"Schule aktuell" Ausgabe Juni/Juli 2016 - Schleswig

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"Schule aktuell" Ausgabe Juni/Juli 2016 - Schleswig
Ausgabe Juni/Juli 06-07/2016 · C5088 A
Schule
Aktuell
mit Nachrichtenblatt
Inklusion im Bildungsdialog
INHALT
Lernen am anderen Ort
Schulklassen gehen auf den Bauernhof
und besuchen die Landesgartenschau in Eutin
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Mehr Inklusion
an Walddorfschulen
Neuer Kooperationsvertrag regelt
Zusammenarbeit mit Landesförderzentren
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Inklusion gemeinsam gestalten
Mit der JBA leichter in den Beruf
In Husum wurde die zweite Jugendberufsagentur
im Land offiziell eröffnet
5
Inklusion gemeinsam gestalten
Beim Bildungsdialog stand die Beteiligung von Eltern und von
Schülerinnen und Schülern mit und ohne Förderbedarf im Mittelpunkt
Jakob-Muth-Preis
geht nach Husum
Preisgekrönte Schularbeit
Kids
Mit Gewin
Auch a
Pestalozzi-Schule wurde als „Schule ohne Schüler“ ausgezeichnet
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Preisgekrönte Schularbeit
Gleich zwei Schulen aus Schleswig-Holstein
zählen zu den besten in Deutschland
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Lernen und Lehren der Zukunft
Berliner Konferenz beriet über Auswirkungen
der Digitalisierung auf die Bildung
10
10 Jahre MuseumsCard
10 Jahre MuseumsCard
90 Museen im Land öffnen ihre Türen
kostenlos für Kinder und Jugendliche
IMPRESSUM
Herausgeber:
Ministerium für Schule und Berufsbildung
des Landes Schleswig-Holstein
Redaktion: Patricia Zimnik, Beate Hinse
E-Mail: [email protected]
Layout und Grafik: b+c computergraphik GmbH
Fotos: Titel, grafikfoto; S. 3, MSB, Schulamt Ostholstein; S. 4, Jens Neumann/SHeff-Z; S. 5, HJM;
S. 6 u. 7, MSB; S. 8, Bertelsmann-Stiftung; S. 9,
Deutscher Schulpreis; S. 10, KMK
Druck und Vertrieb: Schmidt & Klaunig, Kiel,
Telefon: 0431/66 06 40, Telefax: 0431/660 64 24
Verantwortlich für den Anzeigenteil:
ALLGEMEINE VERLAGS- UND
INFORMATIONSGESELLSCHAFT MBH,
Am Ortfelde 100, 30916 Isernhagen
Telefon 0511/779538-0,
Fax 0511/779538-10,
E-Mail: [email protected]
Informationen im Internet unter
www.bildung.schleswig-holstein.de oder
www.schleswig-holstein.de
„Schule aktuell“ erscheint als redaktioneller Beitrag zum Nachrichtenblatt des Ministeriums für
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Schule und Berufsbildung des Landes SchleswigHolstein. Diese Informationsschrift wurde auf
chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Diese
Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von
Parteien noch Personen die Wahlwerbung oder
Wahlhilfe betreiben im Wahlkampf zum Zwecke
der Wahlwerbung verwendet werden. Auch
ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden
Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise
verwendet werden, die als Parteinahme der
Landesregierung zugunsten einzelner Gruppen
verstanden werden könnte.
LERNEN AM ANDEREN ORT
Schulklassen auf dem Bauernhof
werden. In Querschnittthemen soll die
Möglichkeit eröffnet werden, von der
Jahrgangsstufe 1 bis 4 Themen in den
Unterricht einzubringen, die mit einem
Besuch auf dem Bauernhof abgerundet werden können. Schon jetzt bieten
sich Bereiche wie „Vom Korn zum
Brot“, Haustiere und Nutztiere oder
„Vom Samen zur Kartoffel“ an.
„Mein Essen wächst nicht im Supermarkt“ – stimmt. Aber woher kommen
die Lebensmittel, die auf dem Tisch
stehen, wer produziert sie und wie
funktioniert Landwirtschaft heute?
Antworten gibt das neue Schulprojekt
„Mein Essen wächst nicht im Supermarkt. Schulklassen auf dem Bauernhof“. Es bringt Schülerinnen und Schüler und landwirtschaftliche Betrieben
zusammen. Bildungsministerin Britta
Ernst hat zusammen mit Landwirtschaftsminister Robert Habeck und
Bauernverbands-Präsident Werner
Schwarz den Startschuss gegeben.
Schülerinnen und Schüler lernen
nicht nur am Ort Schule – sie lernen
auch am „anderen Ort“. Einer dieser
außerschulischen Lernorte ist der
Bauernhof. Ehrgeiziges Ziel des Projektes ist es, dass jede Schülerin und
jeder Schüler mindestens einmal in
seiner Grundschulzeit einen Bauernhof besucht hat. Ihre Erfahrungen
und Erlebnisse nehmen sie mit in den
Unterricht. Bildungsministerin Ernst:
„Das Lernen am anderen Ort bietet
hervorragende Möglichkeiten, um Kindern und Jugendlichen nachhaltiges
Denken und Handeln zu vermitteln.“
Die Zusammenarbeit zwischen Schule
und den Höfen leiste einen unschätzbaren Beitrag, um die verschiedenen
auch im Schulgesetz ausdrücklich festgeschriebenen Bildungsziele zu erreichen, nämlich: Verständnis für Natur
und Umwelt zu schaffen und die Bereitschaft zu wecken, an der Erhaltung
der Lebensgrundlagen von Pflanzen,
Tieren und Menschen mitzuwirken.
Das Ziel – einmal einen Bauernhof besucht zu haben – soll in den neuen Fachanforderungen für das Fach Heimat-,
Welt und Sachunterricht verankert
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
Tandem Schule/Bauernhof
Gelernt und erfahren wird im Tandem
Schule-Bauernhof. Die Plattform „Zukunftskompass“ bringt beide Partner
zusammen. Mehr als 150 landwirtschaftliche Betriebe haben sich bereits in eine entsprechende Datenbank
eingetragen. Sie hatten sich schon im
2012 ausgelaufenen Programm „ Lernen auf dem Bauernhof“ engagiert.
Neue Höfe sind dazugekommen. Also
einfach www.zukunftskompass.sh anklicken, „Bauernhof“ in die Suche ein-
geben oder unter Filtern/Themenfeld
„Schulklassen auf dem Bauernhof“
den passenden Partner finden.
Das Angebot ist vielfältig und greift
auf viele bewährte Elemente des alten
Programmes zurück. Es gibt unterschiedliche Lerneinheiten zu Themen
wie Tierhaltung, Pflanzenbau, erneuerbare Energien oder Vermarktung und
Verarbeitung, mehrstündigen oder
gar eintägigen Hoferkundungen oder
einen Bollerwagen-Erlebnispfad.
Das Bildungsministerium schult Lehrkräfte und Landwirte und macht sie fit
für Vermittlung der speziellen Inhalte.
Materialien stellt die „information.
medien.agrar e.V.“ (i.m.a.) zur Verfügung.
왘 KONTAKT
www.zukunftskompass.sh
Auf der Landesgartenschau in Eutin wächst das Wissen
Wie viele Kinder passen um diese Buche?
Kinder der Grund- und Gemeinschaftsschule
Pönitz testen es an dieser fast 300 Jahre
alten Buche aus.
Wie viele Kinder passen um diesen
Baum, wie alt ist er überhaupt und woran kann man sein Alter erkennen? Kann
man diese Pflanze essen?
Mit diesen und ähnliche Aufgabenstellungen werden die Kinder und Jugendlichen bei der Landesgartenschau in Eutin im Rahmen des Bildungsprogramms
„plietsch grün – Hier wächst das Wissen“ konfrontiert. In fünf thematischen
Rubriken können sie Themen entdecken,
die der Nachhaltigkeitsbildung dienen.
Das Angebot der Landesgartenschau
wird derzeit insbesondere von Grundschulen angenommen, die unter professioneller Betreuung einen Einblick in
die Vielfältigkeit der Natur erhalten. Alle
Angebote werden auf das Alter der Kinder angepasst. Darüber hinaus bietet die
Gartenschau auch für die „Älteren“ ein
attraktives Programm auf dem Gelände
rund um den Eutiner See an. Einige
Schulen habe sich sogar entschieden,
den Jahresausflug mit der ganzen Schule auf dem Gelände zu verbringen. Sie
nutzen dabei auch die Möglichkeit, auf
der Sparkassenbühne mit der Schulband
oder dem Schulchor aufzutreten. Hilfreich sind hier die Stiftungen der Sparkasse Holstein, die das Bildungsangebot
für die Schulen mitfinanziert.
Das gesamte Programm, für das sich
bislang 500 Schülergruppen angemeldet
haben, bietet auch für die Schülerinnen
und Schüler bis in die Sek. II ein vielfältiges Angebot. Die Landesgartenschau
schließt ihre Pforten am 3. Oktober –
bis dahin können sich die Schulen
noch anmelden unter plietschgruen@
eutin-2016.de, Ansprechpartnerin ist
Stefanie Hönig.
3
PANORAMA
Mehr Inklusion an
Waldorfschulen
Energiesparmeister auf Landesebene: (v.l.) Emily Jordan, Emily Gerdt und Richard
Friedrichs freuen sich mit der Rektorin Susanne Krentscher, Projektleiter „Energiebildung für Schulen“ Joachim Knofius und Lehrerin Christine Woywod-Leste. Foto: Jens
Neumann / SHeff-Z
Mit cleveren Energieprojekten zum Landessieg
Die Offene Ganztagsgrundschule
Gottfried-Keller-Straße aus Norderstedt geht beim bundesweiten
„Energiesparmeister“-Wettbewerb
2016 als Landessieger für SchleswigHolstein ins Rennen um den Titel
„Energiesparmeister Gold“. Unterstützt werden die Kinder dabei vom
Schleswig-Holstein EnergieeffizienzZentrum (SHeff-Z) aus Neumünster,
das den vom Bundesumweltministerium im Rahmen der „Klimaschutz-
kampagne“ geförderten Wettbewerb
als regionaler Pate begleitet. Das
Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro
hat die Schule mit dem Landeserfolg
schon sicher.
Der Bundessieger, der per OnlineAbstimmung auf der Wettbewerbsseite www.energiesparmeister.
de ermittelt wird, darf sich auf ein
zusätzliches Preisgeld in Höhe von
2.500 Euro freuen.
Seit Ende Juni gilt ein Kooperationsvertrag zwischen dem Land
Schleswig-Holstein und der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien
Waldorfschulen in Neumünster,
mit dem die Zusammenarbeit
der Landesförderzentren mit den
Waldorfschulen und den Heilpädagogischen Einrichtungen geregelt
wird. Demnach werden die Landesförderzentren die Waldorfschulen
bei der sonderpädagogischen
Betreuung von Schülerinnen und
Schüler in den Förderschwerpunkten „Sehen“, „Hören“ und „körperliche und motorische Entwicklung“
unterstützen. Dies beinhaltet insbesondere die Beratung und Unterstützung der Waldorfschulen und
der Eltern mit Blick auf Beschulung,
Gestaltung des schulischen sowie
des häuslichen Arbeitsplatzes und
die Unterstützung bei der Berufsorientierung. Zudem wirken die
Landesförderzentren bei Prüfungen
und beim Erwerb von schulischen
Abschlüssen mit. Bislang wurden
Schülerinnen und Schüler mit
einem sonderpädagogischen Förderbedarf in den Waldorfschulen
überwiegend in eigenen Förderklassen oder in den drei privaten
Förderzentren der Waldorfschulen
beschult, also nicht gemeinsam in
einer Klasse mit Schülerinnen und
Schülern ohne Förderbedarf. Nach
der Neuordnung der Ersatzschulfinanzierung hatte die Landesarbeitsgemeinschaft der Waldorfschulen
ein Konzept für die inklusive Beschulung an den Waldorfschulen
vorgelegt.
Zwei Mal Gold für Mathe
Gleich zwei Jugendliche aus Schleswig-Holstein waren bei der Mathematik-Olympiade in Jena erfolgreich:
Maria Matthis vom Katharineum in
Lübeck und Christoph Börger vom
Gymnasium Wentorf belegten jeweils
einen ersten Platz beim diesjährigen
Bundeswettbewerb in der thüringischen Landeshauptstadt, an dem 197
Mathe-Asse teilnahmen. Insgesamt
hatten sich 200.000 Kinder und Ju4
gendliche an dem Wettbewerb beteiligt. Die 192 Besten aus 16 Bundesländern waren zum Bundesentscheid
nach Jena gekommen und mussten in
zwei vierstündigen Klausuren kniffligste Mathe-Aufgaben lösen. Insgesamt
wurden 16 Goldmedaillen vergeben.
Die Siegerinnen und Sieger haben sich
zugleich für den Auswahlwettbewerb
zur Internationalen Mathematik-Olympiade 2017 in Brasilien qualifiziert.
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
PANORAMA
Freuen sich über die neue JBA (v.l.): Schulleiter Michael Kwauka, Landrat Dieter Harrsen, Dr. Dorit Stenke vom Bildungsministerium, Hans-Martin
Rump von der Agentur für Arbeit Flensburg, Schulleiter Finn Brandt und Koordinatorin Beate Kneißler (sitzend).
Mit der JBA leichter in den Beruf
In Zukunft finden Schülerinnen und
Schüler auf ihrem Weg in das Berufsleben die vielfältigen Förderungsangebote gebündelt an der Beruflichen Schule
in Husum vor. Berufsschulleiter Michael Kwauka eröffnete jetzt offiziell das
Büro der Jugendberufsagentur (JBA)
Nordfriesland und damit die zweite
JBA in Schleswig-Holstein. Die erste
JBA besteht bereits in Neumünster, in
Schleswig-Flensburg, Dithmarschen,
Pinneberg und Kiel laufen die Vorbereitungen. Das Land unterstützt die
Bildung von JBA mit einer Anschubfinanzierung von 200.000 Euro.
In der JBA stehen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner von der
Agentur für Arbeit, der Ausbildungsbetreuung, den Sozialzentren, der Jugendund Eingliederungshilfe des Kreises sowie weiterer Einrichtungen bei Bedarf
zur Verfügung. Ob Unsicherheit bei der
Berufswahl oder Ausbildungsabbruch,
finanzielle Nöte oder persönliche Sorgen, schlechte Noten oder mangelnde
Lust, zur Schule zu gehen – mit dem
neuen kompakten Beratungsangebot
wird im gemeinsamen Gespräch, der
Fallkonferenz, geklärt, welche konkreten Fördermöglichkeiten im Einzelfall infrage kommen. „Wir wissen, es kommt
darauf an, für jede einzelne Jugendliche
und für jeden einzelnen Jugendlichen
etwas zu tun. Und das geht nur, indem
wir an vielen Stellen zusammenarbeiten“, betonte Dr. Dorit Stenke vom Ministerium für Schule und Berufsbildung
bei der Eröffnung.
Schneller von A12 zu A13
Ende Mai hat Bildungsministerin Britta
Ernst das Kabinett über den Entwurf der
Lehrerlaufbahnverordnung informiert
und ihn in die Anhörung gegeben. Die geplante Verordnung regelt unter anderem,
unter welchen Bedingungen die Grundund Hauptschullehrkräfte, die bisher
an Gemeinschaftsschulen unterrichten
und nach A12 besoldet werden, zu A13
wechseln können. Damit sollen gleiche
Besoldungsstrukturen an den Gemeinschaftsschulen geschaffen werden. Es
ist vorgesehen, dass eine fünfjährige
Tätigkeit in der Sekundarstufe I einer
Gemeinschafts- oder Regionalschule die
Grundvoraussetzung für den Wechsel
ist. Im Ergebnis könnten schon in diesem
Jahr etwa 1.100 Lehrerinnen und Lehrer
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
den Sprung nach A13 machen. Insgesamt
erhalten über 2.300 mit A12 besoldete
Lehrkräfte an Gemeinschaftsschulen die
Chance, eine höhere Besoldung zu bekommen. Das führt am Ende zu jährlichen
Mehrkosten von rund 11 Millionen Euro.
Eine Neufassung der Lehrerlaufbahnverordnung ist nach dem Gesetz zur
Lehrkräftebesoldung der letzte Schritt,
um die Änderungen der Schulstruktur
und der Lehrkräftebildung umzusetzen.
Die Anhörungsfassung beschreibt unter
anderem – neben dem Antrag der Lehrkraft – folgende Bedingungen für eine
Höhergruppierung:
• Eine mindestens fünfjährige Unterrichts tätigkeit überwiegend in der
Sekundarstufe I an einer Gemeinschafts- oder Regionalschule beziehungsweise an Schulen mit mehreren
Bildungsgängen,
• Fortbildung im Umfang von 60 Stunden.
Davon werden Fortbildungen im Umfang von 30 Stunden in den fünf Jahren
pauschal anerkannt, die weiteren 30
Stunden müssen im Laufe von drei
Jahren nach dem Wechsel erbracht
werden. Diese Fortbildungen können
sich beziehen auf Fachwissenschaft,
Fachdidaktik oder Heterogenität.
Nach Abschluss der Anhörungsphase
werden die Ergebnisse ausgewertet. Die
endgültige Verordnung soll dann zum
neuen Schuljahr 2016/17 in Kraft treten.
5
THEMA
Inklusion gemeinsam gestalten
„Wir fliegen zum Mond, aber eine erfolgreiche Inklusion bekommen wir noch nicht hin.“ Die
körperbehinderte Designerin Anastasia Umrik weiß genau, wovon sie redet. In ihrem Rollstuhl
sitzt sie beim Bildungsdialog auf dem Podium, beteiligt sich lebhaft an der Diskussion und ist
damit das beste Beispiel dafür, wie wichtig die Stimme der Betroffenen für eine Weiterentwicklung der Inklusion ist.
„Partizipation in der inklusiven Schule“
lautete das Thema der Tagung im
Gymnasium Kronshagen. Rund 100
Gäste aus Eltern-, Lehrer- und Schülerschaft, aus Verbänden, Gewerkschaften und Vereinen, Wirtschaft und
Gesellschaft waren der Einladung des
Bildungsministeriums gefolgt, um zu
beraten und gemeinsam Modelle zu
entwickeln, wie Beteiligte und Betroffene noch besser in die Gestaltung
der inklusiven Schule einbezogen werden können. „Inklusion braucht starke
Partnerinnen und Partner, und dazu
gehören insbesondere die Menschen
mit Behinderungen und deren Eltern,
die auch denen eine Stimme geben,
Inklusion in
Schleswig-Holstein
die selbst zu schwach sind“, hatte
Bildungsministerin Britta Ernst in ihrer
Eröffnungsrede gesagt und in diesem
Punkt waren sich die Teilnehmenden
alle einig. Die Frage war, wie man die
Kommunikation und Beteiligung aller
Gruppen in einer inklusiven Schule
verbessern und stärken kann.
informiert und
recherchiert.
Dabei brauchen
die Schülerinnen
und Schüler und
die Eltern Unterstützung“, sagte
Vockerodt.
Gleichzeitig
machte sie
deutlich: „Beteiligung bedeutet
auch, Verantwortung zu übernehmen.“ Ihrer Ansicht nach schaffe man Inklusion nicht
allein, es brauche Teams. Sie schlug
vor, die Verantwortungsstrukturen zu
überdenken: „Dann können Mentoren
unter den Schülerinnen und Schülern
den Lehrkräften auch mal Arbeit abnehmen“, so Vockerodt.
Die Hamburger Erziehungswissenschaftlerin und Expertin für partizipative Prozesse stellte in ihrem Vortrag die
Frage: „Wo, wenn nicht in der Schule
kann man ausprobieren, wie eine
inklusive Gesellschaft funktionieren
kann?“ und machte konkrete Vorschläge für Verbesserungen. „Partizipation
braucht Ermutigung. Aber eine Beteiligung setzt auch voraus, dass man sich
Bereits zuvor hatten Betroffene bei
einer Podiumsdiskussion ihre Sicht
und ihre Forderungen zum Thema
Weiterentwicklung der Inklusion klar
gemacht. Der Musiker Mischa Gohlke,
der mit einer an Taubheit grenzenden
Hörschädigung das Abitur auf einer
Regelschule gemacht und später an
der Hamburger Hochschule für Musik
und Theater Kultur- und Medienma-
6
Schleswig-Holstein belegt mit einer Inklusionsquote von aktuell 69,6 Prozent
bundesweit einen Spitzenplatz. Das
ist das Ergebnis eines Prozesses, der
bereits in den 90er Jahren begonnen
hat. Ein Meilenstein für die Inklusion
war das Schulgesetz von 2007, in dem
die Förderorientierung aller Schularten
festgeschrieben wurde.
2014 hat die jetzige Landesregierung
ein Inklusionskonzept vorgelegt.
Gleichzeitig wurden mit dem Ausbau
der Schulsozialarbeit und des schulpsychologischen Dienstes sowie der
Einrichtung der schulischen Assistenz
die personellen Ressourcen deutlich
verbessert.
Anfang 2016 hat das Bildungsministerium in einem Arbeitspapier die
sechs Handlungsfelder für die Weiterentwicklung der Inklusion benannt:
1. Ausbau der regionalen Kooperation,
2. Ressourcensteuerung, 3. Diagnostik,
4. Weiterentwicklung Förderschwerpunkt gE, 5. Übergang Schule – Beruf
und 6. Stärkung der Mitwirkung von
Eltern.
nagement studiert hat, schilderte
eindringlich seine Erfahrungen mit der
Inklusion und appellierte an die Anwesenden, mehr Demut an den Tag zu
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
THEMA
legen, denn „im Grunde sind alle Menschen behindert, jeder ist in seiner Art
begrenzt“. Gohlke hat 2006 seine eigene Event- und Projektmanagementagentur gegründet und initiierte zum
Beispiel 2011 die deutschlandweit
einzigartige Initiative „Grenzen sind
relativ“. Er setzt sich in zahlreichen
Projekten und Veranstaltungen für eine inklusive, integrale und nachhaltige
Gesellschaft ein. So forderte Gohlke
denn auch dazu auf, den Inklusionsgedanken als Impuls für den Wandel und
die Weiterentwicklung des Bildungssystems insgesamt zu begreifen.
Nach Ansicht von Anastasia Umrik ist
es an der Zeit, dass „wir aufhören,
so kompliziert zu denken“. Vor allem
müssten Behinderte und Nichtbehinderte, Eltern und Schülerinnen und
Schüler mehr miteinander reden.
Umrik, die an einer Muskelerkrankung
leidet, sagte: „Ich habe viel Energie
gebraucht, meinen Weg zu gehen.“
Zunächst hatte sie eine Schule für
Körperbehinderte besucht. Nachdem
es ihr gelungen war, eine Ausbildung
zur Groß- und Außenhandelskauffrau
bei OTTO zu absolvieren, hatte sie das
Abitur nachgeholt und ging schließlich an die Universität: „Das war mir
wichtig“, sagte die selbstbewusste
junge Frau, die mittlerweile auch ein
Projekt initiiert hat, in dem Frauen mit
Muskelerkrankung auf
außergewöhnliche Art
und Weise fotografiert
wurden (www.anderstark.de). Ihrer Meinung nach sollte aber
niemand zur Inklusion
gezwungen werden.
„Nicht nur wir müssen
uns der Gesellschaft
anpassen, sondern
die Gesellschaft muss auf uns zu
kommen“, sagte der Dritte auf dem
Podium, Ron Paustian. Der Filmemacher ist von einer psychischen Erkrankung betroffen und brauchte nach
eigenen Angaben „lange, um meine
Behinderung anzuerkennen“. Paustian
hat 2010 ein Online-Musikmagazin
installiert, das sich insbesondere an
gehandicapte Metal-Fans richtet. Außerdem bietet er im Rahmen seines
Projekte „Inklusion Muss Laut Sein“
ein Begleitpersonen-Netzwerk an
(www.i-m-l-s.com).
In der zweiten Talkrunde diskutierten
Antje Hachenberg vom Elternverein
der Lebenshilfe Steinburg, der Behindertenbeauftragte der Landesregierung Prof. Ulrich Hase, Yvonne
Vockerodt und Ministerin Britta Ernst
darüber, wie Beteiligte und Betroffene
die inklusive Schule gemeinsam noch
besser gestalten könnten. Dabei wies
Prof. Hase darauf hin, dass Schule von
den Partnern profitieren könne und die
Elternvertreterin Hachenberg sagte:
„Mut ist eine wichtige Voraussetzung
für eine bessere Partizipation und Ermutigung im Gegenzug genauso.“
Einig waren sich die Vortragenden und
die Zuhörenden in der Auffassung,
dass es ganz wichtig sei, in Netzwerken zu denken, diese zu entwickeln
und so immer neue Anknüpfungspunkte mit immer neuen Partnerinnen
und Partnern zu finden. Und diese
Arbeit wurde am Nachmittag in kleineren Diskussionsrunden fortgesetzt.
Dabei ging es unter anderem darum,
was Partizipation bedeutet, um unterschiedliche Formen der Beteiligung
und Mit-Entscheidung und welche Erfahrungen mit diesen Formen bereits
gemacht wurden.
Anzeigen
Der gemeinsame Unterricht für alle Kinder stellt nicht nur Pädagogen vor höchste Herausforderungen.
In vielen Fällen scheitern Pläne zur Umsetzung von Inklusion bereits am Schulmobiliar.
Viele Kollegien stellen sich zunächst die Frage: Sind unsere Schultische für Rollstuhlfahrer geeignet? Ein
Problem, das sich einfach mit einer Einzellösung beheben lässt. Aber wie viele Rolli-Fahrer gibt es nun tatsächlich in deutschen Klassenzimmern? Nur sehr wenige im Vergleich zu den anderen Herausforderungen,
die der gemeinsame Unterricht mit sich bringt. Vor allem Verhaltensauffälligkeiten von Schülerinnen und
Schülern sind es doch, die im Zuge des inklusiven Unterrichts vermehrt Einzug in Klassen halten. Kinder,
denen häufig Konzentrationsvermögen und Kommunikationsfähigkeit fehlen – zwei wichtige Kompetenzen,
um erfolgreich am Schulleben teilhaben zu können. Kommunikation und Konzentration
aber lassen sich bereits durch eine moderne Einrichtung fördern – und dies
besonders gut mit dem Dreieckstisch von kamira. Umfangreiche Tests der Schulforschung haben dies bestätigt. Die leichten, stapelbaren Einzeltische machen
aus jeder Klasse im Handumdrehen einen flexiblen Lernraum und sind die Basis
für einen zeitgemäßen Unterricht. So wird Inklusion zur Realität.
Informationen online: www.kamira.de
Sprachförderprogramme www.etverlag.de
zu Inklusion u. Integration
Hören-Sehen-Schreiben 79,90
E.T. Hoher Esch 52 49504 Lotte Tel./Fax: 05404-71858
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
Schulschriften
zur Arbeitsblattgestaltung
7
THEMA
Jakob Muth-Preis
geht nach Husum
Die Pestalozzi-Schule Husum hat den
Jakob Muth-Preis 2016 erhalten. Bildungsministerin Britta Ernst gratulierte
Schulleitung, Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern. „Der Namensgeber
dieses Preises war ein Vorkämpfer
und Wegbereiter des gemeinsamen
Lernens von Kindern mit und ohne Behinderungen und das sind Sie auch
in besonderem Maße. Weil Sie den
inklusiven Gedanken so konsequent
verfolgt und umgesetzt haben, ist die
Pestalozzi-Schule heute eine ‚Schule
ohne Schüler‘ und ein Vorbild für die
erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen
allgemein bildenden Schulen und Förderzentrum.“ Die Schule wurde unter
anderem ausgezeichnet, weil sie eindrücklich zeige, wie weitgehende Inklu-
sion gelingen und gleichzeitig die unerlässliche sonderpädagogische Expertise
erhalten bleiben könne, so die Jury.
Die Pestalozzi-Schule Husum ist eine
Schule ohne Schülerinnen und Schüler. Seit dem Schuljahr 2008/09 unterrichten die 35 Sonderschullehrkräfte
alle 294 Schülerinnen und Schüler mit
sonderpädagogischem Förderbedarf
inklusiv an den allgemein bildenden
Schulen des Verbundes. Hinzu kommen zahlreiche präventive Maßnahmen in Kindertageseinrichtungen,
Grundschulen und allen weiterführenden Schulen. Das Förderzentrum
umfasst dabei die Schwerpunkte
„Lernen“, „Sprache“ und „soziale und
emotionale Entwicklung“.
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Internationaler Weiterbildungsstudiengang zum Thema Inklusion
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Besonderheiten im Überblick
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8
Das Herzstück des Verbundes ist die
Pestalozzi-Schule Husum selbst, dem
alle 17 Schulen sämtlicher Schulformen
im nördlichen Nordfriesland angehören.
Der Radius des Einzugsgebietes umfasst auch die Insel Pellworm und die
Hallig Langeness. Das Förderzentrum
sendet seine Lehrkräfte an die Regelschulen aus, um eine inklusive und
wohnortnahe Beschulung der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit im Verbund
ist über Kooperationsvereinbarungen
der Schulen mit dem Förderzentrum
geregelt. Nach ihrem Selbstverständnis fühlen sich die Lehrkräfte des
Förderzentrums für alle 4.800 Schülerinnen und Schüler im Einzugsgebiet
verantwortlich. Sie entscheiden an
der jeweiligen Schule vor Ort selbst,
welche Schülerinnen und Schüler zu
welchem Zeitpunkt eine besondere
Unterstützung benötigen. Dies müssen
nicht zwingend nur Schülerinnen und
Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf sein. Im Rahmen der präventiven Unterstützung arbeiten die Lehrkräfte des Förderzentrums seit dem
Schuljahr 2011/12 mit einem eigens
entwickelten „präventiven Förderplan“.
Jeder der 35 Förderschullehrkräfte wird
in der Regel nur an einer Schule eingesetzt. Dadurch sind die Förderschullehrkräfte an ihren jeweiligen Schulen
fest in die Teams vor Ort integriert und
nehmen an den Schulkonferenzen teil.
Durch die Einführung von so genannten
„Lehrer-Tandems“ (Regelschullehrkraft
und Förderschullehrkraft) wurde an
jeder Schule erreicht, dass die Lehrkräfte des Förderzentrums ihre sonderpädagogische Kompetenz an den
Regelschulen des Verbunds einbringen
können.
Der Jakob Muth-Preis geht auf eine
Initiative der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter
Menschen Verena Bentele, der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen
UNESCO-Kommission zurück. Er wird
seit 2009 verliehen, ging in den Jahren
2010 (Waldschule Flensburg), 2013/14
(Verbund Südlicher Bereich des Kreises Schleswig-Flensburg) sowie 2015
(Landesförderzentrum Sehen) ebenfalls nach Schleswig-Holstein.
Dauer: 6HPHVWHUAbschluss: 0$ Gebühr: ɪBewerbungsschluss:
왘 KONTAKT
Homepage: https://www.uni-hildesheim.de/studium/fort-und-weiterbildung/weiterbildungsstudiengaenge/
www.jakob-muth-preis.de
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
AKTUELLES
Preisgekrönte Schularbeit
Der erfolgreiche Trend bei der Verleihung des Deutschen Schulpreises an
Schulen in Schleswig-Holstein setzt
sich auch 2016 fort: Die Grundschule
St. Nicolai (Sylt) und die Freiherr-vomStein-Gemeinschaftsschule Neumünster zählen zu den besten Schulen
Deutschlands und erhielten je einen
mit 25.000 Euro dotierten 2. Preis.
An der Grundschule St. Nicolai auf Sylt wird ein friedliches Miteinander
tagtäglich gelebt.
Nachhaltige schulische Bildung steht
im Vordergrund, das
Motto von Maria
Montessori „Hilf mir,
Die Freiherr-vom Stein-Schule Neumünster hat sich ein inklusives
es selbst zu tun“
reformpädagogisches Konzept auf die Fahnen geschrieben.
hat an der Schule
Gewicht. Zahlreiche bereits erhaltene
Ergänzt wird der schleswig-holsteiniAuszeichnungen - darunter „Haus
sche Erfolg mit der Nominierung einer
der kleinen Forscher“ (2015), zwei 2.
weiteren Schule: dem Thomas-MannPlätze beim Wettbewerb „TüftelEi“
Gymnasium Lübeck. Das Gymnasium
(2015/16), zukunftsschule SH (seit
hatte es unter die 20 Top-Schulen für
2015) - unterstreichen das anerkannte
den Deutschen Schulpreis geschafft.
pädagogische Konzept der Schule St.
Bildungsministerin Ernst gratuliert den
Nicolai.
Preisträger-Schulen: „Ich habe großen
Respekt vor der Leistung. Solche Erfolge sind nur möglich, wenn die SchulatFreiherr-vom-Stein-Schule
mosphäre stimmt und wenn SchulleiDie Freiherr-vom-Stein-Schule in Neutungen, Lehrerschaft und Schülerinnen
münster ist eine Gemeinschaftsschule
und Schüler mit ganzem Herzen dabei
ohne Oberstufe mit 585 Schülerinnen
sind“, sagte Bildungsministerin Britta
und Schülern. Die Schule hat sich
Ernst zur Vergabe der Auszeichnung.
inklusives reformpädagogisches Lernen auf die Fahnen geschrieben, also
selbstständiges Lernen in offenen
Grundschule St. Nicolai
Lernphasen und Lernen in fächerüberDie Schule St. Nicolai (Sylt) besteht
greifenden Lernumgebungen.
aus den Schularten Grundschule und
Förderzentrum und unterrichtet 180
Die Schule fördert die BeteiligungskulSchülerinnen und Schüler. Deutsch
tur der Schülerinnen und Schüler und
als Zweitsprache (DaZ) gehört zum
das Demokratie-Lernen mit zusätzliAngebot, 34 Prozent der Schülerinnen
chen Schulgremien und ist außerdem
und Schüler haben einen MigrationsModellschule für das Lernen mit dihintergrund. „Fördern und Fordern“
gitalen Medien. Ästhetisches Lernen
beschreibt die Schule als eine ihrer
und kulturelle Teilhabe fördert die
wichtigen Leitideen sowie das BeFreiherr-vom-Stein-Schule außerdem.
mühen um Integration und Inklusion
Auch sie kann sich mit mehreren Aussowie Toleranz gegenüber allen Mitzeichnungen schmücken: 2014 wurde
schülerinnen und Mitschülern.
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
die Schule schon einmal für den Deutschen Schulpreis nominiert. In diesem
Jahr wurde ihr der Jakob-Muth-Preis
2016 und der Titel „Referenzschule
Ganztägig lernen“ verliehen.
Gute Tradition
„Dem Lernen Flügel verleihen!“ Unter
diesem Motto steht der Deutsche
Schulpreis. Mit dem Preis soll pädagogische Leistung gewürdigt und für
die Schulentwicklung in Deutschland
nutzbar gemacht werden. Sechs Qualitätsbereiche sind entscheidend: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben
und Schule als lernende Institution.
Schleswig-holsteinische Schulen
beteiligten sich rege am Wettbewerb
und erreichten oft Nominierungen für
den Deutschen Schulpreis sowie gute
Platzierungen. Das Regionale Berufsbildungszentrum (RBZ) Wirtschaft in
Kiel zum Beispiel gehörte 2014 zu den
sechs besten Schulen Deutschlands.
Überhaupt war 2014 für die Schulen
in Schleswig-Holstein ein überdurchschnittlich erfolgreiches Jahr: Zwei der
15 Schulen in der Endrunde kamen
aus dem echten Norden. Im Jahr
2013 hatte die Anne-Frank-Schule in
Bargteheide sogar den mit 100.000
Euro dotierten Hauptpreis des renommierten Deutschen Schulpreis nach
Schleswig-Holstein geholt.
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DIGITALE MEDIEN
Lernen und Lehren der Zukunft
Bund und Länder wollen ihre Aktivitäten beim Thema digitaler Wandel
in der Bildung verstärken. Die digitale
Transformation des Bildungssystems
gehört für das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) ebenso wie für die Kultusministerkonferenz
(KMK) zu den Schwerpunktthemen für
das laufende Jahr. Auf der gemeinsam
organisierten Konferenz „Digitaler
Wandel in der Bildung: Perspektiven
für Deutschland“ gingen BMBF und
KMK mit weiteren Akteuren aus Bildung, Gesellschaft und Politik jetzt
in Berlin der Frage nach, wie sich die
Zukunft des Lernens und Lehrens in
einer digitalen Welt entwickeln sollte.
Dabei ging es vor allem darum, die
Chancen der Digitalisierung in den Vordergrund zu stellen, ohne die Risiken
auszublenden. So eröffne die digitale
Bildung bei aktuellen bildungspolitischen Herausforderungen wie der
Integration von Flüchtlingen und der
Inklusion ganz neue Möglichkeiten.
BMBF und KMK sehen große Chancen in der Digitalisierung und der
gleichzeitigen Verbesserung des
Bildungsangebotes in Deutschland.
Künftige Unterstützungsmaßnahmen
werden daher auf den vermehrten
Einsatz digitaler Medien, orts- und
zeitunabhängiges Lehren und Lernen,
individuelle Lernvoraussetzungen und
somit Bildungsgerechtigkeit zielen.
Die Digitalisierung kann auch dazu beitragen, den Bildungsstandort Deutschland international zu einem attraktive10
ren Ort zu machen.
Hierfür können
neuartige Bildungsangebote die Sichtbarkeit deutscher
Bildungseinrichtungen für Auszubildende, Studierende
und Fachkräfte aus
anderen Ländern
erhöhen. Es gilt
darüber hinaus, die
jungen Menschen
zu befähigen und
zu unterstützen mit
im Netz drohenden
Gefahren, wie Cybermobbing oder Cybergrooming oder
auch Suchtpotenzialen umzugehen.
Dafür braucht es eine altersgerechte
Herangehensweise in allen Bildungsinstitutionen von der Kita bis zur Weiterbildung.
Insbesondere auf dem Gebiet der
beruflichen Aus- und Weiterbildung
stärkt das BMBF bereits die Digitalisierung durch verschiedene Förderprojekte und –programme mit dem Ziel
einer „Berufsbildung 4.0“. So hat das
BMBF beispielsweise ein Sonderprogramm aufgelegt, um überbetriebliche
Berufsbildungsstätten (ÜBS), die die
Ausbildung im Betrieb durch praxisnahe Lehrgänge ergänzen, an die neu-
esten technologischen Erfordernisse
anzupassen. Weitere Maßnahmen
betreffen etwa die Schulung digitaler
Kompetenzen bei Lehrkräften und
Ausbildungspersonal oder Projekte für
den Einsatz computergestützter Lerneinheiten in der Weiterbildung von
Fachkräften.
Der digitale Wandel betrifft und verändert alle Bildungsbereiche. Bereits
2012 hat die KMK eine überarbeitete
Empfehlung zur „Medienbildung in
der Schule“ beschlossen. In den
Lehrplänen aller Länder ist die Medienbildung (Medienkompetenz, Medienpädagogik) verankert. Die Länder
bieten bereits vielfältige Maßnahmen,
Programme und Projekte zur Förderung der Medienkompetenz und
zur Nutzung digitaler Medien in den
Fächern an, mit dem Ziel, das Lehren
und Lernen mit digitalen Medien nachhaltig zu fördern. Um die Kompetenz
der Lehrkräfte in dieser Hinsicht zu
steigern, führen die Länder zahlreiche
Lehrerfortbildungen durch. Außerdem
arbeiten die Länder eng mit den Datenschutz- und Jugendmedienschutzbeauftragten zusammen, entwickeln
Handreichungen, Mediencurricula
und Medienpässe oder juristische
Wegweiser, um die Schülerinnen und
Schüler umfassend vorzubereiten auf
die digitale Welt.
Digitale Bildung an Grundschulen
Die Initiative DIGITALE BILDUNG NEU
DENKEN kooperiert mit dem Institut
für Qualitätsentwicklung an Schulen
Schleswig-Holstein im Rahmen der Förderung des Lernens mit digitalen Medien und stattet drei Grundschulen jeweils
mit einem digitalen Klassenzimmer aus.
Die drei von der Initiative geförderten
Schulen (Schule-am-HeidenbergerTeich in Kiel, Grundschule Sterley und
Grundschule Wohltorf) hatten Interesse
an dieser Förderung bekundet und wurden aus zwölf Bewerbungen ausgelost.
Das digitale Klassenzimmer, das den
Schulen bis Ende des Schuljahres
2016/17 leihweise zur Verfügung steht,
umfasst jeweils 32 Tablets, einen interaktiven 65-Zoll-Monitor sowie weitere
Soft- und Hardwarekomponenten der
Samsung School Solution.
Mit diesem Modellprojekt soll die Nutzung digitaler Technologien im Unterrichtsalltag der Grundschulen erprobt
und deren Potenzial für neue Lehr- und
Lernmethoden und die Unterrichtsgestaltung untersucht werden. Das Projekt
schließt die Lehrerfortbildung mit ein.
In mehreren Workshops werden die
teilnehmenden Lehrkräfte der Grundschulen von erfahrenen Pädagogen in
die technischen und pädagogischen
Grundlagen des Tablet-Unterrichts
eingewiesen. Sie beziehen sich dabei
auf die Lehrpläne für die Grundschule in
Schleswig-Holstein.
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
KULTURELLE BILDUNG
10 Jahre
MuseumsCard
Seit 2006 gibt es die MuseumsCard
in Schleswig-Holstein. Im ersten Jahr
waren es noch zehn Museen, die
Kindern und Jugendlichen in den Sommermonaten freien Eintritt gewährten.
Zehn Jahre später öffnen über 90 Museen ihre Türen für die Aktion und es
werden über 100.000 MuseumsCards
verteilt.
Folgende Museen sind seit 2006 dabei:
• Feuerwehrmuseum SchleswigHolstein, Norderstedt
• Jüdisches Museum Rendsburg
• Kloster Cismar
• Kunsthalle zu Kiel
• Museen im Kulturzentrum Rendsburg
• Museum des Kreises Plön mit norddeutscher Glassammlung
• Museum Eckernförde
• Museumsberg Flensburg
• Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum
• Stadtmuseum Norderstedt
Mit der MuseumsCard können Kinder
und Jugendliche unter 18 Jahren vom
1. Juli bis zum 1. November 2016 kostenlos über 90 Museen in SchleswigHolstein und Süddänemark besuchen.
Außerdem gilt sie am 20. und 27.
Oktober als Freifahrkarte im SH-Tarif
in allen Bussen und Bahnen bei
NAH.SH, dem Nahverkehrsverbund
für Schleswig-Holstein und bietet zusätzlich zwei Gewinnspiele. Erhältlich
ist die MuseumsCard in Sparkassen,
Museen, Büchereien, Jugendverbänden, dem Landesjugendring sowie in
vielen Tourist-Informationen. Alternativ kann sie auf www.meine-museumscard.de oder als App mit dem
Titel „MuseumsCard“ kostenfrei aus
dem Internet heruntergeladen werden.
in einem Hoch- oder
Niedrigseilgarten in Schleswig-Holstein gewinnen,
wenn sie ein Foto ihres Museumsbesuchs einsenden.
Für Einzelbesucherinnen und -besucher gibt es ebenfalls ein Gewinnspiel. Auf der MuseumsCard lassen
sich bei jedem Museumsbesuch
Stempel sammeln. Wer drei Stempel
zusammen hat, kann unter anderem
eine Reise mit Übernachtung gewinnen. Statt Stempel zu sammeln, können auch QR-Codes in den Museen
gescannt werden.
Schule Aktuell Juni/Juli 2016
Alle Informationen sind in komprimierter Form auch mit der MuseumsCardApp abrufbar. Darüber hinaus zeigt die
In diesem Jahr nehmen einige
Museen erstmalig an der MuseumsCard teil, zum Beispiel das Eulenspiegel Museum und das Möllner Museum Historisches Rathaus,
das Oldenburger Wallmuseum und
das Elbschifffahrtsmuseum in Lauenburg/Elbe. Mit dabei sind auch
wieder viele Lübecker Museen sowie zwei Museen in Süddänemark:
das Deutsche Museum in Sønderburg und das Deutsche Schulmuseum in Apenrade.
Alle Informationen rund um die
MuseumsCard-Aktion, beteiligte
2016
Die MuseumsCard
gibts auch als App!
Mit Gewinnspiel!
2016
www.meine-museumscard.de
Kids
Mit Gewinnspiel!
Auch als App!
Auch Jugendleiterinnen und Jugendleiter mit einer gültigen Jugendleitercard haben freien Eintritt in die teilnehmenden Museen.
Kinder- und Jugendgruppen können
beim diesjährigen Gewinnspiel einen
Klettergutschein für einen Kletterpark
Museen, einen Blog mit
aktuellen Veranstaltungen
und museumspädagogischen Angeboten im
gesamten Aktionszeitraum
bis 1. November finden Interessierte auf der MuseumsCard-Website:
Unter der Internet-Adresse www.
meine-museumscard.de finden sich
alle wichtigen Informationen aufgeteilt
nach den Zielgruppen „Kids“ und
„Teens“.
www.meine-museumscard.de
App die teilnehmenden Museen im
Umkreis von 20 Kilometern an und
hält Informationen zu Öffnungszeiten und Angeboten bereit.
Die MuseumsCard wird vom Landesjugendring Schleswig-Holstein
in Kooperation mit dem Ministerium für Justiz, Kultur und Europa
des Landes Schleswig-Holstein,
den schleswig-holsteinischen Sparkassen, dem Museumsverband
Schleswig-Holstein und Hamburg
sowie den Verkehrsunternehmen
des Nahverkehrs in SchleswigHolstein angeboten.
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