Leseprobe I - Michael Müller Verlag

Transcription

Leseprobe I - Michael Müller Verlag
110
Der Osten
Die Strände der Ostküste sind frei von Touristenmassen
Der Osten
Der Osten hat schöne Seiten, wenn sie sich auch nicht auf den ersten Blick
zeigen. Flughafen und Autobahn haben keine Naturschönheiten zerstört.
Lagerhallen, helle Geröllhalden, in der Ferne in Plastik gehüllte Tomatenplantagen: so präsentiert sich Gran Canaria auf dem Weg vom Flughafen in
den Süden oder nach Las Palmas.
Wer den Blick in Richtung Berge hebt, kann sich vorstellen, dass sich ein trockenes,
steiniges Bachbett, über das die Autobahn führt, weiter oben zu einer abenteuerlichen Schlucht auswächst, aus der Palmenwedel winken. Auch heute noch bewohnte Höhlendörfer verbergen sich dort. Neben kargen Küstenabschnitten liegen viele
kleine Strände und so mancher Fischerort. Es gibt zwar keine goldgelben Dünengebirge, aber wer sich auf den Weg hierher macht, f indet vielleicht einen Strand für
sich allein, allenfalls muss er ihn mit einheimischen Badegästen teilen. Die Strände
des Ostens gehören zu den besten Windsurfspots Gran Canarias, Erfahrung sollten
die Surfer hier allerdings mitbringen.
Aus touristischer Sicht ist der Osten nahezu unerschlossen. Es gibt lediglich einige Der Osten
Altstadt- und Landhäuser bei Telde, in Agüimes und um Santa Lucía, die im Rahmen des Turismo rural restauriert und als Hotels bzw. Gästehäuser ausgebaut wurden, ein Golfhotel bei Telde und eine Herberge für Sportler am ultimativen Surf- Geschichte
und
spot Pozo de Izquierdo sowie einen Zeltplatz bei Temisas in den Bergen und an der
Playa de Vargas. Für Tagesauflüge und Besichtigungen bietet der Osten dagegen Wirtschaft
eine Vielzahl von interessanten Zielen. Die Palmenoase Santa Lucía am Rande des
Barranco de Tirajana etwa, die Höhlendörfer im Barranco de Guayadeque und die
Der Osten → Karte S. 112/113
Gáldar
Sta.Wirtschaft
Maria
Geschichte
und
Sardina
de Guía
del Norte
Puerto de
las Nieves
Agaete
Teror
Pinar de
Tamadaba
Mirador
El Balcón
Playa de
la Aldea
Moya
Altavista
1376
San Nicolás
Tasartico
Tejeda
Roque
Nublo
1813
Pico de
las Nieves
eves
1949
Fataga
ga
Playa Amadores
Puerto Rico
El Tablero
Arguineguín
Las
Palmas
Caldera de
Bandama
Telde
W1
La
Garita
Tufía
Ingenio
Santa
Lucía Agüimes
Der Osten → Karte S. 112/113
ara
Arteara
Puerto de
Mogán
Tafira
Alta
Vega de
San Mateo
San
Bartolomé
Mogán
111
Arucas
Arinaga
Pozo
Izquierdo
Playa del Inglés
Mas- Playa del Inglés /
palomas Playa de Maspalomas
Der Osten
Altstädte von Agüimes und Telde. Nahezu überall im Osten kann man zudem Spuren aus der vorspanischen Zeit f inden, so z. B. im Südosten im Barranco de Tirajana die Höhlenfestung La Fortaleza de Ansite, möglicherweise der letzte Zufluchtsort der Altkanarier, und im Nordosten die Kultstätte Cuatro Puertas.
UNBEDINGT ANSCHAUEN: Die Altstädte von Telde (→ S. 114) und Agüimes
(→ S. 125) sowie den Barranco de Guayadeque (→ S. 122).
Der landschaftliche Höhepunkt ist der Barranco de Tirajana in der Umgebung von
Santa Lucía (→ S. 132). Urlauberfreie Strände und solche für Surfexperten sind ab
S. 119 und S. 130 beschrieben.
Geschichte und Wirtschaft
Die karge Landschaft, in der außer auf dem Grund der Schluchten ohne künstliche
Bewässerung nur wenige Pflanzen überleben können, war vor der spanischen Eroberung weitaus grüner. Oberhalb der küstennahen Zonen wuchsen Zedernwälder,
in den Schluchten flossen ganzjährig Bäche. Orts- und Landschaftsnamen sowohl
in der Sprache der Altkanarier als auch im Spanischen erinnern daran. Telde beispielsweise soll aus dem Wortschatz der Altkanarier hergeleitet sein und „schattiger Ort“ bedeuten. La Vega Grande, die Gegend um Telde, bedeutet im spanischen
„große fruchtbare Ebene“. Carriazal, ein Ortsteil von Ingenio, heißt übersetzt
„Schilfdickicht“, und Schilfdickichte gab es bis in das letzte Jahrhundert hinein
noch in vielen Schluchten.
Der Osten und der Süden Gran Canarias bildeten zur Zeit der Eroberung eines der
beiden Stammesgebiete der Insel. Der Sitz des Guanarteme (Oberhaupt, Gebietsfürst) und des Faycan (geistliches Oberhaupt) war Telde. Die letzten Guanartemes
112
Der Osten
Santa Brígida
Zentrum
siehe Seiten 250/251
GC-15
Madroñal
Las
Lagunetas
La
Lechucilla
Cueva
Grande
Los Lomitos
GC-41
Valsequillo
El
Pedregal
Tenteniguada
GC-600
Las Vegas
Rincon de
Tenteniguada
La Era de
La Mota
GC-130
Presa de
Pico de
Cuevas Blancas
Las Nieves
1949
La Culata
Lomito de
Taidia
Perera
El
Infiernillo
Barranco
Taidia
San Bartolomé
GC-65
GC-60
Santa Lucía
de Tirajana
El Rincón
Museum
Temisas
GC-550
Presa de
Tirajana
Fataga
Los Llanos
La Fortaleza
Arteara
Mundo
Aborigen
Playa
Playadel
delInglés
Inglés
Las
Bre
Cuevas
Blancas
Risco
Blanco
GC-60
La
La
San Mateo
La Lechuza
GC-15
o a
nc jan
rra ira
Ba e T
d
Teldes f ielen bei der Verteidigung ihrer
Heimat. Den legendären Doramas
durchbohrte eine Lanze des Eroberers
Pedro de Vera (→ Las Palmas/Parque
Doramas sowie Arucas/Geschichte), sein
jugendlicher Nachfolger Bentejui stürzte sich vor der Kapitulation in den Tod.
Die ersten Siedler dieses Gebietes ließen sich vor etwa 2000 Jahren zu beiden Seiten des damals noch von einem
Wasserlauf durchzogenen Barranco
Real del Telde nieder und gründeten
die Ortsteile Tara und Cendro. Überlieferungen zufolge sollen hier mehrere
Tausend Menschen gelebt haben. Heute
ist nichts mehr von den Wohnstätten
zu erkennen. Wenige Kilometer außerhalb von Telde, an der Landstraße nach
Ingenio, liegt die Kultstätte Cuatro Puertas („Vier Türen“) auf einem Hügel.
Nach dem Abschluss der Eroberung
teilten die Conquistadores das Land
untereinander auf, auch die Kirche erhielt ihren Teil – Agüimes und Umgebung. Die von Wasserarmen durchzogenen Ebenen des Ostens eigneten sich
hervorragend für den Zuckerrohranbau, und schon wenige Jahre später erlebten die Adelsfamilien im Osten Gran
Canarias eine Blütezeit. Ihr Reichtum
gründete sich auf rund 50 Zuckerraff inerien. Der Zuckerrohranbau wurde
von Sklaven verrichtet, die Arbeit in der
Zuckerfabrik leisteten Portugiesen, die
von Madeira die notwendigen Kenntnisse mitbrachten. Der Ortsname der
Schwesterstadt von Agüimes, Ingenio,
zu Deutsch „Zuckerfabrik“, deutet noch
darauf hin. Der Boom währte nicht einmal hundert Jahre. Die Wälder verschwanden in den Feuern der Zuckersieder. Mit den Bäumen verschwand
das Wasser für die Felder. Das endgültige Aus dieses lukrativen Geschäfts war
von Beginn an vorprogrammiert. Zurück blieb die Landschaft so, wie sie
heute ist, karg und kahl.
Die Gemeinden leben heute im Windschatten der Hauptwirtschaftszonen
Süden
siehe Seiten 140/141
Playa
Playadel
delInglés
Inglés
de Gu
Geschichte und Wirtschaft
gida
Lomitos
sequillo
o
gal
Era de
Mota
GC-80
GC-100
La Higuera
Canaria
La Solana
GC-1
La Pardilla
La Estrella
San GC-101
Antonio
Remudas
Las Gavias
Playa La Garita
La Garita
Tara
Marpequeña
San José de
Playa del Hombre
Barrera
las Longueras
GC-41
El Calero
Talisarte
GC-102
Telde
Sportzentrum
La Montañeta
Tecen El Cortijo
Los
Hoya
Melenara
Llanetes
Manrique
Playa de Melenara
La Rocha Las
Lomo GC-130 Las
Medianias
GC-100
Salinetas
Huesas
Magullo
Playa Salinetas
Lomo
Cruz de
Las
Salas
Jerez
Breñas
El Goro
La
Piletilla
El
fiernillo
arranco
Cruz de
la Gallina
La Pasadilla
de Gua
yadeq
Cuatro
Puertas
GC-140
Museo de
las Piedras
GC-120
GC-196
GC-103
Ingenio
Aeropuerto de
Gran Canaria
Las
Majoreras
Carrizal
GC-550
GC-192
Agüimes
Corralillos
GC-551
Caserio Ojos de Garza
Playa Ojos de Garza
ue
Museum
as
Tufia
Ojos de
Garza
GC-100
Der Osten → Karte S. 112/113
Vegas
Norden
siehe Seiten 222/223
La Atalaya
Piletas
leza
GC-104
La Jurada
Playa del Burreo
GC-1
GC-100
Parque de los
Crocodilos
Llanos
Prieto
Vargas
Playa Vargas
Cruce de
Arinaga
GC-191
GC-100
Playa del Carbón
Cruce de
Sardina
Sardina
GC-65
Arinaga
Vecindario
GC-105
Aldea
Blanca
GC-191
GC-194
Pozo Izquierdo
GC-1
Juan
Grande
Castillo del
Romeral
113
Wanderung
1,5 km
Osten
114
Der Osten
Las Palmas und Costa Canaria, die meisten Beschäftigten pendeln dorthin oder
arbeiten in den Zulieferbetrieben längs der Autobahn. Nur noch wenige Menschen
f inden in der Landwirtschaft Arbeit und Lohn.
Als touristische Zone hat die Ostküste keine besonders guten Chancen gegenüber
dem Süden. Es gibt zwar eine ganze Reihe von Stränden, die meisten haben jedoch
dunklen Sand oder sind wie Pozo de Izquierdo wegen der starken Winde v. a. zum
Windsurfen, aber weniger zum Sonnenbaden geeignet.
Telde
Die Schönheiten der zweitgrößten Stadt der Insel und ihre reiche Vergangenheit erschließen sich im nördlichen Stadtgebiet in den Stadtteilen San
Juan und San Francisco. Beide Stadtteile sind fast vollständig von Neubauten verschont geblieben. Ihre Bausubstanz geht bis ins 16. Jh. zurück und
steht seit 1981 in ihrer Gesamtheit unter Denkmalschutz.
Die zweitgrößte Inselstadt zu besichtigen kann aber wenig ersprießlich sein, wenn
man die falsche Landstraßenabfahrt nimmt. Der größte Ortsteil Teldes, San Gregorio, besteht aus schmalen, langweiligen Einbahnstraßen (aus denen man schwer
wieder hinausf indet). Selbst die Kirche San Gregorio mit der obligatorischen Plaza
davor kann da nicht mehr viel retten.
Information Das Büro der Touristeninformation ist auf jeden Fall besuchenswert.
Es liegt im Ortsteil San Juan in einem der
ältesten Häuser der Stadt. 1600 ließ es die
Familie Ruiz de Vergara bauen. Später gehörte es den in Telde allgegenwärtigen
Condes de la Vega Grande (→ Süden,
S. 138). Eindrucksvoll sind der große Patio
und die von Säulen getragene Galerie. Die
Besucher können hier mehrere Faltblätter
auch in deutscher Sprache bekommen. Sie
informieren über die Geschichte des Ortes
und seine Sehenswürdigkeiten. In der ersten Etage des Gebäudes befindet sich ein
kleines Heimat- und Kunstgewerbemuseum. Gratis geführte Besichtigungstouren
durch Telde und Touren mit besprochenen
Kassetten (autoguiado) auch auf Deutsch
können Sie hier oder über die Website bestellen.
Geöffnet Mo–Fr 8–15.30 Uhr, im Sommer
nur bis 14.30 Uhr. Calle Conde de la Vega 9,
hinter dem Rathaus. ¢ 828013312, 928-698152,
www.teldeturismo.es.
Verbindungen Mit dem Pkw: Aus dem
Süden oder von Las Palmas über die Autobahn, von dort die Abfahrt Telde/La Garita
und dann die Zubringerschnellstraße bis in
den Ort nehmen, dort nach rechts Richtung
San Juan und San Francisco abbiegen. Ein
Parkhaus ist ausgeschildert.
Mit dem Bus: Aus dem Süden mit den Linien 36 und 90 ab Faro de Maspalomas
stündlich. Aus Las Palmas mit der Linie 12
ab ZOB San Telmo halbstündlich und mit
der Linie 80 ab Santa Catalina alle 20 Min.
Feste 5. Januar, Umzug der Heiligen Drei
Könige.
Februar, Karneval.
Karwoche: Bei der Karfreitagsprozession
schleppt ein Christusdarsteller das Kreuz
auf den Kalvarienberg und wird dort ans
Kreuz gebunden. Zur neutestamentlich
überlieferten Todesstunde um 15 Uhr wird
er wieder abgenommen und in einer Höhle
aufgebahrt.
Juni, Fiesta zu Ehren des San Juan Bautista
auf der Plaza und rund um die Basilika.
Erste Augusthälfte, Fiesta La Traída del
Agua: Gemeinschaftliches Wasserholen
aus den Bergen von Lomo Magullo. Eine
interessante Inselfiesta, an der sich Tausende beteiligen. Umfangreiches Rahmenprogramm.
Oktober, Fiesta zu Ehren des San Francisco im gleichnamigen Stadtteil.
November, Fiesta zu Ehren des San Gregorio im gleichnamigen Ortsteil. Größte Fiesta
mit Viehmarkt.
Telde
Telde
115
Dezember, Fiesta de Naranja: Das Apfelsinenfest mit Umzug und Volkstanz findet jeweils am Sonntag vor Weihnachten statt.
Übernachten Hotel Cortijo San Ignacio
Golf, es befindet sich in ländlicher Umgebung inmitten des Golfplatzes El Cortijo mit
großen Seen und Palmenhainen. Ein Gästehaus für höchste Ansprüche, mit Garten,
Grillplatz und Pool. DZ ab 88 € pro Tag. Anfahrt über Autobahn Sur GC 1, km 6,4. Golfplatz ¢ 928-712427, Hotel ¢ 913-440719,
www.cortijosanignaciogolf.com.
Finca La Salud, ein erholsames Plätzchen
mit Vogelgezwitscher in einem großen, exklusiven Anwesen. Die Einrichtung des
Hauses und die Außenanlagen sind modern und geradlinig. Der Blick ist auf die
Weinberge unweit von Telde gerichtet. Das
Haus ist mit zwei DZ und zwei Bädern ausgestattet. Tagespreise bei bis zu vier Nächten 112 €, mehr als vier Nächte 85 €. Zu buchen über Toprural, ¢ 928-677340, www.
toprural.com/Finca-La-Salud.
Casa Rural La Primavera, auf einem Hügel
mit Blick auf die Altstadt von Telde. Ein
bestens ausgestattetes Haus für insgesamt
7 Pers. mit drei Zimmern, drei Bädern, großer Terrasse und Pool. Der Preis für die
Nacht beträgt 115 €. ¢ 928-462579, www.
teldeturismo.es/casa-rural-la-primavera.
Haus Mazagán, ein Feldweg von 800 m
führt in diese Oase der Ruhe. Auf der
2000 m2 großen Finca werden ein kleines
Apartment und eine Ferienwohnung vermietet. Der nächste Ort ist Mazagán (zwischen Hauptstadt und Telde). Preis pro Tag
für 2 Pers. 48–59 €, ¢ 02924-9746930 (Objekt
G-141), www.islas-canarias-reisen.de.
Essen & Trinken Kleine, einfache Gerichte servieren die Bars und Minigaststätten
rund um die Plaza San Juan, z. B. das Café
Restaurante El Casino und La Boheme
(um die Ecke in der Calle León y Castillo).
Die Einwohner von Telde verbinden Essengehen gern mit einem Ausflug, deshalb liegen die interessanteren oder anspruchsvolleren Restaurants außerhalb, → Agüimes
und Santa Lucía.
Sehenswertes
Einen Rundgang durch die Altstadt von Telde sollte man an der Plaza San Juan beginnen. Direkt an der Plaza steht die wichtigste Sehenswürdigkeit Teldes, die Basilika San Juan Bautista. Sie ist von gut erhaltenen kanarischen Häusern umgeben.
Der Osten → Karte S. 112/113
Die Touristeninformation befindet sich in diesem Palast aus dem 17. Jh.
116
Der Osten
Basilika San Juan Bautista: Mit dem Kirchenbau wurde zur Zeit der Stadtgründung 1519 begonnen, die Türme allerdings kamen erst sehr viel später bei einer
Restaurierung 1832 hinzu und fallen unschön aus dem gotischen Rahmen der Fassade. In ihrem Inneren birgt die Kirche
als besondere Kostbarkeit einen Altaraufsatz aus Flandern (1516), der in einen barocken Aufsatz integriert ist. Die
sechs Darstellungen aus dem Marienleben sind das wertvollste Kunstwerk
der Kanaren. Als besondere künstlerische Leistung gelten die Harmonie der
Darstellung von Personen, Architektur
und Landschaft, die Einbeziehung von
Elementen des Altertums wie ägyptischen Obelisken und toskanischen Säulen, der Sinn des Künstlers fürs Anekdotische, etwa durch den Hund, der in
das Hauptbild einführt, und die Zartheit der Darstellung Marias. Kunsthistorisch interessant ist auch die Hochzeitsszene im Tempel, denn sie gibt
genau die zeitgenössische flämische
Mode wieder. Der enorme Reichtum,
den der Zuckerrohranbau den Eroberern bescherte, machte die Anschaffung dieses Kunstwerks bereits im
Jahre 1530 möglich.
Ein weiterer wertvoller Kunstschatz der
Kirche ist die Christusfigur am Hauptaltar. Sie stammt aus Mexiko, wurde
Die Basilika San Juan Bautista
von Indios gefertigt und gelangte schon
1525 nach Telde. Die Skulptur aus dem
ungewöhnlichen Material Maismaschee wiegt trotz ihrer Größe nur 6,5 kg. Das
Kreuz wurde erst im 19. Jh. mit Silber überzogen. Auch die vergoldeten Nebenaltäre zeugen von reichen Spendern. Das Kirchendach ist aufwändig im Mudéjarstil
aus dem Kernholz der Kanarischen Pinie gefertigt.
Täglich 9–12 und 17–20 Uhr.
Stadtteil San Juan: Nach dem Besuch der Basilika sollten Sie die umliegenden Straßen und Gassen des Viertels erforschen. Sie sind in den letzten Jahren sehr schön
restauriert worden und weitgehend autofrei. In der hübschen Gasse Calle Doctor
Chil rechts neben der Kirche bef indet sich das Pfarrhaus mit kanarischem Balkon.
In den Fußgängerzonen Calle Licenciado Calderín und Calle Conde de la Vega
Grande stehen prächtige Bauten, u. a. die Touristeninformation (s. o.), viele mit
Portal- und Fenstereinrahmungen aus blauschwarzem Basalt, der bei Arucas gebrochen und von den besten Steinmetzen ihrer Zeit bearbeitet wurde. Stolz sind
die Bewohner auch auf ihren schönen Parque San Juan mit seinen Sportanlagen
und sogar einem kleinen Zoo.
Vorn an der Plaza San Juan steht das frühere Haus des Conde de la Vega Grande,
heute das Rathaus. Die Familie, immer schon einflussreich auf Gran Canaria, begann ab Ende der 60er-Jahre auf ihren vormals tristen und unwirtschaftlichen Län-
Umgebung
von Telde
Umgebung von Telde
117
dereien im Süden mit dem Bau des größten Tourismusprojekts der Kanaren. Eine
andere einflussreiche Familie residierte ebenfalls in Telde, die der León y Castillo.
Den Brüdern Juan und Fernando, die ganz wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Insel im 19. und zu Beginn des 20. Jh. beitrugen (Fernando war u. a.
Außenminister Spaniens), ist ein eigenes Museum gewidmet. Es liegt im nach Westen anschließenden zweiten Altstadtteil.
Mo–Fr 8–20 Uhr, Sa 10–20 Uhr, So 10–13 Uhr. Eintritt 1 €, ¢ 928-691377.
Jetzt lohnt es sich, die Straße zu überqueren und in Richtung Plaza de San Francisco zu schlendern. Hier liegen das ehemalige Kloster und die Klosterkirche San
Francisco. Teile der schlichten Kirche mit der neoklassizistischen Fassade stammen
aus dem 17. Jh. Das Innere erinnert an Kirchen in den ehemaligen Kolonien Spaniens. So gibt es an den Seitenwänden Altaraufsätze aus farbig bemaltem Stein. Die
wichtigsten Kunstwerke sind ein geschnitzter heiliger Franziskus und die kleine
Terracottastatue Virgen de Santa Maria de Antiqua. Diese Figur stand schon im
16. Jh. in der ursprünglichen Kapelle.
Kirche: Täglich 17–20 Uhr. Das Kloster ist seit Langem geschlossen.
Hinter der Plaza verlaufen die Calles Bailadero und Inés Chemida sehr hübsch am
Rand des Barranco entlang. Ein alter Aquädukt wurde restauriert und gibt den
Blick frei auf Ruinen der Siedlung der Altkanarier. Der auf den Kanaren geläuf ige
Name Bailadero lässt sich nicht vom spanischen bailar („tanzen“) ableiten, sondern bedeutet so viel wie „Blökplatz“. Bei anhaltender Trockenheit wurde das durstige Vieh hierher getrieben, das dann zum Himmel blökte – und so auf seine Art
um Wasser flehte. Von dort geht man zurück zur Plaza San Juan.
Umgebung von Telde
Spaziergang zur Kultstätte Cuatro Puertas: Im Gemeindegebiet von Telde sind in
den letzten Jahren die Reste der Vergangenheit geschützt und ausgeschildert worden. Einen Besuch lohnt die ehemalige Kultstätte Cuatro Puertas, an der Landstraße zwischen Telde und Ingenio unübersehbar auf einem Hügel gelegen. Schon
von der Straße hat man einen Blick auf die vier Eingänge zur Haupthöhle, die dieser
Zone den Namen gaben. Mit einem etwa halbstündigen Spaziergang kann man sich
die gesamte Anlage anschauen. Wegen der schlechten Wegverhältnisse sollte man
etwas unterhalb parken. Der Weg und die einzelnen Stationen sind auf Übersichtstafeln
Der Osten → Karte S. 112/113
Stadtteil San Francisco: Sie erreichen ihn von der Plaza San Juan über die Straße
Léon y Castillo und/oder die Callejón da La Fuente. Auch hier sind die Straßenzüge
im Wesentlichen seit Jahrhunderten erhalten geblieben. Das Viertel war Heimstatt
der Bürger und Handwerker, hat noch weniger Veränderung erfahren als San Juan
und wirkt fast wie ein Freilichtmuseum. Kopfsteingepflasterte Gassen, kleine Plätze
und schöne, Schatten spendende Bäume prägen diesen Stadtteil. Die Häuser sind
ganz im traditionellen maurisch-kanarischen Stil gehalten, mit behauenen Natursteinen an den Portalen und Fensterumrahmungen. Die Dächer sind mit den klassischen Tonpfannen und im System „Mönch und Nonne“ gedeckt.
Das Museo León y Castillo bef indet sich in der gleichnamigen Straße Nr. 43–45.
Mindestens ebenso interessant wie die Ausstellungsstücke ist der herrliche Bau mit
begrüntem Patio und kunstvollen Holzgalerien. Ausgestellt sind Orden und Ehrenzeichen der Brüder, wobei Fernandos Leistungen überproportional gewürdigt werden. Seine Korrespondenz mit Königin Isabel I. und anderen, auch außerspanischen Größen der Zeit kann nachgelesen werden.
118
Der Osten
verzeichnet. Am einfachsten erreicht man den wichtigsten Bereich, die „Höhle der
vier Türen“. Sie wurde in Tufffelsen gegraben. Vom Vorplatz hat man einen guten
Blick nach Osten und Norden. In nebeneinander liegenden Löchern im Boden
sollen Pfosten für einen Säulenvorbau gesteckt haben. Im Inneren ist nur noch ein
steinerner Wandschrank auszumachen. Es wird berichtet, dass die Anlage früher von
einer Mauer umgeben war. An den Cuatro Puertas vorbei führt ein Pfad nach oben
zur Kultstätte Almogaren („Opferaltar“). Auf dem Hauptplatz bef inden sich
abgesehen vom Altar auch Reihen von Mulden und Rillen, die auf Trankopferplätze
hindeuten. Von hier aus hat man einen weiten Blick über den Osten. An der
südlichen Hügelseite liegt auf halber Höhe eine Wohnhöhlenanlage mit immer
noch erkennbarem Wegenetz und ausgebauten Höhlen mit Schlafnischen, Fenstern
und Vorratskammern.
Museo de Piedras y Artesanía Canaria: Stein- und Kunstgewerbemuseum an der
Landstraße GC 100 zwischen Telde und Ingenio, im Ortsteil Las Mejias. Die große
Hofanlage ist im kanarischen Stil angelegt. Das „Museum“ war ein kommerzieller
Geniestreich seiner Gründerin Mama Lola, die im Kreise ihrer Kunden noch ihren
108. Geburtstag feiern konnte, wenn man der Ehrentafel im Kassenraum glauben
darf. Wer ernsthaft Steine anschauen will, sollte das lieber woanders tun, denn hier
liegen sie zusammengeworfen und eingestaubt in den Glasschränken neben der
Tür. Dennoch lohnt sich ein Besuch, denn der Komplex ist eine abenteuerliche Mischung aus Kommerz und Ausstellung, und die hat sogar Charme. Das öffentlich
zugängliche Hauptgebäude hat mehrere Abteilungen:
Stein- und Muschelsammlung: Daneben
gibt es Demonstrationsstickrahmen. Da die
Stickerinnen gleichzeitig Verkäuferinnen
sind, wird nur gestickt, wenn die Busgesellschaften ihre Einkäufe erledigt haben und
abgereist sind.
Keramik- und Kunsthandwerksausstellung: In mehreren Räumen, durchsetzt mit
Verkaufsartikeln, Keramik, Stickereien,
Holz- und Stroharbeiten, Tabak, Wein und
Spirituosen. Es sind durchaus schöne Stü-
cke dabei, z. B. Reproduktionen der Keramik der Altkanarier.
Kirchenmuseum: Wie eine von Zierrat
überladene Kapelle mit liturgischen Utensilien, Heiligenfiguren usw. gestaltet.
Von all diesen Eindrücken kann man sich
im Innenhof mit viel Grün, Papageiengehege und Sitzgelegenheiten erholen.
Öffnungszeiten
bis 16.30 Uhr.
Mo–Fr 8–18.30 Uhr, Sa
Weitere Wegbeschreibung des Hinterlandes ab Ingenio → S. 121.
Cuatro Puertas, eine Kultstätte der Ureinwohner
Von Playa
del
Hombre
bis Playa
Salineta