Bericht - Pädagogische Hochschule Weingarten
Transcription
Bericht - Pädagogische Hochschule Weingarten
Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester an der Samford University in Birmingham, USA, vom 25.August 2010 – 16. Dezember 2010 ________________________________________________________ Name: Patricia Schad Heimathochschule: Pädagogische Hochschule Weingarten Es war schon immer mein Traum gewesen, einmal für längere Zeit in den USA zu leben und zu studieren. Als ich mich für einen Studienplatz in Birmingham, Alabama, Anfang des Jahres 2010 bewarb, hatte ich mir jedoch nur sehr kleine Chancen ausgerechnet, tatsächlich ausgewählt zu werden, um an der Samford University studieren zu dürfen. Umso überraschter war ich, als ich nach ca. einer Woche nach dem Auswahlgespräch die Zusage in meinem Briefkasten vorgefunden habe. Ich habe mich riesig gefreut und konnte mein Glück kaum fassen. Jetzt hieß es jedoch erst einmal, einige organisatorische Dinge zu klären. Das Komplizierteste war, herauszufinden, wie man zu einem Visum kommt. Die Regelungen dafür wurden kurz vorher geändert und so geschah das meiste via Internet und Onlineformularen. Die Samford University und das dortige International Office jedoch schickte uns Informationen, um uns so gut es geht darin zu unterstützen. Nachdem alles ausgefüllt war und alle möglichen „Fees“ bezahlt worden waren, fuhren wir, mein „Mit-Stipendiat“ Stefan Zell und ich, noch nach München zum Amerikanischen Konsulat, wo man uns ohne lange Wartezeiten zu unserem Aufenthalt befragte, unsere Unterlagen entgegennahm und uns innerhalb einer Woche das Visum nach Hause schickte. Soviel zum Thema Vorbereitung. Als wir am 25. August in Birmingham ankamen, wurden wir freundlich von Megan Lozner, sie arbeitet im International Office, empfangen. Nachdem wir erst einmal essen waren zeigte sie uns unsere Zimmer und den Campus, damit wir am nächsten Morgen, wenn die Orientation und Connection Days beginnen, uns gleich zurecht finden würden. Die Orientation Days und die sogenannten „Connections“ sind eine tolle Sache. Sie finden jedes Jahr für alle „Freshmen“ (Erstsemester) statt, um sie mit der Universität vertraut zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, neue Freunde zu finden. Da wir auch neu waren, nahmen wir natürlich daran teil. Uns wurde die Uni gezeigt, es fanden verschiedene Veranstaltungen statt, es gab einen Gottesdienst, wir wurden in Gruppen eingeteilt, mit denen wir Spiele unternahmen und abends ausgegangen sind, usw. Außerdem halfen uns verschiedene Leute, uns in die richtigen Kurse einzutragen. Man wird also mit nichts allein gelassen. Teilweise war das Programm sehr anstrengend, da der Tag von morgens bis abends durchgeplant war, jedoch habe ich auf diese Weise schnell Kontakte knüpfen können und wurde schnell vertraut mit meinem neuen Umfeld. Nach diesen vier Tagen ging das Studium los. Alle anderen Studenten trudelten so langsam auf dem Campus ein und ich habe das erste Mal meine „Roommate“ und „Suitemates“ kennengelernt. Man wohnt in einem Wohnheim auf dem Campus in einem Apartment, das man mit sich mit weiteren drei Mädchen teilt. Es gibt zwei Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Für mich, die ich noch nie ein Zimmer mit jemand anderem teilen musste, war dies schon im Vorfeld ein Grund zur Sorge. Im Nachhinein hat sich das jedoch als absolut unbegründet erwiesen. Die Studenten werden schon zu Beginn darauf vorbereitet, respektvoll und rücksichtsvoll miteinander umzugehen und obwohl meine „Roommate“ und ich sehr unterschiedlich waren, hat unser Zusammenleben super geklappt. Da wir auch nicht immer zur selben Zeit „Classes“ hatten, haben wir uns manchmal auch nur abends gesehen. Außerdem kann man jederzeit auf das Wohnzimmer ausweichen, wenn nötig. Ich hatte insgesamt vier Classes ausgesucht, da man als Austauschstudent mindestens 12 Credit Points belegen muss. Da ich Musik studiere hat sich „Music History“ sehr angeboten. Ein sehr anspruchsvoller Kurs, viel Fachsprache, aber durchaus interessant. Music History war eine einstündige Class, die jeden Montag, Mittwoch und Freitag zur gleichen Zeit stattfand. Desweiteren habe ich „Interpersonal Communication“ besucht, ein Kurs, der jeden Dienstag und Donnerstag jeweils 1 ½ Stunden stattfand. Eine unglaublich interessante Class, die ich nur jedem empfehlen kann. Es geht viel um Psychologie und den Umgang und die Kommunikation mit anderen Menschen. Jeden Dienstag und Donnerstag habe ich außerdem eine Education Class besucht, die ein Praktikum an der Homewood Highschool, direkt gegenüber vom Campus, mit einschloss. Wir sollten eine Research betreiben zu einer von uns entwickelten These und den Unterricht dort beobachten. Ehrlich gesagt, war dieser Kurs nervig. Die Vorlesungen der Professorin waren rein theoretisch und total langweilig und mein Mentor an der Homewood Highschool absolut unfähig, den Schülern Einhalt zu gebieten. Die Schüler lagen während des Unterrichts auf dem Boden und spielten Frisbee. Keine Guten Voraussetzungen für eine Research. Eine 1-Credit-Class war meine „Foundations-Class“ jeden Mittwochnachmittag. Foundations werden für alle Freshmen im ersten Semester angeboten, um ihnen während ihres Abnabelungsprozesses von zu Hause beizustehen, ihnen Ratschläge zu geben usw. Für mich ein weniger hilfreicher Kurs, da ich mit 22 Jahren und einigen Semestern, die ich schon von zu Hause weg bin, über solche Sorgen hinweg bin. Dies ist ein weiterer Punkt, der angesprochen werden sollte. Die Studenten dort sind meist jünger als wir. Mit 18 Jahren kommen sie aufs College und schließen ab mit 21 oder 22. Das macht sich manchmal also schon bemerkbar, ist aber nicht störend. Ich habe sehr nette, aufgeschlossene und reife 18jährige getroffen, mit denen ich mich super verstanden habe. Jeden Freitagnachmittag/abend findet ein Treffen vom International Club statt. Da Stefans Roommate, ein Chinese, der Präsident des International Clubs war, haben wir schnell Anschluss gefunden und sind regelmäßig zu den wöchentlichen Treffen gegangen. Dort waren zwar außer uns zwei Deutschen nur Asiaten, wir haben aber nach und nach auch ein paar amerikanische Freunde überzeugen können, mitzukommen. Normalerweise hat jedes Mal irgendjemand eine Präsentation über sein Heimatland gehalten und danach ist man zusammen essen gegangen. Oft gingen wir danach ins Kino, einmal waren wir Schlittschuhlaufen, etc. Es war jedenfalls eine Bereicherung für meinen Aufenthalt in Samford und ich habe mich jede Woche auf die Treffen gefreut. Während des Fall Semesters finden zwei jeweils ca. einwöchige Ferien statt. Einmal „Fall Break“ im Oktober und einmal Thanksgiving im November. Beides mal wird der Campus geschlossen und man darf nur mit Sondergenehmigung im Wohnheim bleiben. Ich habe die Zeit genutzt, um Freunde meiner Familie in Atlanta zu besuchen. Für mich sehr wertvoll, ein wenig Familienanschluss in den USA zu haben. Man braucht sich jedoch absolut keine Sorgen machen, allein auf dem Campus bleiben zu müssen. Normalerweise wird man schon zu Beginn des Semesters von allen neu gefundenen Freunden gefragt, ob man mit zu ihnen nach Hause kommen möchte und sie sind eher enttäuscht, wenn man schon etwas anderes geplant hat. Die Amerikaner sind da ja sehr gastfreundlich und aufgeschlossen. Es empfiehlt sich sehr, auch außerhalb der Uni aktiv zu sein und Anschluss zu suchen. So lernt man doch auch andere Leute außerhalb des Unialltags kennen. Eine ganz tolle Erfahrung für mich war, dass ich für den Alabama Symphony Chorus vorgesungen habe und tatsächlich aufgenommen wurde. Einmal die Woche haben wir downtown geprobt. Nach den Prüfungen, Mitte Dezember, gaben wir zwei große Konzerte, wo wir Händels Messias aufgeführt haben – ein tolles Erlebnis. Was die Prüfungen angeht - die großen Finals finden Mitte Dezember statt. Während des Semesters gibt es jedoch immer wieder, ca. alle zwei Wochen, Exams und Quizzes, die in die Endnote stark mit hinein zählen. Man muss also am Ball bleiben… Samford ist eine sehr anerkannte baptistische Schule. Die meisten Studenten dort kommen daher aus sehr guten Verhältnissen, sind konservativ geprägt und sehr gläubig. Oft mag einem dieser christliche Glaube naiv erscheinen, da sie Dinge, die in der Bibel stehen kaum hinterfragen. Mit der Zeit habe ich aber auch einiges an diesem Glauben nachvollziehen können und zu schätzen gelernt. Man darf seine Meinung durchaus äußern und meines Erachtens ist es auch wichtig, sich darüber auszutauschen. Und wenn man sonntags nicht in die Kirche mitkommen möchte, respektieren die anderen dies auch. Insgesamt blicke ich auf ein sehr ereignisreiches und tolles Semester an der Samford University zurück. Die Universität ist klasse, der Campus wunderschön und die Leute unglaublich hilfsbereit, nett und zudem neugierig und offen uns Deutschen gegenüber. _________________ Patricia Schad