ChroNISChe erkrANkuNGeN UND MIND-BODy
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ChroNISChe erkrANkuNGeN UND MIND-BODy
salü salus klinik Hürth Jahrgang 3, Dezember 2012 EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, Liest man den „Reha-Bericht 2012“ der Deutschen Rentenversicherung, sind die Ergebnisse eindeutig: Bei allen betrachteten Diagnosegruppen steigt die Inanspruchnahme der Rehabilitation mit dem Alter. Besonders ausgeprägt ist der Anstieg bei den psychischen Erkrankungen. Ursachen dieser Entwicklung sind u.a. der sogenannte „demographische Wandel“ und der medizinische Fortschritt, der die Mortalität bei chronischen organmedizinischen Erkrankungen erfreulicherweise sinken lässt. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass solche Erkrankungen die Patienten in tiefe Krisen stürzen können. Es ist also nicht ungewöhnlich, dass in der psychosomatischen Rehabilitation Patienten mit „psychischen“ Störungen antreten, die an einer chronischen Erkrankung (z.B. Diabetes mellitus, Krebs, terminale Niereninsuffizienz) leiden und sich daraufhin eine psychische (Begleit-)Symptomatik eingestellt hat. Diese Klientele angemessen zu behandeln, ist eine der Aufgaben der psychosomatischen Rehabilitation. In diesem Kontext stellen wir Ihnen die Mind-Body-Medicine vor, eine ganzheitliche Behandlungsphilosophie, der die Patienten zu einer nachhaltigen, gesundheitsfördernden Lebensstilmodifikation motivieren möchte. In dieser Ausgabe möchten wir Sie zudem mit einem Phänomen bekannt machen, dass aufgrund der oft verheerenden Konsequenzen Beachtung finden sollte. Inzwischen gelten in Deutschland rund 560 000 Menschen zwischen 14 und 64 Jahren als "internetsüchtig". Unter ihnen sind 250.000, also fast die Hälfte, im Alter von 14 bis 24 Jahren. Besonders diese Altersgruppe würde von einer (Wieder-) eingliederung ins gesellschaftliche und berufliche Leben sehr profitieren. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre mit unserer neuen Ausgabe der salü, ein frohes Weihnachtsfest mit mäßigen „online-Begegnungen“ und einen guten Rutsch in ein gesundes Jahr 2013. Ihre Gabriele Angenendt Ltd. Psychologin Stellv. Direktorin Chronische Erkrankungen und Mind-BodyMedizin Thomas Primke In den vergangenen Jahrzehnten hat es eine deutliche Verschiebung in der Art und der Zahl der Erkrankungen gegeben. Dabei haben akute Infektionskrankheiten, welche früher nicht selten zum Tode führten, auf Grund des medizinischen Fortschrittes an Bedeutung verloren. Hingegen hat die Zahl der chronischen Erkrankungen, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, degenerative Erkrankungen des Skelettsystems oder auch psychische Störungen in den westlichen Industrieländern enorm an Bedeutung gewonnen. So ist die überwiegende Mehrzahl der über 65-jährigen chronisch krank. Dies führt zu einerseits zu einer Explosion der Kosten im Gesundheitswesen (80% der Ausgaben im Gesundheitssystem werden für chronisch Kranke ausgegeben), andererseits stellen diese Erkrankungen eine therapeutische Herausforderung dar, da eine leitliniengerechte Therapie häufig in einer medikamentösen Therapie mit den entsprechenden Nebenwirkungen besteht. Davon abgesehen, dass es sich hierbei meistens um eine rein symptomatische Therapie handelt, nimmt auch mit zunehmendem Nebenwirkungsprofil die Compliance der Patienten ab, was vor dem Hintergrund der Berichte über tödlich verlaufende, arzneimittelinduzierte Zwischenfälle nicht verwunderlich ist. Wie kommt es aber zu einer Zunahme chronischer Erkrankungen? Hier ist unter anderem die sich verändernde Alterspyramide durch einen Rückgang der Geburtenzahlen bei gleichzeitigem raschen Anstieg der älteren Bevölkerung zu nennen. Aber auch der medizinische Fortschritt, der durch verbesserte Therapiemethoden die Überlebensraten früher tödlich verlaufender Erkrankungen verbessert, führt zu einer Zunahme chronischer Erkrankungen, ohne dass es zu einer dauerhaften Heilung kommt und die Erkrankten weiterhin ärztlicher Behandlung bedürfen. Auch führt der medizinische Fortschritt dazu, dass Erkrankungen früher diagnostiziert werden, so dass die Betroffenen früher und länger zu Erkrankten werden. Aber nicht nur die oben genannten Faktoren, sondern insbesondere der sich in den letzten hundert Jahren stark veränderte Lebensstil mit einer vermehrten Aufnahme von Lebensmitteln bei gleichzeitig immobiler werdender Alltagsgestaltung zeigt seine Wirkung: die epidemisch ansteigende Zahl übergewichtiger und adipöser Kinder und Jugendlicher legt die Vermutung nahe, dass in Zukunft bei immer jüngeren Menschen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und degenerative Erkrankungen diagnostiziert werden. Und auch die Auswirkungen der modernen Industriegesellschaft mit Computern, Internet und Handys mit einer dramatischen Zunahme des Informationsflusses sind zum Teil schon absehbar. Immer mehr Menschen geben an, sich durch ihren Alltag überfordert zu fühlen. In der Entstehung chronischer Erkrankungen scheint der Faktor Stress eine immer größere Rolle zu spielen. Insbesondere in unserer psychosomatischen Abteilung geben immer mehr Menschen an, dass sie auf Grund von Stress erkrankt seien und sich „ausgebrannt“ fühlten. Zunächst einmal ist Stress weder gut noch schlecht, er ist Kennzeichen der Auseinandersetzung des Individuums mit der Umwelt. Entwicklungsgeschichtlich hat uns die Stressreaktion das Überleben gesichert, da sie dazu führte, dass wir uns bedrohlichen Situationen gestellt und gekämpft haben oder dass wir vor ihnen geflüchtet sind (Kampf- bzw. Fluchtreaktion). Während akuter Stress kurzfristig eine Leistungssteigerung bewirkt und in der Regel das Immunsystem aktiviert, so führt mittel- und langfristiger Stress zu einer Supprimierung des Immunsystems. Während es normalerweise nach einer akuten Stressreaktion zu einem Rückgang des Stresshormonspiegels kommt, so ist zu beobachten, dass es vor dem Hintergrund zunehmender Stressoren, zu einer zunehmend schlechteren Stressregulation kommt und der Stresshormonspiegel dauerhaft erhöht bleibt. Wie wirkt sich der Stress nun konkret auf die Entstehung chronischer Erkrankungen aus? Durch Stress (und auch durch Depression) kommt es zu einer salus klinik Hürth 2 Zunahme der Stresshormonausschüttung, zu einer sympathovagalen Dysbalance, also zu einem Ungleichgewicht des autonomen Nervensystems zwischen Anspannung und Entspannung, und zu einer negativen Veränderung des Gesundheitsverhaltens. Diese Faktoren können in der Folge zu einem Anstieg des Blutdruckes, zu einer Gewichtszunahme, zu einer Veränderung im Blutzuckerstoffwechsel, zu einer Veränderung der Fließeigenschaften des Blutes, zu einer Erhöhung der Herzfrequenz, zu einer ungesunden Ernährungsweise und beispielsweise einem Nikotinmissbrauch und damit in der Folge zu einer Erhöhung des kardiovaskulären Risikoprofilsführen. Die konventionell bewährte Medizin hat bei vielen Erkrankungen wirksame, insbesondere medikamentöse Therapien oben abgebildeten „Tempel der Gesundheit“ zu entnehmen, aus verschiedenen Elementen. Hier sind zum einen die Lebensbereiche „Familie und soziale Kontakte“, „Beruf und Leistung“ sowie „Lebensziele und Lebenssinn“ zu nennen. Diese stellen das Dach des Tempels dar. Die Säulen des Tempels werden durch die Elemente „Bewegung, Atmung, Entspannung, Ernährung und Selbsthilfe“ gebildet, sie stellen sozusagen die Basis dar und bilden somit das Fundament für die Gesundheit. Es handelt sich um einen ordnungstherapeutischen Ansatz hin zu einer die Gesundheit erhaltenden Lebensführung. Während wir nicht immer Einfluss auf unsere Beziehungen oder auch auf unsere Arbeit haben und uns manchmal auch ein Lebensziel oder der Lebenssinn fehlt, so können wir die Säulen Metabolisches Syndrom • Viszerale Adipositas • Insulinresistenz Sympathovagale Dysbalance Hämostase: • Thrombozytenaggregabilität • Endothelfunktion Verändertes Gesundheitsverhalten Autonome Funktionen: • Neigung zu Arrhythmien • Niedrige Herzfrequenzvariabilität • Erhöhte Herzfrequenz • Vasokonstriktion • Blutdruckregulation • Non-Compliance • Nikotinmissbrauch • Geringe Aktivität • Ungesunde Ernährung Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko Abb.1: nach Deutschle et al. entwickelt, die akut schnell helfen und die Symptomatik reduzieren. Zu einer ursächlichen Besserung bzw. Heilung kommt es jedoch in der Regel nicht, solange die Betroffenen ihren Lebensstil nicht ändern. Doch dies ist einfacher gesagt als getan und meistens führt der wohlgemeinte ärztliche Rat, dass z.B. das Rauchen eingestellt werden sollte, zu keiner nachhaltigen Lebensstilveränderung. Die Mind-Body-Medizin (MBM) stellt hier einen sinnvollen Ansatz dar, da sie Menschen zu einer gesundheitsfördernden Lebensstilmodifikation motivieren kann. Dieses Programm beruht auf ähnlichen Prinzipien wie die Naturheilkunde, denn beiden geht es darum, eine Lebensstilmodifikation zu erreichen. Das MBM-Programm besteht, wie dem 1.Vollwertige Getreideprodukte: Voll kornbrot, Vollkornnudeln, Naturreis 2.Frisches Obst und Gemüse („5-a-day“), öfter Hülsenfrüchte Depression / Chronischer Stress Hypercortisolämie Abb.2: aus Dobos, G., Paul, A.: Mind-Body-Medizin des Gesundheitstempels aktiv beeinflussen und gestalten. Der WHO zu Folge ist in der Bevölkerung kein gesundheitlicher Risikofaktor so verbreitet wie die körperliche Inaktivität. Körperliche Bewegung hat auf viele physiologische Parameter einen positiven Einfluss, entsprechend kommt es bei Mangelbeanspruchung zu Funktions- und Leistungseinbußen und Inaktivitätsatrophien. So werden in der MBM täglich ca. 30 Minuten körperliche Aktivität mittlerer Intensität empfohlen. Auch die Ernährung stellt in der MBM eine Säule dar, hier wird auf Grund der Studienlage eine mediterrane Vollwertkost empfohlen, welche aus folgenden Grundsätzen besteht: 3.Hochwertige Öle und Fette: Oliven-, Raps-, Walnuss-, Leinöl 4.Öfter mal Fisch statt Fleisch 5.Fleisch, Wurst und Eier nur gelegentlich 6.Reichlich trinken (2 l/ Tag), am besten jede Stunde ein Glas 7.Weniger Zucker, Süßwaren, Fertig produkte und Salz 8.Schonende Zubereitung 9.3 – 5 Mahlzeiten am Tag, zum Abend hin weniger essen Die Säule Atmung steht, ausgehend vom Atemrhythmus, für die natürlichen, menschlichen Rhythmen, welche sich kurzfristig im Atemrhythmus, mittelfristig im Tages- und Wochenrhythmus und langfristig im Jahreszeiten- bzw. Jahresrhythmus wiederspiegelt. Dabei soll die Sinnhaftigkeit der natürlichen Rhythmen hervorgehoben werden, so z.B. mit dem Sonnenuntergang das Ende der Wachphase einzuleiten und mit dem Sonnenaufgang die Schlafphase zu beenden. Die Missachtung dieser Rhythmen führt nicht selten zu Störungen des Schlaf-WachRhythmus mit den entsprechenden gesundheitlichen Folgen. Gleichzeitig ist die Atmung auch ein Indikator für unsere momentane Verfassung: bei Anspannung ist die Atmung eher schnell und flach, bei Entspannung eher langsam und tief. Die Atmung ist zwar eine autonome Körperfunktion, welche wir jedoch sehr gut willentlich beeinflussen können. So können wir lernen, die Atmung verlangsamen und tiefer zu atmen. Die Atmung ist das zentrale Element nahezu aller Entspannungsverfahren. Die Entspannung stellt eine weitere Säule der MBM dar. Vor dem Hintergrund, dass sich immer mehr Menschen durch ihren Alltag gestresst fühlen, ist es eine logisch Konsequenz, Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Meditation, QiGong oder Yoga zu vermitteln. So erhalten Menschen die Kompetenz, in ihrem Körper, im Gegensatz zur Stressreaktion, aktiv eine Entspannungsreaktion auslösen zu können. Bei der Selbsthilfe geht es darum, Strategien zu vermitteln, was jeder selbst gehen Alltagsbeschwerden wie z.B. Kopf- und Rückenschmerzen oder Schlafstörungen tun kann. Zum einen handelt es sich um nebenwirkungsarme Alternativen zu einer klassischen medikamentösen Behandlung, zum anderen wird die Selbstwirksamkeit der Klienten gestärkt, welche gerade bei chronischen Erkrankungen häufig im Laufe der Zeit verloren geht. Ebenfalls Bestandteile der Mind-Body-Medizin sind die Elemente „Achtsamkeit, Kommunikation, kognitive Umstrukturierung, salus klinik Hürth 3 Emotionen, Sinnsuche und Spiritualität“. Hier gibt Gemeinsamkeiten mit der psychosomatischen Medizin, wobei sich die MBM explizit von der Psychothera- holt wird, wo er sich gerade befindet. Dabei wird unterschieden, ob sich Menschen im Stadium der Absichtslosigkeit, der Absichtsbildung, der Was ist der Unterschied zwischen psychosomatischer Medizin und Mind-Body-Medizin? Wenn man den Begriff Mind-Body-Medizin hört, so könnte man denken, dass es das englische Wort für psychosomatische Medizin ist. Dem ist jedoch nicht so. Unter psychosomatischer Medizin versteht man die Wechselwirkungen zwischen psychischen und körperlichen Faktoren in der Entstehung, der Aufrechterhaltung und der Behandlung von Erkrankungen. Typische psychosomatische Erkrankungen sind Depression, Angststörungen und somatoforme Störungen, also Erkrankungen, die sich durch organische Befunde nicht bzw. nicht ausreichend erklären lassen. In der psychosomatischen Medizin stellt die Psychotherapie den Schwerpunkt der Behandlung dar, andere Behandlungsformen wie Entspannungsverfahren, Bewegungstherapie und Ernährungstherapie werden ergänzend eingesetzt. Die Mind-Body-Medizin wird bei organischen Erkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, koronarer Herzerkrankung und Diabetes mellitus ergänzend zur klassisch-schulmedizinischen Behandlung eingesetzt. Durch Bewegungstherapie, Ernährungstherapie, Entspannungsverfahren und naturheilkundlichen Selbsthilfestrategien sollen Menschen zu einem gesundheitsfördernden Lebensstil motiviert werden. Dabei werden auch psychotherapeutische Techniken wie die kognitive Umstrukturierung vermittelt, jedoch ausschließlich, damit sie später von Klienten als Selbsthilfestrategie angewendet werden können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zwar viele Gemeinsamkeiten zwischen der psychosomatischen Medizin und Mind-Body-Medizin gibt, dass es sich jedoch um unterschiedliche Ansätze handelt und es daher eine klare Trennung beider Verfahren gibt. pie abgrenzt und z.B. die kognitive Umstrukturierung als Selbsthilfe-Strategie vermittelt. Das Besondere an dem Programm ist, dass der Patient mit den Empfehlungen zu einer gesünderen Lebensstilgestaltung nicht „allein“ gelassen wird, sondern dass der Patient, entsprechend dem transtheoretischen Modell von Prochaska und Di Clemente, dort abge- Vorbereitung, der Handlung bzw. der Aufrechterhaltung befindet. Denn je nach dem, wo sie sich gerade befinden, sind ganz unterschiedliche Interventionen notwendig. Dabei geht es aber immer darum, die Ressourcen zu aktivieren und nicht „Defizite“ aufzuzeigen. Es handelt sich also um einen ressourcenorientierten Ansatz, welcher die Selbstheilungskräfte des Patienten aktivieren soll und damit dem Selbst- management-Ansatz der salus kliniken entspricht. Warum schreibe ich diesen Beitrag? Zunehmend begeben sich Patienten in unsere Behandlung, die neben ihrer psychosomatischen oder ihrer Suchterkrankung auch unter chronischen Erkrankungen leiden. Und natürlich sind psychosomatische und Suchterkrankungen auch chronische Erkrankungen, für die sich das Konzept der MBM eignet bzw. für die es bereits ähnliche Programme gibt. Hier sind vor allem das MBSR-Programm zur Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress Reduction von Jon Kabat-Zinn), das achtsamkeitsbasierte MBCT-Programm zur Rückfallprävention bei Depression (Mindfulness-Based Cognitive Therapy von Zindel V. Segal, J. Mark G. Williams und John D. Teasdale) bzw. das MBRPProgramm zur Rückfallprävention bei Suchterkrankung (Mindfulness-Based Relapse Prevention von G. Alan Marlatt) zu nennen. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich das MBM-Programm sehr gut zur Behandlung chronischen Erkrankungen eignet, wegen derer sich Klienten (u.a.) in unsere Behandlung begeben. Gleichzeitig hat es auch eine präventive Funktion, da durch eine Lebensstilmodifikation die Entstehung chronischer Erkrankungen verhindert werden kann. Es stellt damit einen sinnvollen Beitrag zur Sicherung der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit dar, von der auch unsere Patienten nachhaltig profitieren könnten. Quelle: Chronische Erkrankungen integrativ: Konventionelle und komplementäre Therapie, Gustav Dobos, Andreas Michalsen, Ulrich Deuse Mind-Body-Medizin: Die moderne Ordnungstherapie in Theorie und Praxis, Gustav Dobos und Anna Paul (siehe Buchtipp) Ausblick: Selbsthilfe-Gruppentag Die salus klinik Hürth lädt am 14. März 2013 zum erneuten Selbsthilfegruppen-Tag (in die Klinik) ein. Als moderne Rehabilitationsklinik zur Behandlung von psychosomatischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen, werden Angebote von Selbsthilfegruppen in das Therapieprogramm der Suchtabteilung integriert. In Form von regelmäßigen Vorstellungsrunden für Patienten ist ein überregionales Netzwerk aufgebaut worden, in welchem Abläufe und Prozesse stetig optimiert/verbessert werden sollen. Eine wichtige Maßnahme auf diesem Weg ist der Selbsthilfegruppen-Tag. Hier bietet sich für jede Gruppe die Möglichkeit, über im Vorfeld gewünschte Themen und Angebote zu referieren, beraten und diskutieren. Der Tag soll Raum für Information, Begegnung untereinander und Begeisterung für die Selbsthilfe bieten und wird maßgeblich von den Gruppen mitgestaltet. Wir freuen uns auf einen regen, interaktiven Austausch und eine weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit im kommenden Jahr 2013. Um rechtzeitige Anmeldung wird gebeten, unter: [email protected] Vorstellung frauke wulf, sozialdienst Frau Wulf ist in Mecklenburg-Vorpommern unweit der Ostseeküste und der Insel Usedom aufgewachsen. Die Nähe zum Wasser brachte sie früh zum Wassersport, insbesondere den Kanurennsport, welchen sie auch einige Jahre als Leistungssportlerin betrieb. Ihre ersten beruflichen Erfahrungen konnte Frau Wulf als Einzelhandelskauffrau sammeln. 1992 entschloss sie sich den militärischen Dienst in der Bundeswehr anzutreten, welchen sie im Bataillon der Gebirgsjäger in Berchtesgaden ableistete. Als Sanitätssoldat wurde sie zum Krankenpfleger und Rettungssanitäter ausgebildet und nahm auch im Auftrag der NATO an zwei Auslandseinsätzen im ehemaligen Jugoslawien teil. Nach der Bundeswehr entschied sie sich für ein Fachschulstudium zum Erzieher in Köln. Nach ihrem Abschluss begleitete sie zunächst Jugendliche und junge Erwachsene in der Behin-dertenarbeit und der beruflichen Rehabilitation, bevor sie 2003 das Sportinternat in Köln mit aufbaute. Von 2004 bis 2008 studierte Frau Wulf an der Katholischen Hochschule in Köln berufsbegleitend Soziale Arbeit auf Diplom. Schwerpunkte in ihrem Studium waren die Bereiche Beratung, Erlebnispädagogik und Recht. Seit November 2011 qualifiziert sie sich am Rheinischen Institut in Bergisch Gladbach zum systemischen Berater und Familientherapeuten. Nach langjähriger Arbeit in der Jugendhilfe suchte Frau Wulf eine Herausforderung in einem neuen Arbeitsbereich. Sie ist sehr froh, diese in der salus klinik Hürth, im Bereich des Sozialdienstes, gefunden zu haben und arbeitet dort hauptsächlich mit jungen Patienten zusammen. Hier möchte sie ihre vielseitigen Erfahrungen einbringen und Neues erfahren. Besonders schätzt sie die umfangreiche und gute Zusammenarbeit der einzelnen Fachbereiche, das gegenseitige Verständnis für deren unterschiedliche Aufgaben und die freundliche, wertschätzende Klinikatmosphäre. salus klinik Hürth „Ich habe Rücken“ Inés Frege Letztes Wochenende traf ich unsere Nachbarin und wir kamen ins plaudern. Dabei erzählte sie mir, dass die Ärzte immer sehr erschrocken seien, wenn sie die Röntgenaufnahmen ihres Knies sähen, weil das Knie so kaputt sei. Ein Arzt habe ihr gesagt: „Wir behandeln keine Röntgenbilder, wir behandeln Menschen“ – und da sie keine Schmerzen habe, brauche man sie auch nicht zu operieren. An diese kleine Begebenheit musste ich denken, als ich diesen Artikel hier schrieb. Es soll ein Artikel über den chronischen Rückenschmerz werden, oder wie es hier im Rheinland heißt, über: Ich habe Rücken. Bei unseren derzeitigen Patienten haben 65% bei Aufnahme Rückenschmerzen beklagt. Da wir eine psychosomatische Rehabilitation sind, kommen die Menschen nicht primär wegen Rückenschmerzen zu uns, sondern die Diagnose des chronischen Rückenschmerzes ist eine der Nebendiagnosen und auch der Begriff des chronischen Rückenschmerzes ist nicht einheitlich definiert. Eine Definition, die allgemein anerkannt wird, ist die, dass an mehr als der Hälfte der Tage des letzten Jahres Beschwerden vorlagen. Häufig werden die Beschwerden begleitet von Verhaltensänderungen, häufigen Arztwechseln, Vermeidung von Bewegung und Medikamenten. Nur bei 10% der Menschen erklären die Untersuchungsergebnisse und bildgebenden Verfahren die Beschwerden ausreichend. 4 Somit sind Rückenschmerzen in der Überzahl Ausdruck eines Symptomenkomplexes in dem auch psychische Störungen eine Rolle spielen können? Diagnostik: Wenn man den Rückenschmerz als Ausdruck eines Symptomenkomplexes versteht, in dem auch psychische Störungen eine Rolle spielen, liegt es auf der Hand, dass bei der Aufnahme in unserer Psychosomatischen Abteilung der salus klinik Hürth etwa 2/3 unserer Patienten über solche Beschwerden klagen. Da die Patienten nicht mit Rückenschmerzen zur Aufnahme kommen, ist die Diagnose „Chronischer Rückenschmerz“ eine „Nebendiagnose“ und eine die Schmerzen erklärende organische Ursache ist sehr selten. Eine sehr sorgfältige körperliche Untersuchen und die Sichtung vorliegender orthopädischer Gutachten bestätigen dies regelmäßig. Natürlich findet sich im Verlauf des Lebens ein zunehmender Verschleiß des Skeletts. Deutlich wird aber schon früh, dass die Schmerzen psychiatrische Befunde (z.B. depressive Störungen), aber auch psychosozialen Belastungsfaktoren wiederspiegeln. Diese können sein: • Geringe Arbeitszufriedenheit • Niedriger sozialer Status • Stress • Alter • Weibliches Geschlecht • Möglichkeit des Krankheitsgewinns • Passiver Lebensstil • Nikotin-, Alkohol-, Drogenabusus • Übergewicht, Adipositas • Mangelnde Selbstregulation (Katas trophisierende Gedanken, Vermeidungsverhalten) • Niedrige körperliche und psychische Ressourcen (nicht unterstützte Kind heit, belastende Lebenserfahrungen) Lern - und Konditionierungsvorgängen. Natürlich muß jeder Schmerz erst einmal gründlich untersucht werden und organische Grunderkrankungen ausgeschlossen werden. Dabei spielt die bildgebende Diagnostik nach wie vor eine zentrale Rolle. So hat sich die Anzahl der vom Krankenhaus abgerechneten MRT-Bilder des Unterrückens von 2004 bis 2007 fast verdoppelt. Diese Aufnahmen brachten jedoch keinen zusätzlichen Informationsgewinn bei den Patienten, wenn eine schwere körperliche Grunderkrankung im Vorfeld ausgeschlossen werden konnte. D.h. die bildgebenden Verfahren sind wichtig um die Untersuchungsergebnisse zu bestätigen und auszuschließen, dass etwas „Schlimmeres“(z.b. Metastasen) die Ursache sind. Die bildgebenden Verfahren geben aber keine Auskunft darüber wie stark die Schmerzen sind. So habe ich schon CTs gesehen wo ein Bandscheibenvorfall sehr deutlich zu erkennen war, doch der Patient kaum Beschwerden. Andere wiederum sind schmerzgequält, obwohl im CT nichts sichtbar ist. Aber deshalb behandeln wir ja auch den Menschen und nicht das Röntgenbild. Nur in wenigen Fällen (<10 %) kann ein körperlicher Befund die Beschwerden ausreichend erklären. Das bedeutet, die Ursachen chronischer Rückenschmerzen sind sehr uneinheitlich, und wir verstehen sie heute als Ausdruck körperlicher Stresssymptome, die den Patienten in der Regel nicht bewusst sind. Daraus folgt weiterhin, dass Rückenschmerzen lediglich ein Symptom sind und keine eigene Krankheitseinheit darstellen. Es gibt Untersucher, die sie einem Gesamtsymptomenkomplex mit weiteren (z.B. Ohrensausen, Herzstiche, Verdauungsstörungen, Einschlafen der Hände und Füße, Schlafstörungen) und seelischen Störungen wie Depression Einige Zahlen im Überblick: • Mehr als die Hälfte der Bevölkerung leidet einmal im Leben über einen längeren Zeitraum unter Rückenschmerzen. • In einer Gruppe von 100 Männern leiden 8 unter Rückenschmerzen und in einer Gruppe von 100 Frauen leiden 14 unter Rückenschmerzen. • 6% aller direkten Krankheitskosten, 15% aller Arbeitsunfähigkeitszeiten und 18% aller Frühberentungen können auf Rückenerkrankungen zurückge führt werden. • 27- 40 % der deutschen Bevölkerung klagen regelmäßig über Rückenschmerzen. • Sehr wahrscheinlich enden mehr als 90% dieser Beschwerden ohne eine ärztliche Konsultation • Ca. 75% der Betroffenen sind nach 2 Monaten beschwerdefrei, entwi- ckeln dannaber mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Rezidiv. Während einerseits eine bewegungsarme Lebensweise in Arbeit und Freizeit bei der Chronifizierung eine wichtige Rolle spielen, nehmen die Faktoren des passiven Vermeidungsverhaltens und zunehmend eingeschränkter Motilität zu. Der Chronifizierungsprozess beruht hierbei überwiegend auf unbewußte und Angst zuordnen und chronische Rückenschmerzen als Ausdruck von Disstress (negativer Stress) verstehen. Wichtigste Vorhersagefaktoren für eine Chronifizierung von Rückenschmerzen sind eine depressive Stimmungsstörung zusammen mit den o.g. “anderen Krankheitszeichen“ sowie psychosoziale Belastungsfaktoren. Therapie: Leider verfügen noch nicht sehr viele Ärzte über ein entsprechendes Krankheitsmodell. Wenn Rückenschmerzen nicht nur aus knöchernen Anomalien bestehen, sondern viele Ursachen haben, dann müssen diese vielen Ursachen auch wahrgenommen und entsprechend behandelt werden. Das bedeutet aber auch, den Schmerz als „komplex“ zu betrachten. Sehe ich Schmerz nur als einen Aspekt, der mit einem Arzneimittel (Antischmerzmittel) langfristig behandelt wird (monomodale Therapie), werde ich nur einen begrenzten Erfolg haben können. In einer australischen Studie von 2007 (Hancock, Lancet 370:1638-1643) zeigte sich in allen drei Studienarmen kein Gewinn bei der Kombination von Paracetamol mit weiteren Medikamenten oder Chirotherapie oder Placebo bei der Behandlung von akuten Rückenschmerzen. Weitere Auswertungen im Rahmen der S3 Leitlinie zur Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen (LONTS, 2010) zeigt langfristig kein Wirkunterschied der Medikamente der Stufe 1 (einfache Schmerzmittel, z.B. Ibuprofen, Diclofenac) zu den Opioiden (Stufe 2: z.B. Tilidin, Tramadol und Stufe 3: z.B. Fentanyl, Morphin) bezogen auf den chronischen In der salus klinik in Hürth behandeln wir die „Nebendiagnose“ chronischer Rückenschmerz mit einem Multimodalen Therapieprogramm. Rückenschmerz, wie oben definiert. Und auch Operationen bei Patienten mit chronischem Rückenschmerz (ohne Ausstrahlung in die Beine) führten nur bei unter 50% zu einer Verbesserung der Schmerzen. Egal, ob Tabletten, Spritzen oder Operationen: Es stellt sich nur zu 50% ein Behandlungserfolg ein. (Hier soll aber ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass Operationen bei gewissen organischen Ursachen der Beschwerden hervorragende Ergebnisse bringen). Eine intensive komplexe Therapie mit 100 Stunden (das sind z.B. 5 Wochen medizinische Rehabilitation) zeigt eine gute Effektstärke und eine anhaltende Verbesserung der Funktionssteigerung. Sie ist mindestens so effektiv wie eine Operation, dabei ist sie für die Patienten risikoärmer und für die Kostenträger kostengünstiger. Bei der multimodalen Therapie handelt es sich um eine Kombination aus ärztlichen, bewegungstherapeutischen und psychotherapeutischen Maßnahmen, die zu eigenverantwortlichem salus klinik Hürth 5 Handeln beim Schmerzpatienten führt, denn grundsätzlich raten wir zu einem aktiven Lebensstil. So erhalten die Patienten eine Psychoedukation mit einem Vortrag über Bewegung, sie nehmen an der Rückenschule zur Kräftigung und Dehnung der Rumpfmuskulatur teil. In der Medizinischen Trainingstherapie können die Patienten die Kraft- und Ausdauerleistung und somit das körperliche Wohlbefinden stärken. Sie lernen rückengerechtes Verhalten und bekommen Wärme und Massagen. Bei anhaltenden Schmerzen nehmen die Patienten an der Schmerzgruppe teil, wo ihnen nach ausführlicher, individueller Schmerzdiagnostik anatomische-pathophysiologische Zusammenhänge der Schmerzverarbeitung vermittelt werden, sowie Trigger und Modulatoren des Schmerzgeschehens bewusst gemacht werden soll. Kognitionen, Erwartungen, Ängste und Anspannung sollen identifiziert und akzeptiert werden, damit dann entsprechende Bewältigungskompetenzen entwickelt werden können. All das zusammen genommen führt bei 90% der betroffenen Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik. Viele verlassen die Klinik ohne Schmerzen, wohl wissend, dass sie das Gelernte im Alltag umsetzen müssen, wenn sie weiter beschwerdefrei, bzw. beschwerdearm leben wollen und dazu gehört nicht nur der regelmäßige Sport, sondern ein ausgeglichener Lebensstil, was immer dies für den Einzelnen bedeutet. Wenn wir den Rückenschmerz als etwas Komplexes begreifen, können wir ihn auch nur komplex behandeln und dies bedeutet nicht nur Behandlung, sondern der Mensch selbst muss auch handeln. Generell ist bei einem chronischen Schmerz schonen ineffektiv, da es zu einer eingeschränkten Motilität führt. Quelle: „Auszüge und in Anlehnung an Werber, A und Schiltenwolf, M: Chronische Rückenschmerzen, Der Nervenarzt 2/2012: Seite 243-258“ Kostas Chatzirafailidis So gut die Entwöhnungsbehandlung auch sein mag, es ist nicht einfach für einen Suchtkranken, sich selbst zu zugestehen, abhängig zu sein und sich auf eine Entwöhnungsbehandlung einzulassen. Wer könnte diese Ambivalenz und Schwierigkeit besser in Worte (und Musik) fassen als Amy Winehouse (14.09.1983 – 23.07.2011) in ihrem Song „Rehab" Ins Deutsche übersetzt: Sie haben versucht, mich in die Reha zu stecken, aber ich hab gesagt: Nee, nee, nee! Ja, es stimmt, ich war ziemlich am Ende, aber dass ich auch nur noch einmal hier aufkreuze, das kannst du dir wirklich abschminken. Für sowas hab ich keine Zeit. Jedesmal wenn mein Daddy meint, dass es mir etwas besser geht, will er mich überreden, doch in die Reha zu gehen, aber ich werde den Teufel tun. Ich verbringe meine Zeit lieber zuhause mit Ray, 70 Tage sind einfach viel zu viel, (10 Wochen dauert eine Entwöhnungsbehandlung in den USA) und außerdem gibt es nichts, was du mir hier beibringen könntest, das Mr. Hathaway nicht viel besser wüßte. Ich hab zwar in der Schule nicht besonders viel gelernt, aber ich weiß, dass wir nicht in einem Schnapsglas auf die Welt kommen. Der Typ meinte noch, ob ich wüßte, warum ich hier bin. Keine Ahnung, hab ich ihm geantwortet. Wenn das so weitergeht, verlässt mein Kerl mich vielleicht noch, deshalb habe ich immer eine Flasche in meiner Nähe. Er sagte, ich glaube, du bist einfach depressiv. Ich sagte, küss mich, Baby, und dann mach erst mal ne Pause. Ich werde nie mehr was trinken, alles was ich brauche, ist ein Freund. Und ich werde hier nicht 10 Wochen verbringen, und denen weismachen, dass ich auf dem Weg der Besserung bin. Es ist nicht nur mein Stolz, es dauert nur einen kurzen Moment, bis meine Tränen wieder getrocknet sind. Sie haben versucht, mich in die Reha zu stecken, aber ich hab gesagt: Nee, nee, nee! Ja, es stimmt, ich war ziemlich am Ende, aber dass ich auch nur noch einmal hier aufkreuze, das kannst du dir wirklich abschminken. Für sowas hab ich keine Zeit. Jedesmal wenn mein Daddy meint, dass es mir etwas besser geht, will er mich überreden, doch in die Reha zu gehen, aber ich werde den Teufel tun. Vorstellung vera wasserburger, sozialdienst Frau Wasserburger wuchs in einem kleinen Ort im Landkreis Roth am Rande der Fränkischen Seenplatte auf. Nach ihrem Abitur besann sie sich ihrer rheinischen Wurzeln und zog in die ursprüngliche Heimat ihrer Eltern, Köln, zurück. Sie machte zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Wohnheim für geistig behinderte Menschen. Dabei lebte sie sich in der Domstadt so gut ein, dass sie Diplom-Pädagogik an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln studierte. Schwerpunkte waren die Sozialpädagogik sowie die Bereiche Psychologie und Beratung. Parallel zu ihrem Studium hat sie unterschiedlichste Arbeitsfelder kennengelernt – sowohl während ihrer Praktika, als auch in (diversen) Nebenjobs. Aus der Tätigkeit mit geistig behinderten Menschen, arbeitete sie sich zunehmend in den Bereich der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ein. Besonders prägten sie ihre praktischen Erfahrungen, die sie in einem HIV/Aids-Projekt in Kenia sammelte und nachher in ihrer Diplomarbeit vertiefte. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums landete sie in der Kontakt- und Beratungsstelle eines Sozialpsychiatrischen Zentrums, wo sie bereits die letzten Jahre ihres Studiums als studentische Hilfskraft gearbeitet hatte, und konnte ihre erworbenen Kenntnisse weiter vertiefen. Parallel dazu absolvierte sie von 2009 bis 2011 eine Weiterbildung in psychoanalytisch-systemischer Beratung. Für die salus klinik hat sie sich entschieden, da sie das stationäre Setting in Verbindung mit dem Bereich der Rehabilitation reizt. Sie ist im Moment für den Sozialdienst in der Psychosomatik zuständig und möchte hier gerne ihre systemische Sichtweise einbringen. Dazu gehört ein ganzheitlicher Blick, der die Patienten in ihrem individuellen sozialen Gefüge wahrnimmt. Sie freut sich hier auf weitere Herausforderungen in ihrer täglichen Arbeit. salus klinik Hürth 6 (MUD1), den Vorfahren der Onlinerollenspielen. (Zakon 2006) 1979 – Usenet: ein Vorläufer der Internetforen entstand. Hier konnten Nachrichten von Benutzern hinterlassen werden, die von anderen gelesen werden konnten. (Zakon 2006) 1982 - : der Informatiker Scott Fahlmann erfand mit dem „e-Smiley“ { :-) } das erste Emoticon. (Zakon 2006, Fahlmann, o. J.) Game over Internet, Computerspiele und die Sucht die bleibt M. Abu Khatir M. Krämer 2011 wurde von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung eine erste repräsentative Studie zur Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA) bei 14bis 64-jährigen in Deutschland vorgestellt. Demnach werden etwa 1 Prozent dieser Altersklasse als internetabhängig eingestuft. Das entspricht rund 560.000 Menschen. 4,6 % der 14- bis 64-Jährigen (rund 2,5 Mio. Menschen) werden als problematische Internetnutzer angesehen. In der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen ist die Verbreitung am größten: 2,4 Prozent abhängige und 13,6 Prozent problematische Internetnutzer. Die auffälligen Mädchen und Frauen (14-24 Jahre) nutzen vorwiegend Soziale Netzwerke im Internet (77,1% der Abhängigen) und eher selten Onlinespiele (7,2%). Die jungen Männer nutzen ebenfalls, aber in geringerer Ausprägung Soziale Netzwerke (64,8%), aber häufiger Onlinespiele (33,6%). (PINTA, Bericht an das Bundesministerium für Gesundheit, Förderkennzeichen: Kapitel 15 02 Titel 684 69) Die in der PINTA-Studie erhobenen Daten spiegeln sich, nicht erst seit Veröffentlichung der Studie, zunehmend in unserem klinischen Alltag wieder. Durch Zunahme des Klientel, das einen Mischkonsum mit vorwiegend Cannabis sowie Amphetaminen aufweist und im Vergleich zum Alkoholabhängigen deutlich jünger ist, diagnostizieren wir immer häufiger eine Internetsucht. Um dieser Realität Rechung zu tragen, ist es notwendig geworden die Exploration der Suchtanamnese um diesen Bereich standardmäßig zu erweitern und bei positiven Befunden entsprechende Diagnosen zu stellen. Auch wenn eine Anerkennung der Internetsucht als Suchterkrankung noch nicht in Sicht ist, haben wir bereits mit der Erarbeitung eines störungsspezifischen Gruppenangebots für dieses Klientel begonnen und wollen einen Schwerpunkt auf die Vermittlung einer der modernen Zeit angepassten Medienkompetenz legen. Die praktische Umsetzung streben wir zu Beginn des kommenden Jahres an. Ein aktuelles Computerspiel erreichte in den ersten 24 Verkaufsstunden in Nordamerika und Großbritannien eine Absatzzahl von 5,5 Millionen Stück, dies entspricht einem Umsatz von rund 400 Millionen Dollar. Facebook hat mehr als eine Milliarde Nutzer, damit meilensteine des internet 1962 – Arpanet: die „Advanced Research Projects Agency“ beginnt mit der Entwicklung des Vorläufers des Internet, das „Arpanet“. (Leiner et al., 1997) 29.10.1969 – LOGIN: erste Kommunikation über das Arpanet zwischen der UCLA und dem Stanford Research Institute. Die Buchstaben „LOGIN“ war die erste übermittelte Nachricht. (Glaser, 2001, Computer History Museum, 2006) 1972 - @: der Computertechniker Ray Tomlinson entwickelte und testete das erste E-Mail-Programm und gab dem dem Symbol “@“ seine heutige Bedeutung. Ende der 80er Jahre wurde es zum weltweiten Standard. (Computer History Museum, 2006 Leiner et al., 1997) 1979 - MUD 1: Richard Bartle und Roy Trubshaw schrieben das Computerprogramm „Multi User Dungeon 1“ 1984 – Cyberspace: William Gibson veröffentlichte den Roman „Neuromancer“ und erfand den Begriff „Caberspace“. (Computer History Museum, 2006) 1988 – IRC: der finnische Student Jarrko Oikarinen entwickelte den „Internet Relay Chat“ (IRC). Dies ermöglichte die Kommunikation zwischen Personen über das Internet in Echtzeit. (Zakon 2006) 1991 – net-surfing: Brendan Kahoe benutzte im Usenet erstmals den Begriff „net-surfing“. (Zakon 2006) 30.04.1993 – WWW: das Europäische Labor für Teilchenphysik (CERN) gab den von Berners-Lee entwickelten WWW-browser zum kostenlosen download frei. Dieser Tag wurde später vom IT-Branchenverband „Bitcom“ zum Geburtstag des „WWW“ deklariert. (Borchers 2008) befindet sich derzeit jeder siebte Erdenbürger in diesem sozialen Netzwerk. Der erfolgreichste Twitter Account (englTwitter = zwitschern; bezeichnet eine Kommunikationsplattform, auf der Kurznachrichten in Form einer Art online Tagebuch Nutzern zugänglich gemacht werden) zählt gegenwärtig 28 Millionen follower (Leser). In Deutschland gelten in der Gruppe der 14- bis 64-jährigen ca. 560.000 Menschen als internetabhängig. Zahlen, welche aufhorchen lassen. Das Medium PC ist im Alltag der Gesellschaft angekommen (Der Einfachheit halber wird folgend vom PC als Sammelbegriff gesprochen; er beinhaltet ebenso Konsolen, das Internet, Computerspiele, Foren, etc.). So finden sich bspw. Computerspiele nicht länger nur in Kinderzimmern und verschwinden dort mit Beendigung der Pubertät, auch die Benutzung von sozialen Netzwerken und Internetforen sind alters- und geschlechtsübergreifend. Der PC ist Teil der Gesellschaft, der Kultur. So lässt sich diese Aussage u.a. an der Tatsache bemessen, dass sich in seinem Umfeld eine eigene Sprache entwickelt hat, welche sich vor allem durch Anglizismen und durch eine starke Verkürzung auszeichnet. Vor allem letztere Sprachcharakteristik ist Konzentrations- und Aufmerksamkeitsa- spekten geschuldet. Beispielhaft sind in diesem Kontext Computerspieler zu nennen. Da die Verständigung zumeist über eine Chatfunktion stattfindet, d.h. Nachrichten werden textbasiert über den Gebrauch der Tastatur kommuniziert, wird die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Spiel fortgelenkt. Kommunikation muss ergo schnell und funktional erfolgen. Doch worin liegt der Reiz des Mediums? Und die noch wichtigere Frage: Wie kann eine Sucht daraus erwachsen? Die Virtualität macht dem Nutzer, dem User, der sich in ihr bewegt, viele verschiedene Angebote. Sie bietet ihm Möglichkeiten sich selbst auszuprobie- Sprache bashen vom engl. „to bash“ – schlagen. Ein Gegner wird besiegt oder mit ständigen Angriffen im Spielaufbau behindert. Camper Als Camper wird ein Spieler in Egoshootern bezeichnet, welcher passiv seinen Gegnern auflauert. Camper gelten als spielflusshemmend; dieses Verhalten wird verschmäht. dps vom engl. „damage per second“ – Schaden pro Sekunde. Gemeint ist ein Schadenswert, welcher sich u.a. aus der verwendeten Waffen und den Fähigkeiten der Spielerfigur zusammensetzt. Noob Der Begriff Noob bezeichnet nicht ganz wohlgemeint einen Neuling. Ebenso wird ein erfahrener Spieler als Noob bezeichnet, der seiner erfahrenen Position in seinem Spielverhalten nicht gerecht wird. Slave Vom engl. „slave“ – Sklave. Ein schwächerer Spieler wird von einem erfahreneren unterstützt. Für seine Hilfe wird der starke Spieler zumeist mit virtuellem Entgeld bezahlt. ren. Die Virtualität als soziales Labor, in welchem die Ingredienzien Beziehungsaufbau, Identitätsentwicklung und Unterhaltung zusammengemischt werden können, ohne negative Konsequenzen wie Ablehnung, Enttäuschung oder Langeweile erwarten und erfahren zu müssen. Stellt man sich vor, dass bspw. einer sozial ängstliche Person, welche in ihrem bisherigen Leben noch keine positiven Beziehungserfahrungen gemacht hat, besagte Möglichkeiten geboten werden, wird der Reiz schnell deutlich. Die computervermittelte Kommunikation erlaubt in ihrer Besonderheit die Aushebelung der sozialen Angst. Sie bedarf keiner körperlichen Kopräsenz, verläuft zumeist asynchron und ist räumlich distanziert. Der user salus klinik Hürth 7 erlebt ferner einen hohen Grad an Intimität, wobei er vor allem durch die Anonymität vor sozialer Verletzung geschützt ist. Dabei können negative Aspekte der eigenen Person geschickt negiert und positive hervorgehoben werden. Faktoren wie diese bilden bspw. den Nährboden für jede Online-Partnervermittlung. Weitere Vorzüge des virtuellen Erlebens werden in der Nutzung eines sog. MMORPGs ersichtlich (siehe Kasten). Ein World of Warcraft Spieler erreicht innerhalb seiner Spielergruppe in kürzester Zeit Erfolge; er erlebt sich dabei als fähig und befindet sich in einer Interessensgruppe, in welcher er angenommen und sozial verstärkt wird. Warum also sollte er sich in der realen Welt, in der ich zuhauf gegenteilige Erfahrungen macht, noch aufhalten wollen? Die Bewegung innerhalb der virtuellen Welt dient der Realitätsbewältigung durch die Kompensation unerfüllter Wünsche und beinhaltet die Gelegenheit zur projektiven Selbstverwirklichung. Ein Angebot, welches man sicherlich nur schwer ablehnen kann. In diesem Zusammenspiel, zwischen den Rahmenbedingung des users, seiner Vulnerabilität und den verstärkenden Faktoren, kann sich über Missbrauch und Gewöhnung ein Verhaltensmuster entwickeln, welches in einer Sucht münden kann. Vor allem, wenn zusätzlich eine inadäquate Medienkompetenz vorliegt. Ein suchtähnliches Verhalten? Kann von einer Sucht gesprochen werden? In Ermangelung gegebener Diagnosekriterien und eines damit einhergehenden Diagnoseschlüssels werden derzeit verschiedene Einordnungen des Krankheitsbildes herangezogen. Meist wird der krankhafte PC-Gebrauch den Süchten zugeschrieben; jedoch auch den Impulsstörungen oder den sonstigen, nicht näher bezeichneten Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Die salus klinik fasst den dysfunktionalen und pathologischen PC-Gebrauch als Verhaltenssucht auf. Betrachtet man die Kriterien der Sucht (siehe Kasten), wird deutlich, dass die zugrundeliegenden Verhaltens- und Erlebensmuster im Groß dort wiedergefunden werden können. Insbesondere in einem unwiderstehlichen Verlangen das Verhalten zu zeigen, im Kontrollverlust, in der Vernachlässigung von Pflichten und Interessen, sowie dem fortdauernden Gebrauch obgleich vorliegender Selbstschädigung. Lediglich die Kriterien einer Toleranzentwicklung und das Aufkommen von Entzugserscheinungen lassen sich nicht eins zu eins übernehmen, sind jedoch assimilierbar. Wo beginnt der riskante, der dysfunktionale Gebrauch? Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit von einem pathologischen Gebrauch gesprochen werden kann? Derzeit gibt es keine einheitlichen Standards. Zumeist gilt ein zeitliches Kriterium von mehr als 30 berufsfremden Nutzungsstunden Computerspiele MMORPG – massive multiplayer online roleplaying game In einem Rollenspiel (rpg – role playing game) übernimmt der Spieler die Steuerung eines Charakters, der sich durch die Bewältigung von Missionen (Quests) entwickelt. Neben Erfahrung können bspw. auch Waffen, Rüstungen oder Geld erlangt werden, welche ebenfalls einer Stärkung der eigenen Figur dienen und dadurch die Möglichkeit bieten der Geschichte weiter zu folgen und komplexere und schwierigere Anforderungen zu bewältigen. In einem Onlinerollenspiel wird dieses Ziel mit anderen Spielern verfolgt. Dabei agieren unterschiedliche Charaktere miteinander, deren unterschiedlichen Fähigkeiten sich ergänzen und so zum Erfolg führen. Zumeist organisieren sich die Spieler halbprofessionell in sog. Gilden, deren Zusammensetzung darauf ausgelegt sind, im Spiel möglichst schnell und große Fortschritte zu machen. Vertreter: World of Warcraft (WoW), Age of Conan, Eve Online, Star Wars Knights of the old republic, Warhammer Egoshooter Auch: First-Person-Shooter (FPS) oder auch abwertig als Killerspiele bezeichnet. In dieser Spielgattung wird aus der Sicht der Spielfigur mit einer Waffe gegen computer- oder von anderen Personen gesteuerten Figuren gekämpft. Im single player setting (meist ohne online-Anbindung) liegt das Ziel zumeist in der Verfolgung einer story-line. Das multiplayersetting definiert sich in den meisten Fällen über einen Wettkampfcharakter, in dem sich verschiedene Spieler miteinander „jeder gegen jeden“ messen oder in Gruppen ein definiertes Ziel verfolgen. Vertreter: Counter Strike, Call of Duty, Battlefield, Crysis Real-time-strategy Echtzeitstrategiespiele folgen dem Ziel mit vorhandenen Ressourcen, welche im Spiel erwirtschaftet werden können (bspw. Holz oder Geld), zumeist einen Stützpunkt und ein Heer aufzubauen. Dabei werden die Truppen so gestaltet, dass sich deren Fähigkeiten ergänzen und möglichst effektiv gegen die Strategie des Gegners einsetzbar sind. Gespielt werden kann gegen computergesteuerte Gegner, als auch gegen Vertreter: Star Craft, Command & Conquer, Total War als dysfunktional. Von einem pathologischen Krankheitsbild spricht man bei Hinzukommen eines sehr ausgeprägten Immersionserlebens (Rücktritt der realen Welt hinter die virtuelle), sowie dem Erleben einer Dichotomie, u.a. in Bezug auf die Selbstwirksamkeit der eigenen Person; das Selbst in der realen Welt ist deutlich negativ konnotiert, während das virtuelle Selbst SuchTkriterien 1. starkes, oft unüberwindbares Ver langen, die Substanz einzunehmen 2. Schwierigkeiten, die Einnahme zu kontrollieren (was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft) 3. körperliche Entzugssymptome 4. Benötigen immer größerer Men gen, damit die gewünschte Wir kung eintritt 5. fortschreitende Vernachlässigung anderer Verpflichtungen, Aktivi täten, Vergnügen oder Interessen (das Verlangen nach der Droge wird zum Lebensmittelpunkt) 6. fortdauernder Gebrauch der Substanz(en) wider besseres Wissen und trotz eintretender schädlicher Folgen übersteigert positiv bewertet wird. Unser Selbstverständnis des Themas wendet sich bewusst ab von der Verteufelung der Computernutzung; z.B. von Etikettierungen wie „Killerspiele“. Eine Indikation ergäbe sich, wenn die Funktion der Nutzung nicht mehr dem des beschriebenen sozialen Labors, bzw. dem alleinigen Unterhaltungszweck entspricht, sondern sie die Alltagsgestaltung einschränkt. In einem Maße, dass dieser auf verschiedenen Ebenen nicht mehr bewältigt werden kann, bspw. auf der Beziehungsebene oder in der Vernachlässigung der Arbeit. Entsprechend beinhaltet die Indikation nicht nur pathologische Nutzer mit voll ausgeprägtem Störungsbild, sondern auch riskante User, deren Vulnerabilität auf eine Weise ausgeprägt ist, dass es zur Volldiagnose kommen kann. In der Behandlung bezieht sich unsere indikative Gruppe „Game Over“ in ihrem Ansatz auf eine Dreischrittigkeit. Sie möchte die Ansprechbarkeit des Patienten hin auf die Angebote des PC Gebrauchs ermitteln. Was macht ihn vulnerabel? Sie möchte zugleich erfassen, wie sich das aktuelle dysfunktionale Verhalten darstellt und wie die zugrundeliegende Bedürftigkeit in Zukunft bei Wegfall des Verhaltens zu befriedigen ist. Die Schwerpunkte werden in diesem Zusammenhang auf den Umgang mit Langeweile, die Entwicklung der eigenen Identität, die Beziehungsgestaltung und auf die Entwicklung von Verhal- tensalternativen gelegt. Dabei geht es nicht darum, eine völlige PC Abstinenz zu erreichen, was in der heutigen medialen Gesellschaft auch sehr realitätsfremd erschiene, sondern den Patienten für das eigene Problemverhalten zu sensibilisieren und ihm Verhaltensalternativen aufzuzeigen, welche seiner Bedürftigkeit entsprechen. Vorstellung Michael Krämer, bezugstherapeuT Herr Krämer wurde 1982 in Siegburg geboren und ist Diplom-Psychologe. Er wuchs als jüngerer von zwei Söhnen im Rheinland auf. Zunächst als Industriekaufmann tätig begann Herr Krämer im Alter von 24 Jahren mit seinem Psychologiestudium an der Universität Bonn. Bereits während des Studiums arbeitete er in der neuropsychologischen Abteilung der Klinik für Epileptologie in Bonn. Mit Erhalt des Diploms begann er die Ausbildung zum Verhaltenstherapeuten in Köln und wurde sowohl in der Psychiatrie, als auch der Neuropsychologie im Universitätsklinikum Bonn tätig. Dort lagen seine Schwerpunkte in der Erforschung neurodegenerativer Krankheiten und in der verhaltenstherapeutischen Behandlung Opiatabhängiger. Seit dem 01. April 2012 ist Herr Krämer als Bezugstherapeut bei uns angestellt und arbeitet hauptsächlich mit jungen Patienten zwischen 18 und 30 Jahren („generation adventure“). Sein besonderes Interesse gilt dem Themenbereich dysfunktionaler und pathologischer PC Gebrauch. Für ihn ist es von besonderer Wichtigkeit den Patienten auf Augenhöhe zu begegnen. Wie er selbst sagt, ist dafür eine gute Balance zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit unabdingbar, schließlich sei ein Patient nicht als Dauergast einer Beerdigung gebucht, sondern er solle im Gegenteil eine lebensbejahende Einstellung zurück erlangen. Frei nach Joachim Ringelnatz: Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. salus klinik Hürth 8 BUCHTIPP Filmtipp Gabriele Farke Gustav Dobos und Anna Paul Gefangen im Netz? Onlinesucht: Chats, Onlinespiele, Cybersex Mind-Body-Medizin: Die moderne Ordnungstherapie in Theorie und Praxis Verlag: Huber, Bern; Auflage: 1., Aufl. (7. Juni 2011) ISBN-10: 3456849435 Verlag: Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH (15. Februar 2011) ISBN-10: 9783437579301 Das Internet hat neue Formen von Suchtverhalten hervorgebracht, die sich schnell ausbreiten. Erstmals werden in diesem Buch Onlinechat-, Onlinespiel- und Onlinesex-Sucht und deren Facetten beleuchtet. Was ist das? Bin ich süchtig? Was genau sind die Symptome? Was können Betroffene, Angehörige, Eltern, Lehrer und anderes Fachpersonal dagegen tun? „Nicht die Umstände bestimmen des Menschen Glück, sondern seine Fähigkeit zur Bewältigung der Umstände“ (Aaron Antonovsky) Nicht jeder, der lange Zeit am PC verbringt, muss gleich onlinesüchtig sein. Dennoch lohnt sich ein zweiter Blick, denn oft wird die Onlinesucht zunächst von Angehörigen, Freunden und Kollegen erkannt. Aber noch immer ist die Onlinesucht nicht als Krankheit anerkannt. Hier berichten die Betroffenen selbst über ihr Leid, und Fachleute bieten konkreten Rat und Hilfe an. Ein Buch für alle, die denken, dass sie zu lange im Netz sind: zur Selbstbeurteilung der Bedrohung "Onlinesucht", mit praktischen Lösungsansätzen. IMPRESSUM Herausgeber: salus klinik Hürth Willy-Brandt-Platz 1, 50354 Hürth Redaktion: Christian Ofori, Julia Domma-Reichart Mitarbeiter dieser Ausgabe: M. Abu Khatir, Gabriele Angenendt, Kostas Chatzirafailidis, Inès Frege, Michael Krämer, Christian Ofori, Thomas Primke, Vera Wasserburger, Frauke Wulf Herstellungsleitung: Sandra Fisch, salus klinik GmbH Druck & Versand: Druckhaus Süd GmbH, 50968 Köln www.druckhaus-sued.de Die Mind-Body-Medizin berücksichtigt körperliche, psychische, soziale und spirituelle Aspekte des Menschseins und stellt Ihnen die einzelnen Module und Techniken der Behandlung im Detail vor. Berücksichtigt werden u.a. die chronischen, vor allem durch Stress induzierten, Erkrankungen – bei denen eine Lebensstilveränderung häufig zum gewünschten Erfolg führt. Das Buch bietet Ihnen praktische Anleitungen zum schnellen und erfolgreichen Umsetzen im Klinik-und Praxisalltag und bezieht Aspekte gesundheitsfördernder Lebensführung und Lebensstiländerung in das therapeutische Gesamtkonzept mit ein. Ein hochprozentiger Film. Schrille Drogenfilme nach dem Strickmuster von „Hang Over“ und US-Serien wie „Breaking Bad“ und „Weeds“ sind populär und sprechen vor allem junge Menschen an. Realitätsbezug oder gar aufklärende Elemente findet man hier kaum. Dass es auch anders geht, zeigt unsere Filmempfehlung aus dem letzten Jahrtausend. „Das verlorene Wochenende“ wurde vor 66 Jahren in Hollywood gedreht, war seiner Zeit für die Produktionsfirma ein großes Risiko und wurde für die eindringliche Darstellung der Alkoholsucht schließlich mit 4 Oscars ausgezeichnet. Es lohnt sich durchaus, längst vergessene Filme aus einer scheinbar antiquierten Zeit anzuschauen um die Gegenwart wiederzuerkennen. Handlung: Don Birnam lebt als erfolgloser Schriftsteller und LangzeitAlkoholiker in New York. Nur seinem Bruder Wick, der ihn auch finanziell unterstützt, und seiner Freundin Helen gelingt es von Zeit zu Zeit, ihn „trockenzulegen“. Wick hat Don, quasi zur Erholung nach dessen letztem Absturz, zu einem gemeinsamen Wochenende auf dem Land überredet. Doch kurz vor der Abreise gelingt es Don, Wick und Helen unter einem Vorwand aus seiner Wohnung zu schicken. Anstatt mit seinem Bruder auf dem Land verbringt Don das Wochenende alleine in New York. Eindringlich zeigt der Film die verschiedenen Stufen der Erniedrigung eines Alkoholikers auf seiner verzweifelten Suche nach dem nächsten Drink. Don hintergeht seinen Bruder und seine Freundin, die ihn trotz vieler Enttäuschungen nicht aufgeben will. Er verwüstet seine Wohnung, weil er sich nicht erinnern kann, wo er in der Nacht zuvor eine Whiskyflasche deponiert hat. Schließlich versucht er, seine Schreibmaschine zu versetzen, und gesteht damit sein Scheitern als Schriftsteller ein. Er droht, er stiehlt und er bettelt. Schließlich landet Don in der Alkoholiker-Abteilung eines Krankenhauses. Erschüttert von den nächtlichen Qualen eines anderen Patienten flieht er zurück in seine Wohnung, nur um dort selbst die durch den Entzug verursachten Horrorvisionen des Delirium tremens zu erleiden. In diesem Zustand findet Helen ihren Geliebten und kann ihn am nächsten Morgen gerade noch davon abhalten, sich umzubringen. Es gelingt ihr, Don wieder zum Schreiben zu ermutigen. Ob er seine Sucht endgültig überwinden kann, bleibt offen. (Wikipedia) Hintergrund zum Film: Nachdem der Film bei einer Probevorführung glatt durchgefallen war, zögerte die Produktionsfirma Paramount mit der Veröffentlichung. Man befürchtete, der Film sei für ein breites Publikum zu düster und das Thema zu ernst. Regisseur Billy Wilder behauptete später, die Alkoholindustrie habe Paramount fünf Millionen Dollar dafür geboten, dass der Film nicht herauskommt. Gleichzeitig wurde Paramount aber auch von Vertretern der Abstinenzbewegungg bedrängt, "Das verlorene Wochenende" nicht auf den Markt zu bringen, weil sie befürchteten, der Film würde zum Trinken verleiten. (Internet Movie Database) Tipps und Termine in 2013 Wie in den vergangenen Jahren möchten wir uns in 2013… …bei der Selbsthilfe bedanken - im März Wie schon in den vergangenen Jahren möchten wir einen Tag FÜR die Selbsthilfe veranstalten und laden alle Gruppenleiter ein, an unserer spannenden Tagung teilzunehmen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. …mit einem neuen Arbeitskreis beschäftigen - im April Die bisherigen Ausbildungskandidaten sind herzlich eingeladen, am „Arbeitskreis betrieblicher Suchthelfer“ teilzunehmen. Er tagt 3x jährlich und endet mit einem gemeinsamen Mittagessen in unserer Klinik. …zum Tag der offenen Tür einladen - im Mai Auch in diesem Jahr möchten wir mit unseren Kooperationspartnern, Freunden, Nachbarn und allen interessierten Bürgern einen Tag des Kennenlernens gestalten und ihnen unsere Klinik vorstellen. …kollegial vernetzen - im Juni Haus- und Fachärzte aus der Region sind herzlich eingeladen, uns und unsere Klinik kennen zu lernen, interessante und kurzweilige Vorträge zu hören und bei Fingerfood und (alkoholfreien) Cocktails ihr Fortbildungskonto aufzubessern. … über arbeitsrechtliche Bedingungen austauschen, die für Suchthelfer in Betrieben relevant sind - im September Mit dieser Fachtagung möchten wir betrieblichen Vertretern unterschiedlicher Berufsgruppen einen umfassenden und fundierten Einblick in die Thematik geben und konkrete betriebliche Handlungsstrategien vorstellen. …der betrieblichen Suchthelferausbildung widmen - im November Auch in diesem Jahr starten wir wieder in Kooperation mit unserer Schwesterklinik in Friedrichsdorf und dem Friedrichsdorfer Institut für Therapieforschung e.V (FIT) mit unserer Suchthelferausbildung. Anmeldungen werden ab sofort entgegen genommen. Die genauen Termine entnehmen Sie bitte ab Januar unserer Homepage www.salus-huerth.de