Finger weg von Billigware
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Finger weg von Billigware
Tier ■ BAUERNBLATT l 19. Juli 2014 ze, die betäubungslose Kastration Mit LED-Beleuchtung im Schweinestall Geld sparen? sowie Bewegungsmöglichkeiten für säugende Sauen und die Befriedigung des Nestbautriebes. Er räumte ein, dass sich die anfängliche Euphorie der Ebermäster gelegt habe, weil sich bedeutende Vermarkter daraus Die Glühbirne verschwindet nach und nach vom Markt, und Leuchtzurückgezogen hätten. stoffröhren gelten auch nicht als besonders effektiv. Bei StrompreiKammer sen von 0,25 €/kWh denken dessucht Betriebe halb auch viele Betriebsleiter über Die Kammer ist auf der Suche nach mögliche Alternativen im StallbeLandwirten, die Schweine im ge- reich nach. Eine Möglichkeit bietet schlossenen System produzieren und hier unter bestimmten Bedingunihren Antibiotikaeinsatz dokumen- gen die LED-Leuchttechnik. Diese tieren. Wer seinen Einsatz reduzie- Technik konkurriert dabei im ren, möchte, ist im neuen Projekt Schweinestall in der Regel mit „Antibiotikareduzierung in der Fer- Leuchtstofflampen, die bei einer kelaufzucht“ genau richtig. Die Länge von 1,5 m etwa 58 W und 5 Kammer bietet kostenfrei Datenaus- bis 20 W für das Vorschaltgerät verwertung, Betriebsbesuche und inno- brauchen. Hinsichtlich der Kosten, vative Beratung, vom Einzelcoa- der Leistung und einiger anderer ching bis zur Gruppenmoderation, Punkte sollte man hier aber auch an. Wer Interesse daran hat, sollte schon mal genauer hinsehen, sich zeitnah melden. Ansprechpart- wenn man sich dafür interessiert. Vor dem Austausch der Leuchtstoffröhre sollte man einige Punkte beachten, nerin ist Stephanie Brühl, Lehr- und Bei den LED-Lampen wird oftmals, sonst lohnt sich die Investition eventuell nicht. Versuchszentrum Futterkamp, Tel.: 0 43 81-90 09 19, E-Mail: sbruehl@ neben den teuren Produkten, auch lksh.de. Die neue Mitarbeiterin der sehr viel Billigware auf dem Markt Tabelle 1: Beispiel: Stromverbrauch von Leuchtstoff- und LED-Röhre Kammer wird das auf zwei Jahre an- angeboten. Ohne eine Prüfung der Länge der Leuchtmittel in cm 120 150 60 gelegte Projekt betreuen. Und noch Qualität und Sicherheit durch anerVerbrauch Leuchtstoffröhre (ohne VG*) in Watt 18 36 58 eine Neuerung gibt es: Tierarzt Dr. kannte Prüfstellen, die in der Regel 9 18 22 Onno Burfeind hatte am Tag des mit ihren Zeichen Enec, VDE, GS und Verbrauch LED-Röhre in Watt Ausschusses seinen ersten Arbeitstag EMV auf den Produkten oder Verpa- *Verbrauch Vorschaltgeräte (VG): 5 - 20 W und konnte sofort das Ehrenamt ckungen vertreten sein sollten, tappt und die hauptamtlichen Kollegen man hier als Verbraucher trotz ver- dann grobe Fahrlässigkeit vorge- te man bei der LED-Beleuchtung eikennenlernen. Er wird sich der The- sprochener Lichtleistung oft im Dun- worfen werden kann. Aber vor al- niges beachten. men Optimierung des Arzneimittel- keln. Besonders bei billigen Produk- lem muss man sich darüber bewusst einsatzes und der Hygiene bei Rin- ten, wo man einfach die vorhande- sein, wo sie eingesetzt werden solZur Technik nen Leuchtmittel gegen neue LED- len. Im Schweinestall mit niedrigen dern und Schweinen annehmen. Produkte austauscht, ist besondere Decken, Ammoniakbelastung und LED – auf Deutsch kurz Licht emitVorsicht geboten. Diese sogenann- häufiger Reinigung? Außerdem sind tierende Diode – sind HalbleiterSchweinetag ten „Retrofit“-Produkte sollten auf die Anforderungen zu beachten, die Bauelemente, die je nach Bauform im November jeden Fall die genannten Prüfungen aus der Tierschutznutztierhaltungs- Licht in unterschiedlicher WellenlänDer Ausschuss bereitet derzeit den bestanden haben. Produkte mit feh- verordnung stammen. Wenn 80 lx ge/Farbe emittieren. Das FarbspektSchweinetag mit aktuellen Vorträ- lenden Sicherheitsmerkmalen soll- im Tierbereich einzuhalten sind, soll- rum reicht dabei von Rot über Gelb gen im November vor. Geplant sind ten nicht verwendet werden und die Themen Fütterung, Vorteil der können in schlimmsten Fällen zu Pergenomischen Selektion, aktueller sonenschäden führen. Es gibt RöhStand des Arzneimittelgesetzes und ren mit zu großen Gewichten, die die Umsetzung sowie Praxisbericht für vorhandene Fassungen zu eines Schweinhalters. Zum Schwei- schwer sind, man müsste hier dann netag wird das Bauernblatt geson- die Fassungen tauschen. Außerdem kommen Anschlüsse vor, wo beide dert einladen. Seiten der Röhre durchkontaktiert sind und die Gefahr eines StromIsa-Maria Kuhn schlages besteht. In diesen Fällen Landwirtschaftskammer sollte man auf jeden Fall die Finger Tel.: 0 43 31-94 53-111 davon lassen. Der Austausch einer [email protected] Röhre durch eine LED-Variante macht dann oft eine weitere Veränderung nötig, es müssen zum BeiSorgentelefon spiel Starter entfernt oder gewechfür landwirtschaftliche selt werden. Bei diesen Änderungen Familien sollte man auf jeden Fall Fachleute Sie werden zurückgerufen. zurate ziehen. Bei nicht sachgerechBitte melden Sie jederzeit Ihren Gesprächswunsch an: ten Veränderungen an der Lampe 04 31 / 55 77 94 50 entstehen Gefahren, die ein Sicher- Im Deckzentrum ist die Beleuchtung am längsten an, hier kann sich der [email protected] heitsrisiko bedeuten, so dass einem tausch am ehesten lohnen. Finger weg von Billigware 49 50 Tier BAUERNBLATT l 19. Juli 2014 ■ Beim Ersatz der vorhandenen Beleuchtung mittels LED-Röhren müssen die Ein- Die LED-Röhre hat einen anderen Abstrahlwinkel und leuchtet nicht so einen bauhöhe und der Abstand der Lampen berücksichtigt werden. weiten Bereich aus. und Grün bis Blau. Um weißes Licht zu bekommen, werden dann oft spezielle LED gebraucht oder kombiniert angebracht. Die Farbtemperaturen sollten, je nach Bedarf, in einem Bereich von 4.000 bis 5.000 K für ein neutrales Weiß liegen. Niedrigere Werte von etwa 2.500 bis 3.000 K lassen das Licht warm wie bei einer Glühlampe erscheinen, höhere Werte von über 5.000 K kalt wie Tageslicht-Weiß. Die heute angebotenen LED-Leuchtmittel bekommt man in vielen gängigen Lichtfarben. Neben verschiedenen Bauformen gibt es auch Unterschiede in der Strombelastung der Dioden. Hochleistungsdioden werden dabei mit höheren Strömen belastet als einfache. Die benötigen aber gerade wegen der hohen Empfindlichkeit dieser Bauteile gegen zu große Hitze eine besonderes gute bei Wärmeabfuhr. Generell ist bei all diesen Leuchtmitteln Elektronik im Spiel, und ein besonderer Schutz gegen Außeneinflüsse ist wichtig. Einige sind deshalb voll vergossen und haben Low-Power-LED, allerdings mit einer geringeren Lichtleistung. Einen Test dieser Leuchtmittel gegen Einflüsse wie Feuchtigkeit oder Ammoniak gibt es in der Regel noch nicht. Wenn doch, dann bezieht er sich meistens nur auf die Gehäuse beziehungsweise deren Dichtungen an den Wannen oder Verschraubungen. Da aber gerade Ammoniak stark korrosiv wirkt und oft auch keine oder nur defekte Abdeckungen vorhanden sind, kann das schnell zu Ausfällen führen. Unterschiedliche Qualitäten von LED-Lampen lassen das Licht oftmals nicht in einer gleichmäßigen Farbe erscheinen, dieses erkennt man im Außenbe- reich des Lichtkegels. Wenn es am Anschaffungskosten Hell-Dunkel-Übergang einen BeBei der Anschaffung kommt die reich gibt, der zum Beispiel wesentlich gelber erscheint, ist das in der Frage auf, welches Produkt man Regel von einer schlechteren Quali- nehmen soll. Gerade bei Röhren, die als Ersatz in vorhandene Leuchtstofftät verursacht. lampen eingesetzt werden, gibt es große Preisspannen. Für eine T8Röhre, in der gängigen Länge von 150 cm, bezahlt man bei Billigprodukten 10 bis 20 €, und für teure Ware werden 40 bis 60 € fällig. Wer sichergehen will, muss Lampen kaufen, die in den dafür ausgelegten Lampenfassungen angeboten werden, dabei kommt man allerdings zu Preisen, die auch 100 € überschreiten. Effizient und gut? Will man die Wirtschaftlichkeit vergleichen, müssen noch weitere Faktoren beachtet werden. Die Stromaufnahme im Vergleich zur Lichtleistung und die Lebensdauer sind dabei wichtig. Da keine Langzeitstudien zur Haltbarkeit in Ställen Ersatz kann eine LED mit Verbrauch zur Verfügung stehen, hat man hier in der Regel eine Unbekannte. unter 10 W sein. Wenn man nun an den Einsatz im Schweinestall denkt, wird man ein paar besondere Bedingungen berücksichtigen müssen. Nur bei gut abgedichteten, voll vergossenen Lampen ist die Stallluft vielleicht nicht so kritisch zu sehen, leider wird aber bei diesen Lampen die Lichtausbeute schlechter. Entscheidend ist aber auch, dass extrem hohe Temperaturen zu vermeiden sind. Sehr hohe Temperaturen, zum Beispiel unter Dacheindeckungen, wo im Sommer auch schon mal 60 °C und mehr gemessen werden, verkürzen die Haltbarkeit der Lampen massiv. Dieses gilt bei ein- und ausgeschalteten Lampen. Diese Alterung kann dann so schnell vor sich gehen, dass die versprochenen Lichtleistungen schon nach wenigen Tausend Stunden nicht mehr erreicht werden. Diese Überhitzung ist bei allen LED zu vermeiden, egal wie teuer sie waren. Für die Lebensdauer ist also die richtige Umgebungstemperatur, die auch die Lichtausbeute dieser Leuchtmittel beeinflusst, genauso wichtig wie eine gute Abkapselung gegen Feuchtigkeit und Schadgase. Garantieansprüche Tabelle 2: Kostenvergleich bei 0,25 €/kWh, zwei Stunden Einschaltzeit, fünf Jahren Haltbarkeit LED-Röhre T8 neutralweiß (4.000 K), 150 cm lang LED-Röhre T8 neutralweiß (4.000 K), 150 cm lang Leuchtstoffröhre T8, 150 cm lang (evtl. ~ 10 W für Vorschaltgerät) Leuchtstoffröhre T8, 150 cm lang (evtl. ~ 10 W für Vorschaltgerät) Einzelpreis € 50 20 5 3 5 Jahre AfA € pA 10 4 1 0,6 Strom Kosten € pA 4,02 4,02 10,59 10,59 Kosten € pA 14,02 8,02 11,59 11,19 Kostenvergleich bei 0,25 € pro kWh, vier Sunden Einschaltzeit, fünf Jahren Haltbarkeit LED-Röhre T8 neutralweiß (4.000 K), 150 cm lang LED-Röhre T8 neutralweiß (4.000 K), 150 cm lang Leuchtstoffröhre T8, 150 cm lang (evtl. ~ 10 W für Vorschaltgerät) Leuchtstoffröhre T8, 150 cm lang (evtl. ~ 10 W für Vorschaltgerät) 50 20 5 3 10 4 1 0,6 8,03 8,03 21,17 21,17 18,03 12,03 22,17 21,77 ■ BAUERNBLATT l 19. Juli 2014 Tabelle 3: Lichtausbeute Lumen/Watt LED-Röhre T8 neutralweiß (4.000 K), 150 cm lang 100 Leuchtstoffröhre T8, 150 cm lang (und ~ 10 W für das Vorschaltgerät) 80 *(hier wird ein Teil nach oben abgestrahlt/etwas durch den Reflektor zurückgeworfen) werden oft auf diese elektronischen Bauelemente gewährt, aber man muss erst einmal beweisen, dass nach einer gewissen Einsatzzeit im Stall alle nötigen Bedingungen für diese Technik eingehalten wurden. Gut ausgeleuchtet? Außerdem werden bei den LED oft Lichtleistungen versprochen, die nicht eingehalten werden. Hier wird mit dem Verhältnis Lumen/Watt eine Lichtstärke angegeben, die oft nur rechnerisch ermittelt und nicht getestet wurde. Wenn neben der fehlenden Lichtleistung auch noch eine falsche Aufhängung im Stall dazukommt, ist Ärger vorprogrammiert. Es ist wichtig zu wissen, dass es unterschiedliche Abstrahlwinkel der LED-Linsen gibt. Deshalb muss man ein bestimmtes Verhältnis von Einbauhöhe, Abstand der Lampen untereinander und zum Boden einhalten. Nur so kann man eine gleichmäßige Ausleuchtung einhalten. Ob das mit der Anbringung im vorhandenen Abstand und in gegebener Deckenhöhe möglich ist, kann man oft bezweifeln. Vorhandene Reflektoren in Lampenfassungen können in der Regel nicht mehr genutzt werden, da LED nur nach unten abstrahlen. Gängiger Abstrahlwinkel bei LED sind 120°, wobei hier eine Bodenfläche von etwa 8,5 m Breite ausgeleuchtet wird, wenn die Lampen in 2,5 m Höhe hängen. Hat man 0,5 m weniger Höhe zur Verfügung, schrumpft die Breite der Ausleuchtung um 1,5 m. Um eine gleichmäßige Ausleuchtung zu kontrollieren, gibt es Programme von Elektrikern oder Fachfirmen, die das leisten können. Wichtig ist das auch, um HellDunkel-Übergänge zu vermeiden. Die Augen der Tiere gewöhnen sich nicht so schnell an Licht und Schatten, und sie können hier scheuen. Diese Übergänge sind bei LED sehr viel stärker ausgeprägt als bei konventionellen Leuchtstoffröhren. Die Anzahl der Lampen muss deshalb manchmal angepasst werden, oder man wählt einen anderen Abstrahlwinkel der LED. Auch wenn noch keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Maß der Stimulation von Sauen durch eine stärkere Beleuchtung vorliegen, werden hier häufig zusätzliche Lampen angebracht. Im Deckzentrum sollte man aber schon auf eine gleichmäßige, blendfreie Ausleuchtung aller Plätze achten. Wegen der nahen Anbringung der Lampen über den Köpfen der Tiere ist allerdings das sowieso schon vorhandene Blendpotenzial von LED hier noch höher. Dieses kann durch lichtbrechende Abdeckungen reduziert werden, allerdings wird das wiederum bei der Lichtausbeute oft nicht berücksichtigt. Rolf Feldmann Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Tel.: 02 51-23 76-396 [email protected] Orientierungslicht – bei langer Laufzeit auch ein Stromverbaucher. Fotos: Rolf Feldmann Lumen 2.200 3.840* FAZIT Vor der Anschaffung einer neuen Leuchttechnik sollte man sehr genau die Vor- und Nachteile des jeweiligen Systems abwägen. Die Einschaltgeschwindigkeiten sind bei LED im Gegensatz zu Leuchtstoffröhren sehr schnell. Ein Flackern des Lichts besteht auch nicht, ist aber auch schon bei elektronischen Vorschaltgeräten und konventionellen Röhren kaum noch wahrnehmbar. Trotzdem sollte man sich vor dem schnellen Einbau von einem Fachmann beraten oder helfen lassen. Er kann über ein Berechnungsprogramm zur Lichtverteilung und unter Berücksichtigung der genannten Parameter die richtigen Lampen empfehlen. Werden Installationsaufträge vergeben, sollte man eine gleichmäßige Beleuchtungsstärke in einer Höhe von zum Beispiel 1 m festschreiben. In Schweineställen mit niedriger Deckenhöhe ist das wichtig, wenn man eine gleichmäßige Lichtverteilung haben will. Ansonsten ist der Testeinsatz von Musterlampen im Stall hilfreich und anzuraten. Bei namenlosen Billigprodukten ist Vorsicht geboten, ebenso bei dem eigenhändigen Austausch der Leuchtmittel. Wenn man Zweifel hat, lässt man selber besser die Finger davon. Nur bei qualitativ hochwertigen LED-Lampen kann man sicher sein, dass keine Zeitbomben unter der Decke hängen. LED-Röhren verbrauchen im Vergleich zu Neonröhren nur die Hälfte an Strom. Da sie in der Anschaffung deutlich teurer sind, hängt es von ihrer Lebensdauer und der täglichen Beleuchtungszeit ab, ob sich der Tausch rechnet. Bei einem Einszu-eins-Tausch muss man das Licht mindestens vier Stunden am Tag nutzen, damit sich dieser lohnt. Werden mehr Lampen benötigt, damit die gleiche Ausleuchtung erreicht wird, ändert sich das. Die tatsächliche Lichtausbeute (Lumen) kann bei einer LED-Beleuchtung durch die genannten Einflüsse bis auf die Hälfte reduziert werden.