Fertilität Stoffwechsel Notfall
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Fertilität Stoffwechsel Notfall
ZKZ 77685 Im Dialog mit dem Tierarzt 05|10 Fertilität Dr. Peter Richterich, Prof. Dr. Axel Wehrend Stoffwechsel Dr. Flurin Tschuor Dr. Veit Kostka Foto: © Baldur Tryggvason, istockphoto.com Notfall editorial Hunde und Menschen Ohne die reiche Paris ist der Chihuahua arm dran Das „Paris-Hilton-Syndrom“ hat zu einer Chihuahua-Schwemme in Kalifornien geführt, die jetzt per „Luftbrücke“ nach New York abgebaut wird. Angeblich ist der kleine Hund an der Westküste nicht mehr gefragt, seit Millionenerbin Paris Hilton ihn nicht länger als Modeaccessoire benutzt. So berichtet WELT ONLINE am 4. Oktober und da ist sicher auch was dran. Hunderassen kommen und gehen. Leider manches Mal schon zu ihren kurzen Lebenszeiten, wenn Frauchen oder der so genannte Herr des Tieres die Nase voll haben. Labrador Retriever, Jack Russell, Bulldog- gen und Möpse, der Australian Shepherd, der Golden Retriever und natürlich allen voran der Deutsche Schäferhund und mein Kalle liegen uns Hunde-Menschen am Herzen – oder wir verlassen sie einfach auf einer einsamen Straße. Davon können dann die Tierheime ein trauriges Lied singen. In Deutschland wird in rund 13 Prozent der Haushalte ein Hund gehalten. Dies ist im internationalen Vergleich wenig. Die Franzosen halten in etwa 38 Prozent der Haushalte einen Hund, in Irland sind es etwa 36 Prozent und in Großbritannien 28 Prozent. Und da in unserem Land mehr als drei ein gleiches Hobby haben, gibt es natürlich auch Vereine und einen Verband – den Verband für das Deutsche Hunde wesen. Der VDH ist die Interessenvertretung aller Hundehalter in Deutschland. Als Dachorganisation von bundesweit 176 Mitgliedsvereinen mit 8.000 aktiven Züchtern, die ca. 35.000 geschützte Zwingernamen repräsentieren. Der Verband hat mehr als 650.000 Mitglieder. Über 250 verschiedene Hunderassen werden in den Zuchtvereinen des VDH betreut und in unserem Land wird natürlich unter strenger Kontrolle gezüchtet. Bei den beiden größten RassehundeZuchtschauen, der Bundessieger-Zuchtschau und VDH-Europasieger-Zuchtschau, sind jeweils ca. 5.000 Hunde gemeldet, die von 40.000 bis 50.000 Besuchern besichtigt werden. Mehr als 100 Unternehmen sind mit Messeständen vertreten. Der Hund ist ein Wirtschaftsfaktor – ja, auch der kleine kuschelige auf dem Sofa oder in der Handtasche gehören dazu. Der Hund ist selbstverständlich auch für den Tierarzt die Nummer eins. Rund 15.000 Tierärzte, haben vorwiegend mit Kleintieren zu tun. Aus Befragungen in Kleintierpraxen ergibt sich, dass ca. 50 Prozent des Umsatzes auf die Behandlung von Hunden zurückzuführen sind – der Hund, das wichtige Wesen. Und das weiß nicht zu letzt auch ich, denn heute Morgen kam mein Hund Kalle nicht zu mir zum Wecken! Was hat er? Ist er krank? Nein, er war müde, lag im Wohnzimmer auf der Couch und tat so, als würde er mich Reinschleichenden nicht hören... Das Auspacken der Fleischwurst, etwas später, ein paar Zimmer weiter, hat er sofort gehört – schnapp und ich wusste, er ist gesund, mein Köter. >>Jörg Peter Matthes, Verleger hundkatzepferd 05|10 1 Impressum ISSN 1866-5306 Herausgeber Jörg Peter Matthes succidia AG Verlag und Kommunikation Rößlerstraße 88 D-64293 Darmstadt Telefon 0 61 51/360 560 Telefax 0 61 51/360 5611 [email protected] www.succidia.de Anzeigenverkauf Bodo Fiedler (Leitung) [email protected] Robert Erbeldinger [email protected] Redaktion Claudia Schiller (Leitung) Dr. Andrea Junker-Buchheit Jörg Peter Matthes Masiar Sabok Sir Wissenschaftliche Beratung Dr. Andrea Junker-Buchheit Konzeption, Layout, Produktion Angelique Göll | Jutta Maur 4t Matthes + Traut Werbeagentur GmbH Rößlerstraße 88 D-64293 Darmstadt Telefon 06151/85 19 0 [email protected] www.4t-da.de 4. Jahrgang 2010 z.Zt. gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 4, Oktober 2009. Druck Frotscher Druck GmbH Riedstraße 8 64295 Darmstadt Telefon 0 61 51/39 06 0 Telefax 0 61 51/39 06 30 [email protected] www.frotscher-druck Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit schriftlicher Genehmigung und Quellenangabe gestattet. Der Verlag hat das Recht, den redaktionellen Beitrag in unveränderter oder bearbeiteter Form für alle Zwecke, in allen Medien weiter zu nutzen. Für unverlangt eingesandte Bilder und Manuskripte übernehmen Verlag und Redaktion sowie die Agentur keinerlei Gewähr. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge stehen in der Verantwortung des Autors. 2 Foto: © John Watson, istockphoto.com Preis Einzelheft: 8 E +Versand Jahresabo Deutschland: 40 E zzgl. MwSt. Europäisches Ausland: 50 E [email protected] hundkatzepferd 05|10 inhalt kleintier more 12Stoffwechselentgleisung 01Hunde und Menschen 18Der Vogelpatient 23 Dr. Flurin Tschuor Jörg Peter Matthes Dr. Veit Kostka 24Verdacht Hypothyreose Dr. Werner Müller pferd 06Zeugungsfähig Prof. Dr. Axel Wehrend, Dr. Peter Richterich Die Vorleserin Dr. Andrea Junker-Bucheit 42Top-Form Fiona Isabella Hinrichs 04 11 34 41 48 news aus der industrie dies&das aus der industrie mix 30Rehabilitation aber richtig! Dr. Sabine Mai 36Sichere Diagnose Dr. Peter Tilkorn nutztier 44Es gibt keine Durchschnittskuh Dr. Katrin Mahlkow-Nerge praxis 17Amtsveterinär und Kontrolle Frank Richter 38Medikation im Pferdesport Dr. Michael Düe hundkatzepferd 05|10 3 news „Virale Infektionskrankheiten der Katze“ Das diesjährige Herbstsymposium der Akademie für Tiergesundheit e.V. findet am 06.11.2010 an der LMU in München statt, Tagungsort ist der Hörsaal der Medizinischen Kleintierklinik. Die Tagungsleitung hat Prof. Dr. Volker Moenning, Hannover. Vorträge renommierter Exerten zu aktuellen Themen aus Forschung und Praxis stehen auf dem Programm, u.a. Dr. Dr. Thomas Vahlenkamp, Prof. Dr. Uwe Truyen, Prof. Dr. Hans Lutz, Dr. Dieter Klein, Prof. Dr. Katrin Hartmann. In der abschließenden Diskussion unter der Leitung von Prof. Truyen werden die aktuellen Impfempfehlungen erörtert. Auskünfte und Anmeldung unter >> www.aft-online.net Nutztiere Foto: istockphoto.com | dundanim Tierärzte fordern mehr Tierschutz Ganz entspannt – Ein Tier, das sich wohl fühlt, ist auch gesünder. Anlässlich des Welt-Tierschutztages am 4. Oktober fordert die Bundestierärztekammer (BTK) mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung. Die Haltungsbedingungen müssen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden und nicht die Tiere an die Haltungsbedingungen. Gut aus- und fortgebildete, fortschrittliche Landwirte beweisen immer wieder, dass auch bei Intensivtierhaltung, in Verbindung mit systematischer tierärztlicher Bestandsbetreuung, der Tierschutz wesentlich zur Verbesserung der Tiergesundheit und damit zur Optimierung des Betriebsergebnisses beiträgt. Prof. Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer, fordert zum Umdenken auf. Er weist darauf hin, dass Antibiotika nicht geeignet sind die Auswirkungen von nicht angepassten Haltungsbedingungen zu beheben. Das sei nicht im Sinne der Verbraucher und fördere die Resistenzbildung von Keimen gegen Antibiotika. Hier sind Tierärzte ebenso wie Landwirte und der Gesetzgeber gefordert. Die Bundestierärztekammer sieht zwei Hauptursachen für das Leiden von Nutztieren: Zum einen in verschiedenen veralteten Haltungsformen, zum anderen in der Zucht auf Höchstleistung. Bestimmte Zuchtziele überfordern die Tiere einfach. >> www.bundestieraerztekammer.de 4 Bundestag Tierschutz für Zirkustiere vertagt Am 29. September hat der Agrarausschuss des Bundestages einen Antrag für ein Verbot der Haltung von Zirkustieren vertagt. Nachdem bisher alle Bemühungen an der Blockade haltung der Regierungsfraktionen gescheitert sind, soll über eine mehrheitsfähige Initiative verhandelt werden. Die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN fordert die FDP zur Unterstützung eines Wildtierverbotes auf. Zu Oppositionszeiten habe die FDP ein Wildtierverbot für Zirkustiere aktiv unterstützt, erklärt Thomas Pietsch, Wildtierexperte bei VIER PFOTEN. Der von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebrachte Antrag (Ds 17/2146), zielte darauf ab, Wildtiere generell nicht mehr im Zirkus zu halten. Viele Experten wie die Bundes tierärztekammer halten solch ein Verbot für zwingend nötig. Auch die Bundesländer fordern bereits seit 2003 eine entsprechende Regelung. Die Haltung der Wildtiere im Zirkus ist völlig ungenügend, die Dressurmethoden fragwürdig und die Kunststücke widersprechen oftmals dem natürlichen Verhalten der Tiere. Ständige Ortswechsel, lange Transportzeiten und Lärm setzen die Tiere unter Stress. Viele Zirkustiere zeigen deshalb Verhaltensstörungen und leiden unter schweren Krankheiten. Die Haltung gefährlicher Wildtiere in Zirkussen ist darüber hinaus ein Sicherheitsproblem. Andere EU-Länder wie Österreich, Bulgarien, Schweden und Dänemark haben die Haltung von Wildtieren im Zirkus schon lange verboten oder eingeschränkt. >> www.vier-pfoten.de World Veterinary Year 2011 250 Jahre Veterinärmedizin Im Jahr 1761 wurde die erste tierärztliche Ausbildungsstätte im französischen Lyon gegründet. Grund genug, um im nächsten Jahr das 250-jährige Jubiläum der modernen Veterinärmedizin gebührend zu feiern. Weltweit sind über 70 verschiedene Veranstaltungen dazu geplant. Aufgegriffen wird das Jubiläum bereits auf dem diesjährigen bpt-Kongress, der vom 18. bis 21. November im Convention Center der Messe Hannover stattfindet. Dort befassen sich Vertreter aller relevanten Tierarztgruppen im Rahmen eines Symposiums vorausschauend mit der Frage, wohin sich die tierärztliche Ausbildung künftig entwickeln wird. In den Vereinigten Staaten wird das Jubiläum in besonderer Weise gewürdigt. Dort hat der US-Kongress aufgrund einer gemeinsamen Resolution von Senator John Ensign und dem Kongressabgeordneten Kurt Schrader, beide Tierärzte, jetzt entschieden, die herausragende Rolle der Tierärzte beim Umgang mit Zoonosen, Bioterrorismus und Lebensmittelsicherheit durch die offizielle Bezeichnung des Jahres 2011 als „World Veterinary Year“ anzuerkennen. >> www.tieraerzteverband.de hundkatzepferd 05|10 Foto: istockphoto.com | Eric Isselée AfT-Herbstsymposium Forschung Cleverer Rinderparasit Der Rinderparasit Theileria hat seine ganz eigene Überlebensstrategie: Er „verkleidet“ sich als Chromosom des von ihm befallenen Tieres und macht sich den natürlichen Zellteilungsprozess seines Wirtes zunutze, um sich zu vermehren. Ein Forscherteam unter der Leitung von Dirk Dobbelaere von der Abteilung Molekulare Pathobiologie der Universität Bern hat nun die Methode entschlüsselt, mit der Parasit Theileria den Mechanismus der Zellteilung kapert und sich im Organismus des Wirtes ausbreitet (PLoS Biology 2010, doi:10.1371). Er nistet sich in den weißen Blutzellen seines Wirtes ein und bringt diese dazu, sich fortlaufend zu teilen. Theileria ist ein Einzeller, der in Afrika und weiten Teilen Asiens Rinder infiziert und eine krebsähnliche Krankheit – die Theileriose – auslöst. Er wird durch Zeckenbisse auf das Rind übertragen, wo er zunächst weiße Blutzellen besiedelt und anschließend auch in rote Blutzellen übergeht. Von dort aus gelangt er wiederum in Zecken, die sich vom Blut des betroffenen Rindes ernähren und anschließend weitere Rinder befallen. >> [email protected] Quelle: Universität Bern Cushing-Syndrom Studienteilnehmer gesucht! Für eine Studie zum Cushing-Syndrom bei Pferden sucht die Pferdeklinik der Ludwigs-Maximilians-Universität München in Kooperation mit der Firma Navalis Teilnehmer. Neben der Diagnostik bzw. dem aktuellen Stand der Erkrankung und der Abgrenzung zum Metabolischen Syndrom wird in der Studie darüber hinaus die Wirkung eines neuen Phyto- und Nährstoff-Kombinationspräparates auf das Wohlbefinden der Pferde untersucht. Hierzu sollen möglichst nicht vorbehandelte Pferde aufgenommen werden. Für die Pferdebesitzer entstehen keine Kosten, die Doktorandin kommt direkt auf den Hof. Interessierte Tierärzte wenden sich bitte an: >> [email protected] 56. Jahreskongress der DGK-DVG in Düsseldorf, 21.–24. Oktober 2010 Schwerpunktthemen:> Erkrankungen von Kopf – Hals – Thorax Lebenslanges Lernen RK K R A N E N- SEIT LS R A E M H AH 25 J F Ü R EU fördert Veterinär-Netzwerk V ER PFE REN RDE EN TI E Bild: Conrad von Schubert, Universität Bern G Listiger Parasit: Theileria (gelb) wird während der Zellteilung zusammen mit den Chromosomen (blau) auf die beiden Tochterzellen verteilt. SIC H E R U N Die Vorstellung, dass mit dem Ende des Studiums die Ausbildung abgeschlossen ist, ist längst überholt. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) wird zur Unterstützung des lebenslangen Lernens gemeinsam mit der Universität Utrecht, dem Royal Veterinary College in London, der Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin in Bukarest sowie der Szent István Universität in Budapest ein Expertennetzwerk entwickeln, in dem Tierärzte und Studierende mit veterinärmedizinischen Fachkollegen in Kontakt treten können. Insgesamt fördert die EU das Projekt Network on Veterinary ICT in Education (NOVICE) mit 400.000 Euro. Die TiHo erhält rund 100.000 Euro und wird für die technische Infrastruktur, die Einführung der Nutzer in das Netzwerk und die Erstellung von Kursen und Anleitungen für das Netzwerk verantwortlich sein. Das NOVICE-Projekt wird von der EU mit Mitteln aus der LifeLongLearning-Initiative gefördert. Im Rahmen dieses Projektes soll der Nutzen von web 2.0-Applikationen auf das informelle Lernen in der Tiermedizin untersucht werden und eine internationale Community of practice in der Tiermedizin aufgebaut werden. >> www.noviceproject.eu Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Kontakt: Dr. Jan Ehlers, M.A. E-Learning-Beratung der TiHo [email protected] hundkatzepferd 05|10 VERSICHERUNGEN hukapf518_100x145_4c.indd 1 5 08.06.10 11:00 6 hundkatzepferd 05|10 Foto: istockphoto.com | Maria Itina andrologie Zeugungsfähig Neue Methoden der andrologischen Untersuchung beim Hengst Ein Einsatz von geschlechtsgesunden Zuchttieren ist essenziell für ein funktionierendes Zuchtprogramm, um Nachkommen zu erzeugen. Das Augenmerk liegt vor allem auf der Potentia coeundi (Begattungs fähigkeit) und der Potentia generandi (Befruchtungsfähigkeit) des Vatertiers, da die hier getroffenen Selektionskriterien bedeutender sind als bei weiblichen Tieren und durch die künstliche Besamung ein Vielfaches an väterlichen Nachkommen erzeugt werden kann. Ein züchterischer Ausfall durch In- bzw. Subfertilität, beispielsweise bei einem Deckhengst, führt zu einem enormen finanziellen Verlust. Dr. Peter Richterich und Prof. Dr. Axel Wehrend beleuchten die Möglichkeiten der veterinärmedizinischen Andrologie. hundkatzepferd 05|10 7 Klinische Andrologie Abb. 1 Ultraschallaufnahme eines Hengsthodens, es sind keine patholo gischen Veränderungen erkennbar, die Graustufenanalyse ist ebenfalls soweit unauffällig. Der im Sport erfolgreiche Althengst deckte mit mäßi gen Befruchtungsquoten (ca. 30 %) im Natursprung. Eine genaue Diag nose konnte erst nach Entnahme einer Hodenbiopsie gestellt werden. Abb. 2 Hodenbioptat eines Junghengstes, der größere nichtzelluläre Areale (100fache Vergrößerung) aufweist. Der Hengst deckte in der Zuchtsaison ohne Erfolg elf Stuten durch Frischsamenübertragung und drei weitere im Natursprung. Fruchtbarkeitsprobleme in einer Pferdezuchtsaison sind zu etwa 40 % durch den Hengst alleine verursacht, weitere 10 % sind durch die Wahl der Zuchtpartner in Kombination durch Hengst und Stute entstanden. Die Fertilitätsdiagnostik beim Hengst beginnt mit einer ein gehenden Anamnese – Art der Samengewinnung und Samenauf arbeitung sowie die bisherige Trächtigkeitsquote sind genauso wichtig wie die weitere Nutzung neben dem Deckeinsatz, der Hal tung und Fütterung. Die klinische Untersuchung erfasst neben den Geschlechts organen den Bewegungsapparat, da ohne Lastaufnahme der Hin tergliedmaßen und physiologischer Rückentätigkeit, insbesondere der Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeins, eine Ejakulation schmerzbedingt nicht möglich ist. Der Hauptfokus der klinischandrologischen Untersuchung wird auf den männlichen Genital apparat gelegt. Die Hoden und beide Nebenhoden werden auf das Vorhandensein im Skrotum, ihrer Größe und Konsistenz beurteilt. Hierbei ist auf rasse- und altersbedingte Größenunterschiede zu achten. Ein gesunder Hoden ist von prall-elastischer Konsistenz, da die Tunica albuginaea den Innenraum begrenzt und das funk tionelle Hodenparenchym durch die Spermatogenese diesen be nötigt. Weiche Hoden deuten auf funktionsloses oder in der Funk tion beeinträchtigtes Gewebe hin, im Gegensatz dazu ist ein derber oder fester Palpationsbefund ein Hinweis auf eine chronische oder akute Entzündung. Fokale Veränderungen im Hodengewebe wer den bei dieser Befunderhebung in den meisten Fällen – insbeson dere in der Tiefe des Gewebes – palpatorisch nicht eindeutig erfasst und abgegrenzt. Der Penis und die akzessorischen Ge schlechtsdrüsen werden ebenfalls bei der genital-anatomischen Diagnostik auf ihre Funktionsfähigkeit u ntersucht. Bei Junghengsten, die zur Körung anstehen, ist eine einge hende Anamnese nicht möglich, da diese nicht an das Phantom oder eine deckbereite Stute vor der Zuchtzulassung gewöhnt wer den sollen und somit keine Deckdaten vorliegen können. Hier ist nur eine klinisch-andrologische Untersuchung möglich, die sinn vollerweise durch eine endokrinologische und sonografische Diagnostik ergänzt werden sollte. Weiterführende Untersuchungen Abb. 3 Bioptat eines vierjährigen Hengstes mit einer ungestörten Spermatogenese 8 Die sonografische Untersuchung des Hodens ist in der Lage, deut liche, klinisch-relevante Veränderungen im Hodengewebe sicher darzustellen, vor allem dann, wenn klare Trenngrenzen der Verän derung zum gesunden Gewebe vorhanden sind. Die Grenzen der Sonografie fallen dann auf, wenn es sich um eine homogene, den ganzen Hoden betreffende Veränderung handelt. Zudem lassen sich bei einigen Hengsten mit Ejakulatmängeln sonografisch keine Veränderungen im Hodengewebe nachweisen. Eine Verbesserung des konventionellen B-Mode-Verfahrens könnte die sonografische quantitative Graustufenanalyse darstellen. Bei dieser Methode werden Veränderungen der Sonoarchitektur erfasst, die mit dem Auge nicht bemerkt werden können. Leider fehlen momentan noch Referenzwerte, um pathologische Veränderungen sicher erkennen zu können. Zudem gestattet die Sonografie keine direkte Aussage zum Zustand des Spermien bildenden Gewebes. Eine fundierte Prognose bei Vorliegen von Ejakulatmängeln kann in der Regel nicht gestellt werden. hundkatzepferd 05|10 Axel Wehrend absolvierte Studium und Promotion an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, seine Habilitation 2003 an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er war Professor für Reproduktions biologie und Bestandsbetreuung an der Universität Leipzig. Seit August 2007 ist er Professor für klinische Reproduktionsmedizin an der JustusLiebig-Universität Gießen, Leiter der Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit tierärztlicher Ambulanz. Sein Forschungsinteresse gilt der vergleichenden Reproduktionsmedizin. Hodenbiopsie Eine Möglichkeit der kausalen Diagnostik ist eine direkte histo logische Untersuchung des Hodengewebes. In der Humanmedizin ist die Hodenbiospie seit Jahrzehnten eine gängige Methodik zur Ursachenabklärung bei sub- bzw. infertilen Männern. Obwohl seit längerer Zeit auch Erfahrungsberichte zur Hodenbiopsie beim Hengst vorliegen, hat diese Methode in der andrologischen Unter suchung noch keinen Eingang gefunden, da die Angst vor Kom plikationen groß ist. Durch die Verwendung moderner Biopsie nadeln und -systeme kann die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen jedoch deutlich minimiert werden. Die infrage kommenden Hengste werden für die Entnahme einer Feinnadelbiopsie lediglich sediert. Die Vorteile der Fein nadelbiopsie liegen in der relativ einfachen Handhabung und einer sehr guten Gewebemorphologie, die eine entsprechende Diagnosemöglichkeit bietet. Die bisher untersuchten Hengste, von denen Hodengewebe mittels der Feinnadelbiopsie gewonnen wurde, zeigten in den Tagen nach dem Eingriff keine Schmerzen oder Anzeichen einer Allgemeinstörung. Die Hodensäcke waren in den ersten vier Tagen nur leicht geschwollen, aber nicht druckempfindlich. Alle untersuchten Deckhengste zeigten nach der Biopsie eine unge störte Libido sexualis und in den gewonnenen Ejakulaten waren keine Anzeichen eine Hämatospermie (Blut im Ejakulat) zu finden. Im ersten Schritt der nachfolgenden histologischen Untersu chung wird das Bioptat in einer kleinen Vergrößerung begutachtet. Nach der Übersichtsstudie werden die einzelnen Tubuli genauer betrachtet. Hier ist es möglich, zwischen einer Normospermato genese und unphysiologischen Vorgängen zu unterscheiden und eine auf Befunden basierende Prognose abzugeben (Abb. 2, 3). >> [email protected] >> [email protected] Peter Richterich studierte Veterinärmedizin in Gießen (Abschluss 2005). Seitdem ist er an der dortigen Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie mit tierärztlicher Ambulanz tätig, wo er 2008 promo vierte. Sein aktueller Forschungsschwerpunkt ist die Diagnostikopti mierung in der Hengstfruchtbarkeit. Er ist Pferdezüchter (2 Trakehner Zuchtstuten und eigene Nachzucht) und Delegierter des Trakehner Zuchtbezirks Hessen. Seit 2009 ist Dr. Richterich mitverantwortlicher Tierarzt der Trakehner Fohlenauktion in Hannover. take home Die Hodenbiopsie als Diagnostikum testikulärer Alterationen ist in der Humanmedizin seit Jahrzehnten ein Standard. Die veterinärmedizinische Andrologie beschränkt sich bei der Infertilitätsdiagnostik bisher auf die weiterführenden Unter suchungen Sonografie, Hormonwertbestimmung und gege benenfalls Analyse des Seminalplasmas, wenn bei der kli nisch-andrologischen Untersuchung inkl. Spermatologie keine sicheren Diagnosen getroffen werden können. Die Ent nahme von Feinnadelbioptaten stellt eine sinnvolle Erweite rung der andrologischen Diagnostik dar. Durchführung einer Hodenbiopsie upraebioptive Gabe eines nicht-steroidalen Antiphlogistikums, i.v., einmalig) upraebioptive Gabe eines breitwirksamen Langzeitantibiotikums, zweimal im Abstand von 48 Stunden) u Sedation mit 2 %igem Xylazin (5 ml/100 kg, i.v.) u Reinigung und Desinfektion des Skrotums uPositionierung der coaxialen Einführungskanüle (13-gauge; MiroMed, FFM) cranio-lateral im Hoden uEntnahme von 3 Teilbiopsien pro Hoden mittels Super-core TM Biospienadel (14 gauge; MiroMed, FFM) durch unterschiedliche Eindringtiefen und -wickel in den Positionen cranial, medial und caudal uÜberführung der Biopsien in 0,9 %ige NaCl-Lösung; Dekantierung und Fixierung in Bouin´scher Lösung uPostbioptive Gabe von Sangosytptal® (Amamelis virginiana Dil., Achillea millefolium Dil.; 2 Ampullen, s.c.) Literatur beim Autor 10 hundkatzepferd 05|10 endokrinologie Stoffwechsel entgleisung Die diabetische Ketoazidose bei der Katze Die diabetische Ketoazidose (DKA) ist eine komplexe und schwerwiegende Stoffwechselerkrankung, die sowohl beim Menschen als auch bei verschiedenen Tierarten vorkommen kann [1]. Tiere mit DKA können mit unterschiedlich schweren Symptomen vorgestellt werden. Diese reichen von Apathie und Erbrechen bis hin zu lebensbedrohlicher Dehydratation und zum Koma. Für die erfolgreiche Behandlung dieser Patienten ist es wichtig, dass der behandelnde Tierarzt die Pathophysiologie und die zu erwartenden Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure/Basenabnormalitäten kennt und die nötigen Therapien schnellstmöglich einleitet. Dr. Flurin Tschuor, Dipl. ACVIM, beleuchtet die Pathophysiologie der DKA bei Katzen, deren Therapie und der Möglichkeit einer diabetischen Remission. 12 hundkatzepferd 05|10 Foto: istockphoto.com | druvo Pathophysiologie Hyperglykämie und beschleunigte Ketogenese entstehen bei absoluter oder relativer Insulindefizienz und einem relativen Exzess an Glukagon und anderen „gegenregulatorischen“ Hormonen wie Kortisol, Wachstumshormon oder Epinephrin [2]. Insulin Durch die erwähnte Insulindefizienz entsteht eine Hyperglykämie aufgrund von 3 verschiedenen Prozessen: (1) erhöhter Glukoneogenese, (2) beschleunigter Glykogenolyse und (3) beeinträchtigter Glukoseutilisation durch die Gewebe [3]. Paradoxerweise entsteht trotz dieses Überschusses an Glukose in der Zirkulation ein Zustand der Energiedefizienz für die Zellen. Als Folge des Glukosemangels beginnen viele Zellen, freie Fettsäuren als Energiequelle zu nutzen. Insulin hemmt die Lipolyse durch die Hemmung der hormonsensitiven Lipase. Die hormonsensitive Lipase ist ein Enzym, das für die Hydrolyse der Triglyzeride zu freien Fettsäuren verantwortlich ist. Durch den erwähnten Mangel an Insulin kommt es also zur hundkatzepferd 05|10 vermehrten Freisetzung von freien Fettsäuren in die Zirkulation [4]. Diese freien Fettsäuren werden von den Hepatozyten aufgenommen und vor allem zu Triglyzeriden umgewandelt und nur zu einem geringen Anteil zu Ketonkörpern. Bei einem unkomplizierten Diabetes mellitus (DM) ist die Produktion von Ketonen so gering, dass der Körper diese problemlos verarbeiten kann [5]. Gegenregulatorische Hormone Der Unterschied zwischen einer DKA und einem unkomplizierten DM ist der relative Insulinmangel, kombiniert mit dem übermäßigen Vorhandensein von Glukagon, Kortisol, Epinephrin oder Wachstumshormon, den so genannten gegenregulatorischen Hormonen. Sekundäre oder koexistierende Krankheiten sind wahrscheinlich die Ursache für das gleichzeitige Vorhandensein dieser Hormone [6]. Glukagon ist das wichtigste gegenregulatorische Hormon zu Insulin im Glukosestoffwechsel. Es wird von den Alphazellen des Pankreas gebildet. Die Hauptaufgabe von Glukagon ist die Erhöhung der Blutglukose durch Stimulation der hepatischen Gluko neogenese und Glykogenolyse. Glukagon steigert den Blutglukose spiegel innerhalb von Minuten und ist daher sehr potent [4]. Die 13 endokrinologie durch die Leber ausgeschüttete Glukose verbleibt in der Zirkulation, da sie durch das fehlende Insulin nicht in die Zellen der Gewebe aufgenommen werden kann. Das Fehlen der Glukose in den Zellen führt zu weiterer Glukagonausschüttung und somit zur Verschlimmerung der Hyperglykämie [4]. Eine länger bestehende Hyperglykämie hat verschiedene negative Effekte auf den Körper wie zum Beispiel Hyperosmolalität oder osmotische Diurese [4]. Durch die Hyperosmolalität kommt es zur Umverteilung des freien Wassers aus dem Interstitium in den intravaskulären Raum. Das vermehrte freie Wasser in der Zirkulation führt sekundär zur Dilution von verschiedenen Substanzen, vor allem zu einer Hyponatriämie. Die osmotische Diurese führt zu Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten. Glukagon stimuliert in den Hepatozyten auch direkt die Produktion von Ketonkörpern. Wie erwähnt führt der Mangel an Insulin zu einem Wegfall der Hemmung der Lipolyse. Dadurch stehen der Leber mehr freie Fettsäuren für die Ketogenese zur Verfügung, die durch die Effekte von Glukagon noch gesteigert wird. Durch die gesteigerte Ketogenese und wiederum durch den Mangel an Insulin kann die anfallende Menge an Ketonkörpern durch den Körper nicht mehr bewältigt werden und es kommt zur Ketonämie. Zu den Ketonkörpern zählen Aceton, Acetoacetat und ß-Hydroxybutyrat. Bei Aceton handelt es sich um eine flüchtige Säure, die über die Lunge abgeatmet werden kann. Dadurch kommt es zum Ketongeruch in der Atemluft, welcher bei einigen Tieren wahrnehmbar ist [7]. Ketonkörper sind starke Säuren, welche die körpereigenen Puffersysteme schnell überfordern, sodass es zu einer Azidose kommen kann. Durch die renale Exkretion der Säuren zusammen mit verschiedenen Kationen kommt es zur Verschlimmerung der Elektrolyverluste und Verstärkung der osmotischen Diurese, welche bereits durch die Hyperglykämie im Gange ist. Andere Hormone, die eine Rolle in der Entstehung einer DKA spielen, sind Kortisol, Epinephrin und Wachstumshormone. Diese Hormone werden häufig in der Gruppe der Stresshormone zusammengefasst und führen zu einer weiteren Steigerung der Lipolyse [8]. Neben der Steigerung der Lipolyse führen diese Hormone zu peripherer Insulinresistenz durch die Blockierung intrazellulärer Rezeptoren und somit zur Verschlimmerung der Hyperglykämie. Zusammenfassend führen alle erwähnten Mechanismen zu einer massiven Hyperglykämie und zu gesteigerter Produktion von Ketonkörpern. Diese wiederum haben eine ganze Reihe von weiteren Konsequenzen, zum Beispiel auf den Wasser- und Elektrolythaushalt. Alle Ursachen und Konsequenzen interagieren miteinander und führen schlussendlich zur komplexen Erkrankung DKA und sind für deren Symptome verantwortlich. Klinische Präsentation Die DKA führt zu einem kritischen Allgemeinzustand vor allem durch die Dehydratation, die Hyperosmolalität, die Elektrolytveränderungen und die Azidämie [9]. Katzen mit DKA können mit oder ohne vorbekanntem DM vorgestellt werden. Vom Besitzer werden meist die typischen klinischen Symptome eines DM (z.B. Polyurie, Polydypsie, Gewichtsverlust bei gutem Appetit, ungepflegtes Haarkleid oder Gangstörungen vor allem in den Hinterbeinen (diabetische Polyneuropathie) [10]) beobachtet. Obwohl der DKA eine Periode von Insulindefizienz vorangegangen sein muss, kann es sein, dass der Besitzer diese Symptome nicht bemerkt hat. Eine DKA kann sich sehr schnell nach dem Auftreten eines DM entwickeln, was das Erkennen der Erkrankung für den Besitzer erschweren kann. Typische anamnestische und klinische Symptome können der Tabelle 1 entnommen werden. Weitere Untersuchungen Sobald der Verdacht einer DKA besteht, sollte eine vollständige Aufarbeitung eingeleitet werden. Diese beinhaltet Hämatologie inklusive Differenzierung, Blutchemie inklusive Fruktosamin und T4, Urinstatus (Harnstick, spez. Gewicht und Harnbakteriologie) sowie eine Untersuchung der Blutgase. Bei der Untersuchung des Urins auf Ketonkörper mittels Urinstick sollte beachtet werden, dass die Nitroprussidreaktion mit Acetoacetat und Aceton reagiert, nicht aber mit ß-Hydroxybutyrat. Da bei einer Ketoazidose vor allem ß-Hydroxybutyrat produziert wird, kann dies die Resultate verfälschen [11]. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass nur diese Tab. 1 Häufige anamnestische und klinische Symptome sowie Laborveränderungen bei Katzen mit DKA Anamnestische Symptome Polyurie/Polydipsie, Erbrechen/Durchfall, Gewichtsverlust bei normalem Appetit, Ungepflegtes Haarkleid, Anorexie, Lethargie, Dehydratation, Plantigrader Gang Klinische Symptome Lethargie, Stupor bis Koma, Dehydratation, Ketongeruch in Atemluft, Abmagerung, Schwäche, Schock Befunde Laboruntersuchungen Blutchemie: Hyperglykämie, Hypertryglyzeridämie, Hypercholesterolämie, Hohes Fruktosamin, Ketonämie, Azotämie (prärenal), Erhöhung der Lebertransaminasen Elektrolyte: Hypokaliämie, Hypophosphatämie, Hyponatriämie, Hypochlorämie, Hypomagnesiämie Blutgase: pH (tief), HCO3- (tief), TCO2 (tief), Anionen Gap (hoch) Abb. Blutglukosemessung am Ohr einer Katze mit diabetischer Ketoazidose 14 Urin: Glukosurie, Ketonurie hundkatzepferd 05|10 Ketonkörper produziert werden und damit die Nitroprussidreaktion falsch negativ sein könnte. Vielmehr kommt es während der Therapie zu einem „Shift“ von ß-Hydroxybutyrat zu Acetoacetat und Aceton, was zur Folge haben kann, dass die Reaktion einige Tage nach Beginn der Therapie und Verbesserung des Zustandes des Tieres ein stärker positives Resultat anzeigt. Die Azidose, welche häufig eine Ketose begleitet, kann mittels Blutgasanalyse untersucht werden. Neben dem tiefen pH, TCO2 und HCO3- ist die Berechnung des Anionen Gaps ein wichtiges Hilfsmittel. Ein erhöhter Anionen Gap weist auf eine nicht erfasste starke Säure wie zum Beispiel Ketonkörper hin. Die häufig vorhandenen Veränderungen in der Blutchemie können der Tabelle 1 entnommen werden. Neben den Blut- und Urinuntersuchungen sollten auch bild gebende Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall oder CT/MRI nach Bedarf durchgeführt werden. Dies sollte vorgenommen werden, um begleitende Erkrankungen, die zur Erhöhung der „Stresshormone“ oder der Insulinresistenz führen, ausschließen zu können. Therapie Flüssigkeitstherapie Tiere, die unter einer DKA leiden, haben wie erwähnt ein zum Teil massives Flüssigkeitsdefizit. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie der DKA ist deshalb der frühzeitige Beginn und die korrekte Dosierung der Infusionstherapie. Die Infusionsmenge wird wie folgt berechnet: Dehydratationsdefizit (ml) = Dehydratation in % x KGW (kg) x 1000 + Erhaltungsbedarf = ca. 60 ml/kg/Tag + zusätzl. Verluste (EB/DF) = 2.5–5 % des KGW/Tag Die Dehydratation kann mittels Tabelle 2 geschätzt werden. Das Dehydratationsdefizit sollte über 12 bis 24 Stunden mit 0.9 % NaClLösung ausgeglichen werden. NE UR IS EG T R RIE Elektrolyte Die Elektrolytdefizite werden anhand der in der Blutchemie erhobenen Werte ausgeglichen. Für die Substitution von Kalium und Phosphat ist ausschließlich der Kaliumspiegel maßgebend. Für die Berechnung der Menge kann Tabelle 3 hinzugezogen werden. Die berechnete Menge an Kalium wird zu 50 % als Kaliumchlorid und zu 50 % als Kaliumphosphat der Infusion zugegeben. Dadurch wird nicht nur die Hypokaliämie behandelt, sondern gleichzeitig auch die Hypophosphatämie. Auch bei „normalem“ Kalium und Phosphat sollten diese Elektrolyte substituiert werden, da diese durch die spätere Therapie mit Insulin absinken werden. Die Elektrolyte sollte alle 4 bis 6 Stunden kontrolliert und die Substi tutionsmenge angepasst werden. Je nach Bedarf muss auch Magnesium in die Infusion gegeben werden. Insulin Mit der Insulintherapie sollte erst 4 bis 6 Stunden nach Beginn der Infusionstherapie begonnen werden, um einer weiteren Verschlimmerung des hypovolämischen Schocks durch Flüssigkeitsumverteilungen entgegen zu wirken. Zur Therapie wird Normalinsulin, auch Alt- oder kurzwirksames Insulin genannt, verwendet (Actrapid®, Novorapid®). Dieses kann sowohl als Dauerinfusion oder wiederholte intramuskuläre Injektionen angewendet werden. Die sub kutane Injektion ist anfänglich nicht zu empfehlen, da durch die Dehydratation die Resorbtion ungenügend ist. Die Dosierung für die wiederholten intramuskulären Injektionen beträgt 0.05–0.1 U/kg stündlich. Der gewünschte Glukose abfall beträgt 3–4 mmol/l pro Stunde und der Blutzuckerspiegel sollte 12 mmol/l nicht unterschreiten. Um die Absenkung des Blutglukosezuckerspiegels zu überwachen, wird dieser mindestens in den ersten 12 Stunden stündlich gemessen. Wenn der Blutzuckerspiegel zu schnell absinkt, besteht die durch die zu schnelle Veränderung der Osmolalität die Gefahr eines Hirnödems. Damit die Ketonkörper in den normalen Metabolismus eingeschleust und somit abgebaut werden können, ist eine gewisse Menge an Insulin und Glukose notwendig. Aus diesem Grund ist T Erfolgreiche biologische Tiermedizin R Wirksam R Einfache Anwendung R Verträglich Oculoheel Augentropfen ad us. vet. Homöopathisches Arzneimittel für Tiere. Augentropfen für Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen, Heimtiere. Zus.: 1 Einzeldosisbehältnis mit 0,45 ml (= 0,45 g) enth.: Wirkstoffe: Cochlearia officinalis Dil. D5, Echinacea Dil. D5, Euphrasia Dil. D5, Pilocarpus Dil. D5 jeweils 110,7 mg. Die Bestandteile werden über die letzten zwei Stufen gemeinsam potenziert. Sonst. Bestandt.: Natriumchlorid, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Natriummonohydrohgenphosphat-Dihydrat. Anw.geb.: Registriertes homöopath. Arzneimittel, daher ohne Angabe einer therapeut. Indikation. Vor der Anwendung sollte eine tierärztliche Untersuchung erfolgen. Gegenanz.: Nicht anwenden bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe des Arzneimittels. Nebenwirk.: Keine bekannt. Hinweis: Bei der Behandlung mit einem homöopathischen Arzneimittel können sich die vorhandenen Beschwerden vorübergehend verschlimmern (Erstverschlimmerung). Warnhinweise: Die Anwendung sollte aufgrund des enthaltenen Phosphatpuffers nur bei unverletzter Hornhaut (Vorderfläche des Augapfels) und über eine Zeit von höchstens 4 Wochen erfolgen. Bei Überempfindlichkeit gegen Korbblütler sollte Oculoheel Augentropfen ad us. vet. mit Vorsicht eingesetzt werden. Wartezeit: Pferd, Rind, Schwein, Schaf, Ziege: 0 Tage. Reg.-Nr.: 401159.00.00. Packungsgröße: Packungen mit 20 Einzeldosenbehältnissen zu 0,45 ml. Biologische Heilmittel Heel GmbH 76532 Baden-Baden, www.heel.de Bereich liegt. Zusätzlich sind häufig andere Medikamente wie Antibiotika, Schmerzmittel oder Heparin – nach Bedarf – nötig. Remission des DM bei Katzen mit DKA Eine DKA wurde bis anhin als Komplikation eines Typ 1 DM verstanden und es wurde angenommen, dass dafür eine absolute Insulindefizienz notwendig ist. Somit wäre eine Remission bei diesen Tieren unmöglich, was in der Human- und Veterinärliteratur auch so dokumentiert ist. In letzter Zeit konnten aber auch bei Menschen mit Typ 2 DM Ketoazidosen dokumentiert werden [13, 14]. 2008 konnten wir eine Studie mit 12 Katzen, welche an DKA erkrankt waren, veröffentlichen, von denen erstaunlicherweise 7 in Remission gingen [15]. Interessanterweise hatten mehrere dieser Katzen eine Vorgeschichte von Glukokortikoidbehandlungen. Entscheidend für die Möglichkeit einer diabetischen Remission, auch bei Katzen mit einer DKA, ist das frühzeitige Erkennen der Erkrankung und eine möglichst optimale, schnelle und aggressive Therapie. Flurin Tschuor studierte Veterinärmedizin an der Vetsuisse Fakultät der Universität Zürich, wo er nach 3-jähriger Assistenzzeit in einer Kleintierklinik seine Dissertationsarbeit zum Thema Diabetes mellitus bei der Katze begann. Gleichzeitig durchlief er ein Internship und eine Residency in innere Medizin der Kleintiere nach den Richtlinien des American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM). In dieser Zeit konnte er neben internationalen und nationalen Vorträgen im Jahr 2006 einen Preis für das Abstract über IGF-1 Messungen bei der Katze von der European Society of Veterinary Endocrinology (ESVE) entgegennehmen. Seit 2009 führt er zusammen mit einem Partner eine eigene Kleintierklinik. Schwerpunkte seiner Arbeiten sind die innere Medizin bei Katzen und Hunden, insbesondere Endokrinologie und Diabetes mellitus. es zum einen entscheidend, dass der Blutglukosespiegel wie erwähnt nicht unter 12 mmol/l sinkt und zum anderen, dass die Insulininjektionen nie ausgesetzt werden. Deshalb sollte bei einem Absinken des Blutglukosespiegels unter 12 mmol/l die Insulingabe NIE augesetzt werden, sondern vielmehr eine 2.5–5 % Glukose lösung appliziert werden, bis die Glukose wieder im gewünschten Tab. 2 Berechnung der Dehydratation Verminderter Hautturgor Verminderte SH-Feuchte Eingesunkene Augäpfel 16 < 5 % Nein Nein Nein 5–6 % Mild Nein Nein 7–8 % Mittelgradig Mild Nein 9–10 % Hochgradig Mittelgradig Mild 11–12 % Hochgradig Hochgradig Hochgradig Literatur beim Autor take home Die diabetische Ketoazidose ist eine sehr komplexe Erkrankung und bedarf einer aufwändigen Therapie. Leider ist die Mortalitätsrate trotz optimaler Behandlung sehr hoch. Wichtig für den Verlauf ist eine schnelle und optimale Therapie dieser Stoffwechselerkrankung und möglicher begleitenden Erkrankungen mit engmaschigen Kontrollen. Werden diese Voraussetzungen erfüllt, können diese Katzen in Remission gehen. Leider gibt es im Moment keine Möglichkeit, den Verlauf des DM/DKA vorauszusagen. Ob eine Katze einen transienten Verlauf nimmt, wird sich erst im Verlaufe der Therapie zeigen. Tab. 3 Substitution von Kalium (Gesamtmenge an Kalium zu 50 % als Kaliumchlorid und zu 50% als Kaliumphosphat substituieren) % Dehydratation > 12 % >> [email protected] > Hypovolämischer Schock Kalium mmol/L mmol/L Infusionszusatz > 5.5 max. Infusionsrate (ml/kg/h) > 2 Stunden warten 3.6-5.0 20 25 3.1-3.5 30 17 2.6-3.0 40 12 2.1-2.5 60 8 < 2.0 80 6 hundkatzepferd 05|10 praxis Amtsveterinär und Kontrolle Tierschutz ist schön und gut, aber wie soll er in der Praxis umgesetzt werden? Ein Instrument ist das Kontrollrecht des Amtstierarztes. Dieses ist in § 16 TierSchG geregelt. Allerdings warf diese Vorschrift lange Probleme auf, wie sie zu verstehen sei. RA Frank Richter stellt die Rechtsprechung dar, durch die diese Probleme nun gelöst werden. Das OLG Schleswig hat mit Beschluss vom 12.4.2007, 2 Ss OWi 44/07 (36/07) über die Reichweite des Auskunfts-, Betretens- und Kontrollrechts des Amtsveterinär nach § 16 TierSchG entschieden und eine nicht aus dem Wortlaut des Gesetzes sofort erkennbare Auslegung gewählt: Das sich aus § 16 Abs. 2 und 3 TierSchG ergebende Auskunfts- und Betretungsrecht der zuständigen Behörden betrifft danach alle Formen der den Anforderungen des Tierschutzgesetzes unterliegenden Tierhaltungen. Ob die Tierhaltung zugleich der „Aufsicht“ im Sinne des § 16 Abs. 1 TierSchG unterliegt, ist unerheblich. Ein Verstoß hiergegen, also die Weigerung, mit der Behörde zusammen zu arbeiten, ist gem. § 18 Abs. 1 Nr. 26 TierSchG als Ordnungswidrigkeit zu ahnden. Die Reichweite Auskunfts- und Betretungsrechts lässt sich allein dem Wortlaut der erwähnten Vorschriften zwar nicht abschließend entnehmen und konnte auch nicht schon als in der Rechtsprechung ausdrücklich geklärt gelten. Denn immerhin könnte eine Entscheidung des VG Ansbach vom 12.05.2005 (AZ: AN 16 K 04.03545) dahin verstanden werden, dass das Betretungsrecht im Zusammenhang mit der auf bestimmte Tierhaltungen beschränkten Aufsicht im Sinne des § 16 Abs. 1 TierSchG zu sehen ist, sich also auf die dort aufgeführten Haltungsformen – zu denen die entscheidungsgegenständliche Tierhaltung mangels Gewerblichkeit der Hundezucht noch nicht gehörte – beschränkt. Demgegenüber wird überwiegend vertreten, dass sich § 16 Abs. 2 und Abs. 3 TierSchG im Rahmen des Tierschutzgesetzes an sämtliche Tierhalter richten (so auch ausdrücklich VG Stuttgart, RdL 1998, 52, 54 = NuR 1999, 232, AG Germersheim, AgrarR 1999, 219; i. E. auch VG München NuR 2002, 507, 509). Das OLG schloss sich dieser Auffassung, sowohl aus Gründen eines effektiven Tierschutzes als auch aus regelungssystematischen Erwägungen, an. Denn insbesondere § 16 Abs. 3 TierSchG verschaffe den zuständigen Behörden die notwendigen Ermittlungsbefugnisse, ohne dass ein Grund dafür ersichtlich wäre, die den zuständigen Behörden in § 16 Abs. 2 und 3 TierSchG eingeräumten Befugnisse allein auf die § 16 Abs. 1 TierSchG genannten Fälle von Tierhaltungen zu beschränken. Dies folge nicht nur daraus, dass das in § 16 Abs. 2 TierSchG normierte Auskunftsrecht – dessen Flankierung das in § 16 Abs. 3 TierSchG geregelte Betretungsrecht dient – „zur Durchführung der der Behörde durch dieses Gesetz übertragenen Aufgaben“ insgesamt eingeräumt ist, sondern auch aus der lediglich eingeschränkten Reichweite der im Tierschutz gesetz des Bundes enthaltenen verwaltungsverfahrensrechtlichen Vorschriften. Da die Länder das TierSchG als eigene Angelegenheit ausführen und insofern auch grundsätzlich selbst die Einrichtung der Behörden und das Verwaltungsverfahren regeln, bezwecken hundkatzepferd 05|10 Frank Richter ist Rechtsanwalt und als erfahrener Reiter und ehemaliger Reitvereinvorstand interessiert, sowie fach- und sachkundig im Bereich des Vereinsrechts und des Tierrechts. Er hält auch Vorträge zu diesen Themen für Tierärzte, Käufer, Züchter, Vereine und Verbände. die unvollständigen verfahrensrechtlichen Regelungen des TierSchG keine wirkliche Regelung des Verwaltungsverfahrens, sondern füllen lediglich die im Vergleich zu „normalen“ Verwaltungsverfahren entstehenden Regelungslücken. Ein derartiger Regelungsbedarf bestand für die in § 16 Abs. 1 TierSchG für bestimmte Tierhaltungsformen angeordnete „Aufsicht“ deshalb, weil unter einer derartigen Aufsicht die kontinuierliche Überwachung durch die nach Landesrecht zuständige Behörde zu verstehen ist und es zu dieser Handlungsform bei einer lediglich anlassbezogenen Kontrolle nach dem allgemeinen Verwaltungsrecht nicht käme. Ein entsprechender zusätzlicher Regelungsbedarf bestand aber auch hinsichtlich der in § 16 Abs. 2 und 3 TierSchG geregelten Auskunfts- sowie Betretungsrechte, da die entsprechenden Vorschriften des Verwaltungsverfahrensrechts der Länder derart spezifizierte Ermittlungsbefugnisse nicht kennen. >> [email protected] take home Es kann nun als gesichert gelten, dass der Amtsveterinär weitreichende Rechte zur Erfüllung seiner Aufgaben hat. Er kann jede (Säuge)-Tierhaltung nun effektiv überwachen. Betroffene dürfen ihm nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Fragen zu diesem Beitrag beantwortet der Verfasser nur im Rahmen eines Mandates oder in sonst berufsrechtlich zulässiger Weise. 17 diagnostik Der Vogelpatient Labormedizin löst viele Rätsel Vögel stehen in dem Ruf, undankbare Patienten zu sein. Die Probleme ergeben sich jedoch weniger aus den Besonderheiten der Klasse Aves als aus der unzurei chenden Kompetenz ihrer Halter. 80 % der klinisch auf fälligen Vogelpatienten werden erst im Zustand fort geschrittener Erkrankung vorgestellt. Entsprechend ungünstig ist häufig die Prognose. Dr. Veit Kostka geht auf die Möglichkeiten der Diagnostik ein. Im Krankheitsfall ist schnelle Notfallmedizin entscheidend. 18 hundkatzepferd 05|10 Grund für das späte Erkennen einer mas siven klinischen Symptomatik ist die sprich wörtliche Symptomarmut von Vogelpa tienten. Die bei uns im Haus gehaltenen Arten sind in der Natur häufig Beutetiere und schließen sich im Freiland oft zu Schwärmen zusammen, um den Zugriff von Beutegreifern zu erschweren. Die Überlebensfähigkeit sinkt dramatisch, wenn ein Schwarmvogel Verhaltensabweichungen zeigt, da er dann bevorzugtes Ziel von An griffen wird. Sein Ziel ist also, den tatsäch lichen oder scheinbaren Normalzustand solange wie möglich aufrechtzuerhalten. Das gilt auch für die Haltung in Gefangen schaft mit den entsprechenden Konse quenzen für die tierärztliche Praxis. Symptomatik im Vordergrund, die sich im Idealfall auf die Daten der Vorsorgeunter suchungen stützt. Da die klinische Unter suchung häufig Befunde liefert (z.B. Abma gerung, Exsikkose, vorgewölbtes Abdomen, faezesverschmierte Kloake), aber selten Diagnosen, ist eine erfolgreiche Vogelme dizin abhängig von einer kompetenten Labordiagnostik und entsprechenden bild gebenden Verfahren. Vor der klinischen Untersuchung muss der Zustand des Patienten eingeschätzt und dem Halter kommuniziert werden. Unter Berücksichtigung des Vogelverhaltens ist in der Stresssituation „Praxis“ jegliche Verhal tensabweichung als Krankheitszeichen ein zustufen: Welche diagnostischen Ansatzpunkte bietet der Vogelpatient? Die Etablierung regelmäßiger Vorsorge untersuchungen inklusive Laborcheck ist sicherlich die hilfreichste Maßnahme, auf grund mangelnder Compliance der Halter jedoch auch die schwierigste. Daneben steht im Krankheitsfall eine umfassende Diagnostik entsprechend der klinischen Tab. 1 hundkatzepferd 05|10 Symptom Untersuchungsrisiko Leicht zugekniffene Augen Gering Aufgeplustert Gering bis mittel Dyspnoe Mittel bis hoch Schnabelatmung, Schwanzwippen Hoch Sitzen auf dem Boden (Abb. 1) Hoch 19 Abb. 1 Bei diesem Wellensittich ist das Unter suchungsrisiko hoch: Er sitzt trotz der Stress situation „Praxis“ auf dem Boden, das Gefieder ist gesträubt, die Augen leicht geschlossen. Abb. 2 Typische grampositive Mischflora aus Rachen, Kropf und Kloake einer Amazone. Der Schimmelpilz (unten) ist ein Kontaminant. Abb. 3 Zirkovirusinfektionen kommen auch bei Wellensittichen vor. Bei geringem bis mittlerem Untersuchungs risiko beläuft sich die maximale Untersu chungszeit für einen mittelgroßen Papagei (Amazone) auf max. 5 Minuten. In dieser Zeit bewirkt die gesteigerte Herzfrequenz eine er höhte Stoffwechselleistung und eine Erhöhung der Körpertemperatur. Diesem Anstieg wird durch erhöhte Atemfrequenz entgegenge wirkt, spätestens beim Auftreten hechelnder Atmung ist die Untersuchung zu beenden. riden, Heterakiden, Capillaria), Kokzidien und Zestoden haben sich Einzel- oder Sam melkotproben bewährt. Einzelkotproben sind schnell zu gewinnen, können bei ge ringem Befall und intermittierender Aus scheidung jedoch zu falsch negativen Ergebnissen führen. Sammelkotproben sollten über einen Zeitraum von 3 Tagen gewonnen werden. Bei Wellensittichen, anderen Sittichen und Finken mit Symptomen einer MagenDarm-Erkrankung sollten zuerst Endopara sitosen und die Macrorhabdose (landläufig „Megabakteriose“) abgeklärt werden. Für Trichomonaden und Macrorhabdus gelingen die Nachweise am besten aus frischem Material, d.h., in der Praxis unmittelbar nach Entnahme. Der Trichomonasnachweis ist in der Praxis aufgrund der einfachen Befundung (bewegliche, kreiselnde Struk turen bei 10-facher Vergrößerung) leichter zu führen als der Macrorhabdusnachweis. Es muss jedoch eine Kropfspülprobe unter sucht werden. Alternativ kann eine Tupfer probe von der Kropfschleimhaut entnom men werden. Dies hat den Vorteil, dass die Perforationsgefahr geringer ist. Der Macrorhabdusnachweis gelingt v orwiegend aus Kot. Zur Einsendung ins Labor eignen sich frische Einzel- oder Sam melkotproben, die ggf. mittels Kochsalz lösung feucht gehalten werden müssen. Welche diagnostischen Standards sind zu bearbeiten? Das hängt in erster Linie von der Vogelart, der Symptomatik und der vermuteten Ursa che ab. Die nachfolgende Übersicht fasst die häufigsten Symptomenkomplexe und ihre jeweils wahrscheinlichsten Ursachen zusammen (Tab. 2). Welche Proben können untersucht werden? Parasitologie Als labordiagnostisch aussagekräftiger Stan dard zum Nachweis von Nematoden (Aska Mikrobiologie Die Untersuchung von Rachen- und Kloa kenabstrichen auf pathogene Bakterien und Pilze gehört zu den Standardunter suchungen am Vogelpatienten. Je nach Symptomatik und Lokalisation der Verände rungen sollten auch Nasen-, Konjunktival-, Tracheal- und natürlich Wundabstriche untersucht werden. Für den Nachweis von Chlamydophila durch die PCR ist der tro ckene Dreifachtupfer Goldstandard (Kon junktiva, Rachen, Kloake). Häufige mikro biologische Befunde: Physiologische Flora (Abb. 2) u Vergrünende Streptokokken u Koagulasenegative Staphylokokken uApathogene Sporenbildner u.a. grampositive Bakterien uE. coli (nur bei Tauben, Geflügel, Greifvögeln) Tab. 2 Magen-Darm-Trakt Atmungstrakt Vorgewölbtes Abdomen ZNS-Störungen Haut und Gefieder Urogenitaltrakt (PU/PD) Kanarie Gramnegative Bakterien, Macrorhabdus, Trichomonaden, Kokzidien, Nematoden Luftsackmilben, Trichomonaden, Pocken, grampositive/ negative Bakterien, Mykoplasmen, Chla mydien, Syngamus Hepatopathie (Organkokzidiose, Fettleber), Eianbildung/Legenot, Tumor, Aszites Paramyxovirus, Septikämie, Intoxikation (Insektizide, Schwermetalle) Vogelmilben, Federmilben Gicht, Nephritis, Nephrose Wellensittich, Nymphen sittich Gramnegative Bakterien, Macrorhabdus, Candida, Trichomonaden, Nematoden Luftsackmilben, Trichomonaden, grampositive/negative Bakterien, Mykoplasmen, Chlamydien Lipom (Brust, Bauch), Hepatopathie, Fett leber, Ovarialzysten, Eianbildung/Legenot, Abdominalhernie, Tumor, Aszites Hepatoenzephalo pathie, Paramyxo virus, Septikämie, Askaridose, Macror habdose, Intoxikation (Insektizide, Schwermetalle) Knemidokoptes, Federmilben, Zirko- u. Polyomavirus Gicht, Nephritis, Nephrose, Polyomavirus Hepatopathie, Fettleber, Eianbildung/Legenot, Aszites (oft kardial), Tumor Kalziummangel, endogene Mykotoxi kose, Arteriosklerose, Aviäres Bornavirus, Paramyxovirus, Septikämie, Hepa toenzephalopathie, Intoxikation (Insekti zide, Schwermetalle) Zirko- u. Polyomavirus, innere Krankheiten, Verhaltensstörung Gicht, Nephritis, Nephrose Graupapagei, Amazone, Ara, Kakadu 20 Gramnegative Bakterien, Candida, Aviäres Bornavirus, Nematoden Schimmelpilze (As pergillose), Chlamydien hundkatzepferd 05|10 Abb. 4 Die Blutentnahme gelingt am besten aus der rechten Vena jugularis. Abb. 5 Subkutane Flüssigkeitsapplikation in die Kniefalte. Hier können beim Großpapagei 10–15 ml appliziert werden. Abb. 6 Zwangsfütterung mit der Kropfsonde. Der Zugang erfolgt am besten von links nach rechts, da der größere Kropfanteil bei vielen Vogelarten rechtsseitig liegt. Pathogene und fakultativ pathogene Keime u E. coli (bei Psittaziden, Finken, Beos) u Klebsiella spp. u Pseudomonas spp. und andere gramnegative Bakterien u Candida spp. sind die am häufigsten untersuchten viralen Erreger in der Ziervogelpraxis. Die beiden Letztgenannten verursachen Befiederungsstörungen in Form von Feder verfärbungen, -verformungen und -verlusten (Abb. 3). Die Zirkovirusinfektion führt zu sätzlich zu einer Immunsuppression, die letztlich lebensbegrenzend ist. Aufgrund der hohen Sensitivität der PCR-Untersuchungen muss bei der Feder probennahme sorgfältig darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer Kontamina tion mit Fremd-DNA kommt. Daher sind Probennahmen durch den Tierhalter abzu lehnen. Zudem ist die Einsendung einer Blut- und Federprobe, die im Labor zur Untersuchung gepoolt wird, der sicherste Weg, da hierbei auch Virämiker erfasst werden, bei denen das Federkleid noch nicht betroffen ist. Mischinfektionen mit Zirko- und Polyomaviren sind möglich, sodass eine Untersuchung auf beide Erreger sinnvoll ist. Diese Infektionen sind hoch kontagiös und nicht behandelbar. Deshalb sind Vor sorgeuntersuchungen ein wichtiger Baustein zum Schutz gesunder Einzelvögel und ogelbestände. Jeder Zukauf sollte daher V eine Quarantäne durchlaufen und in dieser Zeit mindestens auf Zirko-, Polyoma- und Aviäres Bornavirus untersucht werden. Die neuropathische Drüsenmagener weiterung ist eine progredient verlaufende Ganglioneuritis, die neben den Ganglien des MDT auch das ZNS befallen kann. Nach Jahrzehnten der Unklarheit ist mit dem Aviären Bornavirus ein Erreger identi fiziert worden, der alleine oder gemeinsam mit Kofaktoren diese Krankheitsbilder aus lösen kann. Bislang erfolgte die Diagnose stellung der neuropathischen Erweiterung des Drüsenmagens durch Ausschluss anderer Erkrankungen (bakterielle, mykotische und parasitäre Krankheitserreger) bzw. durch die Darstellung des vergrößerten Drüsen magens im Röntgenbild und histologische Untersuchung von Kropfbioptaten. Mit der Untersuchung auf Aviäres Bornavirus steht seit Kurzem ein nichtinvasiver Test sowohl zur Antigen- als auch Antikörperbestim mung zur Verfügung. Die Bedeutung des Tests liegt einerseits in der Diagnostik kli nisch auffälliger Einzeltiere und anderer seits im Schutz Bornavirus-negativer Papa Die Bewertung der klinischen Relevanz der Isolate kann durch die Einbeziehung des hämatologischen Befundes erleichtert werden: uPathogener Keim – auffällige Klinik – Leukozytose = behandlungswürdig uPathogener Keim – unauffällige Klinik – Leukozytose = behandlungswürdig uPathogener Keim – unauffällige Klinik – keine Leukozytose = Probiotika p. o. über 2 – 3 Wochen Für die virologische Diagnostik sind Ab striche von Rachen und Kloake Standard. Die kulturelle virologische Untersuchung erfasst ein breites Spektrum an Viren, kann aber längere Zeit benötigen. Schneller sind Nachweise von Virus-Genom mittels PCR: Aviäres Bornavirus, Zirko- und Polyomavirus Tierisch überzeugend! Untersuchungstische Scherentische Tierboxen Isolationsboxen Vogelboxen Animal Care Units Autoapotheken Kühlapotheken indulab ® ag CH – 9473 Gams Tel. 0041 081 750 31 40 Fax 0041 081 750 31 45 [email protected] www.indulab.ch hundkatzepferd 05|10 21 Veit Kostka ist Fachtierarzt für Mikrobiologie und Vögel mit Zusatzbezeichnung Reptilien. Er arbeitet seit 20 Jahren mit Vögeln und Reptilien. Nach einigen Jahren in einer eigenen Vogelund Reptilienpraxis leitet er seit 2009 das synlab.vet Labor in Hamburg. Arbeitsschwerpunkte sind weiterhin Vogel- und Reptilienkrankheiten. geien vor Ansteckung, denn eine effektive Behandlung ist zurzeit noch nicht möglich. Hämatologie/Serologie Hämatologische und serologische Untersu chungen sind auch für den Vogel mittlerwei le gut etablierte Verfahren. Bei den hämato logischen Befunden dominieren Leukopenien und geringgradige Anämien als Ausdruck immunsuppressiver Erkrankungen. Leukozytosen treten beim Vogel deutlich seltener auf als beim Säuger. Serologische Untersuchungen spielen vor allem im Rah men von An- oder Verkaufsuntersuchungen eine wichtige Rolle. Großpapageien sollten auf Antikörper gegen Aviäres Bornavirus, Psittaziden-Herpesvirus, Paramyxovirus und Chlamydophila untersucht werden (Abb. 4). Klinische Chemie Die klinische Chemie bietet gut bewertbare Parameter für Hepatopathien sowie den Eiweiß- und Fettstoffwechsel. Die Diagnose einer Hepatopathie lässt sich gut mit fol genden Parametern stellen: uAST, LDH – unspezifisch, Erhöhung im Zusammenhang mit CK zu bewerten. uCK – zur Überprüfung von AST/LDHErhöhungen. uGallensäuren – Erhöhung hat eine hohe Aussagekraft. uGLDH – hochspezifisch, aber nur bei schweren Leberzellnekrosen erhöht. uGesamteiweiß, Albumin – Ausdruck der Syntheseleistung der Leber. uCholesterin, Triglyzeride – Erhöhung bei Adipositas, Hypothyreoidismus, Hepatopathie. uHarnsäure – Erniedrigung bei fortgeschrittener Hepatopathie. Zu beachten ist, dass physiologische Erhö hungen der Blutfett- und Eiweißwerte bei 22 der Henne im Rahmen der Legetätigkeit auftreten. Für Cholesterin und Triglyzeride gibt es nur für wenige Vogelarten Norm werte, vorläufig ist daher von folgenden physiologischen Werten auszugehen: Chole sterin 3 – 7 mmol/L, Triglyzeride 1–2 mmol/L. Für die Diagnostik von Nierenerkran kungen steht beim Vogel lediglich die Harnsäure als valider Parameter zur Verfü gung. Die Harnsäure wird aktiv über die Nierentubuli sezerniert, mit fortschreitender Einschränkung der Nierenfunktion erhöht sich daher der Harnsäurespiegel. Ist der Harnsäurespiegel im Blut deutlich erhöht, ist von einer Nierenfunktion < 30 % auszu gehen. Wird das Löslichkeitsprodukt über schritten, kommt es zur kristallinen Ausfäl lung: Nieren-, Viszeral und Gelenksgicht. Prognostische Bedeutung des Harnsäure spiegels, bezogen auf 2 Messungen im Abstand von 1 – 2 Tagen: u> 700 µmol/L – Schädigung des Nieren gewebes u> 950 µmol/L – fragliche Prognose u> 1200 µmol/L – ungünstige Prognose Bei fleischfressenden Vogelarten kann die Harnsäure postprandial stark erhöht sein. Was tun, bis die Diagnose steht? Häufig ist es aus anfangs erwähnten Gründen nicht möglich abzuwarten, bis alle Labor ergebnisse vorliegen, es muss mit einer symptomatischen Intensivtherapie begon nen werden. Dafür ist eine stationäre Auf nahme meist unumgänglich. Das A & O der Notfallmedizin beim Vogel besteht in der Durchführung folgender Maßnahmen: uSauerstoff: per Sauerstoffflasche am Narkosegerät. Einleitung in geschlos sene Box. Flow 3 – 5 L/min. uWärme: Wärmelampe, -matte; Inkubator. Temperatur: 28 – 34 °C. Aus nahme: Schädel-Hirn-Trauma (< 25 °C). uFlüssigkeit (Abb.5): Standardmischung 50 ml Ringer + 25 ml Glukose 5 % + 25 ml Amynin + 1 ml Calzium-Sandoz. Davon werden 20 – 40 ml/kg SID-BID s. c., p. o. verabreicht. uAntibiotika: Verletzungen, Bisse, Infektionen. Enrofloxazin 10 – 30 mg/kg SID oder Cephalosporine 100 mg/kg SID-TID. Nur wässrige Lösungen injizieren! Bakteriologische Untersu chung und Antibiogramm einleiten. Bei Arten (Tab. 2) mit Prädisposition für Atemwegsmykosen gleichzeitige Antimykose (Terbinafin 10 – 15 mg/kg SID-BID p.o.). uZwangsfütterung (Abb. 6): Stark abgemagerte Vögel, nicht bei Erbre chen (Gefahr der Futteraspiration). Handaufzuchtfuttermittel auf Breibasis (Zoofachgeschäft). Mengen je Applika tion (Kropfsonde): Wellensittich: 2 – 3 ml, Nymphensittich: 5 – 8 ml, Graupapagei/Amazone: 20–30 ml uSchmerzmittel: Meloxicam 0,5 – 1 mg/kg BID i. m., p. o. uSchwerer Schock, starke Dyspnoe: Prednisolon 0,5 – 2 mg/kg i. m. SID, max. 3 Tage. Vogelmedizin ist „schnelle“ Medizin. Die Patienten sind bei der Erstvorstellung oft schwer krank, die Stoffwechselrate ist hoch und Dehydration und Abmagerung entste hen schnell. Rasches und entschlossenes Handeln ist daher wichtig. Weiter führende Diagnostik sollte umgehend eingeleitet werden, wenn klinische und eigene Labor untersuchungen keine Diagnose ergeben (z.B. Parasitologie). >> [email protected] take home Vogelpatienten sind oft schwer krank, weshalb sie unverzüglich behandelt werden müssen. Ätiologische Diagnosen sind meist nur durch Laboruntersu chungen zu stellen bzw. abzusichern. Bis zum Vorliegen erster Ergebnisse kommt der symptomatischen Notfall behandlung entscheidende Bedeu tung zu. hundkatzepferd 05|10 Tierärztin Dr. Andrea Junker-Buchheit „liest vor“: Bücher für die Praxis. Für den Tierarzt Clinical Endocrinology of Dogs and Cats – An Illustrated Text 2., überarb. und erw. Aufl., 338 Seiten Schlütersche Verlagsgesellschaft Hannover, 2009 ISBN-13 978-3-8999-3058-0 · 119,00 EUR Um es vorwegzunehmen: Diese umfassend aktualisierte und erweiterte Neuauflage ist allein schon wegen der gelungenen Dar stellung des gesamten Krankheitsgesche hen und der Therapie aller wichtigen endo krinen Erkrankungen von Hund und Katze ein absolutes Muss für die tägliche Praxis. Neben der Einleitung zur klinischen Endokri nologie werden in den nachfolgenden Kapiteln die verschiedenen endo krinen Drüsen/Organsys teme ausführlich hinsicht lich Morphologie, Physi ologie und Dysfunktion beschrieben sowie die biochemisch-physiologischen Grundla gen und die klinischen Symptome dargestellt. Ein kurzes Kapitel über „Adipositas“ ist zu dem erwähnenswert. Neben der Beschrei bung und Vorschlägen von Funktionstests und Behandlungsprotokollen, erleichtern übersichtliche Flussdiagramme zu wichtigen Symptomen (z.B. Alopezie, PU/PD) die schnelle und sichere Diagnosestellung. Das Werk überzeugt durch sein anspre chende Layout und durch sein ausführliches Literaturverzeichnis mit den wichtigsten Quellenangaben am Ende jedes Kapitels. Klinische Endokrinologie bedeutet Nach denken und Hinterfragen des Befundes. Dieses Arbeitsbuch trägt in idealer Weise zur Diagnosestellung bei. Papageien sind einfach anders Rosemary Low Zusammenstellung von Einflussfaktoren auf das Verhalten bzw. Verhaltensstö rungen. Werden die spezifischen Eigen heiten von Papageien verstanden, hat man einen Ansatz, Verhaltensprobleme zu lösen. Dies wird anhand von Fallbeispielen erläu tert. Fakt ist, dass es keine schnelle Lösungen gibt. Zusammenleben will gelernt sein. SonoBasics/DVD-ROM Lernprogramm zur abdominalen Sonografie bei Hund und Katze Cordula Poulsen Nautrup (Hrsg.) Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 2009 ISBN 9783899930573 · Preis 169,00 EUR Sowohl der Einsteiger als auch der erfahrene Sonographie-Anwender in der Kleintierpraxis und der Studierende der Veterinärmedizin finden in diesem multimedialen Lernpro gramm immer etwas Passendes. Die DVD be inhaltet 7 Programme, die u.a. die Ultraschall untersuchungen von Niere, Magen und Darm sowie Geschechtsorgane von Hund und Kat ze eingehend behandeln. Zur anatomischen Orientierung werden schematische Zeich nungen, Skizzen, Präparate und Röntgen bilder verwendet. Ebenso dienen Standbilder, die sich vergrößern und Legenden sich ein blenden lassen, sowie hervorragende Filmse quenzen dazu, autodidaktisch die Ultraschall untersuchung der abdominalen Organe zu erlernen oder auch die Technik zu verbessern. Da für sorgen jede Menge an praktischen Tipps und Hilfe stellungen. Als Resumée ist festzuhalten, dass es sich lohnt, dieses interaktive Lernprogramm durchzuarbeiten. Installation und Bedienung des Programmes sind einfach. Über einige Formatierungsfehler kann man hinwegsehen, weil Text und Bildmaterial erstklassig sind. Verlag Eugen Ulmer KG, 2008, 2. korr. Auflage 144 S. ISBN: 978-3-8001-5557-6 · Preis 14,90 EUR Während ich das letzte Buch aus der „Ulmer Papageienreihe“ lese, leistet mir mein 31-jähriger Timneh-Papagei Gesellschaft. Und damit die Papageien in Menschenobhut nicht ein Leben lang in ein tönigen Käfigen oder partnerlos leben müssen, ist die Lektüre dieses Buches sinnvoll. Es han delt sich dabei um eine hundkatzepferd 05|10 Zoologie für Tiermediziner Wolfgang Clauss und Cornelia Clauss Enke Verlag Stuttgart, 2005, 77 Abb., 21 Tab. ISBN 978-3-8304-1037-9 · Preis 29,95 EUR Dieses Buch ist – obwohl bereits 2005 erschienen – für Studenten der Tiermedizin zu empfehlen, weil es den Einstieg in eines der gleich zu Beginn zu absolvierenden Prü fungsfächer erleichtert. Daher ist es auch nicht als vollständige und umfassende Dar stellung der Zoologie gedacht, sondern di daktisch auf die Erfordernisse der veterinär medizinischen Ausbildung ausgerichtet. Neben Evolution, Zellstruktur und -funktion ist der weitaus größte Teil des Taschenbuches den Tierstämmen einschließlich der Parasitolo gie gewidmet. Am Ende jedes Kapitels finden sich Wiederholungsfragen, die dabei helfen, den erarbeiteten Stoff zu rekapitulieren. Durch die Verknüpfung von zoolo gischen Themen mit vete rinärmedizinischen Frage stellungen ist das Buch für die Prüfungsvorbereitung und spätere Ausbildung ei ne große Hilfe. Für den Tierhalter Papageienschule – Wege zu einem problemfreien Zusammenleben Greg Glendell Verlag Eugen Ulmer KG, 2008, 128 S., 130 Farbfotos ISBN 978-3-8001-5634-4 · Preis 24,90 EUR Ein Buch, das für wissbegierige Papageien halter empfehlenswert ist, ist die „Papagei enschule“. Das Zusammenleben mit einem Papagei erfordert Kompromisse – nicht nur, was den Erhalt der Wohnungseinrich tung betrifft. Der Autor erklärt die Hinter gründe für Beißen, Rupfen und destruktives Verhalten – Störungen, die Probleme im Zusammenleben hervorrufen können. Als Lösungsansatz für Verhaltensprobleme wird ein Grundtraining beschrieben, das die Kommunikation zwischen Papagei und Halter verbessert. Dieses Training wird anhand von Fotos exakt aufgezeigt. Dies beinhaltet z.B. Auf- und Absteigen von der Hand, Flugkommandos u.v.m. Außerdem werden Tipps zur Auswahl des Käfigs, Käfig gestaltung und Ausstattung einer Außen volière gegeben. Fazit: ein lesenswertes Buch, das viele Ratschläge und Tipps vermittelt – insbesondere für einzeln gehaltene Papageien. 23 endokrinologie Verdacht Hypothyreose Multizentrische Studie favorisiert T4/TSH -Quotient als neuen diagnostischen Marker Beim Hund gehört die primäre Hypothyreose zu den häufigsten endo krinen Erkrankungen. Mit der Bestimmung eines einzelnen Schilddrüsenparameters im Serum ist jedoch ihre Diagnose nach übereinstimmender internationaler Literatur nicht möglich. So ist ein erniedrigter cT4-Wert zwar verdächtig auf eine Hypothyreose, beweist diese aber nicht. Dr. W. Müller berichtet über die prospektive, multizentrische HypothyreoseStudie*, die ein neues Licht auf die Bedeutung der cTSH-Bestimmung wirft. *Die Studie wurde unter Mitarbeit von Dr. U. Göggerle (Kleintierpraxis Meckenbeuren), Dr. M. Haller (Kleintierpraxis HallMa CH-Boniswil), T. Rieker (Kleintierpraxis Ravensburg), Dr. K. Rohner (Tierarztpraxis CH-Niederglatt) und Dr. M. Trächsel (Kleintierklinik Rhenus CH-Flurlingen) durchgeführt. 24 hundkatzepferd 05|10 Unbefriedigende diagnostische Situation Aufgrund der Beeinflussbarkeit, d.h. Absenkung der Serum-T4-Konzentration durch Erkrankungen anderer Organe (Niere, Leber, Herz, Pankreas, sowie Cushing-Syndrom und Infektionen) und durch Medikamente (z.B. Sulfonamide) spricht man von einem „Euthyroid-Sick-Syndrom“. Die Abgrenzung zu einer wirklich primären Unterfunktion der Schilddrüse durch die alleinige Bestimmung der Schilddrüsenhormone und die Diagnosestellung „primäre Hypothyreose“ sind daher schwierig. Große Hoffnung wurde daher auf die Bestimmung des caninen Thyrotropin (cTSH) gesetzt, für das seit Mitte der 90er Jahre kommerzielle Testverfahren zur Verfügung stehen. Obwohl bei einer primären Hypothyreose typischerweise ein erniedrigtes cT4 und –wegen der fehlenden negativen hypophysären Rückkopplung – ein erhöhtes cTSH vorliegen sollte, wurde diese Konstellation nur in einer ersten kleineren Studie gefunden [1]. In anderen Untersuchungen wiesen nur 58 – 87 % der hypothyreoten Fälle erhöhte cTSH-Werte auf [2], [3], [4]. Kompliziert wird die diagnostische Situation durch die von den Labors verwende ten uneinheitlichen, bis zu Faktor 2 unterschiedlichen cTSH-Referenzbereiche, durch die ja die Resultatbewertung erfolgt. Eine vergleichbare „Referenzwert-Problematik“ besteht allerdings auch für das cT4 [5] . Aufgrund dieser unbefriedigenden labormedizinischen Situation ist die Bewertung der ermittelten T4- und TSH-Resultate uneinheitlich bis widersprüchlich. Seit etwa 11 Jahren gibt es die Möglichkeit, an einem Analysengerät die automatisierte parallele Bestimmung des caninen T4 (cT4) und des caninen TSH (cTSH) durchzuführen. Eine klinische und labormedizinische Validierung beider Testverfahren für die Diagnostik der caninen Hypothyreose liegt jedoch bis heute nicht vor. Diese beschriebene diagnostische Situation hat uns dazu bewogen, eine klinisch-labormedizinische Studie dazu durchzuführen. Ziele der prospektiven, multizentrischen Studie 1. L abormedizinische und klinische Validie- rung von einheitlichen, automatisierten veterinärdiagnostischer Testverfahren für cT4 und cTSH zur Diagnose der primären Hypothyreose unter folgenden Bedingungen: u Einsatz des TSH-Stimulationstestes als diagnostischen Goldstandard u Eigene Referenzwertermittlung für cT4, cTSH und den TSH-Stimulationstest an einem Kollektiv gesunder Hunde. 2. Empfehlungen für die Diagnostik und Therapiekontrolle der caninen Hypothyreose zu geben und damit zur Optimierung und Vereinheitlichung der caninen Schilddrüsendiagnostik beizutragen. Referenzbereich und Diskriminationsfähigkeit des TSH-Stimulationstests Der durch das Normalkollektiv (n=43) mittels 5 – 95 %-Percentile ermittelte Referenzbereich der T4-Differenz des TSH-Stimulationstestes beträgt 12,4 – 55,2 nmol/l. Aufgrund dieses Referenzbereiches wurden alle Hypothyreoseverdächtigen Hunde klassifiziert. Fälle mit einer T4-Differenz von kleiner 12,4 wurden als primäre Hypothyreose und Fälle mit einer T4-Differenz ab 12,4 und höher wurden als nichtbestätigte Hypothyreose eingestuft. Die ermittelten T4-Differenzen beim Vergleich der Werte vom Kollektiv Primäre Hypothyreose mit dem Kollektiv nicht bestätigte Hypothyreosen sind in Form eines Histogrammes in der Abbildung 1 dargestellt (zur Veranschaulichung wurde der Referenzbereich als Balkeneingezeichnet). Sie veranschaulichen die unter unseren Bedingungen gute Trennschärfe des TSHStimulationstestes zwischen euthyreot und hypothyreot, mit einem Abstand von 5 nmol/l zwischen dem euthyreoten Fall mit der niedrigsten T4-Differenz (von 13 nmol/l) und dem hypothyreoten Fall mit der höchsten T4-Differenz (von 8 nmol/l). Hinsichtlich der ermittelten T4-Differenzen gibt es also weder Überschneidungen zwischen den Kollektiven, noch grenzwertige oder nicht eindeutig klassifizierbare Fälle. Klassifizierung der Fälle a) Primäre Hypothyreose Ziele unserer prospektiven, multizentrischen Studie, die in Kooperation von 5 Praxen bzw. Kliniken mit dem Labor ALOMED durchgeführt wurde, waren daher: hundkatzepferd 05|10 Von insgesamt 72 Hypothyreose-Verdachtsfällen wurden aufgrund des TSH-Stimula tionstestes 38 Fälle als primäre Hypothyreose eingestuft. Die T4-Differenz lag zwischen 0 25 endokrinologie Histogramm der T4-Differenzen und 8 nmol/l (Median: 0,25 nmol/l). Es handelt sich dabei um 30 reinrassige Tiere aus 26 verschiedenen Rassen (4 Rassen sind jeweils 2-fach vertreten) und 8 Mischlinge im Alter von 3 bis 14 Jahren (Median: 6,5 Jahre). Insgesamt 26 Tiere sind weiblich (davon 14 kastriert) und 12 Tiere männlich (davon 4 kastriert). Das Geschlechtsverhältnis weiblich/männlich beträgt damit 2,1:1. Die Häufigkeit der klinischen Hauptsymptome und der auffälligsten Laborwerte (ohne Hormonwerte) zeigt die Tabelle 1. Abb. 1 Histogramm der T4-Differenzen des TSH-Stimulationstestes (Vergleich primäre Hypothyreose mit nicht bestätigter Hypothyreose) b) Nicht bestätigte Hypothyreose Von insgesamt 72 Hypothyreose-Verdachtsfällen wurden aufgrund des TSH-Stimulationstestes 34 Fälle als euthyreot eingestuft. Die T4-Differenz lag zwischen 13 und 66 nmol/l (Median: 26 nmol/l). Es handelt sich um insgesamt 26 reinrassige Tiere aus 20 verschiedenen Rassen (5 Rassen sind 2- oder 3-fach vertreten) und 8 Mischlinge im Alter von 3 bis 13 Jahren (Median: 6,0 Jahre). Primäre Hypothyreose nicht bestätigte Hypothyreose Normalkollektiv Referenzbereiche und diagnostische Eignung der Schilddrüsenparamter cT4, cTSH und des cT4/ cTSH-Quotienten cT4 cTSH cT4/cTSHQuotient Abb. 2 Anzahl pathologischer Hormon-Resultate in den 3 Kollektiven Tab. 1 Klinische Hauptsymptome und auffällige Laborwerte der Hunde mit primärer Hypothyreose Anzahl (von 38) Lethargie/Bewegungsunlust 33 (87 %) Gewichtszunahme 32 (84 %) Verminderte Fellqualität 25 (66 %) Bradykardie 25 (66 %) Alopezie 14 (37 %) Kälteintoleranz 13 (34 %) Schwäche 12 (32 %) Lahmheit 5 (13 %) Cholesterin (erhöht: > 9,2 mmol/l) 28 (74 %) Hämatokrit (grenzwertig oder erniedrigt: ≤ 42 %) 17 (45 %) Kreatinin (erhöht: > 133 µmol/l)) 15 (39 %) Tab. 2 Ermittelte Referenzbereiche cT4-Differenz (TSH-Stim.-Test) Einheit Referenzbereich nmol/l 12,4 – 55,2 cT4 nmol/l 7,9 – 40,6 cTSH µg/l 0,04 – 0,59 cT4/cTSH-Quotient größer 11,6 Tab. 3 Diagnostische Leistungskriterien für die Einzelparameter und den cT4/cTSH-Quotienten Den Berechnungen liegt die Gesamtzahl von 115 Fällen zugrunde, davon 38 primäre Hypothyreosen, 34 nicht bestätigte Hypothyreose-Verdachtsfälle und 43 gesunde Hunde Referenz Bereich Sensitivität richtig positiv Spezifität richtig negativ Prädiktiver Wert positiv Prädiktiver Wert negativ Effizienz cT4 8 – 41 nmol/l 84 % 91 % 82 % 92 % 89 % cTSH 0,04–0,59 µg/l 92 % 88 % 80 % 96 % 90 % > 11,6 92 % 96 % 92 % 96 % 95 % Analyt cT4/ cTSHQuotient 26 Mit den auf Grundlage des TSH-Stimulationstestes klassifizierten Kollektiven wurden mittels ROC-Analyse die Referenzbereiche der Einzelparameter und des cT4/cTSH-Quotienten ermittelt (Tab. 2). Daraus ergibt sich für die 3 Kollektive der in Abbildung 2 dargestellte Prozentsatz pathologischer Werte der Schilddrüsen parameter: Die Einzelparameter cT4 und cTSH sind bei der primären Hypothyreose in 84 bis 92 % der Fälle erniedrigt bzw. erhöht, bei den als euthyreot eingestuften, nicht bestätigten Verdachtsfällen jedoch auch in 18 bis 21 % der Fälle und im Normalkollektiv noch bei bis zu 7 % der Fälle. Demgegenüber zeigt der cT4/cTSH-Quotient bei der primären Hypothyreose mit 92 % erniedrigter Resultate zwar die gleiche Trefferquote wie cTSH, ist jedoch bei der nicht bestätigten Hypothyreose nur in 9 % der Fälle und im Normalkollektiv in keinem Fall pathologisch verändert. Drückt man nun diese Resultate in diagnostischen Leistungskriterien aus, in Form von Sensitivität, Spezifität, Vorhersagewert und Effizienz (Rate richtiger Entscheidungen), so ergibt sich das in Tabelle 3 dargestellte Bild. Unter den Einzelparametern zeigt das cT4 mit 7 erniedrigten Werten bei insgesamt 77 Tieren des Normalkollektivs und des Kollektivs nicht bestätigter Hyperthyreose den geringsten Anteil falsch positiver Resultate und besitzt damit eine diagnostische Spezifität von 91 %. Sein positiver Vorhersagewert beträgt 82 %. Das cTSH weist bei 35 von 38 Tieren mit einer primären Hypothyreose erhöhte Werte auf, besitzt damit den geringsten Anteil falsch negativer Resultate und die höhere diagnostische Sensitivität von 92 %. Es weist damit einen negativen Vorhersagewert von 96 % auf. Die Kombination dieser beiden Einzelparameter in Form des cT4/cTSH-Quotienten erreicht die höchsten diagnostischen Leistungswerte. Richtig erkannt werden 35 von 38 Tieren mit primärer Hypothyreose, 31 von 34 Tieren mit nicht bestätigten Hypothyreosen und 43 von 43 gesunden Tieren. In insgesamt 109 von 115 Fällen (entsprechend einer Effizienz von 95 %) kann damit eine diagnostisch richtige Entscheidung gefällt werden. Unsere Ergebnisse zur diagnostischen Relevanz von cT4, cTSH und des cT4/ cTSH-Quotienten unterscheiden sich teilweise behundkatzepferd 05|10 N AT Ü R L I C H H Y P O A L L E R G E N . N AT Ü R L I C H G E S U N D . SEIN FUTTER IST SEINE NATUR. RIND SCHWEIN MILCHPRODUKTE WEIZEN SOJA EI WARUM JAMES WELLBELOVED? Ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe von nur einer Tierart – Lamm oder Truthahn Natürlich ohne künstliche Zusatzstoffe und Zucker Komplettversorgung in allen Lebensphasen Ausgewogene Ernährung und leckere Snacks für zwischendurch Ein ganzheitlich gesunder Hund ein Leben lang W W W. J A M E S - W E L L B E L O V E D . D E trächtlich von den bisher publizierten Studien, wie sie in Tabelle 4 zusammengefasst sind. (Bei 3 der 4 bisherigen Studien erfolgte die Diagnosestellung ebenfalls mithilfe des TSH-Stimulationstestes). Auffallend ist die höhere diagnostische Spezifität des cT4 (bei deutlich niedrigerer Sensitivität), die deutlich höhere diagnostische Sensitivität des cTSH und vor allem die aus der Kombination beider Parameter erzielte gute Sensitivität, Spezifität und Effi zienz des cT4/cTSH-Quotienten. Gründe für die aus unserer Studie ermittelten, höheren diagnostischen Leistungsdaten von cT4 und cTSH zur Diagnose der caninen primären Hypothyreose sind sicherlich auf 2 Ebenen zu suchen: 1. D ie Ermittlung eigener Referenzwerte für den „Goldstandard“ TSH-Stimulationstest und für cT4 und cTSH. 2.Verwendung von automatisierten und ausreichend sensitiven und präzisen Testverfahren für canines T4 und canines TSH und Messung beider Parameter in jeweils derselben Messserie aus maximal 20 Stunden gelagertem Serum. Diagnostische Empfehlung bei Verdacht auf primäre Hypothyreose Die Ergebnisse der vorgestellten Studie möchte ich in folgender Empfehlung zusammenfassen: uEingangsuntersuchung: Bestimmung von cTSH. uBestätigungsuntersuchung bei erhöhtem cTSH: Zusätzliche Bestimmung von cT4 Werner Müller, geboren in Nagold/Schwarzwald, studierte Biologie an den Universitäten Hohenheim und Tübingen und promovierte zum Dr. rer. nat. Es folgten 10 Jahre Forschungstätigkeit zuerst als Stipendiat und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg/Breisgau auf dem Gebiet des Infektionsschutzes und anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Rheumaklinik Aachen im Bereich der Rheumaforschung und –diagnostik. Nach 4 Jahren Tätigkeit in verschiedenen human- und veterinärmedizinischen Routinelabors in Deutschland und der Schweiz gründete er 1992 mit seiner Frau Agnes Hahmann-Müller das veterinärmedizinische Labor ALOMED in Radolfzell/Bodensee. Spezialgebiete des Labors sind die Nierenfrühdiagnostik (Inulin-Ausscheidungstest), die Endokrinologie und die Immunologie und Infektionsdiagnostik. Unter der Mitarbeit von Dr. Müller entstanden einige bemerkenswerte wissenschaftliche Publikationen auf diesen Spezialgebieten (siehe www.alomed.de). In seiner Freizeit ist er gerne mit dem Rennrad unterwegs und hat bei verschiedenen „Jedermann-Rennen“ schon gute Platzierungen erreicht. und Ermittlung des cT4/cTSH-Quo tienten aus den beiden Messwerten. Mit diesem Vorgehen lässt sich in 95 % der Fälle die Frage „Hypothyreose ja oder nein?“ richtig entscheiden. Nach diesem Diagnosekonzept verfahren wir seit über 3 Jahren mit sehr guter Erfahrung. Unsere Ergebnisse und Schlussfolgerungen nähern sich damit der Situation und dem diagnostischen Vorgehen bei der Hypothyreose des Menschen und den dort erarbeiteten diagnostischen Leitlinien [6]. >> [email protected] Literatur [1] ‚Kraft W. & Ruschig S. (1996): Canines Thyreoidea-stimulierendes Hormon (cTSH) als Diagnostikum der caninen Hypothyreose. Kleintierpraxis 41: 795–799 [2] P eterson M.E. et al. (1997): Measurement of serum total thyroxine, triiodo-thyronine, free thyroxine, and thyrotropin concentrations for diagnosis of hypothyroidism in dogs. J. Am. Vet. Med. Assoc. 211: 1396–1402 [3] D ixon R.M. & Mooney C.T. (1999): Evaluation of serum free thyroxine and thyrotropin concentrations in the diagnosis of canine hypothyroidism. J. Small. Anim. Pract. 40: 72–78 [4] B oretti F.S. & Reusch C. (2004): Endogenous TSH in the diagnosis of hypothyroidism in dogs. Schweiz. Arch. Tierheilk. 146: 183-188 [5] Müller, W. (2003): Überraschende Ergebnisse bei Diagnostik und Therapie-Überwachung der Hypothyreose des Hundes. Vortrag Arbeitstagung Süd in Ravensburg, FG Kleintierkrankheiten der DVG [6] D ietlein M., et al. (2003): Leitlinie zur Schilddrüsendiag nostik. Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V., Göttingen Tab. 4 Vergleich mit bisherigen Studien Autoren Peterson et al. 1997 Scott-Moncrieff et al., 1998 Dixon/Mooney 1999 Boretti/Reusch 2004 Fallzahl 54 16 30 26 Methodik Diagnostische Referenzwerte Sensitivität/Spezifität cT4 (nmol/l) cTSH (µg/l) RIA-DPC IRMA-DPC 13 – 51 0,1 – 0,7 RIA-DPC IRMA-DPC 12,7 – 34,4 0,02 – 0,45 RIA-Chiron IRMA-DPC > 14,9* ≤ 0,68* TSH-Stimulation cT4 (T4-Differenz) cTSH cT4/cTSHQuotient (Ref.-Bereich) 0.1 U/kg KG i.v., 6h (> 20) 89 / 82 76 / 93 --- 0,1 U/kg KG i.v., 6h (> 19,3) 100 / 78 63 / 88 --- 0,1 IU/kg KG i.v., 6h (> 20) 100 / 75 87 / 82 1 IU bis 25 kg 2 IU > 25 kg i.m., 6h ( > 32) -- 58 / 100 --- 84 / 91 92 / 88 RIA-DPC Immulite-DPC ? > 0,6 Immulite-DPC Immulite-DPC 2 IU > 25 kg > 7,9* 0,04 – 0,59* i.m., 6 h 87 / 92 (> 17,2*) 1 IU bis 25 kg vorliegende Studie 38 92 / 96 (> 11,5*) take home Aus der Studie ergeben sich klare Hinweise auf die Eignung des cT4/ cTSH-Quotienten – ermittelt mit den beschriebenen Testverfahren – als diagnostischer Marker der caninen Hypothyreose. Aufgrund der für das cTSH gefundenen höchsten diag nostischen Sensitivität empfiehlt es sich als Eingangsuntersuchung bei Hypothyreose-Verdacht. Bei erhöhtem Resultat sollte zur Diagnosesicherung zusätzlich cT4 bestimmt und der cT4/ cTSH-Quotient ermittelt werden. (> 12,3) * Referenzwertermittlung mit ROC-Analyse 28 hundkatzepferd 05|10 endokrinologie Studienaufbau, Patientengut, Probengewinnung und Laboranalysen Unsere Studie wurde prospektiv und multizentrisch durchgeführt. In den 5 beteiligten Praxen und Kliniken wurden insgesamt 72 Hunde entweder aufgrund eines klinischen Hypothyreose-Verdachtes, oder einer ermittelten Serum-T4-Konzentration von kleiner 12 nmol/l in die Studie einbezogen. Ausschlusskriterium war eine bestehende oder weniger als 3 Monate zurückliegende Medikation. Die Referenzbereiche der Hormone einschließlich des TSH-Stimulationstestes wurden an einem Kollektiv von 43 gesunden Hunden (12 verschiedene Rassen, Alter: 10 Monate bis 15 Jahre, Median: 3,5 Jahre, klinisch und labormedizinisch unauffällig) ermittelt. Die in den Praxen und Kliniken erhobenen klinischen und anamnestischen Daten wurden von dem Tierarzt in einem einheitlichen Anamnese- und Dokumentationsbogen erfasst. Die Blutentnahme erfolgte jeweils in den Praxen/Kliniken, sämtliche Laborunter suchungen wurden bei ALOMED durchgeführt. Als entscheidendes Diagnosekriterium der primären Hypothy reose wurde der Nachweis einer subnormalen cT4-Differenz des TSH-Stimulationstestes festgelegt (bei Anwendung des unter den gewählten Studienbedingungen ermittelten Referenzbereichs). Es wurden zwei spezielle Veterinär-Testkits (cT4, cTSH) auf dem automatischen Chemilumineszenz-Immunoassay-System IMMULITE der DPC Biermann GmbH (Bad Nauheim) eingesetzt. Diese Hormonbestimmungen wurden jeweils aus derselben Serumprobe in einem Gerätelauf durchgeführt. Der TSH-Stimulationstest wurde, nachdem das Einverständnis des Besitzers vorlag, mit einer i.m.-Injektion von 1 IU (< 25 kg Körpergewicht, KGW), bzw. 2 IU (> 25 kg KGW) bovinem TSH durchgeführt. Direkt vor Injektion und 6 Stunden danach wurde Blut entnommen, daraus nach spätestens 30 Minuten durch Zentrifugation Serum gewonnen und das Serum (nach maximal 20 Stunden Lagerung zwischen 4 bis 20° C) zur Bestimmung der Hormone eingesetzt. Die Bestimmung von cT4 aus den Serumproben vor und nach TSH-Stimulation und die Bestimmung von cTSH aus der Serumprobe der basalen Blutentnahme wurden jeweils in einem Analysengang durchgeführt. Zusätzlich zu den Hormonbestimmungen wurden von allen Tieren aus dem Serum ein komplettes klinisch-chemisches Profil (WAKO 20R, Biochemical Analyzer) und aus dem EDTA-Blut ein großer Blutstatus (Bayer, H*1 VET) mit einer zusätzlichen mikro skopischen Leukozyten-Differenzierung (von nach Pappenheim gefärbten, direkt nach der Blutentnahme hergestellter Blutausstrichen) erstellt. Klinik der Caninen Hypothyreose Die Schilddrüsenhormone beeinflussen neben dem Wachstum und dem Funktionszustand der meisten Organe auch wesentliche Prozesse des Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Lipidstoffwechsels, sowie die Erythropoese und das reproduktive endokrine System. Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann daher eine breit gefächerte Symptomvielfalt hervorrufen, ohne dass pathognomonische Symptome auftreten. Andererseits können aber Erkrankungen vieler Organe und metabolische Störungen auch auf die Schilddrüse zurück wirken. Klinisch manifestiert sich die canine primäre Hypothyreose vor allem durch Lethargie und Bewegungsunlust, Gewichtszunahme, Fellprobleme und Bradykardie. hundkatzepferd 05|10 ANALYTISCHES LABOR DR. WERNER MÜLLER brik! Keine Wertefa Wir sichern Aussagekraft Qualität und ! en Befundes jedes einzeln Klinisch relevante Profile für Schilddrüse, Hypercalcämie und Altersvorsorge Endokrinologische Spezialanalysen mit praxistauglicher Präanalytik (ACTH, PTH, PTHrP) Nierenfrühdiagnostik mit dem Inulinausscheidungstest Breites Angebot in der Infektionsdiagnostik Hämatologie - Großer Blutstatus immer mit mikroskopischer Leukozyten-Differenzierung Deutschland: Postfach 1440 D-78304 Radolfzell Tel. +49(0)7732 95 27 0 Fax +49(0)7732 95 27 27 Schweiz: Postfach 181 CH-8260 Stein am Rhein [email protected] www.alomed.de 29 therapie Mobilisation der Vorhand Rehabilitation – aber richtig! 30 hundkatzepferd 05|10 Im Bereich der Physiotherapie finden wir eine Reihe therapeutischer Maßnahmen, mit denen die Schul - und Komplementärmedizin unterstützt werden kann. Das Ziel ist die rasche und vollständige Rehabilitation der Pferde. Dr. Sabine Mai, MAS, Msc, stellt einige einfache Therapieformen anhand ihrer physikalischen Eigenschaften, ihrer Wirkung auf das Gewebe und auf die Zellstrukturen vor. Thermotherapie Sowohl Kälte, die meist in Form von Kalt wasserangüssen zur Verfügung steht, als auch Wärme in Form von Solarien und Wärmebandagen gehören schon lange zur Pferdepflege beim Sportpferd. Wie bei vielen alltäglichen Verrichtungen kann man diese sehr wirkungsvollen Therapieformen jedoch deutlich wirksamer und natürlich auch deutlich differenzierter einsetzen. Kälte Unter lokaler Kälteeinwirkung kommt es zu einer Herabsetzung der Stoffwechsel aktivität. Die Blutgefäße verengen sich – allerdings nur bis ca. 20 Minuten Einwirk zeit –, danach kommt es zu einer reaktiven Weitstellung der Blutgefäße. Durch die Vasokonstriktion entsteht ein stark schmerz stillender Effekt: Es werden weniger Ent zündungsmediatoren in das schmerzende Gewebe transportiert, es kommt zur Druck entlastung der Nociceptoren und durch den Berührungsschmerz mit dem kalten Medium werden Endorphine ausgeschüttet. Kälteanwendungen kommen immer dann zum Einsatz, wenn es sich um akute muskulo- skelettäre Erkrankungen, um akute Schübe chronischer Erkrankungen, hundkatzepferd 05|10 um Blutungen, um Wundschmerzen oder um Überbelastung handelt. Kälteanwen dung steht beim Pferd in den unterschied lichsten Formen zur Verfügung: der Was serschlauch, der Kübel voll mit Eiswasser, Cool Packs, Schnee etc. Es ist darauf zu achten, dass durch genügend lange Ein wirkzeit und genügend große Oberfläche auch tiefer liegende Strukturen abgekühlt werden. Die optimale Anwendung von Kälte nach einem akuten Trauma sieht demnach so aus: Zuerst wird die Extremität mit einer Stoffunterlage abgepolstert, dann werden die Coolpacks aus der Tiefkühltruhe aufgelegt und mit einer Bandage befestigt. Diese Kältepackung bleibt für 15 Minuten am Bein und wird in 2-Stunden-Abständen beliebig oft wiederholt. Kälteanwendungen sind bei Durchblutungsstörungen und Ver minderung der Sensibilität kontraindiziert. Wärme Die Anwendung von Wärme erhöht den Metabolismus des Zellstoffwechsels, erhöht den Sauerstoffbedarf der Zelle, vermehrt die Durchblutung und beseitigt Stoffwech selendprodukte Auf schmerzende Areale wirkt Wärme durch die vermehrte Durchblutung und den damit einhergehenden Abtransport Massageübungen können therapeutisch und präventiv eingesetzt werden a lgogener Substanzen schmerzlindernd und krampflösend, Entzündungsprozesse werden beschleunigt, die Nervenleit geschwindigkeit wird erhöht. Wärmetherapie wird bei chronischen Erkrankungen, Stei figkeit, bei Arthrosen, chronischer Tendinitis und Tendovaginitis und bei Abszessen empfohlen – hier wollen wir die akute Ent zündung und damit die Abszessreifung be schleunigen. 31 therapie In den Ablauf einer physiotherapeu tischen Behandlung lässt sich die Anwen dung von Wärme als Vorbereitung auf die Bewegungsübungen hervorragend einbauen. Bei Einschränkung der Beweglichkeit der Gelenke oder bei verkürzten, fibrinös ver klebten Gewebe erreicht man durch sorg fältiges Anwärmen und anschließendes Mobilisieren deutlich verbesserte Elastizität der Strukturen und damit eine vergrößerte Range of Motion. Die oberflächliche Anwendung von Wärme in Form von war men Umschlägen, hyperämisierenden Ein reibungen, Infrarotbestrahlungen, warmen Bädern oder Hotpacks dient also nur der Behandlung der oberflächlichen Gewebe schichten bis maximal 1,5 cm Tiefe. Wenn tiefer liegende Strukturen gezielt erwärmt werden sollen, steht dafür der therapeu tische Ultraschall zur Verfügung. Therapeutischer Ultraschall Hierbei handelt es sich um die medizi nische Anwendung von Schallwellen mit mehr als 20 kHz. Die mechanische Wirkung des Ultraschalls besteht aus drei verschie denen Tatsachen: der Mikromassage der Zellen, der Kavitation und dem Mikrostrea ming, wobei es durch Sog- und Wirbelbil dungen zur kurzfristigen Destabilisierung der Zellwände kommt und damit die Per meabilität der Zellwände kurzfristig erhöht wird. Die thermische Wirkung des Ultra schalls entsteht durch die schnellen Schwin gungen im Gewebe, wobei „Reibungswärme“ freigesetzt wird. Die Eindringtiefe beträgt bis zu 5 cm – abhängig von der gewählten Behandlungsfrequenz. Therapeutischer Ultraschall wird zur tiefen Gewebserwär mung vor Mobilisation und Dehnung, zur Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) 32 Sabine Mai ist Fachtierärztin für Physiotherapie und Rehabilitationsmedizin. Im Jahre 2004 absolvierte sie mit ausgezeichnetem Erfolg das Studium der traditionellen chinesischen Medizin. An der Veterinärmedizinischen Universität Wien leitet sie zwei Lehrgänge zum Thema Physio therapie und Rehabilitation. Seit 2010 ist sie Lehrgangsleiterin des Lehrganges Angewandte Kynologie – ebenfalls an der VMU Wien. Sie hält Seminare und Vorträge im In- und Ausland. Sabine Mai ist die Autorin von „Bewegungstherapie für Hunde“, erschienen im Sonntag Verlag. Schmerzbehandlung, Narbenbehandlung und zur Behandlung von Wundheilungs störungen eingesetzt. TENS TENS bedeutet transkutane elektrische Nervenstimulation. Hierbei handelt es sich um eine elektrotherapeutische Maßnahme zur Schmerzbekämpfung, die durch immer wieder kehrende Stimulation der dicken A-Fasern die Schmerzleitung über die dün nen D-Fasern überlagert und damit die Schmerzwahrnehmung blockiert – Gate Control Theory – und außerdem zur Endor phinausschüttung führt. Pferde reagieren mit einer ausgeprägten Aktivierung des Parasympathikus und daraus resultierender Entspannung – sowohl muskulär als auch mental. Die Elektroden werden entweder lokal (auf Schmerzpunkte) oder parallel zur Wirbelsäule im entsprechenden Seg ment angelegt. Die Einstellungen an den Geräten werden folgendermaßen gewählt: möglichst hohe Frequenz und gut erträg liche Intensität. Die Pferde sollen uns signalisieren, dass sie die Stromanwendung unter den Elektroden wahrnehmen – meist mit Hautzucken oder Anheben der Extre mitäten –, aber keine Schmerzen äußern. TENS wirkt schmerzstillend, fördert die lokale Durchblutung, fördert die Wundhei lung und kann den Abtransport von demen unterstützen. Daher kann TENS Ö bei muskulären Verspannungen vor und nach der Arbeit eingesetzt werden, bei degenerativen Erkrankungen des Stützap parates zur Schmerzstillung und unterstüt zend bei Lymphödemen und Wundhei lungsstörungen. Empfohlen wird zweimal täglich die Applikation von TENS für ca. 15 Minuten, die Anschaffung von mehreren Leihgeräten und die sorgfältige Schulung der Pferdebesitzer. Hydrotherapie In verstärktem Maß stehen die Möglich keiten der Hydrotherapie zur Verfügung. Hier lassen sich mehrere Therapieformen kombinieren: Kältetherapie mit Massage (Gegendruck des Wassers) und aktive Bewegungstherapie, wobei der verstellbare Wasserpegel im Unterwasserlaufband den Auftrieb so steuert, dass nur die gewünsch te Belastung auf die Gliedmaßen gelangt, während beim Schwimmen gar keine Bela stung für den Stützapparat gegeben ist. Je höher der Wasserstand, desto höher der Wasserwiderstand, die Atmungs- und Kreis laufbelastung und das Training für die Muskulatur. Da die Pferde oft versuchen, aus dem Wasser herauszutreten, kommt es durch die hohe Aktion zu einer maximalen Beugung der distalen Gelenke. Die Hydro hundkatzepferd 05|10 therapie bedeutet für die Rehabilitation der Pferde eine immense Verkürzung der bela stungsfreien Zeit und damit eine schnellere Widereinsetzbarkeit. Weiterhin können Massage und Bewe gungsübungen (passiv und aktiv) thera peutisch und präventiv eingesetzt werden. > [email protected] take home Das Ziel der Physiotherapie ist die Erhaltung oder die Wiedererlangung der vollen Funktionsfähigkeit und die Erlangung von Schmerzfreiheit, soweit dies möglich ist. Die Physiotherapie erweitert die Möglichkeiten der Medi zin zum Nutzen der Pferde. Im Rahmen der Schloss Seminare finden regelmäßig Seminare zum Thema Physiotherapie und Rehabilitation statt. Infos unter: www.schloss-seminar.de Urteil Aufklärung beim Pferdekauf Dass das Auto als potenzieller Nachfolger des Pferdes angesehen wird, dürfte jedem bekannt sein. Dass jedoch die Rechtsprechung aus dem Kaufrecht hinsichtlich des Autokaufs Einfluss auf die Rechtsprechung im Bereich Pferderecht hat bzw. ihr folgt, den wenigsten. Ein 0BGH-Urteil dürfte wohl auch bei Entscheidungen im Pferderecht, wenn es um einen Pferdekaufvertrag geht, in Zukunft eine „entscheidende“ Rolle spielen. So hieß es in der Entscheidung des BGH vom 16.12.2009, dass für jeden Vertrags partner die Pflicht besteht, den anderen Teil über solche Umstände aufzuklären, die den Vertragszweck (des anderen) vereiteln können und daher für seinen Entschluss von wesentlicher Bedeutung sind, sofern er die Mitteilung nach der Verkehrsauffassung erwarten kann. Der Kläger hatte aus dem Kauf eines PKW Schadensersatzansprüche geltend gemacht, weil ihm bei Abschluss des Vertrages vom Verkäufer und vom Ver mittler nicht mitgeteilt wurde, dass es neben dem eingetragenen Erstbesitzer minde stens zwei weitere Zwischenbesitzer gab. Der BGH gab dem Kläger Recht und verur teilte den Verkäufer wie auch den Vermittler zur Zahlung eines Schadensersatzanspruches wegen Verletzung der vorvertraglichen Aufklärungspflichten. Für die Praxis heißt es damit gleichfalls, wenn es um den Kauf eines Pferdes geht, dass vom Verkäufer eine voll umfassende Aufklärung beigebracht werden muss. Beispielhaft seien hier genannt: Vorbesitzer, wesentliche Verletzungen und Krankheiten, Klinikaufenthalte, schwere sportliche Belastungen wie auch schlechte Aufzucht- und Haltungsbedingungen. Urte Appel, Rechtsanwältin für nationales und internationales Pferderecht > www.die-pferdeanwaeltin.de „Wir sind etwas Besonderes“ Stimmt. Deshalb verdienen sie auch besondere Aufmerksamkeit. Fordern Sie unser Laborprogramm speziell für Vögel, Reptilien & Co an unter: 01802 112210 oder [email protected] hundkatzepferd 05|10 33 bildgebung Sichere Diagnose Ultraschalluntersuchung in der Pferdepraxis Die Sonografie ist heute ein etabliertes, praxistaugliches, bildgebendes Verfahren. Dr. Peter Tilkorn erklärt, weshalb bei Schäden oder Verletzungen im Weichteilbereich, insbesondere bei Erkrankungen des Sehnen- und Bandapparates beim Pferd die Ultraschalluntersuchung die Methode der Wahl ist. Auch für Kliniker oder Praktiker, die über eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Sehnenerkrankungen verfügen, ist die Sonografie unerlässlich, da selbst offensichtliche Umfangsvermehrungen der Sehnen per Adspektion und Palpation nicht zu typisieren sind – geschweige denn Sehnenfaserzerreißungen, die nicht mit einer Umfangsvermehrung einhergehen. „Sehnendefekte“ im proximalen Drittel des Metacarpus können aufgrund der anatomischen Verhältnisse (Retinaculum Flexorum) schwer zugeordnet werden, eine sichere Abgrenzung gelingt in den meisten Fällen nicht. Liegen hier oder im Verlauf der Sehnen so genannte randständige Sehnendefekte vor, ist die Klinik deutlicher. Wärme, Druckschmerz und geringe Umfangsvermehrungen sind sicht- und tastbar. Zentrale Defekte (Core lesion) dagegen weisen von Mal zu Mal keine dieser oben beschriebenen Merkmale auf. Die distalen Abschnitte des Mittelfußes, der Bereich der gemeinschaftlichen Beugesehnenscheide, der Gleichbeine und der Fesselbeuge mit den Gleichbeinbändern (gerade, schräge, gekreuzte etc.) sind weniger oft betroffen, aber gehen oft mit erkennbaren Umfangsvermehrungen und Druckschmerz einher. Ausnahmen bilden hier die gemeinschaftliche Beugesehnenscheide und das Fesselringband. Während der Metacarpal- und Metatarsalbereich noch relativ „einfach“ zu schallen ist, erfordert der distale Bereich, die Fesselbeuge, an der Hinterhand Hilfsmaßnahmen, um den Schallkopf optimal platzieren zu können. Umfangsvermehrungen, Abb. 2 Sonografische Darstellung: Typ III – IV Defekt Abb. 1 Massive Umfangsvermehrung Metacarpalbereich: „partielle Ruptur“ der oberfl. Beugesehne 36 Abb. 4 Zentraler Defekt (Core lesion) Typ II – Typ III Defekt Abb. 3 Oberfl. Beugesehne – optisch und palpatorisch unauffällig hundkatzepferd 05|10 die nicht im „Fenster“ der oberflächlichen Beugesehne liegen, z.B. die Fesselträgerschenkel oder randständige Defekte, müssen von lateral oder medial geschallt werden, da sie außerhalb des Echos liegen. Ausnahmen bestehen bei der Anwendung von Sektorschallköpfen, sie haben allerdings den Nachteil, dass die Struktur der Sehnenfasern im Längsschnitt aufgrund geringer flächenhafter Ankopplung nur spärlich zu beurteilen ist. Tendinitiden können nur über die Klinik und durch die Ultraschalluntersuchung sicher diagnostiziert werden. Voraussetzungen für eine einwandfreie Diagnose sind gute anatomische Kenntnisse, ein Ultraschallscanner mit mindestens 7,5 Megahertz oder höher, eine Wasservorlaufstrecke, die gewissenhafte Vorbereitung des Objektes und ein angemessener Zeitaufwand. Wichtig: Der Linearschallkopf sollte der Standardschallkopf sein, da sowohl der Querschnitt als auch der Längsschnitt sehr gute Abbildungen der Sehnen liefern. Einstellungshinweise (Technik): [am Beispiel LogicScan-Doppler 100; (Ferrex)] Die Einstellungen des Ultraschallgerätes – Power, Gain, TGC, Dynamic Range und Reject – bestimmen die Qualität des Ultraschallbildes. uHohe „Powereinstellungen“ (elektrische Energie) erzeugen mehr Artefakte als tiefere Werte. uGain ist das Verhältnis von Output zu Input. Eine Erhöhung des Gain bedeutet eine Erhöhung der Amplitude des reflektierten Signals. Zu niedrige Werte bedeuten den Verlust von schwachen Echos. uTGC (Time Gain Compensation) verändert den Wert der empfangenen Signale (Echos), die aus den tiefer gelegenen Schichten resultieren. Schallkopfnahe Strukturen werden überstrahlt dargestellt, sie besitzen ein deutlicheres Echo als die tieferen Schichten. Über den TGC-Filter lassen sich homogene Bilder erzeugen. uDynamic Range bedeutet das Verhältnis der höchsten zur niedrigsten Amplitude. Bei gleicher Einstellung von Power und Gain wird der Kontrast über Dynamic Range geregelt. uReject bedeutet die Veränderung der Echodichte, d.h., dass bei höheren Rejectwerten weniger Echo und damit weniger Informationen sichtbar werden. Peter Tilkorn ist Fachtierarzt für Pferde und absolvierte an der FU Berlin ein Veterinärmedizinstudium. 1981 gründete er die Tierärztliche Klinik auf der Trabrennbahn Gelsenkirchen, wo er bis 2000 Inhaber und Rennbahntierarzt war. Danach arbeitete der Veterinärmediziner in der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis für Pferde und Kleintiere Dr. Tilkorn & Dr. Römberg, bevor er im Februar 2006 die Tierärztliche Praxis für Pferde in Marl gründete. Therapie Die Therapien der Sehnenerkrankungen sind sehr unterschiedlich, jedoch bietet die regenerative Medizin viel versprechende Ergebnisse. Aus unserer Sicht ist die PRP-Behandlung (Platelets Rich Plasma) die Methode der Wahl, da sie bisher langfristig die besseren Ergebnisse liefert. Weidegang allein ist keine geeignete Therapiemaßnahme, um an den alten Leistungsstand wieder anzuschließen zu können. >> [email protected] take home Durch eine umfassende, wiederkehrende, sonografische Untersuchung kann die „Verletzung“ verifiziert, der Heilungsverlauf beurteilt und die Belastung, d.h. das Trainingsprogramm optimiert werden. hundkatzepferd 05|10 37 rubrik praxis Medikation im Pferdesport Aktuelle Bestimmungen und neue nationale Regeln Seit dem 28. April 2010 gelten die überarbeiteten Bestimmungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) zur Medikation. Die Geltungsdauer ist befristet. Am 28. April 2011 werden überarbeitete Bestimmungen in Kraft treten. Überarbeitet und erweitert wurden die rechtlichen Bestimmungen, sowie die Liste der verbotenen Substanzen. Zusätzlich kommt ein neues Medikations kontrollkit zum Einsatz. Dr. Michael Düe beleuchtet den aktuellen Stand. Zu den rechtlichen Bestimmungen Die Rechtsordnung der LPO enthält nun einen am Humansport orientierten Abschnitt, die Anti-Doping- und Medikamenten-Kontroll-Regeln, kurz ADMR. Angehängt an die ADMR sind die Listen der verbotenen Substanzen sowie die Ausnahmen. Nachfolgend soll auf einige Artikel der ADMR auszugsweise eingegangen werden: Art. 2 Verstöße Galten bisher das Vorhandensein einer verbotenen Substanz oder ein verbotener Eingriff oder eine Manipulation als Verstöße, so wird jetzt in diesem Artikel (angelehnt an den Humansport) weitergehend präzisiert: Neben dem Vorhandensein einer verbotenen Substanz gelten u. a. u der Gebrauch, erfolgreich oder nicht, einer verbotenen Substanz oder verbotenen Methode, u die Weigerung oder das Unterlassen oder jede Umgehung einer Probenentnahme, u die unzulässige Einflussnahme oder die versuchte Einflussnahme auf irgendeinen Teil des Kontrollverfahrens, u das unberechtigte Handeln mit verbotenen Substanzen oder verbotenen Methoden als Verstöße. Michael Düe, geb. 1961, studierte Chemie und Medizin sowie Veterinärmedizin und promovierte 1992. Nach Praxistätigkeit mit Schwerpunkt Pferd ist er seit 1994 bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf tätig. Dort ist er als Leiter der Abteilung Veterinärmedizin zuständig für alle veterinärmedizinischen Belange und regulatorischen Zusammenhänge. 38 Ebenso finden sich in Artikel 2 Verstöße gegen die im Rahmen des Trainingskontrollprogramms übernommenen Verpflichtungen sowie der ordnungsgemäßen Führung eines Stallbuches (Behandlungsbuch). Das Trainingskontrollprogramm hat zunächst lediglich für die Reiter der Kader der olympischen Reitsportdisziplinen Bewandtnis, auch das Behandlungsbuch. Allerdings wird grundsätzlich jedem Reiter das Führen eines Behandlungsbuches empfohlen (Wer international startet, muss seit dem 5. April ein Behandlungsbuch – bei der FEI logbook genannt – führen, in dem alle Behandlungen, die während der wettkampffreien Zeit sowie während des Wettkampfes erfolgen, eingetragen werden.). hundkatzepferd 05|10 Art. 7 Durchführung der Medikationskontrollen Dieser Artikel beinhaltet die ehemaligen Durchführungsbestimmungen zu Medika tionskontrollen. Außerdem wird hier die vorläufige Suspendierung (Art. 7.2) erwähnt: Diese Maßnahme gab es bereits 2009. Bei Nachweis von Dopingsubstanzen durch die A-Analyse kann dem Reiter, dem Fahrer, dem Longenführer mit sofortiger Wirkung der Start in weiteren Wettkämpfen untersagt werden. oder kein signifikantes Verschulden vorliegt. Dies kann dazu führen, dass von einer Sperre abgesehen oder die Dauer der Sperre herabgesetzt wird. Andersherum können im Laufe des Verfahrens auch erschwerende (Art. 10.5) Umstände ermittelt werden. Werden Dopingsubstanzen nachgewiesen, wird jetzt das Pferd für acht Wochen gesperrt. Bei Nachweis eines Anabolikums darf das Pferd sechs Monate nicht mehr starten. Art. 9 Automatische Annullierung von Einzelergebnissen Das, was früher automatische Disqualifi kation war, wird an den Wortlaut des Humansports angepasst. Sämtliche Ergebnisse eines Turniers werden bei einem Verstoß im Zusammenhang mit einer Wettkampfkontrolle annulliert. Zu den Listen Art. 10 Sanktionen u Doping: Bei Vorhandensein von Dopingsubstanzen, der Anwendung verbotener Methoden sowie beim Gebrauch oder versuchten Gebrauch erfolgt im Regelfall eine Sperre von zwei Jahren zusätzlich zu einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro. u Unerlaubte Medikation: Werden im Wettkampf unerlaubte Substanzen nachgewiesen, kann eine Sperre von einem Monat bis zu einem Jahr erfolgen. Die Geldbuße kann ebenfalls bis zu 25.000 Euro betragen. Wie bisher wird den Betroffenen die Möglichkeit gegeben, sich zu entlasten. Im Verfahren wird ermittelt, ob kein Verschulden Seit 1994 unterschied die Liste der verbo tenen Substanzen in Dopingsubstanzen, verbotene Substanzen und Ausnahmen. Seit dem 28. April 2010 gibt es drei Listen, die sich als Anhänge I bis III in den ADMR finden. Ausdrücklich unterschieden wird zwischen verbotenen Substanzen und verbotenen Methoden. Die bisherige Systematik wurde beibehalten. Das heißt, nach wie vor werden die Substanzgruppen (Doping) und die einzelnen Körpersysteme (unerlaubte Medikation) aufgeführt. Diese wurden durch beispielhafte Aufführung von Substanzen ergänzt. Neu erscheinen unter Dopingsubstanzen u. a. von Blutplättchen abgeleitete Aufbereitungen, wie zum Beispiel PRP (Platelet Rich Plasma) sowie Hormon-Antagonisten und -Modulatoren. Erwähnenswert ist zudem die Zuordnung von Altrenogest und ß-2Agonisten zu den anabolen Substanzen. Der Abschnitt Verbotene Methoden im Anhang Liste I ist nur zum Teil neu. Der Einsatz eines Pferdes mit Tracheotubus oder der Start neurektomierter Pferde war bisher verboten. Diese verbotenen Methoden sind nun im Anhang I (Doping) aufgeführt. Gleiches gilt sinngemäß für das Blutdoping, wenngleich in erweiterter Form. Wichtig war die Ergänzung um das Verbot hyper- beziehungsweise desensibilisierender Substanzen. Außerdem wird hier die Stoßwellentherapie aufgeführt. GenDoping erscheint völlig neu. Letzteres meint auch die Stammzelltherapie. Die Liste der (im Wettkampf verbo tenen) Dopingsubstanzen und verbotenen Methoden kann man zunächst im Abgleich zu Anhang Liste III, der Liste der im Training verbotenen Dopingsubstanzen, lesen. Diese Liste führt diejenigen Substanzen und Methoden auf, die gemäß Regelwerk zu keiner Zeit beim Pferd angewendet werden sollen, also weder im Wettkampf noch im Training. In Anhang III werden alle die Substanzen nicht aufgeführt, die bei veterinärmedizinischer Indikation in der wettkampffreien Zeit legitim zum Einsatz gelangen können. Dies gilt auch für die Anwendung bestimmter Methoden. PRP und Stammzelltherapie wurden als zulässig angesehen, auch wenn derzeit das grundsätzliche Verbot – nämlich das der Anwendung von Blutplättchen abgeleiteten Aufbereitungen oder Gendoping – bestehen bleibt. Alle in Anhang Liste I aufgeführten Substanzgruppen und verbotene Methoden gelten dann als Doping, wenn sie zum Zeitpunkt des Wettkampfes als vorhanden beziehungsweise angewendet erachtet werden. Diätfuttermittel zum Ausgleich unzureichender Verdauung bei Hunden und Katzen, insbesondere bei exokriner Pankreasinsuffizienz In Klato® Pan Pulver fördern die natürlichen Bestandteile Lipase, Amylase und Protease des Schweinepankreas die Verdauung. Zusammensetzung: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, Zucker Inhaltsstoffe: Rohprotein 57,60 %, Rohfaser 1,10 %, Rohasche 7,90 %, Rohfett 3,90 % Klato Pan Pulver enthält mind. pro Gramm 25.000 I.E. Lipase, 30.000 I.E. Amylase, 1.400 I.E. Protease, davon 96% freie Protease Wesentliche ernährungsphysiologische Merkmale: Leicht verdauliche Einzelfuttermittel (Schweinepankreas), Niedriger Fettgehalt Das Futter sollte einen moderaten Fettgehalt, leicht verdauliche Kohlehydrate und biologisch wertvolles Eiweiß enthalten. Art der Anwendung: Unmittelbar vor der Fütterung ins Futter einmischen. Dosierung: 2 g Pulver pro 10 kg Tiergewicht. Empfohlene Fütterungsdauer: 3 - 12 Wochen; bei chronischer Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse lebenslang. medistar Arzneimittel-Vertrieb GmbH . Lüdinghauser Str. 23 . 59387 Ascheberg Tel.: 02593 958860 . Fax: 02593 95886-25 . www.medistar-gmbh.de . [email protected] hundkatzepferd 05|10 39 praxis Bei allen in diesem Anhang I aufgeführten Substanzen wird von einer leistungsverändernden Qualität ausgegangen und zwar von einer solchen, die über das hinausgeht, was mit Ausbildung und Training sowie optimaler Haltung, Fütterung und Pflege zu erreichen ist. Nicht erlaubt ist es gemäß Anhang Liste II, ein Pferd im Wettkampf zu starten, wenn es mit Substanzen „beschwert“ ist, die indiziert und deswegen bei Nichtvorhandensein des „normalen“ Leistungsvermögens verabreicht werden. In Anhang II werden unter den einzelnen Körpersystemen Beispiele von Substanzen aufgeführt, die bei Pferden eingesetzt werden. Gesondert aufgeführt werden Antihistaminika, Glucocorticoide, Homöopathika und Phytotherapeutika. Die bisher für Dopingsubstanzen und unerlaubte Medikation für bestimmte Substanzen geltenden Grenzwerte sind gleich geblieben, ebenso ihre Zuordnung zu Doping oder unerlaubter Medikation. Die Ausnahmen wurden ergänzt. Die orale Zufuhr von Mineralstoffen, Vitaminen, Elektrolyten, Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat oder sulfatierten Glykosaminoglykanen ist während des Wettkampfes jetzt ausdrücklich erlaubt. Außerdem sind manuelle Therapieverfahren und physikalische Verfahren wie zum Beispiel Eiswasser und Magnetdecken während des Wettkampfes anwendbar. Die Aufnahme dieser weiteren Ausnahmen gibt einerseits klärende Hinweise, andererseits erweitert sie die Möglichkeiten der begleitenden Maßnahmen. Vitamine und Mineralstoffe waren bisher ohnehin jederzeit mit dem Futter zugelassen. Bei Elektrolyten, Hyaluronsäure etc. handelt es sich weitgehend um ein Zugeständnis an den Einsatz verschiedenster auf dem Markt befindlicher Produkte. Ausblick In welcher Form sich die nationalen Bestimmungen zum 28. April 2011 ändern werden, ist von verschiedenen Dingen abhängig. Die im Bereich des internatio nalen Pferdesports geführte Diskussion um die Zulassung bestimmter nicht steriodaler Antiphlogistika sowie anderer Substanzen (ACC, Isoxsuprin, „Lactanase“) gilt es hierbei kritisch zu beobachten. Daneben sind andere, im internationalen Sport übliche Abläufe im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit auf nationales Regel- 40 Gegen Rindergrippe werk zu prüfen. Bei dieser Überprüfung sind prinzipielle Anforderungen – z.B. ethische Grundsätze – zu berücksichtigen. Aber auch „rein“ rechtliche Fragen wie die der Bedeutung des Tierschutzgesetzes oder des Arznei- oder auch des Futtermittelrechtes müssen berücksichtigt werden. >> [email protected] Nachweis von Substanzen, Nachweis- und Karenzzeiten Für Substanzen, die in der Pferde medizin legitim zum Einsatz gelangen, erarbeitet die FN seit mehr als einem Jahrzehnt im internationalen Verbund Informationen über die Dauer des Nachweises (Detection Times, DT). Diese Untersuchungen orientieren sich an der Wirkstoffqualität bezie hungsweise an der Wirkung der jewei ligen Substanz. Zu unterscheiden sind z.B. Sedativa von nicht steroidalen Entzündungshemmern (NSAIDs). Ge nerell sollen DT den anwendenden Personen, insbesondere den Tierärzten, eine Handlungssicherheit ge ben. Wie vielfach bereits veröffentlicht, sind diese DT nur eine Orientierungs hilfe. Ein zeitlicher Sicherheits zuschlag, der zu einer Karenzzeit (Withdrawal Time, WT) führt, macht sicherer. Zu 99,9 % sicher ist derzeit i.d.R. die Multiplikation der DT mit drei. Eine Liste von Karenzzeiten für be stimmte Substanzen, die die FN emp fiehlt, wurde veröffentlicht: Link: http:// www.pferd-aktuell.de/Doc-..88277/d. htm. Der Nachweis einer Substanz be ziehungsweise nicht negativ kann nicht vorrangig für die Entscheidung über therapeutische Maßnahmen sein. Dies widerspräche nicht nur den Grundsätzen einer guten veterinärme dizinischen Praxis. Zukünftige Unter suchungen zum Ausscheidungsver halten orientieren sich, sofern es finanziell und fachlich möglich ist, da ran, die Aussage zu einer DT weiter gehender als bisher abzusichern. Nuflor® MINIDOSE bietet noch mehr Flexibilität, um die Rindergrippe in den Griff zu bekommen: zur Erstbehandlung von Atemwegserkrankungen, nach Ini tialbehandlung mit Resflor® zur Nachbehandlung einzelner Tiere, zur Metaphylaxe bei Neueinstallung der Kälber. Auf Wunsch stellt Intervet gerne Dosierungstabellen bzw. Dosierdrehscheiben zur Verfügung. Das Präparat ist mit Nuflor® das einzige Florfenicol, das nicht nur zur Therapie, sondern auch für die Metaphylaxe zugelassen ist. Als echtes Original wurde es in klinischen Studien auch am kranken Tier umfangreich geprüft. Es wirkt bakterizid und zeigt einen sehr schnellen Wirkungseintritt. Bereits nach weniger als 1 Stunde ist die MBK90 (minimale bakterizide Konzentration) bei Pasteurella multocida, Mannheimia haemolytica und Histophilus somni erreicht. >> www.intervet.de Mastitisprophylaxe Eine aktuelle Studie der FH Bingen bringt neue Hinweise, dass die Zulage von Antioxidantien-Vormischungen auch die oxidative Belastung bei Hochleistungsmilchkühen reduziert. Für den Versuch erhielten insgesamt 30 Milchkühe in 3 Varianten (Kontrolle und zwei Behandlungen) zu je 10 Tieren über 8 Wochen eine Total-MixRation sowie Kraft-/Milchleistungsfutter und zusätzlich 150 mg zweier unterschiedlicher Antioxidantien-Produkte (Loxidan®, Lohmann Animal Health) je kg Trockenmasseaufnahme. Das Ergebnis: Auch bei einem guten Gesundheitsstatus der Tiere und einer hohen Vitamin E-Versorgung konnte bei Zulage der Antioxidantien-Produkte ein niedrigerer oxidativer Status festgestellt werden als bei der Kontrollgruppe. >> www.lohmann.de Gute Produkte zu Superpreisen. Gutschein rund um Tierhaltung mind. 10% Rabat auf viele Produkte. Hier ist für jeden etwas dabei, egal ob für Großtier oder Kleintier. >> www.daboshop.oyla16.de hundkatzepferd 05|10 more Top-Form Moderne Sportpferdehaltung und -ausbildung Es ist eine Tatsache, dass die meisten Sportpferde 23 1/2 Stunden des Tages in ihrer Box verbringen und nur wenig von der Außenwelt erleben dürfen. Eine sehr schwierige Situation für Hochleistungs sportler, von denen erwartet wird, immer topfit zu sein. Ein solches System birgt das Risiko, zulasten der Gesundheit der Pferde zu gehen. Fiona Isabella Hinrichs berichtet über ihre Erfahrungen des Pferdetrainings, basierend auf der Lehre von Michel Robert. Die meisten Pferde leiden viel mehr unter zu wenig Auslauf und Bewegung als an Überlastung. Vor allem die Bedeutung des Konditionstrainings im Leistungssport wird von vielen Reitern unterschätzt. Michel Robert, einer der besten Springreiter der Welt, fordert, dass das Pferd mindestens einmal am Tag eine Stunde herauskommen und allmählich in der Lage sein muss, ein einstündiges Trabtraining oder ein 30-minütiges Galopptraining durchzuhalten. So stützt sich das wöchentliche Arbeitsprogramm seiner Pferde in der Regel auf folgendes Modell: uu Montag: Dressurarbeit uu Dienstag: Arbeit mit kleinen Übungen oder sehr niedrigen Parcours uu Mittwoch: Kombinationen und Hindernisfolgen mit begrenzter Zahl von Sprüngen (20–25 pro Übungsstunde) uu Donnerstag: Gelände, Longenarbeit oder Transport im Lastwagen uu Freitag bis Sonntag: Während der Saison im Allgemeinen Turnier, jeweils ein Ruhewochenende für drei Turnierwochenenden Meine eigenen, nach diesem Modell trainierten Pferde brachten sehr positive Ergebnisse. Die Springpferde sind frisch, motiviert und absolut leistungsbereit. „Das beste Mittel, um ein Pferd in Top-Form zu haben, ist immer noch die Arbeit (natürlich im richtigen Sinne).“ Foto: Gaby Matzen-Hinrichs Michel Robert 42 Überblickt der Reiter/Trainer den jeweiligen Trainingsstatus seines Pferdes, kann er Defizite gezielt mit spezieller Arbeit ausgleichen. Jedes Pferd sollte sein individuelles Trainingsprogramm erhalten. Speziell in der Dressurpferdeszene besteht das Problem einer sehr einseitigen Arbeitsweise, die den Pferden sehr wenig Freizeit erlaubt. Um so wichtiger ist ein Ausgleich, z.B. auf der Weide. Meine Erfahrung mit Dressurpferden verschiedensten Alters ist: je abwechslungsreicher das Tagesprogramm, desto größer die Turnierleistung. Dabei ist es wichtig, flexibel zu sein und gegebenenfalls das Training kurzfristig umzustellen und auf die Verfassung des Pferdes abzustimmen. Zeigt sich z.B. zu Beginn des geplanten Ausdauer- Fiona Isabella Hinrichs, geb. 1986, betreibt einen Turnier- und Ausbildungsstall in Lastrup (FIH Sport horses) auf dem Zuchthof Klatte. Sie bildet Spring- und Dressurpferde aus und vermarktet sie. Sie hat ständig ein gut ausgewähltes Angebot an talentierten Youngsters sowie auch erfahrenen Turnierpferden. ZKZ 77685 Im Dialog mit dem Tierarzt Epilepsie Prof. Dr. Andrea Tipold, Dr. Christina Brauer, Dr. Melanie Jambroszyk 04|10 Risiko der Prof. Dr. Klaus Osterrie Kooperation Dr. Klaus Bosler > trainings das Pferd müde, erschöpft und unkonzentriert, wird ein einfühlsamer Reiter dies berücksichtigen und seine Arbeit anders gestalten – bespielsweise lässt er das Pferd stattdessen bei einem 30-minütigen Geländeritt im Schritttempo ausspannen. Erfolg kann nur im Team erreicht werden. So spielen die körperliche und mentale Situation sowie die Bereitschaft des Pferdes, sich in den jeweiligen Trainingseinheiten zu steigern, eine entscheidende Rolle für den Erfolg im Hochleistungsbereich. „Um ein Pferd zu verbessern, muss man daran glauben: An das Pferd und sein Entwicklungspotenzial.“ Michel Robert Der Sportreiter ist auf die 100 %ige Mitarbeit des Pferdes sowie auf seinen Kampfgeist im Wettkampf angewiesen. Dabei ist gegen seitiger Respekt ein entscheidendes Detail zum Erfolg. Die wichtigste Tugend ist jedoch Geduld, denn nur so sind Fortschritte möglich. Bei jungen Pferden ist die Gefahr groß, sie zu überfordern und psychisch zu stark zu belasten. Die an das Pferd gestellten Aufgaben sollten immer sorgfältig überprüft und dabei genau abgewogen werden, ob das Pferd diesen gewachsen ist. Der Reiter sollte auch den noch so kleinsten Fortschritt, speziell bei jungen Pferden, erkennen und belohnen. Wenn die positiven Aspekte der erbrachten Leistung im Fokus stehen, ist das die Basis um darauf aufzubauen und diese miteinander zu verknüpfen. Die Entwicklung erfolgt über Teilziele. Es sind viele kleine Details, die später zu großen Erfolgen führen wie Kommunikation, Einheit, Rhythmus, Takt, Gefühl und Sicherheit. Abo sichern! Entscheiden Sie sich jetzt für ein Abonnement, um wirklich jede Ausgabe druckfrisch auf dem Tisch zu haben. Ihre Bestellung richten Sie bitte an: [email protected] – Betreff: Abo HKP. 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Will man zu schnell zu viel und nutzt den guten Willen des unerfahrenen Pferdes aus, verliert man schnell dessen Vertrauen und damit die Basis für eine erfolgreiche Arbeit. Pferde können nur Topleistungen erbringen, wenn sie Freude an der Arbeit haben und sich wohlfühlen! BESSER FÜR JEDEN DAS RICHTIGE! Individuelle Lösungen für Ihre Praxis! NEUIGKEITEN AUS DER WELT DES DIGITALEN RÖNTGENS Der französische Springreiter Michel Robert ist mehrfacher Olympia-Medaillengewinner. Er widmet einen Großteil seines Buchs der mentalen Vorbereitung des Reiters: Einstellungen und Verhaltensweisen, die Art, etwas zu tun und zu denken ... um in einer positiven, aufgeschlossenen Geistesverfassung über die Technik hinauszugehen. Ein neues Konzept der Reitlehre über die Suche nach Harmonie und enger Verbundenheit mit dem Pferd. hundkatzepferd 05|10 43 21. - 24.10 56. Jahreskongress der DGK-DVG in Düsseldorf Stand A3 19. - 20.11 73. bpt-Fachmesse Veterinärmedizin Halle 7 Stand B02 27. - 28.11 Kleintiertagung des Stand 2C23 BpT LV Baden-Württemberg »Bundesweite Vertriebs- & tur« Servicestruk Telefon: 0 89 - 23 23 87 26 - 0 E-Mail: [email protected] • www.dix-ray-vet.com rubrik Es gibt keine Durchschnittskuh Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein 44 hundkatzepferd 05|10 nutztiere Eine 100-köpfige Milchkuhherde besteht nicht aus 100 „Durchschnittskühen“, sondern aus 100, mitunter sehr ungleichen Individuen mit ganz unterschiedlichem Charakter und Verhalten. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge über Verhaltensmuster der Tiere, die helfen sollen zu verstehen, warum unsere Tiere so „drauf“ sind, wie sie es sind und was im Einzelnen dazu führte, wenn sie eben mal nicht so gut „drauf“ sind. Jungkühe fressen weniger als ältere Kühe Jungkühe weisen im Durchschnitt der Laktation eine um 3 bzw. 4 kg TM niedrigere Futteraufnahme auf als Zweitkalbskühe bzw. als die älteren Kühe mit mehr als 2 Laktationen (Abb. 1). Das Futteraufnahmevermögen der Färsen beträgt demnach im Durchschnitt nur 85 bzw. 81 % im Vergleich zu den Kühen in der 2. Laktation bzw. zu den älteren Stallgefährtinnen. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Steigerung der Futteraufnahme von Färsen innerhalb der Laktation länger andauert (und steiler ist) als bei Mehrkalbskühen und sie ihr maximales Futteraufnahmevermögen erst zwischen dem 100. und 200. Lakta tionstag erreichen. Während die Futteraufnahmedifferenz zu den Mehrkalbskühen am Laktationsbeginn noch 4 kg betrug, reduziert sich diese im 3. Laktationsdrittel auf nur noch 2 kg gegenüber den Zweitkalbskühen und 3,4 kg gegenüber den älteren Kühen mit mehr als 2 Laktationen. Jungkühe besuchen den Futtertisch häufiger Jungkühe nehmen nicht nur weniger Futter auf, sondern sie fressen auch anders, in dem sie z.B. den Futtertisch häufiger auf suchen als die älteren Kühe (Abb. 2). Durchschnittlich wurden Färsen täglich 62-mal bei der Futteraufnahme am Futtertisch registriert, 10-mal mehr als Zweitkalbskühe und 13-mal mehr als die älteren Kühe. Wenn dieses als Ausdruck für eine gewisse Bewegungsaktivität angesehen werden kann, dann scheint es auch bei Kühen so zu sein, dass die Bewegungsintensität mit zunehmendem Alter abnimmt. Es zeigte sich darüber hinaus bei den Jungkühen, dass mit Zunahme der Futteraufnahme (Futteraufnahmesteigerung hielt bis zur Laktationsmitte an) ebenso die Futtertischbesuche nahezu gleich gelagert anstiegen. Das war in dieser Deutlichkeit bei den älteren Kühen nicht der Fall (Abb. 3). Erfolgt bei den älteren Kühen eine weitere Unterteilung nach der Höhe ihrer Futter- Jungkühe nehmen kleinere Portionen auf Während ältere Kühe im Laktationsmittel je Futtertischbesuch 529 g TM aufnahmen, betrug diese Futtermenge je Besuch bei den Zweitkalbskühen 445 g, bei den jungen Kühen in der 1.Laktation aber nur 311 g. Daraus folgt, dass Jungkühe mehr Zeit für ihre Futteraufnahme und auch je Kilogramm Trockenmasse brauchen (Abb. 4). Im Durchschnitt waren es 12 min. Hingegen 75 24 70 20 18 16 Jungkühe 14 Zweitkalbskühe Futtertischbesuche/Tag 22 kg TM/Tier und Tag aufnahme, so findet sich zwischen dieser und der Besuchshäufigkeit am Futtertisch sogar eine leicht negative Beziehung. Mit deutlich höherer Futteraufnahmekapazität nimmt bei älteren Kühen die Anzahl der Futtertischbesuche eher ab. Das bedeutet, dass die aufgenommene Futtermenge je Mahlzeit größer wird, d.h. sie fressen „zeiteffizienter“, um höchstwahrscheinlich mehr Zeit zum Liegen und zum Wiederkauen zu haben. Das aber scheint bei den Jungkühen nicht der Fall zu sein. 65 60 55 50 Jungkühe Zweitkalbskühe Kühe > 2 Lakt. 45 Kühe > 2 Lakt. 12 bis 21.LT 22.–50.LT 51.–100.LT 101.–200.LT > 200 LT Laktationsstadium (Tage) Abb. 1 Futteraufnahme (Datenbasis: Fütterungsversuche der LK S.-H., Futterkamp, 33694 Einzeltierdatensätze) hundkatzepferd 05|10 40 bis 21.LT 22.–50.LT 51.–100.LT 101.–200.LT > 200 LT Abb. 2 Futtertischbesuche (mit Futteraufnahme) 45 Nerge Foto: Mahlkow- en l und gut laufen könn Junge Kühe müssen vie e. hm fna rau tte it für ihre Fu und brauchen mehr Ze ältere Kühe. Sie sind allgemein eher unruhiger, bedingt dadurch, dass sie viel stärker den Rangkämpfen ausgesetzt sind und diese i.d.R. verlieren, aber auch deshalb, weil viele Dinge im Stall noch vergleichsweise neu für sie sind. Kühe sind und bleiben Fluchttiere, die zwar einerseits recht friedlich sind, andererseits aber auch aggressiv sein können, Letzteres v.a. dann, wenn Konkurrenzsituationen auftreten. Konkurrenzsituationen sind hauptsächlich im Zusammenhang mit Futter, Liegeplatz und Bewegungsraum festzustellen. Wenn solche Gegebenheiten nur begrenzt verfügbar oder sogar im Mangel sind, dann werden in solchen Fällen eher die ranghohen Tiere die knappen Ressourcen ungehindert aufsuchen, wahrend die rangniederen Tiere – und das sind v.a. die Jungkühe – von dort verdrängt werden bzw. gar nicht erst dorthin gelangen. So zeigten Untersuchungen von BOUISSOU et al. (2001), dass selbst bei einer ad libitum-Fütterung die Rangniederen weniger fraßen und eine geringere Zunahme hatten als ranghohe Tiere. Die Erklärung dafür könnte darin bestehen, benötigten die Zweitkalbskühe 10 min und die älteren Kühe nur 9 min zur Aufnahme jedes Kilogramms Futtertrockenmasse. Je älter die Kühe sind, umso schneller fressen sie. Es fiel weiterhin auf, dass nur Färsen mit steigender Futteraufnahme mehr Zeit je Kilogramm Trockenmasse benötigen. Beide Merkmale – die Besuchshäufigkeit des Futtertisches und die Fresszeit (im Durchschnitt ~ 3,5 h täglich) – stehen bei jungen Kühen in einer wesentlich engeren und positiven Beziehung zur Höhe der täglichen Futteraufnahme als bei Mehrkalbskühen. Junge Kühe müssen einerseits viel und gut laufen können und andererseits (mehr) Zeit für ihre Futteraufnahme haben. Können wir daraus etwas ableiten? Foto: Mahlkow-Nerge Jungkühe haben ein anderes Fressund auch Bewegungsverhalten als 90 Futtertischbesuche/Tag 80 Bei Fangfressgittern sind im Vergleich zu Nackenrohrkonstruktionen das Konkurrenzverhalten und die Verdrängungen deutlich weniger. Davon profitieren besonders Jungkühe. Erstkalbskühe ältere Kühe 70 R2 = 0,9656 60 50 40 R2 = 0,3746 30 12 14 16 18 20 22 24 kg TM/Tier und Tag Abb. 3 Futteraufnahme und Futtertischbesuche 14 Foto: Mahlk ow-Nerge Futteraufnahmedauer, min/kg TM 13 Kühen ganz zungen sind bei Auseinanderset eide können Gegensatz zur W normal, aber im niger aus Stall deutlich we sich die Tiere im dem Weg gehen. 46 R2 = 0,7289 12 11 R2 = 0,0474 10 9 8 R2 = 0,0159 Erstkalbskühe Zweitkalbskühe ältere Kühe 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 kg TM/Tier und Tag Abb. 4 Futteraufnahme und Fressdauer je Kilogramm Trockenmasse hundkatzepferd 05|10 Katrin Mahlkow-Nerge, geb.1965, studierte Tierproduktion an der Humboldt-Universi- tät, Berlin. Anschließend war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungszentrum für Tierproduktion, Dummerstorf sowie in der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern, Institut für Tierzucht, Dummerstorf tätig. Seit Sept. 1999 ist Dr. Mahlkow-Nerge Referentin für Rinderfütterung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Futterkamp und berät Landwirte, Berater, Tierärzte und Studenten. Ihre Themenschwerpunkte sind Haltungs-, Fütterungsund Gesundheitsmanagement von Kühen. Die enge Verbindung von Theorie und Praxis erlebt sie durch die intensive Tätigkeit in der Versuchsherde Futterkamp und mithilfe der 200-köpfigen Milchkuhherde ihres Mannes. Steuerberatung für Ärzte · Fachbezogene Steuerberatung dass Kühe Herdentiere sind, die gerne gewisse Tätigkeiten gleichzeitig, also in der Gruppe, ausüben wollen und dazu gehört zweifelsohne eine gemeinsame Futteraufnahme. Auf der Weide wird dieses z.B. sehr deutlich. Ein eingeschränktes Tier-Fressplatz-Verhältnis verhindert dieses gemeinsame Fressen und erhöht die Anzahl sozialer Auseinandersetzungen zwischen den Tieren. Dieses führt insbesondere bei rangniederen Tieren zu kürzeren Verzehrszeiten und erhöht die Unruhe beim Fressen. Aus Gründen eines reduzierten Konkurrenzdrucks wäre ein Fressplatzangebot von 1:1 (Tier: Fressplatzverhältnis) daher empfehlenswert. Beim Einsatz von totalen Mischrationen lässt sich dieses Verhältnis sicher auch auf 1,5:1 erweitern, vorausgesetzt, der Stall bietet genügend Bewegungsfreiheit und keine Hindernisse beim Aufsuchen des Futtertisches. Je größer das Platzangebot ist, desto weniger und weniger aggressiv verlaufen i.d.R. die gegenseitigen Auseinandersetzungen der Tiere. Auch die Ausgestaltung des Fressplatzes hat Einfluss auf das Fressverhalten der Tiere. So zeigt eine Untersuchung von ENDRES et al. (2005), dass bei Anwendung von Fang-Fressgittern im Vergleich zu Nackenrohrkonstruktionen das Konkurrenzverhalten am Futtertisch und aggressive Verdrängungen dort um 21 % herabgesetzt waren. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch die Verhaltensuntersuchungen von HUZZEY et al. (2006) sowie DE VRIES und KEYSERLINK (2006). Die Autoren bestätigten, dass die größten Vorteile hiermit für die rangniederen Tiere, also i.d.R. die Jungkühe, verbunden waren. >> [email protected] take home Je besser wir die Sozialbeziehungen unserer Rinder und deren Verhaltensmuster verstehen, umso besser begreifen wir wiederum, mit welchen Managementmaßnahmen wir tiergerechter und damit (auch wirtschaftlich) erfolgreicher sein können. Gesunde Kühe, die in ihrem Sozialverhalten nicht ständig behindert werden, sind letztlich die Voraussetzung für betriebswirtschaftliches Überleben. hundkatzepferd 05|10 für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte · Existenzgründungsberatung, Finanzberatung und betriebswirtschaftliche Beratung · Statistische, zeitnahe Vergleichszahlen der ärztlichen Fachbereiche Seit über 75 Jahren erfolgreich in 20 Niederlassungen mit rund 30 Spezialisten für Sie da. Besuchen Sie uns in unserer: Hauptniederlassung Hannover Seelhorststraße 9, 30175 Hannover Telefon: 0511 280 70-42 Telefax: 0511 280 70-87 E-Mail: [email protected] Internet: www.BUST.de 47 * mıx Typische Fragen an den Hundehalter und die besten Antworten! „BEISST DER?“ • Nein, er schluckt im Ganzen! • Nein, aber er küsst unheimlich gut! • Nein, er hat schon gefrühstückt! • Ja glauben Sie, dem graust es vor gar nix? •E r darf keine Kinder beißen, denn bei Kindern weiß man ja nie, wo sie vorher waren und ob sie geimpft sind! • Nein, er tritt vors Schienbein! Hotel im Hund Kein Hotel für Hunde, sondern ein Hotel IM Hund. Das Dog Barg Park Inn in Cottonwood, Idaho ist nicht nur ein ungewöhnliches Hotel. Die zwei 1997 eröffneten Gebäude sind nach eigenen Angaben die zwei größten Beagle der Welt. Für rund 90 Dollar kann man zu zweit in dem Hotel inklusive Frühstück übernachten. Eine tolle Möglichkeit für Hundeliebhaber. „HÖRT IHR HUND?“ • Sicher, er reagiert nur nicht! „TUT DER WAS?“ •N ein, in den nächsten zwei Stunden nicht. Er verdaut noch den Yorkie! • Nein, er lebt von der Stütze! „IST DA EIN KAMPFHUND MIT DRIN ?“ • Ich hab ihn noch nicht aufgemacht und reingeguckt. • „MAG DER KINDER?“ • Ja, gut durch und mit viel Ketchup! • Ja , aber ein Ganzes schafft er nicht! Quelle: www.hunde-bar.de Ja, ist denn schon Weihnachten? Weihnachtsgrüße aus Afrika! Weihnachten kommt oft schneller als man denkt. Deshalb ist es höchste Zeit, über Ihre diesjährigen Weihnachtsgrüße nachzudenken – beispielsweise bietet Tierärzte ohne Grenzen hochwertige Weihnachtskarten mit Bildern aus seinem Wiederaufbauprojekt im Südsudan. Diese können Sie ab sofort in 10er-Einheiten mit fünf Motiven bestellen und sich damit auch für die 48 Menschen im Südsudan engagieren, die nach Jahren des Bürgerkrieges wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. (Lesen Sie mehr dazu unter http://www. togev.de/projekte/infrastruktur-wiederaufbau/paris.html.) Bestellungen bei Tierärzte ohne Grenzen, solange der Vorrat reicht: > [email protected] Foto: ©Tierärzte ohne Grenzen/Florian Schuh Schlaue Schnauze aus Amsterdam Beagle erschnüffelt Darminfektionen Auch für Ärzte können Hunde gute Partner sein. Dies beweist sehr eindrucksvoll der zwei Jahre alte Beagle Cliff an der Uni-Klinik in Amsterdam: Er ist in der Lage, mit seinem feinen Näschen sehr gefährliche Infektionen mit unterschiedlichen Darmbakterien zu schnüffeln. Bis heute lag er in 90 Prozent der Fälle richtig, und es gab sogar zwei Fälle, in denen Cliff etwas gefunden hat, was der Labortest nicht finden konnte. Die Idee wurde während einer Visite geboren – eine Pflegekraft bemerkte auf die Frage des Arztes, dass es definitiv nach einer Darminfektion rieche, worauf dieser vermutete, dass ein Hund mit einem viel sensibleren Riechorgan als der Mensch eine Infektion vermutlich noch viel eher erkennen könnte. Beagle Cliff wurde Vorreiter als tierischer Detektor: Eine Internistin und ein Hundefachmann trainieren ihn seit dem Welpenalter. > www.pfotenundfell.de Dogdancing Ein Hund, der Merengue tanzt … Gibts nicht? Gibts doch! Der Chilene Jose Fuentes hat mit seiner Hündin Carrie fleißig Tanzschritte geübt und begeistert mit dem ungewöhnlichen Tanztalent seines Hundes die Menschen. Dogdancing vom Feinsten. hundkatzepferd 05|10 marktplatz Seit 1994 ist die AGILA Versicherungs-Partner für Tierhalter und Tierärzte. 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ALOMED Analytisches Labor Dr. Werner Müller Postfach 1440 | 78304 Radolfzell Telefon +49 (0) 7732 95 27 0 Telefax +49 (0) 7732 95 27 27 [email protected] | www.alomed.de Die Firma Avifood Dipl. Stat. (Univ.) Monika Janeczek e.K. vertreibt seit 1997 europaweit Dr. Harrison Alleinfutter – ausgewogenes Vogelfutter in Premiumqualität aus Rohstoffen aus kontrolliert biologischem Anbau; AVIX® und HEALX® Haut- und Gefiederpflegeprodukte sowie Ergänzungsfuttermittel für Vögel, Reptilien, Hunde, Katzen und kleine und Säugetiere. Avifood Dipl.-Stat. (Univ.) Monika Janeczek e.K. 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