- Studentshelp

Transcription

- Studentshelp
[email protected] Gerald Ernecker
Religionsreferat
IVCK
Grafiken wurden aufgrund ihrer Größe entfernt
„Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen
präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert“1
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
1984
Brave New World (Schöne neue Welt)
Das Zeitalter des Showbusiness
Die „Und jetzt...“-Generation
Wir haben die freie Wahl
Huxleys Warnung
.....................................................................................................................................................
Neil Postman, Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie, New York 1985
George Orwell, 1984 (Nineteen Eighty-Four), London 1949
Aldous Huxley, Schöne neue Welt (Brave New World). Ein Roman der Zukunft, Frankfurt am Main 1953
Wir amüsieren uns zu Tode
Seite 1 von 1
[email protected] Gerald Ernecker
Religionsreferat
IVCK
Einleitung:
Wer von euch liest täglich in einem Buch, welches nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zur
Meinungsbildung beiträgt, und wer von euch schaut täglich fern? Oder wer liest täglich mehr als
er fern schaut?
Soll man sich davor fürchten keine Informationen mehr zu bekommen oder soll man sich davor
fürchten mit Informationen überhäuft zu werden? Was ist gefährlicher bzw. wahrscheinlicher,
dass die Wahrheit vor uns verheimlicht werden könnte oder dass die Wahrheit in einem Meer
von Belanglosigkeit untergeht?
George Orwell zeigt in seinem Buch „1984“ auf, wie eine totalitär geführte Welt ausschauen
würde, in der die Wahrheit verheimlicht wird. Aldous Huxley hingegen beschreibt uns in „Brave
New World“ (dt. „Schöne neue Welt“) eine Welt in deren Mittelpunkt Fühlfilme,
Rutschiputschis, Zentrifugalbrummball, usw. stehen und in der es die Wahrheit zwar irgend wo
gibt, aber sie einfach niemanden interessiert.
Neil Postman hat diese Bücher als Anstoß genommen, um sich ein paar Gedanken über unsere
heutige Welt zu machen. Aber welches Szenario ist nun wahrscheinlicher? Huxleys oder
Orwells. Dieses Buch handelt von der Möglichkeit, dass Huxley und nicht Orwell recht hatte.
1984:
„KRIEG IST FRIEDEN
FREIHEIT IST SKLAVEREI
UNWISSENHEIT IST STÄRKE“²
Orwell beschreibt einen totalitären Staat, an dessen Spitze ein fiktiver Führer mit Namens
"Großer Bruder" steht. Seine Bilder hängen an jeder Strassenecke und der große Bruder sieht
dich.
Die Bevöllkerung ist in 3 Schichten eingeteilt. Die oberste Schicht bilden die inneren
Parteimitglieder, die den Führungsapperat in der Hand halten. Die äußeren Parteimitglieder
arbeiten an der Erhaltung des Systems. Sie werden auf Schritt und Tritt überwacht. Selbst ihre
Gedanken werden kontrolliert. Die große Mehrheit stellt das restliche Volk (die Proles). Das sind
einfache Männer und Frauen, die nicht fähig sind, sich zu organisieren und gegen das System
anzukämpfen. Sie werden weit weniger kontrolliert.
Um den Zusammenhalt innerhalb des Volkes zu gewährleisten, wird stets Krieg gegen ein
anderes Land geführt oder zumindest vorgetäuscht. Es gibt nur mehr drei Länder: Ozeanien
(Hauptstadt London, wo die Handlung spielt),Eurasien und Ostasien.
Um die Zeit zu beherrschen, gilt das Verbot von Jahreszahlen. Die Vergangenheit wird stets an
die Gegenwart angepaßt, sodass das Aktuelle immer schon gewesen ist. Bücher und Dokumente
werden aus diesem Grund laufend verändert. Man darf sich nicht an die Vergangenheit erinnern.
Auch wenn man weiß, dass die Vergangenheit anders war, darf man das nicht denken. In
Neusprech nennt man das Doppeldenk. Politisch Andersdenkende werden im Ministerium für
Liebe einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen.
Wir amüsieren uns zu Tode
Seite 2 von 2
[email protected] Gerald Ernecker
Religionsreferat
IVCK
Winston Smith ist ein Durchschnittsbürger, doch eines unterscheidet ihn von allen anderen: Er
hat insgeheim etwas gegen die Macht der Partei. So beginnt er ein Tagebuch zu führen und fragt
eines Tages einen älteren Mann über die Vergangenheit aus. Dieser kann ihm jedoch nicht helfen
und er geht wieder, schaut aber noch bei einen alten Ramschladen vorbei. Winston, der
verbotenerweise im Gebiet der Proles ist, bemerkt, dass er von einem jungen Mädchen verfolgt
wird.
Ein paar Tage später gibt Julia, das Mädchen, ihm eine Nachricht, auf der steht: "Ich liebe dich".
Der verblüffte Winston trifft sich geheim mit ihr und verliebt sich in sie. Die beiden mieten eine
Wohnung über dem alten Geschäft um sich öfters treffen zu können.
Als das Mitglied der Inneren Partei O'Brien Winston ein Zeichen gibt, treffen sich die beiden,
und Winston erfährt mehr über die Opposition der Bruderschaft. An einem Tag, an dem sich
Julia und Winston absolut sicher fühlen, werden sie verhaftet. Sie sind sich sicher, dass sie sich
gegenseitig nie verraten werden.
Winston wird im Ministerium für Liebe psychisch und physisch gefoltert und er gesteht viele
Verbrechen. Im Gefängnis trifft er O`Brien. Winston glaubt zuerst, dass O`Brien auch gefangen
genommen worden ist.
Eines Tages sitzt Winston allein in einer Zelle. „Einen Moment war er allein, dann öffnete sich
die Tür, und O`Brien kam herein. „Sie haben mich einmal gefragt“, sagte O`Brien, „was in
Zimmer 101 wäre. Ich sagte Ihnen, Sie würden die Antwort bereits kennen. Jeder kennt sie. In
Zimmer 101 erwartet einen das Schrecklichste auf der Welt.“
Erneut ging die Tür auf. Eine Wache kam herein; sie trug ein Drahtgestell, eine Art Behälter
oder Korb, den sie auf dem weiter entfernten Tisch abstellte. O’Brien stand so, dass Winston
nicht sehen konnte, worum es sich handelte.
“Das schrecklichste auf der Welt variiert natürlich von Person zu Person. Es kann das
Lebendig-begraben-Werden sein oder der Tod durch Feuer oder fünfzig andere Todesarten. Es
gibt Fälle, da ist es etwas ganz Triviales, nicht einmal Tödliches.“
Er war ein wenig zur Seite getreten, damit Winston das Ding auf dem Tisch besser sehen konnte.
Es war ein länglicher Drahtkäfig mit einem oben angebrachten Tragegriff. An der Vorderseite
war so etwas wie eine Fechtmaske befestigt, deren konkave Seite nach außen wies. Obwohl der
Käfig drei oder vier Meter von ihm entfernt stand, konnte er sehen, dass er der Länge nach in
zwei Fächer eingeteilt war un dass in jedem ein Tier saß. Ratten.
“In ihrem Fall sind nun einmal Ratten das Schrecklichste von der Welt.““²
In diesem Moment verrät er Julia. Die Gehirnwäsche ist somit abgeschlossen.
Bei einem Treffen mit Julia stellen die beiden fest, dass sie nichts mehr füreinander empfinden.
Als Winston stirbt ist sein letzter Gedanke der an den Großen Bruder: Er liebt ihn.
Brave New World (Schöne neue Welt)
Wir amüsieren uns zu Tode
Seite 3 von 3
[email protected] Gerald Ernecker
Religionsreferat
IVCK
"Schöne neue Welt" von Aldous Huxley ist wie 1984 ein futuristischer Roman, der im Jahre 632
nach Ford spielt. Die Gesellschaft dieser Zeit ist auf den Prinzipien Stabilität, Identität und
Gemeinschaft aufgebaut. Die Menschen werden schon, bevor sie aus ihren Flaschen genommen
werden, in Gruppen eingeteilt. Die Alphas sind die intelligentesten Menschen, die Epsilons sind
die Dümmsten.
Kinder werden mit Hilfe von Gentechnick hergestellt. Es werden immer gleich tausend
identische Individuen gemacht. Neun Monate lang laufen die Embryos auf einem Fließband
verschiedenste Behandlungen durch, die sie auf ihre späteren Berufe vorbereiten. Es kommt
schon öfters, dass in einer einzigen Firma nur gleiche Individuen arbeiten.
In dieser Welt existieren keine Bücher über die Vergangenheit. Es gibt keine Kirche und keinen
Gott. Stattdessen gibt es die Verehrung Fords, zB Meditationen usw.
Es gibt auch keine Familien. Die Menschen leben allein, gehen am Abend mit jemanden aus und
haben meistens dann Sex. Mit diesem ständigen Partnerwechsel schützen sich die Menschen vor
Liebe und eventuellen damit verbundenen Unannehmlichkeiten.
Alle diese Maßnahmen sollen zum Glück der Einwohner dieser Welt führen. Falls es doch mal
jemandem nicht so gut gehen sollte, nimmt diese Person einfach etwas von der Droge Soma und
ist so wieder glücklich.
Sigmund Marx ist ein Alpha plus, der als Zensor arbeitet. Er sucht nach anderen Formen, das
Leben zu gestalten. Deshalb fliegt er mit seiner Freundin Lenina in ein Reservat, in dem die
Menschen noch so leben, wie wir es heute tun.
Marx und Lenina treffen dort Michel, den aus Versehen entstandenen Sohn von Marx` Chef, und
seine Mutter. Sie nehmen die beiden mit aus dem Reservat heraus. Marx` Chef will Marx
natürlich versetzten, aber nachdem Michel (der Wilde) und seine Mutter ihn bloß stellen, muss er
selber gehen.
Lenina verliebt sich in Michel. Aber Michel findet sich in der unbekannten Welt nicht zu recht.
Er kann das alles nicht verstehen. Er versteht nicht, dass Lenina gleich beim ersten Treffen mit
ihm ins Bett gehen will. Er kann einfach nicht begreifen warum sich die ganzen Medien auf ihn,
den Wilden, stürzen, und vor allem warum sich seine Mutter nur mehr in Soma-Räusche begibt
und dann stirbt. Soma ist die Gratis-Volksdroge, die wöchentlich an die Menschen verteilt wird.
Er möchte einfach allein gelassen werden, denn er ist ein Naturbursche. Er flieht aus Berlin. Bei
einem Leuchtturm möchte er ein neues Zuhause finden, aber als sich schon wieder die
Fernsehhubschrauber nähern, hängt er sich vor den Augen der Kameras auf.
Das Zeitalter des Showbusiness:
Showbusiness ist durch das Fernsehen entstanden aber nun braucht das Fernsehen das
Showbusiness.
Was ist jetzt genau das Fernsehen? Das Fernsehgerät, die Kameras, etc. sind die Maschinen.
Diese Maschinen sind bloß die Technik. Die Technik für ein Medium. Ein Medium ist die
soziale und intellektuelle Umwelt, die von einer Maschine hervorbringen.
Wir amüsieren uns zu Tode
Seite 4 von 4
[email protected] Gerald Ernecker
Religionsreferat
IVCK
Jede Technik, wie das Gehirn selbst, hat nun einmal eine bestimmte inner Tendenz oder
Perspektive. Sie hat bestimmte Nutzungsmöglichkeiten und andere eben nicht. Man darf nicht
annehmen, dass eine Technik neutral ist.
Auch die Technik des Fernsehens weist eine bestimmte Tendenz auf. Es ist vorstellbar, das
Fernsehapparate als Lampe, als Bücherbord oder als Radio verwendet werden können. Aber so
ist das Fernsehen nicht verwendet worden und so wird man es auch in Zukunft nicht verwenden.
Wenn wir also eine Antwort auf die Frage: „Was ist das Fernsehen?“ haben wollen, dann müssen
wir zuerst begreifen, dass wir vom Fernsehen als Medium sprechen.
In vielen Ländern unterscheidet sich das Medium Fernsehen, obwohl die Technik überall die
gleiche ist. In Ländern, in denen die wenigsten Menschen einen Fernsehapparat besitzen oder
allenfalls eines, mit dem man nur einen Sender empfangen kann; in Ländern, in denen die
meisten Sendungen dazu dienen, Ideologie und Politik der Regierung direkt zu unterstützen, in
denen man kein Werbefernsehen kennt und „sprechende Köpfe„ den Bildschirm beherrschen; in
denen das Fernsehen hauptsächlich wie ein Radio benutzt wird. Aus zB solchen Gründen kann
das Fernsehen dort nicht die gleiche Bedeutung und den gleichen Einfluss erlangen wie in der
westlichen Welt. Das heißt, man kann eine Technik so nutzen, dass die Entfaltung ihrer
Potentiale verhindert wird und ihre sozialen Auswirkungen auf ein Minimum beschränkt bleiben.
Fernsehen ist für uns das Unterhaltungsmedium schlechthin. natürlich sind Kino, CDs und Radio
auch darauf aus, die Kultur mit Unterhaltung zu versorgen, und ihr Einfluss ist nicht unerheblich.
Aber mit dem Fernsehen verhält es sich noch anders. Weil sich das Fernsehen auf alle
Diskursformen erstreckt. Niemand geht ins Kino, um etwas über die Politik oder über die
jüngsten Fortschritte in der Medizin zu erfahren. Aber alle setzen sich wegen dieser und vieler
anderer Anlässe vor den Fernseher und deshalb ist die Resonanz des Fernsehens innerhalb der
gesamten Kultur so stark.
Das Fernsehen ist für unsere Kultur zur wichtigsten Form der Selbstverständigung geworden.
Deshalb – das ist der entscheidende Punkt – wird die Art, wie das Fernsehen die Welt in Szene
setzt, zum Modell dafür, wie die Welt eigentlich aussehen sollte.
Vor Wahlen werden immer Fernsehdiskussionen durchgeführt. Meist geht es dabei aber nicht um
inhaltliche Dinge, oder nur sehr oberflächlich, sondern um etwas ganz anderes. Man will gar
nicht so sehr Argument als vielmehr die Ausstrahlung, das Auftreten zur Geltung bringen. Und
wo ginge das besser als im Fernsehen?
Die „Und jetzt...“-Generation:
„Und jetzt zu etwas völlig anderem....“. Mit „Und jetzt..“ wird in den Nachrichten Sendungen
von Radio und Fernsehen Im allgemeinen angezeigt, dass das, was man soeben gehört oder
gesehen hat, keinerlei Relevanz für das besitzt, was man als nächstes hören oder sehen wird, und
möglicherweise sogar für alles was man in Zukunft einmal hören oder sehen wird auch nicht.
Dieses „Und jetzt...“ sagt uns, dass das was wir gerade gesehen oder gehört haben wirklich nicht
ernst genommen werden muss. Kein Mord ist so brutal, kein Erdbeben so verheerend, kein
politischer Fehler so kostspielig, kein Torverhältnis von 0:9 so gravierend, dass sie vom
Nachrichtensprecher mit seinem „Und jetzt...“ nicht aus unserem Gedächtnis gelöscht werden
Wir amüsieren uns zu Tode
Seite 5 von 5
[email protected] Gerald Ernecker
Religionsreferat
IVCK
kann. Der Nachrichtensprecher möchte damit sagen, dass wenn man jetzt 40 Sekunden über
etwas nachgedacht hat, dann sollte man schleunigst aufhören und nicht 90 Sekunden darüber
nachdenken und die Aufmerksamkeit etwas Neuen schenken.
Das Fernsehen hat die „Und jetzt....“-Anschauung zur Reife gebracht, denn im Fernsehen haben
wir es ungefähr alle halbe Stunde mit einem separaten Ereignis zu tun, das seinem Inhalt, seinem
Kontext und seiner Gefühlslage nach mit dem Vergangenen und dem folgenden nichts gemein
hat. Und was sind die Gründe dafür? Zum einen weil das Fernsehen seine Zeit nach Sekunden
und Minuten verkauft, weil das Fernsehen Bilder und nicht Wörter verwenden muss, und
schließlich, weil die Zuschauer den Fernseher ganz nach Belieben auf- oder abdrehen können.
Die Fernsehstationen müssen also immer schauen, dass neue Zuseher einen leichten Einstieg
haben und die anderen Zuseher nicht anfangen nachzudenken. vor allem nicht anfangen in Ruhe
nachzudenken.
Wenn man nie gefordert ist einen Gedanken sozusagen weiterzuspinnnen, dann wird es für
manche Menschen von Zeit zu Zeit schwierig einen Kontext erfassen zu können. Wenn jemand
einmal behauptet er möge lieber Äpfel als Apfelsinen, und ein andermal umgekehrt, dann ist das
völlig unproblematisch, sofern der Kontext in dem einen Fall die Wahl eines Tapetenmusters
und im anderen Fall die Wahl eines Desserts ist. Diese Aussagen stehen in einem Gegensatz,
nicht aber im Widerspruch zueinander. Werden diese beiden Aussagen aber in einem einzigen
kontinuierlichen Kontext gemacht, so widersprechen sie sich.
In einer Öffentlichkeit, die gegen solche Widersprüche unempfindlich geworden ist, in der
braucht man nichts mehr verbergen.
Wir haben die freie Wahl:
Die Werbung machte im Laufe der Zeit viele Veränderungen durch. Im 19. Jahrhundert
dominierten vor allem noch Aussagesätze die Werbung. Das Fernsehen veränderte die Werbung
grundsätzlich. Man ersetzte Behauptungen durch Bilder. Dies führte soweit, dass heute
Rationalität und Reklame weit von einander getrennt sind.
In den Werbungen von heute findet man natürlich auch fast nur Aussagesätze. Ob diese aber
richtig oder falsch sind, steht nicht zur Debatte. Eine Mc Donalds-Werbung liefert uns eine
Reihe von leicht überprüfbaren, logischen Aussagen. Es wird ein Schauspiel inszeniert, in dem
nette Menschen Hamburger verkaufen, kaufen und essen und dabei vor lauter Glück fast in
Ekstase fallen. Es werden nur Aussagen gemacht. Behauptungen werden keine aufgestellt, außer
jene, die man selbst in das Schauspiel hineinprojiziert.
Solche Werbungen sind aber meistens noch ein positives Beispiel. In vielen anderen Werbungen
wird nicht mit der Stärke eines Produkts sondern mit den Schwächen der Käufer gearbeitet. Und
um diese Schwächen herauszufinden, gibt die Wirtschaft (zumindest in Amerika) mehr Geld für
Markt- als für Produktforschung aus.
Da die Fernsehwerbung die Kommunikationsform mit der größten Breitenwirkung in unserer
Gesellschaft geworden ist, haben sich auch die Menschen an diese neue Kommunikationsform
anpassen müssen. Denn die Fernsehwerbung läuft eigentlich allen anderen
Kommunikationsformen zuwider. Ein Werbespot mit 60 Sekunden Länge ist schon zu lange. Die
Wir amüsieren uns zu Tode
Seite 6 von 6
[email protected] Gerald Ernecker
Religionsreferat
IVCK
meisten brauchen nicht einmal die Hälfte. Aber Menschen mit meinem Alter werden schon seit
Kindesbeinen an auf solche Werbespots hingetrimmt.
Huxleys Warnung:
„Es gibt zwei Möglichkeiten, wie der Geist einer Kultur beschädigt werden kann. Im ersten Fall
(1984) wird die Kultur zum Gefängnis; im zweiten Fall (Brave New World) verkommt sie zum
Varieté.“1
Orwells Prophezeiungen haben für uns kaum Bedeutung, die von Huxley sind freilich nahe dran,
Wirklichkeit zu werden. Fernsehen und Internet lassen sich durch nichts aufhalten. Huxley sagte
selber: „Alles in allem sieht es ganz so aus, als wäre uns Utopia viel näher, als irgend jemand es
sich vor nur fünfzehn Jahren hätte vorstellen können. Damals verlegte ich diese Utopie
sechshundert Jahre in die Zukunft. Heute scheint es durchaus möglich, dass uns dieser
Schrecken binnen eines einzigen Jahrhunderts auf den Hals kommt; das heißt, wenn wir in
Zwischenzeit davon absehen, einander zu Staub zu zersprengen.!“³ Wir müssen einfach kritisch
bleiben, denn
„problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen
präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung
präsentiert.“1
1
aus: Neil Postman, Wir amüsieren uns zu Tode
² aus: George Orwell, 1984
³ aus: Aldous Huxley, Schöne neue Welt
Wir amüsieren uns zu Tode
Seite 7 von 7