Außenlagerung von Holzpellets
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Außenlagerung von Holzpellets
H e i zu n g ste c h n i k Befüllen des Pelletspeichers. Die Lage des Behälters und die Zufahrt für das Tankfahrzeug müssen aufeinander abgestimmt sein. Bild: Schellinger Passiv: Pellets rutschen zur E ntnahmestelle und werden mechanisch beansprucht. Außenlagerung von Holzpellets Aktiv: Die Entnahmestelle bewegt sich zu den Pellets und schont das Material. Dipl.-Ing. Klaus W. König* Im Vergleich mit Gas und Öl liegen Holzpellets abgeschlagen auf den hinteren Rängen, wenn es um den Platzbedarf geht. Zwei Kilogramm Pellets entsprechen einem Liter Heizöl, gemessen am Heizwert der Brennstoffe, und beanspruchen etwa den dreifachen Rauminhalt. Erdgas direkt aus dem Netz des Versorgers liegt unschlagbar auf Platz 1, denn der Verbraucher kann auf das Brennstofflager komplett verzichten. 90 % Zuwachs im Jahr 2005 bei Pellet heizungen lassen aber vermuten, dass andere Kriterien diesen Nachteil ausgleichen. Dennoch, im Wettlauf um immer bessere Ausnutzung des teuer erstellten umbauten Raumes bietet die Pelletbranche ihrerseits mit der PelletAußenlagerung eine interessante Alternative zur herkömmlichen Lagertechnik. *) Dipl.-Ing. Klaus W. König plant seit 1990 Gebäude mit ökologischer Haustechnik. Er berät Planungsbüros, Städte und Gemeinden, leitet Seminare für Architekten und Handwerker und hält Vorträge. 36 ∂ Unterirdischer Außenspeicher aus Beton-Fertigteilen mit Vakuum-Saugsystem zur Entnahme von oben. Bild: Mall ∂ Die beiden Alternativen der Entnahme aus dem Speicher. Oben: Pellets b ewegen sich im Speicher durch Schwerkraft zur Entnahmeeinrichtung. Unten: Entnahme von oben. Bild: Schellinger V om Speicher werden die Pellets durch eine Fördertechnik, der so genannten „Raumaustragung“ dem Heizkessel zugeführt. Eine pneumatische Saugturbine oder elektrische Förderschnecke, vom Kessel her automatisch gesteuert, holt die Pellets zum Brenner. Beide Entnahmesysteme sind mit den diversen Lagerarten grundsätzlich kombinierbar: ∑ Außenlager (wetterfeste Silos bzw. unterirdische Speicherbehälter) oder Innenlager (frei stehende Gewebesilos bzw. ausgebauter Lagerraum), ∑ Entnahme durch Förderschnecke (von unten) oder durch Vakuum-Saugsystem (Entnahme von unten bzw. von oben). In diesem Zusammenhang stellen sich je nach Projektgegebenheiten oft weitere Fragen, wie: Soll ein Lagerraum im Gebäude vorgehalten werden und wie groß muss dieser mindestens sein? Welche Entfernung zwischen Lager und Heizkessel ist möglich? Welche Werte können für eine überschlägige Berechnung eingesetzt werden? Diese Fragen sollen u. a. nachfolgend beantwortet werden. Lagerraum Innenlager haben Vorteile dort, wo Räume leer stehen oder bei der Umnutzung vorhandener Gebäude weder Tiefbau- noch Geländearbeiten anstehen. Außenlager sind ideal bei stark wärmegedämmten und intensiv genutzten Bauten, deren Innenraum zu kostbar ist für die Brennstofflagerung. Im Neubau wird man überwiegend Außenlager wählen. Im Industriebau kann ein oberirdisch aufgestelltes Außensilo zum Bestandteil der Architektur werden. Beim neu erstellten Einfamilienhaus und bei repräsentativen Gebäuden IKZ-Haustechnik · Heft 20 /2006 H e i zu n g ste c h n i k Feinstaubdiskussion Die Feinstaubdiskussion erreichte unlängst auch die Pelletbranche. Nachfolgend dazu einige Aussagen des Deutschen Energie-Pellet Verbands (DEPV) e. V.**: „Richtig ist, dass Pelletfeu erungen, genauso wie alle anderen Feststofffeuerungen aber auch wie die Ölheizung, Feinstaub emittieren. Denn bei der Verbrennung eines festen Brennstoffs, egal ob es sich um Kohle, Scheitholz oder eben Pellets handelt, fällt Asche an – und Asche ist nichts anderes als grober Staub. Wie viel Staub dabei über das Rauchgas in die Atmosphäre emittiert wird, ist zunächst eine Frage der Qualität des Brennstoffs und der Verbrennungstechnik. Nun hat sich gerade bei den Holzfeuerungen in den vergangenen 15 Jahren eine sprunghafte technische Weiterentwicklung vollzogen: moderne Holzheizungen setzen heute nur noch rund 1/10 der Staubmengen frei, die vor 15 Jahren allgemein üblich waren. Und im Vergleich aller Holzfeuerungen weisen Pelletfeuerungen mit heute fast nicht mehr nachweisbaren Staubmengen von im Mittel nur 7 – 10 mg/m³ besonders niedrige Emissionswerte auf, wie aktuelle Untersuchungen, etwa des Instituts für Dampfkesselwesen der Technischen Universität Stuttgart, beweisen. Selbst wenn sich der Anlagenbestand in den nächsten Jahren verzehnfacht, besitzen Pelletfeuerungen hinsichtlich der Feinstaubproblematik in Deutschland nur eine marginale Bedeutung – eine Tatsache, die auch vom Umweltbundesamt nicht bestritten wird.“ **) Auszüge aus einer Presse mitteilung des DEPV vom 6. Juni 2006; siehe auch IKZHAUSTECHNIK 15/2006, Seite 48 ∂ Befüllstutzen im Außenspeicher unterhalb der Behälterabdeckung. Das Befüllen erfolgt zwischen Tankfahrzeug und Behälter mit Druckluft. Ein separater Abluftschlauch mit Staubfilter wird am zweiten Stutzen während des Befüllens montiert. Bild: Mall wird man unterirdischen Behältern den Vorzug geben, zumal der Aufwand für den geringfügig zusätzlichen Aushub vernachlässigt werden kann. Außenspeicher Unterirdische Außenspeicher erhalten in der Regel ein Vakuum-Saugsystem zur Entnahme und werden als Fertigteilbehälter in die Erde eingebaut. Das Material ist Kunststoff oder Beton. Folgende Kriterien sind dabei zu beachten: ∑ Bei hohem Grundwasserstand und leerem Behälter muss die Auftriebssicherheit gewährleistet sein, ∑ beim maschinellen Verdichten mit Verfüllmaterial oder späteren Überfahren muss der Behälter ausreichend stabil sein, ∑ die Saugleitungen zwischen Behälter und Heizkessel müssen geerdet sein, um elektrostatische Aufladung zu vermeiden, ∑ die Lage des Behälters muss mit der Zufahrt für das Lieferfahrzeug abgestimmt sein. Üblicherweise kann ein Tankfahrzeug die Pellets als loses Schüttgut mindestens 30 m weit einblasen, ∑ die Entnahme soll im geschlossenen Luftkreislauf mit Rückluftschlauch erfolgen, um Staub zu vermeiden, ∑ es soll möglich sein, für Wartungszwecke das Austragungssystem auch im ∂ Oberteil des Außenspeichers, darin integriert das Entnahmesystem „Maulwurf“ zur Entnahme der Pellets von oben mit einem Vakuum-Saugsystem. Heft 20 /2006 · IKZ-Haustechnik Bild: Mall 37 H e i zu n g ste c h n i k befüllten Zustand aus dem Speicher ausbauen zu können. Entnahmetechnik Förderschnecken sind besonders geeignet, wenn Lagerraum und Kessel nur wenige Meter voneinander entfernt sind. Ihre Konstruktion ist einfach und die Betriebssicherheit gut, bei niedrigem Betriebsgeräusch. Nachteil: wenig flexibel in der Anordnung. Saugsysteme können bis zu 25 m Entfernung und maximal 5 m Höhe überwinden, wenn Druckverluste durch Krümmungen vermieden werden. Nachteil: Das Betriebsgeräusch der Turbine ist mit einem Staubsauger vergleichbar. Mit dem so genannten „Maulwurf“-Saugsystem werden die Pellets von oben dem Speicher entnommen. Das Maulwurfprinzip ist die Umkehrung des klassischen passiven Entnahmeprinzips, bei dem die Pellets zum tiefsten Punkt des Lagers rutschen und dort entnommen werden. Diese roboterähnliche Saugdüse arbeitet sich durch ihr langsam drehendes Stützrad aktiv von oben nach unten, wandert die Böschungen ab und entleert so den Speicher. Eingebaute Schrägen am Speicherboden sind nicht erforderlich. Dieses Entnahme- Im Mittelpunkt einer Prüfung von Holzpelletkesseln durch die Stiftung Warentest (Nr. 8/2005) „Nicht auf dem Holzweg“ standen rund 10 Heizkessel mit durchschnittlich 15 kW Nennwärmeleistung auf dem Prüfstand. Getestet wurde u. a. die Energieausnutzung, die Sicherheit und die Verarbeitung der Heizkessel sowie die Handhabung und die Umwelteigenschaften. Kritisch bewerteten die Tester die Energieausnutzung aller untersuchten Systeme: die Nutzungsgrade im Test fielen im Durchschnitt mit 88 % gegenüber modernen Ölund Gasbrennern (95 %) etwas schlechter aus. In diesem Zusammenhang betonte die Stiftung Warentest, wie wichtig auch die optimale Einstellung des Pelletkessels sei: Die voreingestellten Minimaltemperaturen seien vielfach zu hoch gewesen. Falls nicht am Aufstellungsort nachjustiert werde, verbrauche der Kessel in der Übergangszeit zu viel Energie. Insbesondere sei dies der Fall, wenn kein Pufferspeicher im Heizsystem die überschüssige Energie speichert, bis diese benötigt werde. „Doch wer mit einem Holzpelletkessel heizt, schont die Umwelt und investiert in eine Technik, die sich künftig noch schneller bezahlt macht“, so die Tester. Laut Dr. Hermann Hansen von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe FNR, die den Warentest anteilig gefördert hat, hat die im Vergleich zu konventionellen Heizungen noch sehr junge Pellettechnologie damit ihre Feuertaufe bestanden. Das Testergebnis sei jedoch auch eine Aufforderung an die Hersteller, ihre Betriebs- und Montageanleitungen noch zu verbessern. prinzip kann in allen gängigen Lagertypen eingesetzt werden. Materialien unterschiedlicher Körnung entmischen sich bei jeglicher Bewegung. Dieser Effekt verschiebt den Feinanteil der Holzpellets nach unten, zum Ende der Lagerentnahme. So können kurzfristig, bei Entnahme aus dem Pelletspeicher von unten, ∂ Schläuche zwischen Pelletspeicher und Saugturbine. Die Entnahme erfolgt im geschlossenen Luftkreislauf zwischen Heizkessel und Speicher. Bild: König 38 für Heizung und Wasser. Dies senkt den Pellet-Bedarf von 3 auf 2 t im Jahr. Tipp: Kessel justieren Erfahrungswerte Für ein Einfamilienhaus mit einer Heizlast von 12 kW wird ein Jahresbedarf von 4700 kg Pellets angenommen. Bei einem Heizwert nach DIN von 5,0 kWh/kg sind das 23 500 kWh. Das Äquivalent dazu sind 2350 l Heizöl EL oder 2350 m³ Erdgas. Die Größe des Brennstofflagers soll den Jahresbedarf plus 20 % fassen. Beim Lagerraum im Gebäude ist die Faustformel für den Jahresbedarf: Heizlast 12 kW x 0,9 m³/kW = 10,8 m³ incl. Luftraum und Leerraum unter den Zwischenschrägböden. Bei Außenspeichern kann das Nutzvolumen ermittelt werden durch die Formel: 4700 kg/650 kg/m³ = 7,2 m³ zuzüglich Luftraum. Staatlicher Zuschuss auch Feinanteile in den Brenner gelangen, die eventuell zu Störungen führen. Durch die Entnahme von oben wird der Brennstoffvorrat wenig mechanisch beansprucht. Der Feinanteil bleibt kontinuierlich bei 2 bis 4 %. Solarwärme Als besonders sinnvoll und auch wirtschaftlich erweist sich die Kombination von „kostenloser“ Solarwärme und Pellets. Damit werden im Sommer häufige Starts der Zentralheizung für das Warmwasser vermieden. Voraussetzung ist ein Warmwasser-Pufferspeicher, der die überschüssige Wärme von Kessel und Kollektor aufnimmt. Im Jahresmittel können 50 – 60 % des Brauchwassers durch eine Solaranlage mit 6 m² Kollektorfläche erwärmt werden. Beim Niedrigenergiehaus decken 14 m² Kollektorfläche etwa ein Drittel des Wärmebedarfs Im Gegensatz zu den fossilen Brennstoffen Kohle, Öl und Gas gelten Pellets als CO₂-neutral. Wie bei anderen Holzbrennstoffen bindet der wachsende Baum mindestens die Menge CO₂, die bei der Verbrennung frei wird. Diese Klima schützende Wirkung in Verbindung mit der sinnvollen Verwertung von einheimischen Holzresten ist unserem Staat einen Zuschuss wert. Nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sind die Mittel für das Jahr 2006 bereits ausgeschöpft. Im Jahr 2007 soll ein neues Zuschuss programm mit veränderten Konditionen aufgelegt werden. ∂ @ Internetinformationen: www.holzenergieforum.de www.aktion-holzpellets.de www.mall.info www.depv.de www.bafa.de IKZ-Haustechnik · Heft 20 /2006