Obstbaumkrebs
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Obstbaumkrebs
Pflanzenschutz 177 Untersuchungen zur Bekämpfung des Obstbaumkrebses (Nectria galligena, Bres.) Dr. Gerd Palm* Obstbauversuchsanstalt Jork Zusammenfassung Im Vergleich zur Standardsorte 'Elstar' zeigte 'Braeburn' eine relativ geringe Anfälligkeit gegen den Obstbaumkrebs. Die Clubsorten 'Kanzi' und 'Rubens' sind als überdurchschnittlich krebsanfällig zu bewerten. In einem zweijährigen Feldversuch wurde an der krebsanfälligen Sorte 'Rubens' die Wirkung von Fungiziden untersucht. Das Kupferhydroxid Cuprozin WP war am wirksamsten. Im direkten Vergleich konnte 1 kg/ha m Kh Cuprozin WP einen um ca. 30% höheren Wirkungsgrad erzielen als 1 kg/ha m Kh Funguran. In einer Aufwandmenge von 1 kg/ha m Kh war Funguran vergleichbar wirksam wie Merpan 80 WDG, Flint, Folicur EM und Euparen M WG. Funguran mit 2,25 kg/ha m Kh führte zu gleichguten Ergebnissen wie 1 kg/ ha m Kh Cuprozin WP. Es wird bestätigt, dass eine chemische Bekämpfung ohne Kupfer-Präparate nicht erfolgreich ist. Schlagwörter: Nectria galligena, Obstbaumkrebs, Sortenanfälligkeit, Kanzi, Rubens, Elstar, Fungizide, Kupfer Experiments of treatments against fruit tree canker (Nectria galligena, Bres.) Summary The experiment showed that trees of the apple variety 'Braeburn' have a minorsensibilitiy to fruit tree canker (Nectria galligena) than the standard variety 'Elstar'. The club variety 'Kanzi' and 'Rubens' showed an over-average canker sensibility. Using the sensitive variety 'Rubens' the effect of different fungicides on fruit tree canker were measured in a two-year field experiment. Cuprozin WP (Copper hydroxide) was most effective. Direct comparing 1 kg/ha m Ch Cuprozin WP had a 30 % higher effectiveness than 1 kg/ha m Ch Funguran. 1 kg/ha m Ch Funguran was as successful as Merpan 80 WDG, Flint, Folicur EM or Euparen M WG. 2,25 kg/ha m Ch Funguran showed comparable results than 1 kg/ha m Ch Cuprozin WP. It was confirmed that a chemical treatment *nach einem Vortrag, gehalten am 11. Februar 2009 auf den Norddeutschen Obstbautagen in Jork [email protected] Mitt. OVR 64· 5/2009 without Copper compounds were ineffective. Keywords: Nectria galligena, fruit tree canker, sensitivity of varieties, Kanzi, Rubens, Elstar, fungicides, Copper Einleitung Der Obstbaumkrebs (Nectria galligena) ist neben dem Apfelschorf im niederelbischen Obstbaugebiet die wirtschaftlich bedeutendste Pilzkrankheit. Alljährlich entstehen in Abhängigkeit von den witterungsspezifischen Infektionsbedingungen, Sorten und Standorten z. T. hohe Ertragsverluste durch Schäden an Apfelbäumen und -früchten. Neben der Suche nach wirksamen Bekämpfungsstrategien ist die Bewertung der Obstbaumkrebs-Anfälligkeit der neuen Apfelsorten von besonderer Aktualität. Sortenanfälligkeit gegen Obstbaumkrebs Material und Methoden Versuchsdaten An drei Standorten der Niederelbe in Apfelanlagen der Betriebe Heinrich zum Felde in Jork, Gerd Behr in Hamburg-Nincop und Klaus und Jens Meyer in Hamburg-Francop wurden die Untersuchungen durchgeführt. In unmittelbarer Nachbarschaft jeweils zum Standard 'Elstar' wurden die Sor- ten 'Jonagold' Marnica, 'Kanzi', 'Topaz' Red Topaz, 'Braeburn' Mariri Red und 'Rubens' untersucht. In dem ökologisch wirtschaftenden Betrieb zum Felde wurden die 2-jährigen Bäume ('Elstar', 'Jonagold', 'Kanzi', 'Topaz') im Herbst 2005 und die 1-jährigen 'Braeburn' im Frühjahr 2006 gepflanzt. In der Anlage Behr wurden im Herbst 2005 1-jährige 'Elstar' und 'Rubens' gepflanzt. Die Pflanzung bei Meyer erfolgte im Frühjahr 2006, die 'Elstar'Bäume waren 2-jährig, 'Kanzi' und 'Braeburn' 1-jährig (Tab. 1). Die Bäume stammten aus unterschiedlichen Baumschul-Herkünften. Für den Versuchsansteller wäre wünschenswert gewesen, wenn alle Bäume in einer Baumschule kultiviert worden wären, diese Anforderung war nicht zu realisieren. In den drei Anlagen wurden vor Versuchsbeginn randomisiert je Sorte 5 x 20 Bäume ausgewählt. Die Bäume hatten vor Versuchsbeginn keinen sichtbaren Krebsbefall. Die Pflanzenschutzmaßnahmen wie auch die chemische Krebsbekämpfung wurden von den Obstbauern praxisüblich durchgeführt. Bonituren Von 2006 bis Ende 2008 wurden die Bäume 6 bzw. 7mal auf Befall durch den Obstbaumkrebs ausgewertet. Es wurde unterschieden zwischen Befallstellen am Stamm, der Stammverlängerung und den Seitenzweigen. Die Tab. 1: Versuchsanlagen zur Prüfung der Sortenanfälligkeit gegen Obstbaumkrebs. zum Felde Behr Meyer Sorte Pflanzjahr Baumalter bei Pflanzg. Pflanzjahr Baumalter bei Pflanzg. Pflanzjahr Baumalter bei Pflanzg. 2005 H 1 2006 Fr 2 2006 Fr 1 2006 Fr 1 .'Elstar' 2005 H 2 .'Jonagold' Marnica 2005 H 2 .'Kanzi' 2005 H 2 .'Topaz' Red Topaz 2005 H 2 .'Braeburn' Mariri Red 2006 Fr 1 .'Rubens' H = Herbst-, Fr = Frühjahrspflanzung 2005 H 1 178 Pflanzenschutz sichtbaren Infektionsstellen wurden nach der Auswertung entfernt oder gründlich ausgeschnitten. Befall / 100 Bäume 80 Stamm u. Stammverlängerung 70 Seitenzweige 60 50 40 30 20 10 Dez. 2006 Dez. 2007 pa z Br ae bu rn To Ka El st nz i ar Jo na go ld z Br ae bu rn To pa i nz Ka El st ar Jo na go ld 0 Nov. 2008 Abb. 1: Befall durch Obstbaumkrebs am Stamm, der Stammverlängerung und den Seitenzweigen an verschiedenen Sorten im Betrieb zum Felde von 2006-2008. 100 90 Seitenzweige Stamm u. Stammverlängerung 80 Befall / 100 Bäume In den Abb. 1-3 wurde der Befall der drei Versuchsjahre jahrweise zusammengefasst, d. h. jeweils bis Dezember 2006, 2007 und 2008. Im Betrieb zum Felde waren nach drei Vegetationsperioden an der Standardsorte 'Elstar' im Bereich des Stammes und der Stammverlängerung 39,6 Befallsstellen an 100 Bäumen vorhanden, bei 'Jonagold' 59,1 und bei 'Kanzi' 97,2. 'Topaz' hatte 8,2 und 'Braeburn' 9,4 Krebsbefall an den 100 Bäumen (Abb.1). Auffällig ist, dass bei 'Kanzi' im Vergleich zu 'Jonagold' im dritten Versuchsjahr eine sehr starke Befallszunahme stattgefunden hat. Der Befall an den Seitenzweigen ist in der Rangfolge etwa vergleichbar. 'Elstar' hatte 11,6, 'Topaz'14,4 und 'Braeburn' nur 3,1 Befallsstellen an den 100 Bäumen. 'Jonagold' hatte 53,3. Besonders hoch war der Befall bei 'Kanzi' mit insgesamt 274 Befallsstellen. Bei 'Kanzi' entstanden innerhalb eines Jahres von Dezember 2007 bis November 2008 226 Infektionen, d. h. im Durchschnitt 2,33 Befallstellen pro Baum. Im Betrieb Behr wurde die relative Anfälligkeit gegen Obstbaumkrebs von 'Elstar' und 'Rubens' untersucht (Abb. 2). 'Elstar' hatte nach drei Versuchsjahren am Stamm und Stammverlängerung 36 Befallsstellen an den 100 Versuchsbäumen. Der Befall war vergleichbar hoch wie in der Anlage zum Felde. 'Rubens' hatte mit 89 Infektionen ca. 2,5mal mehr Krebsbefall. An den Seitenzweigen war der Unterschied zwischen den beiden Sorten nicht so ausgeprägt. 'Elstar' hatte 46 und 'Rubens' 65 Krebsinfektionen. Im Verlauf der drei Versuchsjahre konnte bei beiden Sorten eine kontinuierliche Befallszunahme festgestellt werden. In der Anlage des Betriebes Meyer ist das Befallsniveau im Vergleich zu den beiden anderen Anlagen erheblich geringer (Abb. 3). Im ersten Versuchsjahr 2006 trat kein Krebsbefall auf. 2007 wurde ein erster Befall festgestellt, 2008 nahm er deutlich zu. Am Stamm und an der Stammverlängerung hatten am Ende der drei Versuchsjahre 274 90 70 60 50 40 30 20 10 0 Elstar Rubens Dez. 2006 Elstar Dez. 2007 Rubens Nov. 2008 Abb. 2: Befall durch Obstbaumkrebs am Stamm, der Stammverlängerung und den Seitenzweigen an 'Elstar' und 'Rubens' im Betrieb Behr von 2006-2008. 100 90 80 Befall / 100 Bäume Ergebnisse 100 Stamm u. Stammverlängerung Seitenzweige 70 60 50 40 30 20 10 0 Elstar Kanzi Braeburn Dez. 2006 Dez. 2007 Elstar Kanzi Braeburn Nov. 2008 Abb. 3 Befall durch Obstbaumkrebs am Stamm, der Stammverlängerung und den Seitenzweigen an 'Elstar', 'Kanzi' und 'Braeburn' im Betrieb Meyer von 2006-2008. Mitt. OVR 64 · 5/2009 Pflanzenschutz 179 'Elstar' 12, 'Kanzi' 10 und 'Braeburn' nur 6 Befallsstellen an 100 Bäumen. An den Seitenzweigen war der Befall bei 'Elstar' und 'Braeburn' mit 15 bzw. 13 Infektionen vergleichbar. 'Kanzi' hatte mit 41 Infektionen einen ca. dreimal höheren Befall. Zusammenfassung Im Vergleich zur Standardsorte 'Elstar' hatte 'Braeburn' einen relativ geringeren Krebsbefall. 'Topaz' wurde nur an einem Standort untersucht. Er zeigte ebenfalls eine geringere Anfälligkeit. Die Clubsorten 'Kanzi' und 'Rubens' sind als überdurchschnittlich krebsanfällig einzustufen. Versuche zur Bekämpfung des Obstbaumkrebses Auf der Suche nach neuen chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten wurde 2005 ein großflächiger umfangreicher Versuch geplant. Das Ziel der Untersuchungen war die Wirksamkeit von im Obstbau zugelassenen, aber nicht für die Indikation Obstbaumkrebs ausgewiesene Präparate zu testen. Es sollten neue fungizide Wirkstoffe im Vergleich zu zugelassenen Standardpräparaten geprüft werden. Die Versuche sollten unter Praxisbedingungen, als Feldversuch, durchgeführt werden. Der Versuchszeitraum war auf drei Jahre angelegt. Material und Methoden Versuchsanlage In Bassenfleth stand für den Versuch eine optimale 'Rubens'-Anlage zur Verfügung. Die Versuchsfläche hatte eine Länge von 300 m und eine Breite von 54 m, d. h. ca. 1,6 ha. Jeweils an zwei Seiten der Versuchsfläche standen in der Nachbarschaft Süßkirschen bzw. Äpfel. Zwischen der Versuchsfläche und den angrenzenden Apfelanlagen wurden zwei Randreihen belassen, bzw. auf einer Seite war ein sehr breites Vorgewende von ca. 15m. Die Versuchssorte 'Rubens' wurde als 2-jähriger Baum im Herbst 2003 im Abstand von 3,00 m x 1,30 m gepflanzt. Der Versuch umfasste 14 Versuchsglieder in 4-facher Wiederholung. Mitt. OVR 64· 5/2009 Eine Parzelle hatte drei Reihen mit jeweils 19 Bäumen. Der Versuch umfasste 56 Parzellen mit insgesamt 3192 Bäumen. Nach dem ersten Vegetationsjahr der 'Rubens'-Anlage wurde der Versuch 2005 eingerichtet. Die Bäume in der gesamten Anlage waren sehr gleichförmig, das vegetative Wachstum war etwas überdurchschnittlich. Sämtliche Bäume wurden vor Versuchsbeginn auf sichtbaren Krebsbefall untersucht. Vom Krebs befallene Bäume, sofern Infektionen am Stamm oder der Stammverlängerung sichtbar waren, wurden gerodet. Der Befall an den Seitenzweigen wurde weit ins gesunde Holz hineinreichend abgeschnitten. Vor Versuchsbeginn war ein geringer Befall festgestellt worden. Die wenigen befallenen Bäume wurden gerodet oder die Infektionen entfernt. Vor dem Versuchsbeginn vom Krebs befallene Bäume wurden für den Versuch nicht verwendet. Sämtliche Pflege- und Pflanzenschutzmaßnahmen wurden vom Obstbauern durchgeführt. Nur die Krebsbekämpfung, d. h. die Fungizidbehandlungen vom Blattfall bis zum Frühjahr und das Entfernen des Befalls erfolgten durch die Mitarbeiter der Abteilung Integrierter Pflanzenschutz im OVB. Fungizidbehandlungen Um Abdrift auf benachbarte Versuchsvarianten zu verhindern wurden die Versuchsparzellen im Handspritzverfahren mit der Spritzpistole behandelt. Die Wasseraufwandmenge betrug 500 l/ha m Kh (Kronenhöhe). In den beiden Versuchsjahren 2005/06 und 2006/07 erfolgten praxisüblich jeweils drei Behandlungen, zwei während des Blattfalls eine im Winter bzw. im Frühjahr (Tab. 2). Die im Versuch geprüften Fungizide waren die beiden Kupfer-Präparate Funguran (FUN; FUN max.) und Cuprozin WP (CUP) sowie Merpan 80 WDG (MER), Flint (FLI), Cercobin FL (CER), Euparen M WG (EUP), Folicur EM (FOL) und zwei Versuchspräparate (Tab. 3). Die Prüfmittel wurden in beiden Versuchsjahren entweder wiederholt (Tab. 4) oder in Spritzfolge, d. h. es wurden verschiedene Mittel eingesetzt (Tab. 5). Von den geprüften Fungiziden haben zwischenzeitlich Folicur EM und Euparen M WG keine amtliche Zulassung, Flint ist vorerst nicht für eine Bekämpfung des Obstbaumkrebses vorgesehen. Bonituren Für die Wirksamkeitsprüfung wurden jeweils die Bäume der mittleren Reihe der 3-reihigen Parzelle ausgewertet. Die beiden angrenzenden Reihen der Parzelle wurden mit den Prüfmitteln behandelt, aber als Randreihen nicht in die Auswertung mit einbezogen. Zwischen 13 und 15 Bäume je Parzelle standen für die Bonitur zur Verfügung. Bei der Auswertung wurde unterschieden zwischen Befall am Stamm, der Stammverlängerung und den Seitenzweigen. Bäume mit mehr als 3 Befallsstellen im Bereich des Stamms und der Stammverlängerung wurden gerodet. Neubefall aus ausgeschnittenen alten Krebswunden sind nicht in die anschließenden Auswertungen einbezogen worden. Im Verlauf der beiden Versuchsjahre erfolgten drei Bonituren, nach der ersten Bekämpfungsperiode am 08.062006 und am 30.11.2006 und nach der zweiten am 20.11.2007. Ergebnisse In der unbehandelten Kontrolle waren im Verlauf der beiden Versuchsjahre 6,25 Befallstellen/Baum entstanden, davon 4,65 am Stamm und der Stammverlängerung und 1,60 an Seitenzweigen (Abb. 4). Der Krebsbefalls war sowohl in der Kontrolle als auch in den Fungizidvarianten am Stamm und der Stammverlängerung erheblich höher als an den Seitenzweigen. Er nahm am Stamm und der Stammverlängerung in allen Varianten im zweiten Versuchjahr von November 2006 bis 2007 zu. An den Seitenzweigen waren zwischen den beiden Versuchsjahren keine eindeutigen Unterschiede zu beobachten. Die wiederholten Behandlungen mit Merpan 80 WDG (MER), Flint (FLI), Folicur EM (FOL) und Euparen M WG (EUP) reduzierten den Befall am Stamm und der Stammverlängerung um ca. 40%, an den Seitenzweigen um 30%. Funguran (FUN) in der Aufwandmenge von 1 kg/ha m 180 Pflanzenschutz Tab. 2: Fungizidbehandlungen Datum Blattfall 08.11.2005 22.11.2005 10.04.2006 15-20 % 40 % 27.11.2006 18.12.2006 19.02.2007 90 % 100 % Tab. 3: Im Versuch wiederholt oder in Spritzfolge eingesetzte Fungizide. Handelsname Wirkstoff Aufwandmenge / ha u. m Kh Funguran Cuprozin WP Merpan 80 WDG Flint Cercobin FL Euparen M WG Folicur EM Kupferoxychlorid Kupferhydroxid Captan Trifloxystrobin Thiophanat-methyl Tolylfluanid Tebuconazole, Tolylfluanid 1,0 kg, 2,25 kg 1,0 kg 0,75 kg 0,05 kg 0,35 l 0,75 kg 0,5 kg 2 Versuchspräparate Tab. 4: Behandlungen gegen den Obstbaumkrebs mit den wiederholt eingesetzten gleichen Fungiziden von 2005-2007. Versuchsglied 08.11.05 22.11.05 10.04.06 27.11.06 18.12.06 19.02.07 KON ---------- ---------- ---------- ---------- ---------- ---------- MER Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG FLI Flint Flint Flint Flint Flint Flint FOL Folicur EM Folicur EM Folicur EM Folicur EM Folicur EM Folicur EM EUP Euparen M WG Euparen M WG Euparen M WG Euparen M WG Euparen M WG Euparen M WG FUN Funguran Funguran Funguran Funguran Funguran Funguran CUP Cuprozin WP Cuprozin WP Cuprozin WP Cuprozin WP Cuprozin WP Cuprozin WP Behandlungstermine Tab. 5: Behandlungen gegen Obstbaumkrebs mit zugelassenen Fungiziden in Spritzfolge 2005-2007. Versuchsglied 08.11.2005 22.11.2005 10.04.2006 27.11.2006 18.12.2006 19.02.2007 KON ---------- ---------- ---------- ---------- ---------- ---------- 1x MER 2x FUN Merpan 80 WDG Funguran Funguran Merpan 80 WDG Funguran Funguran MER Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG Merpan 80 WDG FUN Funguran Funguran Funguran Funguran Funguran Funguran CUP Cuprozin WP Cuprozin WP Cuprozin WP Cuprozin WP Cuprozin WP Cuprozin WP FUN max. Funguran 1,0 kg * Funguran 2,25 kg Funguran 2,25 kg Funguran 1,0 kg Funguran 2,25 kg Funguran 2,25 kg 2x CER 1x FUN Cercobin FL Cercobin FL Funguran Cercobin FL Cercobin FL Funguran Behandlungstermine * kg / ha m Kh Mitt. OVR 64 · 5/2009 Pflanzenschutz 181 ¤ Abb. 6: Befall durch Obstbaumkrebs am Stamm und der Stammverlängerung sowie an den Seitenzweigen an drei Boniturterminen nach jährlich drei Fungizidbehandlungen in Spritzfolge mit unterschiedlichen Präparaten. Mitt. OVR 64· 5/2009 5,0 20.11.2007 30.11.2006 08.06.2006 4,5 4,0 a Befall / Baum 3,5 b b b b ab c 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 KON (St+StV) KON (SZ) MER (ST+StV) MER (SZ) FLI (St+StV) FLI (SZ) FOL (St+StV) FOL (SZ) EUP (St+StV) EUP (SZ) FUN (St+StV) FUN (SZ) CUP (St+StV) CUP (SZ) a b c p = 5 % (Gesamtbefall) StV+St = Stamm + Stammverlängerung SZ = Seitenzweige Abb. 4: Befall durch Obstbaumkrebs am Stamm und der Stammverlängerung sowie an den Seitenzweigen an drei Boniturterminen nach jährlich drei Fungizidbehandlungen mit gleichen Präparaten. 25 Dez. 2007 Dez. 2006 gerodete Bäume [%] 20 15 10 5 0 KON MER FLI FOL EUP FUN CUP Abb. 5: Jährlicher prozentualer Anteil gerodeter Bäume in der Kontrolle und nach wiederholten Behandlungen mit gleichen Fungiziden. 5,0 20.11.2007 30.11.2006 08.06.2006 4,5 4,0 3,5 Befall / Baum Kh konnte den Befall nicht signifikant zur Kontrolle vermindern. Cuprozin WP (CUP) mit 1 kg/ha m Kh verminderte den Befall am Stamm und der Stammverlängerung um 69% und an den Seitenzweigen um 58%. Wie oben beschrieben, wurden Bäume mit mehr als drei Krebswunden am Stamm- bzw. an der Stammverlängerung gerodet (Abb. 5). In den unbehandelten Kontrollen wurden nach zwei Versuchsjahren 22,4 % der Bäume gerodet. In der Cuprozin WP Parzelle waren es 6,6% in den übrigen zwischen 12,3 und 19,3%. Zusammenfassend werden die Versuchsvarianten mit den im Kernobstbau zugelassenen Fungiziden (Merpan 80 WDG, Funguran, Cuprozin WP) in einer wiederholten Spritzfolge mit jeweils den gleichen bzw. im Wechsel mit anderen Präparaten dargestellt. In der Variante 1x MER, 2x FUN wurden in beiden Versuchsjahren bei Blattfall einmal Merpan 80 WDG und anschließend zweimal 1,0 kg/ha m Kh Funguran eingesetzt. Drei Varianten sind, wie beschrieben, wiederholt mit Merpan 80 WDG (MER), Funguran (FUN) bzw. Cuprozin WP (CUP) behandelt worden. Die Versuchsvariante FUN max. wurde bei beginnendem Blattfall einmal mit 1 kg/ha m Kh Funguran und anschließend zweimal mit 2,25 kg/ha m Kh behandelt. In einer weiteren Variante wurde in der Blattfallphase zweimal 0,35 l/ha m Kh Cercobin FL anschließend einmal 1 kg/ ha m Kh Funguran (2 xCER; 1 xFUN) eingesetzt. Die Spritzfolge mit einmal Merpan 80 WDG und anschließend zweimal 1 kg/ha m Kh Funguran hatte ein gleichgutes Ergebnis wie die wiederholte Behandlung mit 1 kg/ha m Kh Cuprozin WP (Abb. 6). Im Vergleich zur Kontrolle wurde der Befall am Stamm und der Stammverlängerung um 68 % und an den Seitenzweigen um 58 % reduziert. Es besteht kein signifikanter Unterschied zu der Variante mit jährlich a b bcd ac b bc ad 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 KON (StV+St) KON (SZ) 1xMER 2xFUN (StV+St) 1xMER 2xFUN (SZ) MER (StV+St) a b c d p = 5 % (Gesamtbefall) StV+St = Stamm + Stammverlängerung SZ = Seitenzweige MER (SZ) FUN (StV+St) FUN (SZ) CUP (StV+St) CUP (SZ) FUNmax FUNmax (StV+St) (SZ) 2xCER 1xFUN (StV+St) 2xCER 1xFUN (SZ) 182 Pflanzenschutz Zusammenfassung Die Ergebnisse des zweijährigen Freilandversuches haben aufgrund der optimalen Versuchsanlage mit einer krebsanfälligen Sorte und unbedeutenden externen Einflussfaktoren eine hohe Aussagekraft über die Wirkung der durchgeführten Bekämpfungsmaßnahmen. Ein drittes Versuchsjahr war aufgrund der hohen Baumverluste in den Kontrollen und unzureichend wirksamer Versuchsglieder nicht mehr vertretbar. Es wird bestätigt, dass eine chemische Bekämpfung ohne KupferPräparate nicht erfolgreich ist. Das Kupferhydroxid Cuprozin WP ist am wirksamsten. Im direkten Vergleich konnte 1 kg/ha m Kh Cuprozin WP einen um ca. 30% höhere Wirkung erzielen als 1 kg/ha m Kh Funguran. In einer Aufwandmenge von 1 kg/ha m Kh war Funguran vergleichbar in der Wirkung mit Merpan 80 WDG, Flint, Folicur EM und Euparen M WG. Eine Erhöhung der Aufwandmenge von Funguran auf 2,25 kg/ha m Kh führte zu gleichguten Ergebnissen wie 1 kg/ha m Kh Cuprozin WP. Nicht ganz plausibel ist die ebenfalls gute Wirkung der Spritzfolge mit einer Behandlung Merpan 80 WDG bei beginnendem Blattfall und zwei FunguranBehandlungen mit 1 kg/ha m Kh. Die aus Versuchen und Empfehlungen insbesondere aus den Niederlanden und Belgien bekannte gute Wirkung der Benzimidazol-Präparate wie 25 Dez. 2007 Dez. 2006 20 gerodete Bäume [%] einer Behandlung mit 1 kg/ha m Kh und zweimal 2,25 kg/ha m Kh Funguran (FUN max.) und zu den drei Merpan 80 WDG (MER)-Behandlungen. Die Spritzfolge mit jährlich drei Behandlungenen mit 1 kg/ha m Kh Funguran war nicht signifikant zur Kontrolle, ebenfalls die Spritzfolge mit zweimal Cercobin FL und einmal Funguran. Die Anzahl gerodeter Bäume mit mehr als drei Befallsstellen pro Baum steht in enger Korrelation zur Wirkung der Fungizide. In Kontrolle wurden 22,4% der Bäume gerodet (Abb. 7). Die Fungizidspritzfolgen CUP; 1x MER/2x FUN und FUN max. verminderten den Anteil gerodeter Bäume um ca. 2/3, die drei weiteren Versuchsvarianten MER; FUN; 2x CER/1x FUN nur um ca. 1/3. 15 10 5 0 KON 1x MER 2x FUN MER FUN CUP FUN max. 2x CER 1x FUN Abb. 7: Jährlicher prozentualer Anteil gerodeter Bäume in der Kontrolle und nach wiederholten Fungizidbehandlungen in Spritzfolge mit unterschiedlichen Präparaten. Cercobin FL war nicht erkennbar. Eine Erklärung wäre ein Sensitivitätsverlust in den vielen Jahren der Anwendung zur Bekämpfung von Fruchtfäulen. Die neuen fungiziden Wirkstoffe wurden zwischenzeitlich nicht weiter entwickelt, d. h. sie werden zukünftig nicht zur Verfügung stehen. Leider war keines der Prüfmittel wirksamer als der Standard. Die vom OVB-Jork seit Jahren bestehende Praxisempfehlung (GRAF, 1985) wird durch die Versuche bestätigt. Die chemische Bekämpfung kann Infektionen ab Beginn des Blattfallsbis zum Neuaustrieb reduzieren. Das relative Sporenangebot in der Anlage bestimmt den Wirkungsgrad der Fungizide. Bei beginnendem Blattfall sollte das zugelassene CaptanPräparat Malvin WG eingesetzt werden, um die Assimilationsleistung der Blätter möglichst nicht zu stören. Bei fortschreitendem Blattfall bis März ist entsprechend den Infektionsbedingungen wiederholt 1 kg/ha m Kh Cuprozin WP zu verwenden. Empfehlung für die Praxis Der Obstbaumkrebs lässt sich nur erfolgreich bekämpfen, wenn die Bäume frei von Krebsbefall aus der Baumschule geliefert werden, Lieferungen aus sogenannten Gesundlagen wären wünschenswert. Die Bodenstruktur der Obstanlagen sollte ein stressfreies Wachstum der Bäume gewährleisten, zu Staunässe neigende Standorte führen zu einer höheren Anfälligkeit der Bäume. Das Sporenangebot innerhalb und im Nahbereich der Obstanlagen sollte möglichst gering sein. Der Infektionsdruck ist eine der entscheidenden Einflussgrößen für das Infektionsrisiko. Das wiederholte Ausschneiden des vorhandenen Krebsbefalls ist in Abhängigkeit vom Befall in der Anlage und der Sortenanfälligkeit durchzuführen. 'Rubens' und 'Kanzi' bedürfen sicherlich häufigerer Kontrollen als 'Braeburn' oder 'Elstar'. Literatur GRAF, H.1985). Ein neues Kupferpräparat zur erfolgreichen Durchführung der Winterspritzung gegen Obstbaumkrebs. Mitteilungen des OVR des Alten Landes, 40: 103-111. Ein Dankeschön an die Versuchspartner, die es ermöglichten, Versuche in ihren Apfelanlagen durchführen zu lassen: Hinrich Armhold, Guderhandviertel / Bassenfleth; Heinrich zum Felde, Jork; Klaus und Jens Meyer, Hamburg-Francop; Gerd Behr, Hamburg-Nincop Mein besonderer Dank geht an meine Kollegen in der Abt. Integrierter Pflanzenschutz Petra Kruse, Ina Vollmer, Paul Benitt und Frieda Harms. Mitt. OVR 64 · 5/2009