Zwischenbericht 2007 - Impetus
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Zwischenbericht 2007 - Impetus
I M P E T U S Westafrika Integratives Management-Projekt für einen Effizienten und Tragfähigen Umgang mit Süßwasser in Westafrika: Fallstudien für ausgewählte Flusseinzugsgebiete in unterschiedlichen Klimazonen Achter Zwischenbericht Zeitraum: 1.1.2007 - 31.12.2007 Ein interdisziplinäres Projekt der Universität zu Köln und der Universität Bonn 01. April 2008 IMPETUS Koordinierende Institutionen Universität zu Köln Institut für Geophysik und Meteorologie HD. Dr. habil A. Fink (Sprecher) Kerpener Str. 13 D-50923 Köln Universität Bonn Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie Prof. Dr. B. Reichert (Stellv. Sprecher) Nussallee 8 D-53115 Bonn Tel.: 0221-470 3819 / Fax: 0221-470 5161 E-Mail: [email protected] 490 / Fax: 0228-73 9037 [email protected] Kontaktadresse: Universität zu Köln Institut für Geophysik und Meteorologie Dr. M. Christoph (Geschäftsführer) Kerpener Straße 13 D – 50923 Köln Telephon: (0221) 470 3690 Fax: (0221) 470 5161 E-mail: [email protected] IMPETUS Inhaltsverzeichnis I Zusammenfassung 1 II Spatial Decision Support Systems (SDSS) 7 II.1 Entwicklungsstand der SDSS/IS/MT 8 II.2 Entwicklungsstand des SDSS-Frameworks 10 II.3 Datenbanken 12 II.4 Datenübergabe an die Projektländer 13 II.5 IMPETUS Laplab 16 II.6 Internet 19 III Stand der Problemkomplexe 23 III.1 Benin und seine Themenbereiche 23 III.1.1 Ernährungssicherung 23 PK Be-E.1 Landnutzung und Versorgungssicherung bei Ressourcenknappheit und 26 Niederschlagsvariabilität in Benin PK Be-E.2 Auswirkungen von Landnutzungsänderungen, Klimaveränderungen und Pflanzenmanagement auf Bodendegradation und Ernteertrag im oberen Ouémé-Einzugsgebiet 38 PK Be-E.3 Saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage in Benin und Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft 48 PK Be-E.4 Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management von Kleinstauseen 56 für die Landwirtschaft PK Be-E.5 Land- und Wasserbedarf der Nutztierhaltung in Benin 66 PK Be-E.6 Erhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen unter Berücksichtigung des globalen 73 Wandels PK Be-E.7 Nutzungspotenzial von Inland-Valleys im Oberen Ouémé Einzugsgebiet 79 III.1.2 Hydrologie 91 PK Be-H.1 Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im oberen Ouémé-Einzugsgebiet 92 PK Be-H.2 Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie und Landwirtschaft) unter 102 Berücksichtigung möglicher Wasserkonflikte PK Be-H.3 Satellitenbasiertes Niederschlags-Monitoring System für Anwendung in der Landwirtschaft und Abflussvorhersage 113 III.1.3 Landnutzung 119 PK Be-L.1 Landnutzung und Landbedeckungsänderungen im Ouémé-Einzugsgebiet: Erfassung, Ursachen, Prognosen, Maßnahmen 119 IMPETUS PK Be-L.3 Einfluss der Landnutzungsänderung in den drei Untersuchungsregionen auf das zukünftige Niederschlagsverhalten 128 PK Be-L.4 Ökovolumendynamik und Anpassung der Anbausysteme an die Klimaänderung im Ouémé138 Einzugsgebiet PK Be-L.5 Nachhaltiges Feuermanagement für Ressourcenschutz mit Fernerkundung und GIS151 III.1.4 Gesellschaft und Gesundheit 159 PK Be-G.1 Demographische Projektionen für das Ouémé-Einzugsgebiet 161 PK Be-G.2 Wassermanagement und institutioneller Wandel 167 PK Be-G.3 Existenzsicherung und Ressourcennutzung 173 PK Be-G.4 Risikoabschätzung des Auftretens von Malaria in Afrika unter dem Einfluss des beobachteten und zukünftigen Klimawandels 182 PK Be-G.5 Bakteriologische und virologische Belastung von Trinkwasserquellen im oberen Ouémé Einzugsgebiet 192 III.2 Marokko und seine Themenbereiche 201 III.2.1 Existenzsicherung 201 PK Ma-E.1 Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Einzugsgebiet des Drâa 204 PK Ma-E.2 Landwirtschaftliche Anbaustrategien in den Drâa-Oasen bei Wasserknappheit 212 III.2.2 Hydrologie 225 PK Ma-H.1 Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Dynamik von Wasserressourcen im DrâaEinzugsgebiet 226 PK Ma-H.2 Wechselwirkungen zwischen Wassernutzungsstrategien und den Grundwasser- und Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-Tal 236 PK Ma-H.3 Saisonale Abflussprognosen aus der Schneeschmelze für das Management des Mansour 247 Eddahbi Stausees PK Ma-H.5 Auswirkung von Klimawandel und veränderter Wassernutzung auf den Niederschlag und die Verdunstung 256 III.2.3 Landnutzung 261 PK Ma-L.1 Strategien der Landnutzung unter limitierten Wasserressourcen im Zentralen Hohen Atlas 261 PK Ma-L.2 Auswirkungen von Landnutzungs- und Klimawandel auf die Resilienz und Regenerationsfähigkeit der Vegetation in Südmarokko 274 PK Ma-L.3 Risiken und Gefahren durch extreme Niederschläge: Überflutungen und Bodenerosion im Drâatal 287 III.2.4 Gesellschaft 297 PK Ma-G.1 Bevölkerungsdynamik im Einzugsgebiet des Drâa 297 PK Ma-G.2 Wasser- und Weidenutzung im Spannungsfeld zwischen traditionellen Entscheidungsprozessen und staatlichen Institutionen 307 IV Kommunikation von wissenschaftlichen Ergebnissen: Das IMPETUS-Atlas-Konzept 321 Zusammenfassung IMPETUS 1 I Zusammenfassung Seit Beginn der 3. Projektphase liegt das Hauptaugenmerk von IMPETUS auf der Entwicklung und Implementierung von räumlichen Entscheidungsunterstützungssystemen (Spatial Decision Support Systems = SDSS) vor Ort. Diese in der Regel Computer-basierten Systeme gewährleisten Entscheidungsträgern (Stakeholder) Entscheidungsunterstützungen und Handlungsoptionen für verschiedene Aspekte des Süßwassermanagements. Die Erstellung der SDSS konnte im Berichtszeitraum 1.1.2007 – 31.12.2007 entscheidend vorangetrieben werden. Bei den durch IMPETUS bereitgestellten Werkzeugen kann es sich im Einzelfall auch um ein Informationssystem (IS) oder um ein Monitoring Tool (MT) handeln. Ersteres System ist starr, d.h. es werden in erster Linie Informationen generiert und visualisiert, aber es beinhaltet kein Modell, das eine Neuberechnung bei veränderten Rahmenbedingungen zuließe. Ein Monitoring Toll stellt dagegen ein Satelliten-gestütztes Überwachungssystem des quasi-augenblicklichen Zustands der kontinentalen Hydrosphäre bzw. Biosphäre dar. Entsprechend der im Fortsetzungsantrag zur 3. Phase in Kapitel III definierten Rahmenbedingungen wurden die verschiedenen SDSS/IS/MT zentral konzipiert und in das SDSS framework eingebettet. Mit Vertretern aus Politik, staatlichen Behörden und Nichtregierungsorganisationen wurden zahlreiche Gespräche geführt, um die Vorgehensweise bei der operationellen Umsetzung abzustimmen. Parallel dazu fanden zweimal im Jahr Sitzungen des jeweiligen Steuerungsgremiums (Comité de Pilotage) vor Ort statt, die ebenfalls der Information und Absprache mit Stakeholdern dienten. Eine detaillierte Planung über den Fortgang der Arbeiten zu den SDSS sowie zu den dazugehörigen Schulungen im Rahmen des Capacity Developments wird seit 2006 fortlaufend in Form sog. Roadmaps laufend aktualisiert und auf den Internetseiten des Projekts veröffentlicht. Neben der entscheidenden Weiterentwicklung der SDSS/IS/MT (für einige Werkzeuge konnte bereits eine erste lauffähige Version erstellt werden) wurden im vergangenen Jahr die Arbeiten an der Projektdatenbank, am Internetauftritt sowie an der vollständigen Neubearbeitung des IMPETUS-Atlas (Druckversion und digitale Version) vorangetrieben. In den einzelnen Problemkomplexen wurden folgende herausragende Fortschritte erzielt: Die im Themenbereich „Ernährungssicherung“ in Benin zusammengefassten PKs (Be-E.1 bis BeE.7) befassen sich vordringlich mit den ökonomischen und ökologischen Voraussetzungen der Nahrungsmittelproduktion. Im PK Be-E.1 wurde die Anzahl der Regionen von elf auf 22 ausgeweitet, um im Ouémé-Einzugsgebiet auf der Gemeindeebene simulieren zu können. Die Datenbasis im Nutzpflanzen-Bereich wurde aktualisiert. Des Weiteren wurden Trends zum ländlichen Bevölkerungswachstum in die Driving Forces des Modells integriert. Die Schätzung eines konsistenten interregionalen Preis-Mengen-Gerüsts wurde erheblich vereinfacht und die Rechenzeit des Modells im Bereich der Datenaufbereitung damit erheblich verkürzt. Im PK Be-E.2 wurde mit dem hydrologische Modell SWAT schwerpunktmäßig die Auswirkungen von Landnutzungsszenarien auf den Abfluss und die Bodenerosion berechnet und auf ihre Plausibilität geprüft. Sowohl SWAT als auch das Agrarökosystemmodell EPIC wurden in das SDSS PEDRO integriert und erste Läufe durchgeführt. Im Verlauf des Jahres 2007 hat sich herausgestellt, dass das vom PK Be-E.3 geplante SDSS PRESAPLUS aufgrund des nötigen Datenvolumens, welches auch ständig neu berechnet werden muss, zu komplex sein wird, um im gesamten IMPETUS Framework eingebunden zu werden. Die neue Strategie des Problemkomplexes ist daher, das SDSS auszulagern und dafür ein Informationssystem zur Erklärung der benutzten Modellkette sowie über die bisherigen Langzeitsimulationen für Zusammenfassung IMPETUS 2 Benin (und Westafrika) zu geben. Bezüglich der Kleinstauseen (PK Be-E.4) wurden verschiedene Algorithmen in das SDSS integriert, um bei gegebener Topographie für frei wählbare Stauhöhen die verfügbare Wassermenge und -oberfläche zu ermitteln. Schnittstellen zur Einbindung der meteorologischen Parameter für Verdunstung und Anbindung an Ertragsmodelle wurden definiert. Landund Nutzungsrechte sowie Konfliktregelungen wurden auf Basis einer Evaluierung bestehender Kleinstauseen in Zusammenarbeit mit der Universität Abomey-Calavi erstellt. Die genaue Erfassung der Topographie für hochpräzise DGM wurde erfolgreich getestet. Das bestehende Tierhaltungsmodul in BenIMPACT wurde im PK Be-E.5 um die Szenarienberechnungen erweitert. Berücksichtigt sind dabei die Auswirkungen sowohl einer intensiveren Produktionstechnik als auch verschiedene Waldschutzmaßnahmen auf die Tierhaltung. Somit sind die IMPETUS Szenarien B1 (Innovation) und B3 (Business-as-usual) gerechnet. Zudem wurde das Konzept für das SDSS BenIMPACT-Animal entworfen und eine erste Version entwickelt. Der Globale Wandel wird zu negative Veränderungen der naturräumlichen Ressourcen bei gleichzeitig ansteigendem Druck auf die Landressourcen führen. Das SDSS AGROLAND (PK Be-E.6) soll nationale Entscheidungsträger dabei unterstützen, angepasste Vorsorge- und Kompensationsmaßnahmen sowie Landnutzungspläne zu entwickeln. Im Berichtszeitraum wurde eine erste lauffähige Version des SDSS AGROLAND erfolgreich in das IMPETUS Framework eingebunden. Die Version enthält alle Elemente für die Berechnung des Marginalitätsindexes. Der benutzerfreundliche Aufbau des Systems erlaubt Expertenwissen interaktiv zur Bewertung der naturräumlichen Beschränkungen einzubringen. Die SDSSEntwicklung im PK Be-E.7 erfolgte zweistufig. Basierend auf der Inland Valley- Inventarisierung visualisiert ein IS die Ergebnisse benutzerfreundlich und ermöglicht einfache Abfragen/Analysen, was vor allem von den für Landnutzungsplanung verantwortlichen Gemeinden in Benin, aber auch vom Landwirtschaftsministerium stark nachgefragt wird. Ein vergleichbar komplettes Inventar von Inland Valleys existierte bislang in Benin noch nicht. Im zweiten Schritt wurden Daten von Inventarisierung, pedologischen und pflanzenbaulichen Untersuchungen zur Abschätzung des Nutzungspotenzials zusammengeführt, basierend auf den Modellen UHP-HRU (Hydrologie) sowie EPIC und ORYZA (Pflanzenwachstum und Ertrag). Im Themenbereich „Wasserdargebot, Wasserverbrauch, Wasserqualität“ sind alle Problemkomplexe in Benin zusammengefasst, bei denen das Wasser direkt im Fokus der Untersuchungen steht (PK Be-H.1 bis PK Be-H.3). Im Berichtzeitraum wurde eine Ausweitung des PK Be-H.1 auf das gesamte Ouémé-Einzugsgebiet vorgenommen. Es wurden die verfügbaren Klimaszenarien mit UHP-HRU simuliert und die sozioökonomischen Szenarien des Wasserverbrauchs berechnet. Die Simulation des Grundwassers erfolgt im gesamten Ouémé-Einzugsgebiet mit dem Modell MODFLOW. Ende 2007 wurde die erste Version des SDSS BenHydro erstellt, die die Simulation der Szenarien mit dem Modell UHP-HRU mit Hilfe eines benutzerfreundlichen Interfaces ermöglicht. Eine Integration in das SDSS-Framework wurde bereits vorgenommen. Der PK Be-H.2 behandelt die Wassernachfrage in Hinblick auf die Sektoren Haushalt (Dorf, Peripherie und Stadt), Industrie und (Bewässerungs-) Landwirtschaft. Bestehende Sekundärdaten wurden durch umfangreiche Felduntersuchungen sowohl im HVO als auch auf nationaler Ebene komplettiert und in ein nationales Expertensektormodell integriert. Auf diesen Erkenntnissen basierend wurde ein DSS entwickelt und fertig gestellt, welches dem Nutzer Berechnungen mit erhobenen Daten ermöglicht. Gleichzeitig bietet das System Berechnungen auf Grundlage internationaler Standards an, wie zum Beispiel der Mindestwasserbedarf pro Kopf und Tag, der von der WHO propagiert wird. Das Moni- Zusammenfassung IMPETUS 3 toring-Tool zur Niederschlagsschätzung (PrecipMon; PK Be-H.3) basierend auf METEOSAT Infrarot Bilden und Bodenmessungen wurde auf Wunsch interner und externer Projektpartner um ein flächendeckendes Monitoring von Globalstrahlung, Temperatur, und relativer Luftfeuchte basierend auf METEOSAT Bildern und SYNOP-Messungen erweitert. Für diese Größen wurde eine flächendeckende stündliche Zeitreihe in 5 km Auflösung für 1983-2006 erstellt. Eine vorläufige lauffähige Version des Informations-Systems zur Niederschlagsvariabilität (PrecipInfo) wurde fertig gestellt und soll 2008 zusammen mit den Nutzergruppen weiterentwickelt werden. Im Themenbereich „Landnutzung“ behandeln vier repräsentative Problemkomplexe die regionalspezifischen Veränderungsprozesse zwischen Landnutzung und Landbedeckung und er sie steuernden Ursachen. Im PK Be-L.1 zeigten die Berechnung unterschiedlicher Szenarien der Landnutzungs- und Landbedeckungsveränderung entsprechend der in den IMPETUS Szenarien definierten Rahmenbedingungen eine unterschiedlich starke Ausweitung der landwirtschaftlichen Fläche auf Kosten von vorhandenen Wald- und Savannenflächen. Zur Nutzung der Ergebnisse und zur selbständigen Berechnung eigener Szenarien durch entsprechende Anwender wurde ein Konzept für ein SDSS entwickelt. Dieses ist zum einen ein reines Informationswerkzeug zur Abfrage der Landnutzung und Änderungsraten, enthält aber auch eine Schnittstelle zur XULU-Modellplattform zur Parametrisierung eigener Rahmenbedingungen der Landnutzungsänderung. Zur Bereitstellung von hochaufgelösten meteorologischen Zeitreihen (PK Be-L.3) stehen 31 Episodensimulationen für das Jahr 2002 zur Verfügung, die die Grundlage für eine statistische Aufbereitung des Modellniederschlags sind. Mit dieser können systematische Fehler minimiert werden, wie die in FOOT3DK zu beobachtende räumliche Verschiebung von Niederschlagsextremen. Sie dient somit der Optimierung der bisher durchgeführten 40 Episodensimulationen für das Zieljahr 2025. Auf Basis der auf der Modellkette beruhenden Episodensimulationen wird bisher unter Berücksichtigung eines subjektiven Zuordnungsverfahrens für 2025 eine Niederschlagsverteilung erstellt. Diese zeigt das schon früher erkannte Risiko von hoher lokaler Variabilität des Niederschlags (insbesondere die Tendenz zu lokaler Trockenheit) im betrachteten Bereich auf. Es deutet sich an, dass diese Tendenz sich in einem stetigen Rückgang des Ökovolumens widerspiegelt. Im PK Be-L.5 wurde die Prozessierungskette für das Monitoring Tool weiter ausgebaut und auf einen operationellen Betrieb ausgelegt. Es erfolgte eine Untersuchung in welcher zeitlichen Auflösung die MODIS Daten gezogen werden sollen für eine stabile automatische Detektion. Weiterhin wurde ein leistungsfähiges Modell für die Ausbreitung von Buschfeuern in JAVA programmiert. Hiermit können im Untersuchungsgebiet beliebige Startpunkte von Feuern, die Windrichtung und Windgeschwindigkeit gewählt werden. Das Modell berechnet die Ausbreitung des Feuers in Abhängigkeit der trockenen Biomasse, wie sie durch Analyse von multiskaligen Satellitendaten bereitgestellt wird. Dies ist ein wertvolles Tool für das kontrollierte Abbrennen und die Planung von Feuerschutzstreifen. Im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Benin wurden die Bereiche Dezentralisierung, Wasserversorgung, Umwelt und Schutz ländlicher Ressourcen als Interventionsschwerpunkte definiert. Die Verbesserung des Zugang zu sauberem Trinkwasser steht auch im Vordergrund der Entschuldungs- und Armutsbekämpfungsinitiative der Weltbank für Benin. Vor diesem Hintergrund liefern die Forschungsergebnisse zum gesellschaftlichen Umgang mit Wasser wichtige Informationen für die Umsetzung dieser Politiken. Die zentralen Zwischenergebnisse des Themenbereichs „Gesellschaft und Gesundheit“ im Jahr 2007 sind in den PKs Be-G.1 bis Be-G.5 zusammengefasst. Der PK Be-G.1 hat in Zusammenarbeit mit den PKs Be-G.2 und Be-G.3 das Zusammenfassung IMPETUS 4 gemeinsame Informationssystem „Livelihood Security in Upper Ouémé Catchment“ (LISUOC) entwickelt, das aus drei Modulen besteht. Der PK Be-G1 bedient das Modul „LISUOCDemographie“ (Demographische Projektionen für das HVO). In Abstimmung mit den anderen Modulen und auf die Nutzergruppe fokussiert das IS-Modul das Einzugsgebiet des Oberen Ouémé mit sechs Gemeinden zuzüglich der Gemeinde Ouaké. Die Berechnungen sind weitgehend abgeschlossen und die Konzeption des Moduls ist in Zusammenarbeit mit den Entwicklern fortgeschritten. Im Rahmen des PK Be-G.2 erfolgte im Laufe des Jahres 2007 vorrangig die Erstellung einer Datenbank zu den Trinkwasserstellen (traditionelle Brunnen, geschlossene Brunnen, Pumpen, Wassertürme) für 234 Dörfer und zudem die Analyse von Wassermanagementsystemen in den Gemeinden des oberen Ouémé-Einzugsgebiets. Die Integration dieser Informationen in LISUOC wird durch das Modul „Wassermanagement und institutioneller Wandel“ realisiert, dessen Struktur verfügbar ist. Im PK Be-G.3 wurde die Programmierung und Visualisierung der Existenzsicherungsdaten für das IS LISUOC erfolgreich abgeschlossen. Im Vorfeld waren dazu die Durchführung von Signifikanztests und die Umwandlung der SPSS-Datenbank (Survey, n=839, 2004) in Exceldateien nötig. Übertragen wurden insgesamt 240 Variablen zu sieben Themenfeldern. Auf der Basis von REMOTemperatur- und Niederschlagsdaten wurden im PK Be-G.4 LMM-Ensembleläufe für 1960-2000 durchgeführt. Die Abschätzung der zukünftigen Entwicklung der Malaria in Afrika durch zwei Malariaprojektionen (2001-2050) zeigte, dass sich die Malaria in Westafrika zurückzieht und in bevölkerungsreichen Gebieten vermehrt Epidemien auftreten. In Ostafrika wird sich die Malaria im Hochland verbreiten. Die Überprüfung der REMO-Temperaturen für Ostafrika mit Hilfe von ERA40 machte eine Korrektur der Daten notwendig. Mit der Validierung des LMM wurde mit Hilfe des beobachteten Auftretens der Malaria begonnen, wodurch eine endgültige Parametrisierung des Modells ermöglicht wird. Auf der Basis der bisherigen Ergebnisse wurde die Version 0 des IS MalaRis erstellt. Seit dem Erstellen der ursprünglichen Brunnendatenbank 2001 hat sich die Situation der Trinkwasserversorgung in vielen Dörfern verändert, so dass im PK Be-G.5 2007 eine über mehrere Monate angelegte Aktualisierung der Datenbank initiiert wurde. Die aktualisierte Brunnendatenbank soll in das sich im Entwicklungsstadium befindliche Informationssystem SIQeau integriert werden. Die Idee und das Konzept zu SiQeau wurden bereits im Rahmen des im Oktober 2007 durchgeführten Gemeindeworkshops den für die Trinkwasserqualität im Oberen Ouémé Einzugsgebiet Verantwortlichen präsentiert und sind auf großes Interesse gestoßen. Die Ressource Wasser wird in der Drâa-Region in Marokko hauptsächlich für die landwirtschaftliche Produktion in den Oasen genutzt. Die im Themenbereich „Existenzsicherung“ zusammengefassten Problemkomplexe Ma-E.1 bis Ma-E.3 widmen sich verbesserten Wasser-Managementsystemen unter Beibehaltung landwirtschaftlicher Produktivität und touristischer Entwicklung. Im Jahre 2007 wurde im PK Ma-E.1 neben weiteren Verfeinerungen im Model MIVAD ein Schwerpunkt auf die Konzeption des MIVAD-SDSS gelegt. Dies beinhaltet vor allem die Berechnung von Klima- und Interventionsszenarien, die in das SDSS eingehen und die Diskussion der Zielsetzung und Ausarbeitung des SDSS mit den Stakeholdern in Marokko. Das MIVAD-SDSS beantwortet Fragen zur Wasserverteilung zwischen den Oasen und Auswirkungen der Wasserverfügbarkeit auf die Zusammensetzung der landwirtschaftlichen Anbauflächen also auch Fragen zur Eingriffsmöglichkeiten anhand ökonomischer Maßnahmen, wie Beschränkungen, Input oder Outputpreisänderungen. Im PK Ma-E.2 gelang es eine erste Version des Informationssystems AGROSIM fertig zu stellen. Ziel dieses IS soll es sein, das lokale Wissen um Feldfrucht, Dünge- und Wassergaben im Zusammenfassung IMPETUS 5 Bearbeitungsschwerpunkt dem Dorf Ouled Yaoub in zukünftige Strategieberatungen mit einzubeziehen. Der Ablauf des IS sieht als ersten Entscheidungszweig die Auswahl der Feldfrucht vor. Danach werden verschiedene Bearbeitungsmethoden (Wasser u. Düngegaben) wählbar. Am Ende gelangt der Nutzer auf das Ernteergebnis, welches er nun aufgrund der gewählten Methoden evaluieren kann. Weiterhin hat er die Möglichkeit vergleichende Ergebnisse aus anderen Bearbeitungsmethoden dergleichen oder einer anderen Feldfrucht gegenüberzustellen. Der PK Ma-E.3 wurde im Laufe des Berichtszeitraums abgeschlossen. Eine allgemeine Charakterisierung von Bevölkerungsentwicklung und Tourismus wurde durchgeführt und ist im Abschlussbericht zum PK Ma-G.1 dargestellt. Alle relevanten Daten aus diesem PK wurden in das SDSS DemProj integriert. Die beiden übrigen PKs des Bereiches Existenzsicherung werden ggf. Daten aus und Schnittstellen zu diesem SDSS nutzen. Der Themenbereich „Wasserdargebot, Wasserverbrauch, Wasserqualität“ umfasst vier Problemkomplexe. Die Wasserwirtschaft semi-arider Wüstenrandgebiete ist in hohem Maße von variablen Niederschlägen abhängig. Das im PK Ma-H.1 verwendete hydrologische Modell SWAT soll deshalb die raum-zeitliche Variabilität der Wasserflüsse erfassen und die Auswirkung des Globalen Wandels auf die Wasserressourcen quantifizieren. Auf Basis dieses Modells wurde das SDSS HYDRAA entwickelt. Dieses Werkzeug wird den lokalen Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt und kann bei wasserwirtschaftlich relevanten Entscheidungen (Lâcher-Management, Anpassung von Bewässerungsflächen) Einsatz finden. Im Wirkungsgefüge der natürlichen Bedingungen und der Wassernutzungsstrategien werden im PK Ma-H.2 unter Beteiligung der Anthropologie, der Agrarwissenschaften, der Hydrogeologie und der Bodenkunde die Einflüsse auf das Grundwasservorkommen und die Bodenversalzung im mittleren Drâatal untersucht. Vier disziplinäre Modelle werden dabei gekoppelt und bilden den Kern des eigens entwickelten SDSS namens IWEGS. IWEGS bietet die Möglichkeit auf regionalem Maßstab und jährlicher Basis die Notwendigkeit abzuschätzen, nähere Untersuchungen zur Grundwasserverfügbarkeit und zur Bodenversalzung durchzuführen. Zudem kann IWEGS zur Analyse einzelner Parameter im Wirkungsgefüge genutzt werden. Der PK Ma-H.3 behandelt die aktuelle und zukünftige Wasserverfügbarkeit im oberen Drâatal durch den Stausee Mansour Eddahbi. Das regionale Niederschlags-Abfluss-System wird in Teileinzugsgebieten mit dem hydrologischen Modell SRM modelliert und als Gesamtsystem im Monitoring Tool (MT) PRO-RES erfasst. Für eine saisonale Vorhersage der Abflüsse aus Niederschlag und Schneeschmelze sowie des Stauseefüllstands werden die langfristige Klimaentwicklung in den IMPETUS-Klimaszenarien sowie die mittelfristige Witterungsvorhersage eines Wettergenerators berücksichtigt. Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Wasserverfügbarkeit werden für die Nutzer im MT sichtbar und sollen ihnen ein angepasstes Wassermanagement ermöglichen.Im Jahr 2007 wurde im PK Ma-H.5 das Hauptaugenmerk auf die Erstellung von Niederschlagsklimatologien für den Hohen Atlas gelegt. Es wurde eine erste Validierung für das Jahr 2002 anhand von Niederschlagsdaten der IMPETUS-Klimastationen durchgeführt, nachdem geeignete Repräsentanten für die einzelnen gruppierten CWT identifiziert werden konnten. Darüber hinaus wurde mit einer Vergrößerung des Simulationsgebiets Hoher Atlas begonnen, die sich bis südlich von Ouarzazate erstreckt. Für die REMO-Modelldaten wurde für die IPCC-Szenarien A1B und B1 ebenfalls CWT-Klassifikationen vorgenommen, welche neben den Repräsentanten als Datenbasis in das IS einfließen werden. Zusammenfassung IMPETUS 6 Im Themenbereich „Landnutzung“ werden Fragen nach der Regenerationsfähigkeit der natürlichen Vegetation, nach Anpassungsstrategien der lokalen Bevölkerung sowie den Gefahrenpotenzialen durch extreme Wetterereignisse bearbeitet. Die Untersuchungen des PK Ma-L.1 gehen davon aus, dass die tatsächliche Wasserverfügbarkeit sowie die Wasser- und Weidenutzung nicht nur von naturräumlichen Faktoren bestimmt werden, sondern zu einem wichtigen Teil vom sozialen und politischen Handeln der Akteure vor Ort abhängig sind die im PK sozialwissenschaftlich untersucht und mit den Ergebnissen naturwissenschaftlicher Untersuchungen und Modellierungen korreliert werden. Darüber hinaus wird die Bandbreite aktueller Strategien der Ressourcennutzung erfasst. Die Ergebnisse werden für lokale Nutzer in ein Informations-Systems LUD-HA überführt. Die Vegetation und ihre raum-zeitlichen Muster stehen im Zentrum des PK Ma-L.2. Gerade in Trockengebieten steuert die Pflanzendecke im erheblichen Maße die Verteilung des Niederschlagswassers. Wie sie das tut, hängt auch von ihrem nutzungsbedingten Zustand und ihrer Erholungsfähigkeit ab. In diesem Problemkomplex wird daher untersucht, wie gut sich die Pflanzendecke außerhalb der Oasen für eine Beweidung durch Nutztiere eignet, wie sie darauf reagiert und wie resilient, d.h. belastbar sie unter verschiedenen Klima- und Landnutzungsszenarien ist. Dieser Problemkomplex ist inhaltlich eng mit der Fragestellung einer nachhaltigen Weidenutzung (PK Ma-L.2) verknüpft. Der PK Ma-L3 behandelt die Auswirkungen von Klimaänderungen im Hinblick auf Extremereignisse und deren Folgen für die Bodenerosion. Dafür werden zwei unterschiedliche Werkzeuge eingesetzt: Das SDSS SEDRAA zur Berechnung der Bodenerosion in Abhängigkeit klimatologischer Jahresgänge der relevanten meteorologischen Parameter und das Informationssystem SMGHydraa, welches für mehrere SDSS Klimadaten präprozessiert und eine einfache statistische Analyse der Klimadaten für Dokumentationszwecke erlaubt. Im Jahr 2007 wurde SEDRAA in die SDSSUmgebung integriert und in SMGHydraa die Schnittstelle für die Übergabe der Klimadaten in Form Gebietsmitteln, die für klimatisch ähnliche Zonen repräsentativ sind, erstellt. Im Drâa-Einzugsgebiet, einer marginalen Region mit schwacher Wirtschaftskraft, niedriger Bevölkerungsdichte, unzureichender Infrastruktur und einer oft prekären Wassersituation, sind die wichtigsten „Driving forces“ für menschliche Entwicklung Migration und daraus resultierende Urbanisierung. Dieses behandelt der Themenbereich „Gesellschaft“. Nach der Analyse der aktuellen Bevölkerungsgröße und -struktur in PK-G.1 wurden mithilfe des Modells SPECTRUM/DemProj Bevölkerungsprojektionen unter Berücksichtigung der IMPETUS-Szenarien durchgeführt. Als Response-Indikatoren fließen u.a. Fertilität, Mortalität, Altersstruktur und Urbanisierung in die Berechnungen ein. Die unzureichende Datenlage zur Migration erlaubt bislang keine Implementierung ins Modell. Wasser und Weideland sind die Grundlagen der landwirtschaftlichen Nutzung im ländlichen Raum Südmarokkos. Im Fokus des PK Ma-G.2 steht die Nutzung dieser kollektiven natürlichen Ressourcen. Trotz der formalen Zuständigkeit des Zentralstaates sind auf lokaler Ebene islamisch begründete und auf traditionellen Vorgehensweisen basierende Kontroll- und Verteilmechanismen wirksam. Der Problemkomplex untersucht die Kompetenzverteilung auf den verschiedenen Hierarchieebenen und in den verschiedenen Institutionen und beurteilt ihre aktuelle Bedeutung und Akzeptanz. Institutionelle Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Weidemanagement können so identifiziert und Entscheidungsträgern verfügbar gemacht werden. Spatial Decision Support Systems (SDSS) 7 IMPETUS II Spatial Decision Support Systems (SDSS) Da in den Kapiteln der einzelnen Wissenschaftler noch auf die unterschiedlichen Systeme und ihren Entwicklungsstand eingegangen wird, soll hier nur ein Überblick über die Planungen der einzelnen Systeme gegeben werden (siehe Tab. II-1). Die meisten Systeme sind in der 0. Version lauffähig und werden derzeit in Kooperation mit den Projektpartnern getestet. Tab. II-1: Planung der unterschiedlichen Systeme Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 29 30 31 32 33 34 Bearbeiter Laudien Enders Enders Enders Laudien Laudien Enders Enders Laudien Laudien Laudien Laudien Laudien Enders Laudien Diederich Enders Enders Laudien Laudien Enders Laudien Laudien Enders Enders Laudien Enders Laudien Enders Enders Enders Enders Enders Enders Enders PK Be E1 Be E2 Be E3 Be E4 Be E5 Be E6 Be E7 Be E7 Be G1 Be G2 Be G3 Be G4 Be G5 Be H1 Be H2 Be H3 Be H3 Be L1 Be L3 Be L4 Be L5 Ma E1 Ma E2 Ma G1 Ma H1 Ma H2 Ma H3_4 Ma H5 Ma L1 Ma G2 Ma L2 Ma L2 Ma L2 Ma L3 Ma L3 Ansprechpartner Arnim Kuhn Claudia Hiepe Heiko Paeth H.P. Thamm Ina Gruber Julia Röhrig Simone Giertz Simone Giertz Moritz Heldmann Valens Mulindabigwi Kerstin Hadjer Volker Ermert Alexandra Uesbeck Simone Giertz Marion Schopp Malte Diederich Malte Diederich H.P. Thamm Andreas Krüger Marc Janssens H.P. Thamm Claudia Heidecke Andreas Roth Holger Kirscht Henning Busche Stephan Klose Oliver Schulz Kristina Piecha Holger Kirscht Holger Kirscht Anja Linstädter Gisela Baumann Pierre Fritzsche Anna Klose Kai Born Kurztitel BenIMPACT-Crop PEDRO PRESAPLUS SYMBA BenIMPACT-ANIMAL AGROLAND BenIVIS (IS) BenIVIS LISUOC DP LISUOC WiW LISUOC WaE MalaRIS SIQeau Benhydro WaNa PrecipMon PrecipInfo LUMIS ILUPO FARM-ADA-M iMABFIRE MIVAD AGROSIM iProjDem HYDRAA IWEGS PRO-RES IDEP-DRAA LUD-HA ISII PADRAA PLANT Veg-Sat SEDRAA SMGHydraa 2007 mai xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx 2007 jun xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx 2007 jul xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx 2007 aug xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx 2007 2007 2007 sep okt nov xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx 2007 dez xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxx 2008 jan 0 Enders C2 Andreas Enders SDSS Framework xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxx 2008 feb 2008 mrz 2008 apr 2008 mai 2008 jun Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 8 II.1 Entwicklungsstand der SDSS/IS/MT Abb. II.1-1: Der Impetus-Client mit allen Systemen Problemstellung Anfang 2007 haben sich die Mitarbeiter des Teilprojektes C2 entschieden, die Systeme in einer Applikation integriert zu entwickeln. Dies soll die Mehrfachnutzung komplexer Komponenten und die Integration der Systeme ermöglichen. Infolgedessen wurde das SDSS-Framework entwickelt, welches nun die bestehenden SDSS/IS/MT enthält und integriert. Auf dieses Produkt wird im nächsten Kapitel eingegangen. Mitarbeiter R. Laudien, A. Enders Zielsetzung In Anlehnung an die Problemstellung steht in C2 die Entwicklung eines SDSS-Frameworks im Fokus der Arbeiten, welches die bestehenden SDSS/IS/MT enthält und integriert. Die Entwicklung des SDSS-Frameworks ist als Kooperation und Dienstleistung für alle PKs zu sehen, da hier die technische Kompetenz erarbeitet und die Umsetzung der SDSS-Implementierung erfolgt. Auf dieses Produkt wird im nächsten Kapitel detailliert eingegangen. Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS Nutzergruppen Alle Partner des IMPETUS-Projektes, Wissenschaftler im In- und Ausland 9 Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 10 II.2 Entwicklungsstand des SDSS Framework – ein System zur einfachen Implementierung einer komplexen Entscheidungsunterstützung Problemstellung Anfang 2007 haben sich die Mitarbeiter des Teilprojektes C2 entschieden, die Systeme in einer Applikation integriert zu entwickeln. Dies soll die Mehrfachnutzung komplexer Komponenten und die Integration der Systeme ermöglichen. Mitarbeiter A. Enders, M. Schmitz, St. Krüger Zielsetzung In der Entwicklung der SDSS/IS/MT für die Partnerländer müssen verschiedene teilweise widersprüchliche Anforderungen erfüllt werden. Diese sind in der nebenstehenden Übersicht aufgeführt. Das SDSS Framework tritt an, diese Widersprüche möglichst zu entschärfen und eine Applikation zur Verfügung zu stellen, in der die einzelnen Systeme schnell und effizient entwickelt werden können. Spatial Decision Support Systems (SDSS) 11 IMPETUS Nutzergruppen Alle Partner des IMPETUS-Projektes, Wissenschaftler im In- und Ausland Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Das SDSS Framework liegt derzeit in der Version 0 vor. Diese enthält die in der unten stehenden Tabellenansicht aufgelisteten Komponenten. Die Weiterentwicklung geschieht laufend. Die endgültige Version 1 ist für Mai 2008 geplant (Tab. II.2-1). Tab. II.2-1: Übersicht des Entwicklungsstandes und der Zeitplanung Funktion funktionstüchtig seit 1. Version Grundfunktion 02.2007 11.2007 Erste SDSS Einbindung 03.2007 11.2007 SMILEngine 05.2007 01.2008 FormEngine 05.2007 11.2007 Komponente: Progressview 05.2007 03.2008 Komponente: Excelanbindung 07.2007 09.2007 Komponente: Webstart / CD-Version 07.2007 11.2007 Komponente: DB-Anbindung 09.2007 11.2007 Komponente: Ergebnisauswertung 09.2007 11.2007 Komponente: Benutzereinstellung 11.2007 11.2007 Komponente: Atlasintegration 11.2007 02.2008 Komponente: Geotools 05.2007 02.2008 Dokumentation: Quickstart 07.2007 09.2007 Dokumentation: SDSS Framework 09.2007 02.2008 Komponente: Szenarienspeicherung 11.2007 05.2008 Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 12 II.3 Datenbanken: Metadatenbank und zentrale Sicherung des IMPETUS Datenbestandes Mitarbeiter R. Hoffmann Implementierung Für die Haltung des in IMPETUS vorhandenen Datenbestandes wurde 2007 in Zusammenarbeit mit dem Regionalen Rechenzentrum an der Universität zu Köln (RRZK) die Beschaffung notwendiger Server-Hardware durchgeführt und die Anbindung von Speicherkapazitäten (2 TB) im Storage Area Network (SAN) des RRZK abgeschlossen. Durch die Ablage im SAN-Speicherbereich des RRZK werden eine hohe Datensicherheit und die Haltung der Datenbestände über die Laufzeit von IMPETUS hinaus gewährleistet. Für den Zugriff wurde das AFS-Filesystem installiert. Dafür wurde durch das RRZK eine eigene sogenannte AFS-Zelle unter der Domain „impetus.uni-koeln.de“ eingerichtet. Als FileserverApplikation kann der Zugriff auf das AFS-Filesystem weltweit über das Internet mittels AFSClienten erfolgen. Genutzt wird diese Art des Zugriffs im Moment zum Aufbau und Pflege des Datenbestandes. Im AFS-Bereich werden die Datensätze unstrukturiert, d.h. als Dokumente abgelegt. Beschreibungen der Datensätze (Metadaten) und Ablageort sind über die IMPETUS-Metadatenbank erfasst. Dies beinhaltete folgende Aufgaben. - Anlage der Ablagestruktur gemäß Zugriffsbeschränkungen (öffentlich, IMPETUS intern, kein Zugriff), eindeutiger Metadatenkennung und technischer Vorgaben durch das AFS - Implementierung notwendiger Angaben zur Erfassung des Ablageordners in der Datenbank - Fortsetzung der Erfassung und Aktualisierung des Metadatenkatalogs (ca. 530), sowie der Übergabe von Datensätze durch die Mitarbeiter - Ablage bzw. Überführung der Datensätze und zugehöriger Dokumente (Vorschau, ReadmeDateine) in den AFS-Speicherbereich (ca. 300) Die Tätigkeiten zur Erfassung, Sammlung und Ablage der Daten werden kontinuierlich fortgesetzt. Weiterhin wurde auf dem Datenserver ein http-Server (Apache) installiert. Dieser dient zur Bereitstellung von Daten über Such- und Downloadfunktionalitäten der IMPETUS-Webseite, sowohl für IMPETUS-Mitarbeiter (interne Datensätze) als auch für die interessierte Öffentlichkeit (öffentliche Datensätze). Die Anpassung und Implementierung der Downloadfunktionalitäten der Webseite ist derzeit in Arbeit. Die Freigabe der in IMPETUS generierten Daten erfolgt sukzessive in der dritten Phase in Abstimmung mit den Mitarbeitern der Fachdisziplinen. Spatial Decision Support Systems (SDSS) 13 IMPETUS II.4 Datenübergabe an die Projektländer – Entwicklung einer Geodatenin-frastruktur für Benin und Marokko Client Thick Clients Schnittstelle Thin Clients OGC Schnittstellen OGC Schnittstelle WMS – WFS – WCS CSW / z.B. ISO 19139 OGC Web Map Server Server Metadatenbankserver DA RTaE stIeSrY dS atTeE nM Datenbank AeNtK VektoD rdAaTteEnN|BM adaten PostGIS auf PostgreSQL Abb. II.4-1: Übersicht über die IMPETUS Geodateninfrastruktur Mitarbeiter R. Hoffmann, A. Enders, R. Mrzyglocki Zielsetzung Nach Ende der Projektlaufzeit soll den Projektpartnern in den Ländern Marokko und Benin und den Wissenschaftlern im In- und Ausland die Datenbasis von IMPETUS in einer möglichst benutzerfreundlichen Form zur Verfügung gestellt werden. So soll sichergestellt werden, dass die Daten auch nach der Projektlaufzeit noch einwandfrei für die infrastrukturell nicht optimal ausgestatteten Partner nutzbar sind. Diesbezüglich musste festgestellt werden, dass die Möglichkeit der Bereitstellung von Daten über das Internet nicht ausreicht bzw. nicht praktikabel ist. In der Regel sind nur langsame oder instabile Internetverbindungen vorhanden, die für die Übertragung umfangreicher Datensätze nicht geeignet sind. Spatial Decision Support Systems (SDSS) 14 IMPETUS Es soll also für die Übergabe der während der IMPETUS- Projektlaufzeit erarbeiteten und verarbeiteten Daten und Modelle eine Geodateninfrastuktur entwickelt werden, welche die in Tab. II.4-1 genannten Anforderungen erfüllt. Tab. II.4-1: Anforderungskatalog an die IMPETUS Geodateninfrastruktur Priorität 1 Anforderung Benutzerfreundlichkeit 1 Funktionalitäten 1 Verwendung von Standards 2 Community Support 2 OpenSource Freie Software 2 Plattformunabhängig 2 Sprache Argumentation eingeschränkte Fachpersonalressourcen eingeschränkte Motivation Sicherung der Verwendbarkeit, Zielsetzung Sicherung der Interoperabilität und des Datenaustauschs Sicherung der Verwendung bei Problemen Kostenersparnis, Modifikation / Weiterentwicklung Verwendung auf versch. Betriebssystemen Frankophone Zielgruppe Theoretische Lösung Out-of-the-Box GUI Verwendung oder Anpassung eines bestehenden Systems Implementierung Auswahl passender Software Auslagerung Verwendung von OpenSource, Freeware JAVA Sprache im System Französisch / Englisch Nutzergruppen Es wurde ein Konzept entwickelt, dass die Bereitstellung der Daten durch Installation vor Ort vorsieht. In technischer Hinsicht werden drei Kategorien unterschieden, die gemäß der Ausstattung einer Institution mit lokaler Netzinfrastruktur (LAN) und IT-Personal, sowie der jeweiligen Bedürfnisse z.B. des Zugriffs für mehrere Nutzer, eingesetzt werden: - Bereitstellung und Einrichtung von Servern für den Betrieb im LAN mit Serverapplikationen zur Suche und Bereitstellung der Daten. Damit kann von den an das LAN angebundenen Arbeitsplatzrechner der Datenbestand durchsucht und die Daten aus dem lokalen Netz bezogen werden. Die Clients der Arbeitsplatzrechner für die Ausgabe sind browserbasiert und erfordern keine Installation spezieller Software. - Bereitstellung und Einrichtung von Desktoprechnern: Hier werden die gleichen Applikationen wie bei den Servern eingesetzt, da Server- und Client-Applikation auf demselben Rechner betrieben werden können. - Bereitstellung der Daten auf einem externen Speicherlaufwerk Die Liste der Institutionen, welche Server bzw. Desktoprechner oder ein Speicherlaufwerk erhalten sollen, wird derzeit noch abgestimmt. Insgesamt sind in Vorbereitung: Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 15 • Benin: 5x Desktoprechner, 8x NAS Speicherlaufwerk • Marokko: 2x Server, 7x NAS Speicherlaufwerk Stand der Systementwicklung Derzeit wird auf Basis des von der FAO (Food and Agricultural Organization) entwickelten und frei verfügbaren ‚GeoNetwork opensource’ eine eigenständige Geodateninfrastruktur entwickelt. Die erste Version wurde vorgestellt. Nach Vergleich und Erprobung zur Verfügung stehender Applikationen wurde das ‚GeoNetwork’ gemäß den oben genannten Anforderungen als geeignet identifiziert. Das System implementiert einen Datenkatalog für Metadaten und für die Referenzierung der zugehörigen Datensätze sowie eine Web-Portal-Komponente zur Eingabe der Daten, Suchfunktionen zur Widerfindung insbesondere über räumliche Suche, Ansicht von Geodaten sowie Datenupload und Download über Webformulare. Die Geodaten, die einen wesentlichen Bestandteil des IMPETUS Datenbestandes darstellen, werden in eine Geodatenbank eingespeist. Dafür kommt das ebenfalls frei verfügbare Datenbankmanagementsystem PostgrSQL/PostGIS zum Einsatz und wird an das GeoNetwork angebunden. Eine Schnittstelle dafür bietet GeoServer über die ebenfalls Standard konformen OpenGIS Web Services (WMS, WFS, WCS gemäß OGC Standards, Open Geospatial Consortium). Weiterhin werden neben den kartenbasierten Informationen auch Dokumente verschiedener Formate (pdf, doc, xls, tif, jpg, u.a.), Klimadaten in unterschiedlichen Auflösungen und Darstellungsformen oder Daten und Ergebnisse der Modellierungen des Impetusprojektes in den Datenkatalog überführt. Da die Entwicklungsarbeit erst im Dezember 2007 begonnen hat, wird eine detaillierte Vorstellung der Ergebnisse erst während der GLOWA Abschlusskonferenz erwartet. Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 16 II.5 IMPETUS LapLab – Ein Laptop-Schulungslabor für die Capacity DevelopmentMaßnahmen in den Ländern Benin und Marokko Abb. II.5-1: Strukturzeichnung des Laptop-Labors für Benin bzw. Marokko Problemstellung Die Infrastruktur der Projektländer ist in Bezug auf die Informationstechnologie noch gering entwickelt. Bei Schulungen werden hohe Investitionen an Zeit und Geld nötig, um vor Ort Rechner zur Ausbildung der Projektpartner vor Ort zu ermöglichen. Zusätzlich sind diese Rechnerressourcen i.d.R. nicht entsprechend ausgestattet, um die für die CAPACITY DEVELOPMENT-Maßnahmen des IMPETUS-Projektes notwendige Software auszuführen. Eine unterschiedliche Ausstattung und häufige Probleme mit Computerviren erschwert die Situation zusätzlich. Mitarbeiter A. Enders, V. Rossow Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 17 Zielsetzung Insbesondere sollen folgende Anforderungen mit dem Laptoplabor erfüllt werden: • Installation einer voll ausgestatteten Schulungsinfrastruktur für 20 Schulungsteilnehmer. • Kommunikation der Rechner untereinander soll ermöglicht werden. • Ausdruck, Kopieren, Scannen und Sicherung (Laminierung) der Ergebnisse von jedem Arbeitsplatz soll ermöglicht werden. • Die Systeme sollen stabil und gesichert gegen schädliche Software sein. • Eine Umgebung mit französischem Betriebssystem, möglichst auch englisch und deutsch soll verfügbar sein. • Das Labor soll gegen Schwankungen der Elektrizitätsversorgung gesichert sein. Im Benin müssen auch Generatoren enthalten sein. • Die Schulungssysteme sollen in Deutschland durch die Mitarbeiter vorbereitet und vor Ort schnell und unkompliziert aufgesetzt und betrieben werden können. • Das Labor soll kosteneffizient sein. • Die Schulungssysteme sollen gesichert gegen Stöße, versehentliches Wasser auf der Tastatur und stabil in heißen Klimaten sein. Vor allem für den Transport in die Länder und innerhalb der Länder ist eine ausreichende Sicherung der sensiblen Hardware vorzusehen. • Die Rechner sollen aktuell hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Schnittstellen sein. Nutzergruppen Derzeit wird das Labor von Mitarbeiter des IMPETUS-Projektes für Capacity DevelopmentMaßnahmen und von den Koordinatoren vor Ort für Präsentationen genutzt. Eine Nutzung durch die Projektpartner wird im Einzelfall geprüft. Zusammenfassung zum Stand der Arbeiten Das IMPETUS-LapLab wurde aufgesetzt und getestet. Schulungsmaßnahmen für 25 IMPETUSMitarbeiter wurden durchgeführt. Das Labor wurde schon mehrfach in den Ländern zu Capacity Development-Maßnahmen eingesetzt und hat sich als sehr gut geeignet für die Anforderungen des Capacity Developments gezeigt. Ausstattung des Labors Das Laptoplabor ist ein komplett ausgestattetes Schulungslabor für Softwareschulungen bzw. interaktive Präsentationen. Es ist für den vernetzten Inselbetrieb ausgelegt. Im Einzelnen enthält ein jedes Laptoplabor folgende Bestandteile (*B nur Benin, *M nur Marokko) Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 18 Inhalt des Labors • • • • • • • • • • • 11 *B bzw. 10 *M Laptops Toshiba A120. Jedes Gerät mit Schutztasche, externer franz. Tastatur, USB-Maus, Netzgerät. 2x USB Festplatte 120 GB, 2,5“, eine wird immer wieder nach Deutschland mitgebracht. Beamer Benq MP 720 P. Wlan-Router (fertig vorkonfiguriert). Multifunktionsdrucker Canon MP530. Laminator bis A3 für Kalt- und Heißlamination. Lautsprecherboxen. Mehrfachstecker incl. Verlängerungskabel und Netzfilterung 2x 1000 W Generator *B mit leisem Betrieb (60 dB). Alles zusammen verpackt in 3 Zarges-Boxen zur Transportsicherheit. Softwareausstattung • • • • • • • • Windows XP Multilanguage (Französisch – Englisch – Deutsch). OpenOffice (franz.) mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationssoftware usw. – Microsoft Office 2003 kompatibel. Adobe Acrobat Reader (franz.). ESRI ArcGIS Desktop – Editor Edition. VMWare Server zum Betrieb eigener virtueller Rechnerumgebungen mit beliebiger Konfiguration auf dem Rechner. Standardeinstellung der Systeme ist Französisch. Benutzer Client: ohne PW, nur Benutzerrechte. Zusätzlich entsprechende Konfigurationssoftware von Toshiba. Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 19 II.6 Internet: Neugestaltung der IMPETUS-Internetpräsenz Die Neugestaltung der Internetpräsenz von IMPETUS für die dritte Projektphase, sowohl hinsichtlich der Schwerpunkte und Strukturierung der Inhalte als auch hinsichtlich Design und Navigation, wurde abgeschlossen. Grundlegend neu ist weiterhin die Realisierung der Webseite im Content Management System (CMS) TYPO3. Nach Abschluss der Entwicklung notwendiger HTML- Vorlagen und TYPO3 spezifischer Konfigurationstemplates, erleichtert das CMS die Pflege der Inhalte. Diese können in gewissem Umfang damit auch durch so genannte Redakteure, die nicht über HTML-Kenntnisse verfügen müssen, vorgenommen werden. Der neu gestaltete Webauftritt wurde unter der bekannten Domain http://www.impetus.uni-koeln.de veröffentlicht. Mitarbeiter R. Hoffmann Inhaltliche Schwerpunkte und Strukturierung In den Inhalten werden zwei Aspekte verdeutlicht: IMPETUS arbeitet interdisziplinär an Problemlösungen, die durch die Szenarien hinterlegt und durch die PKs formuliert werden. Weiterhin ist das Projekt Transfer orientiert und stellt in den Projektländern die Ergebnisse und identifizierten Handlungsoptionen durch Capacity Development und das Impetus SDSS bereit. Demzufolge rücken Szenarien, PKs, Capacity Development und SDSS in den Vordergrund und werden sowohl in ihren Grundlagen sowie konkret für die Projektgebiete Benin und Marokko vorgestellt. Weitere Bereiche der Webseite zeigen Veröffentlichungen, den Datenbestand (Metadatenbank), Termine und Mitarbeiterlisten mit Kontaktinformation. Die Inhalte wurden weitgehend gemäß den Vorgaben aus der Planung bislang in Deutsch und Französisch eingestellt bzw. werden durch implementierte Extensions dynamisch erzeugt. Design und Navigation Die Unterteilung der Webseite ist jetzt durch einen abgegrenzten Banner und farbige Abtrennung des Menübereichs klarer gestaltet. Farblich werden die Farbtöne des IMPETUS-Logos aufgegriffen. Der Banner zeigt wechselnde Motive mit Projektbezug rund um das Thema Wasser und die Projektarbeit. Eine zeitgemäße Umsetzung der Navigation wird durch den Menübereich links mit der bei Anwahl aufklappendenden zweiten Menüebene geschaffen. Die zweite Menüebene wird außerdem durch die Grafiken auf den Einleitungsseiten aufgenommen, die ebenfalls Links zu den Unterpunkten anbieten. Über dem Inhaltsbereich ergänzen der Menüpfad (Rootline) links und das Textmenü rechts die Navigationsmöglichkeiten (Tab. II.6-1 und Abb. II.6-1). Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS Tab. II.6-1: Inhaltliche Strukturierung der IMPETUS Webseite www.impetus.uni-koeln.de Bereich Menüpunkt Übersicht Einzugsgebiete Projekt Konzepte Projektphasen Teilnehmer Kontakt Übersicht Benin Szenarien Ernährungssicherung Hydrologie Landnutzung Gesellschaft/Gesundh. Mitarbeiter Digitaler Atlas Übersicht Marokko Szenarien Existenzsicherung Hydrologie Landnutzung Gesellschaft Mitarbeiter Inhalt Einleitung zu IMPETUS mit Links zu Szenarien, PK, SDSS, Capacity Development Vorstellung der Projektregionen in Benin und Marokko Grundlagen/Konzepten zu Szenarien, PK, SDSS und Capacity Development Ansätze und Schwerpunkte in den Phasen I – III Liste der teilnehmenden Institute Impetus Geschäftsstellen, Benin, Marokko und Kontaktformular Einleitung zu Szenarien und Themenbereichen der PKs in Benin allgemeine Szenarien und Klimaszenarien Benin Einleitung in die Themenbereiche und Links zu den PKBeschreibungen mit Problemstellung, Mitarbeitern, Zielsetzungen, Modellierung und zugehörige SDSS / IS IMPETUS Mitarbeiter mit Tätigkeiten in Marokko Information zum Interaktiven Digitalen Atlas und StartGrafik Einleitung zu Szenarien und Themenbereichen der PKs in Marokko allgemeine Szenarien und Klimaszenarien Marokko Einleitung in die Themenbereiche und Links zu den PKBeschreibungen mit Problemstellung, Mitarbeitern, Zielsetzungen, Modellierung und zugehörige SDSS / IS IMPETUS Mitarbeiter mit Tätigkeiten in Marokko Information zum Interaktiven Digitalen Atlas und StartDigitaler Atlas Grafik Einleitung zu Capacity Development Übersicht Capacity Development-Ansätze / Maßnahmen in Benin DeveCapacity Capacity Forum als Diskussionsplattform bei Capacity DevelopDevelop- lopment Benin ment-Massnahmen ment Capacity DeveCapacity Development-Ansätze / Maßnahmen in Marokko lopment Marokko GUI-Framework des ISDSS GUI Modularer Aufbau des Systems Toolbox ISDSS Datenimport, Export und GIS-Funktionaltät Schnittstellen Einbindung von Modellen Modelle begutachtete Artikel, Buchbeiträge, Doktor- und DiplomPublikationsliste arbeiten VeröfZwischen- und Endberichte, Statusbericht fentProjektberichte lichungen Poster und Vorträge von IMPETUS und GLOWAPoster & Vorträge Tagungen 20 Spatial Decision Support Systems (SDSS) Übersicht Daten Suche Klimadiagramme Termine Roadmap Mitarbeiter Veranstaltungen Mitarbeiter Institute Extras verschiedenes IMPETUS 21 Einleitung zum Datenbereich: Metadatenbank, Download, Datenpolitik Suchformular für öffentliche Suche Download von Klimadiagrammen aus REMOModellläufen Grundlegende Termine, Milestones, etc. des Projektfortschritts Auflistung Veranstaltungen Mitarbeiterliste mit Kontaktinformationen Institutsliste mit Kontaktinformationen Sitemap, Forum intern und für Capacity DevelopmentMaßnahmen, Links, Suche, Aktuelle Wetterbeobachtungen in Afrika, Impressum, Login interner Bereich Abb. II.6-1: Projektübersicht, PK-Präsentation, Capacity-Development Maßnahmen und Datensuche als Beispiele für die neu gestaltete Internetpräsenz von IMPETUS, www.impetus.uni-koeln.de Spatial Decision Support Systems (SDSS) IMPETUS 22 Ernährungssicherung IMPETUS III Stand der Problemkomplexe III.1 Benin und seine Themenbereiche 23 III.1.1 Ernährungssicherung Für die ökonomische Entwicklung Benins ist auf Grund der Rohstoffarmut des Landes besonders die Entwicklung des landwirtschaftlichen Sektors eine Grundvoraussetzung. Die aktuell bereits geringe landwirtschaftliche Produktivität wird durch die zu erwartende Klimaentwicklung weiter beeinträchtigt. Da die Böden im Süden des Landes ohnehin schon stark verarmt sind, ist das Potenzial für eine Steigerung der Produktion angesichts der anwachsenden Bevölkerungszahlen am ehesten im Norden des Landes gegeben. Dort sind noch in gewissem Maße Landreserven vorhanden, die allerdings durch zwei wesentliche Prozesse rasch verringert werden: neben den ohnehin hohen Geburtenraten steigt die Bevölkerung dieser Region auch durch Migration in erheblichem Umfang an. Das dadurch entstandene Konfliktpotenzial wird dabei durch das Aufeinandertreffen verschiedener Ethnien und verschiedener Landnutzungsformen (Viehhirten, teils transhumant, und Ackerbauern) verschärft. Bei gleichzeitig abnehmenden Reserven an verfügbaren Nutzungsflächen, abnehmender Bodenfruchtbarkeit, einer höheren Variabilität der Niederschläge mit Tendenz zu einer verlängerten Trockenzeit, der Zunahme von Starkregenereignissen und dadurch einer geringeren Wasserverfügbarkeit für die Primärproduktion ebenso wie für den menschlichen Konsum steigt das Konfliktpotenzial noch weiter an. Auf die gleichzeitige Bedeutung für den Gebietswasserhaushalt wurde bereits früher hingewiesen. Der Projektbereich Ernährungssicherung befasst sich daher in einzelnen Problemkomplexen mit den verschiedenen Faktoren, die sich sowohl mit einer besseren Ressourcennutzung für die Primärproduktion wie auch die Viehwirtschaft beschäftigen. Ziel ist es dabei, die noch verfügbaren Reserven so zu erschließen, dass zum einen die Nutzung nachhaltig ist, zum anderen Konfliktpotenziale minimiert werden. Eine Verbesserung der Produktionsbedingungen und ein Schutz der natürlichen Ressourcen beinhaltet aber gleichzeitig die Nahrungsmittelproduktion für eine wachsende Bevölkerung sicher zu stellen. Die im Themenbereich „Ernährungssicherung“ zusammengefassten Problemkomplexe bearbeiten daher sowohl ökonomische als auch naturräumliche Voraussetzungen der Nahrungsmittelproduktion. Es wurden umfangreiche Datengrundlagen geschaffen, sowohl hinsichtlich der Veränderung der klimatischen Voraussetzungen als auch des naturräumlichen Potenzials. Da jede Entscheidung über Ressourcennutzung einer Abwägung verschiedener Belastungen, Nutzen, Vor- und Nachteile zu folgen hat, ist es wichtig, angesichts der Dimensionen und Komplexität der vorgenannten Probleme die vorhanden Daten in Entscheidungshilfesysteme (SSDSS) zu übernehmen. Ziel ist es, Daten und SDSS in einer Form zur Verfügung zu stellen, die den Entscheidungsträgern in Benin auf allen Ebenen (von den Gemeinden bis hin zu den Ministerien) deren Be- Ernährungssicherung IMPETUS 24 rücksichtigung, eine sinnvolle Abwägung und möglichst Optimierung der Entscheidungen ermöglicht. Die identifizierten Problemkomplexe im Bereich der Ernährungssicherung berücksichtigen dabei sowohl ökonomische, soziale, agronomische als auch naturräumliche und meteorologische Datengrundlagen. Die hieraus entwickelten SDSS beinhalten zumeist mehr als ein einzelnes Modell zur Abbildung der einzelnen Komplexkomponenten. Diese Modelle sind oft mehrfach in den verschiedenen SDSS vertreten und erzielen dadurch eine durchgängige Berücksichtigung der im Rahmen von IMPETUS erhobenen Daten und entwickelten Modellansätze. Die Produktivität der Primärproduktion, aber auch der Viehzucht ist in den traditionellen Systemen ohne zusätzliche Inputs (Düngemittel und Pflanzenschutz, verbessertes Saatgut u.v.a.m) nur bedingt zu steigern,. Die Nutzungspotenziale und Belastungen durch den Einsatz verbesserter Sorten, Düngung und Bewässerung werden durch das im PK Be-E 2 entwickelten SDSS PEDRO (Protection du sol et durabilité des ressources agricoles dans le bassin versant de l'Ouémé Supérieur) quantifiziert. Der Marginalitätsindex (PK Be-E 6) verhilft dabei für eine übergeordnete Nutzungsplanung die Bereiche zu identifizieren, die entweder noch Nutzungspotenzial aufweisen (s.a. PK Be-E 2), oder die für eine landwirtschaftliche Nutzung möglichst nicht mehr in Betracht kommen sollten (allenfalls für Dauerkulturen, Aufforstungen u.ä.). Anbau von Leguminosenzwischenfrüchten wie z.B: Mucuna verbessert die ungünstige Gesamtsituation nicht wesentlich, da diese zwar Bodenschutz und verfügbaren Stickstoff bieten, aber auch zu einer weiteren Nährstoffverarmung der Böden (nutrient mining) führen. Daher kann zur Zeit eine Produktivitätserhöhung wegen der geringen ökonomischen Ressourcen der Landwirte am raschesten und einfachsten über die Nutzung bislang noch wenig explorierter Feuchtgebiete, Inland-Valleys (bas fonds: PK Be-E 7) wie auch die Konstruktion von Kleinstauseen (PK Be-E 4) zur Bewässerung, als Viehtränke und ggf. Trinkwasserspeicher erfolgen. Diese Möglichkeiten sind in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Daher wurden diese SDSS für die Ausweisung von geeigneten Standorten von Kleinstauseen sowie die Nutzung von bas fonds entwickelt (s. nachstehende Kapitel). Die klimatische Entwicklung, die in den jeweiligen SDSS berücksichtigt wird, ist schon weitgehend in einem SDSS wie auch einem einfacheren IS für die saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage definiert (PK Be-E 3). Diese können den Nutzern in Benin im Laufe der 3 Phase übergeben werden. Da für die klimatischen Modelle große Rechnerkapazitäten mit langen Laufzeiten verfügbar sein müssten, wurde Vorsorge getroffen, dass zum Einen Rechnerkapazitäten in Deutschland zur Verfügung stehen, andererseits ein IS mit geringeren Ansprüchen vor Ort genutzt und betreut werden kann. Die Verfügbarkeit der Wasserressourcen für verschiedene landwirtschaftliche Produktionszweige (Tier- und Pflanzenproduktion) wird hinsichtlich ihrer ökonomischen Aspekte im Agrarsektormodell BenImpact betrachtet (BenImpact Crop und BenImpact Animal; (PK Be-E 1 und PK Be-E 5). PK Be-E 5 betrachtet dabei Land- und Wasserressourcen. In jedem der nachstehend vorgestellten PK wird die Verknüpfung der einzelnen Bereiche und die Zusammenhänge zwischen den PKs verdeutlicht. Trotz der durchaus schwierigen Zusammenführung sehr unterschiedlicher Modellansätze in den SDSS hat die Arbeit sehr gute Fortschritte ge- Ernährungssicherung IMPETUS 25 macht und liegt fast durchweg im Zeitplan. In einzelnen Fällen mit schlechterer Datengrundlage sind noch kleinere Nacherhebungen nötig (Reisanbau in bas fonds). Das Capacity Development hat ebenso gute Fortschritte gezeitigt, wobei in einzelnen Fällen die Maßnahmen etwas verschoben werden mussten (zeitliche Probleme der Partner, Identifizierung der geeignetsten Ansprechpartner nach größeren Änderungen in den Beninischen Ministerien). Es werden aber bis 2008 alle geplanten Maßnahmen durchgeführt sein. Auf alle Fälle wurde die Rückkopplung aus den Nutzergruppen in die SDSS eingearbeitet, sowohl hinsichtlich der Funktionalität als auch der berücksichtigten Parameter. Zusammenfassend ist festzustellen, dass der für Benin wichtige Bereich der Ernährungssicherung durch innovative und umfangreiche Modellkopplungen in SDSS überführt werden konnte, deren konsequente Anwendung wesentlich dazu beitragen kann, sowohl die landwirtschaftliche Ressourcennutzung (Wasser, Boden, Fläche) zu verbessern und optimieren als auch Grundlagen für eine nachhaltige Sicherstellung der Versorgung mit Nahrungsmitteln über den Betrachtungszeitraum der IMPETUS - Szenarien sicherzustellen. Ernährungssicherung IMPETUS 26 PK Be E.1 Landnutzung und Versorgungssicherung bei Ressourcenknappheit und Niederschlagsvariabilität in Benin Problemstellung Die agrarische Landnutzung ist ein in zunehmendem Maße wichtiger Bestandteil der Gesamtlandnutzung in Benin, und darüber hinaus die Basis für die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Kennzeichnend für die beninische Landwirtschaft ist nach wie vor der Wanderfeldbau, in welchem sich Feldfrüchte mit Bracheperioden abwechseln. Bewässerungslandwirtschaft wird bislang nur in sehr geringem Ausmaß betrieben. Damit bestehen zwischen Art und Umfang der landwirtschaftlichen Nutzung und dem Wasserkreislauf in erster Linie folgende Zusammenhänge: 1. Der Klimawandel, insbesondere die Änderung von Höhe und Verteilung der Niederschläge verändert das Ertragspotenzial der wichtigsten Nutzpflanzen, 2. der Nahrungsbedarf der zunehmenden Bevölkerung bei geringem Betriebsmitteleinsatz kann aktuell nur durch die Kultivierung bisher ungenutzter Flächen sowie Verkürzung der Bracheperioden gedeckt werden; 3. was eine zunehmende Entwaldung des Landes und Bodendegradation und 4. einer fortlaufenden Ausdehnung der agrarisch genutzten Landfläche bewirkt, und damit eine Veränderung der vegetativen Biomasse hinsichtlich Umfang und Zusammensetzung. Dies wiederum hat u.a. Rückwirkungen auf Klima und den Gebietswasserhaushalt. Da die menschlichen Aktivitäten letztlich ökonomisch getrieben sind, erfordert die Lösung der vorstehend genannten Probleme eine Berücksichtigung der zu Grunde liegenden ökonomischen Bedin- Ernährungssicherung IMPETUS 27 gungen. Die für eine Lösung erforderliche Optimierung von Interventionen ist schwierig und soll durch die Integration der diesen Änderungen zugrunde liegenden ökonomischen Prozesse in ein DSS erreicht werden. Der geringe Entwicklungsstand des Landes hat zu Folge, dass der Landbevölkerung kaum Alternativen zur derzeitigen Subsistenzwirtschaft als Haupterwerbsquelle zur Verfügung stehen. Die hohen Kosten für die Vermarktung von Produkten und den Kauf von Dünge- und anderen Betriebsmitteln sowie der weitgehend fehlende Zugang zu Kleinkrediten sorgen dafür, dass Produktivitätssteigerungen und Spezialisierung in den Farmhaushalten unterbleiben. Die noch frei zugänglichen Landreserven sowie die angesichts der verbreiteten Unterbeschäftigung im Überfluss vorhandene Arbeitskraft in den Dörfern sind somit die Ressourcen, mit denen tatsächlich gearbeitet wird. Erst bei einer Erschöpfung der Landreserven, wie sie im Süden zu beobachten ist, beginnt etwa der Einsatz von Dünger für die Bauern wirtschaftlich interessant zu werden. Mitarbeiter A. Kuhn, I. Gruber, Th. Gaiser Zielsetzung Ziel des Problemkomplexes ist zum einen die Weiterentwicklung von ökonomisch fundierten Szenarien hinsichtlich der Landnutzung, agrarischem Wasserbedarf und Lebensmittelversorgung in Benin für das Jahr 2025. Im Zentrum der Analyse steht die interdisziplinäre Simulation des Wanderfeldbaus im Einzugsgebiet des Ouémé, aber auch die Landnutzung in anderen repräsentativen Gebieten Benins wie dem Baumwollgebiet und dem subtropischen Küstengebiet des Landes. Forschungsansatz und Modellierung In einem landwirtschaftlich geprägten Entwicklungsland wie Benin können Agrarsektormodelle als politische Entscheidungshilfen dienen, da sich mit ihrer Hilfe sowohl die Auswirkungen von exogenen Änderungen (Klimawandel, Bevölkerungsentwicklung, technischer Fortschritt) als auch alternative Strategien der Wirtschafts- und Agrarpolitik quantifizieren und bewerten lassen können. Die Erstellung und Anpassung derartiger Modellsysteme erfordert jedoch Ressourcen, die oftmals in den Partnerländern nicht bereitgestellt werden können. Insofern ist ein wichtiges Ziel in PK Be E.1, ein den besonderen Produktionsverhältnissen im Ouémé-Einzugsgebiet angepasstes Agrarsektormodell zu entwickeln und Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern in Benin verfügbar zu machen. Während die Vegetation sich unter natürlichen Bedingungen als Folge von Klima, Bodenverhältnissen und Biodiversität entwickelt, wird ihre Zusammensetzung bei Zunahme der landwirtschaftlich genutzten Fläche von ökonomischen Entscheidungen der Bewohner bestimmt. Insofern ist eine bioökonomische Modellierung der agrarischen Landnutzung unabdingbar, um Aussagen zur künftigen Landbedeckung und der Vegetation treffen zu können. Mit den naturwissenschaftlich orientierten Ernährungssicherung IMPETUS 28 Disziplinen wird vor allem im Bereich der Ertragsmodellierung wichtiger Feldfrüchte sowie möglicher Anbauverfahren kooperiert. Mit den sozial- und humanwissenschaftlichen Disziplinen findet ein Austausch im Bereich Demographie, Migration, Urbanisierung und Lebensmittelkonsum statt. Die besondere Herausforderung an ein agrarökonomisches Modell für IMPETUS-Benin besteht nun darin, diejenigen wirtschaftlichen Prozesse zu identifizieren und abzubilden, welche letztlich die beobachtete Landnutzung bestimmen. Die Landnutzung determiniert die Vegetationsbedeckung des Landes, und spielt damit eine entscheidende Rolle im Wasserkreislauf. Landnutzung erfolgt zum einen in der Form von Ackerbau und Dauerkulturen (Sträucher und Bäume). Aber auch der Wald bzw. Baumsavanne werden als Quelle für Bau- und Feuerholz, als Viehweide und als Jagdrevier genutzt. Die beobachteten Trends der letzten Jahre zeigen eine starke Zunahme der ackerbaulichen Nutzung mit entsprechenden Rückgängen der Nutzung von Wald. Verbunden ist dies mit einem Rückgang des Volumens der Vegetationsbedeckung. Aufgabe der Agrarsektormodellierung ist es, die ökonomischen Ursachen als auch die Geschwindigkeit dieses Nutzungswandels zu erklären. Hierzu ist es zum einen nötig, ein Modell zu verwenden, das die wirtschaftlichen Bedingungen von Subsistenzlandwirtschaft unter Bevölkerungsdruck wiedergibt. Des weiteren ist eine angemessene dynamische Formulierung und Parametrisierung des Modells erforderlich, um künftige Entwicklungen abschätzen zu können. Wesentliche treibende Faktoren sind hier in erster Linie das lokale Bevölkerungswachstum und die Entwicklung alternativer Einkommensmöglichkeiten. Zur numerischen Analyse wird auf der Basis des oben beschriebenen methodischen Ansatzes das im Rahmen der bisherigen Arbeit von IMPETUS entwickelte Agrarsektormodell BenIMPACT (Benin Integrated Modelling System for Policy Analysis, Climate and Technology Change) verwendet. BenIMPACT ist ein regionales Simulationsmodell für Angebot und Nachfrage von Agrarprodukten in Benin (Partialmodell). Dieses setzt sich zusammen aus einem numerischen Simulationsalgorithmus, der in der Sprache GAMS (Generalised Algebraic Modelling System) programmiert ist, sowie einem als Szenario-Viewer ausgelegten, neu entwickelten SDSS (BenImpact-Crop), das den paarweisen Vergleich der bislang verfügbaren Szenarioläufen über den 25-jährungen Projektionszeitraum ermöglicht. Fortschritte der Modellierungsarbeit im Berichtszeitraum Auch in Hinblick auf den geplanten Transfer des Modells nach Benin wurde im vergangenen Jahr intensiv an einer Verkürzung der Rechenzeit des Datenaufbereitungsmoduls gearbeitet. Vor allem die Kalibrierung des konsistenten Preis-Mengengerüsts ist nun nicht mehr eine Frage mehrerer Stunden, sondern nur noch Minuten. Zwingender Anlass dieser Verbesserung war die Disaggregation der Departments im Bereich des oberen und mittleren Ouémé auf die Commune-Ebene. Dadurch hat sich die Anzahl der simulierten Regionen im Modell von elf auf 22 erhöht. Diese Zunahme von Regionen stellt große Anforderungen an die Rechenleistung des verwendeten Computers, da durch die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen den Regionen der Lösungsaufwand mit der Zahl an Regionen exponentiell ansteigt. Die aktuelle Struktur von BenIMPACT ist in Abb. III.1.1-1 grafisch dargestellt. Sie zeigt die modulare Struktur des Modells, wobei zwischen Dateninput (‚Data’, Basis- und Szenariodaten, weiße Ernährungssicherung 29 IMPETUS Felder), Dateien mit Programmierungscode (‚Module’, GAMS-Format, orange) und Ergebnisdateien (‚Storage’, Zwischen- und Endresultate von Datenaufbereitung, Kalibrierungsalgorithmen und Simulationen im GDX-Format, gelb) unterschieden wird. Die Zusammenarbeit von BenIMPACT mit anderen Modellen ist Abb. III.1.1-2 zu entnehmen. Raw data DATA Data preparation I CROPWAT MODCOM Simulation Calibration II Data preparation II Calibration I PARBAL Modelling of biomass Module Collection of data Storage GDX file as storage for data PARCOM MODBAL Balances supply, prices and trade costs PARBAL2 GDX file as storage for balanced data MODINC Calculation of income indicators PARSIM GDX file as storage for data MODCALS MODCALD PARSUP PARDEM MODSIM RESULTS Calibration of demand and supply GDX file as storage for calibrated data Scenarios Data Simulation module and scenario data Results Quelle: nach Gruber (2006) Abb. III.1.1-1: Modulare Struktur von BenIMPACT Ernährungssicherung 30 IMPETUS SDSS BenImpact-Crop: Demographische Szenarien Klimaszenarien Agrarökonomische Mo- Landnutzungs- Szenarien zur Ertrags- Abb. III.1.1-2: Modellkopplung für PK Be E.1 Andere Modelle liefern indirekt (z.B. Klimamodelle, über Ertragsmodellierung) oder direkt Ergebnisse, die in BenIMPACT weiterverwendet werden (z.B. DemProject, PK Be G.1). Andererseits stellen die Ergebnisse von BenIMPACT hinsichtlich der Zunahme der agrarischen Fläche in die Landnutzungsmodelle der CLUE-S Klasse (PK Be L.1) ein. Die Ergebnisse von BenIMPACT werden mittels des neu entwickelten SDSS BenImpact-Crop visualisiert, das im Folgenden beschrieben wird. Stand der Entwicklung des SDSS BenImpact-Crop Das Spatial Decisison Support System (SDSS) BenImpact-Crop ist als Szenario-Viewer konzipiert, der einen paarweisen Vergleich der Ergebnisse unterschiedlicher Szenarien ermöglichen soll (Startbildschirm s. Abb. III.1.1- 3) Ernährungssicherung IMPETUS 31 Abb. III.1.1-3: Screenshot des Startbildschirms von BenImpact-Crop Abb. III.1.1-4 zeigt das Konzept von BenImpact-Crop. Mit dem Simulationsmodell BenImpact werden unterschiedliche Szenarien für den Zeitraum 2000-2025 simuliert. Die Ergebnisse eines Szenariolaufes werden in einer Excel-Datei abgelegt, die den Kurznamen des Szenarios trägt. Diese Excel-Datei kann durch die Software von BenImpact-Crop gelesen werden. Die in der Datei enthaltenen Ergebnisse eines Szenarios werden dabei in eine Szenario-Datenbank überführt, also eine Sammlung der Ergebnisse aller bisher simulierten Szenarien. Aus dieser Szenario-Datenbank in BenImpact-Crop kann der Nutzer des SDSS durch Abfragen Szenarien einsehen und paarweise vergleichen. Es sind Ergebnisdarstellungen in Form von vordefinierten Tabellen sowie kartographische Darstellungen vorgesehen. Ernährungssicherung 32 IMPETUS BenIMPACT-Crop: Choice of IMPETUS Scenarios Link between model and user interface Choice of specific results 1 result file (XLS) per scenario Simulation results (‚Scenario datebase‘) Food aspects – Agriculture – Resource Use Surveys BenIMPACT (GAMS) Tables Maps Statistics Abb. III.1.1-4: Einspeisung von BenImpact-Ergebnissen zur Darstellung im SDSS BenImpact-Crop Ein BenImpact-Crop-Szenario wird stets durch eine Kombination von Trends aus unterschiedlichen Bereichen angetrieben: • • • Klimatische Entwicklungen bzw. -szenarien ‘Impetus-Szenarien’, die sich vor allem auf demographische und ökonomische Aspekte beziehen Optionale Interventionszenarien (Einführung neuer Technologien; Management- oder Politikoptionen) Exogene Antriebskräfte (‚driving forces’) in BenImpact sind insbesondere: • • • • Regionaler Klimawandel (hier vor allem der Zusammenhang Niederschläge => Pflanzenerträge): Sinkende regionale Ertragspotenziale im Pflanzenbau durch Klimawandel können sich im verwendeten Modell unterschiedlich auswirken. Entscheidend sind die Annahmen über die Anbindung der Landwirte an regionale Arbeitsmärkte, regionale und internationale Produktmärkte, sowie die Annahmen zum Wechselkursregime in Benin. Vor allem der letztere Punkt ist interessant, weil er zeigt, wie eng letztendlich Regionale Bevölkerungsentwicklung Aussichten beim Wirtschaftswachstum Weltmarktpreisentwicklungen bei Agrarprodukten Ernährungssicherung • 33 IMPETUS Verfügbarkeit und Preise von landwirtschaftlicher Fläche Climate scen. XYZ IMPETUS B1 No Intv. Scen. Intv. Scen. 1 Intv. Scen. 2 Intv. Scen. 3 IMPETUS B2 IMPETUS B3 No Intv. Total number of scenarios Scen. = No. of climate scenarios x no. IMPETUS-scenarios x (no. of intervention scenarios + 1) Intv. Scen. 1 Intv. Scen. 2 Intv. Scen. 3 No Intv. Scen. Intv. Scen. 1 Intv. Scen. 2 Intv. Scen. 3 Abb. III.1.1-5: Prinzipien und kombinatorische Aspekte des Szenariodesigns in BenImpact-Crop Die Wahl der Szenarien soll durch den Nutzer erfolgen (Abb. III.1.1-5) und folgenden Prinzipien folgen: • Paarweise Darstellung und Vergleich von Szenarien Da die Einschätzung eines jeden Szenario eine gewisse Kenntnis über das Szenario erfordert, scheint es sinnvoll, die dargestellten Ergebnisse auf jeweils zwei Szenarien zu begrenzen. • Freie Wahl dieser Szenarienpaare Es sollte keine Einschränkung bei der Auswahl der Szenarien geben. Damit sind Vergleiche zwischen Szenarien unterschiedlichster Lage auf den oben dargestellten Kombinationspfaden möglich. • Warnung bei Wahl von schwer vergleichbaren Szenarienpaaren Der Vergleich von Szenarienpaaren, denen die gleichen Klima- und IMPETUS-Szenarien zugrunde liegen, ist weitgehend unproblematisch. Gleichfalls ist es unproblematisch, unterschiedliche IMPETUS-Szenarien bei gleichen Klimannahmen oder – umgekehrt – unterschiedliche Klimaszenarien bei gleichem IMPETUS-Szenario zu vergleichen. Bei der Wahl von Nicht-Interventionsszenarien mit unterschiedlichsten Klima- oder IMPETUS-Szenarien sollte der Nutzer jedoch deutlich darauf hingewiesen werden, dass die Ergebnisse nur begrenzt vergleichbar sind. • Hinlängliche Erläuterung der Szenarien Die freie Wahl der Szenarien setzt voraus, dass sowohl die den Szenarien zugrunde liegenden Annahmen als auch markante Ergebnisse den Nutzern erläutert werden. Dies sollte unmittelbar bei der Auswahl der Szenarien geschehen. Ernährungssicherung 34 IMPETUS Auf der nächsten und damit zweiten Entscheidungsebene wählt der Nutzer aus den drei Großthemen „Ernährung“, „Landwirtschaft“ und „Ressourcennutzung“ per Mausklick spezielle Ergebnistabellen aus (Abb. III.1.1-6). Die Inhalte dieser Tabellen kann der Nutzer per Quick-Info beim Bewegen des Mauszeigers über das Link erfahren. Level 2: List of themes ... ... and choice of related tables Commodity balances Commodity prices Food aspects Trade patterns Food consumption Food security Cropping patterns Agriculture Farm income generation Livestock husbandry Land use Resource use Water use Labour issues Abb. III.1.1-6: Auswahl von Inhalten aus den drei Themenbereichen in BenImpactCrop Nach der Auswahl der Ergebnistabelle muss der Nutzer noch zwischen unterschiedlichen Darstellungsformaten zu den Tabellen wählen. Dies ist immer dann erforderlich, wenn Ergebnistabellen mehr als zwei Dimensionen aufweisen. Abb. III.1.1-7 verdeutlicht diese Wahlmöglichkeit anhand der Tabelle „Commodity Balances“. Der Nutzer kann die vier Dimensionen der Ergebnisse (Region, Produkt, Variable, Jahr) in unterschiedlichen Tabellenformaten anordnen und sich entsprechend anzeigen lassen. Ernährungssicherung 35 IMPETUS Level 3: choice of table form at – exam ple com m odity balance Year: 2005 C om m odity: YAM S P roduction PRODA Bem b Kala N dal N ikk Para Pere Sine T cha Bass D jou Kopa O uak Bant D ass G laz O ues Sava Save ALI AT A AT L COU LIT MON OUE PLA ZO U Scenario: B AS25 Scenario: FE R T 25 U se S urplus/D efic U se S urplus/D efic P roduction HCONA N ET F A PRODA HCONA N ET F A daten aus bas25.xls Year: 2005 R egion: Bem bereke R ES4ABS ! Production PR O D A M aiz Yam s C ott ... ... Sorm daten aus fert25.xls R ES 4ABS ! Scenario: B AS25 Scenario: FE R T 25 U se S urplus/Deficit Production U se Surplus/D eficit HCONA N ET F A PR O D A HCONA N E T FA daten aus bas25.xls daten aus fert25.xls R egion: Bem bC om m odity: YA M S Production PR O D A 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Scenario: B AS25 Scenario: F ER T 25 U se Surplus/D eficit Production U se S urplus/D eficit HCONA N ET FA PR O D A HCONA N ET F A daten aus bas25.xls daten aus fert25.xls Abb. III.1.1-7: Auswahl von Tabellenformaten für einzelne Inhalte: Beispiel Commodity Balance Forschungsarbeit im Berichtszeitraum: Ergebnisse der Landpreiserhebung Ein wesentlicher Ergebnisaspekt der BenImpact-Simulationen von 2000 bis 2025 ist die prognostizierte Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche in diesem Zeitraum. Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche ist pro Sub-Region absolut begrenzt. Der bislang verwendete Programmierungsansatz erzwang die Einhaltung dieser Begrenzung durch die Opportunitätskosten der Landnutzung, welche die marginale Verwertung des Produktionsfaktors Land und damit einen Preis für Land darstellen. Dieser ist allerdings definitionsgemäß Null, so lange die Maximalfläche nicht erreicht wird (d.h. Land nicht knapp ist), und steigt dann rasch an. Da das Ausmaß der nicht-agrarischen Landnutzung nicht in BenIMPACT endogen bestimmt wird, muss eine kontinuierlich steigende Landpreisfunktion identifiziert werden, die auch beispielsweise von der Zunahme des Bevölkerungswachstums oder der Produktionseignung einer Region abhängig ist. Eine Erhebung des derzeitigen regionalen Landpreisniveaus hat 2007 im Rahmen der Unterstützung einer Masterarbeit in Benin stattgefunden. Auf der Basis der erhobenen Auskünfte von lokalen Experten wurde eine Schätzfunktion der regionalen Landpreise ermittelt und in das BenImpactModell integriert. Abb. III.1.1-8 visualisiert die Höhe der regionalen Landpreise als jährliche Pachtpreise für Ackerland in ländlichen Gebieten. Es zeigt (erwartungsgemäß), dass das Preisniveau in den dicht bevölkerten südlichen Regionen wesentlich höher ist als im dünn besiedelten Norden. Weiße Flecken auf der Landpreiskarte stellen Regionen dar, in denen sich formale Landmärkte erst in den Anfängen befinden und somit noch keine Vorstellungen zum Pachtpreisniveau existieren. Ernährungssicherung 36 IMPETUS Abb. III.1.1-8: Regionales Niveau der Pachtpreise für Ackerland in ländlichen Regionen (Jahr 2007) Zur Schätzung einer Landpreisfunktion wurden die erhobenen Landpreise mit bereits bekannten regionalen Variablen in Beziehung gesetzt, die vermutlich das Niveau der Landpreise kausal determinieren. Die beiden Streudiagramme zeigen den Zusammenhang von Landpreisen und a) Bevölkerungsdichte sowie b) Eignung der Region zur landwirtschaftlichen Produktion, gemessen anhand des landwirtschaftlichen Marginalitätsindex (Abb. III.1.1-9. s. PK Be E.6, Julia Röhrig). Land tenure price (FCFA/ha and year) Land tenure price (FCFA/ha and year) 45000 45000 40000 40000 35000 35000 y = 21.188x + 8604.4 2 R = 0.2742 30000 30000 25000 25000 20000 20000 15000 15000 10000 10000 5000 5000 0 y = -26607x + 26114 2 R = 0.2009 0 0 200 400 600 800 1,000 1,200 Population density in 1000/sqkm 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 Regional marginality index Ernährungssicherung IMPETUS 37 Abb. III.1.1-9: Korrelation der Pachtpreisniveaus mit Bevölkerungsdichte sowie landwirtschaftlicher Marginalität Beide Zusammenhänge sind gut erkennbar. Aus den Ergebnissen lässt sich schließen, dass die Landpreise auch durch die Anbaubedingungen bestimmt werden. Je höher der Marginalitätsindex beziffert ist, desto niedriger ist das durchschnittliche Ertragspotenzial einer Region. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte nehmen die Landpreise hingegen zu, da Land pro Kopf der Bevölkerung knapper wird. Dies geschieht auch unabhängig von der landwirtschaftlichen Eignung des Landes, da bei zunehmender Bevölkerungsdichte nichtlandwirtschaftliche Formen der Landnutzung an Bedeutung gewinnen. Ernährungssicherung IMPETUS 38 PK Be-E.2 Auswirkungen von Landnutzungsänderungen, Klimaveränderungen und Pflanzenmanagement auf Bodendegradation und Ernteertrag im oberen Ouémé-Einzugsgebiet Bewässerung von Zuckerrohr bei Save Problemstellung Aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums im Einzugsgebiet des Ouémé ist eine zunehmende Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche sowie ein verstärkter Nutzungsdruck auf die bereits vorhandenen Flächen zu verzeichnen. Als Folge von verkürzten Brachezeiten, mangelndem Düngereinsatz, regelmäßigem Abbrennen der Biomasse sowie Bodenerosion durch Wasser, zeigen die Böden in einigen Teilen des Untersuchungsgebiets bereits starke Degradationserscheinungen. Mit dem Verlust an Wurzelraum durch Bodenerosion und der Abnahme der Nährstoffvorräte sowohl durch Bodenerosion als auch durch die Verkürzung der Brachezeiten ist kurz(wenige Jahre) bis mittelfristig (Jahrzehnte) mit Einbußen bei den Ernteerträgen zu rechnen. Diese sind im Falle der Bodenerosion zum Teil irreversibel und angesichts der vorherrschenden Subsistenzwirtschaft für die Landbevölkerung von existenzieller Bedeutung. Die Entwicklung der Erträge nimmt eine zentrale Rolle hinsichtlich der zukünftigen Landnutzungsänderungen ein, da sie maßgeblich die Flächenausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzung bestimmt. Im Hinblick auf die Ernährungssicherung ist es daher wichtig, die Zusammenhänge zwischen Klima, Landnutzung, Ertrag, Bodeneigenschaften und Anbausystemen zu analysieren und zu quantifizieren, sowie mögliche Auswirkungen von Handlungsoptionen abzuschätzen. Die zentralen Fragen sind daher: Ernährungssicherung IMPETUS 39 • Welche Effekte üben gegenwärtige und zukünftige Veränderungen in der Landnutzung und im Klima auf die Bodenerosion aus? Welche Gebiete im oberen Ouémé-Einzugsgebiet sind besonders erosionsgefährdet? • Wie wirken sich Klimaveränderungen, Verkürzung der Brachezeiten und Bodendegradation auf den Ernteertrag wichtiger Feldfrüchte aus? • Kann durch veränderte Managementstrategien, wie beispielsweise den Einsatz von Düngemitteln, der Ernteertrag gesteigert bzw. die Bodenerosion reduziert werden? • Welche Konsequenzen ergeben sich hinsichtlich der Ernährungssicherung für die Zukunft? Mitarbeiter Th. Gaiser, C. Hiepe, A. Srivastava, A. Bossa, A. Enders Zielsetzung Das Hauptziel der Arbeiten ist die Entwicklung des SDSS PEDRO (Protection du sol Et Durabilité des Ressources agricoles dans le bassin versant de l'Ouémé Supérieur) zur Abschätzung des zukünftigen Bodenaustrages und der Ertragsentwicklung unter Berücksichtigung von Klima- und Landnutzungsszenarien, wie sie aus den IMPETUS Szenarien abgeleitet werden. Die Entwicklung beinhaltet zum einen die Parametrisierung und Kalibrierung eines Ertragsmodells (EPIC) und eines hydrologischen Modells (SWAT), zum anderen die Einbindung potenzieller Nutzer in das Design des SDSS, um die Modelle auf die Bedürfnisse der zukünftiger Nutzergruppen abzustimmen. Nutzergruppen • Direction Générale de l’Eau - Dr. Pierre Adisso (Chef Service Hydrologie) - Dr. Felix Azonsi (Chef Service Resources en Eau) - Mitarbeiter : Arnaud Zannou, Aurélien Tossa • Université d’Abomey-Calavi - Prof. Abel-Afouda (Faculté des Sciences Techniques) - Mitarbeiter : Eric Alamou - Prof. E. Agbossou (Faculté des Sciences Agronomiques) - Mitarbeiter : Dr. Luc Sintondji • Institut National des Recherches Agronomique du Bénin - Dr. Mouinou Attanda Igué - Rodrigue Dagberou Ernährungssicherung IMPETUS 40 Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Technisch gesehen ist sind alle Komponenten des SDSS PEDRO von der nutzergesteuerten Definition der Szenarien und Managementoptionen, über die Übergabe der Parameter an die Modelle und die Simulationsläufe bis zur Ergebnisselektion und –darstellung lauffähig. Der Nutzer hat sowohl für die SWAT als auch für die EPIC Simulationen die volle Palette an Klima- und Landnutzungsszenarien, die er frei kombinieren kann. Zudem kommen bei den EPIC Simulationen noch Managementoptionen zur Sortenwahl, Bewässerung und Düngung. In der momentanen Version, werden von den durch die beiden Modelle berechneten Ausgabegrößen maximal 10 Indikatoren extrahiert und in Tabellen, Säulendiagrammen oder Karten dargestellt. Die Indikatoren geben Auskunft über Zustandsgrößen der Agrarproduktion (Flächenproduktivität und Gesamtproduktion von 6 Kulturpflanzen), der Intensität der Erosion und des Oberflächenabflusses in unterschiedlicher zeitlicher (monatlich, jährlich) und räumlicher Auflösung (Teileinzugsgebiet, Gesamtgebiet) für jede der vom Nutzer definierten Szenarienkombination. Inhaltlich gesehen ist das hydrologische Modul von PEDRO weitgehend validiert. Das Agrarmodul bedarf noch einer weiteren Kalibrierung und Validierung der Ertragsberechnungen auf der Feld – und Gemeindeebene für all Kulturarten und insbesondere für Yams und Reis (sieh auch PK-BeE7). Struktur des SDSS PEDRO Das SDSS PEDRO besteht aus dem verteilten, hydrologischen Modell SWAT (Soil Water Assessment Tool, Arnold et al. 2000) und dem Agrarökosystemmodell EPIC (Environmental Policy Integrating Climate, Williams 1995), die beide von denselben Eingabegrößen (Klima, Topographie, Bodenverteilung, Landnutzung und Anbaumaßnahmen) angetrieben werden (Abb. III.1.1-10). Die Modelle liefern Aussagen zu Änderungen im Abflussverhalten, der Bodenerosion und der Agrarproduktion und damit letztendlich zur Ertrags- und Ernährungssicherheit im Einzugsgebiet des Oberen Ouémé. Ernährungssicherung IMPETUS 41 Abb. III.1.1-10: Struktur des SDSS PEDRO (Protection du sol et durabilité des ressources agricoles dans le bassin versant de l'Ouémé Supérieur) Benutzerfreundliches Auswahlmenü zur Definition der Szenarien und Handlungsoptionen Das SDSS PEDRO ist in erster Linie für die Nutzung durch die Behörden und Beratungsdienste der Land- und Wasserwirtschaft konzipiert (DGEau, INRAB, CERPA), um relativ schnell einen Überblick über die regionalen Auswirkungen von Klimaveränderungen. Bewässerung, Düngung und Sortenwahl auf die Bodendegradierung, Sedimenteintrag in die Gewässer und die Agrarproduktion zu erhalten. Zielgrößen des Systems mit ihrer jeweiligen zeitlichen und räumlichen Auflösung sind: 1. 2. 3. 4. Niederschlagsumme (pro TeilEZG und Monat oder Jahr) Abfluss (pro TeilEZG und Monat oder Jahr) Sedimentfracht im Gewässer (pro TeilEZG und Monat oder Jahr) Flächenproduktivität des verwertbaren Pflanzenteils für acht Kulturpflanzen bzw. Sorten (pro TeilEZG und Jahr) 5. Flächenproduktivität der oberirdischen Biomasse für acht Kulturpflanzen bzw. Sorten (pro TeilEZG und Jahr) 6. Gesamtproduktion des verwertbaren Pflanzenteils für acht Kulturpflanzen bzw. Sorten (pro TeilEZG und Jahr) Ernährungssicherung IMPETUS 42 7. Gesamtproduktion an oberirdischen Biomasse für acht Kulturpflanzen bzw. Sorten (pro TeilEZG und Jahr) Die ersten drei Zielgrößen werden von SWAT berechnet, während die letzten 4 Zielgrößen von EPIC geliefert werden. Die Zielgrößen stellen Indikatoren dar, anhand derer die Auswirkungen von Klimaänderungen bzw. die Effizienz von bestimmten Anbauoptionen im Vergleich zu den aktuellen Bedingungen (Referenzzeitraum 1998-2005) bewertet werden können. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen noch weitere Indikatoren, wie der Abflusskoeffizient, die Düngereffizienz und die Wassernutzungseffizienz hinzukommen, die aus den obigen Zielgrößen durch Verrechnung mit den Eingabegrößen berechnet werden können. Da ein Nutzer unter Umständen nur an einem der oben genannte Indikatoren interessiert ist, beginnt die Menüführung im SDSS PEDRO mit der Auswahl der Modelle. Danach soll eine Erläuterung der verschiedenen Szenarien- und Handlungsoptionen, die der Nutzer nach einem vorgegebenen Ablaufschema frei definieren kann, folgen. Die Definition der Szenarien sieht folgende Schritte vor: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Auswahl des Klimaszenarios (Abb. III.1.1-11) Auswahl des Landnutzungsszenarios (Abb. III.1.1-11) Auswahl der zu betrachtenden Zeitscheibe (10-Jahres-Zeiträume) (Abb. III.1.1-11) Auswahl des Anbausystems (Regenfeldbau ohne oder mit Düngung, Bewässerung) Auswahl von verbesserten Sorten für Mais oder Reis Bei Auswahl eines Anbausystems mit Bewässerung folgt noch die Auswahl der Bewässerungstechnik 7. Bei Auswahl eines Anbausystems mit Düngung folgt noch eine pflanzenspezifische Auswahl der Düngezeitpunkte und der Düngermengen (Abb. III.1.1-12) Schließlich bekommt der Nutzer eine Zusammenfassung der von ihm gewählten Szenarienkombination und muss diese Kombination mit einem von ihm gewählten Namen kennzeichnen. Dann hat er die Möglichkeit, bis zu zehn weitere Szenarienkombinationen zu definieren oder die bis dahin definierten Szenarienkombinationen durch das SDSS berechnen zu lassen. Während der Berechnung der Szenarienkombinationen bekommt der Nutzer eine Liste der vom System abzuarbeitenden Aufgaben und kann den Stand und den Ablauf der Berechnungsschritte am Bildschirm verfolgen. Ernährungssicherung IMPETUS Abb. III.1.1-11: Überblick über die Auswahl der Module bzw. die Kombination von Klima- und Landnutungsszenarien im SDSS PEDRO als Bestandteil des IMPETUS SDSS Framework Abb. III.1.1-12: Auswahl der Managementoptionen 43 Ernährungssicherung IMPETUS 44 Darstellung der Ergebnisse Nach Abschluss der Berechnungen erhält der Nutzer eine neue Oberfläche, die ihm die Möglichkeit gibt, eine Auswahl der unter 4.1. genannten Indikatoren zu treffen und in welcher Form er die Ergebnisse dargestellt haben möchte (Tabelle, Säulendiagramm, Karte etc.). Außerdem muss er die von ihm gewünschte zeitliche und räumliche Auflösung der Ergebnisse spezifizieren (Abb. III.1.113). Abb. III.1.1-13: Auswahlmenü der Zielindikatoren im SDSS PEDRO Beispielhaft für ein mögliches Ergebnis des SDSS ist in Abbildung III.1.1-14 der Vergleich der IMPETUS Landnutzungsszenarien und deren Einfluss auf die Sedimentfracht in den Teileinzugsgebieten dargestellt. Ernährungssicherung IMPETUS 45 Abb. III.1.1-14: Bodenabtrag im HVO für das Jahr 2000 und die Landnutzungsszenarien B1-B3 Capacity Development Prinzipiell gibt es drei Nutzergruppen für das SDSS: 1. Administratoren und Entwickler: Da PEDRO sowohl ein hydrologisches als auch ein agrarischer Modul enthält, ist geplant, dass die Administration von zwei beninischen Gruppen übernommen wird. Das hydrologische Modul wird vom Laboratoire d’Hydraulique et de Maîtrise de l’Eau an der Faculté des Sciences Agronomique der UAC verwaltet. Herr Luc Sintondji arbeitete während seiner Promotion intensiv mit dem Modell SWAT, hat es in den Lehrplan an der Universität aufgenommen und besitzt daher das nötige Know-how als Administrator und Entwickler. Das Simulationsmodell EPIC soll vom Laboratoire des Sciences du Sol, des Eaux et de l’Environment (LSSEE) am Institut National des Recherches Agronomiques du Bénin verwaltet werden. Dort wurde das Modell EPIC im Jahre 2004 eingeführt. Im November 2007 wurde in Cotonou eine Fortbildungsmaßnahme für die Mitarbeiter des LSSEE und für andere Interessenten (v.a. Mitarbeiter und Studenten der FSA) in Cotonou durchgeführt. 2. Fortgeschrittene Anwender: Zu diesem Nutzerkreis zählen die nationalen und überregionalen Behörden und Forschungseinrichtungen (DGEau, MAEP, INRAB, UAC/FSA, MEPN, Direction Ernährungssicherung IMPETUS 46 departementale de la géstion du territoire ). Hier kann PEDRO zur Durchführung von Forschungsvorhaben oder als Planungsinstrument für die Land- und Wasserwirtschaft verwendet werden. 3. Anwender in der landwirtschaftlichen Beratung (CERPA, INRAB): Für diesen Nutzerkreis ist insbesondere das Modul EPIC interessant, da es die Auswirkungen verschiedener Handlungsoptionen auf die Pflanzenerträge aufzeigt. Der Gemeindeworkshop in Parakou, an dem insbesondere Personen aus diesem Anwenderkreis teilnahmen, hat gezeigt, dass eine Reduzierung der Komplexität der Szenarien für diesen Nutzerkreis wünschenswert wäre. Andererseits kamen aus diesem Kreis zahlreiche Anregungen zur Ausweitung der Auswahlmöglichkeiten bezüglich der Anbauoptionen. In der verbleibenden Projektlaufzeit soll u.a. versucht werden diese Anregungen inhaltlich und technisch im SDSS umzusetzen. Im Berichtszeitraum wurden zwei Module (Einführung in die Fernerkundung, Einführung in GIS) der modularen Schulung durchgeführt, an der über 20 Teilnehmer aus verschiedenen Institutionen teilnahmen (DGEau, MAEP, MEPN, UAC). Darauf aufbauend fand im November 2007 ein Fortbildungsveranstaltung zur Handhabung des Modells EPIC in Cotonou statt. Die 20 Teilnehmer an der Fortbildungsveranstaltung kamen im Wesentlichen aus den ersten beiden obengenannten Nutzerkreisen (Administratoren, fortgeschrittene Anwender). Weitere Schritte Für den nächsten Berichtszeitraum ist sind folgende Schritte geplant: 1. Auswertung der Ergebnisse der Feldversuche mit Yam in den Jahren 2000 bis 2006 und mit Reis (2006 und 2007) 2. Verwertung der Daten aus den Feldversuchen zur Kalibrierung des Modells EPIC. 3. Weitere Modellvalidierung von SWAT auf der Basis der Trübungsmessungen der Jahre 2006 und 2007 4. Inhaltliche und technische Umsetzung der von den Nutzern vorgeschlagenen Änderungen im SDSS 5. Fortsetzung der Fortbildungsmaßnahmen Die Auswertung der Feldversuche hat bereits begonnen und ergab wichtige Aufschlüsse über die Trockenmasseverteilung in der Pflanze zu verschiedenen Entwicklungsstadien von Yam. Außerdem konnte eine signifikante Ertragssteigerung durch den Einsatz von Mineraldünger (88N, 30 P, 33 K) festgestellt werden (Abb. III.1.1-15). Bei Reis reicht im Moment die Datengrundlage für eine Modellkalibrierung und –validierung noch nicht aus. Es wird ein Kooperation mit dem WARDA angestrebt, um dort vorhandenes Datenmaterial aus Feldversuchen auszuwerten . Gleichzeitig soll 2008 der zentrale Reisversuch in Dogué für eine dritte Vegetationsperiode fortgeführt werden. Ernährungssicherung Total Biomass of Yam crop 2005 with Fertilizer Total Biomass of Yam crop 2005 in control 80000 60000 40000 20000 Aboveground Biomass Belowground Biomass Total Biomass 100000 Biom ass DM (kg/ha) Aboveground Biomass Belowground Biomass Total Biomass 100000 Biomass DM (kg/ha) 47 IMPETUS 80000 60000 40000 20000 0 0 Site 1 Site 2 Site 3 Site 1 Site 2 Site 3 Abb. III.1.1-15: Trockenmasseverteilung in Yam zum Zeitpunkt der Ernte ohne und mit Einsatz von Mineraldüngung auf drei verschiedenen Feldern Literatur Arnold, J.G., Srinivasan, R., Muttiah, R.S., and Williams, J.R. (1998): Large-area hydrologic modelling and assessment: Part I. Model development. L. American Water Resour. Assoc. 34(1):73-89. Hiepe, C. (in prep.): Soil degradation by water erosion in a sub-humid catchment – a modelling approach considering land use and climate changes in Benin, PhD-thesis, University of Bonn Junge, B. (2004): Die Böden im oberen Ouémé-Einzugsgebiet: Pedogenese, Klassifikation, Nutzung und Degradierung. PhD-Thesis University of Bonn Download: http://hss.ulb.unibonn.de/diss_online/ landw_fak/2004/junge_birte/index.htm Williams, J.R. (1995): The EPIC Model, in Singh, V.P.: Computer Models of Watershed Hydrology. Water Resources Publications, Highlands Ranch, USA. pp 909-1000. Ernährungssicherung IMPETUS 48 PK Be-E.3 Saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage in Benin und Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft Abb. III.1.1-16: Aus den Konsortialläufen abgeleitete Prognose der Entwicklung des Niederschlags über Benin nach dem A1b-Szenario des IPCC (Klimamodell REMO, statistisch nachbearbeitet, Vergleich zu REMO-Läufen von 1960-1999) Mitarbeiter H. Paeth , K.O. Heuer, M. Janssens, Z. Deng, C. Hiepe Problemstellung Die Verfügung von Süßwasser aus dem Niederschlag ist ein essentieller Faktor in der landwirtschaftlichen Produktion und der Ernährungssicherung in Benin. Bislang gibt es kaum operationelle Systeme zur saisonalen Langfristvorhersage von Regenmengen im tropischen Westafrika. Solche saisonalen Vorhersagen stellen aber eine essentielle Grundvoraussetzung für die kurzfristige landwirtschaftliche Planung dar. Langfristige Klimaänderungen werden sich vermutlich auch auf das landwirtschaftliche Potenzial in Benin auswirken. Es sind also möglichst realistische Szenarien einer Klimaänderung in Westafrika zu entwickeln, um auf der regionalen Skala mittel- bis langfristige Anpassungsstrategien der landwirtschaftlichen Produktion an veränderte klimatische Randbedingungen für die kommenden Jahrzehnte auszuarbeiten. Ernährungssicherung IMPETUS 49 Zielsetzung Geplant ist für die dritte Phase im IMPETUS-Projekt die operationelle Niederschlagsvorhersage für eine Regenzeit und die Kommunikation der Vorhersageergebnisse an Akteure in der landwirtschaftlichen Produktion. Das in IMPETUS entwickelte System basiert auf globalen und regionalen Klimamodellsimulationen, die an existierenden Beobachtungsdaten des Niederschlags geeicht werden, um die Zuverlässigkeit der simulierten Daten zu verbessern. Darüber hinaus gilt es, das Vorhersagesystem technisch-operationell zu implementieren, z.B. beim beninischen Wetterdienst in Cotonou. Das hierzu in den folgenden Monaten zu implementierende SDSS nennt sich „Prévision Saisonnièere de la Pluis Sous-saheliénne“ (kurz: PRÉSAPLUS). Ferner müssen die vorhergesagten Variablen an die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Akteure angepasst und entsprechende Kommunikationswege aufgebaut werden, damit die Vorhersageergebnisse die Entscheidungsträger vor Ort rechtzeitig erreichen. Die Verbindung zwischen Klima und Landwirtschaft wird zunächst mit einem statistischen Modell untersucht. Darüber hinaus sollen klimabedingte Veränderungen im Pflanzenwachstum mit dem Wachstumsmodell EPIC berechnet werden. Damit soll neben den dekadischen Vorhersagen aus der zweiten IMPETUS-Phase nun auch auf der saisonalen Zeitskala eine Vorhersage des landwirtschaftlichen Potenzials in verschiedenen Subregionen Benins formuliert werden. Dabei sollen die saisonalen Vorhersagen und das Kommunikationssystem für die kurzfristige Planung operationell implementiert werden. Hierzu sind bereits einige Vorarbeiten geleistet worden. Kooperationspartner Insbesondere bei der saisonalen Vorhersage wird eine Kooperation mit der Direction de la Météorologique Nationale in Cotonou angestrebt. Erste Gespräche mit dem Direktor, Herr Didé, sind bereits geführt worden. Die Verbindung zwischen Klima und landwirtschaftlicher Produktion soll gemeinsam mit Wissenschaftlern der Université Abomey-Calavi untersucht und ebenfalls in ein operationelles Vorhersagesystem aufgenommen werden. Nach erfolgreicher Implementierung des Vorhersagesystems ist aber auch eine Kooperation mit Vertretern verschiedener Verwaltungsebenen und Akteuren in der Landwirtschaft notwendig. Hierbei werden insbesondere die in IMPETUS bereits geknüpften Kontakte bis hin zur Dorf und Gemeindeebene genutzt. Stand der bisherigen Arbeiten Zielsetzung im PK Be-E.3 für das Jahr 2007 war, die klimamodelltechnischen Grundlagen für das geplante SDSS PRÉSAPLUS zu schaffen. Für die saisonale Vorhersage des Monsunverlaufs soll die Korrelation zwischen den Meeresoberflächentemperaturen (Sea Surface Temperature, kurz: SST) und dem Jahresniederschlag in Westafrika ausgenutzt werden. Hierfür reichen allerdings die in den letzten Projektphasen erstellten Modellläufe nicht aus, da sie den direkten Einfluss der SST nicht korrekt wiedergeben konnten. Daher war es die Hauptaufgabe des letzten Jahres, ein weiteres REMO-Ensemble zu erstellen, welches stärker an einen festen SST-Reanalyse-Datensatz gekoppelt ist, dem AMIP-2.1-Datensatz. Dabei sind die bisherigen Konsortialläufe für die Berechnungen anderer PKe nicht nutzlos, denn die reinen Modelldaten wurden statistisch nachbereitet, wodurch die Ernährungssicherung IMPETUS 50 Läufe der Modelljahre 1960-2000 sehr gute Übereinstimmungen mit den Wetterbeobachtungen erhielten und die Zukunftsdaten als brauchbar angenommen werden können; unter Voraussetzung der Sicherheit der in den IPCC-Berichten gängigen Zukunftsszenarien A1b und B1. Es sei nochmal angemerkt, dass nur die korrigierten Daten im Projekt weitergereicht worden sind. Diese neuen REMO-Modellläufe sind nach einigen Vorbereitungen auf dem Rechnersystems des Deutschen Klimarechenzentrums in Hamburg durchgeführt worden und dauerten bis in den Spätherbst an. Als Basis für das Einbetten des regionalen Klimamodells diente ein Ensemble von fünf ECHAM5-Modellläufen, die mit dem oben genannten SST-Datensatz angetrieben wurde und den Zeitraum 1960-1999 umfasst. Zusätzlich enthalten die Läufe eine erneuerte, von Tim Brücher am Meteorologischen Institut der Universität zu Köln erstellte Vegetationskartographie. Überprüfungen des neuen Datensatzes zu den vorherigen (nicht nachbereiteten) Datensätzen der Konsortialläufe des gleichen Zeitraums und entsprechenden Reanalysedatensätzen zeigen eine deutliche Verbesserung der Niederschlagswiedergabe auf. Allerdings sind die noch vorhandenen Unterschiede zu dem Messwertedatensatz nicht klein genug, um auf eine erneute statistische Nachbereitung zu verzichten. Wie erwartet, nahm die Initialisierung des REMO-Laufs und die Erstellung der neuen fünf Ensembleläufe einen Großteil des vergangenen Jahres in Anspruch, da wegen DKRZinternen Projekten, die Großrechner über lange Zeit überlastet waren. Um eine Niederschlagsvorhersage zu erhalten, sollen nun mit den neu erstellten (und nachzubereitenden) REMO- und den SST-Daten ein Prognosemodell erstellt werden, welches mit SSTPrognosen aus den Jahren 2001 bis 2007 trainiert werden soll. Bei weiteren Bearbeitungen mit dem neuen Rohdatensatz stellten sich allerdings bei Nachbereitungen, die Ende des letzten Jahres begonnen wurden, einige Probleme für die zukünftigen Probleme heraus. So ist der Zusammenhang zwischen den Meeresoberflächentemperaturen im tropischen Atlantik und den Niederschlagswerten nördlich der Guniea-Küste zwar im dritten Jahresquartal ausreichend vorhanden, als im ebenso zu prognostizierenden zweiten Quartal. Da zudem die für das Prognoseprojekt wichtige Vorhersage der SST (zum Beispiel durch das EZMF) für den Frühling/Frühsommer für den tropischen Atlantik eher kritisch sind, wird in den kommenden Monaten nach weiteren Prädiktoren im Modelldatensatz gesucht werden müssen, um die Hinweislücke auf die Niederschlagsverteilung in den Startmonaten zu schließen. Ein weiterer Ansatz, über statistische Eigenberechnungen eine ausreichend gute SST-Prognose zu erstellen, erweist sich ebenso als schwierig, da eine Kreuzkorrelation für die SST-Daten, welche einen zeitlichen Zusammenhang zwischen diesen innerhalb eines Jahresverlaufs darstellen soll, keine signifikanten Zusammenhänge der Werte über mehr als drei Monate liefert. Auch hier herrscht also noch Klärungsbedarf, der zu Beginn des zweiten Jahres der dritten Phase erledigt werden muss. Zusammenfassung zum Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Im Verlauf des Jahres 2007 hat sich herausgestellt, dass das vom PK Be-E.3 geplante SDSS PRÉSAPLUS aufgrund des nötigen Datenvolumens, welches auch ständig neu berechnet werden muss, zu komplex sein wird, um im gesamten Framework eingebunden zu werden. Ernährungssicherung IMPETUS 51 Die neue Strategie des Problemkomplexes ist daher, das SDSS auszulagern und dafür ein Informationssystem zur Erklärung der benutzten Modellkette sowie über die bisherigen Langzeitsimulationen für Benin (und Westafrika) zu geben. Wie genauer vorgegangen werden soll, und wie die nötige Neuberechnung für PRÉSAPLUS aussehen soll, soll im folgenden Kapitel erläutert werden. Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung SDSS PRÉSAPLUS Als wichtigstes Element für den PK Be-E.3 gilt in der dritten Phase das SDSS PRÉSAPLUS. Ziel dieses SDSS ist das Erstellen einer saisonalen Vorhersage des Monsunverlaufs in Benin, welche für den Zeitraum März bis September/Oktober berechnet werden, wobei zweimal im Monat eine neue Berechnung erstellt werden soll. Die für PRÉSAPLUS benötigten außerordentlich großen Datenmengen der Klimamodelle ECHAM und REMO, verbunden mit den ständig erforderlichen Neuberechnungen, lassen es nicht zu, dieses Programmpaket zusammen mit den anderen IS/SDSSModulen zusammen zu verbreiten. Es wird nicht davon ausgegangen, dass die Rechneranlagen beim Beninischen Wetterdienst ausreichend sind, um die Modellrechnungen durchzuführen bzw. sämtliche auch zwischendurch anfallenden Daten abzuspeichern. Ernährungssicherung IMPETUS . Abb. III.1.1-17: Flussdiagramm des zukünftigen SDSS PRÉSAPLUS. 52 Ernährungssicherung IMPETUS 53 Zum Beispiel umfassen die hierbei anfallenden Datenmengen beider Klimamodelle, wenn auch nur jeweils für den Monsunzeitraum von acht Monaten berechnend, einen Speicherbedarf bis zu etwas mehr als 100 Gigabyte. Auch dauert die Berechnung auf dem Hamburger Großrechner (incl. Vorlauf des ECHAM5-Modells; bei schwacher Auslastung des Gesamtsystems) nahezu einen Tag für ein Modelljahr. Von daher ist es nötig, die Berechnungen auf einem fremden Großrechner durchzuführen. Bevorzugt wird dabei die Rechneranlage des Deutschen Klimarechenzentrums (DKRZ) in Hamburg, da auf diesem auch die bisherigen Klimamodellläufe erstellt und deren Rohdaten abgespeichert worden sind, eine Abstimmung der Programme auf einer neuen Rechnerstruktur wäre somit nicht nötig. Weiterhin sind Aufbau und Bedienung vom Gesamtpaket PRÉSAPLUS für die Kunden in Benin äußerst komplex. Es muss daher zumindest einem Teil der beninischen Anwender gestattet werden, die erforderlichen zu wiederholenden Berechnungen neu zu starten. Somit wird das SDSS in zwei Versionen ausgehändigt werden. Während die kleinere Version lediglich das Ausgabemodul der Klimadaten sowie eine Downloadfunktion enthält, wird die größere Version auch die Elemente beinhalten, welche für die Berechnung der Modelldaten nötig sind. Die für beide Versionen nötige Schulung soll Anfang April in Cotonou stattfinden. Dazu sollen als Beispieldaten ein ausgewählter Teil der bisherigen REMO-Konsortialläufe dienen und beim DKRZ in Hamburg ein Probeaccount eingerichtet werden. Aufgrund der noch nicht ausgearbeiteten Prognosemöglichkeiten (deren Fertigstellung im Problemkomplex absoluten Vorrang vor der finalen Ausarbeitung der graphischen Benutzeroberfläche hat), wird PRÉSAPLUS also nur in einer Probeversion zur Schulung ausgegeben werden, welche zumindest eine funktionsfähige Vorversion der Benutzeroberfläche beinhaltet. Anhand dieser Version soll bei der Schulung den Anwendern die Möglichkeit gegeben werden, Einfluss auf die Darstellung und Benutzerfreundlichkeit zu nehmen, so dass eine vollständige Version der Oberfläche erst unter Berücksichtigung dieses Feedbacks nach der Schulung entwickelt wird. Das ebenso zum SDSS gehörige Bearbeitungsmodul wird, wie im letzten Bericht angekündigt, erst dieses Jahr richtig erstellt werden können. Das Erarbeiten der einzelnen Komponenten wird die Zeit bis Jahresmitte in Anspruch nehmen. Dann wird es von Deutschland aus getestet (mitsamt dem Monsunverlauf vom 2008) und voraussichtlich im Herbst 2008, spätestens jedoch Anfang 2009 im Rahmen eines weiteren Treffens mit den Anwendern in Benin ausgeliefert werden. Die Gestalt von PRESAPLUS soll sich jedoch nach dem Corporate Design der anderen Module richten. Zusätzliches IS Als Alternative zu dem SDSS, und auch auf Wunsch seitens vieler IMPETUS-Mitglieder, ist ein IS geplant mit dem Ziel, den Anwendern der IS/SDSS-Module in Benin einen Eindruck von dem Aufbau der verwendeten Klimamodellen bzw. deren Nutzen und Genauigkeit zu liefern, sowie die für die Zukunftsszenarien genutzten Klimaszenarien zu erklären. Ferner wird ein großer Teil der bisherigen Berechnungen mit den REMO-Konsortialläufen mit Hilfe dieses IS den Partnern in Benin dargestellt. Das IS wird dafür in zwei Teile gegliedert sein. Ernährungssicherung IMPETUS 54 Der erste Teil behandelt Klimamodelle einschließlich ihrer Möglichkeiten und Schwächen. Dabei wird bewusst der Ansatz verfolgt, den Interessierten einige wichtige Begriffe so einfach wie möglich zu erklären. Weiterhin soll vor allem auf die Nichtvollkommenheit von Klimamodellen hingewiesen werden; aber auch auf die Informationen, die man trotzdem aus den Modellen ziehen kann. Die Abschätzung der möglichen Fehler durch das im PK durchgeführten Ensemble-Prinzip und die (ebenfalls vorhandene) statistische Nacharbeitung sollen vermittelt werden. Einen weiteren Abschnitt wird das Thema Klimaszenarien füllen. Genauer wird es, nach einer Beschreibung über Zukunftsszenarien an sich, um die verschiedenen IPCC-Szenarien gehen, bzw. erst hier um deren klimatologische Relevanz. Inwiefern solche Szenarien wahrscheinlich sind, und warum sich während der Arbeit die beiden Szenarien A1B und B1 als Ansatzpunkte herauskristallisiert haben, soll auch angesprochen werden. In einem nächsten Abschnitt wird der Aufbau der für IMPETUS benutzen Modellkette beschrieben. Dieser Teil wird sich primär auf die im PK Be-E.3 benutzten Klimamodellprogramme beziehen, also das globale Modell ECHAM5, das eingebaute regionale Modell REMO incl. der statistischen Nachbearbeitung sowie die spezielle Erweiterung Wetter-Generator (kurz: WEGE). Gegebenen Falls ist noch der Einbau der Marokko-Modellkette mitsamt dem für Marokko eingesetzten lokalen Klimamodell FOOT3DK möglich, sofern ein Einbau der vorhandenen Ausgabedaten in das geplante IS erfolgen kann. Im zweiten Teil wird ein ausgewählter Anteil an Daten vorgestellt und erklärt, die aus den der zweiten Projektphase erstellten REMO-Konsortialläufen erstellt wurden. Dabei werden auch die statistische Nachbereitung des Niederschlags, der Wettergenerator und indirekte, mit Hilfe der Rohdaten erstellte Informationen integriert. Inwiefern die zugehörigen Graphiken in das IS eingebunden werden (mit interaktiver Suchleiste oder nicht, separat ladbar/druckbar oder nicht), ist derzeit noch offen. Zusätzlich wird noch der Einbau weiterer Daten überprüft bzw. angestrebt, die man über die Modellausgaben ziehen kann. Als Beispiel sei eine Darstellung der Veränderung der Klimazonen anhand Temperatur- und Niederschlagsdaten genannt. Ferner soll an dieser Stelle auf die weiteren Modelle innerhalb des IMPETUS-Projektes verwiesen werden, welche REMO-Daten verwenden und deren Daten mit Hilfe des IS/SDSS-Paketes ebenfalls weitergegeben werden. Insgesamt ist geplant, dieses IS bis Ende März fertig zu stellen, wobei eine Übersetzung ins Französisch sowie Englisch noch vorgenommen wird. Literatur Paeth, H.; Girmes, R.; Menz, G.; Hense, A. (2005): Improving seasonal forecasts in the low latitudes; Mon. Wea. Rev. 134, 1859-1879 Paeth, H.; Busche, H.; Diekkrüger (2006): A dynamical-statistical weather generator for past and future climate; in Vorbereitung Paeth, H.; Capo-Chichi, A.; Endlicher, W. (2007): Climate change and food security in tropical west Africa; Erdkunde; in Begutachtung Ernährungssicherung IMPETUS 55 Paeth, H.; Born, K.; Girmes, R.; Podzun, R.; Jacob, D. (2007): Regional climate change in tropical Africa under greenhouse forcing and land-use changes; Geophys. Res. Let., in Begutachtung Offizielle Website des AMIP-Projekts (2006): http://www-pcmdi.llnl.gov/projects/amip/; PCMDI, Livermore, Kalifornien, USA; letzter Zugriff am 24. 1. 2008 Intergovernmental Panel on Climate Change (2000): IPCC Special Report Emission Scenarios, Summary for Policy Makers http://www.ipcc.ch/pdf/special-reports/spm/sres-en.pdf; letzter Zugriff am 25. 1. 2008 Ernährungssicherung IMPETUS 56 PK Be-E.4 Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management von Kleinstauseen für die Landwirtschaft Problemstellung Die Verfügbarkeit von Wasser ist eine wichtige Voraussetzung für Landwirtschaft und Viehhaltung. Während der Trockenzeiten ist der Wassermangel ein limitierender Faktor für die landwirtschaftliche Produktion in Zentral- und Nord Benin. Es ist davon auszugehen, dass dieser Wassermangel durch die ablaufende Klimaveränderung noch verschärft wird. Vor diesem Hintergrund und angesichts einer wachsenden Bevölkerung bei gleichzeitig zurückgehender landwirtschaftlicher Produktivität und Verschlechterung des Wasserangebots kann die Versorgungssicherheit gefährdet sein. Diese Problematik kann durch die Anlage von kleinen Stauseen zur Produktionssteigerung in der Landwirtschaft zumindest abgemildert werden. Deshalb ist Ausweisung von geeigneten Standorten für den Bau der Stauseen sowie die Abschätzung der dadurch möglichen potentiellen Steigerung agrarischer Produktion eine Notwendigkeit. Die nachhaltige Nutzbarkeit der Kleinstauseen erfordert dabei eine vorausgehende umfangreiche Planung, nicht nur hinsichtlich der technischen Voraussetzungen. Wie einige negative Beispiele in der Vergangenheit gezeigt haben, muss bei der Anlage eines kleinen Stausees neben der technischen Machbarkeit ein tragfähiges Nutzungskonzept in enger Zusammenarbeit mit lokaler Bevölkerung und lokalen Behörden erarbeitet werden. Dies kann negative Folgen (Nutzungskonflikte, Bodendegradierung, u.a.m.) vermeiden helfen. Ernährungssicherung IMPETUS 57 Zielsetzung Ziel des PKs ist die Schaffung eines Gesamtkonzepts für die Planung und nachhaltige Nutzung von Kleinstauseen, das neben den naturräumlichen Aspekten wie Hydrologie, Klimatologie, Vegetation, Boden und Geologie auch ökonomische und soziologische/ethnologische Aspekte berücksichtigt. Auf dieser Grundlage soll ein Decision Support System (mit dem Namen SYMBA) erstellt werden, mit dem neben einer optimierte Standortwahl für Kleinstauseen auch eine nachhaltige Nutzungsplanung unterstützt werden kann. Neben den technischen Voraussetzungen sollen durch einen strukturierten Prozess partizipative Mechanismen und Instrumente zum Interessensausgleich der unterschiedlichen Nutzergruppen und zum Konfliktmanagement der im Rahmen des Baus und Betriebs des Stausees auftretenden Spannungen geschaffen und implementiert werden. Da diese Kleinstauseen in ganz Westafrika im Rahmen der Nahrungssicherung eine wachsende Bedeutung erfahren, ist die Schaffung eines tragfähigen Gesamtkonzepts mit den dazugehörigen Planungswerkzeugen von überregionalem Nutzen. Mitarbeiter H.-P. Thamm, M. Judex, V. Orekan, G. Steup, Th. Gaiser, Bako-Arifari, C. Hiepe Nutzergruppen • Direction Générale de l’Eau - Dr. Pierre Adissou (Chef Service Hydrologie) - Dr. Felix Azonsi (Chef Service Resources en Eau) • INRAB - Dr. V. Mama • Université d’Abomey-Calavi - Prof. Houndagba (Faculté des Geograpy) - Mitarbeiter : Dr. Vincent Orekan - Prof. N. Honkonou (CIMPA) • UTE Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Zielsetzungen dieses PK sind die Ausweisung von geeigneten Standorten für die Errichtung von kleinen Stauseen sowie die Erstellung nachhaltiger Managementkonzepte. Hierfür werden entsprechende Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung geschaffen. Das SDSS für die Nutzung von Kleinstauseen, SYMBA, besteht aus mehreren Modulen, deren Zusammenwirken in Abb. 1 dargestellt wird. In dem Modul „physisch-geographische Eignungsanalyse“ werden die naturräumlichen Faktoren wie Topographie, geologischer Untergrund, Klima, Boden und Vegetation analysiert, um potentiell Ernährungssicherung IMPETUS 58 mögliche Standorte für die Errichtung von kleinen Stauseen auszuweisen. Hierfür wurden 2007 Algorithmen programmiert, die bei gegebener Topographie, im SDSS repräsentiert durch ein digitales Geländemodel, für frei positionierbare Staumauern je nach gewünschter Stauhöhe Fläche des Stausees und dessen Stauvolumen berechnen. Nun wird mit dem Modul Klima die jeweilige Verdunstung in Abhängigkeit der Stauhöhe berechnet. Für die Berechnung der Verdunstung geht das Sättigungsdefizit ein, das sich aus Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, und Windrichtung und Windgeschwindigkeit ergibt. Eventuelle Infiltrationsverluste werden mit dem Modul Hydrogeo abgeschätzt, entscheidender Parameter sind dabei Bodentyp und geologische Beschaffenheit des Untergrunds. Im Moment wird die Option geprüft. ob ein Grundwassermodel anzukoppeln ist, damit die Infiltrationsraten besser berechnet werden können. Als Ergebnis von Stauhöhe und Wasserverlust durch Verdunstung und Infiltration ergibt sich die für die Nutzung zur Verfügung stehende Wassermenge. Abb. III.1.1-18 zeigt den Menüpunkt des SDSS SYMBA, bei dem Wasserfläche und zur Verfügung stehende Wassermenge, sowie deren zeitliche Entwicklung bei frei wählbarer Stauhöhe berechnet werden. In das grün unterlegte Fenster wird die Ausgangsstauhöhe eingegeben. Die Verdunstungswerte können entweder statisch in „look-up“ Tabellen vorgegeben oder durch komplexere Modelle berechnet werden. Dies bietet den Vorteil, dass je das System je nach verfügbarer Datenlage und Arbeitskraft optimiert werden kann. Das Ergebnis der Berechnungen hängt stark ab von der Genauigkeit des DGMs. Für eine konkrete Planung und die dafür notwendigen detaillierten Analysen müssen hochpräzise DGMs eingebunden werden. SYMBA bietet die Voraussetzungen des Imports von DGMs auch nur für Teilgebiete. Dabei können Datensätze unterschiedlicher räumlicher Auflösung gleichzeitig verwendet werden, so dass je nach Verfügbarkeit der Datenbestand laufend optimiert werden kann. Ernährungssicherung IMPETUS 59 Abb. III:1.1-18: Struktur des DSS Symba (Thamm) In dem Zusammenhang kommt der Dokumentation aller verwendeten Datensätze eine große Bedeutung zu, so dass die mit SYMBA arbeitende Person an jedem Arbeitsschritt überprüfen kann, auf welcher Datengrundlage die Ergebnisse zustande kommen. Dadurch kann auch eine Beurteilung der Qualität der Ergebnisse erfolgen. Für eine verbesserte Aussage bezüglich der Eignung des geologischen Untergrundes wurde in Zusammenarbeit mit der Hydrogeologie eine Analyse der Kluftstruktur des Untergrunds aus Satellitenbildern begonnen, da die Genauigkeit der bisher vorliegenden Geologischen Karten in diesem Punkt nicht ausreichend ist. Hierbei werden unterschiedliche Kantenfilter angewandt (z.B. Sorbel). Im Gegensatz zur vorliegenden Literatur, bei der dieses Verfahren z.B. in Ghana erfolgreich angewandt wurde, sind die Ergebnisse bis jetzt nicht zufrieden stellend. Dies kann auf die höhere Vegetationsbedeckung im Untersuchungsgebiet zurück geführt werden. Es soll eine Verbesserung durch die Verwendung von räumlich hoch auflösenden RADAR Daten (ALOS, TERRA SAR-X) erreicht werden. Ernährungssicherung IMPETUS 60 Abb. III.1.1-19: Beispiel für die Benutzermaske wobei das verfügbare Wasservolumen und die Wasserfläche in Abhängigkeit der frei wählbaren Stauhöhe berechnet wird. Nach der Ausweisung der potentiellen Standorte soll anhand von ökonomischen Untersuchungen eine Kosten – Nutzen Analyse erfolgen. Hierbei können auch potentielle Veränderungen des Klimas einbezogen werden. Werkzeuge zur Abschätzung der Ertragssteigerung durch die Bewässerung wurden erstellt. Abbildung III.1.1-19 zeigt die Eingabemaske des SDSS für diese Aufgabe. Diese übernimmt die Parameter des gewählten Standorts der Staumauer (Koordinaten, Namen). In den Grün unterlegten Feldern können die entsprechenden Werte entweder eingegeben, oder über ein drop down Menü ausgewählt werden. In den unterlegten Feldern werden die von SYMBA berechneten Werte dargestellt. Im Beispiel wurde eine Stauhöhe von 1 m angegeben. Aus dem drop down Menü wurde die gewünschte Anbaufrucht „upland rice“ ausgewählt. Die Bearbeitung sollte traditionell erfolgen, auf Düngung wurde verzichtet. Die Anbaufläche wird über verfügbare Wassermenge und Wasserverlust durch Verdunstung und Versickerung bestimmt. Die Bodentypen für die Produktion werden von SYMBA durch die Analyse des Digitalen Geländemodels und die integrierte Bodenkarte berechnet. Die Berechnung des Ertrags erfolgt dann mittels EPIC bzw. ORYZA (Gaiser), das in der endgültigen Version von SYMBA integriert ist. Der damit erzielbare Ertrag wird in der ersten Version durch „look up“ Tabellen errechnet, in der endgültigen Version soll ein ökonomisches Modell im Hintergrund laufen. Ernährungssicherung IMPETUS 61 Hierbei zeigt sich der Vorteil des modularen Aufbaus von SYMBA: je nach vorhandener Datenlage und Modellverfügbarkeit können bessere Methoden leicht eingebunden werden, ohne dass das Gesamtkonzept verändert werden muss. Abb. III.1.1-20: Beispiel für die Benutzermaske wobei das verfügbare Wasservolumen und die Wasserfläche in Abhängigkeit der frei wählbaren Stauhöhe berechnet werden. In jeder Benutzermaske von SYMBA sind auf der linken unteren Seite zwei Knöpfe integriert. Mit dem Betätigen des Knopfs „Description“, der in der endgültigen Version mit der gewünschten Sprache belegt wird, wird ein Fenster geöffnet, in dem detailliert die Methodik und die verwendeten Eingabedaten beschrieben werden. Somit läuft das SDSS nicht als „blackbox“, sondern an jeder Stelle wird transparent, welche Daten wie verarbeitet werden. Nach Erfordernis könnten auch Informationen zur Genauigkeit der Ergebnisse z.B. durch Angabe der Fehlerbalken angegeben werden. Hierdurch lassen sich auch die Verbesserungsmöglichkeiten des Ergebnisses durch Verwendung von detaillierteren Eingabedatensätzen zeigen. Mit dem Knopf „Help“ kann eine detaillierte Hilfe für die Bedienung der jeweiligen Maske aufgerufen werden. Die Hilfefunktion soll umfangreich und überschaubar gestaltet werden, da SYMBA auch in Behörden eingesetzt werden soll, in denen keine IT-Experten verfügbar sind. Ernährungssicherung IMPETUS 62 Ableitung von präzisen Digitalen Geländemodellen mit einer Drohne Die Ergebnisse von SYMBA sind stark von der Qualität der verwendeten DGMs abhängig. Das für ganz Benin vorhandene DGM von der SRTM Mission ist aufgrund der geringen räumlichen Auflösung nicht für eine präzise Detailplanung geeignet. So besteht die Notwendigkeit, für Pilotstudien hoch präzise DGMs zu erhalten. Die traditionelle Methode der terrestrischen Vermessung ist sehr teuer und zeitaufwändig. Deshalb wurde die Möglichkeit geprüft. relativ schnell und preisgünstig hoch genaue DGM aus Luftbildern einer ferngesteuerten Drohne abzuleiten. Dazu wurden in einem Testgebiet in der Nähe von Quake mit einem präzisen differentiellen GPS über 200 Punkte eingemessen, anschließend mit der Drohne Befliegungen durchgeführt und aus den Bilder mit Bildverarbeitungssoftware digitale Geländemodelle abgeleitet. Abbildung III.1.1-21 zeigt die ferngesteuerte Gleitschirmdrohne, mit der diese Luftbilder aufgenommen wurden. Abb. III.1.1-21: Ferngesteuerte Gleitschrimdrohne für hochaufgelöste Fernerkundung Abbildung III.1.1-22 zeigt einen Ausschnitt des Untersuchungsgebiets. Auffällig ist der runde Dreschplatz für Reis in der Bildmitte und rechts daneben ein Yamsfeld. Die Felder unterhalb sind Trockenreisfelder, die durch ca. 15 cm -20 cm hohe Dämme abgegrenzt werden. Auch einige niedrige Bäume befinden sich in dem Bildausschnitt. Das aus den Luftbildern abgeleitete Digitale Oberflächenmodell wird in Abbildung III.1.1-23 dargestellt. Faszinierend ist, dass selbst die Dämme, welche die Reisfelder begrenzen, erfasst werden. Auch die Hügel der Yamsfelder sind deutlich zu erkennen. Die Ergebnisse waren damit sehr zufrie- Ernährungssicherung IMPETUS 63 denstellend. Insgesamt betrug die Auflösung des digitalen Oberflächemodells in z-Achse (Höhe) 7 cm. Der Vergleich mit den Ground Control Punkten brachte eine Genauigkeit von 12 cm. Das ist angesichts der recht kostengünstigen Plattform und der verwendeten einfachen Hobbykamera als sehr gut anzusehen. Zur Zeit wird geklärt, wie viele hochgenaue „Ground Control Points“ für welche Präzision benötigt werden und wie mit Blockbündelprogrammen effizient die Einzelphotos mosaikiert werden können. Abb. III.1.1-22: Ausschnitt des Testgebietes in Benin in dem die Ableitung von hochgenauen DGMs getestet wurde. Auffällig ist der runde Reisdreschplatz in Bildmitte, rechts davon die Yamsfelder. Darunter liegen Trockenreisfelder, die von 15 cm - 20 cm hohen Dämmen abgegrenzt sind. Ernährungssicherung IMPETUS 64 Abb. III.1.1-23: Digitales Oberflächenmodell des Testgebiets. Die Genauigkeit ist so hoch, dass sie Dämme zwischen den Reisfeldern gut zu sehen sind. Weiterhin lassen sich die Yamshügel sehr gut kennen. Sozio-ökonomische Erhebungen im Zusammenhang mit Kleinstauseen Für das Modul „Sozio-ökonomie Nutz“, das die für eine nachhaltige Nutzung der Kleinstauseen notwendigen sozio-ökonomische Zusammenhänge nachvollzieht, wurde zusammen mit der UAC (Universität Abomey Calavi) eine Evaluation von bestehenden Kleinstauseen im HVO durchgeführt. Mit strukturierten Fragebogen, Gesprächen und Geländeaufenthalten wurden für die für die Anlage und nachhaltige Nutzung der Kleinstauseen wichtige Themenfelder erhoben. Im Detail wurden u.a. Eigentumsverhältnisse vor dem Staudammbau, rechtliche Rahmenbedingungen staatlichen und traditionellen Rechts, Finanzierung des Bauwerks, Landnutzungsplanungen und reale Nutzung evaluiert. Besonderes Augenmerk wurde auf die im Zusammenhang mit dem Bau der Stauseen entstehenden Konflikte und entsprechende Lösungsstrategien gelegt. Die Auswertung dieser Erhebung dauert noch an. Es werden wichtige Inputs für eine möglichst konfliktarme Planungsund nachhaltige Nutzung der Kleinstauseen daraus abgeleitet werden. Literatur El-Najdawi, M. K. & A. C. Stylianou (1993) “Expert support systems: integrating AI Technologies,” Communications of the ACM 36(2), 55-65. Keenan, P. (1997), Using a GIS as a DSS Generator. http://mis.ucd.ie/staff/pkeenan/gis_as_a_dss.html Laudien, R., Giertz, S., Thamm, H.-P., Diekkrüger, B., & Bareth, G. (2006): Customizing ArcGIS for spatial decision support - Case study: Locating potential small water reservoirs in Benin.Proceedings of Spie (Vol. 6421), Geoinformatics 2006: Geospatial Information Technology, Ernährungssicherung IMPETUS 65 Huayi Wu & Qing Zhu (Editors), 64210KY, ISSN 0277-786X, ISBN 0-8194-6530-5, 2829.10.2006, Wuhan, China. Leung, Y. (1997): Intelligent Spatial Decision Support Systems, Springer - Verlag, Berlin. Malczewski, J. (1999): GIS and multicriteria decision analysis, Wiley, New York. Manoli, E.; Arampatzis, G.; Pissias, E., Xenos, D. & D. Assimacoloulo (2001), “Water demand and supply analysis using a spatial decision support system,” Global NEST: The International Journal, 3(3), 199-209. Thamm, H.-P.; Judex,M.; Orekan, V.; Giertz, S., Diederich, M.; Sogalla, M.; Hiepe, C.; Singer, U.; Doevenspeck, M. & G. Menz (2006): Present and Future Vegetation Dynamics in the Ouémé Catchment and its Influence on the Hydrological Cycle, International conference on Integrated river basin management in contrasting climate zones, 14.12.-15.12., Stutgart Thamm, H.-P. (2006) „Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management von Kleinstauseen für die Landwirtschaft,“ P. Speth and B. Diekkrüger (2006): IMPETUS: Sechster Zwischenbericht, Zeitraum:1.1.2005 – 31.12.2005, Singh, A.(2004): Towards decision support models for an ungauged catchment in India, the case of Anas catchment, Dissertation an der Universität Karlsruhe, Fak. f. Bauingenieur-, Geo- und Umweltwissenschaften, KarlsruheP. Speth, B. Diekkrüger, M. Christoph & A. Jaeger (2005:, “IMPETUS-West Africa- An integrated approach to the efficient management of scarce water resources in West Africa – Case studies for selected river catchments in different climate zones,” ptDLR– Projektträger im DLR (eds.), GLOWA – German Programme on Global Change in the Hydrological Cycle. Status Report 2005. 86-94 (2005), http://www.impetus.uni-koeln.de Turban, E.; Aronson, J. E. & T.P. Linag (2005): Decision support systems and intelligent systems. Prentice Hall, New York Yeh, A. (1999): “Urban planning and GIS,” P.A. Longley, M.F. Goodchild, D.J. Maguire, and D.W. Rhind (eds.), Geographic information system, Vol.2, John Willey and Sons, New York Ernährungssicherung IMPETUS 66 PK Be-E.5 Land- und Wasserbedarf der Nutztierhaltung in Benin Transhumante bei der Überquerung des Ouémé Problemstellung In Benin ist die extensive Weidetierhaltung ein wesentlicher Bestandteil der Landnutzung. Für die Produktion von tierischen Lebensmitteln werden vor allem die beiden natürlich vorkommenden Ressourcen Land und Wasser als Produktionsfaktoren eingesetzt. Jedoch konkurriert die Tierhaltung zunehmend mit Ackerbau und Plantagenwirtschaft um verfügbare Flächen. Auf den Wasserkreislauf wirkt die Weidetierhaltung im Wesentlichen auf zwei Ebenen ein. Zum Einen konkurrieren Tiere mit Menschen um das verfügbare Trinkwasser. Hierbei sind sowohl verfügbare Wassermengen als auch der Einfluss der Viehtränken auf die lokale Wasserqualität zu berücksichtigen. Zum Anderen verändert der zunehmende Druck der Tierbestände auf die immer knapper werdenden Weideressourcen die Vegetationszusammensetzung und beeinflusst dadurch den hydrologischen Kreislauf. Während der Aspekt des Tränkewasserverbrauchs regional und saisonal bedeutend ist, betreffen die Probleme von Flächenknappheit und Überweidung das ganze Land. Hintergrund ist das Aufeinandertreffen zweier gegenläufige Trends: einerseits steigt die Nachfrage nach tierischen Produkten durch das Bevölkerungswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten stark an. Andererseits sorgt das Bevölkerungswachstum für einen zunehmenden Bedarf nach Ackerland und verdrängt damit die derzeit noch dominante Form der extensiven Weidehaltung. Produktionszunahmen im Tierhaltungssektor erfolgen momentan ausschließlich über die Ausdehnung der Viehzahlen, und nicht über Steigerungen der Produktionseffizienz. Es ist somit absehbar, dass mit steigenden Tierzahlen die Wanderungen der Vieh haltenden Ethnien bereits bestehendes Konfliktpotenzial weiter vergrößern. Zusätzlich reduzieren regionale Klimaänderungen die Produktivität der unter zunehmendem Weidedruck stehenden natürlichen Vegetation. Angesichts der geringer werdenden heimischen Produktionsspielräume, werden entweder die Importe von Fleisch und Milchprodukten zunehmen, was eine Fortsetzung des wirtschaftlichen Aufwärtstrends voraussetzt um die Importe fi- Ernährungssicherung IMPETUS 67 nanzieren zu können, oder Preisanreize lassen durch gestiegene Nachfrage intensivere und damit Flächen sparende Produktionsverfahren rentabel werden. Mitarbeiter I. Gruber, A. Kuhn, J. Röhrig, H.-P. Thamm Zielsetzung Ein bedeutendes Ziel dieses Problemkomplexes ist die Abschätzung der Versorgung mit tierischen Nahrungsmitteln bis 2025 in Abhängigkeit von Einkommensentwicklungen und Verfahrensänderungen der Produktionstechnik in der Viehhaltung. Dies soll ausgehend von der Verfügbarkeit von Produktionsressourcen, vor allem von Land, und dem Einfluss bzw. der Möglichkeit von Importen tierischer Erzeugnisse erfolgen. Dazu werden Berechnungen des Wasserbedarfs für Nutztiere und der Landnutzungsänderung durchgeführt. Darauf aufbauende Szenarienrechnungen mit variierenden Klimaausprägungen, Landnutzungs- und Haltungsformen werden berechnet, um frühzeitig möglichen Handlungsbedarf aufzeigen zu können. Stand der bisherigen Arbeiten Das bestehende Tierhaltungsmodul in BenIMPACT wurde im Berichtszeitraum um die Szenarienberechnungen erweitert. In den Szenarienberechnungen wurden die Auswirkungen sowohl einer intensiveren Produktionstechnik als auch verschiedene Waldschutzmaßnahmen auf die Tierhaltung simuliert. Somit sind die IMPETUS Szenarien B1 (Innovation) und B3 (BAU) gerechnet. Zudem wurde das Konzept für das SDSS BenIMPACT-Animal entworfen und eine erste Version entwickelt. Das SDSS BenIMPACT-Animal ist aufgrund der inhaltlichen Nähe, der gleichen Modellbasis und zur Erhöhung der Nutzerfreundlichkeit ähnlich wie das SDSS BenIMAPCT-Crop aufgebaut. Stand zur SDSS – Entwicklung Das SDSS BenIMPACT-Animal soll den lokalen Behörden und Organisationen, die sich mit Entscheidungen im Tierhaltungssektor beschäftigen, helfen, die Auswirkungen verschiedener Maßnahmen und Entwicklungen a priori aufzuzeigen. Das SDSS ist als Szenarioviewer konzipiert, da das verwendete Modell BenIMPACT sowohl einen hohen technischen Standard als auch umfassende Kenntnisse in der ökonomischen Modellierung erfordert. Abbildung 1 zeigt den Aufbau des SDSS BenIMAPCT-Animal. Daten verschiedener Quellen (Statistiken, Befragungsergebnisse und Modellergebnisse aus mehreren in IMPETUS angewandten Modellen wie REMO oder SpectrumDemproj) gehen in das Agrarsektormodell BenIMPACT ein. Die Modellergebnisse der simulierten Szenarien aus BenIMPACT werden in eine Szenariodatenbank eingelesen. Ernährungssicherung IMPETUS Abb. III.1.1-24: 68 Aufbau des SDSS BenIMPACT-Animal In einem benutzerfreundlichen Interface können die Nutzer des SDSS zuerst ein IMPETUS- Szenario auswählen, für welches sie die Ergebnisse anschauen möchten. Insgesamt stehen drei IMPETUS-Szenarien zur Auswahl: das Innovationsszenario B1, das Stagnationsszenario B2 und das Business as usual Szenario B3 (BAU). Anschließend kann der Benutzer unter dem jeweiligen Szenario Ergebnisse aus den drei Bereichen Ernährung, Landwirtschaft und Ressourcennutzung auswählen (siehe Abbildung III.1.1-24). Innerhalb dieser drei Themenbereiche können wiederum die in Abbildung III.1.1-24 aufgeführten Inhalte ausgewählt werden. Ernährungssicherung Themenliste ... IMPETUS 69 ... Auswahl der Inhalte Produktbilanzen Produktpreise Ernährung Handelsströme Nahrungsmittelkonsum Nahrungsmittelsicherheit Zusammensetzung Kulturen Landwirtschaft Landwirtschaftl. Einkommen Tierhaltung Landnutzung Ressourcennutzung Wassernutzung Arbeit Abb. III.1.1-25: Auswahl der Ergebnisse im SDSS BenIMPACT-Animal Jeder dieser zehn Inhalte kann grundsätzlich entweder in Tabellenform oder als GIS-Karte dargestellt werden, wobei die Umsetzung der GIS-Karten im kommenden Jahr realisiert werden wird. Zudem kann der Benutzer sich je nach Interesse die Ergebnisse in drei verschiedenen Darstellungsformen anzeigen lassen: - Modellergebnisse für eine Aktivität/ein Produkt, alle Regionen und ein Jahr, - Modellergebnisse für alle Aktivität/alle Produkte, eine Region und ein Jahr oder - Modellergebnisse für eine Aktivität/ein Produkt, eine Region und alle Jahre. Im Modell sind als Aktivitäten die Haltung von Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen und Hühnern im Bereich Tierhaltung definiert. Dadurch sind als Produkte Rind-, Schaf-, Ziegen-, Schweine- und Hühnerfleisch darstellbar. Derzeit entsprechen die modellierten Regionen den 12 administrativen Departments in Benin (Alibori, Atakora, Borgou, Donga, Collines, Zou, Couffo, Plateau, Littoral, Mono, Atlantique) und die Simulationen sind für die Jahre 2000 bis 2025 in Fünfjahresschritten durchgeführt. Ernährungssicherung IMPETUS 70 Bisher wurden die beiden IMPETUS-Szenarien B1 (Innovation) und B3 (BAU) berechnet. Im Folgenden sollen beispielhaft drei Ergebnisse, die unter anderen in das SDSS einfließen, vorgestellt werden. Als erstes wird auf die Entwicklung der Tierzahlen im BAU Szenario eingegangen. Die Anzahl der Nutztiere in den Regionen stellt eine wichtige Messzahl zur Beurteilung der weiteren Entwicklung des Tierhaltungssektors dar. Alle Tiere werden über das Lebendgewicht aggregiert und zu Tropischen Vieheinheiten (TLU) zusammengefasst. Zunächst sind im Norden die höchsten Tierzahlen anzutreffen. Jedoch schränkt die Futterverfügbarkeit die Zunahme der Tierzahlen im Norden ein, weshalb die Tierzahlen in Zentralbenin ab dem Jahr 2015 in der Simulation die Tierbestände im Norden übertreffen. Abb. III.1.1-26: Entwicklung der Tierzahlen im BAU Szenario; Quelle: Gruber (forthcoming) Im Süden liegen die Tierzahlen bei etwa 25 % der Tierzahlen der nördlichen Region und bei 30 % im Vergleich zu Zentralbenin. Die Ursache liegt in der geringeren Bedeutung der Tierhaltung innerhalb der landwirtschaftlichen Produktion im Süden und einer anderen Zusammensetzung der Nutztierarten. Während im Norden und im Zentrum vorwiegend Rinder und kleine Wiederkäuer gehalten werden, sind im Süden vor allem Schweine, Hühner und kleine Wiederkäuer anzutreffen, die ein geringes Lebendgewicht in die Aggregation einbringen. Im Süden fällt der Anstieg der Tierzahlen am geringsten aus und erfährt ab dem Jahr 2015 einen Rückgang, da ab diesem Zeitpunkt die Flächenrestriktion bindend wird und die zusätzliche Haltung von Nutztieren nicht möglich ist. In Abbildung III.1.1-27 sieht man den Wasserbedarf aller Nutztiere für den Norden und den Süden für die beiden IPCC Klimaszenarien A1b und B1. Zusätzlich ist der regionale Wasserbedarf der Ernährungssicherung 71 IMPETUS Bevölkerung, der mit 20 Liter pro Person und Tag angenommen wurde, dargestellt, um eine Einordnung der tierischen Wassernachfrage vornehmen zu können. Im Norden übersteigt der jährliche Wasserbedarf der Nutztiere die menschliche Nachfrage. Dies stimmt überein mit den Aussagen der Bevölkerung in dieser Region, wonach Nutztiere als Konkurrenten beim Wasserverbrauch wahrgenommen werden. Vor allem in der Trockenzeit wird die Konkurrenzsituation deutlich festgestellt (siehe auch Gruber et al., forthcoming). Norden Süden 60000 in 1000 m³ in 1000 m³ 60000 40000 20000 40000 20000 0 0 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Jahr Livestock A1B Livestock B1 Human demand 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Jahr Livestock A1B Livestock B1 Human demand Abb. III.1.1-27: Wasserbedarf von Tieren im Norden und Süden (BAU Szenario); Quelle: Gruber (forthcoming) Im Süden dagegen entspricht der tierische Wasserbedarf nur etwa 9-12 Prozent des menschlichen Wasserbedarfes. Dies lässt sich durch die höhere Bevölkerungsdichte und die niedrigere Viehdichte als im Norden erklären. In den südlichen Regionen werden Tiere auch nicht als Konkurrenten bei der Wassernutzung genannt. In der extensiven Tierhaltung, die derzeit in Benin praktiziert wird, ist neben Wasser das Angebot an natürlich vorhandenem Futter der entscheidende Produktionsfaktor für die Haltung von Wiederkäuern. Als natürlich vorkommendes Futter stehen nicht kultivierte Weiden und Futter aus Wäldern zur Verfügung. Am Ende der Erntezeit werden diese Futterquellen durch Erntereste, die auf den abgeernteten Feldern zur Verfügung stehen, ergänzt. Derzeit geht die Waldfläche in Benin jährlich um etwa 2,2% pro Jahr zurück (UNEP, 2007), weshalb verschiedene Waldschutzmaßnahmen für den Erhalt der Wälder in Benin diskutiert werden. Da das Futter aus Wäldern einen entscheidenden Beitrag zur Futterversorgung für die Wiederkäuer in der Trockenzeit leistet, sind die Tierhalter und ihre Nutztiere von den Waldschutzmaßnahmen bzw. der Entwaldung direkt betroffen. In Abbildung 6 sind die Auswirkungen unterschiedlicher Entwaldungsraten auf die Anzahl der gehaltenen Wiederkäuer im Norden zu sehen. Ernährungssicherung 72 IMPETUS Ruminants in 1000 TLU and Forest area in 1000 ha 1700 1500 1300 TLU, 2.2% deforestation TLU, 1.1% deforestation TLU, 0.1% deforestation Forest area, - 2.2% p.a. Forest area, - 1.1% p.a. Forest area, - 0.1% p.a. 1100 900 700 500 300 2000 2005 Abb. III.1.1-28: Wiederkäuer; 2010 2015 2020 2025 Year Auswirkungen von Entwaldungsraten auf die Anzahl der gehaltenen Quelle: Gruber (forthcoming) Hierbei wird ersichtlich, dass höhere Entwaldungsraten die Anzahl der Wiederkäuer stärker reduziert als niedrigere Abholzungsraten. Jedoch spiegelt sich die Entwaldung nicht 1 zu 1 in der Reduktion der Tierzahlen wider, da in der Trockenzeit auch Erntereste als Futtergrundlage ergänzend zu Verfügung stehen. Ausblick: SDSS – Entwicklung Im kommenden Berichtszeitraum wird das SDSS BenIMPACT-Animal weiterentwickelt und die simulierten Szenarioergebnissen in die Szenariodatenbank eingespeist werden. Hierzu ist es notwendig, dass das IMPETUS-Szenario B2 (Stagnation) gerechnet wird. Zusätzlich werden die Simulationen so angepasst, dass die Modellergebnisse für das IMPETUS-Catchment auf CommuneEbene im SDSS verfügbar sind. Somit wird auch die Weitergabe von Simulationsergebnissen für andere Teilprojekte innerhalb von IMPETUS erleichtert. Literatur Gruber, I. et al. (forthcoming): Seasonal water demand in Benin’s agriculture. In: Journal of Environmental Management Gruber, I. (forthcoming): The impact of socio-economic development and climate change on livestock management in Benin. Dissertation Bonn. UNEP (2007): Forests, Grasslands and Drylands – Country Profile Benin. <http://countryprofiles.unep.org > Ernährungssicherung IMPETUS 73 PK Be-E.6 Erhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen unter Berücksichtigung des globalen Wandels Sorghumfeld am Fuße eines Berges im Norden Benins Problemstellung Die Folgen von Bevölkerungswachstum und stagnierenden Erträgen sind insbesondere in stark agrarisch geprägten Räumen wie Benin bedeutsam. Knappe Landressourcen und ein damit ansteigender Druck auf die natürlichen Produktionsgrundlagen äußern sich unter anderem in einer weiteren Intensivierung und Expansion der landwirtschaftlichen Aktivitäten. Beides stößt jedoch insbesondere auf naturräumlich bedingten marginalen Produktionsstandorten rasch an Grenzen. Diese Gebiete lassen aufgrund ungünstiger Wachstumsbedingungen durch bestehende naturräumliche Einschränkungen nur begrenzte landwirtschaftliche Nutzungsaktivitäten bei einem hohen Degradationsrisiko zu. Übernutzungsbedingte Landdegradierungsprozesse verschlechtern die landwirtschaftliche Produktionsgrundlage weiter und beeinflussen darüber hinaus den Wasserkreislauf in vielfältiger Weise. Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung agrarischer Produktionsstandorte ist daher von entscheidender Bedeutung für die Gewährleistung der aktuellen und zukünftigen Ernährungssicherheit sowie für die gesellschaftliche Stabilität Benins. In PK Be-E.6 werden folgende Fragestellungen untersucht: • Wo liegen agrarisch marginale Standorte in Benin und wie stark sind die naturräumlichen Beschränkungsfaktoren? • Wie verändert sich die agrarische Marginalität unter verschiedenen Szenarienannahmen im Rahmen des Globalen Wandels? • Welche Möglichkeiten sind geeignet, die naturräumlichen Begrenzungsfaktoren der landwirtschaftlichen Produktion zu kompensieren? Ernährungssicherung IMPETUS 74 Mitarbeiter J. Röhrig, C. Hiepe, Z. Deng, Th. Gaiser Zielsetzung Ein wichtiges Ziel ist die Bewertung der naturräumlichen Ressourcen Benins für eine landwirtschaftliche Nutzung in einer räumlichen Auflösung von 1 km x 1 km. Dafür werden, modifiziert nach dem Ansatz von CASSEL-GINTZ ET AL. (1997), verschiedene naturräumliche Beschränkungsfaktoren quantifiziert und zu einem Index, dem Marginalitätsindex für die landwirtschaftliche Produktion, zusammengefasst. Damit werden Gebiete identifiziert, die aufgrund ihrer Limitationen nur begrenzt agrarisch nutzbar sind und auf denen eine erhöhte Degradationsgefahr durch Übernutzung besteht. Darüber hinaus kann über die Berechnung für jede Fläche der wesentliche naturräumliche Beschränkungsfaktor bestimmt und damit notwendige Kompensationsmaßnahmen sowie an die Bedingungen angepasste Kulturen abgeleitet werden. Tatsächlich übernutzungsgefährdete Räume werden über die Implementierung von Informationen zur Landnutzung aus PK Be-L.1 und zum Bevölkerungsdruck aus PK Be-G.1 ausgewiesen. Die Degradation der Vegetationsbedeckung, eine erste Form der Landdegradation, wird flächenhaft aus Fernerkundungsdaten abgeleitet. In einem weiteren Schritt wird untersucht, inwiefern sich die naturräumlich bedingte Marginalität unter verschiedenen Klimaszenarienannahmen bis ins Jahr 2025 verändern wird. Über demographische Szenarien kann der zukünftige Bevölkerungsdruck bestimmt werden. Darüber hinaus sollen über Interventionsszenarien, wie z.B. einem erhöhten Einsatz von Düngemittel, Kompensationspotenziale analysiert werden. Diese Informationen, die als digitale Karten und im SDSS AGROLAND aufbereitet werden, sollen nationalen Entscheidungsträgern ebenso wie im Entwicklungsbereich tätigen Organisationen zur Verfügung gestellt werden, um inhaltliche aber auch räumliche Schwerpunkte zukünftiger Aktivitäten zum Ressourcenschutz sowie zur nachhaltigen Ressourcennutzung zu unterstützen. Potenzielle Nutzergruppen • CENAP/INRAB - Dr. A. M. Igué (Chef Division Inventaire et Evaluation des Ressources en Sols) • Centre National de Télédetection - C. K. Koudoro (Directeur) - Mitarbeiter: C. P. Akpassonou • Délégation à l’Aménagement du Territoire Formatiert: Nummerierung und Aufzählungszeichen Formatiert: Nummerierung und Aufzählungszeichen Ernährungssicherung IMPETUS 75 Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Erste Ergebnisse der Klimaszenarien A1b und B1 haben gezeigt, dass sich die klimatischen Bedingungen für die landwirtschaftliche Nutzung in Benin signifikant verschlechtern werden. In Kombination mit dem gegenwärtig hohen Bevölkerungswachstum wird sich der Druck auf die agrarischen Landressourcen weiter erhöhen und die Gefahr der Landdegradation zunehmen. Eine zunehmende Degradation kann zur Verschlechterung der Bodeneigenschaften, höherem Oberflächenabfluss und damit auch erhöhten Erosionsraten führen. Um Vorsorge- und Kompensationsmaßnahmen rechtzeitig in die Wege zu leiten, müssen Veränderungen naturräumlicher Bedingungen für die Landwirtschaft ebenso wie demographische und sozioökonomische Einflussfaktoren analysiert und Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt werden. Das SDSS AGROLAND dient vor allem der Unterstützung einer nachhaltigen Landnutzung in Benin. Eine wesentliche Grundlage dafür ist eine fundierte Kenntnis über Ressourcen und deren Bewertung. Bei der Bewertung haben Experten die Möglichkeit, ihr Wissen interaktiv einzubringen. AGROLAND ist für nationale Entscheidungsträger konzipiert, die in den Bereichen der Landnutzung und Ressourcenschutz arbeiten. Die potenziellen Nutzer sind vor allem Regierungsorganisationen, beratende Institutionen (z.B. DAT, CENAP oder CENATEL) und Entwicklungsorganisationen. Das System hilft bei Entscheidungen auf der regionalen und nationalen Ebene. Ein Kernelement von AGROLAND ist der Marginalitätsindex. Mittels Fuzzy Logik werden dabei verschiedene naturräumliche Beschränkungsfaktoren quantifiziert und zu einem Index zusammengefasst. Der Vorteil des Marginalitätsindex ist, dass nur eine überschaubare Anzahl, aber für landwirtschaftliche Nutzung wesentliche, Faktoren berücksichtigt werden. Neben der Aufbereitung von Informationen über die aktuelle und zukünftige naturräumliche landwirtschaftliche Eignung beinhaltet AGROLAND Informationen zum gegenwärtigen und zukünftigen Bevölkerungsdruck. Zusätzlich zur Möglichkeit. sein Wissen interaktiv mit einzubringen, kann der Nutzer Auswirkungen bestimmter Handlungsoptionen analysieren. So lässt sich beispielsweise das räumliche Kompensationspotenzial von Düngemitteln darstellen. Die erste lauffähige Version innerhalb des IMPETUS-Framework wurde bei einem Treffen des Comité de Pilotage Ende November 2007 in Cotonou vorgestellt. SDSS AGROLAND Im Folgenden wird die Benutzerführung der aktuellen Version des SDSS AGROLAND erläutert (siehe auch LAUDIEN ET AL. 2007). Diese Version wurde im Berichtszeitraum in die deutsche, englische und französische Sprache übersetzt. Für das SDSS wurde ein dynamischer Ansatz gewählt, der bislang in zwei Module unterteilt werden kann. Modul 1 bietet dem Nutzer die Möglichkeit, alle Eingangsrasterdaten aus der Geodatenbank auszulesen. Experten können in diesem Modul überdies die Bewertung der Eingabeparameter interaktiv modifizieren. Modul 2 berechnet den Marginalitätsindex basierend auf den fuzzifizierten Rasterdaten des Moduls 1. Ernährungssicherung IMPETUS 76 Im Hauptfenster sind auf der linken Seite alle naturräumlichen Einflussfaktoren aufgelistet, die für die Berechnung des Marginalitätsindex notwendig sind (siehe III.1.1-29). Außerdem werden die Parameter hinsichtlich ihrer generellen Beschränkung für die landwirtschaftliche Nutzung bewertet. Die Bewertung der Eingabeparameter in AGROLAND ebenso wie die Berechung des Marginalitätsindexes beruht auf Fuzzy Logik. Die Definition der Zugehörigkeitsfunktion basiert dabei auf der Festlegung von zwei Schwellenwerten (‚keine Einschränkung’ und ‚für eine landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet’), die den linearen Abschnitt der Zugehörigkeitsfunktion bestimmen. Die vordefinierten Werte sind Ergebnisse aus Forschungsarbeiten des IMPETUS Projektes. Für Experten gibt es die Möglichkeit, fach- und geländespezifisches Wissen einzubringen und die Schwellenwerte in einer definierten sinnvollen Bandbreite zu bearbeiten. Wie die Abbildung zeigt, stehen in der momentanen Version noch nicht alle Faktoren zur Bearbeitung zur Verfügung. Dies ist der Fall, wenn mehr als zwei Werte definiert werden müssen, d.h. wenn die Bewertung keiner einfach ansteigenden oder abfallenden linearer Funktion folgt. Es wird gerade an Möglichkeiten gearbeitet, auch komplexere Bewertungsverfahren in das System einbinden zu können. Abb. III.1.1-29: Hauptfenster des SDSS AGROLAND mit Auflistung aller naturräumlichen Einflussfaktoren und ihrer Bewertung Über den ‚Bearbeiten’-Button öffnet sich ein weiteres Fenster, indem der gewählte Datensatz für Benin in einer räumlichen Auflösung von 1 km dargestellt wird (Abb. III.1.1-30a). Zu einer besseren Orientierung sind größere Städte, das Straßennetz sowie die geographische Position angegeben. Der Nutzer kann nun prüfen, wie die ihm bekannten Flächen in einer räumlichen Auflösung von 1 km dargestellt werden. Dafür stehen ihm übliche GIS-Funktionen, wie hineinzoomen oder hinauszoomen sowie die Selektion bestimmter Pixel zur Verfügung. Der Nutzer kann sich so alle Flächen ansehen, die er kennt und dann entscheiden, ob er den Originalwert verändern möchte oder nicht. Ernährungssicherung a.) IMPETUS 77 b.) Abb. III.1.1-30: Interaktive Modifikation einer Bewertungsfunktion am Beispiel der Hangneigung a.) Fenster zum Bearbeiten eines Beschränkungsfaktors, b.) Vorschau-Fenster zum Vergleich des Ergebnis der Fuzzifizierung mittels ursprünglicher (links) und modifizierter Zugehörigkeitsfunktion (rechts) im Zoom-Modus Im Falle, dass der Wert durch den Nutzer modifiziert wurde, wird der neue Wert im Hauptfenster und damit für die weitere Berechnung übernommen. Über ‚Vorschau’ kann der Nutzer das Ergebnis seiner Modifikation im Vergleich zum Ergebnis mit den vordefinierten Werten betrachten (Abb. III.1.1-30b). Dafür werden die originalen und die modifizierten Zugehörigkeitsfunktionen auf den Datensatz angewandt. Rote und orange Regionen bzw. Werte nahe 1 stehen für eine hohe Beschränkung, d.h. in der Abbildung für eine hohe Erosionsgefahr. Auf grünen Flächen, die Werte nahe 1 besitzen, besteht dagegen nur eine leichte Erosionsgefahr. Neben dem visuellen Vergleich können die Datensätze auch quantitativ miteinander verglichen werden. Wenn der Nutzer mit den Schwellenwerten für alle Faktoren zufrieden ist, kommt er über den ‚Weiter’-Button im Hauptfenster zum Modul 2. Darin werden nun die Eingabedaten verarbeitet und der Marginalitätsindex berechnet. Dabei werden die natürlichen Ressourcen gemäß ihrer Einschränkung für eine landwirtschaftliche Nutzung erst bewertet bzw. fuzzifiziert und dann über einen logischen Entscheidungsbaum miteinander verknüpft. Der Nutzer kann dabei den Stand der Prozessierung verfolgen, die ihm links als Text und rechts im Aufbau des Entscheidungsbaumes angezeigt werden. Dabei sind die Bilder im Entscheidungsbaum fest definiert und entsprechen nicht der aktuell gewählten Bewertung (Abb. III.1.1-31). Ernährungssicherung IMPETUS 78 Abb. III.1.1-31: Berechnung des Marginalitätsindex Im nächsten Schritt wird dann das Ergebnis des Marginalitätsindex dargestellt (Abb.III.1.1-32). Erneut sind zu einer besseren Orientierung Strassen und Städte angegeben. Rote und orange Flächen zeigen Gebiete mit hohen natürlichen Beschränkungen, die bei einer langfristigen Nutzung ohne geeignete Anbaumethoden stark degradationsgefährdet sind. Das betrifft zum Beispiel weite Flächen im Norden aufgrund zu kurzen Anbauperioden oder die Atakora-Region aufgrund zu steiler Hänge. Im Süden sind es vor allem hydromorphe Böden, die zu hohen Marginalitätswerten führen, da nur wenige Kulturen daran angepasst sind. Grün gefärbte Flächen sind dagegen auch auf längere Sicht für eine landwirtschaftliche Nutzung eher unproblematisch. Konkrete Pixelwerte können über den Info-Button abgefragt werden. Ernährungssicherung IMPETUS 79 Abb. III.1.1-32: Ergebnisframe von AGROLAND Ausblick Diskussionen mit potenziellen Anwendern in Benin zeigten, dass die richtige Auswahl der angewendeten Methoden getroffen wurde. Die gewählten Begrenzungsfaktoren bilden laut potentiellem Nutzerkreis die Thematik ausreichend detailliert ab, und die berechneten Ergebnisse des Marginalitätsindex wurden in den Diskussionen bestätigt. Die potentiellen Nutzer zeigten bei der Vorstellung von AGROLAND vor Ort ein großes Interesse an dem SDSS, insbesondere an der visuellen Aufbereitung möglicher naturräumlicher Bedingungen im Rahmen des Globalen Wandels. Folgende Arbeiten für das Jahr 2008 bestehen aus der Integration sozioökonomischer Daten und Szenarien in das SDSS. Darüber hinaus sollen detaillierte Informationen zu den Datensätzen und Berechnungsalgorithmen im System bereitgestellt werden. Im Frühjahr 2008 ist ein SDSSWorkshop in Benin geplant. Im Workshop werden den potenziellen Nutzern von AGROLAND notwendige Hintergrundinformationen vermittelt, die für einen sinnvollen und selbstständigen Einsatz des Systems erforderlich sind. Der Schwerpunkt des Workshops ist die Vorstellung der potenziellen Anwendungsmöglichkeiten, der Handhabung sowie Interpretationsmöglichkeiten von AGROLAND. Dabei wird das SDSS in seiner aktuellen Version den Stakeholdern vorgestellt, getestet und gemeinsam diskutiert. Der Workshop baut auf den Grundlagen auf, die während der modularen Schulung vermittelt wurden. Literatur Cassel-Gintz, M. A., Lüdeke, M. K. B., Petschel-Held, G., Reusswig, F., Pöchl, M., Lammel, G. & H. J. Schellnhuber (1997): Fuzzy logic based global assessment of marginality of agricultural land use. In: Climate Research. Interactions of Climate with Organism, Ecosystems, and Human Societies. 8 (2). S. 135-150. Ernährungssicherung IMPETUS 80 Laudien, R., Röhrig, J., Bareth, G. und Menz, G. (2007): Spatial Decision Support System zur Modellierung der agrarischen Marginalität in Benin (Westafrika).- in Strobl, Blaschke und Griesebner (Hrsg.): Angewandte Geoinformatik 2007, Wichmann: Heidelberg, 430-439. PK Be-E.7 Nutzungspotenzial von Inland-Valleys im Oberen Ouémé Einzugsgebiet Reisanbau in einem Inland-Valley in Dogué Problemstellung Die Landwirtschaft in Benin erfolgt traditionell im Trockenfeldbau. Die ohnehin nur wenig fruchtbaren Böden können durch unsachgemäße Nutzung schnell erodieren und an Nährstoffen verarmen. Hinzu kommt, dass ein ausreichendes Wasserangebot nur in der Regenzeit gegeben ist, so dass wenn nicht künstlich bewässert wird - keine ganzjährige landwirtschaftliche Produktion stattfinden kann. Verstärkt durch eine wachsende Bevölkerung kann es durch Bodendegradation zu einer Verknappung potenzieller Anbauflächen kommen, die in Zukunft die Ernährungssicherung der Bevölkerung gefährden kann. Eine Ausweitung der Agrarproduktion in die bisher nur wenig genutzten Inland-Valleys könnte einen Beitrag zur zukünftigen Ernährungssicherung darstellen. Die Böden in den Inland-Valleys sind in der Regel fruchtbarer als andere Böden im Einzugsgebiet, da Nährstoffe von den Hängen in diesen Bereich transportiert werden. Gleichzeitig ermöglicht das Wasserangebot eine wesentlich längere landwirtschaftliche Nutzung pro Jahr als auf anderen Flächen im Einzugsgebiet, womit Problemen bei einer eventuellen Verkürzung der Regenzeit begegnet werden kann. Ernährungssicherung IMPETUS 81 Folgende Fragen sind von zentraler Bedeutung: • Wie groß ist die potenziell verfügbare Inland-Valley-Fläche im Oberen Ouémé-Einzugsgebiet? • Inwieweit kann der landwirtschaftliche Anbau in den Inland-Valleys ausgeweitet werden (Nutzungspotenzial)? • Sind die hydrologischen Verhältnisse der Inland-Valleys für den Anbau bestimmter Kulturen geeignet? • Wie verhält sich der Nährstoffhaushalt der Inland-Valleys bei intensivierter Nutzung? • Wie wirken sich Umweltveränderungen (Klimawandel, Landnutzungsänderung) auf die Hydrologie und den Nährstoffhaushalt der Inland-Valleys aus? (Szenarien) Mitarbeiter S. Giertz, G. Steup, Th. Gaiser, A. K. Srivastava Zielsetzung Ziel des Problemkomplexes ist die Abschätzung des Nutzungspotenzials der Inland-Valleys und damit ihres möglichen Beitrages zur zukünftigen Ernährungssicherung. Nutzergruppen • Direction de Genie Rurale (Cellule Bas-Fonds) Ansprechpartner : Felix Gbaguidi (Directeur de Cellule Bas-Fonds) • Inland Valley Consortium (IVC) Ansprechpartner : Dr. Paul Kiepe (Wissenschaftlicher Koordinator des IVC) Lokaler Koordinator Benin: Dr. Vincent Mama • Communes des HVO: Tchaourou, Djougou, Bassila, N’Dali, Kopargo Stand der SDSS/IS-Entwicklung 1. Entwicklung des Informationssystems BenIVIS Basierend auf der Inland-Valley Datenbank, in der alle Informationen aus der InventarisierungsKampagne erfasst sind, wurde das Informationssystem BenIVIS entwickelt. Dieses IS wird der nationalen Behörde Cellule Basfonds, die für die Planung und Durchführung von ManagementMaßnahmen in Inland-Valleys zuständig ist, sowie den Communes, dem IVC, Projekten der Ent- Ernährungssicherung IMPETUS 82 wicklungszusammenarbeit (z.B. GTZ, DED) und anderen Entscheidungsträgern in Benin zur Verfügung gestellt. Die Erstellung des IS erfolgte in Absprache mit der Cellule Basfond und dem IVC, so dass die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer bereits bei der Entwicklung des SDSS berücksichtigt wurden. Das IS ist in das IMPETUS-Framework integriert und besteht aus mehreren Komponenten. Neben einer allgemeinen Beschreibung von Inland-Valley Systemen beinhaltet es eine Auswertung der Eigenschaften der kartierten Inland-Valleys für jede Commune im HVO. Dies ist vor allem für Entscheidungsträger auf kommunaler Ebene von Bedeutung, die im Rahmen der Dezentralisierung zunehmend größere Entscheidungskompetenzen erhalten. Des Weiteren sind die Ergebnisse von bodenkundlichen Detailuntersuchungen in repräsentativen Inland-Valleys integriert. Ein Hauptbestandteil des SDSS ist eine mit GEOTOOLS realisierte GIS-Oberfläche, mit der die Inland-Valleys aus der Datenbank räumlich dargestellt werden können. Anhand von ausgewählten Kriterien (z.B. Größe der Inland-Valleys, Größe der Einzugsgebiete, Lage in einer bestimmten Abb. III.1.1-33: Abfragemaske zur Auswahl der Inland-Valleys Communes, Nutzung der Inland-Valleys etc.) können Inland-Valleys vom Nutzer selektiert werden. Abbildung 1 zeigt die hierfür erstellte Abfragemaske, die zwölf der wichtigsten Auswahlkriterien für die Nutzung von Inland-Valleys und die Planung von Managementmaßnahmen enthält. Die ausgewählten Inland-Valleys werden dann auf einer GIS-Oberfläche dargestellt (Abbildung III.1.1-34). Weitere Layer können zusätzlich eingeladen und in die Karte integriert werden. Eine Filterfunktion Ernährungssicherung IMPETUS 83 ermöglicht es, Expertenabfragen durchzuführen und darzustellen. Alle Ergebnisse können als Karte oder in tabellarischer Form exportiert werden. Abb. III.1.1-34: Die GIS-Oberfläche des IS Das SDSS ermöglicht es dem Nutzer, schnell und unkompliziert anhand von ausgewählten Kriterien Inland-Valleys zu selektieren und sie räumlich darzustellen. Um das SDSS auch zukünftig auf einem aktuellen Stand halten zu können und so eine nachhaltige Nutzung zu ermöglichen ist es so aufgebaut, dass neue Daten leicht eingepflegt werden können. Dies gilt sowohl für die InlandValley-Datenbank als auch für weitere Fallstudien oder Detailuntersuchungen von einzelnen InlandValleys. Des Weiteren ist geplant, dass die Ergebnisse in Diagrammen und Tabellen dargestellt und exportiert werden können, so dass sie auch für weitere Auswertungen zur Verfügung stehen. 2. Weiterentwicklung des Modellierungsansatzes in BenIVIS Das Blockdiagramm in Abbildung III.1.1-35 zeigt den Ansatz des Problemkomplexes sowie die wichtigsten Inputdaten für die verwendeten Modelle UHP-HRU, EPIC und ORYZA. In das hydrologische Modell UHP-HRU wurde ein Inland-Valley Modul implementiert, das die Wasserdynamik Ernährungssicherung IMPETUS 84 im Inland-Valley wie z.B. Sättigung des Inland-Valleys und Wasserüberstau nachvollziehen kann. In das Modell können alle kartierten Inland-Vallys implementiert werden. Die gewonnen Erkenntnisse über die hydrologische Dynamik der Inland-Valleys unter veränderten Klimabedingungen werden an die Ertragsmodelle weitergegeben. Zur Abschätzung der potenziellen Erträge werden die Modelle EPIC und ORYZA verwendet. Die Befragungen im Rahmen der Inland-Valley Kampagne im Jahr 2006 haben ergeben, dass in der Regenzeit Reis, Yams, Mais und Maniok die Hauptanbaukulturen darstellen. In der Trockenzeit werden v.a. bewässertes Gemüse wie Tomaten, Chilli (Piment) und Okra (Gombo) angebaut. Die Zusammensetzung der Anbaufrüchte hängt stark von den Ethnien ab (siehe Abschnitt 2.1.). Basierend auf den Auswertungen der pedologischen Untersuchengen (vgl. Zwischenbericht 2006 und Schönbrodt 2007) wurden typische Böden für den zentralen Bereich des Inland-Valleys und den Randbereich ausgewählt. Unter Berücksichtigung der typischen Zusammensetzung der Hauptanbaufrüchte und der Fruchtfolge der dominierenden ethnischen Gruppen im HVO werden mit EPIC bzw. ORYZA bestimmte Inland-Valley-Typen mit den für die Ethnien typischen Anbaufrüchten und Fruchtfolgen simuliert. Abb. III.1.1-35: Schematische Darstellung des Modellierungskonzeptes von BenIVIS Die Regionalisierung der auf Feldskala modellierten Erträge erfolgt über die erfassten InlandValleys der Inventarisierungskampagne und eine Abschätzung der nicht erfassten Flächen durch GIS-Analysen und Fernerkundung. Ernährungssicherung 85 IMPETUS 2.1 Auswertung der Ergebnisse der Inventarisierungskampagne zur Regionalisierung der Ertragsmodellierung Größenverteilung der Inland-Valleys 60 60 50 50 40 40 N'dali (n=148) 30 Parakou (n=51) 20 Tchaourou (n=163) Häufigkeit (%) Bassila (n=129) 30 20 0 0 <0 0. Inland-Valley-Fläche (ha) Abb. III.1.1-36:Verteilung der Flächengrößen (ha) chengrößen (ha) Djougou (n=243) <0 .5 0. 55 510 10 -2 0 20 -3 0 30 -4 0 40 -5 50 0 -1 00 >1 00 10 510 10 -2 0 20 -3 0 30 -4 0 40 -5 50 0 -1 00 >1 00 10 .5 55 Häufigkeit (%) Während der Kampagne zur Inventarisierung der Inland-Valleys im HVO von Mai bis Juli 2006 wurde die Ausdehnung von allen aufgenommenen Inland-Valleys größer 0,5 ha mit Hilfe eines GPS-Gerätes im Gelände kartiert, so dass mit Hilfe einer GIS-Analyse die Flächen der InlandValleys berechnet werden konnten. Insgesamt wurden 817 Inland-Valleys erfasst, von denen 16% Flächen kleiner 0,5 ha aufweisen. Aus Schätzungen im Gelände ergeben für diese Inland-Valleys eine Gesamtfläche von 45,71 ha. Für die Ertragsmodellierungen sind jedoch vor allem die InlandValleys größer 0,5 ha von Relevanz. Sie machen mit 84% die Mehrheit der in der Feldkampagne erfassten Inland-Valleys aus und besitzen zusammen eine Fläche von 55 km². Wie in Abbildung 4 dargestellt, überwiegen dabei mit rund 38% Inland-Valleys mit einer Größe zwischen 0,5 und 5 ha. Sie wurden vor allem in den Kommunen Bassila, Tchaourou, N’dali und Djougou erfasst (Abb.III.1.1-37). Inland-Valleys mit Flächen zwischen 5 und 20 ha machen insgesamt 41% aus und wurden in allen fünf schwerpunktmäßig betrachteten Kommunen erfasst (Abb.III.1.1-37). InlandValleys mit Flächen zwischen 20 und 100 ha stellen mit einem Anteil von nur 4% eher eine Ausnahmen dar. Nur zwei der erfassten Inland-Valleys sind größer als 100 ha. Inland-Valleys größer als 20 ha wurden hauptsächlich in den Kommunen Tchaourou und Parakou erfasst. Die mit rund 135 ha Fläche größten kartierten Inland-Valleys liegen ausschließlich in der Kommune Parakou (Abb.III.1.1-37). Inland-Valley-Fläche (ha) Abb. III.1.1-37: Verteilung der Flä- Ernährungssicherung 86 IMPETUS der erfassten Inland-Valleys der erfassten Inland-Valleys in den Kommunen Hauptanbaukulturen der Inland-Valleys Um die Modelle für die Ertragsmodellierung parametrisieren zu können, wurden die Zusammensetzung der Hauptanbaukulturen (Cropmix) in den Inland-Valleys untersucht. In die Analyse gehen nur die 473 Inland-Valleys ein, die landwirtschaftlich genutzt werden und eine Fläche von mehr als 0,5 ha aufweisen. In 94% dieser Inland-Valleys besteht die Nutzung aus Ackerbau, in den restlichen 6 % aus Fischzucht, Fischerei, Viehzucht oder Holzgewinnung. Als vorherrschende Hauptanbaukulturen werden Reis, Yams, Mais, Maniok und Chilli (Piment) kultiviert; in 12% der Inland-Valleys auch andere Anbaufrüchte (Abbildung III.1.1-39). Zu diesen zählen Sorghum, Tomaten, Bananen, Zuckerrüben, Blattgemüse, Zwiebeln, Hirse, Gombo u.a.. Abbildung 8 zeigt, dass sich die Anbaufrüchte saisonal deutlich unterscheiden. Während der Regenzeit überwiegt der Anbau von Reis, aber auch Maniok, Mais und Yams wird kultiviert. In der Trockenzeit wird vorwiegend Gemüse angebaut, allerdings findet Gemüseanbau in vielen Inland-Valleys auch in der Regenzeit oder ganzjährig statt. Die Ergebnisse der Inland-Valley-Kampagne zeigen, dass die Zusammensetzung der Anbaufrüchte in einem Inland-Valley stark von der Ethnie abhängt. 54 % der genutzten Inland-Valleys werden von autochthonen Bauern bewirtschaftet, knapp 15% von allochthonen und 32% der Inland-Valleys werden sowohl von Autochthonen als auch von Allochthonen genutzt. Abbildung 6 zeigt die Anteile der verschiedenen Ethnien für die Gruppe der autochtonen Nutzer. Mit über 60% stellen die Yom und die Bariba die dominierende autochthone Nutzergruppe dar. Sie leben vor allem in den Kommunen Djougou, N’dali, Parakou und Tchaourou. 13% Bariba 4% 36% 6% Lokpa Dendi 5% Reis 12% Yom 2% 2% Yams 4% Mais 3% Koura 2% Nagot 6% Maniok 17% 62% Piment Anii 26% Andere Andere keine Angaben Abb. III.1.1-38: Autochthone Inland-Valley-Nutzer turen in den Inland-Valleys Abb. III.1.1-39: Hauptanbaukul- Ernährungssicherung 87 IMPETUS 100% Häufigkeit 80% 60% 40% 20% 0% Reis Yams Mais Maniok Piment Gombo Tomaten Hauptanbaukulturen Regenzeit Trockenzeit ganzjährig Abb. III.1.1-40: Anbausaison der Hauptanbaukulturen in den Inland-Valleys In 40 % der von den Yom genutzten und in 73 % der von den Bariba genutzten Inland-Valleys ist während der Regenzeit Reis die Hauptanbaukultur. Abbildung III.1.1-41 zeigt die prozentualen Häufigkeiten weiterer Anbaufrüchte, die im Cropmix mit Reis angebauten werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Yom in knapp 46% der von ihnen genutzten Inland-Valleys Reis mehrheitlich im Cropmix mit Mais, Yams und Maniok anbauen. Ein Anbau mit dieser Fruchtfolge wird für die Bariba in nur wenigen genutzten Inland-Valleys beobachtet. In 47% der von ihnen genutzten InlandValleys wird Reis ohne jegliche weitere Kultur angebaut. Im Cropmix mit Reis bauen die Bariba vor allem Mais sowie Mais und Yams an. 60 40 27.6 20 14.5 10.1 4.3 2.9 4.6 3.5 5.8 15.9 11.5 3.5 Yom Bariba s/ M an io k Ya m ai s/ Ya m s M M ai s/ M an io k s/ M an io k M ai s/ Ya m Ya m s M ai s hu m 0 So rg Häufigkeit (%) 46.4 Cropmix Abb. III.1.1-41: Typische Cropmix mit Reis als Hauptanbaukultur in Inland-Valleys Ernährungssicherung 88 IMPETUS 2.2 Modellierung der landwirtschaftlichen Produktion in den Inland-Valleys Für die Abschätzung des Nutzungspotentials von Inland-Valleys wurden 2006 und 2007 Feldversuche mit Reis in einem Inland-Valley bei Dogué angelegt. Diese Feldversuche liefern die notwendigen Daten für die Ertragsmodellierung mit ORYZA und EPIC. Darüber hinaus sollen die Feldversuche zu Aussagen über potenzielle Ertragssteigerungen durch verschiedene Managementstrategien beitragen. Für die Feldersuche wurde im Jahr 2006 die vom WARDA zur Verfügung gestellte Reissorte Sahel 108 verwendet, die eine Wachstumsphase von 117 Tagen aufweist und bereits im Senegal in überfluteten Bereichen kultiviert wird. Im Jahr 2007 wurde uns von der Nationalen Agrarforschungsanstalt (INRAB) die Neuzüchtung NERICA26, die an die spezifischen Bedingungen von Inalnd-Valleys angepasst sein soll, zur Verfügung gestellt. Die Versuchsfelder wurden in einem bereits genutzten Inland-Valley mit einer Fläche von rund 1,5 ha angelegt. Dabei wurden Vergleichsflächen in zwei unterschiedlichen Positionen im Inland-Valley berücksichtigt: der Randbereich und der Zentralbereich, da sich diese beiden Bereiche hinsichtlich ihrer Nährstoff- und Wasserversorgung deutlich unterscheiden. Zur Optimierung der Ertragsleistung wurden zwei verschiedene Anbaustrategien für beide Positionen angewandt: Wasserkontrolle und mineralische Düngung (Tabelle III.1.1-1). Tab. III.1.1-1: Aufbau der Versuchsfelder mit je vier Wiederholungen Randbereich Zentralbereich mit Deichen ohne Deiche mit Deichen ohne Deiche mit Dün- ohne ger Dünger mit Dün- ohne ger Dünger mit Dün- ohne ger Dünger mit Dün- ohne ger Dünger Unkrautkontrolle Um Aussagen über den Einfluss von Wasserkontrollmaßnahmen zu gewinnen wurden die Parzellen auf topographisch gleicher Höhe angelegt, wobei die Hälfte der Parzellen mit ca. 30 cm hohen Deichen eingedeicht wurden, um einen gleichmäßigen Wasserstand zu gewährleisten (Abbildung III.1.1-42). Ernährungssicherung IMPETUS 89 Abb. III.1.1-42: Aufbau des Feldversuches im Inland-Valley Kpèndrè bei Dogué Das Jahr 2006 war gekennzeichnet durch insgesamt geringe Niederschläge und einer langen Trockenperiode im August während der vegetativen Entwicklung der Reispflanzen. Dies führte zum Erntezeitpunkt zu relativ geringen Reiserträgen zwischen 2.0 und 2.5 t/ha (Abbildung III.1.1-43). Die höchsten Erträge wurden im Randbereich ohne Düngung und Eindeichung erzielt, jedoch waren die Unterschiede zwischen den Versuchsfaktoren nicht signifikant. Ein Ausbleiben des Düngeeffektes wurde auf überwiegenden Trockenstress durch die geringen Niederschläge zurückgeführt, so dass die zusätzlich zugeführten Nährstoffe nicht zur Wirkung kamen. Auch die Rückhaltung des Oberflächenabflusses durch die Deiche war wegen der geringen Niederschläge irrelevant. Im Gegensatz dazu ergab die Vegetationsperiode 2007 mit deutlich höheren Niederschlägen signifikante Effekte durch das Eindeichen. Die Parzellen mit Wasserregulierung lieferten einen Durchschnittsertrag von annähernd 4.4 t/ha während die Parzellen ohne Deiche im Mittel nur 2.7 t/ha erbrachten. Auch in diesem Jahr bestätigte sich die Beobachtung, dass die Parzellen im Zentralbereich ein geringeres Ertragsniveau gegenüber denen im Randbereich aufweisen, obwohl dort sowohl die Wasserversorgung als auch die Nährstoffversorgung besser sein sollte. Die Analyse der Nährstoffgehalte der Pflanzen nach 30 bzw. 60 Tagen ergab bei den Makronährstoffen im gesamten Versuch ein gewisses Ungleichgewicht zwischen Stickstoff, wo eher eine Unterversorgung festzustellen war, und Phosphat bzw. Kalium, die eher im Überschussbereich lagen. Jedoch konnte keiner der Hauptnährstoffe die Unterschiede zwischen den Erträgen im Randbereich bzw. im Zentralbereich erklären. Erst eine Analyse der Eisengehalte in den oberirischen Pflanzenteilen zeigte deutliche Unterschiede zwischen den Reliefpositionen, welche im Zentralbereich zumindest zeitweise auf Wachstumsstörungen durch Eisentoxizität hindeuten. Zwar liegen die Eisengehalte besonders während der Bestockung auch im Randbereich noch recht hoch, jedoch könnten hier die negativen Effekte des reduzierten Eisens durch die ebenfalls bessere Kaliumversorgung abgemildert werden. Ernährungssicherung 90 IMPETUS Tab. III.1.1-2: Ergebnisse der statistischen Analyse der Kornerträge an Reis im Jahr 2007 im Inland-Valley Kpèndrè bei Dogué Faktor DF 1 Signifikanz Behandlung Mittel- Stanwert dardfehler S Randbereich 4,2 1,2 Zentralbereich 2,9 2,1 Ohne Deiche 2,7 1,2 Mit Deichen 4,4 1,9 Ohne gung 3,3 1,6 Mit Düngung 3,9 2,1 Position in Relief Eindeichung Mineraldüngung 1 HS 1 NS Dün- Position* Eindeichung 1 NS * * * Eindeichung *Düngung 1 NS * * * * * * * * * Position*Düngung Eindeichung*Düngung*Position 1 NS NS = nicht signifikant, S= Signifikant, HS=hoch signifikant, CV = 42,21 % Aufbauend auf die Versuchsergebnisse und die gesammelten Standortdaten wurden erste Simulationsläufe mit dem Modell ORYZA2000 durchgeführt. Im nächsten Jahr wird es das Ziel sein, das Modell anhand der Versuchsdaten zu kalibrieren. Da abzusehen ist, dass es schwierig sein wird, den Einfluss der stark unterschiedlichen Wasserversorgung in den Inland-Valleys und insbesondere den Einfluss der Eisentoxizität mit ORYZA2000 abbilden zu können, wird gleichzeitig auch mit dem Alternativmodell EPIC gearbeitet werden. Ernährungssicherung 91 IMPETUS 3.50 3.00 Kornertrag (t/ha) 2.50 2.00 1.50 1.00 0.50 he De ic he De ic O hn e M ;it lb er ei ch Ze nt ra Ra nb er ei ch 0.00 Abb. III.1.1-43: Gesamttrockenmasseproduktion des Reissorte Sahel 108 im Jahr 2006 in Abhängigkeit von den Versuchsfaktoren Literatur Camara, K. A. (2006) : Test de développement des variétés de riz tolérantes à la toxicité ferreuse. In :Toxicité ferreuse dans les systèmes à base riz d’Afrique de l’Ouest ; Centre du riz pour l’Afrique (ADRAO) Cotonou, Bénin, S. 68-81. Kanninkpo, Claude (2008): Etude des potentialités en production rizicole du bas fond Kpèn’drè de Doguè. Master thesis, Université d’Abomey-Calavi, Faculté des Sciences Agronomiques. Schönbrodt, Sarah (2007) : Inventarisierung und bodenkundliche Charakterisierung von Bas-fonds im Einzugsgebiet des Oberen Ouémé in Benin, Westafrika. Diplomarbeit Universitäte Göttingen. Hydrologie IMPETUS 91 III.1.2 Hydrologie Im Themenbereich „Wasserdargebot, Wasserverbrauch, Wasserqualität“ sind alle Problemkomplexe zusammengefasst, bei denen das Wasser im Fokus der Untersuchungen steht. Hydrologische Aspekte sind jedoch in einer Vielzahl weiterer Problemkomplexe integriert (z.B. PK Be-E.7, PK Be-E.4) und stellen häufig wichtige Eingangsdaten dar. Der Themenbereich umfasst nach Abschluss der Arbeiten im PK Be-H.2 zwei Problemkomplexe. Im PK Be-H.2 wurden Untersuchungen zum Wasserverbrauch der Bevölkerung, für das Vieh, für Bewässerung sowie der Industrie durchgeführt. Durch die Kombination der erhobenen Daten mit den demographischen und sozio-ökonomischen Entwicklungen konnten auf verschiedenen Raumskalen Szenarien gerechnet werden, die für weitere PKs von hoher Bedeutung sind. Im PK Be-H.1 werden die verfügbaren Wasserressourcen quantifiziert und deren räumliche Variabilität mittels dynamischer Simulationsmodelle beschrieben. Im Berichtszeitraum wurde die räumliche Betrachtung vom Einzugsgebiet des oberen Ouémé (ca. 15.000 km2) auf das Einzugsgebiet des letzten Pegels (Bonou, ca. 50.000 km2) ausgedehnt. Es wurden bereits die verschiedenen auf den REMO-Läufen basierenden Klimaszenarien berechnet und die Ergebnisse denen der Wasserverbrauchsszenarien gegenübergestellt. Das SDSS BenHydro liegt in einer vorläufigen Version vor und ist lauffähig. Die Wasserverbrauchsszenarien werden derzeit implementiert und das System in Kooperation mit den Projektpartnern getestet. Hierzu gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Direction Générale de l’Eau dessen Mitarbeitet Aurélien Tossa am Geographischen Institut der Universität Bonn promoviert und das SDSS BenHydro für ein Integratives Einzugsgebietsmanagement einsetzt. Im PK Be-H.3 wird ein operationelles „Niederschlags Monitoring System“ für Benin und Westafrika entwickelt. Das Monitoring-Tool zur Niederschlagsschätzung PrecipMon durch METEOSAT Infrarotbilder und Bodenmessungen wurde durch ein flächendeckendes Monitoring von Globalstrahlung, Temperatur und relativer Luftfeuchte sowie durch METEOSAT Bilder und SYNOPMessungen erweitert. Das Informationssystem zur Niederschlagsvariabilität PrecipInfo wurde fertig gestellt und ausführlich getestet. Mittels der hier entwickelten Systeme können die Informationen flächenhaft auf verschiedenen Raum- und Zeitskalen aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden, so dass die für andere PKs und insbesondere für die lokalen Projektpartner notwendigen Daten benutzerfreundlich angeboten werden. Hydrologie IMPETUS 92 PK Be-H.1 Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im Ouémé-Einzugsgebiet Frauen auf dem Weg zum Brunnen Problemstellung Die hydrologischen Prozesse und die Grundwasserneubildung werden stark von Umweltfaktoren (Boden, Landnutzung, Klima) beeinflusst. Die zu beobachtenden Umweltveränderungen (Klimaänderung, Landnutzungsänderung, Bodendegradation) haben somit große Auswirkungen auf diese Prozesse und die zukünftige Verfügbarkeit von Grund- und Oberflächenwasser in der Region. Ein Problem ist die Zunahme des Wasserverbrauchs, die v.a. durch die Bevölkerungsentwicklung hervorgerufen wird. Folgende Fragenstellungen werden im PK Be-H.1 bearbeitet: • Wie viel Oberflächen- und Grundwasser steht im Einzugsgebiet des Ouémé zur Verfügung? (IstZustand und Szenarien) • Wie hoch ist der Wasserverbrauch im Einzugsgebiet des Ouémé? • Welchen Einfluss haben Umweltveränderungen auf die Wasserverfügbarkeit? Mitarbeiter S. Giertz, G. Steup, A. Kocher, M. Schopp Hydrologie IMPETUS 93 Zielsetzung Die Zielsetzung des Problemkomplexes ist eine Abschätzung der Verfügbarkeit von Oberflächenund Grundwasser, der Veränderung des Grundwasserspiegels durch Grundwasserentnahme und veränderte Grundwasserneubildung sowie eine Abschätzung des Wasserverbrauchs im Ouémé Einzugsgebiet für verschiedene Szenarien vorzunehmen. Dieser Problemkomplex basiert auf den Erkenntnissen der kleinräumigen Prozessstudien und nutzt diese, um Aussagen auf der regionalen Skale zu ermöglichen. Die lokale Skala wird in weiteren PKs behandelt (siehe PK Be-E.4 und PK Be-E.7). Nutzergruppen • Direction Générale de l’Eau - Dr. Pierre Adissou (Chef Service Hydrologie) - Dr. Felix Azonsi (Chef Service Resources en Eau) - Mitarbeiter : Arnaud Zannou, Aurélien Tossa • Université d’Abomey-Calavi - Prof. Abel-Afouda (Faculté des Sciences Techniques) - Mitarbeiter : Eric Alamou - Prof. E. Agbossou (Faculté des Sciences Agronomiques) - Mitarbeiter : Dr. Luc Sintondji Stand der SDSS-Entwicklung 4.1 Das SDSS BenHydro Das SDSS BenHydro ist vor allem für Nutzer der DGE und der Einzugsgebietskommissionen konzipiert. Es kann von den Nutzern als Tool zur Abschätzung der derzeitig und zukünftig verfügbaren Wasserressourcen (Oberflächenwasser und Grundwasser) und des Wasserverbrauchs im OuéméEinzugsgebiet eingesetzt werden. Dies ist vor allem für den GIRE 1-Prozess in Benin von großer Bedeutung, da hier auf Einzugsgebietsebene Wassermanagement-Konzepte erarbeitet werden sollen. Abbildung III.1.2-1 zeigt einen Überblick über den Aufbau des SDSS. Die Hauptkomponenten stellen die Modelle UHP-HRU und das Grundwassermodell MODFLOW dar. Die Wasserverbrauchsberechnung basiert auf Ergebnissen des SDSS WANA (Wasserverbrauch Haushalte, Gewerbe, Bewässerung) und BenIMPACT (Wasserverbrauch Nutztiere). Der Haushaltswasserverbrauch wird jedoch nicht wie in WANA auf Commune-Ebene aggregiert, sondern auf Zensus-Dorf-Ebene berechnet, um eine genaue Zuordnung zu den hydrologischen Einheiten (Teileinzugsgebieten) zu ermöglichen. 1 GIRE = Gestion integrée des resources en eau (Integratives Management der Wasserressourcen) Hydrologie IMPETUS 94 Abb. III.1.2-1: Hauptkomponenten des SDSS BenHydro Das SDSS ist in das IMPETUS-Framework integriert. Das Modell UHP-HRU ist für das gesamte Ouémé-Einzugsgebiet implementiert. Das Modell wurde um eine Routing-Routine und ein Stauseemodul erweitert, so dass auch die Simulation von Interventionsszenarien mit potentiellen Stauseen möglich ist. Das Modell mit seinen neuen Komponenten ist im SDSS bereits lauffähig und kann aus dem Framework gestartet werden. Die Ergebnisse der Wasserverbrauchsberechnung wurden über eine SQL-Datenbank in das SDSS integriert. Das Modell MODFLOW wird derzeit für das gesamte Einzugsgebiet des Ouémé parametrisiert und mit dem Modell UHP-HRU gekoppelt. Wenn dies abgeschlossen ist, erfolgt die Implementierung des Modells in das SDSS. Nach dem Start des SDSS über das Icon oder den Schlagwortkatalog im Framework hat der Benutzer in einem ersten Auswahlfenster die Möglichkeit allgemeine Einstellung vorzunehmen (vgl. Abb. III.1.2-2). Hier können die gewünschten Komponenten (Oberflächenwasser, Grundwasser und Wassernachfrage) ausgewählt werden. Des Weiteren erfolgt die Auswahl der Klimadaten (Messdaten oder Szenarien) und der sozioökonomischen Szenarien, die sowohl einen Einfluss auf die Landnutzung als Input in UHP-HRU als auch auf die Wasserverbrauchsberechnung haben. Des Weiteren kann die Einstellung des Simulationszeitraumes durch benutzerfreundliche Schieberegler eingestellt werden. Hydrologie IMPETUS 95 Abb. III.1.2 2: Auswahlfenster ‚Allgemeine Einstellungen’ im SDSS BenHydro Im nächsten Schritt hat der Benutzer die Möglichkeit den Bau, verschiedener Stauseen in die Modellierung zu integrierten. Es werden sieben Standorte für potentielle Stauseen vorgegeben, die vom Benutzer ausgewählt werden können. Diese Stellen wurden in Benin durch Voruntersuchungen des Ministeriums MMEE als geeignete Standorte für den Bau großer Stauseen bestimmt. Um die Lokalisierung für den Benutzer zu vereinfachen wurde eine Karte mit den potentiellen Standorten integriert (vgl. Abb. III.1.2-3). Wenn der Benutzer einen Stausee ausgewählt hat, kann über die Schieberegler eingestellt werden, wie das Wasser aus dem Stausee genutzt werden soll. Das Wasser kann für Bewässerungszwecke entnommen werden oder für die Wasserkraftnutzung aus dem Stausee fließen. Im nächsten Schritt erfolgt die Modellierung mit UHP-HRU. Da für die Berechnung der Klimaszenarien drei Ensemble-Läufe gerechnet werden müssen, kann die Simulationszeit je nach Länge der gewählten Simulationsperiode bis zu einer Stunde betragen. Daher wurden die Standartszenarien vorsimuliert und die Ergebnisse in eine Datenbank geschrieben, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Bei der Integration der Stauseen besteht diese Möglichkeit jedoch aufgrund der variablen Auswahl der Wassernutzung nicht. Hydrologie IMPETUS 96 Abb. III.1.2-3: Auswahlfenster ‚Stauseen’ des SDSS BenHydro Im nächsten Schritt hat der Benutzer die Möglichkeit, einzelne Einzugsgebiete auszuwählen und sich die dazugehörigen Ergebnisse als Diagramme, Tabellen und Karten anzeigen zu lassen. Es können alle Komponenten des Wasserhaushaltes angezeigt werden (Niederschlag, Evapotranspiration, Abfluss, Grundwasserneubildung etc.). Der Benutzer hat die Möglichkeit die Ergebnisse der Szenarien zu vergleichen, um so z.B. den Einfluss des Stauseebaus auf die Abflussganglinie zu analysieren. Zur Analyse des Wasserverbrauchs hat der Nutzer die Möglichkeit sich die auf der IMPETUSDatenbasis berechneten Wasserverbrauchsszenarien ausgeben zu lassen. Der Benutzer kann sich jedoch auch eigene Wasserverbrauchszenarien zusammenstellen, indem er den. Wasserverbrauch pro Kopf, das Bevölkerungswachstum etc. manuell einstellt und die Steigerung des industriellen und landwirtschaftlichen Wasserverbrauchs definiert Nach Implementierung der Wasserverbrauchdaten ist vorgesehen, die Daten im Vergleich zur Wasserverfügbarkeit pro Einzugsgebiet darzustellen. Dies erlaubt eine Analyse zukünftiger regionaler und saisonaler Verknappung der Wasserressourcen. Hydrologie 97 IMPETUS Alle Ergebnisse sollen als Diagramme, Karten oder Tabellen für den Benutzer exportierbar sei, so dass eine weitere Analyse der Daten ermöglicht wird. 4.2 Ergebnisse der Klimaszenarien der SDSS Komponente UHP-HRU Im Berichtzeitraum wurde das Modell UHP-HRU auf das gesamte Ouémé-Einzugsgebiet bis zur letzten hydrologischen Messstelle (Pegel Bonou) ausgeweitet. Da derzeit noch keine Landnutzungsszenarien für das gesamte Ouémé-Einzugsgebiet vorliegen, wurden für das gesamte OuéméEinzugsgebiet nur Klimaszenarien simuliert. Für jedes Klimaszenario wurden drei Ensemble-Läufe gerechnet, die dann zu einem Endergebnis gemittelt wurden. Abbildung III.1.2-4 zeigt das Ergebnis der Klimaszenarien A1B und B1 bis 2045 im Vergleich zu den Dekaden ab 1980 bis 2005. Es wird deutlich, dass für beide Szenarien ein Rückgang der verfügbaren Wasserressourcen simuliert wurde. Dies ist über die Reduzierung des Niederschlags und die Erhöhung der Temperatur der REMO-Szenarien zu erklären. Im Szenario A1B ist die Verringerung der verfügbaren Wasserressourcen stärker ausgeprägt als im Szenario B1, das eine nachhaltigere Entwicklung der Welt beschreibt und dementsprechend geringerer Treibhausgasemission voraussetzt. Die dargestellte Spannweite macht deutlich, dass die Unterschiede der Ensemble-Läufe relativ groß und ein gesichertes Ergebnis nur durch die Simulation der drei Läufe erzielt werden kann. 250 200 [mm/y] 150 100 50 0 1985-1995 1995-2004 2005-2015 2015-2025 2025-2035 2035-2045 Abb. III.1.2-4: Erneuerbare Wasserressourcen im Einzugsgebiet Ouémé (Pegel Bonou): Vergangene Dekaden (grün) und Klimaszenarien A1B (blau) und B1 (rot) Hydrologie 98 IMPETUS 4.3 Das Grundwassermodell MODFLOW Da in der zweiten Phase des IMPETUS-Projektes vor allem im HVO gearbeitet wurde, mussten für die Ausweitung auf das gesamte Ouémé Einzugsgebiet zusätzliche hydrogeologische Untersuchungen vorgenommen werden. So wurden im mittleren Ouémé-Gebiet zusätzliche Grundwassermessstellen eingerichtet, die eine Analyse des Grundwasserspiegels ermöglichen (vgl. Abb. III.1.2-5 und III.1.2-6). An mehreren Stellen im mittleren Ouémé wurden Pumpversuche durchgeführt, um die Durchlässigkeit der wasserleitenden Schicht zu ermitteln. Des weitern wurden die Daten der Brunnendatenbank (BDI) der DGE ausgewertet, um weitere Daten für die Modellparametrisierung zu erhalten. HVO 6 Tamarou 1800 1600 cm[H2O] 29.2 29.1 1400 29 28.9 °T 1200 28.8 28.7 1000 28.6 2/17/05 Abb. III.1.2-5: Standorte der Datalogger 3/24/06 Date 4/28/07 Abb. III.1.2-6: Entwicklung des Grundwasser spiegels und der Temperatur am Standort Tamarou Die Grundwassermodellierung für das gesamte Ouémé-Einzugsgebiet erfolgt mit dem Grundwassermodell MODFLOW, das auf der Methode der finiten Differenzen beruht und daher mit Rasterzellen arbeitet. Für das Gebiet wurde eine Rasterzellenweite von 630 m gewählt. Jeder Modellparameter muss für jede Rasterzelle definiert werden. Nachdem alle benötigten Daten über das Software PMWIN integriert wurden, kann die Kalibrierung erfolgen. Die Modellkopplung zu dem hydrologischen Modell UHP-HRU erfolgt über die Grundwasserneubildung, die in UHP-HRU berechnet wird. Da die Szenarien bereits mit UHP-HRU berechnet wurden, können diese dann direkt in MODFLOW verwendet werden. So kann der Einfluss der Landnutzungs- und Klimaänderung auf das Grundwasser analysiert werden. Des Weiteren kann die Grundwasserentnahme über Brunnen, Pumpen etc. implementiert werden, um den Einfluss auf die Grundwasserressourcen abzuschätzen. Hydrologie 99 IMPETUS 4.4 Wasserverbrauch im Ouémé Einzugsgebiet: Szenarien Basierend auf den Bevölkerungsszenarien und dem von Schopp (2004) und Adams (2005) ermittelten pro Kopf-Wasserverbrauch wurde der Gesamtwasserverbrauch aller Haushalte im OuéméEinzugsgebiet ermittelt. Für die Szenarien wurden basierend auf den Storylines unterschiedliche Annahmen der Wasserverbrauchsentwicklung getroffen. Die Untersuchengen von Schopp (2004) haben gezeigt, dass sich der Pro-Kopf-Wasserverbrauch je nach genutzter Wasserquelle stark unterscheidet. Für Personen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser wurde ein Wert von 14 l/d ermittelt. Personen, die Brunnen oder Pumpen nutzen, jedoch keinen Zugang zu Leitungswasser haben, verbrauchen 19 l/d. Für Personen mit Leitungswasseranschluss wurden je nach Größe und Entwicklungsstand der Städte unterschiedliche Werte ermittelt. Um die von Adams (2005) ermittelten Werte auf die nicht untersuchten Städte zu übertragen, wurde das Klassifikationsschema der SONEB verwendet (vgl. Tab. III.1.2-1). Tab. III.1.2-1: Wasserverbrauch in Städten mit Leitungswasseranschluss der SONEB Klasse 1 2 3 4 Klassifikationskriterium WasserStädte nutzung pro Kopf und Tag [l] > 5000 Wasseran- 80 Cotonou, Portoschlüsse oder Novo, Abomey, > 1 Mio. m³ GesamtBohicon, Parakou wasserverbrauch pro Jahr 1000-5000 74 Abomey-Calavi, Wasseranschlüsse Quidah, Pobe, Cooder mé, Gran Popo, 250.000- 1 Mio. m³ Lokossa, GesamtwasserNatintingou verbrauch pro Jahr 300-1000 Wasseran- 68 Allada, Kétou, schlüsse oder Sakété, Azové, 50.000–250.000 m³ Dogbo, KlouéGesamtwasserkanmé, Dassa, verbrauch pro Jahr Savalou, Kandi, Malanville, Cové, Djougou, < 300 Wasseranschlüs- 57 se oder <50.000 m³ Gesamtwasserverbrauch pro Jahr All other cities connected to SONEB-systems Hydrologie IMPETUS 100 Welche Wasserquellen von der Bevölkerung genutzt werden wird regelmäßig im Zensus erhoben, so dass diese Daten für den Zensus von 1992 und 2002 zur Verfügung stehen. Um die Veränderung des Zugangs zum Leitungswassernetz für die verschiedenen Szenarien realistisch abzubilden, wurden die Planungen der SONEB zum Ausbau des Leitungswassernetzes in den angeschlossenen Städten bis 2015 verwendet. Für das Szenario B3 (business as usual) wurden die Steigerungsraten der SONEB-Planungen übernommen. Für Stadtviertel, die in Städten mit SONEB-Anschluss liegen, wo jedoch laut Zensus keine SONEB-Nutzer vorhanden sind, wurde ab 2015 ein Startwert, der der Steigerungsrate der SONEB für diese Stadt entspricht, angenommen. Somit wird angekommen, dass ab 2015 alle Stadteile der Städte, die bereits ein SONEB-Leitungsnetz besitzen auch von der SONEB angeschlossen werden. Der Pro-Kopf-Wasserverbrauch bleibt konstant für das Szenario konstant (vgl. Tab. III.1.21). Für das Szenario B1 (positiv) wurde wie im Szenario B3 verfahren. Die Steigungsraten der SONEB wurden jedoch jeweils um eine Klasse erhöht, um die verbesserte Lebenssituation, die in diesem Szenario beschrieben wird, abzubilden. Der Pro-Kopf-Wasserverbrauch steigert sich bis 2015 kontinuierlich bis zur nächst höheren Klasse. Für die Gruppe 1 wurde basierend auf den Schätzungen der ‚Vision d’Eau’ der DGE ein Wert von 100 l/d angenommen. Ab 2015 bleibt der Wasserverbrauch auf dem konstant hohen Niveau. Im B2-Szeanrio (negativ) erfolgt kein Ausbau des SONEB-Leitungswassernetzes. Der Pro-KopfWasserverbrauch sinkt kontinuierlich bis 2015 auf den Wert der darunter liegenden Klasse. Als Minimalwert für die Klasse 4 wurde 41 l/d angenommen, was dem niedrigsten Wert der Erhebung von Adams (2005) in der Erhebung des städtischen Wasserverbrauch entspricht. Nach der Ermittlung der Anteile der Leitungswassernutzer wurde der Anteil der Nutzer bestimmt, die Zugang zu anderen Trinkwasserquellen wie Brunnen, Pumpen, Wassertürmen (AEV) etc. haben. Hier wurde für das Szenario B3 die Erreichung der Millenium Developpment Goals (MDGs) angenommen. Nach Angaben von Experten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden jedes Jahr so viele Wasserstellen (Brunnen, Pumpen, AEVs) gebaut, dass die MDGs erreicht werden, d.h. dass 2015 78% der Bevölkerung Benins Zugang zu einer sicheren Trinkwasserquelle besitzen. Bis zum Jahr 2025 wurde angenommen, dass alle Einwohner Benins Zugang zu einer sicheren Trinkwasserquelle haben. Für das positive Szenario B1 wurde dies bereits für 2015 angenommen und eine Zunahme des Wasserverbrauchs auf 20 l/d für Brunnen, Pumpen und AEV-Nutzer festgelegt, um die verbesserte Situation in der ländlichen Wasserversorgung darzustellen. Bei dem B2-Szenario gibt es keine Verbesserung der Trinkwassersituation, da sich laut Storyline die Entwicklungszusammenarbeit zurückzieht. Die Nutzer des Oberflächenwassers („Marigot“), wurden für alle Szenarien durch Subtraktion der der anderen beiden Gruppen (Leitungswassernutzer, Brunnen/Pumpen/AEV-Nutzer) von der Gesamtanzahl der Nutzer ermittelt. Hydrologie 101 IMPETUS 60 50 Mio. m³/a 40 B1 B2 30 B3 20 10 24 20 22 20 20 20 18 20 16 20 14 20 12 20 10 20 08 20 06 20 04 20 20 02 0 Abb. III.1.2-7: Wasserverbrauch aller Haushalte im Ouémé-Einzugsgebiet (bis Pegel Bonou) für die Szenarien B1, B2 und B3. In Abb. III.1.2-7 ist die Entwicklung des Gesamtwasserverbrauchs aller Haushalte im OuéméEinzugsgebiet für die drei Szenarien dargestellt. Es wurden nur die Dörfer ausgewählt, die innerhalb des Einzugsgebietes liegen. Es wird deutlich, dass der Wasserverbrauch im Szenario B1 aufgrund der verbesserten Lebensbedingungen stärker ansteigt als bei den beiden anderen Szenarien. Literatur ADAMS, E. (2005): Wasserverbrauch und Wasserverfügbarkeit in ausgewählten urbanen Gebieten der Republik Benin. Diplomarbeit, Institut für Agrarpolitik, Abteilung Welternährungswirtschaft der Universität Bonn. SCHOPP, M. (2004): Wasserversorgung in Benin unter Berücksichtigung sozioökonomischer und soziodemographischer Strukturen. Elektronische Dissertation der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, URL: http://hss.ulb.unibonn.de/diss_online/landw_fak/2005/schopp_marion. Hydrologie IMPETUS 102 PK Be-H.2 Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie und Landwirtschaft) unter Berücksichtigung möglicher Wasserkonflikte Problemstellung Wasser spielt auf allen Ebenen der Sektoren Haushalt, Industrie und Landwirtschaft eine wesentliche Rolle. Dieser Problemkomplex geht von einer nicht kontinuierlichen Wasserverfügbarkeit aufgrund temporärer und räumlicher Divergenzen aus. Besonders in ländlichen Gebieten ist eine kontinuierliche Wasserversorgung der Bevölkerung nicht gewährleistet. Internationale Vorgaben zum Pro-Kopf-Verbrauch, wie z.B. der WHO können vielfach nicht eingehalten werden. Verschärft wird die Situation durch die Umstrukturierung im Wassersektor im Zuge der Dezentralisierung und der damit einhergehenden Verunsicherung der Bevölkerung bei der Beantragung von neuen Pumpen und Brunnen. Ein anhaltendes Bevölkerungswachstum, eine ausgeprägte Migration und nationale Bestrebungen den landwirtschaftlichen Sektor mit Hilfe von Bewässerungsprojekten zu fördern, kollidiert mit den verfügbaren Wassermengen und deren Aufteilung zwischen Haushalt, Industrie und Landwirtschaft. Mitarbeiter M. Schopp, E. Adams, J. Kloos, R. Laudien Hydrologie IMPETUS 103 Zielsetzung Die Zielsetzung des vorliegenden Problemkomplexes ist eine übergreifende Abschätzung des Wasserverbrauchs auf nationaler Ebene in Benin, aufgeschlüsselt nach den Sektoren Haushalt, Industrie und Landwirtschaft unter Zuhilfenahme interdisziplinär erhobener Daten verschiedener Arbeitsbereiche. Ausgehend von dieser Datengrundlage werden zukünftige Entwicklungen und staatliche Planungsvorhaben (Gesetze, Rahmenbedingungen etc.) in der Szenarienberechnung berücksichtigt, um so einen Beitrag zur Wasserbilanz in Hinblick auf eine gesamtwirtschaftliche Wassernachfragefunktion liefern zu können. Die Erkenntnisse aus der Modellierung und der Szenarienberechnungen werden in ein SDSS integriert. Modellierung Abb. III.1.2-8: Schematische Darstellung der Komponenten des DSS „Wasserverbrauch der Sektoren“ Hydrologie IMPETUS 104 Die Bearbeitung des Problemkomplexes setzt eine fundierte Datengrundlage voraus, welche mit Hilfe von Expertenwissen sowohl für den Wasserverbrauch der einzelnen Sektoren als auch für die Quantifizierung der prozentualen Wassernutzung in ein nationales Expertensektormodell (NES) integriert wird (siehe Abb. III.1.2-8). Dabei werden Gesetze, Rahmenbedingungen und dem institutionellen Wandel besondere Bedeutung beigemessen. Der vorhandene Problemkomplex definiert den Modellbegriff als ein regelbasiertes Modell (Expertensystem) unter Zuhilfenahme von Expertenwissen, indem Erkenntnisse durch Korrelationen und Signifikanzen ausgedrückt werden. Diese bilden die Grundlage für die Erstellung eines sDSS, welches in dem vorhandenen Problemkomplex in drei Module unterteilt wird, um die Sektoren Haushalt, Industrie und Landwirtschaft gleichermaßen zu berücksichtigen. Da in den vorhergehenden Zwischenberichten bereits ausführlich auf die Methodik und die Ergebnisse eingegangen wurde, konzentriert sich dieser Bericht auf die letzten Arbeitsschritte, die notwendig waren, um den vorhandenen Problemkomplex thematisch abzuschließen. Stand der Arbeiten 1. Nationales Expertensektormodell (NES-Modell) Die Erkenntnisse der empirischen Feldforschung wurden in die drei Module der Wassernachfrage Haushalt, Industrie und Landwirtschaft integriert. Dem zu Grunde lagen Korrelationen und Signifikanzen, die in Form von statistischen Tests ermittelt wurden, so dass im Ergebnis wenn-dann- Beziehungen unter Einbeziehung von Expertenwissen vorlagen. Diese Einteilung der Module bildete die Grundlage für die anschließende Programmierung des DSS. Für das Modul 1 „Haushalt“ konnten die Ergebnisse aus unterschiedlichen Ebenen zusammen getragen werden. Nach Expertenmeinungen sollte sich die Feldforschung an den folgenden drei Gruppen orientieren: 1. Dorf: Unter diesem Stichwort wurden die Bewohner Benins zusammengefasst, die nicht an ein öffentliches Netz der SONEB angeschlossen waren. D. h. ihnen standen öffentliche Brunnen, Pumpen oder Marigots zur Verfügung, um ihren persönlichen Wasserbedarf zu decken. 2. Peripherie: Bewohner, die theoretisch die Möglichkeit hätten, ihren häuslichen Wasserbedarf über die SONEB zu decken, aber nicht über einen offiziellen Anschluss verfügten. Diese Bevölkerung zeichnete sich vielfach dadurch aus, dass sie SONEB-Wasser über Nachbarn zu bezogen. 3. Stadt bzw. „Systeme“: Unter „Stadt“ wurden die Bewohner Benins zusammengefasst, die offiziell die SONEB registrierte. Es konnte jedoch festgestellt werden, dass vielfach der SONEB-Anschluss nicht ausschliesslich genutzt wurde, so dass andere Quellen wie Brunnen, Pumpen oder Marigots die Wasserquellen eines Haushaltes komplettierten. Die SONEB installierte ihre Wassernetze in sogenannten „Systemen“ nach rein ökonomischen Gesichtspunkten. Somit wurden Systeme in urbanen als auch ruralen Gebieten installiert. Hydrologie IMPETUS 105 Da sich die empirischen Untersuchungen nicht flächendeckend über ganz Benin erstreckten, wurden fehlende Daten mit Hilfe des letzten Zensus 2002 aus Benin komplettiert. Im Modul 1 „Haushalt“ waren dies vor allen Dingen die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung der einzelnen örtlichen Einheiten sowie die Bevölkerungswachstumsrate bis zum Jahr 2025, die mit Hilfe der ID-Nummern zugeordnet wurden. Das Modul 2 „Industrie“ erstreckte sich auf die Untersuchung der industriellen Aktivitäten, die jedoch in Benin nur peripher vorhanden waren. Mit Hilfe des Industrieministeriums gelang es jedoch, eine Grundgesamtheit der Aktivitäten unter Einbeziehung der Branchen zusammen zu stellen. Dabei wurden die Produktionsstätten in drei Gruppen eingeteilt: Die 1. Gruppe umfasste Industrieproduktionen, bei denen Wasser eine zentrale Rolle in der Produktion spielte. Zu dieser Gruppe wurden z.B. die Getränkeindustrie, Textilindustrie als auch die Hotels zusammengefasst. In der Gruppe 2 spielte Wasser in der Produktion weniger eine Rolle, was z.B. nach Meinung der Experten bei der Seifenherstellung oder bei der Konservierung von Früchten der Fall war. Für die letzte Gruppe, zu denen z.B. die Bäckereien/Konditoreien als auch die Herstellung von Fetten und Ölen gezählt wurde, spielte Wasser eher eine untergeordnete Rolle. Das Modul 3 „Landwirtschaft“ konzentrierte sich zum einen auf die fünf großen Bewässerungsanlagen (Malanville, Savé, Pobé, Koussin-Lélé und Dévé), zum anderen auf der urbanen Gemüseanbau, der besonders in Stadtrandnähe große Bedeutung genoß. Letzeres wurde unterteilt in Bewässerung mittels Motorpumpe und Gießkannenbewässerung. Die Ergebnisse dieses Moduls wurden im letzten Endbericht ausführlich präsentiert. 2. Szenariengrundüberlegungen und -berechnungen Haushaltsebene Die Szenarienberechnungen zum vorliegenden Problemkomplex wurden auf den zuvor beschriebenen Ebenen (Dorf, Peripherie und Stadt) vorgenommen. Dabei war es zunächst notwenig, den Zensusdatensatz so zu strukturieren, dass die erhobenen und ausgewerteten Daten der Feldforschung den entsprechenden ID Nummern im Zensus zugeordnet werden konnten. Das Ergebnis der Szenarienberechnungen bis 2025 mit Hilfe der Bevölkerungsprojektionen ließ sich auf Ebene der Haushalte in die folgenden Unterrubriken gliedern: a) b) c) d) e) Dorf Stadt „Systeme“ Arrondissement Departement Benin (national) Hydrologie IMPETUS 106 Zu a) Die Untersuchungen von mehr als 2000 Dorfbewohnern bildeten die Grundlage der Berechnungen. Diese waren im Zensus eindeutig über die ID-Nummer und den Wasserzugang zu identifizieren. Zu b) Die einzelnen 69 Systeme der SONEB wurden den entsprechenden ID-Nummern zugeordnet. Je nach Klasseneinteilung der Systeme lag der zugrunde liegende Wasserverbrauch zwischen 56,68l und 73,77l. Zu c) Auf Arrondissementebene wurde entsprechend dem jeweiligen prozentualen Anteil der Gruppen „Dorf“, Peripherie“ und „Stadt“ ein Mittelwert für den Wasserverbrauch errechnet. Zu d) Die Arrondissements wurden den entsprechenden 12 Departements zugeordnet, so dass sich damit ein Gesamtergebnis für Benin auf nationaler Ebene errechnen ließ. Industrieebene Bei der Befragung der unterschiedlichen Industriebranchen wurden die Experten um eine Einschätzung ihrer strategischen Unternehmerziele unter gleichzeitig sich verändernden Randbedingungen gebeten. Dabei wurden Rahmenbedingungen der drei IMPETUS Szenarien ausführlich erläutert, so dass sich der der Experte in der Lage sah, seine strategischen Entscheidungen zu dokumentieren. Landwirtschaftsebene In Anlehnung an die Methodik auf Industrieebene wurde ebenfalls im Modul Landwirtschaft vorgegangen. Auch hier wurden die Experten der fünf großen Bewässerungsanlagen und die Gemüsebauern um eine strategische Entscheidungsgrundlage in Hinblick auf die Szenarien gebeten. Hydrologie IMPETUS 107 3. Grundgedanken zum SDSS „WaNa“ Abb. III.1.2-09: Modellhafter Aufbau des SDSS (Problemkomplex Be-H2) Haushaltsebene Die zuvor abgebildete Graphik verdeutlicht die Kopplung der erhobenen Feldforschungs- mit den Zensusdaten auf Haushaltsebene, die in einer Wassernachfragedatenbank integriert wurden. Um User bei wasserrelevanten Entscheidungen zu unterstützen, lag die Grundidee des DSS „WaNA“ auf den folgenden Auswahlmöglichkeiten für neue Berechnungen, die in Form von GIS-Karten, Tabellen, Schaubildern oder der Beschreibung der methodischen Konzeptionalisierung als Ergebnisdarstellung ausgewählt werden können: - nach internationalem Standard (WHO and UNICEF 2000, WHO 2002, UN 2003), - IMPETUS-Vergleichsstudien, - Expertenmeinungen oder - benutzerdefinierten Eingaben. Hydrologie IMPETUS 108 Somit ist das entwickelte SDSS sowohl ein Informationssystem als auch ein Entscheidungsunterstützungssystem. Der folgende Screenshot verdeutlicht einer der Auswahlmöglichkeiten am Beispiel der Haushaltsebene. Hier kann der User unter den zur Verfügung stehenden Datensätze als auch den regionalen Gültigkeiten auswählen. Auch wenn der WHO (Weltgesundheitsorganisation) Standard wie in diesem Beispiel von den Vereinten Nationen vorgegeben ist, besitzt das DSSSystem dennoch die Flexibilität, diesen Wert selbstständig für seine Berechnungen zu verändern. (Der Standard ist kein fixer Wert, sondern kann von Seiten der WHO im Laufe der Zeit angepasst werden.) Abb. III.1.2-10: Modellhafter Aufbau des DSS (Problemkomplex Be-H2) Somit ist „WaNa“ in der Lage, die ermittelten Werte der empirischen Sozialforschung räumlich und zeitlich darzustellen. Gleichzeitig ermöglicht es dem User, bestehende Annahmen zu verändern, die der Berechnung zu Grunde liegen. In dem nachfolgenden dargestellten Sreenshots könnte diese Anpassung zum Beispiel mit dem jährlichen Bevölkerungswachstum vorgenommen werden, indem die Annahmen aus dem Zensus über das jährliche Bevölkerungswachstum mittels eines Reglers zu neuen Berechnungen und damit auch zu neuen Ausgaben in Form von Tabellen, Gis Karten oder Schaubildern führt. Hydrologie IMPETUS 109 Abb. III.1.20-11: WaNa Screenshot auf Haushaltsebene und deren veränderbare Parameter am Beispiel „WHO auf Landesebene“ Im Bereich der Haushaltsebene sind die Ergebnisse auf unterschiedlichen Skalen generierbar. Neben der nationalen Berechnung für ganz Benin kann der Wasserverbrauch für einzelne Departements oder Städte ermittelt werden. Im Hintergrund greift „WaNa“ für die Berechnungen auf den Anteil der Bevölkerung zurück, die prozentual auf die Gruppen „Dorf“, „Peripherie“ oder „Stadt“ entfallen. Auf Stadtebene werden räumlich alle Gemeinden integriert, bei denen nach dem Zensus erkennbar ist, dass dort ein Anschluss der SONEB für die Bevölkerung zur Verfügung steht. Um jedoch eine Übersicht zu gewährleisten, wurden teils eingemeindete Stadtteile unter der Hauptgemeinde aufgeführt. So wird beispielsweise Cové bei der SONEB und in dem vorliegenden SDSS „WaNa“ als „System“ geführt, findet sich jedoch im Zensus unter Adogbe, Gounli, Nagon und Soli. Das folgende Beispiel verdeutlicht anhand von Abomey-Calavi im Departement Atlantique den empirisch ermittelten Wasserverbrauchswert von 29,96 pro Kopf und Tag, dessen Wert mittels eines variablen Reglers veränderbar ist. Weitere 63 Systeme stehen dem User ebenfalls zur Auswahl bereit. Hydrologie IMPETUS 110 Abb. III.1.2-12: WaNa Screenshot auf Haushaltsebene und deren veränderbare Parameter am Beispiel „Empirische Erhebungen auf Stadtebene“ Industrieebene Die Datenerhebung auf Industrieebene wurde insgesamt an 21 Orten durchgeführt. Dabei fand die Einteilung der Industrie in Bezug auf ihre Wasserabhängigkeit besondere Berücksichtigung. „WaNa“ ermöglicht dem User, die einzelnen Orte und in einer weiteren Unterauswahl auch die in diesen Orten ermittelten Branchen auszuwählen. (Siehe nachfolgende Abbildung) In der anschließenden Ergebnismaske werden dem User pro Untersuchungsort und Branche die ermittelten Daten in Form von Zahlen und Tabellen aufgezeigt. Gleichzeitig werden die berechneten Szenarien B1 bis B3, aufgeschlüsselt nach den Jahreszahlen von 2010 bis 2025 in 5er Schritten, berücksichtigt. Hydrologie IMPETUS 111 Abb. III.1.2-13: WaNa Screenshot auf Industrieebene und deren veränderbare Parameter am Beispiel „Auswahl des Zielgebiets“ Landwirtschaftsebene Nachdem am Beispiel der Haushalts- und Industrieebene der grundsätzliche Aufbau von „WaNa“ dargestellt wurde, soll nun am Beispiel der Landwirtschaftsebene der Fokus auf die Ergebnismaske gelegt werden. In Bezug auf die fünf großen Bewässerungsanlagen kann der User anhand einer GIS-Karte sein Zielgebiet auswählen, zu dem er weitere Informationen erhalten möchte. Eine mögliche Ausgabe zeigt das nachfolgende Schaubild. Nachdem das Zielgebiet wie hier am Beispiel von Malanville angezeigt wurde, werden die Datensätze in Form eines Schaubildes zur Verfügung gestellt. Danach ist der Wasserverbrauch im Istzustand als auch nach Ansicht der Experten für die Szenarien B1 bis B3 ersichtlich. Optional können weitere Informationen - zum Standort (wie bewässerte Fläche in Abhängigkeit von Regen- oder Trockenzeit, genutze Wasserquellen, Art der Bewässerung etc. ) - zur Methodik (die der Untersuchung zu Grunde liegt) - weitere GIS-Karten oder - Schaubilder abgerufen werden. Hydrologie 112 IMPETUS Abb. III.1.2-14: Mögliche Ergebnisdarstellung auf Landwirtschaftsebene am Beispiel von Malanville Das Thema „Wasserverbrauch“ stößt nach wie vor auf sehr großes Interesse von Seiten der Beniner, welches durch die zahlreichen Teilnehmer beim letzten Workshop im März 2006 deutlich wurde. Dementsprechend gibt es in Benin zahlreiche unterschiedliche Anwendergruppen, für die dieses SDSS interessant ist. Allen voran die staatliche Wasserbehörde (SONEB), die DGEau, die Universität (UAC/FSA), Partenariat de l’eau, CREPA, Helvetas, Danida, Weltbank, ebenso für Vertreter der Departements oder der Gemeinden. Literatur: WHO and UNICEF 2000: Global Water Supply and Sanitation Assessment 2000 Report, WHO 2003: 05.02.2008 http://www.who.int/water_sanitation_health/diseases/WSH03.02.pdf. Zugriff United Nations 2003: UNCTAD Handbook of Statistics. United Nations New York and Geneva Hydrologie PK Be-H.3 IMPETUS 113 Satellitenbasiertes Niederschlags-Monitoring System für Anwendung in der Landwirtschaft und Abflussvorhersage Abb. III.1.2-15: Squall Line über Benin, gesehen vom METEOSAT 8 durch infrarot und visuelle Kanäle Problemstellung Die geringe Dichte, späte Verfügbarkeit, und oft niedrige Qualität der Niederschlagsmessungen in Westafrika stellt ein erhebliches Problem für die flächendeckende Abschätzung von Niederschlag dar. So ist eine Echtzeitdiagnose oder eine Erstellung von täglichen flächendeckenden Niederschlagskarten wegen der statistischen Eigenschaften konvektiver Niederschläge allein durch Stationsmessungen nicht möglich. Existierende satellitenbasierte Niederschlagsprodukte sind durch die Ausrichtung auf die globale oder kontinentale Skala und Klimatologie zu grob aufgelöst, haben auf räumlich und zeitlich kleiner Skala eine niedrige Qualität, und werden deshalb für quantitative Anwendungen von nationalen Institutionen kaum verwendet. Ursache hierfür ist die regionale und zeitliche Abhängigkeit von systematischen Fehlern, die in global adaptierten Algorithmen außer Acht gelassen werden müssen. Es wird daher ein Monitoring-System benötigt, welches Stakeholdern in Benin Echtzeit-Monitoring ermöglicht und die Menge sowie die Variabilität des Niederschlags für planerische Maßnahmen und auch wissenschaftliche Zwecke brauchbar wiedergibt. Mitarbeiter M. Diederich Zielsetzung Das Ziel ist, ein Niederschlags-Überwachungskonzept zu erstellen, welches beim nationalen Wetterdienst in Benin umsetzbar ist, um verschiedene Organisationen mit zur Modellierung tauglichen Daten zu beliefern, die sie für planerische Maßnahmen und Forschungsaktivitäten benötigen (Abb. III.1.2-16). Dazu genutzt werden der METEOSAT 8 Empfänger, der am Flughafen in Cotonou von Hydrologie IMPETUS 114 der Direction Météorologique National (DMN) betreut wird, sowie die weiteren meteorologischen Punktmessungen, welche dort gesammelt werden. Außerdem werden die von IMPETUS erstellten Datensätze (Monatliche Niederschlagsklimatologie 1921-2005 und stündlicher MonitoringDatensatz 1983-2006) in ein Informationssystem integriert, welches die einfache Handhabung des Klima-Archivs für nicht in GIS ausgebildete Nutzergruppen in Hydrologie und Landwirtschaft ermöglicht. Nutzergruppen • Direction Météorologique National (DMN): Francis Didé - Wilfred Adjovi, Gabriel Zannou (Flugüberwachung ASECNA), Betreuer des METEOSAT Empfängers - Epiphane Ahlonssou : Centre Climatologique - Tohio Denis und Flore Rokko: Centre Agrometeorologie, Einbindung in den Bilan Agrométéorologique. • Direction Générale de l’Eau - Arnaud Zannou, Aurélien Tossa: Abflussvorhersagen und Datenbank • Université d’Abomey-Calavi - Faculté des Sciences Agricoles FSA (Prof. Sinsin, Prof. Aho) - Chaire Internationale en Physique Mathématique et Applications CIPMA (Prof. Hounkon nou) - Faculté des Sciences et Techniques FAST (Prof. Houngninou) - Institut National pour la Recherche Agricole au Bénin INRAB (Dr. Attanda Iqué) Abb. III.1.2-16: Geplanter Datenfluss des Monitoring-Tools und Informationssystems Stand der MT/IS-Entwicklung Monitoring-Tool PrecipInfo Für eine Echtzeit-Niederschlagsschätzung mit weniger als 30 Minuten Verzögerung, die ausgehend von einem METEOSAT-Second-Generation (MSG/METEOSAT 8) Empfänger generiert werden können, wurde ein nur auf Infrarot-Bildern (10 micrometer Wellenlänge) basierender Algorithmus Hydrologie IMPETUS 115 entworfen und für die Region um Benin angepasst. Es hatte sich schon Ende der zweiten Phase gezeigt, dass die Verwendung mehrerer Infrarot-Kanäle zur Diskriminierung von nicht regnenden Zirrus Wolken keine substanzielle Verbesserungen der Niederschlagsschätzung für die Wolkensysteme in Westafrika bewirkt. Daher beruht der für Benin angepasste Algorithmus auf der Erkennung regnender Wolken durch die abgeschätzte Höhe der Wolkenoberkante, des Wolkenstadiums, und des Auftretens von lokalen Minima in der Infrarot Temperatur. Zur Kalibrierung des Algorithmus wurden stündliche Bodenmessungen an 6 Orten (Cotonou, Bohicon, Save, Parakou, Natitingou, Kandi) von 1983 bis 2006 verwendet, die in einer Kooperation mit dem Institut der Recherche pour le Développement (IRD) aufgearbeitet wurden. Dabei handelt es sich um Daten aus mechanischen Regenschreibern, die für die Jahre 1960 bis 2006 digitalisiert wurden. Durch multiple Regression zwischen den gemessenen Niederschlagsintensitäten auf die genannten Wolkenparameter wurde ein Niederschlagsindex abgeleitet, der ebenfalls von Tageszeit und Jahreszeit abhängig ist, was nur aufgrund der langen Messzeitreihen möglich war. Durch Histogramm-Abgleich wurden 6 lookup-Tabellen erstellt, die den Niederschlagsindex in Regenraten umwandeln. Die so generierten Transferfunktionen wurden dann räumlich interpoliert, um flächendeckende Schätzungen durch die METEOSAT Infrarot Bilder zu erlauben. Die resultierenden stündlichen Niederschlagsfelder sind räumlich höher korreliert als tatsächliche Niederschläge in Benin, was bei zeitlicher Integration zu einer Häufung von Extremwerten und übertrieben hohen Tages- und Monatssummen führte. Darum wurde eine Zufallskomponente eingefügt, was auch eine Erhöhung der Korrelation der Tages- und Monatssummen mit Bodenmessungen zur Folge hatte. Da nur ein Infrarot Kanal um 10 micrometer Wellenlänge verwendet wurde, ist der Algorithmus auf alle METEOSAT und MSG Platformen übertragbar. Der auf METEOSAT Infrarot Bildern beruhende Algorithmus zur Echtzeit-Niederschlagsschätzung wurde somit für den Zeitraum 1983 bis Juni 2006 in stündlicher Auflösung angewendet und mit Bodenmessungen verglichen. Dabei wurde eine verschlechterte Wiedergabe der interannuellen Variabilität gegenüber der des Multi-Sensor Niederschlagsalgorithmus festgestellt. Obwohl die Infrarot-Daten der Satelliten METEOSAT 2 bis 7 mit allen verfügbaren Koeffizienten der Schwarzkörper-Kalibrierung von EUMETSAT sowie der International Satellite Cloud Climatology Project (ISCCP) justiert wurden, entstand diese zum Teil aus offensichtlichen Kalibrationsfehlern, die beim Übergang von einem Sensor zum nächsten, sowie kurzzeitig auftraten, und dadurch künstliche Extremereignisse erzeugten. Außerdem wirkte sich die Tatsache, dass die Infrarot-Methode zwar Niederschlagstage mit ausreichender Genauigkeit erkennt, aber die Quantität schlecht wiedergibt, stark auf die Übereinstimmung der Jahressumme aus. Darum ist eine Einbeziehung und Disaggregation der Bodenmessung für eine gute quantitative Wiedergabe nötig und wird in einem kombinierten Satellit/Bodenmessung Datensatz realisiert. Es ergab sich auch ohne eingebundene Bodenmessung eine höhere Korrelation mit den Validierungsdaten als bei anderen getesteten Standard-Infrarot-Niederschlagsalgorithmen, jedoch wurde die Wiedergabe von Extremereignissen bei den Echtzeit-Schätzungen als noch nicht befriedigend erachtet. Hydrologie IMPETUS 116 Abb. III.1.2-17: Globalstrahlung (oben), Temperatur (mitte), und relative Feuchte (unten), aus den Messungen einer Klimastation in Djougou (links) und dem Kombinierten METEOSAT/SYNOP Schema (rechts). Die Fehler in der Kalibration sind bei den stabileren METEOSAT 8 und 9 Sensoren nicht zu erwarten. Es wird noch geprüft, ob mit Einbeziehung von meteorologischen Variablen wie Feuchte und Precipitable Water aus dem frei verfügbaren globalen Wettermodell Global Forecasting System (GFS) eine Verbesserung der Echtzeit-Schätzung bezüglich Extremereignissen erreicht werden kann. Um die flächendeckende hydrologische und agrarische Modellierung mit zusätzlichen meteorologischen Parametern in einem homogenen Datensatz zu ermöglichen, wurden Methoden entwickelt, um aus METEOSAT Infrarot Bildern und den 6-stündlichen synoptischen Meldungen stündliche Werte für Globalstrahlung, Temperatur, und relativer Luftfeuchte auf dem gesamten Territorium Benins abzuleiten. Dazu wurden stündliche Klimastationsdaten in Djougou von 2002 bis 2006 ver- Hydrologie IMPETUS 117 wendet, um durch multiple Regression auf von METEOSAT-7 gemessene Parameter die Anomalie der entsprechenden Größe gegen den Tages- und Jahresgang vorherzusagen. Die Globalstrahlung am Boden wurde durch die Extinktion der solaren Einstrahlung durch die stündlich von METEOSAT gesehene Bewölkung simuliert und durch den in Djougou gemessenen systematischen Jahresgang angepasst. Die 2-Meter Lufttemperatur wird aus einer durch multiple Regression gewichteten Kombination von interpoliertem SYNOP-Meldungen und erwarteter Anomalie durch Orographie, Bewölkung, und Niederschlag geschätzt. Die relative Feuchte in 2 Meter Höhe ist nicht durch Satellitenmessungen abschätzbar, deshalb wurde sie über die Temperatur und erwartetem Wasserdampfdruck aus SYNOP Meldung mit Standardannahmen auf die Gesamtfläche rückgerechnet. Da die räumliche Variabilität und statistischen Eigenschaften dieser 3 Größen unproblematischer sind als bei Niederschlag, ergibt sich mit dieser einfachen Methode eine sehr gute Übereinstimmung mit den Referenzmessungen in Djougou (Abb. III.1.2-17). Diese Methode wurde ebenfalls für die Jahre 1983 bis 2006 angewendet, um zusammen mit dem Niederschlag einen vollständigen meteorologischen Datensatz für Benin zu erstellen. Da Temperatur und relative Feuchte in Wettermodellen sehr viel verlässlicher wiedergegeben werden als Niederschlag, können hier GFS Vorhersagen problemlos verwendet werden, um die SYNOP-Messungen in dem Retrieval-Algorithmus zu ersetzen und in das Echtzeit-Monitoring integriert werden. Die Installation des Monitoring-Tools bei der DMN, die für November 2007 geplant war, musste in den April 2008 verschoben werden. Dies war bedingt durch den nicht vorhergesehen Zeitaufwand durch die Kalibrationsfehler in den METEOSAT Daten, die Untersuchungen wegen der noch nicht befriedigenden quantitativen Übereinstimmung des METEOSAT-Infrarot NiederschlagsAlgorithmus, die Ableitung zusätzlicher meteorologischer Parameter, und die Erstellung der stündlichen Zeitreihen von 1983 bis 2006. Das Niederschlagsmonitoring auf kontinentaler Skala durch den vorher entwickelten MultisensorAlgorithmus wurde vorerst zurück gestellt, da die DMN sehr an der frühen Installation eines Niederschlagsmonitorings auf nationaler Ebene interessiert war. Die notwendigen Daten für die Jahre 2002 bis 2006 liegen vorprozessiert bereit, so dass der fertige Algorithmus für den gesamten afrikanischen Kontinent und alle Monate validiert werden kann. Informations-System PrecipInfo Um die Handhabung der meteorologischen Daten bei allen Zielorganisationen zu erleichtern, wurde ein Informationssystem mit grafischer Oberfläche erstellt, welche die Ausgabe von Zeitreihen an beliebigen Orten und beliebiger zeitlicher Auflösung ermöglicht (Abb. III.1.2-18). Es ist in Interactive Data Language (IDL) programmiert, und kann in einer kostenfreien IDL-Virtual Machine Umgebung ausgeführt werden. Gegenwärtig beinhaltet PrecipInfo ebenfalls einfache statistische Funktionen (Berechnung von Jahresgang/Tagesgang, Anomalie, Überschreitung von Schwellwerten, Wiederkehrwahrscheinlichkeit) und ist ohne GIS Kenntnisse bedienbar. Nach der erfolgreichen Operationalisierung des Monitoring-Tools in Cotonou wird es die von der DMN bereitgestellten Daten visualisieren und zugänglich machen, sowie die von IMPETUS erstellten Datensätze beinhal- Hydrologie IMPETUS 118 ten. Es werden anschließend Module hinzugefügt, die eine automatisierte Ausgabe in von den Nutzern gewünschten Formaten und Parameter gewährleisten. Abb. III.1.2-18: Vorläufige Benutzeroberfläche des Informationssystems. Beispiel für die Ausgabe einer Zeitreihe von 10-Tages Summen von Niederschlag für die Kommune Bonou ausgehend von flächendeckenden Tagessummen eines kombinierten Satelliten/Bodenmessung Produkts. Landnutzung IMPETUS 119 III.1.3 Landnutzung PK Be-L.1 Landnutzung und Landbedeckungsänderungen im Ouémé-Einzugsgebiet: Erfassung, Ursachen, Prognosen, Maßnahmen Landwirtschaftliche Felder in der Nähe von Doguè Problemstellung Die Landnutzung/Landbedeckung bzw. deren Veränderungen beeinflussen wichtige Schlüsselparameter des hydrologischen Kreislaufes. Die Quantifizierung der Landnutzungsveränderungen ist damit eine erste wichtige Anforderung für ein umfassendes Verständnis der Interaktion unterschiedlicher Systemkomponenten. Durch die Analyse und Auswertung von Fernerkundungsdaten können hier detaillierte Informationen gewonnen werden. Die Abschätzung der zukünftigen Änderungen der Landnutzung und Landbedeckung ist eine wichtige Voraussetzung für einen nachhaltigen Ressourcenschutz, der langfristige Planungen erfordert. Diese Ergebnisse sind ebenso ein wichtiger Input für andere Modelle, die ökosystemare Konsequenzen abschätzen, wie z.B. Bodenerosion oder Klimaänderung. Mitarbeiter H.-P. Thamm, M. Judex, V. Orekan, A. Kuhn, Th. Gaiser Landnutzung IMPETUS 120 Zielsetzung Innerhalb des PK Be-L.1 soll für unterschiedliche Szenarien die Landnutzung räumlich explizit modelliert werden. Dabei werden unterschiedliche räumliche Auflösungen und Fragestellungen einbezogen. Die Ergebnisse werden als Input von anderen Problemkomplexen (PK Be-E.2; PK BeE.4; PK Be-H.1; PK Be-L.3) verwendet und sind die Grundlage für ein ISDSS zur Landnutzungsevaluation und –planung. Nutzergruppen • Planungsbehörden • - Direction de Forêt et Ressources Naturelles (Seraphin DONOU) - Direction de la planification et du suivi-evaluation, MTPT (Anatole KOUNZONDE) Umsetzungsebene • - INRAB (Dr. Delphin KOUDANDE, Dr. Anastase HESSOU) - PGTRN - EZ Betreuer / Entwickler - CIPMA (Prof. M. N. Hounkonnou) Geographie UAC (Prof. Houndgaba) Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Sowohl die Analyse von Landnutzungsveränderungen basierend auf Fernerkundungsdaten als auch die Modellierung zukünftiger Veränderungen erfordert eine detaillierte Kenntnis der vorherrschenden Dynamik und einen vielfältigen Methodenpool. Dies ist in Benin auch bei ansonsten gut ausgestatteten Institutionen nicht immer der Fall. Deshalb wurde das SDSS LUMIS (Land-Use Modelling and Information System) so entworfen, dass zum einen sehr einfach Informationen der bestehenden Landnutzung und zum anderen fertig gerechnete Änderungsszenarien abgefragt werden können. Daneben soll aber auch fortgeschrittenen Benutzern die Möglichkeiten gegeben werden, Parameter (in vorgegebenem Rahmen) selbst zu ändern und damit eigenen Szenarien rechnen zu können. Das SDSS basiert aus zwei Modulen, wobei das Szenarien-Modul auf dem Modellierungskonzept CLUE-S (Conversion of Land Use and ist Effects at small regional extent) und auf XULU (eXtendable Unified Land Use modelling plattform) aufbaut. Im Folgenden wird der Stand der Arbeiten beschrieben. Stand der Modelle und Szenarien Zukünftige Landnutzungsänderungen im Untersuchungsraum wurden mit dem CLUE-SModellkonzept modelliert. Das Modellkonzept wurde in die XULU-Modellierungsplattform integriert, womit die Modellkalibrierung durch komfortable Daten- und Modellverwaltung erheblich erleichtert wird. XULU wurde innerhalb IMPETUS konzipierte und programmiert, da die Bedien- Landnutzung IMPETUS 121 barkeit der vorhandenen CLUE-S-Software für die vielfältigen Bedürfnissen nicht ausreichte und gleichzeitig die Möglichkeit der Modellerweiterung nicht gegeben war. Das CLUE-S-Modellkonzept (vgl. Abb) ist ein statistisch-dynamischer Modellansatz, bei dem das Auftreten der Landnutzung bzw. Landnutzungsänderung räumlich explizit durch logistische Regressionsverfahren vorhergesagt wird und die angenommenen Veränderungen (Quantität) iterativdynamisch simuliert werden. Zur Erklärung der räumlichen Verteilung der Landnutzung werden entsprechende Antriebskräfte benötigt, die die Landnutzungsverteilung bestimmen. Diese müssen alle räumlich explizit vorliegen und werden als unabhängige Variable zur Erklärung der Landnutzungsverteilung eingesetzt. Neben diesen räumlichen Berechnungen wird auch der Bedarf der Landnutzungsflächen für jeden Modellzeitpunkt benötigt, der als „nicht-räumlicher“ Inputfaktor in das Modell einfließt. Zur Kontrolle der lokalen Veränderungsprozesse im Model können Entscheidungsregeln und Nachbarschaftswahrscheinlichkeiten angegeben werden. Entsprechend den innerhalb IMPETUS definierten Rahmenbedingungen wurden verschiedene Abb. III.1.3-1: Schema des CLUE-S-Modellkonzeptes, das zur Modellierung der Landnutzungsänderungen verwendet wird. (Quelle: Judex in prep.) Szenarien bis 2025 berechnet, die jedoch im Berichtszeitraum deutlich verbessert wurden. Ein Problem des CLUE-S-Modellkonzeptes besteht darin, dass die zeitliche Dynamik der Brachewechselwirtschaft im Modell nicht adäquat wiedergegeben werden konnte. Diese ist durch eine hohe Variabilität und lokale Zufälligkeit gegenzeichnet. Hier konnte mit einem Pixelausschlussverfahren die räumliche Repräsentation verbessert werden (Judex in prep.). Ebenso wurden die Szenariendefinitionen bezüglich der lokalen Umwandlungsregeln verfeinert und die Bedarfsberechnung verbessert. Landnutzung IMPETUS 122 Konzept des SDSS LUMIS Mit dem SDSS LUMIS wird ein umfassendes Framework geschaffen, mit dem der Zugang zu Informationen der aktuellen Landnutzung ermöglicht wird und zukünftige Szenarien möglicher Landnutzungsänderungen berechnet werden können. LUMIS besteht aus zwei Modulen (Abb. III.1.3-2). Das erste Modul ist ein Informationssytem zum Abfragen unterschiedlicher Daten der Landnutzung und der Landnutzungsänderung. Dabei wird als Visualisierungskomponente der neu entwickelte digitale IMPETUS-Atlas verwendet und entsprechend angepasst, so dass für unterschiedliche administrative Einheiten die Landnutzungskarte als auch die Statistiken abrufbar sind. In mehreren Gesprächen und Schulungen in Benin zeigte sich, dass gerade solche Basisinformationen dringend benötigt werden. Das zweite Modul beinhaltet die Möglichkeit, zukünftige Szenarien der Landnutzugsveränderung berechnen zu können. Dabei können die Ergebnisse von bereits gerechneten Szenarien visualisiert, aber auch eigene Szenarien definiert und berechnet werden. Hierzu wurden die Modellierungskomponenten der XULU-Plattform in das IMPETUS SDSS-Framework integriert. Aus der Vielzahl an Eingabeparametern des Landnutzungsmodells wurden nur die für den Endbenutzer relevanten Parameter ausgewählt und als änderbare Optionen zur Verfügung gestellt. Dazu zählen: • Auswahl eines Szenarios, was die Bedarfsberechnung der Landnutzungsfläche basierend auf gegebenen Rahmenbedingungen beinhaltet, • Festlegen des zu modellierenden Zeithorizontes, • Anbaubedingungen und Management und • Ressourcen- und Flächenschutz. Über LUMIS können zwar nur eine beschränkte Anzahl an Bedienelementen und Parametern von XULU angesteuert werden, was jedoch hinsichtlich der Komplexität und Sensitivität der Modelle notwendig ist. Anwender müssen nicht den gesamten Modellansatz verstehen, um ein eigenes Szenario definieren und berechnen zu können. Als Beispiele können hier genannt werden: Veränderungen des Waldschutzes oder andere Kombination von Rahmenbedingungen als die Voreingestellten. Die Implementierung von LUMIS ist schon soweit fortgeschritten, dass die wesentlichen Module der Parametersteuerung funktionieren und ein benutzerdefinierte Szenarien mit einem Testdatensatz gerechnet werden können. Abb. III.1.3- 3 zeigt die Eingabemöglichkeiten zur Konfiguration eines Szenarios und in Abb. III.1.3-4 ist das Ergebnis eines Modelllaufes zu sehen, der on the fly aktualisiert wird. Landnutzung IMPETUS 123 Abb. III.1.3-2: Struktur des SDSS LUMIS Die Ergebnisse der Szenarien werden so dargestellt, dass immer zwei unterschiedliche Szenarien gegenüber stehen und vergleichbar sind. Zusätzlich werden die Parameter, mit denen das Szenario gerechnet wurde, zusammengefasst. Statistische Angaben, die die Landnutzungsveränderung im Szenarienzeitraum darstellen, runden die Ergebnisinformation ab. Landnutzung IMPETUS 124 Abb. III.1.3- 3: Screenshot von LUMIS Version 0.1: Konfigurationsmöglichkeiten eines Modell-Lauf Für die Anwender in Planungsbehörden stellt die Auswirkung von Infrastrukturänderungen oder Ressourcenschutzmaßnahmen auf die Landnutzung eine wichtige Information dar. Deshalb wurden die Möglichkeiten der interaktiven Erstellung und Veränderung solcher Daten im SDSS evaluiert und ein Konzept hierzu entworfen. Momentan wird hier an der Umsetzung gearbeitet, die allerdings einige geoinformatische Schwierigkeiten beachten muss. Dabei werden auf Grundlage der freien GeoTools-Bibliothek die notwendigen Bausteine programmiert, die sich nahtlos in die vorhandene Architektur von XULU bzw. IMPETUS SDSS-Framework integrieren sollen. Der Endanwender soll dann in der Lage sein, Straßen oder spezielle Schutzgebiete für ein bestimmtes Szenario direkt im SDSS eingeben/digitalisieren zu können. Integration von XULU in das ISDSS-Framework Die Möglichkeit benutzerspezifische Szenarien innerhalb LUMIS zu berechnen, wird durch die Integration der XULU-Plattform in das IMPETUS SDSS-Framework ermöglicht. Die XULUModellierungsplattform ist eine generische Modellierungsumgebung, mit der unterschiedliche Modelle implementiert werden können (Schmitz 2006). Modelle werden als Plug-Ins realisiert und können auf eine umfangreiche Bibliothek zur Verwaltung von (Geo-)Daten zugreifen. Durch den modularen Aufbau der Plattform können einzelne Teile ausgetauscht werden, ohne die ganze Plattform anpassen zu müssen. Dieser Umstand erleichtert eine Integration der entsprechenden Programmbibliotheken in das IMPETUS SDSS-Framework ganz erheblich. Damit stellt LUMIS eine einfache und leicht erlernbare Benutzerschnittstelle für Teile der XULU-Plattform dar, die selber ein hochflexibles Werkzeug zur Modellkalibrierung und Modellentwicklung ist. Landnutzung IMPETUS 125 Abb. III.1.3-4: Screenshot von LUMIS Version 0.1: Neues Szenario wird gerechnet und die Ergebnisse werden direkt angezeigt Modellkopplung mit anderen Modellen Die Bedarfsberechnungen zukünftiger Landnutzungsänderungen sind nicht Teil des Modellkonzeptes und müssen extern berechnet werden. Benötigt werden vom Modell Flächenangaben der zukünftigen Landnutzung für den Untersuchungsraum oder homogene Regionen derselben. Die Veränderung der Flächen einzelner Landnutzungen basieren im Wesentlichen auf mikro-/makroökonomischen Bedingungen. Da sich ein weiterer Problemkomplex mit der ökonomischen Modellierung des agrarischen Sektors befasst (PK Be E.1), wurde ein Konzept entworfen, mit dem beide Modellansätze verbunden werden können (Abb. III.1.3-5). Dabei werden die Ergebnisse des BenIMPACT Modells, das im Wesentlichen auf demographischen Projektionen und klimatischen Annahmen als externe Größen beruht, LUMIS bzw. dem Benutzer als Input zur Verfügung gestellt. Mit LUMIS kann damit die subregionale Landnutzungsverteilung, basierend auf den auf Communebzw. Departement-Ebene aggregierten Ergebnissen von BenIMPACT, modelliert werden. Ein weiteres wichtiges Element der zukünftigen Entwicklung der Landnutzung liegt in der Ertragsveränderung der Feldfrüchte, die durch Brachedauer und Bodenerosion bestimmt sind. Hier ist eine Kopplung an das SDSS PEDRO angedacht, wobei PEDRO Ertragsberechnungen als Output an BenIMPACT liefert und die Landnutzungsverteilung von LUMIS als Input zur Berechnung der Bodenerosion bekommt. Diese Modellkopplungen sind bisher konzeptionell durchgedacht, müssen aber im Laufe des Jahres 2008 konkretisiert und realisiert werden. Landnutzung IMPETUS 126 Abb. III.1.3-5: Konzeption der Modellkopplung LUMIS, BenIMPACT und PEDRO Capacity development Die Benutzung des SDSS bzw. ein Verständnis der Ergebnisse der Szenarienrechnungen ist erst mit einem grundlegenden Know-How im Bereich Fernerkundung und Modellierung möglich. Hierzu wurden einige Schulungen und Vorträge in Benin durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt A2 wurde ein Konzept der „Modularen Schulung“ Entwickelt, das im Bereich der Geographischen Informationssysteme (GIS) und Fernerkundung grundlegende Kenntnisse aufbauend vermittelt. Hierbei wurden mehrere Schulungsblöcke entworfen, in denen jeweils in einer Woche zuerst anwendungsorientierte Aspekte der Fernerkundung (dazu zählen: Verständnis und Interpretation multispektraler Bilder, Sensoren, Bildklassifikation, Mosaikieren, Analysetools) und anschließend eine Einführung in GIS gegeben wurde (dieser Teil wurde von A2 übernommen). Als drittes Modul ist eine Einführung in die Modellierung geplant, die jedoch aufgrund verschiedener Terminüberschneidungen auf Anfang 2008 verschoben wurde. Zwischen den Schulungsblöcken wurden verschiedenen „Übungseinheiten“ von lokalen Fachkräften organisiert und durchgeführt. Eine zeitlich nahe und mehrfache Wiederholung der Inhalte ist wichtig, damit das erworbene Wissen in konkreten Alltagssituationen auch erfolgreich angewendet werden kann. Landnutzung IMPETUS 127 Sobald eine erste Version von LUMIS mit reellen Daten lauffähig ist, werden auch hierzu Capacity development Maßnahmen durchgeführt. Dabei wird es als sinnvoll erachtet, dass die Benutzer zuvor die Grundlagen der Modularen Schulung erlernt haben. Literatur Judex, M. (in prep.): Modellierung der Landnutzungsdynamik in Zentralbenin mit dem XULUFramework. Dissertation, Universität Bonn. Schmitz, M. (2006): Entwicklung einer generischen Plattform zur Implementierung von Simulationsmodellen am Beispiel der Landnutzungsmodellierung. Diplomarbeit, Universität Bonn. Schmitz, M.; Thamm, H.-P.; Bode, Th. & A.B. Cremers: XULU - A generic JAVA-Based platform to simulate land use and land cover change (LUCC), submitted Thamm, H.-P.; Bode, Th.; Schmitz, M.& A.B. Cremers (2007) : XULU - Eine Java-Basierte erweiterbare Plattform für Modellierung von Landbedeckung und Landnutzung. In: Strobl, J., Blaschke, T. & G. Griesebner (Hrsg): Angewandte Geoinformatik 2007. Beiträge zum 19. AGIT Symposium, Salzburg. Landnutzung PK Be-L.3 IMPETUS 128 Einfluss der Landnutzungsänderung in den drei Untersuchungsregionen auf das zukünftige Niederschlagsverhalten Feldanbau im HVO. Problemstellung Der Klimawandel und die durch den Menschen veränderte Landnutzung beeinflussen die Niederschlagsvariabilität im Untersuchungsgebiet. Es ist daher für eine realistische Approximation zukünftiger Bedingungen notwendig, die im Wesentlichen bekannten Einflussfaktoren möglichst genau abzuschätzen. Im PK Be-L.3 werden die Auswirkungen der von den globalen Klimamodellen vorgegeben Klimaänderung auf den Niederschlag in verschiedenen Regionen Benins untersucht. Dabei ist der atmosphärische Antrieb ein wesentlicher Faktor für diesen Problemkomplex. Der zweite maßgebliche Faktor ist die Auswirkung von Landnutzungsänderungen (z. B. andere Nutzpflanzen, Wiederaufforstung, Siedlungsmanagement etc.). Die Vegetationsdynamik sowie die Bodenfeuchte können für das Ergebnis der lokalen Simulationen und somit für die Niederschlagsprozesse in manchen Fällen von mindestens ähnlich großer Bedeutung sein wie der großskalige Einfluss der SSTs (Meeresoberflächentemperaturen). Beide Faktoren und ihre Auswirkungen auf den Niederschlag sollen in Form von einfachen Diagrammen und tabellenbasierten PC-Programmen sichtbar und sowohl für Anwendungen in IMPETUS, als auch für den Anwender vor Ort nutzbar gemacht werden. In diesem Kontext ist die jahrzehntelange starke Ausdehnung der landwirtschaftlichen Flächen in Benin zu nennen, die den Umfang und das Gefüge der vegetativen Biomasse verändert hat; D. h. es fand de facto eine Verminderung des Waldbestandes, eine Verkürzung der Bracheperioden und eine Verringerung des Ökovolumens statt. Die Folgen dieser Veränderungen für Landnutzung IMPETUS 129 den Wasserhaushalt und das lokale Klima sind bislang nur unzureichend erforscht und bilden einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit in diesem PK. Mitarbeiter A. Krüger, K. Born, T. Brücher, M. Christoph, M. Diederich, A. Fink, M. Janssens, M. Judex, V. Mulindabigwi, H. Paeth, H.-P. Thamm Zielsetzung Für die Region des oberen Ouémé-Einzugsgebietes stehen Simulationen für Episoden von ein bis drei Tagen mit einer zeitlichen Auflösung von einer Stunde zur Verfügung. Der Niederschlag der Regenzeit eines beliebigen Jahres wird mit Hilfe von Einzelepisoden rekombiniert („RegenzeitGenerator“), die auf Grundlage der Impetus Modellkette erstellt wurden. Mit der Unterstützung von Szenarien der Landnutzungsänderung aus Teilprojekt A3 (Thamm et al. 2005), welche als untere Randbedingung in die Episodensimulationen eingehen, kann auf diese Weise statistisch-dynamisch die tägliche Niederschlags- und Verdunstungsentwicklung zum Beispiel für das Jahr 2025 abgeschätzt werden. Die Szenariensimulationen der meteorologischen Modellkette werden genutzt, indem zunächst die Tage mit Niederschlägen identifiziert und typisiert werden. Am besten eignet sich der Modelloutput des LM zur Typisierung. Anschließend erfolgt eine Rekombination der vorhandenen Einzelepisoden (trockene sowie feuchte) entsprechend der nach den Szenarienläufen ermittelten Ereignisverteilung. Dabei ergeben sich für die verschiedenen Konsortialläufe (REMO) auch unterschiedliche Abfolgen der Einzelepisoden. Die Rekombination der Szenarienjahre wird mit einer Raumskala von 3 km x 3 km bei einer stündlichen Auflösung durchgeführt. In Zusammenhang mit der statistisch-dynamischen Methode sind Interventionsszenarien geplant (in Zusammenarbeit mit A3), in welchen verschiedene Einflüsse berücksichtigt werden (z. B. Wiederaufforstung oder gezielte Siedlungspolitik). Die Rückkopplungseffekte auf den regionalen Niederschlag bzw. die Verdunstung, welche aufgrund solcher Maßnahmen eine Änderung erfahren, können für die zukünftige Wasserverfügbarkeit eine maßgebliche Rolle spielen und haben gleichfalls einen Einfluss auf die Ergebnisse des statistisch-dynamischen Ansatzes. Die Berechnungen sollen im weiteren Verlauf auf die Gebiete Mittel-Ouémé und Nieder-Ouémé ausgeweitet werden. Hierzu müssen die vorangegangenen Schritte zur Gänze wiederholt werden. Die genaue Gebietsauswahl für die beiden Bereiche Mittel-Ouémé und Nieder-Ouémé wird in Absprache mit den Teilprojekten A2, A3 und A4 vorgenommen. Die Validierung der Evapotranspiration erfolgt in Absprache mit Teilprojekt A2. Die Modelldaten von FOOT3DK können ferner dem PK Be-G.4 als Input zur räumlich verbesserten Erfassung der Malaria Ausbreitung dienen. Von der agrarökologischen Seite wird die kausale Verbindung zwischen Ökovolumen (PK Be-L.4) und lokalem Klima mit Hilfe empirischer Methoden näher untersucht. Die mit Hilfe dieser Betrachtungen gefundenen Zusammenhänge sollen in Bezug zu den meteorologisch modellierten Parametern gesetzt und mit diesen abgeglichen werden. Infolge dieser Erhebungen werden die besten anbaustrategischen Maßnahmen aus der „Conservation Agriculture“ (FAO) gesucht, die zur Verbesserung des lokalen Klimas führen können. Inwiefern diese Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt wer- Landnutzung IMPETUS 130 den können, soll in enger Zusammenarbeit mit den künftigen Anwendern vor Ort entschieden werden. Dieser Ansatz mündet in ein „Informations-System“. Mögliche Nutzergruppen • • • • Beninischer Wetterdienst (DMN) UAC MEAP INRAB Stand der bisherigen Arbeiten Modellierung des Niederschlags auf Grundlage der Impetus Modellkette In der zurückliegenden Phase teilen sich die meteorologischen Arbeiten in die Analyse der Simulationen mit dem Modell FOOT3DK für die Regenzeit 2002 und das Zieljahr 2025 auf. Dabei wurden Modellniederschlag und beobachteter Niederschlag von 2002 verglichen und verschiedene Gütemaße für den Vergleich getestet. Es deutet sich an, dass eine Korrektur der Modellniederschläge insbesondere im Osten des HVO ein schwieriges Unterfangen sein wird. Das liegt nicht zuletzt an der ungünstigen Stationsverteilung im betrachteten Gebiet (vgl. Abb. III.1.3-6). Der hohen Stationsdichte im Nordwesten steht eine geringe im Osten gegenüber und auch im südlichen Bereich des HVO liegen nur wenige Messstationen. Für die Regenzeit 2002 (April bis Oktober) stehen also insgesamt 20 Stationen mit kontinuierlichen Messwerten zur Verfügung (vgl. Abb. III.1.3-7). Abb. III.1.3-6: Verteilung der Stationen (gelbe Kreise) im Jahr 2002, die für die statistische Aufbereitung der Niederschlagsdaten zur Verfügung stehen. Weiterhin sind die Südgrenze des HVO (schwarze Linie) sowie die Höhenbereiche (Farbschattierung) angegeben. Landnutzung IMPETUS 131 Abb. III.1.3-7: Verfügbarkeit der Regenmessungen im Simulationsgebiet des HVO (Auflösung 3 km). In einem späteren Schritt sollen die Ergebnisse der geplanten statistischen Korrektur des Modellniederschlags verwendet werden. Die vorläufigen Ergebnisse der Episodenrekombination für die Regenzeit 2002 sind in Abbildung III.1.3-8 gezeigt. Es wird deutlich, dass der Wertebereich in der Simulation mit 3 km Auflösung (Abb. III.1.3-8, links) gut erfasst wird, jedoch die Position des maximalen Niederschlags im Vergleich zu den Beobachtungen (Abb. III.1.3-8, rechts) nach Norden verschoben ist. Des Weiteren unterschätzen die rekombinierten Niederschläge im Osten des Simulationsgebietes die beobachteten Werte stark, auch wenn man die Randreihen, an denen Störungen in den Einzelsimulationen auftreten können, vernachlässigt. Die Ursache hierfür liegt in nicht ausreichend vorhandenen Episodensimulationen, die einen ausreichenden Beitrag an Niederschlag für den östlichen Bereich liefern. Daher werden in Kürze auch für 2002 weitere Episoden gerechnet, die dieses Defizit beseitigen sollen. Landnutzung IMPETUS 132 Abb. III.1.3-8: Niederschlagsverteilung für das Jahr 2002 auf Grundlage von Simulationen mit einer 3 km Auflösung (links) und interpolierten Werten auf Basis von Beobachtungen (rechts). (Randreihen in den Simulationsabbildungen sollten vernachlässigt werden). Die Simulationen für das Jahr 2025 konnten weiter vorangetrieben werden. So erfolgte die Erstellung des Katasters für das HVO auf der 3 x 3 km2 Skala entsprechend der Projektion für das Jahr 2025 nach Vorgaben der Fernerkundungsgruppe. Die Änderungen für die Vegetationsbedeckung sind in Abbildung III.1.3-9 dargestellt. Diese sind nur wenig auffällig und umfassen in der Summe für alle Gitterpunkte eine Reduktion von ca. 10% der Vegetation im Vergleich zum Zustand der Landnutzung des Jahres 2002. Die ersten Testsimulationen hierzu, die im letzten Zwischenbericht bereits vorgestellt wurden, konnten vervollständigt werden und stehen nunmehr für den Rekombinationsansatz zur Verfügung. Abb. III.1.3-9: Vegetationsbedeckung für das Jahr 2002 (links) und die Projektion für 2025 (rechts) erstellt nach Vorgaben der Fernerkundungsgruppe (Teilprojekt A3). Bislang wurde die Zuordnung der Episodenniederschläge für 2025 lediglich auf Grundlage einer subjektiven Erkennung von Niederschlagsverteilungscharakteristiken vorgenommen. Diese führt zu der in Abbildung III.1.3.10 (links) gezeigten Verteilung des Jahresniederschlags für 2025. Landnutzung Abb. III.1.3-10: (rechts). IMPETUS 133 Niederschlag 2025 (links) und die Differenz 2025 minus 2002 Trotz der besagten Schwächen in den FOOT3DK Simulationen bestätigt die Differenz der Niederschläge (Abb. III.1.3-10, rechts), die schon in den Sensitivitätsstudien in der ersten Phase des Projekts gefundene Gefahr, einer möglichen Zunahme (positiv wie negativ) der räumlichen Variabilität. Zur Objektivierung der Episodenzuordnung wurde in einem letzten Schritt eine Clusteranalyse (Steinhausen und Langer 1977) über einige Ausgabeparameter des REMO für die Szenarienläufe A1B und B1 gerechnet (Paeth et al. 2008). Die verwendeten Ausgabeparameter liegen im Bodenniveau und wurden für einen repräsentativen Bereich des HVO gewählt. Es wurden tägliche Werte der X- und Y-Komponente des Windes, der Maximum-, Minimum- und Tagesmitteltemperatur, des Niederschlags und der Globalstrahlung sowie der relative Feuchte für die Clusterung verwendet. Bei der verwendeten Clusteranalyse wird mit Hilfe einer Achsentransformation und einer anschließenden Zuordnung von Punkten im mehrdimensionalen Raum mit Hilfe der Mahalanobisentfernung eine optimale Anzahl von „Punktwolkenzentren“ bestimmt, auf die alle Termine verteilt werden. Anhand eines Beispiels soll das weitere Vorgehen skizziert werden. Für den ersten REMO-Lauf des A1B-Szenarios wurden für 51 betrachtete Jahre (2001 bis 2050 und das Jahr 2025 des B2Szenarios) insgesamt 18262 Termine der Clusteranalyse unterzogen. Alle Termine wurden einer Zahl von insgesamt 13 optimalen Clustern zugeordnet. Im Anschluss wurde differenziert, inwiefern Termine mit und ohne Niederschlag verschiedenen Clustern zugeordnet wurden. In diesem Fall wurden die Cluster 1, 3, 7, 9 und 13 als „nasse Cluster“ identifiziert. Die Cluster 2, 4, 6 und 8 sind trocken. In die übrigen Cluster wurden von dem Verfahren sowohl Termine mit als auch ohne Niederschlag eingeordnet. Landnutzung 134 IMPETUS 100 90 80 Häufigkeit [Tage] 70 60 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Clusternummer 2002 wet dry wet dry dry 2025 wet dry wet wet Abb. III.1.3-11: Clusterverteilung des ersten Laufs von Szenario A1B für die Jahre 2002 (dunkelgrau) und 2025 (hellgrau). Ein Vergleich zwischen „trockenen“ und „nassen" Cluster der Jahre 2002 und 2025 (vgl. Abbildung III.1.3-11) ergibt, dass die Anzahl der trockenen Termine im Jahr 2025 um 22 Tage zunehmen würde, wohingegen die Anzahl der nassen Tage um 38 geringer ausfiele. Eine mögliche Interpretation legt nahe, dass nach Durchführung einer Rekombination die Regenzeit 2025 in diesem Szenario trockener wäre als im Jahr 2002. Es ist jedoch zu beachten, dass in den Mischklassen stets mehr feuchte als trockene Vertreter enthalten sind. In diesem Zusammenhang relativiert eine Auswertung von mehreren aufeinander folgenden Jahren des hier betrachteten REMO-Laufs die oben getroffenen Aussage (vgl. Abb III.1.3-12). Eine Analyse ergibt ein ähnliches aber nicht signifikantes Trendverhalten wie oben (trockene Tage nehmen um 3 zu, nasse Tage um eins ab). Eine präzisere Aussage erfordert die Durchführung der geplanten Rekombination. Landnutzung 135 IMPETUS 80,0 70,0 Häufigkeit [Tage] 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Clusternummer 2001/2010 wet dry wet dry dry wet 2021/2030 dry wet wet Abb. III.1.3-12: Gemittelte Clusterverteilung des ersten Laufs von Szenario A1B der Jahre 2001 bis 2010 (dunkelgrau) und 2021 bis 2030 (hellgrau). Die Ergebnisse der Clusteranalyse für fünf REMO-Läufe stehen bereits zur Verfügung. An der Auswertung sowie der grafischen Umsetzung wird derzeit gearbeitet. Im Anschluss sollen die derzeit vorbereiteten Zeitreihen in das geplante IS überführt werden (siehe unten). Agrarökologische Entwicklung von räumlichen Szenarien in der Zeit Die Korrelation zwischen Niederschlag und Ökovolumen für die gewählten Gebiete zur Repräsentanz typischer Landschaftstypen Benins wurde durchgeführt. Eine Interpolation dieses Zusammenhangs für den Bereich des Ouémé steht zur Verfügung. Des Weiteren wurde eine Approximation der künftigen Entwicklung des Niederschlags auf Grundlage der Biomassenentwicklung durchgeführt. Die Ergebnisse der Niederschlagswerte bzw. die Schwankungen auf Grundlage der Veränderung von zukünftiger Biomasse können sowohl als eigenständiger Parameter, als auch in die von FOOT3DK produzierten Niederschlagszeitreihen in das IS mit übernommen werden. Schritte zur Umsetzung stehen derzeit noch aus. Informations System (IS) Landnutzung IMPETUS Abb. III.1.3-13: 136 Flussdiagramm des geplanten IS. Das im Rahmen diese Problemkomplexes erarbeitete Informations-System (IS) trägt den Titel „Impetus - Landnutzungsänderung und Niederschlag für den Ouémé“ (IMPETUS - Variabilité des précipitations et modification de l'utilisation des sols). Das Informations-System soll eine Bedienoberfläche zur Verfügung stellen, welche die möglichen Entwicklungen bzgl. Niederschlag und Verdunstung unter der Berücksichtigung verschiedener Randbedingungen vermitteln kann. Die einzelnen Prozesse, die in der Umsetzung berücksichtigt werden, sind in Abb. III.1.3-13 in einem Flussdiagramm zusammengefasst. Auf Grund des hohen Rechenbedarfs und der großen produzierten Datenmengen ist eine direkte Implementierung des Modells FOOT3DK in das Informations-System nicht möglich. Es ist zunächst vorgesehen die Ergebnisse des PK als Tabellenergebnisse für den Nutzer zur Verfügung zu stellen. Bisher sind die folgenden Auswahlmöglichkeiten vorgesehen: Wahl zwischen zwei SRESSzenarien A1B und B1, sowie zwischen den drei betrachteten Regionen. Zusätzlich darf der Nutzer den Startmonat und den Zeitraum der Klimatologie bestimmen (grüne Boxen oben rechts). Weiterhin sollen verschiedene Parameter zur Auswahl bereitgestellt werden. Nachdem der Anwender eine für sich optimierte Auswahl getroffen hat, werden IS-intern die Auftrittshäufigkeiten für den gewählten Zeitraum zusammengestellt und als Tabelle und/oder Grafik ausgegeben. Dieses ISErgebnis kann bereits als Informationsquelle genutzt, oder in weitere Simulationen integriert werden. Später soll die Möglichkeit geboten für bestimmte Zeiträume Zeitreihen zu extrahieren. Dafür Landnutzung IMPETUS 137 müssen die vom Modell bereitgestellten Parameter unter Umständen noch weiterverarbeitet werden. Das Informations-System wird derzeit noch mit Testdatensätzen betrieben. Ab Frühjahr 2008 sollen diese durch reale Datensätze ersetzt werden. Literatur: Paeth, H., K. Born, R. Girmes, R. Podzun and D. Jacob, 2008: Regional climate change in tropical and northern Africa due to greenhouse forcing and land-use changes. J. Climate, submitted. Sogalla, M., A. Krüger, and M. Kerschgens, 2006: Mesoscale modelling of interactions between rainfall and the land surface in West Africa. Meteor. Atmos. Phys., 91, 211-221. Steinhausen, D. und K. Langer, 1977: Clusteranalyse - Einführung in Methoden und Verfahrender automatischen Klassifikation. Walter de Gruyter Berlin, 206 Seiten. Thamm, H.-P., M. Judex and G. Menz, 2005: Modelling of Land-Use and Land-Cover Change (LUCC) in Western Africa using Remote Sensing. Photogrammetrie, Fernerkundung, Geoinformation 3, 191-199 Landnutzung IMPETUS 138 PK Be-L.4 Ökovolumendynamik und Anpassung der Anbausysteme an die Klimaänderung im Oueme-Einzugsgebiet Problemstellung In den letzten Jahrzehnten änderte sich in Benin die Landnutzung (Wälder, Ackerflächen sowie die Wasserverfügbarkeit) durch die große Nachfrage nach Lebensmittel, Pflanzenfasern, Wasser und Siedlungsraum für die schnell wachsende Bevölkerung. Expandierende Ackerflächen, Weiden, Plantagen und urbane Gebiete werden von einem zunehmenden Einsatz von Energie, Wasser und Dünger begleitet. Die Expansion und Intensivierung der agrarischen Anbausysteme haben der Bevölkerung eine stärkere Ausnutzung der Naturressourcen ermöglicht und dadurch zu einer enormen Zunahme der Lebensmittelproduktion in den letzten 20 Jahren geführt. Gleichzeitig ist damit jedoch die Ökosystemkapazität für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion beeinträchtigt. Die Süβwasserversorgung, die Konservierung der Wälder, die Klimaregulierung und die Bodenqualität sind gefährdet. Das nachhaltige Management der „Trade-offs“ zwischen Lebensmittelproduktion und Erhalt der Ökosystemkapazität stellt eine große Herausforderung dar. Auf ökologische Kenntnisse basierende Anbaustrategien können die nachhaltige Agrarproduktion verstärken und gleichzeitig unerwünschten Nebeneffekte reduzieren (Matson et al. 1997; DeFries et al. 2004; Foley et al. 2005). Trotz zahlreicher Szenarien der Auswirkungen des globalen Wandels und der Klimaänderung fällt der erwünschte Erfolg nicht automatisch zu Gunsten des Agrarsektors aus. Die ständige Anpassung der Anbausysteme an die Rahmenbedingungen wie z.B. Klimaänderung ermöglicht die Vorteile einer solchen Veränderung zu nutzen und die Nachteile zu minimieren. Das Ökovolumen wird als „surface multiplied by the weighted average height (eco-height) of given phytocenose or agricultural system” definiert. Das Ökovolumen hat großen Einfluss auf den Wasserkreislauf und ist demzufolge ein wichtiger Indikator für die Ökosystemkapazität, innerhalb der die Beniner ihre Anbausysteme an die Klimaänderung anpassen. Im diesem Kontext stellen sich folgende Fragen: • • • • Was sind die Unterschiede zwischen den nördlichen, mittleren und südlichen Anbausystemen jeweils unter der uni-modalen bzw. bi-modalen Niederschlagsverteilung im Einzugsgebiet? Was sind die jeweiligen Nach- und Vorteile der nördlichen, mittleren und südlichen Anbausysteme bezogen auf die jeweiligen Anbaustrategien? Wie lassen sich die Anbausysteme im Einzugsgebiet an die Klimaänderung anpassen? Wie ändert sich die Ökovolumendynamik in den zukünftig anbaustrategischen Szenarien? Mitarbeiter D. Zhixin, H. Paeth, J. Röhrig, M. Judex Zielsetzung Landnutzung IMPETUS 139 Aufbauend auf die Analyse des Ist-Zustandes von Anbaussystemen (Indikator: Anbauintensität = CIC = „Cultivation Intensity Coefficient“) werden zukünftige Interventionsszenarien für Anbaustrategien anhand Expertenwissens und ökologischer Kenntnisse („Agroklimax – Konzept“) entwickelt und bewertet. Vegetationsdynamik und ihre Beziehung zu Anbauintensität und Niederschlagsvariabilität werden entsprechend modelliert. Für diese Interventionsszenarien werden die fundamentalen Annahmen/Voraussetzungen, die spezifisch für die Anbausysteme des Oueme-Einzugsgebiets notwendig und gültig sind, im Zusammenhang mit den optimistischen IMPETUS-Szenarien abgeleitet. Dabei wird verbesserte institutionelle Effizienz vorausgesetzt. Fachspezifisch werden Interventionsszenarien vor allem auf folgende Optionen fokussiert: zunehmende Verbreitung von Dauerkulturen anstelle jährlicher Kulturen, „Agroforestry“, „conservation agriculture“ und „clean development mechanism“. Diese Optionen beinhalten einerseits ein großes Potenzial für eine Anbausystemintensivierung und Einkommenssteigerung, andererseits wirken sie als effektive Puffer gegen Entwaldung und Anbauflächenausdehnung. Weiterhin werden die interaktiven, empirischen Beziehungen zwischen Vegetationsdynamik und Niederschlagsvariabilität verfeinert und zusammen mit PK Be-L3 in weitere regionale Klimamodelle implementiert. Der Einfluss einer Änderung der Vegetation auf Nährstoffdynamiken in Böden wird anhand empirischer Beziehungen modelliert. Bei der Implementierung eines „Decision Support Systems (DSS)“ für landwirtschaftliche Anbausysteme und für Ökovolumen insbesondere, ist eine Erweiterung der Kooperation mit Dr. Laudien Rainer, PK Be-L3, PK Be-E6, PK Be-L1, PK Be-E3, PK Be-H3 und PK Be-G1 zu verfolgen. Modellierung Das Blockdiagramm (siehe Abbildung unten) veranschaulicht die logischen Zusammenhänge zwischen der Ökovolumendynamik, den naturräumlichen und den sozio-ökonomischen Faktoren. Die IMPETUS-Problemkomplexen werden vernetzt. Die Fokussierung liegt auf den Interventionsszenarien zur Erarbeitung der Anbaustrategien im Bezug auf „trade-offs“ zwischen Ökosystemkapazität und nachhaltiger Agrarproduktion. Die Ökovolumendynamik wird auf der Basis eigener Messungen jährlich bis zum Jahr 2025 für jede Gemeinde des Ouémé - Einzugsgebietes berechnet. Dabei werden zwei IMPETUS - Szenarien implementiert; ein „business as usual“ und ein optimistisches Szenario. Für die Berechnung der Ökovolumendynamik wird ein multivariables Verfahren stufenweise angewandt. Dieses methodische Verfahren erlaubt je nach Datenverfügbarkeit einen flexiblen Aufbau der Berechnung der Ökovolumendynamik. Landnutzung 140 IMPETUS Abb. III.1.3-14: Blockdiagramm Methodik Für das Untersuchungsgebiet werden die wichtigsten Anbausysteme methodisch beschrieben. Dies beinhaltet die Aufzeichnung der Fruchtfolgen, der Kulturkalender und der Mischkulturen. Ziel ist die Ermittlung der Vegetationsdynamik für typische Farmsysteme. Im Verlauf der 2. Untersuchungsphase wurden die landwirtschaftlichen Nutzungssysteme in Nord-Ouémé, in Süd-Ouémé und in Mittel-Ouémé beschrieben. Fruchtfolgen, Kulturkalender, Ökovolumen und Biomasse bezogene Parameter werden beschrieben. Gemäß der zentralen Hypothese wird ein kausaler Zusammenhang zwischen Ökovolumen mit ÖkoNiederschlägen unterstellt (Abbildung III.1.3-15). Eine Hysteresis Funktion wird angenommen wobei u.a. die Wasserspeicherkapazität des Bodens die Folgen einer Entforstung abpuffern kann. Die agroforstlichen Anbausysteme bewegen sich somit zwischen den zwei Limitkonzepten Ökoklimax und degradierte Brache. Landnutzung 141 IMPETUS Öko - Niederschläge Ökoklimax Abholzung Puffer Aufforstung Degradierte Brache EV (Ökovolumen) Abb. III.1.3-15: Enge Hysteresis-Beziehung zwischen Ökovolumen und Ökoniederschlägen bei Abholzungs- und Aufforstungsprozessen Diese Hypothese wird im Rahmen von drei IMPETUS-Problemkomplexen geprüft: 1. Ökovolumen wird im Rahmen von PK Be-L.4 „Okovolumendynamik und Anpassung der Anbausystemen an die Klimaänderung im gesamten Ouémé-Einzugsgebiet“ flächendeckend erhoben und analysiert sowie aus der Sicht der agrarischen Marginalität mit GIS-Methoden in PK B19 weiter untersucht. 2. Im Rahmen von PK Be-E.3 „Saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage in Benin und Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft“ wird der empirische Zusammenhang von Ökovolumen und regionalen Niederschlägen untersucht. 3. Die theoretische Beziehung zwischen Ökovolumen, Vegetation und Klima wird in PK BeL.3 „Einfluss von Landnutzungsänderungen in den drei Untersuchungsregionen auf das zukünftige Niederschlagsverhalten“ überprüft und modelliert (Janssens et al. 2004a&b). Daher wird vorgeschlagen, dass Ökovolumen als ein interdisziplinärer Indikator für Ökosystemkapazität für verschiedenste PKs wie Be-E.1, E.2, E.3, E.6; PK Be-H.1, H.3; PK Be-G.1, G.2 und PK Be-L1, L.2, L.3 dient. So auch ergibt sich der Agroklimax-Index als ein integriertes Kriterium, womit die zukünftigen Entwicklungspfade der Anbausysteme besser entschieden werden können. Dies ist besonders hilfreich in Situationen, in denen Datenmangel herrscht. Die Erstellung folgender Transferprodukte ist geplant: – Graphiken von Ökovolumendynamik 1. Für jede Kommune des ganzen Ouémé-Einzugsgebietes, 2. Für IMPETUS Szenarien, jährlich bis 2025 3. Für Interventionsszenarien – Interventionsszenarien für Anbaustrategien Landnutzung IMPETUS 142 Stand der Arbeiten Landnutzung in Benin hat sich seit 20 Jahren gewaltig geändert. Die Anbausysteme im OuemeEinzugsgebiet erleben gerade einen weitergehenden Intensivierungsprozeß. Das nachhaltige Management von den „Trade-offs“ zwischen der Lebensmittelproduktion und dem Erhalt der Ökosystemkapazität stellt eine große Herausforderung an interdisziplinäre Erkenntnisse dar. Um die möglichen Zusammenhänge zwischen Vegetationsdynamiken, jährlichen Niederschlägen und anderen Umweltfaktoren empirisch zu überprüfen, wurde eine neue quantitative Evaluierungsmethode entwickelt. Damit werden die temporalen und räumlichen Vegetationsdynamiken im OuemeEinzugsgebiet in Benin, Westafrika rekonstruiert. Die neu definierten Konzepte von Öko-Volumen und Bio-Volumen werden als alternative Indikatoren im Vergleich zu Standard-Indikatoren wie Biomasse für die Beschreibung von Vegetation eingesetzt. Der Anteil des jährlichen Niederschlags, der durch Vegetationsänderung innerhalb eines Einzugsgebiets induziert wird, ist als ÖkoNiederschlag definiert. Die Parameter, die während der Felduntersuchung gemessen wurden, wurden für die Validierung der Agrar-Statistiken und Satellitendaten bez. der Landnutzung in ganzem Oueme-Einzugsgebiet angewandt. Andere Daten wie jährliche Niederschläge, Koeffizient der vegetativen Länge und Bevölkerungsdichten wurden in einer zeit-räumlichen Skala aufbereitet. Alle Daten wurden daraufhin zusammen analysiert. Um die möglichen zukünftigen Tendenzen herauszufinden, wurden sowohl die statisch regionalen Szenarien des Niederschlags im Zusammenhang mit Öko-Volumen in Jahr 2004, als auch die zeitlich- räumlichen Szenarien des Bio-Volumens im Zusammenhang mit der Niederschlagszeitreihe 1987-2025 simuliert. Anbausysteme Anbausysteme von fünf ausgewählten Gemeinden in Nord-, Mittel- und Süd-Oueme wurden zuerst mithilfe von Fruchtfolge und Kulturkalander qualitativ beschrieben (Tabelle III.1.3-1 und III.1.3-2 aus Süd-Oueme-Gemeinde Abomey-Calavi). Quantitativ wurden die Anbaussysteme durch den Ruthenbergwert und den Anbauintensitätsindex (CIC) bewertet (Abbildung III.1.3-16). Qualitative als auch quantitative Ergebnisse verdeutlichten, dass sich die Anbausysteme im OuemeEinzugsgebiet zurzeit in einem Intensivierungsprozeß befinden. Änderungen der Anbausysteme im Oueme-Einzugsgebiet tendieren dazu, verstärkten Einfluss auf die Vegetationsdynamik zu haben. Landnutzung 143 IMPETUS Tabelle III.1.3-1: Kulturkalender in der Gemeinde Abomey-Calavi im Süd-Oueme: Aussaat- und Erntetermine Commune Jan. Bush fire Feb. March April May June July Aug. Rainy season Maize Sept. Oct. Nov. Dec. Maize Maize Maize Cassava Cassava Abomey-Calavi Groundnut Groundnut Groundnut Sweet potato Groundnut Sweet potato Sweet Potato Sweet potato Tomato Tomato Tomato Tomato Cowpea Cowpea Ananas Ananas Vegetables Vegetables (Yellow means harvesting season and green means sowing season. Manioc is harvested after 12-18 months of sowing) Tabelle III.1.3-2: Fruchtfolge verschiedener Dörfer in der Gemeinde Abomey-Calavi im SüdOueme Village / Arrondissment Soil Year 1 Small Big season season Year 2 Small Big season season Year 3 Small Big season season ----> ] [Maize Maize+ Cassava Maize ] [Maize + Groundnut+ Cassava--> Cassava ] Year 4 Small Big season season Year 5 Small Big season season Big season Year 6 Small season Yevie ZINVIE Dossounou HEVIE Kpanroun KPANROUN Agongbe GLO-DJIGBE black [Maize ferralitic, sandy [Maize Maize+ Cassava Maize ] [Maize ferralitic, sandy [Maize] [Maize] [Maize] [Maize] ferralitic, sandy [Maize] [Maize] [Maize] [Maize+ Cassava [Maize] ----> ] [Maize] Cassava--> [Maize+ + Maize ] Cassava Meaning of the different symbols and colours: M a in m o d u le E n d p h a s e m o d u le S h o r t s e a s o n c ro p s (c u ltu re d e r o b e e ) C r y p to -fa llo w F a llo w D e p le te m o d u le Fallow 2-3 years [Maize + Cassava ----> ] Cassava--> [Maize+ + Maize ] Cassava Fallow 5 years Cassava--> + Maize ] Fallow 5 years Landnutzung 144 IMPETUS Modified R values R-time x CIC R-short-area x CIC R-long-area x CIC CIC C_veg 2004 1.98 1.65 R value 1.32 0.99 0.66 0.33 0.00 abomey-calavi pobe bohicon save n'dali Commune Abb. III.1.3-16: Ruthenberg-Wert (R) modifiziert durch Anbauintensitätskoeffizient (CIC) vs. CIC and Koeffizient der Vegetationslänge (C_veg) Räumliche Vegetationsdynamiken Hauptcharakteristik bei der Rekonstruktion der Vegetationsdynamiken ist eine interaktive Kombination von Fernerkundungsdaten (GLC2000) + Agrar-Statistiken + Felderhebungsdaten von allen 62 Ouémé-Gemeinden. Welche Vegetationsindikatoren von Biovolumen, Ökovolumen und Biomasse reagieren besser auf agrar-ökologische Umweltfaktoren, ist die zentrale Frage in dieser Sektion. Um die regionalen, statischen und empirischen Beziehungen zwischen Vegetationsdynamiken und Umweltfaktoren zu testen, wurde das Basisjahr 2004 ausgewählt. Alle Datensets sind auf dieser Basis aufbereitet. Hierbei sind alle vier Hypothesen bezüglich räumlicher Vegetationsdynamiken akzeptiert. 1. Ökovolumen, Biovolumen und Biomasse korrelierten je nach verschiedenen räumlichen Skalen im gesamten Ouémé-Einzugsgebiet eng und positiv miteinander,. Das bedeutet, dass mit einem bekannten Indikator, die anderen Vegetationsindikatoren logisch abgeleitet werden können. Innerhalb der drei Indikatoren korreliert Biomasse enger mit Ökovolumen als mit Biovolumen. 2. Vegetationsdynamiken reagieren unterschiedlich auf Umweltfaktoren, abhängig von verschiedenen räumlichen Skalen. Spezifische Datensets für die jeweiligen Ouémé-Zonen ( IMPETUS Nord-, Mittel- und Süd-Ouémé) ergaben bessere Korrelationsbeziehungen zwischen Vegetationsdynamiken und Umweltfaktoren als allgemeine Daten des gesamten Einzugsgebiets. 3. Jährliche Niederschläge, Vegetationsdauer, Bodenkohlenstoffgehalte und geographische Breitengrade beeinflussen die drei Vegetationsindikatoren positiv und direkt. Von den Umweltfaktoren bestimmen die Bodenparameter die Vegetationsdynamiken massgebend, gefolgt von geographischen Koordinaten, Bevölkerungsdichte, jährlichen Niederschlägen und vegetativer Dauer. 4. Bevölkerungsdichte und BIP per Kopf beeinflussen Vegetationsdynamiken negativ. Landnutzung IMPETUS 145 Zeitliche und räumliche Vegetationsdynamiken Die Analyse in diesem Teil basierte auf folgenden vier Datensets, die aus dem Zeitraum 1987-2004 stammen und, alle 62 Ouémé-Gemeinden mit einschließen: i. ii. iii. iv. Drei Vegetationsindikatoren: Biomasse, Biovolumen und Ökovolumen; Jährliche Niederschläge; Jährlicher Koeffizient der Vegetationsdauer (C_veg) und Bevölkerungsdichte . Nach analytischen Ergebnissen konnten folgende Hypothesen bestätigt werden: 1. Biomasse, Biovolumen und Ökovolumen korrelierten positiv und eng mit einander. Dies gilt für den gesamten Zeitraum und alle Regionen. Innerhalb dieser Indikatoren, korrelierte Biomasse enger mit Ökovolumen als mit Biovolumen. 2. Biovolumen-, Ökovolumen- und Biomasse-Dynamiken reagierten überregional und zeitunabhängig unterschiedlich auf Bevölkerungsdynamiken, Niederschlagsvariabilität, und Vegetationsdauer. Biovolumen reagierte besser auf Umweltänderungen als Ökovolumen und Biomasse. Szenarien von Vegetationsdynamiken und Ökoniederschlag Dieser Teil beschäftigt sich mit den zeitlich-räumlichen Szenarien des Biovolumens im Zusammenhang mit der Niederschlagszeitreihe 1987-2025, als auch mit den statisch regionalen Szenarien des Niederschlags im Zusammenhang mit Ökovolumen im Jahr 2004. Die Ergebnisse basieren weiterhin auf den oben genannten Datensets. 1. Szenarien von Biovolumen Mit dem Regressionsmodel, das folgend dargestellt wird, können 44.6% der Biovolumenvariabilität erklärt werden: Vbc = 253.749 + 0.0565757*Rain - 0.0171858*POPD - 0.721665*ELE (Model 1) Model 1: Ausgewähltes Model für die Prognostizieren von dynamischen Biovolumenszenarien (Vbc) Das Model zeigt auch, dass Biovolumen positiv mit jährlichen Niederschlägen aber negativ mit Bevölkerungsdichte korrelierte. Das gilt für alle Ouémé-Gemeinden über die gesamte Zeitreihe von 18 Jahren. Abbildung III.1.3-17 präsentiert die beobachteten und prognostizierten Biovolumina von 62 Oueme-Gemeinden in Fünfjahresintervallen im Zeitraum von1989 bis 2004. Abbildung III.1.318 präsentiert die prognostizierten dynamischen Biovolumenszenarien (Vbc_f) von 62 OuéméGemeinden in Fünfjahresintervallen in den Jahren 2005 bis 2025. Landnutzung 146 IMPETUS Bio-volume: observed (Vbc) vs. Predicted (Vbc_f) (1989, 1994, 1999, 2004) Vbc Vbc_f 600 Vbc & Vbc_f (m³/ha) 500 400 300 200 100 0 1989 1994 1999 2004 Year (commune:south-north) Abb. III.1.3-17: Beobachtete und prognostizierte Biovolumina von 62 Ouémé-Gemeinden, dargestellt in Fünfjahresintervallen: 1989-2004 Predicted Bio-volume (Vbc_f): 2005, 2010, 2015, 2020 & 2025 Vbc_f Linear (Vbc_f) 350 300 Vbc_f (m³/ha) 250 200 150 100 50 0 2005 2010 2015 2020 2025 -50 Year Abb. III.1.3-18: Prognostizierte Biovolumendynamiken (Vbc_f) von 62 Oueme-Gemeinden in Fünfjahresintervallen: 2005-2025 Landnutzung IMPETUS 147 2. Szenarien für Ökoniederschlag Mit dem Regressionsmodel 2 können 26.5% der regionalen jährlichen Niederschlagsvariabilität über die gesamten 62 Oueme-Gemeinden erklärt werden. Obwohl dieser Determinierungsgrad niedrig ist, ist das Model statistisch signifikant. Außerdem sind die Determinierungsgrade von den spezifischen, subregionalen Modellen für Süd- und Mittel-Oueme wesentlich höher als der des Models 2 (siehe Abbildung III.1.3-20). Mit GLM (General Linear Model) wurden Regressionsanalysen mit den gleichen Datensets von 18 Jahren (1987-2004) durchgeführt, wobei die Jahreszahl als kategoriale Variable festgelegt wurde. Mit den gleichen independenten Variablen wie im Model 2 konnten Ergebnisse erzielt werden, die im Durchschnitt über die beobachteten 18 Jahre 55.0% der jährlichen Niederschlagsvariabilität erklären, Damit ist folgende Hypothese akzeptierbar: Mikroklimatisch sind insbesondere die Ökoniederschlägern durch Ökovolumendynamiken im Oueme-Einzugsgebiet beeinflußt. Rain_04 = 1543.1 + 0.0013338*Vec - 73.215*LAT + 51.708*LON + 0.52991*ELE (Model2) Model 2 Ausgewähltes Model für die Prognostizierung regionaler, jährlicher Niederschlagsvariabilität auf Gemeindebene Precipitations: observed (P) vs. Predicted (P_f) (2004) P P_f 1500 Precipitations (mm/n) 1400 1300 1200 1100 om S e P o-A Ab orto va om - N ey ovo H Cal ou av ey i og At be hi em e D an gb o Bo L o pa ko ss a Do gb Z e oTo ta La lo B Ad on ja ou Kl -Ou ou e ek re an m e P Ap obe la ho A ue Za b o ng m e na y na do Da s s Dji a- dja Zo um e Sa ve Ba n B a te s P a s ila ra ko O u ua ke N 'D al i N i Si kki ne nd e po ui d C -P o O nd ra G ah 1000 Commune (south-north) Abb. III.1.3.-19: Beobachtete vs. prognostizierte jährliche Niederschläge (P vs. P_f) in 2004 für 62 Oueme-Gemeinden Landnutzung 148 IMPETUS Concrete Eco-precipitation (Pe_ac) vs. Eco-volume (Vec) Pe_ac South_R²=49% P =a+b*Vec+c*LON+d*LAT+e*ELE Vec Middle_R²=82% North_R²=22% 120000 140 Whole Oueme _R²=26% 120 100000 V e c (m ³ / h a ) 80 60000 60 40000 P e _ a c (m m / y e a r ) 100 80000 40 20000 20 0 Gr an dP O uop o id Co ah S o me P A b o rt -A v a o m o -N e ov H oy -C a o u e la v y i A t og be h ie Da m e ng b B o L o op a ko ss a Do Z gb o- e To ta La lo A d B on j a K l -O o u ou ue e k re an me A p P ob la h e A o Z a b om u e ng e na y na Da d ss D jido a -Z j a ou me Sa v Ba e B a nte s P a s ila ra k O u ou ak N' e Da N li S i ik ki ne nd e 0 Commune (south-north) Abb. III.1.3-20: Prognostizierte konkrete Ökoniederschläge (Pe_ac) vs. beobachtete Ökovolumina (Vec) im Jahre 2004 für 62 Oueme-Gemeinden Abbildung III.1.3-19 veranschaulicht die Szenarien von Model 2, wie die beobachteten und prognostizierten Niederschläge in allen 62 Oueme-Gemeinden variieren. Abbildung III.1.3-20 zeigt, dass die durch das Model 2 prognostizierten Ökoniederschläge mit der gleichen Tendenz wie die beobachteten Ökovolumina, in allen 62 Oueme-Gemeinden variieren. In Abbildung III.1.3-21 werden die geschätzten aktuellen Ökoniederschläge nochmals für die 62 Gemeinden des Oueme Gebiets dargestellt. Es ergibt sich ein allgemeiner Bestimmungsgrad von 51%. Die Abweichungen gegenüber den Modelldaten der Abbildung III.1.3-20 sind moderat im Nieder-Oueme und im Hoch-Oueme aber sehr stark und deshalb unbefriedigend im Mittel-Oueme, dem Übergangsgebiet zwischen monomodaler und bimodaler Niederschlagsverteilung. Einige Ökoniederschläge sind sogar negativ was im Grunde genommen nicht möglich ist da der untere Wert, aus der Definition der Ökoniederschläge, null ist. Weitere Erhebungen der Ökovolumina in den Gemeinden des Oueme Einzugsgebiets würde das empirische Modell verbessern. Landnutzung 149 IMPETUS Initial Eco-precipitation (Pe') vs. Eco-volume (Vec) Pe' South_R²=60% Pe’=P-P_min = a*Vec Vec Middle_R²=6% North_R²=58% 120000 250 Whole Oueme _R²=51% 200 100000 150 100 50 60000 0 40000 P e ' (m m / y e a r ) V e c (m ³/ h a ) 80000 -50 -100 20000 -150 -200 Gr an dP O uop o id a Co h m So e P A b o rt o A v a o m -N e y ov o H o -C a u e la v y i A t o gbe h ie Da m e ng b B o L o o pa ko ss a Do gb Z e oTo t L aa lo A d B on o j K l a -O u o u ue e k re an m Pe A p o be lah A ou Z a bo m e ng e na y na do Da ss D j id a -Z j a ou m S ae v Ba e B a nt e s P a s il a ra k O u ou ak N' e Da N li S i i k ki ne nd e 0 Commune (south-north) Abb. III.1.3-21: Geschätzte aktuelle Ökoniederschläge (Pe’) vs. beobachtete Ökovolumina (Vec) im Jahre 2004 für 62 Oueme-Gemeinden Ausblick Engere Zusammenarbeit mit anderen IMPETUS-Kollegen ist eine notwendige Voraussetzung für weitere Entwicklung des PK Be-L4. Die über das ganze Oueme flächendeckend rekonstruierten Vegetationsdynamiken (inklusiv Biomasse, Biovolumen und Ökovolumen) stellen eine zuverlässige Berechnung von Vegetationsdynamiken dar, vorausgesetzt dass die Fernerkundungsdaten stimmen. Neben eigenen Feldmessungen und Felderhebungen wurden Agrarstatistiken eingesetzt, um die Fernerkundungsdaten zu validieren. Mit den rekonstruierten Vegetationsdynamiken kann ein möglich steigender Einfluss dieser auf Bodenparameter überprüft werden, Mangelnde regionale Bodeninformation wurden mit eigenen erhobenen Bodendaten und den Bodendaten von IMPETUS-Kollegen ergänzt. Eine der zentralen Ziele ist es, die empirisch interaktive Beziehung zwischen Niederschlagsvariabilität und Vegetationsdynamiken bis zu einem bestimmten Grad auszuarbeiten. So können auch subregionale Klimamodellierung mit diesen empirischen Beziehungen ergänzt werden. Dazu braucht man, – so weit wie möglich –, eine bessere Prognostizierung der Vegetationsdynamiken. Es bedarf noch weiterem Datenaustausch mit anderen Disziplinen. BIP pro Kopf ist sehr wahrscheinlich ein nützlicher Ansatzpunkt. Durch eine engere Zusammenarbeit mit PK Be-L3 und PK Be-H3 könnte ein Journal Paper entstehen. Die Modellierung von Niederschlagsvariabilität in Abhängigkeit von Vegetationsdynamiken könnte mit Parametern wie Temperatur und Evapotranspiration verfeinert Landnutzung IMPETUS 150 werden. Auch Standardisierung und Re-Klassifizierung der Niederschlagsdaten könnten dabei behilflich sein (Paeth 2006, Wang etc. 2006a und 2006b). Die in diesem Artikel vorgestellte Arbeit steht in Kürze als Veröffentlichung zur Verfügung. Literatur DeFries RS, Foley JA, Asner GP. 2004. Land-use choices: balancing human needs and ecosystem function. Frontiers in Ecology and the Environment: Vol. 2, No. 5 pp. 249–257. De Laethauwer, B. 2004. Estimation de la biomasse et de l’indice foliaire du manguier dans le bassin du Haut-Ouémé au Bénin. Diplomarbeit. Hogeschool Gent, Belgien. Deng, Zh.X. 2007. Vegetation Dynamics in Oueme Basin, Benin, West-Africa. Dissertation of University Bonn. Germany. (forthcoming). Deng, Zh.X., Janssens, M.J.J. 2004. Shaping the future through pruning the mango tree?--A case study in Upper-Ouémé, North Benin. International Conference on integrated water resource management of tropical river basins, Cotonou, Octobre 2004. Foley JA, DeFries RS, Asner, GP, et. 2005. Global Consequences of Land Use. Science 309 (5734), 570. Janssens, M.J.J., Deng, Zh.X., Sonwa, D., Torrico, J.C., Mulindabigwi, V. & Pohlan, J. 2004a. Relating agro-climax of orchards to eco-climax of natural vegetation. In: Proc. 7th International Symposium on Modelling in Fruit Research and Orchard Management, 20-24 June 2004. Copenhagen, Denmark. Janssens, M.J.J., Deng, Zh.X., & Mulindabigwi, V. 2004b. Contribution agronomique à la validation des scénarios hydrologiques du bassin de l’Ouémé. Worshop Le cycle hydrologique du bassin versant de l’Ouémé et ses implications socioéconomiques, Cotonou, Octobre 2004. Matson PA., Parton WJ, Power AG, and Swift MJ, 1997. Agricultural Intensification and Ecosystem Properties. Science 277 (5325), 504. Paeth, H. 2006. The climate of tropical and northern Africa – a statistical-dynamical analysis of the key factors in climate variability and the role of human activity in future climate change. - In: Bonner Meteorologische Abhandlungen 61, 340 S. Vermeersch, H. 2005. Estimation of Biomass and Leaf Area Index for Parkia biglobosa (Néré) in Central Benin. Diplomarbeit. Hogeschool Gent, Belgien. Wang, W., B. T. Anderson, N. Phillips, R. K. Kaufmann, C. Potter, and R. B. Myneni, 2006a. Feedbacks of Vegetation on Summertime Climate Variability over the North American Grasslands: 1. Statistical Analysis, Earth Interactions, 10, Available online at Earth Interactions. Wang, W., D. Entekhabi, D. Huang, R. K. Kaufmann, C. Potter, and R. B. Myneni, 2006b. Feedbacks of Vegetation on Summertime Climate Variability over the North American Grasslands: 2. A Coupled Stochastic Model, Earth Interactions, 10, Available online at Earth Interactions. Landnutzung PK Be-L.5 IMPETUS 151 Nachhaltiges Feuermanagement für Ressourcenschutz mit Fernerkundung und GIS Problemstellung Große Gebiete Benins sind in der Trockenzeit von Buschfeuern betroffen. Wie Untersuchungen im Rahmen des IMPETUS Projektes zeigten, werden mehr als 70 % der Fläche des Einzugsgebietes des oberen Ouémé gebrannt. Im der traditionellen Form der Landbewirtschaftung ist das Legen von Feuern eine Methode um Felder für den Anbau vorzubereiten. Feuer wird aber auch von Viehzüchtern gelegt, um trockene, harte Gräser zu verbrennen, und so einen erneuten Austrieb von jungen frischen Gräsern zu ermöglichen, die vom Vieh bevorzugt werden. Auch zur Jagt werden Feuer gelegt. Durch die ansteigende Bevölkerungsdichte und das damit einhergehende Zusammenbrechen des traditionellen Feuermanagements stellen die Feuer ein zunehmendes Problem dar, besonders in Hinblick auf die Bodendegradierung, Nährstoffkreislauf, Vegetationszusammensetzung und CO2 Haushalt. Insbesondere die späten Feuer („late fires“), definiert als Feuer nach dem 16.12. jeden Jahres, tragen besonders zur Bodendegradation bei, da die in der Asche gebundenen Nährstoffe vor Landnutzung IMPETUS 152 Einsetzen der Regenzeit nicht mehr in den Boden eingebunden werden können. So wird ein Großteil der wertvollen Nährstoffe vom Regenwasser weggespült. Aus diesem Grund gibt es gesetzliche Bestimmungen und Vereinbarungen zwischen Dörfern und Entwicklungsgesellschaften, dass nach dem 16. Dezember keine Feuer mehr gelegt werden dürfen. Allerdings werden diese Verordnung bzw. spezielle Vereinbarungen sehr oft nicht eingehalten und es stellt sich die Frage nach einem effektiven Kontrollsystem. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Quantifizierung der vom Feuer beeinflussten Gebiete und der Nährstoffkreislauf sowie die CO2 Bilanz ein wichtiges Forschungsfeld. Mitarbeiter H.-P. Thamm, M. Judex, V. Orekan, N. Bako-Arifari, C. Hiepe Zielsetzung Ziel dieses PKs ist die Untersuchung der raumzeitlichen Feuerdynamik in Benin durch den Aufbau eines Feuer Monitoring Systems und die Schaffung eines SDSS für nachhaltige Feuermanagement Systems. Dazu gehört die Erfassung der raumzeitliche Verteilung der Buschfeuer, sowie die Abschätzung der verbrannten Biomasse, die Erfassung des Nährstoffumsatzes und die durch Feuer verursachte Bodendegradierung sowie die Abschätzung des Einflusses von Buschfeuer auf den CO2 Haushalt. Weitere Aufgaben im Sinne eines nachhaltigen Feuermanagements, ist die Überprüfung der Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen und Dorfvereinbarungen bezüglich des Zeitpunktes der Feuer. Zuwiderhandlungen sollen umgehend erkannt werden und können an die verantwortlichen Stellen gemeldet werden. Die oben genannten Aufgaben sollen einem in dem PK erstellten Monitoring System unter Verwendung von frei zugänglichen Fernerkundungsdaten geleistet werden. In einem weiteren Schritt erfolgt die Analyse der raumzeitlichen Muster der Feuer unter Einbeziehung von zusätzlichen Informationen wie Vegetationsdaten, Klimaparameter wie Niederschlag und Wind, Bodendaten und sozioökonomischen Daten. Auf dieser Grundlage wird ein Prozessverständnis geschaffen, das die Grundlage für ein „Decision Support System“ (DSS) für ein nachhaltiges und effizientes Feuer Management darstellt. Das DSS iMABFIRE (Managing Bush Fire) soll den Verantwortlichen helfen, geeignete Stellen für ein kontrolliertes Brennen zu finden. Des Weiteren können mit dem DSS effizient die Stellen für Feuerschutzstreifen („pas feu“) geplant werden. Dies kann zu einem deutlich verbesserten Einsatz der knappen Mittel für den Feuerschutz führen. Weiterhin können die Auswirkungen unterschiedlicher Feuermanagementoptionen auf die Raummuster der Feuer, den Biomassenumsatz sowie den Nährstoffkreislauf abgeschätzt werden. iMABFIRE ist für die Verantwortlichen ein nützliches Werkzeug für die Organisation eines nachhaltigen Feuermanagements. Es kann mit entsprechenden Modifikationen für den gesamten Savannengürtel in West-Afrika eingesetzt werden. Neben der direkten Nutzeranwendung für Behörden und Entwicklungsgesellschaften stellt die Erfassung raumzeitlicher Dynamik der Buschfeuer aus wissenschaftlicher Sicht einen viel diskutierten Problemkomplex dar. Landnutzung IMPETUS 153 Nutzergruppen • ProPGTRN • INRAB • UTE • UAC Geographie (Prof. Hondgaba) • CIPMA (Prof. Honkonou) Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Ein effizientes Feuermanagementsystem benötigt zuverlässige Informationen bezüglich der raumzeitlichen Verteilung der Feuer, auf deren Grundlage angemessene Entscheidungen getroffen und entsprechende Maßnahmen, wie zum Beispiel kontrolliertes Abbrennen oder die Anlage von Feuerschutzbändern („pas feu“) eingeleitet werden können. Bisher zugängliche Informationen wie zum Beispiel die aus MODIS abgeleiteten Feuerprodukte (z. B. MODIS fire products, [http://edcdaac.usgs.gov/modis/dataproducts.asp#mod14]) sind aufgrund der schlechten räumlichen Auflösung sowie einiger methodischen Probleme (nur zum Zeitpunkt des Überflug des Satelliten aktive Feuer werden erkannt) unzureichend. Aus diesem Grund wurde automatisierte Prozessierungsketten aufgebaut, die selbstständig bei Verfügbarkeit die entsprechenden optischen MODISBilder von dem Server in USA übertragen, sie entsprechend abspeichern und dokumentieren, und mit dem von uns entwickelten Algorithmus die gebrannten Stellen erkennen. Die erkannten Brandstellen werden dabei mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsklassen codiert um der Gefahr von Fehlinterpretionen entgegenzuwirken. Dabei gibt es drei Wahrscheinlichkeitsstufen: mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gebrannt, mit hoher Wahrscheinlichkeit gebrannt und möglicherweise gebrannt. Durch die Angabe der Wahrscheinlichkeit wird dem Bearbeiter die Möglichkeit gegeben, entsprechende Flächen nochmals eingehend zu Untersuchen um die Aussage nachträglich validieren oder falsifizieren. In 2007 wurde diese Prozessierungskette ausfallsicherer gestaltet und auf die satellitenbetreiberseitig geänderte Datenstruktur angepasst. Weiterhin erfolgte eine Kalibrierung der Brandflächen mit höher auflösenden optischen Satellitendaten (IRS und ASTER). Diese Arbeit wird in der Feuerperiode 2007-2008 fortgesetzt. Die Ergebnisse dieser Kalibrierung werden auf der Konferenz in Quagadougou vorgestellt werden. Es laufen Arbeiten die Prozessierungskette in ein JAVA Framework einzuarbeiten, um es nach zu Benin transferieren. Ein wesentliches Kriterium für einen reibungslosen Betrieb ist eine schnelle und zuverlässige Internetleitung in Benin und eine gewisse Infrastruktur bestehend aus zuverlässig arbeitender Hardware und kompetenten Systemadministratoren. Die entsprechende Schulung ist eine wichtige Aufgabe. Zur Untersuchung der bei dem Feuer umgesetzten Biomasse, des CO2- und Nährstoffkreislauf, wurden Kontakte mit dem Geographischen Institut der UAC mit Professor Houndagba, Prof. Sinsin und dem Leiter von CIPMA Prof. Hounkou aufgenommen. Landnutzung IMPETUS 154 Stand der Arbeiten an dem SDSS Für ein nachhaltiges Feuermanagement muss ein Tool geschaffen werden, mit dem ein Benutzer die Ausbreitung eines Feuers, bei frei wählbarem Startpunkt, und gegebenen Randbedingungen bezüglich der aktuellen Landnutzung, der aktuellen Brennstoffverfügbarkeit und Brennbarkeit, sowie den aktuellen meteorologischen Verhältnissen simulieren kann. Mit dem Feuerausbreitungsmodell können kontrollierte Feuer geplant, die Anlage von Feuerschutzstreifen („pas feu“) getestet und die Abschätzung von durch von Feuer versursachten Schänden Plantagen, Feldern oder gar an Siedlungen durchgeführt werden. Schaffung eines agentenbasierten Feuerausbreitungsmodels Hierfür wurde in dem am ZFL entstandenen Framework für räumlich explizierte Modellierung XULU (eXtendable Unified Land Use and land cover framework) ein Feuerausbreitungsmodell programmiert. Da bei den jährlichen Buschfeuern in Benin in der Regel nur die Grassschicht abbrennt, war die Grundlage des Algorithmus ein einfaches Agenten basiertes Modell, ein zellularer Automat. Der Bearbeiter kann eine satellitertenbasierte Landnutzungskarte des zu untersuchenden Gebietet in das Modell importieren und für eine besseren Verortung und Orientierung beliebige Vektordaten (z.B. Ortschaften, Strassen, Gemeindegrenzen) überlagern. Abbildung III.1.3-22 zeigt die Nutzeroberfläche des Models. Das Modell arbeitet unabhängig von dem räumlichen Maßstab der Rasterkarte. In der Regel für steht das Untersuchungsgebiete in Benin eine aus LANDSAT- und ASTER-Daten abgeleitete Landbedeckungs-/Landnutzungskarte mit 30 m x 30 m Rasterweite zur Verfügung, bei der die Hauptlandnutzungen ausgewiesen sind (z.B. foret dense, foret gallerie, jacher, fallow,…). Diese Grundkarte sollte regelmäßig auf den neusten Stand gebracht werden (ca. einmal jedes Jahr). Für Bestimmung der aktuellen Brennbarkeit (verfügbares Brennmaterial, Feuchte) wird diese Grundlandnutzungskarte mit den aktuellen aus MODIS Satellitendaten abgeleiteten NDVI Werten verschnitten. Diese Kombination von räumlich hoch aufgelösten LANDSAT/ASTER Daten mit den zeitlich hoch aufgelösten MODIS Daten ist eine interessante Technik zur Verbesserung der räumlichen bzw. zeitlichen Auflösung. Der Zusammenhang zwischen Brennbarkeit und NDIV erfolgt durch eine Analyse der gebrannten Flächen auf schon aufgenommenen Daten unter Einbeziehung der räumlich hoch aufgelösten Landbedeckung-/Landnutzungsklassifzierung und Zusatzdaten wie Bodenkarten und Topographie. Landnutzung IMPETUS 155 Abb. III.1.3-22: Benutzeroberfläche für des Feuerausbreitungsmodells (iMabfire) innerhalb von XULU Die Einbeziehung der hoch aufgelösten Landnutzungsgrundkarte ist notwendig, da z.B. trockenes Gras unter immergrünem Baumbestand in einem anderen NDVI resultiert als trockenes Gras in einer baumlosen Savanne. Diese Analysen sind noch nicht vollständig abgeschlossen und werden für die Feuersaison 2007-2008 fortgesetzt. Das Ergebnis der vorgestellten kombinierte Analyse der Fernerkundungsdaten sind Rasterkarten der Brenneignung für jede Zelle des Untersuchungsgebiets mit Werten von 0 (nicht brennbar, Bespiel: Dichter Galleriewald oder Fels) bis 1 (extrem gut brennbar, Beispiel: trockene Grass Savanne mit dichtem Grassbestand) für jeden Zeitpunkt. Landnutzung IMPETUS 156 Einbindung der meteorlogischen Parameter in das Feuerausbreitungsmodell Die Feuerausbreitung wird neben der aktuellen Brennmaterialverfügbarkeit der Landbedeckung / Landnutzung in starkem Maße von den meteorologischen Bedingungen beeinflusst. Zentrale Elemente sind hierbei der Niederschlag und vor allem die Windgeschwindigkeit und die Windrichtung. In der vorliegenden Version des Modells, kann die bearbeitende Person die Windrichtung und die Windgeschwindigkeit frei wählen. Die Einstellung der Windrichtung erfolgt über einen Drehregler (Windrose) mit einem Bereich von 0-360 Grad, die Windgeschwindigkeit wird über einen Schieberegler gewählt (Siehe Abbildung III.1.3-22). Die Ausbreitungsmuster von Bränden werden auch von Variationen in der Windstärke und Schwankungen der Windrichtung beeinflusst. Deshalb wurde in iMABFIRE Optionen eingebaut diese Parameter einstellen zu können. Die gewünschten Bereiche in denen die Windrichtung variieren kann werden über einen Schieberegler eingestellt (in Grad). Die Schwankungsbreite der Windgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde kann über einen Schieberegler eingegeben werden. Mittels eines Zufallgenerators wird nun vor jedem Interaktionsschritt des zellularen Automaten ein Windrichtungs- und Windgeschwindigkeitswert innerhalb des gewählten Schwankungsbereich ermittelt und damit die Ausbreitung des Feuers parametrisiert. Abbildung III.1.3-23 zeigt die Auswirkungen unterschiedlicher Windgeschwindigkeiten auf die Feuerausbreitung. Abb. III.1.3-23: Auswirkung unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten auf die Brandmuster. Es ist auch möglich die Parameter in Laufzeit, also während der Simulation des Brandes zu ändern. Das ermöglicht z.B. die Eingabe von veränderten Windrichtungen oder Windstärken. Diese Änderungen werden vom Modell sofort übernommen und im nächsten Iterationsschritt verwendet. Diese Funktion wird für die Planung von Feuerschutzschneisen und die Berechnung unterschiedlicher Szenarien für die Feuerausbreitung benötigt. Im Moment wird an einer Schnittstelle gearbeitet um reale meteorologische Parameter an das Feuermodell zu koppeln. So können aktuelle meteorologische Parameter in Echtzeit verwendet werden. Damit ist es aber auch mögliche Situationen in der Vergangenheit über historische oder Re- Landnutzung IMPETUS 157 Analysedaten einzuspielen. Auch die Verwendung von Klima-Modellergebnissen ist dadurch möglich. Abb. III.1.3-24: Brandmuster unter Einfluß einer Windrichtungsänderung um 105 Grad. Parallelisierung des Feuerausbreitungsmodells. Mit iMABFIRE können im Prinzip beliebig viele Feuer gleichzeitig initiiert werden. Mit der Anzahl der simulierten Feuer wachsen allerdings die Anforderungen an die Rechenleistung des verwendeten Computers. iMABFIRE ist aber besonders für den Einsatz in Entwicklungsländern geschaffen worden, in denen leistungsfähige Rechner in der Regel nicht zur Verfügung stehen. Deshalb wurde begonnen eine Version von iMABFIRE für paralleles Rechnen zu schaffen. Hierbei kann die Rechenlast auf beliebige Computer verteilt werden. Dabei können heterogene Computer in Bezug auf Prozessorleistung, Arbeitsspeicher und anderen Ausstattungmöglichkeiten gleichzeitig verwendet werden. Es muss nur auf jedem Computer ein kleines JAVA Programm installiert und die einzelnen Computer auf dem Hauptcomputer angemeldet werden. Die Verteilung der Rechenleistung erfolgt dann selbstständig von iMABFIRE-Paralel, ohne dass der Nutzer weitergehende Computerkenntnisse haben muss. Das dieser Ansatz wurde von Dominik Appl in einer Diplomarbeit für das statistisch/dynamische Landnutzungsmodel XULU erfolgreich verwirklicht. In Test mit seinem System wurden Blade-Server in einem Hochleistungscluster parallel betrieben, es erfolgten aber auch erfolgreiche Modelläufe mit einem heterogenen Computernetz bestehend aus 8 unterschiedlichen Tischrechnern und Laptops. Literatur Appl, D. (2006): XULU / V Eine Erweiterung der XULU –Plattform zur Unterstützung verteilter Simulationen in der Landnutzungsmodellierung. Diplom-Arbeit. Institut für Informatik – Abteilung III. Bonn Landnutzung IMPETUS 158 Giglio, L., van der Werf, G.R., Randerson, J.T., Collatz, G.J. & P. Kasibhatla (2005): Global estimation of burned area using MODIS active fire observations. In: Atmospheric Chemistry and Physics Discussions 5, S. 11091 – 11141. Goldammer, J.G. & C. de Ronde (2004): Wildland fire management, Handbook for Sub-Sahara Africa. Global Fire Monitoring Center. One World Books. Hettig,, F. (2002): Haushaltsökonomie und soziale Organisation in Zentralbenin am Beispiel des Dorfes Doguè, Ouémé Region. Master’s thesis, Institut für Völkerkunde der Universität zu Köln NASA MODIS HOMEPAGE: http://modis.gsfc.nasa.gov/ Oertel, D., Zhukov, B., Thamm, H.-P., Roehrig, J. & B. Orthmann (2004): Space-borne high resolution fire remote sensing in Benin, West Africa. In: International Journal Remote Sensing (IJRS) 25 (11), S. 2209-2216. Orthmann, B. (2005): Vegetation ecology of a woodland-savanna mosaic in central Benin (West Africa): Ecosystem analysis with a focus on the impact of selective logging. Dissertation, Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock. Roy, D.P., Jin, Y., Lewis, P.E. & C.O. Justice (2005): Prototyping a global algorithm for systematic fire-affectd area mapping using MODIS time series data. In: Remote Sensing of Environment 97, S. 137 – 162. San-Miguel-Ayanz, J, Carlson, J.D., Alexander, M., Tolhurst, K., Morgan, G., Sneeuwjagt, R. & M. Dudley (2003): Current Methods to Assess Fire Danger Potential. In: Chuvieco, E. (ed.): Wildland fire danger estimation and mapping – The role of Remote Sensing data. Volume 4, Series in Remote Sensing. World Scientific Publishing Co. Pty. Ltd., Singapore. 2, S. 21 – 61. Speth, P., Diekkrüger, B., Christoph, M. & A. Jaeger (2005): IMPETUS West Africa, Scenario building process and problem cluster. In: IMPETUS Publikationen (http://www.impetus.unikoeln.de/). Thamm, H.-P., Vater, A., Recha, P. & G. Menz (2007): Monitoring and Managing Bush Fire in West-Africa with Remote Sensing and GIS, Konferenzbeitrag AGIT 04.06 - 06.06, Salzburg Tandjiékpon, A. (2001): Fire Situation in Bénin. In: International Forest Fire News (IFFN) 25, S. 24. Landnutzung IMPETUS 159 Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 159 III.1.4 Gesellschaft und Gesundheit Der Zugang zu sauberem Trinkwasser führt zur Reduzierung von Krankheiten und zu wirtschaftlichem Wachstum (UNDP, 2006). Auch wenn Benin zu den wenigen afrikanischen Ländern zählt, die genügend Geld für das Erreichen der Millenniumsziele in Bezug auf die Wasserversorgung investieren, steht das Land immer noch im Ranking des „Human Development Index“ (HDI) auf dem 163ten Platz von 177 Ländern (UNDP, 2006) und weltweit auf einem der zehn letzten Plätze der Skala des „Water Poverty Index“ (WPI) (Lawrence et al., 2003). Im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Benin wurden die Bereiche Dezentralisierung, Wasserversorgung, Umwelt und Schutz ländlicher Ressourcen als Interventionsschwerpunkte definiert. Die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser steht auch im Vordergrund der Entschuldungs- und Armutsbekämpfungsinitiative der Weltbank für Benin. Vor diesem Hintergrund liefern die Forschungsergebnisse zum gesellschaftlichen Umgang mit Wasser wichtige Informationen für die Umsetzung dieser Politiken. Der Einfluss der globalen Erwärmung und der damit verbundenen Niederschlagsvariabilität auf die Erweiterung von Malariagebieten in Afrika konnte ebenfalls untersucht werden. Die Hauptaktivitäten des Themenbereichs „Gesellschaft und Gesundheit“ im Jahr 2007 waren in erste Linie auf die Integration der hervorgebrachten Ergebnisse in die drei Informationssysteme LISUOC, SIQeau und MalaRis ausgerichtet. LISUOC (Livelihood Security in the Upper Ouémé Catchment) ist ein Informationssystem zur Existenzsicherung im oberen Ouémé-Einzugsgebiet und besteht aus den folgenden drei Modulen: Demographische Projektion (PK Be-G.1), Wassermanagement und Institutionen (PK Be-G.2) sowie Existenzsicherung und Ressourcen (PK Be-G.3). Die Berechnungen für das Modul „Demographische Projektion“ sind weitgehend abgeschlossen und die Konzeption des Moduls ist fortgeschritten. Im Rahmen des Moduls „Wassermanagement und Institutionen“ erfolgte vorrangig die Erstellung einer Datenbank zu den Trinkwasserstellen und zudem die Analyse von Wassermanagementsystemen. Die Programmierung und Visualisierung der Existenzsicherungsdaten für das Modul „Existenzsicherung und Ressourcen“ wurden erfolgreich abgeschlossen. Die vorläufige Version des Informationssystems LISUOC wurde zwei Mal in Benin vorgestellt und diskutiert. SiQeau (Système d’information „Qualité de l’eau“) soll Entscheidungsträgern Handlungsoptionen aufzeigen, die auf den im Rahmen des PK Be-G.5 (Trinkwasserqualität) ermittelten Ergebnissen bezüglich der Trinkwasserqualität im Oberen Ouémé Einzugsgebiet beruhen und eine Prävention von Wasserkontaminationen im Vorfeld ermöglichen. Seit dem Erstellen der ursprünglichen Brunnendatenbank 2001 hat sich die Situation der Trinkwasserversorgung in vielen Dörfern verändert, so dass 2007 eine über mehrere Monate angelegte Aktualisierung der Datenbank initiiert wurde. Die aktualisierte Brunnendatenbank soll in das, sich im Entwicklungsstadium befindliche, Informationssystem SIQeau integriert werden. Für das Informationssystem MalaRis („The impact of climate change on Malaria Risk in Africa“) wurden auf der Basis von REMO-Temperatur- und Niederschlagsdaten LMM-Ensembleläufe für den Zeitraum von 1960 bis 2000 durchgeführt. Die Abschätzung der zukünftigen Entwicklung der Malaria in Afrika durch zwei Malariaprojektionen (2001-2050) zeigt, dass sich die Malaria in Westafrika zurückzieht und in bevölkerungsreichen Gebieten vermehrt Epidemien auftreten. In Ostafrika wird sich die Malaria im Hochland verbreiten. Die Überprüfung der REMOTemperaturen für Afrika mit Hilfe von ERA-40 macht eine Korrektur der Daten notwendig. Mit der Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 160 Validierung des LMM wurde mit Hilfe des beobachteten Auftretens der Malaria begonnen, wodurch eine endgültige Parametrisierung des Modells ermöglicht wird. Auf der Basis der bisherigen Ergebnisse wurde die Version 0 des IS MalaRis erstellt. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 161 PK Be-G.1 Demographische Projektionen für das Ouémé-Einzugsgebiet Kinder in Zentralbenin Problemstellung Die demographische Entwicklung ist eine wesentliche Antriebskraft des Wandels von Ressourcennutzungsmustern und der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Zunahme des Bevölkerungsdrucks auf Naturressourcen verursacht ihre Verknappung und häufig auch ihre Degradation und beeinträchtigt in der Folge die Existenzsicherung der Bevölkerung. Die Aufgabe des vorliegenden Problemkomplexes besteht in der Untersuchung der demographischen Entwicklung im Ouémé-Einzugsgebiet anhand der IMPETUS-Szenarien und der Erstellung demographischer Projektionen. Mitarbeiter M. Heldmann Zielsetzung Projektionen der demographischen Entwicklung in den IMPETUS-Szenarienregionen Hoch-Mittelund Nieder-Ouémé. Die Projektionen werden auf Grundlage der storylines für die Ebene der Departements gerechnet und die Ergebnisse anschließend durch dynamisches downscaling auf die Ebene der Gemeinden und Arrondissements (z. T. bis auf Ebene der Dörfer bzw. Stadtviertel) übertragen. Parallel dazu erfolgt eine Projektion der städtischen Bevölkerung im Ouémé-Einzugsgebiet. Alle demographischen Rechnungen haben einerseits zum Ziel, anderen Problemkomplexen Basisgrößen Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 162 für eine zentrale Antriebskraft zur Verfügung zu stellen. Andererseits gilt es, die demographischen Rahmenbedingungen für Bevölkerungsentwicklungen in Benin bis 2025 zu analysieren. Um anderen Problemkomplexen eine größere Datenbasis zur Verfügung zustellen, und um interregionale demographische Prozesse analysieren zu können, wurden die Berechnungen vom OuéméEinzugsgebiet auf den Gesamtraum Benin erweitert. Nutzergruppen Institution Nutzer Departement Borgou Service régional de l’eau Departement Donga Service régional de l’eau Kommune Bassila Chef technique Kommune Djougou Chef technique Kommune Copargo Chef technique Kommune Ouaké Chef technique Kommune N’Dali Chef technique Kommune Tchaourou Chef technique Kommune Parakou Chef technique INSAE Mr. Gomez Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Im Jahr 2007 wurden demographische Berechnungen im Hinblick auf das mit den PKs Be-G.2 und Be-G.3 gemeinsam zu entwickelnde Informationssystem LISUOC durchgeführt. Notwendig waren sowohl Aktualisierungen alter Datensätze als auch Neuberechnungen. Die ursprünglich bereits 2006 berechneten demographischen Projektionen auf den Ebenen der 77 Gemeinden, 594 Arrondissements und 3742 Dörfer wurden verfeinert und insbesondere den Hydrologen, aber auch anderen Teilprojekten in finaler Fassung zur Verfügung gestellt. Die Aktualisierung der Berechnungen aus dem Jahr 2006 über die dynamische Gewichtung der demographischen Szenariendaten der Departementebene hat zu einer genaueren Wiedergabe der Projektionsergebnisse auf den kleineren räumlichen Territorialeinheiten geführt. Dieser Aspekt hat eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des IS Moduls LISUOC-Demographie da Gemeindevertreter und lokal verankerte Institutionen als potentielle Hauptnutzer des Informationssystems identifiziert werden. Des Weiteren wurden Szenarienberechnungen der Altersstruktur und deren Entwicklung bis 2025 auf Ebene der Gemeinden und Arrondissements durchgeführt. Im Januar 2008 sind damit alle Rechengrundlagen für das IS-Modul LISUOC-Demographie abgeschlossen. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 163 Die Konzeption von LISUOC-Demographie wurde in Zusammenarbeit mit den Entwicklern und den PK-Verantwortlichen der anderen beiden Module gestaltet. Das Modul soll dem Nutzer Informationen zur Bevölkerungsdynamik in Zentralbenin liefern. Einbezogen werden sowohl demographische Entwicklungen der Vergangenheit (seit 1992) als auch mögliche zukünftige Entwicklungen bis 2025 im Rahmen der von IMPETUS entwickelten Szenarien. Im Vordergrund steht dabei das Szenario BIII „Business as Usual“, welches von einer Entwicklung unter ähnlichen demographischen Rahmenbedingungen wie zwischen 1992-2002 ausgeht und mit internationalen und nationalen Prognosen (UNDP, INSAE) für Gesamtbenin weitgehend übereinstimmt. Informationen zu den anderen Szenarien werden dem Nutzer über Textform übermittelt. Durch die Präferenz des Szenarios BIII wird eine höhere Nutzerorientierung und Stringenz erzielt. LISUOC-Demographie ist räumlich auf den Bezugsraum des Oberen Ouémé-Einzugsgebietes fokussiert. Es orientiert sich jedoch an den räumlich-administrativen Einheiten der Region, um die Relevanz in Planung und Regionalentwicklung zu gewährleisten, und erweitert den Bezugsraum zusätzlich um die Gemeinde Ouaké, westlich des Einzugsgebiets. Es umfasst damit 7 Gemeinden und 41 Arrondissements. Abb. III.1.4-1: Startbildschirm LISUOC-Module Die Struktur von LISUOC-Demographie beinhaltet zwei Fenster, die dem Nutzer den Vergleich zwischen zwei Zieljahren und/oder Darstellungsformen demographischer Entwicklungen ermöglicht. Über ein Menü pro Fenster kann der Nutzer wählen, auf welcher administrativen Ebene, für Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 164 welches Jahr und in welcher Darstellungsform er die demographische Entwicklung visualisieren möchte. LISUOC-Demographie bietet drei Darstellungsebenen (Erhebungsraum Zentralbenin, Communes, Arrondissements) und drei Darstellungsmodi (Absolute Bevölkerung als Karte, Bevölkerungsdichte als Karte und geschlechtsspezifische Alterspyramiden). Die kartographische Darstellung erfolgt in statischen Klassen, so dass eine visuelle Vergleichbarkeit über Jahre und Ebenen möglich ist, wie folgend beispielhaft abgebildet. Abb. III.1.4-2: LISUOC Demographie: Darstellung von Bevölkerungsdichten auf Arrondissement-Ebene Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 165 Abb. III.1.4.-3: LISUOC Demographie: Darstellung von Altersgruppen und Gesamtbevölkerung Ausblick Die Fertigstellung der Version 0 von LISUOC-Demographie ist für Ende Februar 2008 vorgesehen. In Zusammenarbeit mit den Entwicklern werden die berechneten Daten für die Einarbeitung ins System formatiert und aufbereitet. Anschließend werden Begleittexte erstellt und ins System integriert. Ein Feedback wird im Mai über eine Capacity-Building Maßnahme in Benin erreicht werden. Im Oktober sind weitere Capacity-Building-Maßnahmen in Benin geplant. Bereits bis zur Statuskonferenz im August 2008 soll umfangreiches Begleitmaterial in Form einer CD-ROM und Printversion erstellt werden, in das Erfahrungen der Capacity-Building-Maßnahme vom Mai 2008 einfließen. Literatur Hadjer, K., Klein, T. & U. Singer (2004): Unveröffentlichter Datensatz des Regionalsurveys zur Existenzsicherung im Oberen Ouémé-Einzugsgebiet Hadjer, K., Klein, Th. & M. Schopp (2005):Water consumption embedded in its social context, north-western Benin. In: Physics and Chemistry of the Earth. Special Issue, Vol. 30, Issues 67, S. 357-364. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 166 Heldmann, M. and Dovenspeck, M.(2008): “Demographic Projections for Benin until 2025”. ”. In:. Christoph, M., Judex, M. & Thamm, H.-P (2008) IMPETUS Atlas Benin, Second Revised Edition. Bonn: University of Bonn. In print Heldmann, M. and Dovenspeck, M. (2008) “Demographie: Spatial disparities and high growth rates”. In:. Christoph, M., Judex, M. & Thamm, H.-P (2008) IMPETUS Atlas Benin, Second Revised Edition. Bonn: University of Bonn. In print INSAE (1992): Troisième Recensement Général de la Population et de l’Habitat de Février 2002. Institut National de la Statistique et de l’Analyse Economique, Cotonou, Bénin. INSAE (2003): Troisiéme Recensement Général de la Population et de l’Habitat de Février 2002. Institut National de la Statistique et de l’Analyse Economique, Cotonou, Bénin. Gesellschaft und Gesundheit PK Be-G.2 IMPETUS 167 Wassermanagement und institutioneller Wandel Problemstellung Die Wasserknappheit in Benin ist weitgehend eine Folge sozial und politisch bedingter Zugangsregeln und äußert sich daher weniger als ein Problem der absoluten Wasserverfügbarkeit als vielmehr des Zugangs zu sauberem Trinkwasser. Nach der Dezentralisierung und weiteren administrativen Reformen sind die Zuständigkeit und die Kompetenz der kommunalen Verwaltungen im Wassermanagement nicht klar definiert. Als Konsequenz verhindern die unterschiedlichen institutionellen Hemmnisse eine effektive Umsetzung der Reformen im Bereich des Wassermanagements. Als zentrales institutionelles Hemmnis ist die geringe Abflussrate der Finanzmittel innerhalb des Wassersektors zu nennen. Beispiele sind die ausbleibende Wartung des bestehenden Versorgungsnetzes und die verzögerte Standortwahl neuer Wasserstellen. Von besonderem Interesse ist hierbei, ob das kommunale Wassermanagement zu einer optimaleren Versorgungssituation führen wird. Die Umsetzungsprobleme der Reformen beziehen sich nicht nur auf Trinkwasserstellen, sondern vor allem auf die immer zahlreicheren Kleinstauseen. Da das Wassermanagement derzeit von institutioneller Unsicherheit geprägt ist, hängt seine Ausgestaltung stark von den Partikularinteressen und strategien der beteiligten Akteure ab. Im Rahmen des Informationssystems LISUOC (Livelihood Security in the Upper Ouémé Catchment) zur Existenzsicherung wurde ein Modul „Wassermagement und institutioneller Wandel“ entwickelt. Das Modul bietet den zahlreichen Akteuren im Wasserbereich eine Datenbank zu Trinkwasserstellen und Texte zu Wassermanagementpraktiken. Mitarbeiter V. Mulindabigwi, N. Bako-Arifari, K. Hadjer, M. Heldmann Zielsetzung Ziel des Problemkomplexes ist es, die veränderten Planungs- und Implementierungspraktiken des Wassermanagements im Kontext der Sektorreformstrategien und der Dezentralisierung zu verstehen. Dieses Verständnis stellt zum einen eine unabdingbare Vorraussetzung dar, um IMPETUSTransferprodukte im Bereich des Wassermanagements sinnvoll zu platzieren. Zum anderen soll der Wissenstransfer über neue Managementregime im Bereich der Wasserversorgung an zuständige Wasserinstitutionen zu einer effizienteren Planungspraxis im Sinne eines Capacity development beitragen. Basis für den geplanten Wissenstransfer sind die analysierten „best“ und „worst practices“, die in einem Vergleich zwischen verschiedenen Verwaltungseinheiten identifiziert werden. Nutzergruppen Das Informationssystem LISUOC (Livelihood Security in the Upper Ouémé Catchment) und damit auch das Modul "Wassermanagement und Institutionen" wurde in erster Linie für die Gemeinden (Bassila, Djougou, Ouaké, Copargo, N' Dali, Parakou, Tchaourou) und Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im oberen Ouémé-Einzugsgebiet entwickelt. Dieses Modul dient ebenfalls als Informationstool für die SH (Services Hydrauliques) und LASDEL (Laboratoire d'Etudes et de Recherche sur les Dynamiques Sociales et le Développement Local). Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 168 Tab. III.1.4-1: Ausgwälte Anwender des LISUOC-Moduls Wassermanagement und Institutionen Institution Département Borgou Département Donga Kommune Bassila Kommune Djougou Kommune Copargo Kommune Ouaké Kommune N’Dali Kommune Tchaourou Kommune Parakou LASDEL Nutzer Service régional de l’eau Service régional de l’eau Chef technique Chef technique Chef technique Chef technique Chef technique Chef technique Chef technique Dr. Nassiro Bako-Arifari Stand der IS -Entwicklung Im Laufe des Jahres 2007 wurden vor allem die Erstellung einer Datenbank zu den Wasserstellen (traditionelle Brunnen, geschlossene Brunnen, Pumpen, Wassertürme) und die Analyse der Wassermanagementsysteme in den Gemeinden des oberen Ouémé-Einzugsgebietes durchgeführt. Die Integration dieser Informationen in das IS LISUOC wird durch das Modul Wassermanagement und institutioneller Wandel realisiert, dessen Struktur inzwischen verfügbar ist. Die Ergebnisse dieses Moduls sind in Form von GIS-Karten und HTLM-Texten abrufbar. Die abschließende Integration des Moduls in das IS LISUOC wird bis Ende Februar 2008 erzielt. Datenbank zu Wasserstellen im oberen Ouémé-Einzugsgebiet Für jede Gemeinde des oberen Ouémé-Einzugsgebietes wurde eine Datenbank mit den zugehörigen Wasserstellen erstellt. Die Wasserstellen bestehen aus traditionellen Brunnen, modernen Brunnen, Pumpen und Wassertürmen. Die Datenbank enthält hauptsächlich die folgenden Informationen zu den Wasserstellen: Lokalisierung (geographische Koordinaten, Dorf, Arrondissement, Kommune), Art der Wasserstelle, Anzahl der modernen Wasserstellen pro 1000 Einwohner, Datum der Realisierung, Geldgeber, Zustand der Wasserstelle, Anzahl der Pumpen oder Wasserhähne, Art der Pumpe und Art der Wasserentnahme. In Zusammenarbeit mit dem PK Be-G.5 wurde diese Datenbank mit chemischen und biologischen Analyseergebnissen von 1500 Wasserstellen erweitert. Trinkwasserzugang im oberen Ouémé-Einzugsgebiet Gesellschaft und Gesundheit 169 IMPETUS Die im Rahmen Pk Be.G.5 durchgeführten biologischen Wasseranalysen zeigen, dass insbesondere Wasser, das aus Wasserlöchern, traditionellen Brunnen und geschlossenen Brunnen stammt, viele pathogene Mikroorganismen enthält. Hingegen stellen die Pumpen und Wassertürme saubere Trinkwasserquellen dar. Um die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser im oberen Ouémé Einzugsgebiet besser abzubilden, wurde die Anzahl der modernen Wasserstellen pro 1000 Einwohner in alle Gemeinden, Arrondissements und allen Dörfer ermittelt. Ergebnisse dieser Berechnungen belegen, dass die Gemeinde N’Dali im oberen OuéméEinzugsgebiet über am wenigsten moderne Wasserinfrastrukturen pro 1000 Einwohner (2,1) verfügt. In der Gemeinde Ouakè hingegen, wo die Degradierung der Naturressourcen sehr fortgeschritten ist und ein Großteil der Bevölkerung zum Wasserzukauf gezwungen ist (HADJER, 2006), gibt es mehr moderne Trinkwasserstellen pro 1000 Einwohner (3,7) als in anderen Gemeinden. Es zeigt sich, dass sich die Ungleichheit in der Verteilung von modernen Wasserinfrastrukturen eher zwischen einzelnen Dörfern (0,2-46,4 Wasserstelle/1000 Einwohner) ausdrückt und weniger im Vergleich auf Ebene der Arrondissements (0,8-5,3 Wasserstellen/1000 Einwohner) oder Gemeinden (2,1-3,5 Wasserstellen/1000 Einwohner). Das Informationssystem LISUOC und insbesondere das zugehörige Modul Wassermanagement und institutioneller Wandel bietet Gemeindevertretern, EZMitarbeitern und andere Akteuren im Wasserbereich ausführliche qualitative und quantitative Ergebnisse zur räumlich ungleichen Verteilung moderner Wasserinfrastrukturen an. Ein zentraler Beweggrund für die Bereitstellung dieser Informationen ist es, diesen Akteuren gesicherte Daten zu Wasserzugangsphänomenen bereitzustellen. Tab. III.1.4-2: Verteilung moderner Trinkwasserstellen pro 1000 Einwohner Communes Bassila Djougou Copargo Ouaké N'Dali Tchaourou Gesamt Moderne Brunnen + Wasserpumpe + Wassertürme Dörfer Arrondissements 0,2 -7,2 1,4 - 3,2 0,3 - 46,4 1,2 - 4,5 0,4 - 5,9 1,9 - 3,6 1,0 -9,4 1,6 - 5,7 0,6 - 8,3 0,8 - 3,0 1,7 - 5,3 0,2 - 46,4 0,8 - 5,7 Wasserpumpe + Wassertürme Communes Dörfer Arrondissements 2,6 0,0 - 3,4 0,7 - 1,6 2,8 0,0 - 6,7 0,1 - 1,7 3,1 0,0 - 3,6 0,8 - 2,4 3,7 0,0 - 6,6 0,8 - 2,7 2,1 0,0 - 4,3 0,3 - 1,6 3,5 0,0 - 8,6 1,2 - 3,3 2,1 - 3,7 00 - 8,6 0,1 - 3,3 Communes 1,1 0,8 1,0 1,8 1,0 2,0 0,8 - 2,0 Wassermanagementmodalitäten im oberen Ouémé-Einzugsgebiet Die Umsetzungsprobleme der Reformen im Wasserbereich beziehen sich nicht nur auf Trinkwasserstellen, sondern auch auf andere Wasserstellen wie Kleinstauseen, erschlossene Sumpfgebiete, nicht erschlossene Sumpfgebiete und Wasserläufe. Da das Wassermanagement derzeit von institutioneller Unsicherheit geprägt ist, hängt seine Ausgestaltung stark von den Partikularinteressen und strategien der beteiligten Akteure ab. Das Modul „Wassermanagement und institutioneller Wandel“ stellt deshalb zudem Texte (1.) zu Konflikt- und Verhandlungsfeldern zwischen den Akteuren im Wassermanagement und (2.) genereller zum lokalen Wassermanagement und damit verbundenen Konfliktfeldern zur Verfügung. 1. Konflikt- und Verhandlungsfelder im Wassermanagement Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 170 Seit der Implementierung der Dezentralisierung (2002) stellt die Gemeinde im Wasserbereich eine zentrale Rolle in der lokalen Entwicklung dar. Gemeinden verfügen jedoch kaum personale und finanzielle Kompetenzen für die Planung und Umsetzung der Entwicklungsprojekte (MULINDABIGWI, SINGER, 2007). Die Wasserprojekte lassen viele Akteure wie staatliche Angestellte, Geberländer - und EZ-Mitarbeiter, Nichtregierungsorganisationen, private Baufirmen, Nutzerkomitees und Gemeindevertreter intervenieren. Diese Akteure vertreten verschiedene Rollen und darauf ausgerichtet, Konflikte zu identifizieren, die ein effizientes Wassermanagement verhindern. Beispielsweise konstatieren viele Geldgeber, trotz der zentralen Rolle der Gemeinde, bedingt durch ihre umfassende rechtliche Kompetenz im Wasserbereich kein Vertrauen in die Gemeindevertretungen zu haben und überlassen den Gemeinden kaum oder keine finanzielle Verantwortung bei der Implementierung von Wasserprojekten. Die bereits erhobenen Informationen zu den Rollen, Konflikt- und Verhandlungsfeldern verschiedener Akteure im Wassermanagement fließen ebenfalls bis Ende Februar 2008 in LISUOC ein. 2. Lokales Wassermanagement und Konfliktfelder Die Zunahme des Bevölkerungsdrucks auf die Naturressourcen und besonders auf Wasser wird von verschiedenen Konflikten begleitet. In der Praxis wird das Wassermanagement hauptsächlich durch das traditionelle Landrecht bestimmt. Für jede Wasserstelle (Kleinstaudämme, erschlossene Sumpfgebiete, nicht erschlossene Sumpfgebiete, Wasserläufe, Trinkwasserstellen) wurden verschiedene Managementmodalitäten und Konfliktfelder identifiziert. Diese Informationen sowie Handlungsoptionen werden in das neu entwickelte Modul „Wassermanagement und institutioneller Wandel“ in LISUOC integriert. - Zugangsmodalitäten zu Trinkwasser im oberen Ouémé Einzugs in Benin Die Verfügbarkeit der modernen Wasserinfrastrukturen reicht nicht aus, um eine Benutzung vom sauberen Trinkwasser durch die lokale Bevölkerung dauerhaft zu garantieren. Die Zugangsmodalitäten zu den modernen Wasserinfrastrukturen bestimmen nicht nur den Verbrauch des sauberen Trinkwassers, sondern auch die nachhaltige Nutzung dieser Infrastrukturen. Im oberen OuéméEinzugsgebiet wurden zwei wichtige Zugangsmodalitäten zu Trinkwasser identifiziert. 1. Das kollektive Wassermanagementsystem, das seinerseits drei Systeme beinhaltet: Zahlung vor der Wasserentnahme, monatlicher Pauschalbetrag und Beitrag bei Panne. Die Zahlung vor der Wasserentnahme unterteilt sich ebenfalls in täglicher Zahlung und Barzahlung (bei jeder Wasserentnahme) 2. Das delegierte Wassermanagementsystem, das durch eine Person, eine Personengruppe oder durch ein Unternehmen gewährleistet wird Am häufigsten begegnet man dem kollektiven Wassermanagementsystem, das aber keine langfristige und nachhaltige Benutzung der Wasserinfrastrukturen garantiert. Zu weiteren Nachteilen zählen der Mangel an Motivation der Mitglieder der Nutzerkomitees und die langsamen Reparaturen der Wasserinfrastrukturen. Vor diesem Hintergrund wird von den genannten Akteuren des Wasserbereiches momentan das delegierte Wassermanagementsystem bevorzugt. Dieses System sichert die Nachhaltigkeit der Wasserinfrastrukturen. Seine Implementierung führt jedoch seitens der Bevölkerung zur Beunruhigung, da es mit erhöhten Kosten für die Nutzer/innen verbunden ist und damit in Gesellschaft und Gesundheit 171 IMPETUS der Folgekette einkommensschwache oder arme Nutzer/innen zur Nutzung unsauberen Trinkwassers zwingen würde. Tab. III.1.4-3: Wichtige Wassermanagementsysteme im oberen Ouémé-Einzugsgebiet Managementsysteme Zahlung vor der Wasserentnahme Monatliche Zahlung Kollektives Beitrag bei Management Defekten Vorteile - Gute Buchhaltung - Nutzung sauberen Wassers - Schnelle Reparaturen (außer bei monatlicher Zahlung) - Eigenbeiträge vorhanden - Hohe Motivation des CGPE - Sauberkeit rund um die Wasserstelle - Nutzung sauberen Wassers bei vielen Haushaltsaktivitäten - Abnahme von wasserdingten Krankheiten Nachteile - Niedrige Einnahmen Nutzung anderer Wasserstellen Konflikte zwischen Nutzern - Schwache Ressourcenmobilisierung Misstrauen zwischen Akteuren Wenig Nutzung der „Forages“(Pumpen) Ständige Defekte Langsame Reparaturen, ständige Defekte Nutzung unsauberer Wasserstellen (bei langsame Reparaturen) Konflikte zwischen Nutzern Motivationsmangel, verschwenderische Wassernutzung Erhöhungsgefahr des Wasserpreises Wenig Partizipation der Bevölkerung Schulungs- und Sensibilisierungskosten für Nutzer - - Verfügbarkeit sauberen Person oder private Unter- Wassers - Sauberkeit rund um die nehmer Wasserstelle - Schnelle Reparaturen (nachDelegiertes haltige Infrastrukturen) Autonomes WassermanageManagement ment (gute Buchhaltung) - Kommunale Steuererhebung (neue Wasserinfrastrukturen) - Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 172 Ausblick für 2008 Für das Jahr 2008 sind folgende Arbeitsschritte vorgesehen: (1) (2) (3) Komplette Integration des Moduls „Wassermanagement und Institutionen“ in das IS LISUOC; Erstellung eines LISUOC-Handbuchs in Zusammenarbeit mit den PK Be-G.1 und Pk BeG.3 Im Rahmen des Capacity development werden zwei Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den PK Be-G.1 und Pk Be-G.3 durchgeführt: a. Backup Workshop zu Existenzsicherung mit den Zielen: Einbettung der quantitativen LISUOC-Daten in qualitativen Hintergrund, Aktualisierung bisheriger Ergebnisse aus sechs Jahren Forschung (Handbuch LISUOC) b. Einführung in die Anwendung des IS LISUOC mit dem Ziel: Teilnehmende sollen in die Lage versetzt werden, LISUOC zu bedienen Literatur UNDP (2003): Human development report; USA, New York, 440 S. Lawrence; P., Meigh, J. & sullivan, C. (2003): The Water Powerty Index: an International Comparison; Keele Eoconomics Research Papers, http://www.keele.ac.uk/depts/ec/wpapers/kerp0219.pdf [15.01.2007] Mulindabigwi, V. & singer; U. (2007): Geld für kommunale Haushalte in Benin und Rwanda in E+Z, Entwicklung und Zusammenarbeit, Frankfurt, 48. Jahrgang, Februar 2007, S. 63-65 Stover, J. & kirmeyer, S. (2005): DemProj, Version 4: A Computer Program for Making Population Projections--Spectrum System of Policy Models, http://www.constellafutures.com/abstract.cfm/2280 [15.01.2007] Nill, J. (2002): Wann benötigt Umwelt-(innovations)politik politische Zeitfenster? Zur Fruchtbarkeit und Anwendbarkeit von Kingdoms „policy window“ – Konzept; Diskussionspaper des IÖW 54/02; Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH; Berlin, 38 S. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 173 PK Be-G.3 Existenzsicherung und Ressourcennutzung Wasser als produktives Gut in der Nahrungsherstellung Problemstellung Ein fundiertes Verständnis sozialer und ökonomischer Handlungsstrategien der Bevölkerung zählt zu zentralen Grundbedingungen für Entscheidungsfindungen innerhalb der Lokalplanung oder für eine nachhaltige Umsetzung von Implementierungspraktiken. Der vorliegende Problemkomplex beantwortet die Frage danach, wie die ländliche und städtische Bevölkerung im oberen OuéméEinzugsgebiet ihre Existenz sichert. Die damit verbundene Einschätzung von Vulnerabilität erfordert im ethnologischen Sinne einen holistischen (ganzheitlichen) Analyseansatz, der zentrale Themenfelder wie Risikostrategien, Arbeit, Gesundheit und Kapitalbildung mit Fragen der Ressourcennutzung koppelt. Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2007 in enger Kooperation mit den Problemkomplexen BeG.1 (Demographische Projektionen) und Be-G.2 (Wassermanagement und Institutioneller Wandel) das Informationssystem LISUOC (Livelihood Security in Upper Ouémé Catchment) geschaffen. LISUOC beinhaltet dem entsprechend drei Module. Das dem vorliegenden Problemkomplex (BeG.3) zugehörige Modul „Existenzsicherung und Ressourcen“ liefert Nutzer/inne/n die Möglichkeit, auf statistisch repräsentativer Datengrundlage komplexe Analyseschritte zur Existenzsicherung in sieben Kommunen des HVO durchzuführen. Ergänzend entsteht eine Dokumentations-Toolbox. Für das Gesamtsystem LISUOC erfolgt die Bereitstellung einer allgemeinen Dokumentation und die Herausgabe eines Handbuchs zu technischen Fragen mit Sekundärinformationen zu den jeweiligen Themen und Analysebeispielen. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 174 Mitarbeiter K. Hadjer, V. Mulindabigwi, M. Heldmann Zielsetzung Der Problemkomplex zielt auf statistisch repräsentative Analysen von Bedingungen und Strategien lokaler Existenzsicherungsstrategien im HVO. Im Fokus stehen dabei Bezüge zwischen sozialem und ökonomischem Handeln und der Nutzung von beziehungsweise dem Zugang zu Ressourcen. Ein übergeordnetes Ziel stellt die Vermittlung und Bereitstellung statistisch repräsentativer Daten(analysen) an verschiedene Nutzergruppen dar. Sie betreffen die Bereiche Arbeit, Produktion, Kapital(bildung), Medizin, Risikostrategien, Ernährung, Wasserqualität, Ressourcennutzung und – zugang. Als zentrales Transferprodukt dient das Informationssystem LISUOC. Nutzergruppen • Gemeindevertreter/innen und ReCPA (Responsable Communal pour la Promotion Agricole) der Communes Bassila, Djougou, Copargo, Ouaké, N’Dali, Tchaourou, Parakou • Planungsministerium • UNDP (United Nations Development Programm) • CeRPA (Centre Regional pour la Promotion Agricole) • SH (Service Hydraulique) Borgou, SH (Service Hydraulique) Donga • GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) • UAC (Université Abomey-Calavi): FLASH (Faculté des Lettres, Arts et Sciences Humaines) • DED (Deutscher Entwicklungsdienst) • Helvetas Stand der IS-Entwicklung Für das Modul „Existenzsicherung und Ressourcen“ erfolgte im Jahr 2007 die Umwandlung eines umfangreichen SPSS-Datensatzes zur Existenzsicherung in ein IS-kompatibles Format. Das Modul ermöglicht die kreative Abfrage eines komplexen Tools zur Existenzsicherung im Oberen Ouémé-Einzugsgebiet. Der Datensatz korreliert Aussagen von 839 Frauen und Männern zur alltäglichen Existenzsicherung in ländlichen und städtischen Gebieten (7 Gemeinden). Auf konzeptueller Ebene liegt das folgende Framework zugrunde: Gesellschaft und Gesundheit Transformation Handel 175 IMPETUS Produktion Konsumtion Tierhaltung Landwirtschaft Food Supply Ernährung Arbeit Kollektive Arbeit Zukauf Arbeitsausfall Gesundheit MENSCH & RESSOURCENNUTZUNG Zeremonien Netzwerke Gaben Kapital Einnahmen & Ausgaben Sicherungsstrategien Sparverhalten Kreditstrategien Vorratsbildung Abb. III.1.4-4: Konzeptuelles Framework zur Existenzsicherung Abgeleitet aus diesem Framework stellt das Modul „Existenzsicherung und Ressourcen“ im modulinternen Startfenster die folgenden Themenblöcke zur Auswahl: (1.) Arbeit, (2.) Produktion, (3.) Weiterverarbeitung, (4.) Ernährung, (5.) Distribution und Austausch, (6.) Kapital, (7.) Medizin und Wasser. In diesem Fenster sind weitere Optionen verfügbar, wie aus dem folgenden Screen-Shot (Abb. III.1.4-5) ersichtlich. Eine Optimierung der Visualisierung ist vorgesehen. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 176 Abb. III.1.4-5: ArcGIS-Benutzer-Interface für LISUOC, Modul Existenzsicherung An prominenter Stelle erfolgt in diesem Fenster die Auswahl, ob Ergebnisse im Geschlechtervergleich („gesamt“) angezeigt oder alternativ über die Optionen „männlich“ bzw. „weiblich“ ein Vergleich aller männlichen oder weiblichen Aussagen erstellt wird. Der Geschlechtervergleich stellt im Aufbau des Moduls eine zentrale Analyseeinheit dar, da Frauen und Männer in Benin hochgradig individualisiert wirtschaften. Auch unter einem Dach erfolgt die Akkumulation von Geld und Besitz getrennt, woraus geschlechtsspezifische Strategien der Existenzsicherung resultieren (Hadjer 2006). Hingegen wählten bisherige, statistisch repräsentative Befragungen in Benin vornehmlich den Haushalt und damit seinen (vornehmlich männlichen) Vorstand als Referenzeinheit, was zwangsläufig zu verkürzten Ergebnissen führt. Neben Thema und Geschlecht lassen sich folgende Parameter zur Analyse auswählen: Zu jedem Oberthema finden sich unter „Themen“ die Einzelabfragen, beispielsweise zu „Distribution und Austausch“, „Produktion“ oder „Medizin und Wasser“. Weitere optionale Parameter sind die Kalkulationsart (Häufigkeit, Prozent), der Bezugsraum (bspw. HVO, Commune, Stadtbezirk) und schließlich die Darstellungsform (Säulendiagramm oder Kreisdiagramm). Bevor diese OutputOptionen anhand eines Analysebeispiels näher erläutert werden, liefert der folgende Abschnitt nähere Informationen zur Datengrundlage und dem Vorgehen bei ihrer Aufbereitung und Integration in das IS. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 177 Datengrundlage, -aufbereitung und -integration Erstmalig für Benin und Nachbarländer wurde als zentrale Datengrundlage ein statistisch repräsentativer Regionalsurvey zur Existenzsicherung realisiert, in dem Frauen und Männer gleichwertig befragt wurden (420:419 Ps.). Daten aus Langzeitstudien zu komplexen sozialen und ökonomischen Sachverhalten der Lokalebene des HVO dienten dafür als Basistools (Hadjer 2006). Im Jahr 2004 wurde der Survey in sieben Gemeinden (Bassila, Djougou, Copargo, Ouaké, N’dali, Parakou, Tchaourou) des oberen Ouémé-Einzugsgebiets auf einer Gesamtfläche von 22.260 km2 durchgeführt. Hauptziel war dabei die Generierung statistisch repräsentativer sowie geschlechtsspezifisch, sozial und regional differenzierter Daten zur Existenzsicherung. Andere IMPETUS-Teilprojekte hatten die Möglichkeit, Fragen in den Survey zu integrieren. Lediglich solche Variablen, die sich bei der Datenanalyse als statistisch signifikant erwiesen, durchliefen die Programmierung in das LISUOCModul „Existenzsicherung und Ressourcen“. Die zugrunde liegende Fragestellung lautete: „Sind die Variablen (Geschlecht, Einkommen, Altersklasse etc.) auf Kommunalebene signifikant, also repräsentativ?“ Vorgegeben wurden als Signifikanzniveau ∞ = 0,10 und das Konfidenzintervall (1 ∞) = 90%. Bei der Betrachtung zweier Variablen müssen beide das gleiche Skalenniveau erfüllen. War eine Variable x metrisch, die Vergleichsvariable y ordinal skaliert, wurde auf den Rangkorrelations-Koeffizient (Spearman) zurückgegriffen. Da der Kontingenzkoeffizient (Pearson) zwei beliebig skalierte Variablen x und y voraussetzt, konnte er für die Analyse angewendet werden. Der am häufigsten für Kreuztabellen durchgeführte Test ist der Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest. Er wurde vorliegend als Mehrfeldertafel-Test umgesetzt, da Merkmalsausprägungen der jeweiligen Variablen unterschiedlich waren (z. B. trägt die Variable „Kommune“ sieben Merkmale, die für die sieben Kommunen stehen; ja/nein-Antworten tragen hingegen nur die beiden Merkmale „ja“ und „nein“). Insgesamt wurden 318 Variablen zur Existenzsicherung durch die Tests Chi Quadrat, V Cramer und Pearson hinsichtlich Signifikanz auf der Gemeindeebene überprüft. Letztendlich erwiesen sich 241 Variablen als signifikant und damit 76 Prozent aller Variablen. Wie bereits in Hadjer (2006) behandelt, traten dabei deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede hervor, deren multivariate Ausprägung im LISUOC-Modul „Existenzsicherung und Ressourcen“ Berücksichtigung findet. Ein weiterer Arbeitsschritt bestand in der Datenaufbereitung für das IS, um integrierbare Formate der Variablen zu entwickeln. Ein solches Format stellt Excel dar. Da die ursprünglichen Daten mit dem Computerprogramm SPSS erstellt wurden, galt es, sie zwecks weiterer Aufbereitung in Excel in drei Schritten zu exportieren (nach Geschlecht, nach Kommune und kreuztabellarisch nach Geschlecht und Kommune). Anschließend geschah der Datenexport in Excel-Datenblätter als Bestandteile der LISUOC-Exceldatenbank. Interessiert sich ein Nutzer von LISUOC beispielsweise für die Sicht von Frauen auf Wasser und Existenzsicherung, so kann er selbige direkt abrufen, ohne auf die gesamte SPSS-Datenbank zugreifen zu müssen. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 178 Analysebeispiel zur Abfrage von Daten zur Existenzsicherung. Zahlreiche, auf qualitativen Daten beruhende Hypothesen konnten statistisch repräsentativ belegt werden. Beispielsweise verfügen Frauen über geringere Geldsummen, die sie in kürzeren Zeitspannen regelmäßiger erwerben als Männer. Männer erzielen im Jahresverlauf höhere Ertragsspitzen und verfügen im Durchschnitt über mehr Geld. Über die Auswahl „Thema“ im Startfenster des Moduls lassen sich zahlreiche Einzelabfragen abrufen, beispielsweise zu „Arbeit“ die Verteilung ökonomischer Tätigkeiten“, wie folgend abgebildet (Abb. III.1.4-6). Abb. III.1.4-6: Auswahlkriterien über „Frage“ zum Thema „Arbeit“ Es wurden die drei wichtigsten Haupteinnahmequellen abgefragt, wodurch insgesamt eine Fallzahl von n=1138 Tätigkeiten bei 839 Befragten entsteht. Eine zusätzliche Komprimierung dieser drei Variablen zu einer Hauptvariablen ist deshalb vorgesehen. Der folgende Screen-Shot (Abb. III.1.47) zeigt den gewählten Ausgabemodus: Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 179 Abb. III.1.4-7: Ergebnisausgabe zum Thema „Arbeit“, Frage: Erste Haupteinnahmequelle“ Das Ergebnis bildet ab, dass Frauen (im Gegensatz zu anderen westafrikanischen Ländern) nur begrenzt in die Landwirtschaft eingebunden sind, was sich über das verbreitete Tabu erklärt, als Frau zur Hacke zu greifen. Die Berechnung thematisch anlehnender Variablen gibt Aufschluss darüber, dass sich die weibliche Partizipation an der Agrarproduktion in Zentralbenin nahezu ausschließlich auf die Mithilfe bei Aussaat und Ernte reduziert. Frauen vollziehen zudem Gartenarbeit und sind – weitaus seltener als Männer – in Baumwollproduktionsgruppen eingebunden. Über die Berechnung anderer Fragestellungen der Themengruppe „Arbeit“ lassen sich diese Ergebnisse weiter einbetten. So zeigt beispielsweise die Berechnung der Variable „Weiterverarbeitung von Agrarprodukten in Nahrungsmittel“, dass diese ökonomische Tätigkeit zu hundert Prozent eine Frauendomäne darstellt. Sie harmonisiert mit dem über das Thema „Distribution und Austausch“ abrufbaren Ergebnis, dass Frauen häufig die Risikostrategie vollziehen, regelmäßig Anteile der Eigenproduktion in den Haushalt abzuführen und über den Gabentausch fertiger Speisen Netzwerkpflege zu betreiben. Der in mehreren Bereichen als benachteiligt einzustufende Zugang von Frauen zu Ressourcen (z. B. Zugang zu Krediten, Baumwollgruppen, festen Anstellungen) und die einher gehende erhöhte Vulnerabilität kompensieren sie durch zahlreiche ausgeklügelte Risikostrategien – beispielsweise erzielen sie ihre Erträge saisonal unabhängiger und mit weniger Risken als ihre Männer. Die Detailabfrage der Daten ermöglicht Nutzer/inne/n somit detaillierte Einblicke in konkrete Domänen ökonomischen und sozialen Verhaltens. Die Programmierung des Postprocessing ist wei- Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 180 testgehend abgeschlossen, die Visualisierung bedarf einer Optimierung. Die Fertigstellung des gesamten Tools ist für Sommer 2007 vorgesehen. Benutzerfreundliches Informationstool zur Existenzsicherung Zusätzlich zum Informationsportal gruppiert ein begleitendes Informationstool zentrale Basisinformationen zur Existenzsicherung und Ressourcennutzung in Benin. Mit dem holistischen Anspruch einer ethnologischen Bestandsaufnahme geben kurze Texte, Graphiken und Fotos einen Überblick zu Kernbereichen der Existenzsicherung (z. B. Produktion, Vulnerabilität, Konsumtion, Distribution, Marktökonomie) mit dem Ziel einer transparenten Verortung der verwendeten Fachbegriffe und einer Einbettung der Daten in Hintergrundwissen. Darüber hinaus erzielen begleitende Informationstexte die Erleichterung einer Identifikation von Zusammenhängen zwischen einzelnen Variablen(gruppen) zu Themen wie Risikostrategien oder Ressourcennutzung. Auch hier wird ein besonderes Augenmerk auf geschlechtsspezifische Funktionsweisen sozialen und ökonomischen Handelns gelegt. Weitere, quantitativ nicht messbare Einflussgrößen wie Migration oder Einflüsse okkulter Praktiken auf Handlungsentscheidungen fließen ein. Das Tool entsteht im Frühjahr 2008. Capacity development Auf Gemeindeebene fehlt es in Benin an Gremien und Wissen darüber, wie Mittel und Kompetenzen zu einer Verbesserung der Situation im Bereich der alltäglichen Existenzsicherung erreicht werden können. Dem Kompetenztransfer liegt vornehmlich die Vermittlung und Bereitstellung statistisch repräsentativer Daten(-analysen) zu Bedingungen und Strategien der Existenzsicherung im oberen Ouémé-Einzugsgebiet zugrunde. Das Informationssystem LISUOC liefert Antworten auf zentrale Fragen, die eine Basis für eine verbesserte Gemeindeplanung darstellen. Wie unter „Nutzergruppen“ aufgeführt, werden die Ergebnisse von LISUOC und insbesondere des Moduls „Existenzsicherung und Ressourcen“ zahlreichen Institutionen und Einzelpersonen vermittelt. Dies geschieht über Workshops und Einführungen in die Nutzung des Systems. Ausblick Die Fertigstellung der Version 0 des Gesamtsystems LISUOC und damit auch des Moduls „Existenzsicherung und Ressourcennutzung“ ist für Ende Februar 2008 vorgesehen. Gleichzeitig und anschließend werden Begleittexte erstellt und in das System integriert. Erzielt wird darüber hinaus die Erstellung eines umfassenden Handbuchs in Form einer CD-ROM und Printversion, über das technisches KnowHow, qualitative Sekundärinformationen und Analysebeispiele bereitgestellt werden. Die Einholung eines Feedbacks von Wissenschaftlern und Gemeindevertretern zur Version 0 und zum Handbuch ist im Rahmen der Capacity-Maßnahmen für Mai 2008 geplant. Die Vorschläge werden im Rahmen der Fertigstellung von LISUOC bis zur Statuskonferenz im August 2008 umgesetzt. Anschließend gilt es, das Informationssystem und zu transferierendes Wissen über Publikationen öffentlich zugänglich zu machen. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 181 Literatur Hadjer, K., Klein, T. & U. Singer (2004): Unveröffentlichter Datensatz des Regionalsurveys zur Existenzsicherung im Oberen Ouémé-Einzugsgebiet Hadjer, K., Klein, Th. & M. Schopp (2005): Water consumption embedded in its social context, north-western Benin. In: Physics and Chemistry of the Earth. Special Issue, Vol. 30, Issues 67, S. 357-364. Online Version: <http://authors.elsevier.com/sd/article/S1474706505000434> (15.11.2005). Hadjer, K. (2006): Geschlecht, Magie und Geld. Sozial eingebettete und okkulte Ökonomien in Benin, Westafrika. Dissertation: Institut für Ethnologie, Universität zu Köln. http://kups.ub.uni-koeln.de/volltexte/2006/1852/ INSAE (2003): Troisième Recensement Général de la Population et de l’Habitat de Février 2002. La population des communes de Tchaourou, N’dali, Parakou, Bassila, Djougou, Cotonou. Institut National de la Statistique et de l’Analyse Economique, Cotonou, Bénin. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 182 PK Be-G.4: Risikoabschätzung des Auftretens von Malaria in Afrika unter dem Einfluss des beobachteten und zukünftigen Klimawandels Anopheles Moskito beim möglichen Übertragen des Malariaerregers auf den Menschen. Problemstellung Die Malaria ist eine der wichtigsten Infektionskrankheiten auf der ganzen Welt, die von einzelligen Parasiten der Gattung Plasmodium hervorgerufen wird. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr etwa 273 Millionen Malariafälle und 1,12 Millionen Malariatote auftreten (Touré und Oduola, 2004). Südlich der Sahara kommen jedes Jahr etwa 90 % der weltweiten über 1 Millionen Malariatoten vor. Besonders betroffen sind Kleinkinder unter 5 Jahren, welche noch keine ausreichende Immunabwehr besitzen. Die Mortalitätsrate der Malaria beträgt in Afrika in etwa 0,86 % für Kinder zwischen 0 und 4 Jahren, d.h. dass in dieserAltersgruppe jedes Jahr durschnittlich 8,6 von 1000 Kindern an dieser Tropenkrankheit sterben (Snow et al., 1999b). Hauptverantwortlich für diese hohe Mortalität ist der klinisch bedeutsamste und gefährlichste Erreger Plasmodium falciparum, der in Afrika weit verbreitet ist (z. B. Snow et al., 1997). Für die Produktion von Eiern benötigen die weiblichen Stechmücken der Gattung Anopheles Proteine. Viele der Anopheles-Arten, wie zum Beispiel Anopheles gambiae s.l. oder Anopheles funestus, bevorzugen eine menschliche Blutmahlzeit. Trägt die Mücke oder der Mensch einen der vier für den Menschen gefährlichen Plasmodien in sich, kann es zwischen dem Moskito und Mensch zur Übertragung des Malariaparasiten kommen. Auch wenn die Malaria nicht immer zum Tode führt, können die betroffenen Menschen während der Krankheit nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen. Der entstehende Arbeitsausfall führt zu erheblichen Einkommensverlusten, wovon besonders die arme Bevölkerung betroffen ist. Darüber hinaus verursacht die Malaria häufig Folgeschäden, welche das Leben der Betroffenen stark beeinträchti- Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 183 gen. Für die finanzschwachen, westafrikanischen Staaten bewirkt die Krankheit damit sowohl einen nicht unerheblichen volkswirtschaftlischen Schaden als auch eine Schwächung des Wirtschaftswachstums (Sachs und Malaney, 2002). Das tropische Klima Afrikas hat einen starken Einfluss auf die Verbreitung der Malaria (z. B. Patz et al., 1998). Die Witterung hat zur Folge, dass die Temperaturen weit oberhalb des Schwellwertes für die Parasitentwicklung (sog. sporogonische Temperaturschwelle) liegen. Zusätzlich entstehen während der Regenzeit stehende Gewässer, welche ideale Brutstätten für die Moskitos darstellen und die Mückenpopulation stark anwachsen lassen. Der 4. Klimastatusbericht des IPCC (Engl.: "Intergovernmental Panel on Climate Change") schätzt, dass der Klimawandel unterschiedliche Effekte auf die Malariaverbreitung haben wird. Es wird damit gerechnet, dass die geographische Verbreitung in einigen Gebieten zurückgeht. In anderen Regionen ist eine Ausbreitung der Krankheit und eine Veränderung der Malariasaison wahrscheinlich (Confalonieri et al., 2007). Genau diese Sachverhalte sollen im PK Be-G.4 für einen Großteil Afrikas analysiert und modelliert werden. Mitarbeiter V. Ermert, A. H. Fink, A. P. Morse, A. E. Jones, H. Paeth, J. Verheyen, M. Christoph Zielsetzung Das Auftreten der Malaria soll zunächst in der Vergangenheit und Gegenwart analysiert werden. Anschließend wird auf der Grundlage von Klimaszenarien eine Risikoabschätzung für die Zukunft vorgenommen. Mit Hilfe von zwei verschiedenen Malariamodellen wird das Auftreten der Malaria in der Bevölkerung simuliert. Dies geschieht durch das sog. „Liverpool Malaria Model” (LMM; Hoshen and Morse, 2004)" und durch das „MARA Seasonality Model” (MSM; MARA: Engl.: „MApping Malaria Risk in Africa project“; Tanser et al., 2003). Zunächst wird die Sensitivität des LMM in Bezug auf die Einstellung der Modellparameter als auch auf den Antrieb des Modells durch Tagesmitteltemperaturen und Niederschläge abgeschätzt. Zu diesem Zweck wird die Malariaverbreitung in der Bevölkerung mit Hilfe von Wetterdaten synoptischer Stationen entlang eines Nord-Süd-Transekts in etwa 2 °O für die Jahre 1973 bis 2006 als auch an weiteren afrikanischen Orten nachsimuliert. Im Anschluss an die Analyse der Modellsensitivität werden die Simulationen des LMM durch zahlreiche entomologische und parasitologische Studien validiert. Die am Besten geeignete Modelleinstellung wird schließlich für die zwei-dimensionale Berechnung der Malaria für 1960-2000 und für zwei transiente Malariaprojektionen eingesetzt. Zu diesem Zweck werden Daten des regionalen Klimamodells REMO (Engl.: „REgional climate MOdel“) verwendet (Paeth et al., 2007), welche die IPCC-Szenarien A1B und B1 (Nakicenovic et al., 2000) darstellen. Zusätzlich beinhalten die transienten REMO-Szenarien eine sich mit der Zeit ändernde Landoberfläche und Landnutzung, welche einem Szenarium der FAO (Engl.: "Food and Agriculture Organization") entspricht. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 184 Nutzergruppen • World Health Organization (WHO) • Ministère de la Santé Publique, Benin, Cotonou • Directions Départementales de la Santé Publique, Benin, Borgou/Alibori, Parakou • Centre de Recherche Médicale et Sanitaire, Niger, Niamey Stand der bisherigen Arbeiten: Malariasimulation bzgl. 1960-2000 Mit Hilfe einer vorläufigen Parametrisierung des LMM (vgl. IMPETUS, 2007) wurden zeitaufwendige LMM-Simulationen durchgeführt. Zunächst entstanden drei Ensembleläufe bzgl. des Vergangenheitszeitraums (1960-2000) mit einer horizontalen Auflösung von 0,5° x 0,5° Länge und Breite. Das LMM wurde in diesem Fall durch die Temperatur- und Niederschlagsdaten von REMO angetrieben. Für die Kontrollperiode (1960-2000) sind in REMO die Parameter der Landoberfläche (Orographie, Albedo, Rauhigkeitslänge, Bedeckung durch Vegetation) und Landnutzung konstant gehalten. Die Daten für die Landoberfläche und Landnutzung wurden aus einem GTOPO30 und NOAA-Datensatz entnommen und repräsentieren den Zustand der Landoberfläche und Landnutzung am Ende des 20. Jahrhunderts (Hagemann et al., 1999). Die zwei-dimensionalen LMM-Simulationen für die Periode 1960-2000 zeigen in Übereinstimmung mit der jährlichen Niederschlagsmenge einen Rückgang der sog. Prävalenz (PR) von der Guineaküste bis zur Sahelzone (Abb. IIII.1.4-8a). Hierbei bezeichnet PR den Anteil der Bevölkerung, der zu einem bestimmten Zeitpunkt den Malariaparasiten auf die Moskitos übertragen kann. Aufgrund der Modellstruktur kann PR nicht größer als 65 % werden. Die größten PR-Werte werden in den äquatorialen Tropen im Gebiet der größten Niederschlagsmengen, z. B. in Süd-Kamerun, in Gabun, im Kongo und in Uganda simuliert. In diesem Teil Afrikas tritt die Malariaübertragung in ländlichen Gebieten meist ganzjährig auf (z. B. Carnevale et al., 1992; Bonnet et al., 2002). Die Hochländer Ostafrikas verursachen ein uneinheitliches Muster in der räumlichen Verteilung der Malaria. Teile von Äthiopien, Kenia, Tansania, Ruanda und Burundi sind von Hochländern bedeckt und weisen deshalb teilweise tiefere Temperaturen auf als die umgebenden Flachlandregionen. Hierbei ist zu beachten, dass Temperaturen in der Nähe des sporogonischen Temperaturschwellwertes, der für den Malariaerreger Plasmodium falciparum zwischen 16 und 19 °C liegt (Lindsay und Birley, 1996), die Malariaübertragung verhindern können. Das ist der Grund dafür, dass die PRWerte in den ostafrikanischen Hochländern teilweise sehr klein sind bzw. keine Malaria simuliert wird. Im Gegensatz dazu verhindern geringe jährliche Niederschlagsmengen am Horn von Afrika eine Malariaübertragung im Modell. Das vom LMM simulierte Malariagebiet ist in den meisten Fällen deckungsgleich mit dem des MARA-Modells (s. Craig et al., 1999 und vgl. die weiße Linie in Abb. III.1.4-8a). Der Wert der maximalen jährlichen Prävalenz (PRmax,a) wird nahezu jedes Jahr in dem Bereich erreicht, in dem die Malaria gemäß MARA wahrscheinlich auftritt (vgl. Abb. III.1.4-8d). Der Effekt der ostafrikanischen Hochländer ist ebenfalls sichtbar in den PRmax,a-Werten. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 185 Abb. III.1.4-8: (a) Mittlere jährliche Prävalenz (PRa in %), (b) gemitteltes jährliches Maximum der Prävalenz (PRmax,a in %) und (c) Standardabweichung in Bezug auf das jährliche Maximum der Prävalenz (σ(PRmax,a) in %) basierend auf LMMEnsemblesimulationen für 1960-2000. (d) Regionen bzgl. der Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Malaria gemäß MARA: wahrscheinliche Malariaübertragung in Süd-Afrika (schwarz), stabiles Auftreten im Bereich südlich der Sahara (hellblau), wahrscheinliche epidemische Malariagebiete (dunkelblau) und Regionen mit vernachlässigbarem Malariarisiko (grau). Unbewohnte Regionen sind weiß gekennzeichnet (Fig. 3 in Snow et al., 1999a). Mit Hilfe der Jahr-zu-Jahr-Variabilität der Malariaübertragung kann das Risiko für das Auftreten von Epidemien abgeschätzt werden. Epidemische Gebiete sind dadurch definiert, dass die Malaria entweder selten (nicht jedes Jahr) auftritt oder dass es während der Malariasaison kurzzeitig zu einem sprunghaften Anstieg in der Malariaübertragung kommen kann. In beiden Fällen ist eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Malariafällen und Todesfällen zu verzeichnen. Epidemische Malariagebiete sind deshalb durch starke Schwankungen in der Malariaprävalenz von Jahr zu Jahr gekennzeichnet. Im LMM können mögliche epidemische Gebiete entsprechend durch die Standardabweichung in Bezug auf die maximale jährliche Prävalenz (σ(PRmax,a)) identifiziert werden. Die LMMSimulationen lassen in der Sahelzone zwischen etwa 13 und 18 °N einen Streifen mit hohen Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 186 σ(PRmax,a)-Werten erkennen (Abb. III.1.4-8c). Da in diesen Gebieten im Durchschnitt geringe PRmax,a-Werte simuliert werden treten in den Modellsimulationen zumindest im nördlichen Teil des Streifens Epidemien auf. Sowohl in der Küstenregion als auch in der Sudanzone Westafrikas (z.B. in Benin) ist hingegen die Malariaübertragung von Jahr zu Jahr stabil (geringe σ(PRmax,a)-Werte). Das Auftreten der Malaria kann somit in dieser Region als endemisch klassifiziert werden. Der Vergleich mit Ergebnissen von MARA zeigt, dass die epidemischen Gebiete im LMM etwas weiter südlich als in den MARA-Karten liegen. Die epidemischen Gebiete, welche von Snow et al. (1999a) definiert werden, liegen etwas weiter im Norden als der zuvor beschriebene Streifen hoher σ(PRmax,a)-Werte (vgl. Abb. III.1.4-8c und 8d). Allerdings zeigen Cox et al. (2007), dass es noch immer eine große Unsicherheit bei der Abschätzung von auftretenden Epidemien gibt, wodurch die Identifikation von Epidemiegebieten erschwert wird. Die Werte der σ(PRmax,a) sind ebenso groß in Teilen von Ostafrika. Es ist bekannt, dass im Hochland von Ostafrika häufig Epidemien auftreten (z.B. Minakawa et al., 2002). Ungewöhnlich hohe Temperaturen können folgenschwere Malariaepidemien in Hochländern auslösen. Die stärkste registrierte Epidemie führte 1958 in Äthiopien zu etwa 150.000 Toten in der nicht immunisierten Bevölkerung (Cox et al., 2007). Malariaprojektionen (2001-2050) Für die Abschätzung der Entwicklung der Malariaverbreitung in Afrika sind mit Hilfe des LMM zwei transiente Malariaprojektionen auf einem 0,5 Gitter berechnet worden. Jeweils drei REMOEnsembleläufe für das A1B- und B1-Szenario des IPCC wurden verwendet, um die Malariamodelle für den Zeitraum 2001 bis 2050 auf der Grundlage eines möglichen, modifizierten zukünftigen Klimas anzutreiben. Die REMO-Zukunftsszenarien berücksichtigen hoch aufgelöste Szenarien einer stochastischen Änderung der Landoberfläche und Landnutzung, welche auf Abschätzungen der FAO basieren. Das Szenario A1B verwendet hierbei stärkere Veränderungen der Landoberfläche und Landnutzung als das B1-Szenario (Paeth et al., 2007). Hauptsächlich aufgrund einer starken Reduktion der Vegetation simuliert REMO für die meisten Gebiete des tropischen Afrikas eine deutliche Erwärmung in Bodennähe und eine signifikante Reduzierung der jährlichen Niederschlagsmengen. Die Konsequenz ist ein Rückgang der Malariaverbreitung in vielen Teilen der Sahel- und Sudanzone, welche am deutlichsten im letzten Jahrzehnt (2041-2050) der Zukunftsperiode ausfällt (Abb. III.1.4-9b). Im Gegensatz dazu steigt insbesondere in den Hochländern Ostafrika die Malariaübertragung aufgrund höherer Temperaturen und nahezu unveränderten Niederschlagsmengen (vgl. Lindsay und Martens, 1998). Die Veränderung von epidemischen Malariagebieten kann mit Hilfe der Veränderung von σ(PRmax,a) (Δ{σ(PRmax,a)}) analysiert werden. Die Malariaprojektionen zeigen, dass die Variabilität in der Malariaverbreitung im nördlichen Teil der Sahelzone zurückgeht (Abb. III.1.4-9c und 9d). Das bedeutet, dass dies mit selteneren Epidemien oder sogar mit einem Verschwinden der Malaria einhergeht. Im Gegensatz dazu steigen die Werte von σ(PRmax,a) im südlichen Teil der Sahelzone (etwa zwischen 13 und 16 °N). Somit steigt das Risiko für Epidemien in diesen bevölkerungsreicheren Gebieten, da die reduzierte Malariaübertragung zu einer Abnahme der Teilimmunisierung gegenüber der Malaria führt. Das Niveau des Auftretens der Malaria weiter südlich bleibt den Simula- Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 187 tionen zufolge stabil. Allerdings werden die geringeren Niederschläge eine kürzere Malariasaison zur Folge haben. Abb. III.1.4-9: (a) Differenz bzgl. der mittleren jährlichen Prävalenz (ΔPRa in %) zwischen dem Jahrzehnt 2021-2030 und dem Vergangenheitszeitraum (1960-2000). (b) wie (a) allerdings für 2041-2050. (c) und (d), wie (a) und (b), allerdings für die Differenz bzgl. der Standardabweichung in Bezug auf das jährliche Maximum der Prävalenz (Δ{σ(PRmax,a)} in %). In Ostafrika sind die Verhältnisse nicht so eindeutig wie in Westafrika. Im Vergleich zum Vergangenheitszeitraum 1960-2000 zeigt die Veränderung von σ(PRmax,a), dass die Malariaübertragung in einigen Gebieten stabiler wird, in anderen Regionen wird sie jedoch instabiler (Abb. III.1.4-9c und d). Hierbei liegen die Regionen mit mehr Stabilität und Instabilität teilweise in direkter Nachbarschaft. In den zuvor für die Malaria ungeeigneten Gebieten im ostafrikanischen Hochland steigt die Temperatur so stark an, dass es dort gemäß der Malariaprojektion zum Ausbruch der Malaria und Epidemien kommen kann. In anderen Regionen Ostafrikas wird die Malaria regelmäßiger auftreten, wodurch sich die Teilimmunität der Bevölkerung verbessert und Epidemien seltener werden. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 188 Die Malariaprojektionen in Bezug auf die Szenarien A1B und B1 zeigen gleiche Charakteristika. Allerdings sind die Veränderungen im Szenarium A1B im Allgemeinen stärker als im Szenarium B1. Die Veränderung ist in beiden Szenarien am deutlichsten zum Ende der Zukunftsperiode in den 2040ern ausgeprägt. Temperaturvergleich zwischen REMO und ERA-40 Aufgrund von Temperaturen weit oberhalb des sporogonischen Temperaturschwellwertes, ist das Auftreten der Malaria in Westafrika hauptsächlich nur von der zeitlichen Abfolge als auch der Menge des fallenden Niederschlags abhängig. Im Gegensatz dazu spielen insbesondere in den Hochländern Ostafrikas auch der Temperaturverlauf und die Temperaturwerte eine wichtige Rolle. Wenige Grade Unterschied in der Temperatur können die Simulation der Malariaübertragung stark beeinflussen. Daher ist es für die ostafrikanische Region notwendig realitätsnahe Temperaturen für die Malariasimulationen zu verwenden. Zu diesem Zweck wurden die von REMO simulierten Temperaturen mit der beobachtungsnahen und recht homogenen atmosphärischen ERA-40Reanalyse (40-jährige ECMWF Reanalyse) verglichen. Aufgrund der ungleichen Modellorographien muss der Temperaturvergleich auf einem Referenzniveau erfolgen. In diesem Fall wurden potenzielle Temperaturen auf der 850 hPa-Fläche berechnet. Die beiden Datensätze weisen eine unterschiedliche Auflösung auf, im Fall von REMO sind es 0,5°, die ERA-40-Daten liegen auf einem Gitter mit einem horizontalen Abstand von etwa 1,125° Breiten bzw. Längen vor. Damit beide Datensätze verglichen werden können, wurden die entsprechenden Werte auf ein 1° Gitter aggregiert bzw. interpoliert. Der Vergleich der potenziellen Temperaturen auf dem 850 hPa-Niveau (θ850) zeigt, dass teilweise starke Unterschiede zwischen REMO und ERA-40 bzgl. θ850 bestehen (Abb. III.1.4-10). In Westafrika werden im Winter der Nordhemisphäre von REMO häufig um bis zu 4°C tiefere Temperaturen simuliert als bei ERA-40. Während des Einsetzens des westafrikanischen Monsuns modelliert REMO weniger Niederschläge als beobachtet werden (IMPETUS, 2007). Der verspätete Monsunregen führt wahrscheinlich dazu, dass innerhalb eines in Richtung Sahara wandernden 5-10° breiten, zonalen Streifens in den REMO-Daten die Temperaturen um bis zu 4°C höher sind als bei ERA-40. In Ostafrika liegen die REMO-Temperaturen im Winter meist weniger als 2 °C von der Reanalyse entfernt. Im Frühling der Nordhemisphäre entspricht die Temperaturüberschreitung von REMO im äthiopischen Hochland etwa der in Westafrika. Auch im Hochland in Ost-Kenia treten besonders im Frühling und Sommer der Nordhemisphäre in REMO höhere θ850-Werte auf als in der Reanalyse. Im Gegensatz dazu gibt es südlich von etwa 2 °S nur kleine Temperaturunterschiede in den Hochländern von Ruanda, Burundi und Tansania. Aufgrund der wesentlichen Temperaturunterschiede zwischen REMO und ERA-40 in den meisten Gebieten Afrikas wird eine Korrektur der REMO-Temperaturen notwendig. Insbesondere in Ostafrika wird ein veränderter Temperaturantrieb wahrscheinlich einen Einfluss auf die Malariaprojektionen des LMM haben. Es ist geplant die REMO-Temperaturen auf täglicher Basis zu korrigieren. Ein Problem stellt ein defektes Datenband im Klimarechenzentrum Hamburg dar, wodurch sich die Korrektur der Daten auf unbestimmte Zeit verzögert. Im Anschluss an die Temperaturkorrektur können neue LMM-Simulationen erfolgen. Diese werden mit einer neuen LMM-Parametrisierung Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 189 erfolgen, da zurzeit mit Hilfe von zahlreichen Malariastudien und meteorologischen Stationsdaten das Malariamodell validiert wird. Abb. III.1.4-10: (a) Differenz bzgl. der potenziellen Temperaturen auf der 850 hPa-Fläche zwischen REMO und ERA-40 (Δθ850 = θ850(REMO) - θ850(ERA-40)) für (a) Januar und (b) Juli in Bezug auf das Mittel des Zeitraums 1960-2000. Stand der IS-Entwicklung IS MalaRis: Risikoabschätzung des Auftretens der Malaria in Afrika während des Klimawandels (Engl.: „The impact of climate change on Malaria Risk in Africa“; Franz.: „Estimation du Risque de Malaria en Afrique sous le changement climatique“) Das geplante IS MalaRis soll die WHO sowie nationale und regionale Gesundheitsbehörden in Afrika über das Malariarisiko in Westafrika in den nächsten Jahrzehnten informieren. Den potenziellen Nutzer von MalaRis soll Auskunft über die möglichen Folgen des Klimawandels bzgl. der Malariaverbreitung gegeben werden. Die durch HTML-Seiten leicht zugänglichen Informationen können bei der Planung von langfristigen Gegenmaßnahmen behilflich sein. Bisher wurde die nullte Version (Version 0) des IS MalaRis entwickelt (vgl. Abb. III.1.4-11). Das System umfasst in der Version 0 bereits 50 englischsprachige Internetseiten, auf denen 890 Grafiken, drei Textdateien und eine pdf-Datei vernetzt sind. Die Seiten sind in vier Hauptabschnitte unterteilt, welche eine Einleitung in die Thematik, ein Malaria-Archiv, eine Beschreibung der Malaria-Modellierung sowie einen Überblick über die ausgeführten Malaria-Simulationen umfassen. Die Hauptabschnitte „Malaria-Modellierung“ sowie „Malaria-Simulation“ beinhalten weitere Teilabschnitte. Im Fall der Malaria-Modellierung bestehen diese aus einer Erläuterung der LMMund MSM-Eingabedaten. Bei den Malaria-Simulationen sind zusätzlich die Teilabschnitte Sensitivität und Validierung des LMM sowie eine Analyse der Malariasimulationen für die Zeiträume 19602000 und 2001-2050 vorhanden. Weitere technische Abschnitte sind die Literaturreferenzen, das Abkürzungsverzeichnis und ein Glossar. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 190 Abb. III.1.4-11: (a) Darstellung des MalaRis-Blockdiagramms und (b) Veranschaulichung der englischsprachigen Internet-Startseite des IS MalaRis. Das IS bietet ein Malaria-Archiv an, in dem Ergebnisse von zahlreichen öffentlich zugänglichen Malariastudien eingesehen werden können. Das Archiv kann für viele individuelle Zwecke dienen. Zum Beispiel kann mit den vorhandenen Informationen leicht ein Überblick über vorhandene Publikationen gewonnen werden. Darüber hinaus bietet das Archiv dem Nutzer die Möglichkeit von sich aus die Genauigkeit der Malariasimulationen des LMM und MSM zu prüfen. Aus urheberrechtlichen Gründen können die vorhandenen Artikel (pdf-Dokumente) nur in Einzelfällen bereitgestellt werden. Jedoch kann der Nutzer im Malaria-Archiv zahlreiche publizierte Grafiken einsehen. Die Grafiken sind in verschiedene Kategorien eingeteilt und sind mit weiteren hilfreichen Informationen bzgl. der jeweiligen durchgeführten Malariastudie versehen. Des Weiteren werden von Keiser et al. (2004) und Hay et al. (2000, 2005) gesammelte entomologische und parasitologische Daten in Form von zwei unterschiedlichen Tabellenformaten bereitgestellt. Auf den Internetseiten bzgl. der Malaria-Modelle wird der Nutzer zunächst über die verwendeten Eingabedaten informiert. Ferner wird der Aufbau der verwendeten Malariamodelle LMM und MSM ausführlich skizziert. In der nächsten Version von MalaRis (Version 1) ist ebenfalls die Schilderung der Validierung der Eingabedaten mit Beobachtungs- oder Reanalyse-Daten geplant. Im Hauptabschnitt „Malaria-Simulation“ sollen u. a. Ergebnisse von Sensitivitätsexperimenten des LMM präsentiert werden. MalaRis informiert in diesem Teil über die mögliche Lage von Gebieten, in denen das Risiko für Epidemien steigt. In der Version 0 beschränkt sich die Darstellung auf 10 meteorologische Stationen entlang des Transekts in etwa 2 °O. Eine Ausweitung auf weitere afrikanische Örtlichkeiten ist geplant. Auch die endgültige Validierung und Parametrisierung des LMM soll in der Version 1 detaillierter beschrieben werden. Bisher fehlen Grafiken der MSMSimulationen, diese werden in die nachfolgende Version integriert. Sowohl die Simulation des Vergangenheitszeitraums als auch die Malariaprojektionen wurden bereits beschrieben. In diesem Fall stehen zurzeit allerdings nur vorläufige Simulationsergebnisse zur Verfügung. Diese Resultate werden durch die Beschreibung von neuen Malaria-Simulationen in der Version 1 ersetzt. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 191 Literatur Bonnet, S., R. E. Paul, C. Gouagna, I. Safeukui, J. Y. 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Gesellschaft und Gesundheit PK Be-G.5 IMPETUS 193 Bakteriologische und virologische Belastung von Trinkwasserquellen im oberen Ouémé Einzugsgebiet Wasserabhängige Infektionskrankheiten stellen ein erhebliches Risiko für die Bevölkerung in einem Versorgungsgebiet dar, mit ökonomischen und gesundheitlichen Folgen für die Konsumenten. Problemstellung Weltweit haben 1,1 Milliarden Menschen, also 18 % der Bevölkerung keinen Zugang zu Trinkwasser [WHO/UNICEF, 2005]. In Benin sind es zwei von fünf Haushalten, denen Zugang zu Trinkwasser fehlt [INSAE, 2003]. Das siebte Millennium Development Goal der Vereinten Nationen [UN, 2001] sieht vor, die Zahl von Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser bis ins Jahr 2015 zu halbieren. Für Benin ist dies ein ehrgeiziges Ziel, denn im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wurde festgestellt, dass die Mehrzahl (> 70 %) aller offenen Wasserquellen wie traditionelle oder moderne Brunnen, die im oberen Ouémé-Einzugsgebiet mit 90 % den Hauptanteil an der Wasserversorgung bilden, mit E. coli kontaminiert sind. 8 % der registrierten Wasserquellen weisen Kontaminationen durch Salmonellen auf, wohingegen Wasser aus Bohrlöchern, die mit geschlossenen Pumpen-Systemen versehen sind, bakteriologisch unbedenklich ist. Da eine staatliche Überwachung der bakteriologischen Trinkwasserqualität nicht stattfindet, kommt es in Benin immer wieder zum Ausbruch von CholeraEpidemien [WHO, 2007]. Bislang hat es außer der von IMPETUS initiierten Feldkampagne in Benin nur sehr wenige Untersuchungen zur bakteriologischen Trinkwasserqualität gegeben, die darüber hinaus ausschließlich im Süden des Landes durchgeführt wurden [Bossou, 2001; Assani, 1995; Baba, 1994]. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 194 Mitarbeiter A. Uesbeck, J. Verheyen, R. Baginski, F. Mazou, M. Dossou, L. Bourgeois, O. Budayeva, M. Timmen-Wego Zielsetzung Auf Grundlage der seit Beginn des Projektes gesammelten Daten und Wasseranalyse-Ergebnissen wird ein benutzerfreundliches Informations-System entwickelt, dass es Entscheidungsträgern ermöglichen soll, einen Überblicke zur aktuellen Lage der Wasserversorgung und -qualität im Oberen Ouémé Einzugsgebiet zu erhalten. Durch das Aufzeigen von Risiko-Konstellationen und Handlungsoptionen können Entscheidungsträger unmittelbar Informationen über die Dringlichkeit oder den Stand einer Intervention bekommen und so einen Beitrag zur langfristigen Verbesserung der Trinkwasserqualität leisten. Da Verfahren zur Analyse bakterieller und viraler Kontaminanten im Trinkwasser außerhalb des Impetus- Labors in Benin nur eingeschränkt oder gar nicht zur Verfügung stehen und um einen nachhaltigen Daten- und Wissenstransfer gewährleisten zu können, soll das Labor nebst Inventar und etablierten Methoden nach Abschluss der 3. Förderperiode an einen zukünftigen Träger übergeben werden. Nutzergruppen • • • • • • • • • Gemeinden DG-Eau SR-Eau DHAB SHAB Entscheidungsträger auf dem Gesundheitssektor Chefs médecins d´ Arrondissement Wassernutzer-Komitees auf Dorfebene NGOs aus dem Bereich Brunnenbau, Wasserhygiene Stand der bisherigen Arbeiten Neuauflage der Brunnendatenbank Im Zuge der Beprobungsfahrten in den Dörfern des Oberen Ouémé Einzugsgebietes konnte beobachtet werden, dass sich die Situation der Wasserversorgung im Laufe der vergangenen Jahre geändert hat. In einigen Dörfern ist beispielsweise eine Vielzahl neuer traditioneller Brunnen gebaut worden, es sind einige neue Bohrlöcher realisiert worden und ein großer Anteil der Brunnen, die im Jahre 2000 bei der Entstehung der Brunnendatenbank noch in Betrieb waren, ist in der Zwischenzeit ausgetrocknet und versandet. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 195 Aus diesem Grund werden seit August 2007 die Daten zur Trinkwassersituation im Beprobungsgebiet - dem Dreieck zwischen den Städten Parakou, Bassila und Djougou - neu erhoben. Das bedeutet, dass alle Quellen, die einem Dorf zur Trinkwasserversorgung dienen (traditionelle und moderne Brunnen, Pumpen, AEVs, Anschlüsse an nahe gelegenen städtische Wasserversorgung, etc.), registriert, fotografiert, georeferenziert und vermessen werden. Außerdem werden Daten über die Erbauung, das Umfeld und den Zustand der Wasserquelle in der Trockenzeit (trocknet die Quelle nach einer regenfreien Periode aus oder nicht) erhoben. In jedem Dorf werden die zehn am häufigsten genutzten Wasserquellen beprobt, um die bakteriologische Qualität des Wassers feststellen zu können. Wasser aus Bohrlöchern wird zusätzlich auf chemische Parameter hin untersucht. Die Arbeit ist unter den beninischen Mitarbeitern entsprechend, so dass von zwei Teams an versetzten Wochentagen die Feld- und Laborarbeiten geleistet werden können. Im Zuge dieser Aktualisierung der Datenbank ist die Übergabe und Erläuterung der Ergebnisse der Wasseruntersuchungen an die Dorfbewohner ein besonderes Anliegen. Für diese Aufgabe wurde vorübergehend die Soziologin Frau Inès Dossou engagiert, die das Laborteam bei den Gesprächen mit Wassernutzer-Komitees unterstützt. Die Aktualisierung der Brunnendatenbank wird voraussichtlich Ende März 2008 abgeschlossen sein. Virologische Wasseranalytik Die virologischen Wasseranalysen zur ständigen Aktualisierung der Brunnendatenbank sind in dem geplanten Umfang weiter geführt worden. Diese fortlaufende virologische Beprobung ist bedingt durch die temporäre Natur der virologischen Kontamination elementar für die Identifizierung von Risikokonstellationen. In Kooperation mit der Uniklinik Parakou wurden 110 Stuhlproben von im Krankenhaus behandelten Kindern im Institut für Virologie in Köln untersucht. In den Stuhlproben konnten hauptsächlich Rota- und Adenoviren nachgewiesen werden, genauso wie in den untersuchten Trinkwasserproben. Anhand genetischer Analysen des Erbmaterials der detektierten Viren werden im Moment Stammbäume erstellt, die Infektionsketten aufzeigen sollen und somit Wasserkontamination in Zusammenhang mit Krankheit bringen. Im Rahmen der Etablierung des Informationssystems wurden Risikoanalysen für das Vorkommen von virologischen Kontaminationen durchgeführt. Die Art der Trinkwasserquelle zeigte keinen signifikanten Einfluss auf den Virusnachweis. Da virologische Kontaminationen sowohl in der Trockenzeit, als auch in der Regenzeit vorkamen, gab es ebenfalls keinen messbaren saisonalen Einfluss, auch wenn die Kontaminationswege sich gänzlich unterscheiden müssen. Während in der Regenzeit Viren durch Wasserbewegungen in den oberen Erdschichten einfach transportiert werden können und so die Trinkwasserquelle erreichen, ist in der Trockenzeit eine Kontamination über das Grundwasser wahrscheinlicher. Als signifikanter Risikofaktor für mindestens einen Virusnachweis in der untersuchten Trinkwasserquelle zeigte sich bei unserer Analyse das Vorhandensein einer Latrine in einem Radius von 50m um die Trinkwasserquelle. Anhand der erstellten Brunnen/Latrinendatenbank können nun Bereiche mit ähnlicher Risikokonstellation ermittelt werden und Gesellschaft und Gesundheit 196 IMPETUS wichtige Entscheidungshilfen für die Stakeholder bei der Planung zukünftiger Trinkwasserquellen zur Verfügung gestellt werden Chemische Wasseranalytik Die im Herbst 2006 etablierte Methodik zur photometrischen Bestimmung von chemischen Parametern wie Nitrat, Nitrit, Ammonium, Sulfat und Phosphat beinhaltet eine Kontrollfunktion (Zielwertkarten), an der die Mitarbeiter die Qualität der durchgeführten Analysen und mögliche Fehlerquellen direkt feststellen können. Im Laufe des vergangenen Jahres hat sich gezeigt, dass die Analytik einwandfrei unter den gegebenen Umständen funktioniert und die Ergebnisse präzise sind. Seither wurden von den beninischen Labormitarbeitern Farouk Mazou und Martial Dossou chemische Analysen der Pumpenwasser des Beprobungsgebietes durchgeführt, um zu überprüfen, ob von dem bakteriologisch meist einwandfreien Trinkwasser aus Pumpen mögliche chemische Belastungen ausgehen. Es konnte festgestellt werden, dass ca. 13 % der untersuchten Wasserproben aus Bohrlöchern Nitrat-Konzentrationen aufweisen, die über dem von der WHO festgelegten Grenzwert von 50 mg/L liegen. Beispielsweise wies das Wasser der in dem Dorf Dogué neu installierten Pumpe Nitratkonzentrationen auf, die den Grenzwert fast um ein Siebenfaches überschritten. Bei gezielten Beprobungsfahrten mit dem Hydrogeologen Antoine Kocher im Oktober 2007 konnte die Nitrat-Kontamination einiger Bohrlöcher durch die große räumliche Nähe zu Latrinen erklärt werden. Tab. III.1.4-4: Dorfpumpen, deren Wasser Nitrat-Konzentrationen oberhalb des Grenzwertes von 50 mg/L aufweist Dorf (Pumpe) Nitrat Konzentration [mg/L] Dogué 338,15 Kalalé-II 226,28 Ouénou 194,71 Suya 162,44 Penessoulou 116,39 Wari Maro 85,65 Capacity development Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 197 Im Februar 2007 haben Farouk Mazou und Martial Dossou einen von CREPA („Centre Regional pour l´Eau Potable et l´Assainisssement à Faible Cout“) organisierten und von der „Direction Générale des Relations Internationales de la Région Wallonne de Belgique“ finanzierten Workshop zur Fortbildung verantwortlicher Techniker des Wassersektors aus Gesamt-Benin mitgestaltet. An zwei Tagen haben sie die Teilnehmer über Risiken der Wasserkontamination und die von Impetus ermittelten Ergebnisse aufgeklärt, mit ihnen im Gelände Beprobungen verschiedener Brunnen durchgeführt und sie schließlich in die im Impetus-Labor angewandte Methodik zur bakteriologischen und chemische Wasseranalytik eingewiesen. Farouk Mazou und Martial Dossou haben in Eigenregie diese Capacity development-Maßnahme vorbereitet und durchgeführt und ernteten ein positives Feedback aller Teilnehmer. Im Oktober 2007 wurde gemeinsam mit Mitarbeitern anderer Problemkomplexe der Workshop „Ressources naturelles dans les communes du bassin versant de l’Ouémé supérieur – Résultats et outils de gestion du Projet IMPETUS“ in Parakou organisiert, zu dem Mitarbeiter und Verantwortliche der Gemeinden des Oberen Ouémé Einzugsgebietes eingeladen wurden. Da die Gemeinden Benins im Zuge der Dezentralisierung zukünftig eine wichtige Rolle für eine nachhaltige Entwicklung des Landes spielen und bereits jetzt verantwortlich für die Qualität von Trinkwasser sind, bot dieser Workshop eine gute Plattform, die relevanten Ergebnisse der Wasserqualitätsanalysen zu präsentieren. Die von den beiden Labormitarbeitern Farouk Mazou und Martial Dossou gehaltene Präsentation hat für lebhafte Diskussionen unter den Teilnehmern gesorgt und es ist großes Interesse an dem vorgestellten Informationssystem SiQeau geäußert worden. Seit Februar 2007 führt Herr Moissou Lagnika, Student des Masterstudiengangs „Management Environnemental et Qualité des Eaux“ an der „Facultés des Sciences et Techniques (FAST)“ der Universität Abomey-Calavi ist, im Rahmen seiner DESS-Abschlußarbeit Trinkwasseranalysen im IMPETUS-Labor durch. Ziel seiner Arbeit ist es, die Gefahr der bakteriologischen Wasserkontamination auf dem Transportweg von der Pumpe, bzw. dem Brunnen zu den Haushalten zu untersuchen, sowie den Kontaminationsverlauf während der Lagerung des Wassers festzustellen. Hierfür hat er im vergangenen Jahr in 11 ausgewählten Dörfern das wasserhygienische Verhalten von jeweils 5 Haushalten über mehrere Monate beobachtet und mit Hilfe von Befragungen ermittelt. Er hat Wasserproben an verschiedenen Punkten entnommen: direkt an der Wasserquelle, während des Transports und im Lagerbehälter zu verschiedenen Zeitpunkten. Seine Ergebnisse zeigen, dass bakteriologisch einwandfreies Trinkwasser aus Bohrlöchern nach einer Lagerung von 24h ... bereits Kontaminationen durch Salmonellen aufweisen kann. Die Hausbewohner nutzen alle dasselbe Trinkgefäss - eine Kalebasse, die nach dem Trinken wieder in den Wasserbehälter zurückgelegt wird, so dass auf diesem Weg Krankheitserreger von den Händen der Konsumenten in das Trinkwasser gelangen können. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 198 Transport und Lagerung von Trinkwasser Ausweitung der Kooperationen Der Ausbau schon bestehender Kooperationen zur Überprüfung von der Trinkwasserqualität und technischen Sanierungskonzepten anderer Projekte stellt einen Beitrag für die langfristige Verbesserung der wasserhygienischen Situation im ländlichen Benin dar. Seit 2006 ist die Finanzierung des Brunnensanierungsprojektes von Helvetas abgelaufen, aber die Kooperation mit dem IMPETUS-Labor hat weiterhin Bestand. Die Labormitarbeiter führten im Jahr 2007 weiterhin bei Installationen von Hochbehältern zur Trinkwasserversorgung von Gesundheitsstationen begleitend Wasserqualitätsanalysen durch. Im Jahr 2007 wurden Kooperationen zu zwei weiteren EZ-Organisationen initiiert. Erste Gespräche für eine Zusammenarbeit zum Thema Lagerung von Trinkwasser mit Verantwortlichen der belgischen NGO PROTOS und der amerikanischen NGO MCDI („Medical Care Development International“) fanden im Oktober 2007 statt. Die Kooperationsverträge wurden noch Ende des Jahres abgeschlossen und erste gemeinsame Wasserbeprobungen fanden im Januar 2008 statt. Zukünftiges Bestehen des Labors nach Projektende Das Labor in Parakou soll zusammen mit den dort etablierten Methoden, dem Inventar und dem geschulten Personal nach dem Ende der dritten Phase an einen zukünftigen Träger übergeben werden, um so einen nachhaltigen Wissenstransfer und die Weiterführung der Wasseranalytik in Zentralbenin gewährleisten zu können. In Benin gibt es nur sehr wenige Strukturen, die bakteriologische Wasseranalysen durchführen. Die meisten durchgeführten Untersuchungskampagnen beziehen sich auf die chemische Trinkwasserqualität [Dovonon, 2001]. Einen wichtiger Partner für den Bereich der Wasseranalytik stellt die DG-Eau dar. Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 199 Da von den Mitarbeitern des IMPETUS-Labors neben der reinen Routine-Analytik noch weitere Aufgaben-Bereiche wie Capacity-Building, die Entwicklung eines Informationssystems sowie die Schulung von Entscheidungsträgern im Wassersektor in seiner Handhabung, bearbeitet werden, gilt es einen weiteren Partner zu finden, der den Fortbestand dieser Arbeiten gewährleisten kann. Verschiedene Konzepte, Rechtsformen und mögliche weitere Partner, die für dieses Ziel der Nachhaltigkeit der Arbeit des IMPETUS-Labors in Frage kommen könnten, wurden im Laufe des vergangenen Jahres erwogen und diskutiert. Informationssystem SiQeau Das Informationssystem zum Thema Trinkwasserversorgung und –qualität im ländlichen HVO trägt den Namen SiQeau „Système d´Information sur la Qualité de l´eau“. Es basiert auf vier Modulen: Zunächst sollen dem User allgemeine Basis-Informationen über die Trinkwasserversorgung und qualität im Oberen Ouémé-Einzugsgebiet zugänglich sein. Es wird ein Fallsbeispiel zum Thema Salmonellen-Kontaminationen von Trinkwasser und Durchfallerkrankungen aus dem Dorf Kaki Koka erläutert und Auswirkungen von BrunnenDesinfektionen und möglicher anderer Sanierungsmaßnahmen auf die Trinkwasserqualität werden dargestellt. Ein link zu dem Informationssystem LISUOC (Livelihood Security in Upper Ouémé Catchment) wird dem User die Möglichkeit geben, sich auch zum Thema Wassermanagement zu informieren. Über eine interaktive GIS-Karte wird die Situation der Trinkwasserversorgung und -qualität im Oberen Ouémé-Einzugsgebiet räumlich dargestellt. Als Datengrundlage dient die von LaborMitarbeitern erstellte IMPETUS-Brunnendatenbank, sowie eine Liste aller von der DG-Eau realisierten Wasserstellen im Oberen Ouémé Einzugsgebiet. GPS-Koordinaten einer im Jahr 2006 erstellten Latrinen-Datenbank werden ebenfalls in die Darstellung einfließen, um Bereiche mit Risikokonstellationen ermitteln zu können. Es wird die Möglichkeit geben, aus verschiedenen Attributen wie beispielsweise Kommune, Dorf, Art der Wasserquelle, Art der Wasserkontamination, Nähe zu Latrinen, Brunnentiefe oder wasserführende Quellen in der Trockenzeit, auszuwählen, um sich die gewünschte Situation in der Kartenansicht darstellen zu lassen. Bei Anklicken einer Wasserquelle öffnet sich ein Fenster mit einem Foto und einer Tabelle, die alle gesammelten Informationen zu der jeweiligen Quelle sowie die Ergebnisse der Wasseranalysen enthält. Anhand einer farblichen Unterlegung mit Ampelfarben soll außerdem eine Einschätzung der Wasserqualität, bzw. der Gefährdung der Wasserstelle aufgezeigt werden. Auf Dorfebene sollen die Ampelfarben die Gesamtsituation der Versorgung mit sicherem Trinkwasser und mögliche Risikokonstellationen anzeigen. SiQeau soll Entscheidungsträgern Handlungsoptionen aufzeigen, die auf den im Rahmen von PK Be-G.5 ermittelten Ergebnissen bezüglich der Trinkwasserqualität im Oberen Ouémé Einzugsgebiet beruhen und eine Prävention von Wasserkontaminationen im Vorfeld ermöglichen. Mit Hilfe eines in SiQeau implementierten „Notfallplans“ soll es Entscheidungsträgern ermöglicht werden, Ausbrüche von Infektionserkrankungen, verursacht durch wassergebundene Krankheitserreger, wie Durchfallerkrankungen (z.B. Cholera) oder Typhusfällen in den Dörfern zu minimieren, Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 200 bzw. sie so schnell wie möglich unter Kontrolle bringen zu können. Es handelt sich um eine Kontaktdatenbank, die Daten aller verantwortlichen Ärzte, Krankenhäuser, Hygieneservices, etc. der jeweiligen Region beinhaltet und eine Liste von ersten Maßnahmen zur Eindämmung einer Durchfall-Epidemie. Zielgruppen von SiQeau sind zunächst die Verantwortlichen für Trinkwasserqualität auf Gemeindeebene, da im Zuge der Dezentralisierung in Benin die Versorgung der Dörfer mit sauberem Trinkwasser in den Verantwortungsbereich der Kommunen fällt. Ebenfalls soll das Informations-System an die DG-Eau, die verschiedenen „Services régionaux de l´eau“, an Entscheidungsträger auf dem Gesundheitssektor, wie die neu gegründete Gesundheitspolizei „Police ‚Sanitaire“ und den „Service de l´Hygiène“ übergeben werden. Nachdem das Konzept für das SiQeau im August 2007 erarbeitet wurde, ist mit einer ersten Version im Februar 2008 zu rechnen. Die aktualisierten Daten zur Wasserversorgung des Einzugsgebietes werden nach Fertigstellung der neuen Brunnendatenbank Ende März 2008 in das Informationssystem eingearbeitet, sowie die Kontaktdatenbank für den Notfallplan und die Basisinformationen. Literatur: WHO/UNICEF: Water for life, 2005 INSAE: RGPH3 (Oct. 2003) Synthèse des analyses, 42 pages UN: Millenium Development Goals WHO, 2007, Global Task Force on Cholera Control: Cholera Country Profile BENIN Assani A. K. (1995) Qualité et mode de gestion de l’eau de boisson dans la sous-préfecture de Grand-Popo, Mémoire IRSP, Cotonou, 124 pages Bossou B. (2001) Analyse et esquisse cartographique de la contamination bactériologique de la nappe phréatique alimentant les puits traditionnels de la ville de Cotonou et sa banlieue DESS-MEQUE, 81 pages. Baba Moussa A. (1994) Etude de la pollution bactériologique de la nappe phréatique à partir d’une latrine en Afrique Subtropicale. Thèse de doctorat du 3ème cycle ès sciences Techniques, 185 pages Dovonon, L. F (2001): Rapport définitif de l´étude physico-chimique des eaux des département l´Alibori et du Borgou, Département des ressources en eau Projet PADEAR-DANIDA : Cotonou, 78 pages Gesellschaft und Gesundheit IMPETUS 201 Existenzsicherung III.2 IMPETUS 201 Marokko und seine Themenbereiche III.2.1 Existenzsicherung Im Projektgebiet ist Wasser die primär die limitierende Ressource, welche wirtschaftliche Aktivitäten eindeutig in ihrer Weiterentwicklung begrenzt. Dabei sind die wesentlichen Einkommensquellen im Drâa Tal Oasenlandwirtschaft, extensive, teils transhumante Weidewirtschaft und Tourismus. Während die Generierung von Einkommen durch extensive Weidewirtschaft (Projektbereich Landnutzung) hier nicht näher betrachtet werden soll, stehen im Projektbereich Existenzsicherung die Oasenwirtschaft mit ihren Anpassungsmöglichkeiten und ökonomischen Aspekten im Vordergrund. Einkommen aus Tourismus und dessen Ansprüche an den Wasserbedarf wurden im vergangenen Berichtszeitraum abschließend untersucht, die Ergebnisse fließen in die entsprechenden SDSS der Bereiche Gesellschaft und Landnutzung ein. Daher wird nachstehend nur ein kurzer abschließender Bericht zum Bereich Tourismus gegeben (PK Ma E.3, weitere Ausführungen s. Bereich Gesellschaft). Die Ressource Wasser wird in der Region Drâa hauptsächlich für die landwirtschaftliche Produktion in den Oasen genutzt. In den nördlichen Oasen der Hochtäler werden neben Getreide diverse Gemüsesorten, Rosen und Baumobst angebaut, in den südlich von Ouarzazate gelegenen Oasen dominieren Getreide, Ackerfutterbau und Dattelpalmen. Traditionelle Anbau- und Bewässerungssysteme stehen neben einem staatlich kontrollierten Bewässerungsmanagement in Form von festen Bewässerungskanälen und so genannten Lâchers, bei denen kontrolliert Wasser aus dem Staudamm Mansour Eddahbi in die großen Oasen des südlichen Drâa-Tals abgegeben wird. Die hohe Verdunstung aus dem Stausee bildet einen Großteil der Wasserverluste, dem gegenüber ist der Verbrauch für den menschlichen Konsum (v.a. Stadtbevölkerung und Tourismus) mit nur ca. 15 – 20% eher gering. Nachlassende Niederschläge und eine somit geringere Wasserspende aus dem Hohen Atlas haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass der Füllstand des Mansour Eddahbi Stausees stark abgesunken ist, Anzahl und Umfang der Lâchers zurückgehen, und damit die Bewässerung der südlichen Oasen mittels traditioneller Einstauverfahren nur noch in wesentlich geringerem Umfang möglich wird. Dies führt zu einer deutlichen Ertragsminderung, und ggf. zur Aufgabe von Ackerflächen, besonders am Rande der Oasen, zur Versalzung auch von günstiger gelegenen Feldern und dem Absterben von Dattelpalmen, besonders um und südlich von Zagora. Für Familien, die hauptsächlich von landwirtschaftlichen Erträgen leben müssen, bedeutet das erhebliche Einkommensverluste oder gar eine Bedrohung ihrer Existenz. Zudem wird vermehrt Grundwasser zur Bewässerung herangezogen werden, insbesondere, wenn im südlichen Drâa-Tal die Landwirtschaft in ihrer traditionellen Form beibehalten wird. Bei einem geschätzten jährlichen landwirtschaftlichen Wasserbedarf von zwischen 1200 und 2000 mm besteht für die Grundwasserentnahme eine Konkurrenz zwischen der traditionellen Landbewirtschaftung, dem wachsenden Wasserbedarf für die städtisch lebende Bevölkerung sowie dem Tourismus. Für die Gesamtwasserbilanz spielt der Tourismus im Gebiet gegenüber anderen Verlustfaktoren zwar keine wesentliche Rolle, aber da dieser insbesondere im südlichen Gebiet um Zagora Existenzsicherung IMPETUS 202 stärker zunimmt, ist zweifelsohne die übliche Entnahme von Grundwasser über Hausbrunnen ein Faktor, bei welchem landwirtschaftliche Nutzung und Tourismus um den Faktor Wasser konkurrieren. Hinzu kommt, dass die Wasserqualität sich durch Versalzung weiter verschlechtert, die Konkurrenz sich also lokal und regional besonders bei mittelfristig weiter sinkenden Wasserressourcen verschärfen wird. Andererseits ist die Schaffung einer ansprechenden touristischen Infrastruktur einschließlich der Schaffung eines ansprechenden Ambiente in den Hotels und Anlagen für eine ökonomische Weiterentwicklung der Region eine wesentliche Voraussetzung, insbesondere wenn die Anzahl an Übernachtungen pro Gast eher erhöht werden sollte: gegenüber den Baderegionen sind die Aufenthalte vergleichweise kurzfristig (s. PK Ma-E.3). Wasser muss daher künftig anders bewirtschaftet werden als dies gegenwärtig der Fall ist. Unter welchen Bedingungen ein geändertes pflanzenbauliches Management die Fortführung landwirtschaftlicher Nutzung bei geringerem Wasserverbrauch unter Beibehaltung landwirtschaftlicher Produktivität ermöglicht, soll dabei zunächst geprüft und anschließend Handlungsoptionen erarbeitet werden. Die Menge des eingesetzten Wassers für die landwirtschaftliche Produktion wird in Abhängigkeit von den angebauten Kulturarten, unterschiedlichen Sorten und geänderter Bewässerungstechnik berechnet. Anschließend wird untersucht, welche Optionen noch eine sinnvolle landwirtschaftliche Nutzung, unter den Prämissen geringer Wasserverbrauch und landwirtschaftliche Produktivität, weiter ermöglichen (vgl. PK Ma-E.2). Nutzung und Bewirtschaftung der äußerst knappen Ressource Wasser sind für die Existenzsicherung im Projektgebiet von fundamentaler Bedeutung für dessen nachhaltige mittel- und langfristige Entwicklung. Die Entwicklung eines ökonomisch basierten Planungs- und Optimierungstools für die Wasserverteilung ist daher eine zentrale Aufgabe, die im nachstehenden Themenbereich (PK Ma-E.1) erarbeitet wurde. Das verwendete Flusslaufmodell MIVAD ermöglicht die Simulation zahlreicher Managementoptionen zur nachhaltigen Wassernutzung, wie zum Beispiel technische Innovationen im Bewässerungsbereich oder die Einführung von Wasserpreisen und den Handel mit Wassernutzungsrechten. Dabei werden sowohl der Wasserverbrauch der Oasen nördlich des Staudammes, die noch einen ungehinderten Zugang zum Wasser besitzen, als auch der für die südlich gelegenen Gebiete berücksichtigt. Jeder der nachstehend vorgestellten PK verknüpft einzelne Bereiche, und die Wechselwirkungen zwischen den PKs und den jeweils verwendeten Modellen wird damit verdeutlicht. Trotz der durchaus schwierigen Zusammenführung sehr unterschiedlicher Modellansätze in den IS/SDSS hat die Arbeit sehr gute Fortschritte gemacht und liegt fast durchweg im Zeitplan. In einzelnen Fällen sind noch kleinere Nacherhebungen nötig, aber insgesamt steht eine sehr umfangreiche Datengrundlage zur Verfügung, welche durch den Einsatz der Systeme zu einer deutlichen Verbesserung und Objektivierung der Entscheidungen führt. Die Anforderungen der marokkanischen Projektpartner fließen kontinuierlich in die Systementwicklung ein. Das SDSS MIVAD ist bereits an marokkanische Partner übergeben und wird nun nur noch optimiert und ergänzt. Das capacity development hat ebenso gute Fortschritte gezeitigt, wobei in einzelnen Fällen die Maßnahmen etwas verschoben werden mussten. Es werden aber bis 2008 alle geplanten Maßnah- Existenzsicherung IMPETUS 203 men durchgeführt sein. Auf alle Fälle wurde die Rückkopplung aus den Nutzergruppen in die SDSS eingearbeitet, sowohl hinsichtlich der Funktionalität als auch der berücksichtigten Parameter. Zusammenfassend ist festzustellen, dass der für Marokko wichtige Bereich der Existenzsicherung durch innovative und umfangreiche Modellkopplungen in SDSS und IS überführt werden konnte, deren konsequente Anwendung wesentlich dazu beitragen kann, die Wassernutzung zu verbessern und zu optimieren, und damit die Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung der Region über den Betrachtungszeitraum der IMPETUS - Szenarien liefert. Existenzsicherung IMPETUS 204 PK Ma E.1 Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Einzugsgebiet des Drâa Landwirtschaftliche Felder mit Bewässerungsgräben in der Oase Mezguita Problemstellung Die Zukunft vieler Landwirte des Drâa Einzugsgebietes hängt von einem effizienten Wassermanagement ab. Aufgrund der langen Dürreperioden und Subventionen für Motorpumpen ist in den letzten Jahren vermehrt Grundwasser für die Bewässerung der Felder verwendet worden. Dies führte zu einem stetigen Absinken des Grundwasserspiegels, zu vermehrten Kosten und zu langfristig steigenden externen Kosten der Ressourcenübernutzung. Daher ist die ökonomische Analyse des Wassermanagements und die Bewertung von Wasser im ökonomischen Sinne ein entscheidender Bestandteil eines effektiven Wassermanagements in der Drâa Region. Mit der Umstrukturierung der zuständigen Institutionen wird auch zukünftig die Bedeutung von politischen Eingriffsmöglichkeiten im Wassermanagement des Drâa Tals steigen. Ökonomische Instrumente wie Wasserpreise, Subventionen, Mengensteuerungen gewinnen an Relevanz für ein Gebiet, dass bisher von politischen Eingriffen weitgehend ausgenommen wurde. Mit Hilfe des Models MIVAD können unterschiedliche Politikinstrumente simuliert und in verschieden Interventionsszenarien verglichen werden. Existenzsicherung IMPETUS 205 Mitarbeiter C. Heidecke, A. Kuhn, S. Klose, A. Roth Zielsetzung Die Zielsetzung des Problemkomplexes ist die Auswirkung von Oberflächen- und Grundwasserverfügbarkeit auf die landwirtschaftliche Produktion und somit auf das landwirtschaftliche Einkommen abzuschätzen und politische Eingriffsmöglichkeiten zu diskutieren. Dazu wird ein hydroökonomisches Modell verwendet, das den Einfluss von Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität insbesondere der Salzgehalte im Bewässerungswasser abbildet und die Auswirkungen von landwirtschaftlichen Erträgen und Flächennutzung in den sechs Drâaoasen errechnet. Der Problemkomplex bezieht Modellierungsansätze aus dem PK Ma. H2, insbesondere aus dem Bilanzierungsmodell, und Daten aus dem PK Ma. E2 mit ein. Forschungsansatz und Modellierung Hauptbestandteil des PK Ma. E1 ist das Plannungsmodell MIVAD, das die sechs Oasen des mittleren Drâatals und die hydrologische Bilanz der Region in einem Knotennetzwerk abbildet. In der Modelliersprache GAMS werden landwirtschaftliche Deckungsbeiträge unter den zwei wichtigsten Ressourcenbeschränkungen, Land und Wasser, maximiert. Dabei stellt MIVAD eine Verknüpfung zwischen landwirtschaftlicher Wassernutzung und Ressourcenverfügbarkeit her und ist somit Bindeglied zwischen verschiedenen Disziplinen und Schnittstelle zu unterschiedlichen PKs. Es werden Ergebnisse für alle sechs Oasen den mittleren Drâatals sowie für die Hauptanbauprodukte Weizen, Gerste, Luzerne, Mais, Datteln und Gemüse, errechnet. Alle Anbauaktivitäten sind durch spezifische Input- und Wasserbedürfnisse sowie Ertragsfunktionen definiert. Fortschritte der Modellierung im Berichtszeitraum Im Berichtszeitraum wurde die hydrologische Komponente ausgebaut, in dem die Flusswasserinfiltration in die Grundwasserspeicher nun mit berücksichtigt wird. Dies ist ein entscheidender Parameter für das Wassermanagement im Drâa Tal, da eine erhöhte Grundwasserinfiltration das Verhältnis zwischen Oberflächen- und Grundwasserinfiltration verschiebt. Außerdem wurden in Dürreperioden die Lâchers bzw. die Abgaben aus dem Staudamm vermehrt zur Auffüllung der Grundwasserspeicher und nicht zur Bewässerung benutzt. In diesem Fall spielt die Grundwasserinfiltration auch eine große Rolle. Abbildung III.2.1-1 zeigt den derzeitigen Stand der hydrologischen Komponente in MIVAD. Existenzsicherung 206 IMPETUS Evapotranspiration Effective rainfall Water withdrawal Releases Reservoir River Agriculture Groundwater discharge NonAgricultural Water Use Groundwater pumping Infiltration Distribution losses Losses from pumping Groundwater pumping Infiltration from riverbed Groundwater Legend: Decision variable Agric. production Natural flow Municipal, industrial use Water supply Abb. III.2.1-1: Hydrologische Komponente des Modell MIVAD Im Berichtszeitraum wurden weitere Szenarien definiert und simuliert. Berechnungen zu Wasserkosten für Grund- wie Oberflächenwasser wurden durchgeführt und unterschiedliche Wasserverteilungsmöglichkeiten des Oberflächenwassers mit Hilfe des Modells diskutiert. Diese werden dann im MIVAD SDSS verwendet. Stand der SSDSS/IS/MT-Entwicklung Welche Auswirkungen haben steigende Grundwasserförderungskosten auf die Nutzung der Motorpumpen im Drâatal? Wie beeinflussen zusätzliche Wasserpreise für die Bewässerung die landwirtschaftliche Flächenausnutzung und den Anteil an Anbaukulturen? Welche Rolle spielt die derzeitige Wasserverteilung auf das Einkommen der Landwirte und wie könnte die Wasserverteilung verändert werden? Dies sind Kernfragen, die mit Hilfe des SDSS MIVAD beantwortet werden sollen. Daher richtet sich das MIVAD SDSS an die administrative Ebene in Marokko, die für die Wasserverteilung sowie für die Strukturen in der Landwirtschaft zuständig sind. Insbesondere sind die DGH und das Landwirtschaftsministerium angesprochen, die in die Konzeption des SDSS im letzten Jahr verstärkt mit einbezogen worden sind. Das dem SDSS M IVAD SDSS DSS Existenzsicherung IMPETUS 207 zugrunde liegende Modell MIVAD ist an der Universität Hassan II verankert. Dort sind Schulungen zur Modellprogrammierung durchgeführt worden sowie zwei Masterarbeiten entstanden, die den an der Universität Bonn entwickelten Modellansatz auf zwei weitere Einzugsgebiete in Marokko, Tadla und Loukkos, übertragen. Abb. III.2.1-2: Startscreen des MIVAD SDSS Das MIVAD SDSS ist als Datenbank konzipiert, in welche die Szenarioergebnisse des Modells MIVAD eingelesen werden. Der Nutzer kann die Ergebnisse der Szenarien auf eine strukturierte Weise abfragen. Aus der Szenariendatenbank können spezifische Tabellen für unterschiedliche Parameter abgefragt, Karten erstellt und kleine statistische Berechnungen durchgeführt werden. Der Aufbau des SDSS geht aus Abbildung III.2.1-3 hervor. Existenzsicherung 208 IMPETUS Modellergebnisse (Szenariodatenbank) Economic analysis Auswahl des Klimaszenarios (Stauseefüllmengen) Auswahl des IMPETUS Szenarios M1, M2, M3 Befragung 2005 IMPETUS Daten Daten ORMVAO Auswahl des Interventionsszenarios Karten Tabellen Statistik Abb. III.2.1-3: Aufbau des SDSS MIVAD Für die Berechnung der Klimaszenarien im SDSS wurden die IMPETUS-Remo-Läufe bis zum Jahr 2025 auf die Stauseeeinträge umgerechnet, die dann als exogener Parameter in das MIVAD Modell einfließen. Die Beobachtung einer starken Korrelation zwischen Niederschlag und Stauseezuflüssen konnte somit genutzt werden, um die Klimaszenarien A1B und B1 in MIVAD umzusetzen. Die folgenden beiden Abbildungen zeigen erste Ergebnisse für die Klimaszenarien A1B und B1 und die Auswirkungen auf die Nutzung von Oberflächen- und Grundwasser, für die landwirtschaftliche Produktion und das daraus resultierende landwirtschaftliche Einkommen. 1200.00 1000.00 800.00 600.00 400.00 200.00 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 20 09 20 10 20 11 20 12 20 13 20 14 20 15 20 16 20 17 20 18 20 19 20 20 20 21 20 22 20 23 20 24 20 25 0.00 Ag river water use (mio cbm) Ag groundwater use (mio cbm) Ag profits total (mio DH) Inflows (mio cbm) Abb. III.2.1-4: Landwirtschaftliches Einkommen, Grund- und Oberflächenwassernutzung unter Stauseezuflüssen berechnet nach Klimaszenario A1B (Quelle: Modellberechnungen 2007) Existenzsicherung 209 IMPETUS 20 0 0 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 20 09 20 10 20 11 20 12 20 13 20 14 20 15 20 16 20 17 20 18 20 19 20 20 20 21 20 22 20 23 20 24 20 25 1000.00 900.00 800.00 700.00 600.00 500.00 400.00 300.00 200.00 100.00 0.00 Ag river water use (mio cbm) Ag groundwater use (mio cbm) Ag profits total (mio DH) Inflows (Mio. cbm) Abb. III.2.1-5: Landwirtschaftliches Einkommen, Grund- und Oberflächenwassernutzung unter Stauseezuflüssen be rechnet nach Klimaszenario B1(Quelle: Modellberechnungen 2007) Die benutzerfreundliche Oberfläche vom SDSS MIVAD bietet die Möglichkeit, sich anhand einer einfachen Auswahl der Szenarien gewünschte Tabellen und Karten ausgeben zu lassen. Abbildung III.2.1-6 zeigt ein Beispiel für einige Parameter, die sich in Tabellen oder Kartenformat für einzelne Kulturen oder Oasen übersichtlich darstellen lassen. Angebaute Kulturen Tabellen Wassernutzung pro Oase Klimaszenarios (Stauseefüllmengen) IMPETUS Szenarios M1, M2, M3 Landwirtschaftliche Erträge Grundwasserstände Karten Interventionsszenarios Statistische Auswertungen Landwirtschaftliche Fläche Mittelwerte der Ergebnisse über die Oasen Variation von Erträgen Variation von Einkommen Abb. III.2.1-6: Outputmöglichkeiten des SDSS MIVAD Des Weiteren beinhaltet das SDSS statistische Auswertungsmöglichkeiten, die arithmetische Mittel, Standardabweichung und/oder Summen, über einen Parameter ausgeben. So hat der Anwender die Möglichkeit, sich umfassender über die Ergebnisse zu informieren und die Auswirkungen und Spannbreite einzelner Parameter besser beurteilen zu können. Existenzsicherung 210 IMPETUS Wie Abbildung III.2.1-7 zeigt, können für die Selektion eines spezifischen Szenarios verschiedene Parameter ausgewertet werden. Die Parameter können isoliert betrachtet oder mit anderen Szenarien verglichen werden. Es ist außerdem vorgesehen, detaillierte Szenariobeschreibungen und Zusatzinformationen im SDSS verfügbar zu machen. Year: 2005 Commodity: BARL Scenario: A1B_WAT058_DIS1 Year: 2005 Crop Yields (t/ha) Crop yield (t/ha) Scenario: B1_WAT058_DIS1 Region:A1 Crop Share (%) Crop Area (ha) Crop Crop A1B_WAT058_DIS1 Crop Share Yields Scenario: Area (%) (t/ha) (ha) Crop share in oasis (%) Crop area (ha) Crop Crop Crop Share Crop Yields Crop Share Crop yieldYields (t/ha) Crop (%) share inCroparea Area (ha) (t/ha) (%) Crop Area (ha) (t/ha) Crop yield (t/ha) oasis Crop (%) share in Crop(ha) area (ha) Crop yield (t/ha) Crop share in Crop area (ha) HWHE BARL PULS VEGE Region: A1 HENN Daten: DATE A1B_WAT058_DIS1.xls LUZE A1 A2 A3 A4 A5 2000 2001 2002 RES2 A6 .. Total 2020 Average Scenario: B1_WAT058_DIS1 Daten: A1B_WAT058_DIS1.xls Commodity: BARL Daten: B1_WAT058_DIS1.xls Daten: Scenario: A1B_WAT058_DIS1 Scenario: B1_WAT058_DIS1 B1_WAT058_DIS1.xls Crop Yields (t/ha) Crop Share Crop Area (ha) Crop Yields Crop Share Crop Area (ha) Crop yield (t/ha) Crop share in Crop area (ha) Crop yield (t/ha) Crop share in Crop area (ha) RES2 Daten: A1B_WAT058_DIS1.xls Daten: B1_WAT058_DIS1.xls Abb. III.2.1-7: Tabellenstruktur des MIVAD SSDSS Für die nachhaltige Anwendung des SDSS in Marokko ist es erforderlich, marokkanische Partner in Konzeption und Ausgestaltung frühzeitig mit einzubinden. Die direkten Ansprechpartner und Anwender des SDSS sind folgenden Personen und Institutionen: 1. Universität Hassan II. Professor Rachid Mohammed Doukkali. Professor für Agrarökonomie. 2. Direction Generale Hydraulique. M. Lahmouri. A. Benbouziane. Insbesondere steht hier der inhaltliche Austausch in Form eines Politikdialogs im Vordergrund. 3. Agrarministerium. Abteilung der ländlichen Entwicklung. Experten für Bewässerungstechniken und Bewässerungsmanagement. 4. ORMVAO, (Prduction Agricole). Als lokaler Partner vor Ort in Ouarzazate wurden intensive Gespräche geführt, die für die Konzeption des SDSS von zentraler Bedeutung sind. Capacity development Im Rahmen des Capacity Development wurden im Jahr 2007 drei Schwerpunkte gesetzt: die Schulung und Übergabe des Models MIVAD an die Universität Hassan II, den Ausbau des Politikdialogs (mit Schwerpunkt die Konzeption und Gestaltung des SSDSS zu diskutieren), und die Diskussion der Befragungsergebnisse 2005 und 2006 mit den lokalen Landwirtschaftsbehörden (CMV: Centre Mise en Valeur Agricole). Existenzsicherung IMPETUS 211 Für die Schulung und Übergabe des Models MIVAD wurde zwei Masterstunden, F. Elame und A. Farah, mit der hydro-ökonomischen Modellierung vertraut gemacht und in die Struktur des Models MIVAD eingearbeitet. Dies geschah verstärkt in einem einmonatigen Aufenthalt in Bonn am Institut für Lebensmittel- und Ressourcensökonomik. Das Konzept des Models wurde dann im Rahmen von Masterarbeiten an die Einzugsgebiete Tadla und Loukkos angepasst. Die Verteidigung der Arbeiten fand im September 2007 vor einem Begutachtungskomitee bestehend aus Prof R. Doukkali, Arnim Kuhn, Prof. M. Raki (Professor Hassan II) M. Belghiti (Weltbank), A. Oulhaj (Agrarministerium) statt. Die Modelle werden weiterhin am Lehrstuhl von Prof. Doukkali gepflegt und ausgebaut. Für die Ausgestaltung des SDSS MIVAD wurde der Politikdialog an der DGH und am Agrarministerium vertieft. Während des Workshops in Rabat zur hydro-ökonomischen Modellierung im September 2007 bei dem alle drei Modelle vorgestellt wurden, wurden erneut Ideen zur Ausgestaltung der Szenarien gesammelt und Interesse an den Ergebnissen geweckt. An der Ausgestaltung des SDSS ist M. Haddouch von der Abteilung Agrarproduktion der ORMVAO beteiligt, der konkrete Anregungen für die Anwendung des SDSS vorschlug. Die Befragungsergebnisse der agrarökonomischen Befragung der Landwirte im Drâa und Dades Tal im Rahmen des PKs wurden ausgewertet und anhand einer Zusammenfassung mit den lokalen Landwirtschaftsbehörden diskutiert. Ausblick Im kommenden Jahr ist geplant, dass Konzept des SSDSS MIVAD zu verfeinern und auszubauen. Dies betrifft vor allem die Ausgestaltung der Karten und die Rechnung weiterer Szenarien mit dem Modell MIVAD. Die Maßnahmen im Rahmen des Capacity development werden fortgeführt; vor allem die kontinuierliche Diskussion mit den Stakeholdern hilft bei der Verbesserung des Modells und des SDSS. Existenzsicherung PK Ma E.2 IMPETUS 212 Landwirtschaftliche Anbaustrategien in den Drâa-Oasen bei Wasserknappheit Problemstellung Die zeitliche und räumliche Variabilität der Niederschläge sowie die Tendenz zu singulären Starkregenereignissen führt zu einem schwierigen Wassermanagement des Stausees "Barrage el Mansour Eddahbi“ bei Ouarzazate, mit der immer häufigeren Folge von verminderten Lâchergaben. Lâcher sind staatlich gesteuerte Bewässerungsgaben aus dem Stauseereservoir. Es stehen geringere Mengen Wasser für die Bewässerung zur Verfügung. Die landwirtschaftliche Produktion in den DrâaOasen wird stärker begrenzt und risikoreicher. Um einen ausreichenden Erntertrag zu erwirtschaften, müssen die meisten Landwirte zunehmend auf individuelle Brunnenbewässerung zurückgreifen, welche in Folge das Grundwasserreservoir negativ beeinflusst. Aus diesen Gründen ist die Modellierung von Szenarien der zukünftigen Entwicklung der Wasserversorgung für die landwirtschaftliche Grundversorgung essentiell. Mitarbeiter: A. Roth, A. Klose, S. Klose, C. Rademacher, C. Heidecke, R. Laudien Zielsetzung: Die Zielsetzung im Berichtszeitraum 2007 war zum einen die Implementierung landwirtschaftlicher Feldergebnisse in die Grundbausteine des Agrar Informationssystems (AGROSIM) und somit einer ersten Vervollständigung (Version 1.0) des Programms. Zum anderen die Weiterführung der Modellarbeiten innerhalb der Module, d.h. die Modellierung des häuslichen Wasserverbrauchs, der Existenzsicherung IMPETUS 213 Bodenversalzung und der Grundwasserverfügbarkeit. Diese sind als integrative Einflussfaktoren der zukünftigen Wasserverfügbarkeit für die agrarische Produktion in den Drâa Oasen anzusehen. In AGROSIM sollen wichtige Ausgabeparameter für die Landwirtschaftliche Produktion, Ernte, Bodengüte in Abhängigkeit ihrer Wassergaben erfasst und dem Nutzer zur Entscheidungsunterstützung präsentiert werden. Stand der IS (SDSS) - Entwicklung Es wurden die verwendeten Modelle validiert sowie die Version 1.0 des Fachinformationssystems AGROSIM erstellt (mit TP C2). Alle Modelle liefen zufriedenstellend, Plausibilitätsprüfungen erfolgen aktuell. Die Konfiguration erfolgte auf spezifische Fragestellungen hin, um Auswirkungen der Szenarien berechnen zu können. Module des zunächst als IS, später dann als SDSS gestalteten Systems sind: „Agrar“, „Agrarökonomie“, „Bodenversalzung“, Hydrogeologie“, „Häuslicher Wasserverbrauch“. Neben dem Ausbau der Datenbasis wurden Vorschläge der „stakeholder“ („Comité de pilotage“ und weiterer marokkanischen Experten in die Entwicklung integriert . Methodik Die Grundlagen für die Modellierungen stellen Datensammlungen aus Kartenmaterialien, Befragungen und eigenen Erhebungen innerhalb des Bearbeitungsschwerpunktes der Oase Yaouled Oueb (Oase Tinzouline, Drâa) dar. Aufgrund der Datenfülle für diesen Bereich ist es die Zielvorgabe dieses PK´s diese Daten mit Hilfe eines Geografischen Informationssystems räumlich expilizit zu analysieren und in einem Fachinformationssystem zur Verfügung zu stellen. Dieses Fachinformationssystem soll in einer nächsten Version mittels einer Modellkopplung mit (Interventions-)Szenarien der verschiedenen angewandten Modelle, die jeweils einer Disziplin zuzuordnen sind, gespeist werden. Das analytische Modell C.E.M. Drâa wurde eigens hierzu entwickelt (Rademacher), um vor ethnologischem Hintergrund, den jährlichen häuslichen Wasserverbrauch pro Kopf zu simulieren. Das look up table basierte CROPDEM simuliert auf der Basis von kc Werten, des von der FAO 1986 entwickelten CROPWAT Modells, den jährlichen Wasserverbrauch der Kulturen. In einem eigens entwickelten konzeptionellen Speicher-Kaskaden Modell (Klose) wird die jährliche Grundwasserbilanz pro Oase errechnet. Die numerische Grundwasserströmungsmodellierung wird exemplarisch auf der lokalen Skala durchgeführt. Das numerische Modell SAHYSMOD (Klose) simuliert den Salzgehalt als elektrische Leitfähigkeit in den Oasenböden in jährlichen Zeitschritten. Stand der bisherigen Arbeiten Im Berichtszeitraum bestand der Fokus der Arbeiten innerhalb des PK Ma_E2 in der Validierung der verwendeten Modelle sowie der Erstellung der Version 1.0 des Fachinformationssystems AGROSIM mit dem Teilprojekt C2 (Laudien). Dabei zeigten alle Modelle zufriedenstellende Ergebnisse die im Hinblick auf ihre Plausibilität überprüft werden. Dies ist zwingend notwendig um die Modelle auf die spezifischen Fragestellungen hin zu konfigurieren und entsprechend Szenarien Existenzsicherung IMPETUS 214 berechnen zu können. Um diese Anforderungen zu erreichen wurden 2007 neben dem Ausbau der Datenbasis durch Feldbeprobungen immer wieder konstruktive Gespräche, beispielsweise im Rahmen des „Comité de pilotage“, mit marokkanischen Experten der verschiedenen Disziplinen geführt. Dem Aufbauschema des PK Ma_E2 folgend lassen sich die Zwischenergebnisse im Folgenden fachspezifisch darstellen: Modul Agrar Die Arbeit des Moduls Agrar im Berichtszeittraum bestand vornehmlich in der Datenaufbereitung und Konzeption für das Fachinformationssytem AGROSIM. Zu diesem Zweck mussten die Datenerhebungen in enger Zusammenarbeit mit C2 (Laudien) ausgewertet und zusammengestellt werden. Wesentlicher Bestandteil der Daten für das IS sind Surveydaten der Oase Ouled Yaoub im mittleren Drâatal. Sie bestehen aus Angaben über Feldgröße, Anbaufrüchte, Düngung, Bewässerung und Erträgen (Gresens 2006 und Roth 2006). Darüber hinaus sind im IS IMPETUS Daten zu Evaporation, Böden und Klma zusammengefasst und sollen so dem Nutzer als zur Entscheidungsunterstützung zur Verfügung stehen. Die Abbildung III.2.1-8 gibt Auskunft über das inhaltliche Konzept des Fachinformationssystems AGROSIM. Abb. III.2.1-8: Konzeptioneller Aufbau des PK Ma_E2 1. Aufbau und Ablaufschema des Informationssystems (IS) Der konzeptionelle Aufbau des Informationssystems ist aus Abbildung III.2.1-8 erkennbar. Grundlegende Information des IS sind die Daten aus dem landwirtschaftlichen Befragungsbogen für Ouled Yaoub (siehe Zwischenbericht 2006). Als nächster Schritt wird der Entscheidungsbaum des IS zu Bearbeitungstechniken in Gang gesetzt, aus welchem schließlich „good practise“ und „bad prac- Existenzsicherung IMPETUS 215 tise“ Beispiele generiert werden. Diese sollen nun durch den Experten hinsichtlich seiner Fragestellung interpretiert werden. Der Ablauf des IS sieht als ersten Entscheidungszweig die Auswahl der betrachteten Feldfrucht vor (siehe Abbildung III.2.1-9). Nachfolgend werden verschiedene Bearbeitungsmethoden abgefragt. Am Ende gelangt der Nutzer auf das Ernteergebnis, welches er nun aufgrund der gewählten Methoden evaluieren kann. Weiterhin hat er die Möglichkeit vergleichende Ergebnisse aus anderen Bearbeitungsmethoden dergleichen oder einer anderen Feldfrucht gegenüberzustellen. Abb: III.2.1-9: Ablaufschema des Informationssystems im PK Ma_E2 Als begleitende Unterstützung liegen dem Nutzer Klimadiagramme und Bodeninformationen, sowie Karten der Versalzungstendenz und Grundwassertiefen und –chemie. Desweiteren steht dem Nutzer eine Feldfruchtkarte der Oase zur Verfügung. 2. Anwendung der Modelle DSSAT und EPIC Um die Möglichkeit der Modellierung der Ernteerträge für die Version 2.0 sicher zu stellen, können zwei Nutzpflanzenmodelle Verwendung finden. Hier handelt es sich um die Modelle EPIC und DSSAT, für die sowohl Modellerfahrung als auch ein Datenparameterpool im Teilprojekt vorhanden sind. Zum einen besteht der Datenpool aus Kalibrierungsparametern und validierten Datensätzen der Diplomarbeit von Fehling, B. (2006) zur „Kalibrierung und Validierung eines Anbausystems von Mais (Zea mays) und Gerste (Hordeum vulgare) in einer Hochoase im Hohen Atlas Gebirge in SE Marokko mit dem Agrar-Modell DSSAT“ (siehe IMPETUS Zwischenbericht 2006). Zum anderen besteht Expertenwissen im Umgang mit dem Modell EPIC aus vielfachen agrarischen Anwendungen. Insbesondere wurde im Berichtszeitraum Grundlagenarbeit zur Parametrisierung von Dattel- Existenzsicherung IMPETUS 216 palmen (Hauptfrucht in den Drâa Oasen) Phoenix dactylifera geleistet. Diese kann eingesetzt werden um adäquate Ertragsmodellierungen dieser „cash crop“ im Arbeitsgebiet vorzunehmen. Modul Agrarökonomie Das Model MIVAD ist im Berichtszeitraum weiter verbessert worden. Unter anderem wurde in Zusammenarbeit mit S. Klose eine Verbesserung der Grundwasserbilanzierungen in MIVAD Simulationen übernommen und als Interventionsszenarien ausgebaut. Wichtig auch im Hinblick auf die Arbeit dieses PK´s ist zu nennen die Konzeptergänzung der Ertragsmodellierung um Salzreduktionsfaktoren und die Oberflächenwasserinfiltration. Ein Schwerpunkt lag auf der Berechnung und Bewertung von verschiedenen Interventionsszenarien bsp. unterschiedliche Wasserverteilungsauswirkungen und den Einfluss von Wasserpreisen auf die Grundwassernutzung und die Einbindung von Klimaszenarien. Diese sind Grundlage für den Aufbau des SDSS MIVAD. Die Ergebnisse der agrarökonomischen Befragung wurden ausgewertet und mit den lokalen Behörden vor Ort diskutiert. Modul Bodenversalzung In den Drâa-Oasen stellt die Bodenversalzung ein ernst zunehmendes Problem dar. Deshalb kommt ihr bei der Begutachtung der Ertragsfähigkeit von Oasenböden eine enorme Bedeutung zu. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht ausgewählter Parameter zur Bodengüte in Ouled Yaoub (A. Klose). Für diese Region und die agrarische Landnutzungsweise sind wichtigsten Parameter der pH Wert und die elektrische Leitfähigkeit. Existenzsicherung 217 IMPETUS Der elektrischen Leitfähigkeit im Sättigungsextrakt des Bodens, ab denen eine Reduktion der landwirtschaftlichen Erträge eintritt gilt hierbei besondere Beachtung (siehe Zwischenbericht 2006). Um Tab. III.2.1-1: : S oil properties in Ouled Yaoub (SD = standard deviation) SD Min M ax 0.67 0.63 0.0 2.55 16.93 0.95 14.6 18.6 K s [cm/day] 89.68 90.59 14.1 355.3 OC [%] 0.95 0.21 0.56 1.25 0.08 0.03 0.0 0.11 12.4 1.39 9.71 16.2 8.28 2.07 4.3 11.4 pH 8.2 0.21 8.04 8.57 EC [mS/cm ] 5.6 2.11 2.27 11.6 SAR 3.74 0.99 0.92 5.52 ESP 4.07 1.36 0.10 6.44 Mean stone [%] AWC [vol. nitrogen - %] [%] C/N ratio carbonate [%] AWC = available water capacity Ks = saturated hydraulic conductivity OC = organic carbon EC = electric conductivity in saturation paste SAR = sodium absorption ratio ESP = exchangeable sodium percentage die zukünftige Entwicklung der Bodenversalzung abzuschätzen, kommt das Modell SahysMod zum Einsatz. Das Modell bisher wurde für einen Garten in der Feija de Zagora parametrisiert (Breuer S., Diplomarbeit 2007). Die Darstellung der Ergebnisse dieser Modellierung erfolgt im Rahmen des PK Ma-H2. Derzeit werden letzte modellinterne Probleme in Zusammenarbeit mit dem Entwickler bearbeitet. In 2007 wurde das Modell für die meisten Drâaoasen parametrisiert. Im Fokusgebiet Ouled Yaoub wird SahysMod aufgrund der vergleichsweise guten Datenlage in einer höheren räumlichen Auflösung angewendet. Existenzsicherung IMPETUS 218 Modul Hydrogeologie Die Auswertung der Feldstudien sowie die anschließenden geohydrochemischen Analysen wurden in thematischen Karten umgesetzt. Daraus resultierten zwei Diplomarbeiten aus dem Untersuchungsgebiet (u.a. Haaken, K. 2007). Die Grundwasserbeprobung im Herbst 2005 lieferte Hinweise auf die Grundwasserfließverhältnisse im Bereich von Ouled Yaoub und für weitere Anrainergebiete. Anhand der hydrochemischen Typisierung der Grundwässer nach FURTAK & LANGGUTH (1967) und den Grundwasserstandsmessungen lassen sich Belege für einen räumlich differenzierten lateralen Zufluss aus den kambrischen Sand- und Siltsteinen im Umgebungsbereich der Oase sammeln. Dieser laterale Zufluss ist durch geringmineralisierte, überwiegend hydrogenkarbonatische Grundwässer charakterisiert. Vergleichsweise hochmineralisierte, überwiegend sulfatische Grundwässer werden im alluvialen Aquifer unter dem Oued Drâa lokalisiert (Abb.III.2.1-10). Abb. III.2.1-10: Grundwassergleichenkarte im Frühjahr 2007 im Bereich südliche Oase Ouled Yaoub (Haaken K., 2007) Diese ersten Ergebnisse stützen und vertiefen die hydrogeologische Modellvorstellung für die Bilanzierung der Grundwasserressourcen (vgl. PK MA-H.2). Im Frühjahr 2007 wurden diese Erkenntnisse durch eine wiederholte Grundwasserbeprobung (S. Klose & K. Haaken) verifiziert. Zudem wurden im Rahmen einer hydrogeologischen Diplom-Arbeit ab Frühjahr 2007 Daten für eine numerische Grundwasserströmungsmodellierung mit MODFLOW im Bereich Ouled Yaoub durch- Existenzsicherung IMPETUS 219 geführt (Haaken K. 2007). Die Visualisierung dieser Grundwassermodellierung soll in einer nächsten Version in das IS Agrosim integriert werden. Modul häuslicher Wasserverbrauch C.E.M. Drâa Das Modul zum häuslichen Wasserverbrauch mit dem Modell C.E.M. Drâa beinhaltet eine Abschätzung des mittleren jährlichen Wasserverbrauchs der Haushalte unter Berücksichtigung der Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung. Aufbauend auf den im Rahmen des Projekts erhobenen Wasserverbrauchsdaten des Dorfes Ouled Yaoub wurden mit C.E.M. Drâa Simulationen des häuslichen Wasserverbrauchs für den ländlichen Raum der Provinz Zagora im Zeitraum von 2000-2020 bereits erfolgreich durchgeführt. Im Jahr 2007 erfolgte die Regionalisierung von C.E.M. Drâa, um Daten für alle sechs Oasen zur Verfügung stellen zu können, allerdings mussten hierzu einige Parameter verändert werden. Datengrundlage sind neben den eigenen lokal erhobenen Wasserverbrauchsdaten (Ouled Yaoub und Feija) auch nationale Zensuserhebungen von 1994 und 2004 sowie Sekundärliteratur des Service Eau aus der Provinz Zagora (kleine Verbrauchsstudien zum Wasserverbrauch aus dem Jahr 2006). Die in der lokalen Untersuchung gefundenen kritischen Schwellwerte bei den Größen Viehbesitz und Haushaltsgröße konnten für die differenzierte Berechnung des Wasserverbrauchs in der Regionalisierung nicht angewendet werden, da die entsprechenden räumlichen Daten bislang fehlen. Stattdessen wurde dem Modul der städtische Wasserverbrauch hinzugefügt, der mit 50 l pro Kopf und Tag deutlich höher als der gemittelte rurale Wasserverbrauch von 30 l pro Kopf und Tag liegt. Das Modell C.E.M. Drâa berechnet folglich auf regionaler Ebene die Entwicklung des ländlichen und städtischen häuslichen Wasserverbrauchs bis zum Jahr 2020 für alle sechs Oasen. Dabei können die Parameter der ruralen bzw. urbanen Wachstumsraten verändert und so gemäß der in IMPETUS verwendeten Szenarien eine positive bzw. negative Entwicklung der Bevölkerung und ihren Einfluss auf den häuslichen Wasserverbrauch simuliert werden. Existenzsicherung 220 IMPETUS Simulierter jährlicher Wasserverbrauch in den Drâa-Oasen 2 Wa ss 1,5 erv er br au ch (in 1 Mi o. m³ ) 0,5 0 20 00 20 05 20 10 20 15 20 20 20 25 Jahr Rural Urban Abb. III.2.1-11: Jährlicher häuslicher Wasserverbrauch in den Drâa-Oasen (Simulation mit C.E.M. Drâa für die Jahre 2000-2020) Die städtischen Zentren des Drâa-Tals, die Provinzhauptstadt Zagora und die Kleinstadt Agdz verzeichnen aufgrund ihres starken Bevölkerungsanstiegs von 3% jährlich den größten häuslichen Wasserverbrauch, der sich im Simulationszeitraum von 2000 bis 2020 immer mehr dem ländlichen Wasserverbrauch annähert. Die Urbanisierungsrate der Region Souss-Massa-Drâa beträgt gegenwärtig 25% (vgl. Haut Commissariat au Plan 2005), d.h. es kann auch im Drâa-Tal von einem weiterhin verstärkten städtischen Wachstum im Vergleich zu der Entwicklung im ländlichen Raum ausgegangen werden. Dies wiederum bedeutet einen starken Anstieg des urbanen häuslichen Wasserverbrauchs. Existenzsicherung IMPETUS 221 Stand des Fachinformationssystems AGROSIM Die Entwicklung des Fachinformationssystems AGROSIM begann mit der theoretischen Konzeptentwicklung mit Hilfe des IMPETUS Teilprojektes C2 (R. Laudien, siehe Zwischenbericht 2006). Im Berichtszeitraum 2007 gelang es eine erste Version des IS AGROSIM fertig zustellen. Ziel dieses Informationssystems soll es sein das lokale Wissen um Feldfrucht, Dünge- und Wassergaben im Bearbeitungsschwerpunkt dem Dorf Ouled Yaoub in zukünftige Strategieberatungen mit einzubeziehen. Mit Hilfe von eigenen Felddaten, Erhebungen und der Unterstützung unserer marokkanischen Partner werden Daten Fruchtbezogen dargestellt. Über enge inhaltliche Zusammenarbeit mit Ma_H2 werden gemeinsam genutzte Daten und Modelle beispielsweise zum Wasserbedarf der Feldfrüchte iterativ analysiert und verbessert. Die zwei folgenden Abbildungen skizzieren kurz den aktuellen Bearbeitungsstatus des Fachinformationssystems. Abb. III.2.1-12: Auswahl der Module: Befragung, Klimadaten. Evaporationsdaten und Bodendaten Existenzsicherung IMPETUS 222 Abb. III.2.1-13: Abfrage der survey Daten über Bearbeitungsmethoden im IMPETUS Framework Milestones Erste arbeitsfähige IS Version 0.1 ist im Winter 2007 fertiggestellt worden. Im Frühjahr 2008 wird diese Version weiter verfeinert, um im Sommer 2008 mittels der Agrarmodelle EPIC oder DSSAT weiterentwickelt zu werden. Capacity development Im Rahmen der geplanten Konferenzaufenthalte im Oktober 2008 zum Abschluss und der Übergabe des Systems werden potentielle Adressaten wie Monsieur Ait Bassou (BRA), Monsieur Hadouch (ORMVAO-PA) und andere Interessenten in die Systeme eingeführt. Literatur: Breuer, S. (2007): Einfluss der Grundwasserbeschaffenheit auf die Bodenversalzung durch Bewässerung in S-Marokko - Modellierung mit SAHYSMOD, Diplomarbeit Universität Bonn. Bonn Existenzsicherung IMPETUS 223 Bouidida, A. (1990): Salinité des eaux de la Vallée du Drâa: Situation actuelle et evolution. Mémoire présenté pour l'obtention du Dilpôme d'Ingenieur d'Etat en Agronomie. Istitut Agronomique et Veterinaire Hassan II, Rabat. Christoph, M. et al. (Hrsg.) (2008): IMPETUS ATLAS – Morocco-Research results, Agricultural structure of a small oasis in the central Drâa region, in Vorbereitung Gresens, F. (2006): Untersuchungen zum Wasserhaushalt ausgewählter Pflanzenarten im Drâa-Tal, Südost Marokko, Dissertation, Bonner Agrikulturchemische Reihe Bd. 26, Bonn 2006 Fehling, B. (2006): Kalibrierung und Validierung eines Anbausystems von Mais (Zea mays) und Gerste (Hordeum vulgare) in einer Hochoase im Hohen Atlas Gebirge in SE Marokko mit dem Agrar-Modell DSSAT v. 4.0 (ICASA 2004). Diplomarbeit. Universität Bonn und Universität Tübingen. Tübingen Furtak, H., Languth, H.R. (1967): Zur hydrochemischen Kennzeichnung von Grundwässern und Grundwassertypen mittels Kennzahlen. – Mem. IAH Congress, 1965; VII: 86-96, 5 Fig.; Hannover. Haaken, K. (2007): Hydrogeologische Modellierung im südlichen Bereich der Oase Tinzouline (Süd-Marokko), Diplomarbeit Geologisches Institut, Universität Bonn HAUT COMMISSARIAT AU PLAN (2005): Recensement Général de la Population et de l'Habitat 2004. Rabat. Roth, A.; Coughenour, M.B.; Goldbach, H. (2006): Future scenarios of biomass dynamics under pastoral conditions and regional water balance aspects for the Draa cachtment in SE Morocco; Proceedings of the 14th Conference of International Soil Conservation Organization on Water Management and Soil Conservation in semi-arid Environments. May 14. - 19., 2006, Marrakech, Morocco. URL: http://www.tucson.ars.ag.gov/isco/page3.html Tsuji G.Y., Hoogenboom G., Thornton P. K. (eds.): Understanding Options for Agricultural Production. Kluwer Academic Publishers 1998 Existenzsicherung IMPETUS 224 Hydrologie III.2.2 IMPETUS 225 Hydrologie Im Themenbereich „Wasserdargebot, Wasserverbrauch, Wasserqualität“ sind alle Problemkomplexe zusammengefasst, bei denen das Wasser im Mittelpunkt des Interesses steht. Darüber hinaus ist das Thema Wasser jedoch für eine Vielzahl weiterer Problemkomplexe wichtig. Der Themenbereich umfasst vier Problemkomplexe. Der PK Ma-H.1 fokussiert sich auf die regionale Skala, im Wesentlichen auf das Einzugsgebiet des Staudamms (ca. 15.000 km2), da dieses Gebiet für die Bewässerungslandwirtschaft eine hohe Bedeutung hat. Durch die Integration der Staudammdaten konnten die Simulationen validiert werden, was aufgrund der mäßigen Qualität der sonstigen operationell vorhandenen Abflussdaten nur angenähert möglich war. Durch den Abgleich der hydrologischen, der schneehydrologischen und der hydrogeologischen Ergebnisse liegt ein konsistentes Bild der Prozesse im Einzugsgebiet vor, das jedoch kleinräumig extrem variabel ist. Die in diesem PK gewonnenen Aussagen sind daher nur für die regionale Skala aussagekräftig. Das SDSS HYDRAA liegt in einer Prototypversion vor. Die für die Szenarienrechnungen benötigten Daten werden derzeit implementiert. Während der PK Ma-H.1 sich auf die regionale Skala konzentriert, werden im PK Ma-H.2 die Prozesse auf der Skala der Oasen untersucht. Untersuchungen und Simulationen zur Grundwasserbilanz, zum häuslichen Wasserverbrauch und Bewässerungsbedarf werden mit Bodenqualität (Versalzung) verknüpft, um Aussagen über die zukünftige Entwicklung der Wasserressourcen und der Erträge machen zu können. Das hier entwickelte SDSS IWEGS ist lauffähig und wird derzeit mit den lokalen Projektpartnern diskutiert und die Anwendbarkeit getestet. Im PK Ma-H.3 wird eine saisonale Prognose der im Schnee gespeicherten und potentiell dem Staudamm zur Verfügung stehenden Wassermenge durchgeführt. Hierzu wird eine Kombination von Monitoring über Satellitenbilder und Simulationen eingesetzt. Da keine Prognose der Witterung über Monate hinweg möglich ist, werden typische Witterungsverläufe über Wettergeneratoren simuliert und in das System eingespeist. Das Monitoring-Tool PRO-RES ist in einer ersten Version lauffähig und wurde bereits in das SDSS Framework integriert. Kontinuierlich können nun die regelmäßig eingehenden Satellitenbilder in das System eingespeist und weitgehend automatisch ausgewertet werden. Die ersten Schulungen zu diesem und weiteren Systemen werden im Frühjahr 2008 durchgeführt, so dass durch die Rückmeldung der Teilnehmer das hier entwickelte Werkzeug verfeinert werden kann. Der PK Ma-H.5 untersucht die Auswirkung des Klimawandels und der veränderten Wassernutzung auf den Niederschlag und die Verdunstung. Während in früheren Arbeiten auf das südliche Einzugsgebiet fokussiert wurde, werden die Arbeiten jetzt auf das nördliche Simulationsgebiet (Hoher Atlas) ausgerichtet. Auf der Basis statistisch-dynamischen Downscalings wurde eine Rekombination von gewählten Repräsentanten vorgenommen, um die klimatologische Entwicklung zu quantifizieren. Dazu mussten zunächst Circulation Weather Types für das gegenwärtige und zukünftige Klima klassifiziert werden. Die Ergebnisse werden in dem Informationssystem IDEP integriert, das in einer vorläufigen Version vorliegt und derzeit verfeinert wird. Hydrologie IMPETUS 226 PK Ma-H.1 Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Dynamik von Wasserressourcen im Drâa-Einzugsgebiet Problemstellung Der Wasserkreislauf semi-arider Wüstenrandgebiete ist in hohem Maße von variablen Niederschlägen abhängig. Neben den klimatischen Rahmenbedingungen ist die Entwicklung der Wasserressourcen auch von der Wirtschaftsweise des Menschen und seinem Bedarf an Wasser gesteuert. Die natürliche Ungunstlage des Drâa-Tals und die hohe wirtschaftliche Abhängigkeit vom Wasser, sowohl in der Landwirtschaft als auch im Tourismussektor, erfordern einen nachhaltigen Umgang mit der knappen Ressource. Ein nachhaltiges Managementkonzept muss jedoch nicht nur den aktuellen Zustand des Systems kennen, sondern auch künftige Entwicklungen, natürlich wie anthropogen, in ihren Auswirkungen abschätzen können. Daher ist es wichtig, die raum-zeitliche Variabilität der Wasserflüsse zu erfassen und Simulationsmodelle zu entwickeln, die die Auswirkung des Globalen Wandels auf die Wasserressourcen quantifizieren können. Mitarbeiter H. Busche, K. Born, P. Fritzsche, A. Klose, S. Klose, A. Roth, O. Schulz Hydrologie IMPETUS 227 Zielsetzung Das Ziel dieses Problemkomplexes ist eine quantitative Bewertung der verfügbaren Wasserressourcen für das gesamte Drâa-Einzugsgebiet. Ausgehend von einer Erfassung und Modellierung des IstZustandes, werden die verschiedenen IMPETUS-Szenarien sowie Interventionsszenarien gerechnet. Auf der vorliegenden Datenbasis (DRH, ORMVAO, eigene Arbeiten) werden mit einem konzeptionellen Modellansatz quantitative Änderungen in den einzelnen Subsystemen (Schneespeicher, Bewässerung, Grundwasser, Stausee) abgeschätzt. Das niederschlagsgesteuerte, relativ naturnahe hydrologische System des oberen Drâatals endet am Stausee Mansour Eddahbi, der für das Wassermanagement der Oasen des mittleren Drâatals von großer Bedeutung ist. Das anthropogen überprägte hydrologische System südlich des Stausees ist vorrangig vom Lâcher-Management und der Bewässerung in den Oasen geprägt. Die hydrologische Szenarienmodellierung, das Kernstück der Arbeit im PK Ma-H.1, berücksichtigt daher geänderte naturräumliche Bedingungen, um das künftige Wasserdargebot zu bestimmen, aber auch sozioökonomische Szenarien, um die Wassernachfrage und Bewässerungspraxis zu berücksichtigen. Das Produkt dieses PKs stellt das SDSS HYDRAA (Model hydrologique sur la durabilité des ressources en eau aujourd’hui et dans l’avenir) dar, das die Auswirkungen der IMPETUS-Szenarien, der Interventionsszenarien und benutzerbestimmter Einflüsse auf die Ressource Wasser quantifizieren kann. Modellierung Wie in Abb. III.2.2-1 dargstellt, steht die Anpassung und Anwendung der hydrologischen Modelle im Mittelpunkt der PK-Arbeit. Das zentrale Modellsystem SWAT (Soil Water Assessment Tool) ist räumlich differenziert und kann die im Untersuchungsgebiet relevanten hydrologischen Prozesse auf täglicher Basis darstellen. Die Verwendung eines einzelnen Modells vereinfacht Handhabung und Wartung des resultierenden SDSS HYDRAA. Disziplinäre Teilmodelle werden lediglich verwendet, um die Parametrisierung des Modells effektiver vorzunehmen und die Modellgüte über Modell-Modell-Vergleiche zu bestimmen. Der Schneespeicher des Hohen Atlas stellt die bedeutendste Quelle für die Zuflüsse zum Mansour Eddahbi dar. Daher werden die schneehydrologischen Parameter in SWAT in enger Anlehnung an das SRM (Snowfall Runoff Model) bestimmt, mit dem die Dynamik des Schneespeichers bereits zufrieden stellend wiedergegeben werden kann. Ferner werden grundwasserhydrologische und geologieabhängige Parameter unter Zuhilfenahme des Grundwassermodells MODFLOW und hydrogeologischer Karten bestimmt. Die Parametrisierung der Bewässerungspolitik und Bewässerungspraxis hingegen fußt auf dem Dialog mit den marokkanischen Kooperationspartnern auf lokaler, regionaler und staatlicher Ebene. Hydrologie Abb. III.2.2-1: IMPETUS 228 Modellierungsansatz zur Analyse der Dynamik der Wasserressourcen SDSS HYDRAA Das im PK Ma-H.1 entwickelte SDSS HYDRAA (Model hydrologique sur la durabilité des ressources en eau aujourd’hui et dans l’avenir) soll die natürlichen und anthropogenen Einflüsse auf das Wasserdargebot im Drâa-Einzugsgebiet quantifizieren. Das Schema des SDSS (Abb. III.2.2-2) verdeutlicht den dabei verwendeten zweigleisigen Ansatz. Ein mit dem Modell SWAT vertrauter Nutzer kann die Gestaltung von Szenarien direkt in den Modelldateien vornehmen und die Modellierung mit den veränderten Inputdaten durchführen. Die Wahl der Szenarien kann jedoch auch über eine grafische Benutzeroberfläche erfolgen. Hier besteht die Möglichkeit auf vorgefertigte Szenarien zurückzugreifen oder für die Anpassung freigeschaltete Parameter über Schieberegler zu verändern. Im letztgenannten Fall ist ein tief greifendes, technisches Modellverständnis nicht erforderlich. Ein grundsätzliches Modellverständnis hingegen ist bei beiden Nutzungsvarianten unabdingbar, allein um die Aussagekraft der Ergebnisse abschätzen zu können. Daher sind die im PK MaH.1 vorgesehenen Capacity-Building-Maßnahmen auf eben dieses grundlegende Verständnis ausgerichtet (siehe Capacity development). Zu den in HYDRAA vorgesehenen Szenarien zählen die IMPETUS-Klimaszenarien X, Y und Z, die frei kombinierbar mit den sozioökonomischen Szenarien verwendet werden können. Für eine bedarfsgerechte Implementierung von Interventionsszenarien ist der Dialog mit den örtlichen Planungsbehörden intensiviert worden. Diese Planungsbehörden sind auch die vorgesehenen Adressaten des SDSS: Direction Générale Hydraulique (Rabat), Agence de Basin Sous Massa (Agadir), Organisation Régional de Mise en Valeur Agricole (Ouarzazate), Service Eau (Ouarzazate) Hydrologie IMPETUS Abb. III.2.2-2: 229 Struktur des SDSS HYDRAA Capacity development Die vom PK Ma-H.1 durchgeführten Capacity-Building-Maßnahmen sollen die Übergabe des SDSS HYDRAA an die marokkanischen Kooperationspartner vorbereiten. Entsprechend der SDSSStruktur werden dabei zwei Ausbildungspfade verfolgt. Zum einen werden die Kooperationspartner in Hinblick auf Pflege und Anwendung von HYDRAA geschult. Die Teilnehmer sollen die grundlegende Modellstruktur verstehen, die Aussagekraft der Ergebnisse bewerten können sowie die zugrunde liegenden Datensätze aktualisieren und in das Modell einpflegen können. Zu diesem Zweck ist im März 2007 ein Workshop zu den benötigten, grundlegenden Computerfähigkeiten im Bereich der Tabellenkalkulation und der Geographischen Informationssysteme durchgeführt worden. Darauf aufbauend wird im März 2008 ein Workshop stattfinden, in dessen Rahmen die Handhabung des SDSS HYDRAA vermittelt wird. Ferner soll bei den Teilnehmern ein Grundverständnis für das Kernmodell SWAT und dessen Konzepte aufgebaut werden und die Fähigkeit vermittelt werden, Ausgaben des SDSS im Rahmen der gegebenen Unsicherheiten beurteilen zu können. Eine weitergehende Schulung ist für den Herbst 2008 vorgesehen. In diesem Rahmen wird eine vertiefte und Hydrologie 230 IMPETUS kritische Auseinandersetzung mit den Modellkonzepten von SWAT stattfinden und die Befähigung zur Beschaffung, Aufbereitung und Einarbeitung von Klima- und Landnutzungsdaten vermittelt. Zudem soll aufgezeigt werden, wie die Nutzer ein verändertes SWAT-Modell in das SDSS einbinden können. So könnte die SDSS-Struktur auf andere Einzugsgebiete übertragen werden. Stand der bisherigen Arbeiten Hydrologische Modellierung mit SWAT In einer ersten Modellierungsphase wurden die hydrologischen Prozesse innerhalb der Einzugsgebiete des Assif Ait-Achmed und des Oued M’Goun oberhalb des Pegels Ifre nachvollzogen. Hier verfügt das IMPETUS-Messnetz über mehrere Klimastationen und Pegel, zudem haben Vorarbeiten zur Hydrogeologie (Cappy 2006) und Schneehydrologie (Schulz 2006) stattgefunden. Das unkalibrierte Modell SWAT ist in der Lage, die Wasserbilanz des Untersuchungsgebietes (Cappy 2005) wiederzugeben (Tab. III.2.2-1). Ein Vergleich mit Abflussdaten des Pegels Ifre hat sich auf Grund der hohen Ungenauigkeit der Messungen als unbrauchbar erwiesen. Tab. III.2.2-1: Wasserbilanz (Sep. 2002 - Aug. 2003) des Oued M’Goun am Pegel Ifre (1240km²) simuliert (mm/a) gemessen/abgeleitet Anteil am Niederschlag (mm/a) Anteil am Niederschlag Niederschlag 387 Evapotranspiration 258 67% 318 76% Abfluss 61 16% 54 13% Qsurf 32 Qlat 2 Qbase 35 9% 41 10% 55 14% 48 11% Tiefenversickerung 420 Das auf dieser Skala erlangte Prozessverständnis wird derzeit auf das gesamte Drâa-Einzugsgebiet oberhalb des Stausees übertragen. Modell und Ergebnisse dieses zweiten Schrittes bilden die Grundlage für das SDSS HYDRAA, das vorrangig die Wasserverfügbarkeit im Stausee prognostizieren soll. Die Erfassung der Abflüsse der Tributäre des Stausees (u.a. am Pegel Ifre) ist zahlreichen Unwägbarkeiten unterworfen, die vorrangig auf das extreme Abflussgeschehen zurückgeführt werden können. Das Flussbett ist hochvariabel, Pegel-Abflussbeziehungen sind daher nur für kurze Zeiträume gültig und Niedrigwasser wird häufig nicht vom Pegel erfasst. Zudem sind Extremereignisse, die Hydrologie 231 IMPETUS einen wesentlichen Anteil am Abfluss haben, nur ungenügend in den Pegel-Abflussbeziehungen berücksichtigt. Durch hohe Abfluss- und Sedimentkonzentrationen versanden die Pegel im Einzugsgebiet häufig oder werden beschädigt. Die Zuflüsse zum Stausee können jedoch auch über die Wasserbilanz des Stausees bestimmt werden: Zufluss = Speicheränderung + Abfluss + Evaporation – Sedimenteintrag Die Unsicherheiten der einzelnen Komponenten können besser abgeschätzt werden, als dies bei Pegelmessungen an den Zuflüssen der Fall ist (Tab. III.2.2-2). Insbesondere werden extreme Zuflüsse über dieses Verfahren gut erfasst, die für den Gesamtzufluss von großer Bedeutung sind (seit 1982 flossen im Mittel 50% des Jahresabflusses an nur 17 Tagen). Tab. III.2.2-2: Unsicherheiten der Zuflussmessungen am Mansour-Eddahbi Fehlerquelle Methode Mittlerer täglicher Fehler (1982-2007) Evaporation Literaturwerte (Sadek et al. 1997) +/- 0,30 m³/sek Versandung Messfehler Sedimenteintrag: +/- 0,6 ‰ Vol Pegel: +/- 1 cm Abhängigkeit Bemerkung Jahreszeit Füllstand +/- 0,06 m³/sek Zufluss +/- 3,04 m³/sek Füllstand Potentiell kumulativ Nur bei täglicher Betrachtung relevant Hydrologie 232 IMPETUS Füllstand des Stausees Mansour-Eddahbi 700 Kontinuierlicher Sedimenteintrag Originaldaten 600 500 Mm³ 400 300 200 100 2007 2005 2003 2001 1999 1997 1995 1993 1991 1989 1987 1985 1983 0 Abb. III.2.2-4: Füllstand des Stausees Mansour-Eddahbi. Die Sedimentation wurde ab 1998 extrapoliert auf Basis gemessener Sedimentationsraten (+/- 1 Standardabweichung) Da die letzte Bathymetrie 1998 erfolgte kann das aktuelle Volumen des Stausees nur abgeschätzt werden. Auf Basis der Sedimentationsraten der vorherigen 26 Jahre wurde die Versandung in Abhängigkeit vom Zufluss extrapoliert (Abb. III.2.2-3). Dabei wurden die historischen Schwankungen des Sedimenteintrags als Unsicherheitsmarge angenommen. 600 Monatlicher Zufluss des Mansour Eddahbi (1983-1990) 500 Gemessen Simuliert Q (Mm³/Monat) 400 300 200 100 0 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 Abb. III.2.2-3: Gemessene und simulierte Zuflüsse des Mansour-Eddahbi (15.000 km²) Hydrologie IMPETUS 233 Das Modell SWAT wird an den Zuflüssen des zum Stausee kalibriert und validiert. Ein erstes, unkalibriertes Modell konnte die monatliche Abflussdynamik im oberen Drâa-Tal auf monatlicher Basis gut abbilden (Abb. III.2.2-3). Da in Monaten hohen Füllstandes und geringer Zuflüsse die Messdaten die höchste Unsicherheit aufweisen, werden derzeit Möglichkeiten geprüft, diese Perioden in der Kalibrierung geringer zu gewichten oder angepasste Gütemaße zu verwenden (vgl. Harmel & Smith 2007). Meteorologie Langfristige Simulationen sind mit den in IMPETUS erhobenen Klimadaten nicht möglich, da die vorliegende Zeitreihe der Klimamessungen zu kurz ist und die Daten der marokkanischen Stationen nicht ausreichen, um einen flächendeckenden Niederschlag zu generieren. Daher wurden die langfristigen REMO-Klimasimulationen als Klimadatensätze für das Ifre-Einzugsgebiet aufbereitet. Bislang wurde dafür ein Interpolationswerkzeug (Statistical Interpolation of Climate Data in the Drâa Region, SIClim-DRAA) verwendet, das unter Berücksichtigung der vertikalen Temperaturschichtung, der Elevation und Hangneigung aus grob auflösenden Daten von Temperatur, Feuchte und Niederschlag feiner aufgelöste Felder berechnete. Ein Wettergenerator (Statistical Model for the Generation of Climate Data for Hydrological Applications in the Drâa Region, SMGHydraa) ermöglicht nun ein Downscaling, das auch Wetterlagen und statistische Charakteristika der Messungen an den Stationsdaten berücksichtigt. Insbesondere werden die Anzahl der Niederschlagtage im Monat und die gemessene Häufigkeitsverteilung der Niederschläge adäquat wiedergegeben. Hydrogeologie Als Grundlage für die Ableitung des Rezensionsfaktors für den Grundabfluss dient eine digitalisierte Geologische Karte von Marokko, Blatt Ouarzazate, 1:500.000. Die stratigraphischen Einheiten wurden gemäß der lithologischen Beschreibungen dieser Karte und Ansprachen des Gesteins im Gelände nach Poren-, Kluft- und Karstdurchlässigkeit unterschieden.. Gemäß heterogener Eigenschaften der Gesteine können beliebige Mischtypen dieser Durchlässigkeitstypen vorkommen (Fetter, 2001, Dörhöfer et al., 2001). Gesteinsspezifische Verweildauern des Grundwassers sind der Literatur entnommen (Schwarze 1999). Die so ermittelten Rezessionskoeffizienten im Einzugsgebiet des oberen Drâa liegen im Mittel um 35 Prozent über denen des karstreichen IfreEinzugsgebietes. Eine erhebliche Bedeutung für die Grundwasserneubildung und für die direkte Bewässerung in den Oasen hat die Versickerung von Wasser in den Oueds. Im Becken von Ouarzazate wurde zwischen den Pegeln Ait-Mouted, Ifre und Tinouar aus Abfluss-, Bewässerungs- und Evaporationsdaten eine mittlere jährliche Versickerung von 56 Mio. m³ (1973-1994) ermittelt, dies entspricht einer mittleren Versickerungsrate von 3mm/h. Eine Modellierung mit MODFLOW ergab eine mittlere Versickerung von 48 Mio. m³ (Cappy 2005). Hydrologie IMPETUS 234 Pedologie Aufgabe der Bodenkunde in PK Ma-H.1 ist die Bereitstellung von flächigen Bodeninformationen. Während der Feldkampagnen der IMPETUS-Phasen I und II sind bodenphysikalische und bodenchemische Parameter an 211 Bodenprofilen erfasst worden. Im Rahmen der Arbeit des PK Ma-L.3 ist aus den erhobenen Messdaten eine detaillierte Karte der Bodenparameter generiert worden. Die Böden wurden nach nutzbarer Feldkapazität und gesättigter Leitfähigkeit des Oberbodens in Quartile und nach gesättigter Leitfähigkeit des Unterbodens in Quintile klassifiziert. Insgesamt wurden so 80 Böden ausgewiesen. Zusätzlich wurden noch 4 Oasenböden bestimmt, die sonst auf Grund ihres geringen Flächenanteils (<2%) unberücksichtigt geblieben wären. Diese Böden sind jedoch im Hinblick auf die dort stattfindende Bewässerung dringend zu berücksichtigen. Zusätzlich zu den benötigten Bodeneigenschaften wurde eine Statistik über deren Streuung bereitgestellt, die eine exakte, räumlich differenzierte Abschätzung der aus den Bodeneigenschaften resultierenden Unsicherheiten im Modellergebnis ermöglicht. Literatur Cappy, S. (2006): Hydrogeological characterization of the Upper Drâa catchment: Morocco. Dissertation, Math.-Nat. Fakultät der Universität Bonn. 190 p. Abrufbar unter: http://hss.ulb.unibonn.de/diss_online/math_nat_fak/2007/cappy_sebastien/cappy.htm Dörhöfer, G., Hannappel, S., Voigt, H.J. (2001): Die Hydrogeologische Übersichtskarte von Deutschland (HÜK200). Z. angew. Geol., 47,2. Fetter, C.W. (2001): Applied Hydrogeolgoy. 4. Edition. 598 pp. Prentice Hall, New Jersey. Harmel, R. & Smith, P. (2007): Consideration of Measurement Uncertainty in the Evaluation of Goodness-of-Fit in Hydrologic and Water Quality Modeling. Journal of Hydrology 337:326336 Hertig, E. und J. Jacobeit (2006): Seasonal Prediction of Mediterranean temperature and precipitation anomalies by statistical ensembles. Geophysical Research Abstracts, Vol. 8. Klose, A. (in Vorbereitung): Soil degradation in the Draa-Catchment (Morocco). Dissertation, Math.-Nat. Fakultät der Universität Bonn. Sadek, M.; Shahin, M. & Stigter C. (1997) Evaporation from the reservoir of the High Aswan Dam, Egypt: A new comparison of relevant methods with limited data. Theoretical and Applied Climatology 56. p. 57-66 Schulz, O. (2006): Analyse schneehydrologischer Prozesse und Schneekartierung im Einzugsgebiet des Oued M’Goun, Zentraler hoher Atlas (Marokko). Dissertation, Math.-Nat. Fakultät der Universität Bonn. 149 p. Schwarze, R. (1999): Skalenwechsel über Parameter: Grundwasser. In: Kleeberg, H. et al. (Hrsg.)(1999): Hydrologie und Regionalisierung. DFG Research Report. Wiley-VCH, Weinheim. 477 p. p78-98 Weber, B. (2004). Untersuchungen zum Bodenwasserhaushalt und Modellierung der Bodenwasserflüsse entlang eines Höhen- und Ariditätsgradienten (SE Marokko). PhD Thesis. Math. Nat. Fak. Universität Bonn. Hydrologie IMPETUS 235 Hydrologie IMPETUS 236 PK Ma-H.2 Wechselwirkungen zwischen Wassernutzugsstrategien und den Grundwasser- und Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-Tal Pumpe für die Bewässerung (Feija de Zagora); Traditioneller Ziehbrunnen (Ouled Yaoub) Problemstellung Im mittleren Drâa-Tal basiert die Wasserversorgung sowohl auf Grundwasser- wie auf Oberflächenwasservorkommen. Für Trinkwasserzwecke wird Grundwasser, für Bewässerungszwecke Grund- und Oberflächenwasser genutzt. Das Vorkommen von Oberflächenwasser ist hauptsächlich abhängig von behördlich geregelten Lâchers (Auslässen) aus dem Stausee Mansour Eddhabi nahe der Stadt Ouarzazate. Die herrschende klimatische und nutzungsbedingte Wasserknappheit resultiert in der vermehrten privaten Entnahme von Grundwasser vor allem zu Bewässerungszwecken. Diese Entnahme hat eine Absenkung des Grundwasserspiegels sowie eine Beeinflussung der Wasserqualität und eine Versalzung der Böden zur Folge. Zudem ist die traditionelle Grundwassergewinnung an Ziehbrunnnen für häusliche Zwecke von den Auswirkungen der modernen Grundwassernutzung betroffen. Diese lokal variierenden Nutzungsstrategien bergen ein erhebliches Konfliktpotential. Die Bewirtschaftung des Grundwassers stellt somit eine sensible Größe in der Bilanzierung des Gebietswasserhaushalts und dem weiteren sozio-ökonomischen Wirkungsgefüge dar. In diesem Wirkungsgefüge werden die natürlichen und anthropogenen Einflüsse wie Zu- und Abfluss von Grundwasser, Grundwasserneubildung, Grundwasserentnahmen und die Bodenversalzung untersucht. Schwerpunkte dieser Untersuchungen liegen auf lokaler Ebene um den Ort Ouled Yaoub (Oase Tinzouline) sowie auf regionaler Ebene um die Oase Fezouata untersucht. In der Zusammenschau aller Erkenntnisse wird die Problemstellung für das mittlere Drâatal bearbeitet. Mitarbeiter S. Klose, Ch. Rademacher, A. Klose, A. Roth Hydrologie IMPETUS 237 Zielsetzung Die Weiterentwicklung des SDSS IWEGS sowie die Optimierung und Validierung der Modellierungen (häuslicher Wasserverbrauch, Wasserbedarf der Kulturen, Grundwasservorkommen und Bodenversalzung) standen im Vordergrund der Arbeiten im Jahr 2007. Aufbauend auf eine Grundlagenschulung zur Datenverarbeitung mit MS® EXCEL und dem GIS ArcView (vgl. PK Ma H.1, Ma H.3 und Ma L.3) sollte in einem Workshop zu Thema „Grundwasser-Monitoring“ die Nutzung des SDSS IWEGS vorbereitet werden. Zusammenfassung zum Stand der SDSS/IS/MT-Entwicklung Das SDSS IWEGS behandelt die Frage unter welchen Umständen in den Drâaoasen nähere Untersuchungen zum nutzbaren Grundwasservorkommen und zur Gefährdung durch Bodenversalzung nötig werden. Über die dynamische Kopplung von vier Modellen (C.E.M. Drâa, CropDem, BIL, SahysMod) verlief die Entwicklung hin zum Entwurf der Ausgabe der Ergebnisse. Derzeit ist das System in erster Version lauffähig und befindet sich im Teststadium (Abb. III.2.2-5). Abb. III.2.2-5: Arbeitsoberfläche in der Berechnungsperiode vom Model C.E.M. Drâa, (in Zusammenarbeit mit Rainer Laudien (TP C2)). SDSS IWEGS Das SDSS IWEGS bietet die Möglichkeit im regionalen Maßstab und auf jährlicher Basis die Notwendigkeit abzuschätzen sowie nähere Untersuchungen zur Grundwasserverfügbarkeit und Bodenversalzung durchzuführen. Zudem kann die Sensitivität einzelner Parameter im Systemzusammenhang geprüft werden. Die Modellreihe im SDSS IWEGS startet mit der Berechnung des mittleren jährlichen häuslichen Wasserverbrauchs pro Oase durch das Model C.E.M. Drâa und der Abschätzung des mittleren jährlichen Wasserbedarfs der Kulturen pro Oase mit der look-up table CropDem. BIL bilanziert das Hydrologie IMPETUS 238 mittlere jährliche Grundwasservorkommen pro Oase, indem die Ergebnisse aus C.E.M. Drâa und CropDem als negative Bilanzposten an BIL übergeben werden (Abb. III.2.2-5). Der Wasserbedarf der Kulturen wird damit als Volumen der Grundwasserentnahmen zu Bewässerungszwecken, wobei zukünftig eine Korrektur dieses Wertes um das Bewässerungsvolumen aus der Lâcher implementiert wird. Das Ergebnis von CropDem wird ebenfalls weitergegeben an das Model SahysMod, welches den mittleren jährlichen Bodensalzgehalt (als elektrische Leitfähigkeit) pro Oase berechnet (Abb. III.2.2-6). Die Kopplung der Modelle ist bereits implementiert und lauffähig. Abb. III.2.2-6: Prinzip der Modellkopplung im SDSS IWEGS. Die Ausgabe der Ergebnisse des SDSS IWEGS stellt einen Schwerpunkt der aktuellen Entwicklung dar und soll in regionalen Schema-Karten des mittleren Drâatals zum Untersuchungsbedarf in bestimmten Jahren (wählbar) visualisiert werden. Dabei wird der Status des Untersuchungsbedarfs in dreigliederiger Farbabstufung wiedergegeben. Ferner werden Tabellen ausgegeben, in denen die errechneten mittleren jährlichen Grundwasservolumina und mittleren jährlichen elektrischen Leitfähigkeiten im Boden für jede Oase enthalten sind. Diese Tabellen werden ergänzt durch der Darstellung von Zeitreihen in Histogrammen. In Textblättern soll auf mögliche Untersuchungskonzepte und –kosten mit Verweisen auf Fallbeispiele verwiesen werden. Optimierung und Validierung der Modellierungen Einhergehend zur technischen Umsetzung der SDSS-Entwicklung durch das IMPETUS Teilprojekt C2 wurden die Modelle inhaltlich geprüft, optimiert und gemäß der Datenlage validiert. Der Schwerpunkt der Arbeiten an dem Modell C.E.M. Drâa lag auf der Übertragung der Abschätzung des mittleren jährlichen Wasserverbrauchs der Haushalte von der Provinz Zagora auf das gesamte mittlere Drâatal. Unter Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung könne so regionale Szenarien zum mittleren jährlichen häuslichen Wasserbrauch bis zum Jahr 2020 projiziert werden. Die Datengrundlage für die Regionalisierung bilden neben den eigenen lokal erhobenen Wasserverbrauchsdaten (Ouled Yaoub und Feija) nationale Zensuserhebungen von 1994 und 2004 sowie Sekundärliteratur des Service Eau über die Provinz Zagora (kleine Verbrauchsstudien zum Wasserverbrauch aus dem Jahr 2006). Da die Zensusdaten keine Informationen über Haushaltsgrößen enthalten und bislang auch keine Studien mit genauen Angaben über den Viehbesitz im Drâatal vorlie- Hydrologie IMPETUS 239 gen, konnten die in der lokalen Untersuchung gefundenen kritischen Schwellenwerte bei den Größen Viehbesitz und Haushaltsgröße für die differenzierte Berechnung des Wasserverbrauchs nicht angewendet werden. Folglich wurden diese Größen durch die Parameter städtischer und ruraler Wasserverbrauch ersetzt (Abb. III.2.2-7). Der mittlere städtische Wasserverbrauch liegt mit 50 l pro Kopf und Tag deutlich höher als der mittlere rurale Wasserverbrauch von 30 l pro Kopf und Tag. Die Implementierung der Art des Wasserzugangs (ONEP-Anschluss, kollektiver Wasserturm, Ziehbrunnen, gemischte Nutzung) als Differenzierung für Interventionsszenarien konnte aufgrund fehlender Datenbestände nicht vorgenommen werden. Recherchen und die Zusammenarbeit mit dem Service Eau ergaben, dass betreffs differenzierter Wasserverbrauchsdaten weiterhin Forschungsbedarf und -interesse besteht. Aufgrund der administrativen Einteilung des Drâatals werden nur Agdz und Zagora als städtische Zentren erfasst, während in den Oasen die Hauptorte mit teilweise kleinstädtischem Charakter und ONEP-Wasseranschluss (z.B. Tinzouline) zu den ruralen Gemeinden (communes) gezählt werden und keine Angaben über die aktuelle Bevölkerungsgröße dieser Zentren vorliegen. Es liegen Zensusdaten über gemeindespezifische bzw. städtische Wachstumsraten vor, die eine disparate Entwicklung aufzeigen. Während das städtische Bevölkerungswachstum zwischen 1994 und 2004 mit durchschnittlich 3% jährlich stieg, verzeichneten die ruralen Gemeinden der Oasen Tinzouline, Ternata und Fezouata durchschnittlich 1% Wachstum, die südlichen Gemeinden des Drâa-Tals jedoch kaum (Ktaoua: 0,3%) bzw. ein negatives Wachstum (M’Hamid: 0,9%). Abb. III.2.2-7: Jährlicher Wasserverbrauch in den Drâa-Oasen (Simulation mit C.E.M. Drâa für die Jahre 2000-2020). Betrug der gesamte jährliche häusliche Wasserverbrauch im Jahr 2000 2,26 Millionen m³, so sind aufgrund des räumlich disparaten, insgesamt aber leicht steigenden Bevölkerungswachstums im Endjahr der Simulation 3,34 Millionen m³ Wasserverbrauch zu verzeichnen. Den größten Zuwachs Hydrologie 240 IMPETUS bilden die beide städtischen Zentren Agdz und Zagora. Die Urbanisierungsrate der Region SoussMassa-Drâa beträgt gegenwärtig 25% (vgl. Haut Commissariat au Plan 2005), d.h. es kann im DrâaTal von einem weiterhin verstärkten städtischen Wachstum ausgegangen werden. Dies wiederum bedeutet einen starken Anstieg des urbanen häuslichen Wasserverbrauchs. Eine weitere Differenzierung des urbanen Wasserverbrauchs kann dann vorgenommen werden, wenn aktuelle Bevölkerungsdaten für die stadtähnlichen Agglomerationen wie beispielsweise Tamegroute oder Tagounite vorliegen. In diesen Agglomerationen ist laut Bounar (1993) im Gegensatz zu Agdz und Zagora kein starkes Wachstum innerhalb der letzten Jahrzehnte zu verzeichnen. Das Modul CropDem wurde innerhalb von IWEGS konzipiert, um den Wasserbedarf der Pflanzen abzuschätzen. Diese Abschätzung wird direkt zur Parametrisierung der Feldfrüchte im Bodenversalzungsmodell SahysMod genutzt, daher werden die beiden Module im Folgenden gemeinsam dargestellt. Die Arbeiten im letzten Jahr konzentrierten sich stark auf den Bereich des landwirtschaftlichen Wasserverbrauchs. Szenarien dieses Verbrauchs ergeben sich im Besonderen aus den angebauten Pflanzen. IMPETUS betreibt im mittleren Drâatal fünf Klimastationen, zählt man den Antiatlas hinzu sind es sechs (Lac Iriki, Jbel Hssain, El Miyit, Argioun, Bou Skour und Asrir). Dabei liegt allein die Station Asrir innerhalb der Oasen. Die Klimastation des Service Eau in Zagora liegt im Innenhof des Gebäudes des Service und wird aufgrund dieser nicht repräsentativen Lage nicht in die Analysen einbezogen. Die für die Transpiration bewässerter Pflanzen entscheidenden Klimaparameter sind die minimale und die maximale Temperatur, die relative Luftfeuchte, die Sonnenscheindauer und die Windgeschwindigkeit. Diese Parameter gehen in das Modell CropWat (FAO, IQ1) ein. CropWat berechnet auf Basis der Penman – Monteith Gleichung die Transpiration eines Referenzbewuchses. Anhand pflanzenspezifischer Korrekturfaktoren (Kc-Werte) wird die Transpiration des Referenzbewuchses auf andere Pflanzen übertragen. Hierbei werden die vom Ministère des Travaux Publics (1998) für das Drâatal publizierten Kc-Werte genutzt. Die Sonnenscheindauer wird an den IMPETUS – Stationen nicht gemessen. Daher werden die mittleren Werte der Station Ouarzazate (IQ2) genutzt. Eine deutlich andere Entwicklung der Sonnenscheindauer ist aufgrund der durchweg geringen Bewölkung im Untersuchungsgebiet nicht zu erwarten. 5 Windgeschwindigkeit [m/s] Relative Luftfeuchte [%] 60 50 40 30 20 10 Asrir (750 m) 4 Bou Skour (1420 m) 3 Argiuon (1020 m) El Miyit (792 m) 2 Jbel Hssain (725 m) 1 0 0 50 35 Lac Iriki (445 m) min. Temperatur [°C] max. Temperatur [°C] J 40 30 20 M M i J l S Mai Jun N 30 25 20 15 10 5 0 10 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez Hydrologie 241 IMPETUS Abb. III.2.2-8: Ausgewählte Klimaparameter an den meteorologischen Stationen im mittleren Drâatal (Angaben in Klammern = Stationshöhe in m über NN, Mittelwerte der Jahre 2001 - 2006). 45 35 40 30 Min. Temperatur [°C] Max. Temperatur [°C] Die Stationsdaten werden nun miteinander verglichen (Abb. III.2.2-8), wobei ein systematischer Unterschied zwischen den Stationen außerhalb der Oasen und der Station Asrir auffällt. Die relative Luftfeuchte ist an der Station Asrir höher als an allen Stationen im Drâatal. Nur die Werte der Station Bou Skour im Antiatlas sind höher. Besonders deutlich ist der Unterschied in den Monaten November bis Februar. Der Grund hierfür ist, dass die beiden bedeutendsten Feldfrüchte im Drâatal, Weizen und Gerste, zwischen Oktober und April angebaut werden. Die Windgeschwindigkeit liegt innerhalb der Oase deutlich unter der außerhalb und der Jahresverlauf ist geglättet. Dies ist durch die erhöhte Rauhigkeit durch den Bewuchs zu erklären. Die maximalen monatlichen Temperaturen verhalten sich innerhalb und außerhalb der Oasen ähnlich. Die Werte für Asrir entsprechen ungefähr denen der auf der gleichen Höhenstufe gelegenen Station El Miyit. Bei den minimalen monatlichen Temperaturen dagegen liegen die Werte der Station Asrir eher auf dem Niveau der ca. 700 m höher gelegenen Station Bou Skour. Diese Diskrepanz lässt sich ebenfalls auf das höhere Wasserdargebot durch künstliche Bewässerung innerhalb der Oasen zurückführen. Es entsteht eine größere Verdunstungskälte, die geringere Temperaturen ermöglicht. Aufgrund dieser systematischen Unterschiede wird die Station Asrir als repräsentativ für die Oasen eingestuft und nicht zur Ermittlung eines Höhengradienten genutzt. 35 30 Asrir measured 25 Asrir predicted 20 25 20 15 Asrir measured 10 Asrir predicted 5 15 0 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Relative Luftfeuchte [%] 60 50 Asrir measured 40 Asrir predicted 30 20 10 0 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Abb. III.2.2-9: Gemessene und aus dem Höhengradienten abgeleitete Klimaparameter für die Station Asrir. Die Werte der Stationen außerhalb der Oasen werden nun auf ihre Abhängigkeit von der Höhenlage der jeweiligen Station analysiert. Dabei bildet die südlichste Station Lac Iriki stets eine Ausnahme, da sie mehr von ihrer exponierten Lage in ehemaligen Endsee beeinflusst scheint als von der Geländehöhe. Konsequenterweise wird die Lac Iriki Station aus der Analyse ausgeschlossen. Die mittleren Monatswerte der verbleibenden Stationen werden nun auf ihren Zusammenhang mit der Geländehöhe analysiert. Dabei werden zwischen 89 und 99 % der Varianz der maximalen Temperatur durch die Geländehöhe erklärt (0.89 < r² < 0.99), bei der minimalen Temperatur sind es 96 – 99 % (0.96 < r² < 0.99) und bei der relativen Luftfeuchte 77 – 98 % (0.77 < r² < 0.98). Die Windgeschwindigkeit zeigt keinen Zusammenhang zur Geländehöhe. Sie scheint eher durch die topogra- Hydrologie 242 IMPETUS phische Lage der Stationen beeinflusst zu sein als durch die Geländehöhe und schwankt in einem engen Wertebereich (2.1 – 4.7 m/s über das Jahr und alle Stationen außerhalb der Oasen). Die Windgeschwindigkeiten der Station Asrir liegen durchweg bei weniger als 1 m/s, was auf eine deutlich höhere Beeinflussung der Windgeschwindigkeit durch die Lage der Station in ihrem Umfeld als durch ihre Höhenlage hinweist. Der jahreszeitliche Verlauf ist für alle Stationen vergleichbar. mm / Tag Die sich ergebenden Regressionsgleichungen für die Parameter Temperatur (min, max) und relative Luftfeuchte werden nun genutzt, um die Werte für die Station Asrir zu berechnen. Der oben genannte systematische Unterschied zwischen für 7 die Geländehöhe 750 m ü. NN (entspricht der Mezguita Station Asrir) berechneten Daten und den an 6 Tinzouline Ternata der Station gemessenen Daten entsteht durch Fezouata 5 Ktaoua das spezielle Mikroklima der Oasen (Abb. Mhamid 4 III.2.2-8). Da der Anbau der Feldfrüchte aber 3 innerhalb der Oasen stattfindet, werden die 2 über den Höhengradienten berechneten Werte nachträglich korrigiert. Die Korrekturfaktoren 1 ergeben sich aus dem Vergleich der berechne0 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez ten und gemessenen Werte an der Station Asrir. Generell wird für die Früchte Weizen, Abb. III.2.2-10: Referenz - Evapotranspiration pro Oase Gerste, Mais, Luzerne, Gemüse, Bohnen und im Jahresverlauf. Henna die Windgeschwindigkeit der Station Asrir (innerhalb der Oase) angenommen, für die Transpiration der Palmen wird aber die mittlere Windgeschwindigkeit der Station außerhalb genutzt. Daraus ergeben sich die in Abb. III.2.2-10 gezeigten Referenz-Evapotranspirationswerte für die verschiedenen Oasen. Der Gradient der zunehmenden Aridität von Nord nach Süd zeigt sich deutlich. Die Transpiration der einzelnen Feldfrüchte ist in Abb. III.2.2-11a dargestellt. Aus den relativ hohen Transpirationswerten für Luzerne, Mais und Henna ergibt sich die Reduktion der Flächenanteile dieser Früchte von Nord nach Süd (Abb. III.2.2-11b). 8 100% 7 80% 6 mm / Tag 5 Henna 60% Luzerne Gemüse 4 Leguminosen 40% 3 Mais Gerste 2 Weizen 20% 1 0% 0 Jan Fev Mar Avr Mai Jun Jul Aou Sep Oct Nov Dec Mezguita Tinzouline Ternata Fezouata Ktaoua M'Hamid Abb. III.2.2-11: Evapotranspiration pro Oase (a) und prozentualer Anteil der Feldfrüchte (b). Hydrologie IMPETUS 243 Wasserbedarf [mio m³] Berechnet man unter Berücksichtigung der Flächengröße der Oasen und der prozentualen Bedeckung mit den verschie50 denen Früchten den geaktuelle Landnutzung 45 Szenario "-Luzerne" samten Wasserverbrauch Szenario "+Luzerne" 40 der Kulturen, so erhält 35 man einen gesamten Was30 serbedarf der Kulturen von 25 ca. 150 Mio m³ für alle 20 Oasen (Abb. III.2.2-12). 15 Hierbei ist der Verbrauch 10 der Dattelpalmen noch nicht berücksichtigt. Lu5 zerne und Henna weisen 0 Mezguita Tinzouline Ternata Fezouata Ktaoua M'Hamid den höchsten Wasserbedarf pro m² auf, Luzerne Abb. III.2.2-12: Gesamter Wasserbedarf der Feldfrüchte pro Oase unter aktueller Landnutzung und Szenarien der Ausweitung bzw. wird auch großflächig Reduktion der Anbaufläche von Luzerne. angebaut. Nimmt man also als Szenario der Wassereffizienz der Pflanzen an, die Anbaufläche von Luzerne auf maximal 100 ha pro Oase zu reduzieren und statt dessen Gerste als Pflanze mit relativ geringem Wasserverbrauch an zubauen, so reduziert sich der Wasserbedarf der Pflanzen um ca. 30 Mio m³ (Summe über alle Oasen, Abb. III.2.2-12). Nimmt man stattdessen eine höhere Viehdichte und dadurch einen höheren Bedarf an Luzerne an, in diesem Fall eine Ausweitung der Luzerne–Anbaufläche um 500 ha pro Oase zu Ungunsten von Weizen, so erhöht sich der Wasserbedarf um ca. 28 Mio m³ (Abb. III.2.2-12). An diesen einfachen ersten Szenarien ist bereits ersichtlich, wie stark die Zusammensetzung der Anbaufrüchte den Wasserhaushalt der Oasen beeinflusst. Daher ist die Entwicklung der Landnutzung als Management – Option im SDSS IWEGS implementiert. Mit dem Grundwasserbilanzierungsmodel BIL wurden kombinierte Szenarien zur möglichen klimatischen Entwicklung und veränderten Nutzung der Wasserressourcen projiziert, um die Sensitivität einzelner Parameter (z.B. Grundwasserneubildungkoeffizienten) und die Stabilität des Models dabei zu prüfen. Die Ergebnisse zeigen, dass nur eine koordinierte Kombination verschiedener Nutzungsänderungen zu nachhaltigem Wassermanagement führen kann. Demnach kann eine Erhöhung des mittleren jährlichen Abflusses um ca. 15 % auf 200 Mio m³ (vgl. DRH, 2001) durch eine Regeneration des natürlichen Fließsystems des Oued Drâa bereits zur Erholung der Grundwasserreserven im mittleren Drâatal führen. Einhergehend müssten die bisherigen Verteilungsmuster des Oberflächenwassers auf die Oasen angepasst werden, da einzelne Oasen sonst weiterhin an Wassermangel leiden. Einer verfeinerten hydrogeologischen Modellvorstellung (Abb. III.2.2-13) folgend ergaben die Szenarienberechnungen erwartungsgemäß, dass das Model auf den Parameter der Grundwasserneubildung aus der Versickerung im Flussbett während einer Lâcher sensitiver reagiert als auf den Parameter für die Grundwasserneubildung aus Niederschlag. Die zukünftige Optimierung des Models BIL wird sich vornehmlich auf die Unsicherheiten (± 25 bis 30 %) für die Grundwasserneubildungskoeffizienten beziehen. Hydrologie IMPETUS 244 Abb. III.2.2-13: Hydrogeologischen Modellvorstellung für Zeiten zwischen den Lâcher (oberes Blockdiagramm) und während der Lâchers (unteres Blockdiagramm) (Klose et al., 2008). Capacity development Die Vermittlung und der Austausch von technischem Wissen zum Thema Grundwasser-Monitoring stellten die Ziele des 2,5-tägigen Workshops (18. - 19. & 29.03.2007; Ouarazazte) dar, der in Zusammenarbeit mit dem Service Eau Ouarzazate organisiert wurde. Der Workshop richtete sich primär an die lokalen marokkanischen Partner, Service Eau Ouarzazate und ORMVAO, die als potentielle Nutzer und Unterstützer des SDSS IWEGS identifiziert worden waren. Die Teilnehmerzahl belief sich auf 13 Personen, wobei sich darunter auch ein Mitarbeiter der übergeordneten Wasserbehörde Direction de al Recherche et la Planification de l’Eau aus Rabat befand. In vier aufeinander aufbauenden Themenblöcken wurden theoretischen Grundlagen zu Grundwassermessnetzen und der regionalen Hydrogeologie, Anwendung und Wartung verschiedener Messgeräte, Beprobung von Grundwasser sowie ausgewählte Möglichkeiten der Datenhaltung und der räumlichen Analyse von grundwasserbezogenen Messdaten behandelt. Dabei bildeten Übungen zur Anwendung und Wartung von Messgeräten sowie die Beprobung von Grundwasser aus Brunnen den praktischen Schwerpunkt dieser Maßnahme (Abb. III.2.2-14). Im Sinne der Zielsetzung kann diese Maßnahme insgesamt als positiv bewertet werden. In der zukünftigen Zusammenarbeit mit dem Service Eau Ouarzazate und der ORMVAO soll die Aufberei- Hydrologie IMPETUS 245 tung von Daten aus Grundwassermessnetzen für die Parametrisierung, Optimierung und Validierung des SDSS IWEGS intensiviert werden. Abb. III.2.2-14: Gemeinsame hydrochemische Probennahme im Becken von Tikkirt westlich der Stadt Ouarzazate. Literatur DRH (Direction de la Région Hydraulique d’Agadir de Souss Massa et Drâa) (2001) Étude d’approvisionnement en eau potable des populations rurales de la province de Zagora, Mission 1 : Analyse de la situation actuelle du service de l’eau et collecte des données de base, Volume 2 - Etude des ressources en eau. Direction de la Recherche et de la Planification, Direction Générale de l’Hydraulique, Ministère de l’Equipement, Royaume du Maroc. Rabat Direction de la Recherche et de la Planification de l’Eau (1994): Etude du Plan Directeur de L’Amenagement des Euax des Bassins du Guir, Ziz, Rheris et Drâa ; Mission 3 : Etude des Schemas d’amenagement ; Volume II : Unites Haut et Moyen Drâa, Bas Drâa, Guelmin et Tiznit-Ifni. 86. Rabat. Klose, S., Reichert, B., Lahmouri, A. (in print): Management options for a sustainable groundwater use in the Middle Drâa Oases under the pressure of climatic changes. In: Zereini, F. Climatic changes and water resources in the Middle East and North Africa. Contributions to the 3rd Environmental Symposium of the German-Arab Society for Environmental Studies, Frankfurt, September 18.-19., 2006. Springer. Heidelberg. Ministère des Travaux Publics (1998): Etude du plan directeur de l'aménagement des eaux des bassins sud-atlasiques, Mission 3: Etude des schemas d'aménagement. – Volume 4: Unités du Drâa, Nr. 7032. BOUNAR, A. (1993) : L’urbanisation dans un milieu d’oasis présahariennes (La Vallée du Drâa et le pays de Ouarzazate). Poitiers. HAUT COMMISSARIAT AU PLAN (2005): Recensement Général de la Population et de l'Habitat 2004. Rabat. Hydrologie IMPETUS 246 MINISTERE DE L’EQUIPEMENT, DGH, DIRECTION DE LA RECHERCHE ET DE LA PLANIFICATION DE L’EAU (2004): Etude d’approvisionnement en eau potable des populations rurales de la Province de Zagora. Rabat. (In Teilen vorhanden) SECRÉTARIAT D’ETAT AUPRÈS DU MINISTÈRE DE L’AMÉNAGEMENT DU TERRITOIRE, DE L’EAU ET DE L’ENVIRONNEMENT CHARGÉ DE L’EAU (2006): PAGER-Daten (Anschlüsse und technische Daten über die angeschlossenen Dörfer in den Provinzen Zagora und Ouarzazate, Zeitraum 1979-2006) (Digitale Version von M. Sabbar). IQ1: http://www.fao.org/nr/water/infores_databases_cropwat.html IQ2: http://www.wetteronline.de/Marokko/Ouarzazate.htm Hydrologie IMPETUS 247 PK Ma-H.3 Saisonale Abflussprognosen aus der Schneeschmelze für das Management des Mansour Eddahbi Stausees Oued Dadès im Becken von Ouarzazate vor schneebedecktem Hohem Atlas Problemstellung Der Stausee Mansour Eddahbi bei Ouarzazate vereint die Zuflüsse aus dem südlichen Hohen Atlas. Ein Teil der Niederschläge fällt hier im Winter überwiegend als Schnee. Für die Wasserversorgung des Drâatals (Qualität des Trinkwassers, Quantität des Bewässerungswassers, Anzahl der Lâchers) sind sowohl die kurz- bis mittelfristige als auch die langfristige Entwicklung dieser Niederschläge und ihres Schneeanteils von Bedeutung. Die beiden Leitfragen, an der sich die Arbeit im PK Ma-H.3 orientiert, lauten: 1. Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Schneespeicher und die Zuflüsse zum Stausee Mansour Eddahbi bei Ouarzazate aus? 2. Wie viel Wasser werden die Hochgebirgsflüsse voraussichtlich in den nächsten Monaten für den Stausee liefern? Frage 1 hat die langfristige Entwicklung der Wasserverfügbarkeit der Region im Focus. Die zukünftig zu erwartenden Schneemengen sowie die Gesamtniederschläge im Hohen Atlas und im Becken von Ouarzazate werden in Klimaszenarien abgeschätzt, die auf Ergebnissen der meteorologischen Modellkette beruhen. Die Auswirkungen der Klimaszenarien auf den hydrologischen Kreislauf und letztlich auf die Zuflüsse zum Stausee werden im Schneeschmelz-Abflussmodell SRM (Snowmelt Runoff Model) modelliert. Die Gesamtmenge der Zuflüsse sowie der Füllstand des Stausees werden auf der Basis von Wasserverlusten aus dem Flussbett über die jeweilige Flusslänge im Monitoring Hydrologie IMPETUS 248 Tool PRO-RES (PROnostic de la fonte de neige pour un barrage REServoir; PROgnosis of snowmelt runoff for a water REServoir) berechnet. Eine Antwort auf Frage 2 setzt die Kenntnis der zu einem Stichtag vorhandenen Schneemenge sowie eine Abschätzung der Witterungsentwicklung in den darauf folgenden Monaten voraus. Dieser interdisziplinäre Ansatz wird mit der Entwicklung des Monitoring Tools PRO-RES beschritten. Hier werden aktuelle Beobachtungsdaten und statistische Witterungsprognosen mit dem SchneeschmelzAbflussmodell gekoppelt und die berechneten Abflüsse in den Stausee geleitet. Mitarbeiter O. Schulz, K. Born, H. Busche, K. Piecha Zielsetzung Ziel des PKs für 2007 waren die Programmierung des PRO-RES sowie die Regionalisierung des Kernmodells SRM für weitere Teileinzugsgebiete des Stausees. Damit wird eine saisonale Abflussvorhersage für das Gesamteinzugsgebiet des oberen Drâa bis zum Stausee Mansour Eddahbi bei Ouarzazate angestrebt. Dazu war die Beschaffung und Aufbereitung weiterer und aktueller Klima-, Abfluss- und Schneebedeckungsdaten notwendig. Für die Pläne des PK konnten der Betreiber des Stausees sowie die übergeordnete nationale Behörde für Wasserressourcen gewonnen werden. Die Behörden sicherten ihre Unterstützung zu und halfen bei der Datenbeschaffung. In einer Grundlagenschulung für die Mitarbeiter der Behörden sollte eine gemeinsame Basis für den Umgang mit Klima- und Geodaten gelegt werden, auf der eine speziellere Schulung im Monitoring Tool PRORES aufbauen kann. Ein weiteres Ziel war die Programmierung einer Schnittstelle zum Wettergenerator SMGHydraa (Statistical Model for the Generation of Climate Data for Hydrological Applications in the Draa Region), der die Grundlagen für eine statistische Vorhersage der Witterung vom späten Winter bis zum Sommer liefert. Trotz der relativ hohen Unsicherheit statistischer Vorhersagen sind sie für eine Abschätzung des Schmelzverlaufs einer winterlichen Schneedecke sowie der neuen Niederschläge und somit für die verfügbaren Wassermengen, die über die Gebirgsflüsse bis in den Stausee transportiert werden, notwendig. Dazu wurden die Klimamodelldaten auf die in PRO-RES verwendeten Zonen abgebildet. Stand zur SDSS/IS/MT-Entwicklung Die Arbeit am Monitoringtool PRO-RES bestand aus der Programmierung des Moduls MODISsnowmap sowie der Einbindung des SRM in das SDSS-Framework. Schnittstellen zwischen dem SRM und der SDSS-Datenbank wurden festgelegt und programmiert (Abb. III.2.2-15). In dieser Datenbank sind Zeitreihen der Eingangsvariablen (Klima-, Abfluss- und Schneebedeckungsdaten) sowie die Modellparameter abgelegt. Weiterhin wurden eine Benutzeroberfläche sowie eine graphische Ausgabe der Modellergebnisse programmiert. Hydrologie IMPETUS 249 Abb. III.2.2-15: Blockbild des Monitoring Tools PRO-RES Die räumliche Diskretisierung des oberen Drâa-Einzugsgebiets orientierte sich an den Abflusspegeln des Service Eau (Ouarzazate), so dass neun Teileinzugsgebiete definiert wurden. Die Höhendifferenzen vom Stausee bei Ouarzazate (1050 m) bis zum Gipfelgrat des Jebel M’Goun (4071 m) betragen 3000 m. Um jeweils annähernd homogene Niederschlags- bzw. Temperatur- werte für die Modellierung zu gewährleisten, die über Niederschlagsart bzw. der Schneeschmelze zur Verfügung stehende Energie entscheiden, wurde eine Höhenzonierung in 250 m-Schritten vorgenommen (Abb. III.2.2-16). Hydrologie IMPETUS 250 Abb. III.2.2-16: Räumliche Diskretisierung des oberen Drâa-Einzugsgebiets für das Monitoringtool PRO-RES in neun Teileinzugsgebiete (links) mit Höhenzonen von jeweils 250 m (rechts). MODISsnowmap Die tägliche Schneebedeckung in den einzelnen Höhenzonen der neun Teileinzugsgebiete des Stausees ist eine Eingangsvariable des SRM. Zur Extraktion der erforderlichen Werte aus täglichen MODIS-Daten (Satellitenbildprodukt MOD09 des United States Geological Survey, USGS) dient das Modul MODISsnowmap. Dafür wurde unter Einbindung des frei verfügbaren Modis Reprojection Tools MRT (USGS) eine Routine definiert und im SDSS-Framework programmiert. In der Routine werden aus dem MOD09 zwei von sieben Spektralkanälen angesteuert und in die Kartenprojektion Lambert-IMPETUS-Marokko gebracht. Nachfolgend wird der Normalized Difference Snow Index NDSI (Hall and Riggs 1995, 1998) berechnet und das Ergebnis anhand eines regional angepassten Schwellwerts in die beiden Klassen „schneebedeckt“ bzw. „schneefrei“ eingeteilt (Schulz 2006; Schulz and de Jong 2004). Diese Schneemaske wird mit der Zoneneinteilung des Untersuchungsgebietes (oberes Drâa-Einzugsgebiet, Abb. III.2.2-16) verschnitten. Ergebnis ist eine Tabelle mit prozentualer Schneebedeckung in den einzelnen Höhenzonen aller neun Teileinzugsgebiete für jeden Aufnahmezeitpunkt des Satelliten. Im SRM werden die Werte an nicht durch Satellitenbilder abgedeckten Tagen durch Interpolation mit einem internen Algorithmus ergänzt (Kleindienst et al. 1999). Die Datenbank umfasst zurzeit ca. 300 Satellitenbilder aus dem Zeitraum 2001 bis 2007 und wird weiterhin aktualisiert. Die Datenbank diente als Grundlage für die Berechnung der mittleren jährlichen Schneebedeckungsdauer in den Höhenzonen des oberen Drâa-Einzugsgebiets für den Zeitraum 2001/02 bis 2005/06 (Abb. III.2.2-17). Hydrologie IMPETUS 251 Abb. III.2.2-17: Karte der mittleren jährlichen Schneebedeckungsdauer im oberen DrâaEinzugsgebiet mit Statistik der Höhenzonen (unten rechts) über den Zeitraum von 2001/02 bis 2005/06 (Datengrundlage: MODISsnowmap und SRM Zoneneinteilung in neun Teileinzugsgebiete mit 250 m-Höhenzonen; weitere Berechnungen in Excel und ArcGIS). Im Mittel der Jahre 2001/02 bis 2005/06 lag die Schneebedeckung zwischen weniger als einem Tag (Tieflagen, Becken von Ouarzazate) und 170 Tagen (Gipfelzone des Jebel M’Goun oberhalb von 3500 m). Die unteren Höhenzonen der westlichen Teileinzugsgebiete weisen eine längere Schneebedeckung auf als in den östlichen Teileinzugsgebieten, was auf den Einfluss erhöhter winterlicher Niederschläge aus nordwestlicher Richtung hinweist, die über den Atlas-Hauptkamm noch einige Kilometer nach Süden reichen. Abb. III.2.2-17 zeigt im kleinen Kasten unten rechts die Andauer der Schneebedeckung im Mittel der jeweiligen Höhenzone aller Teileinzugsgebiete sowie die Stan- Hydrologie IMPETUS 252 dardabweichung im Zeitraum 2001/02 bis 2005/06. Für die Kartendarstellung wurde die Anzahl der Tage mit Schneebedeckung in ein, zwei bzw. vier Wochen-Klassen eingeteilt. Snowmelt Runoff Model SRM Das konzeptionelle SRM (Snowmelt Runoff Model, Martinec 1975, Martinec et al. 1998) berechnet mit nur wenigen Eingangsdaten und Parametern für einzelne Höhenzonen den Abfluss aus Schneeschmelze und weiteren Flüssigniederschlägen. Die Integration der Java-Version des SRM (Kleindienst et al., 1999) in das Monitoring Tool PRO-RES wurde abgeschlossen. Es ist nunmehr möglich, die Dateneingabe direkt über die SDSS-Framework-Datenbank oder über konfektionierte SRM-Dateien zu betreiben, welche auf der Basis der Datenbank erstellt werden. Somit ist auch der schnelle Export von Datensätzen zur Modellierung und Visualisierung für Präsentationszwecke des SRM ohne Datenbankanbindung möglich. Die Klimadaten der Datenbank umfassen sowohl Messdaten aus Stationsmeldungen von IMPETUS und Service Eau als auch Zeitreihen, die mit dem meteorologischen Modell REMO für die IMPETUS-Szenarien (2000-2050) berechnet wurden. Die zur Validierung der saisonalen Vorhersage dienenden Abflüsse und Stauseefüllstände sind jeweils in Kooperation mit einem der zukünftigen Betreiber des Monitoring Tools (Service Eau de Ouarzazate) zu aktualisierende Messwerte. In Arbeit befindet sich das Modul Channel Routing, in dem die einzelnen Zuflüsse zum Stausee rechnerisch gebündelt werden, um zu einem Gesamtzufluss in den Stausee zu gelangen. Füllstandsänderungen des Stausees haben sich als zuverlässigere Größe als die Daten der einzelnen Abflusspegel herausgestellt. Bei der Verwendung nicht tagesgenauer meteorologischer Modelldaten der Klimaszenarien und Witterungsprognosen ist der im Zeitraum z.B. eines Monats kumulierte Gesamtzufluss geeigneter zur Validierung des Monitoring Tools (vgl. Busche im PK Ma-H.1; Schulz et al., im Druck). Die graphische Ausgabe durch das SDSS-Framework funktioniert bereits für die SRM-Ergebnisse der Teileinzugsgebiete (Abb. III.2.2-18). Abb. III.2.2-18: Graphische Ergebnisausgabe der SRM-Simulation durch das SDSS-Framework (Beispiel modellierter und gemessener Abflüsse in m³/s für zwei Teileinzugsgebiete) Hydrologie IMPETUS 253 Meteorologische Daten Der Einsatz eines Wettergenerators wird mit dem Bedarf an räumlich hochaufgelösten Verteilungen meteorologischer Parameter auf der saisonalen bis dekadischen Zeitskala begründet. Ein Downscaling mittels der meteorologischen Modellkette ist sehr aufwendig und produziert zu große Datenmengen für den Einsatz in einem Decision Support System oder Monitoring Tool. Daher wurde als Werkzeug zur Berechnung meteorologischer Antriebsdaten, die zur Verwendung in den unterschiedlichen Problemkomplexen angepasst sind, das Informationssystem SMGHydraa (Statistical Model for the Generation of Climate Data for Hydrological Applications in the Draa Region) entwickelt. Er erlaubt das Erzeugen meteorologisch-klimatologischer Antriebsdaten sowohl durch Interpolation aus Klimamodell-Simulationen als auch mit einem statistischen Modell („Wettergenerator“). Bei letzterem werden aus den statistischen Kenngrößen von beobachteten bzw. im Rahmen der Modellkette simulierten meteorologischen Daten mit Hilfe einer Monte-Carlo-Simulation Zeitreihen erzeugt. Für PRO-RES werden die Daten auf Teilgebiete interpoliert, die als in Untereinzugsgebieten zusammengefasste Höhenzonen definiert wurden. Die in SMGHydraa Verwendung findenden Methoden sind in der Beschreibung des PK Ma-L.3 ausführlicher dargestellt. Stand weiterer Arbeiten im PK Automatische Klimastationen und Abflusspegel Der Betrieb des Messnetzes der automatischen Klimastationen im Projektgebiet wurde fortgeführt. Die Stationen befinden sich in einem guten Zustand, es mussten nur wenige kleine Reparaturen durchgeführt werden. Der weiterhin erfolgreiche Betrieb der Stationen und die Datenqualität sind wichtig für die Übertragbarkeit und Extrapolation der Messergebnisse auf die nun im Fokus stehenden größeren Landschaftseinheiten und auf das gesamte Drâa-Einzugsgebiet. Die Stationsdaten stellen eine stabile Basis für Monitoring und Modellierung in verschiedenen Fachdisziplinen und übergreifenden Problemfeldern dar, welche in Kooperationsarbeit mit marokkanischen Partnern angegangen werden (z.B. Niederschlags-, Schnee- und Abflussmonitoring). Der Datensatz stellt auch für die Erforschung der Staubmobilisierung durch das mit IMPETUS bzgl. Daten kooperierende SAMUM-Projekt (Saharan Mineral Dust Experiment, Knippertz et al. 2007) eine wichtige Datengrundlage dar. Die geplante Installation von automatischen Kameras an einzelnen Abflusspegeln des Service Eau wurde aus Sicherheitsgründen zugunsten eines manuellen Einsatzes durch Mitarbeiter der Behörde ersetzt. Die Wahl fiel auf die Standorte Ifre, Ait Mouted und Tinuar, da hier der meiste Abfluss gemessen wird und die Sicherheit der Kameras gewährleistet ist. Erste Zeitreihen liefern inzwischen ein Bild von Veränderungen des Flussbetts im Jahresverlauf, deren Einschätzung für die Interpretation der Abflussdaten von Bedeutung ist. Weitere Feldarbeiten werden im Kapitel Capacity development und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen dargelegt. Hydrologie IMPETUS 254 Capacity development und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen Im Vorlauf zu den für 2008 geplanten speziellen Schulungen zum Einsatz der verschiedenen SDSS durch marokkanische Partner fand im März 2007 eine viertägige interaktive Grundlagenschulung in Ouarzazate/Marokko statt. Teilnehmer waren Mitarbeiter der hydrologischen Behörden in Rabat (DRE) und Ouarzazate (Service Eau), der Landwirtschaftsbehörde in Ouarzazate (ORMVAO) sowie der hydrogeologischen Abteilung der Universität Cadi Ayyad in Marrakech. Ziel der Grundlagenschulung war ein geläufigerer Umgang mit den Programmen Mozilla-FTP, MS-Excel und ESRI ArcView. Dazu wurden in Theorie und Praxis Hintergründe vermittelt und mit IMPETUS-Daten projektrelevante Beispiele gerechnet: Aufbereitung, einfache Analysen und Darstellung von Klimadaten, Tabellenimport in ArcView, GIS-Analysen auf der Basis von Vektor- und Rasterdaten sowie die kartographische Ergebnisdarstellung. Das Wissensniveau der Teilnehmer war zu Beginn sehr unterschiedlich und konnte auf eine Basis angehoben werden, die den Einstieg in die geplanten speziellen Schulungen zu den SDSS – auch in PK Ma-H.3 – erleichtert. Teilnehmer und Anbieter waren mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden und werden für die weiteren Capacity Development-Massnahmen den Kontakt halten. Ebenfalls im März fand eine eintägige Schulung zum Betrieb der automatischen Wetterstationen im Drâa-Einzugsgebiet statt. Teilnehmer waren Mitarbeiter der in Ouarzazate angesiedelten regionalen Behörden Service Eau und ORMVAO. Beide Behörden sind potentielle Kandidaten für den Weiterbetrieb der Stationen nach Projektende. Die interaktive Schulung hatte zum Ziel, den Mitarbeitern einen ersten Zugang zur Technik der Stationen sowie zur Datenauslesung, einfachen Datenauswertung und –darstellung zu ermöglichen. Dazu fand zunächst ein Stationsbesuch statt, gefolgt von der Arbeit mit den Daten in einem Büro des Service Eau. Das Ziel der Veranstaltung wurde erreicht und eine weiterführende Schulung zur Wartung und Programmierung der Stationen für 2008 verabredet. Ein Hydrologe der mit IMPETUS kooperierenden Direction de la Recherche et de la Planification de l’Eau (DRPE, Rabat) begleitete uns im Gelände und wurde in die Arbeit mit den projekteigenen automatischen Wetterstationen und Abflusspegeln eingewiesen. Darüber hinaus fand ein reger Meinungs- und Kenntnisaustausch zur Hydrologie und Hydrogeologie des oberen Drâatals sowie zur Situation des Stausees statt. Anwendungsmöglichkeiten des Monitoring Tools PRO-RES sowie des SDSS HYDRAA (PK Ma-H.1) durch marokkanische Behörden in Rabat und Ouarzazate wurden diskutiert. Für die weitere MT- und SDSS-Entwicklung waren diese Einschätzungen und Stellungnahmen von großem Nutzen. Literatur Hall, D. K. and G. A. Riggs (1995): Development of Methods for Mapping Global Snow Cover Using Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer Data. Remote Sensing of Environment 54, 127-140. Hall, D. K. and G. A. Riggs (1998): Algorithm Theoretical Basis Document (ATBD) for the MODIS Snow and Sea Ice-Mapping Algorithms. http://modis-snow-ice.gsfc.nasa.gov/atbd.html Kleindienst, H., Pfister, M. and M.F. Baumgartner (1999): Pre-operational snowmelt forecasting based on an integration of ground measurements, meteorological forecasts and satellite data. In: Hydrologie IMPETUS 255 Tranter, M. et al.: Interactions between the Cryosphere, Climate and Greenhouse Gases. IAHS Publication 256, 81-89. Knippertz, P., Deutscher, C., Kandler, K., Müller, T., Schulz, O. and L. Schütz (2007): Dust mobilization due to density currents in the Atlas region: Observations from the Saharan Mineral Dust Experiment 2006 field campaign. Journal of Geophysical Research, Vol. 112, D21109, 2007, 14p. Martinec, J. (1975): Snowmelt-Runoff Model for stream flow forecasts. Nordic Hydrology 6(3), p. 145-154. Martinec, J., Rango, A. and R. Roberts (1998): Snowmelt Runoff Model (SRM) User’s Manual. Geogr. Bernensia, Series P, Vol. 35, Bern. Schulz, O. and C. de Jong (2004): Snowmelt and sublimation: field experiments and modelling in the High Atlas Mountains of Morocco. Hydrology and Earth System Sciences, 8(6), p. 10761089. Schulz, O. (2006): Analyse schneehydrologischer Prozesse und Schneekartierung im Einzugsgebiet des Oued M’Goun, Zentraler Hoher Atlas (Marokko). Dissertation an der MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn 2006. Dissertationen Online der Universität Bonn, abrufbar unter: http://hss.ulb.unibonn.de/diss_online/math_nat_fak/2007/schulz_oliver/index.htm Schulz, O., Busche, H. and A. Benbouziane (im Druck): Decadal precipitation variances and Reservoir Inflow in the Semi-Arid Upper Drâa basin (South-Eastern Morocco). In: Zereini, F. (Ed.): Climatic Changes and Water Resources in the Middle East and in North Africa. Contributions to the 3rd Environmental Symposium of the German-Arab Society for Environmental Studies, Frankfurt, September 18-19, 2006. Hydrologie PK Ma-H.5 IMPETUS 256 Auswirkung von Klimawandel und veränderter Wassernutzung auf den Niederschlag und die Verdunstung Überschussbewässerung in der Flussoase, auch gerne als „Ozean der Palmen“ bezeichnet, in der Nähe von Agdz. Die bewässerte Fläche ist deutlich an der dunklen Färbung zu erkennen. Problemstellung Für klimatologische Zeiträume (≥30 Jahre) mit gleichzeitig hoher räumlicher Auflösung (≤3km) sind Niederschlag und Verdunstung weder aus Messungen noch aus Simulationen für die Region verfügbar. Auf diesen Skalen sind jedoch präzise Informationen zum Verständnis des aktuellen Klimas und zur Abschätzung möglicher zukünftiger Entwicklungen unerlässlich. Interdisziplinäre Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen z. B. Bevölkerungswachstum, Landnutzung, Hydrologie und Klima sind notwendig, um Änderungen realistisch einschätzen zu können. Besonders für Fragen der Erosion und der Niederschlagseinträge in verschiedene hydrologische Einzugsgebiete ist eine hohe zeitliche und räumliche Auflösung der meteorologischen Daten bedeutsam. Mitarbeiter K. Piecha, K. Born, T. Brücher, P. Fritzsche, A. Klose, O. Schulz Zielsetzung Im PK Ma-H.5 war die Zielsetzung des Jahres 2007 auf eine erste Erstellung einer Niederschlagsklimatologie für das nördliche Simulationsgebiet (Hoher Atlas) ausgerichtet. Auf der Basis statistisch-dynamischen Downscalings wurde eine Rekombinationen von gewählten Repräsentanten vorgenommen. Dazu mussten zunächst Circulation Weather Types (CWT) für das gegenwärtige und zukünftige Klima klassifiziert werden (siehe auch Jones et al., 1993). Weiterhin wurden Kriterien Hydrologie IMPETUS 257 für die Auswahl der Repräsentanten in einem Zeitraum von November 2001 bis Dezember 2002 für das Gebiet des Hohen Atlas formuliert und die Repräsentanten mit FOOT3DK nachsimuliert (vgl. Huebener et al., 2007). Eine Vergrößerung des Simulationsgebiets einschließlich Teile des Beckens von Ouarzazate wurde vorgenommen. Darüber hinaus wurde damit begonnen das Grundkonzept für das bereitzustellende Informationssystem (IS) zu verfeinern, das eine Rekombination für einen vom Nutzer wählbaren Zeitraum auf Basis der mit FOOT3DK nachsimulierten Repräsentanten und der klassifizierten CWT durchführen soll. Mögliche Nutzergruppen • Information Centre on Sustainable Energy & Environment • Université Hassan II Stand der bisherigen Arbeiten In den ersten beiden Projektphasen wurde zunächst die Modellkette etabliert und anhand von Sensitivitätsstudien die Anwendbarkeit von FOOT3DK im südlichen Untersuchungsgebiet geprüft. Verschiedene Anpassungen (z. B. Einführung einer Methode die Bewässerung in den Oasen darzustellen, sowie die Implementierung eines tief liegenden Grundwasserspeichers) wurden umgesetzt, um die realen Bedingungen im Untersuchungsgebiet angemessen abzubilden. Das Modell FOOT3DK (s. a. Shao et al., 2001 und Huebener et al., 2007) wurde für das südliche Gebiet eingesetzt. Es wurden mit einem statistisch-dynamischen Downscaling (vgl. Fuentes und Heimann, 2000; Heimann, 2001) Niederschlags- und Verdunstungsklimatologien rekombiniert (Huebener und Kerschgens, 2007 und 2007b). Für das nördliche Einzugsgebiet (Hoher Atlas) wurden für FOOT3DK Sensitivitätsstudien für den orographisch differenzierten Hohen Atlas durchgeführt. Weiterhin wurde das Modell vom Betriebssystem Unix auf das Betriebssystem Linux umgestellt, was eine Verbesserung der Laufzeit nach sich zog. Nun sind Simulationen für größere Gebiete als bisher möglich. CWT-Berechnung für 2002 Die zehn klassifizierten CWT (zwei direktionale und acht Richtungstypen) wurden auf Grund ähnlicher Charakteristiken im Bezug auf Niederschlag zu sechs Gruppen zusammengefasst. Die CWT wurden um 30° N und 5° W zentriert berechnet. Die tägliche Verteilung der CWT in Tagen wird auf Basis von Druckdaten aus NCEP-Reanalysen berechnet (Abb. III.2.2-19). Den größten Anteil im Jahr 2002 nehmen die zusammengefassten Lagen Nord und Nordost ein, die insgesamt an über 210 Tagen im Jahr auftreten. Der CWT Nordost ist während des Sommers vorherrschend (Huebener, 2005). Die anderen gruppierten CWT treten wesentlich seltener auf. Sie haben insgesamt weniger Anteil am Niederschlag im Jahr 2002 (Abb. Ma III.2.2-19, Balken links). Der Anteil der CWT mit Niederschlag bei allen Klassen ist sehr gering, im Vergleich zum Auftreten der einzelnen Typen ohne Niederschlag. Hydrologie IMPETUS 258 Abb. III.2.2-19: CWT-Verteilung des Jahres 2002 auf Basis von NCEP-Reanalysedaten Auswahl der Repräsentanten Die verwendeten Repräsentanten für den Hohen Atlas wurden mit FOOT3DK mit Antriebsdaten des LM (Lokal Modell) nachsimuliert. Sie wurden anhand der berechneten CWT-Verteilung (Abb. III.2.2-19) und den im Simulationsgebiet befindlichen IMPETUS-Klimastationen ausgewählt, nachsimuliert und auf ihre Verwendbarkeit geprüft. Es wurden Episoden von 24 h mit einer Auflösung von ca. 9 km² pro Gitterbox auf einem Gebiet von etwa 111 km x 111 km Gesamtgröße modelliert. Das Gebiet befindet sich im nord-östlichen Bereich des Drâa-Flusseinzugsgebiets. Kriterien bei der Auswahl der Repräsentanten waren, dass die drei Maschen, in denen sich die IMPETUS-Stationen Tichki, Imeskar und Taoujgalt befinden, das gleiche Verhalten simulieren, wie der gemessenen Niederschlag an der jeweiligen Station zeigt (das Kriterium muss mindestens bei zwei von drei Stationen zutreffen). Für die Termine 'ohne Niederschlag' wurden simulierte Werte ≤ 0,05 mm akzeptiert. Hydrologie 259 IMPETUS [mm] Abb. III.2.2-20: Rekombinierter akkumulierter Niederschlag des Jahres 2002 in mm mit CWT aus NCEP-Reanalysen (grau: Einzugsgebietsgrenze des Drâa, schwarz: Orographie aus FOOT3DK, Punkte: gemessener Stationsniederschlag) Der rekombinierte akkumulierte Niederschlag des Jahres 2002 (Abb. III.2.2-20) zeigt im Vergleich zur Beobachtung eine sinnvolle Verteilung. Auf der Nordseite des Hohen Atlas fällt sichtbar mehrNiederschlag als auf der Südseite. Bei einem Vergleich zwischen dem gemessenen Niederschlag an den IMPETUS-Klimastationen (Abb. III.2.2-20, eingefärbte Stationspunkte) und dem simulierten und rekombinierten Niederschlag in der entsprechenden Gitterbox wird deutlich, dass FOOT3DK im Jahr 2002 den Niederschlag an einigen Stationen unterschätzt. Für die Stationen Taoujgalt und Tizi-n-Tounza entsprechen sich Modell und gemessener Niederschlag aber gut. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass der Niederschlag, der in einer Gitterbox simuliert wird, nur bedingt mit einem punktuell gemessenen Niederschlag vergleichbar ist. Anwendung auf die SRES-Szenarien A1B und B1 In Abb. III.2.2-21 ist die relative Häufigkeit der CWT-Verteilung für den 15-jährigen Zeitraum von 2036 bis 2050 für die verwendeten Szenarien A1B und B1 dargestellt. Weiterhin sind die Differenzen zur Kontrollperiode von 1986 bis 2000 dargestellt. Die Verteilungen, die mit REMOModelldaten berechnet wurden, differieren zwischen den unterschiedlichen Szenarien nicht sehr stark. Das liegt daran, dass unter anderem B1 und A1B im Forcingzeitraum von 2036 bis 2050 ein ähnlicher Verlauf des Strahlungsforcings vorliegt (stärker im A1B), der die Strömungsmuster der CWT ähnlich beeinflusst (Houghton et al.: IPCC, 2001). Vergleicht man die Kontrollperiode mit den NCEP-Reanalysen, zeigt sich eine gute Übereinstimmung (hier nicht dargestellt). Im Vergleich zur betrachteten Kontrollperiode weichen die beiden Szenarien-Verteilungen bis zu 5 % von der Kontrollperiode ab. Das A1B-Szenario zeigt die deutlicheren Signale. Hier kommt es im Vergleich mit der Kontrollperiode zu einer Abnahme der antizyklonalen CWT und einer Zunahme der nord- Hydrologie IMPETUS 260 östlichen und nördlichen Lagen von etwa 5 %, während im B1-Szenario die Abnahme der antizyklonalen CWT und Zunahme der Lage Nord und Nordost geringer ausfällt. Abb. III.2.2-21: Relative Häufigkeit der CWT für den 15-jährigen Zeitraum von 2036 bis 2050, basierend auf REMOModelldaten der Szenarien A1B und B1 (oben), und deren Differenzen zur REMO-Kontrollperiode von 1986 bis 2000 (unten). Unter der Annahme, dass das Verhältnis der Tage mit Niederschlag und der Tage ohne Niederschlag innerhalb der einzelnen CWT gleich bleibt, wurden Rekombinationen für die Forcingperiode von 2036 bis 2050 für die beiden unterschiedlichen Antriebe durchgeführt. Diese unterscheiden sich nur gering von der Rekombination aus dem Jahr 2002, daher werden für die Szenarien A1B und B1 die Differenzen von Forcing- und Kontrollperiode eines mittleren Niederschlags dargestellt (Abb. III.2.2-22). Das Signal, das sich in den Differenzen der beiden Szenarien zeigt, ist vom Muster her gleich und unterscheidet sich lediglich in der Intensität, was sich schon auf Grund der CWTVerteilung andeutete. Nördlich des Atlas nimmt der Niederschlag ab, während er im südlichen Atlasbereich zunimmt. Im Bereich der IMPETUS-Klimastationen kommt es zu einer leichten Niederschlagszunahme, die Signifikanz dieser Erkenntnis ist allerdings noch zu prüfen. Hydrologie 261 IMPETUS [mm] Abb. III.2.2-22: Differenzen des mittleren Jahresniederschlags für den 15-jährigen Zeitraum von 2036 bis 2050 minus Kontrollperiode von 1986 bis 2000 der REMO Szenarien A1B (linke Seite) und B1 (rechte Seite). Informations-System (IS) Das hier vorgestellte Informationssystem (IS) (schematisch in Abb. III.2.2-23) trägt den Titel „Niederschlag und Verdunstung - mögliche zukünftige Entwicklungen“ (IMPETUS -Développements futurs possibles de l'Évaporation et des Précipitations dans le bassin versant du Drâa (IDEP-Drâa)). Es soll Informationen liefern, welche möglichen Entwicklungen bzgl. Niederschlag und Verdunstung unter der Berücksichtigung verschiedener Randbedingungen künftig zu erwarten sind. Auf Grund des hohen Rechenzeitbedarfs der großen produzierten Datenmengen ist es nicht beabsichtigt das Modell FOOT3DK in das IS zu integrieren. Dem Nutzer werden die unter dem Kapitel Stand der Forschung beschriebenen Ergebnisse als IS-Basis zur Verfügung gestellt (Abb. III.2.2-23, grauer und roter Bereich). Es stehen die folgenden Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung: Der Anwender kann zwischen den beiden SRES-Szenarien A1B und B1 wählen, ebenso wie zwischen den Regionen Hoher Atlas/Becken von Ouarzazate und der Oasenregion. Zusätzlich kann der Nutzer den Startmonat und den Zeitraum der Klimatologie bestimmen (grüne Boxen oben rechts). Es ist geplant weitere Parameter zur Auswahl bereit zu stellen. Nachdem der Nutzer eine für sich optimierte Auswahl getroffen hat, werden IS-intern die Auftrittshäufigkeiten für den gewählten Zeitraum zusammengestellt und als Tabelle und/oder Grafik ausgegeben. Dieses IS-Ergebnis kann bereits als Informationsquelle genutzt, oder in weitere Simulationen integriert werden. Später soll noch die Möglichkeit geboten werden für bestimmte Zeiträume Zeitreihen zu extrahieren, dafür muss der Modelloutput unter Umständen weiter aufbereitet werden. Das IS wird z. Z. noch mit Testdatensätzen betrieben, ab Frühjahr 2008 werden diese durch reale Datensätze ersetzt. Hydrologie IMPETUS 262 Abb. III.2.2-23: Flowchart des IS IDEP-DRÂA Literatur Fuentes, U.; Heimann, D., 2000: An improved statistical-dynamical downscaling scheme and is application to the Alpine precipitation climatology. Theor. Appl. Climatol., 65, 119-135 Heimann, D., 2001: A model-based wind climatology for the eastern Adriatic coast. Meteorologische Zeitschrift, 10, 5-16 Houghton, J. T., Y. Ding, D. J. Griggs, M. Noguer, P. J. van der Linden, X. Dai, K. Maskell and C. A. Johnson: IPCC 2001: Climate Change 2001: The Scientific Basis: Contribution of the Working Group I to the Third Assessment Report of an Intergovernmental Panel on Climate Change. University Press, Camebridge Huebener, H.; Schmidt, M.; Sogalla, M.; Kerschgens, M., 2005: Simulating Evapotranspiration in a Semi-Arid Environment. Theor. Appl. Climatol., 80, 153-167 Huebener, H.; Kerschgens, M., 2007: Downscaling of current and future rainfall climatologies for southern Morocco. Part I: Downscaling method and current climatology. Int. J. Climatol. , Published Online, DOI: 10.1002/joc.1491 Huebener, H.; Kerschgens, M., 2007b: Downscaling of current and future rainfall climatologies for southern Morocco. Part II: Climate change signals. Int. J. Climatol. , 27, 1065 - 1073, DOI: 10.1002/joc.1457 Huebener, H.; Born, K.; Kerschgens, M., 2007c: Downscaling heavy rainfall in the subtropics - a simple approach for dynamical nesting. Advances in Geophysics, 10, 9-16 Shao, Y.; Sogalla, M.; Kerschgens, M.; and Brücher, W., 2001: Effects of land surface heterogeneity upon surface fluxes and turbulent conditions. Meteorol. Atmos. Phys., 78, 15 Hydrologie IMPETUS 263 Jones, P. D., M. Hulme und K. R. Briffa, 1993: A Comparison of Lamb Circulation Types with an objective Classification Scheme. Int. J. Climatol. , 13: 655-663. Landnutzung IMPETUS 261 III.2.3 Landnutzung PK Ma-L.1 Strategien der Landnutzung unter limitierten Wasserressourcen im Zentralen Hohen Atlas Pflügen eines Feldes im Hohen Atlas Problemstellung Strategien der Landnutzung im Zentralen Hohen Atlas betreffen die beiden Bereiche Anbau und Viehzucht. Während in den vergangenen Phasen vor allen Fragen der Wassernutzung in der Oasenlandwirtschaft nachgegangen wurde, konnte im Berichtzeitraum die Integration der weidewirtschaftlicher Fragestellungen vertieft werden. Dabei wurden die durch sozialwissenschaftliche Befragungen gewonnenen Erkenntnisse zum in der Region dominanten transhumanten Weidewirtschaft, durch die Modellergebnisse zur Berechnung der Weidekapazität komplementiert. Anbau und Viehzucht werden in der gesamten Region von Spezialisten betrieben und stellen sich ergänzende Wirtschaftsweisen dar, die unterschiedliche Nischen im Ökosystem nutzen. Die transhumante Weidewirtschaft hat allerdings in den letzten Jahrzehnten eine spürbare Veränderung der Nutzungsmuster erfahren. Die idealtypischen Transhumanzzyklen werden seltener ausgenutzt und dorfnahe Weideflächen dafür stärker beansprucht. Diese Veränderung wirkt sich auch auf den Umgang mit Kollektivland aus, wo Viehzüchter in Konkurrenz mit Bauern treten (vgl.: El Alaoui 2002: 8ff.). Während an der feuchteren Nordflanke des Atlas Gebirges auf Kollektivland auch Regenfeldbau betrieben wird (vgl.: Kraus 1991: 55-56 und 73-76) ist im Arbeitsgebiet des PK am Südabhang des Gebirges Kollektivland fast ausschließlich Weideland. Landnutzung IMPETUS 262 In der gesamten Region kommt es, wie in anderen Teilen des Drâa-Einzugsgebietes auch, immer wieder zu Engpässen bei der Versorgung mit Wasser für die Landwirtschaft und Futterpflanzen für die Tiere. Neben den natürlichen saisonalen Schwankungen wirken sich vor allem die starken interanuellen Veränderungen der Wasserverfügbarkeit negativ auf Anbau und Tierhaltung aus. Die Untersuchungen im PK Ma-L.1 gehen davon aus, dass die tatsächliche Wasserverfügbarkeit sowie die Wasser- und Weidenutzung nicht nur von naturräumlichen Faktoren bestimmt werden, sondern zu einem wichtigen Teil vom sozialen und politischen Handeln der Akteure vor Ort abhängig sind. Die tatsächlich in einem Anbaugebiet verfügbaren Ressourcen hängen also sowohl von der naturräumlich bedingten lokalen Wasserverfügbarkeit als auch von historisch gewachsenen und sozial kontrollierten Verfahren der Wasserverteilung ab. Letztere wurden im PK sozialwissenschaftlich untersucht und mit den Ergebnissen naturwissenschaftlicher Untersuchungen und Modellierungen korreliert. Mitarbeiter H. Kirscht, A. Roth, A. Linstädter, G. Baumann, S. Platt, B. Kemmerling Zielsetzung Interdisziplinäre Arbeiten im Teileinzugsgebiet Ifre Fokus der Untersuchungen ist das hydrologische Teileinzugsgebiet Ifre (Abb. III.2.3-3) sowie die von den dort ansässigen Viehzüchtern genutzten Weidegebiete zwischen Hohem Atlas und Jebel Saghro (Abb. III.2.3-1+2). Hier werden die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen natürlicher Wasserverfügbarkeit und anthropogen gestalteter Wasser- und Weidenutzung untersucht. Darüber hinaus wird die Bandbreite aktueller Strategien erfasst und die Wasserverfügbarkeit, der Wasserverbrauch und der Zustand der Weideflächen im Jahresgang quantifiziert. Auch der Einfluss der Beweidung auf die Vegetationsdynamik wurde dargestellt und wird für die Nutzer des Informations-Systems LUD-HA aufbereitet. Hier zeigen sich deutliche Schnittstellen und Synergieeffekte mit den Arbeiten in anderen PKs. Die PKs Ma-L.2, „Auswirkungen von Landnutzungs-und Klimawandel auf die Resilienz und Regenerationsfähigkeit der Vegetation in Südmarokko“ sowie MaG.2 „Wasser- und Weidenutzung im Spannungsfeld zwischen traditionellen Entscheidungsprozessen und staatlichen Institutionen“, liefern wichtige inhaltliche oder methodische Beiträge zur vorliegenden Arbeit. Die Analyse der Techniken und Managementsysteme die, von der lokalen Bevölkerung entwickelt wurden, fließen zum einen direkt in die Auswertungen des PK ein, zum Anderen stehen sie stärker formalisierten Systemen der Ermittlung des Ressourcenpotentials (BUFFER, SAVANNA) als Eingangsparameter für die Modellberechnungen zur Verfügung. Die Frage, wie die lokale Bevölkerung mit den knappen Ressourcen umgeht und welche Strategien sie dabei implizit oder explizit verfolgt, bildet, neben der Untersuchung der naturwissenschaftlichen Disziplinen, die Ausgangsbasis für die durchgeführten Analysen. Neben einer klimatisch bedingten Veränderung des verfügbaren Wassers und der Weidequalität, hat vor allem die Veränderung der Bevölkerungsstruktur Einfluss auf mögliche Strategien. Landnutzung IMPETUS 263 Die Kombination der naturwissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Systemanalysen wird einem in Entwicklung befindlichen Informationssystem (IS) dargestellt. In einem dialogischen Prozess mit institutionellen Vertretern wurden erste Versionen dieses Informationssystems vorgestellt. Nach erfolgter Anpassung sollen diese Daten in einem weiteren Schritt dann den lokalen Entscheidungsträgern zugänglich gemacht werden. Diese können daraus Handlungsstrategien zur Optimierung der Ressourcennutzung entwickeln. Darüber hinaus werden Verfahren erstellt, das hierfür notwendige Wissen zu transferieren. Stand zur SDSS/IS/MT-Entwicklung Der PK Ma-L.1 kombiniert für lokale Fallbeispiele „Driving Forces“ aus den Bereichen „Anthroposphäre“ und „Umwelt“, um unter Anwendung der Szenarien und möglichen Strategien der Bevölkerung Aussagen über Responseindikatoren aus den Bereichen Landnutzung und außerlandwirtschaftliche Einkommensgenerierung zu treffen. Methodik Zur Erstellung des Informationssystems LUD-HA werden die Ergebnisse verschiedener disziplinärer Modelle zusammengefasst und mit den qualitativen Ergebnissen der ethnologischen Untersuchungen gewichtet. Dazu wird ein Expertenmodell verwendet, das landwirtschaftliche Konzepte und lokale Entscheidungsfindung in Relation zu naturräumlichen, sozialen und demographischen Entwicklungen setzt. Mit Hilfe des Moduls DemProj der freien und Excel-kompatiblen Software SPECTRUM (Betreiber: Platt), die in den 1990er Jahren von einer US-regierungsnahen Entwicklungshilfeinstitution entwickelt wurde (vgl. Policy Project 1997), können die demographischen Variablen in unterschiedlichen Bevölkerungsprojektionen verarbeitet werden. Die räumliche Auflösung reicht bis auf die kommunale Ebene. Die zeitliche Auflösung bewegt sich in Ein-JahresSchritten zwischen 2004, in dem der derzeit aktuelle Zensus erhoben wurde, und 2020, dem Projektionsziel der IMPETUS-Szenarien. In die Bevölkerungsprojektionen fließen insgesamt bis zu acht unterschiedliche Ausgangsvariablen ein, die, je nach Fragestellung, als Basis- oder Interventionsvariablen fungieren können. Grundlage der Berechnungen ist die Population im Ausgangsjahr in quinquennalen Altersgruppen, differenziert nach Geschlecht. Auf Grundlage der gesammelten sozialwissenschaftlichen Daten werden Strategien der lokalen Bevölkerung in gewichteten Entscheidungsbäumen zusammengestellt. Landnutzung IMPETUS 264 Das Pastorale Ökosystemmodell SAVANNA (Betreiber: Roth) ist ein flächenhaft explizites, prozessorientiertes Modell zur Ökosystemanalyse, das die Produktivität der Weideflächen und die Auswirkungen von Weidewirtschaft und Klimaverlauf auf die Vegetation der natürlichen Ökosysteme im Drâa-Einzugsgebiet berechnet. SAVANNA wurde bisher für flächenrelevante Teilökosysteme parametrisiert und kalibriert. Dieses Modell dient der Modellierung der Dynamik von Pflanzenpopulationen basierend auf spezifischen Pflanzenverteilungsmustern (Habitatmustern), sowie der Modellierung ihrer Biomasseproduktion unter dem Einfluss von Beweidung und ihrer Funktion auf den Wasserhaushalt. Mit dem regelbasierten ökologisch-ökonomischen Modell BUFFER (Betreiber: Linstädter) wird das Management der natürlichen Ressourcen in Wechselwirkung mit ihrer räumlichen und zeitlichen Verfügbarkeit modelliert. Die Arbeit an Buffer ruhte seit März 2007 mit dem Ausscheiden von Oliver Jakoby aus IMPETUS und wird seit Anfang 2008 durch Romina Drees fortgeführt. Da das Modellkonzept von BUFFER, das nachhaltige Konzepte der Wassernutzung direkt in ihrer Auswirkung auf die natürlichen Ressourcen abprüft, im März 2007 bereits fertig gestellt war, konnte im Berichtszeitraum sowohl die konzentrierte Nacherhebung von fehlenden Daten erfolgen als auch die Arbeit an dem auf BUFFER basierenden SDSS Padrâa vorangetrieben werden. Bei den Erhebungen standen die Dynamiken und die „Puffer-Qualität“ der natürlichen Ressourcen Weide und Wasser im Vordergrund. Für eine detaillierte Beschreibung des Modells siehe die Berichte der PKs Ma-L.2 und MA-G2. Die Modelle werden in Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt C2 in das Informationssystem LUDHA überführt. Landnutzung IMPETUS 265 Stand der bisherigen Arbeiten Ethnologische Untersuchungen der Landwirtschaft und Viehhaltung Die in den zurückliegenden Projektphasen in den zur Commune Ighil Mgoun gehörenden Dörfern und im Bereich des Dades-Tals sowie der westlichen Zuflüsse zum Mansur-Eddhabi-Staudamm durchgeführte Vergleichsstudie wurde abgeschlossen. Ergänzend zu den zusammen mit C. Heidecke durchgeführten Befragungen mit dem bereits in Ifre eingesetzten standardisierten landwirtschaftlichen Fragebogen wurden die Erhebungen zu den Strategien des Weidemanagements intensiviert. N Awjgal Asselda Timassinine Imlil Saghro Ouarzazate Abb. III.2.3-1: Weidegebiete der Ait Toumert auf Geländemodell. Umsetzung: Pierre Fritzsche Abb. III.2.3-2 : Zeichnung der Hirten der Ait Toumert der während eines Jahres genutzten Weidegebiete Neben den bestehenden (oder nicht bestehenden) Allianzen zwischen den verschiedenen, am gleichen Abflusssystem gelegenen Dörfern, wurden auch Wechselbeziehungen zu transhumant lebenden Teilen der Gesellschaft in die Analyse einbezogen. Die bisherigen Befragungen haben gezeigt, dass in ausreichend feuchten Jahren Allianzen weniger Bedeutung haben als in trockenen, da die verfügbaren Ressourcen auch mit geringer Regulierung ausreichen. Das gilt sowohl für Allianzen zwischen Dörfern, als auch für Absprachen mit mobilen Teilen der Gesellschaft. In Krisenjahren, mit geringen Niederschlägen, wenig verfügbaren Wasser und schlechten Weideressourcen, können fehlende Absprachen zu Konflikten und einer geringeren Produktivität des Wirtschaftssystems führen (vgl.: Ait Hamza 2002: 47ff). Für die Arbeit in Ifre Einzugsgebiet gilt weiterhin, dass trotz der beobachteten relativen Homogeni- Landnutzung IMPETUS 266 tät in vielen Bereichen wichtige Unterschiede bei den beobachteten Landnutzungsstrategien berücksichtigt werden müssen. Vor allem die Untersuchung von Weidenutzungsstrategien in Zusammenarbeit mit B3 wurde im Berichtszeitraum forciert, da die Tierhaltung als wichtige den landwirtschaftlichen Anbau ergänzende, Einkommen generierende Strategie angesehen werden muss. Neben der Kenntnis des Weidepotentials, das durch die Modellierung mit SAVANNA berechnet wird, sind es bewusste Strategien der Hirten, die die Beweidung, den Viehbestand und damit das wirtschaftliche Potential sowie die ökologischen Auswirkungen der Nutzung bestimmen. Zur Verbesserung der Datengrundlage wurden im letzten Berichtzeitraum zusammen mit einer Diplomandin (B. Kemmerling) zusätzliche Untersuchungen über transhumante Viehzüchter durchgeführt. Die im Zuge der Forschungsreise nach Marokko im September und Oktober 2007 erhobenen ethnologische Daten sind bereits teilweise ausgewertet und werden momentan in die relevanten Modelle (BUFFER) und Informationssysteme (LUD-HA, PADRÂA) integriert. Das Forschungsinteresse fokussierte sich dabei auf eine zu den Ait Toumert gehörende Gruppe von Pastoralnomaden, deren sesshafte Verwandte in einigen Dörfern des Ifre-Einzugsgebietes (bzw. der Commune Ighil Mgoun) leben. Während der Sommermonate befinden die transhumant lebenen Familien in Awjda, im Ighil Mgoun-Massiv. Im Herbst ziehen sie sich auf die Hochebene von Asselda zurück. Das Untersuchungsgebiet erstreckte sich demnach auf beide Weidegebiete. Ein Schwerpunkt der Untersuchungen bildete der Bereich der Ethnobotanik, der vor allem für die Modellierungen der weideökologischen Arbeitsgruppe (Linstädter) sowie als Ausgangsbasis für die Befragungen zum Indigenen Wissen der mobilen Bevölkerung wichtig ist. Mittels der Cultural Domain Analysis wurde lokales Wissen über die Qualität und Quantität von Futterpflanzen erfragt. Zu diesem Zwecke wurden Freelists erstellt, die eine statistische Auswertung der als wichtig wahrgenommenen Pflanzen ermöglichen. Strukturiertes Pile Sorting ergab zusätzliche Informationen über das Auftreten der Pflanzen auf bestimmten Weidegebieten sowie über die Fressbarkeit für Schafe und Ziegen. Dadurch werden die Resultate der Freelists sinnvoll ergänzt. Es wird angenommen, dass das lokale Wissen über Futterpflanzen ein Indikator für Entscheidungen zur zeitlichen und räumlichen Mobilität der Pastoralnomaden ist. (Siehe auch Berichte der PKs Ma-G2 und Ma-L2). Generell liefert lokales Wissen über Futterpflanzen aber keine Informationen über die Abweichungen vom Mobilitätsmuster, wie sie bei teil-standardisierten Interviews bei verschiedenen Familien der Ait Toumert zutage traten. Deshalb wurde eine lokale Bewertung der Niederschlagssituation und der dadurch beeinflussten Weidequalität der letzten Jahre vorgenommen und mit den gemessenen klimatischen Parametern (Niederschlag) korreliert. (Siehe Tabelle III.2.3- 1) Weitere Befragungen über Strategien zur Risikominimierung lieferten gezielte Informationen über die Handlungsspielräume der Pastoralnomaden. Die Befragungen zu den Transhumanzzyklen in den verschiedenen Jahren ergeben signifikante Abweichungen vom Mobilitätsmuster, vor allen während der Wintermonate Oktober bis März. Die Variationen hängen eng zusammen mit den Weidezuständen in den einzelnen Jahren. Ein Überblick über die diversen Bewertungen der 16 Informanten zeigt zudem eine reduzierte Korrelation in der Vergangenheit mit den von IMPETUS erhobenen meteorologischen Daten. Eine Erklärung dafür ist die verzerrte Erinnerung an vergangene Jahre. Landnutzung 267 IMPETUS Tab. III.2.3-1: Individuelle Wahrnehmungen der Weidequalität in den letzten Jahren (Anzahl der Informanten, welche die Jahre in verschiedene Kategorien einordneten, n = 16, und Übereinstimmung mit der wissenschaftlichen Klassifikation der Jahre (orange hinterlegte Felder), basierend auf Jahresniederschlagswerte von Ouarzazate. Für die wissenschaftliche Klassifikation bedeuted „sehr gut“ Niederschlagswerte von mehr als 50% über dem Durschnitt, „gut“ 25-50% über dem Durchschnitt, ein mittleres Jahr ist äquivalent mit weniger als 25 % Abweichung vom Durchschnitt, „schlecht“ bedeuted 2550 % unter dem Durchschnittswert, und „sehr schlecht“ steht schließlich für mehr als 50 % unter dem Niederschlagsdurchschnitt. Niederschlagswerte wurde von Kai Born erhoben (Universität zu Köln, Meteorologische Fakultät). Quelle: eigene Darstellung Jahr sehr gut gut 2006/2007 mittel 8 2005/2006 sehr schlecht schlecht 8 Summe 16 9 6 15 2004/2005 1 3 5 9 2003/2004 1 3 2 6 2002/2003 1 4 16 3 48 1 13 2001/2002 1 2000/2001 1 1999/2000 44 1998/1999 1 1990ies 1 1988/1989 4 1983/1984 1 12 4 1 1980-1982 1975-1978 1 2 1 1 1 1 Mobilitätsentscheidungen werden aber nicht nur durch ökologische Parameter bestimmt, sondern vor allem auch durch den ökonomischen Rahmen beeinflusst. Aus diesem Grund sind die sozialen Netzwerke und institutionellen Strukturen der Ait Toumert wichtig für die weitere Analyse. Die Interviews mit Pastoralnomaden der Ait Toumert über ihre Familienstrukturen haben ergeben, dass die Mehrzahl der Familien zusätzliche Einkommensquellen neben der Weidewirtschaft nutzt. Die Unterstützung verläuft meist vertikal, d.h. Söhne leisten finanzielle Hilfe für die Väter oder umgekehrt. Horizontale Unterstützung ist nicht üblich, so dass Geschwister nicht dazu tendieren, Landnutzung IMPETUS 268 sich gegenseitig zu helfen, es sei denn, sie sind wirtschaftlich miteinander verbunden, beispielsweise über eine gemeinsame Herde. Vertiefende Befragungen machten deutlich, dass zusätzliche Einkommensquellen essentiell für Risiko minimierende Strategien sind und den Handlungsspielraum im hohen Maße bestimmen. Die von ethnologischer Seite regional ausgeweiteten Befragungen zur Situation der Landwirtschaft und Viehzucht sowie zu den Strategien der Krisenbewältigung bestätigten, dass die im Assif Ait Ahmed und im Ifre-Einzugsgebiet gesammelten Informationen zur Oasenlandwirtschaft prinzipiell auch auf die anderen Dörfer im Hohen Atlas angewendet werden können. Das betrifft sowohl die gesellschaftliche und politische Struktur der Gemeinden, als auch die verwendeten lokalen Techniken in Landwirtschaft und Viehzucht. Lediglich die Bedeutung der einzelnen Problemfelder variiert zwischen den einzelnen Gemeinden und Nutzergruppen. In den relativ wasserreichen Gemeinden entlang des Dades ist es vor allem die Ober-Unterlieger Problematik, die thematisiert wurde. Auch sind Probleme und Konflikte im Zusammenhang mit dem Management der Bewässerungskanäle in den stärker Besiedelten Regionen häufiger. Auch die innerhalb des Arbeitsgebietes verlaufenden „tribalen“ Grenzen können auch heute noch ein Kristallisationspunkt für Konflikte um Land-, Wasser- oder Weiderechte sein, obwohl der formal geführte Diskurs, vor allem über Weidenutzungsrechte in den Tälern, auch Fremden relativ weit reichende Rechte zur Nutzung der Weideressourcen einräumt. Vor allem für das Weidegebiet Imlil konnten die Beobachtungen diese Angaben bestätigen. Hier wurden auch Nomadenfamilien weiter entfernt beheimateter Gruppen angetroffen die auf Befragen die Offenheit der Weiden auch für Ortsfremde prinzipiell bestätigten. Die zu erwartete demographische Entwicklung kann auf die Entstehung eines Konfliktpotentials, auf mittlere und längere Sicht, verstärkend wirken. Die mit dem Modell SPECTRUM/DemProj vorgenommenen Bevölkerungsprojektionen, die quantitative Daten z.B. bezüglich Migration, Fertilität, Mortalität, Altersstruktur und Urbanisierung berücksichtigen, gehen von einem Anstieg der Bevölkerung aus. Obwohl es im Untersuchungsgebiet zwischen 1994 und 2004 lediglich ein geringes Bevölkerungswachstum gab, welches in ländlichen Gebieten sogar teilweise negativ ausfiel (vgl. Abb. III.2.3-3) errechnen die durchgeführten Projektionen ein Bevölkerungswachstum. Dieses war in der zurückliegenden Dekade in urbanen Gegenden (durchschnittlich 3,1%) deutlich höher als in ruralen Gebieten (durchschnittlich 0,8%), wobei die Bevölkerungszunahme der Kommune Ifre mit 0,8% genau im Durchschnitt der Untersuchungsregion lag. Als Ursachen für diese uneinheitliche Entwicklung gelten neben einer sinkenden Fertilitätsrate von 5,45 Kindern 1994 auf 4,26 Kinder 2004, längere Geburtsintervalle, späteres ErstheiAbb. III.2.3-3 Durchschnittliches jährliches Bevölkerungswachstum auf Kommunalebene der der Provinzen Ouarzazate und Zagora in der Dekade 1994-2004 Landnutzung IMPETUS 269 ratsalter und eine immer noch hohe Kinder- und Müttersterblichkeit (nur 17% der Geburten werden medizinisch begleitet) vor allem die Migration (vgl. Direction de la Statistique 1995, Haut Commisariat au Plan 2005). Auffallend ist darüber hinaus, dass alle Kommunen, die städtische Siedlungen umschließen, ein hohes Bevölkerungswachstum aufweisen. Neben den Kommunen um Ouarzazate, Agdz und Zagora zeigt auch die dem Arbeitsgebiet benachbarte Kommune um Kalaat M'Gouna diese Entwicklung (siehe Abb. III.2.3-3). Zusammenfassend zeigen sich als demographische Kennzeichen in den Provinzen Ouarzazate und Zagora eine niedrige ländliche und eine hohe urbane Wachstumsrate bei einer insgesamt jungen Bevölkerung. Neben einer großen Urbanisierungs- und Migrationstendenz lässt sich eine nur langsam fallende Fertiliät und eine immer noch hohe Mortalität und Morbidität feststellen. Bei den auf Kommuneebene durchgeführten Projektionen für das Jahr 2020 ergeben selbst Interventionen mit extremen Annahmen (z.B. eine überproportional steigende oder fallende Fertilitätsrate) signifikante Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung. Lediglich eine Veränderung der angenommenen Migration kann deutlich sichtbare Modifikationen in der Bevölkerungsentwicklung verursachen. Allgemein sind signifikante demographische Veränderungen erst bei längerfristigen Projektionen zu erwarten, da demographische Prozesse generell nur langsam auf Veränderungen der Ausgangsparameter reagieren. Es wurde deshalb mit der Entwicklung eines im IMPETUS Framework integrierten Tools begonnen, mit dem lokale Entscheider selbständig längerfristige Bevölkerungsprojektionen durchführen können. Dabei erhalten sie die Möglichkeit relevante Parameter anzupassen und die Auswirkungen der Modifikation der Parameter auf die demographische Entwicklung abzuschätzen. Vor allem die Auswirkungen der Migration, die als die wichtigste Strategie der Bevölkerung Wasserknappheit und Ressourcenmangel zu umgehen angesehen werden kann, können so abgeschätzt werden. Migration ist ein signifikanter Faktor innerhalb der demographischen Dynamik, auch wenn sie durch ihre große Fluktuation quantitativ schwer zu erfassen ist, da selbst in den nationalen Zensuserhebungen die unterschiedlichen Kategorien von Migration wie Arbeits-, Heirats- oder Bildungsmigration nicht unterschieden und erfasst werden. Für die anwenderorientierte Umsetzung der Ergebnisse der PK über landwirtschaftliche Konzepte und lokale Entscheidungsfindung wird ein GIS-basiertes Informationssystem entwickelt. Dazu wurden auf Grundlage der gesammelten sozialwissenschaftlichen Daten Entscheidungsmöglichkeiten der lokalen Bevölkerung in gewichteten „look up-sheets“ zusammengestellt. Landnutzung IMPETUS 270 SAVANNA - Modellierung der Biomassedynamik unter Einfluss der Weidewirtschaft Das Teilprojekt B3 untersucht mit Hilfe des pastoralen Ökosystem-Modells SAVANNA die Produktivität der Weideflächen und die Auswirkungen von Weidewirtschaft und Klimaverlauf auf die Vegetation der natürlichen Ökosysteme im Drâa Einzugsgebiet. SAVANNA wurde bisher für flächenrelevante Teilökosysteme parametrisiert und kalibriert. Im Berichtszeitraum konnte erstmals das gesamte Artenspektrum im Arbeitsgebiet adäquat simuliert werden. Das Ziel der Arbeiten liegt in der Bestimmung des Einflusses der Weidewirtschaft auf die Vegetationsbedeckung. Es soll bestimmt werden, wie und in welchem Umfang die unterschiedlichen Vegetationseinheiten unter bestimmten Szenarien auf den Gebietswasserhaushalt rückwirken. Für ausgewählte Klimaszenarien Abb. III.2.3-4: Tendenz der grünen Blatt Biomasse an Sträuchern der Jahre wurden für den Zeithori1975, 2000, 2024 zont 2025 Modellläufe durchgeführt, um die zukünftige Biomassedynamik unter Szenarienbedingungen abzuschätzen. Abbildung III.2.3-4 stellt die räumliche Verteilung der grünen Blattfläche in kg ha –1 in den Jahren 1975, 2000 und 2024 dar. Die allgemeine Tendenz geht auf einen Rückschritt, bei gleichbleibend moderater Beweidung (hier 1000 Schafe/Ziegen pro km²) der fressbaren grünen Blattfläche bei den begehrtesten Straucharten - hier Arthemisia heba-alba - (im gesamten höheren ab ~1400m ü.N.N Bereich des Untersuchungsgebietes Ifre), sowie Hamada scoparia (vorwiegend in der Ebene <1400m ü.N.N.) und Convolvulus trabutianus. In diesem Zusammenhang nur im Gebiet des AntiAtlas in Verbindung mit Arthemisia mesatlantica als Bestandsbildend zu bezeichnen. Der Dezember wurde willkürlich als Monat ausgewählt. Dennoch liegt die Bildungsphase von Jungpflanzen im Herbst (November), so dass bei dieser Darstellung auch diese eine Rolle spielen sollten. Obwohl das Jahr 2000 durch seine ungewöhnliche Trockenheit kein repräsentatives Jahr ist, weist es auf den Trend hin, der spätestens 2024 zu besichtigen ist: Die gesamte grüne fressbare Blatt-Biomasse an Sträuchern geht stark zurück, auch und gerade in den Gebirgregionen des Ifre (Markierung in Abb. 4). Liegen für das Jahr 1975 die Blatt-Biomasse-Abschätzungen im Bereich des Arbeitsgebietes Ifre größtenteils zwischen 70,0 kg ha-1 und 140,0 kg ha-1, teilweise in den Höhenlagen des Anti Atlas und Hohen Atlas flächig sogar darüber. So sind sie im sehr trockenen Jahr Landnutzung 271 IMPETUS 2000 auf 70 kg ha-1 und weit darunter gefallen. Dieser Trend kann allerdings im Jahre 2024 nicht mehr gesehen werden, da hier die Simulationen Werte um 100 kg ha-1 ausgeben. Zum Vergleich liegen die Blatt-Biomasse-Abschätzungen in kg ha-1 aus Feldversuchen an Arthemisia-herba-alba bei 297kg ha-1 im Frühjahr und 432,5kg ha-1 im Herbst 2003 (Roth 2007). Wobei hier natürlich der relative Fehler und die Fehlerfortpflanzung bei Biomasseabschätzungen mit heran gezogen werden muss. Die meisten Biomasseabschätzungen der Literatur beziehen sich auf kg ha-1 Angaben, wohingegen viele Modelle u.a. auch das hier verwendete mit Deckungsgraden arbeiten. Dazu ist die enge Beziehung zwischen Niederschlagsereignissen und dem Net Primary Production (NPP) also der Netto Biomasseproduktion (kg ha-1) zu beachten (Boulain et al. 2006). Abb. III.2.3-5 stellt die Dynamik der akkumulierten Biomasse des gleichen Zeitraumes vor dem Hintergrund einer gestiegenen (realistischeren) Beweidung in diesem Gebiet bei 10000 Ziegen/ Schafen pro km2 dar. Deutlich ist hier die Nutzung einerseits durch Tiere, andererseits durch den Menschen in Form von Brennstoffsammlungen der holzartigen Gewächse zu erkennen, die zum einen das Abb. III.2.3-5: Akkumulierte Dynamik der Strauch, Kraut und holzigen Holz selbst (vor allem (QuerceGewächse 1975-2024 teae ilicis) aber auch die holzführende Strauchschicht (Arthemisia h.-a. und Hamada sc.) betreffen. Die Krautschicht, durch Abfraß der Tiere noch in ihrer Dynamik bestärkt (siehe Zwischenbericht 2006), weist eine, auch in trockenen Jahren (1980-1985 und 1999-2005), konsequente Akkumulation auf. Schließlich kann die Dynamik der Krautschicht sogar dahingehend interpretiert werden, dass sie zunehmend als trockenadaptiertes Nischengewächs ihre Strategien erfolgreich einsetzt. Holz wird dramatisch in seinem Bestand eingeschränkt. Die Strauchschicht ist der Hauptbiomasselieferant. Möglichkeiten der Landnutzung unter den gegebenen Szenarienbedingungen Die Simulationen zeigen, dass es Änderungen in der Vegetationszusammensetzung geben wird, wenn die Bevölkerung weiterhin an einer hohen Viehzahl sowie der Sammlung von holzartigen Sträuchern als Brennstoff festhält. Viele Straucharten werden sich, trotz Beweidung, expansiv auf Gebiete ausbreiten, die bisher von Nischenbepflanzungen, der vor allem zur oro-mediterranen Vegetationsgruppe gehörenden Spezialisten, besetzt sind. Darüber hinaus wird sich das gleichmäßige Muster vieler Steppengebiete auf andere Bereiche, vor allem in topographisch höheren Lagen aus- Landnutzung IMPETUS 272 weiten. Daraus resultiert eine sinkende Nahrungsvielfalt für die Tiere. Diese müssen auf andere Gebiete ausweichen, um die benötigte Energie zu erhalten. Zusammenarbeit mit anderen Institutionen Im Berichtszeitraum wurden im März und im Oktober zwei Workshops zur regionalen Ressourcenplanung durchgeführt. Am ersten Workshop im März 2007, der gemeinsam von IMPETUS, dem Biodiversitätsprojekt CBTHA und BIOTA-Maroc organisiert wurde und der Fragen des Ressourcenmanagements im Zielgebiet gewidmet war, nahmen neben Mitarbeitern der veranstaltenden Organisationen auch Vertreter von ECO-Maroc, der Université Iben Zoher Agadir und der ORMVAO in Ouarzazate, teil. Der Workshop diente in erster Linie der Vorstellung der in IMPETUS verwendeten Modelle und der Darstellungen der Arbeiten zum Ressourcenmanagement im gemeinsamen Untersuchungsgebiet, zwischen Hohem Atlas und Saghro. Bei mehreren Treffen mit dem Leiter des „Projet pour la Conservation de la Biodiversité par la Transhumance dans le Versant Sud du Haut Atlas“ wurde der Entwurf für eine „Axes de partenariat“ zwischen IMPETUS, BIOTA Maroc und der CBTHA entwickelt, in dem die weitergehende Zusammenarbeit im Bereich der Weidewirtschaftsuntersuchungen dargestellt wird. Während des Workshops im September/Oktober wurde erstmalig das IMPETUS Framework und das IMPETUS Laptoplabor zusammen mit A. Enders präsentiert. Die Teilnehmer der als Arbeitsgruppenworkshop konzipierten Veranstaltung, die, wie bereits der Frühjahrsworkshop, gemeinsam von IMPETUS, der CBTHA und BIOTA Maroc veranstaltet wurde, hatten die Möglichkeit erste Versionen der bereits in das Framework integrierten Informationssysteme LUD-HA und PADRÂA kennen zu lernen. Für März 2008 ein weiterer Workshop geplant, mit dem Ziel, die Teilnehmer dabei zu unterstützen, grundlegende Strukturen der in IMPETUS verwendeten Frameworks zu verstehen und die Aussagekraft der Ergebnisse bewerten können. Ergebnisse des Problemkomplexes Die in den zurückliegenden Jahren exemplarisch durchgeführten Detailuntersuchungen zu Wasserverfügbarkeit, Ernteerträgen und Wasserverbrauch von Kulturpflanzen in Ameskar und Tichki, im Assif N'Ait Ahmed, sind auf die räumliche Ebene des hydrologischen Teileinzugsgebiet Ifre ausgeweitet und durch detaillierte Untersuchungen zum Weidesystem ergänzt worden. Da im Arbeitsgebiet naturräumlichen Einheiten weitgehend mit politischen Einheiten (der Kommune Ighil Mgoun) deckungsgleich sind, können Daten zur demographischen Entwicklung der Commune, die für die Modellierung der Bevölkerung mittels DemProj verwendet werden. Besonders die in den Szenarien postulierte Veränderung bei der Bevölkerungsentwicklung, den Weidemanagementsystemen und dem Ausbau der Infrastruktur gehen in die Modellierung für den PK ein. Mit dem auf dem IMPETUS Framework basierenden Informationssystem LUD-HA, in das bisher bereits quantifizierbare Daten zum Anbauzyklus in der Landwirtschaft sowie qualitative Informationen über Dorfstrukturen, Problemfelder und landwirtschaftliche Strategien integriert sind, können lokale Institutionen Hintergrundinformationen zur Ressourcennutzung abrufen. Sukzessive werden weitere Daten in das offen konzipierte Informationssystem eingepflegt. Ziel ist es eine Datenbasis für Institutionen zu schaffen die regulierende Eingriffe in die Entwicklung von angepassten Weidemanage- Landnutzung IMPETUS 273 mentsystemen vornehmen und den nachhaltigen Ausbau der Infrastruktur sowie eine Verbesserung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion fördern. Literatur Ait Hamza, Mohammed (2002): Etude sur les Institutions Locales dans le Versant Sud du Haut Atlas. Projet CBTHA, Ouarzazate Boulain N., Cappelaere B., Séguis L., Gignoux J., Peugeot C. (2006) : Hydrologic and land use impacts on vegetation growth and NPP at the watershed scale in an semi-arid environment. Reg. Environment Change (2006) 6, pp 147-156. El Alaoui, Mohammed (2003): Etude sur le Statut Jurisdique des Terres Collectives au Maroc et les Institutions Coutumières et Locales dans les Versant Sud du Haut Atlas. Projet CBTHA, Ouarzazate Gabrielle, B., Roche, R., Angas, P., Cantero-Martinez, C., Cosentino, L., et al. 2005: « A priori parameterisation of the CERES soil-crop models and tests against several European data sets », Agronomie (22) 119-132 Gresens, Frank (2006): Untersuchungen zum Wasserhaushalt ausgewählter Pflanzenarten im DrâaTal – Südost Marokko. Bonner Agrikulturchemische Reihe, Band 26. Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz, Bonn. Haut Commisariat au Plan (2005): Recensement Général de la Population et de l'Habitat 2004. Rabat. Jensen, M. E., Burman, R. D., and Allen, R. G. (ed). 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(2007) : Modelling vegetation dynamics under pastoral conditions in a water limited ecosystem in south-eastern Morocco. Continental Biosphere Conference Paris. August 2007.p 45 PK Ma-L.2 Auswirkungen von Landnutzungs- und Klimawandel auf die Resilienz und Regenerationsfähigkeit der Vegetation in Südmarokko Experiment zur Bestimmung der realen Nettoprimärproduktion und der pflanzlichen „Rain Use Efficiency“ (RUE) auf den Weidegebieten des Hohen Atlas. Problemstellung Die Vegetation und ihre raum-zeitlichen Muster stehen im Zentrum dieses Problemkomplexes. Gerade in Trockengebieten steuert die Pflanzendecke im erheblichen Maße die Verteilung des Niederschlagswassers. In Abhängigkeit von der Dichte und Struktur der Pflanzen versickert entweder ein großer Teil des Wassers im Boden, oder es fließt oberflächlich ab. Ist die Pflanzendecke sehr schütter, können oberflächlich abfließende Regenfälle zur Bodenerosion führen. Weiterhin steuern die Pflanzen die Wasserverteilung ganz direkt über ihren Wasserverbrauch, der von der Menge der transpirierenden Biomasse abhängt. Andererseits stellt die Vegetation selbst in den semiariden und ariden Gebieten Marokkos – neben den Ressourcen „Wasser“ und „Boden“ – eine zentrale natürliche Ressource dar: Sie ist Weide für Nutztiere wie Ziegen, Schafe und Dromedare. Ihr Zustand und ihre raumzeitlichen Muster werden nicht allein durch die hochvariable Umwelt und langfristige Prozesse wie den Klimawandel beein- Landnutzung IMPETUS 275 flusst. Vielmehr spiegelt ihr aktueller Zustand auch die Nutzungsgeschichte eines Gebietes sowie den aktuellen Nutzungsdruck in Abhängigkeit von individuellen oder kollektiven Entscheidungen der Hirten wider. Nur ein grundlegendes Verständnis dieser vielfältigen Wechselwirkungen bietet die Möglichkeit zu verstehen, was unter solchen Bedingungen ein nachhaltiges Weidemanagement ausmacht. Weil die Dynamiken der natürlichen Ressourcen eng aneinander gekoppelt sind, leistet ein nachhaltiges Management der Ressource „Weide“ auch einen wichtigen Beitrag zum Bodenund Wasserschutz. Mitarbeiter A. Linstädter, P. Fritzsche, A. Roth, G. Baumann, R. Drees, K. Born Zielsetzung Ein grundlegendes Verständnis der in der Problemstellung genannten Wechselwirkungen zu gewinnen ist wesentliches Ziel der Weideökologie und damit des hier vorgestellten Problemkomplexes. Die Weideökologie muss mit Hilfe geeigneter Instrumentarien die Folgen der menschlichen Nutzung analysieren und fundierte Beurteilungen ableiten. Diese können in Handlungsempfehlungen und in ein Entscheidungsfindungssystem zu ökologisch verträglichen Nutzungsstrategien umgesetzt werden. Methodik Da Niederschlagsschwankungen und menschliche Nutzung ähnliche Vegetationsdynamiken bewirken können, ist die methodische Trennung dieser beiden Einflussgrößen in einem ariden Weidegebiet essentiell. Sie geschieht über den Vergleich der kurz- bis mittelfristigen Dynamiken auf Flächen mit bzw. ohne Beweidung. Hier kann inzwischen auf einen siebenjährigen experimentellen Beweidungsausschluss zurückgegriffen werden, der Schlüsselinformationen zur Resilienz der Vegetation auf Individuen, Populations- und Artniveau liefert. Dabei lassen sich Indikatoren für Degradations- und Regenerationsprozesse auf verschiedenen hierarchischen Ebenen (Pflanzenindividuum, Population, Art) und in Bezug auf einen nutzungsspezifischen Referenzzustand identifizieren. Die Resilienz (im Sinne von Elastizität) und Erholungsfähigkeit der Vegetation im DrâaEinzugsgebiet wird mit verschiedenen weideökologischen Methoden beurteilt. Schwerpunkte liegen auf der obersten Hierarchie-Ebene der Arten sowie auf der Ebene der spezifischen Schädigung von Pflanzenindividuen durch Beweidung. Eine weitere Datenlücke stellt die – v.a. nutzungsabhängige – Umsetzung der Niederschläge in pflanzliche Biomasse dar. Für alle drei Modelle, die für die Beantwortung der Kernfragen des Problemkomplexes Ma-L.2 entwickelt werden (SAVANNA, MOVEG-DRÂA und BUFFER), sind verlässliche Daten mit Bezug zum analysierten Weidesystem von großer Relevanz. Daher werden Daten zur Beziehung zwischen Niederschlag und Nettoprimärproduktion erhoben (s. Foto oben). Landnutzung 276 IMPETUS Stand der Arbeiten Im vergangenen Jahr sind die weideökologischen Erhebungen dem Arbeits- und Zeitplan entsprechend durch drei Bearbeiter vorgenommen worden. Die Experimente und Datenerhebungen konzentrierten sich auf die Fallstudie „Weidegebiete der Ait Tourmert“, die sich von der M’GounRegion über die Hochebene von Asselda bis in das Becken von Ouarzazate erstreckt und durch vier der IMPETUS-Testsites (Trab Labied, Taoujgalt, Ameskar und Tizi n’Tounza) repräsentiert wird. Wo möglich, wird neben den Beweidungsausschlussflächen die Vegetation in besonderen Schutzgebieten wie auf alten Friedhöfen als Referenzzustand für die weideökologischen Erhebungen herangezogen. Pflanzenfunktionstypen als Indikatoren für Weidequalität und Resilienz Im Rahmen des PK Ma-L.2 werden weideökologischen Indikatoren für den Landnutzungsdruck vor allem mit Hilfe von Pflanzenfunktionstypen (PFTs) identifiziert. Zur Klassifikation dieser Funktionstypen bedarf es eines weidespezifischen Merkmalskataloges, mit dem die Reaktion von Pflanzenarten auf Beweidung erfasst wird. Ein entsprechender Katalog ist bereits im letzten Berichtsjahr erstellt worden. Er ist sowohl auf die Vegetation des Untersuchungsgebietes als auch auf das Arteninventar anderer arider und semiarider Weidegebiete anwendbar und besteht aus einem Kern von 17 Merkmalen. Als Weiterentwicklung gegenüber bisher publizierten Merkmalskatalogen kann jedem Merkmal eine entsprechende Bedeutung für die Pflanzenantwort auf Beweidung (im Sinne einer Abwehr, Vermeidung oder Kompensation von Beweidung) zugeordnet werden. Beispiel: Merkmalskombination bei Zilla spinosa (L.) Prantl Berber: ELHARCHA Zilla spinosa Merkmal Ausprägung Code (ordinal) Lebensdauer: > 10 Jahre ausdauernd 2 Blütezeit: März – Mai 2 Wiederaustrieb: möglich 1 Ausbreitungsart: Selbstausbreitung 0 Fortpflanzung: rein sexuell 0 Chem. Schutz: vorhanden 0 Mech. Schutz: vorhanden 0 Blattkonsistenz: malakophyll 2 Blattphänologie: saisonal laubwerfend 1 Erneuerungsknospen: < 2 m Höhe 3 Achsenorientierung: aufrecht 2 Verholzung: verholzt 0 Höhe der Blüten: < 2 m Höhe, geschützt 2 Landnutzung 277 IMPETUS Abb. III.2.3-6: Merkmalskatalog für die Beispielart Zilla spinosa. Quelle: Daten & Entwurf G. Baumann. Während der Feldarbeit von Anfang März bis Anfang Juni 2007 erfolgte die Aufnahme von weiderelevanten Pflanzenmerkmalen an 68 ausgewählten Pflanzenarten, die sich auf vier Höhenstufen der Fallstudie verteilen. Die Auswahl der Arten erfolgte anhand der Kriterien „Abundanz“ und „Nennung als Futterpflanze durch Hirtennomaden“. Abbildung III.2.3-6 gibt beispielhaft einen Merkmalskatalog für die Art Zilla spinosa, wobei jedoch nur artspezifische Merkmale aufgeführt sind. Für jede Art sind darüber hinaus an zehn zufällig ausgewählten Pflanzen individuenspezifische Merkmale aufgenommen worden, wie die spezifische Blattfläche (SLA), das Trockengewicht der fressbaren und nichtfressbaren oberirdischen Biomasse, sowie Höhe und Deckung pro Individuum. Mit Hilfe multivariater Statistik wurden die Arten auf der Grundlage ihrer Merkmalskombinationen in Pflanzenfunktionstypen („Response Groups“) klassifiziert. Dabei zeigte sich, dass bei einer gleichzeitigen Analyse aller Arten des Untersuchungsgebietes eher großräumige Tendenzen zur Verteilung von Lebensformen entlang des Höhen- und Niederschlagsgradienten im Hohen Atlas wiedergegeben werden. Wenn ausschließlich die Arten eines Weidegebietes berücksichtigt werden, lassen sich dagegen spezifische Pflanzenfunktionstypen (PFTs) im Sinne von „Response Groups“ generieren (Abb. III.2.3-7). 1. Ebene aufrechte und horstige Gewächse 2. Ebene vegetative Fortpflanzung nur sexuelle Fortpflanzung möglich 3. Ebene kurz lang perennierend; perennierend; nur basal verholzt verholzt PFT Nr. 1 2 3 rosettige Gewächse Frühblüher; selbstausbreitend Sommerblüher; wind-ausbreitend 4 5 Abb. III.2.3-7: Beispielarten für PFTs im Weidegebiet Tizi n’Tounza (v.l.n.r.): Astragalus tribuloides (PFT Nr.1); Euphorbia spec. (PFT Nr. 2); Cytisus balansae (PFT Nr.3); Rafinaldia primuloides (PFT Nr. 4); Centaurea josiae (PFT Nr. 5). Quelle: Daten & Entwurf G. Baumann. Landnutzung 278 IMPETUS log Deckung in % Zum Überprüfen dieser Response Groups wurden während der Feldarbeit im Herbst 2007 in jedem Weidegebiet entlang von Weidenutzungsgradienten einige Vegetationsaufnahmen durchgeführt. Abbildung III.2.3-8 gibt vorläufige Ergebnisse aus dem Weidegebiet „Tizi n’Tounza“. Es zeigt sich, dass einige Pflanzengruppen wie z.B. die Gruppe der rosettig wachsenden Pflanzen (PFT 4 und 5) bei ansteigender Nutzung an Bedeutung zunehmen. Dies sind somit „Increaser Species“, also Arten die von einer starken Beweidung profitieren. 100 PFT Nr. 1 10 PFT Nr. 2 & 3 PFT Nr. 4 1 0 1 2 3 4 5 PFT Nr. 5 0,1 zunehmend intensive Nutzung Abb. III.2.3-8: Abundanzen (als logarithmisch aufgetragene Deckungswerte) von fünf funktionellen Pflanzengruppen entlang eines Weidenutzungsgradienten im Weidegebiet „Tizi n’Tounza“. Quelle: Daten G. Baumann, A. Linstädter, Entwurf G. Baumann. Da die untersuchten Gradienten auch Stufen sehr intensiver Beweidung umschließen, lassen sich mit ihrer Hilfe deutlich besser Zeigerarten oder -merkmale für nutzungsbedingte Vegetationsveränderungen aufzeigen als allein durch die IMPETUS-Weideausschlussflächen, die i.d.R. in moderat beweideter Vegetation angelegt wurden. So entsprechen die Vergleichsflächen der Stufe 2 der Nutzungsgradienten (0 = seit Jahrzehnten ungenutzt, 4 = sehr intensive Nutzung). Eine große Bedeutung kommt den Weideausschlussflächen jedoch zu, weil sie in den Weidegebieten vergleichbare Daten zur Vegetationserholung nach siebenjähriger Schonung liefern und als Stufe 1 der Weidenutzungsgradienten in die Auswertungen einfließen. Während der Feldforschung im Frühjahr 2008 sollen in jedem der vier Weidegebiete bei jeder Nutzungsstufe jeweils 8-10 Vegetationsaufnahmen durchgeführt werden, die als statistische gesicherte Basis zur Abundanzbestimmung der verschiedenen PFTs dienen. Außerdem werden Vegetationsaufnahmen in den Hauptweidegebieten Imlil und auf der Hochebene von Asselda erfolgen, um die dortige Vegetation hinsichtlich ihrer Nutzung vergleichend zu den Daten aus der Nähe der IMPETUS Teststationen einordnen zu können. Auf allen Vegetationsaufnahmen sollen Oberbodenproben genommen werden, um die Bedeutung abiotischer Standortfaktoren von Nutzungseinflüssen auch statistisch bestimmen zu können. Beziehung zwischen Niederschlag und pflanzlicher Biomasse Zur Bestimmung der realen Nettoprimärproduktion und der Rain Use Efficiency (RUE) wurden im Berichtsjahr Käfigexperimente unter Beteiligung des Diplomanden Julian Brenner (Botanisches Landnutzung IMPETUS 279 Institut, Universität Köln) durchgeführt. Die Forschungsfragen sind dabei (i) wie groß ist die tatsächliche Nettoprimärproduktion der Vegetation innerhalb einer Vegetationsperiode auf den betrachteten vier Höhenstufen (TRL, TAO, AMS, TZT)?, und (ii) gibt es Hinweise auf einen Erholungseffekt im Sinne einer gesteigerten Produktivität, oder ist die höhere Biomasse innerhalb der Ausschlussflächen auf eine Akkumulation von Reservebiomasse zurückzuführen? Das Versuchsdesign zeigt Abbildung III.2.3-9. Pro Weidegebiet werden zwanzig Quadratmeter zunächst nichtdestruktiv erfasst und am Ende der Vegetationsperiode (je nach Höhenstufe im Frühjahr oder Herbst 2008) zusätzlich abgeerntet. Von diesen sind zehn mit Maschendrahtkäfigen eingezäunt, zehn bleiben der Beweidung durch Schafe, Ziegen und Dromedare zugänglich. Ergänzende Daten stammen jeweils zehn von Quadratmetern, die zufällig innerhalb der IMPETUS-Ausschlussflächen verteilt sind. dellen: MOVEG Drâa Abb. III.2.3-9: Versuchsdesign der Käfigexperimente. Links ist die zufällige Verteilung der gezäunten und ungezäunten Flächen gezeigt,Stand rechtsder der Arbeit Bau eines an Käfigs. den MoQuelle: Entwurf G. Baumann. Stand der Arbeit an den Modellen MOVEG Drâa Die Erstellung und Weiterentwicklung des Modells MOVEG Drâa für die Erfassung und Modellierung der natürlichen Vegetationsdynamik sowie deren Implementierung in vorhandene und zukünftige Module verschiedener SDSS werden seit November 2006 für das vegetationsökologische Teilprojekt B3 von Pierre Fritzsche übernommen. Im Berichtjahr stand die Erstellung der Datengrundlage für die Modellierung an. Diese umfasst die Akquise von Satellitendaten, Modelldaten und phänologischen Daten aus verschieden Datenquellen, insbesondere in Übernahme von ausgeschiedenen Projektteilnehmern. Im Zuge der Arbeitsaufenthalte von P. Fritzsche in Marokko wurden umfangreiche Validierungsdaten für die Modellierung von MOVEG Drâa gesammelt. Dafür werden ab dem Frühjahr 2007 mittels qualitativer Vegetationsaufnahme über 100 Aufnahmepunkte erfasst und in einer Datenbank gespeichert. Die Vegetationskarte von M. Finckh und P. Poete dient als weitere Landnutzung IMPETUS 280 Grundlage für die Identifizierung und Validierung von Vegetationseinheiten. Diese Karte liefert erstmals flächenhafte Information über die Vegetation im Untersuchungsgebiet. MOVEG Drâa wurde 2007 konzeptionell aufgestellt (Abb. III.2.3-10) und weiterentwickelt. Es ist als statistisches Regressionsmodell auf der Basis von zeitlich und räumlich hochaufgelösten Satellitendaten definiert. Dieses Modell wird die Analyse, Interpretation und Vorhersage der (natürlichen) Vegetation im Einzugsgebiet des Drâa ermöglichen. Der dreiteilige Aufbau von MOVEG Drâa ermöglicht die Erfassung, Analyse und Berechnung biophysikalischer Parameter auf Basis der Sensoren MODIS unter ergänzender Verwendung von LANDSAT TM und SPOT VEGETATION. Abb. III.2.3-10: Flussdiagramm des Modells MOVEG Drâa. Quelle: Entwurf P. Fritzsche. Die flächenhafte, kontinuierliche und zeitlich sehr hoch aufgelöste Erfassung phänologischer Abläufe im hochkomplexen, semiariden Drâa-Einzugsgebiet mit seiner Größe von ca. 34.600 km² ermöglicht eine sehr exakte Abbildung und Analyse der saisonalen und interannuellen Vegetationsentwicklung. Durch eine automatisierte Erfassung des phänologischen Zyklus aus den Zeitreihen kann räumlich abgegrenzt werden, wo bestimmte Phänologiezyklen vorherrschen. Die Abbildung III.2.3-11 zeigt die Verteilung der Vegetation im Untersuchungsgebiet auf drei verschiedene Phänologietypen. Über den Farbton wird die Dominanz unimodaler (grün), bimodaler (blau) oder konstanter (rot) Vegetationsperioden visualisiert. Gleichzeitig wird dabei die relative Aktivität der Vegetation im Untersuchungsgebiet über die Farbhelligkeit dargestellt (hell bedeutet große, dunkel dagegen geringe Aktivität). Landnutzung IMPETUS 281 Durch statistische Analysen der fernerkundlichen Zeitreihen kann bestimmt werden, inwieweit die Klimaparameter Niederschlag und Temperatur für die Phänologie der Vegetation eine Auslösefunktion haben. Die Analyse langjähriger Zeitreihen der tatsächlich beobachteten, regionalen und lokalen Vegetationsdynamik findet Verwendung in der Modellierung der Vegetationsdynamik mit Szenarien aus den unterschiedlichen Klimamodellen. Abb. III.2.3-11: Abgrenzung von Phänologietypen der Vegetation im DrâaEinzugsgebiet mittels Fourieranalyse. Rote Farbgebung kennzeichnet im Jahresverlauf konstante Vegetation, grüne Farbe kennzeichnet Vegetation mit unimodaler Vegetationsperiode, blaue Farbe kennzeichnet Vegetation, die durch eine bimodale Verteilung des Jahreszyklus dominiert wird. Zum optischen Abgleich sind die Grenzen der Vegetationseinheiten (weiß) eingetragen. Quelle: Entwurf P. Fritzsche, Ingo Ebertshagen; Vegetationseinheiten nach einer unpublizierten Karte von M. Finckh. MOVEG Drâa bietet insbesondere die notwendige Grundlage und Ergänzung für die Kalibrierung und Validierung der SAVANNA- und BUFFER-Modellergebnisse, sowie allgemeiner Vegetationsmodule verschiedener Modelle. Mit Hilfe der in den zweiten Projektphasen entstandenen gebietsweiten Landnutzungs- und Vegetationskarten des Einzugsgebietes unterscheidet MOVEG- Landnutzung 282 IMPETUS Drâa verschiedene Vegetationseinheiten (inter- und intraannuelle Phänologie, Nutzung, physiologisches Verhalten auf Umwelteinflüsse) und ermöglicht damit vor allem die Trennung zwischen natürlicher, vorrangig niederschlagsbedingter Vegetationsdynamik, und den Landoberflächen, die durch Bewässerungslandwirtschaft oder Regenfeldbau einem veränderten Regelzyklus unterworfen sind. Weiterhin werden die Ergebnisse für die weitere Verfeinerung der bestehenden Vegetationskarten eingesetzt, da erstmals flächenhaft phänologische Reaktionsmuster zu einer verbesserten Differenzierung einzelner Pflanzengesellschaften zur Verfügung stehen. Das Hauptaugenmerk wird hierbei auf die Umsetzung einer räumlichen Vorhersage der pflanzenphysiologischen Parameter gesetzt. Abb. III.2.3-12: Korrelationsmatrix zwischen den NDVIWerten auf 16-TagesBasis (y-Achse) und den zeitlich dagegen verschobenen, aus dem REMO abgeleiteten Niederschlägen der entsprechenden Rasterzellen (xAchse; Quelle: Entwurf P. Fritzsche. SAVANNA Das Teilprojekt B3 untersucht mit Hilfe des Ökosystem-Modells SAVANNA die Produktivität der Weideflächen und die Auswirkungen von Weidewirtschaft und Klimaverlauf auf die Vegetation der natürlichen Ökosysteme im Drâa-Einzugsgebiet. SAVANNA wurde bisher für flächenrelevante Teilökosysteme parametrisiert und kalibriert. Im Berichtszeitraum konnte erstmals das gesamte Artenspektrum im Arbeitsgebiet adäquat simuliert werden. Das Ziel der Arbeiten liegt in der Quantifizierung des Einflusses der Weidewirtschaft auf die Vegetationsbedeckung. Es soll bestimmt werden, wie und in welchem Umfang die unterschiedlichen Vegetationseinheiten auf den Gebietswasserhaushalt rückwirken. Für ausgewählte Klimaszenarien wurden für den Zeithorizont 2025 Modellläufe durchgeführt, um die zukünftige Biomassedynamik abzuschätzen. Landnutzung IMPETUS 283 Abbildung III.2.3-13 stellt die räumliche Verteilung der grünen Blattfläche in kg ha –1 in den Jahren 1975, 2000 und 2024 während des Monats Dezember dar. Die allgemeine Tendenz bei gleichbleibend moderater Beweidung (hier 1000 Schafe/Ziegen pro km2) ist ein Rückgang (i) der Produktivität, und (ii) der fressbaren grünen Blattfläche der simulierten Straucharten (Artemisia herba-alba (im Untersuchungsgebiet Ifre ab ~1400m über N.N), sowie Hamada scoparia (vorwiegend in der Ebene <1400m über N.N.) und Convolvulus trabutianus). Abb. III.2.3-13: SAVANNA-Simulation der grünen Biomasse an Sträuchern im DrâaEinzugsgebiet für die Jahre 1975, 2000 und 2024. Quelle: Daten & Entwurf A. Roth. Obwohl das Jahr 2000 durch seine Trockenheit kein repräsentatives Jahr ist, zeichnet sich hier bereits ein Trend ab, der in der Simulation des Jahres 2024 noch deutlicher wird: Die grüne Biomasse an Sträuchern geht in den Gebirgsregionen des Ifre stark zurück. Liegen für das Jahr 1975 die Simulationen für das Arbeitsgebiet Ifre größtenteils zwischen 70,0 kg ha-1 und 140,0 kg ha-1, so sind sie im sehr trockenen Jahr 2000 auf Werte unterhalb 70 kg ha-1 gefallen. Dieser Trend zieht sich jedoch nicht in das Jahr 2024 fort, da hier die Simulationen Werte um 100 kg ha-1 ausgeben. Die durch Ernteversuche bestimmten Biomassewerte für Artemisia-herba-alba liegen dagegen bei 297 kg ha-1 im Frühjahr und bei 432,5 kg ha-1 für den Herbst des durchschnittlichen Regenjahres 2003 (Roth 2007). Abbildung III.2.3-14 stellt die Dynamik der akkumulierten Biomasse des gleichen Zeitraumes vor dem Hintergrund einer gestiegenen (realistischeren) Beweidung dar, wobei für dieses Gebiet 10.000 Ziegen oder Schafe pro km2 zugrunde gelegt werden. Deutlich spiegelt sich hier der Nutzungsdruck durch den Menschen in Form von Brennstoffsammlungen wider, der zum Rückgang der Holzbiomasse und der holzführenden Strauchschicht (Artemisia herba-alba und Hamada scoparia) führt. Nur die Krautschicht, durch Abfraß der Tiere noch in ihrer Dynamik bestärkt (siehe Zwischenbe- Landnutzung IMPETUS 284 richt 2006) weist auch in trockenen Jahren (1980-1985 und 1999-2005) eine Akkumulation auf. Die Zunahme der krautigen Biomasse ab dem Jahre 2000 kann dahingehend interpretiert werden, dass krautige Arten von einem nutzungs- und klimabedingten Rückgang anderer Lebensformen profitieren, d.h. dass in der Krautschicht besonders viele „Increaser Species“ zu finden sind Abb. III.2.3-14: Akkumulierte Dynamik der strauchigen, holzigen und krautigen Biomasse zwischen den Jahren 1975 und 2024. Quelle: Daten & Entwurf A. Roth. Die Simulationen zeigen, dass gerichtete Veränderungen in der Vegetation unausweichlich sind, sofern die Bevölkerung die aktuellen hohen Besatzdichten und das Sammeln von Brennholz beibehält. So wird sich die von Artemisia-Arten dominierte Steppenvegetation auf topographisch höher liegende Gebiete ausweiten. Damit wird Vielfalt und Qualität der Futterpflanzen in diesen Gebieten deutlich sinken. Es ist zu vermuten, dass als Konsequenz daraus die heutigen hohen Besatzdichten nicht mehr aufrecht zu erhalten sind. BUFFER Die Modelliererstelle für das Modell BUFFER war im Berichtsjahr für neun Monate vakant und konnte erst Anfang 2008 mit Romina Drees neu besetzt werden. Aus diesem Grund entspricht der Arbeitsstand am Modell BUFFER nicht den ursprünglichen Planungen. Frau Drees wird in den nächsten Monaten auf der Basis der konzeptionellen Vorarbeiten eine erste, räumlich implizite Version des Modells erstellen und kann dabei auf die nacherhobenen Daten zur Produktivität, zum Weidezustand und zu Populationsdynamiken von wichtigen Futterpflanzen zurückgreifen. Parallel wurde im letzten Jahr die Arbeit am SDSS Padrâa in den modellunabhängigen Aspekten weiterge- Landnutzung IMPETUS 285 führt. Dazu gehörte ein intensiver Dialog mit den marokkanischen Ansprechpartnern während zweier einwöchiger Workshops in Ouarzazate, auf denen die Fragestellungen von Padrâa sowie Möglichkeiten der Dateneinbindung aus marokkanischen Quellen diskutiert wurden. Weiterhin wurden auch technische Fragen wie die Form des Output, der Eingriffsmöglichkeiten in das Entscheidungshilfesystem und der interaktiven Einbindung von Expertenwissen evaluiert. Stand der Arbeit an den SDSS und IS IS PLANT Das IS PLANT ist ein Informationssystem, das grundlegendes botanisches und ethnobotanisches Wissen zu Futterpflanzen des südlichen Hohen Atlas bereitstellt. Es hat eine andere Fragestellung und Zielgruppe als das (voraussichtlich erst Ende 2008 fertig zu stellende) SDSS Padrâa. PLANT bietet einen Zugriff auf Karteikarten mit Fotos und detaillierten Informationen zu 68 Pflanzenarten, die in der Region des südlichen Hohen Atlas auf Weidegebieten in verschiedenen Höhenstufen zu finden sind. Mit Hilfe verschiedener Suchfunktionen kann z.B. die Häufigkeit bestimmter Merkmalskombinationen entlang von Weidegradienten in Form von Diagrammen abgefragt werden. Das System ist offen konzipiert, d.h. mit weiteren Pflanzenarten ergänzbar. Die Organisation der CBTHA hat Informationen über einige der in PLANT integrierten Pflanzenarten beigesteuert und ist als Zielgruppe zur Verwendung von PLANT identifiziert. Weiterhin ist geplant, das IS an das Herbarium am IAV Rabat zu übergeben. Hier wird momentan der Bedarf geklärt. PLANT wird von G. Baumann und A. Enders entwickelt und soll bis Mitte Februar 2008 fertig gestellt sein. Landnutzung IMPETUS 286 Abb. III.2.3-15: Karteikarte der Art Astragalus ibrahimianus aus dem Informationssystem PLANT. Quelle: unveröffentlichte Daten von G. Baumann, B. Kemmerling sowie der CBTHA; Entwurf G. Baumann. SDSS VegSat und Padrâa Die beiden SDSS VegSat und Padrâa sind beide noch nicht zur „Version Null“ gelangt, da die Arbeit an den zugrunde liegenden Modellen noch nicht abgeschlossen ist. Um Dopplungen zu vermeiden, wird das SDSS Padrâa detailliert im Bericht zum PK Ma-G.2 vorgestellt. Die Fragestellung 1 von Padrâa steht allerdings eher im Zusammenhang mit dem PK Ma-L.2. Im Folgenden wird das SDSS VegSat vorgestellt. Da MOVEG Drâa eine sehr genaue Abschätzung des natürlichen Ressourcenpotenzials ermöglicht, soll VegSat als Planungsgrundlage und Entscheidungshilfewerkzeug für die Ernährungssicherung Verwendung finden. Es soll den Nutzern mit Hilfe von VegSat z.B. möglich sein, innerhalb des gesamten Drâa-Einzugsgebietes solche Regionen zu identifizieren, die aufgrund von Dürren oder Störungen (wie Heuschreckenplagen) eine starke negative Abweichung der mittleren Produktivität verzeichnen. Das SDSS VegSat ist (ähnlich wie Padrâa) auf den regelmäßigen Input aktueller flächenhafter Informationen zu Vegetationsdynamiken, d.h. auf ein satellitengestütztes Vegetationsmonitoring angewiesen. Entsprechend ist das Modell MOVEG Drâa auf die Grundlage eines langjährigen und aktualisierbaren Datensatzes kostenloser, frei verfügbarer Fernerkundungsdaten gestellt worden. Seine phänologische Fernerkundungsdatenbank mit sechzehntätigen MODIS NDVIDaten (2000 bis heute fortlaufend) wird mit SPOT Vegetation durch einen zweiten Datensatz zur Modellierung und Validierung ergänzt. Durch die von der NASA proklamierte Operationalität der Plattform Terra bis 2012 werden auch mittelfristig noch MODIS-Informationen zur Verfügung stehen. Damit können sowohl die Datenbankfortführung als auch das Monitoring und eventuelle Veränderungen der Modellparameter in Zukunft durch lokale Partner fortgeführt werden. Das Modellierungswerkzeug ist eine Eigenentwicklung der Arbeitsgruppe Fernerkundung Bonn (RSRG) und wird den lokalen Kooperationspartnern zusammen mit der Datenbank in Form der SDSS VegSat und Padrâa zur Verfügung gestellt werden. Ausblick Die weideökologischen Erhebungen sowie die Arbeit an den Modellen, an den SDSS VegSat und Padrâa werden im Jahr 2008 fortgesetzt werden. Details dazu sind an den entsprechenden Stellen im Bericht genannt worden. Für das Frühjahr 2008 ist – als Fortsetzung zweiter Workshops im Jahr 2007 – ein einwöchiger Workshop in Ouarzazate unter Beteiligung der CBTHA und in Zusammenarbeit mit den PKs Ma-L.1 und Ma-G.2 geplant. Vorgesehen ist eine gemeinsame Arbeit an den Landnutzung 287 IMPETUS SDSS und IS, die Integration von in Marokko verfügbarem Expertenwissen und von Daten in die Transferprodukte, sowie die formelle Absicherung der Zusammenarbeit zwischen IMPETUS und der CBTHA. PK Ma-L3 Risiken und Gefahren durch Überflutungen und Bodenerosion im Drâatal extreme Niederschläge: Flutereignis im Atlas-Gebirge bei Ameskar am 27.10.2006. Problemstellung Extreme Niederschlagsereignisse treten in der Umgebung von Gebirgen aufgrund der zusätzlich zur atmosphärischen Instabilität stattfindenden erzwungenen Hebung der Luft besonders häufig auf. In semi-ariden Regionen stellt der stark erodierte Boden ein Risiko dar, weil die großen Wassermassen hier besonders leicht Zerstörungen mit sich bringen. Die verursachten Schäden – auf der kleinen zeitlichen Skala Überflutungen, Hangrutschungen und spontane Erosion, auf der langen Zeitskala anhaltende Bodenerosion – stellen neben der Aridität die wichtigste klimatische Bedrohung für die Menschen in der Drâa-Region dar. Neben den kurzfristigen wirtschaftlichen Schäden durch Vernichtung landwirtschaftlicher Güter (s. Foto oben) führt die anhaltende Erosion durch Wasserab- Landnutzung IMPETUS 288 fluss zu starken Sedimenttransporten in den Flüssen und trägt somit zur Versandung des Stausees „El Mansour Eddahbi“ bei, dessen Lâcher-Management ein wichtiges Werkzeug zur Steuerung der Wasserversorgung ist. Die Einflussmöglichkeiten des Menschen auf diese negativen Umwelteinflüsse durch Rekultivierung besonders bedrohter Hänge oder geeignete bauliche Maßnahmen werden auf ihre Wirksamkeit hin geprüft. Mitarbeiter K. Born, H. Busche, A. Klose, K. Piecha Zielsetzung In dem Problemkomplex wird der Einfluss gezielter Maßnahmen (Aufforstung, Abflusskanäle, neue Staubecken) auf das zeitliche Verhalten des Abflusses auf unterschiedlichen Zeitskalen sowie auf Bodenerosion und Sedimenttransporte in den Stausee wird unter den für Marokko beschriebenen Klima- und Entwicklungsszenarien dargestellt. Am Ende der Entwicklung steht ein Modellkomplex, mit dessen Hilfe Was-wäre-wenn-Analysen und Szenarien berechnet werden können. Dabei stehen die Auswirkungen von Änderungen der zeitlichen (saisonalen) und räumlichen Verteilung des Niederschlags, Änderungen für Häufigkeiten von Starkniederschlägen und Schneeniederschläge im Vordergrund. Ziel der Arbeiten in 2007 waren weiterhin die Aufbereitung von Niederschlagsdaten aus Klimaszenarien im Hinblick die Verwendung in IMPETUS IS/SDSS in Marokko. Dabei müssen die Daten in geeigneter Form und auf unterschiedlichen Skalen nach den unterschiedlichen Anforderungen, die von den SDSS gestellt werden, bearbeiden. Als Ergänzung wurde die Auswertung der Daten für Dokumentationszwecke ermöglicht. Das Bodenerosionsmodell wurde in die ISDSS-Ungebung eingebunden. Stand der IS/SDSS-Entwicklung In diesem Problemkomplex werden zwei IMPETUS-Werkzeuge erstellt: Das IS SMGHydraa (Statistical model for the generation of meteorological data for hydrological modelling in Drâa region / Modèle statistique pour la génération des données météorologiques visant la modélisation hydrologique dans la région du Drâa) dient als Präprozessor zur Aufbereitung und Ansicht klimatologisch relevanter Daten für verschiedene Problemkomplexe (s. Tabelle Ma-L3.1). SMGHydraa wird durch eine Extremwertstatistik ergänzt, die in frei wählbaren Zeiträumen die Wiederkehrperioden von Starkeniederschlägen analysiert. Das SDSS SEDRAA (Soil Erosion in the Drâa region / Scénarios d'Érosion du sol dans la région du Drâa), das aus einer Weiterentwicklung des Bodenerosionsmodells PESERA (s. u.) und einer auf die Ziele angepassten interaktiven Benutzeroberfläche besteht, erlaubt die Berechnung von Szenarien der Bodenerosion unter Interventionsszenarien der Aufforstung und unter geänderten Klimabedingungen. Eine weitere behandelte Fragestellung ist die nach dem Zusammenhang zwischen Bodenerosion und der quantitativen Bestimmung der Sedimentationsraten im Stausee. Die untersuchten Szenarien bestehen zum einen aus den IMPETUS Klimaszenarien, zum anderen aus Interventionsszenarien bzgl. der Rekultivierung (SEDRAA) und Landnutzung IMPETUS 289 dem Bau weiterer Staudämme (HYDRAA). In Abb. III.2.3-16 ist eine Übersicht über den PK MaL3 mit seinen Elementen dargestellt. Im Rahmen der Klimamodellierung stehen die in 2006 abgeschlossenen Klimasimulationen mit REMO, die für Nordafrika eine einmalige Basis für die Bewertung regionaler Klimaänderungen darstellt (Paeth et al., 2008 und 2005) zur Verfügung. Als Triebkräfte für die Klimaänderung wurden hier neben den Treibhausgasemissionen des IPCC SRES-Szenarien A1B und B1 die Meeresoberflächentemperatur des Atlantik und, was erstmalig in einer so umfassenden Modellstudie geschehen ist, die auf Einschätzung der FAO basierende Landoberflächenänderung (Land Cover Change, LCC), projiziert bis 2050, berücksichtigt. In der Studie wurden Ensembles von je 3 Mitgliedern für die Zeiträume 1960-2000, 2001-2050 (SRES A1B) mit LCC, 2001-2050 (SRES A1B) ohne LCC und 2001-2050 (SRES B1) mit LCC berechnet. Auf Basis dieser regionalisierten Klimaszenarien wurden Zeitreihen für die Drâa-Region unter Zuhilfenahme statistischer Beziehungen Abb. III.2.3-16: Flussdiagramm zur Struktur des zur Orographie und Exposition der Flächen Problemkomplexes Ma-L3. erzeugt, um sie als Antriebsdaten für von Klimadaten angetriebene IS/SDSS zu verwenden. Ein weiteres dynamisches Downscaling wurde nach Anpassungen der Modelldynamik (Huebener et al., 2007) für PK Ma-H5 mit Hilfe von FOOT3DK vorgenommen; diese Daten sollen in SMGHydraa ebenfalls für andere PKs zur Verfügung gestellt werden. (a) SMGHydraa – Prozessierung von Klimadaten zur Modellierung in hydrologischen Applikationen Die Entwicklung von SMGHydraa war zunächst von dem Bedarf geprägt, klimatologische Daten in geeigneter Form für Anwendungen auf PCs aufzubereiten. Randbedingung hierfür war der auf PCs eingeschränkte verfügbare Speicherplatz und die Rechenzeit, die in einer Anwednung nach Möglichkeit eher im Bereich von Stunden als Tagen liegen sollte. Diese Randbedingungen schlossen für ein hochauflösendes räümliches Gitter sowohl eine Speicherung der Daten ebenso wie die statistische Modellierung aus. Andererseits müssen meteorologische Antriebsdaten in einigen PKs in räumlicher Heterogenität in täglicher Auflösung vorliegen. Um die Unterschiede in den Klimaparametern für die lokalen Gegebenheiten zu berücksichtigen, wurde als Landnutzung IMPETUS 290 Kompromiss die Darstellung in „Zonen“ gewählt. Dabei werden für die unterschiedlichen Anwendungen auch unterschiedliche Zonen gewählt (s. Abb III.2.3-17). Als Definitionskriterium für die Zonen können sowohl klimatologische Kriterien (Aridität) als auch vorgegebene Unterteilung z.B. in Subcatchments gewählt werden. Tab. III.2.3-1: Verwendung klimatologischer Daten als Antrieb in IMPETUS Marokko Werkzeug Problemkomplex Datenanforderung HYDRAA Ma-H1 Tägliche Daten / Wettergenerator / hochaufgelöst PRORES Ma-H3 Tägliche Daten / Wettergenerator / hochaufgelöst SEDRAA Ma-L3 Jahresgang / Regionen MIVAD Ma-E1 Monatsdaten / Regionen PADRAA Ma-L2 Monatsdaten / Regionen AGRISIM/OY Ma-E2 Monatsdaten / Regionen EPIC Ma-E1 Monatswerte / Regionen Vegetationsklassifikation -aus Satellitendaten Tägliche Daten / hochaufgelöst f. ca. 1995-heute SMGHydraa besteht aus unterschiedlichen Bausteinen, die bei goßem Rechen- und Speicherplatzaufwand Server-seitig bereitgestellt werden – so z. B. die Berechnung neuer klimatischer Zonen oder die Auswertung neu erstellter Klimaszenarien – oder zur direkten Anwendung durch den Nutzer Client-seitig (Auswahl und Auswertung der Antriebsdaten) implementiert werden. Abb. III.2.3-17: Beispiele für die Zonen, die in SMGHydraa verwendet werden. Links: 3 Klimazonen, die in etwa den drei IMPETUS-Regionen Drâa-Oasen/Mittleres Drâatal (MD), Becken von Ouarzazate (OZZ) und Hoher Atlas (HA) in Marokko entspre- Landnutzung IMPETUS 291 chen. Mitte: Die in HYDRAA und PRO-RES verwendeten Zonen. Rechts: Zonen für SEDRAA. Zur Illustration sind drei Beispiele für die Unterteilung in Zonen in Abb. III.2.3-17 gezeigt. Die Unterteilung in drei Klimazonen, die ungefähr den in IMPETUS gewählten Regionen „Hoher Atlas“, „Becken von Ouarzazate“ und „Mittlerer Drâa/Oasen“ entsprechen, ist der Definition von in Höhenzonen gegliederten Untereinzugsgebieten des Stausees „El Mansour Eddabhi“, die in HYDRAA und PRO-RES Anwendung finden und der Definition klimatisch ähnlicher Zonen für SEDRAA gegenübergestellt. Zeitreihen, die als Antriebsdaten weitergegeben werden, sind in Abb. III.2.3-18 beispielhaft dargestellt. Gezeigt wierden hier tägliche Daten (für HYDRAA), eine Zeitreihe jährlicher Niederschlagsanomalien, die aus Beobachtungsdaten (CRU TS2.1) berechnet wurden und bei der Entwicklung von PADRAA benötigt wurden und als drittes Beispiel mittlere Jahresgänge des Niederschlags und der Niederschlagswahrscheinlichkeit für eine Klimanormalperiode (1961-1990) und ein Klimaszenario (2021-2050), wie sie in SEDRAA Verwendung finden. Abb. III.2.3-18: Beispiele für Zeitreihen, die in SMGHydraa berechnet wurden. Oben: Eine Zeitreihe von Niederschlagsanomalien für das Becken von Ouarzazate (aus Beobachtungsdaten). Unten: Mittlere Jahresgänge des monatlichen Niederschlags (links) und der Niederschlagswahrscheinlichkeit (rechts) in der Zone um OZZ, wie sie in SEDRAA verwendet wird. Blau: Klimaperiode 1961-1991, Rot: Szenario A1B Landnutzung IMPETUS 292 und B1 (gemittelt) 2021-2050. Die schattierten Bereiche zeigen die interannuelle Variabilität. Räumliche Muster der Klimaparameter sind in Marokko wegen des Atlasgebirges und der Lage zwischen Mittelmeer und Sahara sehr heterogen. Die geringe Anzahl von Klimastationen, deren Zeitreihen lang genug für eine klimatologische Analyse sind, ist der Grund für eine sehr unsichere Beschreibung regionaler Klimate (s. a. Schulz, 2006). Telekonnektionen mit den tropischen und extretropischen SST (Sea Surface Temperatures) des Atlantik sind Gegenstand aktueller Untersuchungen geworden (z. B. Jung et al., 2006), liefern bislang jedoch keine gesicherte statistische Grundlage für saisonale Vorhersagen, die in Marokko sehr gefragt wären. Mit einer Aktualisierung der Daten bis 2007 und einem Vergleich mit anderen Klimadatensätzen (CRU TS2.1 und dem VASCLIMO-Datensatz) sowie zu den regionalen Klimaszenarien mit REMO wurde die Datenbasis in IMPETUS aktualisiert (Born et al., 2008). Als wichtigstes Ergebnis kann auch hier der anhaltende beobachtete Trend zu trockeneren Klimaten genannte werden, der sich unter dem Druck der treibhausgasbedingten atmosphärischen Erwärmung nach den Regionalklimasimulationen mit REMO fortsetzen wird. Um Eigenschaften der Klimadaten zu visualisieren, wurde ein standardisertes Werkzeug zur Auswertung der Klimadaten erstellt. Hier kann der Nutzer mittlere Zustände ausgewählter Parameter, einige statistische Eigenschaften und Wiederkehrzeiten für Dürre- und Trockenperioden sowie für Extremereignisse darstellen, die als Bilddatei oder als Datei im PDF (Portable Document Format) ausgegeben werden. (b) SEDRAA – Abschätzung der Bodenerosionen unter geänderten Randbedingungen des Klimas und der Landoberfläche Das SDSS SEDRAA (Soil Erosion in the Drâa region / Scénarios d'Érosion du sol dans la région du Drâa) unterstützt die Entscheidung, wo Maßnahmen zur Minderung der Erosion durch Wasser am effizientesten durchgeführt werden sollen. Dabei können einerseits Klimaszenarien und andererseits Szenarien veränderter Landnutzung berechnet werden. Kern des SDSS ist das Bodenerosionsmodell PESERA (Pan European Soil Erosion Risk Assessment, Kirkby et al., 2004). Das Modell beurteilt aufgrund der Bodenverhältnisse, der Landnutzung, der Topographie und des Klimas das Erosionsrisiko. Die Eignung des Modells für die Anwendung im Drâa – Einzugsgebiet sowie der Stand der Modellierung wurden bereits an anderer Stelle diskutiert (IMPETUS 2006 & 2007). Im Folgenden wird auf den Stand der SDSS – Entwicklung Bezug genommen. Die Aufbereitung der Eingangsdaten für das Modell PESERA ist nicht automatisiert und bedeutet einen hohen Arbeitsaufwand. So werden 93 Rasterkarten in ascii – Dateien umgewandelt und dann prozessiert. Zur Änderung dieser Karten benötigt man ein Geographisches Informationssystem (GIS). Die Software ist teuer und für den Anwender vor Ort nicht zu finanzieren. Daher konzentrierten sich die Arbeiten am SDSS zunächst auf die Entwicklung eines Nutzer – Interfaces zur einfacheren Bearbeitung von Eingangsdaten des Erosionsmodells unabhängig von der Verfügbarkeit von GIS software. Generell können die eingehenden Daten in statische und dynamische Eingangsparameter unterteilt werden. Die Informationen zu Boden und Topographie können auf der betrach- Landnutzung IMPETUS 293 teten Zeitskala (20 Jahre) als statisch angenommen werden. Daher werden die Daten im SDSS bereits formatiert zur Verfügung gestellt und können nur von geschulten Nutzern geändert werden. Die Daten zu Klima und Landnutzung dagegen sind zeitlich variabel und müssen somit im SDSS für jeden Nutzer änderbar sein. Der Programmablauf und die Möglichkeiten des Eingriffs für den Nutzer werden in Abbildung III.2.3-19 schematisch dargestellt. Das Informationssystem (IS) SMGHydrâa liefert zunächst eine Einteilung des Einzugsgebiets in Klimazonen ähnlicher Eigenschaften (s.o.). Für diese Zonen werden nun aus den Ergebnissen des Klimamodells REMO die Eingangsdaten für PESERA generiert, den betrachteten Zeitraum sowie das Klimaszenario kann der Nutzer frei wählen. Dabei können sowohl einzelne Jahre als auch das mittlere Klima längerer Perioden betrachtet werden. Die Daten werden in Form von Tabellen ausgegeben (Abb. III.2.3-19). Diese Arbeitsschritte sind bereits abgeschlossen. Die Implementierung der Funktionalität zur Transformation der so generierten Daten in ein vom Modell PESERA lesbares Format ist zurzeit in Bearbeitung. Dabei müssen die Tabellendaten über eine ID den vordefinierten Klimazonen zugewiesen werden und so in eine Karte transferiert werden. Im Anschluss daran werden mit Hilfe eines Nachbarschafts-Filters die Grenzen der Zonen verwischt, um scharfe Trennlinien zu vermeiden. Abb. III.2.3-19: Flussdiagramm zur Anwendung von SEDRAA Die Funktionalität zur Eingabe von Landnutzungsänderungen durch den Nutzer ist bereits implementiert. Die Funktion ermöglicht dabei die eigentliche Entscheidungsunterstützung, die das System SEDRAA liefert. Der Nutzer soll in der Lage sein, virtuelle Änderungen der Landnutzung vorzunehmen und deren Auswirkungen auf den Bodenabtrag zu modellieren. Stehen also beispielsweise der Marokkanischen Forstbehörde Mittel für die Aufforstung von 10 ha Land zur Verfügung, so können sie mit dem SDSS verschiedene Möglichkeiten der Verortung dieser 10 ha „durchspielen“ und die Fläche identifizieren, bei deren Aufforstung die größte Reduktion der Erosion eintritt. Dabei hat der Nutzer die Möglichkeit über bestimmte Kriterien geeignete Flächen zu identifizieren oder die Flächen direkt am Bildschirm auf der Karte einzutragen (Abb. III.2.3-19). Die zur Auswahl Landnutzung IMPETUS 294 stehenden Kriterien sind die Feldkapazität des Bodens, die Höhe des Jahresniederschlags (bei aktuellem Klima), der Gehalt an organischer Substanz im Boden sowie die Höhe des Geländes. So ist es also möglich Flächen zu identifizieren, an denen z.B. die Feldkapazität mindestens 150 mm beträgt, der Jahresniederschlag größer als 100 mm ist, mindestens 1% organische Substanz im Boden vorliegt und die Geländehöhe kleiner 2000 m ü. NN ist. Die zweite Möglichkeit ist die Digitalisierung von Flächen am Bildschirm, so dass der Nutzer graphisch auswählen kann wo die Aufforstung stattfinden soll. Diese Funktionalität ist wichtig, weil ausschlaggebende Kriterien für die Auswahl von Standorten zur Aufforstung Informationen sein können, über die im Rahmen von IMPETUS nicht ausreichend Daten vorliegen. So können z.B. Grenzen von Stammesgebieten darüber entscheiden, ob der Zugriff auf die Flächen möglich ist. Die also entweder über Kriterien oder graphisch ausgewählten Flächen können jetzt in eine andere Landnutzung (z.B. Wald) umgewandelt werden. Im SDSS wird an dieser Stelle eine Statistik ausgegeben, die pro IMPETUS – Szenarioregion (Hoher Atlas, Becken von Ouarzazate, mittleres Drâatal) angibt, wie sich die Fläche der einzelnen Landnutzungen mit dem Nutzer – Eingriff geändert hat. Mit den so veränderten Eingabedaten wird das Modell betrieben. Die Ausgabe des SDSS besteht zunächst aus drei Karten. Der Bodenabtrag in t/ha * Jahr, die Differenz zwischen dem aktuellen Lauf und einem Referenzlauf (aktuelles Klima, aktuelle Landnutzung) und einer Karte der Gefährdung des Stausees. Die Karten zu Bodenabtrag sowie Stauseegefährdung werden fuzzifiziert, so dass der Nutzer selber anpassen kann, welchen Abtrag er für problematisch hält. Diese Ausgabe ist bereits fertig implementiert und funktionsfähig. Eine weitere geplante Ausgabe ist die mittlere monatliche Erosionsrate pro IMPETUS Szenarioregion, so dass der Jahresverlauf des Abtrags herausgestellt wird. Abgesehen von diesen vorgefertigten Ausgaben hat der Nutzer natürlich die Möglichkeit, die vom Modell ausgegebenen Rasterkarten direkt zu analysieren. Bei PESERA handelt es sich um ein räumlich explizites Rastermodell, das den Bodenabtrag pro Zelle und Monat in t/ha ausgibt, aber keine Deposition und kein routing im Gewässer berechnet. Damit ist es zunächst nicht zum Abschätzen des Eintrags von Sediment in den Stausee „El Mansour Eddahbi“ geeignet. Die Versandung des Stausees ist aber eine der wichtigsten mit Bodenerosion verknüpften Fragestellungen der lokalen Behörden. Daher wird in einem ersten konzeptionellen Ansatz die in den Pixeln abgetragene Sedimentmenge mit dem Kehrwert der Länge des Fließweges zum Stausee gewichtet. So ergibt sich für die stark erosionsgefährdeten steilen Hänge im Hohen Atlas aufgrund ihrer Distanz zum Stausee ein relativ geringes Gefährdungspotential. Dieser erste Ansatz ist noch stark verbesserungswürdig, die aktuellen Arbeiten konzentrieren sich auf diesen Punkt. Ein Problem stellt die Rechenzeit des Modells PESERA dar. In der aktuellen räumlichen Auflösung (250 * 250 m) dauert ein Lauf, d.h. ein Jahr, ca. 2 Stunden. Das berechnen von Klima – Ensembleläufen sowie die Betrachtung mehrerer Zeitscheiben ist also sehr zeitaufwendig und für den SDSS – Nutzer nur eingeschränkt praktikabel. Eine mögliche Lösung wäre eine gröbere Diskretisierung. Allerdings repräsentiert eine Rasterzelle im Modell einen Hang, und eine GIS – Analyse ergab eine mittlere Hanglänge im Untersuchungsgebiet von 250 m. Darüber hinaus wurde anhand einer Sensitivitätsanalyse ermittelt, dass der Bodenabtrag pro Zelle in einem Zellgrößenbereich von 150 bis 300 m annähernd konstant bleibt, bei größeren Zellen aber stark abnimmt. Daher ist eine gröbere Auflösung nicht wünschenswert. Eine andere Möglichkeit ist die Simulation von nur Teilen des Landnutzung IMPETUS 295 Einzugsgebiets. Darüber hinaus wird zur Zeit geprüft, ob die Performance des Modells durch Anpassung des Fortran Codes verbessert werden kann. Die Funktionalitäten des SDSS sind also soweit entwickelt, dass eine erste lauffähige Version zur Verfügung steht. Die automatische Generierung von Klima-Inputdaten sowie die Ausgabe der Dynamik des Bodenabtrags im Jahresverlauf stehen noch aus (Abb. III.2.3-19). Das Modell PESERA wird aktuell weiterentwickelt, indem vor allem die Parametrisierung von Vegetation und Boden verbessert werden. Darüber hinaus konzentrieren sich aktuelle Arbeiten auf die bessere Abbildung der Gefährdung des Stausees. Im Frühjahr 2007 fand eine umfangreiche Capacity development Maßnahme in Zusammenarbeit mit den Pks Ma-H1, Ma-H2 und Ma-H3 statt. Ziel der Maßnahme war, die marokkanischen Partner in grundlegenden Techniken zu schulen. Die thematischen Schwerpunkte waren der Datenaustausch via ftp, die Analyse von Daten mit MS Excel sowie die räumliche Analyse von Vektor- und RasterDaten mit dem GIS ArcView. Vor allem der Umgang mit Rasterdaten dient der Vorbereitung der Anwendung des SDSS SEDRAA. Hier sollten vor allem die Nutzer angesprochen werden, die später über die reine Anwendung des SDSS hinaus auch in der Lage sein sollen, die statischen Eingangsdaten anzupassen und ein tieferes Verständnis für die Modellierung gewinnen sollen. Teilnehmer waren demzufolge auch die wichtigsten Kooperationspartner. Im Mai 2008 ist darauf aufbauend eine Schulung geplant, in der das IS SMGHydraa sowie das SDSS SEDRAA direkt vorgestellt werden. Die Aufgabe der nächsten Phase besteht darin, die Anwendung, deren Einzelbausteine fertiggestellt sind, in geeigneter Form in einer Windows-Umgebung und kompatibel zu dem ISDSSProgrammtool zu implementieren. Zum Abschluss der Arbeiten soll in Form eines SchulungsWorkshops mit den geplanten Anwendern die Diskussion für den letzten Feinschliff an der Anwendungsoberfläche erfolgen. Zusammenarbeit mit anderen Institutionen Durch die Schulungen in Ouarzazate zum Thema „GIS-Anwendungen“ konnte ein breiter Interessentenkreis für den PK Ma-L3 gewonnen werden: • ORMVA Ouarzazate, Abteilung Bodenkunde (M. Tazi, Chef der ORMVAO ist M. Gharbaoui). • Service Eau Ouarzazate (M. Sabbar). Angebot, Trübungsdaten zur Validierung des Modells zu liefern. • ABH Souss Massa, Agadir (M. Makroum). • Haut Comissariat des Eaux et Forets et la Lutte contre la Desertification, Rabat (M. Yassin). M. Yassin ist an der Verwendung des SDSS SEDRAA interessiert. Landnutzung IMPETUS 296 Literatur Born, K., M. Christoph, A. H. Fink, P. Knippertz, H. Paeth and P. Speth, 2008: Moroccan Climate in the Present and Future: Combined View from Observational Data and Regional Climate Scenarios. In: Climatic Changes and Water Resources in the Middle East and in North Africa. Springer Verlag. About to appear in 2008. Huebener, H., K. Born and M. Kerschgens (2007): Downscaling heavy rainfall in the subtropics – a simple approach for dynamical nesting. Adv. Geosci. 10, 9–16. IMPETUS, 2006: Integratives Management-Projekt für einen Effizienten und Tragfähigen Umgang mit Süßwasser in Westafrika: Fallstudien für ausgewählte Flusseinzugsgebiete in unterschiedlichen Klimazonen - Sechster Zwischenbericht, Zeitraum: 1.1.2005 – 31.12.2005 (http://www.impetus.unikoeln.de/fileadmin/content/veroeffentlichungen/projektberichte/IMPETUS_Zwischenbericht_ 2005.pdf) IMPETUS, 2007: Integratives Management-Projekt für einen Effizienten und Tragfähigen Umgang mit Süßwasser in Westafrika: Fallstudien für ausgewählte Flusseinzugsgebiete in unterschiedlichen Klimazonen - Siebter Zwischenbericht, Zeitraum: 1.1.2006 – 31.12.2006 (http://www.impetus.unikoeln.de/fileadmin/content/veroeffentlichungen/projektberichte/IMPETUS_Zwischenbericht_ 2006.pdf) Jung, Th., L. Ferranti and A. M. Tompkins, 2006: Response to the Summer of 2003 Mediterranean SST Anomalies over Europe and Africa, J. Climate 19, 5439-5454. Kirkby, M.J., Jones, R.J.A., Irvine, B., Gobin, A, Govers, G., Cerdan, O., Van Rompaey, A.J.J., Le Bissonnais, Y., Daroussin, J., King, D., Montanarella, L., Grimm, M., Vieillefont, V., Puigdefabregas, J., Boer, M., Kosmas, C., Yassoglou, N., Tsara, M., Mantel, S., Van Lynden, G.J. and Huting, J. (2004). Pan-European Soil Erosion Risk Assessment: The PESERA Map, Version 1 October 2003. Explanation of Special Publication Ispra 2004 No.73 (S.P.I.04.73). European Soil Bureau Research Report No.16, EUR 21176, 18pp. and 1 map in ISO B1 format. Office for Official Publications of the European Communities, Luxembourg. Paeth, H. and A. Hense, 2005: Mean versus extreme climate in the Mediterranean region and its sensitivity to future global warming conditions. Meteorologische Zeitschrift 14, 329-347. Paeth, H., K. Born, K.; R. Podzun and D. Jacob, 2005: Regional dynamical downscaling over West Africa: Model evaluation and comparison of wet and dry years. Meteorologische Zeitschrift 14, 349-367. Paeth, H., K. Born, R. Girmes, R. Podzun and D. Jacob, 2008: Projected significant drying and warming in tropical Africa due to land-use changes. Submitted to J. Climate. Schulz (2006): Analyse schneehydrologischer Prozesse und Schneekartierung im Einzugsgebiet des Oued M’Goun, Zentraler Hoher Atlas (Marokko). Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades (Dr. rer. nat.) der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Landnutzung IMPETUS 297 Gesellschaft III.2.4 IMPETUS 297 Gesellschaft PK Ma-G.1 Bevölkerungsdynamik im Einzugsgebiet des Drâa Die junge Bevölkerung von Amskar Fougani, Hoher Atlas Problemstellung Das Drâa-Einzugsgebiet ist in vielerlei Hinsicht eine marginalisierte Region in Marokko, die neben ihrer geographischen Randlage auch wirtschaftlich schwach entwickelt ist, was sich in einer niedrigen Bevölkerungsdichte sowie der unzureichend ausgebauten Infrastruktur zeigt. Darüber hinaus sind die staatlichen Investitionen zur Verbesserungen von Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur nicht ausreichend, um eine spürbare Verbesserung der Situation bewirken zu können. Die wiederkehrenden Dürreperioden der letzten Jahre verschlimmerten die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung, die ihr Einkommen überwiegend aus der Landwirtschaft generiert, weiter. Neben der zunehmenden Knappheit von Bewässerungswasser nahm auch die Quantität und Qualität des Wassers für den häuslichen Gebrauch ab. Die sinkende Wasserverfügbarkeit verschlechtert die Lebensbedingungen der Bevölkerung zunehmend, was sich in unter anderem durch Mängel in den Bereichen Ernährung, Hygiene, reproduktiver Gesundheit und Lebensqualität ausdrückt (vgl. Penitsch 2005). Direkte ökonomische Folgen der schwierigen Wassersituation sind eine gesunkene Produktion sowie die stark gestiegene Arbeitsmigration, die sich in massiven Veränderungen demographischer Indikatoren wie Urbanisierungsgrad, Haushalts- und Altersstruktur, Fertilitäts-, Mortalitätsund Morbiditätsraten, sowie den veränderten Lebensbedingungen der Bevölkerung widerspiegelt. Gesellschaft IMPETUS 298 Mitarbeiter S. Platt, Ch. Rademacher Zielsetzung Ziel ist es, signifikante Korrelationen zwischen demographischen Dynamiken und wasserrelevanten Daten auf unterschiedlichen thematischen und räumlichen Ebenen zu analysieren. In diesem Zusammenhang wird untersucht, wie sich sowohl Bevölkerungsgröße als auch Bevölkerungsstruktur im Einzugsgebiet des Drâa heute zusammensetzen und wie sich die Entwicklung bis zum Jahr 2020 gestalten kann. Zentrale Fragen sind dabei, welche Auswirkungen die demographischen driving forces Migration und Urbanisierung auf die Entwicklung im Drâa-Tal haben und wie der zunehmende Tourismus die Region beeinflusst, die bereits heute eine problematische Wassersituation zu verzeichnen hat. In Reaktion auf die anhaltenden Dürreperioden wurden Bevölkerungsgröße, -verteilung und struktur bzw. deren zukünftige Entwicklung mit verschiedenen Response-Indikatoren analysiert (z.B. Fertilität, Mortalität/Morbidität, Altersstruktur und Urbanisierung). Dabei wurde ein Augenmerk auf den Zusammenhang zwischen der Wassersituation und der ökonomischen Struktur (Migrationstendenzen, Entwicklung im Tourismus) sowie den Beziehungen zu Siedlungs- bzw. Haushaltsstrukturen (Urbanisierung) gelegt. Datengrundlage Die Datenbasis bilden zum einen qualitativ orientierte Primärdaten, zum anderen quantitative Sekundärdaten. Die Primärdaten setzen sich aus einem mit Hilfe von marokkanischen Assistenten 2004 durchgeführten Regional-Survey in 13 Dörfern und einer Totalerhebung der touristischen Infrastruktur im mittleren bzw. südlichen Drâa-Tal zusammen, die im Frühjahr 2007 durchgeführt wurde. Die teilstandardisierte Totalerhebung der touristischen Infrastruktur umfasst alle Übernachtungsmöglichkeiten in den Oasen Ternata, Fezouata, Ktaoua und M’Hamid und enthält Informationen zu baulicher Infrastruktur, zum Dienstleistungsangebot, zur ökonomischen Situation (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) und zur Wasserversorgung bzw. zum Wasserverbrauch. Die Sekundärdaten generieren sich aus offiziellen Veröffentlichungen des „Haut Commissariat au Plan“ bzw. der „Direction de la Statistique“ in Rabat. Neben den Zensusdaten von 1960, 1971 und 1982, die lediglich Daten zur Bevölkerungsgröße und Haushaltszahl enthalten, sind vor allem die bis auf die administrative Ebene der Kommunen vorliegenden Zensusdaten von 1994 und 2004 von Bedeutung, die umfangreiche Informationen zur Bevölkerungsstruktur und Zahlen zu Ökonomie, Bildung und Wohnungsausstattung enthalten. Darüber hinaus liegen der „Pager Zagora“, Veröffentlichungen des „Centre d'Etudes et de Recherches Démographiques“ (C.E.R.E.D) und die „Annuaire Statistique du Maroc“ aus den Jahren 2002, 2003, 2005 und 2006 vor. Gesellschaft IMPETUS 299 Stand der Modellierung Die Grundparameter, die das natürliche Bevölkerungswachstum regulieren, bilden Fertilität und Mortalität. Die Hygiene beeinflusst entscheidend den Grad der Morbidität, die wiederum Einfluss nimmt auf Mortalitätsraten, besonders unter Kleinkindern und alten Menschen. Urbanisierung und Migration, die wichtigsten demographischen Faktoren im Untersuchungsgebiet, hängen ursächlich zusammen, handelt es sich bei Urbanisierungsprozessen doch in der Regel um Wanderungsbewegungen vom Land in die Stadt, die durch unterschiedliche Push- und Pullfaktoren bedingt werden. Die sozi-ökonomische Situation beeinflusst dabei die Bevölkerungsdynamik weitaus stärker als die natürlichen und infrastrukturellen Ressourcen, auch wenn aufgrund der großen Bedeutung des Primären Sektors im Untersuchungsgebiet die wirtschaftliche Entwicklung eng an die natürlichen Bedingungen geknüpft ist. Bevölkerungsprojektionen mit dem Modell SPECTRUM/DemProj Mit Hilfe des Moduls „DemProj“ der freien und Excel-kompatiblen Software SPECTRUM, die in den 1990er Jahren von einer US-regierungsnahen Entwicklungshilfeinstitution entwickelt wurde (vgl. POLICY PROJECT 1997), können die demographischen Variablen der qualitativen Trendmatrix in unterschiedlichen Bevölkerungsprojektionen verarbeitet werden. Die räumliche Auflösung wird durch die administrativen Einheiten der Provinzen Ouarzazate und Zagora definiert, die bis auf die kommunale Ebene herunter gebrochen werden können. Die zeitliche Auflösung bewegt sich in Ein-Jahres-Schritten zwischen 2004, dem Jahr in dem der derzeit aktuelle Zensus erhoben wurde, und 2020, dem Projektionsziel der IMPETUS-Szenarien. In die Bevölkerungsprojektionen können insgesamt bis zu acht unterschiedliche Ausgangsvariablen einfließen, die je nach Fragestellung als Basis- oder Interventionsvariablen fungieren können. Grundlage der Berechnungen ist die Population im Ausgangsjahr in quinquennalen Altersgruppen, differenziert nach Geschlecht. Darüber hinaus können Netto-Wanderungsbilanzen, differenziert nach Geschlecht, verarbeitet werden. Die Datenlage der offiziellen Migrationszahlen erlaubt jedoch bisher nicht, diese in die Projektionen einzubauen. Statistische Daten zur Migration werden nicht nach Migrationsarten unterschieden, verlässliche Zahlen sind lediglich zur internationalen Migration publiziert. Regionale Wanderungsbewegungen können, auch aufgrund der hohen Fluktuation der äußerst mobilen Bevölkerung, quantitativ nicht zufrieden stellend erfasst werden. Gesellschaft IMPETUS 300 Bevölkerungsprojektionen auf Ebene der Provinzen Ouarzazate und Zagora Im Folgenden sind zwei Bevölkerungspyramiden der Projektionen auf Ebene der Provinzen Ouarzazate und Zagora im Anfangs- und Endjahr (2004 und 2020) dargestellt. Hierbei wurden im ersten Fall das M1-Szenario, im zweiten Fall das M2- Szenario abgebildet. Generell zeigt sich die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter als größte Gruppe, die von einer starken jungen Basis getragen wird. Bei der positiven Entwicklung erkennt man ein langsames Schmelzen der jungen Bevölkerung, was primär mit einer stärker fallenden Fertilitätsrate zusammenhängt. Bei der negativen Entwicklung zeigt sich hingegen eine diametrale Entwicklung, die sich im Anwachsen der Bevölkerungsgruppe der 0-15-Jährigen äußert. In der Provinz Zagora, die stärker rural geprägt ist und weniger Einwohner besitzt, zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier sind die Unterschiede der drei Szenarien in Relation zueinander gering, da sich aufgrund des zeitnahen Projektionsziels signifikante demographische Veränderungen nicht einstellen können. Abb: III.2.4-1: Bevölkerungsprojektion (2004–2020) Provinz Ouarzazate (Szenario M1) Gesellschaft IMPETUS 301 Abb. III.2.4-2: Bevölkerungsprojektionen auf kommunaler Ebene der Provinz Zagora (Szenario M2) Als weiteres Beispiel für die Bevölkerungsprojektionen mit dem Modell SPECTRUM/DemProj soll hier die kommunale Ebene der Provinz Zagora vorgestellt werden (vgl. Abb. III.2.4-3). Die Provinz besteht insgesamt aus 23 Kommunen, die sich aus 21 ruralen und 2 urbanen Kommunen (Agdz und Zagora) zusammensetzt. Die städtische Agglomeration Zagora bildet dabei den einzigen Entwicklungspol im Drâa-Tal. Voraussichtlich wird die Bevölkerung von derzeit circa 35.000 Einwohnern (2004) auf 47.000 bis 50.000 Einwohner im Jahr 2020 ansteigen. Die Kommunen entlang des Drâa weisen generell die höchsten Einwohnerzahlen der Provinz auf, da es sich hier um die fruchtbaren Regionen der Provinz handelt. Auffallend ist wiederum, dass sich die prognostizierten Bevölkerungszahlen der einzelnen Szenarien aufgrund des zeitnahen Projektionsziels nicht signifikant voneinander unterscheiden. Abb. III.2.4-3: Bevölkerungsentwicklung auf kommunaler Ebene nach Szenarien Gesellschaft IMPETUS 302 Migration und Urbanisierung als driving forces der demographischen Entwicklung Innerhalb der Betrachtung demographischer Faktoren sind vor allem Migrations- und Urbanisierungstendenzen von Bedeutung, da diese als driving forces der demographischen Entwicklung wirken und die signifikantesten Reaktionen auf die schwierige ökonomische Situation darstellen. Die dominanteste Form ist dabei die Arbeitsmigration männlicher Bevölkerungsschichten im arbeitsfähigen Alter in nationale Metropolregionen (Casablanca, Rabat, Tanger). Neben internationalen Zielen spielen in jüngster Vergangenheit auch regionale Migrationsziele (Marrakesch, Ouarzazate, Zagora) eine immer größere Rolle. Durch die hohe Mobilität der Bevölkerung bzw. die starke Fluktuation der Arbeitskräfte sind Wanderungsbewegungen quantitativ schwer zu erfassen. In den nationalen Zensuserhebungen werden die unterschiedlichen Kategorien von Migration wie Arbeits-, Heirats- oder Bildungsmigration nicht unterschieden und die Migrationsziele nicht erfasst. Deshalb können bisher zur Arbeitsmigration im Drâa-Tal keine detaillierten, quantitativen Aussagen gemacht werden. Der Regional-Survey ergab eine hohe Abwanderung bzw. Arbeitsmobilität der männlichen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter (31 % der gesamten männlichen Bevölkerung). Insgesamt 16,4 % aller befragten Einzelpersonen konnten von Migrationserfahrungen berichten. Mehr als die Hälfte dieser Personen migrierte zwischen einem und fünf Jahren, weniger als 10 % verließen länger als 20 Jahre zumindest temporär ihr Heimatdorf. Die durchschnittliche Migrationsdauer betrug fast 9 Jahre. Betrachtet man den Zielort der Migration, so fällt auf, dass ein Großteil der Personen (73 %) in nationale urbane Zentren migrierte. Hierbei handelt es sich in über zwei Dritteln der Fälle um Formen von Arbeitsmigration, z.B. als Arbeitskraft im Baugewerbe in die Agglomerationen Casablanca und Rabat. Bei den regionalen Wanderungsbewegungen, die immerhin einen Anteil von 18 % ausmachen, handelt es sich fast ausschließlich um heiratsbedingte Fluktuationen. Neben den großstädtischen Agglomerationen Marokkos haben sich im Laufe der letzten zwei Dekaden im rural geprägten Untersuchungsgebiet urbane mittelstädtische Zentren ausgebildet. Im Becken von Ouarzazate sind dies die Städte Ouarzazate und Tabount und im mittleren Drâa-Tal die Stadt Zagora. Da die Urbanisierungsrate der Region Souss-Massa-Drâa gegenwärtig lediglich circa 25 % beträgt (vgl. Haut Commissariat au Plan 2005), wird es in Zukunft im Vergleich zu ländlichen Regionen weiterhin zu verstärktem städtischem Wachstum kommen. In den Provinzen Ouarzazate und Zagora gab es zwischen 1994 und 2004 auf ruraler Ebene ein geringes Bevölkerungswachstum, welches in manchen Kommunen sogar negativ ausfiel. In den urbanen Gebieten (durchschnittlich 3,1 %) war es hingegen deutlich höher als in ruralen Gebieten (durchschnittlich 0,8 %). Zusammenfassend zeigen sich als demographische Kennzeichen in den Provinzen Ouarzazate und Zagora eine niedrige ländliche und eine hohe urbane Wachstumsrate bei einer insgesamt jungen Bevölkerung. Neben einer großen Urbanisierungs- und Migrationstendenz lässt sich eine nur langsam fallende Fertilität und eine immer noch hohe Mortalität und Morbidität feststellen. Gesellschaft IMPETUS 303 Abb. III.2.4-4: Zielorte der Arbeitsmigration, Erhebung: Regional-Survey Tourismus im Drâa-Tal Der Tourismus spielt in Marokko bereits als zweitwichtigster Devisenbringer eine übergeordnete ökonomische Rolle. Neben den traditionellen Küstenstandorten für Badetourismus nahm im Laufe der letzten Dekaden auch der inländische Tourismus zu, der sich in landschaftlich reizvollen Regionen als Trekking- bzw. Kulturtourismus etabliert (vgl. Popp, H.; Lessmeister, R. 2004). Sowohl das Dadès- als auch das Drâa-Tal sind aufgrund ihrer einzigartigen Kombination aus kulturellem Erbe und naturräumlichen Voraussetzungen hierfür prädestiniert. Da es im Dadès-Tal keine Problematik bezüglich Wasserverfügbarkeit und -qualität gibt, ist hier bei der touristischen Erschließung lediglich das Problem der verkehrsinfrastrukturellen Erreichbarkeit von Bedeutung (vgl. Frank 2006). Im Drâa-Tal ist hingegen vor allem die Wasserversorgung durch Versalzung und temporär reglementierte Wasserentnahme problematisch. Der Tourismus in Marokko ist zum größten Teil auf den Süden des Landes konzentriert. 70 % aller Übernachtungen finden in südlichen bzw. südlich-zentralen Regionen statt. Es lassen sich zwar keine räumlich differenzierten Aussagen machen, da der hohe Anteil in der Region Souss-Massa-Drâa hauptsächlich mit dem badetouristischen Schwerpunkt Agadir und in der Region Marrakesch-Tensift mit dem Städtetourismus in Marrakesch zu erklären ist. Jedoch lässt sich konstatieren, dass vor allem durch die wachsende Popularität des Kultur- und Wüstentourismus auch die Randgebiete dieser Hotspots, wie z.B. das Drâa-Tal, profitieren. Im Drâa-Tal ist in der Oase Ternata ein touristischer Schwerpunkt in Zagora bzw. Amezrou, das sich südöstlich an Zagora anschließt, zu sehen. Die Oasen Fezouata und Ktaoua spielen für den Tourismus keine entscheidende Rolle. Lediglich in Tagounite in der Oase Ktaoua gibt es einige kleinere Hotels. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Oase M’Hamid in den Ortschaften Oulad Driss und M’Hamid. Neben den klassischen Unterkünften sind in dieser Region auch die Standorte der fest installierten Biwaks verortet, die für den Tourismus in der Region einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Im touristischen Angebot der Hotels sind fast immer Wüstentouren enthalten, die diese Biwakplätze nutzen. Gesellschaft IMPETUS 304 Die zunehmende Bedeutung des Tourismus im mittleren Drâa-Tal lässt sich veranschaulichen, indem man die zeitliche Etablierung der Übernachtungsmöglichkeiten betrachtet. Nur etwas mehr als ein Fünftel der Hotels ist älter als 20 Jahre, fast zwei Drittel sind in den letzten 10 Jahren eröffnet worden, wobei hiervon wiederum zwei Drittel nach dem Jahr 2000 den Betrieb aufgenommen haben. Das Verhältnis zwischen marokkanischen und ausländischen Eigentümern, die allesamt aus Europa stammen, teilt sich in circa zwei Drittel zu einem Drittel auf. Die Annahme, dass ausländische Investoren den Tourismussektor dominieren, hat sich damit – zumindest für den Süden des Drâatals – nicht bestätigt. Meist stehen persönliche Ziele gegenüber Profitinteressen im Vordergrund, d.h. es handelt sich um individuelle biographische Entscheidungen, die zur Eröffnung eines Hotelbetriebes führten. Die marokkanischen Unternehmer kommen alle aus der Region, ein Viertel von ihnen besitzt einen Migrationshintergrund. Neben der Arbeitsmigration ist der Tourismus die einzige potentielle Einkommensalternative zur Landwirtschaft im strukturschwachen und marginalisierten südlichen Untersuchungsgebiet. In der Tourismusstudie hat sich gezeigt, dass die ortsansässige Bevölkerung der südlichen Oasen von der Entwicklung des Tourismus profitiert. Tourismus und Wasserproblematik In Bezug auf die Wasserherkunft lässt sich feststellen, dass über drei Viertel aller Übernachtungsbetriebe ihre Wasserversorgung sowohl über Leitungswasser, das in der Regel vom nationalen Wasserversorgungsunternehmen ONEP zur Verfügung gestellt wird, als auch über eigenes Brunnenwasser decken. Eine lokale, kommunale Organisation der Wasserversorgung ist die Ausnahme. In den Befragungen hat sich herausgestellt, dass die Versorgung mit Leitungswasser in der Oase Ktaoua in den Sommermonaten nicht ausreichend ist. Dort gibt es zeitweise lediglich eine Stunde Wasser am Tag, entlegene Dörfer werden per LKW mit Trinkwasser versorgt. Auch in M’Hamid wird im Sommer nur begrenzt, für wenige Stunden am Tag, Leitungswasser zur Verfügung gestellt. Die Hotels umgehen diese Engpässe mit eigenem „Chateau“, in dem das Wasser gesammelt wird. Der Wasserverbrauch der touristischen Unterkünfte pro Übernachtung schwankt stark und liefert daher ein heterogenes Bild. Die genaue Quantifizierung des touristischen Wasserverbrauchs war zudem problematisch, da die Fördermenge der privaten Brunnen aufgrund fehlender Wasserzähler teilweise geschätzt werden musste. Gesellschaft IMPETUS 305 Abb. III.2.4-5: Wasserverbrauch pro Übernachtung, südliches Drâa-Tal Etwa 45 % der Hotels verbrauchen bis zu 500 Liter pro Übernachtung, ein Drittel jedoch mehr als 750 Liter. Die Hotels mit dem geringsten Wasserverbrauch nutzen weniger als 250 Liter, die Unternehmen mit dem größten Verbrauch benötigen bis zu 3000 Liter Wasser pro Übernachtung. Das arithmetische Mittel liegt bei 1145 Liter, der aussagekräftigere Median jedoch lediglich bei 518 Liter Wasser pro Übernachtung. Die starken Schwankungen kommen vor allem durch die Größe und Auslastung der jeweiligen Unterkünfte und die Größe und den Bewuchs der zu bewässerten Gärten zustande, die das Gros des Wassers beanspruchen. Bei größeren Hotels, die eine gute Auslastung haben, ist der Wasserverbrauch pro Übernachtung tendenziell moderat, die Extremwerte sind vor allem bei Unterkünften mit geringen Bettenzahlen zu finden, die dennoch einen umfangreichen Garten mit wasserintensiver Vegetation unterhalten. In Bezug auf den Wasserverbrauch lässt sich feststellen, dass der an den Tourismus gebundene im Moment noch, auch wenn er deutlich über dem häuslichen Wasserverbrauch liegt, keine signifikante Größe in der Gesamtwasserbilanz einnimmt. Hält hingegen die rasante Entwicklung des Tourismus an, der saisonal eine konstante Wasserquantität und -qualität gewährleisten muss, so werden mittelfristig um die beiden natürlichen Ressourcen Boden und Wasser verstärkt Nutzungskonflikte ausgetragen werden. Ausblick Bei den auf Kommuneebene durchgeführten Projektionen für das Jahr 2020 ergeben selbst Interventionen mit extremen Annahmen wie z.B. eine überproportional steigende oder fallende Fertilitätsrate keine signifikanten Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung. Lediglich eine Veränderung der angenommenen Migration kann deutlich sichtbare Modifikationen in der Bevölkerungsentwicklung verursachen. Allgemein sind signifikante demographische Veränderungen erst bei längerfristigen Projektionen zu erwarten, da demographische Prozesse generell nur langsam auf Veränderun- Gesellschaft IMPETUS 306 gen der Ausgangsparameter reagieren. Es wurde deshalb mit der Entwicklung eines im IMPETUS Framework integrierten Tools begonnen, mit dem lokale Entscheidungsträger selbständig längerfristige Bevölkerungsprojektionen durchführen können. Dabei erhalten sie die Möglichkeit, relevante Parameter anzupassen und die Auswirkungen der Modifikation der Parameter auf die demographische Entwicklung abzuschätzen. Vor allem die Auswirkungen der Migration, die als die wichtigste Strategie der Bevölkerung angesehen werden kann, Wasserknappheit und Ressourcenmangel zu umgehen, können so abgeschätzt werden. Migration ist ein signifikanter Faktor innerhalb der demographischen Dynamik, auch wenn sie durch ihre große Fluktuation quantitativ schwer zu erfassen ist, da selbst in den nationalen Zensuserhebungen die unterschiedlichen Kategorien von Migration wie Arbeits-, Heirats- oder Bildungsmigration nicht unterschieden und erfasst werden. Literatur HAUT COMMISSARIAT AU PLAN (2005): Recensement Général de la Population et de l'Habitat 2004. Rabat. FRANK, C. (2006): Ethnologische Tourismusstudie im IMPETUS-Projekt. Unveröffentlichtes Dokument. Köln. PENITSCH, R. (2005): Abschlussbericht B5-4 Bevölkerungsdynamik im Einzugsgebiet des Drâa. Unveröffentlichtes Dokument. Köln. POLICY PROJECT AND THE FUTURE GROUP INTERNATIONAL (1997): SPECTRUM. Policy Modelling System. Washington. POPP, H., LESSMEISTER, R. (2004): Profitiert die Regionsbevölkerung vom ländlichen Tourismus? Das Beispiel des Trekking- und Wüstentourismus in Südmarokko. In: Meyer, G. (Hrsg.): Die Arabische Welt im Spiegel der Kulturgeographie. Veröffentlichungen des Zentrums für Forschung zur arabischen Welt (ZEFAW), Band 1. Mainz: 400-411. Gesellschaft IMPETUS 307 Gesellschaft IMPETUS 308 PK Ma-G.2 Wasser- und Weidenutzung im Spannungsfeld zwischen traditionellen Entscheidungsprozessen und staatlichen Institutionen Befragung eines Hirtennomaden der Fraktion Ait Tourmert mit Hilfe eines „Pile Sortings“. Erfragt werden die Futterpräferenzen von Schafen und Ziegen und das Vorkommen von wichtigen Futterpflanzen in den Weidegebieten. Dieses lokale Wissen fließt in Entscheidungsprozesse zur Nutzung der traditionellen Weidegebiete ein. Das Photo zeigt die Visualisierung der Nutztierarten über Tiermodelle. In einem zweiten Schritt werden die Futterpflanzen als „gute“,“durchschnittliche“ oder „schlechte“ Futterpflanze klassifiziert und ihr Vorkommen auf den verschiedenen Weidetypen erfragt. Problemstellung Im Fokus des Problemkomplexes PK Ma-G.2 steht die Nutzung der kollektiven natürlichen Ressourcen, die, anders als bei den sich im Privateigentum befindlichen Oasenfeldern, variabel und prinzipiell von Entscheidungen der entsprechenden Kontrollinstitutionen abhängig ist. Wasser und Weideland sind die Grundlagen der landwirtschaftlichen Nutzung im ländlichen Raum Südmarokkos. Beides sind traditionell kollektive Ressourcen, deren Nutzung und Verteilung früher die ansässigen Gemeinschaften in Eigenverantwortung regelten. Seit Beginn der französischen Protektoratszeit beansprucht jedoch der Zentralstaat die Entscheidungskompetenz über den Zugang zu diesen Ressourcen. Trotz der formalen Zuständigkeit des Zentralstaates sind auf lokaler Ebene islamisch begründete und auf traditionellen Vorgehensweisen basierende Kontroll- und Verteilmechanismen wirksam. Gesellschaft IMPETUS 309 Während zum Beispiel an der feuchteren Nordflanke des Atlas-Gebirges auf Kollektivland auch Regenfeldbau betrieben wird (vgl. Kraus 1991), wird im Arbeitsgebiet dieses Land bevorzugt für die Weidewirtschaft verwendet (El Alaoui 2002). Dies gilt fast uneingeschränkt für die Region am Südabhang des Hohen Atlas, wo Kollektivland fast ausschließlich Weideland ist. Die durch die Umnutzug des ehemaligen Kollektivlandes aufgeworfenen Eigentumsfragen sind komplex und teilweise noch nicht endgültig gelöst. Prinzipiell untersucht der PK Ma-G.2 Entscheidungsprozesse, die im Drâa-Einzugsgebiet den Zugang zu solchen kollektiven natürlichen Ressourcen regeln. Durch eine Institutionenanalyse wird auf den verschiedenen Hierarchieebenen und in den verschiedenen Institutionen die Kompetenzverteilung für das Ressourcenmanagement aufgezeigt und ihre aktuelle Bedeutung sowie ihre Akzeptanz beurteilt. Wegen der de facto bestehenden Rechtspluralität wurden sowohl die modernzentralstaatlichen als auch die traditionell-tribalen Institutionen berücksichtigt, die auf verschiedenen Ebenen der Entscheidungsfindung zum Tragen kommen können. Viele Managementprobleme haben ihre Wurzeln in diesem Konfliktfeld konkurrierender Rechtsansprüche. Die entstehende Unsicherheit wurde in jüngster Zeit immer häufiger von Individuen ausgenutzt, die in der Lage waren, finanzielle Ressourcen einzusetzen, um unter Ausnutzung der divergierenden Ebenen rechtlichen und politischen Handelns eigene Interessen durchzusetzen, auch wenn sie im kollektiven Interesse liegenden Entscheidungen zuwider laufen. Mitarbeiter H. Kirscht, A. Linstädter, G. Baumann, R. Drees Zielsetzung Aufgrund der Integration der Arbeitsgruppe „Weideökologie“ (A. Linstädter) hat sich die Zielsetzung des PKs bereits im vorigen Berichtsjahr verschoben. Neben der weit gediehenen Institutionenanalyse (IA), mit der ein Prozessverständnis für die Grundlagen und Mechanismen der kollektiven und individuellen Nutzungsentscheidungen bezüglich kollektiven Besitzes gewonnen wurde, sind konkrete Fragen über die Auswirkungen bestimmter Entscheidungsgefüge auf ein nachhaltiges Weidemanagement ins Zentrum der PK-Arbeiten getreten. Eine zentrale Hypothese zum nachhaltigen Weidemanagement in Trockengebieten ist, dass dieses ökologische und ökonomische Puffer schafft bzw. erhält, wodurch die raum-zeitliche Variabilität der Naturressourcen aufgefangen wird (Müller et al. 2007). Die Gültigkeit dieser Hypothese wird innerhalb der Problemkomplexe Ma-L.1, Ma-L.2 und Ma-G.2 über eine interdisziplinäre, weideökologische und ethnologische Bearbeitung und die Modellierung mit BUFFER überprüft. Im vorliegenden Problemkomplex steht dabei die Frage im Vordergrund, inwieweit traditionelle und staatliche Institution dazu die nötigen Rahmenbedingungen schaffen und ob die aktuell beobachteten Entscheidungsprozesse zu einem (im Sinne der Puffer-Hypothese) funktionell angepassten Weidemanagement führen. Der PK untersucht, welche realen und virtuellen Gremien und Institutionen an Nutzungsentscheidungen beteiligt sind, wie formelle und informelle Instanzen interagieren, welche Prozesse Gesellschaft IMPETUS 310 der Entscheidungsfindung existieren und welche Kriterien für die jeweiligen Entscheidungen herangezogen werden. Die Kriterien erhalten ihre besondere Relevanz vor dem Hintergrund der Frage, inwieweit Landnutzungsentscheidungen im Sinne nachhaltiger Landnutzung lenkbar sind. Grundlage für die Institutionenanalyse ist ein Expertenmodell, das in erster Linie Informationen auf Grundlage der in den ethnologischen Fallstudien erhobenen Daten liefert. Weiterhin fließen ethnologische und ethnobotanische Informationen zu Entscheidungsprozessen im Zusammenhang mit dem Weidemanagement einer ausgewählten Nutzergruppe ein (vgl. den Bericht zum PK Ma-L.1). Diese Informationen werden, z.B. in Form von „Wenn-Dann-Beziehungen“, formalisiert und in das ökologisch-ökonomische, regelbasierte Weidenutzungsmodell BUFFER integriert. Verallgemeinerbare Informationen aus den ethnologischen Untersuchungen fließen als Strukturinformationen in das Informationssystem ISII ein, das für eine typische Kernregion der Nutzung von Kollektivland, das System Hoher Atlas-Jebel Saghro erstellt wird. Stand zur SDSS/IS/MT-Entwicklung Das Blockdiagramm (Abb. III.2.4-6) zeigt die Unterschiede in räumlichen Kompetenzbereichen, Institutionalität und Akzeptanz zwischen "staatlich / formal gültigen" und "traditionell / informellen" Institutionen des kollektiven Ressourcenmanagements, wie sie in die beiden im PK bearbeiteten Modelle und Systeme einfließen. Gesellschaft IMPETUS 311 Abb. III.2.4-6: Blockdiagramm ISII - Informations-System der Institutionellen Interdependenzen Das Informations-System der Institutionellen Interdependenzen (ISII) nutzt die Erkenntnisse des PK Ma-G.2, dass Wasser und Weideland als Grundlagen der landwirtschaftlichen Nutzung traditionell kollektive Ressourcen sind, bei denen neben der formalen Zuständigkeit des Zentralstaates und seiner ausführenden Organe bei alltäglichen Entscheidungen auf lokaler Ebene auf traditionellen Mechanismen basierende Kontroll- und Verteilungsverfahren wirksam sind. Die Erfahrung, dass viele Managementprobleme ihre Wurzeln in diesem Konfliktfeld konkurrierender Rechtsansprüche haben, hat uns dazu bewogen, institutionelle Strukturinformationen raumbezogen potentiellen Nutzern verfügbar zu machen. Grundlage für das IS bildet die Institutionen-Analyse, welche die Kompetenzverteilung für das Ressourcenmanagement sowohl in modern-zentralstaatlichen wie auch in traditionell-tribalen Institutionen räumlich, institutionell und personell hierarchisch strukturiert darstellt (vgl.: Tab. III.2.4-1). Als Inputdaten werden allgemeine Informationen über traditionelle und staatliche Institutionen auf verschiedenen Ebenen verwendet: Eine Bestandsaufnahme der Institutionen des Ressourcenmanagements beschreibt die Akteure. Daneben werden die Kompetenzbereiche der Institutionen (legal, räumlich und thematisch) aufgezeigt. Die erkannten Entscheidungsmechanismen bei Nutzungsentscheidungen, bei denen Kriterien wie Kommunikation, Transparenz und Akzeptanz von Entscheidungen sowie die Partizipativität der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen, bilden das Grundgerüst für die Struktur des geplanten Informationssystems. Das IS nutzt die Kartierung der räumlichen, formellen und thematischen Kompetenzbereiche von Institutionen des Ressourcenmanagements, um so ortsbezogene Informationen zur Verflechtung von Institutionen des kommunalen Ressourcen-Managements im Hohen Atlas darzustellen. Die auf den verschiedenen, sich räumlich, konzeptionell und rechtlich überschneidenden Entscheidungsbäumen angeordneten Institutionen des Ressourcenmanagements können so dargestellt werden. Das IS soll Entscheidungsräume unterschiedlicher Inklusivität abbilden und die in den Entscheidungsräumen jeweils relevanten Akteure darstellen. Die potentiellen Konfliktfelder der beteiligten Akteure werden durch die Kompetenzüberschneidungen bestimmt bzw. identifiziert. Räumliche Objekte des IS sind relevante Stakeholder, also formelle und informelle Institutionen (z.B. Gemeinden, Kaidate, Douars), Personen und Personengruppen (NGOs, Wassernutzerverbände) sowie die räumlich und quantitativ definierten Ressourcen. (z.B. tribale Weidegebiete, Bewässerungsflächen). Gesellschaft 312 IMPETUS Der folgende Auszug soll dieses Verhältnis illustrieren: Tab. III.2.4-1: Institutionen und ihre administrativen, räumlichen und personellen Interdependenzen in Südmarokko (Auszug) Modernesocieté civile Coutumière Unités Institutions coutumièÄmter / aministratives res Gremien Personen NGOs Gremien Parlement Tribu Fraction Jmâa Jmâa Sheikh Région SoussMassa-Drâa Province Ouarzazate, Zagora Cercle BoulmaneDades, … Association des transhumants Conseil communale Commune Douar Jmâa Mouschech, Moukkadim Douar AUEA Association d'Utilizateurs D'Eau Beauftragter für Weideland Associations de developpement Beauftragter für Wasserverteilung Themen Weitere Territorien Kollektivland NSG's Weideland Forêts Gesellschaft Forst IMPETUS 313 Habouss Wasser Naturschutz Tourismus BUFFER Mit Hilfe des ökologischen Simulationsmodells BUFFER sollen die Auswirkungen von unterschiedlichen Beweidungsstrategien von Hirtennomaden auf Weidegebiete im Drâa-Einzugs-gebiet untersucht werden. Das Modell befindet sich nach einem Wechsel des Bearbeiters noch in der Entwicklungsphase. Seit Anfang 2008 arbeitet Romina Drees an BUFFER. Da die Konzipierung von BUFFER zu Beginn des Berichtjahres weitgehend abgeschlossen war, konnten jedoch noch Datenlücken identifiziert und entsprechende Nacherhebungen sowohl weideökologischer als auch ethnologischer Daten initiiert werden. Eine wichtige Neuerung gegenüber der ursprünglichen Modellkonzeption betrifft die Berücksichtung von ausdauernden, verholzten Futterpflanzen im Untersuchungsgebiet. In vielen Modellen, die sich mit der Beweidung in Trockengebieten beschäftigen, werden Savannenökosysteme betrachtet. Dort sind Gräser die Hauptnahrung des Weideviehs. Der Zustand der Pflanze hängt hier stark vom aktuellen Niederschlag und dem Beweidungsregime ab. Die Pflanzen lassen sich schematisch in grüne und Reservebiomasse unterteilen. Die grüne Biomasse bildet den photosynthetisch aktiven Teil der Pflanzen und bewirkt somit den Aufbau der Reservebiomasse, die im nächsten Jahr wiederum zum Aufbau der grünen Biomasse beiträgt. Die grüne Biomasse ist derjenige Teil der Vegetation, der durch Beweidung genutzt bzw. entfernt wird. Insgesamt spiegelt sich sowohl die Niederschlags- als auch die Beweidungsgeschichte in der Reservebiomasse wider. Abb. III.2.4-7: Schema eines verholzten Pflanzenindividuums mit grüner Biomasse (grün) und Reservebiomasse (braun). Anders als bei ausdauernden Gräsern muss bei einem strauchigen Individuum weiter differenziert werden in diesjährigen grüne Biomasse (a), die grüne Biomasse der Vorjahre (b), fressbare Reservebiomasse (c) und nicht-fressbare Reservebiomasse (d). Quelle: Entwurf O. Jakoby, K. Frank, A. Linstädter. In den untersuchten Gebieten Marokkos machen dagegen Zwergsträucher, d.h. mehrjährige, größtenteils holzige Arten, einen großen Teil der Vegetation und der Nahrungsgrundlage der Weidetiere aus. Diese unterscheiden sich gegenüber den in Savannen dominierenden Gräsern vor allem da- Gesellschaft IMPETUS 314 durch, dass sie über längere Zeiträume oberirdisch überdauern und je nach Alter auch nicht mehr in allen oberirdischen Teilen fressbar sind. Ebenfalls ist denkbar, dass abhängig von der jeweiligen Wurzelstruktur bzw. -länge nicht ausschließlich der direkte Niederschlag als Wasserquelle genutzt werden kann. Aufgrund dieser Gegebenheiten musste das Konzept der Reservebiomasse, die zur Regeneration eines geschädigten Individuums beiträgt, angepasst werden. Da BUFFER als individuenbasiertes Modell geplant ist, war zu klären, wie ein Pflanzenindividuum sinnvollerweise in fressbare und nichtfressbare Anteile differenziert werden kann (vgl. Abb. III.2.4-7) mit dem Schema eines verholzten Individuums). Entsprechend wird seit dem Frühjahr 2007 bei allen Bestimmungen der pflanzlichen Biomasse, d.h. sowohl im Zusammenhang mit der Messung des Individualgewichts als Merkmal im PFT-Katalog als auch bei der Bestimmung der Produktivität im Rahmen der Käfigexperimente, fraktioniert nach „fressbarer“ und „nicht-fressbarer“ Biomasse gearbeitet. Für BUFFER erscheint es sinnvoll, zuerst in einem kleinen Vormodell das Wachstum von holzigen Arten sowie ihre Reaktion auf Beweidung zu untersuchen. Mit diesem Modell soll vor allem ein qualitatives Verständnis der Interaktion zwischen holzigen Arten und ihrer Umwelt gewonnen werden. Idealerweise können Aussagen über Wachstums- und Konkurrenzverhalten sowie die räumliche Dynamik verschiedener Arten gewonnen werden, die direkt zur Implementierung der Vegetationsdynamik in BUFFER genutzt werden. Aufbauend auf diesen Informationen ist das Modell BUFFER konzipiert. Zunächst wird eine räumlich implizite Version des Modells umgesetzt. Für spätere Versionen wird es aufgrund der Realisierung von Zugwegen (und deren Kosten) der Nomaden sowie für die geplante Kreuzvalidierung mit den Modellen SAVANNA und MOVEG Drâa nötig, den Raum explizit zu modellieren. MOVEG Drâa bewertet dabei nur die tatsächlich stattfindenden Veränderungen, unabhängig von einer weidewirtschaftlichen Nutzung und einer damit möglicherweise einhergehenden Degradation der Vegetation. Gleichzeitig liefert MOVEG Drâa flächenhafte Informationen für die Definition verschiedener Weidetypen und die raumzeitlichen Muster ihrer Nutzung, die essentiell für die Modellierung des Weidemanagements mit BUFFER sind. Das Modell kann gedanklich in zwei Module unterteilt werden, die miteinander interagieren. Das eine simuliert Vegetationsdynamiken, das andere die Nutzung durch Nomadenhaushalte. Beide interagieren über verschiedene Prozesse miteinander. Zum einen wird die Vegetation (vor allem charakterisiert durch die Biomasse einzelner PFTs und die Artenzusammensetzung) durch die Intensität der Beweidung bestimmt werden, zum anderen wird der Zustand der Vegetation die Entscheidungen der Nomaden beeinflussen, in welchen Gebieten wie intensiv genutzt wird. Ein weiterer Faktor, der von entscheidender Bedeutung für die Vegetation sein wird, ist der Niederschlag. Dieser wird sich über die Wachstumsrate ebenfalls direkt auf die Vegetation auswirken und hat darüber auch indirekt einen Einfluss auf die Beweidungsstrategien der Nomaden. Dementsprechend kann der Niederschlag auch direkt als Kriterium für die Wahl der zu verwendenden Strategie dienen. Als Zielgrößen von BUFFER sind der Zustand der Vegetation (Abundanzen der PFTs, Biomasse) sowie das Kapital von Nomadenhaushalten (Herdengröße) geplant. SDSS Padrâa Das SDSS Padrâa integriert Daten, Modellergebnisse und Fragestellungen aus den PKs Ma-L.2 und Gesellschaft IMPETUS 315 Abb. III.2.4-8: Blockdiagramm zum geplanten SDSS Padrâa. Entwurf A. Enders, A. Linstädter. Ma-G.2. Es ist noch nicht zur „Version Null“ gelangt, da die Arbeit am zugrunde liegenden Modell BUFFER noch nicht abgeschlossen ist (siehe oben). Es existieren jedoch für Padrâa detaillierte Planungen der Zielgruppe, der Fragestellung und des notwendigen Dateninputs. Weiterhin ist bereits definiert worden, an welchen Stellen Experten in den Entscheidungsablauf eingreifen können, auf welche Weise ihr Wissen einfließt, und wie die Ergebnisse aufbereitet und ausgegeben werden sollen. Für das Einfließen von Expertenwissen ist in Zusammenarbeit mit Andreas Enders ein „Fuzzy Tool“ entwickelt worden, das gezielt Expertenwissen über eine interaktive Fuzzyfizierung gestattet. Padrâa ermöglicht Entscheidungshilfen im Zusammenhang mit nachhaltiger Weidenutzung im Hohen Atlas. Die Fragestellung 1 entspricht der eines Frühwarnsystems: Lassen sich allgemein bzw. in bestimmten Jahren besonders degradationsgefährdete (vulnerable) Weidegebiete identifizieren? Fragestellung 2 steht im Zusammenhang mit dem Weidezugang: Lokale Entscheidungsträger bekommen Hilfen, wann eine Öffnung von Weidegebieten für externe Herden transhumanter Viehhalter in Zeiten mit lokal begrenzten Dürren möglich und sinnvoll ist. Methodik Die Einzelergebnisse der interdisziplinären Untersuchungen werden in einem konzeptionellen Expertenmodell, das die Entscheidungsbäume und Wirkungsmechanismen des Ressourcenmanagements abbildet, integriert. Dieses Expertenmodell wird direkt in eine regelbasierte, ökologisch-ökonomische Modellierung des Ressourcenmanagements mit seinen Wechselwirkungen zur Verfügbarkeit dieser natürlichen Ressourcen umgesetzt (BUFFER; vgl. PK Ma-L.2). Darüber hinaus bilden die Entscheidungsabläufe, die das konzeptionelle Modell nachbilden kann, die Grundlage des Informationssystems ISII. Die durch Überschneidungen der Kompetenzbereiche der betei- Gesellschaft IMPETUS 316 ligten Akteure entstehenden Konfliktfelder werden dabei identifiziert. Es ergibt sich so die Möglichkeit, institutionelle Ansatzpunkte für nachhaltige Landnutzungskonzepte und Managementpläne aufzuspüren. Mit Hilfe des Simulationsmodells BUFFER können postulierte nachhaltige Landnutzungskonzepte direkt in ihrer Auswirkung auf die natürlichen Ressourcen abgeprüft werden. Da ein nachhaltiges Ressourcenmanagement in ariden und semiariden Klimata an die zeitlich und räumlich extrem heterogene Ressourcenverfügbarkeit angepasst sein muss, werden die zugrunde liegenden Prinzipien des Landmanagements ebenso im Fokus des ökologisch-ökonomischen Modells BUFFER stehen wie die Dynamiken und die „Puffer-Qualität“ der natürlichen Ressourcen Weide und Wasser. Stand der Arbeiten Im Berichtsraum sind die vegetations- und weideökologischen Arbeiten in der Fallstudie „Weidegebiet der Ait Tourmert“ dem Arbeitsplan entsprechend umgesetzt worden. In enger Zusammenarbeit mit ethnologischen Bearbeitern wurden die Weidegebiete und deren Grenzen identifiziert. Es lassen sich drei verschiedene Weidegebiete der Ait Toumert abgrenzen, zunächst das Winterweidegebiet (Imlil, Timassinine, Saghro, Asselda), weiterhin ein Zwischenweidegebiet (Asselda) und schließlich ein Sommerweidegebiet (Aujgal, Hoher Atlas). Dem entsprechen die vegetationsökologischen Untersuchungsgebiete: für die Winterweide Trab Labied (Testsite TRL) und Imlil, für die Zwischenweide Taoujgalt (Testsite TAO), Ameskar (Testsite AMS) und Asselda, und für die Sommerweide Tizi n’Tounza (Testsite TZT). Somit ist in jedem der drei Weidegebiete der Ait Tourmert mindestens eine IMPETUS-Testsite stationiert. Dieser Umstand schafft sowohl für weideökologische Arbeiten als auch für das darauf aufbauende ökologisch-ökonomische Modell BUFFER eine exzellente Datenlage. Auf jeder der vier Höhenstufen (TRL, TAO, AMS, TZT) wird ein vierteiliger Weidegradient aufgespannt (Abbildung III.2.4-9). Die insgesamt 16 Gebiete sind im Herbst 2007 bereits ausgewählt Abb. III.2.4-9: Matrix der 16 weideökologisch zu charakterisierenden Gebiete mit jeweils spezifischer Kombination aus Höhenstufe und Nutzungsintensität. Quelle: Entwurf G. Baumann. Gesellschaft IMPETUS 317 worden, und es erfolgte eine erste vegetationskundliche Datenaufnahme. Abbildung Ma-G.2.6 zeigt die deutlichen Unterschiede zwischen den vier Nutzungsstufen am Beispiel des Weidegebietes in der Nähe der Testsite Taoujgalt. Während auf der Testsite selbst nach sechsjährigem Beweidungsausschluss die Dichte und Anzahl der ausdauernden Halbsträucher (Artemisia herba-alba und Artemisia mesatlantica) deutlich zugenommen haben, finden sich in Dorfnähe vor allem einjährige Arten und mehrjährige, krautige Rosettenpflanzen (vgl. den Bericht zum PK Ma-L.2). Während der Feldforschung im Frühjahr 2008 werden in jedem der Gebiete jeweils 8-10 Vegetationsaufnahmen durchgeführt werden, die als statistische Basis zur Abundanzbestimmung der verschiedenen Pflanzenfunktionstypen (Response Groups) dienen. Zusätzlich werden die beiden Weidegebiete Imlil und Asselda vegetationsökologisch charakterisiert werden, da in diesen Gebieten die ökologische Datenlage noch nicht ausreicht. Abb. III.2.4-10: Dokumentation des Weidegradienten „Taoujgalt. Der Gradient dient neben dem bei Ameskar zur weideökologischen Beurteilung der Zwischenweiden im Ait Tourmert-Transhumanzzyklus. Stufe 1 zeigt den Vegetationszustand nach 6 Jahren ohne Beweidung, Stufe 2 eine danebenliegende, moderat beweidete Fläche, Stufe 3 eine stark genutzte Weide in Siedlungsnähe und Stufe 4 eine extrem stark genutzte Fläche direkt am Rande einer Siedlung. Quelle: Entwurf A. Linstädter. Institutionelle Aspekte des Weidemanagements in der Atlasregion Gesellschaft IMPETUS 318 Um institutionelle Aspekte eines nachhaltigen Weidemanagements zu verstehen, müssen Indikatoren und Kriterien für Entscheidungen im Rahmen des lokalen Herden- und Ressourcenmanagements bekannt sein. Nur so werden beispielsweise Mobilitätsentscheidungen nachvollziehbar und damit regelbasiert modellierbar. Eine entsprechende Datenlücke wurde bereits zu Beginn der 3. Antragsphase identifiziert. Sie konnte im Berichtsjahr im Rahmen der Feldforschung für eine Diplomarbeit (B. Kemmerling) geschlossen werden. Die folgenden drei Aspekte wurden während der Feldforschung von September bis November 2007 untersucht: (i) lokales Wissen zur Naturressource “Weide”, insbesondere zu Futterpflanzen, (ii) Weidemanagement und Mobilitätsmuster (vgl. den Bericht zum PK Ma-L.1), und (iii) soziale Netzwerke und Institutionen. Mittels einer „Cultural Domain Analysis“ wurde lokales Wissen über die Qualität und Quantität von Futterpflanzen erfragt. Zu diesem Zweck wurden Freelists erstellt, die eine statistische Auswertung der als wichtig wahrgenommenen Pflanzen ermöglichen. Strukturiertes Pile Sorting ergab zusätzliche Informationen über das Auftreten der Pflanzen auf bestimmten Weidegebieten sowie über die Fressbarkeit für Schafe und Ziegen. Dadurch werden die Resultate der Freelists sinnvoll ergänzt. Es wird angenommen, dass das lokale Wissen über Futterpflanzen ein Indikator für Entscheidungen zur zeitlichen und räumlichen Mobilität der Pastoralnomaden ist. Gesellschaft IMPETUS 319 Generell liefert lokales Wissen über Futterpflanzen jedoch keine Informationen über die Abweichungen vom Mobilitätsmuster, die durch teilstandardisierte Interviews bei verschiedenen Familien der Ait Toumert herausgestellt wurden (vgl. den Bericht zu PK-Ma-L.1). Bei den Befragungen zu wichtigen Futterpflanzen im Weidegebiet mit Hilfe der FreelistingMethode zeigte sich, dass deutliche Unterschiede im lokalen Wissen existieren: Die Pflanzenlisten der 17 Informanten umfassen zwischen 19 und 122 Pflanzen. Insgesamt gibt es 898 Nennungen, aus denen 232 verschiedene Arten resultieren. Die Freelisting-Methode ermöglicht eine statistische Auswertung jeder genannten Pflanze innerhalb der befragten Gruppe. Ein Ranking der Arten kann entweder anhand der Frequenz der Nennungen erfolgen (wie in Abb. III.2.4-12), oder mittels der Salienz jeder Pflanze, ausgedrückt im Smith’s Index. Dieser berücksichtigt (i) die Häufigkeit der Abb. III.2.4-11: Weidegebiete der Ait Tourmert. Die beiden nördlichsten Weidegebiete sind Sommerund Zwischenweide, alle weiter südlich gelegenen Weidegebiete zählen zu den Winterweiden. Dabei lassen sich nahe Winterweiden (grüne Farbtöne) und ferne Winterweiden (orange und rote Farbtöne) unterscheiden. Nennungen in allen Freelists, (ii) die Position der Nennung in jeder Freelist, und (iii) die Länge jeder Freelist (vgl. Abbildung III.2.4-12, rechte Spalte). Um einen direkten Vergleich von lokaler Wertschätzung einer Art und ihrer ökologischen Bedeutung vornehmen zu können, müssen auch die ökologischen Daten in einem gewichteten Rang aus- Gesellschaft IMPETUS 320 gedrückt werden. Sie werden folglich an die ethnologischen Kriterien für die Salienz angepasst (Eisold et al. 2006). Dabei sind die Vegetationsaufnahmen (Plots) äquivalent zu den Informanten, der Bedeckungsgrad einer Pflanze in einem Plot wird der Position in einer Freelist gegenübergestellt, und die Frequenz der Pflanzen auf den Plots ist gleich der Häufigkeit der Nennungen aus allen Freelists. Eine Gruppierung der Pflanzen in Lebensformen nach Raunkiaer ermöglicht anschließend einen Vergleich lokaler Wahrnehmung von Futterpflanzen mit wissenschaftlichem Wissen über sie. Eine Auswertung der Pile Sorts über die Fressbarkeit für Schafe und Ziegen sowie über das Auftreten der Futterpflanzen auf den verschiedenen Weidegebieten soll weiterhin dazu dienen, Kriterien für Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen lokalem und wissenschaftlichem Wissen zu erklären. Des Weiteren kann so diskutiert werden, inwieweit lokales Wissen über Futterpflanzen als Indikator für Mobilitätsentscheidungen dient. Zusammenarbeit mit anderen Institutionen Bei der Auswahl der verfügbar gemachten Informationen muss beachtet werden, dass gezielte Interventionen, die ein langfristig nachhaltiges Ressourcenmanagement anstreben, für die lokale Bevölkerung nur dann attraktiv und akzeptabel sind, wenn Konsens darüber hergestellt werden kann, wem die nachhaltig nutzbar gemachte Ressource letztendlich zugute kommen wird. Erfahrungen verschiedener Einrichtungen haben gezeigt, dass die vorhandene rechtliche Unsicherheit, aber auch eine mangelnde Akzeptanz geplanter Maßnahmen, oft lediglich kurzfristige Exploitationsstrategien fördern, die einem nachhaltigen Ressourcenmanagement entgegenstehen. Werden solche MaßnahITEM FREQUENCY RESP PCT AVG RANK Smith's S ---------------------------- --------- --------- --------- --------1 ADOLFSSA 17 100 7.588 0.861 2 TIMIMTE 16 94 23.438 0.514 3 ASSAY 15 88 32.333 0.359 4 TARDMA 15 88 20.533 0.567 5 IZRI 15 88 20.067 0.627 6 TOUCHKT 15 88 11.667 0.730 7 AZOUKNI 15 88 27.267 0.449 8 AMENGHETAL 14 82 8.643 0.698 9 AZMROY 14 82 15.929 0.606 10 AWERDAL 14 82 33.929 0.314 Abb. III.2.4-12: Ausschnitt aus der Gesamt-Freelist, sortiert nach der Häufigkeit (Frequency). Der Smith’s Index S (rechte Spalte) wurde mit Hilfe der Software „Anthropac“ berechnet. Er beschreibt die Salienz in der lokalen Wahrnehmung, d.h. den gewichteten Rang der Pflanzenarten (Items). Quelle: Daten und Auswertung B. Kemmerling. men trotzdem, zum Beispiel durch staatlichen Druck, durchgeführt, so kann dies die traditionellen Instrumente des kollektiven Ressourcenmanagements untergraben und zu einer Verschärfung latent vorhandener Interessenskonflikte führen. Die bisher durchgeführten und noch geplanten Capacity development Maßnahmen ziehen deshalb darauf ab, neben der Schulung an der technischen Platt- Gesellschaft IMPETUS 321 form zur Datenübergabe schon in einem frühen Stadium der Entwicklung die potentielle Akzeptanz und Nutzerfreundlichkeit der Anwendungen mit den lokalen Stakeholdern abzustimmen. Capacity development Maßnahmen Im März und im Oktober 2007 wurden zwei Workshops zur regionalen Ressourcenplanung durchgeführt. Der erste Workshop im März 2007 wurde gemeinsam von IMPETUS, dem Biodiversitätsprojekt CBTHA und BIOTA-Maroc organisiert. Schwerpunkt waren Fragen des Ressourcenmanagements im Zielgebiet. Neben Mitarbeitern der veranstaltenden Organisationen nahmen Vertreter von ECO-Maroc, der Université Iben Zoher Agadir und der ORMVAO in Ouarzazate am Workshop teil. Der Workshop diente in erster Linie der Vorstellung der in IMPETUS verwendeten Modelle und der Darstellungen der Arbeiten zum Ressourcenmanagement im gemeinsamen Untersuchungsgebiet, zwischen Hohem Atlas und Saghro. Bei mehreren Treffen mit dem Leiter des „Projet pour la Conservation de la Biodiversité par la Transhumance dans le Versant Sud du Haut Atlas“ wurde der Entwurf für eine „Axes de partenariat“ zwischen IMPETUS, BIOTA Maroc und der CBTHA entwickelt, in dem die weitergehende Zusammenarbeit im Bereich der Weidewirtschaftsuntersuchungen dargestellt wird. Während des Workshops im September/Oktober wurde erstmalig das IMPETUS Framework und das IMPETUS Laptoplabor zusammen mit A. Enders präsentiert. Die Teilnehmer der als Arbeitsgruppenworkshop konzipierten und gemeinsam von IMPETUS, der CBTHA und BIOTA Maroc organisierten Veranstaltung hatten die Möglichkeit, erste Versionen der bereits in das Framework integrierten Informationssysteme LUD-HA und Padrâa zu nutzen und auf die Anwendbarkeit sowie die Erweiterbarkeit hin zu testen. Anregungen zur Systemstruktur und zur verwendeten Abfragemasken flossen in die weitere Entwicklung der Systeme ein. Während des Herbst-Workshops wurde die inzwischen bei der Leitung der ORMVAO vorliegende „Note sur les Axes de Partenariat“ weiter diskutiert und auf einen guten Weg gebracht. Ausblick Erstmals liegen seit Anfang 2008 durch die Umzeichnung von Mental Maps in GIS-Karten (vgl. Abb. III.2.4-11) genaue und georeferenzierte Informationen zu den Grenzen der einzelnen Weidetypen der Ait Tourmert und angrenzender Nomadengruppen vor. Dies ermöglicht die Zuordnung von Vegetationseinheiten (nach der Karte von M. Finkh) und von naturräumlichen Einheiten, aber auch von abiotischen Standortfaktoren wie der Wasserspeicherfähigkeit der Böden (Bodenkarte von A. Klose) und der pflanzlichen Produktivität (als Ergebnisse der Modelle SAVANNA und MOVEG Drâa) zu den Weidegebieten. Die entsprechenden Auswertungen sollen in der 1. Hälfte des Jahres 2008 vorgenommen werden. Nachdem bereits durch statistische Methoden (wie Smith’s Rank) ein Abgleich von lokalem und wissenschaftlichem Wissen zu Entscheidungsprozessen im Weidemanagement erfolgt ist, bietet die Weidekarte nun die Möglichkeit, naturwissenschaftliche und ethnologische Daten zu raum-zeitlichen Mustern der Vegetation und Weidenutzung abzugleichen. Im gleichen Zeitrahmen soll das IS ISII weiterentwickelt und in Kooperation mit marokkanischen Partnern mit zusätzlichen Detailinformationen gefüllt werden. Dazu sind verschiedene Capacity development-Maßnahmen vorgesehen, die der gemeinsamen Arbeit an den Fragestellungen und Konzepten der SDSS/IS und z.T. der zugrunde liegenden Modelle (wie BUFFER), der Integration von in Ma- Gesellschaft IMPETUS 322 rokko verfügbarem Expertenwissen und von Daten in die IS und SDSS, sowie der formellen Absicherung der Zusammenarbeit zwischen IMPETUS und der CBTHA dienen. Neben der Vorstellung des Arbeitsstandes in den Modellen BUFFER und MOVEGDrâa ist vor allem die Arbeit an den Transferprodukten VEGSAT, Padrâa, PLANT, ISI und LUD-HA durch Vorträge und Werkstattgespräche geplant. Aus den bereits identifizierten Fragestellungen der SDSS sollen gemeinsam diejenigen ausgewählt werden, die für die jeweiligen Anwender besonders bedeutsam sind und daher ein hohes Nutzungspotential aufweisen. In Werkstattgesprächen sollen die Fortschritte bei den verschiedenen Komponenten des IMPETUS Frameworks diskutiert werden. Auf der Input-Seite liegt ein Schwerpunkt auf der interaktiven Integration von marokkanischem Expertenwissen mittels Fuzzy Logic-Tools v.a. in BUFFER und Padrâa sowie auf der Identifikation und Einbindung von bereits vorliegenden oder über Monitoring weiter zu erhebenden ökologischen und sozio-ökonomischen Daten. Auf der Output-Seite soll im Detail diskutiert werden, welche Ausgabeform die jeweiligen Anwender für eine Entscheidungsunterstützung benötigen. Literatur Müller, B., Linstädter, A., Frank, K., Bollig, M. & Wissel, C. (2007). Learning from local knowledge: Modeling the pastoral-nomadic range management of the Himba, Namibia. Ecological Applications, 17, 1857-1875. Eisold, J., S. Tönsjost, M. Bollig and A. Linstädter 2006: Local and Ecological Knowledge on Natural Resource Management – A Case Study from north-western Namibia. http://www.tropentag.de/2006/abstracts/full/45.pdf El Alaoui, Mohammed (2003): Etude sur le Statut Jurisdique des Terres Collectives au Maroc et les Institutions Coutumières et Locales dans les Versant Sud du Haut Atlas. Projet CBTHA, Ouarzazate Kraus, Wolfgang (1991) Die Ayt Hdiddu. Wirtschaft und Gesellschaft im Zentralen Hohen Atlas. Veröffentlichungen der Ethnologischen Kommission, Band 7; Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien. IMPETUS Atlas IMPETUS 321 IV Kommunikation von wissenschaftlichen Ergebnissen: Das IMPETUS-Atlas-Konzept Gemeinde Vertreter arbeiten mit dem digitalen IMPETUS Atlas auf dem Gemeindeworkshop in Parakou. Problemstellung In wissenschaftlichen Projekten werden in der Regel viele Daten zusammengetragen, gemessen oder erhoben, woraus Analysen abgeleitet und Modellergebnisse produziert werden. Weiterhin entstehen Berichte und wissenschaftliche Publikationen. Es stellt sich aber die Frage, wie diese Menge von Informationen in einer geeigneten Weise anderen Wissenschaftler oder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Wissenschaftliche Publikationen sind ein geeignetes Forum für Experten haben aber den Nachteil, dass dort nur ein kleiner Teil der Untersuchungen und der erhobenen Daten veröffentlicht werden können. Des Weiteren sind die Publikationen meist in Englisch und werden deshalb in frankophonen Ländern nur von einer Minderheit verstanden. Auch sind die wissenschaftlichen Zeitschriften in der Regel sehr teuer, so dass sie in Entwicklungsländern oft nicht erhältlich sind. Außerdem sind die Fachpublikationen aufgrund der sehr technischen, fachspezifischen Sprache oft für Laien nicht verständlich. Eine andere wichtige Aufgabe besteht in der Verbreitung und Dokumentation der in einem Projekt erhobenen und verwendeten Daten und Modellergebnisse samt der dazu notwendigen Metadaten (also wie die Daten erhoben wurden, bzw. mit welchen Methoden und auf welcher Datengrundlage Analysen und Modellergebnisse abgeleitet wurden). Dadurch können die, oft mit großer Mühe und IMPETUS Atlas IMPETUS 322 mit hohem finanziellem Einsatz erhobene Daten auch noch viele Jahre später noch in Wert gesetzt werden. Eine gute Zugänglichkeit der Daten ist besonders für Entwicklungsländer von Bedeutung, da dort in der Regel nur wenige Informationen gedruckt oder als digitale Daten zur Verfügung stehen. Es stellt sich also die Frage, wie wissenschaftliche Ergebnisse so kommuniziert werden können, dass sie weite Verbreitung erfahren und auch für fachfremde Entscheidungsträger oder andere interessierte Personen verständlich sind. Auch die den Ergebnissen zugrunde liegenden Daten sollten einfach und schnell verteilt werden können. Dadurch können sie als Grundlage für vielfältige Entscheidungsfindungen verwendet werden. Mitarbeiter H.-P. Thamm, M. Judex, S. Krüger Zielsetzung Als Antwort auf die in der Problemstellung aufgeworfenen Fragenkomplexe wurde der IMPETUS Atlas und der Interaktive IMPETUS Digital-Atlas (IIDA) entwickelt. Bei dem gedruckten IMPETUS Atlas sollen relevante Themenfelder auf etwa zwei Textseiten behandelt und mit aussagekräftigen Karten, Grafiken und anderen Abbildungen erklärt werden. Der Text sollte auch für interessierte Laien verständlich sein, trotzdem aber wissenschaftlich fundiert sein und durch weiterführende Literatur gestützt werden. Die Gestaltung des Atlas sollte ansprechend sein, so dass er zum Lesen anregt. Da ein gedruckter Atlas statisch ist, d.h. nicht einfach berichtigt, ergänzt oder erweitert werden kann und aufgrund der hohen Druckkosten auch nicht alle Ergebnisse beinhalten kann, soll auch als Ergänzung und Erweiterung ein Interaktiver IMPETUS Digital-Atlas geschaffen werden, in dem viel mehr Ergebnisse sowie die den Ergebnissen zugrunde liegenden Daten und Methoden dokumentiert werden. Er soll auch einfache Analysefunktionen bieten sowie dem Anwender die Möglichkeit geben, aus den dort vorhandnen Informationen eigene Karten zusammenzustellen abzuspeichern und auszudrucken. Folgende Anforderungen werden an den IIDA gestellt: - Keine zusätzliche Installation von Software auf dem Computer des Nutzers (außer Java, das in der Regel schon installiert ist - Auch von CD oder DVD lauffähig - Darstellung von Rasterdaten, Vektordaten, Textdokumente als .TXT .PDF oder .HTML möglich - Möglichkeit der Darstellung von Videos und oder Tondokumenten - Mitführung von Metadaten für jeden Datensatz - Darstellung von vordefinierten Karten aus Überlagerung von einzelnen Informationsebenen (Layern) IMPETUS Atlas IMPETUS 323 - Erstellung von eigenen Karten aus den vorhandenen Layern - Einfache Analysefunktionen - Möglichkeit der Verlinkung von Punkten oder Flächen mit weiterführenden Informationen („Hot Links“) - Mehrsprachigkeit, d.h. die Möglichkeit auf unterschiedliche Sprachen umschalten zu können - Einfache Änderung oder Ergänzung der Datensätze auch für nicht Computer-Experten Nutzergruppen • Alle Behörden und Entscheidungsträger in Benin • Wissenschaftler • Nichtregierungsorganisationen • Lehrer und Schüler oder Studenten • Interessierte Laien Stand der Entwicklung Gedruckte Atlas-Version Aufbauend auf den Erfahrungen mit der ersten Version des IMPETUS Atlas der in erster Auflage 2005 gedruckt wurde, gab es eine Version des IMPETUS Atlas in dem Format A3 als Loseblattsammlung und eine A4 Version mit einer Spiralbindung. Die A3 Karten können für Diskussionen herausgenommen werden und zum besseren Vergleich auf einen Tisch oder eine Wand gelegt werden. Das A4 Format wurde für eine einfache Handhabung auch im Gelände gewählt. Dabei ist die Spiralbindung von Vorteil. Für den gedruckten IMPETUS Atlas wurde eine optisch sehr ansprechende Vorlage geschaffen, die den wissenschaftlichen Anspruch unterstreicht. Hierfür erfolgte die Wahl einer ansprechenden Typographie die den professionellen Anspruch des gedruckten Atlas unterstreicht. Die Vorlage erfolgte mit dem Textverarbeitungsprogramm Word damit die einzelnen Bearbeiter sich nicht in ein komplexes Textsatzprogramm einarbeiten mussten. Die Beiträge wurden anschließend mit einem Open Source Textsatzprogramm in die endgültige Form gebracht. Der Text sollte wissenschaftlich korrekt aber allgemein verständlich sein. Besonderer Wert wurde auf aussagekräftige Karten, Grafiken und sonstige Abbildungen gelegt. Abbildung 1 zeigt ein Beispiel für eine fertige Seite. Die Beiträge der ersten Auflage des IMPETUS Atlas wurden entsprechend den neuen Forschungsergebnissen erweitert und neue Beiträge hinzugefügt. Die kartographische Darstellung wurde, so weit es das zur Verfügung stehende Personal sowie die sehr heterogenen Themenfelder erlaubten, vereinheitlicht. IMPETUS Atlas IMPETUS 324 Um eine hohe Qualität des Inhaltes zu gewährleisten, wurde ein Review-System etabliert und konsequent angewendet. Die kartographische Darstellung wurde so weit es das zur Verfügung stehende Personal sowie die sehr heterogenen Themenfelder erlaubten vereinheitlicht. Die inhaltliche Gliederung erfolgte nach den unterschiedlichen räumlichen Skalen, auf denen IMPETUS arbeitet, von gesamt West-Afrika, ganz Benin, das Einzugsgebiet des Ouémés, das Einzugsgebiet des Oberen Ouémés (HVO), bis hin zu Fallstudien, die sich entweder auf einzelne Lokalitäten beziehen oder keine räumliche Verortung aufweisen. Um eine hohe Qualität des Inhaltes zu gewährleisten, wurde ein internes Review-System etabliert und konsequent angewendet. Die Koordination und Zusammenstellung der Beiträge erfolgte durch einen Redaktionsausschuss. Abb. IV-1: Beispielseite aus dem neuen gedruckten IMPETUS Atlas Der Interaktive IMPETUS Digitale Atlas (IIDA) Ein gedruckter Atlas weist prinzipiell einige Nachteile auf. Besonders schwerwiegend sind die hohen Produktionskosten (die gedruckte Version liegt bei ca. 30 Euro pro Exemplar reine Produktionskosten). Dies beschränkt die Anzahl der Themen die aufgenommen werden können. Ein weiterer Nachteil ist, dass ein gedruckter Atlas statisch ist, d.h. Verbesserungen, Änderungen, Ergänzungen und Erweiterungen sind nicht ohne einen kompletten Neudruck möglich. Auch können die den Ana- IMPETUS Atlas IMPETUS 325 lysen und Ergebnissen zugrunde liegenden Daten, Methoden und Modelle nicht hinzugefügt werden. Deshalb wurde der IIDA als innovatives System zur Organisation, Darstellung, Analyse und Kommunikation von wissenschaftlichen Ergebnissen und den ihnen zugrunde liegenden Daten und Methoden geschaffen. Der IIDA wurde komplett in Java programmiert und ist daher auf unterschielichen Computerplattformen lauffähig, für die die JAVA Runtimeenvironment erhältlich ist (z.B. Windows, Linux, Unix, Mac). Es muss keine weitere Software, wie z.B. ein proprietärer Viewer, installiert werden. Dadurch werden auch Probleme aufgrund beschränkter Nutzerrechte vermieden. Auch der Start des IIDA direkt von CD oder DVD ist ohne Probleme möglich. Als einzige Voraussetzung muss Java auf dem Rechner installiert sein, was in der Regel der Fall ist, da es für viele Webapplikationen benötigt wird. Durch den Einsatz von Java kann der IIDA ohne Lizenzkosten beliebig oft weitergeben werden. Das ist gerade für Entwicklungsländer eine wichtige Vorraussetzung für eine unkomplizierte Verbreitung und Benutzung. Durch die JAVA-Technologie kann der IIDA auch direkt über das Internet gestartet werden. Die Darstellung und Verarbeitung der (Geo-)Daten erfolgt durch die freie GeoTools-Bibliothek (http://geotools.codehaus.org/), die die umfangreichen Standards des Open GIS Consortiums umsetzt. Die Darstellung der einzelnen Informationsebenen (Layer) erfolgt über die Technik der Styled Layer Descriptions und ist damit frei und unabhängig von den Daten selbst zu gestalten. Mit dem IIDA können Rasterdaten, Vektordaten, Texte, Bilder, Multimediadateien (z.B. Videos), Messdaten oder modellierte Daten dargestellt werden. Die Daten können entweder einen Raumbezug haben (z.B. Brunnen, Messstellen, Vegetationseinheiten) oder auch ohne räumliche Verortung dargestellt werden (Textdokumente). Das IIDA-Konzept besteht aus zwei Programmmodulen: Dem IIDA-Viewer, mit dem die Daten dargestellt werden, und dem IIDA Atlas-Creator, mit dem ein Atlas erstellt werden kann. Der AtlaCreator ist ein recht einfach zu bedienendes Tool, das erlaubt, einen Atlas mit Drag und Drop zu erzeugen. Er unterstützt die Zuordnung von Metadaten und von mehrsprachigen Beschreibungen. IMPETUS Atlas IMPETUS 326 Abb. IV-2: Benutzeroberfläche des IIDA mit einer Beispielkarte von Benin Der IIDA bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Durch die preisgünstige Produktion können beliebig viel Themenfelder aufgenommen werden. Weiterhin bietet er die Möglichkeit alle verwendete (Geo-) Daten sowie deren Metadaten zu veröffentlichen. Somit können die aus den Daten abgeleiteten Analysen nachvollzogen werden. Dies löst auch das Problem der strukturierten Ablage und Sicherung von in Projekten erhobenen Daten, wodurch diese voraussichtlich auch in einigen Jahrzehnten Wissenschaftlern und interessierten Personen zu Verfügung stehen. Dies ist ein großer Vorteil im Vergleich zu der bisherigen Praxis in denen sehr häufig einmalige Daten, die mit großem personellem und finanziellem Aufwand erhoben wurden, nach Ablauf eines Projektes verloren gehen. IMPETUS Atlas IMPETUS 327 Abb. IV-3: Beispiel für eine Atlaskarte des IIDA. Hier werden Einzugsgebiete im HVO dargestellt und Detailinformation zu einem Pegel abgerufen. Dargestellt werden können Rasterdaten, Vektordaten, Texte, Bilder, Multimediadateien (z.B. Videos) und Messdaten oder modellierte Daten. Die Daten können entweder einen Raumbezug haben (z.B. Brunnen, Messstellen, Vegetationseinheiten) oder auch ohne räumliche Verortung dargestellt werden (Texte). Die Daten sind dem vom OGC definierten Standards konform (Open GIS Consortium). Dargestellt werden die Einzelnen Informationsebenen wie sie in den Styled Layer Descriptions definiert wurden. Einerseits können vordefinierte thematische Karten mit unterschiedlichen Informationsebenen (Layern) erstellt werden. Andererseits besteht auch die Möglichkeit aus den einzelnen Rohdaten sich selber thematische Karten zu erzeugen und diese zu exportieren oder auszudrucken. Hierbei bietet der IIDA die Möglichkeit nur die Karte, die Karte mit den Legenden oder dem Gesamten Bildschirm zu exportieren. Weiteren können einfache Analysen durchgeführt werden (z.B. zeige nur Siedlungen mit einer Bevölkerung von mehr als 10000 Personen). Von Rasterdaten oder Vektordaten können an jeder Stelle Zusatzinformationen abgerufen werden (z.B. an Brunnen relevante hinterlegte Daten wie Schüttung, chemische Zusammensetzung, bakteriologische Befunde usw.). Ein großer Vorteil des IIDA ist die Möglichkeit den Atlas mehrsprachig zu gestalten. Auf Knopfdruck kann zwischen unterschiedlichen Sprachen umgeschaltet werden (im Moment sind Deutsch, Englisch und Französisch realisiert). IMPETUS Atlas IMPETUS 328 Das IIDA Konzept besteht aus zwei Programmmodulen den IIDA-Viewer mit dem die Daten dargestellt werden und den IIDA-Atlas Creator mit dem der Atlas erstellt wird. Der Atlas Creator ist ein recht einfach zu bedienendes Tool das erlaubt einen Atlas mit Drag und Drop zu erzeugen. Er unterstützt bei der Zuordnung der Metadaten und der mehrsprachigen Beschreibung sowie der Georeferenzierung und der farbigen Darstellung der Daten. Somit ist es auch nicht Computer Experten möglich Daten in den IIDA einzupflegen oder sogar einen eigenen Atlas zu erzeugen. Es wurde auf eine einfache Bedienung des Atlas geachtet, so dass auch an Computer ungeübte Personen mit dem IIDA arbeiten können. Bei dem IMPETUS Gemeindeworkshop im November in Parakou wurde der Atlas zahlreichen Gemeindevertretern vorgestellt. Anschließend wurde Ihnen Gelegenheit gegeben ihn an dem IMPETUS Laptoplabor selber ausgiebig zu testen. Obwohl die wenigsten der Vertreter große Erfahrung mit der Arbeit an Computer hatte war die Resonanz durchweg positiv. Einhellig wurde konstatiert, dass der Atlas ein sehr nützliches Werkzeug darstellt, gerade in Hinblick der Dezentralisierung, da die Gemeinden plötzlich große Befugnisse und Gestaltungsmöglichkeiten haben, gleichzeitig aber nicht viel Informationen über Ihre Gemeinde vorliegen haben. Die von den Gemeindevertretern vorgebrachten Verbesserungswünsche und Vorschläge zur Erweiterung wurden aufgenommen und werden momentan umgesetzt.