muss her Ninkaplast ist aus der Tarifbindung ausgestiegen, Lohnerhöhungen werden nicht mehr gezahlt. IG Metall und Beschäftigte fordern: Ein Anerkennungstarifvertrag muss her. Seite 2 Zeitung der IG Metall für die Beschäftigten in der lippischen Kunststoffindustrie Bereits während des Krisenjahres 2009 hat der Betriebsrat mit der Geschäftsleitung in einer Betriebsvereinbarung festgelegt, dass mögliche Verleihunternehmen unbedingt eine Tarifbindung mit dem DGB nachweisen müssen. Gleichzeitig wurde die zukünftige Zusammenarbeit mit dem ›Netzwerk Lippe‹ vorbereitet. Jede Betriebsvereinbarung zur Leiharbeit bringt weitere Verbesserungen Seit Anfang 2010 gibt es immer wieder neue Betriebsvereinbarungen zu diesem Thema. So wurde die Anzahl von Beschäftigten vom Netzwerk Lippe kontinuierlich auf heute ein Fünftel der Leiharbeiter gesteigert. Im November 2010 wurde dann vereinbart, dass die Dauer der Beschäftigung von Leiharbeitern höchstens 12 Monate betragen darf. Anfänglich hatte der Betriebsrat die Befürchtung, dass die Personalabteilung dafür sorgen würde, dass es erst gar nicht zu einer Beschäftigungsdauer von 12 Monaten kommt. Dies hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Seit 2011 werden wiederholt Leiharbeiter direkt vom Coko-Werk eingestellt. Rund 20 Kollegen sind auf diesem Weg zu einem Arbeitsvertrag gekommen. »Wir wissen, dass dieses auch der ansteigenden Konjunktur in 2011 geschuldet war«, sagt Martin Brummermann, Betriebsratsvorsitzender. Beim Coko-Werk tritt, zumindestens teilweise, der von der Politik viel besungene, in der Wirklichkeit aber selten anzutreffende Klebeeffekt ein. Leiharbeiter werden zu regulären Beschäftigten in dem Unternehmen, in dem sie eingesetzt wurden. Beim Coko-Werk heißt das: Sie bekommen einen befristeten Arbeitsvertrag für sechs oder zwölf Monate. Unbefristete Einstellungen ehemaliger Leiharbeiter hingegen macht die Geschäftsführung noch nicht mit. Viele Leiharbeiter werden vom Coko-Werk befristet übernommen Neu ist auch, dass ein Leiharbeiter für ein Jahr befristet übernommen wird, wenn er aus einem unbefristeten Arbeitsverhältnis im Verleihbetrieb kommt. Beim Verleiher gilt: Nach drei Befristungen kommt der unbefristete Arbeitsvertrag. Wer dort unbefristet beschäftigt ist, kündigt und dann vom Coko-Werk einen befristeten Vertrag bekommt, kann anschließend bei der Agentur für Arbeit Ärger bekommen. Die fragt, warum der Arbeitnehmer ein unbefristetes Arbeitsverhältnis aufgegeben habe. Um dieses Problem aus der Welt zu schaffen, regelt die neue Betriebsvereinbarung eine Übernahme solcher Beschäftigter für ein Jahr. Hinzukommt: Jede Einstellung eines vormaligen Leiharbeiters erfolgt ohne Probezeit. »Jemand, der schon Monate im Betrieb war, braucht keine Probezeit mehr«, sagt Elmar KleineGrauthoff, Betriebsrat im Coko-Werk. Vorbildliche Regelungen Der Betriebsrat erhofft sich von seinen Betriebsvereinbarungen, dass den Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern eine Perspektive in ihrer Lebensplanung gegeben wird. »Es ist und bleibt immer noch eine prekäre Beschäftigung. Es wäre das Beste, die Politik würde das Instrument der Leiharbeit abschaffen, oder wenigstens besser kontrollieren«, findet Elmar Kleine-Grauthoff. Das sieht auch Svend Newger von der IG Metall Verwaltungsstelle Detmold so. Gleichzeitig sieht er, dass der Betriebsrat vorbildlich handelt: »Der Betriebsrat setzt das Thema immer wieder auf die Tagesordnung. Das ist vorbildlich«. Die Personalagentur Teilzeit Thiele missachtet Rechte der Leiharbeiter. Die Klagen häufen sich. Der Verleiher spart auf Kosten seiner Beschäftigten. Seite 2 8 vorwort Der Betriebsrat der Coko-Werke in Bad Salzuflen nimmt die Leiharbeit sehr ernst. Durch Betriebsvereinbarungen gelingt es ihm, Arbeitsbedingungen und Perspektiven der Leiharbeiter zu verbessern Auch 2012 verhandeln Betriebsrat und Geschäftsführung wieder. Erstes Ergebnis: Die neue Betriebsvereinbarung regelt das Beurteilungssystem. Beurteilungen waren bisher eher zufällig. Häufig wurden neu eingestellte Beschäftigte, die zuvor als Leiharbeiter im Betrieb waren, innerhalb der ersten Wochen beurteilt, danach aber gar nicht mehr. Nun ist festgelegt: Beurteilt werden sie vom Vorgesetzten alle drei Monate. Das ergibt verlässlichere Daten. Rechte missachtet Nr.16 März/ April 2012 So gut wie möglich Im Coko-Werk in Bad Salzuflen arbeiten 495 Menschen, 50 von ihnen sind Leiharbeiter. Damit ist auch die Höchstgrenze erreicht. Eine Betriebsvereinbarung regelt: Mehr dürfen es nicht werden. Und: Mindestens zehn von ihnen werden vom Netzwerk Lippe an das Coko-Werk entliehen. Das Netzwerk entleiht zu besseren Bedingungen. Die maximale Beschäftigungsdauer ist zudem auf 12 Monate beschränkt. S Netzwerk Lippe Das ›Netzwerk Lippe‹ ist die kommunale Beschäftigungsförderungsgesellschaft des Kreises Lippe. Sie hat auch Leiharbeiter unter Vertrag. Seit 2005 hat die IG Metall Detmold ein spezielles Tarifvertragswerk mit dem ›Netzwerk Lippe‹ geschlossen, der den Leiharbeitern vergleichsweise gute Bedingungen sichert. Einige der Vorteile des Tarifwerks: w Es gilt die 35-Stunden-Woche w Die Bezahlung erfolgt nach den im Be- trieb geltenden Tarifverträgen; die Netzwerker machen die jeweilige im Betrieb gültige Tariferhöhung voll mit. w Pausen im Dreischichtbetrieb werden bezahlt. Mehrarbeits-, Spät-, Nacht-, Sonntags- und Feiertagszuschläge richten sich nach den tariflichen Bestimmungen im Betrieb und werden bezahlt. w Lohnfortzahlung bei Krankheit wird für die Dauer von sechs Wochen gezahlt. w Der Urlaub beträgt im Kalenderjahr 30 Tage. w Vermögenswirksame Leistungen betragen monatlich 14 Euro, Urlaubs- und Weihnachtsgeld betragen je 360 Euro pro Jahr. w Verleihfreie Zeiten sollen mit Qualifizierungsmaßnahmen überbrückt werden. Für diese Zeiten gelten tarifliche Mindestlöhne. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, die Konjunktur in Deutschland brummt, wir können es täglich in den Medien verfolgen, die Arbeitslosenzahlen sinken stetig. Wie schön sind doch all die fröhlichen Verkündigungen. Doch die Realität sieht anders aus: Immer mehr Verleih-Unternehmen sprießen aus dem Boden, die Personalagenturen werden immer größer. Dies lässt nur einen Schluss zu: Mit der Ware Mensch ist offenbar gutes Geld zu verdienen. Bei näherer Betrachtung der Lage erkennen wir, dass viele dieser vormals arbeitslosen Kolleginnen und Kollegen in der Leiharbeitsbranche gelandet sind, ob sie wollten oder nicht. Es bleibt Ihnen wenig übrig wenn sie überleben und nicht weiter abrutschen wollen ans unterste Ende der Gesellschaft. Gewinner sind die Unternehmen, die möglichst billige Arbeitskräfte einstellen können, die oftmals auch noch gut qualifiziert sind. Darum, mit angepasstem Personal die Produktion flexibel zu halten, wie von den Unternehmen zum Anfang der Leiharbeit behauptet, geht es meistens gar nicht mehr. In Deutschland gilt zwar der Grundsatz gleiche Arbeit, gleicher Lohn, aber er wird ständig umgangen, weil es gesetzlich möglich ist. In Frankreich oder in Dänemark gilt der Grundsatz tatsächlich. Für die Redaktion, Beate Linke-Niehage 8 fett-ecke Happy Birthday, Hartz! Die Hartz-Gesetze haben den Sozialstaat schwer erschüttert. Vor zehn Jahren, am 22. Februar 2002, nahm die nach Peter Hartz, damals Personalvorstandsmitglied der Volkswagen AG, benannte Kommission ihre Arbeit auf. 2005 trat dann das »Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt« in Kraft, kurz Hartz IV genannt. sollte. Die Auswirkungen sind heute in den Betrieben spürbar (siehe Vorwort). Sozialverbände und Gewerkschaften liefen damals Sturm gegen die Hartz-Gesetze. Heute sind die Forderungen nach besserer sozialer Absicherung zwar geblieben. Doch dafür gehen in Deutschland momentan keine Massen auf die Straße. Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe wurden zum Arbeitslosengeld II zusammengeführt, auf einem Niveau unter der alten Sozialhilfe. Die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I, finanziert aus der Arbeitslosenversicherung, wurde auf maximal 18 Monate reduziert, mit Ausnahme der über 58-Jährigen. Zu den Hartz-Gesetzen zählt auch das Paket Hartz I, das die Akzeptanz von Leiharbeit erhöhen Dem Architekten von Hartz IV, Peter Hartz, haben die Gesetze kein Glück gebracht. Er wurde 2007 wegen Untreue rechtskräftig verurteilt und gilt seitdem als vorbestraft. Gegen ihn wurde seit 2005 im Rahmen der VW-Korruptionsaffäre ermittelt. Inzwischen ist es stiller geworden um Peter Hartz. Ein Manager ohne Funktion. In die Armut ist er jedoch nicht abgerutscht. nachdruck 2 Anerkennungstarifvertrag muss her Die Geschäftsleitung bei Ninkaplast will ihre Beschäftigten deutlich schlechter stellen. Ohne Tarifvertrag gibt es nur noch Lohnerhöhungen, wenn die Chefetage das für nötig hält. Die IG Metall will mehr Lohn und Fairness für die Beschäftigten Nachdem sich die Mitglieder der IG Metall bei Ninkaplast im Januar einstimmig dafür ausgesprochen haben, einen Anerkennungstarifvertrag zu verhandeln, endete am 6. März die erste Runde ohne Ergebnis. Verhandlungsführer der IG Metall Detmold. Das Angebot sei völlig unzureichend. »Wir haben den Eindruck, dass von Seiten der Geschäftsleitung auf Zeit gespielt wird«, fügt er an. Die Geschäftsleitung bot an, Lohnerhöhungen vom Betriebsergebnis abhängig zu machen, Tariferhöhungen in voller Höhe und immer zu zahlen, sei nicht machbar. Das sieht die Tarifkommisson der IG Metall deutlich anders. »Die Beschäftigten bei Ninkaplast dürfen nicht schlechter gestellt werden als in den anderen Kunststoffbetrieben in Lippe auch«, sagt Svend Newger, Am 28. März findet die nächste Verhandlung statt, die Geschäftsführung hat vorab keine Zeit. »Wir verstehen das so: Ihnen ist anderes wichtiger als eine Lohnerhöhung«, sagt Svend Newger. Für ein solches Verhalten hätten die Beschäftigten kein Verständnis. Die IG Metall hingegen will schnell zu einem Ergebnis kommen und fordert die Geschäftsleitung auf, nicht zu mauern. Die Verhandlungen wurden nötig, weil die Geschäftsleitung aus der Tarifbindung ausgetreten ist. Los ging es schon vor über einem Jahr. Da wollte die Geschäftsleitung mit der IG Metall einen nach unten abweichenden eigenen Tarifvertrag abschließen. In dem sollte geregelt werden, dass für fünf Jahre auf das zusätzliche Urlaubsgeld und das Weihnachtsgeld verzichtet wird. Außerdem sollten die Kolleginnen und Kollegen umsonst länger arbeiten oder Urlaubstage opfern. Der von der IG Metall Detmold beauftragte Sachverständige prüfte die wirtschaftliche Lage. Ergebnis: Es gibt genügend Möglichkeiten, in anderen Bereichen zu sparen. Diese sollten zuerst genutzt werden, bevor tarifliche Leistungen angegriffen würden. Die Mitglieder der IG Metall beschlossen Anfang April 2011, keine Tarifverhandlungen über einen abweichenden Tarifvertrag aufzunehmen. Im Sommer erfuhren IG Metall und Betriebsrat, dass Ninka schon Anfang 2011 aus der Tarifbindung des Arbeitgeberverbandes ausgetreten war. Der Arbeitgeber wollte mit der IG Metall Verhandlungen über nach unten abweichende Tarifverträge führen, obwohl er schon für sich beschlossen hatte, dass Tarifverträge künftig für die Beschäftigten keine Gültigkeit mehr haben sollen. Tariferhöhung nicht weitergegeben Zunächts blieb jedoch alles wie gehabt. Alle Tarifverträge sind in der Nachbindung, sie gelten weiterhin für alle Mitglieder der IG Metall bei Ninka. Spannend war die Frage, ob Ninka die im Oktober 2011 in den Tarifverhandlungen durchgesetzte Lohnerhöhung zahlt. Spätestens Anfang Dezember war auf der Lohnabrechnung sichtbar: Die Geschäftsleitung hat die 4,1-prozentige Lohnerhöhung nicht gezahlt. Mitte Januar wurden die Beschäftigten auf einer Belegschaftsversammlung von der Geschäftleitung informiert, dass sie bereit wäre, ab dem 1. April 2012 1,5 Prozent mehr Lohn zu zahlen. Das ist noch nicht einmal der Inflationsausgleich – und dann auch noch ein halbes Jahr später nach den Lohnerhöhungen in der Fläche. Der Betriebsrat organisierte daraufhin ab Ende Januar zwei Mal in der Woche Sprechstunden des Betriebsrates, in dem sich die Kolleginnen und Kollegen informieren konnten, welche Möglichkeiten sie haben. Bis jetzt haben circa 160 Beschäftigte die Differenz aus der fehlenden Lohnerhöhung geltend gemacht. Teilzeit Thiele: Rechte missachtet Leiharbeiter sollen die Filiale wechseln: So spart der Verleiher Teilzeit Thiele Geld. Und: Tage ohne Arbeit verrechnet er mit dem Arbeitszeitkonto. Illegal, sagt die IG Metall. Sie kritisiert Teilzeit Thiele für seine Praktiken, die sich gegen die Beschäftigten richten Immer häufiger wenden sich Beschäftigte von der Leiharbeitsfirma Teilzeit Thiele an die IG Metall. Gründe dafür sind vielfältig: Aufhebungsverträge, neue Arbeitsverträge bei Filialwechsel, Abzug aus dem Arbeitszeitkonto beziehungsweise unbezahlter Urlaub für einsatzfreie Zeiten, Ungenauigkeiten bei den Abrechnungen, und vieles mehr. geben die Beschäftigten dann alle Rechte und Ansprüche gegenüber der »alten« Filiale auf und beginnen ein neues Arbeitsverhältnis. Auf diese Weise greifen viele tarifliche Regelungen nicht, da diese erst nach einer bestimmten Betriebszugehörigkeit gelten. Der Verleiher spart und der Leiharbeiter schaut in die Röhre. Leiharbeitnehmer sollen einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben, wenn sie auf Weisung von Teilzeit Thiele die Filiale wechseln, und das, obwohl der Einsatzort gleich bleibt. Sie bekommen einen Anruf von Teilzeit Thiele, sollen dort, außerhalb ihrer Arbeitszeit und ohne Bezahlung oder Erstattung der Fahrtkosten, einen Aufhebungsvertrag und gleichzeitig einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben. Damit Hinzukommt: Der neue Arbeitsvertrag und auch der Aufhebungsvertrag wird den Beschäftigten nicht vor der Unterschrift zur Überprüfung ausgehändigt. »Dies ist eine höchst unseriöse Vorgehensweise. Es ist doch das normalste der Welt, dass man diese noch einmal in Ruhe zuhause überprüfen möchte«, sagt Svend Newger von der IG Metall Detmold. Nur bei Teilzeit Thiele soll das nicht gelten! Hier gilt: Wer nicht sofort unterschreibt, wird mit Kündigung bedroht, unabhängig davon, dass der Leiharbeiter im Einsatzbetrieb noch gebraucht wird. Weiterhin werden bei Teilzeit Thiele einsatzfreie Zeiten, also Tage, an denen der Verleiher für seinen Beschäftigten keine Arbeit hat, mit dem Arbeitszeitkonto verrechnet oder gar nicht bezahlt. Diese Vorgehensweise ist rechtswidrig. Wenn der Verleiher dem Leiharbeitnehmer keinen Einsatz vermitteln kann, dürfen diese Tage nicht von den Plusstunden des Arbeitszeitkontos abgezogen werden. Dies ergibt sich aus dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. Dort steht: »Das Recht des Leiharbeitnehmers auf Vergütung bei Annahmeverzug des Verleihers kann nicht durch Vertrag aufgehoben oder beschränkt werden«. Dies bedeutet: Wenn der Leiharbeitnehmer dem Verleiher seine Arbeitskraft anbietet, er sie aber nicht annimmt, weil er keine Arbeit anbieten kann, muss der Verleiher dafür gerade stehen. Er darf diese Zeit nicht vom Lohn abziehen oder Plusstunden verrechnen. Sobald ein Leiharbeiter sein Recht einfordert und Geld zurückfordert, zahlt der Verleiher. Ein Urteil vor Gericht würde den Leiharbeitsfirmen schaden, denn mit einem rechtskräftigen Urteil wäre es klar und bewiesen, dass diese Praxis rechtswidrig ist. Es lohnt sich also, solche Ansprüche geltend zu machen. Die IG Metall unterstützt dabei ihre Mitglieder. Her mit der Gleichberechtigung! Selbst den Internet-Suchdienst Google zierte am 8. März ein Frauenzeichen, der Bundestag streitet um eine Frauenquote: Am 8. März 2012 war Internernationaler Frauentag. Doch Gleichberechtigung – das ist immer noch nicht. Der Frauentag geht zurück in die Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung. Vorgeschlagen hatte ihn vor über 100 Jahren die deutsche Sozialistin Clara Zetkin. Die zentrale politische Forderung dieses ersten Internationalen Frauentages 1911 war das Wahlrecht für Frauen. Seitdem findet der Frauentag jeweils am 8. März statt. Auch heute gilt: Im Betrieb sind nicht alle gleich. Frauen haben oftmals die schlechteren Jobs und verdienen weniger. Und sie sind gleich mehrfach gefordert. Im Betrieb und zu Hause, wo sie nach wie vor einen Großteil der Hausarbeit erledigen müssen. nachdruck Positiver Blick auf 2012 Unverändert gut ist die Lage in den meisten Betrieben der lippischen Kunststoffindustrie. Honasco will demnächst mit dem Neubau beginnen, Coko denkt über eine Erweiterung nach Die Geschäftsleitung von Honasco malt ein düsteres Bild: Die Ertragslage sei angespannt. Im Betrieb strukturiert sie um. Die Leiharbeit geht zurück. Der Betriebsrat hingegen zeichnet ein differenzierteres Bild: Die Produktion läuft gut. In anderen Bereichen wurden Kollegen, bei denen die Befristungen ausliefen, für ein Jahr weiter beschäftigt, zwei weitere Kollegen wurden unbefristet eingestellt. Der anstehende Neubau ist nach Aussagen der Geschäftsleitung in trockenen Tüchern. Er soll demnächst beginnen, der Umzug ist für 2013 geplant. Bei Brandt ETK GmbH & Co. KG in Lage ist die Auftragslage mäßig. Im Januar und Februar ist der Umsatz im Vergleich zum letzten Quartal 2011 gesunken. Auf die Beschäftigten hat dies aber keine Auswirkungen. Die Zahl der Stammbeschäftigten liegt bei 14, ein Kollege hat gekündigt. Bei Radium Latex in Lage ist die Auftragslage unverändert gut. Überstunden fallen aktuell keine an. Der Betriebsrat verhandelt mit der Geschäftsführung über eine Betriebsvereibarung zur Nachtschicht im Bereich CNC. Innerhalb des Betriebsrats schied Anfang des Jahres Sven Leibner als Betriebsrats-Vorsitzender aus. Oliver Dressel hat diese Position übernommen. Bei Licefa in Bad Salzuflen ist die Lage gut. Die betriebliche Vereinbarung über das Entgelt ist angelaufen. Ein Thema im Betrieb ist die Altersteilzeit. Seit zwei Jahren unterbreitet die Geschäftsleitung den Beschäftigten Angebote, der Betriebsrat allerdings hat diese noch nicht zu Gesicht bekommen. Die Zahl der Beschäftigten liegt weiter bei 59, darunter neun Leiharbeiter. Einer davon soll gehen, stattdessen soll ein neuer Kollege befristet eingestellt werden. Gerdes im Extertal meldet eine zufriedenstellende Auftragslage. Überstunden fallen bei den Einrichtern und Werkzeugmachern an. 210 Beschäftigte arbeiten in dem Werk, darunter 30 Leiharbeitnehmer. Der Betriebsrat freut sich über die vielen Leiharbeitnehmer die in den vergangenen Monaten der IG Metall beigetreten sind. So können sie besser unterstützt werden. Bei Friedrichs & Rath ist die Auftragslage gut. Die Zufriedenheit der Beschäftigten entwickele sich positiv, stellt der Betriebsrat heraus. »Im Großen und Ganzen sehen wir dem Jahr 2012 positiv entgegen«, erklärt Matthias Mürkens, Betriebsratsvorsitzender. Der Tarifabschluss 2011 wurde von der Belegschaft sehr positiv aufgenommen. Die Betriebsvereinbarung zur Leistungslohnbewertung wurde Anfang März abgeschlossen. Der Betriebsrat setzt sich weiter dafür ein, dass Gleiches Geld für gleiche Arbeit bei Friedrichs & Rath bald Wirklichkeit wird. 495 Beschäftigte zählt das Coko-Werk in Bald Salzuflen. In den vergangenen drei Monaten gab es 14 Neu-Einstellungen und drei auf ein Jahr befristete Übernahmen nach der Ausbildung. 13 Auszubildende beschäftigt der Betrieb. Die Auftragslage ist unverändert gut, gearbeitet wird von montags bis samstags. Überstunden fallen an. Der Betriebsrat verhandelt aktuell über eine Betriebsvereinbarung zum Thema Arbeitszeiten. Coko plant den Bau eines weiteren Betriebes in Polen. In der Entwicklung sind neue Produkte für die Automobilindustrie, speziell für Elektrofahrzeuge. Diskutiert wird eine Erweiterung am Standort Bad Salzuflen. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Eine Schwierigkeit ist offenbar, dass keine Flächen zum Ankauf zur Verfügung stehen. Bei Sk-Werkzeugbau im Extertal ist die Auftragslage mittelmäßig. Die Zahl der Beschäftigten ist gleichbleibend, zwei Auszubildende beschäftigt der Betrieb. Die Produktion läuft von montags bis freitags. 8 recht praktisch Keine Verschlüsselung im Zeugnis Endet ein Arbeitsverhältnis, hat der Arbeitnehmer Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis. Dieses darf keine Formulierungen enthalten, die den Zweck haben, eine andere als dem Wortlaut ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen. Kurz gesagt: Ein Zeugnis muss klar formuliert sein. Verschlüsselte Botschaften sind nicht erlaubt, urteilt das Bundesarbeitsgericht. § BAG, 15. November 2011 - 9 AZR 386/10 Fahrtkosten für Leiharbeiter voll absetzbar Leiharbeiter können die vollen Fahrtkosten zur Arbeit steuerlich absetzen, nicht nur 30 Cent pro Kilometer für die einfache Strecke. Das gilt auch bei einem monatelangen Aufenthalt an einem einzelnen Arbeitsplatz, befand kürzlich das Finanzgericht Münster. Das zuständige Finanzamt hatte sich geweigert zu zahlen. Der Kläger habe keine Planungssicherheit, dauerhaft an einem Ort zu arbeiten. »Nur wer sich von vornherein auf einen immer gleichen Weg einstellen kann, hat auch die Möglichkeit, Fahrtkosten zu sparen«, nämlich per Umzug, Monatsfahrkarte oder Fahrgemeinschaft. Laut Arbeitsvertrag sei ein bundesweiter Einsatz möglich gewesen. Der Kläger dürfe die tatsächlichen Kosten für die Hin- und Rückfahrt absetzen. Finanzgericht Münster (AZ 13 K 456/10) Wahlen in der IG Metall In diesen Wochen stehen die Organisationswahlen der IG Metall an. Dabei wählen die Mitglieder die Delegiertenversammlung, das höchste Gremium der Verwaltungsstelle Von Januar bis Juni 2012 werden in allen Verwaltungsstellen der IG Metall die Mitglieder der Delegiertenversammlungen gewählt. So auch in der Verwaltungsstelle Detmold. Um diese Wahlen durchzuführen, finden momentan in den Arbeitskreisen, bei größeren Betrieben auch betriebsintern, Mitgliederversammlungen statt. An Mitgliederversammlung teilnehmen Alle Mitglieder sind aufgerufen an der für sie zuständigen Mitgliederversammlung teilzunehmen, um die Delegiertenversammlung zu wählen. Die Delegiertenversammlung ist das höchste Gremium der Verwaltungsstelle. Sie ist das beschlussfassende Organ der Verwaltungsstelle und tagt mindestens vier Mal im Jahr. Die Delegiertenversammlung wählt die Bevollmächtigen und Kassierer sowie die Beisit- zer in den Ortsvorstand. Auch die gewerkschaftlichen Mitglieder der Tarifkommissionen und die Delegierten für die Bezirkskonferenz werden dort gewählt. Das Gremium der Delegiertenversammlung soll ein breites Spektrum der Verwaltungsstelle widerspiegeln, daher werden bei den Wahlen die verschiedensten Branchen, Betriebe und Geschlechter in ihrem Verhältnis zur Gesamtmitgliederzahl berücksichtigt. Delegierter kann werden, wer mindestens ein Jahr Mitglied in der IG Metall ist. Teilnehmen, Demokratie stärken Eine hohe Wahlbeteiligung garantiert dabei ein breites Meinungsspektrum, denn nur aktive Beteiligung ist gelebte Demokratie und bringt die Gewerkschaft weiter. 8. März ist Frauentag. Frauen in den Betrieben der lippischen Kunststoffindustrie feierten den 8. März: Die IG Metall Detmold überreichte Frauen in einer »Aktiven Mittagspause« vor den Werkstoren von Linpac einen Notizblock mit lilafarbenem Stift und Frauenzeichen (Bild links). Diese Aktion gab es auch bei Gerdes und im CokoWerk. Das Foto rechts zeigt Kolleginnen bei Honasco mit den Kalendern. Das Foto ganz rechts zeigt: In der Verwaltungsstelle der IG Metall gab es am 8. März rote Rosen. 3 nachdruck 4 »Der Letzte ist meistens nicht der Hund« Volker Möwe und seine Hunde sind erfolgreich im Hundesport. Der Coko-Beschäftigte ist mehrfacher deutscher Meister und Bundessieger zu uns in die Familie. Aber der Hund musste erzogen werden! So ging ich mit ihm in die Hundeschule. Wir durchliefen mehrere Erziehungskurse und nahmen später an den Übungsstunden teil. An Hundesport habe ich bis dahin nie gedacht! Bis dann der Trainer sagte, dass in zwei Wochen ein Turnier stattfindet, da sollten wir dann starten. So nahm das Ganze seinen Lauf. Wie können wir uns so einen Wettkampf vorstellen? Die Voraussetzung für den Hundesport ist zuerst einmal die Begleithundeprüfung. Der Vierkampf besteht aus den Disziplinen Gehorsam, Hürdenlauf, Slalom und Hindernislauf. Das IG Metall-Mitglied Volker Möwe ist seit 1975 als Erodierer im Werkzeugbau der Firma Coko in Bad Salzuflen tätig. Seit 2003 ist der52-Jährige im Verein »Partner Hund« in Bad Salzuflen aktiv, dort treffen sich die Hundesportler mit ihren Vierbeinern auf dem Gelände des ehemaligen Freibades Schötmar. Das ganze Jahr über trainiert er dreimal mit seinen zwei Mischlingen, dem zehnjährigen Labrador-Terrier Beim Gehorsam muss der Hund ein vorgegebenes Schema bei Fuss gehen, am Ende folgen Sitz, Platz und Steh aus der Bewegung. Für die Läufe muss man auch als Herrchen fit sein, denn es wird auf Zeit gelaufen und die Zeit hält erst an wenn beide im Ziel sind. Und der Letzte ist meistens nicht der Hund! Brandon und der zweijährigen Schäferhund-Collie Mischung Mia für die anstehenden Wettkämpfe. Wie bist du zum Hundesport gekommen? Ich selbst wollte damals gar keinen Hund, aber meine damalige Frau und die beiden Kinder haben mich dann mit vereinten Kräften überzeugt. Also kam der Brandon Was waren bisher Deine größten Erfolge? Beates Bärlauchbecher Das höchste was man im Turnierhundesport in Deutschland gewinnen kann ist der deutsche Meistertitel des VdH, das ist der Verband für das deutsche Hundewesen. Das habe ich 2010 mit Brandon geschafft und 2011 sind wir dann Vizemeister geworden. Aber der größte Erfolg für uns Hundesportler ist eigentlich, wenn man mit der ganzen Mannschaft gewinnt. Da muss nämlich bei jedem alles klappen! Das ist uns 2009 mit dem Bundessiegertitel im CSC gelungen. Das ist eine Art Staffellauf, wobei drei Hundeführer mit ihrem Hund jeweils eine Sektion mit verschiedenen Hindernissen aus dem Vierkampf laufen. Beim Durchlaufen des jeweiligen Zieltores wird der Start des nächsten Läufers freigegeben. Im Vierkampf, der Königsdisziplin des THS, bin ich mit Brandon dreimal in Folge Bundessieger geworden, das war 2006 bis 2009. Wirst Du das für dieses Jahr wieder anstreben und wieder fleißig trainieren? Ab diesem Jahr darf Brandon, auch wenn es ihm nicht gefällt, altersbedingt etwas kürzer treten und meine jüngere Hündin Mia darf nun zeigen was sie schon alles gelernt hat! Vorsicht Cartoon! Knoblauch-Duft im Wald? Dann ist Bärlauch-Zeit. Bald ist es wieder so weit. Eine BärlauchPaste kann das ganze Jahr verwendet werden. Zutaten: 1 kg Bärlauch,80 g Meersalz grob 500 ml Öl ( Sonnen- /Diestelöl, kein Olivenöl). Zubereitung: Stiele von den Bärlauchblättern entfernen und die Blätter grob klein schneiden. Mit Salz und Öl fein pürieren, es muss eine breiige Maße entstehen. Sollte es zu fest werden , mehr Öl hinzufügen. In keine Behältnisse (Gläser oder Kunststoffdosen für Gefrierfach) füllen, mit einem Löffel fest andrücken, danach mit ein wenig Öl auffüllen, verschließen, fertig. Die Bärlauch-Paste kann in der Gefriertruhe oder im Eisfach bis zu einem Jahr gelagert werden. Guten Appetit! __________ Impressum IG Metall – Eine starke Gemeinschaft. Jetzt Mitglied werden! ›Nachdruck‹ Zeitung der IG Metall für die Beschäftigten in der lippischen Kunststoffindustrie *Vorname *Name *Geburtsdatum Tag *Land *PLZ *Wohnort Telefon ( dienstlich Monat privat) Redaktion: Silke Bäcker-Hanke, Martin Brummermann, Horst *Geschlecht Jahr M=männlich W=weiblich Gromann, Susanne Herrmann, Elmar Kleine-Grauthoff, Jürgen *Staats- Newger, Dajana Nüsse-Klamann, Nadine Wernstedt Küstermann, Beate Linke-Niehage, Matthias Mürkens, Svend E-Mail ( dienstlich privat) *Straße *Hausnr. beschäftigt bei/PLZ/Ort Beruf/Tätigkeit/Studium/Ausbildung Ich bestätige die Angaben zu meiner Person, die ich der IG Metall zum Zwecke der Datenerfassung im Zusammenhang mit meinem Beitritt zur Verfügung stelle. Ich bin darüber informiert, dass die lG Metall zur Erfüllung ihrer satzungsgemäßen Aufgaben und unter Beachtung der datenschutzrechtlichen Vorschriften personenbezogene Angaben über mich durch organisatorische Personengruppen der IG Metall sowie mit Hilfe von Computern verarbeitet. Eine Weitergabe der Daten zu Marketingzwecken findet nicht statt. Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich widerruflich die IG Metall, den jeweils von mir nach § 5 der Satzung zu entrichtenden Mitgliedsbeitrag von 1 % des monatlichen Bruttoverdienstes bei Fälligkeit zu Lasten meines angegebenen Girokontos einzuziehen. Diese Einzugsermächtigung kann ich nur schriftlich mit einer Frist von sechs Wochen zum Quartalsende gegenüber der IG Metall widerrufen. Änderungen meiner Daten werde ich unverzüglich der IG Metall mitteilen. Vollzeit* Teilzeit* befristet beschäftigt Leiharbeitnehmer/in/Werkvertrag Falls Leiharbeitnehmer/in: Wie heißt der Verleihbetrieb? ab bis Bankverbindung *Bruttoeinkommen *Bank/Zweigstelle *Kontoinhaber/in geworben durch (Name, Vorname) Beitrag *BLZ *Konto-Nr. Mitglieds-Nummer Werber/in *Ort/Datum/Unterschrift Weitere Informationen unter www.igmetall.de/beitreten Stand: April 2010 angehörigkeit *Pflichtfelder, bitte ausfüllen Bitte abgeben bei IG Metall-Betriebsräten/-Vertrauensleuten, der IG Metall-Verwaltungsstelle oder schicken an: IG Metall-Vorstand, FB Mitglieder/Kampagnen, 60519 Frankfurt am Main Die Beitrittserklärung können Sie bei Ihrem Betriebsrat, bei den Vertrauensleuten der IG Metall und in der Verwaltungsstelle der IG Metall in Detmold, Gutenbergstr. 2, 32756 Detmold, abgeben. Cartoon S.4: Harm Bengen Fotos IG Metall, Archiv Redaktionsleitung, Layout und Satz: Manfred Horn Verantwortlich i.S.d.P.: Reinhard Seiler, IG Metall Detmold, Gutenbergstr. 2, 32756 Detmold, fon 05231. 99 190, eMail [email protected] Druck: apm AG, Darmstadt Wir freuen uns über LeserInnenbriefe und Rückmeldungen. Vielleicht wissen Sie, weißt Du, von einem Thema, über das wir berichten sollten. Schreibe eine eMail mit dem Betreff ›nachdruck‹ an: [email protected] oder einen Brief an unsere Redaktionsadresse: IG Metall Detmold, Gutenbergstr. 2, 32 756 Detmold