Bayerisches Staatsministerium des Innern
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Bayerisches Staatsministerium des Innern Bayerisches Staatsministerium des Innern • 80524 München Vorab per E-Mail ([email protected]) Präsidentin des Bayer. Landtags Frau Barbara Stamm, MdL Maximilianeum 81627 München Ihr Zeichen, Ihre Nachricht vom Unser Zeichen Bearbeiter PI/G-4253-3/1261 I 08.10.2012 IC5-2852.12-27 Herr Zehentmair Telefon / - Fax Zimmer 089 2192-2878 / -12762 168 München 25.11.2012 E-Mail [email protected] Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Thomas Mütze und Simone Tolle vom 04.10.2012 betreffend Polizeieinsätze bei Fußballspielen Anlagen 5 Kopien dieses Schreibens Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin, die Schriftliche Anfrage beantworte ich wie folgt: zu 1.: Wie viele Polizeieinsätze im Rahmen von Fußball-Spielen (1. Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga) welcher Art und mit jeweils wie vielen Polizisten gab es in den Spielzeiten 2009/2010, 2010/2011 und 2011/2012 in Bayern, aufgeschlüsselt nach Vereinen? Die folgende Statistik beinhaltet die Belastungszahlen der Bayerischen Polizei bei Spielen bayerischer Vereine in der Bundesliga, der 2. Bundesliga, der 3. Liga, des DFB-Pokals, bei Länderspielen sowie der UEFA-Wettbewerbe (ohne Freundschafts- und Vorbereitungsspiele). Telefon: 089 2192-01 E-Mail: [email protected] Telefax: 089 2192-12225 Internet: www.innenministerium.bayern.de Odeonsplatz 3 80539 München U3, U4, U5, U6, Bus 100 (Odeonspl.) -2- Spielklasse Spiele Kräfte Spiele Kräfte Spiele Kräfte Saison Saison Saison Saison Saison Saison 2011/12 2011/12 2010/11 2010/11 2009/10 2009/10 FC Bayern München 26 10.301 23 6.931 25 6.822 1. FC Nürnberg 18 4.065 17 4.000 19 4.447 FC Augsburg 17 3.395 18 2.303 21 3.142 TSV 1860 München 17 3.946 17 3.306 19 3.918 SpVgg Greuther Fürth 19 2.865 18 2.001 18 1.982 1. FC Ingolstadt 04 17 2.591 18 1.774 21 2.196 SpVgg Unterhaching 21 1.511 19 1.568 20 1.705 20 1.891 20 2.521 19 2.436 19 1.660 20 2.053 20 1.921 19 1.398 19 1.520 Verein 2011/12 BL 2. BL 3. Liga SSV Jahn Regensburg SV Wacker Burghausen FC Bayern München II Sonstige Gesamt: 7 604 11 591 4 534 181 32.829 200 28.446 205 30.623 zu 2.: Wie hoch waren die Gesamtkosten der jeweiligen Polizeieinsätze? Polizeieinsätze bei Fußballspielen dienen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung und laufen überwiegend im Umfeld der Veranstaltungen ab. Aufgaben des Veranstalters, wie Zugangskontrollen oder Ordnertätigkeiten, nimmt die Polizei dabei nicht wahr. Da für dieses hoheitliche Handeln der Polizei nach geltender Rechtslage vom Veranstalter keine Kosten erhoben werden können, werden auch keine Aufzeichnungen bezüglich der Höhe, Zusammensetzung, örtlichen Verteilung oder nach sonstigen Kriterien geführt. Insoweit können hierzu auch keine belastbaren Zahlen benannt werden. -3- zu 3.: Wie und in welcher Form werden die Veranstalter der Fußballspiele – also Vereine, Verbände, Sportstättenbetreiber oder Ligen – an den Kosten der Einsätze (auch mittelbar) beteiligt? Veranstalter von Fußballspielen (oder auch sonstigen Veranstaltungen) werden weder mittelbar noch unmittelbar an den Kosten für Polizeieinsätze beteiligt. Siehe dazu auch die Antwort zu 2. Sie haben jedoch spezielle Regelungen zur sicheren Durchführung der Veranstaltungen (z. B. Ordnereinsatz, Freihaltung von Flucht-, Rettungswegen etc.) in Stadionverordnungen nach Art. 23 Abs. 1 und Art. 38 Abs. 3 Nr. 1 LStVG zu beachten bzw. Anordnungen zur Verhütung von Gefahren für Leben, Gesundheit und Sachgüter der Besucher des Fußballspieles nach Art. 19 Abs. 5 LStVG zu befolgen. Insofern muss der Veranstalter als Verantwortlicher bereits einen erheblichen finanziellen Beitrag zur Sicherheit im Innenbereich der Veranstaltung leisten. In der ausverkauften Allianz Arena sind beispielsweise zur Gewährleistung eines störungsfreien Ablaufs regelmäßig über 500 private Ordner im Einsatz. zu 4.: Aufgrund welcher Kriterien wird über den Umfang und die Ausführung eines solchen Polizeieinsatzes entschieden? Der Umfang und die Ausführung eines polizeilichen Einsatzes wird anlass- und lagebezogen festgelegt. Hierbei spielen unter anderem Kriterien wie Gesamtzuschauerzahl, Anzahl der anreisenden Gastfans insgesamt, Anzahl der anreisenden sog. „Problemfans“ sowie insbesondere das Verhältnis zwischen den Anhängerschaften eine Rolle. zu 5.: a) Von wie vielen gewaltbereiten Fußballfans geht die Landesregierung aus, b) wie viele davon sind derzeit in der Datei „Gewalttäter Sport“ der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) gespeichert? (Bitte aufschlüsseln in absoluten Zahlen und Anhängerschaft von Vereinen) und -4- c) wie viele davon haben einen rechtsextremen Hintergrund bzw. sind der rechtsextremen Szene zuzuordnen? Bundesweit rechnet die Polizei in der 1. bis 3. Liga rund 12.000 Personen der „Problemfanszene“ (Kategorie B, betreffend die bei Gelegenheit gewaltgeneigten Fans und C, betreffend die gewaltsuchenden Fans) zu. Davon wohnen etwa 1.100 in Bayern. Eine Aufschlüsselung hinsichtlich eines rechtsextremen Hintergrundes findet nicht statt. In der Datei „Gewalttäter Sport“ sind aktuell (Stand 16.10.2012) 861 Personen (mit 1.258 Ausschreibungen) mit einer Zugehörigkeit zu bayerischen Vereinen gespeichert. Diese teilen sich wie folgt auf: Verein Anzahl Personen FC Bayern München 247 FC Augsburg 51 SSV Jahn Regensburg 21 SpVgg Greuther Fürth 47 SpVgg Unterhaching 22 TSV München von 1860 150 SV Wacker Burghausen 52 1. FC Nürnberg 271 zu 6.: Bei welchen Fußballspielen gab es in den Spielzeiten 2009/2010, 2010/2011 und 2011/2012 Vorfälle, die als „Fangewalt“ einzuschätzen sind? (Bitte aufgliedern nach beteiligten Vereinen, Spielort, Spielklasse, Datum und Beschreibung des Vorfalls) und welcher dieser Vorfälle verursachte Schäden Unbeteiligter, also bei Personen oder Unternehmen, die nicht den aktiv beteiligten Fangruppierungen zuzurechnen sind, in welcher Höhe? Vorbemerkung: Grundlage für die nachfolgende Auflistung waren die Verlaufsberichte zu Begegnungen in Bayern einschließlich der An- und Abreisewege. Schäden Unbeteiligter, z. B. die Deutsche Bahn AG, sind – soweit bekannt – in den jeweiligen Sachverhalten angeführt. Über die Schadenshöhe liegen keine Aufzeichnungen vor. -5- Saison 2009/2010 Bundesliga: FC Bayern München – 1. FC Nürnberg am 19.09.2009 Im Bereich des Busparkplatzes Nord entzündeten unbekannte Gästefans mehrere Feuerwerkskörper. Im Stadionnahbereich warfen unbekannte Tatverdächtige aus einer Gruppe Nürnberger (Problem)Fans heraus eine Flasche auf einen Bus mit Heimfans. Ein Nürnberger beleidigte Polizeibeamte durch Zeigen des Mittelfingers. Zwei Personen handelten mit Eintrittkarten. Am Bahnhof Studentenstadt kam es zu einer Schlägerei zwischen 50 Anhängern beider Vereine. In einem Biergarten in Garching wurde ein Angestellter von vier Nürnberger Problemfans geschlagen. Ein Beschuldigter beleidigte die eingesetzten Beamten. DFB-Pokal: FC Bayern München – SpVgg Greuther Fürth am 10.02.2010 In der Vorspielphase raubten fünf Fürther Anhänger einem Bayern-Fan auf dem Parkplatz Nord den Fanschal. Hierbei wurde auch ein Begleiter des Geschädigten geschlagen. In der Anfangsphase des Spieles attackierte eine größere Gruppe Fürther (Problem) Fans ohne erkennbaren Grund polizeiliche Einsatzkräfte. Zudem drängten Fürther Anhänger infolge ihres verspäteten Eintreffens den Ordnerdienst am Zugang des Gästeblocks ab. Die Ordner wurden zum Teil überrannt und niedergetrampelt. Als Einsatzkräfte eingriffen, kam es zu massiven körperlichen Auseinandersetzungen. Letztendlich konnten die Einsatzkräfte die Lage durch Einsatz des Schlagstockes und Pfefferspray bereinigen. Durch den Pfeffersprayeinsatz wurden mehrere Störer und Unbeteiligte verletzt. Ein Fürther Problemfan randalierte im Gästefanblock. Des Weiteren hatten zwei Bayern-Fans in der Südkurve eine Auseinandersetzung, in deren Verlauf es zu einer Körperverletzung kam. -6- Bundesliga: 1. FC Nürnberg – FC Bayern München am 20.02.2010 Bei der Anreise per Bahn kam es in einem Nahverkehrszug während der Fahrt von Würzburg nach Nürnberg zu Sachbeschädigungen an den Deckenverkleidungen. In einem anderen Zug wurde von Unbekannten zweimal die Notbremse gezogen. Beim Anmarsch zum Stadion wurde Pyrotechnik gezündet. Noch vor der Festnahme eines tatverdächtigen Heimfans attackierte dieser zusammen mit fünf anderen Heimfans einen weiteren Nürnbergfan. Im Hauptbahnhof Nürnberg kam es im Verlauf der Vorspielphase zu einem versuchten Raubdelikt durch acht Tatverdächtige (vermutlich aus der Anhängerschaft des 1. FC Nürnberg), die den Geschädigten (Fan der SpVgg Greuther Fürth) zur Herausgabe seines Fanschals nötigten. Ferner führten einige Tatverdächtige insgesamt drei Strümpfe mit, in denen sich Billardkugeln befanden (Schlagwerkzeuge). Im Bereich des Stadions kam es zum Zünden von Pyrotechnik und Flaschenwürfen durch Heimfans gegenüber den Gästefans. Als Polizeikräfte daraufhin einschritten, wurden acht Polizeibeamte verletzt. Im Verlauf der Vorspielphase berichtete die Polizei Nürnberg über mehrere Raubdelikte, einen Verstoß gegen das Waffengesetz, einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz sowie einen Hausfriedensbruch. Im Zusammenhang mit den Bahnrückreisen berichtete die Bundespolizei über Sicherheitsstörungen (wechselseitige Körperverletzung mit vier Beteiligten / Missbrauch der Notbremse / zwei Festnahmen von Gästefans wegen Zünden eines Bengalischen Feuers sowie Mitführen von Rauchkörpern). In der Nürnberger Innenstadt berichtete die Polizei Nürnberg über eine kurzzeitige Auseinandersetzung zwischen 11 Beteiligten. -7- Bundesliga: FC Bayern München – VfB Stuttgart am 27.03.2010 Bereits bei der Anreise kam es auf dem Autobahnrastplatz Idenbergen zu verbalen Provokationen und zum Abbrennen von pyrotechnischen Erzeugnissen. Am Haltepunkt Universität stürmten die Stuttgarter Fans aus der haltenden U-Bahn und liefen auf die auf dem Bahnsteig wartenden ca. 100 Mitglieder der Schickeria (Fanclub des FC Bayern) zu. Es kam zu massiven körperlichen Auseinandersetzungen. Die Auseinandersetzung wurde durch polizeiliche Begleitkräfte mit Hilfe von unmittelbarem Zwang beendet und die Stuttgarter wurden in die U-Bahn zurückgedrängt. Während des Spieles entwendeten drei Gästefans Transparente von Anhängern der Heimmannschaft und präsentierten diese im Stuttgarter Fanblock. Ein heimischer Fan urinierte im Fanshop der Heimmannschaft in der Allianz-Arena auf einen Fanartikel. Nach Spielende würgte ein alkoholisierter Heimfan einen Gästefan. 3. Liga: SV Wacker Burghausen – VfL Osnabrück am 08.05.2010 Gegen Ende der Spielphase überkletterten sukzessive immer mehr Gästefans den Zaun zum Stadioninnenraum, obwohl vorsorglich Ordner und Polizeikräfte vor der Gästetribüne zusammengezogen worden waren. Nach Hochschieben des Sicherheitsnetzes konnten etwa 40 dieser Störer unmittelbar nach Spielende eine Absperrkette des Ordnerdienstes und der Polizei durchbrechen und auf das Spielfeld gelangen. Bei dem Versuch, die restlichen Gästefans in ihrem Block zurück zu halten, wurden die eingesetzten Kräfte durch die Störer mit Gegenständen beworfen und zum Teil durch die bereits auf dem Feld befindlichen Problemfans von hinten angegriffen. Trotz Reizstoff- und Schlagstockeinsatz mussten sich die Kräfte bis zur Mitte des Spielfeldes zurückziehen. Zudem öffnete der Ordnerdienst auf Grund des zunehmenden Druckes der Gästefans die Tore zum Innenraum, sodass weitere Gästefans (insgesamt bis zu 800) auf das Spielfeld nachrückten. Zeitgleich überkletterten auch einige Heimfans den Zaun zum Stadioninnenraum. Eine Vermischung von Fans beider Vereine wurde durch Ordnereinsatz verhindert. Insgesamt wurden vier Polizeibeamte und sieben Störer verletzt. -8- Saison 2010/2011 2. Bundesliga: FC Augsburg – TSV München von 1860 am 26.09.2010 In der Vorspielphase kam es mindestens zu fünf Straftaten (Beleidigungen sowie versuchte Körperverletzung zum Nachteil von Polizeibeamten, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte) durch auswärtige Fußballfans der Kategorien A (unauffällige Fans) und B. Einer der Festgenommenen leistete nach Verbringung in die Gefangenensammelstelle Widerstand, indem er einen Polizeibeamten in die Hand biss, als dieser versuchte, dem Störer ein oder mehrere „Rauschgiftbriefchen“ aus der Mundhöhle zu ziehen, die er zu schlucken drohte. Im Rahmen eines Treffens der Augsburger Ultragruppierungen in der Innenstadt wurde durch einen befreundeten Anhänger der Würzburger Kickers ein Böller gezündet. Außerdem wurde ein Heimfan vorläufig festgenommen und angezeigt, nachdem dieser die Fahne (TSV 1860 München) eines unmittelbar in Stadionnähe parkenden Pkw aus München abgerissen und beschädigt hatte. Unmittelbar nach Spielende versuchte eine Gruppe von ca. 40 Augsburger Ultras über einen angrenzenden Block, der als Trennung diente, zu den Gästefans zu gelangen, was dieser in Teilen auch gelang. Hintergrund dieser Attacke war das Vorzeigen einer Augsburger Ultra-Fahne durch Mitglieder einer Ultragruppierung des TSV 1860 München. Die Heimfans versuchten mit abgetrennten Fahnenhaltern durch und über den Zaun zu schlagen, sodass ein massiver Einsatz von Polizei und Ordnungskräften erforderlich wurde, um die heimische Fanszene aus dem Block heraus in den äußeren Umlauf des Stadions zu drängen. In der Nachspielphase kam es zu einer wechselseitigen Körperverletzung zwischen einem Heim- und einem Gastfan aufgrund eines Streits in einem Schnellrestaurant. -9- 3. Liga: SpVgg Unterhaching – SG Dynamo Dresden am 12.11.2010 Dresden-Fans skandierten gegenüber den Einsatzkräften „ACAB“-Parolen (all cops are bastards), weshalb die gesamte Gruppe einer Kontrolle unterzogen wurde. Der darunter befindliche Rädelsführer, der bereits im Vorfeld am Münchener Hauptbahnhof eine Polizeibeamtin beleidigt hatte, wurde in dem Zusammenhang vorläufig fest- und im weiteren Verlauf in Anschlussgewahrsam genommen. Kurz vor Spielbeginn wurde durch einen unbekannten Gastfan die Scheibe eines Kassenhäuschens zertrümmert und 32 Eintrittskarten entwendet. Während des Spiels kam es im Gästefanblock zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Ordnungsdienst und Dresdener Störern, da eine zu hoch gehängte Fahne entfernt werden sollte. Unterstützende Einsatzkräfte der Polizei wurden daraufhin durch diese Störer beleidigt und getreten, weshalb der Schlagstock zur Lagebereinigung eingesetzt wurde. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurden zwei Polizeibeamte leicht verletzt. Während der weiteren Spielphase wurde ein Gästefan durch Einsatzkräfte daran gehindert, den Zaun zum Innenraum zu übersteigen. Dabei leistete er Widerstand. Nach Spielende wurde ein Dresdener Fan nach Körperverletzung an einem Ordner festgenommen. Bundesliga: 1. FC Nürnberg – Eintracht Frankfurt am 18.02.2011 Im Rahmen der Anreise zu dieser Begegnung kam es in der Vorspielphase außerhalb des Hauptbahnhofes Dortmund zu einem Angriff von vier Dortmunder Problemfans auf einen dort in seinem Pkw wartenden Geschädigten. Bei diesem Geschädigten handelte es sich um einen Problemfan des FC Schalke 04, der offensichtlich mit Nürnberger Freunden zur o. g. Bundesligabegegnung anreisen wollte. Unmittelbar nach Spielbeginn brannten unbekannte auswärtige Tatverdächtige (vermutlich aus dem Frankfurter Ultrabereich) organisiert und professionell in der Durchführung (u. a. Tragen von Gesichtsmasken) an mehreren Stellen zeitgleich - 10 - Pyrotechnik in erheblichem Umfang ab. Während der 2. Halbzeit wiederholte sich dieser Vorgang nach einem nicht gegebenen Tor für den Gastverein. Darüber hinaus wurden während des Spieles nach Einzeldelikten (Mitführen von Betäubungsmittel, Pyrotechnik, Beleidigung sowie Körperverletzung) insgesamt vier weitere Frankfurter Fans festgenommen. Nachdem der 1. FC Nürnberg in den Schlussminuten noch zwei Tore erzielt hatte, verließen mehrere 100 alkoholisierte, hochaggressive und über die Niederlage frustrierte Frankfurter Gewalttäter schlagartig das Stadion, um außerhalb in erheblichem Umfang Sachbeschädigungen, insbesondere an Verkehrseinrichtungen, zu begehen. Anschließend wurden die einschreitenden Einsatzkräfte über einen Zeitraum von ca. 30 Minuten aus einer gewalttätigen Gruppe von ca. 500 Personen heraus attackiert und mit allen greifbaren Gegenständen beworfen (elf verletzte Polizeibeamte). 3. Liga: SpVgg Unterhaching – FC Hansa Rostock am 19.02.2011 Im Rahmen der bahnseitigen Anreise der Gästefans attackierten etwa 20 RostockFans beim Umstiegsaufenthalt in Berlin fünf Anhänger von Union Berlin und raubten ihnen Fanutensilien. Einer weiteren Person wurde unter Vorhalt eines Messers ebenfalls ein Fanschal entwendet. Mit Unterstützung starker Kräfte der Polizei Berlin kontrollierte die Bundespolizei daraufhin ca. 90 bahnreisende Rostocker, die als aggressiv beschrieben wurden. Hierbei wurden neben den geraubten Fanartikeln auch Sturmhauben und ein Teppichmesser aufgefunden und sichergestellt. Bei dem Umstiegsaufenthalt in Halle trafen die Rostocker Störer auf etwa 40 Problemfans des dortigen Hallescher FC, die zu dem Spiel (Regionalliga Nord) ihrer Mannschaft nach Lübeck fahren wollten. Es kam unmittelbar zu Auseinandersetzungen, Flaschenwürfen und einer Sachbeschädigung. 15 Hallescher Problemfans durchbrachen eine Polizeikette gewaltsam und wurden im Folgenden unter Androhung von Zwangsmitteln und eingesetztem Schlagstock zurückgedrängt. In diesem Zusammenhang wurde ein Bundespolizist durch einen Schlag an den Hals verletzt. - 11 - Etwa 50 auswärtige Störer bestiegen zu Spielende den Zaun zum Innenraum und zeigten ihren Unmut über den Ausgang des Spieles, ohne dass es hierbei zu weiteren Störungen kam. Während der Rückreise der Gästefans mit der Bahn kam es beim Umstiegsaufenthalt in Lichtenfels zu einem weiteren Raub von Fanutensilien. In diesem Fall wurden Anhänger des Handball-Zweitligisten HC Erlangen von den Rostockern Gewalttätern geschädigt. 3. Liga: FC Bayern München II – SG Dynamo Dresden am 27.02.2011 Bereits während der Bahnanreise kam es zu Sachbeschädigungen. Aus der Gruppe der bahnreisenden Gästefans, die im Weiteren mit der U-Bahn zum Stadion fuhren und hierbei durch Polizeikräfte begleitet wurden, wurden insgesamt vier Personen nach diversen Einzeldelikten (Beleidigung, versuchte Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoß § 86a StGB, Mitführen von Quarzsandhandschuhen) vorläufig festgenommen. Ein weiterer Dresdener Gewalttäter wurde bei den Einlasskontrollen vorläufig festgenommen, nachdem er erst versuchte, mit einem gefälschten Ticket ins Stadion zu gelangen und anschließend den Ordner schlug. Zu Beginn des Spiels befanden sich noch etwa 300 Gästefans vor dem Stadion, wo ein unbekannter Tatverdächtiger Rauchpulver abbrannte. Zudem wurden Polizeikräfte, die in diesem Bereich postiert waren, bedrängt und durch zwei Gewalttäter angegriffen. Nach dem Spiel wurde durch einen unbekannten Täter ein Böller gezündet. Ein Gastfan, der einem Ladenbesitzer nach einem Diebstahl Schläge angedroht hatte, wurde festgenommen. Nach einer wechselseitigen Körperverletzung zwischen einem heimischen und einem auswärtigen Problemfan im Bahnhofsbereich konnte der Heimfan festgenommen werden. - 12 - Nach dem Spiel befanden sich etwa 160 bahnreisende Gästefans im abfahrbereiten Zug, als ein Ultra wegen eines räuberischen Diebstahls im Bahnhof festgenommen wurde. Daraufhin solidarisierten sich etwa 40 Dresdener Störer mit diesem und versuchten durch Blockieren der Türen die Abfahrt zu verhindern bzw. ihn frei zu pressen. Die auswärtigen Bahnreisenden, die im weiteren Verlauf durch Kräfte der Bundespolizei begleitet wurden, wurden zurück in den Zug gedrängt, warfen bei dessen verspäteten Abfahrt jedoch Dosen und Flaschen heraus. Beim Halt des Zuges in Landshut wurden erneut Gegenstände aus dem Zug geworfen. Dies wiederholte sich am nächsten Halt in Regensburg, wo zudem pyrotechnische Gegenstände gezündet wurden. Zudem beabsichtigten zwei Anhänger der Gastmannschaft mit Wohnort in Bayern den Zug dort zu verlassen. In diesem Zusammenhang attackierte einer der beiden einen eingesetzten Bundespolizisten. Bei der weiteren Fahrt des Zuges nach Hof eskalierte die Situation im Zug insoweit, als dass auch begleitende Kräfte der Bundespolizei nicht verhindern konnten, dass Dresdener Gewalttäter exzessiv wüteten und erhebliche Sachbeschädigungen mit einem Gesamtschaden von etwa 25.000 Euro verursachten. 3. Liga: SSV Jahn Regensburg – FC Hansa Rostock am 07.05.2011 Im Rahmen der Bahnanreise kam es nach Angaben der Bundespolizei zu diversen Einzelstraftaten durch z. T. erheblich alkoholisierte bahnreisende Rostock-Fans. Im Hauptbahnhof Berlin wurden mehrere pyrotechnische Gegenstände, darunter ein Nebeltopf ohne BAM-Kennzeichung, sichergestellt. Gegen 12:00 Uhr kam es zu einem Körperverletzungsdelikt durch zwei Gästefans zum Nachteil eines Linienbusfahrers. Nach Abbrennen von Pyrotechnik im Stadionnahbereich wurde eine Person festgenommen, die einen pyrotechnischen Gegenstand mitführte. Im Stadion kam es an einem Versorgungspunkt zu einer Körperverletzung durch einen Gastfan zum Nachteil einer Verkäuferin. Dieser leistete bei der Festnahme Widerstand. Im Bereich des Gästezugangs beleidigte ein Gastfan Einsatzkräfte und leistete bei der Festnahme Widerstand. Vor Spielbeginn wurden im Gästefanblock mehrere Bengalische Feuer durch unbekannte Gästefans gezündet. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit wurde aus dem Gästefanblock eine Vielzahl von Schuhen und T-Shirts in den Innenraum des Stadions geworfen. In der Folge - 13 - überstiegen ca. 20 bis 30 Störer des Gastvereins den Trennzaun, um die zuvor geworfenen Gegenstände wieder zurück zu holen. Kurz vor Spielende bestiegen 50 bis 60 Gästefans erneut den Spielfeldbegrenzungszaun, um nach Abpfiff sofort auf das Spielfeld zu laufen. Zu dieser Zeit hatten es bereits zehn bis 15 Gästefans geschafft, in den Innenraum zu gelangen, um sich ebenfalls, wie zuvor bereits beschrieben, Kleidungsstücke zurück zu holen. Zeitgleich mit dem Abpfiff überstiegen einige Hundert Gästefans den Zaun zum Innenraum. Durch eine Person, die sich im Innenraum befand, wurde ein Fluchttor im Bereich des Gästeblocks geöffnet. Infolge des massiven Aufdrückens dieses Fluchttores wurden zwei Sicherheitsbedienstete leicht verletzt. Polizeikräfte konnten die gut 1.000 Rostock-Fans die sich im Innenraum befanden, zurückhalten und ein Aufeinandertreffen mit Heimfans verhindern. Beim Abmarsch der Gästefans wurden zwei Polizeibeamte durch Rostocker Störer beleidigt. Saison 2011/2012 Freundschaftsspiel: 1. FC Nürnberg - Fenerbahce Istanbul am 16.08.2011 Im Oberrang des Gästefanbereiches war eine zusammen agierende Gruppe (Ultras) von ca. 350 Personen aus der Anhängerschaft von Fenerbahce Istanbul erkennbar, die von mehreren Einpeitschern angefeuert ultratypisches Verhalten zeigte. Durch rhythmisches Hüpfen geriet der Oberrang in Schwingung. Mehrmals wurde versucht auf diese Gruppe (mit Durchsagen des Stadionsprechers, auch in türkischer Sprache, mit direkter Ansprache durch türkische Sicherheitsverantwortliche) einzuwirken, um das rhythmische Hüpfen zu unterlassen. Auch das Angebot an die Ultragruppierung, einen leeren Ausweichblock im Unterrang zu nutzen, wurde nicht angenommen. Erst als mit Spielunterbrechung/abbruch gedroht wurde und sich eine türkische Vereinsfunktionärin in den Block begeben hatte, stellte die Gruppe ihr gemeinsames Hüpfen ein. - 14 - In der 80. Minute des Spieles legten 20 - 30 der Ultras aus der Anhängerschaft von Fenerbahce Istanbul schwarze Sturmhauben an und entzündeten 15 Bengalfackeln. Es entstand kurzzeitig starke Rauchentwicklung. Das Spiel wurde daraufhin nach Rücksprache zwischen Polizeiführer und Schiedsrichter für ca. 5 Minuten unterbrochen. Es erfolgten entsprechende Durchsagen und türkische Spieler versuchten zudem beschwichtigend auf ihre Fans einzuwirken. Dies zeigte Wirkung und so konnte das Spiel bis zum Ende fortgesetzt werden. Champions League: FC Bayern München – FC Zürich am 17.08.2011 Beim Spiel wurden 34 Festnahmen aufgrund verschiedener Einzeldelikte getätigt. Im Bereich des Gästeblocks wurde beim Einlaufen der Mannschaft massiv Pyrotechnik gezündet. Bundesliga: FC Augsburg - Hannover 96 am 24.09.2011 Zu Spielbeginn wurde im Gästeblock unter der Deckung einer großen Blockfahne eine größere Menge Rauchpulver und bengalische Fackeln gezündet. Nach dem Spiel wurden die bahnreisenden Gästefans in Shuttle-Bussen zum Hauptbahnhof gefahren. Hierbei schlugen unbekannte Täter in einem Bus eine Seitenscheibe heraus, sodass der Bus die Fahrt einstellen musste. An einem Einkaufszentrum im Bereich des Bahnhofsvorplatzes versuchte eine 19-köpfige Augsburger Problemfangruppe gegen eine Gruppe von 15 Gästefans vorzugehen. Einsatzkräfte mussten die Gruppen unter Einsatz des Schlagstocks und Reizstoffsprühgerät trennen bzw. festsetzen, um die Auseinandersetzungen zu unterbinden. Im Bereich der Hannoverschen Anhänger konnten nach Beruhigung der Lage mehrere weggeworfene Schutzgegenstände, u. a. auch Mundschutz, festgestellt werden. In unmittelbarer Nähe dieser Gruppierung schlug ein Heimfan einen Gastfan zu Boden. Bundesliga: 1. FC Nürnberg – 1. FSV Mainz 05 am 01.10.2011 In der Nachspielphase liefen etwa 50 Nürnberger Ultras laut grölend - unter Begleitung von zehn Beamten der Bundespolizei - durch die Mittelhalle des Haupt- - 15 - bahnhofs Nürnberg in Richtung Südausgang. Hierbei pöbelten sie und skandierten aggressive Gesänge gegen die Polizei. Im Südtunnel wurden die Einsatzkräfte von zwei weiblichen Verkäuferinnen einer am Südausgang befindlichen Bäckerei angesprochen. Diese meldeten, dass ein junger Mann aus der vorgenannten Gruppe eine Verkäuferin zuerst gestoßen und anschließend eine Flasche Wasser entwendet hatte. Als die Bundespolizeikräfte die Person zur Rede stellen wollten, stürmten alle ca. 50 Nürnberger Ultras auf die Beamten zu. Diese konnten u. a. durch den Gebrauch des Schlagstockes den Angriff stoppen. Trotzdem stürmte ein Störer mit der erhobenen Faust auf einen Beamten zu. Dieser konnte den Angreifer jedoch zu Boden bringen, bevor es zu der Ausführung des Schlages kam. Bei einem weiteren Angriff wurde einem Bundespolizeibeamten die Uhr vom Arm gerissen (jedoch nicht entwendet), sodass der Beamte leichte Schürfwunden am Unterarm erlitt. Im weiteren Verlauf wurden die Einsatzkräfte mit Plastik- und Glasflaschen beworfen. Daraufhin setzten die Beamten Pfefferspray ein. Hierdurch konnte der Angriff abgewehrt werden, zwei Beamte wurden jedoch verletzt (Augenreizungen). In der Mittelhalle waren zeitgleich ca. 100 Mainzer Ultras in einer U-Bahn - begleitet von Kräften der Polizei Nürnberg - eingetroffen und wurden zu Gleis 8 begleitet. Kurz darauf stürmten ca. 120 Nürnberg Ultras aus der Osthalle über die Mittelhalle in den Mitteltunnel, um die Mainzer Fans anzugreifen. Nur durch den Einsatz des Schlagstockes und Pfefferspray konnten die Einsatzkräfte der Polizei Nürnberg und der Bundespolizei den Angriff abwehren und die Lage bereinigen. Im weiteren Verlauf musste immer wieder der Schlagstock gegen zurückeilende aggressive Ultras eingesetzt werden. Nach dem Angriff zogen sich die ca. 120 Ultras in die Osthalle zurück und versuchten, nochmals über den Treppenaufgang zu Gleis 8 die Mainzer Ultras zu attackieren. Bundesliga: 1. FC Nürnberg - VfB Stuttgart am 22.10.2011 Bei dieser Begegnung kam es von der Ankunft bis zu zur Abreise zu zahlreichen Einzeldelikten wie z. B. Betätigen der Notbremse, Zünden pyrotechnischer Gegenstände, Beleidigung, Sachbeschädigung, und Körperverletzung. Auf dem Weg - 16 - zum Stadion attackierten Gästefans Zivilkräfte der Polizei und verletzten hierbei einen Beamten durch einen Faustschlag am Auge. Nach dem Spiel fuhr der Sonderzug mit 40 Minuten Verspätung ab, da 200 Stuttgarter Ultras noch bis zur Entlassung eines in Gewahrsam genommenen Problemfans im Stadion gewartet hatten. Vor der Abfahrt stürmten ca. 50 Nürnberger Ultras durch den Osttunnel über verschiedene Bahnsteige in Richtung des Mitteltunnels, um an die auswärtigen Problemfans zu gelangen. Die Ultras wurden gestoppt, umstellt und anschließend abgedrängt. Hierbei und zur anschließenden Durchsetzung von Platzverweisen war teilweise der Einsatz des Schlagstockes nötig. Im Vorfeld der Begegnung wurde bekannt, dass am Tag nach dem Spiel eine Drittortauseinandersetzung zwischen Stuttgarter/Kaiserslauterer Hooligans und Nürnberger Gleichgesinnten an einem Ort entlang der BAB 6 stattfinden sollte. An diesem Sonntag stellten gegen 10:00 Uhr Aufklärungskräfte vier Fahrzeuge im Nürnberger Stadtgebiet fest, die sich mit jeweils fünf Personen besetzt in Bewegung setzten. Die Fahrzeuge fuhren mit sehr hoher Fahrgeschwindigkeit über die BAB 6 auf den Autohof Eurorast Satteldorf. Dort bemerkten sie offensichtlich einen Polizeihubschrauber und wollten flüchten. Einsatzkräfte konnten drei Fahrzeuge mit 15 Personen anhalten, dem vierten gelang die Flucht. Es wurden zahlreiche szenetypische Utensilien sichergestellt (u. a. 17 T-Shirts mit der Aufschrift 'Nürnberg Pride' zur einheitlichen Kennzeichnung sowie Bandagen, Körperschutzausstattungen und sechs Messer). Bei den Personen handelte es sich um elf Angehörige der drittorterfahrenen Nürnberger Hooliganszene und um vier Personen der überörtlichen Kickboxszene. Bundesliga: FC Bayern München – 1. FC Nürnberg am 29.10.2011 Vor dem Spiel versuchten Nürnberger Ultras am U-Bahnhofausgang Arena, wo sich etwa 250 Mitglieder der heimischen Ultragruppierung „Schickeria“ aufhielten, die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Nahe dem Park & Ride Parkhaus erschien eine Gruppe von ca. 80 schwarz gekleideten Personen der Nürnberger Ultras. Diese waren teilweise vermummt und führten Fahnenstangen ohne Fahnen mit. Sie marschierten geschlossen über den - 17 - Busparkplatz Süd und provozierten durch Schreien und Hochreißen der Arme die Bayern-Fans. Ein Heimfan wurde auch direkt körperlich angegangen. Nach dem Spiel wurden ca. 300 Nürnberger Ultras zum U-Bahnhof Fröttmaning begleitet. Kurz vor Erreichen des Bahnhofes setzte sich der Großteil der Fans auf den Boden und gab bekannt, dass sie erst nach der Entlassung ihrer in Gewahrsam genommenen „Freunde“ weitergehen würden. Als die ersten Problemfans entlassen wurden, begaben sich die Nürnberger Ultras zu ihren geparkten Fahrzeugen. Dort stellten sie fest, dass bei fünf Pkw jeweils an einem Reifen die Luft abgelassen war. Drei Personen wurden bei diesen Aktionen verletzt. 2. Bundesliga: TSV München von 1860 – VfL Bochum am 05.11.2011 Bei den Einlasskontrollen versuchten geschlossen agierende Störer des Gastvereins sowie deren Sympathisanten mit massivem Körpereinsatz unkontrolliert ins Stadion zu gelangen. Dies konnte durch die anwesenden Einsatzkräfte mittels Reizstoffsprühgerät und Schlagstockeinsatz verhindert werden. Im Umfeld des Busparkplatzes Süd hielten sich nach dem Spiel ca. 15 Personen mit bundesweit wirksamen Stadionverboten aus den Anhängerschaften des VfL Bochum und des FC Bayern München auf, als ca. 60 Ultras/Problemfans des Heimvereins diesen Bereich passierten. Daraufhin entwickelten sich umgehend gewalttätige Auseinandersetzungen, in deren Verlauf auch Einsatzkräfte körperlich angegriffen wurden. Mit Eintreffen weiterer Verstärkungskräfte flüchteten die beteiligten Störer. Während der Flucht kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, wobei Einsatzkräfte den Schlagstock, das Reizstoffsprühgerät sowie Diensthunde einsetzen mussten. Es wurden 12 Personen, darunter drei Polizeibeamte, verletzt. DFB-Pokal: 1. FC Nürnberg – SpVgg Greuther Fürth am 20.12.2011 Während des gesamten Spiels wurde im Gästeblock unter dem Sichtschutz von Fahnen mehrfach Pyrotechnik abgebrannt. Darüber hinaus wurden zu Beginn des Spiels sowie zu Beginn der zweiten Halbzeit Leuchtkugeln - vermutlich aus dem Bereich des Gästeblocks - auf das Spielfeld geschossen. - 18 - Unmittelbar nach Spielende überstiegen überraschend (vermutlich frustriert aufgrund der Niederlage) ca. 100 bis 120 Nürnberger Störer (Ultras) die Umzäunung zum Innenraum und sammelten sich auf der Tartanbahn. Als der Ordnungsdienst Ausweitungen verhindern wollte, kam es zu Angriffen seitens der Störer, wodurch zumindest vier Ordner durch Schläge und Tritte leicht verletzt wurden. Unmittelbar danach überrannten die Nürnberger Störer die übrigen Ordner und stürmten in Richtung Gästeblock. Dort bewarfen sich Heim- und Gästefans gegenseitig mit Schneebällen und Plastikstangen. Bevor es zu einer direkten körperlichen Konfrontation kommen konnte, drängten Polizeikräfte unter Anwendung von Pfefferspray und Schlagstock die heimische Störergruppe zurück. Bundesliga: FC Augsburg – 1. FSV Mainz 05 am 17.03.2012 Drei Tatverdächtige haben aus dem Fanblock heraus mit gefüllten Bierbechern zwei Pressevertreter beworfen, deren Fotoausrüstung getroffen und hierdurch beschädigt wurde. Zudem zeigte einer der Tatverdächtigen im Zusammenhang mit der Tatausführung den ''Mittelfinger''. Nach der Ankunft der Busreisenden Gästefans am Mainzer Bruchweg-Stadion erkannten die zurückkommenden Mainzer Anhänger zwei Pkw, aus denen heraus Fanschals des 1. FC Kaiserslautern präsentiert worden waren. Neben skandierten Parolen schwenkten die Pkw-Insassen ihre Fanschals. Hiernach verließen ca. 20 Businsassen ihren Reisebus und liefen auf die Fahrzeuginsassen zu, offensichtlich in der Absicht, diese zu attackieren. Zu diesem Zeitpunkt kamen ca. 40 bis 50 weitere Kaiserslauterer Störer aus dem Bereich des Parkplatzes in Richtung der beiden Fahrzeuge gelaufen und attackierten nunmehr die anrückenden Mainzer Beteiligten. Bei den nun folgenden Auseinandersetzungen kamen u. a. Fahnenstangen aus Kunststoff und Metall, angespitzte Holzpfosten, Holzlatten, Flaschen und Bierkästen zum Einsatz. Entsprechende Gegenstände wurden sichergestellt. Die zuerst eintreffenden Polizeikräfte stellten eine unbekannte Anzahl (leicht) verletzter Mainzer Fans fest, die jedoch szenetypischen Gepflogenheiten entsprechend keine näheren Angaben machten. - 19 - 2. Bundesliga: TSV München von 1860 – FC Hansa Rostock am 31.03.2012 Bereits in der Nacht vor dem Spiel kam es im Untergeschoss des Marienplatzes zu einem Angriff von sieben Personen, die der Rostocker Problemfanszene zuzurechnen sind, auf eine gleichgroße Gruppe Jugendlicher und Heranwachsender aus München, die Fanlieder sangen. Im Verlauf der Auseinandersetzung wurden drei Personen der Münchener Gruppe, darunter eine Frau, durch Schläge, Tritte in den Genitalbereich und Würgen verletzt. Eine Gruppe von etwa 25 Angehörigen einer Problemfangruppierung des TSV 1860 München traf im Stadionumfeld auf die etwa gleichgroße Gruppe Rostocker. Dabei kam es unmittelbar nach dem Aufeinandertreffen zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung beider Gruppen. Bundesliga: 1. FC Nürnberg – Hamburger SV am 21.04.2012 Während der zweiten Spielhälfte brannten vermummte Hamburger Anhänger im Stehplatzbereich mindestens sieben Bengalfackeln ab. Danach breiteten die Vermummten eine Fahne über sich aus und wechselten darunter ihre Kleidung bzw. tauschten diese. Als Einsatzkräfte nach dem Spiel die beiden Hamburger Anhänger, die während des Spieles Bengalfackeln gezündet hatten, vorläufig festnehmen wollten, kam es zu einer Solidarisierung der anderen Gäste-Fans. Hierbei kam es zu Angriffen gegen die Einsatzkräfte. Die Störer besprühten die Einsatzkräfte mehrfach mit Pfefferspray, wodurch acht Polizeibeamte Verletzungen erlitten. Während der Auseinandersetzung wurde ein Beamter durch eine abgebrochene Plastikstange im Gesicht verletzt. Zur Abwehr der Angriffe mussten die Einsatzkräfte Pfefferspray und den Einsatzmehrzweckstock einsetzen. Darüber hinaus wurde versucht, das Gruppenfahrzeug anzugehen. Dabei kam es zu einer Sachbeschädigung durch einen Fußtritt gegen die hintere Beleuchtungseinrichtung. 3. Liga: SSV Jahn Regensburg - Chemnitzer FC am 21.04.2012 Während der bahnseitigen Anreise der auswärtigen Fans kam es zu einer Beleidigung zum Nachteil eines Bundespolizeibeamten. Am Bahnhof Schwandorf wurden - 20 - Bierflaschen aus dem fahrenden Zug durch unbekannte Störer herausgeworfen. Beim Ausstieg der Gästefans aus den Bussen wurde aus der Menschenmenge heraus ein Böller vor die Füße von zwei Polizeibeamten geworfen, wobei diese leichte Knalltraumata erlitten. Im Eingangsbereich eines Regensburger Einkaufszentrums wurde ein Wachmann durch einen unbekannten Chemnitzer Gewalttäter mit der Faust ins Gesicht geschlagen und verletzt, nachdem er diesen und einen seiner Begleiter auf ihren alkoholisierten Zustand aufmerksam gemacht hatte. Während des Spiels wurde im Gästeblock durch einen unbekannten Gast-Fan ein Rauchkörper gezündet. Einige Zeit später wurde ein Böller geworfen. In der zweiten Spielhälfte kam es ebenfalls im Heimblock zu einer Rauchentwicklung durch einen unbekannten Täter. Zum Ende der Spielzeit, befanden sich zwei Problemfans aus Chemnitz im Bereich einer Tankstelle. Einer der Männer entwendete dort ein Feuerzeug und warf eine leere Bierflasche in Richtung Kassierer, wobei Mobiliar der Tankstelle nicht nur unerheblich beschädigt wurde. Bei der anschließenden Festnahme verletzte dieser einen Polizeibeamten leicht am Finger. Unmittelbar nach Spielende gelang es ca. 30 auswärtigen Störern durch Überwinden der Absperrungen in Richtung der Heimfans vorzudringen. Durch Einsatz von Zwangsmitteln (körperliche Gewalt und Schlagstock) gelang es den Einsatzkräften, ein unmittelbares Aufeinandertreffen beider Gruppen zu verhindern, die auswärtigen Gewalttäter zurückzudrängen und die Pufferblöcke wieder zu besetzen. Dabei wurde ein auswärtiger Gewalttäter festgenommen, nachdem er einen Polizeibeamten gegen den Helm schlug und dieser sich am Nacken leicht verletzte. Im weiteren Verlauf des Abmarsches trafen im Bereich einer stadionnahen Tankstelle ca. 50 heimische Ultras auf eine in etwa gleiche Anzahl auswärtiger Gleichgesinnter und es kam zu kurzen Rangeleien. Polizeikräfte trennen die Kontrahenten, wobei ein Polizeibeamter durch einen unbekannten Täter am Fuß und Ellbogen leicht verletzt wurde. - 21 - In der Nachspielphase kam es zu zwei Sachbeschädigung (Abreißen eines Waschbeckens durch einen Chemnitzer Störer und Beschädigung einer Litfasssäule durch einen Unbekannten) sowie zu einer Körperverletzung zum Nachteil eines Chemnitzer Fans durch einen Regensburger Gewalttäter. 2. Bundesliga: SpVgg Greuther Fürth - Fortuna Düsseldorf am 29.04.2012 In der Vorspielphase wurde ein Fürther Fan vorläufig festgenommen, da er einen Böller zündete und weitere 18 Stück ohne BAM-Kennung mitführte. Weitere Böller, Bengalische Fackeln und Rauchkörper wurden durch Gastfans im Stadion gezündet. In einem gemischten Block mit Heim- und Gastfans kam es zu einer Rangelei zwischen mehreren Besuchern. Nach Abpfiff wurde den Heimfans der kontrollierte Zugang zum Innenraum gestattet. Eine Trennlinie von Polizei- und Ordnungskräften vor dem Gästefanblock verhinderte ein Übersteigen der Zäune durch Gästefans. Hierbei musste zwischenzeitlich Pfefferspray eingesetzt werden. Aufgrund der Fanvermischung in einigen Blöcken (Internetkartenverkauf) kam es zu Provokationen durch Fürth-Fans in Richtung der dort befindlichen Anhänger von Fortuna Düsseldorf. Daraus resultierend kam es an verschiedenen Brennpunkten zu körperlichen Auseinandersetzungen, so dass Einsatzkräfte den Schlagstock zur Lagebereinigung einsetzen mussten. Zeitgleich kam es zu einem Böllerwurf aus einem mit Heim- und Gastfans besetzten Block, bei dem drei Polizeivollzugsbeamte ein Knalltrauma erlitten. 3. Liga: SV Wacker Burghausen – Chemnitzer FC am 05.05.2012 Während des Spiels wurden zum Beginn der zweiten Halbzeit im Gästeblock durch unbekannte Täter zwei pyrotechnische Gegenstände gezündet. Kurze Zeit später kam es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Chemnitzer Störern und dem Ordnungsdienst. Diese konnten nur durch starke Polizeikräfte und den Einsatz von Schlagstock/Pfefferspray unterbunden werden. Im Rahmen der Auseinandersetzungen wurden durch unbekannte Chemnitzer Gewalttäter ein Ordner (u.a. durch Tritte) schwer, sowie drei Polizeibeamte leicht verletzt. - 22 - Champions League-Finale: FC Bayern München – Chelsea FC am 19.05.2012 Insbesondere in der Innenstadt musste die Polizei aufgrund zahlreicher Sicherheitsstörungen eine hohe Präsenz zeigen und häufig einschreiten. Es kam während des gesamten Einsatzes zu 143 Freiheitsentziehungen wegen Körperverletzungsdelikten, Verstößen gegen das Markengesetz, Missbrauch von Pyrotechnik und von Taschendiebstählen. Sieben Personen wurden verletzt, davon vier Polizeibeamte. Ein gewalttätiges Aufeinandertreffen gegnerischer Gruppen konnte durch kommunikative Mittel und erforderlichenfalls konsequentem Auftreten verhindert werden. Der schwerste Fall ereignete sich am Nachmittag am Dom. Dort schlugen englische Hooligans auf einen zu einem Einsatz fahrenden Streifenwagen. Ein Täter stieg auf das Dach des langsam weiterfahrenden Pkw und beschädigte diesen und die Polizeiaufbauten durch Sprünge und Tritte. Einer der beiden Polizeibeamten erlitt einen Schock. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurden aus dem Block der Heimfans rund zehn bengalische Feuer, mehrere Kanonenschläge sowie „Blitzer“ gezündet. Unmittelbar nach Spielende liefen 3 Anhänger des Chelsea FC auf das Spielfeld. Durch die Ordner und mit der schnellen Unterstützung durch die Polizei konnte verhindert werden, dass weitere Personen auf das Spielfeld liefen. zu 7.: Von welchen Fangruppierungen geht welche Art der Fangewalt nach polizeilichen Erkenntnissen aus? Fangewalt geht in der Regel nicht von ganzen Fangruppierungen aus. Häufig handelt es sich um Teilgruppen, z. B. aus der Ultraszene. Dabei fällt insbesondere die gestiegene Aggressivität gegenüber Ordnungsdiensten und Polizeibeamten auf. Viele sogenannte „Fans“ schrecken vor Provokationen, Beleidigungen und auch vor Körperverletzungsdelikten nicht zurück; eine Entwicklung, die sich im Übrigen mit den bundesweiten Erfahrungen deckt. Fanauseinandersetzungen untereinander ereignen sich oft aufgrund eines verfeindeten bzw. rivalisierenden Fanverhältnisses. - 23 - Zudem kommt es mitunter zu sog. „Drittortauseinandersetzungen“. Hierbei treffen zwei gleich große Gruppen gegnerischer Fans an einer abgelegenen Örtlichkeit, z. B. Waldlichtung, abgelegener Parkplatz, etc, zu einer abgesprochenen Auseinandersetzung aufeinander und es wird nach vorher festgelegten Regeln „gekämpft“. Solche Auseinandersetzungen finden normalerweise nicht öffentlichkeitswirksam statt (siehe hierzu auch S. 15; 1. FC Nürnberg – VfB Stuttgart am 22.10.2011). zu 8.: Gibt es besondere Maßnahmen bei Spielen mit „erhöhtem Gefährdungspotential“? Wenn ja, welche und wer entscheidet darüber? Für jede Begegnung findet eine Einzelbewertung statt. Aufgrund dieser Bewertung werden die entsprechenden Einsatzmaßnahmen sowie der Kräfteansatz der Polizei festgelegt. Die Sicherheitsbehörden ordnen weitere Maßnahmen beim Verein an, wie z. B. Erhöhung der Ordneranzahl, zusätzliche Abgitterung zur Fantrennung etc. Zudem erlassen Sicherheitsbehörden ggf. Meldeauflagen oder aufenthaltsoder passbeschränkende Maßnahmen gegen bekannte Störer. Die Festlegung der Einsatzmaßnahmen erfolgt lageangepasst und flexibel durch die einsatzführende Polizeidienststelle, respektive den Einsatzleiter. Die polizeilichen Einsatzkonzepte sehen bei Spielen mit erhöhtem Gefährdungspotential unter anderem folgende mögliche Maßnahmen vor: Anregung/Durchführung präventivpolizeilicher Maßnahmen, wie z. B. Gefährderansprachen, Meldeauflagen oder aufenthalts- bzw. passbeschränkende Maßnahmen bei der jeweiligen Sicherheitsbehörde; Abfahrtsüberwachungen oder Abfahrtsverhinderungen an Sammelorten und Bahnhöfen einschließlich der Sicherstellung gefährlicher Gegenstände und Waffen; Begleitung anreisender Fans in öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere bei der Anreise mit der Deutschen Bahn durch Beamte der Bundespolizei; Übernahme von gewaltbereiten Fußballfans und erkannten Hooligans durch die örtliche Polizei bei der Ankunft am Bahnhof; Begleitung von Problemfanpotential in der Innenstadt und auf dem Weg zum Stadion; - 24 - konsequente Speicherung in der Datei „Gewalttäter Sport“; Anregung von Stadionverboten bei den Vereinen. Mit freundlichen Grüßen gez. Joachim Herrmann Staatsminister