Die Rolle der Medien, Kommunen und des Internet

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Die Rolle der Medien, Kommunen und des Internet
Gewalt, Mobbing
und Bullying in der Schule
Die Rolle der Medien, Kommunen und des Internet
Rosario Ortega,
Joaquín A. Mora-Merchán and
Thomas Jäger
(Hrsg.)
Herausgeber
Zentrum für empirische pädagogische Forschung, Universität Koblenz-Landau, Deutschland
Concept Foundation, Bucharest, Romania
European Forum for Urban Safety, Paris, France
University of Cordoba, Cordoba, Spain
Verlag
Empirische Paedagogik e. V.
Buergerstraße 23
76829 Landau
Germany
MAIL: [email protected]
WEB: www.vep-landau.de
Titelbild
Helga Johannessen (Norway)
Zitiervorschlag
Ortega-Ruiz, Rosario, Mora-Merchán, Joaquín A. & Jäger, Thomas ( Hrsg.). Gewalt, Mobbing und
Bullying in der Schule: Die Rolle der Medien, Kommunen und des Internet. [E-Book].
Titel der englischsprachigen Originalausgabe
Ortega, Rosario, Mora-Merchán, Joaquín A. & Jäger, Thomas ( Eds.). Acting against
school bullying and violence. The role of media, local authorities and the Internet [EBook]. Available at http://www.bullying-in-school.info
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© Verlag Empirische Pädagogik, Landau 2007
Einleitung
Das soziale Leben und besonders der Fortschritt beim Erlernen von den
Fähigkeiten, die unsere eigene Individualität klar erkennen lassen, genau wie
die Notwendigkeit positive Beziehungen zu anderen aufzubauen sind die
großen pädagogischen Herausforderungen dieser globalen Gesellschaft. Hierzu
müssen die Menschen sich gegenseitig mehr denn je unterstützen und
Verständnis füreinander zeigen. Tatsächlich liegt eine der Herausforderungen
der Gesetzgebung darin, einen rein Europäischen Bildungsraum aufzubauen, in
dem alle Kinder, Teenager und Jugendliche mit emotionaler Kompetenz
unterstützt werden, mit dem Ziel sie als echte Bürger mit einem weltoffenen
Blick auf die Welt in der sie leben müssen zu erziehen, und ebenso mit
demokratischen Prinzipien zu regieren. Dieses lobenswerte Ziel ist eine
Aufgabe für jedes Land, jede Gemeinde und jede Institution, die für Bildung
zuständig ist: Familien, Schulen und die gesamte Gesellschaft.
Die Institutionen tun ihr möglichstes um dies zu erreichen, aber es ist
nach wie vor nicht möglich, die Konflikte, die verschiedenen Interessen und
auch die Ungerechtigkeit oder Inkompetenz zu reduzieren, von denen unsere
Jugendlichen betroffen sind. Eines der Probleme – nicht das einzige und auch
nicht das verbreitetste, aber offensichtlich ein ernstes und besorgniserregendes
Problem – ist das Mobbing und die Gewalt an Schulen, SBV (School Bullying
and Violence). Dieses Problem tritt in allen Schulen auf und obwohl viel
dagegen getan wurde seit dieses Problem als eine wirkliche Tatsache mit
negativen Effekten für die betroffenen Schüler und für die Institutionen, in
denen die Lebensqualität gestört wird, angesehen wird, wurde es bisher nicht
gelöst.
Das vom Europäischen Netzwerk mit dem Namen VISIONARIES-NET
(http://www.bullying-in-school.info) durchgeführte pädagogische Projekt zur
Forschung und Innovation wollte mit der Veröffentlichung dieses E-Books,
welches sich auf die Prävention und Reduzierung von SBV konzentriert, dazu
beitragen. Das Ergebnis dieser Arbeit, zu dem nicht nur Forscher und
Pädagogen des VISIONARIES-NET beigetragen haben, sondern auch viele
Internetnutzer mit verschiedenstem wissenschaftlichem und fachlichem
Ursprung, ist dieses Dokument, welches nun als E-Book veröffentlicht wird. In
diesem Projekt, welches zwei Jahre dauerte, versuchten wir auf die Analyse der
Rollen, die die verschiedenen Handelnden bei der Lösung des SBV-Problems
spielen, besonderen Wert zu legen: Von lokalen Beauftragten bis zu den
Medien, den Computerservern und der Unterstützung von Akademikern und
Wissenschaftlern, die zusammen im von der EU finanzierten Socrates
Programm und dem darin enthaltenen Minerva-Programm arbeiten.
In den zwei Jahren, in denen wir im Netz mit der Online-Konferenz
gearbeitet haben, haben wir gründlich die pädagogischen Strategien zur
Prävention, Linderung und zum Stop jeder Form des Mobbings untersucht.
Dabei halfen uns auch Analyseinstrumente wie das Delphy-Modell. In diesem
Prozess konzentrierten wir uns nicht nur auf die konventionellen Formen
dieses beunruhigenden Problems, sondern auch in besonderer Weise auf die
neuen Formen von SBV, wie zum Beispiel auf Cyberbullying. Da dies immer
häufiger in den neuen Medien auftritt, gefördert durch das Wissen über die
virtuelle Welt und die technologisierte Gesellschaft, widmen wir diesem
Phänomen besondere Aufmerksamkeit.
Wie bereits erwähnt wurden die Ergebnisse der Arbeit nun festgehalten
und allen angeboten, die dazu beigetragen haben, aber auch allen neuen
Besuchern unseres virtuellen Raums. Die Ergebnisse wurden in Form eines
virtuellen Dokuments zusammengetragen, welches wie jedes normale Buch
eine Kapitelstruktur hat, in dem nach der Analyse und Klassifizierung der
Inhalt jeder abgehaltenen Konferenz des VISIONARIES-NET-Projektes
vorhanden sein wird. Aber dieses Buch hat weitere Auswirkungen und ist
somit nicht nur das Ergebnis des Inhalts der Konferenzen. Dementsprechend
haben wir in jedem Kapitel versucht alle vorhandenen Informationen zum
jeweiligen Thema zu untersuchen, über die Hauptprobleme des Phänomens
selbst und der Arbeit gegen SBV nachzudenken und außerdem die wichtigsten
Erfahrungen bei der Arbeit oder Forschung mit einzubringen. All dies
geschieht immer auf dem Standpunkt, den der Autor aus eigenen Erfahrungen
zu diesem Thema entwickelt hat.
Im ersten Kapitel wurde unter der kollegialen Verantwortung von Dr.
Mora-Merchán und mir, mit der bemerkenswerten Hilfe der anderen Mitglieder
des Netzwerks, im Besonderen vom Koordinator des Projekts Herrn Thomas
Jäger, versucht einerseits eine Synthese der psychologischen und sozialen
Besonderheiten des SBV-Phänomens zusammenzustellen, sowohl in
wissenschaftlicher als auch in pädagogischer Hinsicht. Andererseits werden im
ersten Kapitel auch die neuen Formen von Gewalt und Mobbing an Schulen
analysiert. Dabei konzentrieren wir uns auf Cyberbullying, Happy Slapping
und das Phänomen der Dating Violence, da diese große Auswirkungen in den
Medien haben. Hierbei haben wir die wichtigsten Untersuchungen zu jedem
dieser Probleme, die Zahl der Vorfälle in der jungen Bevölkerung und die
Folgen, die bei den Betroffenen hervorgerufen werden, untersucht. Wir
diskutieren auch die Verbindung, die jedes dieser Phänomene mit den
konventionellen Formen des Mobbings hat.
Das zweite Kapitel, für das Thomas Jäger vom Team des Zentrums für
empirische pädagogische Forschung in der Universität Koblenz-Landau in
Deutschland verantwortlich ist, konzentriert sich direkt auf die Intervention bei
SBV-Vorfällen im Internet und die Hilfsmittel. Nach einer Einführung darüber,
was dieses Medium bedeutet und welche Eigenschaften es hat, werden von
einem kritischen Standpunkt aus der aktuelle und der potentielle Nutzen den
das Internet bietet untersucht, der beispielsweise darin liegen kann, dass Hilfe
gesucht wird (von Schülern, Eltern, Lehrern) oder dass Hilfe im Kampf gegen
Mobbing angeboten wird. In diesem Kapitel wurden beispielhaft einige
Initiativen verschiedenster Art ausgesucht, die basierend auf dem Internet klare
Anregungen zum Kampf gegen das SBV-Probleme liefern.
Das dritte Kapitel, das von Agnès Pradet vom Französischen Forum für
Städtische Sicherheit in Paris geschrieben wurde, beschäftigt sich mit der Rolle,
die lokalen Behörden zur Zeit bei der Anregung, Planung und Durchführung
von Eingriffen gegen das Problem des Mobbings und der Gewalt an Schulen
einnehmen. Aus diesem Grund untersuchen sie gründlich den Sinn und die
Bedeutung, warum sich die lokalen Behörden selbst in die Problemlösung
einbringen sollten. Auch wird untersucht, wie solche Interventionen
durchgeführt werden können und es werden Antworten auf die wichtigsten
Fragen der lokalen Behörden im Bezug auf SBV-Probleme gesucht: wie kann
man feststellen, ob solche Gewaltprobleme an Schulen existieren; wie kann man
die Effektivität von Handlungen zur Bekämpfung des Problems messen oder
wie kann man Netzwerke dauerhafter Zusammenarbeit mit anderen
Institutionen etablieren. Das Kapitel endet mit der Präsentation einer
Sammlung von guten Anwendungsbeispielen, die bereits durchgeführt werden.
Das vierte und letzte Kapitel wurde von Monica Cugler und Oana
Mateescu von der Concept Stiftung in Bukarest ausgearbeitet und betrachtet die
Rolle der Medien in einer gesamten Perspektive. Zunächst wurden die Daten
aus den Erhebungen zum Einfluss der Medien (besonders des Fernsehens) auf
gewalttätiges Verhalten untersucht. Die negative Sichweise geht davon aus,
dass eine unklare und verzerrte Darstellung das Auftreten dieses Phänomens
stärkt, während die positive Sichtweise die Rolle der Medien zur
zweckdienlichen Information und zur Aufklärung der Menschen hervorhebt.
Als zweites wird analysiert, wie die Medien das Problem beeinflussen können,
je nachdem in welcher Art und Weise das Problem gezeigt wird. Als drittes
werden Initiativen zur Reduzierung der Präsenz von Mobbing und Gewalt an
Schulen untersucht. Zum Schluss werden Ansätze dargelegt, die Möglichkeiten
zeigen, die die Medien zur Förderung von Aktivitäten gegen Gewalt und
Mobbing an Schulen haben.
Wir schließen die Präsentation der Arbeit mit dem Dank an die vielen
Internet-User, Wissenschaftler, Pädagogen oder normale Bürger -, die an
diesem Projekt mit ihren eigenen Sorgen bezüglich des Problems teilgenommen
haben, und die zu der Entwicklung dieses virtuellen Schauplatzes beigetragen
haben, dieses öffentlichen Raums, der das Internet heutzutage ist, und an dem
teilweise ruhige Überlegungen oder hitzige Diskussionen stattfanden, aber
immer eine respekt- und verständnisvolle Kommunikation herrschte, über ein
Thema, das uns allen Sorgen bereitet und bei dem es jeder wenn möglich selbst
in der Hand hat zur Reduzierung, Linderung oder Beseitigung beizutragen.
Rosario Ortega-Ruiz
und das VISIONARIES-NET TEam
„NEUE FORMEN VON GEWALT UND MOBBING AN
SCHULEN”
Joaquín A. Mora-Merchán(1) y Rosario Ortega-Ruiz (2)
(1)
(2)
Universität Sevilla, Spanien
Universität Cordoba, Spanien
1. DAS AUFTRETEN NEUER FORMEN VON MOBBING UND GEWALT
AN SCHULEN
2. CYBERBULLYING
3. HAPPY SLAPPING
4. DATING VIOLENCE
5. NEUES PHÄNOMEN ODER NEUE FORM DES MOBBINGPROBLEMS?
6. QUELLENANGABEN
1.
DAS AUFTRETEN NEUER FORMEN VON MOBBING UND GEWALT
AN SCHULEN
Vor mehr als zehn Jahren haben wir einen Aufsatz geschrieben, der das
Klassenzimmer als einen privilegierten Ort analysierte, an dem sich das
affektive und moralische Leben der Schüler entwickelt (Ortega and MoraMerchán, 1996). In diesem Text treten wir dafür ein, dass die Schule und
folglich das Klassenzimmer zu einem Raum der Interaktion und des Lernens
werden, wo die beteiligten Individuen mit Hilfe von angebotenen Aktivitäten
und Netzen zwischenmenschlicher Beziehungen, die aufgebaut werden, fähig
sind, ihre eigene Entwicklung und die der Menschen um sie herum zu
gestalten. Das Gerüst, welches vom Lehrplan - der ein Spiegelbild der Werte ist,
die die Gesellschaft der Schule zuordnet - gestaltet und definiert wird, bietet
einen passenden Kontext für die relationalen Prozesse, die die Systeme des
Zusammenlebens fördern. Als Konsequenz daraus entwickeln sich Emotionen,
Zuneigung und Werte, um Teil des Klassenzimmers zu werden, die dann nicht
nur während der schulischen Ausbildung auftreten, sondern während des
ganzen Lebens, sowohl im persönlichen und als auch im sozialen Leben, wenn
eine Unterscheidung möglich ist
Wenn wir diesen Schauplatz analysieren weisen wir darauf hin, dass
darin die positiven Effekte von denen wir sprechen auftreten, aber dieser Raum
war ohne Zweifel auch der Rahmen, in dem die Probleme in den Beziehungen
zwischen Schülern und, im weiteren Sinne, auch die Probleme des
Zusammenlebens aufkommen (Ortega y Martín-Ortega, 2003). Darunter
müssen wir hier die Probleme des Mobbings und der Gewalt an Schulen
hervorheben, durch die sich die zwischenmenschlichen Beziehungen
verschlechtern und die außerdem die Entwicklung von Werten fördern, die im
Gegensatz zu denen stehen, die im pädagogischen Kontext verfolgt werden.
Nach dem theoretischen Ansatz, für den wir damals eingetreten sind
und den wir immer noch unterstützen, müssen diese Gewaltphänomene als ein
Resultat der Teilnahme an zwischenmenschlichen Prozessen interpretiert
werden, die die gleichen verschiedenen Stufen der strukturellen Gewalt
einschließen wie in der Gesellschaft; diese treten in den Einstellungen und den
Vorgängen auf, die im Klassenzimmer auftreten (Ortega and Mora-Merchán,
1996). Auf diese Art wird in der Schule in großem Ausmaß das Model der in
der Gesellschaft vorherrschenden Regeln und Werte verbreitet: Hierbei treten
Beschimpfung, sozialer Ausschluss, Wettbewerb und die Grausamkeit oder die
Enttäuschung in den Beziehungen auf, die darin entstehen.
Damit wollen wir nicht sagen, dass diese Aspekte bedeutend die
Vorgänge, den affektiven und den moralischen Tonfall der Beziehungen in der
Schule beschreiben, weder unter den Schülern noch zwischen Schülern und
Lehrern. Dennoch denken wir, dass wir in diesen Fällen, wo die Schüler
permanent an Schauplätzen leben, an denen Zuneigung und Beziehungen nicht
den positiven Ton vermitteln, den die Schule in ihren eigenen erzieherischen
Zielen weitergibt, erkennen müssen, dass es vernünftig ist zu denken, dass die
soziale und moralische Entwicklung die aufgebaut wird die Präsenz der oben
genannten Werte zeigt (Ortega and Mora-Merchán, 1996), obwohl weder diese
Beziehung sicher in direkter Form entstanden ist, noch alle Individuen
gleichermaßen betroffen sind. Dennoch scheint es, wenn man den
Informationen der Untersuchungen dieses Themas, die weltweit existieren,
nachfolgt, dass man es schaffen kann, damit eine große Zahl von Schülern
einzubeziehen (Spanish Ombudsman, 2007; Ortega and Mora-Merchán, 2000;
Smith, Morita, Junger-Tas, Olweus, Catalano and Slee, 1999).
Dennoch geht dieses Mal das Problem des Mobbings und der Gewalt an
Schulen über das Schulgebäude hinaus, allgemein zeigt sich die Gewalt in
Kontexten, die vor einiger Zeit noch sicher schienen. Formen der Aggression
verbunden mit der Nutzung moderner Medien wie des Internets oder von
Mobiltelefonen oder die Gewalt, die in den Beziehungen zu anderen
allgegenwärtig ist, erscheinen immer öfter im Internet. Es ist schwer die Gründe
dieser Entwicklung in ein paar Zeilen zusammenzufassen, aber wir werden es
versuchen. Eine erste Hypothese besagt, dass es möglich ist, wenn ein Schema
der Misshandlung, Dominanz und Unterwerfung oder der Gewalt in den
zwischen den Teenagern und den jungen Leuten vorhandenen Interaktionen
auftritt, diese auch auf andere Räume oder Beziehungen übertragen zu können.
Wenn das richtig ist, dann kann diese Hypothese zumindest teilweise
beispielsweise das Auftreten von Dating Violence oder das Phänomen der
Gewalt beim Flirten oder bei Verabredungen erklären. Oft enden diese
Verhaltens- und affektiven Moralmuster (die wie schon erwähnt, auf Dominanz
und Unterwerfung basieren, wie sie unter den Jugendlichen auftritt (besonders
bei Mobbing-Vorfällen)) damit, dass Gewalt bei jungen Paaren entsteht, weil
die oben genannten Beziehungen aus dem gleichen Umfeld stammen, in denen
Mobbing und Gewalt unter Gleichen auftritt.
Eine zweite Erklärung, die die erste ergänzt, basiert auf dem Auftreten
neuer Kontexte und neuen Schauplätze für Beziehungen, an denen die Schüler
beteiligt sind, hauptsächlich durch die große Entwicklung der neuen Medien
und dadurch, dass ein Großteil der Bevölkerung Zugang zu diesen hat. Nach
Informationen der INE (2006) haben 47,83 % der Spanier Zugang zu einem PC,
34 % haben Zugang zum Internet und 80,92 % der Haushalte haben mindestens
ein Mobiltelefon. Diese Zahlen zeigen, neben einem klaren Anstieg in den
letzen Jahren, dass die neuen Technologien im täglichen Leben der Familien
auftreten und somit auch bei den Schülern. Die gleichen Statistiken (INE, 2006)
belegen auch, dass mehr als die Hälfte der Schüler zwischen 10 und 14 Jahren
ein Mobiltelefon haben (54,33 %), oder Zugang zum Internet (65,87 %)
Diese Wirklichkeit hat ein Level erreicht, bei dem viele Teenager und
junge Leute nicht nur die Möglichkeit nutzen mit Hilfe des Internets mit
Gleichen in Kontakt zu kommen (Hernández Prados and Solano, 2005), sondern
ihr ganzes Leben dreht sich um diese Realität und so entsteht das, was auch eGeneration genannt wird (Veen, 2002, 2003). Unter diese Bezeichnung fallen
Kinder, Teenager und Jugendliche zwischen 3 und 18 Jahren, die ganz spontan
und natürlich technologische Mechanismen wie den Fernseher, die
Fernbedienung, den Computer oder das Mobiltelefon zur Kommunikation mit
Anderen benutzen (Hernández Prados and Solano, 2006).
Nichtsdestotrotz führt die Teilnahme in diesem Umfeld neben dem
positiven Nutzen, den das frühe Vertrautmachen mit den technologischen
Mitteln die später im Leben benötigt werden unumstritten hat (Katz, 2006),
auch dazu, dass neue Formen der Gewalt durch Nutzung oder Missbrauch der
selben Mittel auftreten. Wenn wir nun die oben erläuterten Hypothesen mit
dieser Wirklichkeit kombinieren, so gibt das Auftreten neuer Schauplätze der
Interaktion mit Gleichen den Schülern die Möglichkeit in einem neuen Szenario
mit den gleichen Methoden Art Beziehungen mit Gleichgestellten in einem
neuen Umfeld zu entwickeln, was daher auch das Auftreten von Gewalt mit
eigenen Besonderheiten in dieser neuen Form begünstigt. Übereinstimmend
mit diesem Konzept weist Castells (1999) darauf hin, dass das im Internet
beobachtete Verhalten nicht mehr als ein Spiegelbild des Verhaltens in der
Gesellschaft ist.
In diesem Kapitel wollen wir versuchen tiefer auf die Hauptaspekte der
neuen Formen des Mobbings und der der Gewalt an Schulen die heutzutage
immer mehr auftreten eingehen. Dabei sind besonders die wichtig, die große
Wirkung in den Medien durch ihre soziale Bedeutung haben: die Probleme des
Cyberbullying, wo wir einen Abschnitt dem Happy Slapping widmen und dem
Auftreten von Dating Violence. Abschließend werden wir uns fragen ob diese
neue Problematik wirklich Formen des Mobbings sind oder ob es sich um
unabhängige Phänomene handelt.
2.
CYBERBULLYING (Online-Mobbing)
Wie bereits erwähnt hat die Entwicklung neuer Medien (besonders
derer, die mit dem Internet zusammenhängen) einen spektakulären Anstieg der
Möglichkeiten zur Vernetzung mit anderen Menschen geführt; es kann sich
hierbei um nahe stehende Personen handeln wie Nachbarn, Klassenkameraden,
Verwandte, etc. oder entfernte Menschen (bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte
oder geografisch weit entfernte). Bedauerlicherweise wird aber das Auftreten
dieser „online“-Beziehungen auch von Verhaltensweisen begleitet, die durch
Beschimpfungen und Gewalt nicht nur positiv sind.
Nach Nancy Willard (2004, 2006) entsteht Cyberbullying, wenn
Menschen zu anderen grausam sind, in dem sie Negatives versenden oder
veröffentlichen oder durch andere Formen sozialer Aggression durch Nutzung
des Internets oder anderer digitaler Technologien. Die Entwicklung dieser Form
der Gewalt wird zur wirklichen „sozialen Online-Gewalt“ (Willard, 2005).
Professor Peter Smith (Smith, Mahdavi, Carvalho y Tippet, 2006) definiert das
Problem mit seiner direkten Beziehung zu den konventionelleren Formen des
Mobbings, bei der sich zeigt, dass das Cyberbullying nur eine Form des
generellen Phänomens ist. Cyberbullying wird in diesem Ansatz als aggressives
bewusstes Verhalten definiert, welches oft wiederholt wird und von Gruppen
oder einzelnen mit Hilfe der elektronischen Medien gegen Opfer eingesetzt
wird, die sich nur schwer selbst verteidigen können (Smith, Mahdavi, Carvalho
and Tippet, 2006). In einem ähnlichen Artikel bestätigt Bill Besley (2005), dass es
sich bei Cyberbullying um die Nutzung von Informationstechnik als Basis für
beabsichtigtes wiederholtes feindseliges Verhalten durch Individuen oder
Gruppen handelt, die dazu dient anderen zu schaden.
Beim Aufstellen einer Typologie des Cyberbullyings kann man sich auf 2
verschiedene Arten von Kriterien berufen. Auf der einen Seite kann man von
den Hilfsmitteln ausgehen, die genutzt werden um dieses Verhalten zu
entwickeln. Man unterscheidet ob hierbei das Internet, Mobiltelefone oder
andere Mittel genutzt werden, oder ob Fotos, Videos, Instant Messenger, Chats
oder ähnliches verwendet werden. Dieses System hat das Team von Peter Smith
(Smith, Mahdavi, Carvalho and Tippet, 2006) unter anderen ausgewählt und es
liefert als Resultat eine Typologie mit sieben klar differenzierten Kategorien:
•
Textnachrichten: zum Beispiel das Senden einer beleidigenden SMS.
•
•
•
•
•
•
Versenden von Fotos oder Videos: Normalerweise werden diese mit den
Kameras der Mobiltelefone gemacht und anschließend mit diesen
Telefonen oder auf Fotoseiten im Internet verteilt.
Telefonanrufe: besonders von Mobiltelefonen
Cyberbullying durch das Versenden von Emails
Cyberbullying in Chatrooms
Instant Messenger: Versenden von beleidigenden, bösartigen und/oder
einschüchternden Nachrichten.
Webseiten: veröffentlicht um anderen Personen oder Gruppen zu
schaden
Da die Unterscheidung aufgrund von vielen Überschneidungen die
zwischen den einzelnen Kategorien nicht immer genau durchgeführt werden
kann (zum Beispiel Telefone mit Zugang zum Internet, PDAs mit Telefon,…),
befürworten einige Autoren (Willard, 2004) diese Untergliederung nicht.
Deshalb schlagen diese Autoren eine alternative Klassifizierung anhand der
Handlung selbst vor, unabhängig vom dafür benutzten Medium. Diesem
Prinzip folgend können wir sieben Arten des Cyberbullyings unterscheiden
(Willard, 2005, 2006):
•
•
•
•
•
•
•
Flaming: Streitigkeiten, heißblütige Online-Diskussionen mit Hilfe von
elektronischen Nachrichten, bei denen vulgäre und beleidigende Sprache
genutzt wird. Diese Art von Aggression hat einen schnellen Anfang und
eine sehr schnelle Verschlechterung des Tonfalls der Diskussion.
Belästigung: wiederholtes senden von beleidigenden, widerlichen
und/oder beleidigenden Nachrichten.
Verunglimpfung: jemanden durch die Verbreitung von Gerüchten oder
Lügen im Internet zu beleidigen oder zu diffamieren; diese sind oft
anstößig oder grausam um dem Bild oder Ansehen oder der Beziehung
einer Person zu anderen zu schaden.
Betrügerisches Auftreten: durch Auftreten mit persönlichen
Informationen oder dem Auftreten als eine bestimmte Person
(Nicknames, Passwörter, etc.) eine Person durch unangemessenes
Verhalten schlecht aussehen zu lassen und vorzuführen, um dem
Ansehen dieser Person zu schaden oder um Konflikte in Freundschaften
zu schaffen.
Outing und Verrat: Geheimnisse, peinliche Informationen oder Bilder
einer Person online verbreiten. In einigen Fällen werden diese
Informationen verbreitet, ohne dass man sich über die Auswirkungen
dieser Informationen bewusst ist.
Ausschluss: jemanden bewusst aus einer Online-Gruppe ausschließen
(Chats, Freundeslisten, thematische Foren, etc.).
Cyberstalking: wiederholtes Senden von Nachrichten, die Bedrohungen
enthalten oder einschüchternd sind. Das kann auch mit Einschliessen,
dass der Belästigende sich dort anmeldet, wo auch das Opfer Mitglied
ist, so dass dieses sich verfolgt und angreifbar fühlt.
Neben verschiedenen Formen des Cyberbullyings kann man auch die
Formen der Cyberbedrohung erwähnen, die ein verwandtes Phänomen sind.
Unter Cyberbedrohungen versteht man Online-Material, durch das andere oder
man selbst bedroht wird oder das so große Besorgnis erregt, dass ein so großer
Schaden entsteht, bei dem auch ein möglicher Selbstmord nicht ausgeschlossen
werden kann (Willard, 2005). Bei diesem Verhalten werden zwei verschiedene
Stufen unterschieden, abhängig davon, ob es sich um eine direkte Bedrohung
handelt oder um eine Information, deren Empfänger über einen möglichen
Schaden nachdenken lässt.
Das Auftreten des Cyberbullyings
Die Probleme des Cyberbullyings erlebten in letzter Zeit einen
bedeutenden Anstieg, sicher auch durch die immer wachsende
Zugangsmöglichkeit zu den neuen Medien und den wachsenden Einfluss in
den Medien. Trotzdem unterscheiden sich die Daten über das Auftreten, je
nachdem welche Quellen man heranzieht. Einer der Gründe von dem dieses
Phänomen hauptsächlich abhängt sind die verschiedenen Stufen der
Durchdringung, die die neuen Medien in verschiedenen Gesellschaften erreicht
haben. Ergänzt wird diese Beobachtung durch einen weiteren Faktor: Wichtig
ist auch der Zeitpunkt, an dem die Erhebung durchgeführt wurde, da auch im
gleichen Land die Präsenz und der Zugang zu den neuen Medien konstant
wächst. Ebenfalls zu erwähnen sind die verschiedenen Methoden zur Erfassung
der Daten, eine weitere wichtige Variable, die zu der Varianz der Daten
beiträgt. Jedenfalls denken wir, dass es wichtig ist bei den Daten die wir
benutzen genau anzugeben, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Land die
Studie durchgeführt wurde.
In einer der ersten Studien zur Erforschung des Auftretens von
Cyberbullying-Vorfällen in New Hampshire während des Jahres 2000 wurde
herausgefunden, dass 6% der beobachteten Jugendlichen schon Opfer von
Online-Mobbing wurden (Thorp, 2004). In Kanada erreichte der Anteil der
Internetnutzer, die bereits Einschüchterungen oder aggressive Nachrichten von
anderen empfangen haben 25% (Mnet, 2001). Der gleiche Anteil einer
Stichprobe von Jugendlichen zwischen 11 und 19 Jahren aus Großbritannien hat
auch bereits Erfahrung mit Cyberbullying (National Children’s Home, 2002).
Im Hinblick auf diese Studie ist es interessant festzustellen, dass in einer Studie
der NCH von 2005 nur 20% der Befragten Opfer von Cyberbullying wurden
und dass diese Zahl verglichen mit der Zahl aus der vorhergegangenen Studie
der generellen Tendenz dieser Studien widerspricht.
Oliver & Candappa (2003) haben in einer Studie, deren Perspektive nicht
nur auf das Auftreten von Cyberbullying beschränkt war, herausgefunden,
dass 4% der Schüler zwischen 12 und 13 Jahren schon unter aggressiven
Textnachrichten auf ihren Mobiltelefonen leiden mussten. In deiner weiteren
Studie, die nicht nur auf Cyberbullying fokussiert war, sondern das gesunde
Verhalten und Benehmen an Schulen analysierte fand Balding (2004) heraus,
dass nur 1% der Kinder zwischen 10 und 11 Jahren schon unter Angriffen über
ihr Mobiltelefon leiden mussten.
Beran y Li (2005) entdeckte, dass in Kanada 21% der beobachteten
Schüler bereits mehrere Male unter Cyberbullying leiden mussten, während
sogar 69% jemanden kannten, der bereits darunter leiden musste. In einer
weiteren Studie (Li, 2006), in der Li auch Daten über die Aggressoren mit
einschließt, fand er heraus, dass fast 25% Opfer von Onlineaggressionen
wurden, während 17% zugaben, schon einmal jemanden auf diesem Wege
angegriffen zu haben. In diesem Fall stieg die Nummer derer, die jemanden
kannten, der diese Gewalt bereits erfahren hat, auf 53,6% an. In dieser Studie
stellt Li auch die Wichtigkeit des Geschlechts der Jugendlichen heraus.
Während die Resultate der Untersuchung bei den Opfern keine gravierenden
Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen aufweisen, so zeigt sich, dass
Jungen häufiger als Aggressoren agieren als Mädchen.
In einer kürzlich von Burgess-Proctor, Patchin e Hinduja (2006)
durchgeführten Studie in den USA gaben 38,3% der Stichprobe zu, schon
einmal Opfer von Cyberbullying gewesen zu sein., obwohl in der gleichen
Studie nur ein geringerer Anteil (zwischen 10% und 15%) angaben schon
einmal ernste Formen der Aggression erlebt zu haben (z.B. in dem sie direkt
bedroht wurden). In einer Studie der selben Autoren (Hinduja y Patchin, 2005),
die sich auf die Rolle des Aggressors bezog, gaben 16% der Stichprobe an,
schon einmal andere online angegriffen zu haben. Ein eingeschränktes Ergebnis
lieferte die Studie von Ybarra y Mitchell (2004), entstanden durch telefonische
Befragung von Teenagern zwischen 10 und 17 Jahren: 19% gaben an, bei einem
Mobbingvorfall entweder als Opfer oder als Aggressor beteiligt gewesen zu
sein.
In einer Untersuchung, die in ganz Großbritannien durchgeführt wurde,
zeigten die Ergebnisse von msn.uk (2006), dass 13% der Befragten bereits unter
Cyberbullying leiden mussten. Ebenfalls in diesem Land ergab eine Studie von
Smith und seinen Kollegen (Smith, Mahdavi, Carvalho y Tippet, 2006) einen
höheren Anteil von Schülern, die bereits Erlebnisse mit Cyberbullying hatten
(22%), aber nur 6,6% der Stichprobe gaben an, in den letzten 2 Monaten längere
Zeit unter Attacken gelitten zu haben.
Die Betroffenen
Große Übereinstimmung gibt es bei der Einteilung der betroffenen
Menschen in drei Gruppen. Dennoch werden in einigen Veröffentlichungen in
der Gruppe derer, die in Cyberbullying involviert sind, auch die erwähnt, die
gleichzeitig als Opfer und als Aggressoren auftreten. Diese Veröffentlichungen
fanden heraus, dass 63% als Aggressoren handelten, 21% Opfer waren und 16%
sowohl als Aggressor als auch als Opfer auftraten.
Jede dieser Gruppen hat eine komplexe Rolle im Kräftespiel zwischen
Aggressoren und Opfern, die –verglichen mit den Eigenschaften ihrer Gruppe
außerhalb des digitalen Umfeldes - ihre typischen Eigenschaften hat. Dennoch
scheint es, das viele dieser Eigenschaften ähnlich sind, beispielsweise ähnlich
denen, die sich im Schulumfeld entwickeln; dies wird beispielsweise
unterstützt von der Tatsache, dass 30% der Opfer ihre Online-Angreifer
persönlich kennen (Patchin & Hinduja, 2006, Ybarra y Mitchell, 2004) und dass
84% der Aggressoren ihre Opfer kennen (Ybarra y Mitchell, 2004).
Obwohl es sich nicht um das Haupterkenntnisobjekt dieses Abschnittes
handelt müssen wir hier die Beziehung zwischen Mobbing in der Schule und
Cyberbullying bestätigen. Li (2006) fand in einer seiner Arbeiten heraus, dass
Aggressoren und Angreifer-Opfer (Schüler die sowohl Opfer als auch Angreifer
gleichzeitig sind) oftmals mehr dazu tendieren, diese Rolle auch beim
Cyberbullying einzunehmen als andere. In der gleichen Arbeit wurde auch
herausgefunden,
dass
Online-Aggressoren
auch
mit
höherer
Wahrscheinlichkeit selbst Opfer von Cyberbullying sind als andere.
Damit übereinstimmend entdeckten Ybarra y Mitchell (2004) gewisse
Ähnlichkeiten zwischen den Eigenschaften von Aggressoren und AngreiferOpfern und konventionellem Mobbing. Unter diesen Eigenschaften fällt
besonders die geringe psycho-soziale Leistung dieser Schüler auf (Haynie et al.,
2001) und ihre Tendenz psychologisch unter Anpassung zu leiden (KaltialaHeino et al., 2000). Dennoch können wir auch typische Eigenschaften von
Cyberbullying-Vorkommnissen erkennen, denn diese dauern länger an als Fälle
von konventionellem Mobbing (Ybarra y Mitchell, 2004).
Auswirkungen von Cyberbullying
Immer wenn wir die Auswirkungen dieses Problems betrachten, sehen
wir die Angst vor einem möglichen Tod, möglicherweise durch versuchten
Selbstmord, als die dramatischsten Auswirkungen an: diese erregen mehr
Aufsehen in den Medien und dadurch auch bei den Eltern, den Pädagogen und
beim Bildungsministerium. Dennoch darf man nicht vergessen, dass jede Form
der Teilnahme am Cyberbullying schädliche Auswirkungen hat, da diese
Attacken das Selbstvertrauen zerstören und so zu schulischen Problemen
führen
können
oder
auch
zu
Problemen
beim
Entwickeln
zwischenmenschlicher Beziehungen und schlechte psychosoziale Anpassung
(Manke, 2005). Tatsächlich zeigte sich in einer Studie von Ybarra & Mitchell
(2004), in der die Effekte von Cyberbullying bei Teenagern und Jugendlichen
untersucht wurden, dass Jugendlichen, die bei diesem Problem eine Rolle
spielten, egal welche Rolle sie dabei einnahmen, mit höherer
Wahrscheinlichkeit Depressions- und Verhaltensprobleme hatten.
Um diese Auswirkungen besser verstehen zu können, müssen wir die
generellen Unterschiede die es zwischen Cyberbullying und dem
konventionellen direkten Mobbing gibt nennen. Die wichtigsten unter diesen
Eigenschaften sind die folgenden:
•
•
•
•
•
•
Es gibt keine sicheren Orte, an denen die Opfer weit weg von den
virtuellen Aggressoren sind.
Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass man zu keiner Zeit vor
potentieller Gewalt sicher ist.
Durch die Technologie ergibt sich ein größeres Publikum zum Mobben,
dadurch nimmt das Selbstbild schaden und die Unterstützung sozialer
Netzwerke wird abgeschwächt.
Das geschriebene Word ist noch verletzender als das gesprochene, da
das geschriebene Wort immer wieder gelesen werden kann.
Obwohl wir schon gezeigt haben, dass in einer Vielzahl der Fälle die
Opfer ihre Angreifer kennen, können diese einfach anonym bleiben und
so ungestraft davonkommen.
Cyberbullying ist durch die Erwachsenen noch schwerer zu bemerken
als konventionelles traditionelles Mobbing. Das heißt dass ein Eingreifen
erst spät kommt, wenn es überhaupt kommt.
Diese Eigenschaften machen die Folgen der Online-Aggressionen sogar
noch ernster als dies in konventionellen Fällen des Mobbings oftmals der Fall
ist. Hierbei seien die Daten aus der Befragung von Smith und seinen Kollegen
(Smith, Mahdavi, Carvalho y Tippet, 2006) zu erwähnen, in der sie die
Auswirkungen von Cyberbullying mit den Auswirkungen konventionellen
Mobbings vergleichen:
•
•
Ungewollt verbreitete Fotos und später Filme genau wie Telefonanrufe
werden als schlimmer für die Opfer empfunden als dies bei
konventionellem Mobbing der Fall ist.
Webseiten und Aggressionen durch Textnachrichten werden von den
Schülern als genauso schlimm empfunden wie die konventionellen
Formen des Mobbings.
•
Attacken in Chaträumen, über Instant Messanger oder per Email werden
als weniger schlimm empfunden als die normalen Formen des
Mobbings.
Diesen Ansatz unterstützt auch die Befragung von msn.uk (2006), bei der
11% der Stichprobe angaben, dass die Auswirkungen des Cyberbullyings
ernster sind als körperliche Angriffe. In der gleichen Befragung wurden zehn
mit anderen Befragungen (z.B. Hinduja y Patchin, 2006) übereinstimmende
Emotionen aufgeführt, die die Opfer meist während eines solchen Vorfalls
empfinden (msn.uk, 2006). Die Opfer fühlten sich
1. aufgebracht
2. erbost
3. traurig
4. ängstlich
5. einsam
6. frustriert
7. in die Intimsphäre eingedrungen
8. verärgert
9. verletzt
10. depressiv
Interview mit Nancy Willard 1 :
1. Wie würden Sie Cyberbullying definieren?
Der Ausdruck, der nun von der akademischen Gemeinschaft benutzt wird, ist
„online social agression“ (soziale Online-Aggression). Dieser Ausdruck umfasst
verletzende Aktivitäten, die in den traditionellen Bereich des Mobbings fallen.
Meine Definition ist: Cyberbullying ist, wenn man grausam zu anderen ist, in
dem man verletzendes Material versendet oder postet, oder andere Formen
sozialer Grausamkeit durch das Internets oder andere digitale Medien
anwendet. Wenn ich mit jungen Leuten spreche, sage ich oft „böse Kinder
online“.
Ich habe eine hoffentlich hilfreiche Klassifizierung des Cyberbullyings
entwickelt:
1
Leitende Direktorin des Center for Safe and Responsible Use of the Internet (Zentrum zur
sicheren und verantworungsvollen Nutzung des Internets, http://csriu.org and
http://cyberbully.org)
Flaming.
Onlinestreitigkeiten, bei denen eine bösartige vulgäre Sprache genutzt wird.
Belästigung.
Wiederholtes Versenden von bösartigen beleidigenden Nachrichten.
Verunglimpfung.
Jemanden online ”dissen” (verunglimpfen). Versenden oder posten von bösen
Gerüchten über eine Person, um ihr Ansehen oder ihre Freundschaften zu
zerstören.
Sich für jemanden anderes ausgeben.
Den Benutzernamen eines anderen benutzen, um als diese Person aufzutreten
und Textnachrichten versenden, um diese Person schlecht aussehen zu lassen,
um so dieser Person Ärger zu bereiten oder sie in Gefahr zu bringen, ihr
Ansehen und ihre Freundschaften zu zerstören.
Outing und Verrat.
Geheimnisse, peinliche Informationen oder Bilder eines anderen online stellen.
Jemanden so austricksen, dass er diese Geheimnisse oder Informationen verrät,
um diese dann online anderen zu verraten.
Ausschluss.
Jemanden absichtlich aus einer Onlinegruppe ausschließen, beispielsweise aus
der Freundesliste.
Cyberstalking.
Wiederholtes versenden von Nachrichten, in denen jemand bedroht oder
eingeschüchtert wird. Andere Dinge online tun, um jemanden zu verängstigen.
2. Würden Sie sagen, dass Cyberbullying mit dem Problem des Mobbings an
Schulen zusammenhängt oder handelt es sich hierbei um ein anderes
Phänomen?
Meistens hängen diese beiden Formen miteinander zusammen. Allerdings ist es
wichtig zu erkennen, dass es zwei verschiedene Zusammenhänge gibt. Einige
Cyberbullying-Opfer sind auch an ihrer Schule Opfer. In anderen Fällen stellt
eine Person die verletzendes Material online um so zu kompensieren, dass man
an der Schule selbst Opfer von verletzendem Verhalten Anderer ist. Ich nenne
die erste Form “put down"-Cyberbullying und die zweite "get back at"
Cyberbullying. Es ist wichtig, dass die Verantwortlichen an den Schulen
herausfinden, wer insgesamt gesehen ein Angreifer und wer ein Opfer ist.
Außerdem ist es wichtig, dass die Verantwortlichen der Schulen realisieren,
dass es negativen Einfluss auf die Schule nimmt, wenn jemand online gemobbt
wird.
3. Welches sind aus Ihrer Sicht die Hauptgründe für Cyberbullying?
Ich denke dass es drei Hauptgründe gibt:
Ein großer Teil des Mobbingverhaltens entsteht durch Belange des sozialen
Status. Teenager versuchen ihren sozialen Status zu verbessern, in dem sie
andere herunterziehen. Ich denke dass viele der grundlegenden Studien über
Mobbing-Verhalten ungenau sind. Ein Großteil dieser Arbeit basiert auf
Olweus Arbeit und seine Angreifer sind die „Schulhofschläger“-Typen. Diese
Schläger existieren wirklich. Aber noch mehr entsteht dieses Mobbing durch
die Schüler, die sozial aufsteigen wollen und die große Freude daran haben,
andere herunterzuziehen die nicht ihrem “Standard” entsprechen oder nicht
„an diesem Spiel“ teilnehmen wollen, von dem die Angreifer meinen es sei
wichtig. Ich denke dass die Probleme, die mit dem Cyberbullying verbunden
sind, uns zwingen das ganze Mobbingverhalten neu zu evaluieren.
Teenager nutzen das Internet und Mobiltelefone, um ihre sozialen Kontakte
und ihren sozialen Status aufzubauen und zu erhalten. Meistens sind “soziale
Aufsteiger” in die Mobbing-Vorfälle verwickelt und greifen oft “Möchtegerns”
oder ab und zu auch “Ausgestoßene” an. Die sozialen Aufsteiger und die
Möchtegerns sind Schüler, die miteinander in der Onlinewelt kommunizieren.
Schüler die „ihr eigenes Ding durchziehen“ kommunizieren nicht oft in den
gleichen Onlinecommunitys wie die anderen.
Ein anderer Grund beruht auf dem “Du kannst mich nicht sehen. Ich kann dich
nicht sehen“ -Phänomen. Es ist einfach rational zu erklären, dass man denkt
online unsichtbar zu sein, nicht erwischt wird und somit nicht die
Konsequenzen dafür eine Handlung tragen muss, dass man böse gewesen ist.
Außerdem greift online auch eine soziale Norm sehr stark: Ich habe das Recht,
frei zu sagen was ich denke, ohne dass ich den Schaden berücksichtigen muss,
den ich verursache.
4. Warum kann Cyberbullying besonders verletzend für die betroffenen
Personen sein (wenn wir es mit anderen Formen der Aggression
vergleichen)?
Es ist möglich, dass der Schaden durch Cyberbullying größer sein kann als der
Schaden durch traditionelles Mobbing weil:
Online-Kommunikation kann extrem bösartig sein.
Es gibt keinen Ausweg für die, die online gemobbt werden (sie werden 7 Tage
in der Woche zum Opfer).
Die Cyberbullying-Materialien können weltweit verbreitet und dann oft nicht
mehr gelöscht werden.
Cyberangreifer sind anonym und können als unbekannte Freunde auftreten, so
dass die Opfer nicht wissen, wem sie vertrauen können.
Teenager wollen Erwachsenen nicht sagen, was online oder über ihre Handys
passiert, da sie emotional traumatisiert sind und denken es sei ihr Fehler, eine
Strafe befürchten und befürchten, dass ihnen das Internet oder das Handy
verboten werden.
Es gibt Berichte von Cyberbullying, das zu Selbstmord, Gewalt an Schulen (ein
Report berichtet vom Mord an einer Schule in Japan), Scheitern in der Schule
und die Meidung der Schule führte.
5. Gibt es Formen des Cyberbullyings, die aufgrund ihrer Folgen gefährlicher
sind als andere?
Noch gibt es darüber keine genauen Studien. Offensichtlich hängt dies von der
Härte und der Kontinuität der Verletzung an. Es wird vermutet, dass
Cyberbullying deshalb so einen großen emotionalen Schaden verursacht, weil
man nicht weiß, wem man trauen kann. Ebenso ist die weite Verbreitung des
verletzenden Materials ausschlaggebend.
6. Was kann man tun um Cyberbullying zu unterbinden?
Zuerst einmal müssen Eltern in die Online-Aktivitäten ihrer Kinder
eingebunden sein. (In weniger als einem Monat erscheint ein Buch von mir, und
wenn dieses sich in den USA und Großbritannien gut verkauft glaube ich gibt
es schon Pläne, dieses auch für andere Länder zu übersetzen).
Zweitens müssen wir auf Zuschauerstrategien schauen. Erwachsenen sind
einfach nicht präsent in dieser Onlineumgebung. Wir müssen die jungen Leute
dabei unterstützen selbst auch Verantwortung dafür zu übernehmen, wie
andere in ihrem Alter im Internet behandelt werden – in dem sie sich äußern,
dem Opfer helfen oder einen Erwachsenen zu verständigen, wenn dies nicht
hilft oder sie selbst mit hineingezogen werden.
Drittens müssen wir den Opfern und den potentiellen Opfern helfen, sich nicht
zum Onlinemissbrauch “anzubieten” und zu wissen, wie man am besten mit
Angriffen umgeht. Junge Leute müssen wissen, dass es wichtig ist keine Dinge
online zu veröffentlichen, die gegen sie benutzt werden können – und sich
online nicht dort aufzuhalten, wo sie von anderen schlecht behandelt werden.
Es ist wichtig, dass sie wissen, dass man sich nicht an dem Angreifer rächt, da
der Angreifer sonst gewinnt und die Opfer selbst wie ein Teil des Problems
aussehen. Sie müssen wissen, wie sie kleinere Vorfälle selbst lösen und dann
wenn nötig auch nach Hilfe fragen. Junge Menschen müssen lernen, wie sie sich
selbst in diesen Situationen helfen können – und wir sollten sie nicht als
„Opfer“ behandeln“
Die Erwachsenen müssen alle Optionen zum Stoppen von Cyberbullying
kennen und mit dem Opfer arbeiten und ihm zuhören, um herauszufinden
welche Strategien man nutzen kann. Die jungen Leute werden nicht von ihren
Sorgen berichten wenn sie sich nicht sicher sind, dass die Erwachsenen
effektive Strategien haben, um ihre Verletzung zu stoppen. Um also die
Jugendlichen dazu zu bringen mehr zu berichten muss die Effektivität der
Erwachsenen bei der Reaktion auf die Vorfälle gesteigert werden. Generell ist
die effektivste Strategie das Material zu downloaden und es den Eltern der
Angreifer zu schicken. Alternativ können auch die Verantwortlichen in der
Schule von den Eltern kontaktiert werden.
3.
HAPPY SLAPPING
Bei den verschiedenen Formen von Cyberbullying ist die Form mit den
größten sozialen Folgen die, die man Happy Slapping nennt. Die Wichtigkeit
und die besonderen Merkmale, die anders sind als die von anderen OnlineAggressionen, haben uns dazu gebracht, dieses Phänomen unabhängig von den
anderen Phänomenen dieses Kapitels zu beobachten. In Wikipedia (2007) wird
Happy Slapping als unerwartete Attacke auf Opfer beschrieben, während
Freunde des Angreifers das Vorgehen filmen, oftmals mit der Kamera eines
Mobiltelefons, um es danach zu verbreiten und es wiederholt abzuspielen. Auf
phrases.com.uk (2007) wird die Absicht des Angreifers beim Filmen der
brutalen Szene herausgehoben, dabei hauptsächlich den Gesichtsausdruck der
Überraschung und der Angst beim Opfer festzuhalten.
Der Ausdruck “Happy Slapping” taucht zum ersten Mal im Januar 2005
in einer Beilage der “Times” über Erziehung auf. Der Artikel "Bullies film fights
by phone" (Angreifer filmen Kämpfe mit dem Telefon) von Michael Shaw (21.
Januar 2005) beschreibt die wachsende Beunruhigung an Londons Schulen,
wegen des neuen Trends, bei dem Mobbingvorfälle an der Schule mit der
Kamera von Mobiltelefonen gefilmt werden. In diesem Artikel wird, ebenso
wie in anderen Artikeln dieser Zeitung, darauf aufmerksam gemacht, dass sich
die isolierten Fälle im Süden Londons im Jahr 2004 in kurzer Zeit zu einem
Phänomen im ganzen Land ausgebreitet haben. Von da an verbreitete sich das
Happy Slapping-Phänomen von selbst und die Vorfälle in verschiedenen
Ländern wiederholten sich ständig.
Anders als der Name vermuten lässt handelt es sich bei den
Aggressionen, die unter dieser Form verstanden werden, nicht um einen Klaps.
Es wurden sogar Formen der Vergewaltigung gefilmt oder Prügel, die zum Tod
des Opfers geführt haben. Die gemeinsame Eigenschaft, die den
Zusammenhang dieser verschiedenen Aggressionsformen des Happy
Slappings ausmacht, ist die Tatsache, dass die Angreifer versuchen, den Angriff
wie ein Spiel aussehen zu lassen, obwohl sie – wie bereits erwähnt – ein hohes
Level der Gewalt erreichen. Diese Intention wird von den Angreifern oft als
letzte Rechtfertigung ihrer Tat angegeben.
Unter den verschieden Eigenschaften, die dieses Phänomen hat, wollen
wir den Gruppencharakter hervorheben. Bei den verschiedenen Formen des
Cyberbullyings dominiert eigentlich die Form “eins gegen eins”. Das heißt, dass
ein Angreifer immer eine Person angreift. Bei Happy Slapping werden
mindestens zwei Angreifer gebraucht, da einer die Aggressionen des anderen
filmen muss. Diese Zusammenarbeit verletzt das Opfer sogar noch mehr, da es
eine mehrere Angreifer wahrnimmt und so als Konsequenz die Chance
geringer einschätzt, das Problem alleine zu lösen.
Auftreten von Happy Slapping
Viele Menschen sprechen beim Phänomen des Happy Slappings von
einer Epidemie (Barnfield, 2005), da immer mehr Vorfälle dieser Art der Gewalt
bekannt werden und auch in immer mehr Ländern Fälle auftreten, die damit in
Zusammenhang stehen. Obwohl durch diese Vorfälle große soziale Besorgnis
entstanden ist gibt es keine genauen Daten über das tatsächliche Auftreten
dieser Happy Slapping-Vorfälle, die diese Hypothese unterstützen.
Ein Weg die Zahl von Happy Slapping-Vorfällen zu schätzen ist es, die
Daten über Aggressionen zu überprüfen, bei denen Kameras von
Mobiltelefonen dazu benutzt wurden, entweder Fotos oder Videos von den
Opfern zu machen. Aber obwohl Happy Slapping zu dieser Art des
Cyberbullyings gehört muss erwähnt werden, dass nicht alle Aggressionen die
zu dieser Gruppe gehören auch tatsächlich Vorfälle von Happy Slapping sind
(z. B. manipulierte Fotos oder Videos der Opfer, gestellte Fotos, etc.)
Roland schreibt in seiner Arbeit (Auestad y Roland, 2005; Roland, 2002)
über Mobbing bei dem Mobiltelefone genutzt wurden, dass 4,5% der Jungen
und 2,2% der Mädchen schon einmal Klassenkameraden angegriffen und dabei
Fotos von ihnen gemacht haben. In einer anderen Arbeit erklären Smith und
seine Kollegen (Smith, Mahdavi, Carvalho y Tippet, 2006), dass 6,5% der
Befragten bereits Opfer von Mobbing wurden, bei dem von den Aggressoren
mit Mobiltelefonen Fotos gemacht oder gefilmt wurde. In dieser letzten Studie
zeigte sich auch, dass diese Form der Aggression unter den Schülern am
bekanntesten war (45,7% der Schüler gaben zu schon Beispiele gesehen zu
haben), obwohl diese Form der Aggression nicht die ist, die am Häufigsten
auftritt.
Obwohl die Zahl der Betroffenen nicht hoch ist – zumindest nicht so
hoch wie bei anderen Formen des Cyberbullyings – ist der Schaden und die
Verbreitung dieser Form besonders signifikant, besonders im Internet.
Dementsprechend fällt auch auf, dass die Präsenz von Happy Slapping im
Internet stark wächst. Barnfield fand Anfang 2005 (Barnfield, 2005) 400 Seiten
bei google, als er nach Happy Slapping suchte. Die Zahl stieg bis heute auf über
1420000. Bei Youtube.com findet man 2620 Happy-Slapping-Videos (05.03.2007)
und 2900 bei Google (05.03.2007), viele von ihnen sind brutale Vorfälle, die
durch dieses Hilfsmittel verbreitet werden.
Auf die Frage, ob wir hier einer Epidemie gegenüberstehen scheinen die
Daten “nein” zu sagen. Dennoch ist klar, dass dieses Phänomen
besorgniserregend für die Gesellschaft ist. Es entsteht ein Schaden, der durch
die Nutzung des Internets vermehrt wird, da das Internet das
Hauptverbreitungsmittel dieser Form von Aggression ist.
Folgen des Happy Slappings
Es gibt keine direkten Daten darüber, unter welchen Folgen Opfer von
Happy Slapping leiden. Dennoch können wir, genau wie bei der Untersuchung
des Auftretens dieses Problems, Rückschlüsse ziehen, ausgehend von den
Folgen unter denen unter denen Cyberbullying-Opfer leiden, besonders wenn
sie durch Mobiltelefone fotografiert oder gefilmt werden. Die Ähnlichkeit der
Medien die bei beiden Formen der Attacke benutzt werden macht uns dies
möglich.
Nach den Ergebnissen von Smith und Kollegen (Smith, Mahdavi,
Carvalho y Tippet, 2006) tragen die Opfer von Cyberbullying-Aggression den
größten Schaden davon, von denen Fotos oder Videos mit dem Mobiltelefon
verbreitet werden. Es gibt mehrere Gründe, die diesen Umstand erklären.
Zunächst einmal ist die Aggression unerwartet und deshalb denkt dass Opfer,
dass es jederzeit angegriffen werden kann. Zweitens entsteht Schaden durch
das Verbreiten des Bildes, auf dem das Opfer angegriffen und lächerlich
gemacht wird, etc. Dieser Effekt wird immer größer, je mehr Leute durch die
Bilder von dem Vorfall erfahren. Das heißt: Je mehr Leute Zugang zu dieser
Aggression haben, desto größer ist der Schmerz und der Schaden, der im
Selbstbild und in den sozialen Netzwerken des Opfer entstehen. Das Posten der
Bilder im Internet vergrößern zusammen mit der Verbreitung auf vielen
Mobiltelefonen die potentiellen Auswirkungen dieser Aggression.
Der letzte Faktor ist auch verantwortlich für die Permanenz des Erlebten
und der Erinnerung des Geschehenen in den Köpfen anderer. Die Bilder und
Filme bleiben auch nach längerer Zeit noch präsent, sie sind für die Ewigkeit
aufgenommen und können immer wieder angesehen werden. Dies bedeutet
zum einen, dass die Aggression kein klares Ende hat und zum anderen dass der
Schmerz bei den Opfern länger anhält.
4.
“DATING VIOLENCE”
Wie bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnt setzen sich die
Hauptprobleme, die in den zwischenmenschlichen Beziehungen unter gleichen
auch im Schulumfeld entstehen, manchmal bei den Flirts oder
Liebesbeziehungen fort. So entsteht das Problem, das als Dating Violence
bekannt ist (Howard y Vang, 2003; Schwartz, O’Leary y Kendziora, 1997). Das
kanadische Justizministerium (2007) definiert dieses Phänomen als Missbrauch
oder Misshandlung unter Paaren, die eine intime Beziehung miteinander
haben. Ausgeschlossen sind davon Paare, die bereits zusammen leben. Bei
dieser Definition wird hauptsächlich auf die Gewaltvorkommnisse bei
Teenagern und Jugendlichen geschaut, auch wenn dieses Problem bei Paaren
jeden Alters auftreten kann. Tatsächlich neigt die Altersgruppe zwischen 16
und 24 am meisten dazu unter diesem Problem zu leiden (Bureau of Justice,
2000).
Diese Form der Gewalt zeigt sich auf verschiedene Weise in den
Beziehungen der Paare. Diese Variationen werden von verschiedenen Variablen
beeinflusst, hauptsächlich durch das Geschlecht und das Alter der Beteiligten
(Molidor y Tolman, 1998; Wekerle y Avgoustis, 2003). Deshalb müssen wir
darauf aufmerksam machen, dass Mädchen mehr unter dieser Form der
Aggression leiden. In manchen Studien sind bis zu 85% der Opfer weiblich
(Bureau of Justice, 2001).
Diese Vorfälle können in verschiedenen Momenten der Beziehung
stattfinden: Wenn zwei Menschen beginnen sich füreinander zu interessieren,
beim ersten Date, während der Beziehung, nach Ende der Beziehung. Obwohl
die Dating Violence innerhalb des Paares auftritt kann diese durch eine einzige
Person oder durch eine Gruppe gegen ein einzelnes Opfer gerichtet werden
(Department of Justice of Canada, 2007).
Die Dating Violence kann sich auf verschiedene Wege zeigen, sowohl
durch einzelne bösartige Verhaltensweisen wie sexuelle Aggressionen oder
durch systematisches Auftreten von Missbrauch und Misshandlung, bei dem
die Itensität zunimmt. Durch diese Attacken versuchen die Aggressoren die
Macht und die Kontrolle über die Opfer zu gewinnen, in dem sie starkes
Kräftespiel mit Kontrolle und Unterwerfung entwickeln. Die verschiedenen
Formen der Dating Violence können zu drei großen Gruppen zusammengefasst
werden (Lavoie, Robitaille y Hébert, 2000): körperliche, sexuelle und
psychologische Misshandlung. Diese drei Gruppen umfassen selbst auch noch
verschiedene Formen der Aggression (Lavoie, Robitaille y Hébert, 2000):
•
Körperliche Misshandlung: Sie umfasst jede Form der Aggression bei der
Stärke eine Rolle spielt, unabhängig davon ob Gegenstände oder Waffen
eingesetzt werden, und die körperliche Verletzung die dabei entsteht. Zu
dieser Gruppe gehören zum Beispiel:
o Die Bewegung oder Handlung einer anderen Person durch Kraft
stoppen.
o Die andere Person an den Schultern oder Armen schütteln.
o Drücken oder schubsen.
o Etwas Hartes werfen.
o Treten.
o Schlagen.
o An den Haaren ziehen.
o Beissen.
o Würgen.
o Jemanden verbrennen oder verbrühen.
o Prügeln.
•
Sexelle Misshandlung: Jede Form des sexuellen Mobbings, sexueller
Nötigung oder sexueller Aggression.
o Sexuelles Mobbing schließt es ein, Worte zu benutzen oder Dinge
zu tun, die der Partner nicht will um den Partner anzugreifen und
zu erniedrigen, auch nachdem der Partner gebeten hat dies zu
unterlassen.
o Sexuelle Nötigung: eine Person oder eine Situation so zu
beeinflussen, dass es zu einer sexuellen Handlung kommt. Dies
geschieht häufig durch Drohungen, Drogen oder durch
Lächerlichmachen des Opfers.
o Sexuelle Aggression: Jede Form sexueller Aktivität, mit der nicht
beide einverstanden sind.
•
Psychologische Misshandlung: Jedes Verhalten um das Selbstvertrauen
des Partners zu kontrollieren, zu schwächen, einzuschüchtern oder zu
zerstören.
o Gemein sein.
o Sich lustig machen oder beschimpfen
o Den anderen ständig kritisieren.
o Sehr eifersüchtig und besitzergreifend sein, dem Partner nicht
erlauben Freunde zu haben und mit anderen zu sprechen
o Drohungen.
Nichtsdestotrotz ist die Unterscheidung der verschiedenen Formen der
Aggression oft schwierig, da nicht selten in einer Verhaltensweise zwei oder
sogar drei Formen zur gleichen Zeit auftreten. Abgesehen von dieser
Einschränkung ist diese Klassifizierung sehr wichtig, da sie eine relativ klare
Taxonomie der möglichen Dating Violence-Situationen darstellt.
Das Auftreten von Dating Violence.
Es ist schwierig einwandfrei festzustellen wie oft Dating Violence
tatsächlich auftritt, obwohl es diesbezüglich bereits viele Studien gab (Foshee,
1998; Jezl, Molidor y Wright, 1996; Jonson-Reid y Bivens, 1999). Die Ergebnisse
der Studien waren bisher nicht übereinstimmend und konnten so keine präzise
Antwort geben; möglicherweise lag dies an den verschiedenen Methoden und
Forschungszielen der Studien (z.B. beobachteten einige der Studien nur
körperliche Aggression, während andere sexuellen und psychologischen
Missbrauch untersuchten). Deshalb versuchen wir nun so klar wie möglich die
Hauptdaten zu veranschaulichen, die zurzeit vorliegen.
In einer in den USA durchgeführten Studie (CDCP, 1999) gaben 9% der
Schüler zu, im letzten Jahr Opfer von Dating Violence durch körperliche
Aggression gewesen zu sein. Ein ähnlich großer Anteil gab an zu sexuellen
Handlungen ohne Einverständnis gezwungen worden zu sein. Die Ergebnisse,
die Jezl, Molidor y Wright (1996) erhielten waren noch aussagekräftiger: 96%
der beobachteten Jugendlichen gaben an schon unter psychologischem und
emotionalem Missbrauch in einer Liebesbeziehung gelitten zu haben.
Auch vom Justizministerium (2000) wurden interessante Daten zu
diesem Phänomen gesammelt, die neben den Informationen zum Auftreten der
Dating Violence auch andere Daten liefern, die uns helfen die Dynamik
zwischen den Fällen von Dating Violence zu verstehen. Die wichtigsten
Ergebnisse dieser Studie sind (Bureau of Justice, 2000):
•
•
•
•
Etwa ein Drittel der Highschool-Students der letzten zwei Jahre (in
Amerika, GCSE oder General Certificate of Education in England, oder
“Bachillerato” in Spanien) waren von Situationen der Dating Violence
betroffen, wobei das Risiko für Mädchen höher lag als für Jungs.
20% der Paare leiden unter einer Art der Gewalt in ihrer Beziehung.
40% der Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren sagten, dass sie Mädchen
in ihrem Alter kennen, die von ihrem Freund geschlagen wurden.
Dating Violence-Vorfälle treten üblicherweise entweder bei ihr oder bei
ihm zu Hause auf.
•
38% der Opfer, die von ihrem Partner vergewaltigt wurden, waren
Mädchen zwischen 14 und 17.
• 60% der sexuellen Aggressionen, die von Mädchen zwischen 14 und 17
erlitten werden, geschehen zu Hause oder in den Häusern von Freunden
oder Verwandten.
• 1995 waren 7% der getöteten Opfer bei ihrem Partner.
Andererseits gaben in einer Studie unter kanadischen Jugendlichen
(Totten, 2000) 67% der Jungen zwischen 13 und 17 zu schon einmal ihre
Partnerin missbraucht zu haben; 34% davon gaben an dazu gleichzeitig
körperliche, sexuelle und psychologische Aggression genutzt zu haben. In einer
weiteren Studie mit Schülern zwischen 15 und 19 Jahren (Poitras and Lavoie,
1995) gaben 54% der Mädchen und 13% der Jungen an schon einmal in ihrer
Partnerschaft unter sexueller Nötigung gelitten zu haben.
Von diesen Daten ausgehend scheint es wichtig das Geschlecht und die
Formen der Aggression zu berücksichtigen, um einen präzisen Ansatz zum
Auftreten des Dating Violence-Problems zu bekommen. Dies ist besonders
wichtig bei der Betrachtung der sexuellen Aggression bei Paaren, da dort die
Unterschiede signifikant größer sind, da die Mädchen häufiger betroffen sind
(Jackson, 1999). Jedenfalls ist es notwendig dieses Problem in Zukunft weiter zu
erforschen, um dieses Problem tiefer zu behandeln.
Konsequenzen der Dating Violence
An Dating Violence beteiligt zu sein kann unmittelbare Effekte
hervorrufen. Es treten aber auch mittelfristige und langfristige Effekte für
Opfer, Aggressoren und die Menschen um dieses Paar herum auf. Unter den
häufigsten Konsequenzen sind zu erwähnen (Silverman, Raj, Mucci y
Hathaway, 2001):
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Schaden am Selbstbewusstsein
Verlust des Glaubens an sich selbst und an andere
Ein wachsendes Gefühl der Unsicherheit.
Gefühle: Schuld, Traurigkeit und Scham
Probleme in der persönlichen Entwicklung und bei der
psychosozialen Anpassung.
Körperliche Schäden.
Psycho-physiogische Veränderungen
Angst, Depression.
Sexuell übertragbare Krankheiten, HIV eingeschlossen.
Eine höhere Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Beziehungen
unter Dating Violence zu leiden.
Selbstmordversuch.
•
Tod.
Die Ergebnisse der Studien über Dating Violence zeigen, dass diese
Effekte unterschiedlich auf Jungen und Mädchen wirken. Generell zeigen sich
bei Mädchen schlimmere Auswirkungen als bei Jungen wenn sie Opfer dieser
Form der Gewalt werden (Silverman, Raj, Mucci y Hathaway, 2001). Bei
Mädchen, die körperlich oder sexuell missbraucht werden, wächst das Risiko
für Drogenmissbrauch, Essstörungen und Selbstmord (Silverman, Raj, Mucci y
Hathaway, 2001). Ebenso leiden Mädchen die in Beziehungen körperlich
misshandelt werden öfter unter emotionalen Veränderungen und Ängsten als
Jungen. (Jackson, 1999).
Die Untersuchungen dieses Feldes zeigen uns die Beziehung zwischen
den wichtigsten Formen der Dating Violence und den Antworten, die die Opfer
abhängig vom Geschlecht meistens geben. So werden Mädchen öfter zu
sexuellen Handlungen gezwungen; sie reagieren darauf in dem sie weinen,
gehorchen oder wegrennen. Jungen hingegen leiden häufiger unter
Aggressionen in Form von Schlagen, Kratzen und Treten; sie reagieren darauf
mit Missachtung oder Lachen (Cascardi, Avery-Leaf, O’Leary y Smith, 1999).
Diese Daten belegen, dass für Mädchen im Vergleich zu Jungen zurzeit ein
höheres Risiko besteht unter Dating Violence zu leiden, und das nicht nur, weil
sie öfter Opfer werden, sondern auch wegen der Art der Aggression und den
größeren Schäden, die sie dabei erleiden.
Die Täter leiden auch unter Folgen ihrer Taten, aber es gibt bisher viel
weniger Untersuchungen zu diesem Thema. Die wichtigsten Folgen sind die
Zerstörung ihrer helfenden sozialen Bindungen, die soziale Ablehnung, der
Scham, das höhere Risiko in der nächsten Beziehung wieder gewalttätig zu
werden und eine mögliche juristische Verantwortung (Bureau of Justice of
Canada, 2007).
Die Menschen im Umfeld der von Dating Violence betroffenen leiden
auch unter Folgen dieses Verhaltens, besonders die Familie. In den Fällen bei
denen die Folgen der Dating Violence besonders schwerwiegend sind
(Drogenkonsum, emotionle Veränderungen, Essstörungen, ungewollte
Schwangerschaften, juristische Bestrafung, etc.) muss die Familie eine
Schlüsselrolle bei der Erholung der Opfer spielen. Die Familie leidet aber selbst
auch unter solchen Folgen (Bureau of Justice of Canada, 2007).
Interview mit Javier Ortega-Rivera und Virginia Sánchez 2
1.
Wie würden Sie das Problem der Dating Violence definieren?
Die Fachliteratur definiert Dating Violence als gewaltsame Verhaltensweisen in
den Beziehungen der Jugendlichen. Aufgrund des Alters der Beteiligten muss
noch der wichtige Aspekt zu dem Konzept hinzugefügt werden, dass es sich
um die ersten Liebesbeziehungen der Jugendlichen handelt. Das unterscheidet
die Gewaltstudien von den Studien der Achtziger, wo nur die Gewalt in
Liebesbeziehungen von Erwachsenen untersucht wurde.
2. Würden Sie sagen, dass dieses Problem mit Mobbing an Schulen
zusammenhängt oder handelt es sich im Gegenteil um ein anderes
Phänomen?
Dating Violence und Mobbing an Schulen haben viele gleiche Aspekte, da es
sich bei beidem um Gewaltphänomene unter Gleichen handelt. Gleichzeitig
haben sie aber beide charakteristische Eigenschaften, die sie unterschiedlich
machen und so ist eine individuelle Untersuchung notwendig. Außerdem
müssen wir beachten, dass die Dating Violence in der Zeit des
Erwachsenwerdens auftritt, wo die Jugendlichen zum ersten Mal
Liebesbeziehungen haben, während Mobbing während der kompletten
Erziehung der Jungen und Mädchen eine Rolle spielt. Nichtsdestotrotz gibt es
zwischen beiden Phänomenen Ähnlichkeiten bezogen auf die aggressiven
Verhaltensweisen (körperliche, verbale, psychologische, sexuelle Aggressionen
und indirekte Aggressionen, die viel schwerer zu evaluieren sind), und einige
Studien zeigen sogar, dass Jungen und Mädchen die während ihrer Kindheit
unter Gewalt leiden mussten oftmals auch gewalttätige Verhaltensweisen in
ihren ersten Liebesbeziehungen während des Erwachsenwerdens zeigen.
3. Welches sind aus Ihrer Sicht die Hauptursachen für Dating Violence?
Aufgrund der Tatsache dass dieses Phänomen erst seit kurzem erforscht wird
und dadurch die sich die Untersuchungen bisher nicht so bedeutend und so
schnell verbreiteten, wie die Untersuchung anderer Gewaltphänomene unter
Jugendlichen wie zum Beispiel von Mobbing, sind die Ursachen bisher nicht
klar. Wie können die Modelle zur Erklärung in drei Kategorien einteilen: die
unikausalen Modelle, die eine entscheidende Ursache feststellen (z.B. die
2
Mitglieder des Projekts zur Untersuchung von Dating Violence mit dem Titel: “Prevention of
sexual harassment and violence in peer and intimate relationship”. (“Prävention von sexueller
Belästigung und Gewalt in intimen Beziehungen unter gleichen”)
Affektionstheorie, die Theorie des sozialen Lernens, die feministische Theorie,
die Theorie des patriarchalischen Modells, etc); die multikausalen Modelle, die
das Phänomen im Hinblick auf die Entwicklungsprozesse und die Interaktion
durch die verschiedenen Risikofaktoren und den Faktoren zum Schutz
während des Lebens untersuchen (z.B. das systemisch-evolutionale Model von
Capaldi); und zum Schluss die Modelle, die versuchen die Einflusswerte und
die Risikofaktoren zu prognostizieren, die das Phänomen prophezeien, obwohl
dies in individueller Weise geschieht (zum Beispiel das theoretische Modell von
Riggs und O'Leary).
4. Gibt es verschiedene Formen von Dating Violence? Ist eine dieser Formen
besonders gefährlich aufgrund ihrer Folgen?
Tatsächlich ist Dating Violence ein sehr spezifisches Phänomen, da es sich auf
einen konkreten Zeitabschnitt interpersoneller Beziehungen bezieht, nämlich
die ersten Liebesbeziehungen, die meistens während des Erwachsenwerdens
auftreten. Aus diesem Grund wurde in der wissenschaftlichen Literatur keine
Unterscheidung zwischen verschiedenen Formen der Dating Violence
eingeführt. Dennoch war und ist die Betrachtung von Aggressivität und Gewalt
als diskriminierendes Verhalten eine Quelle für Kontroversen und
Unterscheidung, an der sich die Studien orientieren. So entstand die
Unterscheidung zwischen "Dating Aggression" und "Dating Violence”.
Unterscheidung ist wichtig um die Definitionen zu verstehen: Beim ersten
Ausdruck betont der Term Aggression das gezeigte Verhalten, während der
zweite Ausdruck nicht nur das oben erwähnte Verhalten mit einschließt,
sondern auch die Konsequenzen verschiedenster Art (psychologische,
körperliche, soziale, etc). In unserem Fall benutzen wir in den ersten
Liebesbeziehungen den weitesten Begriff der Gewalt, da die Folgen aus dieser
Gewalt zwischen den Partnern grundlegend sind um das Phänomen zu
verstehen.
Die Ernsthaftigkeit wird dadurch bestärkt, dass Dating Violence eine Vielzahl
von Folgen als Gewaltphänomen unter gleichen zeigt. Unter den bereits
dargestellten verschiedenen gewalttätigen Verhaltensweisen, die auch die
Folgen sehr verschiedenartig werden lassen, sind es wahrscheinlich die
körperlichen und sexuellen Aggressionen, die bedeutende kurz- und
mittelfristige Folgen haben, während sich Dating Violence im Allgemeinen
langfristig während der ehelichen Beziehung in einem Beziehungsmodell
geprägt von Zwang und Autorität fortsetzt und so zu einem Hauptfaktor zum
Verständnis der Gewalt gegen Frauen wird.
Schlussendlich erlaubt uns die Untersuchung der Dating Violence die
körperlichen, psychologischen und sozialen Folgen für die Jugendlichen zu
erkennen. Außerdem lässt sich
Erwachsenenalter prognostizieren.
5.
so
auch
Gewalt
gegen
Frauen
im
Was kann gegen Dating Violence getan werden?
In der Tat gibt es bisher noch nicht viele Erfahrungen bei der Umsetzung und
Evaluierung von Programmen gegen Dating Violence. Dennoch müssen
Gegenmaßnahmen aufgrund der Vielzahl der Folgen, der Komplexität und der
Folgen für die psychologische Entwicklung der Betroffenen in die wesentlichen
Projekte zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen eingebunden
werden. So kombiniert dieser risikoreiche Eingriff präventive Maßnahmen mit
dem direkten Eingriff bei den Jugendlichen. Aber die affektiv-emotionale
Erziehung kann wahrscheinlich eine wichtige Stütze sein, die das persönliche
und zwischenmenschliche Wohlbefinden in den Liebesbeziehungen der Paare
voranbringen kann.
5.
NEUES
PROBLEMS?
PHÄNOMEN
ODER
NEUE
FORM
DES
MOBBING-
Nachdem wir während des Kapitels das Auftreten von Gewalt
untersucht haben ist es nun an der Zeit darüber nachzudenken, ob diese
Phänomene neue Formen von altbekannten Phänomenen sind (wie z.B. von
Mobbing), oder ob wir über neue Phänomene mit eigenen Eigenschaften und
Formen sprechen.
Wenn wir uns nur die Formen die Cyberbullying, Happy Slapping und
Dating Violence annehmen ansehen, scheint es klar, dass die Beziehung zum
konventionellen Mobbing auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Die
Nutzung neuer Medien in ihren verschiedenen Formen führten auch neue
Regeln und ihre eigenen Eigenschaften ein, die Online-Aggressionen von
anderen Formen der Aggression unterscheiden: Die Unsichtbarkeit der
Aggressoren, der potentielle Zuwachs der Zahl der Zuschauer durch die
Verbreitung der gewalttätigen Aktion, zusammen mit der Nutzung neuer
Räume (und der Folge, dass es keine sicheren Räume für die Opfer mehr gibt)
sind charakteristisch für Cyberbullying-Probleme.
Bei Happy-Slapping-Vorfällen können wir auch einige Besonderheiten
beobachten, die bisher nicht häufig auftraten, wie zum Beispiel die
Einzigartigkeit jedes gewalttätigen Vorfalls, der keine Beziehung zu anderen
Vorfällen hat, den Freizeit-Charakter, den die Aggressoren vorspielen und die
Dauerhaftigkeit der Aggression, da diese durch die Aufnahmen allgegenwärtig
bleibt.
Schließlich können wir auch charakteristische Eigenschaften der Dating
Violence im Vergleich zu anderen Formen der Gewalt finden: die emotionale
Verbindung, die zwischen Angreifer und Opfer besteht oder die Formen der
Aggression (besonders wichtig ist hierbei sexueller Missbrauch) oder die
verwirrende Rolle, die das Umfeld bei diesem Phänomen annimmt. Sind dies
jedoch genügend Besonderheiten um von verschiedenen Phänomenen zu
sprechen oder sind es nur verschiedene Ausprägungen eines einzigen
Problems?
Trotz dieser offensichtlichen Unterschiede denken wir, dass es Gründe
gibt die dafür sprechen, dass wir es hier mit dem gleichen Problem zu tun
haben, welches sich stufenweise an die Umstände anpasst, in denen es
entstehen kann. Dies bezieht sich hauptsächlich auf die Fortführung der
Beziehungen, die im Schulumfeld entstanden sind. Aus diesem Grund
untersuchen wir die Eigenschaften aus der Definition von Mobbing und wir
werden feststellen, ob die Haupteigenschaften mit denen übereinstimmen, die
bei Cyberbullying, Happyslapping oder Dating Violence auftreten.
Der erste Aspekt der Definition von Mobbing (Olweus, 1993) weist auf
die Intention hin jemandem zu schaden. Dies ist ein wichtiger Faktor, um
richtige Aggression von Verhaltensweisen zu unterscheiden, die unabsichtlich
verletzende Folgen für andere mit sich bringen. Bei allen Formen der
Aggression, die wir in diesem Kapitel betrachtet haben, wird dies klar bestätigt.
Dennoch muss man feststellen, dass es möglich ist, Situationen mit
verletzenden Folgen mit wirklichem Auftreten von Aggression zu verwechseln.
Im Bezug auf Cyberbullying zum Beispiel ist die Intention jemanden zu
verletzen ein wichtiger Aspekt, um Spam (Werbung) vom absichtlichen
Belästigen einer Person zu unterscheiden.
Der zweite Faktor ist die Wiederholung des aggressiven Verhaltens
(Olweus, 1993). Dieser Umstand zeigt sich ganz klar bei Dating ViolenceSituationen, weniger klar bei Cyberbullying oder bei Happy Slapping. Im
Hinblick auf Cyberbullying ist eines der Probleme um Kontinuität festzustellen,
dass der Aggressor oft anonym bleibt, was es für die Opfer schwer macht
festzustellen ob die Angriffe vom gleichen Angreifer kommen oder im
Gegenteil von verschiedenen Personen. Gleichzeitig kann es passieren, dass das
Mobbing nicht regelmäßig auftritt oder sogar nur in seltenen Fällen. Etwas
Ähnliches passiert im Fall von Happy Slapping, wo normalerweise nur wenige
Wiederholungen stattfinden und wenn sie stattfinden geschieht dies, wenn die
Aggressionen gefilmt werden.
Trotzdem kann man auch bei den letzten beiden Phänomenen über die
Wiederholung sprechen. Etliche Argumente sprechen dafür. Zunächst einmal
wiederholt sich die Aggression in Fällen, bei denen Filme oder Textnachrichten
benutzt werden, in gewisser Weise jedes Mal wenn das Opfer die Nachricht
noch einmal liest oder den Film noch einmal sieht. Wenn man auch noch die
Verbreitungsmethoden dieser Attacken mit hinzuzieht, so bedeutet jeder
Klassenkamerad, der die Nachricht mit dem Handy empfängt, oder jede
Veröffentlichung im Internet eine weitere Aggression. Des Weiteren bedeutet
Cyberbullying nicht nur die Nutzung einer Form des Angriffs. Tatsächlich
betonen die Opfer oft von verschiedenartigen Angriffen (durch verschiedene
Hilfsmittel) betroffen zu sein (Smith, Mahdavi, Carvalho y Tippet, 2006).
Schlussendlich lassen die Kontinuität zwischen Vorfällen des konventionellen
Mobbings und Cyberbullyingvorfällen (Li, 2005; Patchin e Hinduja, 2006),
sowie das Wissen der Online-Aggressoren über ihre Opfer darauf schließen,
dass das aggressive Verhalten sich in verschiedenen Formen der Gewalt
wiederholt.
Der dritte Aspekt der Mobbing-Definition ist die ungleiche
Kräfteverteilung zwischen Opfer und Angreifer (Olweus, 1993). Deshalb kann
der Angreifer bestimmen, was dem Opfer geschieht oder was es fühlt, etc. Diese
Kontrolle der Situation hängt auch mit der Tatsache zusammen, dass das Opfer
sich nach jedem Gewaltvorfall hilfloser fühlt. Beide Aspekte zusammen
entwickeln eine Dynamik der Dominanz und Unterwerfung, für die nicht
einmal die körperliche Anwesenheit des Angreifers notwendig ist, denn durch
die neuen Medien ist der Angreifer jederzeit anwesend.
Die drei Phänomene, die in diesem Kapitel behandelt wurden,
erfüllen die Bedingungen, die Mobbing definieren. Als Folge dessen verstehen
wir, dass die Phänomene neue Erscheinungsformen des selben Phänomens sind
und es sich nicht um verschiedene Phänomene handelt. Dennoch stimmt es,
dass jede Form seine eigenen Eigenschaften hat, da das Umfeld in dem die
Aggressionen auftreten besondere Eigenschaften hat, oder aufgrund des
Hilfsmittels, durch das sie entwickelt werden. Deshalb erscheint es uns
notwendig die Variablen zu untersuchen, die diese Phänomene ausmachen,
ebenso auch die Beziehung zwischen diesen Phänomenen und konventionellem
Mobbing.
6.
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Gewaltprävention an Schulen: die Rolle des Internets
Thomas Jäger
Zentrum für empirische pädagogische Forschung,
Universität Koblenz-Landau, Deutschland
1. EINLEITUNG
2. DAS INTERNET UND DAS WORLD WIDE WEB – EINE KURZE
EINFÜHRUNG
3. NUTZUNGSFORMEN DES INTERNET UND WAS ES AN GEWALT
UND MOBBING INTERESSIERTEN NUTZERN BIETET
4. DIE USER VON WEB RESSOURCEN zu GEWALT UND MOBBING IN
DER SCHULE
5. WEBSEITEN ZU GEWALT UND MOBBING IN DER SCHULE:
NUTZEN UND GRENZEN
6. GEWALTPRÄVENTION AN SCHULEN UND DAS INTERNET: WO
STEHEN WIR HEUTE UND WAS BRINGT DIE ZUKUNFT?
7. QUELLEN
EINLEITUNG
In den letzten Jahren hat das Internet immer mehr Einfluss auf unser alltägliches
Leben: wir nutzen es an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Gelegenheiten, zum
Beispiel bei der Arbeit, in Schulen, in Universitäten, an öffentlichen Plätzen, zu Hause;
und wir nutzen es aus verschiedenen Gründen wie beispielsweise zum Suchen von
Informationen, um mit anderen zu kommunizieren, um Hilfe und Rat zu suchen, um
Spiele zu spielen, um online einzukaufen, Videodateien anzuschauen oder Audiodateien
anzuhören, um online Spiele zu spielen, unseren Alltag und viele andere Dinge zu
planen ( Wellman et al., 2002).
Heute sind ungefähr 69% der nordamerikanischen Bevölkerung und 38% der
europäischen Bevölkerung (mit erheblichen Unterschieden zwischen europäischen
Ländern) online. Sogar die weniger entwickelten Länder der Erde haben immer mehr
Zugang zum Internet (Internet World Stats, 2007). Seit den frühen Jahren des World
Wide Web (www) ist die Anzahl der Webseiten exponentiell angestiegen. Obwohl sich
die Wachstumsrate der frühen Jahre des WWWs verlangsamt hat (von einer
Wachstumsrate von 850% pro Jahr zwischen 1991 und 1997, zu 25% pro Jahr zwischen
2002 und 2006), erweitert sich das Internet immer weiter (Nielsen, 2006). Im November
2006 waren mehr als 100 Millionen Webseiten verfügbar (Netcraft, 2006).
Zusammen mit dem erhöhten Bewusstsein und der öffentlichen Aufmerksamkeit
für das Problem des Mobbings und der Gewalt in der Schule (School Bullying and
Violence- SBV) in der ganzen Welt, sind in den letzten Jahren viele Webseiten zu
diesem Thema erschienen.
Heute gibt es eine Vielzahl von Webseiten und anderen Web Ressourcen, die sich auf
SBV konzentrieren, wie zum Beispiel umfangreiche Internetportale,
Projektbeschreibungen, Materialien, Video- und Audioclips, Online Spiele,
Diskussionsgremien, Newsgruppen oder Blogs.
Für User und auch für Forscher stellen sich verschiedene Fragen, wenn sie mit
Webseiten über SBV umgehen, wie zum Beispiel:
•
•
•
•
•
Welche Arten von Web Ressourcen über SBV sind verfügbar?
Wo liegen ihre Vorteile? Wo liegen ihre Grenzen und möglicherweise sogar
Gefahren?
Was wissen wir über die User dieser Webseiten über SBV?
Wer kann von diesen Webseiten über SBV profitieren und wer nicht?
Gibt es in Bezug auf die Qualität und die Angemessenheit solcher Seiten
irgendwelche Bedenken?
Die Antworten auf diese und viele andere Fragen bezüglich Webseiten über SBV so
unbefriedigend wie auch überraschend: Es gibt keine klare Antwort, da Web
Ressourcen über SBV noch kein Thema für umfangreiche Studien waren. Es gibt
natürlich kleinere Studien, die sich auf bestimmte Aspekte der Web Ressourcen über
SBV, kommentierte Linklisten, anekdotische Userberichte über die Nutzbarkeit der
Webseiten oder Veröffentlichungen und Studien, die die Wichtigkeit der Web
Ressourcen betonen, konzentrieren (Jäger et al., 2003; Minton & O’Moore, 2004).
Dennoch gibt es soweit keine systematische Studie, die von der gesamten Rolle, die das
Internet spielt um SBV anzupacken und damit umzugehen, handelt.
Wenn man bedenkt, dass nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld investiert werden
muss, um Web Ressourcen über SBV zu entwickeln, ist dies nicht nur überraschend
sondern auch erstaunlich.
Dieses Kapitel zielt darauf ab, diesem großen „unentdeckten“ Bereich der
Forschung eine erste Struktur und einen Rahmen zu geben. Aufgrund eines Mangels an
Forschungsdaten, kann dieses Kapitel weder wissenschaftlich sein, noch kann es eine
komplette Übersicht über das weite und sehr dynamische Feld der Web Ressourcen
über SBV geben. Das Ziel ist eher die Beobachtungen, Eindrücke und Ideen der
Menschen, die an dem Umgang mit diesem Medium interessiert sind, zu strukturieren.
Im Mai 2005 hielten wir eine Onlinekonferenz zum Thema „Umgang mit
Mobbing und Gewalt in der Schule unter Verwendung des Internets3 “ ab, bei der 28
Experten- hauptsächlich Vertreter von Webseiten über SBV- von 5 Kontinenten
zusammenkamen und Probleme des Themas diskutierten. In diesem Kapitel werden
zum ein oder anderen Ergebnis unserer Konferenz zurückkommen 4 . Der Schwerpunkt
dieses Kapitels wird jedoch sowohl darauf liegen, eine Einführung in das Internet und
das World Wide Web im Allgemeinen zu geben, als auch darauf, Informationen
anzubieten, die für Leser, die mit Mobbing und Gewalt in der Schule zu tun haben und
3
http://conference.bullying-in-school.info
Eine detailliertere Übersicht über die Ergebnisse der Onlinekonferenz ist in Form eines
Konferenzberichtes verfügbar (Jäger, 2006)
4
nicht damit vertraut sind, was die Internet Forschung zu sagen hat, nützlich sein
könnten. Auf dieser eher allgemeinen Einführung und Ergebnissen der
Internetforschung aufbauend, werden wir uns dann auf bestimmte Aspekte, wie zum
Beispiel die verschiedenen Arten von Webseiten über SBV konzentrieren. Wir werden
uns auch die User der Webseiten über SBV ansehen, sowie die Vorteile und Grenzen
des Internets.
DAS INTERNET UND DAS WORLD WIDE WEB – EINE KURZE
EINFÜHRUNG
Bevor wir uns anschauen, was das Internet in Bezug auf SBV zu bieten hat,
werden wir zuerst einmal betrachten, was das Internet und das World Wide Web sind
und welche ihre Hauptcharakteristiken sind.
Was ist das Internet…?
Das Internet ist ein „Netzwerk von Netzwerken“, das aus Millionen von
Computern in der ganzen Welt besteht, die miteinander kommunizieren und die durch
Telefonkabel, Kabel und Satellit miteinander verbunden sind (UNESCO Courier, 2002).
„ Das Internet enthält selbst keine Informationen. Es ist die Infrastruktur im Hintergrund
oder- mit anderen Worten- das Transportfahrzeug für die Information, die in Akten oder
Dokumenten auf Computern gelagert sind, die über ein globales Netzwerk miteinander
verbunden sind (Kahn & Cerf, 1999). Computer können im Internet verschiedene
Informationen und Dienste nutzen, wie beispielsweise Email, Online Chat,
Datenversand oder Webseiten und andere Dokumente des World Wide Web
(Wikipedia, 2006).
Das Internet war ursprünglich dazu gedacht, dass Daten von Universitäten oder
Behörden gemeinsam genutzt werden können (Wikipedia, 2006). Nur die letzte
Entwicklung in den späten 90gern – User freundliche Neuerung wie zum Beispiel die
Erfindung des World Wide Web und die Verbreitung durch kostenlose Webbrowserhat das globale Netzwerk zu einem Massenphänomen verwandelt, dass immer mehr
Einfluss auf unsere heutige Gesellschaft hat.
Und was ist das World Wide Web…?
Das Internet ist nicht synonym mit dem World Wide Web. Das World Wide
Web, oder einfach das Web oder WWW, ist nur eine Art auf Informationen über das
Medium Internet zuzugreifen.
Das World Wide Web ist ein Modell um Informationen zu teilen, das über dem
Internet angeordnet ist. Es vereinigt verschiedene Internetdienste (Webopedia, 2006),
was eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten bietet, wie beispielsweise das
Abrufen oder Veröffentlichen von Dokumenten, das Anschauen oder Hochladen von
Bildern oder Videos und viele andere Dinge.
Das Grundprinzip des WWW ist eine Programmiersprache namens HTML, die
Hypertext Links möglich macht. Jede Webseite, jedes Dokument, jede Audiodatei oder
alles andere, das im WWW gefunden werden kann, hat eine einzigartige URL (uniform
resource locator), die erkennt auf welchem Computer es sich befindet. Hypertext Links
ermöglichen es, Webseiten, Dokumente und andere Webanwendungen zu verbinden
und machen es durch einen einfachen Mouseklick möglich, leicht von einer Seite zur
anderen zu steuern. Es war diese einzigartige und wirklich revolutionäre Kapazität des
HTML, die das WWW zur riesigen verbundenen Datenbank gemacht hat.
Die Grundidee des WWW ist, dass es ein Raum für Informationen sein soll
durch den Menschen miteinander kommunizieren können, indem sie ihr Wissen in
einem Pool teilen.
Tim Berners-Lee- der als Erfinder des WWW angesehen wird- behauptet: „ Das Web
sollte ein Medium für Kommunikation zwischen Menschen sein: Kommunikation durch
geteiltes Wissen“ (Berners-Lee, 1997). Demnach ist die ursprüngliche Absicht des
WWW „ eher eine soziale Schöpfung ist, als eine technische“ (UNESCO Courier,
2002).
Laut Berners-Lee (UNESCO Courier, 2002) gibt das WWW den Menschen eine
größere Auswahl als je zuvor, durch ein einfaches Bereitstellen von Informationen. Die
Fähigkeit ihr Wissen in einem riesigen Informationspool zu teilen und miteinander
umzugehen, macht das WWW zu einem mächtigen Werkzeug, das einen enormen
Einfluss auf die heutige Gesellschaft hat.
Einige Charakteristiken des Internets und des WWW
Es gibt viele Charakteristiken des WWW. Folgend konzentrieren wir uns auf
einige ausgewählte Aspekte die von Bedeutung sind, wenn man das komplexe System
der Web Ressourcen betrachtet, die in einem breiten Feld wie beispielsweise SBV
verfügbar sind.
Ständige Veränderung
Das Internet und das WWW verändern sich ständig, sowohl in Bezug auf die
verwendeten Technologien oder die Software, als auch auf die verschiedenen
Erscheinungsformen der Internetkultur. Das Internet und seine Struktur sind eher auf
evolutionäre Art und Weise gewachsen, als nach einem großartigen Plan (Network
Working Group, 1996). Daher können Beschreibungen und Analysen nicht mehr als
eine Art Schnappschuss sein (was auch auf dieses Kapitel angewendet werden kann, das
die Situation nur so beschreiben kann, wie sie Ende 2006 ist und nur Vermutungen in
Bezug auf die Entwicklung in der Zukunft aussprechen kann).
Reichtum an Informationen
Das WWW macht es leicht an Informationen heranzukommen. Wie schon zuvor
erwähnt, ist eine der Hauptcharakteristiken des WWW seine Hypertextstruktur, die es
ermöglicht zuvor getrennte Texte und andere Dateien in einem riesigen verbundenen
Informationspool zu vereinigen. Gleichzeitig ist es relativ leicht Informationen zu
veröffentlichen. Die Tatsache, dass die Zahl der Webseiten so rapide gestiegen ist,
bietet jedoch nicht nur Vorteile sondern schafft viele Probleme, da die User Strategien
entwickeln müssen, damit sie mit der „Informationsflut“ umgehen können.
Dezentralisation
Eine der Hauptcharakteristiken des Internets und des WWW ist, dass beide sehr
dezentralisiert sind. Es gibt keinen zentralen Server oder zentrale Autorität. Jeder kann
einen Server anfangen oder einen Browser starten. Es gibt wenig Struktur und viel
Autonomie und Freiheit, die die einzelnen User oder die Gruppen von Netzwerkusern
haben (Berners-Lee, 1998). Die Dezentralisation des WWW und ihre Offenheit
ermöglichte es nicht nur in großen Schritten zu wachsen, sondern auch machte es fast
unmöglich zu kontrollieren oder zu strukturieren. Ferner wirft erzeugt dies sowohl
Vorteile, als auch Probleme. Die Tatsache, dass es keine allumfassenden Autoritäten das
WWW kontrolliert oder strukturiert, ermöglicht viel Raum für Kreativität und
demokratische Prozesse und gibt denjenigen Menschen eine Stimme, die sonst nicht
gehört werden würden (oder denen es aufgrund staatlicher oder anderer
Einschränkungen nicht erlaubt ist, ihre Meinung darzulegen).
Gleichzeitig erzeugt dieser ziemlich „anarchische“ Charakterzug des Internets enorme
Probleme, wie beispielsweise die Schwierigkeiten, die mit der einfachen Verbreitung
unangemessener Informationen einhergehen. Es ist ebenfalls sehr leicht, das WWW für
kriminelle Aktivitäten zu missbrauchen.
Interaktivität
Das Internet und das WWW bieten viel mehr als nur bloße Informationen, denn
sie haben auch die Art und Weise wie Menschen miteinander in Kontakt treten
grundlegend verändert. Internet Anwendungen wie Emails, Newsgruppen,
Diskussionboards, Instant Messaging oder aktuelle Entwicklungen, wie zum Bespiel
Blogs oder Voice-over-IP verbinden nicht nur die traditionellen Mittel der
Kommunikation, sie haben vielmehr eine etwas Neues geschaffen und haben den
Rahmen der Realität in der wir leben verändert (Zhao, 2006). Das Internet macht seine
Nutzer von Zeit und Raum unabhängiger, da sie es nutzen können wann immer und wo
immer sie möchten- vorausgesetzt, sie haben Internetzugang. Mit dem Aufschwung des
Internets tauchten neue Formen von sozialen Kontakten, sozialen Strukturen und
Netzwerken auf, beispielsweise die Bildung von Onlinecommunities, in denen Gruppen
die die ähnliche Interessen teilen, sich an virtuellen Plätzen wie Foren oder
Newsgruppen treffen.
Anonymität
Ein Merkmal des Internets ist, dass es weitgehend Anonymität gewährleistet,
was speziell für diejenigen Nutzer wichtig ist, die Hilfe und Rat suchen. Verschiedene
Studien stellten fest, dass Anonymität ein wichtiger Faktor für die Bereitschaft der
hilfesuchenden Nutzer ist, damit sie sich öffnen (Barak, 1999; Kummervold, 2002).
Gleichzeitig fürchten die Nutzer jedoch die Verletzung ihrer Privatsphäre und
Anonymität. Die Bedenken, dass eine Webseite oder ein Diskussionsboard nicht
„sicher“ ist, veranlasst die Nutzer dazu, dies zu meiden. Obwohl die relative
Anonymität des Internets positive Auswirkungen für User hat, die Hilfe suchen, kann
Anonymität auch eine Ursache für Probleme sein, da es Usern auch ermöglicht, andere
Nutzer anonym zu beleidigen.
NUTZUNGSFORMEN DES INTERNET UND WAS ES AN GEWALT UND
MOBBING INTERESSIERTEN NUTZERN BIETET
Es gab schon viele Versuche, um die verschiedenen Möglichkeiten das Internet
zu nutzen, einzuordnen und alle haben sowohl Vorteile als auch Nachteile. Vielen
Untersuchungen folgend, wie User das Internet tatsächlich nutzen (z.B. EuroStat, 2005;
Pew Internet, 2006) haben wir in diesem Kapitel eine eher pragmatische
Betrachtungsweise ausgewählt und werden folgende Aspekte vertiefen:
• Wiederherstellen und Veröffentlichen von Informationen
• Kommunizieren und Umgehen mit anderen Usern
• Virtuelle Gemeinschaften
• „Web 2.0“: Informationen teilen und soziale Vernetzung
Für jeden dieser Aspekte werden wir zuerst einmal untersuchen, was die
Internetforschung allgemein dazu sagt. Die meisten Daten auf die wir verweisen,
beziehen sich auf die Situation in westlichen Ländern, hauptsächlich auf die Vereinigten
Staaten und Europa. Obwohl diese Daten nicht für den Rest der Welt repräsentativ sind,
geben sie uns einen interessanten Einblick in einige aktuelle Entwicklungen, die – in
Anbetracht der Geschwindigkeit der Internet „Evolution“ – in anderen Teilen der Welt
ebenfalls bald ankommen werden.
Im zweiten Teil jedes Abschnitts werden wir die Webseiten über SBV betrachten. Wir
werden untersuchen, was User finden können und stellen ausgewählte Beispiele von
Webseiten aus verschiedenen Ländern dar.
Wiederherstellen und Veröffentlichen von Informationen
Was sagt die Internetforschung?
Das Suchen nach, das Wiederherstellen und das Veröffentlichen von
Informationen waren seit seinen Anfangstagen unter den meisten Internetanwendungen.
Es gibt einen großen Umfang an Internet Ressourcen, die sich hauptsächlich auf
Informationen wie zum Beispiel Suchmaschinen, E- Journals, Projektbeschreibungen,
Linklisten und viele andere konzentrieren.
Laut einer von dem Pew Internet & American Life Projekt (2006 5 )
durchgeführte Erhebung, sind typische Anwendungen von amerikanischen Erwachsenen
Internetusern zum Beispiel:
5
Die Tabelle, die auf der Webseite von Pew Internet & American Life Projekt dargestellt wurde,
gibt einen Überblick über die Daten die sich auf die Onlineanwendungen von amerikanischen
•
•
•
•
•
•
•
•
Nutzen von Suchmaschinen um Informationen zu finden (91%) (Dezember
2006)
Suchen nach Gesundheits- oder medizinischen Informationen (79%) (November
2004)
Nachrichten abrufen (67%) (Dezember 2006)
Recherche für Schule oder Ausbildung (57%) (Januar 2005)
Beliebige Recherche für den Job (50%) (Dezember 2005)
Inhalte für das Internet erstellen (19%) (November 2004)
Erstellen oder Arbeiten an eigener Webseite (14%) (Dezember 2005)
Erstellen oder Arbeiten am eigenen Onlinejournal oder Webblog (8%) (FebruarApril 2006)
Wenn wir diese Daten mit den Daten bezüglich des Internets zum Kommunizieren
und Interagieren mit anderen, wird es offensichtlich, dass das Wiederherstellen von
Informationen immer noch der weiteste Bereich der Anwendungen im Internet sind,
dicht gefolgt von der Benutzung von Emails. (siehe unten)
Es wird klar, dass das Abrufen von Informationen bei weitem das Veröffentlichen
von Informationen übertrifft, zum Beispiel in Form von Erstellen von Inhalt für das
Internet oder das Veröffentlichen von Informationen in einem eigenen Onlinejournal
oder Blog. Obwohl die neuen technischen Entwicklungen es erleichtern, die eigenen
Inhalte im WWW zu veröffentlichen, kann vermutet werden, dass Anwendungen mit
dem Suchen und Abrufen von Informationen verbunden sind, auch in Zukunft
dominieren.
Webseiten über SBV, die sich auf Informationen konzentrieren: einige Beispiele
Die große Mehrheit der Webseiten über SBV konzentriert sich immer noch in
erster Linie auf Informationen. Sie liefern Hintergrundinformationen über das Thema,
helfen und beraten, bieten Materialien und Hilfsmittel, Linksammlungen, Neuigkeiten
über SBV und vieles mehr.
Webseiten, die sich in erster Linie auf Informationen über SBV konzentrieren
sind in verschiedenen Formen verfügbar: ist gibt beispielsweise umfangreiche Portale,
hunderte, ja wenn nicht tausende von Unterseiten beinhalten, Onlinemagazine, die zum
Beispiel die neuesten Studien und Artikel über SBV veröffentlichen, oder es gibt auch
Webseiten, die Kampagnen, Projekte, Wohltätigkeitsverantstaltungen oder Initiativen
zu SBV aufzeigen.
Im Folgenden werden einige ausgewählte Beispiele für Webseiten die sich auf
Informationen über SBV konzentrieren dargestellt.
Erwachsenen beziehen, die zwischen 2004 und 2006 gesammelt wurden. Die Abbildungen in
den Klammern kennzeichnen die aktuellsten Erhebungsdaten für jede Anwendung.
Portale
Mobbing Online (UK)
http://www.bullying.co.uk
Ein gutes Beispiel für ein umfangreiches
Webportal ist Mobbing Online, eine
nationale Wohltätigkeit, die Eltern und
Schülern hilft mit Mobbing in der Schule
umzugehen. In getrennten Abschnitten für
Eltern, Schüler und Schule enthält die Seite
detaillierte Informationen und Beratung
über verschiedene Probleme in Bezug auf
SBV wie Cyberbulling, Happy Slapping,
Feind-lichkeiten gegenüber Homosexuellen,
Rassismus, Mobbing auf dem Weg zum
Schulbus oder zur Schule, oder auch Ideen
für Schulprojekte.
Mobbing. Nie im Leben! ( Australien)
http://www.bullyingnoway.com.au
Mobbing. Nie im Leben! ist ein
australisches
Portal,
gegründet
von
Bildungs-gemeinschaften. Die Webseite
beinhaltet Hintergrundinformationen über
Probleme die mit Mobbing in der Schule
verbunden sind und sie schließt eine
umfangreiche Quellendatenbank mit ein,
sowie drei moderierte Foren (Ideen im
Klassenzimmer, Schulgemeinschaften in
Aktion, Aussprache der Schüler, eine Chillout Zone und Ideenecke).
Onlinemagazine
Internationales Magazin über Gewalt an Schulen (IJVS)
http://www.ijvs.org
Die IJVS ist ein von Fachleuten überprüftes wissenschaftliches Onlinemagazin, das von
der International Observatory über Gewalt an Schulen im Jahr 2005 gegründet wurde
und die danach strebt, mehr Wissen über Gewalt an Schulen zu fördern. Die IJVS ist
hauptsächlich auf Forscher und Schüler gezielt, aber es ist auch für Lehrer, Erzieher und
diejenigen aktiv an Politik und Vereinigungen beteiligt sind von Interesse, als auch für
diejenigen, die für Prävention und Sicherheitspolitik verantwortlich sind.
Kampagnen und Initiativen
Das Anti-Mobbing Bündnis (UK)
http://www.anti-bullyingalliance.org
Das Anti-Mobbing Bündnis (ABA) bringt
65 Nationen zusammen aus freiwilligen und
privaten
Branchen,
professionellen
Vereinigungen
und
der
Forschungsgemeinschaft wird ein Netzwerk,
um zusammenzuarbeiten damit Mobbing
gemindert wird und damit für Kinder und
Jugendliche eine sicherere Umgebung
geschaffen
wird,
um
zu
leben,
aufzuwachsen, zu spielen und zu lernen.
Neben vielen anderen Dingen, enthält die
Webseite
Quellen,
Material
und
Informationen für Experten, Kinder und Eltern.
Kommunizieren und Umgehen mit anderen Usern
Was sagt die Internetforschung?
Gleich zu Anfang war das Internet ein Medium, das verwendet wurde, um mit anderen
Nutzern zu kommunizieren. Und das Versenden und Empfangen von Emails ist immer
noch eine der häufigsten online Anwendungen.
Es gibt einen immer größeren und wachsenden Umfang an Internetquellen, die dazu
genutzt werden können mit anderen zu kommunizieren und zu interagieren, wie zum
Beispiel Email, Chat/ Instant Messaging, Newsgruppen und Foren. Aktuelle
Entwicklungen haben noch die Möglichkeit hinzugefügt, via Audio oder
Videoverbindungen zu kommunizieren.
Wenn man Internetkommunikationsprogramme betrachtet ist es notwendig, zwischen
synchronen Programmen (Programme, mit denen die Nutzer zur gleichen Zeit
miteinander kommunizieren, wie beispielsweise Foren oder Instant Messaging) und
asynchronen Programmen (Programm mit dem Nutzer miteinander zu unterschiedlichen
Zeiten kommunizieren, wie Email).
Wir schauen uns wieder einige ausgewählte Daten von dem Pew Internet & American
Life Projekt an (2006 6 ), um einen Überblick darüber zu bekommen, wie User das
Internet zum Kommunizieren und Interagieren mit anderen nutzen. Viele beliebte
Anwendungen sind:
• Verschicken oder Lesen von Emails (91%) (Dezember 2006)
• Instant Messaging (39%) (August 2006)
• Teilnehmen an Chatrooms oder Onlinediskussionen mit anderen Leuten (22%)
(September 2005)
• Telefongespräch online führen (13%) (Dezember 2005)
Wie diese Zahlen zeigen ist Email immer noch die häufigste Onlineanwendung und wie
andere Studien zeigen, gibt es einen beachtlichen Unterschied bei den verschiedenen
Altersgruppen, was ihr Nutzen von Emails betrifft.
Dennoch scheint es, was Jugendliche angeht, als wäre Email eher auf dem absteigenden
Ast, da viele Jugendliche beginnen Instant Messaging zu bevorzugen. Besonders wenn
sie mit Freunden kommunizieren bevorzugen sie Instant Messaging, während Email
eher als ein Medium angesehen wird, das sie benutzen, wenn sie formeller
kommunizieren wollen, wie zum Beispiel mit „älteren“ Leuten oder Institutionen
(Lenhart, Madden &Hitlin,2005).
Webseiten über SBV, die sich auf Kommunikation und Interaktion konzentrieren: einige
Beispiele
Obwohl die Anzahl der Webseiten, die sich hauptsächlich auf Informationen
konzentrieren immer noch die Anzahl der Webseiten übersteigen, die Kommunikation
und Interaktion unter den Usern einfacher machen, ist ihre Zahl in den letzten paar
Jahren konstant gestiegen.
Webseiten über SBV nutzen den gesamten Umfang an Seiten, die darauf zielen, dass
ihre User kommunizieren, wie zum Beispiel Foren, Diskussionsforen, Newsgruppen
oder Mailinglists. Aktuelle Entwicklungen wie die Einrichtung von Blogs, Sozialen
Netzwerken und anderen Innovationen, die mit dem was Web 2.0. genannt wird
assoziiert werden (siehe unten), scheinen die Möglichkeiten um mit anderen über SBV
im WWW zu kommunizieren zu erhöhen. Speziell für Onlineberatungen und
persönliche, anonyme Hilfe spielen „traditionelle“ Email oder Instant Messaging eine
große Rolle. Neue Techniken wie zum Beispiel „Voice-over-IP“, die mündliche
Kommunikation über das Internet erlauben, werden den Umfang an Möglichkeiten
sogar noch erweitern.
Man weiß wenig über die Anzahl der Kommunikationsseiten, wie sie genutzt werden
und ob sie als hilfreich wahrgenommen werden, oder nicht. Auf den ersten Blick scheint
es, als ob sich ein überraschend niedriger Anteil der Webseiten über SBV hauptsächlich
6
Die Tabelle, die auf der Webseite von Pew Internet & American Life Projekt dargestellt wurde,
gibt einen Überblick über die Daten die sich auf die Onlineanwendungen von amerikanischen
Erwachsenen beziehen, die zwischen 2004 und 2006 gesammelt wurden. Die Abbildungen in
den Klammern kennzeichnen die aktuellsten Erhebungsdaten für jede Anwendung.
auf Kommunikation konzentriert oder dass sie wenigstens einen
Kommunikationsbereich anbieten. Diese Kommunikationsbereiche werden anscheinend
von einer geringen Anzahl von Usern genutzt (siehe unten). Es unterliegt der
zukünftigen Forschung herauszufinden, ob dieser erste Eindruck sich als wahr oder
falsch erweist.
Es werden noch einmal einige ausgewählte Beispiele von Webseiten aufgezeigt, welche
sich auf Kommunikation konzentrieren.
Diskussionsforen und Blogs
Schüler Mobbing (Deutschland)
http://www.schueler-mobbing.de
Mit den tausenden von Einträgen ist
„Schüler Mobbing“ die größte deutsche
Webseite über SBV, die ihren Schwerpunkt
darauf setzt, dass ihre User miteinander
kommunizieren und interagieren. Die Seite
bietet ein Diskussionsforum mit getrennten
Bereichen für Schüler, Eltern und Lehrer
und
hat
kürzlich
noch
mehr
Kommunikationsbereiche wie Blogs und
Einträge bei Wikipedia hinzufügt, wo User
gemeinsam Texte über Themen die mit SBV
zusammenhängen schreiben können.
Onlinekonferenzen
VISIONARIES-NET Onlinekonferenzen (Europa)
http://www.bullying-in-school.info/en/content/conferences/online-conferences.html
Als ein Teil des VISIONARIES-NET
Projektes (das von der EU finanzierte
Projekt auf dem dieses E-book basiert)
wurden fünf Onlinekonferenzen abgehalten,
die Experten und Fachleute aus der ganzen
Welt zusammenbrachten. Abgesehen von
den Konferenzseiten selbst, bietet die Seite
Berichte zu jeder Konferenz, (Kurzversionen sind in verschiedenen Sprachen
verfügbar) sowie ein Blog und auch dieses
E-Book an.
Online Beratung
Kids Help Line (Australien)
http://www.kidshelp.com.au
Kids Help Line ist ein kostenloser,
vertraulicher und anonymer 24-Stunden
Telefon und Onlineberatungsservice speziell
für Jugendliche zwischen 5 und 25 Jahren.
Wie die meisten der Seiten die
Onlineberatungen anbieten, bietet Kids Help
Line Hilfe und Rat an und das nicht nur in
Bezug auf Mobbing in der Schule, sondern
auch von Beziehungsproblemen zu sexueller
Belästigung,
Obdachlosigkeit,
Selbstmordgedanken und Alkohol und
Drogensucht.
Onlinecommunities
Was sagt die Internetforschung?
Die Fähigkeit Kommunikationsprozesse zwischen Usern zu vereinfachen,
machte das Internet bald zu einem Ort, der Menschen die die gleichen Interessen,
Leidenschaften, Gedanken, Hobbies oder Lebensstile teilen, zusammenbrachte. Durch
das Nutzen der verfügbaren Kommunikationsprogramme, organisierten und vernetzten
sich diese Menschen in Gruppen, die man virtuelle Gemeinschaften oder
Onlinecommunities nennt.
Die ersten Onlinecommunities wie „The WELL”- the Whole Earth Lectronic
Link- (Rheingold, 1993) tauchten schon in den frühen Jahren des WWW auf und waren
in der Zwischenzeit ein wichtiger Bestandteil davon. Laut einer Studie des Pew
Internet& American Life Projektes (2006) nahmen 16% der amerikanischen
Erwachsenen an Onlinegruppen teil, als deren Mitglied sie sich selbst bezeichnen. Dies
ist eine Zahl, die sich seit 2002 aufgrund der aktuellen Entwicklungen der
Webanwendungen, die das Vernetzen vereinfacht haben, erhöht hat.
Das Internet hat wesentlich zu der Tatsache beigetragen, dass sich die sozialen
Beziehungen und Gemeinschaften der Menschen verändern. Es gab eine weit
verbreitete Angst, dass das Internet soziale Bindungen schwächen würde. Stattdessen
hat das Internet den Wandel von der „traditionellen menschlichen Orientierung zu
Nachbarschaftsgruppen und Dorfgemeinschaften… in Richtung Gemeinschaften, die
um geographisch verbreitete soziale Netzwerke angeordnet sind, begünstigt“. Es gibt
sogar Beweise dafür, dass das Internet soziale Netzwerke fördert und erweitert.
Programme, wie Emails, Instant Messaging oder Foren ersetzten nicht die persönlichen
Begegnungen, sie sind eher ein Teil eines „allumfassenden Kommunikationssystems in
dem Menschen viele verschiedene Arten der Kommunikation nutzen“ (Boase, Horrigan,
Wellmann &Rainie, 2006).
Virtuelle Onlinecommunities, die sich auf SBV konzentrieren: einige Beispiele
In den letzten Jahren sind in vielen Ländern Onlinecommunities über SBV
entstanden. Wie Onlinecommunities die sich um andere Dinge kümmern, bringen auch
Onlinecommunities über SBV die User, die gemeinsame Interessen und Bedenken
teilen und wiederholt die Seite nutzen, zusammen. Viele von ihnen kommunizieren mit
anderen über die Messageboards, Blogs oder anderen Kommunikationsmöglichkeiten.
Es gibt immer noch nur eine kleine Anzahl von Webseiten über SBV, die die
Kriterien einer echten Onlinegemeinschaft in dem Sinne, dass ihre Nutzer regelmäßig
zurückkommen, mit anderen kommunizieren oder sich mit der Seite und mit der
Gemeinschaft der Nutzer identifizieren, erfüllen. Wie schon zuvor erwähnt, bietet die
Mehrheit der Webseiten über SBV für ihre Nutzer hauptsächlich nur Informationen zu
diesem Thema. Mit der wachsenden Bedeutung der User-Interaktion, der Einbindung
des von dem Nutzer bereitgestellten Inhalts und der sozialen Netzwerke die mit den
aktuellen Entwicklungen des Internets einhergehen (Web 2.0. genannt), könnte sich die
Zahl der Onlinecommunities jedoch wesentlich erhöhen.
Einige Webseiten, die in diesem Kapitel bereits vorgestellt wurden - wie
„Mobbing. Nie im Leben! (Australien) oder „Schüler Mobbing“ (Deutschland)- können
als Onlinecommunities angesehen werden. Zwei weitere Beispiele werden nun genannt:
Bullying.org "Hier bist du nicht allein!" (Kanada)
http://www.bullying.org/
Bullying.org ist eine unterstützende
Gemeinschaft und mit monatlich fast einer
Million Besuchern aus der ganzen Welt ist
sie wahrscheinlich auch eine der meist
genutzten Webseiten über SBV der Welt.
User können ihre eigenen Geschichten,
Gedichte, Bilder, erzählte Geschichten
(Audiodateien), Musik, Animationen und
Filme beitragen. Bullying.org bietet auch
moderierte online Selbsthilfegruppen für
Erwachsene und Jugendliche.
Beat bullying / BBClic (UK)
http://www.beatbullying.org/
Beatbullying ist eine Wohltätigkeit von
Kindern um Anti-Mobbing Strategien für
Jugendliche
von
Jugendlichen
zu
entwickeln.
Teil der Beatbullying- Mission ist es,
Jugendliche dazu zu ermutigen AntiMobbing Strategien zu entwickeln und
anzuwenden.
Die
Seite
bietet
Werkzeugsätze
für
Fachleute,
ein
Mediencenter und wurde vor kurzem zu
einer interaktiven Webseite für Jugendliche
(mit eingebautem Video und Audio Inhalt)
erweitert.
„Web 2.0.“: von den Usern entwickelter Inhalt und soziale Vernetzung
Was sagt die Internetforschung?
In den letzten Jahren tauchten neue auf dem Internet basierende Dienste auf, die
die Veröffentlichungen der User, Onlinezusammenarbeit und das Teilen unter Usern
wie Webblogs, Wikis, soziale Vernetzungsseiten oder Podcasts, vereinfachen. Diese
Dienste formieren sich zu etwas, das oft als die neue Generation des WWW
wahrgenommen wird, nämlich: Web 2.0 (O’Reilly, 2005).
Für einige ist „Web 2.0“ nicht mehr als ein Schlagwort und es gibt eine
permanente Debatte darüber, was „Web 2.0“ eigentlich ist. Beschreibende
Charakteristiken, die oft mit Web 2.0 verbunden sind, sind zum Beispiel „ von Usern
erstellte Inhalte“, „ Usern Kontrolle über ihre eigenen Daten geben“, „gemeinsame
Intelligenz ausnutzen“ oder „ Architektur der Beteiligung“ (O’Reilly, 2005, O’Reilly,
2007).
Tatsächlich existiert die große Mehrheit der Onlineaktivitäten und
Anwendungsmöglichkeiten, die mit Web 2.0 assoziiert werden schon seit Jahren und es
gibt einen eher verschwommenen Übergang zwischen dem „alten Web 1.0“ und Web
2.0.
Dies wird demonstriert, wenn man einige Onlineanwendungen, die als typische Web
2.0 Anwendungen angesehen werden betrachtet (Madden &Fox, 2006):
•
•
•
•
Bewerten eines Produktes, Dienstes oder Person durch Nutzung eines
Onlinebewertungssystems (30%) (September 2005)
Teilen von Ihren eigenen Dateien mit anderen Usern online (27%) (Mai- Juni
2005)
Etwas online teilen, dass Sie selbst erstellt haben, wie die eigene Kunst, Fotos,
Geschichten oder Videos (26%) (Dezember 2005)
Erstellen von oder Arbeiten an Webseiten oder Blogs für andere, einschließlich
Freunde, Gruppen zu der Sie selbst gehören, oder für die Arbeit (13%)
(Dezember 2005)
•
•
Nutzen von sozialen oder beruflichen Netzwerken online, wie Friendster oder
LinkedIn (11%) ( September 2005)
Erstellen von oder Arbeiten an Ihren eigenen Onlinemagazinen oder Blogs (8%)
(Februar- April 2006)
Also, was ist Web 2.0 nun? Offensichtlich sind es nicht die Aktivitäten selbst die
sich verändert haben, sondern eher die genutzten Anwendungen zum Hochladen, Teilen
und Markieren der Daten die sich in den letzten Jahren dramatisch verändert haben
(Madden &Fox, 2006) und die eine neue Generation von Webseiten wie Wikipedia,
YouTube, Flickr oder Facebook möglich machen.
Diese Anwendungen ebnen den Weg für ein Netz, das weniger statisch, sondern
stattdessen dynamisch ist und das von Leuten geschaffen wird. Es ist eine Entwicklung,
die erst kürzlich begonnen hat und die für die Zukunft ganz neue Möglichkeiten
eröffnet.
In dem folgenden Kasten werden einige der größten und wichtigsten Webseiten
vorgestellt.
Box 1: Eine kurze Web 2.0 Wortliste
(Alle unten verwendeten Definitionen wurden der Onlineenzyklopädie Wikipedia entnommen, Februar
2007)
Wikipedia (www.wikipedia.org) ist ein mehrsprachiges, Web-gestütztes,
Enzyklopädieprojekt mit freien Inhalten, verfasst von freiwilligen Autoren. Die Artikel
können von jedem der Zugang zur Webseite hat herausgegeben werden. Der Name ist
eine Mischung aus den Worten wiki (eine Art gemeinschaftliche Webseite) und
Enzyklopädie.
MySpace (www.myspace.com) ist eine interaktive soziale Netzwerkwebseite, die
vernetzen Freunden persönliche Profile, Blogs, Gruppen, Fotos, Musik und Videos
anbietet. MySpace unterstützt auch eine interne Suchmaschine und ein internes
Emailsystem.
YouTube (www.youtube.com) ist eine sehr beliebte Webseite, um Videos zu teilen. Die
User können Videoclips hochladen, anschauen, und teilen. Die Videos können bewertet
werden; die Durchschnittswertung und viel Mal ein Video angeschaut wurde werden
veröffentlicht.
Facebook (www.facebook.com) ist eine soziale Netzwerkwebseite auf Englisch, die
unter Studenten sehr beliebt ist. Die Seite wurde ursprünglich für Studenten und
Mitarbeiter der Universität entwickelt, aber seit sie erweitert wurde nutzen sie alle,
einschließlich Schulen, Firmen.
del.icio.us (http://del.icio.us) del.icio.us ermöglicht es dem Benutzer, eine persönliche
Sammlung von Lesezeichen anzulegen und diese mit Schlagwörtern oder Tags zu
versehen. Die Seite wurde Ende 2003 online gestellt und gehört jetzt zu Yahoo!.
Technorati (http://technorati.com) ist eine Suchmaschine um Blog zu suchen. Sie
konkurriert mit Google, Yahoo! und IceRocket. Ab Dezember 2006 weist Technorati
auf über 55 Millionen Blogs hin. Der Name Technorati ist ein Kofferwort, das auf die
technologische Version von Intellektuellen hinweist.
Second Life (www.secondlife.com) ist eine virtuelle Welt im Internet. Linden Lab hat
sie entwickelt. Man kann das Programm herunterladen und es ermöglicht den Usern,
„Bewohner“ genannt, durch bewegliche virtuelle Figuren mit anderen zu
kommunizieren. Es bietet eine fortgeschrittene Ebene des sozialen Netzwerkdienstes,
verbunden mit.
SBV Webseiten treffen Web 2.0: einige Beispiele
Mittlerweile enthalten Webseiten über SBV Elemente des Web 2.0, zum
Beispiel indem den Usern die Möglichkeit gegeben wird Inhalte beizutragen, wie Texte,
Kunst oder Musik, Links oder andere Webinhalte in Bezug auf SBV zu bewerten, seine
Meinung in Blogs darzulegen oder mit anderen gemeinschaftlich Texte in Wikis zu
verfassen. Aktuell ist die Zahl der Webseiten über SBV, die Web 2.0 Elemente
beinhalten eher gering. Durch mehr Verfügbarkeit von Technologien und Anwendungen
die leicht zu bedienen sind, wird sich die Zahl der Webseiten die Web 2.0 Elemente
verwenden jedoch sicher bald erhöhen.
Abgesehen von Webseiten über SBV die Web 2.0 Elemente enthalten, nutzt eine
große Zahl der User, wenn nicht sogar die Mehrheit, typische Web 2.0 Seiten wie zum
Beispiel MySpace, YouTube, Facebook, del.icio.us oder Technorati.
Es ist nicht so schwer zu fassen wie es vielleicht auf den ersten Blick scheint, da
ein Faktor der zu dem Erfolg von Web 2.0 beiträgt der ist, worauf man sich oft auf
„gemeinschaftliche Intelligenz“ der User bezieht. In vielen Fällen ist es die bloße
Anzahl an Nutzern, die einige Web 2.0 Seiten haben, die sie interessant macht. Das
erhöht die Zahl der verfügbaren Inhalte oder gewährleistet die Qualität einer Bewertung.
Folglich werden kleine Wikis auf einer einzelnen Webseite, die nur von Usern eines
einzelnen Webportals bewertet wurden, für die meisten User weniger attraktiv sein, als
der Inhalt der auf einigen der führenden Web 2.0 Seiten verfügbar ist, wie zum Beispiel
MySpace oder YouTube, die mehrere Millionen User verbinden.
Hier sind noch einmal ausgewählte Beispiele von Seiten die sowohl Web 2.0
Elemente enthalten, als auch Inhalte die auf einigen größeren Web 2.0 Seiten verfügbar
sind.
Von den Usern entwickelte Inhalte
Die Zone – Die Stimmen junger Leute durch Musik, Kunst, Video & Lyrik (UK)
http://www.bullying.co.uk/zone
Die Zone ist ein für Jugendliche
geschaffenes Projekt der Anit-Mobbing
Wohltätigkeit „Mobbing Online“, das auf
verschiedene
soziale
Gruppen
von
Jugendlichen ausgerichtet ist. Es unterstützt
und fördert die Botschaft, dass Mobbing in
der Schule völlig inakzeptabel ist. Der Inhalt
ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt:
Musik, Kunst, Video und Lyrik.
Virtuelle Welten
http://www.avataratschool.eu/
aVataR@school – virtuelle Streitschlichtung
Das von der EU finanzierte Projekt
aVataR@school
bietet
virtuelle
Rollenspiele für Schüler und Lehrer.
Es wurde Anfang 2007 gestartet und
es nutzt Second Life. Durch die
Nutzung von Avataren (virtuelle
Figuren)
und
unterstützt
von
erfahrenen Streitschlichter arbeiten die
Teilnehmer typische Konfliktszenarien
durch. Die Rollenspiele Selbst werden
durch eine Webseite ergänzt, die unter
anderem ein Archiv mit ausgewählten
Rollenspielen anbietet.
DIE USER VON WEB RESSOURCEN ZUM THEMA GEWALT UND
MOBBING IN DER SCHULE
Eine genaue Vorstellung zu haben wer überhaupt eine Webseite benutzt ist
entscheiden, um eine Webseite zu entwerfen und sicherzustellen, dass die Webseite das
vorgesehene Publikum erreicht. Dies ist sogar noch wichtiger, wenn man die
inhaltsreichen und komplexen Webseiten zu einem speziellen Thema wie SBV
betrachtet.
In diesem Kontext kommen verschiedene Fragen auf: Wer benutzt Seiten über
SBV? Wie wichtig sind Webseiten, die sich an eine spezielle Zielgruppe wie zum
Beispiel an Schüler, Eltern oder Lehrer richten? Gibt es bestimmte Gruppen, die mehr
von diesen Seiten profitieren als andere? Gibt es bestimmte Gruppe oder bestimmte
Länder, die von den Internetangeboten ausgeschlossen werden?
Im Folgenden werden wir zuerst untersuchen, was wir über die Internet User und
die Gesamttendenzen im Allgemeinen wissen. Außerdem werden wir einige der oben
genannten Aspekte vertiefen.
Was wissen wir im Allgemeinen über Internet User?
Nach einer Studie vom Pew Internet & American Life Project, die im Dezember
2006 durchgeführt wurde, nutzen 70% der Erwachsenen in den USA das Internet. Eine
von EuroStat durchgeführte 2004 Studie zeigt ähnliche Zahlen für Europa, zumindest
für die meisten Westeuropäischen Länder wie Schweden (86%), Norwegen (79%),
Dänemark (81%), Finnland (75%) oder Deutschland (70%). Viele Osteuropäische
Länder wie die neuen EU-Mitgliedsstaaten Rumänien (16%) oder Bulgarien (23%)
liegen weit zurück, ein klares Zeichen für die digitale Verschiebung in Europa.
Die EuroStat-Studie zeigt außerdem, dass die digitale Verschiebung
hauptsächlich vom Alter und der Bildung beeinflusst wird. Während der Anteil der
Internetnutzer bei jüngeren Altersgruppen in den mehr entwickelten Ländern hoch ist
und nahe bei 100% liegt, sinkt die Nutzung von Internet und Computer schrittweise mit
steigendem Alter. Während laut EuroStat-Daten 75% der Personen unter 24 das Internet
nutzen, tun dies nur 11% der ältesten Altersgruppe zwischen 64 und 74 (EuroStat, 2004;
Pew Internet & American Life Project, 2006). Dennoch zeigen einige Studien, dass der
Anteil der erwachsenen Internetuser ansteigt, auch für die älteren Altersgruppen (Pew
Internet & American Life Project, 2004).
Überraschenderweise ist die Internetnutzung keine Frage des Geschlechts. Die
Daten von EuroStat und vom Pew Internet & American Life Project zeigen beide
ähnliche Zahlen für Männer und Frauen. Die Differenz zwischen Männern und Frauen
entsteht laut EuroStat durch den geringeren Anteil bei älteren Frauen (EuroStat, 2004).
Und was wissen die User von Web Ressourcen über SBV?
Da bisher keine Studien oder konkrete Daten vorliegen ist es zur Zeit nicht
möglich Fragen zu beantworten, deren Hauptinteresse darin liegt herauszufinden wer
genau welche Arten von Webseiten nutzt oder ob eine bestimmte Altersgruppe
vorwiegend bestimmte Webseiten benutzt oder ob es einen Unterschied zwischen Usern
mit unterschiedlichem Bildungshintergrund oder unterschiedlichem kulturellem
Hintergrund gibt.
Antworten auf diese Fragen zu finden ist wichtiger als es im ersten Moment den
Anschein hat. Nur wenn wir wissen, wer Webseiten zu SBV, wer davon profitiert oder
wer möglicherweise von der Informationsfülle ausgeschlossen wird, können wir
Webseiten entwickeln, die den Anforderungen der User entsprechen.
Viele Webseiten haben ihre eigene Statistik und haben somit einen groben
Anhaltspunkt wer die Seite nutzt. Aber es gibt immer noch viele Webseiten, die “blind
agieren”. Das heißt sie stellen Inhalte zur Verfügung, die wahrscheinlich nicht von der
vorgesehenen Zielgruppe genutzt werden.
Momentan können wir nur darüber spekulieren wer tatsächlich Webseiten über
SBV nutzt. Wahrscheinlich sind, neben den von SBV betroffenen Schülern, wohl
hauptsächlich Eltern, Lehrer und Experten die Hauptgruppen, die Informationen, Hilfe
und Rat suchen, um mit SBV umgehen zu können, außerdem Gruppen, die sich auf
Metaebene mit SBV beschäftigen, wie Journalisten oder Politiker. Diese wichtige Frage
aufzuklären wird eines der Themen künftiger Forschungsprojekte sein.
Verschiedene Webseiten für verschiedene Zielgruppen: Gibt es hierfür Bedarf?
Wie bereits vorhin erwähnt ist es nicht nur nützlich verschiedene Webseiten für
verschiedene Zielgruppen anzubieten, sondern sogar unumgänglich. Schüler, Lehrer
und Eltern unterscheiden sich in ihren Problemen, ihrer Art mit dem Problem Gewalt
und Mobbing an Schulen umzugehen, ihrem Wortschatz und den Programmen, und
passen somit in bestimmte Gruppen.
Webseiten die auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten sind, sind in vielen
Ländern (nicht nur in denen, die sich noch entwickeln) noch lange nicht Realität.
Dennoch begann mit dem Anstieg der Internetnutzung und der wachsenden Bedeutung
des Themas SBV in vielen Ländern der westlichen Welt die Verbreitung von Webseiten
mit zielgruppenorientiertem Inhalt. Während sich die ersten Webseiten über SBV noch
an ein breites unbestimmtes Publikum richteten, boten viele Webseiten bald
verschiedene Bereiche für verschiedene Gruppen wie Schüler, Lehrer und Eltern.
In den folgenden zwei Interviews werden wir die Besonderheiten von
zielgruppenorientierten Webseiten über SBV untersuchen. Wir beginnen mit einem
Interview, das wir mit Helga Johannessen, Gründerin der Norwegischen Webseite
AFAM (Anonyme Foreldre Av Mobbeofre), führten und die uns erklärt was man
beachten muss, wenn man eine Webseite führt Eltern betreibt.
Box 2: Interview mit Helga Johannessen (AFAM 7 , Norwegen) – Webseiten für Eltern
Helga, Sie bieten eine Webseite über SBV für Eltern an? Warum denken Sie ist es
wichtig separate Webseiten für Eltern zu haben?
Als wir AFAM starteten fanden wir schnell heraus, dass Eltern der Kinder die Opfer
von SBV sind selbst auch Opfer sind. Eltern leiden wenn ihre Kinder gemobbt werden.
7
http://www.afam.no
Der norwegische Psychiater Dr Dag Oulie sagt, dass Eltern krank und depressive
werden, wenn ihre Kinder gemobbt werden.
Eltern finden oft keinen Ort, an dem sie Hilfe, Rat oder Informationen auch über die
juristische Situation bekommen. Am wichtigsten ist es, ihnen zu helfen, sich selbst zu helfen. Man
muss den Eltern aber auch zeigen, dass sie nicht alleine sind und nicht die einzigen, die diese Probleme
haben.
Was sind die typischen Probleme der Eltern, mit denen Sie konfrontiert werden?
Sie sind unsicher und verzweifelt, weil sie spüren, dass etwas mit ihrem Kind nicht stimmt. Oft weinen
sie, wenn sie am Telefon mit AFAM sprechen. Mails der Eltern schildern oft die Geschichte des Kindes
und fragen: “Was können wir tun?“. In vielen Fällen hat das Kind sein Verhalten geändert und die Eltern
haben Angst! Viele sind Gerüchten in der Nachbarschaft ausgeliefert. Diese Eltern brauchen jemanden,
mit dem sie reden können. Sie denken auch, dass die Informationen auf der AFAM Webseite gut und
hilfreich sind.
Wo sehen Sie die Möglichkeiten und wo die Grenzen des Internets als Medium, das Eltern hilft mit
SBV fertigzuwerden?
Solange die Webseiten ernsthaft sind und die Informationen einfach zugänglich sind,
sehe ich keine Grenzen. Meiner Meinung nach ist dabei besonders wichtig, dass das
Internet anonym ist. Eltern können über ein Problem lernen und lesen, mit anderen
chatten, ohne dass jemand aus dem näheren Umfeld davon mitbekommt.
Ein anderen wichtiger Faktor ist, dass jemand den Eltern helfen kann Links zu anderen nützlichen
Quellen zu finden und so sie so dem gemobbten Kind und dem Rest der Familie auf konstruktiver Art
helfen können.
Auf Ihrer Seite gibt es kein Forum aber einen anonymen Nachrichtendienst. Wo sehen Sie im
Vergleich zu einem Forum die Vorteile und was sind Ihre Erfahrungen?
Ich denke, dass in einigen Fällen ein Forum eine Bereicherung wäre. Allerdings ist
zeigen unsere vorwiegend schlechten Erfahrungen, dass auch Angreifer den Weg in die
Foren finden. Wir denken, dass die Opfer im Internet von diesen Angreifern befreit
werden sollten. Und da Cyberbullying ein Problem ist, das immer wichtiger wird, wäre
ein Forum für die Opfer und ihre Eltern ein angreifbarer Ort. Man bräuchte 24 Stunden
am Tag einen Moderator für ein solches Forum und die AFAM hat dafür keine
Kapazitäten. Unser Forum wurde vor ein paar Jahren geschlossen.
Der anonyme Dienst funktioniert sehr gut! Er ist fast wie ein Forum, manchmal
antworten wir, wenn die Eltern, die uns kontaktieren, noch online sind. Wir überprüfen
die eingehenden Nachrichten mehrere Male am Tag und bieten auch andere
Möglichkeiten mit uns in Kontakt zu treten. Nachdem wir mit den Eltern eine Weile
gechattet haben ermutigen wir sie uns anzurufen. Es ist einfach auf diese Weise
Angreifer auszuschließen, da diese normalerweise nicht auf unsere Fragen antworten.
Seit wir den anonymen Nachrichtendienst eingeführt haben wurden wir häufiger von
Mobbingopfern kontaktiert als zuvor.
Das folgende Interview mit Jörgen Stoute, von Vereniging TegenPesten in den
Niederlanden konzentriert sich auf Webseiten über SBV für Schüler
Box 3: Interview mit Jörgen Stoute (Vereniging TegenPesten 8 , Niederlande) –
Webseiten für Schüler
Jörgen, in den Niederlanden bieten Sie ein Forum an, das hauptsächlich auf die
Opfer von Mobbing abzielt. Warum denken Sie, dass diese Gruppe ein separates
Forum benötigt?
Opfer von SBV sind fast immer isoliert. Deshalb fühlen sie sich unglaublich einsam.
Durch ein solches Forum können sie mit anderen Opfern von SBV in Kontakt treten.
Dies allein hat schon eine große psychologische Wirkung, da sie nun ihren Schmerz mit
anderen teilen können.
Was sind die typischen Probleme der Schüler mit denen Sie konfrontiert sind?
Das bekannteste Problem ist Selbst-Verleugnung und selbsterniedrigendes Verhalten.
Opfer hören oft, dass sie dumm oder hässlich wären, jeden Tag, immer und immer
wieder. Ab einem gewissen Punkt glauben sie wirklich, dumm und hässlich zu sein.
Wie kann eine Webseite wie die von Ihnen angebotene den Schülern helfen, mit
Problemen verbunden mit SBV fertigzuwerden?
Dadurch, dass wir ihnen eine Plattform geben, an der sie für andere Kontakte suchen
können und an der sie sich selbst zum Ausdruck bringen können, ohne dafür schlechte
Reaktionen zu erhalten.
Es gibt viele Foren, die kaum Beiträge ihrer Nutzer haben und die nicht
funktionieren. Was ist das Geheimnis Ihres Forums? Was macht es erfolgreich?
Viel harte Arbeit und viel Engagement. Nun, es ist wirklich eine Kunst ein Forum
aufrecht zu erhalten, besonders eines über SBV. Am meisten lieben die User die
Freiheit die wir ihnen geben. Unser Forum ist zu 99% offen für fast jeden (auch Gäste).
Außerdem fragen wir sie oft nach ihrer Meinung und arbeiten an den Wünschen.
Wo sehen Sie die Möglichkeiten und wo die Grenzen des Internets als Medium, das Eltern hilft mit
SBV fertigzuwerden?
Die einzige Grenze ist jeder selbst. Das Internet gibt unendliche Möglichkeiten und
Angebote zur Kommunikation. Information verbreitet sich einfach und neue inspirierte
Ansätze können in wenigen Wochen ausprobiert werden. Ein offensichtliches Manko ist
die Integrität der Informationen; wie kann ein User glauben, dass das was er liest
wirklich wahr ist?
8
http://www.tegenpesten.nl
Wer profitiert von Internet Ressourcen über SBV? Wer nicht?
Nicht alle Gruppen oder Personen profitieren von Internet Ressourcen über SBV
oder haben die Chance davon zu profitieren, möglicherweise durch die Probleme, mit
denen sie konfrontier sind, ihre sozioökonomische Situation oder einfach weil es kein
Internet gibt wo sie leben.
In der vorhergegangenen Befragung fragte unsere Onlinekonferenz die
Teilnehmer ob es irgendwelche Personengruppen gibt, die mehr von Internet
Ressourcen über SBV profitieren als andere Gruppen und wenn ja, welche Gruppen
mehr profitieren und welche weniger. Box 4 gibt einen Überblick über die
verschiedenen Antwortkategorien, die aus der Fragestellung hervorgingen. Jede der
Kategorien wird mit einem ausgesuchten Zitat illustriert.
Box 4: Wer profitiert von Internet Ressourcen über SBV?
•
Personen, die ähnliche Probleme miteinander teilen
Beispiel: “Außerdem erleichtert es das Internet, mit Leuten in Kontakt zu treten, die
ähnliche Probleme haben und es mach die Projekte und Lösungen einfach
sichtbar.”
•
Gruppen, die von einer guten sozioökonomischen Situation profitieren
Beispiel: “Ich denke, dass Leute die mehr Zugang haben mehr profitieren, z.B.
reiche, gut gebildete Gruppen.“
•
Gruppen, die mit dem Internet vertraut sind
Beispiel: “Vielleicht haben Kinder –Opfer- mehr Anlass das Internet zu nutzen
(keine Freunde, sozialer Ausschluss...) und dieses Medium hilft ihnen, das MobbingProblem anzugehen. “
•
Lehrerkollegium
Beispiel: “Schulleitungen und Lehrer können bei der Prävention auch von Internet
Ressourcen zum Mobbing in der Schule profitieren,und außerdem neue Wege zum
Eingreifen finden ”
•
Opfer und ihre Eltern
Beispiel: Die Opfer und Schulen/Arbeitsplätze, die aktiv ihre Schüler/Angestellten
unterstützen wollen, gehören zu den Gruppen die vom Internet profitieren
Wer profitiert nicht von Internet Ressourcen über SBV?
• Gruppen mit sozioökonomischen Problemen, die keinen Zugang zum Internet haben
Beispiel: “Hier in Brasilien haben wir einige Schwierigkeiten, da die meisten
Brasilianer keinen Zugang zum Internet oder sogar keinen Computer haben.“
•
Gruppen die bereits ihre eigene Lösung gefunden haben
Beispiel: “Gruppen, die nicht davon profitieren sind Gruppen, die ihre eigene
Lösung gegen Mobbing gefunden haben, nämlich Leute die mobben ”
Wie die Ergebnisse der Befragung zeigen werden Opfer, Eltern und Lehrer als die
Gruppen angesehen, die am Meisten von Internet Ressourcen zu SBV profitieren. Wie
die Statistiken und das Feedback der Nutzer des VISIONARY Portals 9 zeigen, gibt es
noch weitere, bisher noch nicht erwähnte Gruppen, die oft von Webseiten über SBV
Gebrauch machen, wie zum Beispiel Wissenschaftler, SBV-Fachleute oder Journalisten.
Die Ergebnisse unserer Befragung deuten auf ein eher offensichtliches Problem hin.
Es gibt eine große Zahl von bedürftigen Menschen, die immer noch von den Angeboten
des Internets ausgeschlossen sind, zum Beispiel aufgrund einer schwachen Infrastruktur
in weniger entwickelten Ländern oder Regionen. Ein anderer Faktor der die Leute daran
hindert, von den Internet Ressourcen zu profitieren und diese zu nutzen, ist das, was die
Experten eine niedriger Internetkenntnisse nennen, die Fähigkeit, das Internet auf
sachgemäße und zielgerichtete Weise zu nutzen. Während heutzutage für die jüngere
Generation, besonderes in den mehr entwickelten Ländern, die Nutzung des Internets
fast selbstverständlich ist, ist das Internet für die eher ältere Generation – und viele
Lehrer gehören zu dieser Gruppe – eine Herausforderung.
Situation in verschiedenen Ländern: Gibt es eine digitale Verschiebung?
Wie im ersten Teil dieses Kapitels dargestellt gibt e simmer noch große
Unterschiede bezüglich des Zugangs zum Internet und Der Nutzung des Internets. In
unserer Onlinekonferenz haben wir untersucht, ob diese digitale Kluft auch die
Webressourcen zu SBV betreffen.
Die Diskussion zeigte, dass sich die “Versorgung” mit Webseiten über SBV von
Land zu Land beträchtlich unterscheidet. Es ist nicht überraschend, dass sich die
Situation in den eher entwickelten Ländern, wie in den USA, in Großbritannien oder in
Deutschland, von der in den weniger entwickelten Ländern wie z.B. Brasilien
unterscheidet. Während entwickelte Länder eine große Vielfalt verschiedenster
Webseiten über SBV bieten (wie z.B. große Portale), eine große Vielfalt von
Informationsseiten, die die Kommunikation zwischen Usern erleichtern, während die
meisten weniger entwickelten Länder nicht mehr als eine Webseite zu diesem Thema
bieten.
Ein Faktor, der die Rolle des Internets beim Präventionsprozess gegen SBV
beschränken kann ist die Internet Infrastruktur. Einige Länder wie Brasilien oder die
Osteuropäischen Länder haben keine gute Internetinfrastruktur, so dass die meisten
Schulen überhaupt nicht ans Internet angebunden sind. Gleichzeitig haben die meisten
Leute auch an anderen Orten keinen Internetzugang (wie z.B. zu Hause). Ein Grund
warum es in einigen Ländern keine Seiten zur SBV-Prävention gibt ist also, dass Lehrer
und andere Personen, die in die SBV-Prävention einbezogen sind, das Internet nicht als
effektives Hilfsmittel wahrnehmen.
Sicher spielt auch die Größe eines Landes eine wichtige Rolle beim Angebot an
Webseiten zu SBV. Größere Länder wie die USA, Großbritannien oder Deutschland
bieten eine größere Vielfalt von Webseiten über SBV als kleinere, ebenfalls
9
http://www.bullying-in-school.info
hochentwickelte Länder wie Norwegen oder Neuseeland. Dennoch macht uns die von
einem Teilnehmer der Konferenz angesprochene Tatsache, dass ein großes
hochentwickeltes Land wie Kanada mit über 30 Millionen Einwohnern nur „etwa 4
Anbieter mit speziellen Webseiten nur zum Thema Mobbing” hat, klar, dass neben der
Größe des Landes viele Faktoren für das Angebot an Seiten über SBV verantwortlich
sind.
Eine interessante Erkenntnis war, dass es in vielen Ländern kein Netzwerk von
SBV-Webseiten gibt, obwohl es viele Linksammlungen gibt, die auf andere SBV-Seiten
verweisen.
Box 5: Interview mit Aramis Lopes (Bullying.com.br, Brazil) – Eine Webseite über
Mobbing in Südamerika
Aramis, Sie haben 2002 die erste Webseite über SBV in Brasilien gestartet. Was
war Ihre Motivation eine solche Seite zu erstellen?
Ich habe zwischen September 2002 und Oktober 2003 eine Mobbing-Studie in 11
Schulen in Rio de Janeiro koordiniert. Das Thema Mobbing war in Brasilien fast
unbekannt und unsere Gruppe entschied sich, diese Webseite zu erstellen als Strategie,
die zeigt was Mobbing in der Schule für die brasilianische Gesellschaft bedeutet und
wie wichtig es ist.
Was waren die Probleme und Herausforderungen beim Erstellen und Etablieren
einer solchen Seite in einem Land wie Brasilien?
Zuallererst war da meine Unfähigkeit eine Webseite zu erstellen und diese auf dem
neuesten Stand zu halten. Zweitens hatten wir keine finanzielle Unterstützung um dies
zu tun und drittens haben nur 10 Prozent der Brasilianer einen Computer und sogar
noch weniger haben Zugang zum Internet.
Bezüglich der Rolle die das Internet im Prozess der Prävention gegen SBV spielt,
was waren die Hauptprobleme in einem Land wie Brasilien?
Wie ich bereits sagte, denke ich dass das Hauptproblem ist, dass nur 10 Prozent der
Brasilianer einen Computer nutzen können. So ist das Internet hauptsächlich ein gutes
Hilfsmittel für die Mittelklasse und für einige öffentliche Schulen.
Welche Personen oder Gruppen profitieren ihrer Erfahrung nach mehr von SBVWebseiten in Brasilien, welche Personen oder Gruppen eher nicht?
Hauptsächlich die Mittelklasse profitiert. In den letzten Jahren hat die Regierung
Computer für öffentliche Schulen gekauft. Es gibt einige soziale Arbeiten, die die
digitale Verbreitung voranbringen, aber die Zahl ist immer noch sehr gering. Momentan
ist es vor allem sehr wichtig, dass die Medien die Seite nutzen um Informationen über
SBV zu erhalten. Die meisten Menschen können nicht auf die Seite zugreifen, aber mit
Hilfe der Medien und der Mittelklasse ist diese Seite nützlich, das Konzept von SBV
voranzubringen.
Was ist Ihr Eindruck der Situation in anderen südamerikanischen Ländern. Ist die
Situation vergleichbar mit der in Brasilien?
Ich kenne keine Webseite in einem anderen südamerikanischen Land. SBV ist für
Brasilianer und Südamerikaner sehr neu. Wir glauben, dass wir in Brasilien am Beginn
unserer Arbeit stehen. Unsere größte Herausforderung ist momentan soziale
Aufmerksamkeit und Unterstützung zu bekommen, damit wir unsere Arbeit fortsetzen
können. In den letzten Jahren habe ich SBV freiwillig vorangebracht, so gut ich konnte.
WEBSEITEN ZU GEWALT UND MOBBING IN DER SCHULE: NUTZEN UND
GRENZEN
Wie bereits in den vorhergehenden Abschnitten behandelt haben Webseiten über
SBV großes Potential um bedürftigen Menschen zu helfen und beizustehen,
beispielsweise durch das Anbieten von Informationen oder in dem sie Menschen dazu
bringen, sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche Probleme haben, oder diese
miteinander zu vernetzen. Noch immer gibt es Grenzen dieses Mediums und manchmal
kann das Internet selbst Ursprung des Problems werden, wie das Aufkommen von
neuen Formen der SBV wie Cyberbullying oder Happy Slapping zeigen.
In diesem Abschnitt untersuchen wir zuerst wo das Potential und die Vorteile
des Internets liegen. Dann konzentrierten wir uns auf einen Aspekt, der ausgiebig in
anderen Bereichen der Forschung diskutiert wird: Das Problem der Qualität von
Internet-Quellen und wie diese sichergestellt werden kann.
Wie oben erwähnt wurde das Internet zum Ursprung neuer Probleme wie
Cyberbullying und Happy Slapping, die mit SBV zusammenhängen. Diese beiden eher
neuen Phänomene sind Thema des ersten Kapitels.
Vorteile, Nutzen und Potenzial der Internet Ressourcen über SBV
In einer Befragung, die der Onlinekonferenz vorangegangen ist, haben wir die
Teilnehmer unserer Konferenz gefragt, wo sie den Nutzen des Internets beim Handeln
gegen Mobbing und Gewalt an Schulen sehen. Die Kategorien, die in Box 6 gezeigt
werden, resultieren aus einer Evaluation der Antworten der Teilnehmer. Wieder wird
jede Kategorie mit einem ausgewählten Zitat illustriert.
Box 6: Wo sehen Sie den Nutzen des Internets beim Handeln gegen Mobbing und
Gewalt in Schulen?
•
Einfacher Zugang zu und gute Erreichbarkeit der Informationen
Beispiel: “Den Nutzen den ich sehe liegt in der Möglichkeit des Internets
Informationen mit geringen Kosten zu verbreiten und im einfachem Zugang.”
•
Geringe Kosten
Beispiel: “Der ökonomische Nutzen des Internets beim Handeln gegen SBV ist aus
unserer Sicht, dass es günstiger ist, als Broschüren zu verschicken, was eher teuer
ist. Man kann auf einer Webseite kostenlos viele Informationen geben“
•
Ein gutes Mittel zum Verbreiten von Informationen
Beispiel: “Das Internet ist der beste Weg um Informationen zu verbreiten. Nebenbei
bemerkt müssen die Nutzer über das Thema Bescheid wissen, nach dem sie suchen.“
•
Fast unendliche Mengen an Informationen
Beispiel: “Mit dem Internet hat man die Möglichkeit über alles Informationen zu
bekommen. Die meisten Opfer sind uns gegenüber offener wenn wir ihnen zeigen,
dass wir ihre Probleme ernst nehmen. Man hat mit dem Internet die Möglichkeit,
mit jedem anderen über fast Alles Erfahrungen auszutauschen. Wenn man das alles
in einen gut kontrollierten Informationsfluss lenken kann, hat man ein starkes
Hilfsmittel um Leuten mit den Erfahrungen anderer zu helfen.
•
Langanhaltende Information
Beispiel: “Die Informationen im Internet bleiben dort für immer. Die ist ein
Antagonismus zu andern Medien.”
•
Das Internet garantiert Anonymität
Beispiel: “Der Nutzen des Internets bei der Mobbing-Prävention und der
Intervention ist maßlos. Das Internet wird zum Hilfsmittel der Schülern (die
angemessen von Schuloffiziellen betreut werden), wo sie sicher Mobbing melden
können ohne von anderen Schülern gesehen zu werden, wenn sie in das Büro der
Verwaltung oder der Beratung gehen. Diese Anonymität kann sonst nicht erreicht
werden. Es ist überraschend, dass diese effektive Nutzung des Internets von den
Experten im Bereich Mobbing-Prävention kaum diskutiert wird.“
•
Das Internet erleichtert Kommunikation
Beispiel: “Wir Mobbing an der Schule und andere Gewalt bewältigen; aber es
entsteht ein hoher Zusatznutzen, wenn wir mit dem Internet vorankommen,
hauptsächlich weil die Möglichkeit eines umfangreichen Dialogs mit vielen
Menschen besteht, zum Beispiel über ein bestimmtes Problem oder einen
aufgetretenen Fall.”
Ein Aspekt der sehr wichtig im Kontext von SBV sein könnte ist die Tatsache,
dass das Internet Anonymität sicherstellt. Besonders von SBV betroffene Schüler und
ihre Eltern schätzen diesen Aspekt. Oft suchen Menschen die Hilfe benötigen erst
anonym nach Hilfe und Rat, bevor sie Berater in ihrer Umgebung aufsuchen. Das
Internet erhöht die Möglichkeit zur anonymen Hilfesuche entscheidend. Diese ist nicht
mehr auf telefonische Hilfe und Beratung beschränkt, sondern schließt auch Email,
Chats oder Diskussionsforen mit ein.
Die Qualität von Internet Ressourcen über SBV: Probleme, Herausforderungen,
Lösungen
In anderen Themenbereichen – wie Gesundheitsinformationen – haben die
Diskussionen über die Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren des Internets schon vor
Jahren
begonnen.
Eines
der
meistdiskutierten
Themen
im
Bereich
Gesundheitsinformationen ist die Qualität der Gesundheitsinformationen im Internet.
Die Diskussionen konzentrierten sich beispielsweise auf Fragen, ob die User gute von
schlechten Informationen unterscheiden können oder ob die Informationen überhaupt
nützlich sind, oder ob Informationen gefährlich oder schädlich sein könnten oder auf
Kriterien für gute Informationen.
Soweit uns die bekannt ist gibt es bisher weder Studien noch Initiativen oder
Netzwerke, die sich auf die Qualität der Internet Ressourcen über SBV konzentrieren.
Dennoch wurde dieses Thema – auch in unserer qualitativen Befragung vor der
Konferenz – als eines der Themen von großem Interesse entlarvt und auch in einigen
Diskussionsbeiträgen der Onlinekonferenz “Fertig werden mit SBV unter Verwendung
des Internets“ aufgegriffen. Im folgenden Abschnitt beziehen wir uns auf einige
Ergebnisse unserer Diskussion.
Qualität von Web Ressourcen: auch ein Problem für Nutzer der Webseiten über
SBV…?
Wie oben angesprochen gibt es in anderen Forschungsbereichen wie zum
Beispiel bei Gesundheitsinformationen zahlreiche Artikel und Studien die sagen, dass
die Qualität der Informationen im Internet sehr schlecht ist, wenn diese nicht falsch oder
manchmal sogar gefährlich für die Nutzer sind.
In unserer qualitativen Befragung fragten wir die Teilnehmer was “die
Probleme, Grenzen oder eventuelle Gefahren des Internets als Medium sind, welches
Informationen über SBV anbietet”. Obwohl die Antworten nicht repräsentativ sind
zeigen sie, dass die Qualität von Web Ressourcen als Problem angesehen wird. Box 7
gibt einen Überblick über die Ergebnisse der Befragung.
Box 7: Was sind die Probleme, Grenzen oder eventuelle Gefahren des Internets als
Medium, das Informationen über SBV anbietet?
•
Fehlinformation oder schlechte Qualität der Information
Beispiel: “Es kann schwer sein die zu beurteilen oder zu überwachen ob die
Informationen fehlerfrei sind – eine technologisch durchdachte Seite garantiert
noch keinen qualitativ hochwertigen Rat oder fehlerfreie Informationen. Internet
muss nicht als Ersatz für direkten persönlichen Kontakt angesehen werden”
•
Qualifikation der Online-Ratgeber
Beispiel: “Gefahr=Rat per Email. Dies sollte nur von geschulten
Ratgebern/Beratern angeboten werden, bei denen Sicherheit an erster Stelle steht ”
•
Ungeeignete Ratschläge für landesspezifische Probleme
Beispiel: “einige Ratschläge können in einem Land von Bedeutung sein, in einem
anderen aber nicht (z.B. die Verantwortung der Schule, Mobbing-Vorfälle zu
überwachen). Dies kann sich als irreführend und sogar gefährlich erweisen.”
•
Informationsflut
Beispiel: “Zu viel Informationen”
•
Dominanz von Informationen
Beispiel: “Das Internet ist trotz seiner Interaktionsmöglichkeiten oft nur ein
Medium, dass Informationen bereithält.”
Am meisten wurde das Problem der Fehlinformation oder der schlechten
Information erwähnt, was auch zeigt, dass es sich hier um ein gemeinsames Problem der
User von Web Ressourcen über SBV handelt. Obwohl es viele Webseiten über SBV
gibt ist es schwer zu beurteilen, ob diese Informationen zweckdienlich sind. Es gibt
bisher keine Studien darüber, ob die Informationen im Web vorwiegend korrekt sind
oder ob sie als hilfreich empfunden werden. Dennoch lassen uns die Studien die in
anderen Bereichen durchgeführt wurden annehmen, dass nicht alle verfügbaren
Informationen glaubwürdig sind.
Ein weiteres eng damit verbundenes Problem kam in einem der
Diskussionsbeiträge der Onlinekonferenz auf: Die „unverbindlichen“ Webseiten. Wie
ein Teilnehmer sagte: „Auch wenn es vielleicht keine Seiten gibt, die wirklich schädlich
für die Schüler sind, so gibt es viele Seiten, die farblos, “nichts Ganzes und nichts
Halbes”, unverbindlich sind oder den Kindern nicht die Hoffnung geben, nach der sie
suchen.
Da viele Seiten von anderen Seiten zitieren (oft ohne die Quelle der Information
klar zu nennen) und sich die Informationen im Internet ohne jede Kontrolle verbreiten,
kann es leicht vorkommen dass unzutreffende Informationen wieder und wieder zitiert
werden. Ein mögliches Problem in diesem Zusammenhang ist es, wenn Informationen
einfach von englischen Seiten kopiert werden, aber die jeweiligen Seiten
landesspezifische Informationen anbieten.
Die Ergebnisse unserer Befragung deckten auch auf, dass die Bedenken über das
Problem der Fehlinformation und schlechten Information hinausgehen und auch weitere
Aspekte mit einschließen.
Besorgniserregend ist auch, dass es oft schwer ist für die Internetuser die
Qualifikation der Onlineratgeber zu beurteilen. Einige Länder haben
Zertifikationssysteme und Lizenzen für Onlineratgeber eingeführt. In diesen Ländern
werden Leute, die diese Seite nutzen wollen, oft darauf hingewiesen, sicherzustellen ob
der Onlineratgeber vom Staat zertifiziert oder lizensiert ist. Dennoch gibt es in vielen
Ländern keine dieser Zertifikationssysteme. Und selbst dort wo sie existieren sind die
Menschen oft nicht ausreichend über die Lizenzen und Systeme informiert.
Ein anderes bekanntes Problem unserer heutigen Informationsgesellschaft –
nicht nur im Bezug auf Web Ressourcen über Mobbing und Gewalt an Schulen – ist die
Unmenge von verfügbaren Informationen, die oft als Informationsflut bezeichnet wird.
Internetuser werden oft so sehr von der Menge an Informationen erschlagen, dass sie
nicht wissen, wo sie anfangen sollen und welche der gefundenen Webseiten und
Informationen sie auswählen sollen. Moderne Suchmaschinen, Webportale und
Datenbanken oder Linksammlungen – besonders die, bei denen die User den Inhalt
kommentieren oder bewerten können – bieten erste Hilfe und einen guten
Ausgangspunkt, aber sie lösen nicht das Problem, wie man zufriedenstellend mit zu viel
Informationen umgehen kann.
Strategien, um eine hohe Qualität der Web Ressourcen über SBV zu gewährleisten
Abgesehen von den Bemühungen einzelner Webseiten die hohe Qualität ihrer
Inhalte und ihres Services sicherzustellen, gibt es momentan keine breiten nationalen
oder internationalen Qualitätsinitiativen, die sich ausschließlich auf Web Ressourcen zu
SBV konzentrieren.
Wie in diesem Kapitel bereits erwähnt können Portale, kommentierte Linklisten
oder Tipps und Ratschläge von anderen Nutzern in Foren, Newsgruppen oder Blogs bei
der Orientierung helfen. Außerdem sind Dienste und neue Anwendungen wie das
Kommentieren und Bewerten von Links hilfreich (Sie gehören zu dem, was Web 2.0
genannt wird, siehe unten). Diese geben Aufschluss über die Brauchbarkeit und Qualität
einer Seite.
Obwohl diese Mechanismen eine erste Hilfe und Orientierung bieten ist nach
wie vor Zeit für den Suchvorgang notwendig. Abgesehen davon sind auch die Web 2.0Anwendungen – mit denen man Inhalte kommentieren oder bewerten kann – sehr
subjektiv und beruhen oft nur auf den Meinungen von Laien. Ohne Zweifel kann die
„kollektive Intelligenz“ von Internetusern, die die Qualität einer Webseite bewerten
oder sogar zusammen eine Webseite schreiben (ein Prinzip auf der die webbasierende
Enzyklopädie Wikipedia beruht) erstaunliche Ergebnisse liefern. Indes kann dies in
vielen Fällen nicht die objektive Evaluation oder Zertifizierung eines Experten ersetzen,
da oft nur Experten beurteilen können ob z.B. der Ansatz eines Projektes
vielversprechend ist oder ein evaluierter Ansatz der SBV in Schulen signifikant
reduziert.
Wie viele Teilnehmer betonten wird dringend ein System benötigt, welches eine
hohe Qualität der SBV-Webseiten sicherstellt, wie eine internationale
Zertifizierungsgruppe, die für Webseiten, die einen gewissen festgelegten
Qualitätsstandard erfüllen, Qualitätssiegel ausstellt. Eine solche internationale
Zertifizierungsgruppe könnte den Nutzern mit Beratung und Entscheidungshilfe dabei
helfen, die Qualität, Glaubwürdigkeit, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit dieser
Webseiten zu beurteilen. Ein erster Schritt zu einer Internationalen Initiative könnte das
Etablieren einer gemeinsamen Richtlinie zum Betreiben einer Webseite über SBV sein,
die gemeinsame Regeln, Prinzipien und Qualitätskriterien festhält, die die Webseiten
einhalten müssen.
GEWALTPRÄVENTION AN SCHULEN UND DAS INTERNET: WO STEHEN
WIR HEUTE UND WAS BRINGT DIE ZUKUNFT?
In diesem Kapitel haben wir versucht einen groben Einblick in ein großes, bis
jetzt weitgehend unerforschtes Feld zu bekommen, die Rolle die das Internet beim
Kampf und beim Fertigwerden mit SBV spielen kann. Besonders wenn wir uns
anschauen was wir im Allgemeinen über das Internet wissen wird offensichtlich, wie
wenig wir über Web Ressourcen zu SBV wissen.
Dieses Kapitel enthält unzählige subjektive Beobachtungen, Vermutungen und
Hypothesen und „schwache Daten“ und wir haben im Bezug auf die Rolle, die das
Internet bei SBV spielt, mehr Fragen als Antworten. Wir fanden außerdem heraus, dass
es extrem schwer ist, „das Internet“ als Ganzes zu untersuchen, da es sich dabei um eine
große Vielfalt von Anwendungen handelt, die konstant in Bewegung und somit schwer
zu fassen sind, so dass eine Analyse nie mehr als ein Schnappschuss ist.
Dennoch machte dieses Kapitel auch klar, dass es wichtig ist über diese es diese
Fragen nachzudenken, da das Internet für viele Menschen und besonders für die jüngere
Generation das Medium ist, welches sie auswählen um nach Informationen und Hilfe
suchen und wenn sie mit anderen interagieren. In der westlichen Welt wurde das
Internet Teil des täglichen Lebens und die Bedeutung für unsere Gesellschaft als Ganzes
wächst ständig.
Wir haben in diesem Kapitel versucht einen Anfang zu machen, in dem wir
Ansätze und Beobachtungen zusammengestellt haben, die in der Zukunft Thema von
zielorientierteren Forschungsaktivitäten sein könnten. Im Folgenden werden wir
zusammenfassen was wir herausgefunden haben und dann mit einigen Vorhersagen
über das was die nahe Zukunft bringen wird schließen.
Das Internet als Mittel um SBV anzupacken: Wo stehen wir heute?
Die Internetforschung deckt auf, dass das Internet und das WWW eine wachsende
Bedeutung auf unser tägliches Lebens haben und obwohl die explosionsartigen
Wachstumsraten der frühen Jahre des WWW etwas zurückgegangen sind wächst es
immer noch beachtlich. Gleichzeitig steigt der Anteil der Bevölkerung, der Zugang zum
Internet hat und das Internet benutzt – in allen Altersgruppen und auch in den weniger
entwickelten Ländern. Diese Entwicklung hat natürlich auch Auswirkungen auf die
Web Ressourcen mit SBV. Wie subjektive Beobachtungen andeuten steigt nicht nur die
Anzahl, sondern sie entwickeln sich auch beachtlich im Bezug auf ihre Vielfalt,
Benutzerfreundlichkeit und Interaktivität. Es gibt bisher weder Studien noch objektive
Daten, die diese subjektiven Beobachtungen belegen, aber es gibt auch keinen Grund zu
denken, dass die Web Ressourcen über SBV eine Ausnahme sind und sich nicht
entwickeln wie das gesamte Internet das tut.
Heute gibt e seine große Vielfalt verschiedener Arten von Webseiten über SBV.
Nach wie vor scheint sich die Mehrheit der Webseiten über SBV darauf zu
konzentrieren, Informationen über SBV zu verbreiten, beispielsweise in Form von
Internetportalen, Onlinematerialien, Onlinemagazinen oder Webseiten, die sich auf
einzelne Projekte, Initiativen oder Kampagnen beziehen. In den letzten Jahren stieg
auch die Anzahl der Webseiten, die es Nutzern ermöglichen mit anderen zu
kommunizieren oder zu interagieren, wie z.B. Diskussionsforen, Newsgroups oder
Blogs. In einigen Ländern kamen sogar Online-Communities auf, virtuelle
Gemeinschaften von Usern, die ein gemeinsames Interesse teilen und die regelmäßig
auf die Seite kommen, diese benutzen und mit anderen interagieren. Das Aufkommen
von Web 2.0 eröffnet eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, bei denen sich Nutzer bei
bestehenden Seiten einbringen, deren Inhalt bewerten oder sich mit anderen Usern
vernetzen und mit diesen in virtuellen Welten interagieren können,.
Wir wissen noch nicht viel über die Nutzer von Webseiten über SBV. Natürlich
gibt es Zahlen wie die Daten der Counter oder persönliches Feedback der Nutzer, die in
der einen oder anderen Form besonders bei größeren Webseiten gesammelt werden,
aber solange diese Daten lediglich den Betreibern der Seiten bekannt sind ist es kaum
möglich zu beurteilen, wer diese Seiten nutzt. Wie wir wissen gibt es Gruppen die
weniger vom Angebot des Internets profitieren als andere, wie z.B. Gruppen aus einem
schwachen sozioökonomischen Umfeld oder Menschen aus weniger entwickelten
Ländern mit einem bemerkbar niedrigeren Anteil an Internetzugängen. Es überrascht
nicht, dass es Hinweise auf eine digitale Kluft gibt, die die weniger entwickelte von der
entwickelten Welt, die höheren von den unteren sozialen Klassen und die jüngere von
der älteren Generation bezüglich des Zugangs zum Internet und der Internetkenntnisse
trennt.
Das Internet bietet eine große Vielfalt an Nutzen und Vorteilen, aber es gibt
natürlich auch Grenzen und Gefahren, mit denen die User konfrontiert werden. Positiv
ist, dass das Medium Internet einfachen Zugang zu einer fast unendlichen Zahl von
Informationen sicherstellt, und das bei relativ geringen Kosten. Desweiteren haben die
Nutzer in einem bisher nicht da gewesenen Maß die Möglichkeit, Informationen zu
verbreiten und mit anderen zu interagieren. Allerdings gibt es auch Grenzen und sogar
Gefahren. Das Internet hat Eigenschaften wie die Anonymität der User, die aber neue
Formen von auf Internet basierendem Mobbing fördern, wie zum Beispiel
Cyberbullying oder Happy Slapping (cp. chapter 1). Abgesehen davon können viele
User die Informationsflut nicht bewältigen, die große Zahl an Webseiten über SBV, und
sie haben Probleme, die gesuchten Daten zu finden und auszuwählen. Ein anderer
beachtenswerter Grund zur Beunruhigung ist die Qualität der im WWW angebotenen
Informationen. Es besteht die Gefahr, dass es Seiten gibt, die unangebrachte
Informationen liefern oder Beratung von Beratern, die keine anerkannte Qualifikation
haben. Dies bleibt Thema von künftigen Debatten und Initiativen, um Strategien und
Mechanismen zu entwickeln, wie die Gründung von nationalen oder internationalen
Zertifikationsgruppen, oder die Einführung eines Qualitätssiegels, oder eine
gemeinsame Richtlinie zum Betreiben von Webseiten über SBV.
Was brauchen wir?
Die Zusammenfassung oben zeigte bereits, was die momentanen
Herausforderungen sind. Um einen besseren Überblick zu bekommen fassen wir hier
die wichtigsten Punkte der Diskussion zusammen und schlagen zusätzlich Aspekte vor,
die in Zukunft vertieft werden sollten:
ƒ
Wir müssen mehr über die Nutzer von Webseiten über SBV wissen, über die Art
und Weise wie diese Seiten benutzt werden, ob sie als hilfreich empfunden werden
und was ihr Nutzen und was die Grenzen sind. Dies ist grundlegend, weil
andernfalls viel Zeit und Geld für Seiten verschwendet wird, die nur einen
begrenzten Nutzen haben.
ƒ
Die Nutzer von Webseiten über SBV werden von der verfügbaren Menge an
Informationen erschlagen. Deshalb brauchen sie Hilfe, Orientierung und Mittel, die
ihnen helfen die Informationen zu finden, die sie benötigen. Portale und Webseiten
mit strukturierter Information, bei denen die User den Inhalt und den Inhalt anderer
Seiten bewerten können und die den Nutzern anleiten und beratschlagen, wo er was
finden kann, wären hilfreich.
ƒ
Für viele User ist es schwer die Qualität einer Seite zu beurteilen und zu wissen, ob
Informationen richtig und aktuell sind oder beispielsweise ein Online-Berater
vertrauenswürdig ist. User brauchen eine klare Orientierung, die von einer
internationalen Qualitätsinitiative in Form von Qualitätssiegeln ausgearbeitet
werden sollte. Auch eine gemeinsame Richtlinie, an die sich die Webseiten über
SBV halten müssen, wäre eine nützliche Orientierungshilfe.
ƒ
Obwohl immer mehr Webseiten mit Foren, Blogs oder anderen Anwendungen, mit
denen User miteinander interagieren können, gibt es davon immer noch eher
wenige. Verglichen mit anderen Bereichen gibt es immer noch relativ wenige
Online-Communities, die sich speziell auf SBV konzentrieren. Und trotzdem ist es
hilfreich wenn man von SBV betroffen ist mit anderen zu reden, sowohl mit Leuten,
die ähnliche Probleme haben, als auch mit Experten. Das Einbinden interaktiver
Elemente und das Einrichten von geschützten Räumen zur Kommunikation können
dazu beitragen, die User mehr miteinander interagieren zu lassen und so die
Entwicklung von Communities fördern.
ƒ
Es gibt nach wie vor ein offenkundiges “digitales Gefälle” zwischen entwickelten
und weniger entwickelten Ländern. Dies hängt sicherlich hauptsächlich von
ökonomischen und politischen Faktoren ab. Allerdings kann verstärkte
internationale Kooperation und Partnerschaft, bei denen beispielsweise Seiten aus
weniger entwickelten Ländern mit technischen Lösungen und beim Inhalt geholfen
wird, dazu beitragen dieses Gefälle zu überwinden.
Was wird die nahe Zukunft bringen?
Vorherzusagen was die Zukunft bringen könnte ist immer eine Herausforderung
und es birgt ein gewisses Risiko, besonders wenn mein über ein Medium wie das
Internet spricht, welches sich ständig verändert und nur schwer festzuhalten ist.
Dennoch lohnt es sich zu schauen, welche Entwicklungen und Lösungen bereits
abzusehen sind oder welche bereits realisiert werden.
Passende Information zu finden und die Qualität und Glaubwürdigkeit einer
Seite zu beurteilen wird voraussichtlich in Zukunft viel einfacher werden. Es gibt eine
neue Generation von Suchmaschinen, die versuchen neue Wege zu gehen. Einige davon
beruhen auf “semantischem Web”, eine Erweiterung des WWW, die es möglich durch
intelligente Software möglich macht, Anfragen in natürlicher Sprache zu „verstehen“.
So können Informationen einfacher gefunden, verbreitet und eingebunden werden
(Wikipedia, 2007). Wie in diesem Kapitel bereits erwähnt gibt es neue Mittel, mit denen
die User Webinhalte kommentieren und bewerten können. Dies hilft dabei die
Informationen zu strukturieren und es erleichtert die Suche nach Informationen um ein
bestimmtes Problem zu lösen.
Entwicklungen im Rahmen von Web 2.0 fördern höhere Interaktivität und
beziehen die User mehr mit ein. Es gibt auch schon einige Webseiten über SBV, bei
denen die User Inhalte wie Videos, Musik, Fotos, Gedichte oder Geschichten beisteuern
können. Andere bieten Hilfsmittel, mit denen man Inhalte wie zum Beispiel Links zu
anderen Webseiten kommentieren oder bewerten kann, so dass die Webseiten über SBV
auch immer mehr von ihren Usern gemacht oder evaluiert werden. Desweiteren machen
auch die ersten Projekte und Initiativen Gebrauch von virtuellen Welten wie „Second
Life“, so zum Beispiel das von der EU finanzierte Projekt aVataR@school, das in naher
Zukunft virtuelle Rollenspiele für Schüler in „Second Life“ anbietet.
Internationale Netzwerke über SBV richten sich nach wie vor hauptsächlich an
Forscher. Die erste Online-Konferenz VISIONARIES-NET, auf die wir in diesem
Kapitel wiederholt verweisen, zielte auf Vertreter von SBV-Webseiten ab und wurde
von eher informellen Kontakten getragen. Es ist vorgesehen ein Internationales
Netzwerk von Webseiten über SBV einzurichten, die einander unterstützen.
In diesem Zusammenhang und auch aus unserer Konferenz heraus gab es
Diskussionen darüber, ob man eine Internationale Qualitätsinitiative starten soll, die
eine gemeinsame Richtlinie für Webseiten über SBV ausarbeitet und die Qualitätssiegel
ausstellt, die von bestimmten Qualitätskriterien abhängen. Ein erster Anlauf eine solche
Initiative zu starten – das QUALIVISION Projekt – schlug fehl, aber es werden in
Zukunft weitere Versuche unternommen werden, da die Notwendigkeit einer solchen
Initiative offensichtlich ist.
Ein letztes Wort
In diesem Kapitel konnten wir nur einige ausgesuchte wichtige Aspekte bei der
Analyse der Rolle des Internets als Ressource zum Kampf gegen SBV anreißen. Es gibt
aber auch noch weitere Fragen, die von Interesse sind, wie zum Beispiel: Was macht
eine gute Seite über SBV aus? Wie sollten Webseiten für verschiedene Zielgruppen
aussehen? Wie können Webseiten zum Handeln gegen die neue Formen von SBV
beitragen, die im Internet entstehen?
Leser, die sich für diese Fragen interessieren, werden darauf hingewiesen doch
einen Blick in unseren Bericht bezüglich der Onlinekonferenz “Fertig werden mit SBV
unter Verwendung des Internets” (Jäger, 2006) zu werfen, in dem wir die Ergebnisse
der Diskussion auch zu Fragen die in diesem Kapitel nicht behandelt werden konnten
zusammenfassen.
Wie bereits mehrfach erwähnt werden einige Aspekte die wir in diesem Kapitel
aufgegriffen haben – hoffentlich – in zukünftigen Forschungsaktivitäten vertieft.
Aufgrund des wachsenden Einflusses, den das Internet auf Menschen hat. die nach
Informationen, Hilfe und Rat zu SBV suchen, erscheint dies sowohl notwendig als auch
lohnend.
QUELLEN
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Der Umgang mit Gewalt in der Schule auf kommunaler Ebene
Agnès Pradet
Forum Français pour la Sécurité Urbaine 10 (FESU), Paris
1) EINFÜHRUNG
2) WARUM SIND LOKALE BEHÖRDEN IM BEREICH GEWALT IN
DER SCHULE BETEILIGT?
3) IN WELCHE HANDLUNGEN GEGEN GEWALT IN DER SCHULE
SOLLTEN LOKALE BEHÖRDEN EINBEZOGEN WERDEN?
4) WAS SIND DIE HÄUHIGSTEN FRAGEN VON LOKALEN
BEHÖRDEN, DIE SICH MIT GEWALT IN DER SCHULE
BEFASSEN?
5) SCHLUSSFOLGERUNGEN
6) QUELLEN
1.
Einführung
Das Forum Français pour la Sécurité Urbaine (Europäisches Forum für
Städtische Sicherheit, FESU), eine nichtstaatliche Organisation von 300 lokalen
Behören, glaubt an die Mitwirkung der lokalen Behörden, um mit Mobbing und Gewalt
an Schulen fertig werden zu können (school bullying and violence, kurz SBV).
Diese Arbeit ist das Ergebnis der Erfahrungswerte der FESU und den
Teilnehmern der Onlinekonferenz, die Teil des VISIONARIES-NET Projekts war.
Die zweite Onlinekonferenz des VISIONARIES-NET Projekts mit dem Titel
“Local / Regional Authorities Dealing with School Bullying and Violence” (SBV)
(Lokale / Regionale Behörden im Umgang mit Gewalt und Mobbing in der Schule)
zielte darauf ab, die Hauptgründe dieses Themas darzulegen. In Rahmen einer
vierwöchigen Online-Konferenz, zwischen dem 24. Oktober und dem 18. November
2005, tauschten sich insgesamt 34 Teilnehmer aus der ganzen Welt über Fragen der
Beteiligung von lokalen Behörden im Umgang mit SBV aus. Wir beziehen uns in allen
Kapiteln auf die Ergebnisse dieser Diskussion.
Außerdem war einer der Aspekte der Online-Konferenz, dass jeder der
Teilnehmer seine Tätigkeiten zur Prävention von SBV präsentieren sollte. Wir
versuchen hier nun ein Beispiel für jede behandelte Tätigkeit zu geben.
10
Französisches Forum für Städtische Sicherheit, Paris
2.
Warum sind lokale Behörden im Bereich SBV beteiligt ?
Global denken, lokal handeln
“Lokal handeln” ist wichtig, weil die Menschen ihre eigenen Städte und Regionen
kennen. Das Engagement der Einwohner für ihre lokale Gegend bedeutet auch, dass
diese auch sehen wollen, dass etwas gegen das Problem getan wird und, und auch bereit
sind in dem Prozess zu helfen, so wird das Problem der Helfer gelöst.
“Global denken” ist allerdings ebenso wichtig. Während die erkannten Probleme auf
lokaler Ebene Bedeutung für die Menschen in diesem Gebiet haben, haben viele dieser
Probleme auch anderswo Parallelen, sowohl national als auch international. Ein
Verständnis dafür zu entwickeln dass lokale Probleme auch ähnlich zu Problemen
anderswo sein können bedeutet, dass auch die entwickelten Mechanismen zum Umgang
mit diesen Problemen ausgetauscht werden können. Vielleicht haben Programme zur
Prävention von Mobbing an Schulen die in Bergen entwickelt wurden auch Bedeutung
für den Umgang mit Mobbing-Problemen die in Paris oder Korea entdeckt wurden.
Global denken um lokal auf dem Gebiet zu handeln in dem die Schule liegt,
beispielsweise in der Stadt; auf Gewalt nicht mit Gewalt reagieren sondern mit
Verständnis und Kommunikation (mit den Jugendlichen und auch unter den
Erwachsenen): dies sieht man momentan als eine verantwortungsvolle, faire und
demokratische Einstellung an, um auf ein Phänomen zu reagieren, das in den meisten
europäischen Städten präsent ist, wo ein Teil der Jugendlichen – und auch zukünftig in
den Städten – ihre Vorbilder, Identität und moralischen Werte verloren haben und dies
nun zu einer schweren Krise führt.
Allerdings haben viele europäische Städte nicht zehn Jahre darauf gewartet, um
beunruhigt zu werden und auf dieses Phänomen zu reagieren. Interessante Experimente,
die oft dazu da waren das Bewusstsein der Studenten gegenüber der Gewalt zu erhöhen,
oder um ein friedliches Verhalten einzuführen, das respektvoll zu den
Klassenkameraden und den Lehrern ist, wurden bereits seit den späten Achtzigern von
lokalen Behörden in einigen europäischen Städten durchgeführt.
Da man heute ständig mit der wachsenden Aggressivität in einigen Wohngegenden
oder Schulen der Gemeinde konfrontiert ist, die man auch nicht länger kontrollieren
kann, suchen Politiker oder Facharbeiter der Gemeinden in Bildungs-, Sicherheits-,
oder Jugendfragen, wie zum Beispiel Lehrer, Sozialarbeiter oder Eltern der Schüler
nach Lösungen und neuen Ideen um das Phänomen einzudämmen, das die ganze
Gemeinschaft betrifft, oder zur Prävention dieses Problems, dass sie mit ihren Nachbarn
beobachten.
Gewalt an Schulen ist zunächst einmal Gewalt. Gewalt und Mobbing an Schulen
(SBV) sind Teil der Gewalt in der Stadt. Gewalt an Schulen kann nicht nur alleine von
den Menschen im familiären oder nachbarschaftlichen Umfeld angegangen werden.
Die Tatsache, dass alle betroffen sind, rechtfertigt die Beteiligung der lokalen Behörden.
Da für viele Eltern und Schüler die Schule relativ sicher erscheinen, da sie erwarten
dass sie einfach sicher sein müssen, sind Schüler und Eltern so erleichtert, dass sie die
Schulen nicht nach den gleichen Standards beurteilen, mit denen sie andere öffentliche
Einrichtungen oder sogar private Orte beurteilen. Schulen sind „kontrollierte
Institutionen“, öffentliche Einrichtungen, in denen Individuen einen Teil ihrer
individuellen Freiheit opfern, um im Tausch die Möglichkeit zu haben zu lernen.
Schulen müssen einfach sicherer als andere Orte sein.
Gewalt an Schulen ist ein soziales Phänomen, welches sich in den Achtzigern und
Neunzigern entwickelte und welches zwei Ursprünge hat: zunächst einmal die Straßen
und dann das Klassenzimmer.
Beide Fälle wurden von den Medien aufgebauscht (vgl. Kapitel 4 „Gewalt und
Mobbing in der Schule: Die Rolle der Medien). Der Ausdruck „Gewalt an Schulen“ ist
doppeldeutig: Prävention der Straßengewalt in Schulen und Gewalt an Schulen
reduzieren.
Lokale erzieherische Projekte sind hauptsächlich dann erfolgreich wenn sie direkt
mit den Projekten der Gemeinden organisiert sind oder umgekehrt wenn die lokale
Politik aufeinander abgestimmt ist: Familie, Justiz, Stadt- und Landplanung, Kindheit,
Gesundheit, Architektur, Bebauung, Transportmittel, Arbeitsplätze…
Gemeinden sollten einen globalen Ansatz zur städtischen Sicherheit entwickeln, und
einen fachübergreifenden Aktionsplan einführen, der auf Risikoreduzierung und Stärken
der sozialen und gebietsbezogenen Prävention beruht.
“Global zu denken um lokal zu handeln” bedeutet, dass nationale und lokale
Regierungen ihre Eingriffe ergänzen müssen. Obwohl dieses Konzept einfach zu
verstehen ist scheint es in den meisten Ländern, dass die Verbindung zwischen lokalen
und nationalen Regierungen nicht klär, wer Rolle welche einnimmt oder diese Rollen
nicht effektiv oder effizient sind.
Beispiel der Teilung von Verantwortung:
Von der nationalen zu den lokalen Ebenen
Portugal: “Escola Segura”,
Schlagwörter:
Prävention und Kampf gegen Gewalt an Schulen; Schulgemeinschaft; lokale
Gemeinschaft; Sicherheit an der Schule; Jugendkriminalität
Hintergrund
Das portugiesische Programm “Escola Segura” startete 1992, basierend auf der
Zusammenarbeit des Innenministeriums und dem Bildungsministerium, um die Anzahl
der Gewaltvorfälle in einigen Schulen der Großstädte Lissabon und Setúbal zu
reduzieren. Es lagen Anzeigen vor wegen Diebstähle, Überfälle (bei denen Lehrer,
Schüler oder sonstige Angestellte überfallen wurden) und Vandalismus, bei denen
Gegenstände in im Schulgebäude oder in der Nachbarschaft dieser Schulen zerstört
wurden.
Von 1992 bis heute hat sich das Programm verstärkt und entwickelt:
- Vom Eingriff bei konkreten Beschwerden an “problematischen Schulen” zu einer
Prävention und Logik an allen Schulen (Universitäten ausgeschlossen);
- Von einem Eingriff der nur von den notwendigen Beteiligten unterstützt wurde –
Innenministerium/Polizei und Bildungsministerium/Schulen – zu einem ständigen
Anstieg von Beteiligten – Stadträte; andere öffentliche Dienststellen (z.B. für soziale
Hilfe, Arbeitsplätze, Jugendliche); Vereinigungen von Zivilpersonen, NGOs, Schüler,
Eltern, Lehrer, Schulangestellte;
- Von einem Eingriff, der auf Polizeiautorität konzentriert war zu einem Eingriff, der
auf die Autorität der Schulen konzentriert ist, die mit anderen lokalen Beteiligten
geteilt wird.
Gebiet:
Nationale Ebene (generelle Koordination), Städte und Schulen (lokale Koordination)
Ziele der Handlung:
- Evaluierung von und Prävention und Kampf gegen gefährliche Verhaltensweisen,
Angriffe und Verbrechen in Schulen und ihrem Umfeld.
Eine Kultur der Sicherheit fördern, die die Einführung von städtischen Maßnahmen
und Haltungen fördert, die Gewalt an Schulen verhindert.
- Mitbeteiligung und Schulungen entwickeln, die das öffentliche Bewusstsein stärken
um einerseits den Blick der Gesellschaft auf die Sicherheitsprobleme zu richten und
diese zu bewältigen und andererseits Engagement in der ganzen Gemeinschaft zu
schaffen.
- Erforschen, analysieren und bearbeiten von Informationen, Studien fördern (die
besondere Gewaltvorfälle, Gefühle der Unsicherheit und Betrügereien
berücksichtigen), um die objektive Evaluierung der Gefahr und die Aktualisierung der
Strategien sicherzustellen.
Handlungssteuerung und Koalition:
Koordination des Innenministeriums mit dem Bildungsministerium, sichergestellt
durch Beauftragte, die vom jeweiligen Minister benannt werden (dies wird gerade neu
organisiert)
Verschiedene Einrichtungen sind verpflichteten:
Die Polizei für die öffentliche Sicherheit
Die Gendarmerie
Die staatliche Kommission verantwortlich für Jugendfragen
Die staatliche Kommission verantwortlich für Prävention und Kampf
gegen Drogensucht
Das Bündnis der Elternvereinigungen
Die nationale Gemeinschaft der Stadträte
Die lokalen Behörden
Die Schulen
Vorgehensweise:
- Sammeln von Informationen, die auf Gewaltvorfälle im Schulalltag hinweisen, gemäß
einer “Lageabbildung”
- Sichtbare und kontinuierliche Polizeibewachung um die Schulen herum.
- Erleichtern der Kommunikation zwischen Schule und Polizeistation, beispielsweise
mit einer direkten Telefonverbindung.
- Ein spezielles Dienstprofil für einen “Escola Segura” Polizisten einführen. Dies kann
ein wichtiges Hilfsmittel sein um die Auswahl und die Ausbildung dieser Polizisten zu
lenken.
- Planungen, um die Akteure der Schulgemeinschaft zu trainieren, Priorität haben die
Lehrer, die darauf vorbereitet werden bedrohliche Situationen zu handhaben und so ein
Sicherheitsklima in der Schule aufbauen.
- Aufbau eines nationalen zentralen Systems, welches Daten aufzeichnet, analysiert
und verarbeitet. Das ist notwendig um das Phänomen der Gewalt an Schulen
bewerkstelligen und zu evaluieren.
- Partnerschaften mit Universitäten, staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen
fördern.
- Projekte und Handlungen der Schulen, Sicherheitskräfte Eltern und Stadträte unter
anderen kommunizieren und herumsprechen, deren Ziel auf das Ziel des Programms
ausgerichtet sein sollte.
Evaluation:
Das Programm wurde auf Initiative des Finanzministeriums und den beiden anderen
beteiligten Ministerien evaluiert. Zwei Evaluationsberichte wurden veröffentlicht; der
erste resultierte aus der Arbeit eines Teams bestehend aus Einheiten der
Aufsichtsbehörden der drei (Aufsichtsbehörde des Innenministeriums,
Schulaufsichtsbehörde und Steueraufsichtsbehörde), und der zweite wurde von einer
Arbeitsgruppe beteiligter Vertreter zusammengestellt.
Budget:
Die Kosten werden von den Organisatoren getragen. Eine präzise Quantifizierung der
Gesamtkosten ist nicht möglich, weil sie auf die verschiedenen Einheiten und deren
Budgets verteilt sind.
Bedeutende Auswirkungen:
- Bessere Charakterisierung der mit Gewalt verbundenen Handlungen im
Schulgebäude oder in ihrer Umgebung.
- Höhere Quantität und Qualität an Informationen für die Schule und die Gemeinde im
Hinblick auf Sicherheitsfragen und damit verbundene Aspekte
- Verantwortlichkeiten und Aufgaben zur Bewältigung der Probleme und
Sicherheitsthemen wurden von der Schulgemeinschaft verteilt.
Hindernisse und/oder Mängel:
Mangel an einheitlicher Organisation des Programms, hinsichtlich der Koordination,
der Planung, der Ressourcenverteilung und dem Evaluationsergebnis.
Aussichten:
Redefinieren des Programmes. Dies ist notwendig um die bemerkten Mängel
auszubessern.
Sind lokale Behörden Teil der Schulgemeinschaft?
Der Begriff “Schulgemeinschaft” wird oft benutzt, aber seine Definition ist nicht
einhellig geklärt. Schließt „Schulgemeinschaft“ Personen ein, die in der Schule arbeiten,
aber nicht unbedingt direkt mit Gewalt konfrontiert sind, also hauptsächlich nicht
unterrichtende Angestellte (Schulleitung, Angestellte für soziale oder medizinische
Belange)? Schließt sie Personen außerhalb der Schule ein, die bei Gewalt in der Schule
eingreifen (Polizei, Justiz,…)?
Bei der zweiten Onlinekonferenz des VISIONARIES-NET Projektes scheint es,
dass jeder Teilnehmer seine eigene Definition von “Schulgemeinschaft” hat.
Diese fehlende Einhelligkeit muss ein Hindernis beim Aufbau einer
Zusammenarbeit sein. Die Frage welche wichtigen lokalen Partner eingebunden werden
müssen um Mobbing und Gewalt an Schulen zu lösen ist essentieller. Die besten
Interventionen bringen Zusammenarbeit von Gruppen mit sich, die verschiedene
Perspektiven und verschiedene Autoritätsstufen zu dem jeweiligen Problem beitragen
können.
Es wird oft unterschieden zwischen “in der Schule” und “außerhalb der Schule” um
festzulegen, welche lokalen Partner einbezogen werden, um sich mit Mobbing in der
Schule und Prävention zu befassen. Maureen Logelain (von der Stadt Brüssel, Belgien)
konstatiert, dass “Mobbing in und außerhalb der Schule auftreten kann. Man braucht
verschiedene Handlungsstrategien. Außerhalb der Schule hängt es mehr vom Handeln
der Polizei ab. Innerhalb der Schule teile ich die Meinung, dass man mit einem externen
Experten arbeiten sollte.” Die besten Interventionen, bei denen die lokalen
Gemeinschaften mitarbeiten, denn diese Leute kennen ihr Gebiet, dessen Probleme und
welche Handlungen dort Wirkung zeigen..
Eine Liste der Partner, die mitarbeiten sollten, entstand während der Diskussion:
o Lokalpolitiker, entweder gewählte oder Angestellte der Ämter für
Bildung, Jugend, Sicherheit, Prävention, Streitschlichtung, Justiz, Kultur
oder Soziales;
o die akademische Gemeinschaft als Ganzes: alle Schüler, Lehrer und ihre
Beauftragten, ebeso die Angestellten, die nicht unterrichten
(Schulleitung, Angestellte für soziale oder medizinische Belange);
o regionale und nationale Behörden, die sich mit Fragen der Bildung und
Jungendlichen in der Schule bzw. allgemeiner in städtischer Umgebung
befassen;
o Verbände und zivile Gesellschaften (sozio-kulturelle Verbände, nichtstaatliche Organisationen, auch die, die sich mit Bildung, Förderung oder
Streitschlichtung befassen, auch Elternverbände oder Verbände von
ehemaligen Schülern …);
o Die Familie, besonders bei jungen Kindern (z.B. in den ersten
Schuljahren)
o die Kollegen. Oana Mateescu (Concept Foundation, Rumänien) sagte:
“in einigen Projekten läuft der effizienteste Austausch von Informationen
und wissen von Kollege zu Kollege”. Die sogenannte „Peer-HelpMethod“ (Methode zur Unterstützung von Kollegen) ist ein erster
Schritt, hauptsächlich für Lehrer, um “realistische, konkrete und neue
Informationen über einander zu bekommen“
Bei der Einführung jeder Präventionsstrategie ist es angebracht ein klares
Vorgehen bei der Vergabe der Rolle und Verantwortlichkeit der einzelnen Beteiligten
zu haben, ebenso auch bei der Rolle und Verantwortlichkeit der Gemeinschaft als
Ganzes 11 . Im Hinblick darauf sollte jede Präventionsstrategie von einem
demokratischen Dialog geführt werden, der die kulturellen, ökonomischen und
soziologischen Unterschiede der Beteiligten respektiert.
Eindeutige Koordination der Aufgaben ist notwendig um Bürokratie oder
Interessenkonflikte zu vermeiden. Die Ausbildung der Beteiligten sollte in diesen
Prozess eingeschlossen sein.
Die Rolle, die von jeder Ebene in der Schule eingenommen wird ist schwer zu
definieren. Tatsächlich macht es dieser Umstand nicht leicht die Verantwortlichkeit
jedes Einzelnen planen.
Eine der Schwierigkeiten die in einigen Ländern bleibt ist es eine
Zusammenarbeit mit einigen einzelnen Akteuren zu schaffen, beispielsweise im
Forschungssektor (vgl. Kapitel 4 „Gewalt und Mobbing in der Schule: Die Rolle der
Medien).
Beispiel für Zusammenarbeit: Die Forschung, ein nützlicher lokaler Partner
Livorno, Italien
Schlagwörter:
11
Lokale Zusammenarbeit zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt an Schulen im
Europarlament Straßburg (Frankreich) Konferenz 2.-4. Dezember 2002, organisiert vom
Kongress lokaler und regionaler Behörden in Europa.
Fragebögen/Interviews, Sekundarschule, emotionale Fertigkeit, soziale Fertigkeit;
Schwäche.
Hintergrund:
Wir haben uns entschieden dass Mobbing-Problem zu untersuchen, da Mobbing eine
ernste Form einer aggressiven oder beleidigenden Beziehung unter Gleichen ist. Der
Ernst dieser Verhaltensform zeigt sich sowohl in ihrer Verbreitung (Fonzi, 1997) als
auch in ihren lang andauernden Folgen. Kinder die andere mobben bekommen öfter
soziale Probleme als Erwachsenen und sind öfter in Verbrechen verwickelt als die, die
nicht aggressiv sind (Olweus, 1993; coie & Dodge , 1995).
Gleichzeitig beeinflussen negative Erlebnisse durch Ablechnung, Zurückweisung und
Einsamkeit stark die kognitiven Eigenschaften und Überzeugungen der Opfer und sie
sind somit ein potentieller Risikofaktor für die nachfolgende Entwicklung. Livorno
kann als durchschnittliche/große Stadt in der Toskana angesehen werden und
unterscheidet sich kaum von anderen Städten, Jungen und Mädchen sind von den
selben Problemen betroffen; wir wollten wissen in welcher Form und in welchem
Ausmaß wir von diesem Problem betroffen sind. Vor dieser Untersuchung gab es keine
tieferen wisschenschadtlichen Untersuchungen mit dem Thema Mobbing in Livorno,
aber Mobbing war ein erhebliches Problem in unseren Schulen.
Gebiet:
Wir haben zwei Schulen aus verschiedenen Gebieten ausgewählt: eine liegt im Norden,
eine im Zentrum. Sie repräsentieren verschiedene Menschen und verschiedene
Lebensstile.
Das erste Viertel mit dem Namen Corea wurde in den Fünfzigern errichtet
(Schankwirtschaften) und war Gegenstand eines großen Regenerationsprojektes in den
letzten Jahren, aber es zeigen sich immer noch kritische Aspekte und soziale
Schwäche.
Das zweite Viertel ist im historischen Zentrum: Teile der Einwohner gehören zur
Mittelklasse, aber es gibt auch viele Einwanderer aus den ärmsten Ländern.
Ziele der Handlung:
Für Mobbing ist charakteristisch, dass es eine soziale Interaktion zwischen einem Kind
und einer Gruppe von Kindern gibt, die absichtlich einem anderen Kind oder einer
Gruppe von Kindern schmerzen zufügen. Diese unausgewogene Beziehung kann in
verschiedenen Kontexten und Situationen auftreten.
Es ist wichtig jeden Aspekt des Mobbings zu kennen um allen beteiligten Jungen und
Mädchen zu helfen.
Mobbing ist eine Kombination von Bestandteilen, bei der nicht nur der Angreifer und
das Opfer beteiligt sind, sondern alle Mädchen und Jungen um sie herum.
Handlungssteuerung:
Comune di Livorno CIAF (Centro Infanzia Adolescenti, Famiglie) “Edda Fagni”,
Gemeinde von Livorno
Koalition :
Comune di Livorno, Universität Florenz (FB Psychologie), Sekundarschulen der Stadt
Vorgehensweise:
Fragebögen und Interviews, Analyse und Sozialisierung der Ergebnisse
Es wurden vier Hilfsmittel genutzt:
- Fragebogen zur sozialen Kompetenz (Olweus 1978, in Menesini, Ciucci und Tomada,
1997);
- SPI-R Seattle Personality Inventory, Greenberg (Tani und Schneider, 1998), die die
Angst, Verhaltensprobleme, Depression und Somatization untersuchen;
- Fragebögen zur Untersuchung der emotionalen Intelligenz (Schutte, 1998);
- Zwei Hilfsmittel, die die Fähigkeit zum Erkennen von Emotionen und die Fähigkeit,
eigene Emotionen zu kontrollieren, untersuchten (Caprara, 2001).
Diese Instrumente wurden von Ersilia Menesini und Simona Pagnucci, die die
Universität von Florenz vertreten.
Simona Pagnucci teilte die Fragebögen mit Helfern im Unterricht aus, allerdings waren
keine Lehrer anwesend. Jeder Fragebogen war anonym.
Die Fragebögen wurden von Simona Pagnucci und zwei Studenten untersucht, die
gerade ihren Abschluss machten.
Budget:
€ 4.800 für die Untersuchung.
Die Kosten für den Druck der Ergebnisse sind bisher nicht bekannt.
Bedeutende Auswirkungen:
Planen, Organisieren, Fördern und Ausrichten von Handlungen.
Wir werden einige Aufgaben zur Kontrolle und Prävention von Mobbing vorschlagen.
Diese Aufgaben sollen alle Klassen einbeziehen, die auch in der Untersuchung
erscheinen.
Absprache mit Schulen und Lehrern. Tatsächlich verstehen alle Lehrer die Wichtigkeit
dieser Untersuchungen um die Beziehungen der Kinder zu verstehen.
Hindernisse und/oder Mängel:
Begrenztheit der Analyse
Dies war ein zufrieden stellender erster Schritt, aber um die Realität der Kinder
Livornos in ihrer Gesamtheit zu kennen müssen wir mehr Schulen untersuchen.
Aussichten:
Das Gebiet der Untersuchung und Intervention ausweiten, passende Strategien
umsetzen.
3.
In welche Handlungen gegen SBV sollten lokale Behörden einbezogen
werden ?
Lokale Behörden können das Thema lokal angehen
Dieser Punkt belastete die Teilnehmer der 2. Onlinekonferenz.
Zuerst müssen die lokalen Behörden andere davon überzeugen etwas zu tun. Dies
bedeutet sie zu alarmieren und zu überzeugen. Zu allererst müssen die Lehrer das
notwendige Wissen bekommen um Mobbingvorfälle zu erkennen, sich auch nicht selbst
zu beweisen und stattdessen mit den lokalen Behörden (Sozialamt, Polizei). Das muss
getan werden:
-
Informationen über die “ersten Anzeichen” von Mobbing und Gewalt
geben und ein gemeinsames Bild von Mobbing und Gewalt an
Schulen entwickeln. Im Projekt der Stadt Livorno, welches von Fabio
Ferronni (Livorno, Italien) vorgestellt wurde, “war die Absicht ein
gemeinsames Training (Direktoren, Lehrer, Eltern, soziale Dienste,
Polizei) um ihnen gemeinsame Hilfsmittel zur Interpretation des
Problems zu geben und außerdem eine zusammenhängende und
integrierte Prävention gegen SBV zu schaffen ”;
-
die Kooperation zwischen allen Partnern anzuregen, innerhalb und
außerhalb der Schule.Hierbei ist eine der verbleibenden Fragen wie
man mit den Schulen in Verbindung kommt, da Mobbing zu Beginn
eine zu große Herausforderung sein kann. Die Teilnehmer hatten
verschiedene Ansatzstrategien.
Ein Ansatz startet die Kooperation mit einem einfachen Projekt um dann später
Fortschritte zu machen.
Sander Flight (DSP-Gruppe, Niederlande) berichtet: „In unserem
Ansatz beginnen wir mit einer Diskussion mit dem Direktor und
einigen beteiligten Lehrern. Hauptaugenmerk der Diskussion war
nicht, was die Probleme sind, sondern wie man Informationen darüber
sammeln kann, was wirklich passiert. Meistens wird dann ein Problem
angesprochen, das oft auftritt (z.B. Diebstahl von Mobiltelefonen) und
wir beginnen damit. Nach zwei Monaten Erfassungszeit führen wir
eine Analyse des Problems durch (wie oft, wo, wann, durch wen?) und
denken über Lösungsvorschläge nach. Danach kann man zu anderen
Vorfällen kommen, wie zum Beispiel Raub, Vandalismus oder sogar
Mobbing.”
Eine andere Lösung ist wenn nur ein oder zwei Schlüsselpersonen der Schule in das
Projekt geholt werden.
Christine Boeckmann (NGO Miteinander. Deutschland) sagt “Ich
bevorzuge es meine Zeit und Energie nicht mit widerwilligen Lehrern
oder schlechten Bedingungen zu verschwenden. Stattdessen ermutige
und unterstütze ich die Lehrer, die offen für Veränderungen und
Kooperation sind, auch falls es nur weniger oder nur einer sind. Wenn
diese ihr Verhalten und/oder ihren Unterricht verändern werden
andere dies bemerken und anfangen zu fragen… ”
Tamar Hosennen (National Coalition Building Institute, Schweiz) sprach
darüber Vertrauen zu gewinnen, insbesondere weil es viele Programme, Theorien und
Strategien gegen Mobbing und Gewalt an Schulen gibt. Dennoch kann eine Beziehung
des Vertrauens zerbrechlich sein, besonders wenn ein Teil der Beteiligten austritt. Wie
Agnès Pradet (French Forum for Urban Safety, France) argumentiert “der Wechsel der
Institutionen kann die komplette Arbeit zerstören die vorher getan wurde.”
Lokale Behörden können Handlungspartner sein
Dann können die lokalen Behörden helfen, etwas dagegen zu tun. Das bedeutet in
Handlungen gegen Mobbing und Gewalt an Schulen eingebunden zu sein Dies bezieht
sich auf die verschiedenen Handlungen, die die lokalen Behörden vorbereiten können.
Diese werden später diskutiert.
Allgemein wird die Prävention zur Gewalt an Schulen in drei Module eingeteilt:
-
Programme der Schulleitung. Diese Programme richten ihr
Hauptaugenmerk darauf, schulische Verhaltensregeln einzuführen
und das gute Verhalten der Schüler zu erhalten, alternative Schulen
einzurichten und kooperative Beziehungen zu der Polizei oder zu
anderen Vertretern der Regierung aufzubauen.
-
Veränderung der Umgebung. Diese Programme konzentrieren sich
auf die soziale oder physische Umgebung. Dies beinhaltet die
Installation von Videoüberwachung (CCTV für Closed Circuit
Television) und Sicherheitspersonal, aber auch Programme mit
größerem Ausmaß, wie die Einrichtung von Programmen nach der
Schule oder die Vergrößerung oder Verkleinerung der Schulgröße.
-
Programme, basierend auf erzieherischen Maßnahmen und dem
Lehrplan. Diese Programme bringen den Schülern Fähigkeiten zur
Verhaltenskontrolle und zur gewaltlosen Konfliktlösung nahe.
Es gibt keine Lösung, die für alle passt.
In der zweiten und dritten Woche der Konferenz konzentrierten wir uns auf
Handlungen, die auf lokaler Ebene und von lokalen Behörden durchgeführt werden
könnten. Die Themen für die zweite Woche wurden von den Ergebnissen der
Diskussion der ersten Woche inspiriert:
1. Training, weil es eine der ersten und einfachsten Prozesse ist, die
eingerichtet werden können
2. Streitschlichtung als ein gemeinsamer Prozess, der eingerichtet wird.
3. Videoüberwachung, als ein empfindlicher Prozess, der mehr und mehr
entwickelt werden kann
Training
Training ist eine der gemeinsamen Antworten zur Frage, wie man Lehrer,
Schüler und Eltern für dieses Problem sensibilisieren und alarmieren kann, damit sie das
Problem erkennen wenn sie es sehen.
Der erste Schritt ist es, ein gemeinsames Interesse zu schaffen, allen gleiche Hilfsmittel
zu geben um das Problem zu deuten und schließlich eine zusammenhängende und
abgestimmte Intervention gegen SBV zu entwickeln.
Training kann sich an eine bestimmte Gruppe richten (Eltern, Lehrer, Schüler)
oder ein gemeinschaftliches Publikum bestehend aus Lehrern, Direktoren, Eltern,...
ansprechen. Dies richtet sich nach dem Gesamtproblem, dem Kontext und der
Erwartung an das Training.
Lokale Behörden werden nicht oft in kontinuierliches Training eingebunden, sondern
mehr in sporadische Aktionen.
Aus der 2. Onlinekonferenz geht hervor, dass dem Training bestimmte Ziele
zugeschrieben werden können:
-
Leute zum Nachdenken zu bringen was SBV ist;
verschiedene Formen von SBV erkennen und das Bewusstsein für
SBV zu erhöhen
über die Ursachen von SBV und die Konsequenzen lernen;
die charakteristischen Angreifer, Opfer und Zuschauer untersuchen;
Über eigene Erfahrungen und Strategien beim Erkennen von SBV
nachdenken und mit
anderen zu diskutieren;
verschiedene Ansätze zum Anpacken von SBV und seinen Folgen
studieren;
sich den Unterschieden und Gemeinsamkeiten bewusst werden, wie
SBV in anderen Ländern (Schulen, Gesellschaften, etc.) bekämpft
-
wird;
Strategien anwenden, die im Kurs gelehrt wurden und sie mit
anderen Teilnehmern diskutieren.
Beispiel des Trainingsprogramms: Hildesheim, Deutschland, “Fair-Trust”
Schlagwörter:
Training, Gewaltprävention, Schule, Sozialisation
Hintergrund
Die Ursprünge des Projekts liegen bei der Arbeitgruppe “Gegen Gewalt an Schulen” des
Präventionsrats gegen Gewalt der Stadt Hildesheim. Ziel des Konzepts ist es ein Team zu
bilden, bei dem ein Vertreter des Jugendamtes, der lokalen Polizei und eine teilnehmende
Schule vertreten sind.
Gebiet:
Hildesheim, Deutschland
Ziele der Handlung:
Die Aktionstage sollten die Sozialisation, die Akzeptanz von Normen und einen
Perspektivenwechsel voranbringen, außerdem das Einfühlungsvermögen und Selbstbild
stärken. Zudem sollte auch Zeit für eigene Erfahrungen da sein, bei denen die
Teilnehmer ihr eigenes Verhalten selbst verbessern können. Ein Schwerpunkt ist auch
das Erlernen rhetorischer Selbstverteidigung.
Handlungssteuerung:
Jugendamt Hildesheim, Fachdienst Jugendarbeit
Koalition:
Akteure: Ein Sozialpädagoge des Jugendamtes Hildesheim, ein Fachmann der
Polizeidirektion Hildesheim, ein Lehrer für jede Klasse.
Strategie:
Konzept: Die Aktionstage beinhalten theoretische und praktische Inhalte zum Thema
“Werte und Normen” – sozialer Sensibilismus. Im speziellen Training lernen die
Teilnehmer über alternative Verhaltensweisen und wie sie ihre eigene
Verhaltensstruktur ändern können.
Trainingskonzept: Definition, Erlebnisse mit Gewalt und Erwartungen,
1. Tag: Werte und Normen (Sensibilismus, Definition, Einfühlungsvermögen);
2. Tag: Alternativen zur Gewalt (Selbstbesinnung, Rolle des Täters-Opfer,
Kommunikationsübungen;
3. Tag: Fördern des Selbstbewusstseins (Verbesserung, Stabilisierung und Bewusstsein
von Grenzerfahrungen).
Zielgruppen: Schüler im 8. Schuljahr, mit hohem Ausländeranteil.
Handlungsebene: Schulen, Jugendamt, Polizei
Handlungsintrumente: Vorstellen des Themas, Visualisierung des Verhaltens,
Rollenspiele zum Verhalten der Täter und Opfer.
Dauer: Das Projekt dauert 3 Tage mit je 5 Schulstunden. In jeder Schulstufe werden 6
Projekte durchgeführt. In einem Schuljahr gibt es also 18 Aktionstage mit je 2
Akteuren der Stadt. Das bedeutet es gibt keine hohen Ausgaben.
Kommunikation: Präventionsrat gegen Gewalt der Stadt Hildesheim
Rahmenhandlung: Manchmal nimmt ein Lehrer als Ratgeber am Projekt teil.
Budget
Die Kosten des Projektes belaufen sich auf rund 100 €. Dieses Projekt wird aus den
Budgets des Jugendamtes bezahlt.
Bedeutende Auswirkungen:
Das Projekt wurde im Rahmen einer Diplomarbeit eines Studenten der Universität
Hildesheim evaluiert. Ein signifikanter Rückgang der Aggressivität wurde statistisch
nachgewiesen. Zudem nahm aber die Zahl der Täter und Opfer ab.
Erfolgsaussichten:
Der Erfolg kann weiter zunehmen, wenn die Lehrer weiter an den Themen des
Projektes arbeiten und anhaltende Veränderungen eintreten.
Hindernisse und /oder Mängel:
Der Bedarf der Durchführung des Projekts ist höher als die menschlichen Ressourcen.
Ort:
Deutschland, Niedersachsen, Hildesheim
Streitschlichtung
Streitschlichtung soll Konflikte zwischen zwei Personen reduzieren oder stoppen.
Der Konflikt kann zwischen zwei Schülern, zwei Lehrern, einem Schüler und einem Lehrer
oder einem Lehrer und Eltern auftreten. Streitschlichtung hilft dann den beiden
Konfliktparteien die Situation zu klären und im gegenseitigen Einverständnis mögliche
Lösungen zu finden, die beide Seiten zufrieden stellt. Der Prozess wird als erfolgreich
angesehen, wenn beide Seiten mit dem Ergebnis zufrieden sind und etwas aus der Situation
lernen.
Streitschlichtung basiert auf freiwilliger Verpflichtung der Beteiligten oder einer
freiwilligen Einwilligung. “Wohlwollen ist eines der Hauptprinzipien der
Streitschlichtung und wenn dies nicht beachtet wird verliert Streitschlichtung seine
Funktion und seinen Zweck”, sagt Nada Glusic (Laibach, Slowenien). Ebenso wichtig
sind Neutralität, Unbefangenheit und Vertrauen.
Ist Streitschlichtung eine Alternative zu anderen Maßnahmen, vor allem für
disziplinarische Maßnahmen und Strafen?
Für einige Teilnehmer lautet die Antwort ja. Hier hat Streitschlichtung in der Schule
drei Hauptrollen, immer in Bezug zu den disziplinarischen Maßnahmen:
-
-
-
Streitschlichtung wird den Schülern als Alternative zu disziplinarischen
Maßnahmen angeboten – wenn die Schüler erfolgreich den Prozess der
Streitschlichtung abschließen, werden disziplinarische Maßnahmen nicht
benötigt.
Nachdem eine Disziplinarstrafe erlassen wurde wird Streitschlichtung
zur Verbesserung der Beziehung angeboten, und hat außerdem noch
positive Auswirkungen auf die Strafe;
Wenn eine Disziplinarstrafe erteilt wurde und danach die angebotene
Streitschlichtung erfolgreich war wird die Strafe gestrichen.
Für andere Teilnehmer ist die Streitschlichtung keine Alternative zu
disziplinären Maßnahmen oder Strafen. So sagt Louis Leblevec (La Rochelle,
Frankreich), “Streitschlichtung kann die Probleme nicht statt der
Hauptverantwortlichen lösen und kann die richtigen Autoritäten nicht ersetzen (Polizei,
Justiz, Sozialarbeiter)”.
Streitschlichter können Fachmänner sein, müssen aber nicht, wie es zum
Beispiel bei Streitschlichtung unter Gleichen der Fall ist.
Streitschlichtung unter Gleichen wurde in Schulen eingeführt um die Schüler darin zu
fördern die Probleme auf tolerante und konstruktive Weise zu lösen.
In einem solchen Prozess kommt es zu einem Konflikt, Streit oder
Missverständnis zwischen mindestens zwei Schülern. Beide Seiten müssen bereit sein,
die Situation auf ruhige, tolerante und produktive Art zu lösen, was zu einer konkreten
freiwilligen Lösung führen kann.
Beide Seiten stimmen darin überein, dass der Konflikt durch Kommunikation gelöst
wird. Um eine solche Situation zu lösen wird ein Dritter, neutraler Gleichgestellter,
benötigt, der mit verschiedenen Fähigkeiten, Wissen und Techniken hilft die
verschiedenen Standpunkte erläutert und die Wünsche der Betroffenen ausspricht und
die beste Lösung sucht.
Der Streitschlichter erscheint als dritte Partei, die den Dialog zwischen den
Protagonisten erleichtert; die Lösung des Konflikts aber müssen die beiden Konfliktparteien
finden. Die verschiedenen Aufgaben der Streitschlichter sind: den Schülern in einem
Konflikt helfen, ihre Absichten und Möglichkeiten klarstellen, ihnen zu helfen die andere
Seite zu verstehen und zu bedenken und schließlich klare Entscheidungen zu formen, die
beide Seiten akzeptieren können.
Eine Komponente des Erfolgs von Streitschlichtung ist die Entwicklung eines
Verbunds zwischen allen Partnern, die mit Gewalt und Mobbing an Schulen zu tun
haben. In einem Verbund zu arbeiten garantiert die Verbreitung der Konflikte auf
Schulebene und auch außerhalb der Schule. Dies kann wichtig sein, wenn ein Konflikt
nicht vom Streitschlichter gelöst werden kann und er die Hilfe der Behörden benötigt.
Wie Louis Leblevec (La Rochelle, Frankreich) erklärt “wird eine große Mehrheit der
Situationen auf die die Streitschlichter treffen durch die Arbeit im Verbund geregelt”.
Beispiel der Streitschlichtung an der Schule
Saint-Gilles, Belgien
Schlagwörter:
Streitschlichtung an Schulen/ Jugend/ Prävention und Begleitung
Gebiet:
Schüler aller Schulen von Saint-Gilles (konfessionelle oder lokale Erziehung) und
Schüler, die in Saint-Gilles leben aber auf Schulen außerhalb der Stadt gehen (diese
zwei “Bedingungen“ wurden von den Streitschlichtern akzeptiert).
Ziele der Handlung
Die Anfragen der Schüler beantworten
Handlungssteuerung
Der Sicherheits- und Präventionskontrakt von Saint-Gilles (SPC) beinhaltet zwei
Schulstreitschlichters, deren Büro sich in den Räumlichkeiten Youth Local Mission
(YLM, lokale Jugendmission) befindet.
Koalition
Die Schulstreitschlichter arbeiten mit anderen Aktionsplänen aus dem Sicherheits- und
Präventionskontrakt zusammen, die sich auf bestimmte Situationen beziehen (das eine
oder das andere Amt konsultieren: in erster Line Rechtsbeistand, soziale
Streitschlichtung, Erzieher…) oder kollektive Arbeitssituationen (Treffen des Stabs des
Kontrakts zu bestimmten Themen, Treffen zum Aktionsplan der Schulen organisiert
vom Beauftragten für Bildung, und schließlich zusammenarbeit mit der lokalen
Gemeinschaft während Informationskampagnen).
Durchführungsstrategie
Deshalb sind die Schulstreitschlichter “extern” und nicht von den verschiedenen
Bildungseinrichtungen. Die Zusammenarbeit zwischen den von der SPC finanzierten
Streitschlichtern und den verschiedenen Schulen läuft wie folgt ab: wenn das Problem
intern in der Schule gelöst werden kann kümmern sich die internen Streitschlichter
darum (diese werden von der Französischen Gemeinschaft oder dem Kapital der
Schulen finanziert). Wenn das Problem ein bedeutender Konflikt ist (und beide
Parteien darum bitten) kümmern sich externe Streitschlichter darum. Da die Kriterien
zum Einsatz der externen Streitschlichter nicht immer klar erscheinen kann der Einsatz
eines SPC-Schulstreitschlichters auch auf Wunsch und Anfrage eines Jugendlichen
erfolgen.
Die Grundlage der Arbeit sind die Sprechzeiten der einzelnen Streitschlichter, zu denen
die Jugendlichen gehen können, um ihrer Probleme zu erläutern (die im Bezug zur
Schule stehen). Diese Sprechzeiten sind montags von 9 bis 12, mittwochs und
donnerstags von 2 bis 4.30. Interessenten können auch anrufen um einen Termin zu
vereinbaren. Die Nachfrage nach Informationen ist zu Beginn des Schuljahres
bedeutender als am Ende, wegen der Probleme zu Beginn des Schuljahres
(Verweigerung der Aufnahme, Berufung gegen eine Entscheidung der
Lehrerkonferenz).
Aufgrund dieser Probleme initiieren die Schulstreitschlichter mehr gemeinsame
Aktionen wie Informationsveranstaltungen (über verschiedene Themen wie die
Bildungsstruktur, Fächerorientierungshilfe, schulische Schwierigkeiten, Noten) oder
Treffen von Schülern oder Mitarbeitern der psychologischen, medizinischen oder
sozialen Einrichtungen.
Sie sind außerdem auch dafür verantwortlich, die Grundkenntnisse anderer Ebenen zu
sichern, hauptsächlich durch verschiedene Kolloquien. Es werden auch verschiedene
Vorkehrungen zum Sammeln von Informationen über die Ausbildung eingerichtet
(über die existierenden Schulpflichten und die Mängel in diesem Bereich.
Budget :
Der Schulstreitschlichteraktionsplan (2 Streitschlichter + laufende Ausgaben) wird von
Geldern der Region Brüssel aus dem Sicherheits- und Präventionskontrakt der Stadt
Saint-Gilles bezahlt
Bedeutende Auswirkungen:
Die häufigsten Anfragearten sind (mindestens über 4 Monate, da die verschiedenen
Anfragen über ein Jahr verteilt unterschiedlich häufig auftreten): Orientierungshilfe in
der Schule oder im Leben (28 Fälle); Information zur Ausbildung (25 Fälle);
verschiedenes zur Ausbildung (17 Fälle) und die Bitte eine Entscheidung der
Lehrerkonferenz aufzuheben (15 Fälle).
Die Statistiken des Dienstes zeigen auch Details über die Jugendlichen, die zu den
Diensten kommen: Von Februar bis August 2002 kamen 110 Personen zu den Diensten
wegen schulischen Gründen: 63 waren männlich, 47 weiblich; 14 waren im
Kindergarten oder in der Grundschule, 78 in einer Sekundarschule und 18 in einer
höheren Schule und stiegen somit sozial auf; 60 waren unter 18 Jahren und 50
zwischen 18 und 21.
Neben diesen Fragen bezüglich der Ausbildung mussten die Schulschlichter sich auch
Fragen von Erwachsenen annehmen (Fragen über Schulungen, Hilfe bei der
Verwaltung und über Gesundheit), dies trat aber nur selten auf. Dennoch verringerte
sich die Anzahl der Tätigkeiten in diesem Bereich.
Aussichten:
Der Gemeinschaftsdienst für Streitschlichtung an der Schule wir seine Arbeit
aufrechterhalten (individueller und gemeinsamer Ansatz) und dabei zwei
Arbeitsrichtungen weiterentwickeln.
Die Hauptrichtung der gemeinsamen Prävention: Einführung von
Informationskampagnen für Sozialarbeitern in Kontakt mit den Schulen (Aktivitäten
für Leiter von Jugendzentren...). Diese Informationsveranstaltungen vermitteln
hauptsächlich gesetzliche und rechtliche Regelungen im Bezug auf die Schul- und
Bildungsstruktur, die sehr komplex sind und sich ständig weiterentwickeln.
Überlegungen und Grundwissen sammeln und diese an die Behörden weitergeben.
Diese beinhalten beispielsweise Themen wie die Wahrnehmung der Sozialarbeiter über
Erfolg oder Misserfolg in der Schule (einen Fragebogen erstellen und die Antworten
der Sozialarbeiter analysieren, mit ihnen über die Ergebnisse sprechen, und darüber,
was weiter getan werden kann) oder die problematische Situation von Schülern über 18
im Schulsystem.
Videoüberwachung (CCTV)
Die Frage, ob man Videoüberwachung in und um Schulen einführen soll um mit
Gewalt an Schulen fertigzuwerden, ist unausweichlich, allerdings handelt es sich dabei
um ein sehr sensibles Thema. Man nimmt aber an, dass Gewalt seltener auftritt, wenn
die Gewalt gesehen werden kann. Videoüberwachung wird sicher irgendwann in
großem Ausmaß eingeführt werden. Obwohl heute in den meisten Ländern die Zahl der
Schulen mit Videoüberwachung sehr klein ist wird auf politischer Ebene immer
häufiger darüber diskutiert.
Lokale Behörden können mit in solche Projekte einbezogen werden, in dem sie ihre
zustimmen, Hilfsmittel, Kapital oder Gelder zur Verfügung stellen…
Die Bedenken heutzutage sind weniger ethisch, viele zweifeln eher an der
Effektivität der Videoüberwachung, dennoch kann zu viel Überwachung zum Problem
werden, wenn die Privatsphäre verletzt wird (besonders an Orten, wo Leute
Privatsphäre erwarten, wie nahe der Umkleidekabinen oder Duschen).
Bestenfalls ist Videoüberwachung nur ein Teil der Lösung. Technische oder
menschliche Überwachung kann nicht die grundlegende oder einzige Lösung sein.
Besorgniserregend wäre wenn die Schulen sich nur auf Videoüberwachung als
definitive Lösung der Problems verlassen und keine weiteren Maßnahmen zur
Prävention gegen Mobbing und Gewalt mehr ergreifen würden.
Die Erfahrungen der Teilnehmer an der 2. Online-Konferenz zeigen, dass das
Sicherheitsgefühl der Schüler durch Videoüberwachung nicht unbedingt steigt, da diese
Überwachung meist durch die Schulleitung eingeführt wird und nicht weil die Schüler
denken, dass es die Sicherheit erhöht.
Videoüberwachung vor allem eine gute Möglichkeit Beweise nach einer Tat zu
bekommen. Ein amerikanischer Polizeibericht beschreibt dies sehr formal:
“Obwohl wir wissen, dass diese Kameras sehr hilfreich bei der
Dokumentation der Vorfälle nach einer Tat sind, ist der wirkliche
Nutzen der verschiedenen Schulsicherheitstechnologien praktisch
unbekannt. Mit anderen Worten: Ein umfassender Bericht über die
Wirkung von Kameras an Schulen wurde bisher nicht erstellt”.
Es wird bedauert, dass es keine realistischen wissenschaftlichen Daten gibt.
Deshalb können die Entscheidungsträger ihre Beurteilung nicht durch zuverlässige
Daten begründen.
In der Tat gibt es nicht viele Informationen über die Effektivität von Kameras, aber das
gilt nicht nur für Kameras in der Schule. Eine weiträumige englische Evaluation über
Videoüberwachung 12 urteilte:
“Nach den Anzeichen dieses Berichtes zu urteilen kann
Videoüberwachung nicht als Erfolg angesehen werden. Sie hat viel
Geld gekostet und nicht den erwarteten Nutzen gebracht. (...)
Die Mehrheit der evaluierten Fälle führte nicht zu einer Reduzierung
von Straftaten. Selbst dort, wo die Zahl zurückging, war dies nicht auf
die Videoüberwachung zurückzuführen. Die Menschen fühlten sich
auch nicht sicherer oder änderten ihr Verhalten. Die Nutzung von
Videoüberwachung muss von einer Strategie gestützt werden, die die
Ziele dieses Systems umreißt und auch zeigt, wie diese erreicht werden
sollen.
Lokale Probleme mit Straftaten und bereits bestehende
Präventionsmaßnahmen müssen ebenfalls in Betracht gezogen
werden.
Es sollte nicht zu viel von Videoüberwachung erwartet werden. Es ist
nur eine technische Lösung; auch Menschen müssen eingreifen damit
maximale Effizienz erreicht wird, denn die zu lösenden Probleme sind
komplex.
Wenn Videoüberwachung gut geleitet wird hat sie das Potential –
gemeinsam mit anderen Maßnahmen als Reaktion auf bestimmte
Probleme – die Straftaten zu reduzieren und das Sicherheitsgefühl zu
verstärken; und es kann weiterer Nutzen entstehen. Damit dies
erreicht werden kann muss man wissen, dass die Prävention und
Reduzierung von Straftaten nicht einfach zu erreichen sind und dass
schlecht überdachte Maßnahmen nicht funktionieren, nur weil man
viel Geld investiert.”
Es scheint, dass der größte Vorteil von Videoüberwachung der Rückgang von
zerstörtem Schuleigentum und Vandalismus ist (daher ist es kosteneffektiv), diese aber
nicht notwendigerweise zu einem sichereren Schulumfeld für die Kinder führt. Aber
gibt es nun mehr Vorteile, wenn man ein Videoüberwachungssystem betreibt oder
überwiegen treten nicht genug Verbesserungen ein, bzw. sind die Kosten zu hoch?
12
Research Study 292 der Innenministerium, “Assessing the impact of CCTV” (Beurteilung der
Wirkung von Videoüberwachung) von Martin Gill und Angela Spriggs
Sander Flight (DSP Groep, Niederlande) gab folgendes Beispiel: “Eine Schule
installierte 16 Kameras außerhalb der Schule. Die Kosten lagen bei 16.000 €, aber das
System reduzierte den Schaden durch Diebstahl und Sachbeschädigung auf null. Die
Schule hatte nach eigenen Angaben im letzten Jahr 40.000 € Kosten durch Diebstahl. In
diesem Fall war der Nutzen klar höher als die Kosten”.
Eine der Hauptsorgen bei der Einführung von Videoüberwachung betrifft die
nicht körperlichen, subtileren Formen von Mobbing (wie verbale oder soziale Formen,
sozialer Ausschluss eingeschlossen). Nach der Einführung von Videoüberwachung
könnten diese ignoriert oder weniger beachtet werden. Diese Formen der Mobbings
könnten überhand nehmen, da sie schwieriger mit Videoüberwachung zu erkennen sind.
Wenn Schulen Videoüberwachung einführen wollen müssen sie die Vorteile
genauso gut kennen wie die möglichen negativen Folgen. Wie Linda Finger (SELF
Center, Australien) argumentiert müssen “Schulen nach wie vor die Verantwortung
dafür übernehmen, Mobbing auch mit anderen Mitteln zu lösen. Ich denke nicht, dass
Videoüberwachung ein magisches Hilfsmittel zur Prävention ist, aber sie ist ein
Hilfsmittel.”
Ein Hilfsmittel das wie jedes andere Leitung benötigt.
In der Tat verlieren Kameras beispielsweise ihre abschreckende Wirkung, wenn
aufgrund von knappen Budgets niemand die Monitore überwacht. Über unbewachte
Kameras sagt man, dass sie die am wenigsten effektiven Hilfsmittel sind.
4.
Was sind die häufigsten Fragen von Behörden, die sich mit SBV befassen ?
Wie bekommt man eine lokale Diagnose über SBV?
Sehr oft werden Programme in Schulen oder Gemeinden eingeführt ohne das
genaue Problem zu kennen. Diese Tatsache wurde von den Verantwortlichen erkannt,
missbilligt und nun mehr berücksichtigt.
Um eine Diagnose zu bekommen sind Berichte von Polizei und Lehrerkollegium
als Quelle nicht ausreichend. Sander Flight (DSP Groep, Niederlande) nahm darauf
auch in seiner Erhebung Bezug “Es wurde auch gefragt ob die Vorfälle einem Lehrer
oder der Polizei gemeldet wurden. Nur etwa einer von sechs Fällen (15%) wurde einem
Lehrer gemeldet, nur etwa einer von hundert der Polizei (1%)”.
Deshalb scheint es, dass Erhebungen ein besseres Bild der Realität zeigen als die
anderen beiden Quellen. Aber wenn man sich über die Grenzen der anderen Quellen
bewusst ist (und einige Korrekturen darin vornimmt) kann man auch die
Aufzeichnungen der Lehrer oder der Polizei verwenden. Er warnte uns: “seien Sie sich
bewusst, dass Sie ungefähr 85% oder 99% der Vorfälle nicht erkennen. Positiv kann
man dennoch anmerken: Je “erster” ein Vorfall ist, umso größer ist die Chance, dass
das Lehrerkollegium oder die Polizei davon erfahren. Also kann man jede der drei
Quellen nutzen um ein Bild davon zu bekommen, was zuerst angegangen werden muss,
solange man weiß, was man nicht weiß”.
Erhebungen haben verschiedene Vorteile:
-
Die Ergebnisse können ein Bewusstsein des Mobbing-Problems
schaffen;
Sie können die Motivation erhöhen und die Fortschritte der Intervention
belegen;
Sie können das Ausmaß des Problems identifizieren und zur Entdeckung
der Hauptprobleme beitragen;
Sie machen nachher möglich, zu beurteilen ob das Programm erfolgreich
war oder nicht;
Trotzdem ist es sehr teuer mehr Informationen zu bekommen, als die Berichte
der Polizei oder des Lehrerkollegiums hergeben. Wie Oana Mateescu (Concept
Foundation, Rumänien) erklärt; “Durch meinen Sachverstand in
Kommunikationswissenschaften weiss ich, dass in diesem Bereich Erhebungen dringend
notwendig sind, wenn man ein solches Programm startet, aber viele Stimmen sagen,
dass das Budget dazu nicht ausreicht. Es scheint, dass jede Disziplin auch ihre Zwänge
hat.”
Eine Präsentation, die von Prof. Peter Smith auf der OECD-Konferenz
“Tackling School Bullying and Violence” 13 vorgetragen wurde gibt einen Überblick
über Methoden zum Erfassen von Aggression und Schikanen im Schulumfeld:
-
-
Erwachsenen-Berichte (Lehrer und Eltern): Nur beschränkter Wert,
da sich Erwachsene nur eines Teils dessen bewusst sind, was
wirklich vor sich geht;
Selbstberichte: weitgehend als anonyme Fragebögen wie z.B.
Olweus;
Benennung von gleichen: Möglicherweise zuverlässigste Methode
zur Arbeit in der Klasse;
Direkte Beobachtung: Vermeidung von Verzerrung der Beobachtung,
aber es ist schwer und zeitintensiv;
andere Methoden: Interviews, Betrachtung von Gruppen,
Vorfallberichte, usw.
Ein Problem ist es, die Unterschiede zwischen den Methoden zu kennen und zu
wissen, welche die beste ist.
Erhält man bei Erhebungen die gleichen Ergebnisse, je nachdem wer sie
durchführt und die Daten sammelt?
Die meisten Teilnehmer der Onlinekonferenz waren sich einig, dass die beste Methode
der Selbstbericht ist. Thomas Jaeger (ZEPF, Deutschland) erklärte während der 2.
13
http://www.oecd.org/dataoecd/27/47/33866548.ppt
Online-Konferenz: “Die geläufigste Methode um Informationen zu bekommen, sind
Selbstberichte der Schüler; Optimal ist die Situation, wenn die Erhebung von den
Forschern selbst überwacht wird oder von studentischen Helfern, die dabei sind, wenn
die Fragebögen ausgefüllt werden”.
In einem Artikel von Pellegrini, A. D., & Bartini, M. (2000), einem empirischen
Vergleich der Methoden der verschiedenen Stichproben zu Aggressionen und
Schikanierung im Schulumfeld, erschienen im Journal of Educational Psychology, 92,
360-366 heißt es: “Selbst-Berichts-Maßnahmen sind genauso effektiv wie die meisten
anderen verwendeten Methoden. Ich denke sie sollten Grundlage jeder Studie sein.
Beobachtete Daten sollten auch von Selbst-Berichts-Maßnahmen gestützt werden”.
Standpunkt
Wie ist es mit Online-Erhebungen, von Sander Flight
Dies ist ein guter Weg Schüler zu erreichen (Sekundarschulen). Sie verbringen viel
Zeit am Computer und sagen dabei gerne die Wahrheit. Wahrscheinlich sogar lieber als im
Klassenzimmer, was wir ebenfalls ausprobiert haben.
Die wichtigste Frage ist, wie man die richtigen Schüler erreicht. Wir beginnen mit
der Erhebung und bitten die Lehrer die Schüler zu ermutigen die Fragebögen auszufüllen –
entweder zu Hause oder in der Schule. Dies funktioniert gut, solange die Software sicher ist
und man jede Frage nur einmal beantworten kann. Dieses Online-Hilfsmittel zur
Quantifizierung der Probleme in der Schule hat viele Vorteile: Es ist schnell, macht Spaß, ist
einfach zu wiederholen und die Ergebnisse können sofort analysiert werden.
Eine gute Sicherheitsdiagnose dauert zwischen sechs Monaten und einem
halben Jahr. Diese sorgfältige Analyse erlaubt das entwickeln zielgerichteter Strategien
und Pläne.
Wie schafft man eine langanhaltende Zusammenarbeit?
Gemeinschaften zu bilden und Zusammenarbeiten zu entwickeln und zu erhalten
ist keine einfache Aufgabe. Dabei kann viel aus früheren Erfolgen und Misserfolgen
gelernt werden. Wichtig ist es bei der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit vor allem
den Bezug zum zugrunde liegenden Problem zu verstehen, die Stärken und Vorteile
genau wie die Risikofaktoren der Gemeinschaft und der Einzelnen zu kennen, an der
Analyse zu arbeiten und den Prozess zu planen statt sich auf Programme zu
konzentrieren, die schnell Ergebnisse liefern, und die Erhebung zu finanzieren und zu
fördern.
Bürgermeister haben die Position um in diesen Bemühungen den Unterschied zu
machen. Sie können die Führung übernehmen um die Hauptpartner zu erkennen und zu
mobilisieren; sie können eine rigorose Sicherheitsprüfung veranlassen, die einen
Aktionsplan mit kurz- und langfristigen Zielen einschließt; sie können das
Lehrerkollegium damit beauftragen diesen Plan durchzuführen zu überwachen und zu
evaluieren; und sie können die Leitung übernehmen damit positive und negative
Erfahrungen ausgetauscht werden können.
Die Bereitschaft bei Schulmobbing zu kooperieren ist oft das Ergebnis eines
langen Prozesses. Am Anfang sehen die Schulen die Notwendigkeit für diese Art Hilfe
und Verbindung nicht. Desweiteren kann der Direktor die Verbreitung des Problems
befürchten und dass “die Probleme der Schüler der Schule von der Öffentlichkeit
wahrgenommen werden und dass die Schule dadurch einen schlechten Ruf bekommt”
erklärt Thomas Jaeger (ZEPF, Deutschland).
Der Vorgang durch den die Zusammenarbeit gegen Gewalt an Schulen offiziell
gemacht wird ist in vielen Ländern der gleiche. Die Schulen starten solche Programme
oft erst, wenn es einige schwerere Vorfälle an der Schule gab und eine öffentliche
Diskussion.
Die Zusammenarbeit wird nicht in allen Ländern offiziell gemacht. Einige
erscheinen für andere als Beispiel. In einigen Ländern ist die Zusammenarbeit fast
verpflichtend, während man in anderen nicht einmal darüber nachdenkt.
In Frankreich etwa haben viele Städte „schulische Wachen” eingeführt, die von
einem Koordinator durchgeführt werden, in Rahmen der Strukturen und
Vereinbarungen, die in der Stadt bereits existieren und die am besten passen.
In Deutschland ist Gewaltprävention auf Gemeindeebene gut organisiert. In den
meisten größeren Gemeinden gibt es einen Rat zur Gewaltprävention mit Abgeordneten
von Schule, lokalen Behörden, Jugendamt, Polizei, etc., der zusammenkommt und
problemorientierte Handlungen plant.
In Amsterdam wurde die Organisation in zwei Ebenen geteilt: “in der Schule”
und “um die Schule”. Die „in der Schule”-Ebene organisiert zwei Treffen im Monat,
einmal für die Sicherheitskoordinatoren der Schulen und einmal für die Schuldirektoren.
Die Sicherheitskoordinatoren sprechen hauptsächlich über aktuelle Probleme und
nutzen die Gruppe, um über die Vorfälle zu diskutieren. Die Direktoren diskutieren
meist über Sicherheitsgrundsätze, Kooperation mit anderen (z.B. mit der Polizei) und
die Finanzierung. Auf der “um die Schule”-Ebene gibt es zweimonatliche Treffen, bei
denen sich zwei Abgesandte der „in der Schule“-Ebene mit Repräsentanten der lokalen
Regierung, der Polizei, medizinischen Fürsorge, Öffentlichen Verkehrsmittel, etc.
treffen. Diese Ebene ist weniger erfolgreich: Wenn die wichtigsten Probleme diskutiert
und gelöst wurden (oder dies versucht wurde) wird die Diskussion leer.
Andererseits gibt es in Korea Probleme regelmäßig Treffen in der Schule zu haben.
Ein Problem ist ziemlich grundlegend für die Teilnehmer: wie kann man die
Zusammenarbeit anregen? Auch wenn es eine strukturierte Zusammenarbeit gibt bleibt
der Frage nach der Kluft zwischen theoretischen Ansätzen und praktischen Aspekten.
Jede Zusammenarbeit leidet darunter, wenn einige Partner nicht aktiv daran mitarbeiten.
Wie kann man die Effektivität bestimmter Handlungen messen?
Viele Präventionsprogramme zeigen Anzeichen von Erfolg, obwohl die Schulen
sie oft entwickeln ohne ihr Potential zu kennen, da es keine empirischen Daten über ihre
Effizienz gibt; Daten darüber zu sammeln wurde nicht als guter Nutzen knapper
Ressourcen angesehen.
Nun überdenken die Schulen diese Position, um die Erfolgswahrscheinlichkeit
eines solchen Programms zu erhöhen.
Außerdem stieg die Notwendigkeit für zusätzliche Beurteilung, da die Gemeinden ihre
Schulen mit ihren begrenzten Budgets unterstützen wollen. Aber die Geldgeber stellen
kein Kapital für Programme zur Verfügung (z.B. zur Gewaltprävention) ohne dass es
qualitative gute Evaluationsdaten gibt, die die Effektivität und Aussichten dieser
Programme zeigen.
Um festzulegen welche Art von Programm oder welche Kombination von
Programmkomponenten für eine bestimmte Schule am besten passen muss man eine
Beurteilung der Sachlage der Schule, der Schüler und der Ressourcen durchführen. Wie
kann man also eine Intervention entwickeln, die die Schule und die Gemeinde
einschließt, um damit den Unterschied zu machen?
Aktionen beurteilen bedeutet zu entscheiden ob „Training, Streitschlichtung oder
Videoüberwachung Mobbing und Gewalt an Schulen reduzieren oder nicht?“ und „wie
funktionieren diese Methoden?“
Beurteilungen müssen auch weiterhin durchgeführt werden wenn das Programm
bereits läuft, damit Änderungen durchgeführt werden können um auf neue
Entwicklungen zu reagieren und die Ergebnisse zu verbessern.
Diese Evaluationsdaten können auch dazu genutzt werden Anträge zu
unterstützen, damit die Fortsetzung der Programme weiterhin finanziert wird. Dieser
Auszug erläutert die Rolle der Evaluation beim Verständnis dessen, was in der
Gewaltprävention funktioniert, und zeigt außerdem einige Richtlinien, wie man eine
einfache Evaluation für schulische Gewaltpräventionsprogramme durchführt.
Aber diese Vorgehensweise ist von den Evaluationsspezialisten nicht genau
festgelegt, die Debatte ist immer noch offen.
Es scheint, dass:
-
die ganze Schule in jeder Studie anders definiert wird;
es keine konsistente Strategie gibt, die in nur einer Studie genutzt wird.
Von den individuellen Vorgängen, die durchgeführt werden bis zur
entwickelten und genutzten Untersuchung, die Messung von Mobbing
eingeschlossen;
Es gibt kein eingeschränktes Interesse daran herauszufinden wie effektiv die
Bemühungen zur Reduzierung von schulischer Gewalt waren, aber oft begrenzte
Ressourcen um dies zu tun. Eine gemeinsame Beobachtung der Schulleitungen ist, dass
es wenig Rechtfertigung dafür gibt knappe Ressourcen für Evaluation auszugeben,
wenn dieses Geld auch zur Bezahlung von Programmen und Diensten ausgegeben
werden könnte.
In jedem Interventionsprogramm sind die drei am meisten gestellten Fragen:
- Was sind die Ergebnisse des Programms und was verändert es?
- Welche Eigenschaften lassen das Programm funktionieren oder machen es effektiv?
- Ist das Programm kosteneffektiv?
Vier grundlegende Evaluationstypen können in die existierende Struktur der
meisten Schulen und die Programme integriert werden um diese Fragen zu beantworten.
Das sind Bedarfsevaluation, Ergebnisevaluation, Prozess- oder
Überwachungsevalutation oder Kosten-Nutzen-Analysen.
Bedarfsevaluation :
Eine Bedarfsanalyse (oder formative Evaluation) hilft der Schule die Ressourcen
zu bestimmen die zur Reduzierung von Gewalt und Gewaltprävention benötigt werden.
Viele Schulen überspringen diese erste Form der Evaluation weil sie denken es sei
ausreichend zu wissen, dass sie etwas tun müssen um die Gewalt zu reduzieren.
Trotzdem hilft das Stellen bestimmter Fragen dabei eine effektivere Langzeitstrategie zu
entwickeln.
Zum Beispiel: Wie sind Art und Verbreitung von Gewalt und Schikane an der
Schule oder in ihrer Umgebung? Was ist die Wirkung der Gewalt auf die Einstellung
der Kinder, die mentale Gesundheit und das Lernen?
Ergebnisevaluation :
Die zweite Form der Evaluation wird Ergebnisevaluation genannt. Sie
beantwortet die Frage „Was änderte sich aufgrund der Intervention?“ „Reduzierte die
Intervention das Problemverhalten der Kinder, die Aggression, die Kriminalität oder die
Gewalt?“ „Erhöhte das Programm die Aufmerksamkeit der Schüler oder verbesserte es
ihre Noten?“ „Mussten die Schüler seltener zur Strafe ins Büro des Direktors?“
„Wuchsen die soziale Kompetenz und die sozialen Fähigkeiten?“
Dies sind alles sachgerechte Fragen zur Ergebnisevaluation. Es ist wichtig genau
zu wissen was das Programm ansprechen sollte (und was nicht) um seine Effektivität zu
messen.
Prozessevaluation :
Prozessevaluation beantwortet die Frage: “was funktioniert in unserem
Programm am Besten und warum funktioniert es?” Hängt die Effektivität des
Programms von der Qualität der Lehrer oder Schulung des Lehrerkollegiums ab oder
von der Zahl der Jahre die ein Einzelner unterrichtet, von starker administrative
Unterstützung, von der Reichweite des Programms (z.B. an der ganzen Schule oder in
einzelnen Unterrichtsstunden einer einzelnen Klasse) oder aktives Miteinbeziehen der
Eltern bei der Programmeinführung und –unterstützung.
Kosten-Nutzen-Analyse :
Die letzte Form grundlegender Evaluation ist die Kosten-Nutzen-Analyse.
Eine Kosten-Nutzen-Analyse beantwortet die Frage, ob „ein Programm kosteneffektiv
ist?“ Dies kann auch eine Beurteilung mit einschließen, was die Einführung des
Programms pro Schüler oder Schule kostet oder welche anderen Kosten durch das
Programm gespart werden (z.B. Kosten durch Vandalismus).
Wie kann man europäische Institutionen neben lokalen Behörden einbeziehen?
Mobbing und Gewalt an Schulen wurden in den letzten Jahren zum globalen
Problem. Mona O‘Moore erklärte beim ersten European Seminar on School Bullying
der OECD in Stavangar: “Eine globale Antwort ist notwendig, die vereinheitlich und
auch koordiniert sein muss“.
Da dort viele Vertreter aus verschiedenen europäischen Ländern waren, kam das
Thema einer gemeinsamen Europäischen Richtlinie für SBV-Prävention auf.
Was wären die Erwartungen von lokalen Behörden in diesem Bereich? Würden
sie mehr Geld, mehr Erfahrungsaustausch oder einen europäischen Leitfaden verlangen?
Eine Europäische Richtlinie hätte den Vorteil, dass sie den Fortschritt in der
nationalen Gesetzgebung vorantreibt, besonders dort, wo spat etwas gegen Mobbing
und Gewalt an Schulen getan wurde.
Aber bisher gibt es bei den meisten sozialen Themen keine Europäischen
Richtlinien und es scheint, dass die Form der gesetzlichen Regelung auch nicht so
schnell kommen wird. Bürgerliches Gesetz ist ein nationaler Bereich, die Europäischen
Richtlinien konzentrieren sich auf wirtschaftliche, finanzielle, … Regulierung.
Internationale Initiativen wie Netzwerke, Kooperation oder Projekte z.B. können
andere inspirieren oder sie im Gegenteil davon abbringen mehr oder weniger dieser
Aktionen durchzuführen.
Wie Thomas Jaeger (ZEPF, Deutschland) sagte “gibt es manchmal sehr kreative
und innovative Ansätze, von denen wir bisher nie gehört hatten, aus dem einfachen
Grund, dass wir die Sprache dieses Landes nicht verstehen”.
Der erste Schritt kann es sein, für bestimmte Personen Plattformen einzurichten,
wie Foren, Konferenzen, etc., damit diese Erfahrungen austauschen können.
Standpunkt
Review wissenschaftlich evaluierter guter Moethoden zur Mobbingprävention
und –reduzierung an Schulen in EU-Mitgliedsstaaten
European Crime Prevention Network
Im Hinblick auf die Gesetzgebung und die Richtlinienschulung kann man sagen, dass die
neuesten und die bereits vorhandenen Richtlinien dabei geholfen haben, das Bewusstsein zum
Thema Mobbing in der Schule zu erhöhen.
Aber es kann wenig darüber gesagt werden, welche Maßnahmen die effektivsten hinsichtlich
des Problems sind. Um die Richtlinien zu durchzusetzen, die bereits in vielen EUMitgliedsstaaten existieren, braucht man weiteres Training der betroffenen Leute und es muss
Hilfe bereitgestellt werden.
Es muss erkannt werden, dass es keine Richtlinie gibt, die überall funktioniert. Der Erfolg oder
Misserfolg von Gesetzgebung oder Richtlinien hängt wahrscheinlich von vielen Faktoren ab,
unter anderem von der kulturellen und sozialen Geschichte der jeweiligen Staaten und ihrer
Regionen.
Allerdings ist ein weit größerer Erfahrungsaustausch zwischen den Staaten möglich, sowohl
auf privater als auch auf offizieller Ebene, über die Richtlinien und ihre Wirkung, was die
helfen sollte, die Diskussion über die funktionierenden Richtlinien anzuregen.
Der Austausch von Informationen, Fachwissen und sogar Ressourcen in Europa hat die
Entwicklung des Grundwissens über die Verbreitung von Mobbingverhalten in Schulen, die
Entwicklung von Präventionsprogrammen und die Möglichkeit der Forscher, die
Verantwortlichen für Gesetzgebung und Richtlinien zu diesem Problem zu informieren,
erleichtert. Die Europäische Kommission hat eine wichtige aktive Rolle dabei gespielt, dieses
Wissen und diese Fähigkeiten zusammenzubringen.
Louis zufolge wäre ein mehrsprachiger Leitfaden Europäischer Praxis ein
gutes Hilfsmittel zur Entwicklung eines Netzwerks. Außerdem sollten auch
Austauschprogramme für Jugendliche nicht vernachlässigt werden, da diese das
Weltbild dieser jungen Leute erweitern. Ein Leitfaden durch die verschiedenen
auf Europäischer Ebene existierenden Austauschprogramme wäre auch hilfreich.
5.
Zusammenfassung
Die Frage warum sich lokale Behörden im Bereich SBV einbringen sollten wird
immer weniger Gestellt, da die Antwort in jedem Europäischen Land offensichtlicher
wird.
Gezwungenermaßen oder auch freiwillig fordern die Schulen immer mehr
externe Ressourcen. Die Ausbildungsgemeinschaft hat begonnen sich selbst
aufzustellen, anfangs durch die Arbeit des Lehrerkollegiums im eigenen Schulgebäude,
dann durch die Zusammenarbeit mit externen Fachkräften und Institutionen, wie lokalen
Behörden. Die Arbeit mit Eltern und Gruppen von Einwohnern wurde verstärkt,
allerdings mit der Schwäche, dass eine Methodik und Bindung der Menschen fehlen.
Heute ist jeder mit dem Prinzip „global denken um lokal zu handeln“
einverstanden, auch wenn es schwer umzusetzen erscheint.
Auch wenn Zusammenarbeit heute als unausweichlicher Weg zur Bekämpfung von
SBV angesehen wird, scheint es, dass diese nicht so leicht aufrecht erhalten werden
kann, da Zusammenarbeit oft eine Frage des individuellen Willens ist. Lokale Behörden
sind oft die Verbindung zwischen den verschiedenen Partnern; sie überzeugen,
koordinieren, regen an, veranlassen… Der Eingriff lokaler Behörden ist umfangreich
und kann die Bereiche Training, Streitschlichtung oder Kameras mit einschließen.
Welchen Weg die lokalen Behörden aber auch zum Eingreifen wählen, ein
Thema bleibt; die Beurteilung der Handlung: Funktioniert dies und wie funktioniert es?
Es ist wahrscheinlich, dass die Rolle der lokalen Behörden in den nächsten
Jahren prägnanter wird. Es wäre auch wichtig, wenn sie Antworten auf ihre Fragen
bekommen würden, warum nicht von Europäischen Institutionen.
Quellen:
Die Einbindung lokaler Behörden beim Kampf gegen SBV:
- Recommendation 135 über lokale Zusammenarbeit bei der Prävention und beim
Kampf gegen Gewalt an Schulen, erörtert und anerkannt von der Kammer der lokalen
Behörden am 21. Mai 2003
- A Guiding Framework for Policy Approaches to School Bullying & Violence, von
Mona O’Moore, Trinity College Dublin
- Report on Violence in Schools from the Analytical College of Urban Safety, (1993)
- What are the Obligations of Local Authorities and Schools in Relation to Bullying?, A
Discussion Paper based on the proceedings of an Anti-Bullying Network Seminar for
Invited Delegates, held in Moray House School of Education at the University of
Edinburgh, (2003)
- Violence in schools – a challenge for the local community, Local partnerships for
preventing and combating violence in schools Conference 2-4 December 2002 Council
of Europe Strasbourg (France) Council of Europe Publishing
- Smith, Pepler & Rigby Eds. Bullying in schools: how successful can interventions be?
Cambridge, Cambridge University Press, (2004),
Streitschlichtung in der Schule:
- Association for Conflict Resolution. (1996). Recommended standards for school-based
peer Streitschlichtung programs. Retrieved from http://acresolution.org
- School Mediation Associates' web site
- MEDIATION-EU.net, European network.
- Crime Reduction Toolkits, Home Office, England
- School Works Online Poll, what think students about CCTV and their safety?
- Assessment of CCTV through Europe, Conference for local authorities by the
European Forum for Urban Security, 2005
Mobbing und Gewalt an der Schule: Die Rolle der Medien
Monica Cugler & Oana Mateescu
CONCEPT Foundation, Bucharest
1.
2.
3.
4.
1.
Einleitung
Die Massenmedien und SBV
Schlußfolgerungen
Quellen
EINLEITUNG
Dieses Kapitel wird versuchen einen Überblick über die Rolle, die die
Massenmedien bei Mobbing und Gewalt in der Schule spielen zu geben.
Das Kapitel wird die Massenmedienindustrie und ihre Hauptfunktionen
kurz vorstellen. Des Weiteren wird es aufzeigen, welche Massenmedien die
Jugendlichen beeinflussen und welche Rolle sie bei der Formung des
Verhaltens und der Meinungen der Jugendlichen einnehmen.
Dieses Kapitel wird auch Untersuchungen bezüglich der Auswirkungen von
Gewalt in den Medien vorstellen und wird die Art und Weise, wie die Medien
die Entwicklung oder Prävention von gewalttätigem Verhalten von Kindern
beeinflussen, diskutieren. Es wird versuchen eine kurze Darstellung der
Medienerziehung zu geben und wie dieser Bereich zur Steigerung des
Präventionsbewusstseins dieses Phänomens beitragen kann.
Dieses Kapitel steht mit der vierten Onlinekonferenz, SBV: Die Rolle der
Medien in Verbindung, die in dem Projekt VISIONARIES-NET entwickelt
wurde. Einen Überblick über die Onlinekonferenzen gibt es unter:
http://www.bullying-in-school.info/en/content/forum-conferences/onlineconferences.html
Die vierte Onlinekonferenz des VISIONARIES-NET Projektes hat sich
zum Ziel gesetzt, die Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern, die
an der Art wie Mobbing und Gewalt in der Schule (SBV- School Bullying and
Violence)
von
den
Medien
dargestellt
wird
interessiert
sind,
zusammenzubringen. An der Konferenz nahmen SBV Experten teil, die ihr
Wissen und ihre Erfahrung teilten und fachliche Ratschläge gaben, wie mit den
Informationen über SBV umgegangen werden sollte.
Die Konferenz konzentrierte sich auf Themen wie: Welche Rolle spielen die
Medien bei Mobbing und Gewalt in der Schule? Wie können die Medien an der
Gewaltprävention mitwirken? Wie berichten die Medien über SBV, wie beeinflussen sie
die Entwicklung oder Prävention von SBV?
Eines der Ziele dieser Konferenz war es, das Thema nicht auf eine
Gruppe von Experten zu begrenzen, sondern vielmehr ein breites Publikum
von Internetusern mit einzubeziehen. Zu diesem Zweck wurden ausgewählte
Ergebnisse in einem Webblog im VISIONARY Portal veröffentlicht, um die
Benutzer des Blogs über diese Ergebnisse zu informieren und darüber hinaus,
um die Diskussionen mit einem breiteren Publikum weiterzuführen. Der Blog
der Konferenz kann unter http://blog.bullying-in-school.info/ aufgerufen
werden.
2.
Massenmedien und SBV
Kleine Einführung in den Bereich der Massenmedien
Massenmedien stellen das Hauptmittel der Massenkommunikation dar.
Sie sind darauf ausgerichtet, ein sehr großes Publikum zu erreichen.
Daher kann sich das Wort Massenmedien auf folgendes beziehen:
• Internet
• Fernsehen
• Radio
• Zeitungen
• Zeitschriften
Kurze Geschichte
Obwohl die Dramen, die in der Antike aufgeführt wurden und die
Bücher, die in Asien um etwa 800 vor Christus oder vielleicht sogar früher
gedruckt wurden eventuell als die ersten Massenmedien angesehen wurden,
kamen die Massenmedien erst um 1400 vor, als die ersten europäischen
Druckstücke erschienen. Es ist erwähnenswert, dass Johannes Gutenberg im
Jahre 1453 mit Hilfe einer Buchpresse das erste Buch gedruckt hat. Diese
Maschine revolutionierte die Art und Weise wie die Menschen gedrucktes
Material erhalten konnten.
Die erste Zeitung in englischer Sprache erschien 1620, die den Weg für
die riesige Industrie, die wir heute haben bereitete.
Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich die geschriebene Presse
enorm. England war das erste Land, das eine Tageszeitung hatte und es ist auch
das erste Land, das eine Zeitung herausgibt, die nun Standard für
journalistische Professionalität ist- die Times. Das 19. Jahrhundert brachte dann
Fotografien, Telefone, Filmvorführapparate und Telegrafie.
Im 20.Jahrhundert erreichten die Massenmedien dann ihren heutigen
Status der Entwicklung, dank bedeutenden technologischen Entdeckungen.
Dieses Jahrhundert brachte auch die Informationsverdopplung der
elektronischen Formate, wie beispielsweise Radio und Fernsehen.
Eine weitere Entdeckung des vergangenen Jahrhunderts in Bezug auf die
Massenmedien war die Entstehung des Internets. Das World Wide Web bietet
alle Möglichkeiten, um ein globales Publikum anzusprechen. Die Erfindung des
Internets ermöglichte, dass wichtige Nachrichten in wenigen Minuten um die
ganze Welt gehen können. Dieses schnelle Wachstum der unmittelbaren und
dezentralisierten Kommunikation, wird oft eher erachtet, die Massenmedien
und ihre Beziehung zur Gesellschaft zu verändern.
Die Hauptfunktionen der Massenmedien sind:
- Information
- Werbung
- Propaganda
- Unterhaltung
- Bildung
Die Auswirkungen der Massenmedien werden schon seit langem erforscht.
Denis McQuail, einer der führenden Autoren und Forschern der
Massenkommunikation, sagt, dass es verschiedene Folgen der Massenmedien
gibt. Es kann Auswirkungen auf Institutions- oder der Kollektivitätsebene
geben, oder auch auf persönlicher Ebene. Es kann langsame oder schnelle
Folgen geben, gewöhnliche, normale Effekte oder Folgen durch kontrollierte
Handlung.
Einige der wichtigsten Theorien, die in Verbindung mit den Auswirkungen
der Massenmedien untersucht wurden, sind hier kurz beschrieben:
•
•
Massenmedien „Vorherrschaft“ Modell: Die Hauptidee ist, dass die
beherrschenden Klassen die Massenmedien nutzen und dass das
Bildungssystem seine eigene Ideologie und Werte auferlegt, um die
Massenmedien auf diese Weise zu einem Instrument der
Vorherrschaftstendenzen zu machen. Das Modell vertritt die Idee, dass
Nachrichten, die durch die Massenmedien übermittelt werden,
bedeutenden Einfluss auf die Öffentlichkeit haben. (Gramsci, 1971)
„Abhängigkeit“ Modell: Die Menschen verlassen sich auf viele Arten auf
die Massenmedien, weil sie Teil des sozialen Systems sind, das nicht
ohne die Informationen funktionieren kann, die von diesen
Kommunikationskanälen gegeben werden. ( De Fleur& Ball- Rokeach,
1976)
•
„Spirale der Stille“ Modell: Die Theorie besagt, dass die Massenmedien
im Allgemeinen viel Macht haben, die Meinungen der Menschen zu
beeinflussen und dadurch deren Verhalten kontrollieren. Die Leute, die
den dominierenden Standpunkt teilen ( der von den Massenmedien
vertreten wird), reden darüber, im Gegensatz zu anderen die eine andere
Meinung vertreten und still sind, weil sie Angst haben, sie könnten
vielleicht isoliert oder öffentlich sanktioniert werden. (Noelle- Neumann,
1974)
•
Die Zwei-Schritte Kommunikationsfluss Theorie (oder „Minimale
Auswirkungen“ Theorie): Informationen der Massenmedien wird durch
Gruppenmeinungsführer zu den „Massen“ geleitet. Der Inhalt der
Mediennachrichten wird anderen erklärt und verbreitet, von denjenigen
die mehr Zugriff auf die Medien haben und die die Fähigkeit haben, den
Medieninhalt besser zu verstehen. ( Lazarsfeld & Katz, 1955)
Medienunterhaltung ist ein großes Geschäft
Im Jahre 2001, gaben Menschen aus allen Ländern der Welt zusammen
14 Billionen US- Dollar aus, um ins Kino zu gehen. Der weltweit größte
Mediensektor, die Musik, erzielte im Jahr 2000 37 Billionen US- Dollar.
Videospiele liegen nicht weit dahinter: Die weltweiten Verkäufe im Jahr 2002
liegen ungefähr bei 31 Billionen US-Dollar.
Die schwierigeren und eher bildenden Produkte wurden von der
Medienindustrie zugunsten der „leichten“ Produkte, die sehr viel Geld
einbringen, verbannt.
Es ist vor allem in den Kommunikationsindustrien bekannt, dass Kinder
und Jugendliche einen riesigen Markt darstellen. Im September 2000 hat der
US- Federal Trade Commission (FTC) Bericht aufgedeckt, dass die USMediengesellschaft routinemäßig ihre eigenen Beschränkungen ignoriert und
aktiv gewalttätige Unterhaltung an Kinder und Jugendliche verkauft haben.
Der Bericht hat eine Zahl von unerlaubten Standardpraktiken aufgedeckt, mit
denen Kindern Medienprodukte verkauft wurden, die eigentlich für
Erwachsene konzipiert waren. Es wurde auch festgestellt, dass der Inhalt
verschiedener
Marketingprogramme
nicht
länger
als
angemessen
gekennzeichnet wird, um Profit und Verkaufszahlen zu steigern.
Nachfolgende Berichte vom FTC weisen darauf hin, dass die Film- und
Spielindustrie ihre Methoden ein wenig verbessert haben. Die Musikindustrie
hat sehr wenig getan. Die Mehrheit der Labels veröffentlicht weiter Alben mit
offensichtlich gewalttätigem Inhalt in Fernsehprogrammen und in Magazinen,
die erhebliche Konsequenzen für Kinder unter 17 Jahren nach sich ziehen.
Die Medien sind ohne Zweifel momentan das wichtigste Mittel kulturellen
Ausdrucks und Kommunikation. Viele Leute sagen, dass Schießereien,
Mobbing und Gewalt unter Teenagern irgendwie mit dem gefährlichen Inhalt
in Verbindung stehen. Im folgenden Abschnitt werden wir versuchen uns ein
Bild von den Auswirkungen des Medieneinflusses auf das Leben der Menschen
machen.
Medienprodukte, die von Teenagern konsumiert werden
Fernsehprogramme
Das Fernsehen ist zurzeit das von den Menschen meist verwendete
Medium. Eine Umfrage der UNESCO von 1998 mit Kindern aus 23 Ländern hat
gezeigt, dass 91% der Kinder einen Fernseher zu Hause haben und das nicht
nur in den USA, Kanada und Europa, sondern auch in den arabischen Staaten,
Lateinamerika, Asien und Afrika.
Die Studie Generation M: Medien im Leben der 8-18 jährigen von der Kaiser
Family Foundation im März 2005 zeigte, dass Jugendliche täglich 6,5 Stunden
Medien nutzen. 81% der Interviewten sagten, dass sie an einem normalen Tag
im Durchschnitt 3 Stunden fernsehen.
Der Nationale Audiovisuelle Rat in Rumänien führte im Dezember 2005
eine Umfrage bezüglich des Verhaltens der Kinder in Bezug auf audio-visuelle
Programme durch. Die Studie erstellte eine Vergleichsanalyse von drei
Altersgruppen, 7-10 Jahre, 11-14 Jahre und 15-18 Jahre. Die Ergebnisse zeigten,
das meist geschaute Programm in der jüngsten Altersgruppe
Zeichentrickprogramme waren (24%), gefolgt von anderen Sendungen für
Kinder (10,5%). In der zweiten Altersgruppe waren die meist geschauten
Programme ebenfalls Zeichentrickprogramme (12%), aber hier gefolgt von
Filmen (11%). In der letzten Altergruppe lagen die Interessen bei vielen
verschiedenen Arten von Sendungen wie z.B. Filme (12%), Nachrichten (11%)
und Unterhaltung (9,5%).
Musik und Videos
Vor kurzem haben Forscher gezeigt, dass Musik und ihre Texte Gewalt
erhöht. Musik belegt bei den Vorlieben der Jugendlichen den allerersten Platz.
Die Musikbranche ist eine der größten Industrien, denn beispielsweise
der Musikvertrieb im Internet hat sich sehr schnell entwickelt. Eine in den USA
durchgeführte Studie von Pew Internet & American Life Project hat aufgedeckt,
dass Künstler und Musiker das Internet als ein Werkzeug ansehen, das ihnen
hilft ihre Arbeit zu erschaffen, für sie zu werben und sie zu verkaufen. Eine
weitere Studie, die von der gleichen Institution durchgeführt wurde, zeigte,
dass 27% der amerikanischen Internetuser zugeben, dass sie entweder Musik
oder Videos herunterladen. Die Quellen, die zum Herunterladen verwendet
werden sind beispielsweise Netzwerke unter Gleichaltrigen, kostenpflichtige
Musik- und Film Anbieter, Mp3Player, Email und Instant messaging, Musik
und Filmwebseiten, Blogs und Online Rezensionsseiten.
Videospiele
Obwohl es viele spannende gewaltfreie Computer- und Videospiele gibt,
wurde der Begriff Videospiel in den letzten Jahren fast schon synonym mit
Gewalt. Der filmartige Realismus, verbunden mit enormen Marketingbudgets,
machte die Unterhaltungsindustrie die zweit erfolgreichste der Welt. Der
aktuelle Trend in den Videospielen macht aus den Spielern schlechte
Charaktere, die ihre kriminellen Fantasien ausleben und Punkte für das
Angreifen und Töten Unschuldiger bekommen.
Webseiten
Virtuelle Gewalt ist im World Wide Web sehr leicht zugänglich. Kinder
und Jugendliche können gewaltverherrlichende Texte (einschließlich Texte von
Songs, die für den Handel schon zensiert wurden) herunterladen und
Webseiten besuchen, die gewalttätige Bilder und Videoclips beinhalten. Viele
Kinder sehen diese Seiten als die Onlineversion von harmlosen Horrorfilmen.
Den Statistiken zufolge ist die Zahl der Jugendlichen, die das Internet
nutzen in den letzten vier Jahren enorm angestiegen und 87% der 12-17 jährigen
sind nun online (Pew & Internet, 2005). Unter den Lieblingsbeschäftigungen der
Jugendlichen hierbei sind Instant messaging (66%), Herunterladen von Musik
(64%) und persönliche Webseiten erstellen (32%). Diese Angaben wurden in der
Studie Generation M: Medien im Leben der 8-18 jährigen veröffentlicht. (Kaiser
Family Foundation, März 2005)
Kinder und Gewalt in den Medien
Hier sind einige statistische Angaben bezüglich dieses Themas:
•
Wenn ein Kind 18 Jahre ist, wird er oder sie im Fernsehen
(durchschnittliche Fernsehzeit) 200.000 gewalttätige Handlungen
einschließlich 40.000 Morden mit angesehen haben (Huston,
Donnerstein, Fairchild, Feshbach, Katz, Murray, Rubinstein, Wilcox &
Zuckermann, 1992).
•
Kinder im Alter von 8-18 verbringen mehr Zeit am Computer, vor dem
Fernsehen und Spielkonsolen (44,5 Stunden pro Woche; 6,5 Stunden
täglich) als jede andere Aktivität in ihrem Leben außer Schlafen (The
Kaiser Family Foundation, 2005).
•
Seit den 50er Jahren haben über 1,000 Studien gezeigt, dass Gewalt im
Fernsehen und in Filmen Auswirkungen haben. Die Mehrheit dieser
Studien besagt, dass Kinder, die sehr viel Gewalt im Fernsehen und in
Filmen sehen, eher aggressives Verhalten, Einstellungen und Werte
aufweisen (The US Senate Committee on the Judicary, 1999).
•
Gewalt in den Medien beeinflusst das Verhalten von Kindern und
Jugendlichen, das behauptet der amerikanische Medizinverband, die
amerikanische Akademie der Kinderheilkunde, der amerikanische
Psychologenverband,
die
amerikanische
Akademie
der
Familienmediziner und die amerikanische Akademie für Kinder und
Jugendpsychatrie ( Congressional Public Health Summit, 2000).
•
Kinder sind in jedem Alter betroffen, aber am stärksten treffen die
Folgen von gewalttätigem Inhalt in den Medien die kleinen Kinder
(Bushman &Huesmann, 2001). Kleine Kinder:
o sind am leichtesten zu beeindrucken
o finden es sehr schwer zwischen Realität und Fantasie zu
unterscheiden
o können schwer Motive für Gewalt erkennen
o lernen durch Beobachten und Immitieren
Es ist erwähnenswert, dass Gewaltsendungen in den Medien speziell
kleine Kinder (unter 8 Jahren) schädigen, denn für sie ist es besonders schwer
zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden. Brutale Bilder im Fernsehen
und in Filmen könnten für kleine Kinder als real angesehen werden. Sie können
durch das Ansehen dieser Bilder traumatisiert werden.
Gewaltsendungen in den Medien versäumen es sehr oft, die
Konsequenzen von Gewalt zu zeigen. Dies gilt besonders für
Zeichentricksendungen, Spielzeugwerbung und Musikvideos. Deshalb lernen
Kinder, dass es wenn überhaupt wenige Auswirkungen hat, wenn man eine
gewalttätige Handlung begeht (Gewalt kann entweder in einem Kontext
auftreten, indem es eine Handlung oder Rahmenhandlung gibt, oder außerhalb
eines Kontextes, wie es zum Beispiel Technologien wie Handys ermöglichen).
•
Kleine Kinder, die Gewalt in den Medien sehen, haben eine höheres
Risiko in ihrem späteren Leben in gewalttätiges und aggressives
Verhalten verwickelt zu sein, als Kinder, die keine Gewalt in den Medien
wahrgenommen haben (Congressional Public Health Summit, 2000).
•
Brutale Videospiele können auslösen, dass die Menschen mehr
aggressive Gedanken, Gefühle und aggressiveres Verhalten an den Tag
legen. Die Videospiele können Mitgefühl und Mithilfe unter
Gleichaltrigen verringern (Anderson, 2004; Gentile, 2003).
•
Kinder, die viel fernsehen und viel Videospiele spielen, werden nicht nur
mehr Gewalt in den Medien ausgesetzt, sondern sie sind eher bereit mit
Gleichaltrigen brutal umzugehen und sie tendieren dazu, das
schlimmste im Umgang mit Gleichaltrigen anzunehmen (Buchanan,
Gentile, Nelson, Walsh& Hensel, 2002).
•
Gewalt (Totschlag, Selbstmord und Traumata) ist eine führende Ursache
für Tod bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gewalt ist
gängiger als Krankheit, Krebs oder angeborene Behinderungen (Die
amerikanische Akademie der Kinderheilkunde, 2001).
Welche Rolle spielen Massenmedien bei SBV?
Zweifellos beeinflussen die Massenmedien das Leben junger Leute.
Medieneinfluss bezieht sich auf die Art, wie die Massenmedien in all ihren
Formen (Fernsehsendungen, Filme, Werbung, Internetseiten und ähnliches) die
Art und Weise, wie wir uns als Publikum in unserem Alltag verhalten und wie
wir handeln, beeinträchtigen.
Über die Rolle der Massenmedien bei SBV zu sprechen, bedeutet
hauptsächlich über den Einfluss zu sprechen, den die Massenmedien auf
Kinder und Jugendliche hat.
Es gibt verschiedene Theorien die versuchen den Medieneinfluss auf das
Publikum zu erklären. Manche Theorien besagen, dass das Ausmaß wie das
Publikum von den Medien gefangen wird ungefähr in drei Grade eingeteilt
werden kann. Der erste Grad ist die primäre Beteiligung, bei der sich das
Publikum nur auf das Konsumieren der Medientexte konzentriert. Von zweiter
Beteiligung spricht man, wenn sich die Konzentration des Publikums zwischen
dem Medientext und einer anderen Ablenkung aufteilt. Von dritter Beteiligung
spricht man, wenn der Medientext völlig in den Hintergrund getreten ist und
keine Konzentration mehr vorhanden ist.
Eine weitere Theorie über die Publikumswahrnehmung, die
wahrscheinlich am meisten akzeptiert ist, ist das Modell „Anwendungen und
Freude“ von Denis McQuail. Dies stellt die Schwerpunkte dar, warum das
Publikum Medien konsumiert. Der erste in dem Modell aufgeführte Grund ist
die Notwendigkeit, sein eigenes Verhalten zu verstärken, indem man sich mit
den in den Medien dargestellten Rollen und Werten identifiziert. Zweitens
müssen wir eine Art Zusammengehörigkeit mit anderen empfinden. Die
Medien schaffen ein Fenster zur Welt, das Bildung und das Sammeln von
Informationen ermöglicht. Der letzte Grund ist die Notwendigkeit der
Unterhaltung. Diese Theorie wird dadurch verstärkt, dass sie vorschlägt, dass
das Publikum aktiv den Medieninhalt auswählt. Dies würde jedoch keinerlei
Passivität des Publikums zulassen. Zum Beispiel könnte eine Person zu faul
sein, den Fernseher auszuschalten und sie konsumiert daher irgendein
verfügbares Programm. Ein weiterer Nachteil ist, dass diese Theorie den
Kurzzeitauswirkungen und Langzeitauswirkungen auf das Publikum wenig
Beachtung schenkt.
Dieses Thema wurde auch während der Onlinekonferenz (SBV: Die Rolle
der Medien) diskutiert. Die Idee der Teilnehmer war es, dass das Publikum eine
Medienkompetenz hat und dass es deshalb Medien „benutzt“ um, besondere
Erfüllung zu erlangen. Mitglieder der Zielgruppen sind sich der
Informationsbedürfnisse bewusst, sind aktiv und benutzen die Medien dazu,
diese Bedürfnisse zu stillen.
Die Zielgruppe eines Mediums wird als sehr wichtig angesehen, sodass eine
Nachricht bestmöglich formuliert und gesendet werden kann. Ohne zu wissen
wen wir eigentlich ansprechen, wissen wir nicht wie wir sprechen sollen. Die
Zielgruppen zu verstehen, ihre Eigenschaften zu kennen und ihre
Informationsbedürfnisse zu kennen, helfen den Kommunikationsablauf
passender zu machen.
Ebenfalls wichtig ist es, herauszufinden, welches Medium innerhalb der
Zielgruppe die erreicht werden soll, am beliebtesten ist. Das bedeutet nicht,
dass andere Formen der Medien ignoriert werden sondern dass der
Hauptschwerpunkt darauf liegt, so viel Publikum wie möglich zu erreichen.
Wichtiger als das Aussuchen der Medien ist es, dass die Nachricht aufgrund
mehrerer Gründe definiert werden muss, einschließlich, dass es Theorien gibt,
die besagen, dass auch der Kanal die Glaubwürdigkeit der Nachricht
beeinflusst.
Wie Gewalt in den Massenmedien aggressives / gewalttätiges Verhalten
beeinflusst?
Viele Studien zeigen, dass es zwischen der in den Medien gezeigten
Gewalt und aggressivem Verhalten einen Zusammenhang gibt. Ein von
Wartella durchgeführter Studienbericht von 1995 fasst folgendes zusammen:“
Tausende Studien in den USA und mehrere Dutzend in Europa haben sich
diesem Thema gewidmet. Die aktuellen Berichte beinhalten, dass es einen
Zusammenhang zwischen „gesehener“ Gewalt und aggressivem Verhalten
gibt. Dies ist eine Beziehung, die sich trotz einer Vielfalt von Kontrollen stetig
hält (zum Beispiel: das Alter, sozialer Status, Bildungsniveau, Verhalten der
Eltern, Meinung bezüglich Aggression)…“(1995:306)
Die Gewalt in den Medien und ihr Einfluss auf Kinder ist wahrscheinlich
der am meisten untersuchte Bereich des Medieneinflusses. Studien, die in den
frühen 70ger Jahren begannen und drei Jahrzehnte andauerten haben gezeigt,
dass das Risiko von aggressivem Verhalten bei bestimmten Kindern und
Jugendlichen erhöht wird, wenn sie Gewalt in den Medien stark ausgesetzt
sind. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Nachrichtenberichte über
Gewaltverbrechen kleinere Kinder traumatisieren können.
Laut der amerikanischen Akademie der Kinderheilkunde (AAP)
„werden Kinder von den Medien beeinflusst- sie lernen durch Beobachten,
Imitieren und übernehmen dieses Verhalten“ (2001:1224).
Eine Vielzahl von Studien unterstützen die Theorien, die erklären wie
das Aussetzen der Gewalt in den Medien aggressive Verhaltensweisen und
Einstellungen von einigen Kindern aktivieren würde. Menschen beginnen
schon in frühem Alter andere Individuen zu imitieren und kleinere Kinder
erlernen viele motorische und soziale Fähigkeiten dadurch, indem sie das
Verhalten anderer beobachten (Bandura, 1977).
Viele Forscher sind sich einig, dass ein solch beobachtendes Lernen
wahrscheinlich der wichtigste psychologische Prozess ist, der den
Auswirkungen von Gewalt in den Medien zugrunde liegt. Der gleiche Prozess
könnte erklären, wie pro-soziales Verhalten, das in den Medien gezeigt wird,
positives Verhalten bei Kindern fördern könnte (Friedlander, 1993; Harold,
1986; Mares, 1996).
Die Hauptpunkte dieses Themas könnten wie folgt zusammengefasst werden:
¾ Eine der größten Studien in Europa (durchgeführt im Jahre 1978 von
Belson) zeigt, dass es eine Verbindung zwischen dem Betrachten von
Gewalt in den Medien und ernstzunehmendem kriminellen Verhalten
von jugendlichen Jungen gibt (Belson, 1978).
¾ Wenn Kinder in gewalttätigen Verhältnissen und Umgebungen leben,
sind sie eher gefährdet von der Gewalt in den Medien beeinflusst zu
werden.
¾ Ein wichtiges Ergebnis experimenteller Studien ist, dass anscheinend
nicht alle Jugendlichen auf gleiche Weise von der Gewalt in den Medien
beeinflusst werden. Die Auswirkungen scheinen bei Jugendlichen, die
aus irgendeinem Grund schon aggressiv sind oder die aufgebracht und
provoziert wurden am stärksten zu sein.
¾ Laut dem US Public Health Service- US Surgeon Report- ist das
Aussetzen von Gewalt im Fernsehen ein zusätzlicher Faktor, der in der
Kategorie „frühe Risikofaktoren“ bei denjenigen, die im Alter von 15-18
eine Gewalttat verüben eine Rolle spielen.
Im aktuellen Kontext der Debatte über die Auswirkungen von Gewalt in
den Medien für Kinder und Jugendliche, hat der U.S: Surgeon General’s Report
folgende wichtige Ergebnisse zusammengefasst:
•
•
Wenn Kinder und Jugendliche brutalen Programmen ausgesetzt werden,
kann dies aggressives Verhalten kurzzeitig steigern. Gewalttätige
Programme in den Medien erhitzen Emotionen, die theoretisch mit
aggressivem und gewalttätigem Verhalten gekoppelt sind. Anzeichen
für langfristige Auswirkungen von Gewalt in den Medien sind noch
nicht vorhanden.
Gewalttätiges Verhaltensweisen kommen unregelmäßig vor und
unterliegen mehreren Einflüssen. Bestehende Anzeichen sind noch
ungenügend um genau beschreiben zu können, wie viel Aussetzen von
Mediengewalt- welche Formen, für wie lange, in welchem Alter, für
welche Typen von Kindern, oder in welchem häuslichen Umfeldgewalttätiges Verhalten bei Kindern und Jugendlichen prognostizieren
kann.
Viele andere Studien, Laborergebnisse und experimentelle Studien haben
ihre Ergebnisse über die Auswirkungen von Gewalt in den Medien auf Kinder
und Jugendliche öffentlich gemacht. Verschiedene Ansichten und manchmal
auch das genaue Gegenteil kamen aus den verschiedenen Quellen heraus. Man
konnte auch beobachten, dass es sogar erhebliche Meinungsverschiedenheiten
unter ihnen gab.
Viele Experimente des letzten Jahrhunderts haben begutachtet, ob
Kinder, die brutalem Verhalten in Filmen oder im Fernsehen ausgesetzt sind,
verhalten sich unmittelbar danach aggressiv. Viele Studien haben auch den
unmittelbaren Effekt der Gewaltprogramme über aggressive Gedanken oder
Emotionen betrachtet, die gezeigt wurden um das Risiko von aggressivem
Verhalten zu erhöhen.
Ein großer Teil der Studien weist nun darauf hin, dass sich das physische
und verbale aggressive Verhalten der Kinder, die Gewalt in den Medien
ausgesetzt sind kurzzeitig erhöht (von Stunden bis hin zu Tagen). Gewalt in
den Medien fördert auch aggressive Einstellungen und Emotionen, die
theoretisch mit aggressivem und gewalttätigem Verhalten gekoppelt sind.
Einige Studien zeigen, dass die Gewalt im Fernsehen einflussreich ist,
denn 25% der Kinder, die zuschauen könnten davon betroffen sein. Andere
Studien hatten gezeigt, dass es von über 300 Studien mit vielen Kindern keine
direkten Auswirkungen der Gewalt auf die Jugendlichen der heutigen
Gesellschaft gab, die durch Massenmedien dargestellt war. Beispielsweise
könnte festgestellt werden, dass Gewalt in den Medien nie als der einzige
Grund von schwierigem Verhalten angesehen werden kann, sie könnte
möglicherweise nur auftreten um diejenigen zu bestärken, die schon zu solchen
Tendenzen neigen.
Massenmedien und Nachahmungsverhalten
Experimente (durchgeführt von Albert Bandura im Jahre 1963) zeigten,
dass ein Kind nur durch das Beobachten von verschiedenen symbolischen
Modellen, neue Standpunkte und Verhaltensweisen von Fernsehprogrammen
lernen kann. Einem Kind ist es durch Beobachten und Imitieren möglich, eine
aggressive Verhaltensform zu erlernen. Die Fähigkeit zu Imitieren bedeutet
nicht automatisch gleich gewalttätiges Verhalten. Wenn das, was beobachtet
wurde in einer neuen Situation imitiert wird und die Situation ähnlich der
beobachteten Situation ist, hängt dies von vielen persönlichen und
situationsbezogene Faktoren ab. Diese Studien waren die Grundlage für die
soziale Lerntheorie, die versucht den Mechanismus durch den Menschen neue
Verhaltensformen erwerben zu erklären.
Einige sagen, dass die Verbindung zwischen Gewaltprogrammen in den
Medien und Aggression eine psychische ist, gegründet auf die Art wie wir
lernen. Zum Beispiel auch die Tatsache, dass Kinder kognitive Skripte
entwickeln, die ihr eigenes Verhalten durch Nachahmen der Handlungen der
Actionhelden aus den Medien leiten. Wenn sie brutale Sendungen sehen, lernen
die Kinder die Skripte die Gewalt als eine angemessene Methode zur
Problemlösung sehen, zu verinnerlichen.
Studien, die in Australien, Finnland, Polen, Israel, den Niederlanden und
den Vereinigten Staaten durchgeführt wurden, zeigten, dass ein Kind aggressiv
werden könnte, wenn es die meiste Zeit brutale Fernsehprogramme sehen
würde,. Es würde denken, dass die Programme eine Widerspiegelung der
Realität sind und es würde sich selbst mit den Charakteren der Sendung
identifizieren.
Eine Studie, die von der Kaiser Family Foundation im Jahre 2004
durchgeführt wurde hat herausgefunden, dass fast die Hälfte (47%) der Eltern
mit Kindern im Alter von 4 und 6 Jahren berichten, dass ihre Kinder
aggressives Verhalten aus dem Fernsehen imitiert haben. Es ist jedoch
interessant anzumerken, dass Kinder eher positive Verhaltensweisen
nachahmen- 87% tun dies.
Jahrzehnte in der Sozialwissenschaftsforschung haben gezeigt, da ja
Gewalt hauptsächlich ein erlerntes Verhalten ist, Gewaltlosigkeit ebenfalls
erlernt werden kann. Psychologen haben diese Forschungsergebnisse kürzlich
in Bezug auf das Unterrichten der Gewaltlosigkeit für kleinere Kinder und ihre
Sorgeberechtigten, angewendet. Ihre Forschungsergebnisse decken auf, dass
dadurch, dass Gewalt ja erlernt werden kann, gewaltfreier Umgang
miteinander ebenfalls gelehrt werden kann.
Alle diese behaupten, dass aufgrund der Gewalt in den Medien die
Kinder stetig anti-soziales und aggressives Verhalten entwickeln. Kinder
reagieren vielleicht weniger sensibel auf Gewalt und diejenigen, die angegriffen
werden. Des Weiteren könnten Kinder die Welt als brutal und gemein ansehen
und Angst entwickeln, selbst ein Gewaltopfer zu werden. Kinder werden
Gewalt als eine annehmbare Art zur Konfliktlösung ansehen.
Auswirkungen der Massenmedien
Positive Effekte der Massenmedien für junge Leute
Vorteilhafte Effekte schließen die frühe Bereitschaft zum Lernen,
Bildungsreichtum, Möglichkeiten Diskussionen über soziale Probleme zu
betrachten oder daran teilzunehmen, Enthüllung der Kunst durch Musik und
Theateraufführungen und Unterhaltung mit ein. Schädliche Auswirkungen
können sich nur aus Effekthascherei von gewalttätigem Verhalten ergeben.
In diesem Kontext der Diskussion über Medieneinfluss auf Kinder, sind
Bildungsprogramme ohne Frage der wichtigste Ursprung positiver und lang
anhaltender Effekte.
Beim Congressional Public Health Summit ist eine wichtige Unterscheidung
bezüglich der Auswirkungen der Gewalt in den Medien auf Kinder gemacht
worden: „Es ist nicht die Gewalt selbst, sondern der Kontext in dem sie
dargestellt ist, was den Unterschied zwischen dem Lernen über Gewalt und
lernen gewalttätig zu sein, machen kann.“ (Congressional Public Health
Summit, 2000)
Eine Studie der Kaiser Family Foundation über Eltern mit Kindern im
Alter von 6 Monaten bis zu 6 Jahren hat gezeigt, dass 66% der befragten Eltern
denken, dass ihr Kind positive Verhaltensweisen aus dem Fernsehen imitiert,
wie zum Beispiel helfen oder teilen. 38% von ihnen denken, dass das Fernsehen
das Lernen der Kinder meist fördert, während 31% sagen, dass das Fernsehen
einen schlechten Einfluss ausübt und 22% sagen, dass es weder positive noch
negative Auswirkungen hat. Die Studie deckte auf, dass die Meinung der Eltern
bezüglich der vorteilhaften Auswirkungen des Fernsehens mit der Zeit, die ihre
Kinder vor dem Fernseher verbringen, gekoppelt ist. Kinder deren Eltern sagen,
dass das Fernsehen dem Lernen hilft, verbringen täglich im Durchschnitt eine
halbe Stunde mehr vor dem Fernseher, als die Kinder deren Eltern glauben,
dass das Fernsehen einen schlechten Einfluss ausübt. Folgende Dinge wurden
unter den Vorteilen des Fernsehens erwähnt: anspornendes Fantasiespiel,
Erlernen von Buchstaben und Wörtern und eine Fremdsprache lernen (Die
Kaiser Family Foundation, 2006).
Negative Effekte
Studien haben folgende Eigenschaften des Medieninhalts
gekennzeichnet, die negative Auswirkungen auf Kinder haben: Gewalt und
aggressives Verhalten, sexueller Inhalt, aggressive/ brutale Körperhaltung,
aggressive Sprache. Diese Dinge beeinflussen hauptsächlich das
Selbstwertgefühl der Kinder, ihre physische Gesundheit und ihre schulischen
Leistungen.
Auswirkungen des Fernsehens
Während der Onlinekonferenz SBV: Die Rolle der Medien, diskutieren
die Teilnehmer über verschiedene Studien: Einige sagten, dass
Fernsehprogramme nur einen kleinen Einfluss haben, andere behaupten dass
die Fernsehprogramme gewalttätiges Verhalten sehr beeinflussen.
Einer der Teilnehmer erwähnte einen Artikel, der eine Studie über den
Einfluss des Fernsehens auf gewalttätiges Verhalten, die zeigte, dass sich bei
den untersuchten Leuten nach dem Fernsehen, gewalttätiges Verhalten um 70%
erhöht hat und dass der Einfluss des Fernsehens mit vorher aggressiven Leuten
relevant war, was auch das Ergebnis anderer Studien war, die oben dargestellt
worden sind.
Eines der Ergebnisse, zu dem die meisten Teilnehmer gekommen sind,
war, dass Eltern bei den Mediengewohnheiten ihrer Kinder eine elementare
Rolle spielen und dass Eltern aussuchen sollten, was ihre Kinder im Fernsehen
ansehen dürfen.
Einer der ersten Autoren, der Studien über die Auswirkungen der Medien
auslöste sagte: „… für einige Kinder ist Fernsehen unter einigen Umständen
schädlich. Für einige Kinder unter den gleichen Bedingungen oder für die
gleichen Kinder unter anderen Bedingungen kann es vorteilhaft sein. Für die
meisten Kinder, unter den meisten Bedingungen, sind die meisten
Fernsehprogramme weder besonders schädlich, noch besonders vorteilhaft“
(Schramm, Lyle, &Parker, 1961:11).
Eine von der Universität von Washington durchgeführte Studie von
2005, besagte, dass je mehr Kinder im Alter von 4 Jahren fernsehen, desto
wahrscheinlich ist es, dass sie später in der Schule selbst Gewalttäter werden.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Mobbing eine der Konsequenzen sein
kann, wenn zu viel ferngesehen wird.
Auswirkungen von Videospielen
Die aktuelle Forschung entdeckt die Auswirkungen der neuen Medien
auf das Verhalten von Kindern. Craig Anderson und Brad Bushman von der
Iowa State Universität betrachtete duzende Studien über Videospiele. 2001
haben sie berichtet, dass Kinder und Jugendliche die brutale Videospiele
spielen, auch wenn es nur für kurze Zeit ist, eher gefährdet sind sich in der
wirklichen Welt ebenfalls aggressiv zu verhalten. Eine andere Studie von Craig
Anderson im Jahre 2000 behauptet, dass brutale Videospiele schädlicher sein
kann, als brutale Fernsehprogramme und Filme, da Videospiele interaktiv und
sehr spannend sind. Sie verlangen vom Spieler, sich mit dem Angreifer zu
identifizieren. Kinder wiederholen beim Spielen das brutale Verhalten immer
wieder und wieder (Gentile & Anderson, 2003).
Andersons und Gentiles Studie zeigt, dass Kinder immer mehr Zeit
damit verbringen, Videospiele zu spielen. Jungs spielen im Durchschnitt 13
Stunden pro Woche, während Mädchen im Vergleich nur 5 Stunden spielen
(Gentile, Lynch, Linder, & Walsh, 2004).
Eine Inhaltsanalyse der Forschungsorganisation Kinder Heute zeigt, dass die
Mehrheit der Videospiele Gewalt enthalten und über die Hälfte von ihnen
haben in der „realen“ Welt ernsthafte Verletzungen oder Tod zur Folge.
Des Weiteren sind Kinder, die gewalttätige Videospiele spielen weniger
bereit, Gleichaltrigen zu helfen oder sie zu unterstützen. Die Forschung hat
gezeigt, dass dies nicht nur auf nicht aggressive Kinder zutrifft sondern auch
auf Kinder, die bereits zur Aggression tendierten (Gentile, Lynch, Linder, &
Walsh, 2004).
Auswirkungen von gewaltverherrlichender Musik
2003 haben Craig Anderson, Nicholas Carnagey und Janie Eubanks eine
Studie herausgegeben um herauszufinden, wie brutale Musiktexte Kinder und
Jugendliche beeinflussen. Die Studie schloss auch Studenten mit ein und zeigte,
dass Lieder mit brutalen Texten Aggression erhöhten. „ Das wichtigste Fazit
dieser und anderer Studien ist, dass bei brutaler Unterhaltung der Medien der
Inhalt von Bedeutung ist“,… „ Diese Aussage ist für alle Kunden wichtig,
jedoch speziell für die Eltern von Kindern und Jugendlichen.“ (2003).
Effekte der Mobilfunktechnik
Es gibt immer mehr Anzeichen, dass die Mobilfunktechnik durch das Erzeugen
von Angst und Erniedrigung Schaden verursachen kann, der zum Beispiel
durch Mobbing entsteht. Obwohl es offensichtlich ist, dass die neuen
Kommunikationstechnologien mit den Praktiken des Mobbings, Belästigung
und anderen böswilligen Formen der Kommunikation unter Gleichaltrigen
verbunden sind, ist es noch nicht klar, dass diese Technologien für das
Vorkommen von solchen Praktiken verantwortlich sind. In diesem Bereich ist
ein Mangel an Forschung besonders deutlich spürbar.
Interaktive Medien
Einige Studien zeigen, dass die Entwicklung der neuen Medien den Kindern
viel mehr Gelegenheiten gibt, der Mediengewalt zu Hause ausgeliefert zu sein.
Eine aktuelle Psychologietheorie behauptet, dass die interaktive Art vieler
dieser neuen Medienprodukte (Internetseiten, Computer- und Videospiele) das
Verhalten der Kinder mehr beeinflussen könnten als passive Medien, wie zum
Beispiel das Fernsehen.
Laut dem „Office of the Surgeon General“ sind Kinder theoretisch
beeinflussbarer wenn sie anstatt nur passive Beobachter, aktive Teilnehmer
sind. Um diese Bedenken weiter zu legimitieren, hat die amerikanische
Vereinigung der Kinderheilkunde berichtet dass anfängliche Studien über
interaktive Medien zeigen dass das Element der von den Kindern ausgelösten
virtuellen Gewalt viel mehr Auswirkungen haben, als diese der passiven
Medien. Da Studien ja bereits gezeigt haben, dass passive Mediengewalt einen
bedeutenden Einfluss auf Kinder hat, sind die Einflüsse der interaktiven
Medien viel schlimmer.
Der Bericht kennzeichnete die folgenden wichtigsten Auswirkungen, die
Gewalt im Fernsehen haben:
• Kinder könnten weniger sensibel für den Schmerz und das Leiden
anderer werden
• Kinder könnten ängstlicher auf ihre Umwelt reagieren
•
Kinder könnten sich anderen gegenüber eher aggressiv verhalten
Langzeitstudien über die Auswirkungen der Gewalt in den Medien und Gewalt an
Schulen
Ein paar Forscher haben einige Langzeitanalysen bezüglich der
Auswirkungen der Gewalt im Fernsehen auf Kinder durchgeführt. Sie haben
die gleiche Zielgruppe über viele Jahre untersucht. Hier sind einige der
Ergebnisse:
•
•
•
•
Zielgruppe: 856 Drittklässler, die in Columbia County, New York, in
einer halb-ländlichen Gegend leben: Jahr: 1960; Ergebnis: Kinder, die zu
Hause brutale Sendungen im Fernsehen sahen, haben sich in der Schule
aggressiver verhalten. Zielgruppe: die gleichen Kinder; Jahr: 1971;
Ergebnis: Jungs, die im Alter von 8 Jahren brutale Sendungen im
Fernsehen sahen, gerieten als Teenager eher mit dem Gesetz in Konflikt
(Eron, 1960,1971).
Zielgruppe: 8 Jährige; Jahr: 1971; Ergebnis: Jungs, die viel Gewalt im
Fernsehen anschauten, waren im wirklichen Leben eher bereit sich
aggressiv zu verhalten. Zielgruppe: die gleichen Kinder; Jahr: 1981;
Ergebnis: je mehr Gewalt die Jungs als achtjährige anschauten, desto
aggressiver reagierten mit 18 (Lefkowitz, 1971; 1981).
Zielgruppe: 707 Familien im Hinterland von New York; Zeitspanne: 17
Jahre, Anfang 1975; Ergebnis: die Auswirkungen sind nicht auf brutale
Sendungen beschränkt, Kinder die täglich eine bis drei Stunden
fernsahen, waren, als sie 14 bis 16 Jahre alt waren 60% mehr gefährdet als
Erwachsene in Schlägereien oder Angriffe verwickelt zu sein, als
diejenigen, die wenig Zeit vor dem Fernseher verbrachten (Johnson,
1975).
Kinder, die in der Grundschule viele Stunden Gewalt im Fernsehen
anschauten tendierten eher dazu sich als Jugendliche aggressiv zu
verhalten. Untersuchungen mit den gleichen Jugendlichen stellten fest,
dass diejenigen die mit 8 Jahren viel Gewalt im Fernsehen anschauten,
als Erwachsene eher verhaftet oder wegen krimineller Handlungen
angeklagt wurden. Als Kind aggressiv zu sein sagte interessanterweise
nicht voraus, dass sie als Teenager mehr brutale Sendungen im
Fernsehen anschauten. Fernsehen ist viel öfter eine Ursache, als eine
Konsequenz von aggressivem Verhalten (Huesmann & Eron, 1983).
Eine andere Langzeitstudie zeigte, dass eine Fernsehsendung die Kinder in
den Gemeinden so sehr beeinflusste, dass sie (nach dem Vorbild der
Sendungen) zwei verschiedene Gangs gründeten und der Konflikt zwischen
beiden die örtlichen Sendungen ernsthaft spalteten (Granzberg & Steinbring,
1970, 1980).
Die oben genannten Untersuchungen wurden von anderen Forschern
verurteilt, denn sie argumentierten, dass die untersuchten Gruppen zu klein
waren, um wirklich relevant zu sein und dass in manchen Fällen die
gesammelten Daten ungenügend waren.
Man könnte schlussfolgern, dass das Anschauen von Gewalt in den Medien
drei Kategorien von Leuten beeinflusst:
- die Täter
- die Opfer
- die Gesellschaft (wenn Aggression und Angst vor Aggression
verbreiteter wird)
Wie SBV in den Massenmedien dargestellt wird
In vielen Ländern werden
SBV
Probleme
als
getrennte Fälle widergespiegelt, sie sind für die
Medien keine normalen
Themen.
Die
SBV
Probleme tauchen in den
Medien nur dann auf,
wenn auch dramatische
Dinge
passieren.
Dies
liegt daran, dass die
Medien
hauptsächlich
über Probleme berichten,
die die sich verkaufen
sollen, also helfen kleine
Fälle,
die
keine
dramatischen Tatsachen
enthalten nicht, dieses
Ziel zu erreichen
Es gibt verschiedene Arten von Reaktionen der Massenmedien unter
Ländern. Wie ein Teilnehmer der Onlinekonferenz SBV: Die Rolle der Medien
angedeutet hat, gibt es in Ländern wie Moldawien kein Interesse an Problemen
wie SBV. Dies liegt vielleicht daran, dass Gewalt zu Hause ein so alltägliches
Problem darstellt, dass andere damit verbunde Probleme immer noch als ein
Tabu angesehen werden.
In Norwegen zum Beispiel war das Medieninteresse enorm und die
Forscher glauben, dass dieses Medieninteresse zum Rückgang der Gewaltopfer
beitrug. Wie ein Teilnehmer der Konferenz anmerkte, war die Kontrolle des
SBV jedoch wieder verloren, als das Medieninteresse nachließ.
Die Zeitungen, Radiosender und Fernsehrsender berichten selten über
SBV Fälle, zum Beispiel wenn dramatische Dinge wie Schießereien passieren.
Das Medium Internet bietet eine viel mehr Informationsmöglichkeiten über
SBV. Es gibt entweder ganze Webseiten über dieses Problem, oder Webseiten
die Organisationen/ Personen vorstellen, die sich für Prävention engagieren. Es
gibt auch Online Ausgaben der Massenmedien, die mehr Neuigkeiten und
Informationen über SBV als die gedruckten oder TV Formate beeinhalten
( wie beispielsweise BBC news).
Die Internet Nachrichten und Artikel über SBV sind sehr zahlreich. Die
komplette Erfassung vom Yahoo News Archiv zum Beispiel hat über 650
Neuigkeiten von diesem Thema.
Es gibt immer noch manche Medien, die sich regelmäßig diesem Problem
zuwenden, indem sie sowohl über die großen und kleinen Fälle von SBV
berichten und manchmal sogar über Präventionsinitiativen.
Laut der Studie Massenmedien und Gewalt (Die US Nationale Kommission
über die Gründe und Prävention von Gewalt, 1969) wird die Gewalt im
Fernsehen als eine wirkungsvolle Art Konflikte zu lösen dargestellt, im
Gegensatz zu alternativen Methoden wie zum Beispiel Debatte, Verhandlung
und Kompromisse. Ein anderes Ergebnis der Studie zeigte, dass eine starke
Verbindung zwischen Gewaltnormen und den Maßnahmen gibt, in denen eine
solche Erfahrung direkt bekannt ist.
Diejenigen Personen, die Gewalt erfahren haben waren dazu veranlasst,
zuzustimmen, ein solches Verhalten gutzuheißen.
Auf lange Sicht kann Anschauen von Gewalt im Fernsehen nicht nur
zum Aktivieren von Neigungen führen, sondern es kann auch normales
Verhalten beeinflussen: Also kann Gewalt im Fernsehen gewalttätiges
Verhalten sowohl aktivieren, als auch erzeugen. Ein weiterer Langzeiteffekt der
Studie zeigte, dass Gewalt in den Medien so weit verbreitet ist und den
Glauben zusammenführt, dass die Welt in der wir leben eine Welt von Gewalt
ist, es führt also dazu Gewalt als eine fast normale Situation zu akzeptieren.
Dies wird auch durch einige Studien gezeigt die besagen, dass Leute die
öfter der Gewalt in den Medien ausgesetzt sind, sich wenig betroffen fühlen,
wenn sie Gewalt in der wirklichen Welt bezeugen und dass sie wenig Mitgefühl
für die Opfer zeigen. Sie haben auch gezeigt, dass Kinder aggressives Verhalten
in der wirklichen Welt eher tolerieren, wenn sie vorher Fernsehsendungen oder
Filme angeschaut haben, die einen brutalen Inhalt hatten (Molitor & Hirsch,
1994).
Der Begriff der Gewalt als ein Mittel der Problemlösung wird durch
Unterhaltung verstärkt, in der beide fortlaufend, die Bösewichte und die
Helden Gewalt ergreifen. Das Zentrum für Medien und öffentliche
Angelegenheiten (CMPA), das Gewalt im Fernsehen, in Filmen und in
Musikvideos für ein Jahrzehnt untersucht hat, hat berichtet, dass fast die Hälfte
aller Gewalttaten von den „Guten“ verübt wurden. Weniger als 10% der
analysierten Fernsehsendungen, Filme und Musikvideos thematisierten die
Gewalt oder erforschten deren Konsequenzen für die Menschen. Die Gewalt
wurde einfach als vertretbar, natürlich und unvermeidlich dargestellt- also als
nahe liegende Art, Probleme zu lösen.
Probleme werden sehr oft schnell und brutal gelöst und brutale oder
anti-soziale Verhaltensweisen bleiben unbestraft. Die „Guten“ sind oft keine
besseren Vorbilder mehr für jüngere Kinder, als die Bösewichte selbst. Die
Folge davon ist, dass viele Kinder mit brutalen, aggressiven und anti-sozialen
Methoden zur Problemlösung vertrauter sind, als mit gewaltfreien und sozialen
Methoden.
Wenn friedliche Möglichkeiten wie zum Beispiel Verhandlungen oder
andere gemeinschaftliche Problemlösungstechniken nicht enthalten sind, oder
ihre Erfolge nicht gemeldet wurden, werden sie unsichtbar und werden eher
nicht als mögliche Optionen im Umgang mit Konflikten angesehen oder als
solche verstanden.
Zu viele Berichte über SBV sind genau so schlimm wie gar keine
Nachrichten darüber, weil die Öffentlichkeit vielleicht das Interesse daran
verlieren könnte. Aber es ist auch eine wichtige Tatsache, dass viele
Nachrichten über das Thema bedeuten, dass das Phänomen von SBV weit
verbreitet ist, was ein Alarmsignal sein könnte.
Es gibt Theorien, die die Tatsache unterstreichen, dass eine steigende
Zahl an Informationen nicht unbedingt den gewünschten Effekt hat. Unter den
vorhandenen Theorien über Massenkommunikation gibt es das so genannte
„Paradox des Überflusses“. Es besagt, dass die steigende Quantität von
Informationen nicht unbedingt zu einem besseren Grad an Informationen führt.
Die Teilnehmer der Onlinekonferenz zogen in Betracht, dass die Rolle
der Medienberichte bei der Entwicklung oder Prävention von SBV wirklich
vom Inhalt der Berichte abhängt. Die Botschaft ist diejenige, die die Grenze
definiert, ob es etwas ist, das helfen würde das Phänomen und seine schlimmen
Folgen zu verstehen oder ob es zur Verbreitung führen würde.
„Was wichtiger ist als die Dosierung, ist die Art und Weise wie das Thema
behandelt wird. Es sollte nicht aufsehenerregend klingen, sondern sollte auf offene, klare
und unvoreingenomme Art mit dem Schwerpunkt auf der Selbsthilfe und anderen
Lösungen, anstatt Anschuldigungen. Während dem Thema gebührende Wichtigkeit
zukommen sollte, wird das Interesse der Öffentlichkeit an dem Thema zu oft
reduziert.“ (Raymond Portelli, Malta, conference3.bullying-in-school.info)
Andere Diskussionen während der Konferenz deckten auf, dass, der
Meinung der Teilnehmer nach, der beste Weg für die Medien zu helfen ist, die
Botschaft anzupassen, indem sie über die Zielgruppe nachdenken. Es ist auch
wichtig, dass die Berichte Fakten mit einschließen, die sie für die Zielgruppen
glaubhafter und vertrauenswürdiger machen, wie zum Beispiel Statistiken über
SBV, Zeugenaussagen von Beteiligten und Pro und Kontras in Verbindung mit
dem berichteten Thema. Die Informationen müssen überprüft und neutral sein
und eine umfangreiche Perspektive bieten.
Die von den Medien dargestellten Berichte über SBV hängen auch von
den Informationsquellen ab. Die Informationsquellen betreffen sowohl die
Journalisten (wie sie Informationen über SBV bekommen und wo sie nach
Informationen suchen), als auch die Personen, die mit den Journalisten arbeiten
(Informationen, die sie mit den Journalisten teilten, wenn sie danach gefragt
wurden).
Während der SBV Onlinekonferenz: Die Rolle der Medien wurden die
folgenden Informationsquellen gekennzeichnet: Schulen, Statistiken von
gemeldetem Mobbing, Amtspersonen, Mobbingopfer, Eltern, Lehrer, Schüler
und die Polizei.
Ein wichtiges Thema, das mit den Medienberichten über SBV und den
Informationsquellen verbunden ist, sind die „Medien Vergleichskompetenzen“.
„ Die häufigste Reaktion ist „wir reden nicht“Was gleichbedeutend ist mit, etwas unter den Teppich kehren. Journalisten sind
ausdauernde Kreaturen, wenn sie nicht mit Experten sprechen können, sprechen sie mit
jedem der mit ihnen reden möchte- daher die verdrehten Tatsachen.“
(Ioana Avadani, Rumänien, conference3.bullying-in-school.info).
Aus der Sicht der Journalisten, in Übereinstimmung mit ein paar Studien
vorgelegt von Christina Coman (2000), gibt es einige Erwartungen, von denen
Journalisten denken, dass Personen die mit Medien umgehen erfüllen sollten:
(1) kommunikativ zu sein und soziale Kompetenzen zu haben;
(2) einen guten schriftlichen und mündlichen Ausdruck zu haben;
(3) ein gutes Gedächtnis und gute Darstellungsfähigkeiten zu haben;
(4) ein guter Organisator zu sein;
(5) die Fähigkeit zu haben, sich an die Arbeitszeiten von Journalisten
anzupassen;
(6) die Massenmedien zu kennen und die Art und Weise zu verstehen, wie
sie funktionieren;
(7) die Themen die er/sie präsentiert gut zu kennen;
(8) den Sinn für „Neuigkeiten“ zu haben
Auszug aus dem Delphi Fragebogen durchgeführt mit der
Onlinekonferenzteilnehmerin Ioana Avadani aus Rumänien. (4.
Onlinekonferenz: SBV: Die Rolle der Medien)
1) Wie wird Ihrer Meinung nach Mobbing und Gewalt in der Schule in
Ihrem Land von den Medien dargestellt?
Die Erfassung des Themas ist als solches fast nicht vorhanden. Es gibt
Geschichten über ernste Fälle, wenn ernste Gewalttaten gemeldet werden und
Kinder physisch leiden müssen. Unglücklicherweise wird das permanent
Mobbing auf niedrigster Ebene übersehen und wird noch nicht einmal als
Problem wahrgenommen. Über Schulgewalt wird doppelt berichtet: durch
Lehrer, Täter und Opfer. Über Gewalt auf Schülerebene wird nicht genug
berichtet. In der Regel kann man sagen, dass die Medien die „Fälle“ erfassen,
jedoch nicht das Phänomen.
2) Was denken, was der Nutzen/ oder Nachteil der Medienbeteiligung an
SBV ist?
Durch ein nicht richtiges Erfassen des Problems, verschwenden die Medien eine
große Gelegenheit, ihre eigentliche Rolle als ein Hüter öffentlichen Interessens
richtig zu erfüllen. Durch die Betonung brutaler Aspekte und separate Vorfälle
entsteht der falsche Eindruck, dass diese getrennte Vorgänge sind und nicht
Teil eines Phänomens mit tieferen Wurzeln.
3) Wie denken Sie könnten die Medien zur Reduktion/Prävention des SBV
beitragen?
Die Medien können tun, was sie am besten können: Das Interesse der
Öffentlichkeit erregen, die möglichen „Ziele“ und ihre Eltern vorbereiten, ihre
Rechte zu verstehen und die Institutionen bekannt zu geben, die Hilfe und
Entschädigung anbieten können. Sie können den Menschen zu verstehen geben,
dass SBV keine Gegebenheit ist und nicht geduldet werden muss.
Opfer und Täter in den Massenmedien
Ein anderes Problem dieses Themas ist damit verbunden, wie die
Standpunkte der Opfer und Täter in den Massenmedien dargestellt werden.
Teilnehmer diskutierten, dass die Medien aus der Sicht des Opfers als ein
Vektor von Sicherheitsgefühl angesehen werden kann, je nach Ausmaß in dem
ihre Rechte respektiert werden. Das Opfer hat das Recht zu entscheiden, ob
sein/ihr Name in den Medien veröffentlicht werden soll und ob er/sie
seine/ihre Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte.
Diskussionen während der Konferenz zeigten, dass die Leute denken,
dass Opfer von Gewalt beraten werden sollten, bevor sie den Medien
ausgeliefert werden, um über ihre Rechte und Pflichten Bescheid zu wissen.
Wichtige Punkte die in Betracht gezogen werden sollten sind, welche Vorteile
ein Opfer haben könnte, wenn es den Medien ausgesetzt sind und welches das
bestmögliche Medium sein könnte. Personen, die den Medien ausgesetzt sind
sollten stark genug sein, um mit dem Druck umgehen zu können und sie
sollten auch in der Lage sein, die Botschaft vermitteln zu können.
Teilnehmer der Konferenz haben vorgeschlagen, dass Täter in
Medienprogrammen auftauchen sollten, obwohl sie dann ausgeliefert werden
würden und es sie in eine Risikosituation bringen würde. Es wurde jedoch
überlegt, dass Zeugenaussagen darüber wie und warum sie aufgehört haben
ein Tyrann zu sein, einen positiven Effekt für das Publikum haben könnte.
Als Fazit könnte unterstrichen werden, dass der deontologische Code bei
der Beziehung der Medien und Personen, die an SBV Fällen beteiligt sind, eine
große Hilfe sein könnte. Ein „soziales Verantwortlichkeitstraining“ für Journalisten
wäre ebenfalls hilfreich.
Medienbildung
Das Zentrum für Medienbildung sagt, dass eine Person die
medienkundig ist, die „Bilder, Worte und Geräusche die unsere zeitgenössische
Massenmedienkultur ausmachen, zuordnen, verstehen, analysieren und
evaluieren kann“.
Medienbildungserziehung ist für junge Leute eine notwendige
Komponente der Gewaltprävention. Experten sagen, dass „
Medienbildungserziehung muss eine notwendige Komponente für jede
effektive Bemühung für Gewaltprävention sein.“
Jungen Leuten muss man zeigen, wie sie vernünftige
Medienkonsumenten sein können. Medienbildung bedeutet zu verstehen wie
Massenmedien funktionieren, wie sie Realität gestalten und Bedeutung
hervorbringen, wie die Medien organisiert sind und wie man sie vernünftig
nutzt.
Es müssen neue Fähigkeiten, wie zum Beispiel Informationsbildung,
entwickelt werden um die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen. Dies
bedeutet, über das Internet zu informieren und die Leute damit auszustatten,
den Wert der Quellen die sie benutzen einzuschätzen, den Kindern
verantwortungsvolles Verhalten beizubringen wenn sie online sind,
Zusammenarbeit unter den Hauptakteuren um das Bewusstsein von
Sicherheitsproblemen, Sicherheitsdiensten und Hotlines im Internet zu
erhöhen.
Medienbildungsinhalte bieten eine Reihe von Bildungswerkzeugen an,
um die Techniken zu analysieren, die verwendet werden um brutale Szenen zu
inszenieren und um die verschiedenen Darstellungen von Gewalt in
unterschiedlichen Genres wie Nachrichten, Zeichentricksendungen,
Fernsehfilmen, Sport und Musik zu entschlüsseln. Es ist wichtig, dass Kinder
früh lernen, dass Medien und Realität zwei verschiedene Dinge sind und dass
sie wissen, wie Kostüme, Kameraeinstellungen und Spezialeffekte sie täuschen
können. Studien belegen, dass Kritikfähigkeiten von früher Kindheit an gelehrt
werden und dass sie zur täglichen Gewohnheit für Eltern und Kinder werden
kann.
Die Rolle der Eltern in der Medienbildung
Verschiedene Institutionen haben Empfehlungen ausgesprochen, um das
Problem des Medieneinflusses auf Kinder anzusprechen. Diese Empfehlungen
beinhalten Vorschläge für Eltern, Erzieher und Gesundheitsexperten, um eine
sicherere Medienumwelt für Kinder durch Medienbildung zu befürworten. Sie
halten die Medienproduzenten dazu an, verantwortungsbewusster mit den
Darstellungen von Gewalt zu sein. Sie empfehlen nützlichere und effektivere
Medieneinschätzungen.
Eine stetige Empfehlung der Studien ist jedoch die Eigeninitiative der
Eltern, was die Erfahrungen der Kinder mit Medien betrifft. Durch die
Überwachung was Kinder sehen und hören, durch das Diskutieren
aufkommender Fragen und durch das Teilen der „Medienzeit“ mit ihren
Kindern können Eltern die negativen Einflüsse mäßigen und dadurch die
positiven Effekte der Medien für ihre Kinder erhöhen.
Viele Studien behaupten, dass die Medien nur eine Anzahl von
Variablen sind, die Kinder bezüglich aggressiven Verhaltens gefährden.
Eine norwegische Studie fand bei 20 gefährdete Jungs im Teenageralter heraus,
dass der Mangel an elterlichen Regeln, welche regelten, was die Jungen
ansahen, eher eine Prognose aggressiven Verhaltens ist, als die Menge der
Gewalt die sie anschauten. Die Studie hat auch gezeigt, dass das Aussetzen von
Gewalt in der wirklichen Welt, zusammen mit dem Aussetzen von
Gewaltprogrammen einen „Überfluss“ an brutalen Ereignissen schafft. Jungen,
die einen solchen Überfluss erfahren haben, machen eher von den brutalen
Medienvorbildern Gebrauch, um ihre Identitäten als Mitglieder von antisozialen Gruppen zu formen und zu festigen.
Daher sind Techniken um Kindern positive, gewaltfreie Wege
aufzuzeigen, um mit alltäglichen Problemen umzugehen, dringend
erforderlich.
Die Rolle der Eltern ist entscheidend, um Kindern beizubringen wie sie
auf Gewalt in den Medien reagieren sollen. „Aktive Beteiligung der Eltern an
der Mediennutzung ihrer Kinder, einschließlich Diskussionen über die
unangemessenen gewalttätigen Lösungen für alltägliche Probleme und
Alternativen zu gewalttätigem Verhalten zu entwickeln, können die Belastung
der Gewalt in den Medien für Kinder und Jugendliche reduzieren.“ (Anderson,
Berkowitz, Donnerstein, Huesmann, Johnson, Linz, Malamuth, & Wartella,
2003)
So helfen Eltern Kindern, Fähigkeiten der Medienbildung zu entwickeln:
•
•
•
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Kindern helfen, zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden
Zeigen, dass Gewalt im wirklichen Leben Konsequenzen hat
Mit den Kindern fernsehen und die dargestellten gewalttätigen Szenen
und Bilder besprechen. Die Kinder bitten, darüber nachzudenken, was
wohl im wirklichen Leben in solchen brutalen Szenen passieren würde.
Würde jemand sterben oder ins Gefängnis gehen? Würde jemand traurig
sein? Würde Gewalt die Probleme lösen, oder würden welche entstehen?
Die Kinder fragen, wie sie sich nach dem Anschauen einer brutalen
Fernsehsendung, oder Film oder Musikvideo fühlen.
Ihnen verschiedene Alternativen zu Gewalt beibringen, wie zum Beispiel
Konfliktlösung oder Aggressionsbewältigung.
In verschiedenen Arbeiten wurden unterschiedliche Präventionsinitiativen
für Eltern/Familien vorgestellt, um die Mediengewohnheiten der Kinder zu
formen. Ein paar von ihnen sind:
-
Versuchen, die Menge der Gewaltprogramme in den Medien und die
Zugänglichkeit für Kinder zu reduzieren
Die elterliche Überwachung der Kinder ermutigen und vereinfachen
(z.B. Altersbeschränkungen auf Videospielen oder CDs)
Die Eltern und Kinder über die möglichen Gefahren von Gewalt in den
Medien aufklären
Auf die Standpunkte der Kinder bezüglich Gewalt zielen, um die
Gefahren zu reduzieren, dass sie die Gewalt die sie sehen imitieren.
Medienerziehung und Medienanbieter
Der Bericht der UNESCO „Jugend Medienerziehungsgutachten 2001“ in
35 Ländern zeigt, dass die Partnerschaft zwischen der Medienerziehung und
den Medienanbietern in den meisten, nicht in allen Kontexten für die Zukunft
der Medienerziehungsentwicklung als eine Notwendigkeit angesehen wird. Es
gab viele positive Beispiele in denen Medienproduzenten erfolgreich mit
Erziehern zusammenarbeiteten. Diese Partnerschaften ergaben viele Gewinne
in Bezug auf das Bereithalten von Wissenszugang, Institutionelle Praktiken und
Maßnahmen, in Bezug auf das Teilen von Fachwissen und Einnahmen und
gelegentlich das Anbieten von Berufstraining. Die Entwicklung der
Medienerziehung hängt regelmäßig von den Initiativen der Lehrer ab, die oft
alleine arbeiten. Die dringendste Notwendigkeit, die aus dem Bericht
hervorging, ist das fortwährende und tiefgehende Lehrertraining. In einigen
Ländern gibt es gut funktionierende Partnerschaften mit Medienproduzenten
und Behörden und es gibt erfolgreiches Training mit Gleichaltrigen (z.B.
Neuseeland, Australien, die Arbeit des CBFA in Südafrika). Sogar in Ländern,
in denen es nicht so gut entwickelte Medienerziehung gibt, gab es erfolgreiche
Verbindungen unter Rundfunksprechern (z.B. Hongkong); und Verlage wollten
Textbücher und Hilfsmittel für den Klassenraum veröffentlichen (z.B. China,
Japan, Malta).
Beispiele von Gewaltpräventionsprogrammen, an denen die Medien beteiligt waren
„Erwachsene und Kinder zusammen gegen Gewalt“ (ACT Against
Violence) ist ein in den USA landesweites Gewaltpräventionsprojekt, dass die
soziale Lerntheorie und Erkenntnisse der Psychologie anwendet. Im Gegensatz
zu anderen Präventionsprogrammen zielt ACT Against Violence auf ganz
kleine Kinder (im Alter von 0-8 Jahre), indem es die Erziehungsberechtigen und
Lehrer anspricht. ACT schließt eine nationale Multimedia-Kampagne mit ein
und auch ein auf der Gemeinschaft basierendes Trainingsprogramm. Die
Multimedia- Kampagne verbreitet die Nachricht, dass die Worte und Taten der
Erwachsenen- speziell wenn diese aggressive und böse sind- die Worte und
Taten der Kinder stark beeinflussen. Das auf der Gemeinschaft basierende
Trainingsprogramm zeigt den Experten, die mit Lehrern und
Erziehungsberechtigten arbeiten, wie sie für sich selbst und für die Kinder die
Fähigkeiten zur Gewaltprävention in die Tat umsetzen. Diese Fähigkeiten
schließen Aggressionsbewältigung, nachhaltige Disziplin, Konfliktlösung, und
verantwortungsbewussten Medienkonsum mit ein. Beide Teile des Projektes
zeigen Erwachsenen, wie sie gute und nicht gewalttätige Vorbilder für ihre
Kinder sein können.
Die Studie von Olweus, wird, zusammen mit einer von anderen
Psychologen wie beispielsweise Susan Limber, Ph.D. der Clemson Universität,
als Teil einer Präventionskampagne gegen Mobbing verwendet, die 2004 vom
Gesundheitsministerium der Vereinigten Staaten gegründet wurde, „ Beziehe
Stellung. Hilf. Stopp Mobbing jetzt!“ (siehe
http://www.stopbullyingnow.hrsa.gov). Die Kampagne bietet auch eine Art
öffentliche Ankündigung im Fernsehen und Radio (die Webseite enthält auch
ein Übungshandbuch und einem „Videowerkzeugkasten“ auf DVD, sowie
Informationen über SBV und Tipps für Erwachsene). Das Ziel der Kampagne ist
es, auf das Problem des Mobbings aufmerksam zu machen und Mobbing unter
Jugendlichen zu reduzieren.
Auf der Webseite sind folgende notwendige Elemente für eine erfolgreiche
Gemeinschaftskampagne gegen Mobbing aufgelistet:
• zusammenhängende, konsequente, aufeinander abgestimmte
Anstrengungen, die eine langzeit Strategie beinhalten, um Mobbing zu
verhindern
• Konsensus in Zielen, Botschaften, Präventionstaktiken, Nachfassen,
Durchführung und Evaluationsfaktoren
• Familie, Schulgemeinschaft, Strafverfolgung, Politiker und Jugendliche
arbeiten zusammen, um die Botschaft auszusenden
• Beteiligung der lokalen Medien
Reaktion der Regierung und der Medienindustrie auf Mediengewalt
Im Bereich der Gewaltprävention spielt die Regierung und die
Medienindustrie eine wichtige Rolle. Ein paar Beispiele der Situation in
verschiedenen Ländern sind hier aufgelistet:
• in den USA ist die Intervention der Regierung bei der Funktion der
Medienorganisationen schwieriger, aufgrund des ersten Artikels, der die
Redefreiheit und Pressefreiheit gewährleistet
• in Kanada, dem Vereinigten Königreich, Australien und vielen
europäischen Ländern, begann das Fernsehen und die öffentlichen
Radiosendern mit der Voraussetzung, dass jedes Unternehmen, das
öffentliche Frequenzen verwendet, eine soziale Verantwortung hat.
Diese Voraussetzung aus den 50ern erscheint in der heutigen
wettbewerbsbetonten Medienwelt irgendwie veraltet.
Um weniger aggressive zu sein, verbinden einige Programme Unterhaltung
und Bildung, um Kindern bei der Erkennung von Personen, Formen und
Farben, Zahlen und Buchstaben, Phonetik, Vokabular und Laute einer
Fremdsprache und mehr, zu helfen.
Andere Ideen, was die Medien bezüglich Prävention tun könnten, wird hier
dargestellt:
• Darstellung von Langzeitauswirkungen von Gewalt in den
Massenmedien;
• Bildungsprogramme für Jugendliche, die Bildungs- und
Informationsbedürfnisse der Kinder im Alter bis 16 Jahre zu stillen und
in jeder Hinsicht die intellektuellen/kognitiven oder sozial/emotionalen
Bedürfnisse mit einschließen.
3. Schlussfolgerungen
Debatten über Gewalt in den Medien
Das Problem der Gewalt in den Medien geht nicht einfach so weg. Der
aktuelle Anstieg von Schießereien in Schulen in Nordamerika und Europa hat
die Debatte von neuem angeheizt.
Die Forschung bezüglich der Gewalt in den Medien und aggressivem
Verhalten ist oft verhindert worden, indem eher die Frage betont wurde, ob
Gewalt in den Medien tatsächlich aggressives Verhalten fördert, oder ob
aggressive Kinder einfach brutale Sendungen bevorzugen. Die Forschung
tendiert dazu, zu behaupten, dass beide Prozesse gleichzeitig vor sich gehen
und dass die Auswirkungen von Gewaltprogrammen in den Medien in der Tat
für diejenigen Kinder schlimmer sind, die sowieso schon unter aggressivem
Verhalten leiden.
Die soweit erarbeiteten Ergebnisse der Studien sind zweigeteilt: die einen
sagen, dass Kinder, wenn sie Gewalt in den Medien ausgesetzt sind, sich
aggressiver verhalten und dass dies sie Jahre später immer noch prägt. Andere
stellten fest, dass das Ansehen von Gewalt Kinder nicht unbedingt aggressiver
oder weniger sensibel für Gewalt macht.
Einige Spezialisten behaupten, dass es dem Zuschauer überlassen bleibt
zu entscheiden, was er sich anschaut. Wenn man Gewalt in den Medien nicht
mag, so die Spezialisten, sollte man den Fernseher ausschalten. Manche
Forscher behaupten, dass das Publikum eine Fernsehsendung nur wegen der
freien Zeit anschaut, aber nicht wegen deren Inhalt.
In welchem Umfang die Gewalt in den Medien Kinder und Jugendliche
beeinflusst, unterliegt immer noch zukünftigen Studien die sehr wichtig sind,
um das Phänomen besser zu verstehen, so dass die Präventionsmaßnahmen
erfolgreich angewendet werden können.
Massenmedien und SBV
Massenmedien haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt.
Sie bieten eine große Menge an Informationen, Unterhaltung und Spielen im
Fernsehen, in Filmen, im Radio, in Büchern, in Zeitungen, im Internet und
anderen digitalen Technologien. Dieser Zugang zu einer großen Bandbreite an
Diensten wird als ein wichtiger Faktor in der Entwicklung der Gesellschaft
angesehen.
Die neuen Technologien wie zum Beispiel das Internet und der
Mobilfunk haben die Türen für neue Arten von Aggression geöffnet, wie
beispielsweise Mobbing, Belästigung, Cyber-Bullying, Happy Slapping und
andere Formen von böswilliger Kommunikation unter Gleichaltrigen. Das
„offline“ Mobbing und die Gewalt können nun online fortgeführt werden.
Präventionsmethoden für SBV, die Medien anwenden könnten sind noch
nicht richtig erforscht. Wenige präventive Anstrengungen wurden systematisch
erforscht. Obwohl viele Gewaltpräventionsprogramme ein komplexes
Spektrum von Risiko- und schützende Faktoren im Leben der Jugendlichen
ansprechen, haben sie die Rolle der Medien noch nicht angesprochen. Diese
Lücke muss geschlossen werden.
Es gibt viele verschiedene Meinungen bezüglich der Rolle der Medien.
Eine Dieser Meinungen ist, dass die Rolle der Medien ist, zu informieren und
nicht Lösungen vorzugeben oder Anschuldigungen zu machen, denn wie eine
Theorie besagt: „Medien lehren uns nicht, wie wir denken, sondern sie lehren
uns was wir denken.“
Vom Standpunkt der sozialen Verantwortung könnten die
Massenmedien helfen SBV zu verhindern, indem sie sich an
Informationskampagnen über dieses Phänomen beteiligen.
Durch das Schärfen des Bewusstseins können sie andere soziale Akteure,
Regierungen mit eingeschlossen, mobilisieren um Lösungen zu finden damit
dieses Phänomen verhindert werden kann.
Wenn die Kinder Medien, wie zum Beispiel Fernsehprogrammen, Filmen
und Videos, Computern und Videospielen ausgesetzt sind, spielt die Familie
eine kritische Rolle. Gemeinschaften, wie Schulen, Glaubensorganisationen und
Eltern-Lehrer-Schüler Organisationen können Eltern und Kindern zeigen, wie
sie kritischere Medienkonsumenten sein können. Zusätzlichen können
staatliche Einrichtungen Forschung fördern, Forschungsergebnisse mit der
Öffentlichkeit teilen, Interaktion zwischen Präventionsforschern und
Medienforschern fördern und neue Netzwerke erstellen, um Lösungen für
soziale und öffentliche Gesundheitsprobleme zu teilen.
Durch die Medienerziehung können Jugendliche die notwendigen
Werkzeuge und Fähigkeiten erhalten damit sie verantwortungsbewusste
Medienkonsumenten werden und kritisch auf den Medieninhalt reagieren. Es
kann helfen einen objektiven Überblick über Gewalt in den Medien zu haben.
Medienerziehung kann Jugendlichen helfen, ihre Meinungen und Gefühlen in
Bezug auf Gewalt zu verstehen.
Wie bereits oben diskutiert, gibt es viele Debatten über den Einfluss, den
Massenmedien auf Jugendliche haben und wie schlimm die Auswirkungen
sind. Unserer Meinung nach beeinflussen die Massenmedien das Verhalten von
Jugendlichen und auch die Art und Weise, wie diese mit Gleichaltrigen
umgehen. Aber wir denken auch, dass die Massenmedien durch die Macht, die
sie haben, eine große Hilfe bei der Prävention von SBV sein können.
Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Medien und denjenigen, die
SBV bekämpfen, kann viel zum Präventionsprozess dieses Phänomens
beitragen. Es ist auch notwendig, dass sich die Medien ihrer Verantwortung
bewusst sind, die sie als soziale Akteure haben.
Es scheint klar, dass in einer globalisierten, immer ungeregelteren Welt
der Schutz der Kinder von der Wachsamkeit von medienbewussten Eltern,
öffentlichem Druck von Konsumenten und Expertengruppen und dem
Entgegenkommen einer verantwortungsbewussten Medienindustrie abhängt.
Wir hoffen, dass dieses Kapitel als Ausgangspunkt für weitere
Forschung zum Thema Massenmedien und SBV angesehen werden kann. Es
gibt in diesem Bereich viele Aspekte, die noch erforscht und diskutiert werden
können.
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