Bayerisches Staatsministerium des Innern

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Bayerisches Staatsministerium des Innern
Bayerisches Staatsministerium
des Innern
Bayerisches Staatsministerium des Innern • 80524 München
Vorab per E-Mail ([email protected])
Präsidentin
des Bayer. Landtags
Frau Barbara Stamm, MdL
Maximilianeum
81627 München
Ihr Zeichen, Ihre Nachricht vom
Unser Zeichen
Bearbeiter
PI/G-4253-3/1261 I
08.10.2012
IC5-2852.12-27
Herr Zehentmair
Telefon / - Fax
Zimmer
089 2192-2878 / -12762
168
München
25.11.2012
E-Mail
[email protected]
Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Thomas Mütze und Simone Tolle vom
04.10.2012 betreffend Polizeieinsätze bei Fußballspielen
Anlagen
5 Kopien dieses Schreibens
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
die Schriftliche Anfrage beantworte ich wie folgt:
zu 1.:
Wie viele Polizeieinsätze im Rahmen von Fußball-Spielen (1. Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga) welcher Art und mit jeweils wie vielen Polizisten gab es in den
Spielzeiten 2009/2010, 2010/2011 und 2011/2012 in Bayern, aufgeschlüsselt nach
Vereinen?
Die folgende Statistik beinhaltet die Belastungszahlen der Bayerischen Polizei bei
Spielen bayerischer Vereine in der Bundesliga, der 2. Bundesliga, der 3. Liga, des
DFB-Pokals, bei Länderspielen sowie der UEFA-Wettbewerbe (ohne Freundschafts- und Vorbereitungsspiele).
Telefon: 089 2192-01
E-Mail: [email protected]
Telefax: 089 2192-12225 Internet: www.innenministerium.bayern.de
Odeonsplatz 3 80539 München
U3, U4, U5, U6, Bus 100 (Odeonspl.)
-2-
Spielklasse
Spiele
Kräfte
Spiele
Kräfte
Spiele
Kräfte
Saison
Saison
Saison
Saison
Saison
Saison
2011/12
2011/12
2010/11
2010/11
2009/10
2009/10
FC Bayern München
26
10.301
23
6.931
25
6.822
1. FC Nürnberg
18
4.065
17
4.000
19
4.447
FC Augsburg
17
3.395
18
2.303
21
3.142
TSV 1860 München
17
3.946
17
3.306
19
3.918
SpVgg Greuther Fürth
19
2.865
18
2.001
18
1.982
1. FC Ingolstadt 04
17
2.591
18
1.774
21
2.196
SpVgg Unterhaching
21
1.511
19
1.568
20
1.705
20
1.891
20
2.521
19
2.436
19
1.660
20
2.053
20
1.921
19
1.398
19
1.520
Verein
2011/12
BL
2. BL
3. Liga
SSV Jahn Regensburg
SV Wacker Burghausen
FC Bayern München II
Sonstige
Gesamt:
7
604
11
591
4
534
181
32.829
200
28.446
205
30.623
zu 2.:
Wie hoch waren die Gesamtkosten der jeweiligen Polizeieinsätze?
Polizeieinsätze bei Fußballspielen dienen der Aufrechterhaltung der öffentlichen
Sicherheit und Ordnung und laufen überwiegend im Umfeld der Veranstaltungen
ab. Aufgaben des Veranstalters, wie Zugangskontrollen oder Ordnertätigkeiten,
nimmt die Polizei dabei nicht wahr.
Da für dieses hoheitliche Handeln der Polizei nach geltender Rechtslage vom Veranstalter keine Kosten erhoben werden können, werden auch keine Aufzeichnungen bezüglich der Höhe, Zusammensetzung, örtlichen Verteilung oder nach sonstigen Kriterien geführt. Insoweit können hierzu auch keine belastbaren Zahlen benannt werden.
-3-
zu 3.:
Wie und in welcher Form werden die Veranstalter der Fußballspiele – also Vereine, Verbände, Sportstättenbetreiber oder Ligen – an den Kosten der Einsätze
(auch mittelbar) beteiligt?
Veranstalter von Fußballspielen (oder auch sonstigen Veranstaltungen) werden
weder mittelbar noch unmittelbar an den Kosten für Polizeieinsätze beteiligt. Siehe
dazu auch die Antwort zu 2.
Sie haben jedoch spezielle Regelungen zur sicheren Durchführung der Veranstaltungen (z. B. Ordnereinsatz, Freihaltung von Flucht-, Rettungswegen etc.) in Stadionverordnungen nach Art. 23 Abs. 1 und Art. 38 Abs. 3 Nr. 1 LStVG zu beachten
bzw. Anordnungen zur Verhütung von Gefahren für Leben, Gesundheit und Sachgüter der Besucher des Fußballspieles nach Art. 19 Abs. 5 LStVG zu befolgen.
Insofern muss der Veranstalter als Verantwortlicher bereits einen erheblichen finanziellen Beitrag zur Sicherheit im Innenbereich der Veranstaltung leisten. In der
ausverkauften Allianz Arena sind beispielsweise zur Gewährleistung eines störungsfreien Ablaufs regelmäßig über 500 private Ordner im Einsatz.
zu 4.:
Aufgrund welcher Kriterien wird über den Umfang und die Ausführung eines solchen Polizeieinsatzes entschieden?
Der Umfang und die Ausführung eines polizeilichen Einsatzes wird anlass- und
lagebezogen festgelegt. Hierbei spielen unter anderem Kriterien wie Gesamtzuschauerzahl, Anzahl der anreisenden Gastfans insgesamt, Anzahl der anreisenden sog. „Problemfans“ sowie insbesondere das Verhältnis zwischen den Anhängerschaften eine Rolle.
zu 5.:
a) Von wie vielen gewaltbereiten Fußballfans geht die Landesregierung aus,
b) wie viele davon sind derzeit in der Datei „Gewalttäter Sport“ der Zentralen
Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) gespeichert? (Bitte aufschlüsseln in
absoluten Zahlen und Anhängerschaft von Vereinen) und
-4-
c) wie viele davon haben einen rechtsextremen Hintergrund bzw. sind der
rechtsextremen Szene zuzuordnen?
Bundesweit rechnet die Polizei in der 1. bis 3. Liga rund 12.000 Personen der
„Problemfanszene“ (Kategorie B, betreffend die bei Gelegenheit gewaltgeneigten
Fans und C, betreffend die gewaltsuchenden Fans) zu. Davon wohnen etwa 1.100
in Bayern. Eine Aufschlüsselung hinsichtlich eines rechtsextremen Hintergrundes
findet nicht statt.
In der Datei „Gewalttäter Sport“ sind aktuell (Stand 16.10.2012) 861 Personen (mit
1.258 Ausschreibungen) mit einer Zugehörigkeit zu bayerischen Vereinen gespeichert. Diese teilen sich wie folgt auf:
Verein
Anzahl Personen
FC Bayern München
247
FC Augsburg
51
SSV Jahn Regensburg
21
SpVgg Greuther Fürth
47
SpVgg Unterhaching
22
TSV München von 1860
150
SV Wacker Burghausen
52
1. FC Nürnberg
271
zu 6.:
Bei welchen Fußballspielen gab es in den Spielzeiten 2009/2010, 2010/2011 und
2011/2012 Vorfälle, die als „Fangewalt“ einzuschätzen sind? (Bitte aufgliedern
nach beteiligten Vereinen, Spielort, Spielklasse, Datum und Beschreibung des
Vorfalls) und welcher dieser Vorfälle verursachte Schäden Unbeteiligter, also bei
Personen oder Unternehmen, die nicht den aktiv beteiligten Fangruppierungen
zuzurechnen sind, in welcher Höhe?
Vorbemerkung:
Grundlage für die nachfolgende Auflistung waren die Verlaufsberichte zu Begegnungen in Bayern einschließlich der An- und Abreisewege. Schäden Unbeteiligter,
z. B. die Deutsche Bahn AG, sind – soweit bekannt – in den jeweiligen Sachverhalten angeführt. Über die Schadenshöhe liegen keine Aufzeichnungen vor.
-5-
Saison 2009/2010
Bundesliga: FC Bayern München – 1. FC Nürnberg am 19.09.2009
Im Bereich des Busparkplatzes Nord entzündeten unbekannte Gästefans mehrere
Feuerwerkskörper. Im Stadionnahbereich warfen unbekannte Tatverdächtige aus
einer Gruppe Nürnberger (Problem)Fans heraus eine Flasche auf einen Bus mit
Heimfans. Ein Nürnberger beleidigte Polizeibeamte durch Zeigen des Mittelfingers. Zwei Personen handelten mit Eintrittkarten.
Am Bahnhof Studentenstadt kam es zu einer Schlägerei zwischen 50 Anhängern
beider Vereine.
In einem Biergarten in Garching wurde ein Angestellter von vier Nürnberger Problemfans geschlagen. Ein Beschuldigter beleidigte die eingesetzten Beamten.
DFB-Pokal: FC Bayern München – SpVgg Greuther Fürth am 10.02.2010
In der Vorspielphase raubten fünf Fürther Anhänger einem Bayern-Fan auf dem
Parkplatz Nord den Fanschal. Hierbei wurde auch ein Begleiter des Geschädigten
geschlagen.
In der Anfangsphase des Spieles attackierte eine größere Gruppe Fürther (Problem) Fans ohne erkennbaren Grund polizeiliche Einsatzkräfte.
Zudem drängten Fürther Anhänger infolge ihres verspäteten Eintreffens den Ordnerdienst am Zugang des Gästeblocks ab. Die Ordner wurden zum Teil überrannt
und niedergetrampelt. Als Einsatzkräfte eingriffen, kam es zu massiven körperlichen Auseinandersetzungen. Letztendlich konnten die Einsatzkräfte die Lage
durch Einsatz des Schlagstockes und Pfefferspray bereinigen. Durch den Pfeffersprayeinsatz wurden mehrere Störer und Unbeteiligte verletzt.
Ein Fürther Problemfan randalierte im Gästefanblock. Des Weiteren hatten zwei
Bayern-Fans in der Südkurve eine Auseinandersetzung, in deren Verlauf es zu
einer Körperverletzung kam.
-6-
Bundesliga: 1. FC Nürnberg – FC Bayern München am 20.02.2010
Bei der Anreise per Bahn kam es in einem Nahverkehrszug während der Fahrt von
Würzburg nach Nürnberg zu Sachbeschädigungen an den Deckenverkleidungen.
In einem anderen Zug wurde von Unbekannten zweimal die Notbremse gezogen.
Beim Anmarsch zum Stadion wurde Pyrotechnik gezündet. Noch vor der Festnahme eines tatverdächtigen Heimfans attackierte dieser zusammen mit fünf anderen Heimfans einen weiteren Nürnbergfan.
Im Hauptbahnhof Nürnberg kam es im Verlauf der Vorspielphase zu einem versuchten Raubdelikt durch acht Tatverdächtige (vermutlich aus der Anhängerschaft
des 1. FC Nürnberg), die den Geschädigten (Fan der SpVgg Greuther Fürth) zur
Herausgabe seines Fanschals nötigten. Ferner führten einige Tatverdächtige insgesamt drei Strümpfe mit, in denen sich Billardkugeln befanden (Schlagwerkzeuge).
Im Bereich des Stadions kam es zum Zünden von Pyrotechnik und Flaschenwürfen durch Heimfans gegenüber den Gästefans. Als Polizeikräfte daraufhin einschritten, wurden acht Polizeibeamte verletzt.
Im Verlauf der Vorspielphase berichtete die Polizei Nürnberg über mehrere Raubdelikte, einen Verstoß gegen das Waffengesetz, einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz sowie einen Hausfriedensbruch.
Im Zusammenhang mit den Bahnrückreisen berichtete die Bundespolizei über
Sicherheitsstörungen (wechselseitige Körperverletzung mit vier Beteiligten / Missbrauch der Notbremse / zwei Festnahmen von Gästefans wegen Zünden eines
Bengalischen Feuers sowie Mitführen von Rauchkörpern).
In der Nürnberger Innenstadt berichtete die Polizei Nürnberg über eine kurzzeitige
Auseinandersetzung zwischen 11 Beteiligten.
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Bundesliga: FC Bayern München – VfB Stuttgart am 27.03.2010
Bereits bei der Anreise kam es auf dem Autobahnrastplatz Idenbergen zu verbalen
Provokationen und zum Abbrennen von pyrotechnischen Erzeugnissen.
Am Haltepunkt Universität stürmten die Stuttgarter Fans aus der haltenden
U-Bahn und liefen auf die auf dem Bahnsteig wartenden ca. 100 Mitglieder der
Schickeria (Fanclub des FC Bayern) zu. Es kam zu massiven körperlichen Auseinandersetzungen. Die Auseinandersetzung wurde durch polizeiliche Begleitkräfte
mit Hilfe von unmittelbarem Zwang beendet und die Stuttgarter wurden in die
U-Bahn zurückgedrängt.
Während des Spieles entwendeten drei Gästefans Transparente von Anhängern
der Heimmannschaft und präsentierten diese im Stuttgarter Fanblock. Ein heimischer Fan urinierte im Fanshop der Heimmannschaft in der Allianz-Arena auf einen Fanartikel. Nach Spielende würgte ein alkoholisierter Heimfan einen Gästefan.
3. Liga: SV Wacker Burghausen – VfL Osnabrück am 08.05.2010
Gegen Ende der Spielphase überkletterten sukzessive immer mehr Gästefans den
Zaun zum Stadioninnenraum, obwohl vorsorglich Ordner und Polizeikräfte vor der
Gästetribüne zusammengezogen worden waren. Nach Hochschieben des Sicherheitsnetzes konnten etwa 40 dieser Störer unmittelbar nach Spielende eine Absperrkette des Ordnerdienstes und der Polizei durchbrechen und auf das Spielfeld
gelangen. Bei dem Versuch, die restlichen Gästefans in ihrem Block zurück zu
halten, wurden die eingesetzten Kräfte durch die Störer mit Gegenständen beworfen und zum Teil durch die bereits auf dem Feld befindlichen Problemfans von
hinten angegriffen. Trotz Reizstoff- und Schlagstockeinsatz mussten sich die Kräfte bis zur Mitte des Spielfeldes zurückziehen.
Zudem öffnete der Ordnerdienst auf Grund des zunehmenden Druckes der Gästefans die Tore zum Innenraum, sodass weitere Gästefans (insgesamt bis zu 800)
auf das Spielfeld nachrückten. Zeitgleich überkletterten auch einige Heimfans den
Zaun zum Stadioninnenraum. Eine Vermischung von Fans beider Vereine wurde
durch Ordnereinsatz verhindert.
Insgesamt wurden vier Polizeibeamte und sieben Störer verletzt.
-8-
Saison 2010/2011
2. Bundesliga: FC Augsburg – TSV München von 1860 am 26.09.2010
In der Vorspielphase kam es mindestens zu fünf Straftaten (Beleidigungen sowie
versuchte Körperverletzung zum Nachteil von Polizeibeamten, Verstoß gegen das
Versammlungsgesetz sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte) durch auswärtige Fußballfans der Kategorien A (unauffällige Fans) und B. Einer der Festgenommenen leistete nach Verbringung in die Gefangenensammelstelle Widerstand, indem er einen Polizeibeamten in die Hand biss, als dieser versuchte, dem
Störer ein oder mehrere „Rauschgiftbriefchen“ aus der Mundhöhle zu ziehen, die
er zu schlucken drohte.
Im Rahmen eines Treffens der Augsburger Ultragruppierungen in der Innenstadt
wurde durch einen befreundeten Anhänger der Würzburger Kickers ein Böller gezündet. Außerdem wurde ein Heimfan vorläufig festgenommen und angezeigt,
nachdem dieser die Fahne (TSV 1860 München) eines unmittelbar in Stadionnähe
parkenden Pkw aus München abgerissen und beschädigt hatte.
Unmittelbar nach Spielende versuchte eine Gruppe von ca. 40 Augsburger Ultras
über einen angrenzenden Block, der als Trennung diente, zu den Gästefans zu
gelangen, was dieser in Teilen auch gelang. Hintergrund dieser Attacke war das
Vorzeigen einer Augsburger Ultra-Fahne durch Mitglieder einer Ultragruppierung
des TSV 1860 München.
Die Heimfans versuchten mit abgetrennten Fahnenhaltern durch und über den
Zaun zu schlagen, sodass ein massiver Einsatz von Polizei und Ordnungskräften
erforderlich wurde, um die heimische Fanszene aus dem Block heraus in den äußeren Umlauf des Stadions zu drängen.
In der Nachspielphase kam es zu einer wechselseitigen Körperverletzung zwischen einem Heim- und einem Gastfan aufgrund eines Streits in einem Schnellrestaurant.
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3. Liga: SpVgg Unterhaching – SG Dynamo Dresden am 12.11.2010
Dresden-Fans skandierten gegenüber den Einsatzkräften „ACAB“-Parolen (all
cops are bastards), weshalb die gesamte Gruppe einer Kontrolle unterzogen wurde. Der darunter befindliche Rädelsführer, der bereits im Vorfeld am Münchener
Hauptbahnhof eine Polizeibeamtin beleidigt hatte, wurde in dem Zusammenhang
vorläufig fest- und im weiteren Verlauf in Anschlussgewahrsam genommen.
Kurz vor Spielbeginn wurde durch einen unbekannten Gastfan die Scheibe eines
Kassenhäuschens zertrümmert und 32 Eintrittskarten entwendet.
Während des Spiels kam es im Gästefanblock zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Ordnungsdienst und Dresdener Störern, da eine zu hoch gehängte
Fahne entfernt werden sollte. Unterstützende Einsatzkräfte der Polizei wurden
daraufhin durch diese Störer beleidigt und getreten, weshalb der Schlagstock zur
Lagebereinigung eingesetzt wurde. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurden
zwei Polizeibeamte leicht verletzt.
Während der weiteren Spielphase wurde ein Gästefan durch Einsatzkräfte daran
gehindert, den Zaun zum Innenraum zu übersteigen. Dabei leistete er Widerstand.
Nach Spielende wurde ein Dresdener Fan nach Körperverletzung an einem Ordner festgenommen.
Bundesliga: 1. FC Nürnberg – Eintracht Frankfurt am 18.02.2011
Im Rahmen der Anreise zu dieser Begegnung kam es in der Vorspielphase außerhalb des Hauptbahnhofes Dortmund zu einem Angriff von vier Dortmunder Problemfans auf einen dort in seinem Pkw wartenden Geschädigten. Bei diesem Geschädigten handelte es sich um einen Problemfan des FC Schalke 04, der offensichtlich mit Nürnberger Freunden zur o. g. Bundesligabegegnung anreisen wollte.
Unmittelbar nach Spielbeginn brannten unbekannte auswärtige Tatverdächtige
(vermutlich aus dem Frankfurter Ultrabereich) organisiert und professionell in der
Durchführung (u. a. Tragen von Gesichtsmasken) an mehreren Stellen zeitgleich
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Pyrotechnik in erheblichem Umfang ab. Während der 2. Halbzeit wiederholte sich
dieser Vorgang nach einem nicht gegebenen Tor für den Gastverein.
Darüber hinaus wurden während des Spieles nach Einzeldelikten (Mitführen von
Betäubungsmittel, Pyrotechnik, Beleidigung sowie Körperverletzung) insgesamt
vier weitere Frankfurter Fans festgenommen.
Nachdem der 1. FC Nürnberg in den Schlussminuten noch zwei Tore erzielt hatte,
verließen mehrere 100 alkoholisierte, hochaggressive und über die Niederlage
frustrierte Frankfurter Gewalttäter schlagartig das Stadion, um außerhalb in erheblichem Umfang Sachbeschädigungen, insbesondere an Verkehrseinrichtungen, zu
begehen. Anschließend wurden die einschreitenden Einsatzkräfte über einen Zeitraum von ca. 30 Minuten aus einer gewalttätigen Gruppe von ca. 500 Personen
heraus attackiert und mit allen greifbaren Gegenständen beworfen (elf verletzte
Polizeibeamte).
3. Liga: SpVgg Unterhaching – FC Hansa Rostock am 19.02.2011
Im Rahmen der bahnseitigen Anreise der Gästefans attackierten etwa 20 RostockFans beim Umstiegsaufenthalt in Berlin fünf Anhänger von Union Berlin und raubten ihnen Fanutensilien. Einer weiteren Person wurde unter Vorhalt eines Messers
ebenfalls ein Fanschal entwendet. Mit Unterstützung starker Kräfte der Polizei
Berlin kontrollierte die Bundespolizei daraufhin ca. 90 bahnreisende Rostocker, die
als aggressiv beschrieben wurden. Hierbei wurden neben den geraubten Fanartikeln auch Sturmhauben und ein Teppichmesser aufgefunden und sichergestellt.
Bei dem Umstiegsaufenthalt in Halle trafen die Rostocker Störer auf etwa 40 Problemfans des dortigen Hallescher FC, die zu dem Spiel (Regionalliga Nord) ihrer
Mannschaft nach Lübeck fahren wollten. Es kam unmittelbar zu Auseinandersetzungen, Flaschenwürfen und einer Sachbeschädigung. 15 Hallescher Problemfans durchbrachen eine Polizeikette gewaltsam und wurden im Folgenden unter
Androhung von Zwangsmitteln und eingesetztem Schlagstock zurückgedrängt. In
diesem Zusammenhang wurde ein Bundespolizist durch einen Schlag an den Hals
verletzt.
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Etwa 50 auswärtige Störer bestiegen zu Spielende den Zaun zum Innenraum und
zeigten ihren Unmut über den Ausgang des Spieles, ohne dass es hierbei zu weiteren Störungen kam.
Während der Rückreise der Gästefans mit der Bahn kam es beim Umstiegsaufenthalt in Lichtenfels zu einem weiteren Raub von Fanutensilien. In diesem Fall
wurden Anhänger des Handball-Zweitligisten HC Erlangen von den Rostockern
Gewalttätern geschädigt.
3. Liga: FC Bayern München II – SG Dynamo Dresden am 27.02.2011
Bereits während der Bahnanreise kam es zu Sachbeschädigungen. Aus der Gruppe der bahnreisenden Gästefans, die im Weiteren mit der U-Bahn zum Stadion
fuhren und hierbei durch Polizeikräfte begleitet wurden, wurden insgesamt vier
Personen nach diversen Einzeldelikten (Beleidigung, versuchte Körperverletzung,
Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoß § 86a StGB, Mitführen von
Quarzsandhandschuhen) vorläufig festgenommen. Ein weiterer Dresdener Gewalttäter wurde bei den Einlasskontrollen vorläufig festgenommen, nachdem er
erst versuchte, mit einem gefälschten Ticket ins Stadion zu gelangen und anschließend den Ordner schlug.
Zu Beginn des Spiels befanden sich noch etwa 300 Gästefans vor dem Stadion,
wo ein unbekannter Tatverdächtiger Rauchpulver abbrannte. Zudem wurden Polizeikräfte, die in diesem Bereich postiert waren, bedrängt und durch zwei Gewalttäter angegriffen.
Nach dem Spiel wurde durch einen unbekannten Täter ein Böller gezündet. Ein
Gastfan, der einem Ladenbesitzer nach einem Diebstahl Schläge angedroht hatte,
wurde festgenommen.
Nach einer wechselseitigen Körperverletzung zwischen einem heimischen und
einem auswärtigen Problemfan im Bahnhofsbereich konnte der Heimfan festgenommen werden.
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Nach dem Spiel befanden sich etwa 160 bahnreisende Gästefans im abfahrbereiten Zug, als ein Ultra wegen eines räuberischen Diebstahls im Bahnhof festgenommen wurde. Daraufhin solidarisierten sich etwa 40 Dresdener Störer mit diesem und versuchten durch Blockieren der Türen die Abfahrt zu verhindern bzw.
ihn frei zu pressen. Die auswärtigen Bahnreisenden, die im weiteren Verlauf durch
Kräfte der Bundespolizei begleitet wurden, wurden zurück in den Zug gedrängt,
warfen bei dessen verspäteten Abfahrt jedoch Dosen und Flaschen heraus. Beim
Halt des Zuges in Landshut wurden erneut Gegenstände aus dem Zug geworfen.
Dies wiederholte sich am nächsten Halt in Regensburg, wo zudem pyrotechnische
Gegenstände gezündet wurden. Zudem beabsichtigten zwei Anhänger der Gastmannschaft mit Wohnort in Bayern den Zug dort zu verlassen. In diesem Zusammenhang attackierte einer der beiden einen eingesetzten Bundespolizisten. Bei
der weiteren Fahrt des Zuges nach Hof eskalierte die Situation im Zug insoweit,
als dass auch begleitende Kräfte der Bundespolizei nicht verhindern konnten,
dass Dresdener Gewalttäter exzessiv wüteten und erhebliche Sachbeschädigungen mit einem Gesamtschaden von etwa 25.000 Euro verursachten.
3. Liga: SSV Jahn Regensburg – FC Hansa Rostock am 07.05.2011
Im Rahmen der Bahnanreise kam es nach Angaben der Bundespolizei zu diversen
Einzelstraftaten durch z. T. erheblich alkoholisierte bahnreisende Rostock-Fans.
Im Hauptbahnhof Berlin wurden mehrere pyrotechnische Gegenstände, darunter
ein Nebeltopf ohne BAM-Kennzeichung, sichergestellt.
Gegen 12:00 Uhr kam es zu einem Körperverletzungsdelikt durch zwei Gästefans
zum Nachteil eines Linienbusfahrers. Nach Abbrennen von Pyrotechnik im Stadionnahbereich wurde eine Person festgenommen, die einen pyrotechnischen Gegenstand mitführte. Im Stadion kam es an einem Versorgungspunkt zu einer Körperverletzung durch einen Gastfan zum Nachteil einer Verkäuferin. Dieser leistete
bei der Festnahme Widerstand.
Im Bereich des Gästezugangs beleidigte ein Gastfan Einsatzkräfte und leistete bei
der Festnahme Widerstand. Vor Spielbeginn wurden im Gästefanblock mehrere
Bengalische Feuer durch unbekannte Gästefans gezündet.
Kurz vor Ende der ersten Halbzeit wurde aus dem Gästefanblock eine Vielzahl
von Schuhen und T-Shirts in den Innenraum des Stadions geworfen. In der Folge
- 13 -
überstiegen ca. 20 bis 30 Störer des Gastvereins den Trennzaun, um die zuvor
geworfenen Gegenstände wieder zurück zu holen.
Kurz vor Spielende bestiegen 50 bis 60 Gästefans erneut den Spielfeldbegrenzungszaun, um nach Abpfiff sofort auf das Spielfeld zu laufen. Zu dieser Zeit hatten es bereits zehn bis 15 Gästefans geschafft, in den Innenraum zu gelangen, um
sich ebenfalls, wie zuvor bereits beschrieben, Kleidungsstücke zurück zu holen.
Zeitgleich mit dem Abpfiff überstiegen einige Hundert Gästefans den Zaun zum
Innenraum. Durch eine Person, die sich im Innenraum befand, wurde ein Fluchttor
im Bereich des Gästeblocks geöffnet. Infolge des massiven Aufdrückens dieses
Fluchttores wurden zwei Sicherheitsbedienstete leicht verletzt. Polizeikräfte konnten die gut 1.000 Rostock-Fans die sich im Innenraum befanden, zurückhalten und
ein Aufeinandertreffen mit Heimfans verhindern.
Beim Abmarsch der Gästefans wurden zwei Polizeibeamte durch Rostocker Störer
beleidigt.
Saison 2011/2012
Freundschaftsspiel: 1. FC Nürnberg - Fenerbahce Istanbul am 16.08.2011
Im Oberrang des Gästefanbereiches war eine zusammen agierende Gruppe (Ultras) von ca. 350 Personen aus der Anhängerschaft von Fenerbahce Istanbul erkennbar, die von mehreren Einpeitschern angefeuert ultratypisches Verhalten
zeigte. Durch rhythmisches Hüpfen geriet der Oberrang in Schwingung.
Mehrmals wurde versucht auf diese Gruppe (mit Durchsagen des Stadionsprechers, auch in türkischer Sprache, mit direkter Ansprache durch türkische Sicherheitsverantwortliche) einzuwirken, um das rhythmische Hüpfen zu unterlassen.
Auch das Angebot an die Ultragruppierung, einen leeren Ausweichblock im Unterrang zu nutzen, wurde nicht angenommen. Erst als mit Spielunterbrechung/abbruch gedroht wurde und sich eine türkische Vereinsfunktionärin in den Block
begeben hatte, stellte die Gruppe ihr gemeinsames Hüpfen ein.
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In der 80. Minute des Spieles legten 20 - 30 der Ultras aus der Anhängerschaft
von Fenerbahce Istanbul schwarze Sturmhauben an und entzündeten 15 Bengalfackeln. Es entstand kurzzeitig starke Rauchentwicklung. Das Spiel wurde daraufhin nach Rücksprache zwischen Polizeiführer und Schiedsrichter für ca. 5 Minuten
unterbrochen. Es erfolgten entsprechende Durchsagen und türkische Spieler versuchten zudem beschwichtigend auf ihre Fans einzuwirken. Dies zeigte Wirkung
und so konnte das Spiel bis zum Ende fortgesetzt werden.
Champions League: FC Bayern München – FC Zürich am 17.08.2011
Beim Spiel wurden 34 Festnahmen aufgrund verschiedener Einzeldelikte getätigt.
Im Bereich des Gästeblocks wurde beim Einlaufen der Mannschaft massiv Pyrotechnik gezündet.
Bundesliga: FC Augsburg - Hannover 96 am 24.09.2011
Zu Spielbeginn wurde im Gästeblock unter der Deckung einer großen Blockfahne
eine größere Menge Rauchpulver und bengalische Fackeln gezündet.
Nach dem Spiel wurden die bahnreisenden Gästefans in Shuttle-Bussen zum
Hauptbahnhof gefahren. Hierbei schlugen unbekannte Täter in einem Bus eine
Seitenscheibe heraus, sodass der Bus die Fahrt einstellen musste.
An einem Einkaufszentrum im Bereich des Bahnhofsvorplatzes versuchte eine
19-köpfige Augsburger Problemfangruppe gegen eine Gruppe von 15 Gästefans
vorzugehen. Einsatzkräfte mussten die Gruppen unter Einsatz des Schlagstocks
und Reizstoffsprühgerät trennen bzw. festsetzen, um die Auseinandersetzungen
zu unterbinden. Im Bereich der Hannoverschen Anhänger konnten nach Beruhigung der Lage mehrere weggeworfene Schutzgegenstände, u. a. auch Mundschutz, festgestellt werden.
In unmittelbarer Nähe dieser Gruppierung schlug ein Heimfan einen Gastfan zu
Boden.
Bundesliga: 1. FC Nürnberg – 1. FSV Mainz 05 am 01.10.2011
In der Nachspielphase liefen etwa 50 Nürnberger Ultras laut grölend - unter Begleitung von zehn Beamten der Bundespolizei - durch die Mittelhalle des Haupt-
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bahnhofs Nürnberg in Richtung Südausgang. Hierbei pöbelten sie und skandierten
aggressive Gesänge gegen die Polizei.
Im Südtunnel wurden die Einsatzkräfte von zwei weiblichen Verkäuferinnen einer
am Südausgang befindlichen Bäckerei angesprochen. Diese meldeten, dass ein
junger Mann aus der vorgenannten Gruppe eine Verkäuferin zuerst gestoßen und
anschließend eine Flasche Wasser entwendet hatte. Als die Bundespolizeikräfte
die Person zur Rede stellen wollten, stürmten alle ca. 50 Nürnberger Ultras auf die
Beamten zu. Diese konnten u. a. durch den Gebrauch des Schlagstockes den
Angriff stoppen. Trotzdem stürmte ein Störer mit der erhobenen Faust auf einen
Beamten zu. Dieser konnte den Angreifer jedoch zu Boden bringen, bevor es zu
der Ausführung des Schlages kam.
Bei einem weiteren Angriff wurde einem Bundespolizeibeamten die Uhr vom Arm
gerissen (jedoch nicht entwendet), sodass der Beamte leichte Schürfwunden am
Unterarm erlitt. Im weiteren Verlauf wurden die Einsatzkräfte mit Plastik- und Glasflaschen beworfen. Daraufhin setzten die Beamten Pfefferspray ein. Hierdurch
konnte der Angriff abgewehrt werden, zwei Beamte wurden jedoch verletzt (Augenreizungen).
In der Mittelhalle waren zeitgleich ca. 100 Mainzer Ultras in einer U-Bahn - begleitet von Kräften der Polizei Nürnberg - eingetroffen und wurden zu Gleis 8 begleitet. Kurz darauf stürmten ca. 120 Nürnberg Ultras aus der Osthalle über die Mittelhalle in den Mitteltunnel, um die Mainzer Fans anzugreifen. Nur durch den Einsatz
des Schlagstockes und Pfefferspray konnten die Einsatzkräfte der Polizei Nürnberg und der Bundespolizei den Angriff abwehren und die Lage bereinigen.
Im weiteren Verlauf musste immer wieder der Schlagstock gegen zurückeilende
aggressive Ultras eingesetzt werden. Nach dem Angriff zogen sich die ca. 120
Ultras in die Osthalle zurück und versuchten, nochmals über den Treppenaufgang
zu Gleis 8 die Mainzer Ultras zu attackieren.
Bundesliga: 1. FC Nürnberg - VfB Stuttgart am 22.10.2011
Bei dieser Begegnung kam es von der Ankunft bis zu zur Abreise zu zahlreichen
Einzeldelikten wie z. B. Betätigen der Notbremse, Zünden pyrotechnischer Gegenstände, Beleidigung, Sachbeschädigung, und Körperverletzung. Auf dem Weg
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zum Stadion attackierten Gästefans Zivilkräfte der Polizei und verletzten hierbei
einen Beamten durch einen Faustschlag am Auge.
Nach dem Spiel fuhr der Sonderzug mit 40 Minuten Verspätung ab, da 200 Stuttgarter Ultras noch bis zur Entlassung eines in Gewahrsam genommenen Problemfans im Stadion gewartet hatten. Vor der Abfahrt stürmten ca. 50 Nürnberger Ultras durch den Osttunnel über verschiedene Bahnsteige in Richtung des Mitteltunnels, um an die auswärtigen Problemfans zu gelangen. Die Ultras wurden gestoppt, umstellt und anschließend abgedrängt. Hierbei und zur anschließenden
Durchsetzung von Platzverweisen war teilweise der Einsatz des Schlagstockes
nötig.
Im Vorfeld der Begegnung wurde bekannt, dass am Tag nach dem Spiel eine Drittortauseinandersetzung zwischen Stuttgarter/Kaiserslauterer Hooligans und Nürnberger Gleichgesinnten an einem Ort entlang der BAB 6 stattfinden sollte. An diesem Sonntag stellten gegen 10:00 Uhr Aufklärungskräfte vier Fahrzeuge im Nürnberger Stadtgebiet fest, die sich mit jeweils fünf Personen besetzt in Bewegung
setzten. Die Fahrzeuge fuhren mit sehr hoher Fahrgeschwindigkeit über die BAB 6
auf den Autohof Eurorast Satteldorf. Dort bemerkten sie offensichtlich einen Polizeihubschrauber und wollten flüchten. Einsatzkräfte konnten drei Fahrzeuge mit
15 Personen anhalten, dem vierten gelang die Flucht. Es wurden zahlreiche szenetypische Utensilien sichergestellt (u. a. 17 T-Shirts mit der Aufschrift 'Nürnberg
Pride' zur einheitlichen Kennzeichnung sowie Bandagen, Körperschutzausstattungen und sechs Messer). Bei den Personen handelte es sich um elf Angehörige der
drittorterfahrenen Nürnberger Hooliganszene und um vier Personen der überörtlichen Kickboxszene.
Bundesliga: FC Bayern München – 1. FC Nürnberg am 29.10.2011
Vor dem Spiel versuchten Nürnberger Ultras am U-Bahnhofausgang Arena, wo
sich etwa 250 Mitglieder der heimischen Ultragruppierung „Schickeria“ aufhielten,
die Polizeiabsperrung zu durchbrechen.
Nahe dem Park & Ride Parkhaus erschien eine Gruppe von ca. 80 schwarz gekleideten Personen der Nürnberger Ultras. Diese waren teilweise vermummt und
führten Fahnenstangen ohne Fahnen mit. Sie marschierten geschlossen über den
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Busparkplatz Süd und provozierten durch Schreien und Hochreißen der Arme die
Bayern-Fans. Ein Heimfan wurde auch direkt körperlich angegangen.
Nach dem Spiel wurden ca. 300 Nürnberger Ultras zum U-Bahnhof Fröttmaning
begleitet. Kurz vor Erreichen des Bahnhofes setzte sich der Großteil der Fans auf
den Boden und gab bekannt, dass sie erst nach der Entlassung ihrer in Gewahrsam genommenen „Freunde“ weitergehen würden. Als die ersten Problemfans
entlassen wurden, begaben sich die Nürnberger Ultras zu ihren geparkten Fahrzeugen. Dort stellten sie fest, dass bei fünf Pkw jeweils an einem Reifen die Luft
abgelassen war.
Drei Personen wurden bei diesen Aktionen verletzt.
2. Bundesliga: TSV München von 1860 – VfL Bochum am 05.11.2011
Bei den Einlasskontrollen versuchten geschlossen agierende Störer des Gastvereins sowie deren Sympathisanten mit massivem Körpereinsatz unkontrolliert ins
Stadion zu gelangen. Dies konnte durch die anwesenden Einsatzkräfte mittels
Reizstoffsprühgerät und Schlagstockeinsatz verhindert werden.
Im Umfeld des Busparkplatzes Süd hielten sich nach dem Spiel ca. 15 Personen
mit bundesweit wirksamen Stadionverboten aus den Anhängerschaften des VfL
Bochum und des FC Bayern München auf, als ca. 60 Ultras/Problemfans des
Heimvereins diesen Bereich passierten. Daraufhin entwickelten sich umgehend
gewalttätige Auseinandersetzungen, in deren Verlauf auch Einsatzkräfte körperlich
angegriffen wurden. Mit Eintreffen weiterer Verstärkungskräfte flüchteten die beteiligten Störer. Während der Flucht kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen,
wobei Einsatzkräfte den Schlagstock, das Reizstoffsprühgerät sowie Diensthunde
einsetzen mussten. Es wurden 12 Personen, darunter drei Polizeibeamte, verletzt.
DFB-Pokal: 1. FC Nürnberg – SpVgg Greuther Fürth am 20.12.2011
Während des gesamten Spiels wurde im Gästeblock unter dem Sichtschutz von
Fahnen mehrfach Pyrotechnik abgebrannt. Darüber hinaus wurden zu Beginn des
Spiels sowie zu Beginn der zweiten Halbzeit Leuchtkugeln - vermutlich aus dem
Bereich des Gästeblocks - auf das Spielfeld geschossen.
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Unmittelbar nach Spielende überstiegen überraschend (vermutlich frustriert aufgrund der Niederlage) ca. 100 bis 120 Nürnberger Störer (Ultras) die Umzäunung
zum Innenraum und sammelten sich auf der Tartanbahn. Als der Ordnungsdienst
Ausweitungen verhindern wollte, kam es zu Angriffen seitens der Störer, wodurch
zumindest vier Ordner durch Schläge und Tritte leicht verletzt wurden. Unmittelbar
danach überrannten die Nürnberger Störer die übrigen Ordner und stürmten in
Richtung Gästeblock. Dort bewarfen sich Heim- und Gästefans gegenseitig mit
Schneebällen und Plastikstangen. Bevor es zu einer direkten körperlichen Konfrontation kommen konnte, drängten Polizeikräfte unter Anwendung von Pfefferspray und Schlagstock die heimische Störergruppe zurück.
Bundesliga: FC Augsburg – 1. FSV Mainz 05 am 17.03.2012
Drei Tatverdächtige haben aus dem Fanblock heraus mit gefüllten Bierbechern
zwei Pressevertreter beworfen, deren Fotoausrüstung getroffen und hierdurch
beschädigt wurde. Zudem zeigte einer der Tatverdächtigen im Zusammenhang mit
der Tatausführung den ''Mittelfinger''.
Nach der Ankunft der Busreisenden Gästefans am Mainzer Bruchweg-Stadion
erkannten die zurückkommenden Mainzer Anhänger zwei Pkw, aus denen heraus
Fanschals des 1. FC Kaiserslautern präsentiert worden waren. Neben skandierten
Parolen schwenkten die Pkw-Insassen ihre Fanschals.
Hiernach verließen ca. 20 Businsassen ihren Reisebus und liefen auf die Fahrzeuginsassen zu, offensichtlich in der Absicht, diese zu attackieren. Zu diesem
Zeitpunkt kamen ca. 40 bis 50 weitere Kaiserslauterer Störer aus dem Bereich des
Parkplatzes in Richtung der beiden Fahrzeuge gelaufen und attackierten nunmehr
die anrückenden Mainzer Beteiligten. Bei den nun folgenden Auseinandersetzungen kamen u. a. Fahnenstangen aus Kunststoff und Metall, angespitzte Holzpfosten, Holzlatten, Flaschen und Bierkästen zum Einsatz. Entsprechende Gegenstände wurden sichergestellt. Die zuerst eintreffenden Polizeikräfte stellten eine
unbekannte Anzahl (leicht) verletzter Mainzer Fans fest, die jedoch szenetypischen Gepflogenheiten entsprechend keine näheren Angaben machten.
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2. Bundesliga: TSV München von 1860 – FC Hansa Rostock am 31.03.2012
Bereits in der Nacht vor dem Spiel kam es im Untergeschoss des Marienplatzes
zu einem Angriff von sieben Personen, die der Rostocker Problemfanszene zuzurechnen sind, auf eine gleichgroße Gruppe Jugendlicher und Heranwachsender
aus München, die Fanlieder sangen. Im Verlauf der Auseinandersetzung wurden
drei Personen der Münchener Gruppe, darunter eine Frau, durch Schläge, Tritte in
den Genitalbereich und Würgen verletzt.
Eine Gruppe von etwa 25 Angehörigen einer Problemfangruppierung des TSV
1860 München traf im Stadionumfeld auf die etwa gleichgroße Gruppe Rostocker.
Dabei kam es unmittelbar nach dem Aufeinandertreffen zu einer gewalttätigen
Auseinandersetzung beider Gruppen.
Bundesliga: 1. FC Nürnberg – Hamburger SV am 21.04.2012
Während der zweiten Spielhälfte brannten vermummte Hamburger Anhänger im
Stehplatzbereich mindestens sieben Bengalfackeln ab. Danach breiteten die Vermummten eine Fahne über sich aus und wechselten darunter ihre Kleidung bzw.
tauschten diese.
Als Einsatzkräfte nach dem Spiel die beiden Hamburger Anhänger, die während
des Spieles Bengalfackeln gezündet hatten, vorläufig festnehmen wollten, kam es
zu einer Solidarisierung der anderen Gäste-Fans. Hierbei kam es zu Angriffen
gegen die Einsatzkräfte. Die Störer besprühten die Einsatzkräfte mehrfach mit
Pfefferspray, wodurch acht Polizeibeamte Verletzungen erlitten. Während der Auseinandersetzung wurde ein Beamter durch eine abgebrochene Plastikstange im
Gesicht verletzt. Zur Abwehr der Angriffe mussten die Einsatzkräfte Pfefferspray
und den Einsatzmehrzweckstock einsetzen. Darüber hinaus wurde versucht, das
Gruppenfahrzeug anzugehen. Dabei kam es zu einer Sachbeschädigung durch
einen Fußtritt gegen die hintere Beleuchtungseinrichtung.
3. Liga: SSV Jahn Regensburg - Chemnitzer FC am 21.04.2012
Während der bahnseitigen Anreise der auswärtigen Fans kam es zu einer Beleidigung zum Nachteil eines Bundespolizeibeamten. Am Bahnhof Schwandorf wurden
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Bierflaschen aus dem fahrenden Zug durch unbekannte Störer herausgeworfen.
Beim Ausstieg der Gästefans aus den Bussen wurde aus der Menschenmenge
heraus ein Böller vor die Füße von zwei Polizeibeamten geworfen, wobei diese
leichte Knalltraumata erlitten.
Im Eingangsbereich eines Regensburger Einkaufszentrums wurde ein Wachmann
durch einen unbekannten Chemnitzer Gewalttäter mit der Faust ins Gesicht geschlagen und verletzt, nachdem er diesen und einen seiner Begleiter auf ihren
alkoholisierten Zustand aufmerksam gemacht hatte.
Während des Spiels wurde im Gästeblock durch einen unbekannten Gast-Fan ein
Rauchkörper gezündet. Einige Zeit später wurde ein Böller geworfen. In der zweiten Spielhälfte kam es ebenfalls im Heimblock zu einer Rauchentwicklung durch
einen unbekannten Täter.
Zum Ende der Spielzeit, befanden sich zwei Problemfans aus Chemnitz im Bereich einer Tankstelle. Einer der Männer entwendete dort ein Feuerzeug und warf
eine leere Bierflasche in Richtung Kassierer, wobei Mobiliar der Tankstelle nicht
nur unerheblich beschädigt wurde. Bei der anschließenden Festnahme verletzte
dieser einen Polizeibeamten leicht am Finger.
Unmittelbar nach Spielende gelang es ca. 30 auswärtigen Störern durch Überwinden der Absperrungen in Richtung der Heimfans vorzudringen. Durch Einsatz von
Zwangsmitteln (körperliche Gewalt und Schlagstock) gelang es den Einsatzkräften, ein unmittelbares Aufeinandertreffen beider Gruppen zu verhindern, die auswärtigen Gewalttäter zurückzudrängen und die Pufferblöcke wieder zu besetzen.
Dabei wurde ein auswärtiger Gewalttäter festgenommen, nachdem er einen Polizeibeamten gegen den Helm schlug und dieser sich am Nacken leicht verletzte.
Im weiteren Verlauf des Abmarsches trafen im Bereich einer stadionnahen Tankstelle ca. 50 heimische Ultras auf eine in etwa gleiche Anzahl auswärtiger Gleichgesinnter und es kam zu kurzen Rangeleien. Polizeikräfte trennen die Kontrahenten, wobei ein Polizeibeamter durch einen unbekannten Täter am Fuß und Ellbogen leicht verletzt wurde.
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In der Nachspielphase kam es zu zwei Sachbeschädigung (Abreißen eines
Waschbeckens durch einen Chemnitzer Störer und Beschädigung einer Litfasssäule durch einen Unbekannten) sowie zu einer Körperverletzung zum Nachteil
eines Chemnitzer Fans durch einen Regensburger Gewalttäter.
2. Bundesliga: SpVgg Greuther Fürth - Fortuna Düsseldorf am 29.04.2012
In der Vorspielphase wurde ein Fürther Fan vorläufig festgenommen, da er einen
Böller zündete und weitere 18 Stück ohne BAM-Kennung mitführte. Weitere Böller,
Bengalische Fackeln und Rauchkörper wurden durch Gastfans im Stadion gezündet.
In einem gemischten Block mit Heim- und Gastfans kam es zu einer Rangelei zwischen mehreren Besuchern.
Nach Abpfiff wurde den Heimfans der kontrollierte Zugang zum Innenraum gestattet. Eine Trennlinie von Polizei- und Ordnungskräften vor dem Gästefanblock verhinderte ein Übersteigen der Zäune durch Gästefans. Hierbei musste zwischenzeitlich Pfefferspray eingesetzt werden. Aufgrund der Fanvermischung in einigen
Blöcken (Internetkartenverkauf) kam es zu Provokationen durch Fürth-Fans in
Richtung der dort befindlichen Anhänger von Fortuna Düsseldorf. Daraus resultierend kam es an verschiedenen Brennpunkten zu körperlichen Auseinandersetzungen, so dass Einsatzkräfte den Schlagstock zur Lagebereinigung einsetzen mussten. Zeitgleich kam es zu einem Böllerwurf aus einem mit Heim- und Gastfans
besetzten Block, bei dem drei Polizeivollzugsbeamte ein Knalltrauma erlitten.
3. Liga: SV Wacker Burghausen – Chemnitzer FC am 05.05.2012
Während des Spiels wurden zum Beginn der zweiten Halbzeit im Gästeblock
durch unbekannte Täter zwei pyrotechnische Gegenstände gezündet. Kurze Zeit
später kam es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Chemnitzer Störern und dem Ordnungsdienst. Diese konnten nur durch starke Polizeikräfte und
den Einsatz von Schlagstock/Pfefferspray unterbunden werden. Im Rahmen der
Auseinandersetzungen wurden durch unbekannte Chemnitzer Gewalttäter ein
Ordner (u.a. durch Tritte) schwer, sowie drei Polizeibeamte leicht verletzt.
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Champions League-Finale: FC Bayern München – Chelsea FC am 19.05.2012
Insbesondere in der Innenstadt musste die Polizei aufgrund zahlreicher Sicherheitsstörungen eine hohe Präsenz zeigen und häufig einschreiten. Es kam während des gesamten Einsatzes zu 143 Freiheitsentziehungen wegen Körperverletzungsdelikten, Verstößen gegen das Markengesetz, Missbrauch von Pyrotechnik
und von Taschendiebstählen. Sieben Personen wurden verletzt, davon vier Polizeibeamte. Ein gewalttätiges Aufeinandertreffen gegnerischer Gruppen konnte
durch kommunikative Mittel und erforderlichenfalls konsequentem Auftreten verhindert werden.
Der schwerste Fall ereignete sich am Nachmittag am Dom. Dort schlugen englische Hooligans auf einen zu einem Einsatz fahrenden Streifenwagen. Ein Täter
stieg auf das Dach des langsam weiterfahrenden Pkw und beschädigte diesen
und die Polizeiaufbauten durch Sprünge und Tritte. Einer der beiden Polizeibeamten erlitt einen Schock.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurden aus dem Block der Heimfans rund zehn
bengalische Feuer, mehrere Kanonenschläge sowie „Blitzer“ gezündet. Unmittelbar nach Spielende liefen 3 Anhänger des Chelsea FC auf das Spielfeld. Durch die
Ordner und mit der schnellen Unterstützung durch die Polizei konnte verhindert
werden, dass weitere Personen auf das Spielfeld liefen.
zu 7.:
Von welchen Fangruppierungen geht welche Art der Fangewalt nach polizeilichen
Erkenntnissen aus?
Fangewalt geht in der Regel nicht von ganzen Fangruppierungen aus. Häufig
handelt es sich um Teilgruppen, z. B. aus der Ultraszene. Dabei fällt insbesondere
die gestiegene Aggressivität gegenüber Ordnungsdiensten und Polizeibeamten
auf. Viele sogenannte „Fans“ schrecken vor Provokationen, Beleidigungen und
auch vor Körperverletzungsdelikten nicht zurück; eine Entwicklung, die sich im
Übrigen mit den bundesweiten Erfahrungen deckt.
Fanauseinandersetzungen untereinander ereignen sich oft aufgrund eines verfeindeten bzw. rivalisierenden Fanverhältnisses.
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Zudem kommt es mitunter zu sog. „Drittortauseinandersetzungen“. Hierbei treffen
zwei gleich große Gruppen gegnerischer Fans an einer abgelegenen Örtlichkeit,
z. B. Waldlichtung, abgelegener Parkplatz, etc, zu einer abgesprochenen Auseinandersetzung aufeinander und es wird nach vorher festgelegten Regeln „gekämpft“. Solche Auseinandersetzungen finden normalerweise nicht öffentlichkeitswirksam statt (siehe hierzu auch S. 15; 1. FC Nürnberg – VfB Stuttgart am
22.10.2011).
zu 8.:
Gibt es besondere Maßnahmen bei Spielen mit „erhöhtem Gefährdungspotential“?
Wenn ja, welche und wer entscheidet darüber?
Für jede Begegnung findet eine Einzelbewertung statt. Aufgrund dieser Bewertung
werden die entsprechenden Einsatzmaßnahmen sowie der Kräfteansatz der Polizei festgelegt. Die Sicherheitsbehörden ordnen weitere Maßnahmen beim Verein
an, wie z. B. Erhöhung der Ordneranzahl, zusätzliche Abgitterung zur Fantrennung
etc. Zudem erlassen Sicherheitsbehörden ggf. Meldeauflagen oder aufenthaltsoder passbeschränkende Maßnahmen gegen bekannte Störer.
Die Festlegung der Einsatzmaßnahmen erfolgt lageangepasst und flexibel durch
die einsatzführende Polizeidienststelle, respektive den Einsatzleiter.
Die polizeilichen Einsatzkonzepte sehen bei Spielen mit erhöhtem Gefährdungspotential unter anderem folgende mögliche Maßnahmen vor:
Anregung/Durchführung präventivpolizeilicher Maßnahmen, wie z. B. Gefährderansprachen, Meldeauflagen oder aufenthalts- bzw. passbeschränkende Maßnahmen bei der jeweiligen Sicherheitsbehörde;
Abfahrtsüberwachungen oder Abfahrtsverhinderungen an Sammelorten und
Bahnhöfen einschließlich der Sicherstellung gefährlicher Gegenstände und
Waffen;
Begleitung anreisender Fans in öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere
bei der Anreise mit der Deutschen Bahn durch Beamte der Bundespolizei;
Übernahme von gewaltbereiten Fußballfans und erkannten Hooligans durch
die örtliche Polizei bei der Ankunft am Bahnhof;
Begleitung von Problemfanpotential in der Innenstadt und auf dem Weg
zum Stadion;
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konsequente Speicherung in der Datei „Gewalttäter Sport“;
Anregung von Stadionverboten bei den Vereinen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Joachim Herrmann
Staatsminister